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Faust I von Johann Wolfgang von Goethe MATERIALIEN Premiere: 01.03.19 um 19.30 Uhr im Großen Haus Theater Pforzheim Spielzeit 2018/19 Kontakt: Junges Theater Pforzheim Theater Pforzheim Am Waisenhausplatz 5 75172 Pforzheim Tel. 07231/39-3259 E-Mail: [email protected]

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Faust I

von Johann Wolfgang von Goethe

MATERIALIEN Premiere: 01.03.19 um 19.30 Uhr im Großen Haus Theater Pforzheim Spielzeit 2018/19 Kontakt: Junges Theater Pforzheim Theater Pforzheim Am Waisenhausplatz 5 75172 Pforzheim Tel. 07231/39-3259 E-Mail: [email protected]

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Inhalt

Vorwort ...................................................................................................................... 2

Anknüpfungspunkte ................................................................................................... 3

Besetzung ................................................................................................................... 4

Team ........................................................................................................................... 5

Premiere und weitere Vorstellungen .......................................................................... 6

Die Handlung von „Faust I“ ....................................................................................... 7

Der Autor: Johann Wolfgang von Goethe .................................................................. 8

EXKURS – Faust Entstehungsgeschichte ..................................................................... 9

EXKURS – Faust I: Ein epochenübergreifendes Werk ............................................... 10

ÜBUNG – Momentaufnahme – Fragen zur Vorstellung ........................................... 11

ÜBUNG – Hexenküche: Was wäre, wenn …............................................................ 12

ÜBUNG – Timeline: Faust mal anders ...................................................................... 13

ÜBUNG – Mephisto|Teufel|Angst|schlechtes Gewissen|… ................................. 14

Kreativwettbewerb „Faust 2019“ ............................................................................ 15

ANHANG 1 – Beispiel Timeline zu Faust I ............................................................... 16

ANHANG 2 – Mindmap Goethe ............................................................................... 17

QUELLEN .................................................................................................................. 18

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Vorwort

Liebe Pädagoginnen, liebe Pädagogen,

wieder einmal hat es „Faust I“, das Lebenswerk von Johann Wolfgang von Goethe, auf

den Bildungsplan für Gymnasien in Baden-Württemberg geschafft.

Ist das Fluch oder Segen?

Aus Sicht der Schüler*innen ist es wahrscheinlich erst einmal eher Fluch als Segen. Für die meisten handelt es sich um eine Pflichtlektüre von einem Mann, der vor mehr als 250 Jahren gelebt hat. Da stellt sich so manche*r Jugendliche zurecht die Frage: Was hat das

eigentlich mit mir zu tun?

Aus Sicht der Pädagog*innen gibt es wahrscheinlich kaum ein spannenderes Werk, um

den Deutschunterricht zu füllen: Versmaße, Stilmittel, Interpretation, …

Mit dieser Materialmappe möchten wir beides vermitteln: Einerseits inhaltliche Aspekte wie Handlung und Entstehung von „Faust“ und anderseits die Lust wecken, sich mit spezi-

ellen theaterpädagogischen Anleitungen mit Goethes Werk zu beschäftigen.

Herzliche Grüße von Ihrem Team Junges Theater Pforzheim

Swantje Willems, Anja Noël und Joanna Willenbrink

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Anknüpfungspunkte

So mancher fängt an mit den Augen zu rollen, wenn er den Namen Faust hört. Einige bringen das Werk von Goethe mit langweiligem Deutschunterricht in Verbindung, mit

Textanalysen und dem guten, alten, gelben Reclamheft.

Doch ist „Faust“ keineswegs angestaubt oder gar veraltet. Johann Wolfgang von Goethe hat mit „Faust“ nicht nur sein Lebenswerk erschaffen. Er hat ein Werk erschaffen, das ein großes Thema behandelt, das die Epochen überdauert: Die Sinnsuche und das Begreifen

von Möglichkeiten und Grenzen in der Welt.

Jugendliche kommen meist in einer Zeit der eigenen Sinnsuche in Kontakt mit Faust. So

kurz vor dem Abitur stehen sie oft vor einem Neuanfang im Leben:

Wie geht mein Leben nach der Schule weiter?

Was möchte ich erreichen?

Welche Möglichkeiten stehen mir offen?

Welche Themengebiete interessieren mich?

Welche Personen begleiten mich?

