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Deutschland 1 www.philatelie-digital.de 20/2015 Briefpost national – Folge 42 Viel Aufwand für bundesdeutsche „Ulbricht“-“ Dauerserie! Beispielhaftes mit Fundstücken aus der Berliner „Heinemann“-Ausgabe WERNER RITTMEIER Gustav Heinemann (1899-1976), der dritte Bundespräsident des westlichen deutschen Staates, mochte keine steifen Protokolle, heißt es. Er litt unter den Anforderungen des Amtes, nahm sich aber auch die Freiheit, seine Zeitgenossen zu vergrätzen. So gern auch die Bundeswehr („Jede Bundeswehr muß bereit sein, sich um einer besseren politischen Lösung willen in Frage stellen zu lassen", Der Spiegel 10/1970). – 2016 sind es 40 Jahre her, daß die Bandwurm-Dauerserie aus dem Schalterverkauf verschwand. Auch das ein Grund, sich noch einmal an die „politischste“ Dauerserie der alten Bundesrepublik zu erinnern. Das Bildnis auf den von Juli 1970 bis 1973 für „Bund“ und „Berlin“ erschiene- nen Dauermarken war für ziemlich lange, fast sechs Jahre dem westdeutschen und Berliner Postkunden wohl vertraut. Dem Sammler wurden sie als Markenneuheit ab Beginn der 70er Jahre jedoch bald ein Graus, denn die Ergänzungen – 44 Mar- ken für „Bund“/“Berlin“ in vier Jahren – wollten einfach nicht mehr enden. Hinzu kamen enttäuschte Erwartungen, der Ärger mit dem im Ostblock entfachten Postkrieg von Briefpost mit Berliner Mar- ken, ein allgemeines Ungenügen, weil die „Rollen“-Serie „Unfallverhütung“ im Buch- druck als läppisch empfunden wurde und sich das Interesse an der Stichtiefdruck- Ausgabe nun mal festmachte. Und dann war da noch die „Drohung“, ein 5-DM- Wert werde erscheinen und noch alles teurer machen, wie das mit den ständig Die 8-Pf- und 15-Pf-Marken machen nominell den Unterschied zwischen der Westberliner Ausgabe und der für das Bundesgebiet aus. Sie unterscheiden sich natürlich auch durch die um „Berlin“ ergänzte Herkunftsbezeichnung im Markenbild. Die beiden Wertstufen wa- ren wegen einer tariflichen Besonderheit des Postgebietes „Berlin“ verlangt. Denn hier, im Geschäftsbereich der Landespostdirektion Berlin, war es nach dem 1. März 1963 bei der Gebührenermäßigung für Briefe und Postkarten im Ortsverkehr geblieben (bis 31.3.91). Die Regelung galt auch bei Zielen dieser Grundsendungsarten im Ostteil der Stadt. steigenden Postgebühren ja ohnehin schon der Fall war. Was letzteren Kritik- punkt anging, war viel Polemik und noch mehr Ahnungslosigkeit im Spiel – gerade auch in der Michel-Rundschau jener Zeit kann man das gut verfolgen. Die Marken zeigten das Antlitz des „so anderen Präsidenten“. Sie taten dies – aus der Sicht des sie damals ebenfalls fleißig kaufenden Schreibers – allerdings r- - r r) in einer grafisch-brachialen Schlichtheit, daß man damals, noch dazu wie der Au- tor drei Kilometer von der innerdeutschen Grenze wohnend, sofort an die Marken mit dem Portrait des Repräsentanten vom Staat mit der „Minen- und Mördergrenze“ denken mußte. Selbst besonnenen wie wohlgesonne- nen Betrachtern kam also etwas ganz an- deres in den Sinn: die „Häßlichkeit“ der Die Moiré-Bildung in den hellen Por- traitflächen ist dem Scan-Verfahre ge- schuldet!

Viel Aufwand für bundesdeutsche „Ulbricht“-“ Dauerserie! · 2016. 11. 19. · Deutschland 1 20/2015 Briefpost national – Folge 42 Viel Aufwand für bundesdeutsche „Ulbricht“-“

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    1www.philatelie-digital.de 20/2015

    Briefpost national – Folge 42

    Viel Aufwand für bundesdeutsche„Ulbricht“-“ Dauerserie!Beispielhaftes mit Fundstücken aus der Berliner „Heinemann“-AusgabeWERNER RITTMEIER

    Gustav Heinemann (1899-1976), der dritte Bundespräsident des westlichen deutschen Staates, mochtekeine steifen Protokolle, heißt es. Er litt unter den Anforderungen des Amtes, nahm sich aber auch dieFreiheit, seine Zeitgenossen zu vergrätzen. So gern auch die Bundeswehr („Jede Bundeswehr muß bereitsein, sich um einer besseren politischen Lösung willen in Frage stellen zu lassen", Der Spiegel 10/1970). –2016 sind es 40 Jahre her, daß die Bandwurm-Dauerserie aus dem Schalterverkauf verschwand. Auchdas ein Grund, sich noch einmal an die „politischste“ Dauerserie der alten Bundesrepublik zu erinnern.

    Das Bildnis auf den von Juli 1970 bis1973 für „Bund“ und „Berlin“ erschiene-nen Dauermarken war für ziemlich lange,fast sechs Jahre dem westdeutschen undBerliner Postkunden wohl vertraut. DemSammler wurden sie als Markenneuheitab Beginn der 70er Jahre jedoch bald einGraus, denn die Ergänzungen – 44 Mar-ken für „Bund“/“Berlin“ in vier Jahren –wollten einfach nicht mehr enden.

    Hinzu kamen enttäuschte Erwartungen,der Ärger mit dem im Ostblock entfachtenPostkrieg von Briefpost mit Berliner Mar-ken, ein allgemeines Ungenügen, weil die„Rollen“-Serie „Unfallverhütung“ im Buch-druck als läppisch empfunden wurde undsich das Interesse an der Stichtiefdruck-Ausgabe nun mal festmachte. Und dannwar da noch die „Drohung“, ein 5-DM-Wert werde erscheinen und noch allesteurer machen, wie das mit den ständig

    Die 8-Pf- und 15-Pf-Marken machen nominell den Unterschied zwischen der WestberlinerAusgabe und der für das Bundesgebiet aus. Sie unterscheiden sich natürlich auch durchdie um „Berlin“ ergänzte Herkunftsbezeichnung im Markenbild. Die beiden Wertstufen wa-ren wegen einer tariflichen Besonderheit des Postgebietes „Berlin“ verlangt. Denn hier, imGeschäftsbereich der Landespostdirektion Berlin, war es nach dem 1. März 1963 bei derGebührenermäßigung für Briefe und Postkarten im Ortsverkehr geblieben (bis 31.3.91). DieRegelung galt auch bei Zielen dieser Grundsendungsarten im Ostteil der Stadt.

    steigenden Postgebühren ja ohnehinschon der Fall war. Was letzteren Kritik-punkt anging, war viel Polemik und nochmehr Ahnungslosigkeit im Spiel – geradeauch in der Michel-Rundschau jener Zeitkann man das gut verfolgen.

    Die Marken zeigten das Antlitz des „soanderen Präsidenten“. Sie taten dies –aus der Sicht des sie damals ebenfallsfleißig kaufenden Schreibers – allerdings

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    in einer grafisch-brachialen Schlichtheit,daß man damals, noch dazu wie der Au-tor drei Kilometer von der innerdeutschenGrenze wohnend, sofort an die Markenmit dem Portrait des Repräsentanten vomStaat mit der „Minen- und Mördergrenze“denken mußte.

    Selbst besonnenen wie wohlgesonne-nen Betrachtern kam also etwas ganz an-deres in den Sinn: die „Häßlichkeit“ der

    Die Moiré-Bildungin den hellen Por-traitflächen ist demScan-Verfahre ge-schuldet!

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    2www.philatelie-digital.de 20/2015

    Marken. Man fühlte sich also an die Dau-erserie mit Walter Ulbricht, Staatsratsvor-sitzender der DDR, erinnert. 1970 wardas, und man wußte da übrigens nochnicht, daß es um den „Spitzbart“ politischbald geschehen sein würde – auch amPostschalter, indem seine Marken wieüber Nacht aus dem Vorrat verschwan-den. Ulbricht hatte es sich mit allen imPolitbüro, vor allem mit Honecker, abernoch mehr mit Breschnew vom „GroßenBruder“ Sowjetunion verscherzt – sein un-rühmliches Macht-Ende nahte (3.5.1971).

    Dabei bot die DDR-Markenserie mitUlbrichts Portrait neben einer zurückhal-tenden Portraitgröße noch leidlich visuelleAbwechslung, indem sie zwei Formate(Pfennig-, Markwerte!) bereithielt. Die„Heinemann“-Marken jedoch wurden un-beeindruckt sogar auch von der Erfah-rung mit „Heuss“-Markwerten in fast so-zialistischer Manier auf „Einheitlichkeit“ imFormat getrimmt. Bot die DeutschesReich-Präsidenten-Serie 1932 noch zweiverschiedene Bilder mit Ebert und Hin-denburg bei zurückhaltender, aber gestei-gerter bildlicher Anmutung, kam motivli-che Einheitlichkeit erst mit Adolf Hitler(1941), doch auch da schaffte man nochBedeutung mit größerformatigen Mark-Werten.

    Doch am wenigsten diese Einfaltslosig-keit, war es, die landauf landab irritierte.Philatelisten haben immer ein genaueresAuge dafür, es ist geschult an den Bei-spielen der Vorgänger. Schnell wurde klar:An dieser Ausgabe ist trotz, oder besser:wegen der fotorealistischen Darstellungkaum jene Würde erkennbar, die von einer„Staatspräsidenten“-Serie mit Milliarden-Auflage erwartet werden muß. Die übri-gens im Falle Hindenburgs fast vierzigJahre zuvor so leicht daherkommt und diebei den Heuss-Marken (1954 ff.) soschnell vertraut werden konnte.

    Es geht ja ums Eingemachte. Auchdem Entwerfer, Professor Karl Hans Wal-ter, ging es offenkundig genau darum. Mitfatalem Ergebnis. Wesentlich hat das mitdem zu kurzen Halsansatz im Bild zu tun,wodurch der Kopf viel zu massig gerät. Erdominiert folglich die Bildfläche. Zu ange-strengt wirkt das – anstrengend wie derabgebildete Mann es wohl ohnehin war.Für Außenminister Willy Brandt zu jederZeit. Er wollte diese Präsidenten-Kandida-tur nur, weil er endlich einen SPD-Manndurchbringen wollte und die CDU niemalseinen Abtrünnigen wählen würde, wohlaber die FDP, auf die sich, obwohl in derWählerresonanz stark schwächelnd, alleAnstrengungen der SPD in der anstehen-den Bundestagswahl 1969 richtete.

