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Wasser ist mehr als ein Element: Es ist Lebensraum und Lebensmittel. Ohne Wasser ist alles nichts. Jeder braucht es, aber kaum einer kennt es genau. Ein wichtiges Glied im Wasserkreislauf ist das Grund- wasser. Regen versickert oder fließt in die Gewässer ab, ständig wird für „Nachschub” gesorgt. Zumin- dest in Schleswig-Holstein scheint es eine nie versie- gende Quelle zu sein. Grundwasser ist die beste Ressource für das Trinkwasser. Im Land zwischen den Meeren wird Trinkwasser ausschließlich aus dem Grundwasser gewonnen. Deshalb müssen wir diese Ressource besonders schützen. Im Vergleich zu anderen Teilen in Schleswig-Holstein bestehen im Kreis Pinneberg nicht so günstige Voraussetzungen für den Schutz der Trinkwasserres- source, in der Vergangenheit traten Belastungen mit Pflanzenschutzmitteln auf. Das Land hat in den ver- gangenen Jahren gehandelt und Wasserschutzgebie- te ausgewiesen. Heute sind nahezu alle Wasserge- winnungsgebiete Wasserschutzgebiete. Ich hoffe, dass damit für die Zukunft das Grundwasser als Res- source für die Trinkwasserversorgung im Kreis Pinne- berg sichergestellt ist. Mit dieser Broschüre leistet der Kreis Pinneberg einen Beitrag zum besseren Verständnis des Grund- wassers. Vielleicht hilft sie, möglichst viele Menschen zu „Anwälten des unsichtbaren Schatzes Grundwas- ser” zu machen. Ihr Klaus Müller (Minister für Umwelt, Natur und Forsten des Landes Schleswig-Holstein) Liebe Mitbürgerinnen und Mitbürger, im gesamten Kreis Pinneberg können wir das Trink- wasser bedenkenlos trinken und zur Nahrungszube- reitung verwenden, auch wenn wir in der Vergan- genheit erhebliche Probleme mit der Einhaltung der sehr hohen Qualitätsstandards für das Lebensmittel Nr. 1 hatten. Mit Hilfe spezieller Aufbereitungstech- niken werden bei allen Wasserwerken im Kreis Pin- neberg die Grenzwerte der Trinkwasserverordnung eingehalten. Das war nicht immer so – seit mehr als zehn Jahren müssen wir uns große Sorgen um die gute Qualität unseres Trinkwassers machen, wurden doch und werden immer noch Spuren von Pflanzenschutzmittel- resten in einigen Förderbrunnen gefunden. Umfangreiche Bemühungen der Land- und Baum- schulwirtschaft, eine spezielle Aufbereitungstechnik und vorsorgende gesetzliche Maßnahmen sowie fachliche Beratung des Landes und des Kreises ha- ben dazu beigetragen – und werden es weiter tun – eine gesicherte und nachhaltige Versorgung mit ein- wandfreiem Trinkwasser zu gewährleisten. Der Wert unseres Trinkwassers ist unersetzlich. Da- rum müssen wir besonders im Kreis Pinneberg unser Grundwasser vor jeglichen schädlichen Einflüssen schützen. Mit dieser Broschüre möchten wir Sie über die kom- plizierten Zusammenhänge von Grund- und Trink- wasser informieren. Sie gibt allgemeingültig, aber auch auf unsere Region bezogen, Antwort auf fol- gende Fragen: Was ist eigentlich Grundwasser? Wie entsteht es? Wie ist unser Grundwasser geschützt? Wie wird es zu Trinkwasser und wie Vorwort

Vorwort€¦ · Bedeutung der Gewässer auf und unter der Erdober-fläche sollte jedem von uns bewusst sein. Für viele MitbürgerInnen ist es ... Grube nach Daten des LANU SH) Wasserkreislauf

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Page 1: Vorwort€¦ · Bedeutung der Gewässer auf und unter der Erdober-fläche sollte jedem von uns bewusst sein. Für viele MitbürgerInnen ist es ... Grube nach Daten des LANU SH) Wasserkreislauf

Wasser ist mehr als ein Element: Es ist Lebensraumund Lebensmittel. Ohne Wasser ist alles nichts. Jederbraucht es, aber kaum einer kennt es genau. Einwichtiges Glied im Wasserkreislauf ist das Grund-wasser. Regen versickert oder fließt in die Gewässerab, ständig wird für „Nachschub” gesorgt. Zumin-dest in Schleswig-Holstein scheint es eine nie versie-gende Quelle zu sein. Grundwasser ist die besteRessource für das Trinkwasser. Im Land zwischenden Meeren wird Trinkwasser ausschließlich ausdem Grundwasser gewonnen. Deshalb müssen wirdiese Ressource besonders schützen.

Im Vergleich zu anderen Teilen in Schleswig-Holsteinbestehen im Kreis Pinneberg nicht so günstigeVoraussetzungen für den Schutz der Trinkwasserres-source, in der Vergangenheit traten Belastungen mitPflanzenschutzmitteln auf. Das Land hat in den ver-gangenen Jahren gehandelt und Wasserschutzgebie-te ausgewiesen. Heute sind nahezu alle Wasserge-winnungsgebiete Wasserschutzgebiete. Ich hoffe,dass damit für die Zukunft das Grundwasser als Res-source für die Trinkwasserversorgung im Kreis Pinne-berg sichergestellt ist.

Mit dieser Broschüre leistet der Kreis Pinnebergeinen Beitrag zum besseren Verständnis des Grund-wassers. Vielleicht hilft sie, möglichst viele Menschenzu „Anwälten des unsichtbaren Schatzes Grundwas-ser” zu machen. Ihr Klaus Müller

(Minister für Umwelt, Natur und Forstendes Landes Schleswig-Holstein)

Liebe Mitbürgerinnenund Mitbürger,

im gesamten Kreis Pinneberg können wir das Trink-wasser bedenkenlos trinken und zur Nahrungszube-reitung verwenden, auch wenn wir in der Vergan-genheit erhebliche Probleme mit der Einhaltung dersehr hohen Qualitätsstandards für das LebensmittelNr. 1 hatten. Mit Hilfe spezieller Aufbereitungstech-niken werden bei allen Wasserwerken im Kreis Pin-neberg die Grenzwerte der Trinkwasserverordnungeingehalten.

Das war nicht immer so – seit mehr als zehn Jahrenmüssen wir uns große Sorgen um die gute Qualitätunseres Trinkwassers machen, wurden doch undwerden immer noch Spuren von Pflanzenschutzmittel-resten in einigen Förderbrunnen gefunden.

Umfangreiche Bemühungen der Land- und Baum-schulwirtschaft, eine spezielle Aufbereitungstechnikund vorsorgende gesetzliche Maßnahmen sowiefachliche Beratung des Landes und des Kreises ha-ben dazu beigetragen – und werden es weiter tun –eine gesicherte und nachhaltige Versorgung mit ein-wandfreiem Trinkwasser zu gewährleisten.

Der Wert unseres Trinkwassers ist unersetzlich. Da-rum müssen wir besonders im Kreis Pinneberg unserGrundwasser vor jeglichen schädlichen Einflüssenschützen.

Mit dieser Broschüre möchten wir Sie über die kom-plizierten Zusammenhänge von Grund- und Trink-wasser informieren. Sie gibt allgemeingültig, aberauch auf unsere Region bezogen, Antwort auf fol-gende Fragen: Was ist eigentlich Grundwasser?Wie entsteht es? Wie ist unser Grundwassergeschützt? Wie wird es zu Trinkwasser und wie

Vorwort

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gelangt dieses zum Verbraucher? Welche Qualitäthat es? Woher kommt mein Trinkwasser und werkann mir mehr darüber sagen?

Dem Autor Dr. Alf Grube gebührt Dank für seingroßes Engagement. Beim Umweltministerium desLandes und den Wasserversorgern im Kreis Pin-neberg bedanke ich mich ausdrücklich für die guteZusammenarbeit und Unterstützung.