Welche Werte möchte ich leben?

Es ist ein Kampf zwischen dem Streben des Einzelnen und auch der Verantwortung für die Gesellschaft, ein Abwägen zwischen Gut und Böse, zwischen Realität und Träumerei.

Doch was macht „Faust I“ heute noch aktuell?

Was hat „Faust I“ mit mir persönlich zu tun?

Sehe ich Parallelen zu meinem Leben?

Regen Sie Diskussionen an, um den Jugendlichen zu zeigen, dass in Goethes Werk sehr viel Heutiges steckt.

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Besetzung

Dr. Heinrich Faust, ein Gelehrter Clemens Ansorg, Alexander Do-

derer, Lars Fabian, Mira Huber,

Fredi Noël

Mephistopheles Jens Peter

Margarete, genannt Gretchen, ein junges Steffi Baur

Mädchen

Valentin, Gretchens Bruder / Dichter / Clemens Ansorg

Erzengel Gabriel / Altmayer

Marthe Schwertlein, Gretchens Nachbarin Lilian Huynen

Schüler / Hexe Mira Huber

Lustige Person / Erzengel Michael / Siebel Alexander Doderer

Theaterdirektor / der Herr / Frosch Fredi Noël

Erzengel Rafael / Brandner Lars Farbian

Wagner, Fausts Famulus Thorsten Klein

Chor der Engel / Spaziergänger aller Art / Ensemble

Bauern / Geister / Hexentiere / Böser Geist /

Walpurgisnacht-Figuren

Chor Mitglieder des Vereins „Kultur

Schaffer e.V.“

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Team

Inszenierung und Bühnenbild Thomas Münstermann

Kostüme Alexandra Bentele

Video Philipp Mainz

Dramaturgie Peter Oppermann

Regieassistenz Pascal Grupe

Spieldauer ca. 150 Minuten (inkl. Pause)

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Premiere und weitere Vorstellungen

Die Premiere fand am 01. März 2019 um 19.30 Uhr im Großen Haus statt.

Weitere Spieltermine im Großen Haus:

https://www.theater-pforzheim.de/veranstaltungen/ansicht-veranstaltungen/event/d/s/event-Detail/2019-03-01/1930/faust-i-8600.html

Schulvorstellung

Am 4. Juni 2019 bieten wir um 11.00 Uhr eine Schulvorstellung an.

Tickets für 8,30 € (auf allen Plätzen) erhalten Schulen direkt über unsere Theaterkasse an Wai-

senhausplatz:

Telefon 07231/39-2440

Di. – Fr. 10.00 Uhr bis 19.00 Uhr, Sa. 10.00 Uhr bis 13.00 Uhr

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Die Handlung von „Faust I“

Vor Beginn der eigentlichen Handlung stehen eine lyrische Zueignung, das Vorspiel auf dem Theater und der Prolog im Himmel. Während in Zueignung und Vorspiel allgemein über den dichterischen Prozess bzw. die Bedingungen des Theaters reflektiert wird, enthält der Prolog bereits handlungsrelevante Elemente.

Mephistopheles kritisiert die Schöpfung, insbesondere die Beschränktheit der Menschen trotz ih-rer Begabung mit Vernunft. Gott führt ihm als Gegenbeispiel den Doktor Faust an. Mephistophe-les bietet Gott eine Wette um Fausts Seele an. Dieser stimmt der Wette zu.

Universalgenie Heinrich Faust ist enttäuscht von der Wissenschaft, da sie ihm keine tieferen Er-kenntnisse über die wirklich essentiellen Fragen des Lebens liefert. Auch mit Magie und Beschwö-rung kann er die Fragen nicht beantworten. Von der Begrenztheit seiner Möglichkeiten und Eng-stirnigkeit der Menschheit, repräsentiert durch den Famulus Wagner, entsetzt, entschließt sich Faust zum Selbstmord. Doch da kündigen die Kirchenglocken den anbrechenden Ostermorgen an und die Erinnerung an glücklichere Tage halten ihn vom Freitod ab.

