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Vorläufige Fassung Erscheint in: Deutsche Sprache 37, 2009. © 2008 Hardarik Blühdorn, Institut für Deutsche Sprache, Mannheim. 1 Verknüpfungs-Eigenschaften deutscher Kausal-Konnektoren zwischen syntaktischer Hierarchie und Linearität * Hardarik Blühdorn Institut für Deutsche Sprache Mannheim Zusammenfassung: Der vorliegende Aufsatz stellt ein Modell und eine Terminologie für die Beschreibung der Verknüpfungs-Eigenschaften von Satzkonnektoren vor. Er lehnt sich an das am Institut für Deutsche Sprache in Mannheim erarbeitete Handbuch der deutschen Konnektoren (Pasch et al. 2003) an, geht aber in einigen Punkten darüber hinaus. Behandelt werden syntaktische Eigenschaften sowie Eigenschaften, die die Schnittstellen Syntax/Semantik und Syntax/Diskurs betreffen. Untersucht werden insbesondere die Stellung von Konnektoren in der hierarchischen und linearen Struktur des Satzes, die Zuweisung thematischer Rollen an die Konnekte, die konzeptuelle Strukturierung von Text und Diskurs sowie informationsstrukturelle Beschränkungen für Konnektor-Verknüpfungen. Zur Illustration dient eine Auswahl von 19 kausalen und konsekutiven Konnektoren des Deutschen, unter ihnen Präpositionen, Subjunktoren, Adverb-Konnektoren, Konjunktoren, Postponierer sowie ein Partikel-Konnektor. Im Anhang werden die Informationen zu den untersuchten Konnektoren wörterbuchartig zusammengestellt. Abstract: This paper presents a model and a terminology for the description of the cohesive properties of sentence connectives. It is based on the Handbook of German Connectives [Handbuch der deutschen Konnektoren] (Pasch et al. 2003), elaborated at the Institut für Deutsche Sprache at Mannheim, but goes beyond this reference work in some details. The analysis focuses on syntactic properties of connectives as well as on properties from the syntax/semantics and syntax/discourse interfaces. The following aspects are investigated: the position and status of connectives in the hierarchical and linear structure of the sentence, the assignment of thematic roles to the connected expressions, conceptual structuring of text and discourse, as well as constraints on sentence connections * Dieser Aufsatz entstand im Rahmen des DFG-Projekts Kausalitätsmarker als Kohärenzmittel und ihre Formalisierung für die automatische Textanalyse (Kooperationsprojekt Institut für Deutsche Sprache Mannheim und Computerlinguistik Universität Potsdam; Geschäftszeichen BR 3463/1-1). Für die Lektüre vorausgegangener Textfassungen und für wertvolle Hinweise danke ich Bernd Wiese, Gisela Zifonun, Arnulf Deppermann, Marina Foschi Albert, Eva Breindl, Dagmar Frohning, Ulrich Waßner sowie den Teilnehmern des Kolloquiums Kausale Kohärenz: Von der grammatischen Beschreibung zur automatischen Textanalyse, das am 21. Januar 2008 am IDS Mannheim stattfand.

Vorläufige Fassung Erscheint in: Deutsche Sprache · The analysis is carried out on a sample of 19 causal and consecutive connectives from present day German, among them prepositions,

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Vorläufige Fassung Erscheint in: Deutsche Sprache 37, 2009.

© 2008 Hardarik Blühdorn, Institut für Deutsche Sprache, Mannheim. 1

Verknüpfungs-Eigenschaften deutscher Kausal-Konnektoren

zwischen syntaktischer Hierarchie und Linearität*

Hardarik Blühdorn

Institut für Deutsche Sprache

Mannheim

Zusammenfassung: Der vorliegende Aufsatz stellt ein Modell und eine Terminologie für die Beschreibung der Verknüpfungs-Eigenschaften von Satzkonnektoren vor. Er lehnt sich an das am Institut für Deutsche Sprache in Mannheim erarbeitete Handbuch der deutschen Konnektoren (Pasch et al. 2003) an, geht aber in einigen Punkten darüber hinaus. Behandelt werden syntaktische Eigenschaften sowie Eigenschaften, die die Schnittstellen Syntax/Semantik und Syntax/Diskurs betreffen. Untersucht werden insbesondere die Stellung von Konnektoren in der hierarchischen und linearen Struktur des Satzes, die Zuweisung thematischer Rollen an die Konnekte, die konzeptuelle Strukturierung von Text und Diskurs sowie informationsstrukturelle Beschränkungen für Konnektor-Verknüpfungen. Zur Illustration dient eine Auswahl von 19 kausalen und konsekutiven Konnektoren des Deutschen, unter ihnen Präpositionen, Subjunktoren, Adverb-Konnektoren, Konjunktoren, Postponierer sowie ein Partikel-Konnektor. Im Anhang werden die Informationen zu den untersuchten Konnektoren wörterbuchartig zusammengestellt. Abstract: This paper presents a model and a terminology for the description of the cohesive properties of sentence connectives. It is based on the Handbook of

German Connectives [Handbuch der deutschen Konnektoren] (Pasch et al. 2003), elaborated at the Institut für Deutsche Sprache at Mannheim, but goes beyond this reference work in some details. The analysis focuses on syntactic properties of connectives as well as on properties from the syntax/semantics and syntax/discourse interfaces. The following aspects are investigated: the position and status of connectives in the hierarchical and linear structure of the sentence, the assignment of thematic roles to the connected expressions, conceptual structuring of text and discourse, as well as constraints on sentence connections

* Dieser Aufsatz entstand im Rahmen des DFG-Projekts Kausalitätsmarker als Kohärenzmittel und ihre

Formalisierung für die automatische Textanalyse (Kooperationsprojekt Institut für Deutsche Sprache Mannheim und Computerlinguistik Universität Potsdam; Geschäftszeichen BR 3463/1-1). Für die Lektüre vorausgegangener Textfassungen und für wertvolle Hinweise danke ich Bernd Wiese, Gisela Zifonun, Arnulf Deppermann, Marina Foschi Albert, Eva Breindl, Dagmar Frohning, Ulrich Waßner sowie den Teilnehmern des Kolloquiums Kausale Kohärenz: Von der grammatischen Beschreibung zur automatischen Textanalyse, das am 21. Januar 2008 am IDS Mannheim stattfand.

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with respect to information structure. The analysis is carried out on a sample of 19 causal and consecutive connectives from present day German, among them prepositions, subordinating conjunctions, adverbial connectives, coordinating conjunctions, hitch-up subordinators [in German: Postponierer], and a particle connective. In the appendix, descriptive information on these connectives is arranged in a lexicon-like format.

Darum lieb ich alles, was verknüpft ist...

1. Einleitung

Der vorliegende Beitrag gibt einen Überblick über die Verknüpfungs-Eigenschaften von Satzkonnektoren im Deutschen. Ich gehe zunächst auf ihre syntaktischen Hierarchisierungs-, dann auf ihre Linearisierungs-Eigenschaften ein. Ferner behandle ich die Schnittstelle zwischen Syntax und Semantik, insbesondere die Zuweisung thematischer Rollen an die verknüpften Konnekte. Zuletzt ergänze ich das Bild durch ausgewählte Beobachtungen zur konzeptuellen Diskursstruktur und zur Informationsstruktur. Eine wichtige Teilaufgabe besteht darin, eine kohärente Terminologie zur Beschreibung dieser verschiedenen Gruppen von Eigenschaften bereitzustellen. Zur Illustration verwende ich eine Auswahl von 19 Kausal- und Konsekutiv-Konnektoren. Die gleichen Überlegungen könnten aber auch mit Konnektoren beliebiger anderer semantischer Subklassen veranschaulicht werden. Die erhobenen Informationen zu den 19 Beispiel-Konnektoren werden am Ende wörterbuchartig zusammengestellt. Konnektoren, so wie ich den Terminus hier verwende, bilden keine syntaktische, sondern eine semantische Klasse. Es gibt also, streng genommen, keinen Gegenstandsbereich „Syntax der Konnektoren“. Konnektoren gehören zu unterschiedlichen morphosyntaktischen Klassen: Konjunktionen, Adverbien, adverbiale Partikeln, für manche Autoren auch Präpositionen. Die Syntax der Konnektoren ist die Syntax dieser Wortklassen. Je nach Wortarteneinteilung gehören zu diesen Klassen teilweise auch Nicht-Konnektoren, etwa Konjunktionen wie dass und ob oder Adverbien wie gerne, die die gleichen oder ähnliche syntaktische Eigenschaften wie Konnektoren derselben Klassen haben, aber andere semantische Eigenschaften als diese. Auch wenn es eine Syntax der Konnektoren als eigenständigen Objektbereich nicht gibt, ist es dennoch von Interesse, die syntaktischen Eigenschaften von Konnektoren genau zu untersuchen, und zwar deshalb, weil Konnektoren als Verknüpfungsmittel einen wichtigen Beitrag zur formalen Kohärenz von Texten

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und Diskursen leisten. Diesen Beitrag leisten sie nicht nur kraft ihrer semantischen, sondern auch kraft ihrer syntaktischen Eigenschaften. Um semantische Relationen in Texten und Diskursen erkennen und Modelle der Textkohärenz entwickeln zu können, ist es notwendig, die syntaktischen Eigenschaften der Sprachmittel, die dabei genutzt werden, zu kennen und in die Analyse einzubeziehen. Die semantische Funktion von Konnektoren besteht darin, Relationen zwischen Objekten bestimmter semantischer Kategorien zu kodieren, und zwar insbesondere zwischen Sachverhalten (Zeitobjekten: Ereignissen und Zuständen), Propositionen (wahrheitswertfähigen Objekten) und Sprechakten (erwünschtheitswertfähigen Objekten). In Anlehnung an Sweetser (1990) bezeichne ich Relationen zwischen Sachverhalten als temporale, Relationen zwischen Propositionen als epistemische und Relationen zwischen Sprechakten als deontisch-illokutionäre Relationen (vgl. Blühdorn 2003: 16ff.; Blühdorn 2004: 191f.). Die verknüpften semantischen Objekte sind die Relata der durch den Konnektor kodierten Relation. Für die Typologie der semantischen Relationen gibt es unterschiedliche Modelle. Einigkeit besteht darüber, dass Kausalrelationen im Vergleich zu Relationen anderer Typen relativ merkmalhaltig sind (vgl. Blühdorn 2003: 19ff.; Blühdorn 2006: 264f.). Insbesondere sind sie: (i) asymmetrisch, d.h. ihre Relata tragen unterschiedliche thematische

Rollen: URSACHE bzw. WIRKUNG; (ii) dynamisch, d.h. ein Relatum hat Auswirkungen auf das andere: das

Relatum mit der Rolle URSACHE beeinflusst den Faktizitäts-, Wahrheits- oder Erwünschtheits-Wert des Relatums mit der Rolle WIRKUNG;

(iii) hinsichtlich ihres Ergebniswertes festgelegt: der Faktizitäts-, Wahrheits- oder Erwünschtheits-Wert des Relatums mit der thematischen Rolle WIRKUNG ist fixiert.

Eigenschaft (i) unterscheidet Kausalrelationen von Ähnlichkeitsrelationen, bei denen die Relata gleiche thematische Rollen tragen (z.B. ALTERNATIVE in einer Disjunktion: wenn p eine Alternative zu q ist, dann ist auch q eine Alternative zu p). Eigenschaft (ii) unterscheidet Kausalrelationen von Situierungsrelationen, bei denen keines der Relata die Faktizität, Wahrheit oder Erwünschtheit des anderen beeinflusst (z.B. in einer Relation der temporalen Abfolge, die bloß darin besteht, dass p auf dem Zeitstrahl weiter links als q und q weiter rechts als p liegt).

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Eigenschaft (iii) unterscheidet Kausalrelationen von Konditionalrelationen, bei denen der Faktizitäts-, Wahrheits- oder Erwünschtheits-Wert des Relatums mit der thematischen Rolle WIRKUNG offen bleibt (ob q faktisch, wahr oder erwünscht wird, hängt davon ab, welchen Wert p annimmt). Die morphosyntaktischen Ausdrücke, die die Relata der Relation kodieren, bezeichne ich im Einklang mit dem Handbuch der deutschen Konnektoren (Pasch et al. 2003: 4, 8) als die Konnekte des betreffenden Konnektors. Die Konnekte können zu unterschiedlichen Ausdrucksklassen gehören. Prototypisch sind selbständige und unselbständige Sätze. Möglich sind aber auch erweiterte infinite Verbgruppen und Nominalphrasen. Pasch et al. (2003: 331) verlangen für Konnektoren, dass die Konnekte „Satzstrukturen sein können“. Dadurch werden Präpositionen ausgeschlossen, die ein nicht-satzförmiges, nominales Komplement verlangen und von Pasch et al. nicht zu den Konnektoren gezählt werden. 2. Kausal-Konnektoren in der hierarchischen Satzstruktur

Mit Pasch et al. (2003) ist grundsätzlich zu unterscheiden zwischen konjunktionalen und adverbialen Konnektoren. Beide stellen eine semantische Beziehung zwischen ihren Relata her, z.B. eine Kausalbeziehung. Konjunktionale Konnektoren stiften darüber hinaus eine syntaktische Beziehung zwischen ihren Konnekten, und zwar entweder eine unterordnende oder eine nebenordnende Beziehung. Adverbiale Konnektoren setzen ihre Konnekte in eine referentielle Beziehung zueinander (vgl. Blühdorn 2008b: 67f.). Adverbiale Konnektoren sind syntaktische Konstituenten eines ihrer Konnekte. Dies kann dargestellt werden wie in (1). Der Baum entspricht dem Konnekt, dessen Konstituente der Konnektor ist. Das zweite Konnekt ist ein anderer Satz. Zu ihm unterhalten adverbiale Konnektoren keine syntaktische Beziehung. Innerhalb des Satzes, dessen Konstituente sie sind, fungieren adverbiale Konnektoren (Adv) als syntaktische Adjunkte. Sie können entweder eine hohe Strukturposition (in (1) oberhalb des Subjekts (NP) eingezeichnet) oder eine tiefe Strukturposition einnehmen (in (1) zwischen Subjekt und Verbalphrase eingezeichnet) (vgl. Blühdorn 2008a). Für die Unterscheidung zwischen hoher und tiefer Strukturposition ist de facto nicht die Relation zum Subjekt, sondern die Relation zu Satz-Operatoren wie der Negation und modalen Satzadverbien entscheidend. Eine tiefe Strukturposition liegt unterhalb solcher Operatoren, eine hohe Strukturposition liegt oberhalb von ihnen (vgl. ebd.). Der Unterschied wirkt sich auf die Lesart der Verknüpfung aus: Konnektoren in einer tiefen Strukturposition können nur temporale Relationen kodieren; Konnektoren in

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einer hohen Strukturposition können deontisch-illokutionäre, epistemische und temporale Relationen kodieren. (1)

(Adv)