Berend Harms (Landrat)

Titelseite: Wasserturm Pinneberg (B.-O. Struppek 2001). Seit 1913 ver-

sorgte die Stadt Pinneberg ihre Bevölkerung über ein stadteigenes Rohrnetz

aus dem Wasserwerk und dem 300 m3 fassenden Wasserturm der Firma

Wuppermann AG. Quelle im Oberlauf der Krückau in Langeln (G. Janssen).

Erkennbar ist die hohe natürliche Konzentration von Eisen im Grundwasser.

Impressum:

Herausgeber:

Kreis Pinneberg, Fachdienst Umwelt, Öffentlichkeitsarbeit

Moltkestraße 10, 25421 Pinneberg,

Telefon: 04101 / 21 24 32

In Zusammenarbeit mit dem

Ministerium für Umwelt, Natur und Forsten des Landes Schleswig-Holstein

und den Wasserversorgern im Kreis Pinneberg

1. Auflage 5000, 01/2002, gedruckt auf 100% Recyclingpapier

Autor: Dr. Alf Grube

Einleitung 2

Wasserkreislauf 4

Fließvorgänge im Grundwasser 6

Grundwasserleitersysteme 8

Grundwasser 11

Wasserwirtschaftliche Nutzungvon Grundwasser 15

Aus Grundwasser wird Trinkwasser 17

Wasserwirtschaft undGrundwasserschutz 24

Darstellungder Wasserversorgungsunternehmen 28

Zitierte und weiterführendeLiteratur / Glossar 34

Vorwort / Inhalt

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Einleitung

Kein Leben ohne Wasser! Wasser bleibt für Menschen,Pflanzen und Tiere unverzichtbar. Die besondereBedeutung der Gewässer auf und unter der Erdober-fläche sollte jedem von uns bewusst sein. Für vieleMitbürgerInnen ist es selbstverständlich, dass dasWasser in sehr guter Qualität und in ausreichenderMenge zur Verfügung steht. In Norddeutschland wirddiese Erwartung generell erfüllt.

Wasser zum Trinken und zum täglichen Gebrauchkann aus Oberflächengewässern und aus dem Grund-wasser gewonnen werden. In vielen Gebieten derErde stehen dafür nur Flüsse, Bäche und Seen zurVerfügung, die z. T. Verschmutzungen aufweisen undaus hygienischen Gründen ohne technische Aufberei-tung für die menschliche Versorgung nicht geeignetsind. Dagegen bestehen in Schleswig-Holstein günsti-ge Voraussetzungen für eine Versorgung der Bevöl-kerung mit qualitativ hochwertigem Trinkwasser ausGrundwasser. Das durch die öffentliche Trinkwasser-versorgung bereit gestellte „Lebensmittel Nr. 1“ hateine sehr gute Qualität. Die Beschaffenheit desGrundwassers dagegen wird manchmal durch natürli-che Einflüsse beeinträchtigt, gefährdet wird unserwichtigstes Lebensmittel jedoch vor allem durch dieEingriffe des Menschen. Unser Grundwasser bedarfdaher eines ganz besonderen Schutzes!

Viele MitbürgerInnen haben unklare Vorstellungenüber die Herkunft unseres Grundwassers und über des-sen Eigenschaften. Manchmal wird sogar eine Her-kunft aus Skandinavien vermutet, bei der das Wasserin unterirdischen Kanälen nach Norddeutschlandfließen soll. Die vorliegende Broschüre soll die hydro-geologischen und wasserwirtschaftlichen Grundlagenmit Schwerpunkt im Kreis Pinneberg darstellen und zurInformation über das Grundwasser und die öffentlicheWasserversorgung sowie zum besseren Verständnisbeitragen.

Was ist Grundwasser?

Als Grundwasser wird unterirdisches Wasser bezeich-net, das die Hohlräume der Erdrinde (Poren, Klüfte)zusammenhängend ausfüllt und dessen Bewegung vonder Schwerkraft bestimmt wird. Rund 97,5 % des ge-samten Wassers auf dem blauen Planeten sind in denOzeanen und Flüssen enthalten. Demgegenüber sindknapp 2 % in den Eiskappen und Gletschern gebun-den. Nur rund 0,5 % des gesamten Wassers auf derErde sind dem Grundwasser zuzuordnen.

Unterhalb der Grundwasseroberfläche – diese liegt imKreis Pinneberg meist nur einige Dezimeter bis wenigeMeter unter Gelände – sind die Porenräume desUntergrundes vollständig mit Grundwasser erfüllt.

Was sind Grundwasserleiterund Grundwassergeringleiter?

Als Grundwasserleiter bezeichnet man einen Gesteins-körper, der Grundwasser aufnehmen und weiterleitenkann. Alle „rolligen Lockergesteine“ – wie Sande, Kie-se und Schotter – sind potentielle Grundwasserleiter.Als sie abgelagert wurden, blieben Hohlräume zwi-schen den einzelnen Mineralkörnern. In diesen Porenkann sich Wasser bewegen (Größenordnung: einigeZehner bis wenige hundert Meter pro Jahr), folglichspricht man von einem Porengrundwasserleiter. InNorddeutschland sind diese Grundwasserleiter, be-dingt durch die vielfältigen geologischen Ablage-rungsprozesse durch Flüsse, Meere und Gletscher, biszu mehrere hundert Meter mächtig.

Tonreiche („bindige”) Lockergesteine wie Mergel, Tonund Lehm besitzen zwar ein insgesamt großes Poren-volumen, die einzelnen Poren sind jedoch sehr klein.Hier können Adhäsionskräfte wirksam werden, die zustark verminderten Fließgeschwindigkeiten (Größen-ordnung: Zentimeter pro Jahr) führen. Diese Grund-wassergeringleiter haben eine wichtige Schutzfunktionfür die Grundwasserleiter.

Grundwasserleiter wechseln sich im Untergrund mitGrundwassergeringleitern ab. Im Laufe der Erdge-

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Einleitung

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schichte entstanden mehr oder weniger kompliziertgebaute Grundwasserleiter-Systeme (Grundwasser-stockwerke), die großräumig miteinander in Kontaktstehen.

In Norddeutschland treten im Vergleich zu Locker-gesteinen Festgesteine sedimentären, plutonisch-vulka-nischen oder metamorphen Ursprungs nur sehr klein-räumig im Bereich von Salzstrukturen auf - z. B. Kalkeund Tonsteine in Elmshorn oder der Buntsandstein vonHelgoland. Sie besitzen hier - im Unterschied zum mitt-leren und südlichen Deutschland - jedoch keine was-serwirtschaftliche Bedeutung.

Aus Niederschlag wird Grundwasser

In Schleswig-Holstein sind wir in der glücklichen Lage,dass bei unserem niederschlagsreichen Wetter auchviel Grundwasser gebildet werden kann. Dabei be-wegt sich das Wasser in einem ständigen Kreislauf.Niederschläge – wie Regen, Schnee, Hagel usw. –benetzen dabei zunächst die Erdoberfläche und diePflanzen. Im Kreis Pinneberg fallen im langjährigenJahresmittel etwa 800 mm Niederschlag (= Liter proQuadratmeter und Jahr). Damit liegt der Kreis etwa imLandesdurchschnitt, denn in Schleswig-Holstein beträgtdas langjährige Mittel 763 mm. Ein Teil dieses Was-

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Abb.1: Prinzip des Aufbaus der Erdschichten bis zum obersten Grundwasserleiter. Zunächst sickert das Grundwasser durch dieungesättigte (nicht Grundwasser erfüllte) Zone, bis es die Grundwasseroberfläche erreicht und so in das Grundwasser gelangt.(Grafik: E. Raab, verändert)

Sickerwasser

Boden-Luft

Boden-Teilchen

WassergefüllterPorenraum

Ungesättigte Zone

Grundwasser-oberfläche

Gesättigte Zone(Grundwasser)

Einleitung

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sers verdunstet (im Kreis im langjährigen Jahresmittel440 mm; vgl. Broschüre „Fließgewässer im Kreis Pin-neberg”), entweder direkt von der Bodenoberflächeoder über die Pflanzen. Ein bedeutender Anteil des ge-fallenen Niederschlags fließt an der Erdoberflächedirekt ab, über Bäche und Flüsse zum Meer hin.