Beim Spaziergang trifft er auf einen Pudel, der ihm bis ins Studierzimmer folgt. Hinter dem Pudel verbirgt sich niemand Geringeres als Mephistopheles, der ihm einen Pakt anbietet. Mephisto-pheles will Faust auf der Erde dienen, dafür soll Faust sein Diener im Jenseits sein. Faust geht darauf ein, verwandelt den Pakt jedoch in eine Wette: "Werd’ ich zum Augenblicke sagen: / Verweile doch! Du bist so schön! / Dann magst du mich in Fesseln schlagen, / Dann will ich gern zu Grunde gehn!" Mit seinem Blut besiegelt Faust den Vertrag und ist nun bereit, die von Mephisto vorgeschlagene Welt- und Lebensreise anzutreten.

Auf Ihrer Reise machen sie Halt in Auerbachs Keller, wo ein studentisches Saufgelage stattfindet. Faust jedoch lässt dies unbeeindruckt. Daher hält Mephisto eine Verjüngung für notwendig.

Mithilfe eines Zaubertrankes verwandelt sich Faust in einen stürmischen Jüngling und Mephisto hilft ihm, die Liebe von Gretchen, einem jungen Mädchen, zu gewinnen, doch nur um den Preis schwerer Verschuldungen: Der Schlaftrunk für Gretchens Mutter ist Gift, ihren Bruder Valentin tötet Faust im Zweikampf. Mephisto und Faust müssen fliehen.

Gretchen, die von Faust schwanger ist, gerät in wachsende Verzweiflung. Währenddessen wird Faust von Mephisto abgelenkt und zur Walpurgisnacht auf den Blocksberg geführt. Von der maßlosen Sinnlichkeit der Szenen schließlich angewidert, glaubt Faust in der Ferne die Gestalt Gretchens zu erblicken. Er will zu dem Mädchen zurück. Inzwischen hat aber Gretchen ihr Kind getötet und ist zum Tode verurteilt worden. Faust dringt mit Mephistos Hilfe in den Kerker ein und will sie zur Flucht bewegen. Doch Gretchen will kein mit Hilfe des Teufels gerettetes, aber in Schuld verstricktes Leben und übergibt sich dem Gericht Gottes.

Faust I mal anders …

Faust I (Goethe in 9 Minuten) - Sommers Weltliteratur to go

http://sommers-weltliteratur.de/faust-1

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Der Autor: Johann Wolfgang von Goethe

„Nichts ist schrecklicher als ein Lehrer,

der nicht mehr weiß als das,

was die Schüler wissen sollen.“

Johann Wolfgang von Goethe

JOHANN WOLFGANG

VON GOETHE

Johann Wolfgang von Goethe war einer der berühmtesten deutschen und zugleich weltweit be-kanntesten Dichter. Geboren wurde Goethe am 28. August 1749 in Frankfurt am Main. Mit dem in dieser Epoche entstandenen Roman „Die Leiden des jungen Werthers“ (1774) wurde er welt-berühmt. Später entstanden vor allem Dramen wie „Iphigenie auf Tauris“ (1787), Egmont“ (1788), „Torquato Tasso“ (1790) oder die „Faust“-Tragödien, sowie weitere Romane, umfang-reiche Lyrik und naturwissenschaftliche Werke und zum Abschluss seines Schaffens seine Autobi-ografie „Dichtung und Wahrheit“ (1833, posthum). Eine Vielzahl der Werke Goethes entsprang der anregenden Freundschaft mit Friedrich von Schiller.

Goethe hinterließ ein gewaltiges, an Widersprüchen reiches Werk, in dem sich seine große Per-sönlichkeit widerspiegelt und das zugleich Spiegelbild einer Zeit ist, die zu den fruchtbarsten und folgenreichsten in der deutschen Literatur gehört. Mit seinem Werk nimmt Goethe in der deut-schen Literaturgeschichte eine herausragende Stellung ein. Die Schriften des Gelehrten, Natur-forschers und Dichters Goethe hatten von seinen Lebzeiten bis in die Gegenwart hinein enorme Wirkung auf die Literatur.

Schiller, der im Jahr 1788 die Bekanntschaft mit Goethe machte, regte dessen dichterische Schaf-fenskraft erneut an. Die Freundschaft der beiden begabten Dichter brachte eine Vielzahl von Werken hervor. Ein Denkmal in Weimar zeugt von dieser Freundschaft und auch heute werden sie meist gemeinsam erwähnt.

Johann Wolfgang von Goethe starb am 22. März 1832 in Weimar.

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EXKURS – Faust Entstehungsgeschichte

Goethe hat sich die Figur des Heinrich Faust nicht selbst einfallen lassen. Neben Faust und ei-nige anderen Figuren gab es historische Vorbilder und Anregungen aus seinem Umfeld.