NP

(Adv) VP

Einige Subklassen der konjunktionalen Konnektoren, insbesondere Subjunktoren (sowie Präpositionen, wenn man sie mitbehandeln möchte), sind funktionale Köpfe, nehmen eines ihrer Konnekte als Komplement und werden mit diesem zusammen an ihr anderes Konnekt adjungiert. Pasch et al. (2003: 8f.) bezeichnen dasjenige Konnekt, das den Subjunktor syntaktisch ergänzt, als sein internes Konnekt, und dasjenige, an das der Subjunktor zusammen mit seinem internen Konnekt adjungiert wird, als sein externes Konnekt. Innerhalb des externen Konnekts können Subjunktor und internes Konnekt wiederum hohe und tiefe Strukturpositionen im Sinne von Blühdorn (2008a) einnehmen: (2) (Subj int Konnekt)

NP

(Subj int Konnekt) VP [ ext Konnekt ]

Konjunktionale Konnektoren, die Strukturen vom Typ (2) bilden, haben zusammen mit ihrem internen Konnekt den Status adverbialer Adjunkte zu ihrem externen Konnekt. Nach Bierwisch (2003) weisen Adjunkte dem Ausdruck, an den sie adjungiert sind, eine Argumentposition und damit eine

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thematische Rolle zu. Die Rollenzuweisung geht vom Kopf des Adjunkts aus, also vom Konnektor. Ziel der Rollenzuweisung ist das externe Konnekt, also der Matrixsatz. Daneben weisen konjunktionale Konnektoren auch ihrem internen Konnekt, ihrem Komplement, eine Argumentposition und somit eine thematische Rolle zu. Ein kausaler Konnektor weist seinem externen Konnekt die thematische Rolle WIRKUNG, seinem internen Konnekt die thematische Rolle URSACHE zu. Allgemeiner unterscheide ich bei asymmetrischen Relationen zwischen zwei abstrakten Relationsrollen: dem relationierten Relatum E und dem Bezugsrelatum R. Das relationierte Relatum wird durch das externe Konnekt kodiert, das Bezugsrelatum durch das interne Konnekt. Nach Lohnstein (2004: 143) liefern adverbiale Adjunkte die Domäne für die semantische Auswertung des Matrixsatzes. Das Bezugsrelatum R liefert also die Domäne für die Auswertung des relationierten Relatums E. Bei Kausal-Verknüpfungen liefert die Ursache die Domäne für die Auswertung der Wirkung: (3) Abstrakte

Relationsrolle

Syntaktische Funktion bei

konjunktionalen Konnektoren

Thematische Rolle bei

Kausal-Konnektoren

relationiertes Relatum E externes Konnekt WIRKUNG Bezugsrelatum R internes Konnekt URSACHE

Die Einheiten aus Konnektor und internem Konnekt in Strukturen wie unter (2) können als Präpositionalphrasen oder als adverbiale Nebensätze auftreten. Der Vergleich zu (1) zeigt, dass sie sich strukturell ebenso verhalten wie adverbiale Konnektoren. Beide sind adverbiale Adjunkte innerhalb eines Satzes, weisen diesem Satz also eine thematische Rolle zu und liefern die Domäne für seine semantische Auswertung. Der Satz, dessen Konstituente ein Adverb-Konnektor ist, muss demnach das relationierte Relatum E kodieren. Der Satz, zu dem der Adverb-Konnektor eine referentielle Verknüpfung stiftet, muss das Bezugsrelatum R liefern:

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(4)

(Adv)

NP

anderer Satz (Adv) VP

R [ E ]

Manche konjunktionale Konnektoren stellen ein Konnekt dem anderen rein linear nach. Bei solchen Konnektoren ist die Unterscheidung zwischen internem und externem Konnekt und dementsprechend zwischen R und E schwieriger zu begründen. Zu dieser Gruppe gehören vor allem die Konjunktoren. Die syntaktische Struktur von Konjunktor-Verknüpfungen ist unterschiedlich modelliert worden (vgl. etwa Wesche 1995; Johannessen 1998; Osborne 2006). Umstritten ist unter anderem, ob binäre Verzweigungen ihr gerecht werden können (vgl. Eisenberg 2004: 205ff., 379ff.). Ein Strukturmodell für Konjunktor-Verknüpfungen des Deutschen, das mit binären Verzweigungen arbeitet, ist in (5) wiedergegeben (vgl. Zifonun et al. 1997: 2361): (5) Konnekt Konj Konnekt

Dass Konjunktoren ungleiche syntaktische Beziehungen zu ihren Konnekten unterhalten (vgl. Haspelmath 2004: 5ff.), kommt im Deutschen unter anderem in der Interpunktion zum Ausdruck. Werden Konjunktor-Verknüpfungen durch ein Satzzeichen gegliedert, so steht dieses zwischen dem ersten Konnekt und dem Konjunktor, nicht zwischen dem Konjunktor und dem zweiten Konnekt: (6a) Ihr kauft ein. Und wir warten hier an der Ecke. (6b) *Ihr kauft ein und. Wir warten hier an der Ecke.

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Demnach scheint die syntaktische Beziehung zwischen Konjunktor und Zweit-Konnekt im Deutschen enger zu sein als die zwischen Konjunktor und Erst-Konnekt. Als Argument für diese These können möglicherweise auch asymmetrische Konjunktor-Verknüpfungen wie in (7) interpretiert werden (vgl. Höhle 1990; Johannessen 1998: 108ff.): (7) [Wenn man merkt, dass man angelogen wird,] und [da ist dein bester

Freund,] dann unterstützt man das erst mal.1 In (7) sind ein Satz mit Endstellung des Finitums und ein Satz mit Zweitstellung des Finitums durch den Konjunktor und verknüpft. Zu fragen ist, wie die abstrakten Relationsrollen R und E bei Konjunktoren verteilt sind. Für die prototypischen Konjunktoren und und oder ist diese Frage kaum anders als willkürlich zu beantworten. Von den nicht-prototypischen Konjunktoren haben sich viele historisch aus Adverb-Konnektoren entwickelt und/oder sind bis in die Gegenwartssprache hinein eng mit Adverb-Konnektoren verwandt, z.B. aber, allein, als auch, denn, noch, nur u.a. (vgl. Eroms 1980: 85f. zu denn; im übrigen die betreffenden Artikel in den historischen Wörterbüchern des Deutschen). Bei solchen Konjunktoren spricht einiges für die Annahme, dass das Zweit-Konnekt wie bei Adverb-Konnektoren die Relationsrolle E trägt und das relationierte Relatum kodiert. Das Erst-Konnekt muss dann das Bezugsrelatum kodieren, also die Relationsrolle R tragen. Andere nicht-prototypische Konjunktoren sind ersichtlich aus Subjunktoren entstanden, vor allem weil und obwohl mit V2- bzw. V1-Stellung des Finitums, die in der (gesprochenen) Umgangssprache häufig geworden sind (vgl. Uhmann 1998; Pasch et al. 2003: 403ff.): (8) Wer gut zeichnet und etwas von Gestaltung versteht, der sollte mit

Computergrafik nach kurzer Zeit auch klarkommen. Man tauscht den Stift gegen die Maus, obwohl ich habe mir gerade ein Wacom Grafik Tablett gekauft, und das ist fast besser als ein Stift!

Bei solchen Konjunktoren ist die Annahme plausibler, dass, analog zur Rollenverteilung bei den zugrundeliegenden Subjunktoren, das Zweit-Konnekt die Relationsrolle R und das Erst-Konnekt die Relationsrolle E erhält. Bei Konjunktoren folgt die Zuordnung von R und E also möglicherweise keinem allgemein wortartspezifischen Muster.

1 Die verwendeten Beispiele sind ausschließlich Originalbelege, die mit der Suchmaschine Google auf deutschsprachigen Internetseiten in der Domäne .de gefunden wurden. Einige der Belege wurden behutsam vereinfacht und/oder orthographisch korrigiert. Auf den Nachweis der Fundorte wird ökonomiehalber verzichtet.

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Pasch et al. (2003: 241) unterteilen die syntaktischen Beziehungen zwischen den Konnekten konjunktionaler Konnektoren für das Deutsche mit Hilfe der Relationen der Subordination und der Einbettung. Als subordiniert gelten satzförmige Konnekte, die aufgrund der Rektion eines Subordinierers Endstellung des Finitums aufweisen. Das mit weil eingeleitete R-Konnekt in (9) ist demnach, im Gegensatz zu dem mit denn eingeleiteten E/R-Konnekt in (10), subordiniert: (9) [Ich habe mich so gut wie nie an diese Vorgaben gehalten]E, weil [ich

diesen Weg nicht besonders innovativ finde und ich keine Lust hatte, dem bildungsbürgerlichen Belesenheitskanon auf den Leim zu kriechen.]R

(10) [Heute ist der Tag, an dem ich nicht mehr aufstehen will,]R/E denn [ich habe seit einer Woche kein Geld mehr und glaube auch nicht, dass nächste Woche welches kommt.]E/R

Eingebettet sind Konnekte, die Konstituenten eines Matrixsatzes bilden und als solche dessen Vorfeld einnehmen können. So ist das mit da eingeleitete R-Konnekt in (11) eingebettet, das mit sodass eingeleitete in (12a) dagegen nicht, wie (12b) illustriert: (11) [Da [ich mutig und neugierig bin,]R reizt es mich ins Ausland zu

gehen.]E (12a) [Anhand eines neuen und längeren Datensatzes konnte jetzt der studierte

Zeitraum auf 11.400 Jahre ausgedehnt werden,]E sodass [nunmehr die ganze Zeitspanne seit dem Ende der letzten Eiszeit auf der Erde abgedeckt ist.]R

(12b) *[Sodass [nunmehr die ganze Zeitspanne seit dem Ende der letzten Eiszeit auf der Erde abgedeckt ist,]R konnte jetzt der studierte Zeitraum anhand eines neuen und längeren Datensatzes auf 11.400 Jahre ausgedehnt werden.]E

Pasch et al. (2003: 351f.) unterscheiden zwischen vier Klassen konjunktionaler Konnektoren:

• Subjunktoren wie weil und da subordinieren und betten ein, • V2-Einbetter wie angenommen in (13) betten ein, ohne zu subordinieren, • Postponierer wie sodass subordinieren, ohne einzubetten, • Konjunktoren wie und in (14) betten nicht ein und subordinieren auch

nicht.

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(13) [Angenommen [er schließt einen Km-Leasingvertrag für einen Opel Corsa ab,]R muss er keine Sonderzahlung leisten und hat keine Abschlussrate!]E

(14) Lesen Sie nicht einfach am Bildschirm. Drucken Sie jedes Schriftstück aus. [Sie gewinnen dadurch eine andere Perspektive,]R/E und [Sie sehen dadurch auch eventuelle Fehler bei der Formatierung oder Seitennummerierung.]E/R

Unter den Kausal-Konnektoren des Deutschen finden sich Subjunktoren und Postponierer, aber keine V2-Einbetter. Der Kausal-Konnektor denn wird von Pasch et al. (2003: 584ff.) als Einzelgänger, in der übrigen Literatur (z.B. Uhmann 1998; Duden 2005: 631) meist als Konjunktor behandelt. Im Unterschied zu prototypischen Konjunktoren wie und und oder kann denn nur V1- und V2-Sätze, nicht aber Nominalphrasen oder Ausdrücke anderer morphosyntaktischer Klassen verknüpfen. Man könnte denn auch als V1/V2-Postponierer einstufen. Strukturell wie Subjunktoren verhalten sich die Präpositionen, die jedoch keine satzförmigen, sondern nominale Komplemente fordern und diese kasusregieren. Zu den kausalen Präpositionen des Deutschen gehören aufgrund, durch und wegen. Präpositionen werden von Pasch et al. (2003) nicht zu den Konnektoren gerechnet, bei anderen Autoren, etwa Frohning (2007: 136ff.), aber mitbehandelt. Adverbiale Konnektoren stiften referentielle Beziehungen zwischen ihren Konnekten. Das Bezugsrelatum kann bei allen Adverb-Konnektoren durch den vorausgehenden Satz wie in (15), bei einigen auch durch den nachfolgenden wie in (16) geliefert werden: (15) [Das Ikea-Einrichtungshaus in Berlin-Tempelhof habe keine Freigabe

der Montagekosten veranlasst,]R sagt Frau Ikea drei, und [deswegen werde mich später noch eine Kollegin aus Tempelhof anrufen, um mit mir darüber zu sprechen.]E

(16) Bei der juristischen Bewertung einer Online-Äußerung, die in Form eines Abstracts Zeitungsartikel zusammenfasst, sind lediglich die Erklärungen auf der betreffenden Webseite selbst relevant. [Die Rechtswidrigkeit entfällt nicht bereits deswegen,]E wenn [auf den Zeitungsartikel gelinkt wird.]R

Typischerweise enthalten Adverb-Konnektoren eine explizite pronominale Konstituente, etwa des- wie in deswegen oder da- wie in daher, die anaphorisch oder kataphorisch auf das R-Konnekt verweist und dadurch die referentielle Verknüpfung zwischen den Konnekten herstellt (vgl. Pasch et al. 2003: 522f.).

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Bei manchen Adverb-Konnektoren, etwa nämlich oder schließlich, fehlt eine explizite pronominale Konstituente. Bei solchen Konnektoren ist die kataphorische Verwendung erschwert oder ausgeschlossen (vgl. Pasch et al. 2003: 22).2 Ich gehe aber davon aus, dass auch sie in ihrer semantischen Repräsentation eine referentielle Komponente enthalten. Ohne eine solche Komponente wäre ihre Verknüpfungseigenschaft nicht zu erklären. Adverb-Konnektoren können als rein referentielle Korrelate verwendet werden, wenn die semantische Relation zwischen den Konnekten bereits durch einen konjunktionalen Konnektor festgelegt ist: (17) Aber [gerade weil [Gott das Leben des Menschen will,]R weil [er die

Gemeinschaft mit dem Menschen und unter den Menschen nicht zerstört wissen will,]R deshalb schickte Gott seinen Sohn.]E

(18) [Diese Position ist für uns deswegen nicht tragbar,]E weil [die Psychoanalyse und die Marx’sche Theorie auf absolut unvereinbaren gesellschaftstheoretischen Prämissen beruhen.]R

Die Verwendung als reines Korrelat ist besonders typisch bei kataphorisch verknüpfenden Adverb-Konnektoren wie in (18). Beispiele wie (16) und (19), in denen der Subjunktor wenn keine kausale, sondern eine konditionale Verknüpfung zwischen den Konnekten herstellt, machen aber deutlich, dass auch kataphorische Adverb-Konnektoren neben ihrer referentiellen Funktion eine eigene semantische Verknüpfungsfunktion ausüben können. In (16) und (19) stiften sie eine zusätzliche kausale Verknüpfung zwischen den Konnekten, die neben die durch den Subjunktor hergestellte konditionale Verknüpfung tritt bzw. diese semantisch weiter spezifiziert: (19) Hinzu kommt der Umstand, dass auch UFO-Experten immer wieder

harmlose Himmelserscheinungen zu UFOs machen und somit auch falsche Vorstellungen und Ideen hierzu entwickeln. [Falsche Konzepte entwickeln sich auch deswegen,]E wenn [man nicht richtig informiert ist.]R

2 Ich kann hier nicht im einzelnen auf die Restriktionen eingehen, die für kataphorische Verwendung von Adverb-Konnektoren gelten. Kataphorische Adverb-Verknüpfungen scheinen nur Sachverhalte als Relata nehmen zu können (temporale Verknüpfungen). Propositionen und Sprechakte können meiner Meinung nach nicht mit kataphorischen Adverb-Konnektoren verknüpft werden. Dieser Faktor könnte erklären, warum nämlich und schließlich, ebenso wie daher, folglich und also, nicht kataphorisch verknüpfen können. Die Frage muss aber noch genauer empirisch untersucht werden.

