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b Eine verständliche und lücken- lose Dokumentation ist einer der Erfolgsfaktoren und ein Muss in der Forschung. Ergebnisse struktu- riert zu dokumentieren, ist nicht nur notwendig, um geistiges Eigen- tum zu sichern, sondern auch, um effektiv zu forschen. Dementspre- chend ist das Führen eines Labor- buchs eine der ersten Lektionen, die Chemiker lernen. Im Labor an- gekommen, stellen sie dann fest: Neben den guten alten Laborbü- chern nutzen Forscher immer mehr digitale Formate, Textdokumente, Tabellen und Bildersammlungen. Denn viele der Daten sind heutzu- tage ohnehin digital generiert. Der Mix von Dokumentations- medien macht es oft schwer bis un- möglich, Daten einfach und schnell zu finden. Jeder Forscher kennt das frustrierende Gefühl, ein Experi- ment zu etablieren, das bestimmt schon dutzendfach durchgeführt worden ist, – allein: Die Informa- tionen sind unter Daten- und No- tizbergen vergraben. Die Lösung liegt auf der Hand: ein digitales Laborbuch, das eine einheitliche Dokumentation er- laubt und alle wissenschaftlichen Medientypen integriert. Digitale Unterschriften sind längst sowohl technisch etabliert als auch inter- national juristisch anerkannt. Es gibt bereits elektronische La- borbücher, deren erste und oft ein- zige Aufgabe es ist, geistiges Eigen- tum zu sichern. Sie sind meistens etwas sperrig zu bedienen. Daneben gibt es allgemeine Soft- warelösungen (wie Evernote) für Notizen auf Tablet-Computern. Diese Programme sammeln Daten mit einer einfachen und intuitiven Benutzerführung. Vorteilhaft ist da- bei vor allem, dass die Software mobil einzusetzen ist. Der Nachteil bei bestehenden Produkten: Me- chanismen zum Schutz des geisti- gen Eigentums sind nicht vorgese- hen. Diese Lücke schließt Software wie Labfolder, deren Entwicklung sich an der jeweils aktuellen digita- len Technik orientiert. Im Rahmen des Web 2.0 entstehen täglich neue Anwendungen zum Sammeln, Kommunizieren und Publizieren von Inhalten. Digitale Anwendun- gen sind zwar in allen privaten Le- bensbereichen präsent, aber noch nicht in allen Laboren angekom- men. Die digitale Revolution wird auch die Arbeit in Laboren verbes- sern – mit Benutzerfreundlichkeit, Visualisierung, Cloud, Plattform und Datenanalyse. Benutzerfreundlichkeit b Insbesondere durch die Nut- zung auf mobilen Endgeräten ist ei- ne hohe Benutzerfreundlichkeit Pflicht: Auf kleinen Bildschirmen funktioniert nur eine Anwendung, bei der sich mit wenigen Knöpfen vieles machen lässt. Dieses Paradig- ma wird auch auf digitale Laborbü- cher übertragen. Denn erst die mo- bile Nutzung und die Möglichkeit, sein digitales Laborbuch überall hin mitzunehmen, machen es at- traktiv. Florian Hauer Ein digitales Laborbuch mit Funktionen des Web 2.0 schützt nicht nur sensible Daten, sondern erleichtert auch die Arbeit. Es berücksichtigt neue Anwendungen zum Sammeln, Kommunizieren und Publizieren. Vom Papier auf die Plattform BChemie und ComputerV Screenshot Labfolder. Nachrichten aus der Chemie| 61 | Dezember 2013 | www.gdch.de/nachrichten 1234

Vom Papier auf die Plattform

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b Eine verständliche und lücken-lose Dokumentation ist einer der Erfolgsfaktoren und ein Muss in der Forschung. Ergebnisse struktu-riert zu dokumentieren, ist nicht nur notwendig, um geistiges Eigen-tum zu sichern, sondern auch, um effektiv zu forschen. Dementspre-chend ist das Führen eines Labor-buchs eine der ersten Lektionen, die Chemiker lernen. Im Labor an-gekommen, stellen sie dann fest: Neben den guten alten Laborbü-chern nutzen Forscher immer mehr digitale Formate, Textdokumente, Tabellen und Bildersammlungen. Denn viele der Daten sind heutzu-tage ohnehin digital generiert.

