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Vorlesungsversuche

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entwickelnng beeinflucaarr von denen 3 positiv, 2 negativ siad. Die Differenz dieeer beiden (Jruppen ist die wirklich freiwerdende W6rme.

Eine vollstiindige Mechanik des chemischen Vorganges wiirde die Beetimmong dieser einzelnen Grosaen zur Aufgahe haben.

78. A. W. Bofmann: Vorlesnngsversache. (Aus dem Berliner Univ.-Laboratorium Lxx; vorgetragen vom Verf.)

E u d i o m e t e r m i t b e w e g l i c h e n F n n k e n d r i i h t e n . [26] Die iiftpre Wiederholung des Versuchea der Zersetzung des Phos-

phorwaeserstoffs, welchen ich der Gesellachnft in der letzten Sitzung gezeigt habe, hat znr Construction eines einfachen Apparates gefihrt, der sich mit grosser Sicherheit und Leichtigkeit handhsbeo IBsst, und welcher die Anstellung einiger sehr merkwiirdigen Versuche gestattet.

Es wurde bereite darauf aufmerksam gemacht, dass man bei der Zerlegung des Phoephorwaaeerstoffs durch den Funkenstrorn, die Elek- trjcitit von Kohle zu Eohle iiberspringen lassen muss, um die Zer- stijrung des Apparates durch die Bildung leicht schmelzbaren Phos-

phorplatins zu vermeideo. Das Einschmelzen von Kohlespitzen in einem Eudiometerrohre bietet groese Schwierigkeiten; eine hiichst unangenehme Operation ist aber auch das Reinigen des Apparates, nachdem sich der Phosphor gn der Rohle und an den Gtlsswfinden des Rohres an- geeetzt hat. Diese Schwierig- keiten sind alsbald beseitigt, wenn man in einer Entfernung von 5 bis6Centimenter von der Wolbung des Eudiometers zwei kurze enge Ansatzrahren an- echmilzt, welche rechtwinklich LIU Achse der Riihre einander gegeniiber atehen, wie dae der eingedruckte Holzachnitt zcigt, relcher den Apparat in + der natiirlichen Griisse darstellt. An den Enden dieser Riihrchen sind ldeine Stahlkappen aufgekittet, ant welch Schlwschrauben von Stahl mit Hiilfe von Ledernchei-

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ben luftdicht aufpassen. Dieee Schluesschreuben endigen nech innen in Stiften, welche den Raum der Ansbtzrohrchen moglichst erfiillen, und diese Stifte tragen schliesslich starke, in das Eudiometer hinein- ragende Platindriihte; die Kiipfe der Schrauhen siod mit Oesen ver- sehen, in welche die Leitungsdrlhte der Inductionsmaschine eingehangt werden.

Will man den Phosphorwasserstoff zerlegen, 80 werden die ails Gas- kohle geschliffenen Rohlepole mittelst feinen Platindrahts a o die dicken f.’latindrfihte befestigt, die Scliraiiben in die Kapprn der Ansatzrohrchen eiugeschraubt und die U - Riihre mit Quecksilber gefillt. Jndem man das Metall ein- oder zweirnal unten ausfliessen lasst, gelingt es leicht, Spuren von Luft. welche zwischen den Eisenstiften und den Glas- rohrchen zuriickgehalten worden Bind, zu entfernen. Der weitere Veriauf des Versucbs bietet keine Schwierigkeiten mehr.

V o l u m v e r d o p p e l u n g d e r K o h l e n s s u r e b e i i h r e m U e b c r -

Der einfache Apparat, den ich der Gesellschaft oorgezeigt habe, liisst sich in einer Reihe interessanter Versuche rerwerthen, von denen ich hier bereite einen erwlihnen will.

