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366 inniger Beriihrung zu dcr des Bitfermandeliils; man weirs, daL der voin fetten Oel befreite Sainen keinen Geruch besitzt; dafs die Gegenwart von Wasscr 3iif seine Ent- stehung einen entschicdencn Einflufs hat; dafs die Sa- men, mit Weingcist behandclt , die Fabigkeit, fluc!itigcs Oel zu liefern, vcrlieren; in dieser Beziehung wiire eiiic! n Shere Untersuchung von grofsein Interesse. Wir halten es fur .cvahrscheinlich, dafs es fiir Aspa- mp’n, Caffch, IIul-nsfoff iihnliche Kbrper gicbt, wclche sich zu tlcnsclben Zhnlich verhnlten, wie das Einulsiii zu dein Amygdalin; Jeder, der sich mit dcr I)arstellung drrselben beschsftigt, hat sichcr, wie wir, die Erfalirnng geinacht, dafs bei vebdertcn Darstellungsweiseii, diese Stoffe un ter den Hiindcn verschwinden, ohne daG ihre Gcgenlyart in eincin der anderen Producte nachweis- bar ist. XI. Vorschlng zur Eirtjiihrung eines neuen Arz- nr>imitteZs anstntt des desMirtm Kirsclilor- beer - und E;tterrrrnntleZvassel.s ; oon F. Wiihler urd J. Lielig. Das destillirte Bitterinandel- und Kirsclilorbeerwasser werden in dcr neuercn Zeit als sehr wichtige Arzneimit- tel betrachtet, und von den Aerzten in zahllosen Fslten mit Erfolg als die passendste Form austatt der medici- nischen Blansaure angewendet. Es herrschen iibrigens unter deli Aerzten manche Vorurtheile hinsichtlich der Idcnlitat beider Wgsser, namentlich wird von vielen das Kirschlorbeerwasser dein Bittermandelwasser, als in sei- ner Wirkung, iind mithin in seinem Gehslte constanter, vorgezogen. Diels beruht aber lediglich in einer Ver- schiedenheit, welche das Eittermandelwasser durch die Art seiner Darstellung erst crhYlt.

Vorschlag zur Einführung eines neuen Arzneimittels anstatt des destillirten Kirschlorbeer- und Bittermandelwassers

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366 inniger Beriihrung zu dcr des Bitfermandeliils; man weirs, daL der voin fetten Oel befreite Sainen keinen Geruch besitzt; dafs die Gegenwart von Wasscr 3iif seine Ent- stehung einen entschicdencn Einflufs hat; dafs die Sa- men, mit Weingcist behandclt , die Fabigkeit, fluc!itigcs Oel zu liefern, vcrlieren; in dieser Beziehung wiire eiiic! n Shere Untersuchung von grofsein Interesse.

W i r halten es fur .cvahrscheinlich, dafs es fiir Aspa- mp’n, Caffch, IIul-nsfoff iihnliche Kbrper gicbt, wclche sich zu tlcnsclben Zhnlich verhnlten, wie das Einulsiii zu dein Amygdalin; Jeder , der sich mit dcr I)arstellung drrselben beschsftigt, hat sichcr, wie wir, die Erfalirnng geinacht, dafs bei v e b d e r t c n Darstellungsweiseii, diese Stoffe un ter den Hiindcn verschwinden, ohne daG ihre Gcgenlyart in eincin der anderen Producte nachweis- bar ist.

XI. Vorschlng zur Eirtjiihrung eines neuen A r z - nr>imitteZs a n s t n t t des d e s M i r t m Kirsclilor- beer - und E;tterrrrnntleZvassel.s ;

oon F. W i i h l e r urd J. L i e l i g .

