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aus den Vogelbeeren. 57 Die Glucose bei 1000, der Milchzucker bei gewohnlicher Temperatur haben auch dieselbe procentische Zusammensetzung wie das Sorbin, aber beide sind durch zahlreiche Eigenthiim- lichkeiten davon verschieden, welche eine Verwechslung dieser Substanzen unter einander nicht zulassen. Vorlaufige Notiz iiber die Bestandtheile des Krautes von Galium verum und Galium aparine; von Robert Schwcars *). In dem Folgenden erlaube ich mir noch einen Beitrag zu liefern zu der Untersuchnng der Pflanzen aus der Familie der Rubiaceen. Als weitere Reprasentanten der Unterabtheilung Stellatue wurden die obenhenannten' zwei Pflanzen gewahlt. - Ich habe in ihnen mehrere Stoffe aufgefunden, die auch schon die an- dern Pflanzen dieser Familie characterisiren, aufserdem noch eine eigenthumliche Saure , die sich ihrer Zusammensetzung nach ebenfalls der Reihe in dieser Familie aufgefundener Gerbsauren anschliefst. Der Gang der Untersuchung war der schon mehrmals beschriebene, den ich hier nur kurz wieder andeuten will. Die Abkochungen des Krautes wurden zunlchst mit Blei- zuckerlosung ausgefallt , der so entstandene griingelbe Nieder- schlag enthalt vie1 Citronsaiire, wenig Gerbsaure und die andern unorganischen SPnren an Bleioxyd gebunden. Der +) Aus dem Januar-Hofte des Jabrganges 1852 der Sitzungsberichte der matbem. - naturwissenschaftlicben Classe der kair. Academic der Wiesenechaften [VIII. Bd., S. 261 mitgetheilt.

Vorläufige Notiz über die Bestandtheile des Krautes von Galium verum und Galium aparine

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aus den Vogelbeeren. 57

Die Glucose bei 1000, der Milchzucker bei gewohnlicher Temperatur haben auch dieselbe procentische Zusammensetzung wie das Sorbin, aber beide sind durch zahlreiche Eigenthiim- lichkeiten davon verschieden, welche eine Verwechslung dieser Substanzen unter einander nicht zulassen.

Vorlaufige Notiz iiber die Bestandtheile des Krautes von Galium verum und Galium aparine;

von Robert Schwcars *).

In dem Folgenden erlaube ich mir noch einen Beitrag zu liefern zu der Untersuchnng der Pflanzen aus der Familie der Rubiaceen.

Als weitere Reprasentanten der Unterabtheilung Stellatue wurden die obenhenannten' zwei Pflanzen gewahlt. - Ich habe in ihnen mehrere Stoffe aufgefunden, die auch schon die an- dern Pflanzen dieser Familie characterisiren, aufserdem noch eine eigenthumliche Saure , die sich ihrer Zusammensetzung nach ebenfalls der Reihe in dieser Familie aufgefundener Gerbsauren anschliefst.

Der Gang der Untersuchung war der schon mehrmals beschriebene, den ich hier nur kurz wieder andeuten will.

Die Abkochungen des Krautes wurden zunlchst mit Blei- zuckerlosung ausgefallt , der so entstandene griingelbe Nieder- schlag enthalt vie1 Citronsaiire, wenig Gerbsaure und die andern unorganischen SPnren an Bleioxyd gebunden. Der

+) Aus dem Januar-Hofte des Jabrganges 1852 der Sitzungsberichte der matbem. - naturwissenschaftlicben Classe der kair. Academic der Wiesenechaften [VIII. Bd., S. 261 mitgetheilt.

?A3 S c h w a r z , iiber die ~ Bestadheile des Kraufes

nach diesem mit hasisch - essigsaurem Bleioxyde entskhende Niederschlag zeigt schon dtirch seine lebhaft chromgelbe Farbe einen grofseren Gehalt an Cerbsaure. Fiillt man, Rachdem man ihn von der Fliissigkeit getrennt hat, diese noch mit Am- moniak so entsteht ein weifslichtx Niederschlag , der aufser einer grofsen Menge (6) basisch - essigsauren Bleioxydes noch jene schon friiher unter dem Nmm Rubichlorsaure von R o c h- l e d e r und rnir beschriebene Saure enthalt. Es handelte sich niinmehr darum , die Gerbsaure als rehe Bleiverbindung zu erhalten, denn es standen mir leider keine andern 'Behelfe zu Gebote , St&e von der eigenthiimlichen Natw der Gerbsauren in andere constante unvcriinderliclae Verbindungen uberzufiihren, aus denen sich ihre Zusammensetzung ermitteln liefse. Dam kommt die Ilnfahigkeit der reinen Sauren zu krystallisiren, die Schwierigkeit sie von Wasser zu befreien iind ihre leichte Oxydirbarkeit, so dafs diese Bleiverbindungen zusammengehalten rnit den Analysen der Hydrate allein brauchbar sind, ihre Zu- sammensetziuig in Forineln auszudriicken.