Georg Johann Faust

Einerseits gibt es, wie Protokolle und Briefe berichten, einen historischen Georg Johann Faust. Dieser soll um 1480 in Knittlingen geborgen worden sein. Vieles ist über diesen Herrn nicht be-kannt: 1507 war er Schulleiter in Bad Kreuznach. Einige Jahre später, 1513, hielt er sich in Erfurt auf. Für den Bischof von Bamberg erstellte er ein Horoskop. Weitere Stationen seines Lebens waren Eichstätt und Ingolstadt. Die Stadt Nürnberg hat ihn nicht eingelassen. Etwa 1540 starb Georg Johann Faust unter mysteriösen Umständen im Breisgau bei einem alchmischen Experiment. Die Explosion tötete ihn und entstellte seinen Leichnam. Für seine Zeitgenossen stand fest: Er wurde vom Teufel geholt. Faust wird als Gaukler, Scharlatan, Herumtreiber und Schwindler be-schrieben. Er war Magier, Astrologe, Totenbeschwörer und Quacksalber. Seine mysteriösen To-desumstände machen ihn berühmt und nahezu augenblicklich zum Sujet zahlreicher literarischer Werke.

The tragical history of Dr. Faustus

Ein weiterer Anhaltspunkt für Goethes Faust gibt das erste Faustdrama von Christopher Marlowe „The tragical history of Dr. Faustus“, das 1588 erschien. Darin wird Faust als Mann mit Machtgier beschrieben, der die Welt beherrschen will. Das Volksbuch erzählt vom dämonischen Kampf zwischen Mensch und Teufel, von einer Klage wider die Wissenschaft, der Sehnsucht nach Magie, von unfruchtbarer Reue und grauenvoller Todeserwartung. Das Volksbuch diente auch einem Puppenspiel als Vorlage, das bis ins 19. Jahrhundert häufig auf Jahrmärkten aufgeführt wurde.

Goethes Ideen und Anregungen

Goethe war sowohl das Puppenspiel als auch das Volksbuch von Christopher Marlowe bekannt. Zudem verkehrte er als Student in Auerbachs Keller in Leipzig und beschäftigte sich mit Alchemie. Als Vorbild für Mephisto dienten ihm die sarkastischen Züge seines Freundes Merck in Frankfurt. Neben der Faustgestalt fand er auch ein historisches Vorbild für die Gretchentragödie: die Kin-dermörderin Susanne Margarethe Brandt, die 1772 in Frankfurt hingerichtet wurde. Goethe selbst hatte direkten Kontakt zu Prozessbeteiligten und so Zugang zu den Protokollen. Er war von der Geschichte Brandts tief beeindruckt, so dass er diese in sein Werk einfließen ließ.

Verarbeitung eigner Erlebnisse

Goethe ließ verschiedene Abschnitte seines eigenen Lebens in „Faust“ einfließen wie u.a.

die Beschäftigung mit Mystik, Alchimie und Naturwissenschaften

die Frauen in Goethes Leben, vor allen seine Treulosigkeit gegenüber Friederike Brion

die Hinrichtung der Kindsmörderin Susanne Margarethe Brandt in Frankfurt

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EXKURS – Faust I: Ein epochenübergreifendes Werk

Johann Wolfgang von Goethe machte Faust zu seinem Lebenswerk. In fast 60 Jahren verfasste er „Faust I“ und „Faust II“, wobei der zweite Teil erst kurz nach seinem Tode veröffentlicht wurde. Goethe schrieb „Faust I“ über vier Epochen, die erheblichen Einfluss auf die Entstehung des Wer-kes hatten. Eine erste Fassung, der sogenannte „Urfaust“ entstand während der Epoche des „Sturm und Drang“. Ihre Merkmale und wichtigsten Vertreter

Entstehungszeit

FAUST I

AUFKLÄRUNG (1720 – 1785) STURM UND DRANG (1767 – 1785)

KLASSIK (1786 – 1805) ROMANTIK (1795 – 1835)

MERKMALE

|Kritik an Kirche und Religion |Kritik an staatlichen und gesellschaftlichen Ordnungen |Unbedingter Fortschrittsglaube |Toleranz in Gesellschaft, Politik und Religion |Individualismus |Der menschliche Verstand soll die Wahrnehmung beherrschen |Geistige Emanzipation WICHTIGSTE VERTRETER DIESER ZEIT

