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2332 Sauerstoffather ist nur miiglich, ja ist nothwendig bei stereo- chemischer Isomerie der Oxime im Sinne der Formeln: Welche Folgerungen sich bereits aus diesen Thatsachen, und vor Allem aach aus den gleichzeitig publicirten Untersuchungen G o l d - sch midt’e fijr die Constitution der iibrigen isomeren Oxime, mit Nothwendigkeit ergeben, braucht wohl nicht ausgefiihrt zu werden. Ich hake es damit fur positiv bewiesen, dass alle isomeren O x i me s t e r e oc h emisc h i some re S t i cks t off ver bind ung en sind. Die Ausfuhrung dieser Versuche verdanke ich vor allem der er- folgreichen und selbststandigen Mitwirkung des Hrn. Dr. C. Hoff- mann, z. Th. auch der Unterstiitzung des Hrn. Wohmann. Zurich, den 5. Juli 1890. 303. A. Hantssch: Vorlauflge Mittheilung iiber stereoohemisoh isomere Oxime des Phenylthienylketons und der Phenylglgoxyl- saure. (Eingegangen an1 7. Juli; mitgetheilt in der Sitzung von Hm. A. Pinner.) Nur um darzuthun, dass auch noch andere Oxime als das soeben behandelte rnit Erfolg auf stereochemische Isornerie gepriift worden sind, theile ich hierdurch mit, dass das Phenglthienylketoxim, C~H~-C(NOH)-CC~H~S, auf dieselbe Weise wie das Phenyltolyl- ketoxim erhalten, auch auf dieselbe Weise in zwei isomere Substanzen von verschiedenem Schmelzpunkte und verschiedener Lijslichkeit ge- spalten werden kann. Der fiir dieses Oxim bisher angegebene Schmelz- punkt von 90-91O kommt der leichter lijslichen Form zu; (gefunden 91-920); das zweite, schwerer losliche Isomere schrnilzt bei 113-1140. Noch eingehender sind bereits die Oxime der Phenylglyoxyl- siiure, CsH5. C (NOH). C O O H , untersucht worden. Doch begniige ich mich an dieser Stelle mit dem Hinweise, dass auch hier, je nach den Einwirkungsbedingungen , zwei Isomere gewonnen werden. Dieselben kannen auch als stabile und labile Form unterechieden werden, denn die eine ist direct in die andere Iberfuhrbar. Das stabile Isornere

Vorläufige Mittheilung über stereochemisch isomere Oxime des Phenylthienylketons und der Phenylglyoxylsäure

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Sauerstoffather ist nur miiglich, ja ist nothwendig bei s t e r e o - c h e m i s c h e r I s o m e r i e der Oxime im Sinne der Formeln:

Welche Folgerungen sich bereits aus diesen Thatsachen, und vor Allem aach aus den gleichzeitig publicirten Untersuchungen G o l d - s c h midt’e fijr die Constitution der iibrigen isomeren Oxime, mit Nothwendigkeit ergeben, braucht wohl nicht ausgefiihrt zu werden. Ich hake es damit fur positiv b e w i e s e n , dass a l l e i s o m e r e n O x i m e s t e r e o c h e m i s c h i s o m e re S t i c k s t o f f v e r b i n d u n g e n sind.

Die Ausfuhrung dieser Versuche verdanke ich vor allem der er- folgreichen und selbststandigen Mitwirkung des Hrn. Dr. C. H o f f - m a n n , z. Th. auch der Unterstiitzung des Hrn. W o h m a n n .

Z u r i c h , den 5. Jul i 1890.

303. A. Hantssch: Vorlauflge Mittheilung iiber stereoohemisoh isomere Oxime des Phenylthienylketons und der Phenylglgoxyl-

saure.