Ihre Zusammensetzung scheint niir , wie schon erwlhnt, C14 H, Ol0 + HO zu seyn, und zwar habe ich diese aus den Analysen der beschriehenen Bleiverbindungen abgeleitet, wobei ich nur noch hervorhcben will dafs diese Verbindungen ails zu verschiedenen Zeiten gesainiueltem Galium gleich hervor- gegangen sind.

Um in der eingefiihrten Nomenclatur fortzufahren, will ich sie als Galitannsaure bezeichnen.

Gadktannsaure.

Zersetzt man den in dem Decoct des Krautes (nach Ent- ferniing des init Bleizucker entstelienden Niederschlages) mit basisch - essigsaorem Bleioxyde erzeugten chromgelben , wohl- ausgewaschenen , lufttrockenen Niederschlag linter starkem Weingeist mit Schwefelwusserstoff, entfernt aus der Flussig-

oon Galium verum und Gakim, caparine. 59

keit den Ueberschufs des Schwefelwasserstoffea sowohl als such den noch etwaigen Gehalt an Citronsaure durch volliges Ausfallen mit Bleizucker , und bindet endlich die Gerbsaure durch Zusatz von Bleiessig an Bleioxyd, so erhllt man einen Niederschlag von schiingelber Farbe.

Durch Zersetzung desselben rnit Schwefelwasserstoff erhalt inan die reine Saure, deren wasserige Losnng von hitterlich- adstringirendeni Gesclirnacke , durch Eisenchlorid dunkelgriin, diirch Alkalien und Amnioniak braun gefarht wird, in Folge einer sehr raschen Oxydation.

Neutrales essigsaures Bleioxyd fallt sie in ganz geringer Menge, basisches vollstandig rnit der erwahnten gelhen Farbe.

Essigsaures Kupferoxyd erzeugt einen schmutzigbraunen Niederschlag, der aber keine fiir die Analyse brauchbare Ver- bindung ist.

Gegen die andern Metallsalze verhalt sie sich wie die friiher beschriebenen Gerbsiiuren , tnit welchen sie iiberhaupt fast alle Eigenschaften theilt. Beim Erhilzen zersetzt sie sich leicht , verbrennt rnit eineni brenzlichen, etwas zuckerartigen Geruche. lhre Zusarnmensetzung ist , wie schon erwahnt, C,* H, 0,, + HO, und zwar habe ich diese aus den Analyseii der beschriebenen Bleiverbindungen abgeleitet , wobei ich niir noch benierke, dafs diese Verbindungen aus mehreren gleichen Bereitungen , die zu verschiedener Zeit angestellt wurden, gleich hervorgegangen sitid. - Es miissen aber diese Blei- verbindungen im luftleeren Raume getrocknet werden , weil schon bei iOOo sich dieselben griin farben und eine Zusam- mensetzung mit hoherem Sauerstoffgehalte erweisen.

Die hier folgenden Zahlen gehoren der Bleiverbindung von der erst, erwiibnlen Bereitnngsweise an.

0,620 Substanz gahen 0,4040 Iiohlensarire u. 0,110 Wasser, 0,444 n ,, 0,274 Bleioxyd, 0,4035 ,, I) 0,249 Bleioxyd,

60 Sc h w a r s , Uber die Bestandtlreile des Krautes

0,986 Substanz gaben 0,634 Kohlensaure u. 0,183 Wasser, 0,533 ,, 0,331 Bleioxyd.

In 100 Theilen : gefunden

berechnet ' I. 11. 70 Aeq. C 420 17,84 17,77 1'7,53

5 5 3 O 440 18,69 i8,53 18,31 13 ,, PbO i450,28. 61,56 6i,73 62,iO

2355,28 100,OO 1OO,00 100,OO.