Jedermann wei.98, dass die Eohlensaure, durch Kohlezufuhr in Kohlcnoxyd verwandelt, ihr Volum verdoppelt,

g a n g i n K o h l e n o x y d d u r c h A u f n a h m e v o n K o h l e [27]

co1 + c = 2c0, _I .c_

2 VOl. 4 VOI. allein man beesee bisher kein einfaches Mittel, diese Thatsache zur Anschauung zu bringen. Mit Hulfe des erwlhnten Apparates gelingt es, ohne alle Schwierigkeit diese interessante Erscheinung zu zeigen. Es wurde znnachst versucht, die Umbildiing durch das Ueberspringen des Funkens zwischen den Gaskohlespitzen zu bewerkstelligen: und in der That erfolgte auch alsbald eine sehr betrachtliche Auedehnung des Gases; allein der Versuch kommt bei Anwendung so harter Kohle nur langsam zum Schluss, indem sich die Verbrennung mehr und mehr verzogert. Diese Schwierigkcit verschwindet, wenn man eine weichere, leichter verbrennliche Koble f i r die Urnwandlung der Kohlensiiure wiihlt.

Hr. Dr. B a n n o w , deeeen grosses experimentales Talent mir bei der Auabildung aoch dieses Versuches zu Statten gekommen ist, wendet mit trefflichem Erfolge ein Gemenge VOD Holzkohle und Zuckerkolile an. Die an den Eieenstiften ansitzenden Platindrihte werden zu Oesen umgebogen, welche man in einen ateifen Brei von gepolverter Holzkohle mit Zuckersyrup eintaucht. An den PlatinBsen bleiben kleine Maseen vop Eohle hangen, welche man vor dem Ein- schieben in dae Eudiometer stark ausgluht und unter Quecksilber abkiihlt. Intereesant iet es , der Verbrennung dieser losen Koble

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bei dam Ueberspringen der Fonken zu folgen. Nach etwa 5 bie 6 Minoten ist die Uniwandlung von 20 CC. Kohlensaurebin 40 Cc. Eohlenoxyd vollendet, welches man nunrnehr in den offnen Schen- kel der U-Riihre traneferirt und durch die Verbrennung identificirt. Die Zeit kann noch wesentlich gekiirzt werden, wenn man das Gas durch Aufstauung einer Quecksilberdruckeaule in dem offnen Schenkel sich comprimiren, alsdann aber durch Abziehen von Queckeilber sich wieder ausdehnen lasst und durch Wiedereio- gieseen von Neuem comprimirt. Durch diese Reihenfolge von Ope- ratiooen wird das Gas gleichmaseig gemischt und die Zersetzung he- schleunigt.

Fiir dae Gelingen des Versuchs iet es nothwendig, daes eich die Kohlekiigelchen nahezu beriihren. Auch braucht kaum bemerkt zu werden, dass man f i r jedeu Versuch neue Eohlepole in Anwendung bringen muss.

Ganz beeondere lehrreich gestaltet eich der Versucli, wenn man, etatt von der Kohlensiure, von dem Sauerstoff ausgeht. Dae Eudio- meter ist mit Saueretoff gefulit. Durch einen einzigen iiberspringen- den Funken wird die Kohle entziindet und brennt fort, biq eich der Sauerstoff in Kohlensaure verwandelt hat. Damit keine allzu- grosse Temperaturerhijhung eintrete, ist es zweckmaesig, dae h w o l u m wahrend der Verbrennufig zu expandiren, was leicht durch Abfliessen- lassen von Quecksilber geschehen kann. Sobald die Kohle erloschen ist, wird das Quecksilber in beiden Schenkel durch Eingiessen wieder ins Niveau gebracht. Ee zeigt sich, dass das urepriingliche Volum des Sauerstoffs beim Uehergang in Kohlenslure unverhdert geblieben ist. Nun wird der Funkenstrorn von Neueul in Bewegong gesetzt, nnd der Versuch in der bt-reite beschriebenen Weise zu Ende gefihrt.

Man debt , der neue Apparat rnacht die besondere, etwas com- plicirre Vorrichtung znr Demonstration der Gleichvolumigkeit der kohlcnsaure mit dem in ihr enthaltenen Sauerstoff, welche ich friiher beschrieben habe,") vollkommen entbehrlich.