D a s destillirte Bitterinandel- und Kirsclilorbeerwasser werden in dcr neuercn Zeit als sehr wichtige Arzneimit- tel betrachtet, und von den Aerzten in zahllosen Fslten mit Erfolg als die passendste Form austatt der medici- nischen Blansaure angewendet. Es herrschen iibrigens unter deli Aerzten manche Vorurtheile hinsichtlich der Idcnlitat beider Wgsser, namentlich wird von vielen das Kirschlorbeerwasser dein Bittermandelwasser, als in sei- ner Wirkung, iind mithin in seinem Gehslte constanter, vorgezogen. Diels beruht aber lediglich in einer Ver- schiedenheit, welche das Eittermandelwasser durch die Art seiner Darstellung erst crhYlt.

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Jeder Apotheker , welclier sich init der DarstcIlung des Bittermandelwassers besclisftigt hat, weifs, init nol- chen Schwierigkeiten die Dcstillntion der Bittermandel- kleie mit Wasser verbnnden ist. Bei der crsten Einwir- kung des Feuers qriillt die Bittcrmandclkleie, tvelrhe dcn Boden der Blase bedeckt, zu ciner Irlcisterartigen M n s s e auf, welche die Mittlicilung dcr Tit’lrme an die obercn Schichten verljinclert; diefs geht selbst SO weit, dats dcr untere Theil braun und angebrannt ist, wiihrend dic obere Fliissigkeit noch nicht siedet. W c n n iiim zriletzt durch fortgesetzte Erncuerung die Teinperatur bis zum Sieden der oberei: Schichten gcstiegen ist, so mengen sich die unteren Schichten von vicl hliherer Tcmpcratur mit den oberen, es entsteht eine ausnehmend rasche und starke Dampfbildung, welclic ein plijtzliches Steigen der Masse zur Folge bat. Die fliichtjgeren Besfaiidtbeilc des destillirten Wassers entwickeln sich in so grofser M e n p , dafs sie auch durch die besten Kiihlnpparate iiicht ver- dichtet werdcn kiinnen ; inan sieht diefs leicht daran, dafs sich die Dampfe an der Oeffnung der Kiihirijlire in die- sem Zeitpunkte aiizundei! lassen und init grofser leuch- tender Flainme verbrcnnen.

Alle Erfahrungen zcigcn, dafs die erstcn Productc der Destillation am reichsten an Gla&iure Find, und diese gehen in den meisfen Fellen bei der Darstellung zum grofsen Theil verlorcn.

K o b i q u e t und B o u t r o n - C h a r 1 a r d hahrn durch ilire Versuche (Ann. de chirn. et de phys. T. XLIY p. 366) gezeigt, dafs der Cyan- oder Rlaus~iuregchalt in deinselben Verhliltnifs abnimmt, als die Destill a t’ ion vor- warts schreitet; das zuerst ubergehendc Wasser ist farb- 10s und klar, und enthiilt die grijfstc Mcnge Oel, das spater komnende ist unklar und milchig, und enthlilt nur wenig Oel ; sie haben bemerkt, d d s dns letztere Destil- lat angenblicklich klar wird, wenn inan es mit dcin blau- saurereicheren ersten mischt, und diefs scheiiit darzu-

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368 thun, dafs die Blauslure oder der cyanlialtige Klfrper, welcher ein Bestaiidtheil dieser destillirten Wdsser ist, die Aufliislichkeit des Oels im Wasser in hohein Grade befiirdcrt.

Von diescin Mangel an dcm cyanhaltigcn Bestand- theil riihrt es denn such her, d a t das Bittermandelwas- ser in sehr vielen Apotheken, frisch bereitet, unklar und rnilchig ist, dafs es ferner brandig riecht und schmeckt.