Der übrige Anteil des Niederschlagswassers kann imBoden versickern und bildet hier den unterirdischenAbfluss. Ober- und unterirdischer Abfluss im Kreis Pin-neberg machen im langjährigen Jahresmittel zusam-men 360 mm aus. Der unterirdische Abfluss, d. h. dasWasser, das dem Grundwasser zugeht, beträgt imlangjährigen Jahresmittel 130 mm und macht damitnur noch etwa 1/6 des Niederschlages aus. In Teilender Geest des Kreises Pinneberg überwiegen an der

Erdoberfläche sandige Ablagerungen, so dass hierder oberirdische Abfluss sehr gering ist (bevorzugteGrundwasserneubildungsgebiete, geringes Grundwas-ser-Schutzpotential).

Die Wasserbewegung in der ungesättigten Zone – dasist der über dem Grundwasser liegende Bereich – istabhängig von den Standorteigenschaften. Bei bindi-gen Böden und größeren Flurabständen kann es meh-rere Jahre dauern, bevor versickertes Regenwasser inden Bereich des Grundwassers gelangt. Das Grund-wasser strömt – dem Gefälle der Landoberfläche fol-gend – einem Vorfluter (z. B. der Elbe) oder dem Meer(Nordsee) direkt zu. Über dem Meer verdunstet Was-ser, steigt auf, und es bilden sich Wolken. Bei entspre-chenden Luftdruckverhältnissen können diese über den

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Abb. 2: Schema des natürlichen Wasserkreislaufs. (Grafik: E. Raab, verändert)

Transport von Wasserdampf

Niederschlag

VersickerungLand

Grundwasser

Fluss

Meer

Verdunstung

Verdunstung und Evapotranspiration

Wasserkreislauf

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Abb. 3: Ganglinie des Grundwasserstandes in den Messstellen 3591-3594 (vgl. Abb. 8) bei Bokelseß sowie Niederschlags-mengen der Station Hörnerkirchen des Deutschen Wetterdienstes: Die Ganglinie zeigt einen typischen Jahresverlauf. Die höch-sten Grundwasserstände treten als Reaktion auf die höheren Niederschlagsmengen und die geringe Verdunstung der Vegeta-tion im Winterhalbjahr auf (nur 20% der Gesamtverdunstung vom 1. November bis 30. April). Niederschlagsreiche Periode in1994 und 1995, niederschlagsarme Periode von 1996 bis 1997. Die Schwankungen sind in den tieferen Messstellenschwächer ausgeprägt als in den flacheren. (A. Grube nach Daten des LANU SH)

Wasserkreislauf

3594

3593

3592

3591

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Kontinenten abregnen – damit ist der Wasserkreislaufgeschlossen.

Ein Teil des Grundwassers wird zur Wasserversorgungentnommen. Grundwasserleiter sind effektive Wasser-speicher. Das nutzbare Grundwasserdargebot ist jenesGrundwasser, welches hierfür zur Verfügung steht. Die-se Nutzbarkeit ist von den hydrologischen und hydro-geologischen Verhältnissen abhängig.

Fließvorgänge im Grundwasser

Grundwasser durchfließt die Hohlräume (Poren, Klüfteusw.) im Untergrund. Die Form und Größe der Ge-steinskörner eines Grundwasserleiters bestimmen dieDurchlässigkeit. Je grobkörniger und runder die Kom-ponenten, desto besser ist seine hydraulische Leitfähig-

keit für das Grundwasser. In groben Kiesen fließt dasGrundwasser beispielsweise schneller als in feinenSanden.

Die Höhe der Grundwasseroberfläche hängt von derabsoluten Lage des Vorflutersystems ab, wobei sichder Flurabstand mit Annäherung an einen Vorfluter ge-nerell verringert. Weitere Einflussfaktoren sind der geo-logische Bau des Grundwasserleitersystems, die Nie-derschlagsverteilung, die jeweiligen Druckverhältnissein der Atmosphäre und der Einfluss der Gezeiten (z. B.im Umfeld der Elbe). In Grundwassermessstellen wer-den die Veränderungen der Grundwasserstände konti-nuierlich gemessen. Räumlich und zeitlich tretenSchwankungen auf.

In einem Grundwasserleiter ohne überlagernde, fürWasser schwer durchlässige Schicht steht der Wasser-

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Abb. 4: Freie und gespannte Grundwasserverhältnisse (Grafik: E. Raab, verändert)

FreiesGrundwasser

Grundwasserleiter

Grundwasser-Geringleiter

GespanntesGrundwasser

ArtesischerBrunnen Grundwasser-Druckfläche

Grundwasser-Oberfläche

Fließvorgänge im Grundwasser

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spiegel unter atmosphärischem Druck. Man sprichtdann von „ungespannten” (oder freien) Grundwasser-verhältnissen. Grundwässer, die unter geringdurchläs-sigen Sedimenten wie Geschiebemergel vorkommen,sind dagegen häufig „gespannt” (Prinzip der kommu-nizierenden Röhren). Das bedeutet, dass die Grund-wasserstände über der Unterkante des Geschiebemer-gels liegen und das Grundwasser somit unter einemhöheren als dem atmosphärischen Druck steht. DieseVerhältnisse entstehen, wenn Grundwasser von denSeiten her ständig zufließt, ohne dass Wasser nachoben entweichen kann – so steigt automatisch derDruck im Grundwasserleiter. Örtlich kann der Druck imGrundwasserleiter so hoch sein, dass das Grundwas-ser bei einer Bohrung aus dem Bohrloch ausfließt (arte-sische Verhältnisse), z. B. im Bereich der WasserwerkeQuickborn, Halstenbek und Barmstedt.

Es gibt Bereiche, in denen Grundwasser bevorzugt ver-sickern kann. Diese Gebiete können als Grundwasser-neubildungsgebiete den Durchfluss- und den Aussicke-

rungsgebieten gegenübergestellt werden. Die Grund-wasserbewegung in den Grundwasserneubildungsge-bieten ist nach unten gerichtet. In den Durchflussgebie-ten fließt das Grundwasser bevorzugt horizontal, bises in den Aussickerungsgebieten in die Bäche undFlüsse übertreten kann.

Natürlicher Grundwasseraustausch

Dort wo das Gelände in die Grundwasseroberflächeeinschneidet liegt eine Quelle. Diese Austrittsstellensind von der Geologie und von den Fließverhältnissenabhängig. Verbreitet kommen Quellaustritte vor, wennWasser auf einem angeschnittenen Grundwasserge-ringleiter „ausläuft”. Aufgrund der genannten Vorgän-ge finden wir Quellen vorwiegend im Bereich vonHohlformen und Tälern. Quellen sind durch Entwässe-rungsmaßnahmen und Grundwasserentnahmen inunserer intensiv genutzten Kulturlandschaft seltenergeworden und bedürfen eines besonderen Schutzes.

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Grundwasserströmung

Förder-brunnen

Versickerungsgebiet(Neubildungsgebiet)

Durchsickerungsgebiet

Sohle des nutzbaren GW-Leitersystems

Grundwasserleiter

Grundwassergeringleiter

Wasserwerk

Aussickerungsgebiet(Exfiltrationsgebiet)

Aufgrund der Druckent-lastung tritt Grundwasserin die Vorfluter über

Das Grundwasserbewegt sich im wesent-lichen horizontal

Niederschläge versickernim Boden und bildenneues Grundwasser

Abb. 5: Einteilung vonGrundwasserleiternentsprechend ihres Strö-mungsverhaltens. In Ab-hängigkeit vom geologi-schen Bau und denDruck- bzw. Fließverhält-nissen werden Grund-wasserneubildungsgebie-te, Durchfluss- und Aus-sickerungsgebiete unter-schieden. (A. Grube)

Versickerungsgebiet(Neubildungsgebiet)Niederschläge versickern

im Boden und bildenneues Grundwasser

DurchsickerungsgebietDas Grundwasser

bewegt sich im wesent-lichen horizontal

Aussickerungsgebiet(Exfiltrationsgebiet)Aufgrund der Druckent-

lastung tritt Grundwasser in die Vorfluter über

Fließvorgänge im Grundwasser

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Aktive Quellen im Kreisgebiet sind z. B. an derKrückau, aus Seeth-Ekholt und dem Himmelmoor be-kannt (vgl. Titelfoto).