Goethe | Herder | Kant | Lessing | Locke | Rousseau | Voltaire |

Montesquieu

MERKMALE

Individuelle Charaktere und Persönlichkeiten | Emotion im Mittelpunkt | Verwerfen von Regeln |

Drama als wichtigste Literaturform | Ausdrucksstarke Sprache |

WICHTIGSTE VERTRETER DIESER ZEIT

Goethe | Schiller | Herder

MERKMALE

|Das Schöne und Gute bewahren |Einfluss der Franz. Revolution |Rückschritt zu alten Epochen |Verwendung Merkmale alter Epochen |Konzentration auf Weimar und Jena |Kunst und Literatur als Erziehungsmethoden |Harmonie hatte oberste Priorität WICHTIGSTE VERTRETER DIESER ZEIT

Goethe | Schiller | Herder | Wieland

MERKMALE

Sehnsucht| Psyche|

Fabelwesen| Wander- und Reisemotiv|

Verherrlichung des Mittelalters| Kritik am Spießertum|

WICHTIGSTE VERTRETER DIESER ZEIT

E.T.A. Hoffmann | Eichendorff

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ÜBUNG – Momentaufnahme – Fragen zur Vorstellung

Momentaufnahme

Nehmen Sie sich einen Augenblick Zeit. Die Klasse sitzt mit geschlossenen Augen im Kreis oder

kann sich auch auf den Boden legen, sofern dies möglich ist.

Ermöglichen Sie den Schülerinnen und Schülern eine Reise zurück ins Theater. Lassen Sie die Klasse

nochmals tief in das Geschehen eintauchen.

Regen Sie die Erinnerung durch Fragen gezielt an:

Zum Stück

Welche historische Figur liegt dem Werk zu Grunde?

Wo macht Faust das erste Mal Bekanntschaft mit Mephistopheles?

In welcher Gestalt erscheint ihm Mephistopheles?

"Habe nun, ach! Philosophie, Juristerei und Medizin, Und leider auch Theologie! Durchaus

studiert, mit heißem Bemühn." – Wie geht das Zitat weiter?

Wie und durch wen stirbt Gretchens Bruder Valentin?

Allgemeine Fragen zum Aufbau

Was ist mir am Anfang zuerst aufgefallen?

Was habe ich auf der Bühne wahrgenommen?

Wie begann das Theaterstück? Erinnerst du dich noch an den ersten Auftritt?

Welches Bild hast du noch im Kopf?

Wie hast du den Schluss erlebt? Erinnerst du dich noch an die letzte Szene?

Welche Figur ist dir besonders im Gedächtnis geblieben?

Wie habe ich das Theaterstück wahrgenommen? War es lustig, seltsam, traurig, etc.?

Wie haben die Kostüme gewirkt? Haben sie die Rollen hervorgehoben und unterstützt?

Erinnere dich an das Bühnenbild: Welchen Effekt hat das Bühnenbild für dich?

Was hat dich besonders beeindruckt?

Was hat dir nicht gefallen?

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ÜBUNG – Hexenküche: Was wäre, wenn …

Gruppenübung Faust wird durch einen Verjüngungstrank zu einem jun-gen Mann. Dadurch eröffnen sich ihm neue Möglichkei-ten. Er hofft, durch die neue Attraktivität die Liebe von Margarete gewinnen zu können. Ziel Diese Übung ist ein Gedankenspiel. Ziel der Übung ist die Auseinandersetzung mit Möglichkeiten und Wünschen. Die Übung ist auf das Thema „Faust“ ausgerichtet, kann jedoch auch mit eigenen Wünschen formuliert werden. Ablauf Die Klasse teilt sich in Kleingruppen auf und bildet einen Stuhlkreis. Jedes Mitglied erhält mehrere Karteikarten und einen Stift. Jetzt vervollständigt jede*r für sich die Frage „Was wäre, wenn …“ mit ihren*seinen Gedan-ken zu Faust (ein bis drei Beispiele pro Mitglied). Die formulierten Fragen werden in die Mitte des Kreises gelegt und als Diskussionsgrundlage verwendet. Nach einer kurzen Diskussion wird eine Frage ausgewählt, die als Standbild oder Szene gespielt werden kann.