    Rückschein per Luftpost-In-land von Westberlin nachdem Bundesgebiet – von ei-nem Auktionator. Postrechtli-che Absicherung für den Ein-gang einer Zusendung. Ab-sender der wertvollen Sen-dung war ein bekannterSammler. Es gibt mehrereBelege dieser Art im Markt.

    Markenprüfsendung perEinschreiben im Ort! Ziel:eine seinerzeit bekannteAdresse von „INFLA-Ber-lin“! Sendung 21-50g im1. Tarif (bis 31.8.71): 20 Pfplus Einschreibgrundge-bühr 80 Pf. Die 1 DM bil-dete mit der zu 5 Pf denAuftakt der Serie. Ausga-beanlaß: der Geburtstagdes Bundespräsidenten.

    Große Rarität 60 PfBerlin auf Auslands-brief (hier GB). Die60er erschien am25.6.1971, die max. 5Tage gelten nicht fak-tisch als erster Tarif –zu hochgradig seltenwären Belege. Hier al-so ein Beleg in der fürden 1.7.71 bis 30.6.72zugedachten Haupt-verwendung! Vorlage: W.H., Köln.

    80 Pf erscheinen unsgängig, wegen der vielenMarken mit dieser Nomi-nale bis Ende der 90er-Jahre. Bei „Heinemann“ist das eine wenig ge-bräuchliche Wertstufe.Hier Luftpost/USA, Tarif1.7.71-30.6.72: 60 Pf + 20Pf Lupo à 5 g.

    Einschreiben imOrtsdienst, ermäßig-te Briefgebühr, hier10 Pf für Gewicht bis20g (Tarif 1.6.49-30.6.72), Einschrei-ben-Grundgebühr 80Pf (1.4.66-31.8.71)

  • Deutschland

    3www.philatelie-digital.de 20/2015

    1952 trat Heinemann aus der ParteiAdenauers aus. Die berühmte „Stalin-No-te“ – die ein neutrales Deutschland sug-gestiv ins Spiel brachte –, fing an, die poli-tische Diskussion zu beherrschen – alsonoch vor dem Volksaufstand in der DDR(1953) und der Wiederbewaffnung (Eintrittder BRD in die Europäische Verteidi-gungsgemeinschaft, EVG, 1952) bzw.NATO-Beitritt (1955).

    Mit anderen (u.a. E. Eppler) gründeteHeinemann 1952 die GesamtdeutscheVolkspartei (GVP). Deren neu klingenderAnsatz – „sofortige Beseitigung der Auf-rüstung zweier deutscher Armeen inWest- und Ostdeutschland (...) Gesamt-deutsche Haltung erfordert Unabhängig-keit von Ost und West“ (B. Jobke: Auf-stieg und Verfall einer wertorientierten Be-wegung. Tübingen, Diss., 1974, S. 127) –war spätestens seit dem Volksaufstandam 17. Juni 1953 ein naives Projekt. DieWahlergebnisse lagen denn auch bei we-nig mehr als 1 Prozent.

    Heinemann löste die GVP 1957 auf, oh-ne nicht auch hier vorher noch einen aus-sichtsreichen Listenplatz in der Partei Ol-lenhauers und Brandts ausgehandelt undverbliebenen GVP-Mitgliedern den Eintrittin die auf ihr „Godesberger Programm“sich zubewegende SPD empfohlen zu ha-

    Marke 1955, die damals von den Samm-lern überaus massiv kritisiert wurde, erstrecht auch die „Gutenberg“-Marke 1954.„Leicht“ geriet ihm die „Thomas-Mann“-Marke 1956, doch sein „Spätwerk“, die„Adenauer“-Gedenkmarke von 1976, zeig-te erneut Schematismus in der Formge-bung, wenngleich das bei einer „Todes“-Gedenkmarke nicht so auffällt. InwieweitProf. Walter einem zeitgeistigen Anspruchgerecht werden wollte, vielleicht sogar„parteilich“ nachkommen „mußte“ – manweiß es nicht. Der Anspruch „von oben“aber war da und bündelte sich in dieserAusgabe des „Machtwechsels“! Warum?Dazu dann noch einige Erläuterungen.

    Gustav Heinemann war Bundesinnen-minister 1949/50 gewesen, von diesemAmt aber wegen Adenauers USA-Wehr-beitragspolitik 1950 zurückgetreten. DenMinisterposten hatte er gleichwohl zuvorvon beruflichen Absicherungen in Vor-standspositionen der Firma Rheinstahlund der Niederrheinischen Bergwerksge-sellschaft sowie von der Fortführung desAmtes als EKD-Präses abhängig ge-macht. Der da noch CDU-Politiker oppo-nierte gegen Wiederbewaffnung und „Re-militarisierung“ der BRD, als Anwalt ver-traten er und sein Büro häufig Wehr-dienstverweigerer.

    Heinemann hat im Zusammenhang mitder an ihn „herangetragenen“ zweitenKandidatur 1974 die mangelnde Wert-schätzung seiner Person in der SPD dennauch beklagt. Adressat: das SPD-Füh-rungstrio Brandt, Wehner und Schmidt .

    Aber zurück zum Motiv. Die seitlicheKopfhaltung vermeidet zwar die möglicheAufdringlichkeit einer Frontalschau. Dochdann dieser leicht nach oben gerichtete,aufmerksame Blick! Er drückt die Distanzeines jemanden aus, der „eigentlich nichtso recht will“, die Mundwinkel gehen nachunten und lassen einen Gemütszustandwie: „Wann ist hier diese Sache endlichvorbei?“ vermuten. Diese Distanz ist nichtdie Distanz einer Würde im Amt.

    Die anbrechenden Zeiten eines „DasNeue wagen“ galten nicht für diese reprä-sentative Markenserie. Gemäkel anderer-seits aus der Springer-Presse darüber,daß Portraitmarken ja doch wohl nur invergangenen Monarchie-Zeiten üblich sei-en, wollten im übrigen nur benebeln unddavon ablenken, daß man politisch gegenHeinemann war. Da war der CSU-Bun-destagsabgeordnete Lorenz Niegel ehr-lich genug, wenn er seinem Büro im März71 die Anweisung gegeben hatte, für dieFreimachung im Briefabgang keine „Hei-nemann“-Marken zu verwenden!

    „Heinemann“ ist – sieht man mal vonden puppenhaften „Heuss-Medaillons(1959) ab – ist ganz sicher die ästhetisch-unvorteilhafteste Dauerserie, die je inBonn bzw. Berlin gedruckt wurde. Unddas bei diesem hochwertigen Druckver-fahren! Und dabei soll hier nicht einmalvon den farblich verunglückten 20 Pf bis60 Pf die Rede sein (dazu weiter vorn).Und auch nicht davon – aber das Übelkannte der Sammler schon mit den „Bau-werke II“ (ab 1967; Vorgängerserie) –, daßleichte Stempelabdrucke bei den vielendunklen Marken auf dem Stichtiefdruck-papier wenig lesbare Ergebnisse zeitigten.

    Daß ihr Entwerfer, Prof. Karl Heinz Wal-ter, kaum „anders“ konnte, zeigen z. B.die Entwürfe zu den Wohlfahrtsmarken1954. Noch problematischer die Schiller“-

    Die 140 Pf Berlin (dito Bund) gibt es im 1. Tarif nur im Briefformat > C4/B4. Viele Sammlerlehnen diese Formate ab. Aber der Inhalt mit einem Gewicht über 251 bis 500g findet nunmal keinen Platz im genormten Sammleralbenwunschdenken. Weder von Bund noch von Berlin hat der Autor jemals eine solche Versendung aus dem 1.Tarif – 1.7.1972 bis 30.6.1974 – gesehen. Hier ein Brief (B6) aus dem 3. Tarif (1.1.79-30.6.82), Inland, 51-100g. Im 2.+3. Tarif gab es – und das als Korrektur zur bisherigen Veröffentlichung in Philatelie-Digital 10/2014 – nur diese sehr unwahrscheinliche, aber mögliche Verwendung: Drucksa-che-Ausland 61-80 g per Luftpost in Länderzone 1: 60 Pf für Drucksache 51-100g, à 20 g je20 Pf = 4x20 Pf = 80 Pf > 140 Pf. Diese Freimachung bzw. so ein Beleg aus der Zeit 1.7.72bis 31.12.78 steht in punkto Seltenheit auf einer Stufe mit 5 Pf Berühmte Deutsche aufKriegsgefangenensendung per Luftpost.

    Ausgaben „Deutschen Bundespost“ /„Deutsche Bundespost Berlin“ Eine Amtsblattverfügung kündigt an„Eine neue Postwertzeichen-Dauerserie,die als Motiv eine Kopfbildwiedergabe desHerrn Bundespräsidenten Dr. Gustav Hei-nemann trägt, wird vorbereitet. Sie soll diePostwertzeichen-Dauerserie ‘DeutscheBauwerke aus 12 Jahrhunderten’ ablösen.Am 23. Juli 1970, dem Geburtstag desHerrn Bundespräsidenten, erscheinen dieersten beiden Werte zu 5 Pf und 1 DM.“– Verfügung Nr. 393/1970 im Amtsblatt-Nr.73 vom 5. Juni 1970, S. 818

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    4www.philatelie-digital.de 20/2015

    ben. In Niedersachsen 1957 in den Bun-destag gewählt, gelangte Heinemann einJahr darauf schon in den Fraktionsvor-stand der SPD, wo er bis 1969 verblieb.

    Strafrechtsreformen markieren seinenWeg als Justizminister in der Großen Koa-lition 1966-1969 (Zuchthausstrafen > Frei-heitsstrafen, Bagatelldelikte > Ordnungs-widrigkeiten, 1969 und 1973 Liberalisie-rung des „Homo“-§ 175/175a: Nur nochHandlungen an Jugendlichen unter 18Jahren waren unter Strafe gestellt (bis1994, dann völlige Abschaffung; Refor-men des Ehescheidungsrechtes). Gleich-wohl trat Heinemann 1968 für die politischhöchst kontroversen Notstandsgesetzeein, aber nur, weil er die bisherige Situati-on potentieller „Willkür“ durch in der CDUbis dahin erarbeitete „geheime Verschluß-sachen“ für den Fall x verhindern wollte.Nur wenige in der radikalisierten Studen-tenbewegung begriffen das.

