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Von Hauben und Kapuzen Leben im Kloster Stühlingen Kiên Hoàng Lê

Von Hauben und Kapuzen

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Franziskanerinnen und Kapuziner leben gemeinsam in dem Kloster Stühlingen.

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Leben im Kloster Stühlingen

Kiên Hoàng Lê

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Leben im Kloster Stühlingen

Kiên Hoàng Lê

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Regeln gibt es ja nicht nur im Orden, sondern auch

im ganz “normalen”Leben. Die Regeln für mich als

Franziskanerin stehen nicht in einem Regelbuch, sondern

in der Lebensform. In ihr geht es um das Leben in

Gemeinschaft. Wie wir leben wollen nach dem Vorbild des

heiligen Franziskus und dem Evangelium. Sie gibt uns

eine Richtung vor, die jede einzelne Schwester mit Leben

füllt. Je nach Lebensphase sieht dies auch unterschiedlich

aus. Am Anfang war es schon das Gefühl ein Stück

Freiheit aufzugeben. Gerade da, wenn man schon

einen eigenen Haushalt, ein eigenes Einkommen und

ungebunden war. Selbst entscheiden, was ich wann mache

und wohin ich gehe. Das Bitten um etwas ist dann ein

Gefühl wie ein Schritt zurück in die Kindheit. Wenn ich

aber dahinter schaue, geht es nicht darum unmündig zu

werden im Kloster sondern sich Gedanken zu machen,

was ich wirklich brauche und wo meine Bedürfnisse sind.

Ich bekomme alles, was ich zum Leben brauche,

aber müssen es zehn Paar Schuhe sein? Für mich

eröffnen sich durch unsere Lebensform eine Fülle und

ein Reichtum, der sich jetzt nicht in materiellen Dingen

zeigt, sondern im zwischenmenschlichen Miteinander als

Schwestern, als Gemeinschaft. Gemeinsam auf dem Weg,

um Antwort zu geben auf das Gerufensein von Gott.

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»Geh, verkaufe, was du hast, gib das Geld den Armen, und du wirst einen bleibenden Schatz im Himmel haben; dann komm und folge mir nach!«

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Gott ist für mich Vater, Mutter, Heimat, mein Ein

und Alles, mein Höchstes Gut. Er ruft mich bei meinem

Namen, er liebt und führt mich. Alles ist in seine

Hand geschrieben und am Ende meines Lebens hat er für

mich eine Wohnung bereit.

S c H w e S t e r M a r i a J u l i a g e b. K r e S z e n t i a S c H w e r d t l e , S e i t 1966 i M O r d e n:

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Ich versuche meine Spiritualität in aller Einfachheit

nach dem Leben des heiligen Franziskus und nach dem

Evangelium zu leben. Ich werde damit niemals fertig

werden. Die ganze Vollkommenheit wird einem erst

im Himmel geschenkt.

b r u d e r J ü r g e n M a r i a g e b. J ü r g e n e r n S t b ö H M, S e i t 1986 i M O r d e n:

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Regeln gibt es ja nicht nur im Orden, sondern auch

im ganz “normalen”Leben. Die Regeln für mich als

Franziskanerin stehen nicht in einem Regelbuch, sondern

in der Lebensform. In ihr geht es um das Leben in

Gemeinschaft. Wie wir leben wollen nach dem Vorbild des

heiligen Franziskus und dem Evangelium. Sie gibt uns

eine Richtung vor, die jede einzelne Schwester mit Leben

füllt. Je nach Lebensphase sieht dies auch unterschiedlich

aus. Am Anfang war es schon das Gefühl ein Stück

Freiheit aufzugeben. Gerade da, wenn man schon

einen eigenen Haushalt, ein eigenes Einkommen und

ungebunden war. Selbst entscheiden, was ich wann mache

und wohin ich gehe. Das Bitten um etwas ist dann ein

Gefühl wie ein Schritt zurück in die Kindheit. Wenn ich

aber dahinter schaue, geht es nicht darum unmündig zu

werden im Kloster sondern sich Gedanken zu machen,

was ich wirklich brauche und wo meine Bedürfnisse sind.