Die leichte und vollstandige Ueberfiihrung der Eohlenegure in Kohlmoxyd durch Verbrennung der Kohle mit Hiilfe dee Inductione- funkcns, regt die Frage an, ob sich nicht unter so giiostigen Bedin- gungen auch das den] Kohlmoxyd enteprechende Kohleneulfid, welches schoIi 80 oft auf der Biihne erechienen, stets aber cehr bald wieder verschwunden ist, a U 6 dem scbwefelkolilenstoff endlich werde daretellen lasseo. Ich beabsicbtige dieae Frage einer experimentalen Entschei- dung zu unterwerfen.

Nachchn~t . WBbrend dieee Blatter durch diQ Presse geben, iat der 3ben erwtihnte Versuch angestellt worden. Der Funke springt

-') H o f m m n , D i m Barichte II. 961.

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in dem bei looo beobachteten Schwefelkohlenetofe zwhchen den Koblepolen uber, ohne dase die geringste VolumverBnderung dea Gmee wahrnehmbar ware. Eine dem Kohlenoxyd entsprechende Schwefel- verbindung wird also auch unter diesen Bedingungen nicht gebildet.

79. A, W. Hofm an n : IsodicyansBure-Aether, Verbindungen, welche zwirchen den Cyansaure rmd den Cyanurs&ure-Aothern in der Mitte

liegen. (Aus dem Berliner Univ. Lahoratoriom LXXI; rorgetr. vom Verf.)

Im zlbufe des verfloeeenen Sommers habe ich der Geeelhchaft Mittheilung gemacht.) iiber cine eeltsame Urnbildung des Phenylcyaoats durch die Eiuwirkung des TriBthylphosphins, welche bereita mehrfach Gegenstand meiner Versuche geweRen ist. Scbon vor rielen JahrenH) hatte ich beobnchtet, dam sich d a s fliosige Phenylcyanat bei der Beriib- rong mit eiuem Tropfeo Phosphorbase ju eine starre krystallioische SuLstanz verwandelt, von gleicher Zusamnreosetzuog wie das Cyanat. Ich ‘uattc diesel1 KBrper damale eiofach als Phenylcyanurat angespro- chen. Die Daretelluag einer gr6sseren Menge dieser echtin krystalli- eirten Verbinduog aue dem oiittlerweile leicht erreichbar gewordenen Phenylcyanat hatte mich in den Statid gesetzt, dieselbe mit den eben- fd le mittlerweile auf aoderen Wegen gewonnenen Phenylcyanuraten eorgfiiltig zu vergleichen, uod es hatte sich bierbei das iiberraschende Resultat ergeben, dass die aus dem Phenylcyanat eotatandene Sub- stanz, aowohl von dem unter den Zersetzux.gsproducten des Triphenyl- melaminer auftreteuden Phenylcyanurat , ale auch von dern durch die Einwirkung dee Cyanchlorids auf das Phenol gebildeten Phenyi- isocjanurat verschieden iRt. Ein Blick auf die Schmelzpiinkte der drei Substanzen enthiiilt alebald deren absolute Verschiedenheit.

Schmelzpunkt Phenylcyanurat . . . . . . . . 2600 Phenylisocyanurat . . . . . . . 224O Aus Phenylcyanat entataodene Verb. 175O.

Ich bemerkte, als ich im vorigen Sommer der Gesellschaft iiber diese letztere Verbindung bericbtete, dass ich geneigt sei, sie ale ein zwiechen dem Cyanat und Cyanurat in der Mitte liegendee Dicyenat zu betrlrchten,

(CO), 1 N,, co C 6 H 5 1 ( C G H , ) ~ ~ N’ ( C 6 H 5 ) 3

ohne abcr irn Stande zu aein, diese Auffassung durch irgend welche Reobathtungen stitzeri zu k6nnen.

*) H o f m a n n , diese Berichte 111, 765. **) U o f u i u n u , Ann. Cheru. I’harm. Suppl. I, 57.