Der Mix von Dokumentations-medien macht es oft schwer bis un-möglich, Daten einfach und schnell zu finden. Jeder Forscher kennt das

frustrierende Gefühl, ein Experi-ment zu etablieren, das bestimmt schon dutzendfach durchgeführt worden ist, – allein: Die Informa-tionen sind unter Daten- und No-tizbergen vergraben.

Die Lösung liegt auf der Hand: ein digitales Laborbuch, das eine einheitliche Dokumentation er-laubt und alle wissenschaftlichen Medientypen integriert. Digitale Unterschriften sind längst sowohl technisch etabliert als auch inter-national juristisch anerkannt.

Es gibt bereits elektronische La-borbücher, deren erste und oft ein-zige Aufgabe es ist, geistiges Eigen-tum zu sichern. Sie sind meistens etwas sperrig zu bedienen.

Daneben gibt es allgemeine Soft-warelösungen (wie Evernote) für Notizen auf Tablet-Computern.

Diese Programme sammeln Daten mit einer einfachen und intuitiven Benutzerführung. Vorteilhaft ist da-bei vor allem, dass die Software mobil einzusetzen ist. Der Nachteil bei bestehenden Produkten: Me-chanismen zum Schutz des geisti-gen Eigentums sind nicht vorgese-hen.

Diese Lücke schließt Software wie Labfolder, deren Entwicklung sich an der jeweils aktuellen digita-len Technik orientiert. Im Rahmen des Web 2.0 entstehen täglich neue Anwendungen zum Sammeln, Kommunizieren und Publizieren von Inhalten. Digitale Anwendun-gen sind zwar in allen privaten Le-bensbereichen präsent, aber noch nicht in allen Laboren angekom-men.

Die digitale Revolution wird auch die Arbeit in Laboren verbes-sern – mit Benutzerfreundlichkeit, Visualisierung, Cloud, Plattform und Datenanalyse.

Benutzerfreundlichkeit

b Insbesondere durch die Nut-zung auf mobilen Endgeräten ist ei-ne hohe Benutzerfreundlichkeit Pflicht: Auf kleinen Bildschirmen funktioniert nur eine Anwendung, bei der sich mit wenigen Knöpfen vieles machen lässt. Dieses Paradig-ma wird auch auf digitale Laborbü-cher übertragen. Denn erst die mo-bile Nutzung und die Möglichkeit, sein digitales Laborbuch überall hin mitzunehmen, machen es at-traktiv.

Florian Hauer

Ein digitales Laborbuch mit Funktionen des Web 2.0 schützt nicht nur sensible Daten, sondern erleichtert

auch die Arbeit. Es berücksichtigt neue Anwendungen zum Sammeln, Kommunizieren und Publizieren.

Vom Papier auf die Plattform

BChemie und ComputerV

Screenshot Labfolder.

Nachrichten aus der Chemie| 61 | Dezember 2013 | www.gdch.de/nachrichten

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Visualisierung

b Die Visualisierung von Labor-prozessen hilft, Versuche sinnvol-ler durchzuführen, ihre Ergebnisse besser zu verstehen und einfacher zu kommunizieren. Die grafische Repräsentation von Experimenten und Zusammenhängen geht daher Hand in Hand mit einer hohen Be-nutzerfreundlichkeit.

Dezentrale Speicher

b Für wissenschaftliche Anwen-dungen wird die Cloud als dezen-trales Archiv immer wichtiger. Für viele mobile Anwendungen ist die Anbindung an die Cloud eine Vo-raussetzung. Zudem lassen sich die drastisch wachsenden Datenmen-gen mit Datenspeichern vor Ort kaum noch bewältigen. Dabei kann es für Wissenschaftler allerdings sinnvoll sein, eine lokale Cloud zu verwenden – zum Beispiel inner-halb der Firewall der eigenen For-schungseinrichtung –, um so sensi-ble Daten vor der Publikation in ei-nem geschützten digitalen Raum zu verwalten.