Allen diesen Unannehmlichkeiten entgehtsman, wenn, anstatt dcr bittern Mandeln, Kirschlorbeerbktter genom- lfien werden. Bei diesen geht die Destillation mit noch griirserer Leichtigkeit von statten, als bei andern destil- lirtcn M7assern; die BlStter haben cine lederartige Be- schaffenheit, und verhindern in keiner Weise die Erwlir- inung des WasserS in der Blase, 'und die fluchtigen und wirksamen Producte kommen niclit anf einmnl a n d vor den Wasscrdiimpfen, soiidern gleichzeitig wit dcnselben in dic Kiihlrbhre, wo sic mit Leichtigkeit verdichtet wcr- den. W e n n aber die Bittermandelkleien mit aller Sori- falt und mit Vermeidung aller storenden Einfliisse destil- lirt werdcn, wenn die Destillation z. B. durcli Wasser- duinpfe geschieht, die man in die Blase zii der Bitter- mandelkleie striimen lufst, so erhdt man cin destillirtes Wasser , absoliit v o ~ i der nlmlichen Beschaffcnheit und Eigenschaftcn, als wie &s aus Kirschlorbeerbkittern ; al- lein ein solcher Apparat steht nur wenigen Apothekern zu Gebote, und unter diesen Verhdtnissen IsEst sich den Erfahrungen aller Aerzte, welche dem Kirschlorbeerwas- ser den Vorzug geben, schwerlich etwas entgegensetzen, da es, mie wir eben gezeigt haben, allerdings diesen Vorzrig verdient.

Die Aerzte sind aber vbllig im Irrthuin, wenn sie diese Verschiedenheit, welche lediglich von der Darstel- lung abhangig ist, in einer anderen Zusammensetzung bei- der Wasser suchen, das heifst z. B. darin, d a t in dem Kirschlorbeerwasser Bestandtheile wkiren, di6 in dem Bit-

ter-

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termandelwasser fehlen; und diese Meinung ist sehr ver- breitet. Wenn aber zwei Materien, den mannigfaltigsten Zersetzungsprocessen untcrworfen , unter allen Umstzn- den die namlichen Producte liefern 'so inufs darnus ge- schlossen werden, dafs die Substanten, aus denen sic hervorgingenj identisch sind. Wenn man aLer zwei ge- s%ttigte Losungen von Bittermandel61 und Kirschlorbeertbl in Wasser bereitet, so bekommt man aus beiden Ben- zol;saure, und die Zersetzungsprodubte, welclie durch die Einwirkung von Chlor auf Cyan oder ,Blausaure gebil- det : werdea; dampft man beide Aiiflijsungen init einern Ueberschufs von Salzszure ab, so erhiilt man. Mandel- saure und Salmiak; versetzt man dic Llisangen niit Iiali, si, .belrommt man -aus .beiden.gleiche Mengen von Ben- zoin .und Cyankalihin, und so verhalten sic sich untdr allen Umdtanden gleich, mit welchen Materien man sic auch zusammenbringen mag, .und ganz wie Aufliisungen des Oels im Wasser verhalten sich auch die durch De- stillation erhaltenen Wasser, so wic man sie . aus bittern Mandeln oder Kirschlorbeerblattern.,direct darstellt, vor- ausgesetzt, dafs bcide vollkommen mit Oel gesattigt sind, oder aus Wlssern, aus denen sich Oel in der Ruhe ab- geschieden hat.

Die .Identitst beider destillirten W h s e r als entschie- den angenommen, entstehen .andere ,nicht minder wich- tige Pragen. .Zur Darstellung.,dieser Wasser wcrden in der Pharmacopoe besiimmte Mengen Kirschlorbeerbltit- ter oder bittere'Mandeln vorgeschrieben; es isf nun diirch2 aus unbekannt, ob der Gehalt an den wirksamen Be- standtheilen bei den Kirschlorbeeren zu ,allen Jahreszei- ten gleich ist, und man weifs mit Bestimmtheit, dab7 s'eit der I Zeit , wo das Bittermandel61 als Parfiimeriearti- kel in den Handel gebracht wurde, und die bittern Man- deln also seltener und theurer geworden sind, in den1 nsmlichen Verhaltnifs eine -Verfalschung der hittern Man- deln mit Pfirsichkernen oder mit siifsen Mandeln ge.

