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Von der Blüte zur Frucht Der ganze Kirschbaum, unter dem du stehst, scheint zu summen . An einem warmen Frühlingstag besuchen ihn unzählige Bienen. Zielstrebig steuern sie die duftenden Blüten an. Bestäubung durch Insekten Pflanzen, die von Bieneh oder anderen Insek- ten bestäubt werden, haben meist auffällige, duftende Blüten. Sie locken die Insekten an. In den Blüten finden sie eiweißreichen Poll en und einen s üßen Saft, den Nektar, der an der Innenseite der Kronblätter gebildet wird. Bienen sammeln Nektar, um daraus Honig herzustellen. Auf dem Weg in die Blüte bleibt Pollen von den Staublättern am Haarkleid der Bienen hängen. Besuchen sie andere Blüten der gleichen Art, werden einige Pollenkörner aus ihrem Haarkleid an der klebrigen Narbe des Stempels der neuen Blüte abgestreift. Die Blüte wird somit bestäubt. Befruchtung Aus dem Pollenkorn, das auf der Narbe liegt, wächst ein Pollenschlauch durch den Grif- fel bis in den Fruchtknoten. Im Innern des Fruchtknotens befindet sich eine Samen- 1 Eine Biene auf einer Kirschblüte anlage, die eine Eizelle enthält. Der Poll en- schlauch wächst auf die Eizelle zu. Eine männliche Keimzelle dringt au s dem Polle n- schlauch in die Eizelle ein. Ihr Ke rn ver- schmilzt mit dem Kern der Eizelle. Damit ist die Eizelle befruchtet. Geschlechtliche Fortpflanzung Die Staubblätter werden als nnliche Orga- ne, die Stempel als weibliche Organe be- zeichnet. Wenn bei der Zeugung von Nach- kommen zwei Geschlechter beteiligt sind, spricht man von ges c hlechtlicher Fortpfla nz ung. Blüten, bei denen männliche und weibliche Organe gemeinsam vorkommen , nennt man zwittrig. Aus den Samen können neue Pflanzen heranwachsen. ~ eile I E ize l le nn liche 2 Von der Bestäubung zur Frucht 112 Pflanzen in der Umgebung Pollenkorn mit männlicher Keimzelle -- · Frucht- knoten Griffel Narbe Keimzelle -r-- -- Po llen- sc hlauch L '-\:

Von der Blüte zur Frucht - Kreuztal · Von der Blüte zur Frucht Der ganze Kirschbaum, unter dem du stehst, scheint zu summen. An einem warmen Frühlingstag besuchen ihn unzählige

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Page 1: Von der Blüte zur Frucht - Kreuztal · Von der Blüte zur Frucht Der ganze Kirschbaum, unter dem du stehst, scheint zu summen. An einem warmen Frühlingstag besuchen ihn unzählige

Von der Blüte zur Frucht Der ganze Kirschbaum, unter dem du stehst, scheint zu summen. An einem warmen Frühlingstag besuchen ihn unzählige Bienen. Zielstrebig steuern sie die duftenden Blüten an.

Bestäubung durch Insekten Pflanzen, die von Bieneh oder anderen Insek-ten bestäubt werden, haben meist auffällige, duftende Blüten. Sie locken die Insekten an. In den Blüten finden sie eiweißreichen Pollen und einen süßen Saft, den Nektar, der an der Innenseite der Kronblätter gebildet wird. Bienen sammeln Nektar, um daraus Honig herzustellen. Auf dem Weg in die Blüte bleibt Pollen von den Staublättern am Haarkleid der Bienen hängen. Besuchen sie andere Blüten der gleichen Art, werden einige Pollenkörner aus ihrem Haarkleid an der klebrigen Narbe des Stempels der neuen Blüte abgestreift. Die Blüte wird somit bestäubt.

Befruchtung Aus dem Pollenkorn, das auf der Narbe liegt, wächst ein Pollenschlauch durch den Grif-fel bis in den Fruchtknoten. Im Innern des Fruchtknotens befindet sich eine Samen-

1 Eine Biene auf einer Kirschblüte

anlage, die eine Eizelle enthält. Der Pollen-schlauch wächst auf die Eizelle zu. Eine männliche Keimzelle dringt aus dem Pollen-schlauch in die Eizelle ein. Ihr Kern ver-schmilzt mit dem Kern der Eizelle. Damit ist die Eizelle befruchtet.