    Ein hochspannendes geistiges Lebenkannte die damalige bundesdeutscheGesellschaft. Es waren Jahre, in denenmit den Worten des ab 22. Oktober 69neuen und ersten SPD-BundeskanzlersWilly Brandt „Mehr Demokratie“ gewagtwerden sollte. In denen aber auch kontra-punktisch das Denken des PublizistenRüdiger Altmann („Formierte Gesell-schaft“ / Kritik an der Lähmung des Staa-tes in seiner Handlungsfähigkeit durch einWuchern organisierter Interessen) unddas denkerische Werk des SoziologenHelmut Schelsky große Teile der gesell-schaftlichen (auch studentischen) Diskus-sion noch grandios zu beschäftigen ver-mochten.

    Schelsky, der seit 1953 von der „Nivel-lierten Mittelstandsgesellschaft“ (Aufstiegund Ziele darin erfolgreicher unterer sozia-ler Schichten) sprach und nicht von „Klas-sengegensätzen“ wurde zum geistigenBrandstifter der sich „wandelnden Ver-hältnisse“ erkoren. Er hatte die „neueZeit“ und deren Interessenlage herausge-fordert. Deren kleidsame weitere Formellautete seit dem 5. März 1969 „Macht-wechsel“. Heinemann höchstselbst hattediesen schillernden Begriff in die öffentli-che Debatte geworfen, als Kommentar zuseiner Wahl zum Bundespräsidenten. Eswar ein damals Freunde wie Gegner elek-trisierender Begriff.

    Kein Zweifel, es lohnt, sich in diese Zeiteinzulesen. Gerade auch die Parlaments-debatten (in denen es übrigens immerwieder auch um Briefmarken und derenThematik und Erscheinen ging!!), zeigen,wie intellektuell erschreckend banal undsachlich dürftig heute Politik „alternativ-los“ in Deutschland parlamentarisch statt-findet. Und ein krakenähnliches, schlecht

    oder schlichtweg falsch informierendesNachrichtenfernsehen inklusive Rund-funkkanäle heutiger Dimension inklusivenur noch „sogenannt“ zu nennender„Qualitätsmedien“ – das alles gab esschon mal gar nicht.

    Heinemann war also sieben Monate vorBeginn der Brandt-Scheel-Regierung(22.10.1969), am 5. März 1969, zum Bun-despräsidenten gewählt worden. Erst im3. Wahlgang und mit sechs Stimmen Vor-sprung vor seinem Mitbewerber GerhardSchröder (CDU, bis dahin Verteidigungs-minister). Es ist bis heute die einzige Bun-despräsidentenwahl, bei der es nicht zueiner absoluten Mehrheit gekommen ist.

    Als Bundespräsident brachte er vieleLeute auf, wie er auch vielen Leuten alsein volksnaher Präsident erschien. Die Er-öffnungen zu den Olympischen Spielen1972 und zur Fußball-WM 1974 warengleichwohl fade im Inhalt und akustischein sprödes Nichts. Vielleicht mußte dasso sein bei einem, der im Widerstand1933-1945 aktiv gewesen war.

    Dafür verstand er zu polemisieren, obmit Absicht oder nicht. Auch Verteidi-gungsminister Helmut Schmidt (ab 1974Bundeskanzler) brachte er in Wallung. Somißfielen ihm deutsche Generäle, die aufseinen Auslandsreisen bei Auftritten Or-den aus der Zeit vor 45 trugen – für denfriedensmessianischen agierenden, „Frie-den“ nach Art der Bekennenden Kircheverstehenden Heinemann ein Graus. Sein„Stück Machtwechsel“ war darum auchviel weniger als Bonmot,das er mit Hilfe der Me-dien erfolgreich gestreuthatte, denn als Drohungzu verstehen.

    Beim Abschied EndeJuni 74 lehnte „der unbe-queme Demokrat“ denwürdevollen Großen Zap-fenstreich ab. Die Zu-schreibung kam übrigensvom „Spiegel“. Das Wo-chenblatt war zum mei-nungsstarken Nachrich-tenmagazin in West-deutschland geworden,führend darin aber seitder „Geheimnisverrat-Af-faire“ seiner Redaktionund dem Strafverfahrengegen den Verteidigungs-minister F.-J- Strauß,1962. (Heinemann vertratden „Spiegel“ juristischund das erfolgreich)

    Heinemanns Begrün-dung dafür, auf würdevol-le Öffentlichkeit bei sei-

    nem Abschied vom Amt zu verzichten,war nichts als sachfremde Polemik. Miteinem „War ich jemals Oberster Kriegs-herr?“ (Der Spiegel, 28/1974) hob er me-dienkonform auf den antimilitaristischen„Bürgerpräsidenten“ ab, als der er sichbis zum Schluß sah. Doch was für einegesellschaftsferne (oder eben doch nurrhetorische wie arrogante) Argumentation!Sind Heuss und Lübke, die mit dieser Ze-remonie verabschiedet wurden, Kriegs-herren gewesen? Zu dieser kruden Ver-stiegenheit im scheinhaften, antiautoritä-ren, antimilitaristischen, aber im Dienenam Staat seltsame Zweifel auslösendenDenken gehört auch diese Sentenz vonihm: „Ich liebe nicht den Staat, ich liebemeine Frau!“ Auch das eine im Banalenbleibende Rhetorik, nicht mehr als einescheinheillige Kleine-Leute-Ich-such-mir-wie-Ihr-mein-Glück-Pose!

    Warum war er Präsident geworden?Nicht mal Bismarck, Kaiser Wilhelm II.,Friedrich Ebert oder General Hindenburghaben ihren Staat per öffentlicher Bekun-dung „geliebt“.

    Er reizte, ob er wollte oder nicht, dieGemüter bis zum Schluß. Doch gilt auch:Wer sich mit ihm heute beschäftigt, siehtdie immense Ernsthaftigkeit dieses gläu-bigen Protestanten aus Essen, der seinesynodale Funktion aber schon für dasPräsidentenamt aufgegeben hatte. Der ei-ne oder andere wird auch mit dem Ab-stand der Jahre noch immer den Kopfüber diesen Mann schütteln, aber ein

    Eine Sicht auf die Berliner Ausgabe 45 Jahre später„Am 23.07.1970 beginnend, löste die Freimarkenserie "Dr. Hei-nemann" die Serie "Deutsche Bauwerke aus 12 JahrhundertenII" ab.In mehreren Tranchen wurden 1970 (MiNr. 359-370), 1971,1972 und 1973 (MiNr. 393-396 sowie MiNr. 427-433) insgesamt23 Werte verausgabt.23 Werte, während es die gleichzeitig verausgabte, jedoch un-geliebte Rollenmarken-Serie UV gerade mal auf 11 Wertebrachte.Unspektakulär in jeder Beziehung brachte es der "seltenste"Wert auf über 4,3 Mio. Stück, einige Werte bis knapp über 7Mio. – und der Rest liegt weit drüber.Zuviel, um entwicklungsfähig zu sein und man kann wohl mitFug und Recht sagen, daß daraus nichts wird – in wahrschein-lich keiner Art der Erhaltung. Zumal es bis zur Ablösung durchdie "Industrie und Technik" keinerlei Besonderes zu vermeldengab.Lediglich die Formmummern (FN), die übrigen Eckränder,sonstige Einheiten und vor allem perfekt gestempelte Ausga-ben könnten "Herrn Dr. Heinemann" auf Briefmarken ein biß-chen von der Bedeutung geben, die er als Bundespräsidenthatte.(…)So sammlerisch unbedeutend wie sie kam, wie sie sich wäh-rend ihrer Gültigkeit gab, so ging sie auch - daran hat sicherauch das ab 1990 bis 1991 geltende Umtauschrecht nichts ge-ändert.“

    Aus: Günter Köpfer,http://www.berlin-briefmarken.de/betrachtet_heinemann.html

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    5www.philatelie-digital.de 20/2015

    Grund eignet sich nur wenig dafür: DaßHeinemann öffentlich, mit Blick auf die1970 sich bildende Bader-Meinhof-Terror-gruppe, für ein gewisses Verständnis hin-sichtlich der Entstehungsgründe für Teileder radikalisierten studentischen Denkensgeworben hatte.

    Man sieht Fotos, die ihn im Kontakt mitdem einfachen Volk zeigen. Diese Presse-fotos und die mit ihnen verfolgten Interes-sen vergesse man besser. Sie gab es vorihm und nach ihm. Der Volksmund hattejedenfalls seine eigene Wahrheit, die, daßeiner wie Heinemann zum Lachen wohlerst in den Keller gehen müsse (darumauch die Popularität des ihm nachfolgen-den, Schunkellieder singenden WalterScheel).

    Und dann das: Er wolle nicht auf Dauer-Briefmarken verewigt werden! Dabei hat-ten zehn Jahre lang Milliarden Marken mitdem liberalen „Heuss“ den Briefsendun-gen der jungen Republik ein „Gesicht“ ge-geben.

    „Der Spiegel“ berichtete in seiner Aus-gabe Nr. 37/1973 in seinen „Personalien“von einer Heinemann gewidmeten Foto-Karikaturausstellung (im damals 2. Amts-sitz, im Berliner Schloß Bellevue), in der erunter dem Motto „Der unbequeme Präsi-dent“ der einzige Darsteller war. DieZeichnungen würden „Humor in dassonst so triste Geschäft der Politik brin-gen“ zitiert der „Spiegel“ den nach seinenWorten „publicityscheuen“ Ausstellungs-besucher Heinemann, dem „Karikaturis-

    Wissenswertes im Überblick

    I Motiv für auf alle 44 Marken identisch:Kopfbildnis des Bundespräsidentennach links blickend (vom Betrachter ausgesehen)

    I Entwurf: Prof. Karl H. Walter, NürnbergI Stich: Hans-Joachim Fuchs (1950-1992

    für die Bundesdruckerei Berlin tätig)

    I Ausgabe der ersten Marken (5 Pf, 1 DM)anläßlich des 71. Geburtstages des Bundespräsidenten am 23. Juli 1970

    I Marken im einfarbigen Stichtiefdruck auffluoreszierendem Papier (JB A1, JB A2)

    I Schalterbogen zu 100 MarkenI Format: 23 x 27,32 mm, gezähnt K 14I 21 Bund-, 23 Berlin-WerteI Bogen mit Formnummern 1-3 (Berlin),

    1-4 (Bund), Bogenzählnummern ohne– und seltener – mit vorangestelltemBuchstaben

    I kleinster Nennwert: 5 Pf, höchster 2 DMI kleinste Druckauflage (in Mio.):

    Berlin 160 Pf (Mi. 396)– 4,342 Mio; Bund: 140 Pf (Mi. 729) – 19,486 Mio.