Benötigt werden:

Karteikarten

Stifte

Ggf. Requisiten und Kostüme

BEISPIELE FÜR FRAGEN Was wäre, wenn …

… Faust den Deal mit Mephisto nicht eingegangen wäre?

… Gretchen mit Faust glücklich geworden wäre?

… der Verjüngungstrank nicht gewirkt hätte?

… Margarete sich gegen Faust emanzipiert hätte?

… Goethe heute gelebt hätte? Wie sähe „Faust I“ wohl aus?

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ÜBUNG – Timeline: Faust mal anders

Vorbereitung: Für diese Übung sollten die Schüler*innen den Inhalt resp. die Szenenfolge von Faust I kennen. Die Papierbahn wird auf den Boden gelegt und eine Timeline aufgezeichnet. Alle Schüler*innen verteilen sich um die Timeline. Die Person, der eine Szene oder ein besonderer Moment des Stücks einfällt, erzählt der Gruppe/Klasse kurz davon:

- Wo, im Stück, findet sich diese Szene/dieser Moment? - Warum ist der Person diese Szene/dieser Moment besonders präsent?

Dann nimmt die Person einen Stift zur Hand und markiert die Szene auf der Timeline. Dies kann auf unterschiedlicher Weise erfolgen:

- Benennung der Szene - Ein Zitat / ein markanter Satz der Szene - Eine kleine Zeichnung oder Bild zur genannten Szene

Ein Beispiel findet sich unter Anhang1 - Timeline zu Faust I

Benötigt wird:

eine lange Bahn Papier (min. 3 Meter)

verschiedene bunte Stifte

TIMELINE

Erste Szene Faust I Letzte Szene Faust I

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ÜBUNG – Mephisto|Teufel|Angst|schlechtes Gewissen|…

Assoziationsübung Mephisto, Teufel, Luzifer, Baal, Satan, Beelzebub, … Der Teufel hat viele Namen und mindestens genauso viele Gesichter. Man kann die Figur des Teufels auch als Formwandler oder Gestaltwandler definieren: Der Teufel hat die Fähigkeit, sich in die verschiedensten Figuren oder Dingen zu verwandeln. Genau diese Fähigkeit macht den Teufel zu einer nicht durchschaubaren Figur. Doch welche Assoziationen gibt es zu dieser Figur? Was ist teuflisch? Was kann teuflisch sein? Bei dieser Übung gilt es, sich von der ursprünglichen Figur des Teufels loszureißen. Übung Teil 1 Spieldauer ca. 10 Minuten (je nach Gruppengröße) Die Gruppe stellt sich im Kreis auf. Der Reihe nach nennen die Schüler*innen Begriffe/Assoziati-onen, die ihnen zu „Teufel“ einfallen. Hier geht es nicht um richtig oder falsch, sondern darum, möglichst ohne lange nachzudenken zu antworten. Übung Teil 2 Spieldauer ca. 60 – 90 Minuten (je nach Gruppengröße) Die Gruppe wird in Kleingruppen aufgeteilt. Die Aufgabe ist die gleiche wie aus Teil 1. Es sollen Assoziationen gefunden werden. Die Gruppe soll sich für eine Assoziation entscheiden und ein Standbild oder eine kleine Szene erarbeiten (max. Spieldauer 5 Minuten) Geben Sie jeder Gruppe dafür ca. 15 Minuten Zeit. Im Anschluss zeigen die einzelnen Gruppen Ihr Standbild bzw. spielen ihre Szene allen vor. Diskutieren Sie das Gesehene mit der ganzen Klasse.

BEISPIELE FÜR „TEUFEL“ … … | ANGST | TOD | ARMUT | KRIEG | VERLUST | LÜGE | BETRUG | NEID | … … | keine Lehrstelle | Prüfungsangst | Existenzangst | …

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Kreativwettbewerb „Faust 2019“

Seit Beginn der Spielzeit waren mit dem Kreativwettbewerb „FAUST 2019“ alle Bürger und Bürgerinnen Pforzheims und der Region eingeladen, sich mit Goethes Jahrhundertwerk im Spie-gel unserer Zeit kreativ auseinanderzusetzen. Über hundert Künstler haben ihre Werke eingereicht: Skulpturen, Gedichte, Videoclips, Körperschmuck-Installationen und Grafiken stellen Goethes Jahrhundertwerk in einen Kontext, der die ungebro-chene Brisanz des Werkes zeigt. Die Jury, Sandra Pfäfflin (Kulturredakteurin), Dr. Michael Kiefer