Ich bekomme alles, was ich zum Leben brauche,

aber müssen es zehn Paar Schuhe sein? Für mich

eröffnen sich durch unsere Lebensform eine Fülle und

ein Reichtum, der sich jetzt nicht in materiellen Dingen

zeigt, sondern im zwischenmenschlichen Miteinander als

Schwestern, als Gemeinschaft. Gemeinsam auf dem Weg,

um Antwort zu geben auf das Gerufensein von Gott.

S c H w e S t e r M a r i a c l a r a , g e b. S i M O n e, S e i t 2010 i M O r d e n:

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Glaube ist für mich Vertrauen riskieren, mich

schenken und hingeben und meine Bereitschaft zu

vergeben. Gott ist ein liebendes und lebendiges

Gegenüber, ein Du, ein lebensstiftender Geist, ein

sorgender Vater, eine bergende Mutter, ein Bruder

und Begleiter, eine unerforschliche, unendliche

und bedingungslose Liebe. Ich glaube nicht,

dass ich meine Freiheit aufgebe, sondern meine

Ungebundenheit und Unabhängigkeit. Freiheit gewinnt

der Mensch erst wirklich in seiner Entscheidung für

einen Weg und eine Lebensform, für eine Beziehung

und Bindung. Mich entscheiden für das Gute und

das Leben, für Gott und den Mitmenschen, das ist im

ethisch-christlichen Sinne Freiheit.

b r u d e r l a u r e n t i u S g e b. e r w i n a l O i S w e n K, S e i t 1981 i M O r d e n:

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Die Freude an Gott ist unsere Kraft. Der Herr ist

mein Licht und mein Heil. Der Herr ist die Kraft meines

Lebens.

S c H w e S t e r O d w i n a g e b. P r i S K a M a r i a r O t H, S e i t 1959 i M O r d e n:

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Mir macht Sorge, dass Mitbrüder das Wirken unseres

Ordens verweltlichen: dadurch dass sie den Erhalt der

Gemeinschaft äußerlich organisatorisch - durch Finanzen

und Personalpolitik - wahren wollen und damit der

Versuchung der Machbarkeit erliegen, anstatt alles vom

Segen Gottes zu erwarten und dann vom Mitwirken unter

diesem Segen. Mich trägt der Orden nur, solange er

sich als spirituelle Gemeinschaft begreift. Alles andere

kann ich auch in der Welt bekommen.

b r u d e r J ü r g e n g e b. J ü r g e n M e y e r, S e i t 1992 i M O r d e n:

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Ich habe mich durch meine Profeß auf Lebenszeit

dazu entschieden, in der Gemeinschaft der

Franziskanerinnen von Reute Jesus nachzufolgen.

Ich empfinde mein Leben mit den Gelübden

Armut, ehelose Keuschheit und Gehorsam nicht als

Einengung, sondern als Hilfe, dadurch besser Gott

und den Menschen dienen zu können.

S c H w e S t e r e r i K a M a r i a g e b. e r i K a a g n e S e i S e n b a r t H, S e i t 1981 i M O r d e n:

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Ich gebe einen großen Teil meiner Freiheit auf, das ist

nicht jedermanns Sache.Viele sind auch wieder aus dem

Orden weggegangen. Es ist ein alternatives Leben zur Ehe

– wo ich ja auch Teil meiner Freiheit aufgebe - aber es ist

insofern anders und schwieriger, weil ich im Orden mir

den Bruder nicht aussuche, mit dem ich zusammenlebe.