Neben diesen auffälligen, aber flächenhaft gesehenrelativ seltenen Austrittsstellen von Grundwasser gibtes an Bächen und Flüssen einen direkten Austausch.Das Grundwasser, das in die Bäche und Flüsse desKreises Pinneberg eindringt, hat eine große ökologi-sche Bedeutung, da es Temperatur und Zusammenset-zung des Bachwassers ausgleicht. In Trockenzeitenwerden unsere Bäche und Flüsse fast ausschließlichdurch Grundwasser gespeist, man spricht dann vomTrockenwetterabfluss.

Grundwasser fließt sehr langsam, wesentlich langsa-mer als das Wasser in Bächen und Flüssen. Es legt nureinige Dutzend bis wenige hundert Meter pro Jahr inGrundwasserleitern zurück, in Grundwassergeringlei-tern sogar nur einen Bruchteil davon. Das Grundwas-ser strömt flächenhaft, so dass nicht von sogenannten„Grundwasser-Adern” gesprochen werden kann.

Das Grundwasser weist häufig eine Schichtung auf,d. h. das Wasser ist in verschiedenen Tiefenbereichenunterschiedlich zusammengesetzt. Eine wichtige Diffe-renzierung ist die in einen oberflächennahen Bereichmit oxidierenden Verhältnissen (Grundwasser ist

sauerstoffhaltig) und einen – den Großteil desGrundwassers in Norddeutschland einnehmenden –tieferen reduzierten Grundwasserbereich (Grundwas-ser ist weitgehend sauerstofffrei).

Wie werden Grundwasserleitersystemeerkundet?

Um den geologischen Aufbau des Untergrundes zu er-kunden, werden Bohrungen durchgeführt oder – wie

Abb. 7: Grundwassermessstellen-Gruppe westlich Hasloh.Die Messstellen sind in unterschiedlicher Tiefe verfiltert(W. Scheer).

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Abb. 6: Krückau in Langelnmit steinig-kiesigem Bach-bett, welches den Übertrittvon Grundwasser in dasGewässer erleichtert.Grundwasser kann hier zuOberflächenwasser werdenund umgekehrt. (G. Janssen)

Grundwasserleitersysteme

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Abb. 8: 225-Meter-Bohrung bei Bokelseß. Der anschließende Ausbau der Landes-Messstellen 3591 bis 3594 erfolgte abge-stimmt auf die erbohrte Sedimentfolge mit entsprechender Ton-Abdichtung im Bereich der Grundwassergeringleiter. Messstellen-Gruppen ermöglichen die Untersuchung von übereinander liegenden Grundwasserleiter-Stockwerken.(Graphik: A. Grube; Bohrung: Fa. Gebr. Lange, Halstenbek)

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Grundwasserleitersysteme

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der Geologe sagt: „abgeteuft”. Dabei kommen sehrunterschiedliche, häufig technisch aufwändige Bohr-verfahren zum Einsatz. Die Tiefe dieser Bohrungenhängt von der Aufgabenstellung ab und kann von we-nigen Metern bis zu mehreren hundert Metern reichen.Es werden Spülbohrungen und – bei flacheren Bohrun-gen – Trockenbohrungen eingesetzt. Der Durchmesserdes Bohrloches variiert von einigen Zentimetern bis zuüber 1 Meter. Bei der Grundwassererschließung liegendie Bohrtiefen im Kreis Pinneberg etwa zwischen 50und 200 Metern. Fachlich betreut werden Bohrungendurch Geologen. Beim Bau von Grundwassermessstel-len werden häufig Druckspülbohrungen, bei Brunnen-bohrungen das sogenannte Lufthebeverfahren einge-setzt. Beim Spülbohrverfahren wird der vom Bohrergelöste Boden durch eine Spülflüssigkeit aus dem Bohr-loch ausgeschwemmt. Nach Abschluss der Bohrungwerden geophysikalische Vermessungen des Bohr-

loches durchgeführt, um die Ansprache der erbohrtenSchichten abzusichern.

Nachdem eine Untersuchungsbohrung durchgeführtworden ist, werden Bohrlöcher entweder fachgerechtverfüllt oder mit ineinander verschraubten Kunststoff-oder Metall-Rohren (früher auch Holz) zu Grundwas-ser-Messstellen oder Brunnen ausgebaut. Hierbei kom-men im Bereich des Grundwasserleiters mit Schlitzenversehene „Filterrohre” zum Einsatz. Der Außenraumder Filter muss mit Filterkies ausgefüllt werden, damitausreichend Wasser in den Filter strömen kann undTrübstoffe zurückgehalten werden.

Beim Abteufen von Bohrungen werden auch die ge-ringdurchlässigen Schichten durchfahren, so dass uner-wünschte hydraulische Kontakte zwischen verschiede-nen Grundwasserleitern geschaffen werden. Hier-durch könnten Schadstoffe in tiefere Grundwasserleitervordringen. Deshalb sind diese Bereiche bei Bohrun-gen mit großer Sorgfalt wieder abzudichten. Dazuwerden Ton-, Steinmehl oder Zementsuspensionen ver-wendet, die über spezielle Einrichtungen in den Ring-raum eingebracht werden.

Messstellen können sowohl für die Beobachtung derGrundwasserstände als auch der Beschaffenheit desGrundwassers verwendet werden. Grundwassermess-stellen und Brunnen sind – obwohl verhältnismäßig auf-wändige unterirdische Bauwerke – für Unbeteiligteunscheinbar. Bei einem „Überflurausbau“ ist nur einStahlrohr mit verschlossener Kappe zu sehen, beim„Unterflurausbau“ ein Schachtdeckel.

Die in den einzelnen Messstellen eines Grund-wasserleiters gemessenen Grundwasserstände werdenauf NN-Werte (Normal-Null-Werte) umgerechnet undüber mathematische Verfahren miteinander in Verbin-dung gebracht. Auf diese Weise entstehen sogenannteGrundwassergleichen (Linien gleichen Grundwasser-standes). Da auch das Grundwasser der Schwerkraftfolgend „bergab” fließt, kann so die Fließrichtung desGrundwassers festgestellt werden.

Abb. 9: Schematisierter Grundwassergleichenplan für dieBraunkohlensande bzw. vergleichbare Grundwasserleiter fürden Kreis Pinneberg Der Abstrom des Grundwassers erfolgtgenerell in Richtung Elbe. (Kreis Pinneberg nach Unterlagendes Geologischen Landesamtes 1993, verändert)

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Grundwasserleitersysteme

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Grundwasser

Erdgeschichtliche Entwicklung und Bildungvon Grundwasserleitern

Wichtige Grundlagen zur Geologie des Kreises wur-den bereits in der Broschüre „Geologische Streifzügeim Kreis Pinneberg” dargelegt. Hier wird daher vor-wiegend auf die hydrogeologisch relevanten Aspekteeingegangen.

