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Vorlesung „Arbeits-, Konsum- und Gesellschaftsökonomik“ Termin: Mo 12:15 - 13:45 Uhr Raum: R11 T06 C84 Dr. Joscha Joscha Beckmann

Vorlesung „Arbeits-, Konsum- und - WIPO: Profil · PDF fileMankiw/Taylor (2011): Grundzüge der Volkswirtschaftslehre, 5. Aufl., Schäfer-Poeschel, Stuttgart Zu beiden Büchern gibt

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Vorlesung „Arbeits-, Konsum- und Gesellschaftsökonomik“

Termin: Mo 12:15 - 13:45 Uhr

Raum: R11 T06 C84

Dr. Joscha Joscha Beckmann

Kontaktdaten

Lehrstuhl für Volkswirtschaftslehre, insbesondere Makroökonomik

http://www.makro.wiwi.uni-due.de/

Dr. Joscha Joscha Beckmann

• joscha.Joscha [email protected]; 0201/183-3215

Sprechstunde nach Vereinbarung

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Literatur

Die Vorlesungskapitel basieren im Wesentlichen auf zwei Lehrbüchern:

Bofinger (2011): Grundzüge der Volkswirtschaftslehre – Eine Einführung in die Wissenschaft von Märkten, 3. Aufl., Pearson, München Mankiw/Taylor (2011): Grundzüge der Volkswirtschaftslehre, 5. Aufl., Schäfer-Poeschel, Stuttgart

Zu beiden Büchern gibt es ein Übungsbuch mit Aufgaben: Bofinger/Mayer (2011): Grundzüge der Volkswirtschaftslehre – Eine Einführung in die Wissenschaft von Märkten, Das Übungsbuch, 2. Aufl., Pearson, München Herrmann (2012): Grundzüge der Volkswirtschaftslehre – Arbeitsbuch, 4. Aufl., Schäfer-Poeschel, Stuttgart

In den jeweiligen Vorlesungskapiteln werden explizite Literaturangaben gemacht, worauf der Stoff beruht.

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Gliederung

1) Einführung und zehn volkswirtschaftliche Regeln

2) Volkswirtschaftliche Daten und Rechenwerke

3) Das Zusammenspiel von Angebot und Nachfrage auf Märkten

4) Gründe und Folgen von Marktversagen

5) Die Rolle des Staates

6) Die Finanzkrise

7) Der Arbeitsmarkt

8) Die Einkommensverteilung

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Kapitel 1:

Einführung und zehn volkswirt-schaftliche Regeln

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Literatur

• Bofinger: Kapitel 1

• Mankiw: Kapitel 1

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Was ist „Volkswirtschaftslehre“?

Wikipedia definiert VWL folgendermaßen:

Die Volkswirtschaftslehre […] ist ein Teilgebiet der Wirtschafts-wissenschaft. Sie untersucht Zusammenhänge bei der Erzeugung und Verteilung von Gütern und Produktionsfaktoren. VWL beschäftigt sich auch mit menschlichem Handeln unter ökonomischen Bedingungen […]. VWL sucht nach Gesetzmäßigkeiten und Handlungsempfehlungen für die Wirtschaftspolitik. Sie betrachtet einzelwirtschaftliche Vorgänge im Rahmen der Mikroökonomie und gesamtwirtschaftliche im Rahmen der Makroökonomie. VWL basiert grundsätzlich auf der Annahme der Knappheit von Ressourcen zur Befriedigung der Bedürfnisse von Wirtschaftssubjekten.

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Was ist „Volkswirtschaftslehre“?

Mankiw/Taylor nennen folgende Definition:

Volkswirtschaftslehre ist die Wissenschaft von der Bewirtschaftung knapper gesellschaftlicher Ressourcen.

Dabei werden die Ressourcen in der Regel nicht von einem zentralen Planer zugeteilt, sondern von Millionen von Haushalten und Unternehmungen.

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Warum muss man sich mit VWL befassen?

• Enorme globale Verflechtungen über Güter- und Finanzmärkte

• Veränderungen auf chinesischen oder amerikanischen Märkten können deutsche Unternehmen beeinflussen

• Zum Verständnis der politischen Debatten

• Polit-Talkshows behandeln meistens volkswirtschaftliche Themen

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Womit befasst sich die VWL?