45 ,, H 45 i,91 1,97 2,06

Hieraus ergiebt sich die Forinel :

Nach Abzug des Bleioxydes verbleibt filr die reine Saure 3 (Ci, He 0 1 1 3 3 PbO) + 2 (Cia H g oii, 2 PbO).

in 100 Theilen : berechnet gefonden

14 Aeq. C 46,40 46,40 9 ,, H 4,91 5,14

i i ,, 0 48,69 48,46 iOO,OO 100,oo.

Die Bleiverbindung nach einer zweiten, von der ange- fuhrten abweichenden Bereitungsart hatte folgende Zusammen- setzong :

0,6750 Substanz gaben 0,2990 Kohlensaure u. 0,093 Wasser, 0,455 ,, 0,3270 Bleioxyd.

In 100 Theilen :

28 Aeq. G 168 12,06 12,m berechnet gefunden

21 ,, H 21 1,43 1,53 25 ,, 0 200 14,45 14,53 9 ,, PbO 1003,94 72,07 71,86

1392,94 1OO,OO 100,OO = 2 (Clp H, Ole, 2 PbO) + 5 (PbO, HO).

Nach Abzug des Bleioxydes berechnet sich die Zusam- mensetzung der bleioxydfreien Substanz wie folgt :

imn Galium mwrn und Galhm aparine.

in I00 Theilen : berechnet gefunden

28 Aeq. C 43,164 42,92 21 ,, H 5,39 5,43 25 ,, 0 51,43 51,65

64

100,Oo 100,00 = 2 ( C l d Ha 01,) + 5 HO.

Zum Beweise, wie leicht sich die Saure in den Bleisdzen oxydirt, mag die Analyse des Salzes dienen, welches ganz mit denselben Vorsichtsmatregeln bereitet , jedoch bei 1000 getrocknet war; dabei war seine Farbe etwas grunlich ge- worden.

Es gaben 0,631 Substanz 0,5630 Kohlensaure und 0,1620

es gaben 0,386 Siibslanz 0,1750 Bleioxyd. Zieht man hiervon das Bleioxyd ab, so erhalt man fur

Wasser,

die Slure die Fonnel C,, HB O,*. In 100 Theilen :

berechnet gefunden 14 Aeq. C 44,44 44,48

12 ,, 0 50,80 50,35 9 ,, H 4,76 5,17

100,oo 1oo,00.

Ich verhehle mir nicht , dafs die bloke Zusammensetzung der Bleisalze nur ein schwacher Beweis fur die wirkliche Formel der reinen Gerbsaure sey; es bedarf, urn diese iiber allen Zweifel zu erheben, noch der Ermittelung der Zusammensetzung der reinen , isolirten Saure und wo miiglich miifsten ihre Zersetzungsproducte genau untersucht werden kiinnen.

Jedoch diese Vollstandigkeit zu erreichen , gebrach es mir an Material. Ich werde aber keinesfalls unterlassen, diesen unerlafslichen Nachtrag zu liefern , sobald mich der

62 Sc k w arzi , 4iber die Bestandtheile deg Krautes

niichste Sommer wieder in Besitz von verschiedenern Galium gesetzt haben wird.

Cih.onsiiWV.

Bei Gelegenheit der Darstellung der gerbsauren Verbin- dungen hatten mehrere Reactionen die Gegenwart der Citron- siiure wahrscheinlich gemacht. Der Weg , der eingeschlagen wurde, um sie mit Sicherheit nachzuweisen und grol'sere Mengen zu ihrer Erkennung zu erhalten, war in Kurcem fol- gender : Ein concentrirtes Decoct des Krautes wurde mit basisch - essigsaurem Bleioxyde ganz ausgefiillt ; nachdem dieses unreine Bleisalz durch Schwcfelwasserstoff zersetzt war, wurde die gewonnene Flussigkeit niit einer diinnen Kalkmilch versetzt, die Gerbsiiure , Phosphorsiinre, Schwefelsaure 11. s. w. werden dadurch in unliisliche Verbindungen ubergefdhrf und die etwas gefarbte Liisung des citronsauren lialkes kann durch sehr ver- dunnte Schwefelsaure zersetzt werden. Nach dem Abfiltriren des Gypses wird die iiberschiissige Schwefelsaure durch koh- lensaures Bleioxyd und Spuren von Blei durch Schwefelwasser- stoff entfernt; so hinterbleibt zuletzt eine saure Flussigkeit, die , im Wasserbade his zur Syrupdicke eingedampft , nach mehrtagigem Stehen kleine , harte , kornige Krystalle erzeugt, deren Gestalt man tinter dem Mikroscope als vollig denen der Citronsaure gleich erkennen kann. Es war leicht, sich mit der Losung dieser Ikystalle alle Reactionen der Citronsaure eu verschaffen. - Schliefslich benutzte man dieselben , um eine Bleiverbindung zu erzeugen , durch deren Analyse ein Beweis mehr fur die Identitat dieser Krystalle wit Citronsiiure ge- wonnen wurde.