(Leiter der Goldschmiedeschule mit Uhrmacherschule) und René Dantes (Bildender Künstler) wa-ren begeistert über die Originalität und künstlerische Ausdruckskraft der eingereichten Werke. Deshalb werden exklusiv bei der Vernissage am 24. März um 17:30 Uhr alle eingereichten Werke in Anwesenheit der Künstler und der Jury der Öffentlichkeit präsentiert. Zu dieser Ver-anstaltung findet ein künstlerisches Rahmenprogramm statt, u.a. werden die teilnehmenden Künst-ler der Goldschmiedeschule ihre Körperinstallationen-Arbeiten als Walking Act zeigen und der Münchner Künstler Michel Montecrossa seine „Faust-Ballade“ performen. Zudem gibt es für alle Besucher Mephistos originalen Verjüngungstrunk aus der Hexenküche. Die Ausstellung mit den von der Jury ausgewählten Beiträgen kann vom 25. März bis zum 26. April zu den Foyer-Öff-nungszeiten – eine Stunde vor Beginn aller Vorstellungen bis Vorstellungsende - besichtigt wer-den. Ende April wandert die Ausstellung nach Knittlingen ins Faust Museum, das zusammen mit der Goldschmiedeschule mit Uhrmacherschule Kooperationspartner des Projektes ist. Die Ausstel-lungseröffnung dort findet am 19. Mai zum „Internationalen Museumstag“ statt.

Thomas Münstermann, Intendant des Theater, zum Kreativwettbewerb „Faust

2019“

„Der Kreativwettbewerb bot die Chance, an einem künstlerischen Prozess teilzuha-ben, der den kreativen Forscher in jedem, der sich darauf einlässt, herausfordert und bereichert“, sagt Intendant Thomas Müns-termann. Die Vernissage mit der anschlie-ßenden Ausstellung lädt alle Bürger und Bürgerinnen ein, mit auf Reise in das unge-brochen aktuelle Gedanken-Universum von Goethes „Faust I“ einzutauchen, ein Werk, das die grundlegenden Sinnfragen der Menschheit aufwirft, denen sich jede

Generation aufs Neue stellen muss.

VERNISSAGE IM THEATER PFORZHEIM

Über 100 Plastiken, Gemälde, Körperinstal-lationen, Texte und Video-Clips - inspiriert von Goethe, realisiert von Künstler*innen aus Pforzheim und dem Umland.

Die Ausstellungseröffnung findet am 24. März 2019

um 17:30 Uhr im Foyer des Theaters statt.

Der Eintritt ist frei.

Der Kreativwettbewerb „FAUST 2019“ ist eine Ko-operation des Theaters Pforzheim mit dem Faustmu-seum Knittlingen und der Goldschmiedeschule mit Uhr-macherschule Pforzheim.

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ANHANG 1 – Beispiel Timeline zu Faust I

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ANHANG 2 – Mindmap Goethe

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QUELLEN

Texte: Kompletter Text „Faust I“ bei Projekt Gutenberg: http://gutenberg.spiegel.de/buch/faust-eine-tragodie-3664/1 Inhalt Faust I: https://www.xlibris.de/Autoren/Goethe/Kurzin-halt/Faust%20I%20und%20Faust%20II?page=1 Biografie J.W. von Goethe: https://www.lernhelfer.de/schuelerlexikon/deutsch-abi-tur/artikel/johann-wolfgang-von-goethe

Bildnachweise:

Titelbild und Inszenierungsfotos: Sabine Haymann Timeline „Faust 1“: Swantje Willems Mindmap „Goethe“: Swantje Willems Porträt Johann Wolfgang von Goethe: Von Joseph Karl Stieler - Übertragen aus nds.wi-kipedia nach Commons..org by G.Meiners at 12:05, 15. Okt 2005., Gemeinfrei, https://commons.wikimedia.org/w/index.php?curid=375657 Michael Sommer, Faust I, Video: http://sommers-weltliteratur.de/faust-1 Seite 15: Bodeninstallation von Grudrun Heinz, 2019

Impressum

Herausgeber:

Theater Pforzheim

Junges Theater

Am Waisenhausplatz 5

75172 Pforzheim

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