Poggendorff's Annal. Bd. XXXXI. 24

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370 wiihulich gcworden ist; diefs geht so weit, dafs mail oft uiiter einem Pfunde bitterer 2 bis 3 Unzen siifse aus- scheiden kann. Man sieht hierin eine neue Ursache, warum das destillirte Bittermandelwasser, zu verschiede- nen Zeiten und an anderen Orten bereitet, in seinem Gehalte und seiner Wirkung ungleich werden mufs. Die- ser Uuistand sollte, streng genommen, an und fur sich schon -veranlassen, das Bittermandelwasser als Arzneimit- tel zu verlasscn. Allein bei beiden Wassern kommen noch andere Umstande in Betracht, welche die Ueber- zeugung von der Besgndigkeit in der Wirkung dersel- bcn scbwachen miissen.

Es ist eine bekannte Erfahrung, dafs der Cyan- oder Blausauregehalt in dem Grade abnimmt, als es slter wird; dafs dicse Veranderung vor sich geht, sowohl in herine- tiscl) verschlossenen als in Gefdfsen, worin es von Zeit zu Zeit init Luft in Beriihrung kotnmt. G e i g e r erhielt z. R. (Ann. der Pharmacic, Bd. XI11 S. 201 und 207) aus- 3 Unz. frisch bereitetem Bittermandelwasser 16 1$ Gran Cgausilber; nach drei Wochen hiogegen aus der ngiiilichen Qiiantitiit , nur 14%; wir haben aus 3 Unzcn dcstillirten Bittermandelwassers, vier Woclien nach seic ner Bereitung, nur 9; Grao Cyansilber, und aus dert selben Quantitat Kirschlorbeerwnsser, welches sechs. W o - chen alt war, 12 Gran Cyansilber erhalten.

Obwohl inan zugeben mufs, dafs ein Theil der Wir- kiing dieser WYsser auf dem Gehalte derselben an Bit- termandel81 (beruht, so kann auf der anderen Seite nicbt gelaugnet werden, dafs der Gehalt an Blausaure, einer Substanz, die auch in den kleinsten Dosen eine hiichst energische Wirkung auf den Organismus aufsert, auf die medicinische Anwendung derselben von dem entschei- dendsten Einflufs seyn mufs. Wenn nun die Mengc dieser Materie in einem Arzneimittel in eincm so gro- €sen Verhaltnifs wechself wie alle Erfahrungen darthun,

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371 so mufs diefs, wie wir glauben, das Vertrauen zu die- sem Arzneimittel vermindern.

W i r haben nun in der vorhergehenden Abhandlung dargethau, dafs das Amygdalin, in Beriihrung mit dem Emulsin von sufsen Mandeln, augenblicklich in Blauszure und Bittermandel61 zerfiillt, wenn die Menge des vor- bandenen Wassers hinreicht, um das gebildete Bitter- mandel6l in 60 bis 65 Theilen Wasser aufzulbsen; aus der Zusammensetzung des Alnygdalins geht hervor, dafs 1 7 Gran dieses Korpers, mit Emulsin zusammengebracht, 1 Gran wasserfreie Blausgure und nahe 8 Gran Bitter- mandelol liefern.

Vergleichen wir nun den Gehalt an Blauslure in einem Bittermandelwasser, welches unter allen Bedin- gungen bereitet war, die den stArksten Gehalt an wirk- samen Bestandtheilen verbiirgen; mit dem Amygdalinge- halt der bittern Mandeln, und mit der AufIoslichkeit des Oels in dem Wasser,. so finden wir in umeren Yersu- chen mit denen von G e i g e r eine merkwurdige Ueber, einstimmung, und man weirs, dafs G e i g e r in dieser Art von Arbeiten stets Autoritat bleiben wird. Er destillirte von 2 Pfund bittern Mandeln (siehe die angefiihrte Ab- handlang, dritter Versuch, S. ZOO), nach vorhergegange- ner zwbifstundiger Digestion mit kaltem Wasser, in ei- nem Chlorcalciumbade mit vortrefflicher Abkiihlung, 2 Pfund ab. Aus dem ersten Dcstillate schieden sich bei 1; Drachmen Oel aus, die sich in dem spater kommen- den, nach 12 Stunden, Itisten; 4 Unzen dieses Wassers lieferten 214 Gran an Cyansilber, 32 Unzen, mithin 172 Gran Cyansilber , entsprechend 334 Gran Blausaure.

