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Von der Stabilisierung zur Krise. Series B, No. 3 by Rolf E. Lüke Review by: Herbert Timm FinanzArchiv / Public Finance Analysis, New Series, Bd. 20, H. 2 (1959/60), pp. 366-368 Published by: Mohr Siebeck GmbH & Co. KG Stable URL: http://www.jstor.org/stable/40909414 . Accessed: 16/06/2014 15:59 Your use of the JSTOR archive indicates your acceptance of the Terms & Conditions of Use, available at . http://www.jstor.org/page/info/about/policies/terms.jsp . JSTOR is a not-for-profit service that helps scholars, researchers, and students discover, use, and build upon a wide range of content in a trusted digital archive. We use information technology and tools to increase productivity and facilitate new forms of scholarship. For more information about JSTOR, please contact [email protected]. . Mohr Siebeck GmbH & Co. KG is collaborating with JSTOR to digitize, preserve and extend access to FinanzArchiv / Public Finance Analysis. http://www.jstor.org This content downloaded from 188.72.127.150 on Mon, 16 Jun 2014 15:59:52 PM All use subject to JSTOR Terms and Conditions

Von der Stabilisierung zur Krise. Series B, No. 3by Rolf E. Lüke

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Von der Stabilisierung zur Krise. Series B, No. 3 by Rolf E. LükeReview by: Herbert TimmFinanzArchiv / Public Finance Analysis, New Series, Bd. 20, H. 2 (1959/60), pp. 366-368Published by: Mohr Siebeck GmbH & Co. KGStable URL: http://www.jstor.org/stable/40909414 .

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366 Besprechungen

In einer Schlußbetrachtung kommt der Verfasser, ebenso wie schon am Ende des zweiten und dritten Teiles, zu dem Resultat, daß die Souveränität der Staaten - die, wie erwähnt, ausschließlich, unteilbar und unverzichtbar ist - auch bei einer Integration unangetastet bleibt; Konsequenzen ergeben sich nur für die Ausübung der Souveränität.

Diese Studie über eine sehr aktuelle Frage ist - wie van Houtte in seiner Ein- leitung bemerkt - eine Untersuchung von oben her („par le haut"), d. h. vom Ge- sichtspunkt des Verfassungsrechts und des Völkerrechts ; unter diesen Aspekten sind einige theoretisch denkbare Konstruktionen theoretisch angeleuchtet. Daß dazu durchaus mehr zu sagen wäre, kommt in der Vorbemerkung zum Ausdruck, die zu einigen Grundbegriffen kurze Überlegungen beisteuert und den Wunsch nach ergänzenden Untersuchungen „par le bas" äußert, beispielsweise internationalen Steuervergleichen und dgl. ; daß es bereits derartige grundlegende Untersuchungen in deutscher Sprache gibt, scheint dem Verfasser, dessen reichhaltiges Literatur- verzeichnis van Houtte besonders hervorhebt, entgangen zu sein.

Günter Schmölders

Rolf E. Luke: Von der Stabilisierung zur Krise. Herausgegeben vom Basle Centre for Economic and Financial Research, Series B, No. 3. Zürich 1958. Polygraphischer Verlag AG. 363 Seiten. Gestützt auf die materielle Hilfe der Rockefeiler Foundation, auf zahlreiche

Unterhaltungen mit mehreren noch lebenden Hauptakteuren und Sachverstän- digen (vgl. S. XIV) und auf eine gewissenhafte Materialsammlung, hat der Ver- fasser in der Zeit von 1953-1957 eine Studie zusammengestellt, die die Entwick- lung von der Stabilisierung der deutschen Währung 1923/24 bis zum Sturz der Regierung Brüning im Mai 1932 untersucht. Sie umfaßt sechs Teile, und zwar: Die Stabilisierung der Mark (I. Teil), den Dawes-Plan (II. Teil), Vom Dawes-Plan zum Young-Plan (III. Teil), Die deutsche Bankwirtschaft unter dem Dawes-Plan (IV. Teil), Vom Young-Plan zur Bankenkrise (V. Teil) und Von der Bankenkrise zur Staatskrise (VI. Teil).