Erdaltertum und Erdmittelalter

Für die Entstehungsgeschichte des Gebietes sind ausgeologischer Sicht die Sedimente aus den Erdzeit-altern des Oberen Rotliegenden (rd. 260 Mio. Jahrevor Heute) und des Zechsteins (rd. 240 Mio. Jahre vor

Heute) von Bedeutung. Im jüngeren Rotliegenden herr-schte in unserem Bereich ein trockenheißes Klima ähn-lich der heutigen Sahara. Später war das Land über-flutet und bildete den westlichen Teil eines sich von derNordsee bis nach Russland erstreckenden Meeres(Zechstein). Während im Rotliegenden vorwiegendSandsteine und Salze gebildet wurden, verdunstetenwährend des Zechsteins im Randmeer große Mengenan Meerwasser, so dass insgesamt über 1.000 MeterSteinsalz abgelagert wurden. Auch in bestimmtenAbschnitten des folgenden Mesozoikums (rd. 225 - 65Mio. Jahre vor Heute) kam es zur Ablagerung vonSalzgesteinen. Durch die Sedimente, die im Laufe derZeit die Salze überdeckten, stiegen Druck undTemperatur – es kam zum Aufstieg des spezifisch leich-teren und plastisch reagierenden Salzes. Einzelne

Abb. 10: Hydrogeologisches Profil zwischen der Seestermüher Marsch und Norderstedt(nach MUNF 1998, Entwurf: B. Nommensen).

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Salzstöcke (z. B. die Salzstöcke Elmshorn undQuickborn) reichen bis nahe an die Erdoberfläche.Unter unserem regenreichen Klima wird das aufdrin-gende Salz vom Wasser gelöst, so dass das reineSteinsalz nur in Bohrungen im Bereich von Salzstöckenin cirka 100 Meter Tiefe und mehr angetroffen wird.Die Lösung von Salz an den Salzstöcken führt vielerortszu Einschränkungen der Nutzbarkeit des Grundwas-sers. Die Salzstöcke besitzen die Dimensionen eines(unterirdischen) Gebirges und lenkten die Sedimenta-tion in den sich anschließenden Abschnitten derErdgeschichte.

Braunkohlezeit (Tertiär – rund 65 Mio. bis2 Mio. Jahre vor Heute)

Im älteren Tertiär (Eozän) wurden überwiegend tonigeMeeressedimente abgelagert. GeringmächtigereGrundwasserleiter aus dieser Zeit sind versalzt. Siewerden teilweise für Heilbäder verwendet, z. B. in BadBramstedt und Bad Schwartau. Im jüngeren Abschnittdes Tertiärs (Miozän) wurde die Küstenlinie desMeeres durch subtropische Flüsse mit deltaähnlichenMündungen (vergleichbar dem heutigen Mississipi-Delta) zurückgedrängt. Dort konnten sich sandige Ab-lagerungen mit Braunkohle-Einschaltungen bilden.Diese Braunkohlesande stellen vielerorts unsere wich-tigsten Grundwasserleiter dar. Auch im Jungtertiär, imsogenannten Obermiozän, wurde Schleswig-Holsteinvom Meer überflutet. Es wurden dunkelgraue, fossilrei-che Tone mit Muscheln abgelagert, die man wegendes hohen Gehaltes an Glimmer als Glimmerton be-zeichnet. Bei geschlossener Verbreitung sind sie fürdas Grundwasser weitgehend undurchlässig. (vgl.Abb. 11)

Im jüngsten Abschnitt des Tertiärs, dem Pliozän, wichdas Meer endgültig aus Schleswig-Holstein zurück.Nur im Pinneberger Raum und auf Sylt können nochsandige Meeresablagerungen nachgewiesen werden.Die nachfolgenden Flusssande, die sogenannten Kao-linsande, leiten zum Eiszeitalter über und sind bei unsmit wechselnden Mächtigkeiten bekannt. Das Materialstammt ursprünglich vorwiegend aus dem Bereich derheutigen Ostsee bzw. dem südlichen Skandinavien.

Diese Sande bilden in anderen Bereichen Schleswig-Holsteins sehr ergiebige Grundwasserleiter, z. B. imBereich Bargteheide – Oldesloe, nicht jedoch im KreisPinneberg. Die Kaolinsande sind hier nur geringmäch-tig aus früheren Sandgruben bei Eggerstedt bekannt.

Das Eiszeitalter (Quartär – rund2 Mio. Jahre vor Heute bis zur Jetztzeit)

Das Quartär war durch den Wechsel von kälteren undwärmeren klimatischen Perioden gekennzeichnet. Ausden älteren Perioden des Pleistozäns sind nur sehrlokale Ablagerungen bekannt, die jedoch als Grund-wasserleiter keine Rolle spielen. Während der Elster-und der Saale-Kaltzeit wurde das Gebiet des KreisesPinneberg mit mächtigem Inlandeis von Skandinavienher überfahren und unsere Landschaft erheblich umge-staltet. Vor, während und nach den großen Eisvor-stößen wurden durch breite Schmelzwasserströmeenorme Mengen an Sanden und Kiesen abgelagert.Diese sandigen Ablagerungen bilden zusammen mitsandigen Flussablagerungen die wichtigsten Grund-wasserleiter im Kreis Pinneberg. Aus ihnen fördern dieWasserwerke Elmshorn-Sibirien, Elmshorn-Köhnholz,Horstmühle, Pinneberg-Peiner Weg, Rellingen undUetersen (auch ehemals Lander, WBV SeestermüherMarsch). Nach dem Abschmelzen der Eismassen bliebüber größere Flächen der lehmige Gletscherschuttzurück, den man in Norddeutschland als Geschie-bemergel oder Geschiebelehm bezeichnet. DieseAblagerungen sind teilweise mehrere Dekametermächtig und bilden wichtige Grundwassergeringleiter,die örtlich die Fließwege des (inzwischen durch denMenschen belasteten) Grundwassers erheblich verlän-gern können und somit durch ihre Filterwirkung einengewissen Schutz des darunter liegenden Grundwas-sers bewirken. Leider fehlt diese natürliche Schutz-schicht gerade im Kreis Pinneberg weitflächig.

Während der Elster-Kaltzeit wurden tiefe rinnenartigeHohlformen unter dem Eis in den Untergrund gefräst.Diese besitzen eine große Bedeutung für die heutigewasserwirtschaftliche Nutzung der Grundwasserleiter.Im Untergrund des Kreises Pinneberg finden sich meh-rere dieser „pleistozänen Rinnen”, die bis in über 300

Grundwasser

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Meter Tiefe hinabreichen. Sie sind häufig mit sandig-kiesigem Material gefüllt, so dass sie schon früh alsBrunnenstandorte genutzt wurden. Die WasserwerkeRenzel der Stadtwerke Pinneberg und neuerdings auchdas Wasserwerk Barmstedt besitzen Brunnen in sol-chen Rinnen (weiterhin das inzwischen eingestellteWasserwerk Pinneberg-Hasenmoor sowie das Wasser-werk Hamburg-Schnelsen). Ebenfalls in der Elster-Kaltzeit wurde der Lauenburger Ton abgelagert.Dieses Sediment, welches am Boden von Eisstauseengebildet wurde, verhindert oder verringert in vielenBereichen – z. B. in den Rinnen – einen Austausch zwi-schen den tieferen und flacheren Grundwasserleitern.Die Elbe diente im jüngeren Eiszeitalter immer wiederals Abflussbahn für die Gletscher-Schmelzwässer ausgroßen Teilen des südlichen Ostseeraumes. Vor allemin der Weichsel-Kaltzeit wurde zunächst ein über 50

Meter tiefes Tal erodiert und später teilweise mitSanden und Kiesen wieder aufgefüllt, sie bilden heuteeinen ergiebigen Grundwasserleiter. In der Gegen-wart (Holozän) entstanden Klei- und Torfschichten, diediesen Grundwasserleiter bedecken und vor Verunrei-nigung schützen. Die Klei-Schicht wurde in den Über-flutungsräumen der Elbe durch die Ablagerung feinsterTrübstoffe bei Hochwasser gebildet. Der heutige Elb-strom bildet den wichtigsten Vorfluter für die Grund-wasserleitsysteme im Süden Holsteins. Ein in denweichselkaltzeitlichen Grundwasserleitern der Elb-marsch bzw. im Übergangsbereich zur Geest fördern-des Wasserwerk ist das Wasserwerk HaseldorferMarsch der Hamburger Wasserwerke GmbH.