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3. Kausal-Konnektoren in der Linearstruktur von Satz und Diskurs

Für die automatische Erkennung von Textverknüpfungen und Diskursrelationen spielt die lineare Textoberfläche eine besondere Rolle, weil sie für Parsing-Programme viel leichter zugänglich ist als die hierarchische Satzstruktur. Konnektorverknüpfungen können im Deutschen, wenn man mehrteilige Konnektoren wie entweder ... oder, weder ... noch u.a. einmal außer Acht lässt, in fünf Linearisierungs-Typen eingeteilt werden: (i) Verknüpfungen, bei denen der Konnektor an der Spitze steht und beide

Konnekte folgen (Konnektor – Konnekt 1 – Konnekt 2), (ii) Verknüpfungen, bei denen der Konnektor gefolgt von einem Konnekt im

Innern des anderen Konnekts steht (Konnekt 2[Konnektor – Konnekt 1]), (iii) Verknüpfungen, bei denen der Konnektor in das erste Konnekt integriert

ist, worauf das zweite Konnekt folgt (Konnekt 1[Konnektor] – Konnekt 2),

(iv) Verknüpfungen, bei denen der Konnektor zwischen den Konnekten steht (Konnekt 1 – Konnektor – Konnekt 2),

(v) Verknüpfungen, bei denen der Konnektor in das zweite Konnekt integriert ist (Konnekt 1 – Konnekt 2[Konnektor]).

Konnekt 1 und Konnekt 2 können unterschiedlich definiert werden. Ich bezeichne hier als Konnekt 1 dasjenige Konnekt, das weiter links endet, und als Konnekt 2 dasjenige, das weiter rechts endet. Die Erkennung der Konnekte ist – nicht nur für automatische, sondern auch für menschliche Parser – eine weitaus schwierigere Aufgabe als die Erkennung von Konnektoren. Konnektoren können in der Regel durch den Abgleich mit einer Lemma-Liste bis auf wenige Zweifelsfälle identifiziert werden. Für die Erkennung der Konnekte ist dagegen eine Analyse der hierarchischen Syntax-Struktur unverzichtbar. Zusätzliche Schwierigkeiten resultieren aus dem Umstand, dass Konnektoren keineswegs immer benachbarte Sätze miteinander verknüpfen. Konnektor-Verknüpfungen können auch Sätze überspringen, sodass die Konnekte linear nicht nebeneinander stehen. Außerdem können eines oder beide Konnekte aus mehreren Sätzen bestehen, also intern komplex sein. Im folgenden setze ich einfachheitshalber voraus, die Erkennung der Konnekte sei gelöst, und untersuche lediglich die Möglichkeiten ihrer Linearisierung. Die meisten der genannten fünf Linearisierungstypen können mehreren unterschiedlichen hierarchischen Konfigurationen entsprechen. Typ (i) kommt bei Subjunktor-Verknüpfungen wie in (20), V2-Einbetter-Verknüpfungen sowie bei Präpositions-Verknüpfungen wie in (21) vor. V2-

Verknüpfungs-Eigenschaften deutscher Kausal-Konnektoren

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Einbetter-Verknüpfungen werde ich im folgenden außer Betracht lassen, da es im Deutschen keine kausalen V2-Einbetter gibt: (20) [Weil [Glück gesunde Ernährung braucht,]K1 bietet Milupa alles, was ein

Kind für ein optimales Großwerden benötigt.]K2 (21) [Aufgrund [von Sicherheitsbeschränkungen]K1 müssen Entwickler oft

um ihre Lieblingssoftware kämpfen.]K2 In Fällen wie (20) und (21) steht der Konnektor zusammen mit Konnekt 1 im Vorfeld von Konnekt 2. Im Sinne der hierarchischen Struktur ist K1 also in K2 eingebettet. Dies gilt auch bei Adverb-Konnektoren, bei denen Typ (i) ebenfalls möglich ist: (22) [Deswegen, weil [er „Herrscher“ und „Herr“ genannt wird,]K1 kommt

ihm auch der Name „Augustus“ zu.]K2 In (22) steht der Adverb-Konnektor als kataphorisches Korrelat zusammen mit dem ersten Konnekt, das ihm als Apposition zugeordnet ist, im Vorfeld seines zweiten Konnekts. An allen drei Beispielen zeigt sich bei Berücksichtigung der syntaktischen Hierarchie, dass Linearisierungstyp (i) ein Spezialfall von Linearisierungstyp (ii) ist. Varianten von Linearisierungstyp (ii), bei denen der Konnektor im Mittelfeld von Konnekt 2 steht, kommen ebenfalls bei Subjunktor- und Präpositions-Verknüpfungen sowie bei kataphorischen Korrelat-Adverbien vor: (23) [Ich verwende im Moment, da [ich es mir leisten kann,]K1 viel meiner

freien Zeit, um Artikel zu schreiben.]K2 (24) [Das Schiff ist wegen [eines Ruderversagens]K1 auf Grund gelaufen.]K2 (25) In der polaren Bindung kommt es zu Teilladungen. [Der stärkere Partner

hat deshalb weil [die Elektronen näher bei ihm sind]K1 eine negative Teilladung]K2 und der andere Partner eine positive.

Typ (iii) kommt nur bei kataphorischen Adverb-Konnektoren vor. Wir haben dafür bereits einige Beispiele gesehen. Hier ein weiteres: (26) [Eigentlich habe ich mir dieses Spiel nur darum geholt,]K1 weil [es billig

war und ich gerade Lust hatte, ein wenig zu fliegen und zu ballern.]K2 Typ (iv) ist bei Postponierer- und Konjunktor-Verknüpfungen wie in (27) und (28) obligatorisch, bei Subjunktor- und Präpositions-Verknüpfungen wie in (29) und (30) möglich:

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(27) [Sich selbstständig anpassende Abspiellisten sind Ergebnisse einer Abfrage an eine Datenbank und aktualisieren sich ohne Eingriffe seitens der Nutzer,]K1 weshalb [sie dann im Endergebnis auch nur gültige Pfade zu Dateien oder Metadaten enthalten.]K2

3 (28) [Als ich vor rund zehn Jahren begann, als freie Autorin zu arbeiten,

glaubte ich, endlich den idealen Beruf für mich gefunden zu haben,]K1 denn [das Beste, was ich hatte, waren mein Schreibtalent und mein Ideenreichtum.]K2

(29) [Die Erkrankung ist so gefährlich,]K1 weil [sie oft unerkannt bleibt.]K2 (30) [Rivieres Übersetzungen gelten als besonders gelungen]K1 wegen [ihres

literarischen Stils, der auch ihre eigenen Schriften auszeichnet.]K2 Postponierer und Konjunktoren können im Deutschen linear nur zwischen ihren Konnekten stehen. Das ist zwar kein universales Gesetz – man denke an den lateinischen Konjunktor -que, der seinem Zweit-Konnekt nachgestellt wird – aber nach Haspelmath (2004: 6) ist die Mittelstellung von Konjunktoren der bei weitem häufigste Fall in den Sprachen der Welt. Wenn Subjunktoren oder Präpositionen linear zwischen ihren Konnekten stehen wie in (29) bzw. (30), dann steht in hierarchischer Sicht der adverbiale Nebensatz bzw. die Präpositionalphrase entweder im Nachfeld des Hauptsatzes oder ist dem Hauptsatz insgesamt nachgestellt (Nach-Nachfeld-Stellung, Postposition). Die Unterscheidung zwischen diesen beiden Möglichkeiten ist stark theorieabhängig und empirisch nur schwer zu verifizieren (vgl. Zifonun et al. 1997: 1644ff.). Oft werden prosodische Kriterien verwendet, um zwischen Nachfeldstellung und Postposition zu unterscheiden (vgl. Pasch et al. 2003: 245ff.). Auf diesem Gebiet sind aber noch viele theoretische und empirische Details ungeklärt (vgl. Auer 1991; Averintseva-Klisch 2006). Wir wollen uns deshalb hier nicht weiter mit dieser Frage auseinandersetzen. Linearisierungstyp (iv) kommt auch bei Adverb-Konnektor-Verknüpfungen wie in (31) bis (33) vor, wobei mehrere Strukturvarianten zu unterscheiden sind: (31) [Ich bin ja nicht so begeistert gewesen von der Idee, die Zigarre zu

rauchen,]K1 nämlich [ich habe mir Gedanken gemacht, dass Papa und Mama vielleicht was dagegen haben.]K2

3 Pasch et al. (2003: 422ff.) zählen Relativadverbien wie weshalb und weswegen zu den Postponierern. Ich übernehme diese Entscheidung hier einfachheitshalber, sehe diesbezüglich aber noch weiteren Forschungsbedarf. Meiner Ansicht nach unterscheidet sich das syntaktische Verhalten von Relativadverbien in wichtigen Punkten von dem echter Postponierer wie sodass und als dass.

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(32) „Nun“, sagte er und rieb sich nachdenklich mit der Hand seine breite Stirn, „ich komme eben von der Polizei!“

„Du hast schon deinen Pass geholt?“ „Jawohl; meinen Laufpass.“ Ich sah ihn fragend an. „[Es ist wegen der dummen Geschichte auf dem Ballhaus.]K1“ Mir ging ein Licht auf. „So! [Also du bist es gewesen.]K2“ (33) [Ich weiß nicht, wieso das bei mir jedes Mal so schlimm ist,]K1

[schließlich muss oder sollte zumindest jede Frau regelmäßig einen Frauenarzt aufsuchen.]K2

Nämlich in (31) steht in der Position, die Pasch et al. (2003: 70, 487) als Nullstelle bezeichnen, also vor dem Vorfeld des zweiten Konnekts. Es handelt sich hier wahrscheinlich um die gleiche Strukturposition, in der auch Konjunktoren wie denn stehen. Man könnte solche Fälle also auch unter die Konjunktor-Verknüpfungen subsumieren. Also in (32) kann ebenfalls in dieser Position stehen und als Konjunktor analysiert werden. Die Verknüpfung kann aber auch so analysiert werden, dass also zusammen mit du im Vorfeld des zweiten Konnekts steht, wie ich durch die Klammerung angedeutet habe. Pasch et al. (2003: 71) bezeichnen diese Position als Vorerst-Position. Du ist in diesem Beispiel ein naheliegender Kandidat für den Fokus-Akzent, wobei der Rest des Satzes (bist es gewesen) deakzentuiert bliebe: (32a) also /DU\ bist es gewesen Diese Konstellation ist typisch für Fokus-Partikeln, die Pasch et al. (2003: 138ff.) als eine Subklasse adverbialer Konnektoren führen. Bei Pasch et al. gibt es keine kausalen Fokus-Partikeln; für also wird die Möglichkeit einer Verwendung in Vorerst-Position ausgeschlossen (ebd.: 504). Meiner Meinung nach müsste das empirisch noch genauer untersucht werden. Unabhängig von der Frage, wie also in Fällen wie (32) analysiert wird, ist jedenfalls unbestreitbar, dass die Vorerst-Position eine mögliche Position für adverbiale Konnektoren ist. Sie liegt linear zwischen den Konnekten, gehört hierarchisch aber eindeutig zum zweiten Konnekt. Schließlich in (33) steht linear ebenfalls zwischen den Konnekten. Hier kann aber kein Zweifel bestehen, dass es hierarchisch in das zweite Konnekt integriert ist, weil es allein dessen Vorfeld besetzt. Der Adverb-Konnektor ist hier also ein vollwertiges Satzglied des zweiten Konnekts. Echte Vorfeld-Stellung ist bei prototypischen Adverb-Konnektoren möglich und kann als Test-Position für die Abgrenzung von adverbialen Partikel-Konnektoren verwendet werden, die nur

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im Mittelfeld bzw. zusammen mit anderen Ausdrücken im Vorfeld stehen können. Fälle wie (32) und (33) bilden somit in hierarchischer Sicht Spezialfälle von Linearisierungstyp (v), bei dem der Konnektor in das zweite Konnekt integriert ist. Dieser Typ kommt nur bei Adverb- und Partikelkonnektor-Verknüpfungen vor. Wiederum sind mehrere Varianten zu unterscheiden: (34) Damit tut Sven Bruns Kirche und Papst bitter unrecht: [Nicht sie waren

es, die ihm die ganze Chose eingebrockt haben, sondern Julius Caesar.]K1 [Der nämlich hat im Jahre 46 vor Christus den Schalttag erfunden, der Sven soviel Verdruss bereitet]K2 – Papst Gregor XIII. hat lediglich seine Berechnung verfeinert.

(35) [Die Unterschriftenaktion der DGB-Gewerkschaften sei in den Betrieben jedoch bisher nur auf eine geringe Resonanz gestoßen.]K1 [Die Gewerkschaften wollten darum nach den Sommerferien ihre Aktionen massiv verstärken.]K2

(36) [Hamilton fordert eine Krümmungsbedingung für den Raum,]K1 [er soll nämlich in gewissem Sinne positiv gekrümmt sein.]K2

(37) Mein Kaiserschnitt war zwar erst vor knapp zwei Monaten, aber [ich habe exakt dasselbe Problem wie du.]K1 [Ich war sehr besorgt deswegen.]K2

In (34) steht der Adverb-Konnektor nämlich rechts des akzentuierten Pronomens der im Vorfeld des zweiten Konnekts: (34a) /DER\ nämlich hat im jahre 46 vor christus den schalttag erfunden Nämlich steht hier nach Pasch et al. (2003: 71) in der sogenannten Nacherst-Position4, die nur von knapp der Hälfte der Adverb-Konnektoren eingenommen werden kann. In (35) und (36) stehen darum und nämlich im Mittelfeld des zweiten Konnekts. Während darum problemlos auch allein das Vorfeld besetzen könnte und sich damit als prototypischer Adverb-Konnektor erweist, ist dies bei nämlich nicht möglich, das daher unter die adverbialen Partikel-Konnektoren fällt. 4 Zu fragen ist, wie Vorerst- und Nacherst-Position in der hierarchischen Satzstruktur darzustellen sind, d.h. an welche Kategorie ein Adverb-Konnektor, der in einer dieser Linear-Positionen steht, adjungiert ist. Pasch et al. (2003) formulieren hierzu keinen Vorschlag. Für Adverb-Konnektoren im Mittelfeld nehme ich an, dass sie in einer hohen oder tiefen Strukturposition an ihr E-Konnekt adjungiert sind, also entweder an VP oder an den ganzen Satz (s.o. Abschnitt 2). Diese These lässt sich ausdehnen auf Adverb-Konnektoren im Nachfeld sowie auf solche, die allein das Vorfeld besetzen, wenn man annimmt, dass diese Positionen Ziel von Bewegungen aus dem Mittelfeld sind. Sie ist aber nicht ohne weiteres auf Adverb-Konnektoren in Vorerst- oder Nacherst-Position anwendbar, wenn man daran festhalten möchte, dass im Vorfeld des deutschen V2-Satzes nur genau eine Konstituente stehen kann (vgl. Ramers 2006: 108). Hier ist noch weitere Forschungsarbeit notwendig.