Abgesehen davon, daß der I. Teil und der IV. Teil angesichts ihrer Funk- tionen etwas zu breit geraten sind, hier und da auch nicht ganz ohne Kritik hin- genommen werden können, und abgesehen von einer etwas zu ausgiebigen Ver- wendung von Zahlen, die oft eher verwirrt als erleuchtet, ist der Rezensent mit dieser historischen Studie sehr einverstanden. Nicht allein, weil er mit dem Ver- fasser und dem von ihm zitierten Philosophen Santayana darin einig ist, daß man die Vergangenheit nicht vergessen sollte, wenn man nicht dazu verurteilt werden will, sie zu wiederholen; auch nicht nur deswegen, weil die großen Aufgaben nach dem grausamen zweiten Weltkrieg ja geradezu zu einem Rückblick auf die Be- mühungen nach dem ersten Weltkrieg drängen. Vielmehr muß diese Studie auch deswegen begrüßt werden, weil sie offenbar sine ira et studio geschrieben wurde, was angesichts des erregenden Gegenstandes und der tragischen Konsequenzen der zahlreichen Mißverständnisse und Irrungen des Jahrzehnts nach 1923 gewiß nicht einfach war, und schließlich weil Verfasser gerade auf Grund der Interviews mit den maßgebenden Überlebenden noch manches zu den Erfahrungen und Kenntnissen hat hinzutun können, die wir aus der umfangreichen Literatur, ins- besondere über die Reparationen, den Dawes- und den Young-Plan sowie die Ban- kenkrise des Jahres 1931, kennen.

Man wird wohl auch den wichtigsten Thesen des Verfassers zustimmen kön- nen, so der, daß der Dawes-Plan gegenüber dem ihn ablösenden Young-Plan wegen des viel weiter gehenden Transferschutzes und der Mitwirkung der USA in Ge- stalt des Reparationsagenten bemerkenswerte Vorzüge hatte, obwohl man an- gesichts der fragwürdigen Realisierbarkeit mehrerer seiner Prämissen Bedenken

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haben kann, „ihm den Charakter einer großartigen Konzeption" (S. 126) zu- zusprechen. Zu diesen Prämissen gehörte u. a. eine adäquate Finanzpolitik des Deutschen Reiches, nämlich eine Politik, die praktisch darauf hinauslaufen mußte, in Höhe der Belastung des Reichshaushalts mit den Dawes-Plan-Annuitäten einen Überschuß zu erwirtschaften, was nicht der Fall gewesen ist (vgl. S. 80 ff.) und weswegen der Finanzpolitik auch mit Recht Vorwürfe gemacht wurden ; ferner eine aktive Zahlungsbilanz (d. h. Leistungsbilanz) Deutschlands - tatsächlich war sie außer im Jahre 1926 stets passiv (vgl. S. 113 ff.). Hieran waren die Hauptgläubiger- länder, die USA und Frankreich, wegen ihrer protektionistischen Handelspolitik stark mitschuldig. Heute, nach drei Jahrzehnten, kann man dennoch schwer be- greifen, warum gerade in Deutschland der Wunsch nach einer Revision des Dawes- Plans entstand. Plausibel wird das nur, wenn man vom Verfasser die politischen Motive dargelegt bekommt, vor allem das Ziel Stresemanns, nämlich die Beendi- gung der Rheinland-Besetzung, die - und auch darin darf man dem Verfasser zu- stimmen - teuer erkauft wurde. Der Preis war nicht nur wegen der relativ hohen Annuitäten unter dem Young-Plan - für die deutsche Politik so unerwartet - hoch, sondern vor allem auch, weil der Transferschutz auf Betreiben Frankreichs wesentlich reduziert war. Dieser III. Teil (Vom Dawes-Plan zum Young-Plan) ist recht gut gelungen, öffnet doch Verfasser dem Leser einen Blick auf die er- regenden Vorgänge hinter den Kulissen und auf die persönlichen wie auch die politischen Motive derjenigen, die damals die Hauptspieler auf der Bühne waren. Gegenüber der konsequenten und harten Haltung Frankreichs fällt die unsichere, vom Zwiespalt zwischen Schacht und der Regierung getrübte deutsche Haltung auf. Das Verhalten Parker Gilberts (des Reparationsagenten) erscheint in einem Zwielicht; England scheint - wie so häufig - die Dinge am klarsten und nüchtern- sten gesehen zu haben.