    I erste Dauerserie der DBP/LPD Berlin, die ausnahmslos in Bogen erschien (be-trachtet man „Kleine“ (1964/65) und

    „Große Bauwerke“ (1966/69) als eine Aus-gabe); Bauwerke II als Verbesserung derim Format kleineren u. anders gezeichne-Vorgänger werden jedoch seit jeher ge-trennt von diesen katalogisiert und auchvom Sammler als eigenständige Marken-serie betrachtet: Sie erschienen eben-falls nur in Bogen (100 Marken)

    I Ankündigung des Markenrückzugs vomPostschalterverkauf am 17. 2.1976 (Amtbl-Vfg 928/75 v. 16.12.75); eine weitere vom12.3.1976 (Nr. 181) nannte abweichend den 28.2.1976 und informierte über denWeiterverkauf der Marken bei den Ver-sandstellen. Der in der ersten Vfg ge-nannte Grund war viel weniger das bis dahin vollständige Vorliegen der 1975begonnenen neuen Serie „Industrie undTechnik“ als die politische Wahrnehmungin Bonn: Seit Juli 74 war mit Walter Scheelein neuer Bundespräsident im Amt, da„schickte“ sich ein an den Postschalternim Land fortgesetzter Verkauf von Markenmit dem Bildnis des Vorgängers nicht

    I Ausverkauf der meisten Nominalen bei den Versandstellen ab 1979, letzter Aus-verkauf Ende Dez. 1983 (Bund 120 Pf, 160Pf)! Am 31.1.1982 verschwanden die vierletzten Berliner Werte, darunter der mit der kleinsten Auflage (160 Pf), aus demVorrat der Versandstellen. Sie langweil-ten den Sammler: Während zahlreiche Neuheiten der 70er Jahre schnelle Aus-verkäufe („Unfall“-Bogen!) erlebten, ließ„Heinemann“ keine Wertentwicklungerwarten. Ein Aufbrauch war ohne Reiz

    I Erste Ausverkaufsdaten bei den Ver-sandstellen (nicht: Postämtern im Land!):Berlin: 8 Pf (Mi. 360) – 31.1.1974Bund: 90 Pf (Mi. 643) – 31.3.1975,

    I kürzeste Verkaufsdauer bei den VS:Berlin: 25 Pf – 20 Monate + 3 Tage,Bund: 90 Pf – 51 Monate

    Kein 5-DM-Wert betrieblichnötig? Absurde Fehlmeinungauch in der Sammlerschaft.Paketkarten Ausland mitHeuss 3 DM belegten dieNotwendigkeit seit den 50erJahren. Hier ein Beispiel von1970 mit der Höchstnomina-le aus „Große Bauwerke“.

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    Allerrarste Bund-Verwendung (31.12.74) der 15 Pf Berlin auf „Streifbandzeitung“ im Brief-format von seriöser Adresse: Tarif 1.1.1972 bis 31.12.19174, Gewichtsstufe bis 50g.

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    ten sympathischer sind als Photogra-phen“.

    Er, der vormalige Justizminister derGroßen Koalition, fühlte sich permanent,auch visuell, in seinem Amt gefordert, gababer dem Drängen des Postministeriums(SPD-Minister Georg Leber 1969-1972;Lauritz Lauritzen, 1972, Horst Ehmke,1972-1974, Kurt Gscheidle 1974-1982)nach. Hätte er sich, möchte man heutesarkastisch anfügen, doch für Karikaturenvon ihm auch auf Marken entschieden!Das wären bis heute wahrlich erhellendeZeugnisse jener (kurzen) Epoche gewor-den! Den beginnenden antiautoritären„Diskurs“ jener Jahre hätte er damit fort-schrittlich mit Leben vom „Machtwech-sel“ füllen können!

    Erhellender und seine Politikauffassungund -Einbettung schlagartig offenlegendist dieser Ausspruch von ihm: „Die Allge-meinheit muß sich damit abfinden, daß ichauf fünf Jahre unkündbar bin. Die Regie-rungsmitglieder hingegen haben nur einenKellnervertrag.“ (Der Spiegel 13/1970).

    Überliefert ist auch, daß er in seinerBrieftasche eine Grußkarte von deutschenTouristen im Nepal bei sich trug, auf derstatt einer Adresse Briefmarken von ihmklebten – die Karte hatte ihn postalischauch so erreicht. Eitelkeit? Sicher nicht.Eine ziemlich klare Anschauung, was dierund 11 Milliarden Marken mit seinemBildnis ab 1970 ff. im Bewußtsein derLeute ausrichten können – das trifft esbesser.

    Dazu paßt auch, daß in dem Fernseh-Nachrichtenformat „UFA dabei / Notizenzur Zeit“ eine Markenübergabe von Post-minister Leber an ihn gezeigt wird(28.7.1970). Der Sprechertext dazu laute-te: „Zum 71. Geburtstag erhielt Bundes-präsident Heinemann sich selbst zum Ge-schenk - als Fünf-Pfenning- und Eine-Mark-Briefmarke. Widerstrebend zwar,aber schließlich doch, war der Bundes-präsident bereit, die perforierte Ahnenga-lerie der Deutschen von Hindenburg bisHeinrich Lübke fortzusetzen. Sein Kopfsoll die auslaufende Serie "Deutsche Bau-werke aus 12 Jahrhunderten" ablösen. ImOktober werden die nächsten Heine-mann-Werte folgen.“

    Die Regieanweisung: „2 Hände haltenMappe mit Aufschrift: "Postwertzeichen-Dauerserie – Bundespräsident Heine-mann, Deutsche Bundespost". Georg Le-ber mit Gustav Heinemann, halbtotal,schlägt die Mappe auf und zeigt Heine-mann die neuen Briefmarken. Vierergrup-pe von 5 Pfennig-Marken mit Heinemann-Bildnis, und Sechsergruppe. Vierergruppevon 1 DM Marken. Heinemann und Leber,

    P

    Fortsetzung von unten

    (Gekürzte) Wiedergabe einer Antwort des Finanzministers Alex Möller (trat im Mai 71von seinem Amt zurück) auf eine Kleine An-frage von Oppositionspolitikern zu den„Haushaltsrisiken 1970/71“.Es krachte im Gebälk der neuen Regierung. DieGewerkschaften, auch die Postgewerkschaft,nahmen einen vollen Schluck aus dem breit auf-gedrehten Geldhahn. Beide kümmerte ihre Nähezur SPD wenig (Man lese nur das in jeder Hin-sicht bemerkenswerte Interview "Ich habe liebereine unangenehme Wahrheit gesagt als zu lü-gen" mit Ernst Breit von der DPG im Deutsch-landfunk (www.deutschlandfunk.de) vom Febr.2013 ( „Zeitzeugen im Gespräch“). Alex Möller († 1985), Eisenbahner und SPD-Mann der frühen Jahre, wollte jedenfalls nichtmehr. Ein Schlag ins Gesicht der SPD. Der Sterndes „Superministers“ Karl Schiller (†1994), Han-seat wie Kanzler Helmut Schmidt (†2015), mitVerantwortung nach dem Wirtschaftsministeriumjetzt zusätzlich auch für die Finanzen, ging nunauf. Nach „Konzertierter Aktion“ in der GroßenKoalition brillierte er mit dem „Stabilitäts- undWachstumsgesetz“. Auch Schiller scheiterte. Er kritisierte ein verbrei-tetes „Nach uns die Sintflut!“ in der Währungs-und Finanzpolitik – und gab die Schuld auchSchmidt. Am 8. Juli 1972 schied er sang- undklanglos aus der Regierung aus. Und die ÖTV-Forderungen und Konsumentenpreise stiegen…

    (…)

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    groß beim Ansehen. Heinemanns Händehalten Karton mit Marken. Heinemann,nah. Händeschütteln Heinemann und Le-ber, Hände, groß.“ (Quelle: https://www.fil-mothek.bundesarchiv.de/).

    Das war kein Präsident, der nicht wuß-te, welche Außenwirkung Briefmarken mitihm haben würden!

    Wahrlich originell ist noch heute ein Vor-schlag, den ein Leser in der DBZ 18/1969machte, nachdem die Planung für diePortraitdauerserie für die Leser der dama-ligen DBZ bereits am 5. September be-kanntgeworden war. Mit dem Wunschnach einer Fortsetzung der 1966 verän-derten „Bauwerke“-Stichtiefdruck-Seriemeinte er: „Warum verwendet man nichtdie vorgesehene Wertstufe zu 5 DM fürdas Portrait des Präsidenten?“

    Diese Nominale hatte der zum damali-gen Zeitpunkt noch im Amt sich befinden-de CSU-Postminister Werner Dollinger(Große Koalition) angekündigt. Sie warbetrieblich gesehen überfällig, schon den 3-Mark-Wert bei der 1961er Dauerserie„Berühmte Deutsche“ hatte man nachvielen Ankündigungen fallengelassen.Georg Leber, ihm folgender Minister,spann 1973 diesen Fünfmark-Nennwert-plan noch ein wenig, aber erfolglos weiter.Erst 1975 wurde etwas daraus – mit der„Industrie und Technik“-Serie.

    Das Gespür für eine würdige, hochwer-tige und darum angemessene Symbolikim Ausgabegeschehen staatlicher Post-wertzeichen ist jedoch in dieser Lesermei-nung klar erkennbar. Doch es kam, wieman weiß, anders.

    Selten ist auf Bedarfsposttrotzdem so einiges

    In Ausgabe 10/2014 beschäftigte sichPhilatelie-Digital schon einmal mit der„Heinemann“-Serie, und dabei vornehm-lich mit ihren philatelistischen Aspekten.Im Vordergrund stand dabei der Auktions-zuschlag für die wohl seltenste Normal-verwendung einer Marke aus den maxi-mal 23 Nominalen – des 140-Pf-Wertes.Das lese man bitte nach, so daß hier die

    dort ausgebreiteten Details zu den Ver-wendungen aller Nominalen im sog. 1. Ta-rif (dem bei Erscheinen der Marken gülti-gen) hier nicht noch einmal angeführt wer-den müssen.