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In (37) steht deswegen im Nachfeld des zweiten Konnekts. Pasch et al. (2003: 504ff.) nehmen an, dass manche Kausal-Konnektoren, darunter darum, deshalb und deswegen, auch im Nach-Nachfeld ihres Zweit-Konnekts stehen können. Damit ergibt sich ein sechster Linearisierungstyp, den wir aber wegen der erwähnten Schwierigkeiten bei der Unterscheidung zwischen Nachfeld und Nach-Nachfeld hier nicht mehr im Detail untersuchen wollen: (vi) Verknüpfungen, bei denen beide Konnekte dem Konnektor vorausgehen

(Konnekt 1 – Konnekt 2 – Konnektor). 4. Zusammenschau von syntaktischer Hierarchie und Linearität

Wir haben gesehen, dass Konnektoren der verschiedenen Klassen sich syntaktisch sehr unterschiedlich verhalten und unterschiedlich flexibel sind. Die Linearisierungstypen sind folgendermaßen verteilt: (38) Präpositionen: Präp–K1–K2 K2[Präp–K1] K1–Präp–K2 Subjunktoren: Subj–K1–K2 K2[Subj–K1] K1–Subj–K2 Postponierer: K1–Postp–K2

Adverbien: Adv–K1–K2 K2[Adv–K1] K1[Adv]–K2 K1–Adv–K2 K1–K2[Adv] Partikeln: K1–K2[Part] Konjunktoren: K1–Konj–K2

Auffällig ist, dass Adverb-Konnektoren in allen diskutierten Linearisierungs-Varianten vorkommen. Sie sind in der Linearisierung ihrer Konnekte also außerordentlich flexibel. Diese Flexibilität ist möglich, weil sie nur zu einem ihrer Konnekte syntaktische Beziehungen unterhalten, in diesem Konnekt als Adjunkte relativ frei beweglich sind, und weil sie sowohl anaphorisch als auch kataphorisch referieren können. In den Linearisierungstypen (i), (ii) und (iii) verknüpfen die Adverb-Konnektoren kataphorisch, in den Linearisierungstypen (iv) und (v) verknüpfen sie anaphorisch. Da anaphorische Verwendung typischer und weniger durch Zusatzregeln beschränkt ist als kataphorische, sind die Linearisierungstypen (iv) und (v) für Adverb-Konnektoren insgesamt charakteristischer. Präpositionen und Subjunktoren sind ebenfalls relativ flexibel in der Linearisierung ihrer Konnekte, aber weniger flexibel als Adverb-Konnektoren, da sie stets an der Spitze ihres internen Konnekts stehen müssen. Deshalb sind die Linearisierungstypen (iii) und (v) bei ihnen ausgeschlossen.

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Adverbiale Partikel-Konnektoren, Postponierer und Konjunktoren sind in der Linearisierung ihrer Konnekte eindeutig auf eine bestimmte Abfolge festgelegt. Zu den Partikel-Konnektoren sind allerdings noch sehr viele Forschungsfragen offen. Es ist damit zu rechnen, dass sich hier noch weitere Differenzierungen als notwendig erweisen werden. Die Strukturmuster für die Anordnung der Relationsrollen R und E sehen bei den Konnektorklassen folgendermaßen aus: (39) Präpositionen: [[Präp R] E] Subjunktoren: [[Subj R] E] Adverbien: R [Adv E] Partikeln: R [Part E] Postponierer: E [Postp R] Konjunktoren: R/E Konj E/R Hier hat jede Konnektorklasse ihre eindeutige Charakteristik. Präpositionen und Subjunktoren unterhalten ausgeprägte hierarchisch-syntaktische Beziehungen zu beiden Konnekten. Das Konnekt, das unmittelbar rechts von ihnen steht (ihr syntaktisches Komplement), erhält immer die Relationsrolle R. Mit diesem zusammen sind sie als Adjunkte innerhalb ihres E-Konnekts relativ frei beweglich (Vor-, Mittel-, Nach- und Nach-Nachfeld-Stellung möglich). Adverb-Konnektoren und adverbiale Partikel-Konnektoren unterhalten hierarchisch-syntaktische Beziehungen zu ihrem E-Konnekt, aber nicht zu ihrem R-Konnekt. Innerhalb ihres E-Konnekts sind sie als Adjunkte mehr oder weniger beweglich (vgl. Pasch et al. 2003: 504ff.). Postponierer unterhalten keine hierarchisch-syntaktische Beziehung zu ihrem Erst-Konnekt, dem sie die Relationsrolle E zuweisen. Das Zweit-Konnekt eines Postponierers ist sein syntaktisches Komplement und erhält die Relationsrolle R. Konjunktoren unterhalten keine hierarchisch-syntaktische Beziehung zu ihrem Erst-Konnekt und eine nur lockere hierarchisch-syntaktische Beziehung zu ihrem Zweit-Konnekt. Über die genaue Art dieser Beziehung gehen die Meinungen auseinander (vgl. z.B. Johannessen 1998: 108ff.; Zifonun et al. 1997: 2360ff.; Eisenberg 2004: 205ff., 377ff.; Osborne 2006). Für die Verteilung der Relationsrollen R und E gibt es bei Konjunktoren wahrscheinlich keine allgemeingültige Regel. Postponierer und Konjunktoren sind in Bezug auf beide Konnekte stellungsfest.

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Führt man die Linearisierungs- und Hierarchisierungs-Muster der Konnektoren zusammen, so ergibt sich folgendes Bild: (40) Präpositionen: Präp–R–E E[Präp–R] E–Präp–R Subjunktoren: Subj–R–E E[Subj–R] E–Subj–R Postponierer: E–Postp–R

Adverbien: Adv–R–E E[Adv–R] E[Adv]–R R–Adv–E R–E[Adv] Partikeln: R–E[Part] Konjunktoren: R/E–Konj–E/R

Wie wir sehen, kann bei Präpositionen (wie aufgrund, durch und wegen), bei Subjunktoren (wie weil und da) sowie bei Adverbien (wie darum, deshalb und deswegen) das R-Konnekt linear vor dem E-Konnekt, aber auch das E-Konnekt linear vor dem R-Konnekt stehen. Bei Präpositionen und Subjunktoren ist die lineare Abfolge von R und E aus Gründen der syntaktischen Hierarchie völlig frei. Bei Adverbien ist E nach R die typischere Abfolge, die weniger Beschränkungen unterliegt. Bei Präpositionen und Subjunktoren ist das R-Konnekt typischerweise syntaktisch in das E-Konnekt integriert. Es kann im Vor-, Mittel-, Nach- oder Nach-Nachfeld des E-Konnekts stehen. Bei kataphorisch gebrauchten Adverb-Konnektoren kann das R-Konnekt ebenfalls syntaktisch in das E-Konnekt integriert sein. Es wird dann aber zusätzlich ein Subjunktor als syntaktisches Verknüpfungsmittel benötigt. Der Adverb-Konnektor hat dann reine Korrelat-Funktion oder korrelatähnliche Funktion. Bei Partikel-Konnektoren (wie nämlich) ist die Abfolge immer E nach R, bei Postponierern (wie sodass, zumal und den Relativadverbien weshalb und weswegen) immer R nach E. Bei Konjunktoren (wie denn) bleibt die Abfolge offen. 5. Zuweisung thematischer Rollen

Konnektoren weisen ihren Konnekten (bzw. den durch sie kodierten semantischen Relata) thematische Rollen zu (vgl. Pasch et al. 2003: 62ff.). Darin besteht ihre eigentliche semantische Verknüpfungseigenschaft. So kommt eine Kausal-Verknüpfung dadurch zustande, dass eines der Relata die thematische Rolle URSACHE, das andere die thematische Rolle WIRKUNG erhält. In diesem Punkt besteht im Grunde schon in der traditionellen Grammatik Einhelligkeit, auch wenn die begriffliche Formulierung anders war bzw. fehlte.

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Einigkeit besteht auch darüber, dass unterschiedliche Zuordnung der thematischen Rollen URSACHE und WIRKUNG zu den Konnekten maßgeblich für die Unterscheidung zwischen kausalen und konsekutiven Verknüpfungen ist. Allerdings ist die semantische Typologie der Verknüpfungen nur selten konsequent ausgearbeitet worden; ein einheitliches Verfahren hierfür hat sich bis heute nicht durchgesetzt. Bei Subjunktoren und Postponierern, die Kausal-Verknüpfungen kodieren, wird in der Regel so verfahren, dass die thematische Rolle, die sie ihrem R-Konnekt zuweisen, als ausschlaggebend für ihre semantische Klassifikation genommen wird. Demnach kodieren Konnektoren, die ihrem R-Konnekt die Rolle URSACHE (und ihrem E-Konnekt die Rolle WIRKUNG) zuweisen, Kausal-Verknüpfungen im engeren Sinne, und Konnektoren, die ihrem R-Konnekt die Rolle WIRKUNG (und ihrem E-Konnekt die Rolle URSACHE) zuweisen, Konsekutiv-Verknüpfungen. In der traditionellen Grammatik wird daher weil als Kausal-Konnektor im engeren Sinne und sodass als Konsekutiv-Konnektor geführt (vgl. Duden 2005: 638f.). Das R-Konnekt ist bei Subjunktoren und Präpositionen, V2-Einbettern und Postponierern syntaktisch regiert; bei Adverb-Konnektoren ist die mit dem R-Konnekt referentiell verknüpfte Pronominal-Konstituente adverbintern kasusregiert (deshalb, dementsprechend usw.). Das R-Konnekt erhält seine thematische Rolle also unter syntaktischer Rektion, während das E-Konnekt seine Rolle von einem Adjunkt erhält. Wenn wir dieses Einteilungsverfahren auf eine repräsentative Auswahl von Kausal-Konnektoren des Deutschen anwenden, kommen wir zu folgender Gruppierung: (41a) Kausal-Konnektoren im engeren Sinne (R – URSACHE, E – WIRKUNG) Präpositionen: aufgrund, durch, wegen Subjunktoren: weil, da Adverb-Konnektoren: darum, deshalb, deswegen; also, daher, folglich Postponierer: zumal (41b) Konsekutiv-Konnektoren (R – WIRKUNG, E – URSACHE) Adverb-Konnektor: schließlich Partikel-Konnektor: nämlich Postponierer: sodass; weshalb, weswegen

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Bei den Adverb-Konnektoren unter (41a) habe ich informell zwischen solchen unterschieden, die bevorzugt für temporale Verknüpfungen verwendet werden (darum, deshalb, deswegen), und solchen, die auf epistemische und deontisch-illokutionäre Verknüpfungen im Sinne von Sweetser (1990) und Blühdorn (2005: 317f.) spezialisiert sind (also, daher, folglich). Auf diese Unterscheidung wird im vorliegenden Aufsatz nicht weiter eingegangen. Bei den Postponierern unter (41b) habe ich die Relativadverbien separiert. Auffällig ist, dass die Präpositionen und Subjunktoren der Gruppe ausnahmslos kausal sind. Konsekutive Präpositionen und Subjunktoren scheint das Deutsche nicht zu besitzen.5 Dagegen sind unter den Adverb-Konnektoren und Postponierern sowohl kausale als auch konsekutive. Der einzige Partikel-Konnektor der Gruppe (nämlich) ist konsekutiv, nicht kausal, wie oft behauptet wird (vgl. z.B. Duden 2005: 591). Konsekutiv-Konnektoren stehen im Deutschen grundsätzlich in oder unmittelbar vor ihrem Zweit-Konnekt. Beim Erst-Konnekt können sie nicht stehen. Nur Kausal-Konnektoren im engeren Sinne können auch in oder vor ihrem Erst-Konnekt stehen. Eine interessante Frage ist, wie die Konjunktoren denn und weil mit V2- bzw. V1-Satz in die Klassifikation einzuordnen sind. Traditionell werden sie als kausal eingestuft (vgl. Duden 2005: 631). Wir können uns dieser Praxis anschließen, wenn wir ihr Zweit-Konnekt als R-Konnekt behandeln. Für weil-V1/V2, das offensichtlich aus dem Subjunktor weil entstanden ist, ist diese Annahme intuitiv plausibel. Bei denn, das in relativ junger Zeit aus dem Adverb dann hervorgegangen ist (vgl. Eroms 1980), spricht aber einiges dafür, dass sein Zweit-Konnekt das E-Konnekt ist. Daraus ergäbe sich die Zuordnung zur konsekutiven Gruppe. Andererseits ist weil-V1/V2 ganz offensichtlich im Begriff, in der Umgangssprache die funktionale Stelle von denn zu übernehmen (vgl. Uhmann 1998: 96). Dass ein kausaler Konnektor an die Stelle eines konsekutiven treten sollte, scheint kaum plausibel. Bei denn muss also auf dem Weg vom Adverb-Konnektor zum Konjunktor ein Wechsel des Zuordnungsmusters stattgefunden haben. Wie es zu diesem Wechsel gekommen ist, kann hier nicht weiter untersucht werden. Für die Zwecke dieses Aufsatzes rechne ich denn und weil-V1/V2 im Einklang mit der Tradition zu den Kausal-Konnektoren, nehme also an, dass sie ihrem Erst-Konnekt die Relationsrolle E und ihrem Zweit-Konnekt die Relationsrolle R zuweisen. Diese Rollenverteilung passt zu ihrer weiter oben (Abschnitt 2) vorgeschlagenen Kategorisierung als V1/V2-Postponierer.

5 Dem konsekutiven Muster am nächsten kommen finale Präpositionen wie zwecks und Subjunktoren wie damit. Die Finalrelation hat jedoch einen offenen Ergebniswert und ist deshalb nicht zu den Kausal-, sondern zu den Konditionalrelationen zu rechnen (s.o. Abschnitt 1).