Die Situation Deutschlands nach dem Abschluß des Young-Plans war ver- zweifelt : Angesichts des Volksbegehrens gegen den Young-Plan und angesichts vor allem des Wahlergebnisses vom September 1930 verblaßte die durch den Young- Plan „eingehandelte" Rheinlandräumung und damit das Ziel, um dessentwillen die deutsche Regierung die Revision des Dawes-Plans erstrebt hatte. Aber nicht nur die politische, auch die wirtschaftliche Situation war mehr als ernst. Schon die Mai-Attacke von 1929 hatte auf die große Gefahr des Rückzugs von Auslands- geldern aufmerksam gemacht; nach den Septemberwahlen 1930 wurde diese Attacke fortgesetzt, und sie wurde zu einem Großangriff nach der deutsch -öster- reichischen Veröffentlichung über die geplante Zollunion und dem Zusammenbruch der österreichischen Kreditanstalt (März und Mai 1931). Daß und warum die Abzüge von Auslandsgeldern verhängnisvoll sein mußten, hat Verfasser überzeu- gend nachgewiesen. Eingehend stellt er das Ausmaß der ausländischen Kreditoren, insbesondere der kurzfristigen, bei den deutschen Banken und die Verursachung dieses Einstroms von Auslandsgeldern dar, wobei die Politik der Reichsbank, der Banken und vor allem auch der öffentlichen Schuldner der Auslandskredite unter- sucht wird (S. 209 ff.). Er hebt mit Recht hervor, daß die Auslandsverschuldung an sich nicht das Übel war - obschon sie tatsächlich den Blick vor der Tatsache versperrte, daß der Dawes-Plan ja nur wegen der Auslandsverschuldung „funktio- nieren" konnte -, sondern daß es der große Anteil der kurzfristigen Verschuldung und die sorglose Politik der Banken, diese Gelder in langfristigen, teils risikoreichen Anlagen zu investieren, waren, die die Auslandsverschuldung - wie sich in der Bankenkrise vom Juli 1931 zeigte - so überaus gefährlich machten. Seine Dar- stellung der Verhandlungen zur Abwendung dieser Bankenkrise (S. 287 ff.) ist packend und - bei aller Nachsicht, die gegenüber den damals Verantwortlichen am Platze ist - erschütternd. Daß es nicht gelang, das große Unheil zu vermeiden, daß sowohl die deutsche Regierung als auch die Reichsbank und die Banken ver- sagten, mag in manchen menschlichen Unzulänglichkeiten seinen Grund haben, wird aber am Ende nur verständlich, wenn man sich die konfliktgeladene und nahezu ausweglose politische Situation des Jahres 1931 vor Augen hält.

So wie es in Deutschland in dieser schweren Zeit an einer zielbewußten Ko- operation aller zuständigen Stellen fehlte, so groß war auch der Mangel an inter- nationaler Solidarität. Statt die Chance zu nutzen, die das Hoover-Moratorium

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eröffnete, und statt den ernsten Mahnungen des Layton-Berichts zu folgen, ver- hinderten die kontroversen politischen Ziele Frankreichs auf der einen Seite und Deutschlands und Englands auf der anderen Seite eine wirkungsvolle Zusammen- arbeit. Ohne entscheiden zu können, ob des Verfassers harter Vorwurf einer nicht nur im Krisenjahr 1931, sondern auch in den Vorjahren intransigenten, ja obstruk- tiven französischen Politik berechtigt ist - fest steht, daß es die mangelhafte inter- nationale Solidarität war, die für die Weltwirtschaftskrise und schließlich auch dafür verantwortlich war, daß die heroischen Anstrengungen Brünings erfolglos blieben. Als schließlich doch in Lausanne im Jahre 1932 praktisch der Schlußstrich unter die Reparationen gesetzt wurde, war es zu spät. Aus der Wirtschaftskrise war in Deutschland eine politische Krise entstanden, unter deren Folgen die ganze Welt einige Jahre später so maßlos leiden mußte.