Zentrale Plattform

b Das Laborbuch war schon im-mer die zentrale Anlaufstelle, in der Forschungsdaten aufgezeich-net und verarbeitet werden. Das di-gitale Laborbuch wird sich vom einfachen Notizbuch zu einer Platt-form entwickeln, die Daten zentral

erfasst, verarbeitet und kommuni-ziert. Dazu gehört es nicht nur, ex-terne Anwendungen, Geräte und Datenbanken einzubinden. Auch mit Kollegen die eigenen Daten di-rekt aus dem Laborbuch zu teilen, ist ein Vorteil des digitalen For-mats. Eine solche Plattform er-leichtert die Zusammenarbeit von Teams und Arbeitsgruppen.

Datenanalyse

b Sind die Daten vollständig und einheitlich auf einer Plattform digi-talisiert, ist vieles möglich: Schon einfache Tools wie ein integrierter Molaritätenrechner erleichtern den Laboralltag. Vor allem, dass Wis-senschaftler auf der Grundlage der digitalen Daten selbst Anwendun-gen und Analysetools entwickeln können, verbessert digitale Labor-bücher laufend.

Mehr als Dokumentation

b Der erste Schritt zum idealen Laborbuch besteht darin, es nicht allein aus der Sicht der Anforde-rungen an Dokumentationsvor-schriften oder Datenstrukturen zu entwickeln. Wenn im Design und der Anwendung eines digitalen La-borbuchs der Forscher und seine Bedürfnisse an der Laborbank wie-der in den Vordergrund rücken, werden Sicherheit und Schutz des geistigen Eigentums als sinnvoller Leitfaden und nicht als organisato-rischer Ballast empfunden. Ein di-gitales Laborbuch zu nutzen, kann dann Spaß machen und Mehrwert bringen.

Florian Hauer, promovierter Molekularbiolo-

ge, ist Mitgründer und COO des Berliner

Unternehmens Labfolder.

[email protected]

b Auf einen Blick

Das digitale Laborbuch Labfol-

der läuft browserbasiert auf

allen Plattformen (Windows,

Mac OS, Linux). Mobile Anwen-

dungen auf Tablets und Smart -

phones (iOS und Android) wer-

den in Kürze veröffentlicht. Ein-

zelne Wissenschaftler und klei-

ne Arbeitsgruppen nutzen die

Software kostenlos; dafür ist

eine Anmeldung erforderlich.

www.labfolder.com

Digital oder nicht?

b Mit digitalen Lehrformaten nutzen Hochschulen standardisier-te Inhalte für Grundlagen- oder Einführungskurse gemeinsam. Be-gleitende lernanalytische Software verbessert Qualität und Passge-nauigkeit der Lehre. Dies prognos-tiziert das Arbeitspapier des Cen-trums für Hochschulentwicklung (CHE).1) Frei zugängliche digitale Lehr- und Lernformate, Massive Open Online Courses (Moocs) [Nachr. Chem. 2013, 61, 1087] sind demnach gut geeignet für das Hochschulmarketing und um Stu-denten anzuwerben. In der Weiter-bildung eröffnet die virtuelle Lehre berufstätigen Studierwilligen neue Wege teilzunehmen und, Hoch-schulen gewinnen neue Zielgrup-pen.

Christina Wigger vom Lehrstuhl Unternehmensrechnung und Con-trolling an der Universität Rostock befragte dagegen E-Learning-Stu-dierende.2) Demnach erreichen sie

geringere fachliche Leistungen als konventionell unterrichtete Stu-denten und sind unzufriedener. Gründe dafür seien das ungewohn-te, vollständig eigenständige Arbei-ten und der damit verbundene Zeitaufwand. E-Learning-Studie-rende verzichten aus Zeitmangel nicht nur auf eine Bearbeitung der Übungsaufgaben, sondern auch auf die Unterstützung durch die Do-zenten in Sprechstunden und Kol-loquien.

In den USA weigerte sich einer der ersten Moocs-Befürworter, der Soziologieprofessor Mitchell Dunei-er, weitere Kurse anzubieten. Die Kurse böten dem Staat eine Ausre-de, öffentliche Mittel für staatliche Universitäten zu kürzen.3)

Literatur

1) www.che.de

2) C. Wigger, Auswirkungen von Blended-

Learning auf Studierende und Hoch-

schulen – eine Felduntersuchung,

Shaker Verlag, Herzogenrath, 2013.

3) http://chronicle.com/article/A-MOOC-

Star-Defects-at-Least/141331/

Kurz notiert

Nachrichten aus der Chemie| 61 | Dezember 2013 | www.gdch.de/nachrichten

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