    Elf Ausgabetermine im Zeitraum vonzwei Jahren und sieben Monaten (von Juli1970 bis Januar 1973) in Westberlin wieim Bundesgebiet hielten vor allem dieFDC-Hersteller und natürlich auch die da-mit befaßten Sammler gehörig auf Trapp.Es war ein Neuheitenrennen der besonde-ren Art. Solche verharmlosenden Formu-lierung sollte der Autor besser noch heuteunterlassen – es nervte mit der Zeit alleinschon, daß wieder Marken oder auch nureine angekündigt wurde. „Schon wiederHeinemann“, so schallte es in den Räu-men des Göttinger Briefmarkenhändlersam Marktplatz Gänselieselbrunnen. Mannahm das bald hin wie ein Schaf dasScheren des Wollkleides.

    Doch was noch hätte irgendwie auf ei-ne „unorthodoxe“ (oder chaotische) Aus-gabeplanung zurück-geführt werdenkönnen, hatte sei-nen viel zu ernstenwirtschaft l ichenHintergrund: NeueNominalen habenbei einer umsichti-gen Post, die da-mals (und bis Ende1994) eine Behördewar, ja immer mitTarifänderungen zutun. Und das warendamals nicht ir-gendwelche, eswaren teils extraor-dinäre Preissteige-rungen!

    Man kann ein-fach nur lachenüber heutige Me-dienschwätzer, diesich über solch„drastische“ oder„Schon-Wieder-Preisanhebungen“der DeutschenPost „kritisch“ auf-regen. Daß uns ei-ne Regierungspoli-tik mit Geldvertei-lungen der bekann-ten Art wirklich ver-armen läßt, läßt siekalt. Kritisch seinreduziert sich beidiesen Leuten beisinkender Auflage

    und Resonanz ihrer Brötchengeber aufdie Sorge um höhere Leser-Blatt-Bindung(sprich: eigenen Arbeitsplatz). Doch „infor-mieren“ sie nur scheinbar konsumenten-freundlich, und immer mehr Konsumentendurchschaut auch diese „Kritik“, die sichnicht selten auch noch den Einflüsterun-gen aus den Reihen der privaten Beförde-rer verdankt. Die am lautesten kritisieren,sind es vermutlich, die vielleicht drei, vierBriefe im halben Jahr verschicken und an-sonsten die elektronischen Medien nut-zen. 32 Cent Mehraufwand in 6 Monaten!

    Doch ist die Kritik an der Postpreispoli-tik ganz anders anzusetzen (s. „Bald hö-here Briefentgelte nun erst recht ist“, Phi-latelie-Digital, 10/2015).

    13 Prozent mehr beim Standardbriefheute – das kann wirklich happig klingennach im Grunde fünfzehn(!) Jahren Preis-stabilität (1997-2012) und den Lappalienmit 3 und 2x2 Cent danach. Könnte.Doch wir befinden uns im Jahr 1971, imersten Jahr neuer Postpreise nach 1966!

    Fünf Posttarife bestimmen postalischdie „Heinemann“-Marken bis zu ihremPostschalterverkaufsende Ende Februar1976:

    • 1.4.1966 bis 30.6. (Ausland)bzw. 31.8.1971 (Inland)

    • 1.7. bzw. 1.9.1971 bis30.6.1972

    • 1.7.1972 bis 30.6.1974 • 1.7.1974 bis 31.12.1978• 1.1.1979 bis 30.6.1982

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    In einer Zeit folglich, als „Müller-Meier“wirklich noch Briefe verschickten und dieDrucksachenverteuerung ein hochbrisan-ter politischer Streitpunkt sein konnte!

    Der Posttarif 1. Juni (Ausland) bzw. 1.September (Inland) verteuerte mit SPD-FDP-Antritt die Standard-Drucksache bis20 Gramm um 100%, das nächstschwe-rere Gewicht um 50%, die Postkarte um25%, der Inlandsbrief blieb noch weitge-hend unangetastet, Postkarten Auslandwurden um 33%, der Standardbrief hierum 20% teurer, das Päckchen-Inland, dieEinschreiben- und Nachnahmengrundge-bühren um 25% und der Wertbriefzu-schlag um 100%.

    Zehn Monate, am 1. Juli 1972, ging esweiter im Preisrausch: Eilzustellung, Päck-chen, Drucksache-Inland, Postkarte-Aus-land 25% mehr, Postkarte Inland 20%,Standardbrief-Inland, Einschreiben, Nach-nahme 30 % und Auslandsbrief 16%mehr.

    Der nächste Schluck aus der Pulle folg-te zwei Jahre später, am 1. Juli 1974.Doch hatte dann dieser Termin nichts mitder Nennwerteplanung für die „Heine-mann“-Serie zu tun.

    Nennwerte: Verteilung derDruckmengen

    Die Auflagen beider Ausgaben sind inden Katalogen nachzuschlagen. Bei Bundmit seinen über 10,5 Milliarden Markenmachen die Nominalen von 5 bis 50 Pf84% der Gesamtauflage aus, bei Berlinund seinen 565,65 Millionen Stück bele-gen die Werte bis 40 Pf knapp über 40 %dieser Menge. Obwohl hier die stark inAnspruch genommenen ermäßigten Orts-gebühren in diesen Werten enthalten sind,zeigt sich hier doch eine stärkere Vertei-lung auf alle Nominalen.

    Resultiert daraus bei Bund eine grund-sätzliche Seltenheit der Werte über 60 Pf,und – was für diesen Beitrag interessiert:auf Bedarfspost? Mitnichten!

    Und was die Marktchancen für loseMarken betrifft, sind die Ausführungenvon G. Köpfer (s. Kasten!) mehr denn jegültig. Es ist noch viel enttäuschender:Die Annahme, daß der Umtausch2002/2003 in Euro-Nominale großen Mas-sen von „Heinemann“-Ware vom Marktgezogen hat, kann ja gern zutreffen. Essind trotzdem riesige Mengen in denSammleralben und Verkaufsbüchern vor-handen, selbst von der mal „irgendwie“knappen 90er Bund. EntscheidenderGrund ist: Man hatte damals auch alsSammler sehr viel Geld übrig fürs Hobby,kaufte drauflos, hoffte auf Preissprüngeund Erlöse, durfte allerdings auch darauf

    Erfahrungswerte vornehmlich am Beispiel der Berliner AusgabeP Der Wert zu 25 Pf wurde dringend erwartet, es fehlte zum Tarifbeginn 1.9.1971 eineMarke zur Freimachung von Inlandspostkarten. Sie erschien wie im Bundesgebiet erst am27. August, in den Postämtern des Landes kam sie deswegen aber immer noch nicht überallan. Dann die Farbe: Die Michel-Beschreibung kann man vergessen, die 25er war etwas „grü-ner“ als die 20er. Trotzdem. Mit der 10/30/40er war das Farbenspiel nicht ganz so vertrackt,führte trotzdem zu Mißverständnisssen, aber dann wieder 50er/60er. Wer verbockte soetwas? Ärgerlich für alle Beteiligten.P Die 25 Pf Berlin erlebte, wie gezeigt, die kürzeste Verkaufszeit von allen 44 „Heinemän-nern“ (auch an den Postschaltern). Eine Fern-Postkarte mit dieser Marke und mit „Berlin“-Stempel ist eine echte Fleißaufgabe! Gut gestempelte lose Marken, in den Stempeldetailslesbare Stücke sind nicht leicht zu finden – das trifft zu auch für die Marken zu 60, 80, 140,190 Pf und 2 DM.P Die Serie war beim Postkunden bald so sehr unbeliebt, daß späte Verwendungen (Auf-brauch!) mit ihr, vor allem in der Tarifphase vor Einführung des Euro, im Unterschied zu„Industrie u. Technik“, „Burgen u. Schlösser“, selten anzutreffen sind, trotz der in Sammler-hand sich befindenden Mengen. Vorgenannte Serien wurden viel stärker aufgebraucht, dasgilt auch sind Verwendungen im sog. „VGO“-Tarif (1.7.90-31.3.91; s. „DDR: WestdeutscheMarken gehen ostwärts“, 18/2015). Prinzipiell boten sich die 30-, 50-, 60-, 70-, 80- und150-Pf- sowie die 1-DM- und 2-DM-Werte an. P Möglicher Aufbrauch in Einzelverwendung vor Euro-Einführung (Tarif 1.9.97-31.12.02;Gültigkeit bis 30.6.02) war möglich für die Werte 80 Pf = Infobrief-Standard, 1 DM = Stan-dard-Postkarte, 110 Pf= Standardbrief und 2 DM=Kompaktbrief, dito Ausland: Mehrfach-und Bunt-Mix entsprechend. – Viele Sammler interessieren spätere Verwendungen als „1.“bis max. „3. Tarif“ jedoch nicht. Die Euro-Zäsur macht diese Anschauung faktisch zunichte,denn: Wieviel Geldvernichtung will der Postkunde/Steuerzahler in den letzten 25 Jahrennoch ertragen/erleben?! Jede bedarfsgelaufene, portorichtige „DM“-Verwendung ist okay!P Thema: Paketpost. Das Fehlen einer 5-DM-Marke erklärt bei drei recht kurzen Tarifpe-rioden und zwei letzten, die teilweise bzw. gar nicht mehr für „Heinemann“ galten, die rechthohen Auflagen der Nennwerte ab 120 Pf bei ebendiesen kurzen Tarifperioden. Der Versandvon portoteuren Wertbriefen (Berlin „philatelistisch“ sehr stark vertreten, man denke nur andie Sendungen vom Prüfbüro Schlegel!), vor allem aber von Paketen im Inland und vorallem mit Ziel Ausland führte zu hohem Verbrauch dieser Nominalen. Übrigens: Jeder Bunt-Mix von „Berlin-Heinemann“ auf Wertbrief aus Berlin ist heute eine kleine Kostbarkeit!O Was nun Paketkarten (Formulardrucke, auf denen die Postgebühren u.a. mit Freimarkenbeglichen werden konnten) betrifft, ergeben sich dadurch für den Sammler überaus interes-sante – und nicht sammlerisch „inspirierte“ Mehrfachverwendungen von Nominalen meistab 100 Pf. Am Paketschalter behalf sich der annehmende Postler mit kleinen Merkzetteln,welche Nominalen er sinnvoll bei errechneter Gebühr aus Gewicht, Entfernung und Zusatz-dien-sten verkleben konnte. Jeder erfahrene Sammler weiß um die Seltenheit der Verwen-dungen zum Beispiel der 170-Pf-Marke (Portozweck: Einschreiben bis 20g). Die 160er istdagegen auf Auslandspaketkarten recht häufig zu finden, ebenso die Werte zu 1 DM und 2DM. Die stark gebräuchliche Gebühr 330 Pf im Tarif 1.7.1974 kennt gleichwohl selten denAufbrauch der Heinemann-110er. Diese Marke ist reichlich auf Luftpostbriefen vorher ver-braucht worden inklusive per 2 auf 220-Pf-Paketkarte im Tarif 1.7.1972.O Häufiger Ver-/Aufbrauch gilt für die 70 Pf, 80 Pf, 90 Pf, 1 DM 120 Pf und 130 Pf aufInlandspaketkarten; die Marken zu 150 Pf, 160 Pf und 1 DM sowie 2 DM findet man aufden portohohen Auslandspaketkarten. Selten ist die 190-Pf-Marke (EinschreibbriefTarif 1.7.74> massenhaft!). Im selben Tarif ist sie möglich für Pakete-Inland über 6 bis7 kg, 1. bzw. über 7 bis 8 kg, 2. Entfernungszone. Sehr selten wieder einmal der Wert zu140 Pf. Für ihn läßt sich ausgabezeitnah nur eine ME-Verwendung, finden: auf Postgut(über 6-7 kg. 1. EZ), ansonsten auf Normalpaket ab 1.7.1982. Das hier Gesagte gilt fürEinfachversand; bei Paket-Zusatzdiensten mögen weitere Verwendungen hinzukom-men. Ob das „Postgut“ ab Tarif 1.7.1972 noch mit Marken freigemacht werden konnte,ist dem Autor im Moment nicht eruierbar. Eine 140 Pf (2) auf Postgut hat er jedenfallsnoch nie gesehen, den Spätaufbrauch (über 6-7 kg, 1. EZ) mit 4 Stück ebenfalls nicht. O Es wäre toll, wenn sich eine Sammlergruppe gründete, vielleicht innerhalb der BDPh-Arge Forschung Deutsche Bundespost (AGF) e.V., die diese Verwendungen von „Heine-mann“-Marken erforschen und systematisieren könnte. Diese Serie ist mit ihrer Eigen-tümlichkeit so vieler in kurzen Tarifzeiten ausgegebener verschieden hoher Nennwerteprädestiniert für diesen spezifischen Portoverbrauch wie keine andere!O Es muß hier unbedingt für den Einsteiger betont werden, daß „Berlin-Heinemann“auf Paketkarte an sich schon wenig häufig ist (Ein Aufbrauch der Marken im Westenfand nicht statt). Zu einem gerade nach der „Wende“ erhofften Nachschub solcher Be-lege kam es nicht; „Ostpakete“ zu Verwandten gingen gleichwohl auch von Westberlinab. Die im Sammelmarkt vorhandene Menge muß als sehr klein veranschlagt werden –aber das gilt grundsätzlich für alle Berliner Dauerserien (nicht wahr, Herr Koegel?!)