Und auch der häufige Wechsel innerhalb der Provinz

in ein anderes Haus mit anderen Brüdern ist anders;

umso wichtiger ist daher das gemeinsame Fundament,

auf das wir uns in der Profess verpflichtet haben; nach

dem Evangelium, nach den Gelübden und nach der

franziskanischen Regel zu leben. Interessanterweise

erlebe ich aber durch diese Bindung eine neue und ganz

andere Freiheit: eine große Freiheit, für Gott und die

Menschen da zu sein, frei zu sein, um mich auch auf

diese Weise zu verwirklichen und letztlich eine Freude

erfahre, die ich nur als Geschenk begreifen kann. Einem

Außenstehenden dies zu erklären ist nicht einfach, heißt

es doch schon im Evangelium: »Wer es fassen kann,

der fasse es« - Und das ist auch bei mir nicht immer der

Fall- das Kreuz zu tragen ist auch im Kloster eine tägliche

Aufgabe, an der ich reifen und wachsen kann.

b r u d e r t O b i a S g e b. H u b e r t l i n K , S e i t 1964 i M O r d e n:

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Regeln gibt es ja nicht nur im Orden, sondern auch

im ganz “normalen”Leben. Die Regeln für mich als

Franziskanerin stehen nicht in einem Regelbuch, sondern

in der Lebensform. In ihr geht es um das Leben in

Gemeinschaft. Wie wir leben wollen nach dem Vorbild des

heiligen Franziskus und dem Evangelium. Sie gibt uns

eine Richtung vor, die jede einzelne Schwester mit Leben

füllt. Je nach Lebensphase sieht dies auch unterschiedlich

aus. Am Anfang war es schon das Gefühl ein Stück

Freiheit aufzugeben. Gerade da, wenn man schon

einen eigenen Haushalt, ein eigenes Einkommen und

ungebunden war. Selbst entscheiden, was ich wann mache

und wohin ich gehe. Das Bitten um etwas ist dann ein

Gefühl wie ein Schritt zurück in die Kindheit. Wenn ich

aber dahinter schaue, geht es nicht darum unmündig zu

werden im Kloster sondern sich Gedanken zu machen,

was ich wirklich brauche und wo meine Bedürfnisse sind.

Ich bekomme alles, was ich zum Leben brauche,

aber müssen es zehn Paar Schuhe sein? Für mich

eröffnen sich durch unsere Lebensform eine Fülle und

ein Reichtum, der sich jetzt nicht in materiellen Dingen

zeigt, sondern im zwischenmenschlichen Miteinander als

Schwestern, als Gemeinschaft. Gemeinsam auf dem Weg,

um Antwort zu geben auf das Gerufensein von Gott.

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»Wacht und betet, damit ihr nicht in Versuchung geratet. Der Geist ist willig, aber das Fleisch ist schwach.«

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GlAuben unD leben im KloSter

samen inneren Ruf wider ein Leben in Armut, Demut

und für Jesus zu führen. In beiden Orden besteht aber

kein Trachten- bzw. Habitzwang. Vielmehr ist es dem

Träger überlassen, wann er es für angebracht hält. Wobei

die Schwestern konsequenter beim Tragen der Tracht

sind und ausschließlich an ihrem freien Tag gelegentlich

keine Tracht tragen.

Auch ist die Auslegung der Armut eine ganz andere

als zu Zeiten der Ordensgründung. Es muss keiner an

Hunger leiden, außer er fastet. Die Schwestern und Brü-

der besitzen kein privates Geld. Besitztümer beschrän-

ken sich auf das Hab und Gut in ihren Zimmern. Für

ihr leibliches Wohl ist im Kloster sehr gut gesorgt, teils

durch die Ernten aus dem Garten und teils aus Spenden

der Supermärkte im Dorf, deren abgelaufene Produkte

dem Kloster geschenkt werden. Armut wird heute im

Kloster eher als Besitzlosigkeit gelebt, die den Menschen

eine ungeheure Freiheit gibt, sich auf etwas zu konzent-

rieren ohne dabei den Fokus

zu stark auf die Bedürfniserfüllung des eigenen

Lebens legen zu müssen. Die Gemeinschaft sorgt

für den Einzelnen.