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6. Konzeptuelle Strukturierung von Text und Diskurs

Die Unterscheidung zwischen den Relationsrollen R und E gehört, ebenso wie die Zuweisung der thematischen Rollen URSACHE und WIRKUNG, zur Schnittstelle zwischen Syntax und Semantik. Langacker (1987: 231ff.) führt in seiner kognitiven Grammatik die Unterscheidung zwischen trajector und landmark ein, die er auf den gestaltpsychologischen Gegensatz von Figur und Rahmen zurückführt. Bei den Relationsrollen entspricht R (in der Kausalrelation die Ursache, in der Konsekutivrelation die Wirkung) dem landmark bzw. dem Rahmen, und E (in der Kausalrelation die Wirkung, in der Konsekutivrelation die Ursache) dem trajector bzw. der Figur. Diese Zuordnung sagt etwas über die konzeptuell-semantische Funktion der syntaktischen Unterscheidung zwischen internem (regiertem) und externem (nicht-regiertem) Konnekt. Das interne Konnekt trägt die Relationsrolle R und liefert konzeptuell Rahmen-Information. Das externe Konnekt trägt die Relationsrolle E und liefert Figur-Information (vgl. detaillierter Blühdorn 2008b). Konnektoren haben durchweg die Eigenschaft, syntaktisch eine engere Verbindung mit einem ihrer Konnekte einzugehen. Präpositionen, Subjunktoren und Postponierer nehmen dieses Konnekt als Komplement, Konjunktoren sind ihm unmittelbar vorangestellt, Adverb- und Partikel-Konnektoren werden an dieses Konnekt adjungiert. Ich bezeichne das syntaktisch enger mit dem Konnektor verbundene Konnekt als das markierte Konnekt, das weniger eng mit ihm verbundene Konnekt als das nicht-markierte Konnekt. Präpositionen und Subjunktoren sind zusammen mit ihrem markierten Konnekt an ihr nicht-markiertes Konnekt adjungiert, Postponierer und Konjunktoren sind ihrem nicht-markierten Konnekt linear nachgestellt, Adverb- und Partikel-Konnektoren unterhalten keine syntaktische Beziehung zu ihrem nicht-markierten Konnekt.6 Indem sie syntaktisch eines ihrer Konnekte markieren und dadurch Figur und Rahmen in einer bestimmten Weise zueinander anordnen, haben die Konnektoren der sechs syntaktischen Klassen unterschiedliche Potentiale für die konzeptuelle Strukturierung von Texten und Diskursen: • Präpositionen und Subjunktoren können verwendet werden, um vorbereitend

einen konzeptuellen Rahmen zu setzen, in den anschließend eine Figur-Information eingefügt werden soll. Ihr R-Konnekt ist das markierte Konnekt, ihr E-Konnekt ist nicht-markiert. Für die Anordnung mit vorangestelltem R-Konnekt verwende ich die Formel Rahmen vor Figur. Dieses Strukturmuster

6 Ich weiche hier von der Terminologie von Pasch et al. (2003: 8f.) ab, die das markierte Konnekt als internes und das nicht-markierte als externes Konnekt bezeichnen.

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ist im Deutschen für Kausalrelationen (Rahmen/Ursache vor Figur/Wirkung), nicht aber für Konsekutivrelationen verfügbar:

(42) [Aufgrund [der Urheberrechtsreform]Rahmen/Ursache werden zukünftig

Dienste wie Subito und Bibliotheken diese Dokumente nicht mehr per Email versenden dürfen.]Figur/Wirkung

(43) [Da [die Bank stets betonte, kein „strategisches Interesse“ an Air Berlin zu haben,]Rahmen/Ursache vermuten Börsianer einen anderen Interessenten.]Figur/Wirkung

In (42) ist das rahmensetzende Erst-Konnekt durch die Präposition aufgrund markiert, in (43) durch den Subjunktor da. Das figureinfügende Zweit-Konnekt ist in beiden Beispielen nicht-markiert. Auch die kausalen Adverb-Konnektoren darum, deshalb und deswegen können in Verknüpfungen mit der gleichen konzeptuellen Anordnung verwendet werden. Das ist allerdings im Gegenwartsdeutschen relativ selten. Der Adverb-Konnektor dient dabei in der Regel nur als kataphorisches Korrelat. Die kausale Verknüpfung wird in erster Linie durch einen zusätzlichen Subjunktor kodiert: (44) [Gerade darum, weil [wir selbst um die Härte des Lebens wissen oder

sie aus der täglichen Nachrichtenlage kennen,]Rahmen/Ursache wird der vermeintlich weite Graben zwischen damals und heute ganz schmal.]Figur/Wirkung

In Fällen wie (44) ist der Adverb-Konnektor zwar Konstituente seines E-Konnekts. Da er aber als referentielles Korrelat zusammen mit seinem R-Konnekt im Vorfeld steht und diesem unmittelbar vorangestellt ist, markiert er in solchen Verknüpfungen das R-Konnekt und nicht das E-Konnekt.

• Kausale Präpositionen und Subjunktoren können zweitens auch dazu dienen,

zu einer schon eingeführten Figur-Information den konzeptuellen Rahmen nachzuliefern. Sie markieren dann ihr Zweit-Konnekt; das Erst-Konnekt bleibt nicht-markiert. Für diese Anordnung verwende ich die Formel Rahmen/Ursache nach Figur/Wirkung:

(45) [Es hat jetzt ein großes Medienecho gegeben]Figur/Wirkung aufgrund [der

Strafanzeigen, die sich selber ja nur an das Verfahren bei der Bundesprüfstelle für Jugendschutz angeschlossen haben.]Rahmen/Ursache

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(46) [Ricarda Hampel findet Schulbücher wichtig,]Figur/Wirkung weil [es die einzigen Bücher sind, die Kinder heute in die Finger kriegen.]Rahmen/Ursache

Wenn wir annehmen, dass denn und weil-V1/V2 Kausal-Konjunktoren sind, dass also ihr Zweit-Konnekt die Relationsrolle R trägt, so stiften auch sie die Ordnung Rahmen nach Figur: (47) [Ich wollte schnell wieder weg von da,]Figur/Wirkung denn [mir war der

Mann unheimlich geworden mit seinen glasigen Augen.]Rahmen/Ursache Auch kausale Adverb-Konnektoren können in Verknüpfungen mit dieser Anordnung verwendet werden. Der Adverb-Konnektor dient dabei wiederum als kataphorisches Korrelat. Zur Kodierung der Kausal-Verknüpfung tritt ein Subjunktor hinzu: (48) [Politisch im weiteren Sinne ist der Roman von Anna Seghers schon

darum,]Figur/Wirkung weil [er den Menschen von der Arbeit her versteht und darstellt.]Rahmen/Ursache

Auch in Fällen wie (48) markiert der Adverb-Konnektor, obgleich er Konstituente des E-Konnekts ist, eher das R-Konnekt, dem er unmittelbar vorangestellt ist und mit dem er intonatorisch durch eine Brückenkontur (vgl. Büring 2006: 155) verbunden ist: (48a) po/LItisch im weiteren /SINne ist der roman von anna seghers schon

/DArum weil er den menschen von der AR\beit her versteht und darstellt

Spezialisiert auf Rahmen-nach-Figur-Verknüpfungen sind Postponierer. Mit ihnen können sowohl kausale (Rahmen/Ursache nach Figur/Wirkung) als auch konsekutive Verknüpfungen (Rahmen/Wirkung nach Figur/Ursache) hergestellt werden: (49) [Die erste Ausgabe von Moskau – Petuschki war schnell

vergriffen,]Figur/Wirkung zumal [nur ein Exemplar davon vorhanden war.]Rahmen/Ursache

(50) [Zum Glück war ich kaum krank,]Figur/Ursache sodass [Klara nur selten den Tierarzt mit mir aufsuchte.]Rahmen/Wirkung

Beispiele wie (50) können Zweifel daran aufkommen lassen, ob das Zweit-Konnekt eines Postponierers wirklich immer Rahmen-Information gibt.

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Postponierer stehen in ihren Verknüpfungseigenschaften zwischen Subjunktoren und Konjunktoren. Ähnlich wie Konjunktoren stellen sie ihr Zweit-Konnekt dem Erst-Konnekt linear nach, ohne es syntaktisch einzubetten. Da Postponierer zugleich verlangen, dass ihr Zweit-Konnekt einen eigenen Informationsfokus enthält, also neue, weiterführende Information zum Diskurs beisteuert, können Interpretationen gefördert werden, die das Erst-Konnekt als konzeptuellen Rahmengeber (R) und das Zweit-Konnekt als Figur (E) auffassen. Ich komme auf diesen Punkt im letzten Abschnitt des Aufsatzes zurück.

• Für Adverb-Konnektoren ist eine dritte konzeptuelle Verknüpfungsstruktur am typischsten, nämlich die Einführung einer Figur-Information in einen schon etablierten konzeptuellen Rahmen (Figur nach Rahmen). Dieses Strukturmuster ist im Deutschen für Kausal- (Figur/Wirkung nach

Rahmen/Ursache) und Konsekutivrelationen (Figur/Ursache nach

Rahmen/Wirkung) verfügbar:

(51) [Deutschland ist bestechlich.]Rahmen/Ursache [Deshalb ermittelt Thorsten Mehles in Unternehmen, die sich von den eigenen Mitarbeitern betrogen fühlen.]Figur/Wirkung

(52) [Man sollte eigentlich meinen, dass Enrique Iglesias es schon längst nicht mehr nötig hat, sich zu beweisen.]Rahmen/Wirkung [Schließlich hat der in Madrid geborene und in Miami aufgewachsene Sänger in der vergangenen Dekade rund 40 Millionen Alben verkauft.]Figur/Ursache

Die konsekutive Anordnung (Figur/Ursache nach Rahmen/Wirkung) kann auch mit dem adverbialen Partikel-Konnektor nämlich hergestellt werden:

(53) [Eigentlich will ich am liebsten selber gewinnen,]Rahmen/Wirkung [der erste

Preis ist nämlich eine Reise nach Canada zu den Eisbären.]Figur/Ursache In Beispielen wie (51) bis (53) ist das rahmensetzende Erst-Konnekt nicht-markiert, das figureinfügende Zweit-Konnekt dagegen markiert.

Falls man (anders als wir es hier tun) annimmt, dass bei denn wie bei den Adverb-Konnektoren das Zweit-Konnekt die Relationsrolle E trägt, so haben denn-Verknüpfungen ebenfalls die konsekutive Anordnung Figur/Ursache

nach Rahmen/Wirkung: (54) [Wir hatten nicht mehr genug Geld,]Rahmen/Wirkung denn [die Makler

waren manchmal richtige Gauner.]Figur/Ursache

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Wir werden diese Analyse von denn hier aber nicht weiterverfolgen. • Die vierte konzept-strukturelle Anordnung, bei der zuerst eine Figur-

Information etabliert und anschließend ein Rahmen nachgeliefert wird (Figur

vor Rahmen), kann mit den kausalen Adverb-Konnektoren darum, deshalb und deswegen hergestellt werden. Hier fungiert der Adverb-Konnektor wiederum als kataphorisches Korrelat neben einem kausalen Subjunktor:

(55) Seit der Änderung des Asylrechts werden dreimal mehr Ausländer in ihre Heimat abgeschoben als im Jahr zuvor. Was die Zahlen nicht sagen: [Rund 3.000 Menschen werden Tag für Tag nur deswegen hinter Gefängnismauern unter Verschluß gehalten,]Figur/Wirkung weil [sie in Deutschland unerwünscht sind.]Rahmen/Ursache

In Beispielen wie diesem ist das figureinführende Erst-Konnekt durch den Adverb-Konnektor markiert. Das rahmennachliefernde Zweit-Konnekt ist durch den Subjunktor ebenfalls markiert. Mit nicht-markiertem Zweit-Konnekt ist dieser Anordnungstyp kaum möglich. Insgesamt ist er der am seltensten vorkommende Typ. Im Deutschen ist er nur für Kausal-Verknüpfungen, nicht für Konsekutiv-Verknüpfungen verfügbar.

Wir können uns die funktionalen Unterschiede zwischen den vorgestellten Varianten der konzeptuellen Verknüpfung noch deutlicher vor Augen führen, wenn wir ein einziges Beispiel entsprechend variieren. Ziehen wir hierzu den Originalbeleg (56) heran und betrachten wir die von mir gebildeten Varianten (57) bis (65). Die Indizes bei den Konnekten geben die abstrakten Relationsrollen (R für Rahmen, E für Figur) und die thematischen Rollen (U für URSACHE, W für WIRKUNG) an. In dem Beispiel liegt eine epistemische Verknüpfung vor, d.h. Ursache und Wirkung sind Propositionen. Die Ursache ist eine Evidenz, die Wirkung eine Schlussfolgerung. Die Konnektoren in (56) bis (62) stiften Kausal-Verknüpfungen, die in (63) bis (65) Konsekutiv-Verknüpfungen: (56) [Bei [der üblichen Auslegbarkeit der Gesetzestexte]R/U vermute ich, dass

es keine klaren gesetzlichen Vorgaben zum Umgang mit dieser Waffe geben wird.]E/W

(57) [Da [Gesetzestexte üblicherweise auslegbar sind,]R/U vermute ich, dass es keine klaren gesetzlichen Vorgaben zum Umgang mit dieser Waffe geben wird.]E/W

Verknüpfungs-Eigenschaften deutscher Kausal-Konnektoren

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(58) [Gesetzestexte sind üblicherweise auslegbar.]R/U [Deshalb vermute ich, dass es keine klaren gesetzlichen Vorgaben zum Umgang mit dieser Waffe geben wird.]E/W

(59) [Ich vermute deshalb, dass es keine klaren gesetzlichen Vorgaben zum Umgang mit dieser Waffe geben wird,]E/W weil [Gesetzestexte üblicherweise auslegbar sind.]R/U

(60) Ich vermute, dass es keine klaren gesetzlichen Vorgaben zum Umgang mit dieser Waffe geben wird,]E/W da [Gesetzestexte üblicherweise auslegbar sind,]R/U

(61) [Ich vermute, dass es keine klaren gesetzlichen Vorgaben zum Umgang mit dieser Waffe geben wird,]E/W zumal [Gesetzestexte üblicherweise auslegbar sind.]R/U

(62) [Ich vermute, dass es keine klaren gesetzlichen Vorgaben zum Umgang mit dieser Waffe geben wird,]E/W denn [Gesetzestexte sind üblicherweise auslegbar.]R/U

(63) [Ich vermute, dass es keine klaren gesetzlichen Vorgaben zum Umgang

mit dieser Waffe geben wird.]R/W [Schließlich sind Gesetzestexte üblicherweise auslegbar.]E/U

(64) [Ich vermute, dass es keine klaren gesetzlichen Vorgaben zum Umgang mit dieser Waffe geben wird.]R/W [Gesetzestexte sind nämlich üblicherweise auslegbar.]E/U

(65) [Gesetzestexte sind üblicherweise auslegbar,]E/U sodass [ich vermute, dass es keine klaren gesetzlichen Vorgaben zum Umgang mit dieser Waffe geben wird.]R/W

Bei Berücksichtigung von linearer Stellung, abstrakter Relationsrolle, thematischer Rolle und Konnektmarkierung ergeben sich im Deutschen vier Konstruktions-Varianten für Kausal-Verknüpfungen und zwei für Konsekutiv-Verknüpfungen (Konnektmarkierung durch Fettdruck angezeigt): (66) (i) R/U – E/W (ii) R/U – E/W (iii) E/W – R/U (iv) E/W – R/U (v) R/W – E/U (vi) E/U – R/W Variante (i) wird in (56) durch eine Präposition, in (57) durch einen Subjunktor realisiert. Es handelt sich um die Anordnung Rahmen vor Figur. Die Adverb-Verknüpfung in (58) illustriert Variante (ii) mit der Anordnung Figur nach

Rahmen. Die Abfolge der Konnekte ist bei deshalb auch umkehrbar, wie (59)

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zeigt (Figur vor Rahmen: Variante (iii)). Dann muss aber zusätzlich ein Subjunktor eingeführt werden, der ergänzend die Anordnung Rahmen nach

Figur (Variante (iv)) stiftet. In (60) bis (62) ist Variante (iv) ohne Adverb-Konnektor durch einen kausalen Subjunktor, einen kausalen Postponierer und einen kausalen Konjunktor realisiert. In (63) und (64) ist Variante (v) mit der Anordnung Figur nach Rahmen durch einen konsekutiven Adverb-Konnektor bzw. einen konsekutiven Partikel-Konnektor realisiert. Eine Umkehrung der linearen Konnektabfolge (Figur vor