• Analyse von Märkten – Gütermärkte: Autos, Kleidung, Flugzeuge, …

– Arbeitsmärkte

– Finanzmärkte: Aktien, Staatsanleihen, …

– Prinzip der „unsichtbaren Hand“: Eigennutzstreben führt u. U. zu gesellschaftlich optimalen Ergebnissen

• Ökonomisches Prinzip – Maximal-/Ergiebigkeitsprinzip: aus einer bestimmten

Menge an Ressourcen den maximalen Nutzen erzielen

– Minimal-/Sparsamkeitsprinzip: einen bestimmten Nutzen mit einem minimalen Einsatz von Ressourcen erreichen

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Womit befasst sich die VWL?

• Die Knappheit der Ressourcen verlangt zwangsläufig nach einem Wirtschaften mit diesen

• Der Preis eines Gutes deutet i.d.R. seine Knappheit an – Problem: für einige Güter (z.B. Umwelt) gibt es

keinen Preis

• Wirtschaftliche Entwicklung verläuft in Zyklen (Konjunktur)

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Hauptgebiete der VWL

• Die VWL lässt sich in zwei große Teilbereiche gliedern

– Makroökonomie

– Mikroökonomie

• Die Grenzen sind dabei oft fließend

• Insbesondere in den letzten Jahren ist diese Trennung zunehmend schwieriger („Mikrofundierung“)

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Mikroökonomie

• Affinität zur BWL

• Untersuchung individueller Märkte (z.B. Automobilmarkt) – Wie bildet sich der Preis auf einem Markt?

– Was beeinflusst diese Preisbildung?

• Betrachtung von einzelnen Wirtschaftssubjekten – Einzelner Haushalt

– Einzelnes Unternehmen

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Makroökonomie

• Gesamtwirtschaftliche Ausrichtung

• Betrachtung von Aggregaten

– Sämtliche Haushalte

– Sämtliche Unternehmen

• Gesamtwirtschaftliche Phänomene

– Arbeitslosigkeit

– Inflation

– Wirtschaftswachstum

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Zehn volkswirtschaftliche Regeln

Viele der folgenden Regeln werden uns im Verlaufe der Vorlesung immer wieder begegnen. Sie stellen damit gewissermaßen Grundprinzipien des Wirtschaftsgeschehens dar.

Da eine Volkswirtschaft immer das Zusammenspiel von Menschen beinhaltet, werden zuerst vier Regeln für Einzelentscheidungen beschrieben.

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Zehn volkswirtschaftliche Regeln

Regel Nr. 1: Alle Menschen stehen vor abzuwägenden Alternativen.

• Um etwas zu bekommen, muss man in den allermeisten Fällen auf etwas anderes verzichten („es gibt nichts umsonst“).

• Dabei geht es nicht nur um finanzielle Größen. Auch die Verteilung der Zeit ist abzuwägen.

• Dabei besteht oft ein Zielkonflikt zwischen Effizienz und Gerechtigkeit.

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Zehn volkswirtschaftliche Regeln

Regel Nr. 1: Alle Menschen stehen vor abzuwägenden Alternativen.

• Effizienz meint dabei, dass man aus den knappen Ressourcen das Maximum herausholt („Größe des Kuchens“).

• Gerechtigkeit berücksichtigt dabei auch die Verteilung der Ressourcen auf die Mitglieder der Volkswirtschaft („Verteilung des Kuchens“).

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Zehn volkswirtschaftliche Regeln

Regel Nr. 2: Die Kosten eines Guts bestehen aus dem, was man für den Erwerb des Guts aufgibt.

• Entscheidungen erfordern ein Abwägen von Kosten und Nutzen

• Auch hier sind nicht nur monetäre Größen zu berücksichtigen

• Opportunitätskosten: Kosten durch entgangenen Nutzen oder Kosten der besten nicht gewählten Alternative

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Zehn volkswirtschaftliche Regeln

Regel Nr. 3: Rational entscheidende Leute denken in Grenzbegriffen.

• Oftmals steht man nicht vor der Entscheidung etwas zu tun oder zu lassen, sondern vielmehr davor, wie viel man von etwas möchte

• Marginale Veränderungen: Änderungen in kleinen Schritten

• Vergleich von Grenzkosten und Grenznutzen

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Zehn volkswirtschaftliche Regeln

Regel Nr. 3: Rational entscheidende Leute denken in Grenzbegriffen.

