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Liebe Leserin, lieber Leser,
das Thema Sicherheit ist ein weites Feld. Viele sehen darin die Fahrsicherheit samt ESP, also das optimale Wirken der Kräfte zwischen Fahrbahn und Reifen. Man kann darunter aber auch die Weiterent-wicklung von Seitenairbags verstehen, wofür zurzeit Bertrandt neue Prüfstände konzipiert, siehe Seite 744. Die Entwick-ler von Elektrofahrzeugen untersuchen Aspekte zum sicheren Laden der Batterie aus dem Stromnetz, wie es BMW ab Seite 734 beschreibt. Oft wird sogar noch der Schutz gegen Diebstahl oder Einbruch da-zu gezählt, was aber richtigerweise neu-deutsch unter „Security“ firmiert. Bei all diesen Aktivitäten gilt es, die Gesetze und Testprozeduren zu kennen und zu beach-ten, die für jedes Land der Erde in Form von Vorschriften wie NCAP-Tests und FMVSS etwas anders ausfallen.
Warum soll also ein Crashtest zum Fuß-gängerschutz für Chinesen anders ablau-fen als für Schweden? Wieso muss ein Fußgänger-Dummy in Deutschland an-ders aufgebaut sein als in den USA? Un-fallverletzungen sind für den chinesischen Radfahrer genauso schmerzhaft wie für den australischen Beifahrer. Jeder sieht, eine Vereinheitlichung wird immer dring-licher. Nur damit lässt sich die EU-Initia-tive „Vision Zero“ bald erreichen. Dafür soll bis zum Jahr 2020 die Zahl der Unfall-toten in der EU halbiert werden. Bleibt die Null Utopie? Nach vier Jahren der erfreulichen Degression ist so im Sicher-heits-Musterland die Zahl der Verkehrs-toten wieder gestiegen: in Deutschland auf 1809 im ersten Halbjahr 2011.
Zudem sind die Unfallzahlen weltweit noch sehr unterschiedlich – und zu hoch. Während zum Beispiel in Bulgarien 120 Menschen pro Million Einwohner bei Autounfällen sterben, ist diese Zahl in
Schweden mit nur 43 Personen drei Mal niedriger. Umso schöner, wenn nun China und Deutschland bei der Analyse von Ver kehrsunfällen zusammenwachsen. Erste Schritte sind bereits getan. Die in Deutschland federführende Institution BASt arbeitet seit Juli 2011 in einer Koo pe-ration mit dem chinesischen Forschungs-zentrum Catarc zusammen, um gemein-sam Unfallforschung nach deutschem Vorbild in fünf chinesischen Städten zu betreiben.
Wie der Euro-NCAP-Präsident und BASt-Technikleiter Professor Andre Seeck im Interview ab Seite 740 feststellt, wird China die Schritte bei der passiven Sicherheit wesentlich schneller gehen, als wir sie gegangen sind, und schon 2012 unseren Stand erreichen. Bleibt zu hoffen, das wir so einheitliche Tests schneller erhalten, um die Vision von der Null nicht zu verlieren.
Ihr
Dipl.-ing. Michael Reichenbach, Stellvertretender Chefredakteur Wiesbaden, 9. September 2011
Vision null
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