Rahmen) wäre hier, wie allgemein bei Konsekutiv-Verknüpfungen, nicht möglich. In (65) ist Variante (vi) mit der Anordnung Rahmen nach Figur durch den konsekutiven Postponierer sodass realisiert. Auch hier wäre eine lineare Umkehrung (Rahmen vor Figur) nicht möglich. Die Zusammenstellung wirft ein klares Licht auf die Vielfalt der Möglichkeiten, Text- und Diskursstrukturen durch Satzverknüpfungen zu gestalten. Es wird deutlich, dass viele scheinbar synonyme Konnektoren sich in ihren syntaktisch-semantischen Strukturierungs-Potentialen unterscheiden. Deutlich werden aber auch Ähnlichkeiten, vor allem die zwischen Präpositionen und Subjunktoren, die unter allen Gesichtspunkten eng verwandt sind. Sie unterscheiden sich lediglich in ihrer syntaktischen Komplementforderung. Die zusammengestellten syntaktisch-semantischen Eigenschaften der Konnektoren müssen bei der empirischen Analyse von Satzverknüpfungen in Text und Diskurs berücksichtigt werden. Auch die automatische Erkennung und Modellierung von Diskursstrukturen muss für diese Kriterien sensitiv sein, wenn sie ein realistisches Bild von den Möglichkeiten natürlichsprachlicher Textgestaltung geben will. 7. Informationsstruktur

Eine weitere Ausdifferenzierung bei der Beschreibung der Kausal-Konnektoren kann erreicht werden, wenn man zusätzlich den Informationsfluss berücksichtigt. In plausiblen Deutungen von (56) und (57) bietet das Erst-Konnekt die Ursache nicht nur als konzeptuellen Rahmen, sondern auch als Information dar, die als bekannt vorausgesetzt wird. Die mit dem Zweit-Konnekt als Figur eingeführte Wirkung ist dagegen neu. (58) ist ähnlich zu lesen, aber hier ist wahrscheinlich auch die im Erst-Konnekt als konzeptueller Rahmen eingeführte Ursache neu. Für (59) bietet sich eher die Deutung an, dass das Erst-Konnekt bekannte Information liefert, aber hier kodiert es die Wirkung und zugleich Figur-Information. In (60) wird zunächst die Wirkung als Figur und neue Information eingeführt und anschließend die Ursache als bekannter

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Rahmen nachgeliefert. Auch (61) ist so interpretierbar. (61) kann aber auch verstanden werden wie (62): Zunächst wird die Wirkung als Figur eingeführt, dann die Ursache als Rahmen nachgeliefert, und beide Konnekte geben neue Information. In einer plausiblen Lesart von (63) bildet die vom Erst-Konnekt kodierte Wirkung den konzeptuellen Rahmen, der informationsstrukturell allerdings neu ist. Mit dem Zweit-Konnekt wird die Ursache als schon bekannte Figur eingeführt. In (64) wird die Ursache ebenfalls als Figur, diesmal aber als neue Information eingeführt. In (65) sind sowohl Ursache als auch Wirkung in einer plausiblen Lesart neu. Die Unterscheidung zwischen bekannter und neuer Information ist stark interpretationsabhängig und für die Konnektoren-Beschreibung nur schwer zu operationalisieren. Pasch et al. (2003: 120ff.) präzisieren sie in Anlehnung an Jacobs (1984, 1988) durch die Begriffe Fokus und Hintergrund, die ich im folgenden in leicht modifizierter Weise aufgreife. In allen gängigen Diskurstheorien wird angenommen, dass natürlich-sprachliche Äußerungen, gleichgültig ob mündlich oder schriftlich, in informationelle Einheiten gegliedert sind. Jede informationelle Einheit enthält ein Segment, mit dem im Kontext ein angenommener Informationsbedarf des Adressaten befriedigt werden soll. Es geht darum, dass der Adressat auf die mit diesem Segment kodierte Information im aktuellen Kontext aufmerksam wird und auf sie reagiert, z.B. indem er sie seinem Wissen hinzufügt. Das funktional so beschriebene Segment der informationellen Äußerungseinheit wird als ihr Fokus bezeichnet (vgl. Büring 2006: 145ff.). Formal wird der Fokus im gesprochenen Deutsch durch einen Akzent bei fallender Tonhöhenbewegung (fallender Äußerungsakzent, sogenannter Hauptakzent) gekennzeichnet. Der Akzent kann nur auf eine Silbe innerhalb des Fokus-Segments fallen, den sogenannten Fokus-Exponenten. Syntaktische Regeln der Fokus-Projektion (vgl. Uhmann 1991) stellen sicher, dass der Fokus-Exponent als Repräsentant eines größeren fokussierten Segments gedeutet wird. Auch bei der Interpretation geschriebener Äußerungen müssen die Lage des fallenden Äußerungsakzents und die Ausdehnung des fokussierten Segments ermittelt werden (sogenannte leise Prosodie; vgl. Féry 2006). Ansonsten ist eine Interpretation der Äußerung nicht möglich. Außer ihrem Fokus kann die informationelle Äußerungseinheit noch weitere Segmente enthalten, deren kommunikative Funktion darin besteht, sie mit dem Kontext zu verknüpfen. Solche Segmente können vor dem Fokus (pränuklear) und/oder nach dem Fokus (postnuklear) liegen. Sie werden als informationsstruktureller Hintergrund bezeichnet (vgl. Jacobs 1984: 26ff.). Im postnuklearen Hintergrund können keine Akzente vorkommen. Im pränuklearen Hintergrund können Akzente liegen, aber nur mit steigender

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Tonhöhenbewegung (steigende Äußerungsakzente, sogenannte Nebenakzente) (vgl. insgesamt Moroni 2006: 82ff.). Für die folgenden Beobachtungen zu den informationsstrukturellen Eigenschaften der deutschen Kausal-Konnektoren werden nur diese informellen Definitionen von Fokus und Hintergrund benötigt. Informationelle Einheiten müssen nicht mit syntaktischen Einheiten wie Sätzen deckungsgleich sein (vgl. Duden 2005: 100f.). Da Sätze aber die Eigenschaft haben, Propositionen zu kodieren, und da Propositionen die kleinsten auf ihre Wahrheit hin überprüfbaren Informationseinheiten sind, treten als informationelle Einheiten relativ häufig Sätze auf. Viele Konnektoren haben die Eigenschaft, zu verlangen, zu erlauben oder zu verbieten, dass ihr E-Konnekt und/oder ihr R-Konnekt einen bestimmten informationellen Status hat, also z.B. einen Fokus enthält oder im Hintergrund der informationellen Einheit bleibt. Relativ häufig wurden solche Beschränkungen bereits für die Kausal-Konnektoren da, weil und denn untersucht (vgl. z.B. Harweg 1972; Eroms 1980: 92ff.; Pasch 1983: 62ff.; Redder 1990: 80ff.; Blühdorn 2006: 260f. u.v.m.). Bei denn müssen beide Konnekte ihren eigenen Fokus aufweisen, d.h. sie müssen zwei voneinander unabhängige informationelle Einheiten bilden (vgl. Pasch et al. 2003: 176ff., 584ff.): (68) [/HEUte ist der /TAG an dem ich nicht mehr AUF\stehen will]E/W //

denn [ich habe seit /EIner /WOche kein GELD\ mehr // und glaube auch /NICHT dass NÄCH\ste woche welches kommt]R/U

7 Das Erst-Konnekt kodiert die Wirkung, das Zweit-Konnekt die Ursache. Beide Relata müssen im Kontext neue Information bilden und je einen eigenen Informationsbedarf des Adressaten befriedigen. Deshalb kann man mit denn keine warum-Fragen beantworten (vgl. Redder 1990: 90; Zifonun et al. 1997: 2299f). Warum-Fragen geben eine Wirkung vor oder setzen deren Bekanntheit voraus und wollen dazu die Ursache ermitteln. Bei denn-Verknüpfungen darf die Wirkung aber nicht vorgegeben sein. Die Informationsstruktur steht bei denn in einem gewissen Gegensatz zur Konzeptstruktur. Informationsstrukturell wird Gleichwertigkeit beider Konnekte verlangt. Konzeptstrukturell besteht dagegen eine Asymmetrie: Während das 7 Hier und im folgenden greife ich überwiegend Beispiele aus den vorhergegangenen Abschnitten des Aufsatzes wieder auf, in die ich aufgrund meiner muttersprachlichen Kompetenz eine mögliche prosodische Struktur eintrage. Die Beispiele sind Originalbelege (s. Fn.1). Die prosodische Struktur gibt in den meisten Fällen nur eine von mehreren Möglichkeiten wieder. Ich verwende folgende Notation: Akzentsilben in Großbuchstaben, alles andere in Kleinbuchstaben, keine orthographische Interpunktion; steigender Schrägstrich vor der Akzentsilbe: Nebenakzent im pränuklearen Bereich, fallender Schrägstrich nach der Akzentsilbe: Hauptakzent zur Markierung des Fokus; doppelter steigender Schrägstrich: Grenze zwischen zwei prosodischen und informationellen Einheiten. Zusätzlich markiere ich die Konnekte mit eckigen Klammern und füge ihnen Indizes mit Bezeichnungen von Relationsrollen und thematischen Rollen bei.

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Erst-Konnekt Figur-Information einführt, liefert das Zweit-Konnekt Rahmen-Information. Durch die Informationsstruktur kann eine Deutung begünstigt werden, die auch das Zweit-Konnekt als Träger von Figur-Information versteht. Die gleichen Verhältnisse finden wir bei weil-V1/V2, das in der gesprochenen Sprache mehr und mehr an die Stelle von denn tritt und ebenfalls keine warum-Fragen beantworten kann (vgl. Uhmann 1998: 121f.; Pasch et al. 2003: 403ff.): (69) [ich habe mich heute mit ihm ge/STRIT\ten]E/W // weil [ich habe ihn

nach /ZWEI /WOchen das /ERste mal /ANgerufen und dann ist der /VOLL AUS\gerastet]R/U

Der Subjunktor weil ist dagegen der prototypische Konnektor zur Beantwortung von warum-Fragen (vgl. Zifonun et al. 1997: 2299). Er verlangt keinen eigenen Fokus im E-Konnekt: (70) [ricarda /HAMpel findet schulbücher wichtig]E/W weil [es die /EINzigen

bücher sind die /KINder heute in die FIN\ger kriegen]R/U In (70) liegt insgesamt nur eine informationelle Einheit vor. Das vorangestellte E-Konnekt (traditionell gesprochen, der Hauptsatz), das die Wirkung einführt, liegt im pränuklearen Hintergrund. Es wird als bekannt vorausgesetzt. Gefragt ist nach einer passenden Ursache bzw. Erklärung, die im fokussierten R-Konnekt kodiert ist. Weil als Subjunktor kann aber auch zwei eigenständige informationelle Einheiten miteinander verknüpfen. E-Konnekt und R-Konnekt enthalten dann je einen eigenen Fokus: (71) [ich habe mich so gut wie /NIE an diese vorgaben geHAL\ten]E/W // weil

[ich diesen weg nicht besonders innova/TIV finde und ich keine /LUST hatte dem /BILdungsbürgerlichen beLE\senheitskanon auf den leim zu kriechen]R/U

Mit Äußerungen wie (71) kann keine explizite warum-Frage beantwortet werden. Hier wird sowohl die im Erst-Konnekt kodierte Wirkung als auch die im Zweit-Konnekt kodierte Ursache als im Kontext neu behandelt. Das nachgestellte R-Konnekt des Subjunktors weil kann möglicherweise auch defokussiert bleiben8:

8 Ob Äußerungen wie (72) mit völlig deakzentuiertem weil-Satz tatsächlich vorkommen und wie häufig sie sind, muss empirisch untersucht werden. Das kann ich hier nicht leisten. Meine Intuition sagt, dass weil-Sätze in der

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(72) [die erkrankung ist richtig ge/FÄHR\lich]E/W weil [sie oft unerkannt bleibt]R/U

In diesem Fall liegt wiederum nur eine informationelle Einheit vor. Nur das E-Konnekt enthält einen Fokus. Das R-Konnekt wird als bekannt behandelt und liegt im postnuklearen Hintergrund. Äußerungen wie (72) sind als Antworten auf warum-Fragen völlig ungeeignet. Bei vorangestellten weil-Sätzen kann die Verknüpfung insgesamt nur eine informationelle Einheit bilden. Der Fokus kann im R-Konnekt liegen wie in (73a) oder im E-Konnekt wie in (73b). Eine prosodische Gestaltung mit Foki in beiden Konnekten wie in (73c) ist dagegen prosodisch abweichend, ebenso auch bei Mittelfeld-Stellung des weil-Satzes wie in (73d): (73a) [weil [/GLÜCK gesunde erNÄH\rung braucht]R/U bietet milupa alles was

ein kind benötigt]E/W (73b) [weil [/GLÜCK gesunde er/NÄHrung braucht]R/U bietet mi/LUpa /ALles

was ein /KIND beNÖ\tigt]E/W (73c) ?[weil [/GLÜCK gesunde erNÄH\rung braucht]R/U // bietet mi/LUpa

/ALles was ein /KIND beNÖ\tigt]E/W 9

(73d) ?[mi/LUpa bietet weil [/GLÜCK gesunde erNÄH\rung braucht]R/U // /ALles was ein /KIND beNÖ\tigt]E/W

Äußerungen wie (73a) eignen sich bestens als Antworten auf warum-Fragen. Das E-Konnekt im postnuklearen Hintergrund wird als bekannt behandelt und bleibt gänzlich deakzentuiert. Äußerungen wie (73b) sind als Antworten auf warum-Fragen wiederum ungeeignet. Hier steht das R-Konnekt im pränuklearen Hintergrund und wird als bekannt behandelt. Die neue Information ist die durch das E-Konnekt kodierte Wirkung. Während bei denn und weil-V1/V2 nur eine einzige Informationsstruktur zugelassen ist, bietet der Subjunktor weil außerordentlich viele informationsstrukturelle Möglichkeiten. Diese hohe Flexibilität macht ihn zum kausalen Universal-Konnektor (vgl. Frohning 2007: 136). Der Subjunktor da (vgl. Harweg 1972; Eroms 1980: 92ff.; Zifonun et al. 1997: 2299ff.; Pasch et al. 2003: 262, 397f.; Blühdorn 2006: 260f.) ist demgegenüber wieder stärker auf bestimmte informationsstrukturelle Bedingungen festgelegt. Er kennzeichnet die im R-Konnekt kodierte Ursache als bekannt. Das schließt nicht aus, dass im R-Konnekt ein Fokus markiert wird, aber es schließt in der

Regel zumindest einen Nebenakzent enthalten sollten. Wenn das richtig ist, wäre (72) prosodisch nicht wohl-geformt. 9 Abweichende prosodische Gestaltung kennzeichne ich durch ein vorangestelltes Fragezeichen.