Diese Freiheit war früher wesentlich größer, weil der

Zustrom und Zuspruch der Orden zahlreich und die

Belastung des Einzelnen geringer war. Heute spüren die

Orden die Auswirkungen der Säkularisierung besonders

heftig, weil sich in ihren Strukturen die Folgen der Über-

Am Anfang steht eine radikale Entscheidung. Sich

ganz Gott und den Menschen zu geben. Sich in die Hän-

de der Gemeinschaft zu geben und Gehorsam zu gelo-

ben. Gehorsam einer höheren Macht gegenüber, die sich

hier auf Erden in der Kirche und den Orden manifestiert.

Es ist vor allem auch ein Ausdruck des Vertrauens, sich

in die Gemeinschaft der Franziskanerinnen von Reute

und dem Orden der Minderen Brüder der Kapuziner

zu begeben.

Vertrauen hatten die Schwestern und Brüder auch zu

mir. Ich bin nicht christlich, eher buddhistisch. Ich bin

30, unverheiratet und versuche die Welt durch meine

Kamera zu verstehen. Es war eine einmalige Erfahrung

im Kloster Stühlingen an der Schweizer Grenze mit den

vier Schwestern und vier Brüdern einen Monat lang zu-

sammen zu leben. Wenn ich jetzt Schwestern und

Brüdern schreibe, geht es locker flockig, am Anfang war

es sehr gewöhnungsbedürftig solch traditionelle Begriffe

zu verwenden. Später wurde ich dann auch Bruder Kiên

gerufen und es fiel mir auch nicht mehr auf. Ein Assimi-

lierungsprozess in die Gemeinschaft, der ganz unbe-

wusst geschah. Das Leben im Kloster ist vorerst das

Leben in einer Gemeinschaft mit ihren verschiedenen In-

dividuen und einer ganz eigenen Gruppendynamik. Die

gleiche Kleidung in Tracht - für die Franziskanerinnen

- und Habit – für die Kapuziner - gibt den Klosterbewoh-

nern eine gemeinsame Basis. Sie spiegelt ihren gemein-

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alterung schon jetzt ablesen lässt. Es kommen vielleicht

ein, zwei neue Novizen pro Jahr hinzu und dann ist auch

nicht sicher, ob sie sich wirklich für ein Leben im Kloster

entscheiden werden. Was bleibt ist eine ökonomische

Rechnung. Wie erhalte ich Klöster, wenn die Kräfte,

sowohl in der Anzahl, als auch in der Vitalität schwin-

den? In der ersten Phase muss der einzelne mehr Ver-

antwortung und mehr Zeit für die weltlichen Aufgaben

aufwenden. Die wachsenden Aufgaben scheinen eine

große Belastung für die Schwestern und Brüder zu sein.

Es braucht Zeit, Ruhe und Besinnung, um in sich zu

gehen und den spirituellen Dialog zu führen. Zuge-

gebender Maßen ist das Leben im Kloster verglichen mit

meinem Leben in der Stadt sehr besinnlich. Es spiegelt

eher meine Erwartungen an ein Kloster von einem Ort

der Vollkommenheit und Ruhe wider.

Wenn auch das Bündeln der Kräfte nicht mehr funk-

tioniert, müssen entweder Klöster geschlossen werden

oder andere Orden, sowie Leihen aufgenommen werden.

Im Falle vom Kloster Stühlingen, haben Kapuziner die

Franziskanerinnen von Reute eingeladen mit ihnen ge-

meinsam ein Kloster zum Mitleben zu gestalten.

Die Franziskanerinnen sind quasi bei den Kapuzi-

nern angestellt; gleichberechtigt, jedoch teilweise immer

noch rollenverteilt in der Küche und Wäscherei. Der Got-

tesdienst in der Kirche wird ausschließlich von den Brü-

dern gehalten, aber in den Andachten (Laudes, Vesper

und Komplet) leiten auch die Schwestern die Gläubigen.