Grundwasser

Abb. 11:Geologische Rinnen derElster-Kaltzeit im Kreis Pin-neberg. Die Rinnen durch-schneiden lokal den an-sonsten weit verbreitetenGlimmerton. (vgl. Abb.10; Kreis Pinneberg nachUnterlagen des Geolo-gischen Landesamtes)

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Grundwasser

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Abb. 12: Schematischer geologischer Profilschnitt von der Geest in die Marsch mit Angabe der Filterstellungen der Wasser-werke im Kreis Pinneberg. (Umweltbehörde FHH 1997, verändert A. Grube)

Hydrogeologie und Wasserförderung

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Wasserwirtschaftliche Nutzung von Grundwasser

Wie hat sich die Wasserversorgungentwickelt ?

In vor- und frühgeschichtlicher Zeit waren Lager- undSiedlungsplätze an offene Gewässer oder an Quellengebunden, um lebensnotwendiges Trinkwasser nutzenzu können. Mit der Entwicklung der Technik, z. B. derMetallverarbeitung, wuchs der Wasserbedarf. VieleFlüsse wurden als Wasserstraßen für den Handel unent-behrlich. Alle früheren Hochkulturen waren an größe-ren Flüssen angesiedelt. In den Ge-bieten außerhalb der offenen Gewäs-ser war der Mensch auf die lebenser-haltenden Quellen angewiesen, die inder Vorstellungswelt unserer Vorfahrendeswegen eine ganz besondere Rollespielten. Die steigende Verwendungvon Wasser aus Flüssen und Seenwurde durch die vermehrte Einleitungvon verschmutzten Abwässern starkbeeinträchtigt. Der Ausbruch der Cho-lera-Epidemie von 1892 hatte für dieStadt Hamburg katastrophale Folgen.Hamburg nutzte damals unfiltriertesElbwasser für die Wasserversorgung,während das direkt benachbarteAltona – bis 1867 zur Herrschaft Pin-neberg gehörend – rechtzeitig ihrWasserwerk auf dem Baursberg miteiner Langsamsandfiltration ausgerü-stet hatte und so von der Epidemieverschont blieb. In den folgenden Jahrzehnten wurdedie Trinkwasserversorgung in Hamburg zunehmend aufFörderung von Grundwasser umgestellt. Auch im KreisPinneberg wird seit längerer Zeit, wie im gesamtenLand Schleswig-Holstein, kein Trinkwasser mehr ausOberflächengewässern gewonnen.

Seit Alters her gab es im Kreis Pinneberg immer auchschon flachere Brunnen zur Versorgung von Einzelge-höften und kleinerer Gemeinschaften. Seit Anfang des20. Jahrhunderts wurden zunächst die gut und kosten-günstig erreichbaren flachen Grundwasserleiter bis inetwa 50 Meter Tiefe für die Wassergewinnung genutzt.Neuere Brunnen weisen auch Bohrtiefen bis 200 Meterauf. Gründe für die Durchführung tieferer Bohrungen

waren eine zu geringe Ergiebigkeit der bis dato genutz-ten flachen Grundwasserleiter (heterogene pleistozäneStruktur), die fortschreitende technische Entwicklung beider Bohrtechnik sowie ein geringerer anthropogenerEinfluss in den tieferen Grundwasserleitern. Je tiefer dasVorkommen bzw. je älter das Grundwasser ist, destobesser ist bislang seine Beschaffenheit. Ab einer be-stimmten Tiefe stieß man hier jedoch auf Salzwässeroder Huminstoffe, die ein weiteres Vordringen in größe-re Tiefen behinderte. Die Möglichkeiten, in größere

Tiefen „auszuweichen”, sind insbesondere im KreisPinneberg begrenzt.

Im Kreis Pinneberg wurde die zentrale Wasserversor-gung bereits ab Mitte des 19. Jahrhunderts ausgebaut.Ein Schub der öffentlichen Wasserversorgung setzte imKreis Pinneberg um die Jahrhundertwende (19./20.Jhd.) mit der Einrichtung weiterer Wasser-werke ein.Lange Zeit wurden Wassertürme und andereWasserbehälter zur Speicherung und Verteilung ver-wendet (vgl. Titelbild). Die Wassertürme hatten – nebenihrer Speicherfunktion – die Aufgabe, einen konstantenDruck im Rohrnetz zu gewährleisten. Nach dem 2.Weltkrieg stieg der Wasserbedarf – auch bedingt durchdie Flüchtlinge – ganz erheblich. Der Großteil der heute

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Abb. 13: Torfbrunnen des Ostermannschen Hofs in Tornesch. Bei dieser Artder üblicherweise in der Marsch eingerichteten Brunnen wirkte Torf als natürlichesFiltermaterial. Dieser Sod-Brunnen wurde vor mindestens 300 Jahren benutzt.(H. - J. Wohlenberg)

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noch bestehenden Wasserwerke im Kreis Pinnebergwurde in 50er und 60er Jahren gebaut. Das jüngsteWasserwerk des Kreises wurde 1988 in Halstenbekeingerichtet. Parallel zum Ausbau der öffentlichenTrinkwasserversorgung ging die Zahl der Einzelversor-

gungsbrunnen im Zeitraum von 1990 bis 2000 voninsgesamt rund 2500 auf 750 Brunnen zurück.Lediglich die Gemeinde Ellerhoop versorgt sich nochaus eigenen Brunnen.

Wasserwirtschaftliche Nutzung von Grundwasser

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Wasserwerk / Einrichtungsjahr Abgabemenge Besonderheiten

Wasserversorgungs- heute

unternehmen m3 / pro Tag

Stadtwerke Barmstedt 1956 1.650 -WW Barmstedt

Gemeindewerke Halstenbek 1988 2.500 1991 Auftreten von Pflanzen- WW Häubargskoppeltwiete schutzmitteln, Aktivkohlefiltration

Hamburger Wasserwerke 1960 20.100 HorizontalfilterbrunnenWW Haseldorfer Marsch

Stadtwerke Elmshorn 1902 7.000 1985 Auftreten von Pflanzen-WW Köhnholz schutzmitteln, Aktivkohlefiltration 1995

Stadtwerke Elmshorn 1962 7.000 Aktivkohlefiltration 2001WW Krückaupark, Nibelungenring

Stadtwerke Pinneberg 1952* s. WW Renzel -WW Peiner Weg

Stadtwerke Pinneberg 1969 -- 1995 Betrieb eingestellt aufgrundWW West anthropogener Einflüsse (Pflanzen-

schutzmittel und Rieselfeldeinfluss)

Stadtwerke Pinneberg 1980 8.000 zus. -WW Renzel mit Peiner Weg

Gemeinde Rellingen 1958 2.200 -WW Rellingen

SCHLESWAG 1925 1.200 1990 Auftreten von Pflanzenschutz- WW Quellenweg / Uetersen mitteln, seit 1998 Aktivkohlefiltration

Stadtwerke Quickborn 1962/1980 5.750 -WW Quickborn

Versorgungsbetriebe Helgoland 1974/1989 800 (Sommer) Meerwasser- und Brackwasserent-250 (Winter) salzung, Regenwasserversickerung

WBV Seestermüher Marsch 1971 - 1991 Betrieb eingestellt aufgrund WW Lander von Pflanzenschutzmitteln

Wasserwerke im Kreisgebiet

*Wasserversorgung seit 1913 (vgl. Titelbild)

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Welche Beschaffenheit hatunser Trinkwasser?

Die sehr hohen Anforderungen, denen Trinkwasser ge-nügen muss, sind in der Trinkwasserverordnung durchGrenz- und Richtwerte festgeschrieben. Trinkwassermuss sich transportieren lassen, ohne Leitungen undArmaturen anzugreifen und Ablagerungen zu bilden.Es muss frei von Krankheitserregern sein und darf kei-ne gesundheitsschädlichen Eigenschaften besitzen.Trinkwasser wird deshalb regelmäßig auf seine Be-schaffenheit untersucht – es ist das bestkontrollierteLebensmittel überhaupt. Hinsichtlich des Unter-suchungsumfanges, der Untersuchungshäufigkeit und-genauigkeit übertreffen die Anforderungen an dasProdukt Trinkwasser die, die an Mineral- und Tafel-wasser gestellt werden.