Verknüpfungs-Eigenschaften deutscher Kausal-Konnektoren

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Regel aus, dass das E-Konnekt defokussiert bleibt. Die eigentlich neue Information bei da-Verknüpfungen ist die Wirkung. Deshalb eignen sie sich nicht gut als Antworten auf warum-Fragen (vgl. Harweg 1972: 143; Zifonun et al. 1997: 2299f). Eine prosodische Gestaltung wie in (74), bei der das E-Konnekt im Informationshintergrund steht und das R-Konnekt den Fokus enthält, ist bei da-Verknüpfungen in der Regel abweichend. In einer solchen Informationsstruktur ist weil der Konnektor der Wahl: (74) ?[ich werde keine /NEUeren versi/Onen testen]E/W da [es mir /EINfach

zu viele proGRAM\me sind]R/U Man muss diese Regelformulierung allerdings für bestimmte seltene Fälle relativieren. Betrachten wir das folgende Beispiel: (74a) X – warum fährt /PEter denn mit dem /BUS\ Y – [/PEter fährt mit dem /BUS]E/W da [er kein /AU\to hat]R/U Die Antwort von Sprecher Y kann hier als Hinweis darauf verstanden werden, dass er die Frage von Sprecher X als überflüssig betrachtet. Indem er die warum-Frage mit einem da-Satz beantwortet, zeigt er an, dass die erfragte Ursache seiner Meinung nach dem Fragenden schon bekannt sein sollte. In solchen Fällen (und nur in solchen) ist die Beantwortung von warum-Fragen mit da-Sätzen sinnvoll. Dann wird im E-Konnekt kein Fokus ausgewiesen. Der Gesamtsatz bildet nur eine Informationseinheit, und der Hauptakzent liegt im da-Satz. Typisch ist bei nachgestelltem da-Satz eine Informationsstruktur wie in (75), bei der beide Konnekte einen eigenen Fokus enthalten, oder eine Gestaltung wie in (76), bei der nur das vorangestellte E-Konnekt einen Fokus enthält und das R-Konnekt deakzentuiert im Hintergrund bleibt: (75) [/SIcherlich ist von einem film des kalibers /LEbenszeichen /KAUM ein

großer UM\satz zu erwarten]E/W // da [er /NICHT nur /SPERrig ist sondern eben auch recht UN\bekannt]R/U

(76) [man /WEN\det sich an sie]E/W da [sie so vertrauenswürdig sind]R/U Bei vorangestelltem da-Satz ist getrennte Fokussierung der Konnekte nicht möglich. In diesem Fall muss die Verknüpfung insgesamt eine informationelle Einheit bilden. Der Fokus kann dann nur im nachgestellten E-Konnekt, nicht aber im da-Satz liegen: (77a) [da [ich /MUtig und /NEUgierig bin]R/U /REIZT es mich ins AUS\land

zu gehen]E/W

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(77b) ?[da [ich /MUtig und NEU\gierig bin]R/U reizt es mich ins ausland zu gehen]E/W

(78a) [da [die /BANK stets be/TONte kein strategisches inter/ESse an air berlin zu haben]R/U vermuten börsi/Aner einen AN\deren interessenten]E/W

(78b) ?[da [die bank stets betonte kein strategisches inter/ES\se an air berlin zu haben]R/U vermuten börsianer einen anderen interessenten]E/W

Informationsstrukturen wie in (77b) und (78b) sind typisch für Antworten auf warum-Fragen. Hier muss weil anstelle von da verwendet werden. Anders als nachgestellte da-Sätze sind vorangestellte auch zur Zurückweisung überflüssiger warum-Fragen wie in (74a) ungeeignet. Da-Sätze im Mittelfeld können ebenfalls keinen Fokus enthalten: (79a) [ich ver/WENnde im mo/MENT da [ich es mir /LEIsten kann]R/U /VIEL

meiner freien /ZEIT um arTI\kel zu schreiben]E/W (79b) ?[ich ver/WENde im mo/MENT da [ich es mir /LEI\sten kann]R/U viel

meiner freien zeit um artikel zu schreiben]E/W Der kausale Postponierer zumal verhält sich informationsstrukturell ähnlich wie da. Bei ihm muss das E-Konnekt einen Fokus enthalten. Außerdem muss aber auch das R-Konnekt einen Fokus enthalten, obgleich es oft Information kodiert, die im Kontext nicht neu ist. Eine prosodische Gestaltung mit deakzentuiertem R-Konnekt ist abweichend: (80a) [die /ERste /AUSgabe von moskau – pe/TUSCHki war /SCHNELL

verGRIF\fen]E/W // zu/MAL [nur /EIN exem/PLAR davon vorHAN\den war]R/U

(80b) ?[die /ERste /AUSgabe von /MOSkau – pe/TUSCHki war /SCHNELL verGRIF\fen]E/W zumal [nur ein exemplar davon vorhanden war]R/U

Auch bei dem konsekutiven Postponierer sodass müssen beide Konnekte eigene Foki enthalten wie in (81). Wird das Erst-Konnekt ohne fallenden Akzent realisiert wie in (82), so handelt es sich um Aufzählungs-Intonation (vgl. Duden 2005: 109f.). Der letzte steigende Akzent des Erst-Konnekts (hier: /KRANK) wird dann dennoch als Fokus-Akzent interpretiert: (81) [anhand eines /NEUen und /LÄNgeren /DAtensatzes konnte /JETZT der

studierte /ZEITraum auf /ELFtausendvierhundert jahre AUS\gedehnt werden]E/U // sodass [/NUNmehr die /GANze /ZEITspanne /SEIT dem ende der letzten /EISzeit auf der erde AB\gedeckt ist]R/W

(82) [zum /GLÜCK war ich kaum /KRANK]E/U sodass [/KLAra nur /SELten den TIER\arzt mit mir aufsuchte]R/W

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Das gleiche gilt für Verknüpfungen mit den konsekutiven Relativadverbien weshalb und weswegen, die bei Pasch et al. (2003: 422ff.) zu den Postponierern gerechnet werden. In (83) weisen beide Konnekte einen fallenden Akzent auf. In (84) liegt Aufzählungs-Intonation vor: (83) [andere /SPRAchen und kul/TUren haben mich /STETS geREIZT\]E/U //

wes/HALB [ich auch als stu/DENT schnell ins AUS\land wollte]R/W (84) [sich /SELBSTständig anpassende /ABspiellisten sind er/GEBnisse einer

abfrage an eine /DAtenbank]E/U weshalb [sie im /ENDergebnis auch nur /GÜLtige pfade zu dateien oder ME\tadaten enthalten]R/W

Bei Postponierern steht, ähnlich wie bei denn, die Informationsstruktur in einem gewissen Gegensatz zur Konzeptstruktur. Konzeptstrukturell liegt eine Asymmetrie vor: Das Erst-Konnekt liefert Figur-, das Zweit-Konnekt Rahmen-Information. Informationsstrukturell ist Symmetrie verlangt: Beide Konnekte müssen einen Fokus enthalten. Postponierer eignen sich gut, um Rahmen-Information als neuen und wichtigen Diskursbeitrag einzuführen. Auch bei dem Partikel-Konnektor nämlich müssen beide Konnekte einen Fokus enthalten: (85) [/HAmilton fordert eine KRÜM\mungsbedingung für den raum]R/W // [er

/SOLL nämlich in gewissem sinne /POsitiv geKRÜMMT\ sein]E/U (86a) [/EIgentlich will ich am liebsten SEL\ber gewinnen]R/W // [der /ERste

/PREIS ist nämlich eine /REIse nach CA\nada // zu den EIS\bären]E/U Bleibt das Erst-Konnekte ohne fallenden Akzent wie in (86b), so liegt Aufzählungs-Intonation vor; bleibt das Zweit-Konnekt ohne fallenden Akzent wie in (86c), so ist die prosodische Gestaltung abweichend: (86b) [/EIgentlich will ich am liebsten /SELber gewinnen]R/W [der erste

/PREIS ist nämlich eine /REIse nach CA\nada]E/U (86c) ?[/EIgentlich will ich am liebsten SEL\ber gewinnen]R/W [der erste preis

ist nämlich eine reise nach canada]E/U Die kausalen Adverb-Konnektoren also, daher und folglich sowie der konsekutive Adverb-Konnektor schließlich können nur anaphorisch verknüpfen. Bei ihnen trägt das Erst-Konnekt die Relationsrolle R und das Zweit-Konnekt die Relationsrolle E. Beide Konnekte müssen einen eigenen Fokus enthalten: (87) [die ka/THOlische /LANDjugend-bewegung /WESTlohn be/STEHT seit

neunzehnhundert/EINundFÜNF\zig]R/U // [/FOLGlich haben wir im jahr /ZWEItausend/EINS unser /FÜNFzigjähriges jubiLÄ\um gefeiert]E/W

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(88) [ich /WEISS nicht wieso das bei /MIR jedes mal so SCHLIMM\ ist]R/W // [schließlich /MUSS oder /SOLLte zumindest JE\de frau regelmäßig einen frauenarzt aufsuchen]E/U

Zuletzt betrachten wir noch die anaphorisch und kataphorisch verwendbaren kausalen Adverb-Konnektoren darum, deshalb und deswegen. Hier ist zu unterscheiden zwischen Verwendungen ohne zusätzlichen Subjunktor und Verwendungen als referentielles Korrelat oder in korrelatähnlicher Funktion mit einem zusätzlichen Subjunktor. Bei der Verwendung ohne Subjunktor verlangen die kausalen Adverb-Konnektoren einen eigenen Fokus in jedem Konnekt. Dies gilt bei anaphorischer Verwendung wie in (89) und (90) und auch bei kataphorischer Verwendung wie in (91): (89) [/DEUTSCHland ist beSTECH\lich]R/U // [/DEShalb ermittelt thorsten

/MEHles in unter/NEHmen die sich von den /EIgenen /MITarbeitern beTRO\gen fühlen]E/W

(90) [das i/KEa einrichtungshaus in berlin /TEMpelhof habe /KEIne /FREIgabe der monTA\gekosten veranlasst]R/U sagt frau ikea drei // und [/DESwegen werde mich /SPÄter noch eine kollegin aus /TEMpelhof /ANrufen um mit mir darüber zu SPRE\chen]E/W

(91) [vor allem DES\wegen ist die frage interessant]E/W // [in /WEnigen /JAHren wird die /MEHRzahl der erWERBS\tätigen betroffen sein]R/U

Kataphorischer Gebrauch kausaler Adverb-Konnektoren ohne zusätzlichen Subjunktor wie in (91) ist selten. Das Beispiel stammt von Pasch et al. (2003: 522), bei denen zwischen den Konnekten ein Doppelpunkt steht. Ich habe es hier in meiner Notation mit Akzentuierung wiedergegeben. Wird zusätzlich zum Adverb-Konnektor ein Subjunktor verwendet, so besteht mehr Variationsbreite. Bei anaphorischem Gebrauch des Adverb-Konnektors kann jedes Konnekt einen eigenen Fokus aufweisen wie in (92), es kann aber auch insgesamt nur ein Fokus vorhanden sein wie in (93a). Dieser liegt dann im Zweit-Konnekt mit der Relationsrolle E. Alleinige Fokussierung des Erst-Konnekts wie in (93b) muss bei Verwendung eines anaphorischen Adverb-Konnektors als abweichend gelten. Der zusätzliche Aufwand eines referentiellen Korrelats ist nur in einem nicht-deakzentuierten Konnekt gerechtfertigt: (92) aber [ge/RAde weil [/GOTT das /LEben des menschen WILL\]R/U // weil

[er die ge/MEINschaft /MIT dem menschen und /UNter den menschen nicht zerSTÖRT\ wissen will]R/U // /DEShalb schickte /GOTT seinen SOHN\]E/W

Verknüpfungs-Eigenschaften deutscher Kausal-Konnektoren

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(93a) [weil [die /ARbeit /SELBST /LEben ist]R/U darum /WILL man auch /ALle /KRÄFte des /LEbens an sie her/ANbringen und in ihr AUS\wirken können]E/W

(93b) ?[weil [/ARbeit /SELBST LE\ben ist]R/U darum will man alle kräfte in ihr auswirken können]E/W

Bei kataphorischem Gebrauch des Adverb-Konnektors wird nur ein Konnekt fokussiert, und zwar meistens das Zweit-Konnekt. Dies kann das R-Konnekt sein wie in (94) und (95), aber auch das E-Konnekt wie in (96) und (97): (94) bei der ju/RIstischen be/WERtung einer /ONline-äußerung die in form

eines /ABstracts /ZEItungsartikel zusammenfasst sind /LEdiglich die er/KLÄrungen auf der betreffenden /WEBseite SELBST\ relevant // [die /RECHTSwidrigkeit entfällt /NICHT bereits /DESwegen]E/W wenn [auf den zeitungsartikel geLINKT\ wird]R/U

(95) [/EIgentlich habe ich mir dieses spiel nur /DArum geholt]E/W weil [es /BILlig war und ich gerade /LUST hatte ein wenig zu /FLIEgen und zu BAL\lern]R/U

(96) [/DESwegen weil [er /HERRscher und /HERR genannt wird]R/U kommt ihm auch der name auGUS\tus zu]E/W

(97) in der po/LAren bindung kommt es zu TEIL\ladungen // [der /STÄRkere partner hat /DEShalb weil [die elektronen näher bei /IHM sind]R/U eine /NEgative teilladung]E/W und der /ANdere partner eine PO\sitive

Das Erst-Konnekt kann aber auch fokussiert werden, und zwar ebenfalls sowohl als R-Konnekt wie in (98) und (96a) wie auch als E-Konnekt wie in (94a): (98) [gerade /DArum weil [wir selbst um die härte des lebens WIS\sen]R/U

wird der graben zwischen damals und heute schmal]E/W (96a) [/DESwegen weil [er /HERRscher und HERR\ genannt wird]R/U kommt

ihm der name augustus zu]E/W (94a) [die /RECHTSwidrigkeit entFÄLLT\ nicht bereits deswegen,]E/W wenn

[auf den Zeitungsartikel gelinkt wird.]R/U Getrennte Fokussierung beider Konnekte ist bei kataphorischem Gebrauch von Adverb-Konnektoren abweichend, wie (94b) und (96b) zeigen: (94b) ?[die /RECHTSwidrigkeit entfällt /NICHT bereits DES\wegen]E/W //

wenn [auf den /ZEItungsartikel geLINKT\ wird]R/U (96b) ?[/DESwegen weil [er /HERRscher und HERR\ genannt wird]R/U //

/KOMMT ihm auch der name auGUS\tus zu]E/W

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Wir können die informationsstrukturellen Eigenschaften der untersuchten Kausal-Konnektoren nun zusammenfassen:

• In denn- und weil-V1/V2-Verknüpfungen müssen beide Konnekte einen eigenen Fokus enthalten. Das gleiche gilt für zumal-, sodass-, weshalb-, weswegen-, also-, daher-, folglich-, schließlich- und nämlich-Verknüpfungen.

• In darum-, deshalb- und deswegen-Verknüpfungen ohne zusätzlichen Subjunktor müssen ebenfalls beide Konnekte einen eigenen Fokus aufweisen. Steht zusätzlich ein Subjunktor, so kann in anaphorischen Verknüpfungen jedes Konnekt einen eigenen Fokus aufweisen oder nur das Zweit-Konnekt mit der Relationsrolle E fokussiert sein. Das R-Konnekt kann nicht allein fokussiert sein. In kataphorischen Verknüpfungen kann nur ein Konnekt fokussiert sein. Unabhängig von der Relationsrolle fällt der Fokus meist auf das Zweit-Konnekt, aber auch Fokussierung des Erst-Konnekts ist möglich.