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    Erfahrungswerte (Fortsetzung)Die Bebilderung dieser thematischen Bearbeitung von „Heinemann“ mit ausschließlichBerlin-Belegen will nicht im geringsten einen philatelistischen Kitzel erzeugen. Die Fak-ten sprechen für sich. Hinsichtlich ihres Vorhandenseins im Markt (Seltenheit) mußman Einzelverwendungen/Einzelfrankaturen (EF), aufgelistet in dem in Philatelie-Digi-tal 10/2014 erschienenen Beitrag, von „Bund“-Marken ausgehend um einen jeweils herauszufindenden Faktor X erhöhen! Dennoch bleibt hinsichtlich des „1.Tarifs“ fürBerliner Marken festzuhalten:P Einzelfrankturen der Marken von 10 Pf bis 50 Pf und dann ab 70 Pf bis 130 Pf undvon 150 Pf bis 2 DM sind grundsätzlich auch mit „Berlin“-Stempel im Markt erhältlich –obwohl das „ab 70 Pf“ immer schwieriger wird. Einzelverwendungen des Füllwertes 5 Pfauf Luftpost-“Postsachen“ gibt es.P Man muß sich imer die tatsächlich „besondere Lage“ der „Inselstadt“ klarmachen:Drucksachen mit der 10er ins Bundesgebiet – wer verschickte s0 was? 10er als Ortsbriefbis 20g – fast schon häufig! Ortsbriefe, die schneller zugestellt wurden, waren die bes-sere Option, deshalb sind Drucksachen zu 10 Pf im Ortsverkehr inkl. Ostteil kleine Rari-täten! Die Ortspostkarten zu 8 Pf und 15 Pf stellen aus den jeweiligen Tarifen keineSchwierigkeit dar. Anders die 20 Pf (E: 23.10.70): Auf Fern-Postkarte bis 31.8.1971 mas-senhaft, als Ortsbrief 21-50g bis 30.6.1972 eine Fleißaufgabe! So ist das mit höheren Ge-wichten! Gilt ebenso für die 30er bis 30.6. 1974 und die 40er bis 31.12.1978.P Ständig ist hier vom 1. Tarif die Rede. Wichtig: Diese ganz „frühen“ – bis 30.6.1971.bzw. 31.8.1971 geltenden Postpreise kommen für die Nominalen ab 110 Pf gar nicht inFrage. Der Reiz auf Unverhofftes entsteht folglich nur bei den Verwendungen der so un-scheinbaren Werte im zweistelligen Pfennig-Bereich bei Erscheinen. Es gibt zwar balddie massenhaften Versendungen, aber es gibt die seltenen davor, wie schon im Falle der40-Pf- und 50-Pf-Marken oben eingehend erläutert. Es gilt: Alle innerdeutschen Spezialversendungen („Streifbandzeitung“, „Warenproben“,„Bücherzettel/-Sendungen“, usw.) sowie EF dieser Pfennigwerte im Auslanddienst sindnicht häufig bis selten – das gilt teils auch für die Bund-Ausgaben. Beispiel: 20 Pf aufStandard-Drucksache-Ausland bis 30.6.1971. Warum? Bauwerke II (Mi. 491) wurde sehrstark noch aufgebraucht! Selten dagegen die 20 Pf Brandenburger Tor (Mi.507).P Wie im Beitrag in 10/2014 schon erwähnt sind, die 25-Pf- und 60-Pf-Marken diegroßen Ausnahmen der Marken im zweistelligen Pfennig-Bereich. O Die 25er, weil sie auf ausdrücklich verlangter Inlandsluftpost (bis 19.2.1990 zulässig)max. vier Tage einzeln in „ihrem“ speziellen 1. Tarif möglich war (20+5 Pf; gilt auch fürGA-Postkarte!). Sollte es sie geben, wird es wohl ein FDC sein, doch der interessiert hiernicht. Der Schreiber hat noch nie einen solchen Beleg gesehen. O Die 60er (E: 25.6.71) ist der nächste höchst knifflige Fall. Bis 30.6.1971 ist sie im Aus-landsdienst auf höhergewichtigen Drucksachen, Warenproben und Drucksachen zu er-mäßigter Gebühr möglich. Das war aber kurz „vor Toresschluß“ nicht ihre zweckdien-liche Bestimmung. Auch nicht ihre Verwendung auf Postkarten per Luftpost in Ziele derLänderzone 2 (30+30; z.B. Südafrika, Mittelasien) oder auf Phonopost bis 100g (Ab-schaffung dieses Dienstes zum 1.7.71). Im Inlandsdienst (1. Tarif bis 31. August 71!) hatdie Post sie weder für höhergewichtige „Briefdrucksachen“ (251-500g) noch für Ergän-zungen irgendwelcher Art bereitstellen wollen. Es gibt nur eine sinnvolle Verwendung:als Zustellgebühr im Paketdienst: Poststellen II verrechneten diese beim Empfänger ein-gezogene Gebühr, indem sie die Marke auf Zustellisten oder eben auf Paketkarten ver-klebten und abstempelten. Verwendungen der Bund-Marke sind bekannt – Berlin niegesehen! Die 60er erhielt 5 bzw. 67 Tage später, am 1. Juni bzw. 1. September, ihrenSinn: im Auslandsdienst auf Brief bis 20 g bzw. auf Päckchen, 1. Gewichtsstufe. Nach-rangig hingegen ihre Bedeutung im Inlandsdienst (Fernbrief 51-100g). Das heißt nunnicht, daß diese „nationalen“ Stücke vom 2. Tarif nichts taugten! Es sind Raritäten! Allerdings nur für den, der gewillt ist, A5-Formate in seine Sammlung aufzunehmen…P Gesagt wurde, daß die Werte ab 1 DM (Ausnahme natürlich 140 Pf sowie teils 120 Pf)kein Problem bei Berliner „Heinemann“-Marken in Einzelverwendung darstellten. Bei derMi. 644 (E: 23.7.70) ist das mit der postzugedachten Hauptverwendung so eine Sache.Wunderbar ihre Verwendung im 1. Tarif auf Einschreiben-Ortsbrief bis 50g. Ihr eigentli-cher Sinn war das, was wir heute „Münzwert“ nennen. Am 1.9.1971 bediente sie die Gebührfür Inlandspäckchen (selten!) und war Grundgebühr für Einschreiben und Nachnahme.Rar ist sie auf Luftpostbrief in LZ 3 (z.B. Neuseeland, Australien, 60+40). Im Sammel-markt wird es schon eher etwas im Tarif 1.7.1972 mit Luftpostbrief in LZ 2 (70+30).P 110 Pf auf Luftpost LZ 1 (70+2x20 für Gewicht bis 10g), 120 Pf auf Päckchen-Inland(extrem selten!) und Zustellgebühr im Paketdienst (selten), sodann die 130er (ihr „Kick“ist allgemein bekannt!), auf Luftpostbrief LZ 1 ( bis 15 g) erreichbar, sehr viel mehr die150er auf Ortseinschreiben (20+130) im Tarif 1.7.1972, 160er dito, Brief bis 50g, häufig170 und 190 Pf je als Fern-R-Brief, schließlich die 2 DM auf Päckchen, Postzustellungsur-kunde (PZU) und R-Brief Ausland – die sind dann schon wieder schwieriger!

    bauen, daß die Post ihr wertgebendesVersprechen für Postwertzeichen niemalsaufgeben würde, auch nicht, wie mandann 2002 erlebte, in diesem Stile! Undheute? Es gibt wie für fast alle modernenSorten kaum noch und schon gar keinezusätzliche Kaufnachfrage. Das gilt fürBund wie für Berlin.