Geogene Einschränkungen beider Grundwassernutzung

Die Nutzbarkeit von Grundwasser im Kreis Pinnebergist zunächst abhängig von der Leistungsfähigkeit derGrundwasserleiter. Die Nutzbarkeit zur Gewinnungvon Trinkwasser wird zudem durch geogene, d. h.natürlich vorkommende Stoffe, eingeschränkt.

Braunfärbende organische Beimengungen finden sichsowohl in flachen wie auch in sehr tiefen Grundwas-serleitern. Diese Färbung kann verschiedene Ursachenhaben. Sie entsteht zum Beispiel durch Huminstoffe,die auf Wechselwirkungen des Grundwassers mit denBestandteilen des Grundwasserleiters (Braunkohle,Tone), besonders im Randbereich von Salzwässern zu-rückgehen (Austauschwässer).

Der für viele norddeutsche Grundwässer typische hoheEisen-Gehalt, der ebenfalls zu einer Braunfärbungführt, ist für den menschlichen Gebrauch grundsätzlichunbedenklich. Er führt allerdings wie auch die Korro-sion beim Einsatz von Metallrohren nach einiger Zeitzu einer Verockerung von Versorgungseinrichtungen,d. h. zu einer teilweisen oder vollständigen Verstop-fung von Brunnen, Wasserleitungen und Armaturen.Hierbei wirken chemische und biologische Verocke-

rung („Eisenbakterien”) zusammen. Verockerung ist inPrivatbrunnen besonders verbreitet. In der öffentlichenWasserversorgung gibt es solche Probleme nur sehrselten, da das Eisen schon während der Aufbereitungentfernt wird, d. h. bevor das Wasser in die Versor-

gungsleitung gelangt. In allen GrundwasserleiternNorddeutschlands geht das für die Trinkwassergewin-nung nutzbare Grundwasser zur Tiefe hin in Salzwas-ser über. Bei der Versalzung des tieferen Grundwas-sers kann es sich einerseits um vor geologischen Zeiteneingeschlossene, sehr alte („fossile”) Meerwässer han-deln. Andererseits kann das sich im Untergrund bewe-gende Grundwasser an den Salzstöcken, die an vielenOrten Norddeutschlands bis nahe an die Erdober-fläche reichen, Salzgesteine auflösen („Ablaugung”).In den so entstandenen Grundwässern können dieSalzkonzentrationen erheblich höher sein als in denOzeanen.

Im Kreis Pinneberg treten natürliche Salzwässer z. B.in der Umgebung der Wasserwerke Elmshorn undRenzel auf. Auf Helgoland wird demgegenüber dasGrundwasser durch das Meerwasser der Nordseebeeinflusst, welches – wie in den meisten Küstenberei-chen – in den Inselsockel eindringt.

Aus Grundwasser wird Trinkwasser

Abb. 14: Verockerung in einem Wasserleitungsrohr(Wasserfibel, Maitron GmbH)

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Anthropogene Gefährdungendes Grundwassers

Viele menschliche Nutzungen beeinträchtigen poten-tiell unser Grundwasser. Probleme bereiten z. B.Nitrat-, Ammonium- und Sulfatanreicherungen sowieReste von Pflanzenschutzmitteln, Schwermetallen undLösungsmitteln (Chlorkohlenwasserstoffe u.a.). Eingroßer Anteil dieser Stoffeinträge in flachere Grund-wasserleiter erfolgt flächenhaft aufgrund derBaumschul- und landwirtschaftlichen Nutzung durchDüngung und durch den Einsatz von Pflanzenschutz-mitteln. Auch Altlasten können das Grundwasser punk-tuell verunreinigen. Zusätzlich werden in unserer indu-strialisierten Umwelt zahlreiche Stoffe aus der Luft innicht unbeträchtlichen Mengen in den Boden eingetra-

gen. Vor allem Säurebildner wie z. B. Schwefeldioxidkönnen eine Mobilisierung von Bodeninhaltsstoffen(z. B. Schwermetalle; Aluminium) bewirken und so dasGrundwasser indirekt beeinflussen. An vielen Stellenwerden heute in Schleswig-Holstein erhöhte Nitrat-Konzentrationen (Grenzwert der Trinkwasser-Verord-nung ist 50 mg NO3- /l) festgestellt. Landesweit mus-sten deshalb bereits einige Wasserversorgungs-anlagen aufgegeben werden. Im Kreis Pinneberg stelltdas Nitrat bisher ein weit geringeres Problem für die

Trinkwassergewinnung dar als die Pflanzenschutz-mittel. Dennoch werden große Mengen Stickstoff indas Grundwasser eingetragen. Nitrat ist eine Stick-stoffverbindung, die geogen nur in sehr geringenKonzentrationen vorkommt. Hohe Nitrat-Konzentratio-nen (bis über 200 mg/l) gehen auf industrielle – undvor allem aber landwirtschaftliche – Aktivitäten zurück.Es wird vorwiegend durch eine nicht dem Pflanzenbe-darf angepasste Verwendung von stickstoffreichenWirtschaftsdüngern (z. B. Gülle, Jauche) und Mineral-düngern in den Boden eingebracht. Das Nitrat-Ion istin den Böden verhältnismäßig mobil und kann deshalbleicht in das Grundwasser ausgewaschen werden.Geringer mit Nitrat belastete Grundwässer finden sichunter älteren Waldbeständen. In Wasserschutzgebie-ten wird deshalb eine Extensivierung der landwirt-

schaftlichen Nutzung mit anschließender Aufforstungbzw. eine Förderung biologisch-dynamischer Wirt-schaftsweisen angestrebt.

Verunreinigungen des Grundwassers

Bekanntermaßen lässt sich in Grundwässern geradedes Kreises Pinneberg inzwischen ein Einfluss des wirt-schaftenden Menschen nachweisen. Ein besonderes

Aus Grundwasser wird Trinkwasser

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Abb. 15: Eintragspfade anthropogener Stoffe in das Grundwasser (Entwurf: kresin-design)

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regionales Problem stellen die Baumschulflächen desKreises (10% der landwirtschaftlich genutzten Fläche)dar, die das größte geschlossene BaumschulgebietEuropas bilden. Im größten zusammenhängendenBaumschulgebiet Europas erfolgt ein intensiver Einsatzvon Pflanzenschutzmitteln, die im Trinkwasser nichtauftreten dürfen (Grenzwert der Trinkwasserverord-nung: 0,1 Mikrogramm/Liter für den Einzelstoff). Zur

Bodenbehandlung gegen Nematoden wurde u. a.Ditrapex, eingesetzt, ein Produkt, das 1.2-Dichlorpro-pan als Beimengung enthielt. Ditrapex darf seit 1991nicht mehr angewendet werden. Aufgrund seiner gros-sen Persistenz findet man 1.2-Dichlorpropan jedochbis heute im Grundwasser. Im Kreis Pinneberg musstenseit 1990 aufgrund von Belastungen des Grundwas-sers, vor allem mit Pflanzenschutzmitteln, insgesamtrund 20 Förderbrunnen außer Betrieb genommen wer-den. In den Wasserwerken Elmshorn-Köhnholz,Elmshorn-Krückaupark, Halstenbek und Uetersen wer-den inzwischen Aktivkohlefilteranlagen zur Reinigungdes Grundwassers eingesetzt, um die hier vorhande-nen Pflanzenschutzmittel herauszufiltern. In Barmstedtwurden vorübergehend 1999 im Trinkwasser Pflanzen-schutzmittel nachgewiesen. Ein Brunnen wurde daheraus der Förderung genommen. Es ist nicht auszu-schließen, dass zukünftig noch weitere Förderbrunnengeschlossen werden müssen.

Wie wird Grundwasser gefördert ?