• Grenznutzen: Nutzen der letzten Einheit

• Grenzkosten: Kosten der letzten Einheit

• Grenzkosten und Grenznutzen einer Einheit hängt dabei auch davon ab, wie viel man bereits von einem Gut hat

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Zehn volkswirtschaftliche Regeln

Regel Nr. 4: Die Menschen reagieren auf Anreize. • Anreiz: etwas, das eine Person zum Handeln

bewegt • Z.B. führt die Einführung einer Steuer auf Benzin

dazu, dass mehr Bus und Bahn gefahren wird bzw. mehr spritsparende PKW gekauft werden

• Aber auch kontraproduktive Wirkungen möglich: Anschnallpflicht in PKW veranlasst zu riskanterem fahren (mehr Unfälle allerdings mit weniger schwerem Folgen; kein eindeutiger Nettoeffekt)

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Zehn volkswirtschaftliche Regeln

Regel Nr. 4: Die Menschen reagieren auf Anreize.

• Aufgrund dieser Komplexität muss versucht werden bei der Bewertung politischer Maßnahmen auch die indirekten Effekte zu erfassen

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Zehn volkswirtschaftliche Regeln

Diese Einzelentscheidungen beeinflussen auch andere Menschen und wir selbst werden von anderen Entscheidungen beeinflusst. Insofern beschreiben die drei folgenden Regeln das Zusammenspiel der Menschen untereinander.

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Zehn volkswirtschaftliche Regeln

Regel Nr. 5: Durch Handel kann es jedem besser gehen.

• Handel ermöglicht einerseits, dass man ein breiteres Güterspektrum anbieten kann

• Handel ermöglicht es das zu produzieren, was man verhältnismäßig gut kann und dies gegen andere Güter zu tauschen

• Komparative Vorteile sind entscheidend

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Zehn volkswirtschaftliche Regeln

Regel Nr. 6: Märkte sind gewöhnlich gut für die Organisation des Wirtschaftslebens. • Marktwirtschaft: die Zuteilung der Ressourcen

erfolgt dezentral durch Entscheidungen einer Vielzahl von Haushalten und Unternehmungen (kein zentraler Planer)

• Die Marktwirtschaft hat sich als deutlich überlegen gegenüber zentralistisch organisierten Gesellschaften gezeigt

• Das Prinzip der unsichtbaren Hand steuert die Aktionen der Wirtschaftssubjekte

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Regel Nr. 6: Märkte sind gewöhnlich gut für die Organisation des Wirtschaftslebens.

• Dabei kommt dem Preis eine bedeutende Rolle zu

• Wenn der Preismechanismus allerdings nicht funktioniert (Marktversagen, Staatseingriffe), bleibt das Ergebnis hinter dem Optimum zurück

• Die unsichtbare Hand sorgt in der Regel für eine effiziente Verteilung der Ressourcen

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Zehn volkswirtschaftliche Regeln

Regel Nr. 7: Regierungen können manchmal die Marktergebnisse verbessern.

• Regierungen können helfen Marktversagen (Marktmacht, externe Effekte) zu beseitigen

• Schutz von Eigentumsrechten

• Regierungen können für eine gerechtere (gleichmäßigere) Verteilung der Ressourcen sorgen

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Zehn volkswirtschaftliche Regeln

Die letzten drei Regeln beziehen sich auf das Funktionieren der Volkswirtschaft insgesamt. Ein wesentlicher Aspekt ist dabei das Wirtschafts-wachstum.

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Zehn volkswirtschaftliche Regeln

Regel Nr. 8: Der Lebensstandard eines Landes hängt von der Fähigkeit ab, Waren und Dienstleistungen herzustellen. • Der Lebensstandard meint, wie viele Waren und

Dienstleistungen von der Bevölkerung eines Landes gekauft werden können

• Wesentlich für die Einkommensunterschiede zwischen Ländern sind die Produktivitäts-unterschiede

• Produktivität meint, wie viel Güter pro Zeiteinheit hergestellt werden können

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Zehn volkswirtschaftliche Regeln

Regel Nr. 9: Die Preise steigen, wenn zu viel Geld in Umlauf gesetzt wird.

• Ein starker Anstieg der Geldmenge senkt den Wert des Geldes

• Inflation: Anstieg des Preisniveaus einer Volkswirtschaft

• Inflation erzeugt Kosten

• Preisstabilität wird heutzutage gleichgesetzt mit einem moderaten Anstieg des Preisniveaus

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Zehn volkswirtschaftliche Regeln

Regel Nr. 10: Die Gesellschaft hat kurzfristig zwischen Inflation und Arbeitslosigkeit zu wählen.

• Kurzfristig führt eine höhere Inflation zu einer niedrigeren Arbeitslosigkeit

• Dieser Zusammenhang wird als Phillipskurve bezeichnet

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