Es ist eine radikale - und aus heutiger Sicht traditio-

nelle - Entscheidung in ein Kloster zu gehen. Theoretisch

alles aufzugeben und in eine neue Familie einzutre-

ten. Die Schwestern und Brüder Leben ihren Glauben

wahrhaftig und haben auch einen guten Kontakt zu ihren

Familien. Die Kirche und Orden stellen sich den

Anforderungen einer sich ändernden Gesellschaft und

werden moderater. Schwestern und Brüder hinterfragen

auch Regeln der Kirche, weil sie nach Franziskus nur

nach dem Evangelium leben sollen. Wenn früher

ein Familienmitglied im Sterben lag und eine Schwes-

ter sich auf den Weg gemacht hatte, musste sie wieder

umkehren, falls der Tod eintrat bevor sie dort war. Heute

sind die Verbindungen zur Familie nicht mehr strengen

Regeln unterworfen. Schwestern und Brüder besuchen

ihre Familien und fahren auch mit ihnen gemeinsam in

den Urlaub.

Eine weitaus wichtigere Kritik ist die Heirat. Katho-

liken dürfen in ihrem Leben nur einmal heiraten. Im

Falle einer Scheidung dürfen die Geschiedenen nicht

mehr den Leib Christi in der Eucharistiefeier empfangen.

Ihnen wird somit der Höhepunkt jeder Messe verboten.

Überspitzt formuliert wird Ihnen aus Rom gesagt, dass

sie eine Sünde begangen und damit schlechte Christen

sind. Die Schwestern und Brüder stimmen der einmali-

gen Hochzeit zu, jedoch würden sie es begrüßen, wenn

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Geschiedenen der Empfang des Leib Christi in Form

der Oblaten wieder erlaubt wird. Aus der Logik

eines verstehenden Gottes, der unvollkommene

Menschen geschaffen und seinen Sohn zum Sterben

für die Sünden der Menschen geschickt hat, ist das

nur konsequent.

Ich saß mit den Schwestern und Brüdern einen

Monat lang am Tisch und habe gute deutsche Küche

genossen. Eine witzige Begebenheit ist die Totenlesung

nach dem Essen. Es werden alle Namen der an diesem

Tag verstorbenen Schwestern und Brüder vorgelesen

und ihrer gedacht. Klingt vielleicht sehr düster, weil es

den Tod wieder bewusster macht, jedoch ist im Kloster

das Bewusstsein der Vergänglichkeit so präsent, dass es

seinen Schrecken verliert. Oftmals wurden auch Witze

über die altertümlichen Namen gerissen oder lustige Ge-

schichten über die Verstorbenen erzählt, sodass der Tod

mich eher heiter aufstehen lies.

Wahrscheinlich habe ich als Buddhist auch mehr

Gebetsstunden (morgens 7 Uhr, mittags 11:30 Uhr,

nachmittags 18 Uhr und abends 21 Uhr) mit Jesus ver-

bracht, als der Durchschnittsdeutsche, der höchstens zur

Kommunion und zu Weihnachten in die Kirche geht. In

meiner Generation sind viele müde, sie kämpfen gegen

Perspektivlosigkeit und Zukunftsangst. Joseph Campbell

hat ihr Dilemma passend in Worte gefasst: »Nur die, die

weder einen inneren Ruf noch eine äußere Doktrin ken-

nen, sind wahrhaft in einer verzweifelten Lage.« Meiner

Generation fehlt die mythologische Basis, sei es nun der

christliche Glaube oder eine andere Form des Glaubens.

Nur mit der Ratio kommt der Mensch an seine sich

selbst gesetzten Grenzen. Nicht umsonst wird in den

Religionen darauf verwiesen, dass es Dinge gibt, die

Mensch nicht in Worte fassen kann, weil Worte missver-

ständlich wären.

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in der Lebensform. In ihr geht es um das Leben in

Gemeinschaft. Wie wir leben wollen nach dem Vorbild des

heiligen Franziskus und dem Evangelium. Sie gibt uns

eine Richtung vor, die jede einzelne Schwester mit Leben

füllt. Je nach Lebensphase sieht dies auch unterschiedlich

aus. Am Anfang war es schon das Gefühl ein Stück

Freiheit aufzugeben. Gerade da, wenn man schon

einen eigenen Haushalt, ein eigenes Einkommen und

ungebunden war. Selbst entscheiden, was ich wann mache

und wohin ich gehe. Das Bitten um etwas ist dann ein

Gefühl wie ein Schritt zurück in die Kindheit. Wenn ich

aber dahinter schaue, geht es nicht darum unmündig zu

werden im Kloster sondern sich Gedanken zu machen,

was ich wirklich brauche und wo meine Bedürfnisse sind.