Geschlechtliche Fortpflanzung Die Staubblätter werden als männliche Orga-ne, die Stempel als weibliche Organe be-zeichnet. Wenn bei der Zeugung von Nach-kommen zwei Geschlechter beteiligt sind, spricht man von geschlechtlicher Fortpflanzung.

Blüten, bei denen männliche und weibliche Organe gemeinsam vorkommen, nennt man zwittrig. Aus den Samen können neue Pflanzen heranwachsen.

~ eile I Eizelle

männliche

2 Von der Bestäubung zur Frucht

112 Pflanzen in der Umgebung

Pollenkorn mit männlicher Keimzelle --·

Frucht-knoten

Griffel

Narbe

Keimzelle

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Page 2: Von der Blüte zur Frucht - Kreuztal · Von der Blüte zur Frucht Der ganze Kirschbaum, unter dem du stehst, scheint zu summen. An einem warmen Frühlingstag besuchen ihn unzählige

rwandlung der Blüte ve h der Befruchtung verändert sich die Nac „

Blüte: Sie verbluht. Kelch-, Kron- und Staub-blätter welken und fallen ab. Auch die Narbe

rtrocknet. Im Innern des Fruchtknotens ve twickelt sich aus der befruchteten Eizelle

en E b . b . der Keimling. r esltzt erelts eine Wurzel, einen Stängel und Blätter. Diese sind aber noch sehr klein.

samen und Frucht Der Samen besteht aus dem Keimling, einer Nährstoffreserve für dessen Entwicklung und der Samenschale.

Bei der Kirsche entsteht aus der inneren Schicht des Fruchtknotens die harte Schale des Steins um den Samen. Die mittlere Schicht lagert viel Wasser und Zucker ein. Sie wird zum süßen Fruchtfleisch. Die äußere Schicht entwickelt sich zur Haut der Kirsche. Der Samen und seine Hüllen bilden die Kirschfrucht. Der Reifungsvorgang dauert von Mai bis Mitte Juli. Die reifen Früchte einer Kirsche enthalten also jeweils einen einzelnen Samen, der von einer harten Steinschicht und von saftigem Fruchtfleisch umgeben ist. Man spricht, wie auch bei Pflaumen und Aprikosen, von einer Steinfrucht. Fällt eine reife Kirsche zu Boden, kann der Samen im nächsten Jahr keimen. Aus ihm wächst dann ein neuer Kirschbaum heran.

innere Fruchtschale (= Stein)

Fruchtfleisch

In l<ürze Bei der geschlechtlichen Fortpflanzung von Pflanzen sind Bestäubung und Befruchtung Voraussetzungen dafür, dass sich aus den Samenanlagen Samen entwickeln können. Sie bestehen aus Samenschale, Nährstoff-reserve und dem Keimling. Teile des Frucht-knotens bilden die Hüllen, die den Samen umgeben. Samen und Hüllen bezeichnet man als Frucht.

Aufgaben-----------• 1 Beschreibe die Aufgabe der Bienen bei der

Bestäubung der Kirschblüte. 2 Erläutere den Vorgang der Befruchtung.

Begründe, weshalb man hier von sexueller Fortpflanzung spricht?

Exkurs Bestäubung durch den Wind Bei vielen Pflanzen, zum Beispiel der Birke, übernimmt der Wind den Transport von Pollenkörnern auf die Narbe. Blüten, die vom Wind bestäubt werden, sind meist klein und unscheinbar. Sie produzieren jedoch riesige Mengen von Pollenkörnern, sodass zur Blütezeit oft ganze Blütenstaubwolken in der Luft zu beobachten sind. Durch die große Menge an Pollen ist es wahrscheinlich, dass trotz dieser eher zufälligen Verbreitung Pollen auf die klebrigen Narben fast aller weiblichen Blüten gelangt.