• In da-Verknüpfungen muss in der Regel das E-Konnekt fokussiert sein. Das R-Konnekt kann bei Nachstellung ebenfalls fokussiert sein, muss es aber nicht. Wird eine da-Verknüpfung zur Zurückweisung einer überflüssigen Frage verwendet, so kann das nachgestellte R-Konnekt den Fokus des Gesamtsatzes enthalten. In diesem Sonderfall kann das E-Konnekt deakzentuiert bleiben. In Vorfeld- und Mittelfeld-Stellung kann das R-Konnekt nicht fokussiert sein.

• In weil-Verknüpfungen können E- und R-Konnekt je einen eigenen Fokus enthalten. Es kann aber auch nur eines der Konnekte einen Fokus enthalten. Das E-Konnekt kann deakzentuiert bleiben. Ob das R-Konnekt deakzentuiert bleiben kann, muss noch genauer erforscht werden. Steht das R-Konnekt im Vorfeld oder Mittelfeld, so muss die Verknüpfung insgesamt eine informationelle Einheit bilden. In diesem Fall können die Konnekte keine getrennten Foki enthalten, es sei denn im Zweit-Konnekt steht ein anaphorischer Adverb-Konnektor als referentielles Korrelat.

Die kausalen Präpositionen habe ich in diesem Abschnitt nicht untersucht. Sie bilden zusammen mit ihrem nominalen R-Konnekt ein Satzglied ihres E-Konnekts. Ihr R-Konnekt kann, je nach Diskurskontext, fokussiert sein oder im Hintergrund stehen. Eine eigene informationelle Einheit können kausale Präpositionalphrasen vor allem dann bilden, wenn sie im Nachfeld oder Nach-Nachfeld stehen. Die informationsstrukturellen Eigenschaften der Konnektoren lassen sich, bezogen auf die syntaktischen Konnektorklassen, somit folgendermaßen verallgemeinern:

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• Präpositionen, Subjunktoren: hohe informationsstrukturelle Flexibilität, Fokussierung beider Konnekte oder nur eines Konnekts möglich, konnektorspezifische Restriktionen.

• Adverb-Konnnektoren: ohne zusätzlichen Subjunktor: beide Konnekte müssen einen eigenen Fokus aufweisen; anaphorisch mit zusätzlichem Subjunktor: Foki in beiden Konnekten oder nur im E-Konnekt; kataphorisch mit zusätzlichem Subjunktor: Fokus nur in einem Konnekt.

• Konjunktoren, Postponierer, Partikel-Konnektoren: beide Konnekte müssen einen eigenen Fokus aufweisen.

8. Zusammenfassung

In diesem Aufsatz wurde in Anlehnung an Pasch et al. (2003) ein Modell für die Systematisierung der Verknüpfungs-Eigenschaften von Konnektoren vorgestellt, das die hierarchischen und linearen Aspekte der Konnektoren-Syntax sowie die Schnittstellen Syntax/Semantik und Syntax/Diskurs berücksichtigt. Drei Schnittstellen-Eigenschaften gehen in die Beschreibung ein: die Zuweisung thematischer Rollen an die Konnekte, die Markierung von Konnekten durch Konnektoren und die Informationsstruktur. Hinsichtlich der syntaktischen Hierarchie wurde mit Pasch et al. (2003) unterschieden zwischen konjunktionalen und adverbialen Konnektoren. Bei den konjunktionalen wurde weiter differenziert zwischen Subjunktoren, V2-Einbettern, Postponierern und Konjunktoren, bei den adverbialen zwischen Adverb-Konnektoren und adverbialen Partikel-Konnektoren. Zusätzlich wurden Präpositionen in die Untersuchung einbezogen. Für alle sieben Konnektor-Klassen wurde unterschieden zwischen R-Konnekt und E-Konnekt. Zu seinem R-Konnekt steht der Konnektor in einer (ggf. referentiell verlängerten) Rektionsbeziehung, an sein E-Konnekt ist er adjungiert. Konnektoren können Konstituenten ihrer E-Konnekte sein, aber nicht Konstituenten ihrer R-Konnekte. R-Konnekte können in E-Konnekte eingebettet sein; das Umgekehrte ist ausgeschlossen. Hinsichtlich der syntaktischen Linearität wurde unterschieden zwischen Erst-Konnekt und Zweit-Konnekt. Erst-Konnekt ist dasjenige Konnekt, das weiter links endet. Sowohl R-Konnekte als auch E-Konnekte können sowohl Erst- als auch Zweit-Konnekt sein. R-Konnekte können linear innerhalb von E-Konnekten stehen; das Umgekehrte ist ausgeschlossen. Konnektoren können im Deutschen linear links von beiden Konnekten, zwischen den Konnekten, innerhalb eines der Konnekte oder rechts von beiden Konnekten stehen.

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Die Zuweisung thematischer Rollen wurde exemplarisch für Kausal-Konnektoren im weiteren Sinne untersucht, die die Rollen URSACHE und WIRKUNG vergeben. Nach der an das R-Konnekt zugewiesenen Rolle wurde unterschieden zwischen Kausal-Konnektoren im engeren Sinne (R/U) und Konsekutiv-Konnektoren (R/W). Im Deutschen gibt es kausale Präpositionen, Subjunktoren, Adverb-Konnektoren, Konjunktoren und Postponierer sowie konsekutive Adverb-Konnektoren, Partikel-Konnektoren und Postponierer. Im Diskurs stehen Konnektoren einem ihrer Konnekte näher als dem anderen. Darauf bezieht sich die Unterscheidung zwischen markiertem und nicht-markiertem Konnekt. Der Konnektor steht linear unmittelbar links oder innerhalb seines markierten Konnekts. Das markierte Konnekt wird mit Hilfe des Konnektors in den Diskurs eingebracht. Damit wird entweder ein konzeptueller Rahmen gesetzt oder eine Figur-Information eingefügt. Wird ein R-Konnekt als Erst-Konnekt markiert, so wird ein Rahmen gesetzt, bevor eine Figur-Information eingefügt wird (Rahmen vor Figur). Wird ein R-Konnekt als Zweit-Konnekt markiert, so wird ein Rahmen zu einer Figur-Information nachgeliefert (Rahmen nach Figur). Wird ein E-Konnekt als Erst-Konnekt markiert, so wird eine Figur-Information eingeführt, zu der der Rahmen noch fehlt (Figur vor Rahmen). Wird ein E-Konnekt als Zweit-Konnekt markiert, so wird eine Figur-Information in einen schon gesetzten Rahmen eingefügt (Figur

nach Rahmen). Durch diese vier Anordnungs-Varianten tragen Konnektoren zur konzeptuellen Strukturierung von Text und Diskurs bei. Kausal-Konnektoren können im Deutschen alle vier Anordnungen realisieren. Konsekutiv-Konnektoren können nur ihr Zweit-Konnekt markieren. Hinsichtlich der Informationsstruktur wurde unterschieden zwischen fokalen und nicht-fokalen Konnekten. Jede Konnektor-Verknüpfung muss mindestens insgesamt eine informationelle Einheit bilden und als solche einen Fokus enthalten. Sie kann auch aus mehreren informationellen Einheiten bestehen. Dann kann jedes Konnekt einen eigenen Fokus enthalten. Konnektoren etablieren unterschiedliche Beschränkungen für die Informationsstruktur. Viele Konnektoren verlangen, dass jedes ihrer Konnekte einen eigenen Fokus enthält. Dies gilt für alle Konjunktoren, Postponierer und Partikel-Konnektoren sowie für anaphorische Adverb-Konnektoren. Somit gilt es auch für alle Konsekutiv-Konnektoren. Manche Konnektoren lassen demgegenüber zu, dass eines ihrer Konnekte keinen eigenen Fokus enthält, sondern insgesamt im Informationshintergrund bleibt. Das kommt im Deutschen bei kausalen Adverb-Konnektoren, Subjunktoren und Präpositionen vor. Bei kataphorischen Adverb-Konnektoren in Korrelat-Funktion oder korrelatähnlicher Funktion, die neben einem Subjunktor stehen, bei Präpositionen sowie bei dem Subjunktor da ist es präferiert, dass die Verknüpfung insgesamt nur einen Fokus aufweist.

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Im Anhang werden die in diesem Aufsatz erarbeiteten Ergebnisse zu Einzelbeschreibungen einiger ausgewählter Kausal- und Konsekutiv-Konnektoren des Deutschen zusammengeführt. Solche Beschreibungen der Verknüpfungs-Eigenschaften von Konnektoren sind Bestandteil der Sprachkompetenz von Muttersprachlern, auch wenn sie selbst bei gründlicher Introspektion in der Regel nicht als explizite Regel-Formulierungen abrufbar sind. Sie sollten gerade deshalb Bestandteil der betreffenden Wortartikel in Wörterbüchern der deutschen Sprache sein. Wie man sieht, fallen sie für semantisch eng verwandte Konnektoren sehr unterschiedlich aus. Dahinter stehen zum Teil idiosynkratische Gebrauchskonventionen, zum Teil aber, wie ich gezeigt zu haben hoffe, auch allgemeine Regeln und Prinzipien. Unentbehrlich sind explizite Beschreibungen der Verknüpfungs-Eigenschaften von Konnektoren auch für automatische Diskurs-Parser. Für solche Anwendungen müssen die im Anhang zusammengestellten Informationen weiter formalisiert werden. Für die Zwecke des vorliegenden Aufsatzes muss ein menschenlesbares Format genügen.

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Anhang: Liste der untersuchten Kausal-Konnektoren und ihrer

Verknüpfungs-Eigenschaften Kausale Präpositionen: [[Präp R] E] • aufgrund, durch, wegen mögliche lineare Verknüpfungs-Strukturen:10 [Präp R] im VF von E: Präp–R/U–E/W Präp–R/U–E/W [Präp R] im MF von E: E/W[Präp–R/U] E/W[Präp–R/U] [Präp R] im NF oder NNF von E: E/W–Präp–R/U E/W–Präp–R/U E/W–Präp–R/U Kausale Subjunktoren: [[Subj R] E] • weil

mögliche lineare Verknüpfungs-Strukturen: [Subj R] im VF von E: Subj–R/U–E/W Subj–R/U–E/W [Subj R] im MF von E: E/W[Subj–R/U] E/W[Subj–R/U] (?) [Subj R] im NF oder NNF von E: E/W–Subj–R/U E/W–Subj–R/U (?) E/W–Subj–R/U 10 Über die schon eingeführten Abkürzungen hinaus verwende ich folgende Kürzel und Schriftauszeichnungen: Null – Nullstelle, VE – Vorerst-Position, VF – Vorfeld, NE – Nacherst-Position, MF – Mittelfeld, NF – Nachfeld, NNF – Nach-Nachfeld; fett – markiertes Konnekt, unterstrichen – fokales Konnekt.

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nur mit zusätzlichem Adverb-Konnektor im E-Konnekt: [Subj R] im VF von E: Subj–R/U–E/W [Subj R] im MF von E: E/W[Subj–R/U] • da

mögliche lineare Verknüpfungs-Strukturen: [Subj R] im VF von E: Subj–R/U–E/W [Subj R] im MF von E: E/W[Subj–R/U] [Subj R] im NF oder NNF von E: E/W–Subj–R/U E/W–Subj–R/U

nur in seltenen Sonderfällen: E/W–Subj–R/U Kausale Adverb-Konnektoren, anaphorisch und kataphorisch verwendbar: R [Adv E] • darum, deshalb, deswegen

unmöglich für Adv in E: *VE, *NE mögliche lineare Verknüpfungs-Strukturen: (i) anaphorischer oder kataphorischer Gebrauch ohne zusätzlichen

Subjunktor: Adv in VF, MF oder NF von E (kataphorisch): E/W[Adv]–R/U Adv in VF von E (anaphorisch): R/U–Adv–E/W Adv in MF, NF oder NNF von E (anaphorisch): R/U–E/W[Adv]

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(ii) kataphorischer Gebrauch mit zusätzlichem Subjunktor: Adv–R in VF von E: Adv–R/U–E/W Adv–R/U–E/W Adv–R in MF von E: E/W[Adv–R/U] E/W[Adv–R/U] Adv in VF, MF, NF oder NNF von E: E/W[Adv]–R/U E/W[Adv]–R/U E/W[Adv]–R/U E/W[Adv]–R/U (iii) anaphorischer Gebrauch mit zusätzlichem Subjunktor: Adv in VF von E: R/U–Adv–E/W R/U–Adv–E/W Adv in MF, NF oder NNF von E: R/U–E/W[Adv] R/U–E/W[Adv] Kausale Adverb-Konnektoren, nur anaphorisch verwendbar: R [Adv E] • also

unmöglich für Adv in E: *NF11, *NNF mögliche lineare Verknüpfungs-Strukturen: Adv in VE oder VF von E: R/U–Adv–E/W Adv in NE oder MF von E: R/U–E/W[Adv]

11 Pasch et al. (2003: 698, 703, 710, 718, 721) schreiben, also, daher, folglich, nämlich und schließlich könnten im NF von E stehen, geben dafür aber keine Belege. Meiner Intuition nach ist NF-Stellung bei keinem dieser Konnektoren möglich. Für also schließen Pasch et al. (ebd.: 698) die Möglichkeit der Vorerst-Position aus. Ich habe in Abschnitt 3 an Beispiel (32) gezeigt, dass es sich lohnt, diese Frage noch genauer zu untersuchen.

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• daher, folglich

unmöglich für Adv in E: *VE, *NE, *NF12, *NNF mögliche lineare Verknüpfungs-Strukturen: Adv in VF von E: R/U–Adv–E/W Adv in MF von E: R/U–E/W[Adv] Kausale Konjunktoren: E Konj R

• denn, weil-V1/V2

lineare Verknüpfungs-Struktur: Konj in Null von K2: E/W–Konj–R/U auch als Konjunktoren mit gleicher bzw. analoger Charakteristik verwendbar: (i) kausal:

• darum, deshalb, deswegen

• also, daher, folglich

(ii) konsekutiv:

• schließlich

• nämlich

Kausaler Postponierer: E [Postp R] • zumal

lineare Verknüpfungs-Struktur: [Postp R] im NNF von E: E/W–Postp–R/U

12 s. Fn. 10.

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Konsekutiver Adverb-Konnektor, nur anaphorisch verwendbar: R [Adv E] • schließlich

unmöglich für Adv in E: *VE, *NF13, *NNF mögliche lineare Verknüpfungs-Strukturen: Adv in VF von E: R/W–Adv–E/U Adv in NE oder MF von E: R/W–E/U[Adv] Konsekutiver Partikel-Konnektor, nur anaphorisch verwendbar: R [Part E] • nämlich

unmöglich für Part in E: *VE, *VF, *NF14, *NNF lineare Verknüpfungs-Struktur: Part in NE oder MF von E: R/W–E/U[Part] Konsekutive Postponierer, einschließlich Relativadverbien: E [Postp R] • sodass

• weshalb, weswegen

lineare Verknüpfungs-Struktur: [Postp R] im NNF von E: E/U–Postp–R/W

13 s. Fn. 10. 14 s. Fn. 10.

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