Ich bekomme alles, was ich zum Leben brauche,

aber müssen es zehn Paar Schuhe sein? Für mich

eröffnen sich durch unsere Lebensform eine Fülle und

ein Reichtum, der sich jetzt nicht in materiellen Dingen

zeigt, sondern im zwischenmenschlichen Miteinander als

Schwestern, als Gemeinschaft. Gemeinsam auf dem Weg,

um Antwort zu geben auf das Gerufensein von Gott.

»Seid gewiss: ich bin bei euch alle tage bis zum ende der Welt.«

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Franziskanerin stehen nicht in einem Regelbuch, sondern

in der Lebensform. In ihr geht es um das Leben in

Gemeinschaft. Wie wir leben wollen nach dem Vorbild des

heiligen Franziskus und dem Evangelium. Sie gibt uns

eine Richtung vor, die jede einzelne Schwester mit Leben

füllt. Je nach Lebensphase sieht dies auch unterschiedlich

aus. Am Anfang war es schon das Gefühl ein Stück

Freiheit aufzugeben. Gerade da, wenn man schon

einen eigenen Haushalt, ein eigenes Einkommen und

ungebunden war. Selbst entscheiden, was ich wann mache

und wohin ich gehe. Das Bitten um etwas ist dann ein

Gefühl wie ein Schritt zurück in die Kindheit. Wenn ich

aber dahinter schaue, geht es nicht darum unmündig zu

werden im Kloster sondern sich Gedanken zu machen,

was ich wirklich brauche und wo meine Bedürfnisse sind.

Ich bekomme alles, was ich zum Leben brauche,

aber müssen es zehn Paar Schuhe sein? Für mich

eröffnen sich durch unsere Lebensform eine Fülle und

ein Reichtum, der sich jetzt nicht in materiellen Dingen

zeigt, sondern im zwischenmenschlichen Miteinander als

Schwestern, als Gemeinschaft. Gemeinsam auf dem Weg,

um Antwort zu geben auf das Gerufensein von Gott.

»Denn siehe, ich bin mensch geworden. Wolltet ihr nicht Gott mit mir werden, so tätet ihr mir unrecht«

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Bruder Laurentius, Schwester Erika, Bruder Tobias,

Schwester Clara, Bruder Jürgen Maria, Schwester Julia,

Bruder Jürgen Meyer, Schwester Odwina

Søren Pagter, Kent Kilch, Anders Peterson, Jon

Lowenstein, Rolf Nobel, Karen Fromm, Götz Schleser,

Thomas Dashuber

Alina Emrich, Peggy Wellerdt, Liane Heinze, Jonas

Wresch, Ferhat Bouda, Wiebke Schleser, Arianna M.

Sanesi, Edu Bayer, Norbert Müller

Hòa, Dung, Trung

und auch alle, die ich vergessen habe zu erwähnen

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i M P r e S S u M:

Kiên Hoàng Lê

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Fotografien Kiên Hoàng Lê

Bibelzitate Jesus durch die heiligen Apostel

Portraitzitate Schwester Julia, Bruder Jürgen Maria,

Schwester Clara, Bruder Laurentius, Schwester Odwina,

Bruder Jürgen Meyer, Schwester Erika, Bruder Tobias

Text Kiên Hoàng Lê

Design Liane Heinze, Kiên Hoàng Lê

Fonts Scala, TitilliumMaps

Erste Ausgabe Mai 2013

Fotografien © Kiên Hoàng Lê

Text © Kiên Hoàng Lê

Zitate © Schwestern und Brüder des Kloster Stühlingen

JANUS IS GREEN Publishing

Berliner Allee 146 | D-13088 Berlin

Tel. +49 176 288 33 55 6 | [email protected]

www.hoangle.de

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MF

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