(Eingegangen an1 7. Ju l i ; mitgetheilt in der Sitzung von Hm. A. Pinne r . )

Nur um darzuthun, dass auch noch andere Oxime als das soeben behandelte rnit Erfolg auf stereochemische Isornerie gepriift worden sind, theile ich hierdurch mit, dass das P h e n g l t h i e n y l k e t o x i m , C ~ H ~ - C ( N O H ) - C C ~ H ~ S , auf dieselbe Weise wie das Phenyltolyl- ketoxim erhalten, auch auf dieselbe Weise in zwei isomere Substanzen von verschiedenem Schmelzpunkte und verschiedener Lijslichkeit ge- spalten werden kann. Der fiir dieses Oxim bisher angegebene Schmelz- punkt von 90-91O kommt der leichter lijslichen Form zu; (gefunden 91-920); das zweite, schwerer losliche Isomere schrnilzt bei 113-1140.

Noch eingehender sind bereits die O x i m e d e r P h e n y l g l y o x y l - siiure, CsH5. C (NOH) . C O O H , untersucht worden. Doch begniige ich mich an dieser Stelle mit dem Hinweise, dass auch hier, j e nach den Einwirkungsbedingungen , zwei Isomere gewonnen werden. Dieselben kannen auch als stabile und labile Form unterechieden werden, denn die eine ist direct in die andere Iberfuhrbar. Das stabile Isornere

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ist in allen gebrauchlichen Lasungsmitteln zwar nicht gerade schwer, aber doch becleutend schwerer liislich, als das labile. Ersteres schmilzt bei 1450, letzteres bei 125') unter Zersetzung. Das bisher beschriebene Oxim, fiir welches der Schmelzpunkt 135 0 angegeben ist, besteht im Wesentlichen aus der stabilen Form. Durch die Analyse ist es bereits bestatigt, dass beide Oxime einheitliche Individuen dar- stellen. Ueber ihre z. Th. sehr merkwiirdigen Urnmandlungen sol1 erst spater berichtet werden. Auch die Amide der Phenylglyoxyl- same, iiber welche in der chemischen Literatur einige auffallende Be- obachtungen niedergelegt sind, sollen in diese Untersuchung hineingezogen werden. Endlich wird auch a n den nicht in der Parastellung sub- stituirten Derivaten des Benzophenonoxirns sowie an den Oxirnen der BenzoylbenzoGsauren CgH5. (C (NOH) . C s H 4 C O O H untersucht, ob, beziehentlich in welcher Weise die Stellung der Substituenten im Ben- zolring die Existenz und das Verhalten von stereochernisch - isomeren Stickstoffverbindungen beeinflusst.

Z i i r i c h , den 5. Jul i 1890.

363. Alfred Werner: Ueber ein zweites Benzoinoxim.

(Eingegangen am 2. Juli; mitgetheilt in der Sitzong von Hrn. A. Pinner.)

Die Kypothese von V i c t o r M e p e r und K. A u w e r s maeht zur Erklarung der isorneren Oxime des Benzils die Voraussetzung, dass die Radicnle NOH, CsHs, und 0 riahezu gleicher electro - chemi- scher Art seien; denn nur in diesem Falle kiinnten verschiedene sta- bile Gleichgewichtslagen d. h. wirkliche Isomere existiren. Man sollte hiernach annehmen, dass durch Aenderung des electrischen Charakters in einer der Gruppen die Ursache, also auch die Existenz derartiger Isorneren aufgehoben wiirde, wahrend dies nacb der Theorie der Stereochemie des Stickstoffs nicht der Fal l zu sein braucht.

Derartige Korper, welche sich vom Benzil durch Veranderung einer der erwahnten Gruppen ableiten sind das Benzoi'n und das DesoxybenzoBn.

Ich babe zunachst das Benzoin auf seine Fahigkeit, isomere Oxime zu bilden, bereits vor mehqren Monaten mit Erfolg untersucht.

Bei den bis jetzt angewandten Methoden zur Darstellung des langst bekannten Benzoinoxims wurde immer in der Warme gearbeitet; man erhitzte entweder von vorn herein das Hydroxylarnin mit dem