Der Verfasser hat das Jahrzehnt vor 1932 sorgfältig und richtig analysiert; es ist ihm vor allem auch gut gelungen, die Verbindungslinien zwischen der wirt- schaftlichen und politischen Entwicklung bloßzulegen, und kein Leser wird sich des tiefen Eindrucks der Lektüre dieses Buches entziehen können. Gerade des- wegen ist die Frage, die Verfasser sich im Vorwort selbst stellte, naheliegend: „warum nach einem zweiten verlorenen Weltkrieg, einem viel größeren Ausmaß an Zerstörung und Verlusten und einer kaum geringeren Inflation als nach dem ersten Weltkrieg ein so eindrucksvoller Wiederaufbau von Währung und Wirt- schaft gelingen konnte". Verfasser hat versucht, diese Frage indirekt zu beant- worten, indem er in seiner Studie die Frage behandelt, warum nach 1923 nicht gelang, was nach 1948 geglückt ist. Er hätte die Antwort am Ende seines Buches in einigen zusammenfassenden Thesen explizieren sollen, und vielleicht wäre er dann zu demselben Schluß gekommen wie der Rezensent: Gerade das katastro- phale Ausmaß der Zerstörung durch den zweiten Weltkrieg sowie auch die bösen Erfahrungen der Zeit nach dem ersten Weltkrieg bewahrten die westlichen Sieger vor der Illusion, der sie nach dem ersten Weltkrieg unterlagen, nämlich vor dem Versuch, sich durch ein zwar ausgeklügeltes, aber doch verhängnisvolles System von Reparationen schadlos zu halten. Ferner: im Gegensatz zu den zwanziger und dreißiger Jahren erkannten diesmal die USA ihre Verantwortung. Statt sich wie damals zurückzuziehen und auf ihrem Gläubigerinteresse zu beharren, haben sie diesmal die Führung übernommen und geholfen. Und schließlich: nicht nur die Lehren aus der Erfahrung, sondern auch das durch den tiefen Konflikt mit dem Osten gestärkte Solidaritätsgefühl haben zu einer wirkungsvollen politischen und wirtschaftlichen Kooperation des Westens geführt, der die Siegermächte in an- erkennenswerter Weise ihre verständlichen Ressentiments gegenüber Deutschland unterordneten. Dies ist das einzige Positivum des gegenwärtigen Ost-West-Konflikts; möge er mit der Zeit so entschärft werden können, daß dieses Positivum nicht eines Tages durch eine Katastrophe verdrängt wird, die die beiden letzten Welt- kriege weit in den Schatten stellen würde!

Herbert Timm

Hans Hellwig: Kreditschöpfung und Kreditvermittlung. Untersuchungen über den modernen Inflationismus. Stuttgart 1958. Curt E. Schwab. 460 Seiten. Die Diskussion über die Frage, ob die Kreditbanken nur als Kreditvermittler

fungieren oder ob sie darüber hinaus zur Kreditschöpfung befähigt sind, ist schon alt. Wir waren bisher der Überzeugung, daß sich die Auffassung, daß die Kredit- banken die Fähigkeit zur Kreditschöpfung besitzen, im wissenschaftlichen Schrift- tum des In- und Auslandes ziemlich allgemein durchgesetzt habe, wenn auch gewisse Kreise der Bankpraktiker noch an der entgegengesetzten Lehre festhalten. Hellwig hat nun ein umfangreiches Buch geschrieben, dessen Tenor auf eine Nega-

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