    Gestempelte Marken: Hier gilt eine phil-atelistische Wahrheit, in die man die Postbzw. das BMF nicht hineinziehen kann:Solange generell der Handel den Samm-ler mit Gestempelt-Dreck abfertigt (jetztnatürlich für kleines Geld) und seit Jahrund Tag eine „Kultur des gediegenenStempels“ schnöde durch den Verkaufvon Sätzen mit Kunterbunt-Stempelartenund -formen ersetzt, kostet auch eine140 Pf Heinemann als eine der amschwierigsten zu erhaltenden „Gestem-peltmarken“ nur ein paar Cent!

    Ausnahmen bestätigen ja gern die Re-gel. Es gibt sie tatsächlich, auch nochheute, 2015. Berlins Ausgabe in Vierer-blocks, komplett, Berlin-ersttagsgestem-pelt, ging unlängst bei einem Spezial-händler mit Sitz in Tauberbischofsheim für150 Euro weg. Das Sammeln von Einhei-ten aus Bogen verursacht seit Jahren nurnoch Kauflaune bei gestempelten Stük-ken – postfrisch ist ab Heuss II bei Bundund ab Heuss III bei Berlin bis heute allesin jede Nachfrage überwältigenden Men-gen vorhanden.

    Ausnahmen sind des weiteren Bogen-rand-Spezialitäten, die sich bei „Heine-mann“ allerdings nur begrenzt ergeben.Gewisse Formnummern 4 bei Bund und 3bei Berlin mögen auch postfrisch schwie-rig zu bekommen sein, so auch die Bo-genzählnummern mit vorangestelltemBuchstaben (Walter Schießl von der da-maligen AGF machte schon in der DBZ22/1972 auf Seite 3726 auf sie aufmerk-sam). Doch geht es hier nicht um dreistel-lige, sondern kleine zweistellige Beträge.Aber immerhin. Wer meint, so etwas auchnoch auf Brief sammeln zu müssen, derdürfte dann wirklich ein Problem haben...

    Ausverkäufe – einer verhei-ßungsvoll, der andere schrill

    Im Bund-Bereich ließ seinerzeit derAusverkauf der 90-Pf-Marke, der erstedieser Serie, aufhorchen. Diese Nominalewirft tatsächlich Schlaglichter nach meh-reren Seiten. Doch gilt das mehr für Bundals für Berlin, trotzdem dort ihr Ausverkaufbei den Versandstellen neun Monate frü-her stattfand, dieses Ereignis aber wegender früheren Ausverkäufe von 8 Pf und 25Pf nicht mehr spektakulär war: Die Markeerschien wie alle gleichen Nominalwerte

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    von Bund/Berlin auch am selben Tag, am7. Januar 1971 (mit ihr die 30 Pf und diezu 2 DM). Ihr Portozweck für beide Aus-gaben ergab sich mehrheitlich im Aus-landsdienst mit Luftpost, für Berlin aller-dings auch für die Freimachung von Ein-schreiben bis 20 Gramm im Ortsdienst(10+80 Pf) – dafür gab die LPD immer ei-ne Dauermarken-Nominale heraus. Auf je-den Fall würde die Marke ihren Vorgängeraus den „Großen Bauwerken“ (E: 15.6.66)ersetzen. Das mochte für BW II Berlin zu-treffen, im Bonner Falle war das voreilig.Es muß noch große Bestände des „Kö-nigsberg“-Motiv in den Postämtern gege-ben haben – die reichlich im Markt vor-handenen Luftpost-Belege aus dem Jahr1971 ff. lassen das erkennen.

    Was diese im 1. Tarif bis 30. Juni 1971angeht, waren Bund Mi. 643/Berlin Mi.368 verwendbar auf Brief in die Luftpost-länderzone 1 (Nordamerika, usw.) im Ge-wicht 6-10g (50 Pf Auslandsbrief, 2x20 Pfà 5 g Luftpost) sowie auf Brief bis 5Gramm (LZ 3; Südostasien, Ozeanien oh-ne Australien / Neuseeland, Südamerika,50+40 Pf). Sammelmaterial aus diesenknapp fünf Monaten ist selten, im FalleBerlins noch mal mehr. Zum starken Ge-brauch kommt es erst ab 1. Juli 1972 bis31. Dezember 1978 auf Briefen bis 5 g indie LZ 1 (70+20 Pf).

    Und zu dieser Phase kam es nun zu derSeltsamkeit, daß ihr Ende (31.3.75) im Fal-le der Bund-Ausgabe durch eine Sonder-marken-Neuheit, die zu Ehren des Philo-sophen Immanuel Kants (17.4.74), be-schleunigt wurde! Selbige übernahm dieAufgabe der Heinemann-90er und dazuwurde sie auf ihrem JBA 1+2-Papier stän-dig weitergedruckt (75,550 Mio., bis dahinnach Olympia-“Coubertin“ 1968 diezweithöchste Auflage einer Bund-SM!).

    Diese Sondermarke mit der MiNr. 806erhielt faktisch Dauermarkenfunktion! In-nerhalb der an den Schaltern inzwischenvorrätigen Dauerserie „Industrie u. Tech-nik“ war diese Nominale ja nicht vorgese-hen – vermutlich sollte der Absatz derZuschlagshöchstwerte zu 70 Pf nicht be-einträchtigt werden.

    Der Nutzen und der kontinuierliche Ver-brauch animierten die Post sogar noch1981/82 zum Druck auf dem neuartigen,bei Tageslicht weißem (statt gelblichen)Papier Cartax DP1 (unter der Prüflampegrünlichgelb statt matt oder grellgelb fluo-reszierend; 5,850 Mio.). Der BuS-Wert„Burg Vischering“ (Bund/Berlin) machtedann mit ihr Schluß. Fazit: Luftpostbriefeder 90 Pf Heinemann Bund aus dem 2.und 3. Tarif sind trotz „Kant“ gleichwohlMassenware, nimmt man fragliche Werteab 1 DM zum Vergleich.

    Ungewöhn l iche1 0 - P f - F r e i m a -chung auf Druck-sache im Ort: EinBrief mit gleicherGewichtsstufe wä-re schneller beför-dert worden! – Unten: Einschrei-b e n - A u s l a n d(70+130 Pf) im Ta-rif 1.7.72 bis 30.6.74 (= 3. Tarif!). Ei-gentlich recht üb-lich zu erwartendeEF, ist aber nichtso bei Berlin!

    2 DM (E: 7.1.1971) bot dieBesonderheitauf PZU inzwei Tarifen(1. + 2.)!

    100er-Bogender 60 Pf Ber-lin mit Form-numer (FN) 2unter dem100. Bogen-feld und Bo-genzählnum-mer (BGZ) aufrechtem Bo-genrand: Die-se Stücke fin-den heutenoch Interes-se, alles an-dere, nun ja.

  • Deutschland

    11www.philatelie-digital.de 20/2015

    Den schrillen Ausverkaufsbeitrag schufdie 50 Pf Heinemann, ebenfalls nur Bund-Ausgabe. Am 31. Juli 1979 war sie beiden Versandstellen ausverkauft, seit demRückzug März 1976 vom Schalter ver-klebte sie bis Tarifende 31. Dezember1978 auf einem Standardbrief (= bis 20g)allenfalls der Sammler.

    Doch dann der „Knall“ – der Marktpreisfür die postfrische Erhaltung stieg. Ein-fach so. Im Frühjahr 1980 kostete dieMarke schon unglaubliche 18 DM, undnatürlich waren bald ganze 100er-Bogenheiß begehrt. Im Sommer kletterte sie zü-gig weiter, um im September in neuer Sai-son bei einem Preis um die 50 DM dieLeute fast „verrückt“ zu machen. DasSammlerherz freute sich, endlich war malwieder was los, nach den „Olympia-blocks“, „Jugend“ 73/74 und „Unfall“ ausBogen und dem von der Post vs. Ver-sandstellen geldabsahnerisch, aber mit„hehren“ Gründen verfügten Spekulati-onsende der „Burgen & Schlösser“ ausBogen! Sie erinnern sich noch, wie„Frankfurt/Berlin“ nach Ausverkauf Bo-gen-Mengen der 60er, 200er usw. nach-schossen?!

    Das war dann auch mal wieder die Zeit,daß die „große Presse“ sich eines Brief-markenthemas annahm. Gut gefüttert mitHändlerinformationen, die den Hinweisauf den Katalog-Star in gleicher Nomina-le, die „Heuss 50“ (Mi. 189) sicher gernfallen ließen. Ob und wer dann hinter derSpekulationsblase steckte – denn darumging es bei der Mi. 640 – kam nie heraus.Spätestens im Michel 1987 folgte dannnach einem Sinkflug mit kursiven Zahlenbis 1985 mit 2,80 DM die harte Landung(heute um die 2 €).

    „Brieflich“ brannte mit der 50er Heine-mann auf den ersten Blick gar nichts an,selbst auf Auslandpostkarte (Nicht-CEPT-Zielländer; 1.7.72-31.12.78) ist sie für einpaar Euro als Bund-Ausgabe leicht imMarkt anzutreffen.

    Seltenheiten – im Kleinmaßstab fürBund wie Berlin geltend – sind Einzelver-wendungen mit ihr auf „Drucksachen zuermäßigter Gebühr“ oder auf Luftpost-drucksache in Länderzone 1 (30+20 Pf;USA, usw.).

    Wirklich selten sind die hundsnormalenGanzsachen-Postkarten im Auslands-dienst in bedarfsgebrauchter Erhaltung(Bund P 105, Berlin P 85 a/b). Doch sindsie und die genannten Markenverwen-dungen im Markt – leider – immer nochSpezialitäten!

    Der „1. Posttarif“ kann zumAngelpunkt werden

    Nun ist es so, daß bei allen Fragen desVorkommens von Frankaturen erst einmal

    die einer Nomi-nale vom He-rausgeber zu-g e d a c h t e npostalischenVerwendungenzählen (s. er-wähnten Bei-trag in

    10/2014)! Diese Faktenlage bietet der beiErscheinen der Marke und kurz darauf inKraft tretende gültige Posttarif. Er ist dererste Posttarif von weiteren, die ihm fol-gen und in denen die einst erschienenenMarken weiterhin notwendig sind odervielleicht auch nur noch aufgebrauchtwerden (Ergänzungsfunktion).