Es ist nur zu berucksichtigen, dafs in diesem Falle immer Doppelverbindungen von Essigsaure nnd Citronsiiure mit Blei- oxyd erhalten werden, wie Roch lede r und Wi l l igk durch directe Versuche nachgewiesen haben.

. Das Bur Untersuchmg angewandte Bleisab war ein schnee- weifses Pulver , gab, wohl awgewaschen und bi 1O00 ge- trocknet, folgende Zahlen :

0,4150 Substanz gaben 0,2620 Kohlensiiure und 0,0705 Wasser,

0,3690 Substanz gaben 0,2220 Bleioxyd, 0,2785 ,, ,, 0,1670 ,, Dies giebt auf Procente erhohen C 17,?9, H 1,95,

PbO 60,16 und 59,96. Zieht man hiervon das Bleioxyd ab, so verbleibt fiir die hierrnit verbundene Saure

in I00 Theilen : berechnet gefuoden

48 Aeq. C 288 44,65 44,# 29 ,, H 29 4,49 4,89 42 ,, 0 328 50,86 50,71

645 100,OO 100,OO -____

Citronsaure. Eseigssure.

Rubichlorsiiure.

Hat man die Abkochung des Krautes von Gdium mit basisch - essigsaurem Bleioxyde ganz ausgefiillt , und setzt zu der vom Niederschlage ablaufenden Fliissigkeit etwas Ammoniak hinzu , sarnmelt den dadurch entstandenen weirslichen , schlei- migen Niederschlag auf einem Filter, zersetzt ihn, wie die vorigen , durch Schwefdwasserstoff und erwarait die vom Schwefelblei abfiltrirte Fhssigkeit nach Verjagung des Schwefel- wasserstolfes mit etwas verdiinnter Saure , SalzsPure oder Schwefelsiiure, so entsteht alsbald in der Flussigkeit ein griiner Niedersohlag, der sehr fein vertlicilt ist und sich schwierig genug absetzt. Es ist leicht , ilin als jenes eigenthiidicke Zersetzungsproduct jener Siiure zii erkennen , die Rochl e d e r und nach ihm Wil l igk in der Rubia (Kraut und Wurzel)

64 R o c h l e d e r , iiber die naturliche

nachgewiesen haben und auch wn lnir in dem Kraute der A a p d odomta aufgefunden wurde.

Sie ivurde von Ersteren Rubichlorsaure und der griine Korper selbst Chlorrubin benhnt.

Die Menge dieser Saure ist nach der Menge sich aus- scheidenden Chlormbins C,, HI 0, keinesweges gering. Ich liielt es jedoch fur uberflussig, sie, nachdem dieselbe ihren qualitativen Eigenschaften nach vollkommen erkannt war, noch zum Behufe der Analyse zu isoliren oder das sich abschei- dende Chlormbin nochmals auf seinen Procentgehalt zu unter- suchen.

Die bislier eriirterten Korper bilden, mit Inbegriff von Chlorophyll, Stlrke, und den allen Pflanzen iiberhaupt ge- meinsamen Stoffen, die Hauptbestandtheile der zwei untersuch- ten Galiumarten. Das Mengenverhaltnifs derselben fand sich jedoch nicht in beiden Arten gleich grofs, und so war es namentlich Galium verum , welches eine bedeutend grofsere Menge Gerbsaure enthielt als Galium apurine, wahrend urn- gekehrt die Citronsaure einen vie1 grofseren Bestandtheil des Galiam aparike ausmachte, bei der die Menge von Gerbsaure hiichst gering war. - Die Menge der Rubichlorsaure mag nach ungefiihrer Schltzung in beiden gleich grofs sein.

Ueber die natiirliche Familie der Rubiaceae ; yon Prof. Fr. Rochleder *).

Als ich vor netin Jahren bei einer Untersuchung mehrerer Flechtenarten die Bemerkung machte, dafs die darin enthaltenen

*) Aus dem Januar- Hefte des Jahrganges 1852 der Sitzungsberichte der mathem.-naturw. Classe der kais. Academie der Wisscnschahen [Bd. VIII, S. 31 vom Verf. mitgetheilt.