W i r erhielten aus 2 Pfund bittern Mandeln, von Frankfurt bezogen, 240 Gran vollkommen reines, und in den Mutterlaugen eine gleiche Menge weniger reincs Amygdalin; aus Mandeln, die in Gbttingen behandelt wurden, erhielt man aus der gleichen Mebge nahe an

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600 Gran Amygdalin , reines und weniger reines zusain- mengenommen.

'Die oben erwshnten 33,4 Gran wasserfreie Blau- s3ure entsprechen 'mitbin 567 Gran Amygdalin in den Mnndeln; diesc wurden 267 Gran .fliichtiges Oel gelie- €er t haben,. welches zu. seiner Auflbsung 60 Ma1 so viel, nadich 16020 Gran, Dder 33 Unzen und 180 Gran. Was- ser bedarf.. .In .Geiger's Yersuchen' war das Wasser mit OeL iibers;it.tigt, .also% .nitht, .Wasskr genug zu seiner Auf- losung vorhanden, das Ocl verschwand erst nach 12 Stun- deri;..man. .waifs aber; dafs schoniiin sdieser kurzen Zeit die Anfliisung des Oels auf einer Vcrlinderung berubt.

Wenn, . man demnach 567 Gran Aniygdalin in so viel einer .Emulsion von sufsea Mendeln aufgel8st hattc, dafs das Gesammtgewicht von. beiden .32 Unzen betrsgt, so', wiirdc, man ,einc Flussigkeif haben, absolut don der- selben Stiirkb. odcr Gehalt: an: Blauduie a n d Bittcrman- deliil, wie das .Aqua: amygdalarum: amararum -der, preu- Esischctl Eharmacopoe>i., ,Wir . hegen.. die Ueberzeugung, dafs in dicser Form dicses. Arzneimittel .an allen Orteu stets .yon dersc1b.en Beschafferiheit .und VVirksanikeit zu edk'alten ist, und. dafs die, Aerzte, .welche wi'r .der Wicli- tigkeit, des ' Gegcnstandes'. halbei zu vergleichenden Ver- suchen einhden, unter :'allen 'Umsfanden , auf eine con., slante, Wiskung morden rechnen diirfen.

W'ir glaubcn . ii;ljrigens nicht., der Verkinderlichkeit der .Mandelemulsion . durch die Zeit wegen, d a t es gut seyn wiirde,. dieses AkzneimitteI in der angegebenen Weise: vorriithig zu halten, sondern baltcn es fur vie1 zweckmatiger , es jedesrnal nach der Verordnung des Arztes. fcisch bereiten zu lassen; eine Arbeit,. die in ei- nigen .Minuten geschehen karin , so dafs, wenn der' Arzt 1 3Unze Bittermandel- oder Kirsclllorbeerwasser verschrei- ben will, cr sich dam der folgenden Vorschrift bedient:

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373 9. Amygdal. dulcium 3ij"

fiat emuls. 1. a. in colatura 3 j

solve Amygdalini Gr. 17

D. W e n n man den GehaIt des frisch bereifeten Bittcr-

mandel- oder Kirschlorbeerwassers mit dem Blauslnre- gehait der medicinischen Blaussure vergleicht, so ergiebt sich auf eine beinalie handgreifliche Wcise die Ursache der energischeren Wirkung der ersteren. In einer Unze des genaiinten frisch bereiteten Wassers ist etwas mehr als 1 Gran wasserfreie Blaiisaure enthalten, und kein Arzt niinmt Ansfand, diese Dose einem Patieuten zu ge- ben ; die medicinische Blausaure der preufsischen Phar- macoptie enthalt aber in der Unze im hachsten Fall 2 Gran wasserfreie Blausaure, aber jeder Arzt ist besorgt, in einer Mirtur inehr als 18 bis 20 Gran dieser Blau- saure zu geben, obwohl er ohne Anstand' it1 dem Kirsch- lorbeer- und Bitterinandclwasser die zelin - bis zwijlffa- che Menge ohne Nachtheil zu geben langst gewohnt ist.

Spiiterer Nachatz. Man wird in Hinsicht auf die Angaben iiber den Blausluregehalt des Bittermandelwas- sers und der officinellen Blauslure einige Widerspriiche linden, die uns aber nicht zur Last fallen, indem diese Unbestimmtheiten auf den mangelhaften Angaben det Phar- macopiien beruheu.

W i r hezeichneten, S. 368, Bittermandelwasser; wel- ches unklar und milchig sey, als ein fehlerhaftes Prapa- rat; man kiinnte hier bemerken, d a b es die Pharmaco- ytjen von dieser Beschaffcnheit, nach ulrserer Meinung fehlerbaft also, vedangten. Allein Bittermandelwasser (siehe Ge ige r ' s Abhanndlung in den Annalen der Phar- macie, Bd. XIIt S. 200), welcbes genau nach der Vor-

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374 schrift der Pharmacopae, und zwar mit allen zur Dar- stellung eines vortrefflichen Prlparcts erfullten Bedingun- gen bereitet wurde, war, trotz des ausgeschiedenen Oels, nur etwas milchig und wurde nach zwfilf Stunden klar.

Das Milchigbleiben des Wassers ist stets die Folge einer unvollkommenen Abkiihlung, eine Folge des Ver- lustes an dein zuerst kommenden, an Blausaure reichstcn Producte der Destillation (siehe R o b i q u e t , Annul. de chim. et de phys. XLIY S. 366).

Wir sagten, dafs eine Auflasung von 567 Gran Amyg- I dalin in 32 Unzen siifser Mandelemulsion denselben Blau- sluregehalt hatte, wie das Aqua Amygdal. amar. der preu- €sischen Pharniacopbe, d. h. dafs die Unze etwas mehr als 1 Gran wasserfreie Blauslure entbalte. Man konnte hier sagen, dafs die Unze, nach der preufsischen und hanniiverischen Pharmacopbe nur 4 Gran Blausaure ent- halten darf, dafs unsrre Vorschrift deshalb ein doppelt so starkes Praparat @be. Allein G e i g e r erhielt durch Destillation yon 2 Pfund bittern Mandeln 2 Pfund Bit- termandelwasscr, welche 33,4 Gran Blausaure, in der Unze also etwas mehr als 1 Gran Blauslure enthielten, und auch in diesem Falle glaubten wir den Angaben dic- ses gewissenhaften und genauen Experimcntators das voll- ste Zutrauen schenken zu miissen.

Auf Seite 373 sagten wir, dafs die Unze Blauslure nach der preufsischen Pbarmacopiie 2 Gran wasserfreie Blausaure enthalte; diefs ist ein Irrthum, es m u k hei- fsen: in 100 Theilen 2 Gran wasserfreie Blausaure; es sollen namlich 100 Theile 4 Gran Berlinerblau geben. Die letztere Angabe der Pharmacopse ist librigens falsch, wie wir seither gefunden haben. Nach der hannbveri- scben Pharmacopbe werden namlich dieselben Mengen Wasser und Blutlaugensalz genommen, und anstatt der Phosphorslure ist Schwefelsaure vorgeschrieben. Die Blauslure, welche man biernach erhalt, enthelt aber naho an 4 Proc. wasserfreie Slure.

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