    Ferner ist es in diesem Geschehenwichtig zu wissen oder notwendig, überEinschätzungen zu verfügen, daß bzw.was noch an aufzubrauchender Mengeder Vorgängerserie an den Postschaltern(und Versandstellen) vorrätig ist. Die „Hei-nemann“-Serie ist mit ihrem amtlichverfügten vorzeitigen Verkaufsende inden Postämtern ja die große Ausnah-me unter den Bund-/Berlin-Schalter-dauerserien!

    Und um auf die 50er Bund zurückzu-kommen: Welch Überraschung allein hier!Für sie gilt bei dem zu ihrem Erscheinen(8.4.71) geltenden Inlands- und Auslands-tarifen, daß sie so gut wie unauffindbar ist!

    Das meint a) den Brief-Inland 21-50gund b) Auslandsbrief bis 20g (wieder be-achten: keine CEPT-Ziele!). Wie auch,möchte man fragen, bei einer Gebrauchs-

    dauer im Auslandstarifvon 80 Tagen (bis 30.Juni 1971)! Aufge-braucht – logisch! – wur-den für Bund wie fürBerlin die beiden nochan den Schaltern mas-

    Berlin Mi. 395 (E: 8.3.72) auf Brief 51-100g im 2. Tarif (1.7.72-30.6.74). Selten. Auf Päckchenim 1. Tarif noch viel seltener. Kurios die späte Verausgabung erst 6 Monate nach Inkraftre-ten des Tarifs vom 1.9.1971. Auch als Zustellgebühr (2. Tarif) ist die Einzelverwendung der120 Pf Berlin so gut wie nicht im Angebot! Bildvorlage: W.H., Köln – Empfänger DVZ – einsozialistisches Kampfblatt im dafür bekannten Verlag erschienen, nach der Wende in den„Freitag“ aufgegangen. Dessen schwatzhaft-moralisierender Herausgeber Jakob Augsteinist übrigens der Sohn des „Spiegel“-Zaren Rudolf Augstein (leiblicher Sohn aber des Lite-raten Martin Walser).

    120 Pf Berlin x 3 auf Wertbrief,vom 27.4.81 im Bundesgebiet phil-atelistisch aufgebraucht. Gelten-der Tarif 1.1.1979-30.6.1982 (Tarif4). Solche Verwendungen unterNutzung von Sonderdiensten wie„Wert“ sind fast nur in „Bund-Ver-wendung“ zu bekommen.

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    • drei Posttarife sorgen bis EndeFebruar 1976 für nochmalige Schnitte inder für Sammler interessanten Einzel- undMehrfachverwendung aller 44 Marken

    • Trotzdem viel Massenware beiden Inlands-Standardsendungen Druck-sache, Postkarte (nur Bund!) und Brief,dazu den Einschreibbriefen zu 170 und190 Pf (dito die entsprechenden Werte fürden Ortsverkehr Berlin

    • Anschriftenprüfungen, auch ausBerlin (alles im Fernpostkartenporto seit1.3.1963) sind nicht so schwer zu finden;8-Pf-Berlin ist hier allerdings eine bemer-kenswerte Ortstarif-Besonderheit > vielseltener als normale Ortspostkarte, dito15 Pf

    • Für höhergewichtige Drucksa-chen (In-/Ausland), Briefdrucksachen (nurInland zulässig), Warenproben gilt: unbe-dingt beachten, im Falle Berlins sind sienoch mal seltener; jede „Streifbandzei-tung“ (>Inland), Drucksache zu ermäßigterGebühr (>Ausland) ist selten, höhere Ge-wichte sind sehr selten

    • Füllwert 5 Pf und Lufpostzu-schlag für Briefe/Postkarten Inland je 20g(Bundegebiet>Berlin, und umgekehrt), bis19. Februar 1990 zulässiges Verlangentrotz gebührenfreien Nachtluftpostdien-stes: auf Formular „Postsache“ (neue Te-lefonnummer-Mitteilung) und Inlandsfor-mular „Rückschein“ (bei Einschreiben,Wert) möglich; vieles philatelistisch mäßigbis stark beeinflußt, aber seriöse Stückeim philatelistischen Bedarf, vor allem beim„Rückschein“, sind bekannt.

    • Päckchen-Inland (100, 120, 150,200 Pf) alle wenig häufig, am wenigstenvorhanden Wertstufe 120 Pf; aus Berlin al-les selten bis sehr selten; Päckchen-Aus-land: beide Ausgaben sehr selten

    • Pakete/Paketkarten s. oben• Postzustellungsurkunde: nur 2-

    DM-Gebühr (1.9.71-30.6.72) bietet EF:Berlin in guter Erhaltung selten (oft Lang-format: Es gibt noch heute Sammler, dieschneiden sowas wegen der Unterbrin-

    senhaft vorhandenen und von den Schal-terkräften aufzubrauchenden „Bauwer-ke“-Marken (kleines, großes Format)! Ihrerund 1,279 Mrd. Stück (Bund; dagegen24,4 Mio. Berlin) resultierten überwiegenderst aus dem Gebrauch auf Standardbrie-fen.

    So oder so ähnlich geht das weiter mitMarken beider Serien (damit sollte mansich als Einsteiger übrigens sehr schnellvertraut machen!).

    Noch ein Beispiel aus der Liste der „Un-scheinbaren“. Wer kennt nicht die 40erHeinemann auf Standardbrief (1.7.72-30.6.74) oder Postkarte-Inland (1.7.74-31.12.78)! 2,128 Milliarden verkaufteBund-Exemplare (39,8 Mio. Berlin) gibt esvon ihr. Sammlungsbeginner stoßen fastnur auf diese Verwendungen. Es gibt die-se EF vermutlich in hoher sechsstelligerZahl im Sammelmarkt (Anmerkung: diefarblichen Unterschiede bei dieser Markescheinen auch heute, 45 Jahre später, im-mer noch kein Interesse gefunden zu ha-ben!).

    Doch als sie taggleich mit der 50er am8. April erschien, galt die ihr postalisch zu-gewiesene Bestimmung „Auslandspost-kartengebühr“ (Tarif 1.7.71-30.6.72) nochgar nicht! Drucksache sowie Warensen-dungen Inland 101-250g, Briefdrucksache21-100g, Berlin Ortsbrief 501-1000g,Drucksache Ausland 51-100g – das wa-ren Möglichkeiten der Verwendung bis 30.Juni bzw. 31. August 1971! Sie aber sindschon „schwierig“ mit „BW-“-Marken!

    Und die Hauptverwendung? Der Autorhat wahrlich nicht wenige Kontakte dankseinem 45 Jahre Sammlerleben. Von Ber-lin hat er selbst aus dem 2. Tarif noch nieeine Karte mit Ziel Nicht-CEPT-Auslandgesehen (FDC ausgenommen)! Selbst dieBund-Ausgabe ist nicht so leicht. Und wiein der Beitragsfolge „Lehrreiches...“) eini-ge Male geschildert, sind vor allem dieGA-Postkarten Raritätenstücke!

    Wer hätte das gedacht, wer weiß dasunter den „Fetisch“-Mehrfachfrankatur-Sammlern à la 8x10 Pf Bachsiegel“ (1950)auf Eilbrief, etcetera, etcetera oder denLiebhabern Berliner Rohrpost.- oder Post-schnelldienste?!

    FazitDas sind die Fakten nach 45 Jahren

    ertstmaligem Erscheinen, fast 40 Jahrendes Schalterverkaufsendes und 13 JahrenEnde der Postgültigkeit von DM-Post-wertzeichen:

    • maximale Schalterpräsenz vonfünfeinhalb Jahren; bei zwei Nominalenreduziert sie sich auf drei Jahre und zweiMonate

    gungsfrage auf C6-Format herunter >Sammelschrott!)

    • Bund-Ausga-ben mit Luftpostver-sendungen teils rela-tiv häufig, nicht all zuproblematisch: 110Pf im Markt völligüberbewertet, dito130 Pf (Ausnahmen

    wurden genannt, dito für Berlin)• einfache Auslandbriefe (nicht

    CEPT!): 50, 60 Pf: beide nicht häufig, 50Pf Bund selten; Berlin: beide sehr selten;70 Pf häufig; 90 Pf ab 1.1.1979 als späteVerwendung: kaum bekannt (die Markewurde spekulativ vom Sammler zurückge-halten)

    • 80-Pf-Marke (E: 8.4.71) auf Brief-Inland, 2. + 3. Gewichtstufe wenig häufig,bei Berlin Rarität; im Auslandsdienst Briefbis 40g im 1. Tarif noch nie gesehen, we-der von Bund noch Berlin; alles, was vonFreimachungen von Standardsendungen(bis 20g) abweicht, ist zu beachten

    • Spezialversendungen wie kom-binierte Sonderdienste (Eil, Wert, Nach-nahme, Nachteilzuschlag) oder auch derSonderdienst Postprotestauftrag zeitigtenmeist Entgelte, die einen Mix verlangten;aus Berlin mit „Berlin“Stempelung nochmal rarer

    • Viele der Portospezialitäten mitBerlin-Marken sind mit „Berlin“-Poststem-pel nicht vorhanden. Der Markt beweistdas seit Jahren. Vieles mag noch in be-deutenden wie gleichermaßen unbekann-ten Sammlungen festliegen. Insofern giltfür die gemachte Feststellung ein Vorbe-halt. Doch gerade Wertbriefe im philate-lilstischen Verkehr zeigen Berlin-Freima-chungen mit Bund-Stempelentwertung.Solange nichts anderes verfügbar ist (undder Autor ist sich doch ziemlich sicher indiesem Punkt), sind Berliner „Heinemann“mit Bund-Stempel das ganze Gegenteilvon „2. Wahl“!

    • Raritätenkrösus ist und bleibtdie 140 Pf „Heinemann“ beider Ausgaben– s. Beitrag „Schlüsselwert in Einzelver-wendung“ (10/2014). Hier dürfte inzwi-schen ggf. eine Stempelprüfung BPP rat-sam sein. Berlin 130 Pf Heineman (E:20.6.72) auf Einschreiben-Inland bis 20gim Zeitraum 21.6.-30.6.72 kann trotz derhöchst kurzen Portozeit nicht mit „140 Pf“konkurrieren. Noch weniger gilt das fürdie Ausgabe „Bund“J

    Späte Verwendung aufKarte im VGO-Tarif1.7.1990-31.3.1991.Philatelistisch, aberBedarf. Selten!