Zur Förderung von Grundwasser gibt es zwei Artenvon Brunnen: Vertikal- und Horizontalfilterbrunnen.Das Grundwasser wird meist mit Vertikalfilterbrunnengewonnen, die bis in große Tiefen einsetzbar sind.Durch Unterwasserpumpen wird das Rohwasser inTransportleitungen zum Wasserwerk gefördert. Einebrunnenbautechnische Besonderheit stellen die dreiHorizontalfilterbrunnen dar, die im WasserwerkHaseldorfer Marsch in Sedimenten des Elbe-Urstromtaleszum Einsatz kommen. Dieser Brunnen-Typ mit sternför-mig angeordneten Filtersträngen dient der Erfassungvon flächigen Grundwasserleitern in geringer Tiefe. Erist sehr ergiebig, jedoch sind auch die Baukostenerheblich höher als bei Vertikalfilterbrunnen.

Wie wird Rohwasser zu Trinkwasseraufbereitet ?

Da Wasser ein gutes Lösungsmittel darstellt, reichertsich das Grundwasser je nach geologischer Beschaf-fenheit des Untergrundes mit verschiedenen Inhalts-stoffen an. In Norddeutschland treten als natürliche

Aus Grundwasser wird Trinkwasser

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Abb. 17: Brunnenbohrung im Spülverfahren und Einsetzenvon Rohren. (Fa. Gebr. Lange, Halstenbek)

Abb. 16: Einbau eines Filterrohres (links, rechts ist einVollrohr zu sehen). Erkennbar ist auch das Kiesmaterial, wel-ches das Filterrohr umgibt (Fa. Gebr. Lange, Halstenbek)

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Inhaltsstoffe im Grundwasser meist Eisen, Mangan,Kalk, Schwefelwasserstoff, überschüssige Kohlensäureund Ammonium auf. Die Konzentration dieser natürli-chen Inhaltsstoffe ist in der Regel nicht gesundheits-schädlich, dennoch ist ihre teilweise Entfernung not-wendig. Blieben sie im Wasser, würden sich folgendeProbleme ergeben: Schwefelwasserstoff ist geruchs-und geschmacksbelästigend, Kohlensäure wirkt ag-gressiv auf das Rohrnetz, Eisen und Mangan fallen imRohrnetz und an Armaturen aus.

Der Aufbereitungsvorgang im Wasserwerk ist natür-lichen Prozessen nachgebildet, wobei der Aufwandsich nach der Qualität des geförderten Rohwassersrichtet. Da das Grundwasser im Kreis Pinneberg in derRegel eine gute Qualität aufweist, sind nur wenigeAufbereitungsstufen erforderlich. Üblicherweise wirddas Rohwasser zunächst belüftet, das heißt durchVersprühen in Verdüsungstürmen oder Ablaufen-lassen über Wasser-Kaskaden in offenen Anlagen mitLuftsauerstoff angereichert. Hierbei verflüchtigen sichKohlensäure und Schwefelwasserstoff. Die gelöstenMetalle beginnen zu oxidieren und das bislang klareRohwasser wird trübe. Die Entfernung der Eisen- undManganflocken erfolgt durch Filtration in großen Sand-und Kiesfiltern. Der Zusatz eines Desinfektionsmittels(z. B. Chlordioxid) dient der Reduzierung der Keim-zahlen und wird fallweise eingesetzt.

Abb. 18 und 19: Schematischer Schnitt durch Vertikal- undHorizontalfilterbrunnen des Wasserwerkes HaseldorferMarsch (Hamburger Wasserwerke GmbH)

Aus Grundwasser wird Trinkwasser

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Horizontalfilter-brunnen

Vertikalfilter-brunnen

Grundwasser-anstrom

Grundwasser-anstrom

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Besondere Probleme bereiten im Kreis Pinneberg dieFunde von Pflanzenschutzmitteln (z. B. 1.2-Dichlorpro-pan, Hexazinon, Chlortoluron etc.). Seit Anfang der80er Jahre wurden und werden diese Stoffe immerwieder im Grund- und Rohwasser nachgewiesen. Umdieses Wasser als Trinkwasser abgeben zu können,müssen die Stoffe durch eine kostenintensiveAktivkohlefiltration im Wasserwerk – zum Beispiel inElmshorn – entfernt werden.

Wieviel Trinkwasser wird gebraucht?

Der Wasserverbrauch der Haushalte stieg im Laufe derletzten hundert Jahre durch die verbesserten sanitärenEinrichtungen in den Haushalten, Krankenhäusern etc.ganz erheblich. Der vergrößerte Wasserverbrauchging mit einem steigenden Lebensstandard und einemhöheren Gesundheitsniveau einher. Seit einigen Jahrenhat sich der Wasserverbrauch stabilisiert bzw. ist rück-läufig. Der Wasserverbrauch der Haushalte im KreisPinneberg liegt heute bei ungefähr 125 Litern pro Tag

und Einwohner. Den größten Anteil hieran machenToilettenspülung, Baden und Duschen aus.

Abb. 20: Wasseraufbereitungsschema. Beeinflussungen des Rohwassers durch geogene (z. B. Huminstoffe) und anthropogeneStoffe (z. B. Pflanzenschutzmittel) erfordern eine aufwendigere Aufbereitung. (WW Peiner Weg, Stadtwerke Pinneberg)

7%

7%

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30%

Abb. 21: Verwendungsanteile von Trinkwasser

Aus Grundwasser wird Trinkwasser

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Verwendung von Trinkwasser

Toilettenspülung

Baden u. Duschen

Wäschewaschen

Geschirrspülen

Körperpflege

Sonstiges

Kochen und Trinken

Autowäsche

Gartenbewässerung

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Im Kreis Pinneberg werden pro Jahr etwa 21 MillionenKubikmeter Trinkwasser aus Grundwasser durch dieWasserversorgung gefördert und verteilt. Der An-schlussgrad an die öffentliche Wasserversorgung be-trägt dabei 99%. Zum Vergleich: In Schleswig-Holsteinwurden im Jahre 2000 rund 230 Millionen KubikmeterGrundwasser für die Wasserversorgung gefördert, hin-

zu kommen die Entnahmen des verarbeitenden Ge-werbes sowie der Landwirtschaft und der Hausbrun-nen. Ein deutlicher Rückgang ist bei der Eigenförde-rung des verarbeitenden Gewerbes zu beobachten,u.a. bedingt durch das Abwasserabgabengesetz von1976 und das Grundwasserabgabengesetz von 1994.

Der Wasserpreis im Kreis Pinneberg liegt bei durch-schnittlich e 1,17 pro Kubikmeter (Bundesdurchschnitt:e 1,70). Damit kosten 1.000 (eintausend!) LiterTrinkwasser rund so viel wie 1,5 Liter Mineralwasser.Der Wasserpreis in den verschiedenen Versorgungs-gebieten variiert in Abhängigkeit von Art undAufwand der Aufbereitung, der Beschaffenheit desRohrnetzes etc.

Vom Wasserwerk zumVerbraucher

Eine weitere verantwortungs-volle Aufgabe der Wasserver-sorger ist der Transport desTrinkwassers zum Verbraucher.Abbildung 23 gibt einen Über-blick über die Wasserversor-gung im Kreis. Ein Großteil desTrinkwassers wird im KreisPinneberg gewonnen, einigeGebiete werden jedoch vonaußerhalb des Kreises versorgt,nämlich durch die Wasserwer-ke Schnelsen und Baursbergder Hamburger WasserwerkeGmbH sowie durch dasWasser-werk Horstmühle des Wasser-beschaffungsverbandes Krem-permarsch im Kreis Steinburg.Das Wasserwerk HaseldorferMarsch gibt andererseits auchWasser an die Stadt Hamburgab. In einigen Bereichen desKreises wird Wasser aus ver-schiedenen Wasserwerken indas Rohrnetz eingespeist. Soerhalten die Uetersener BürgerTrinkwasser, das zu 80 % von

Abb. 22: 1 Liter Trink-wasser kostet rund0,1 Cent(Grafik: kresin-design)

Abb. 23: Aufteilung der Wasserversorgungsgebiete im Kreis Pinneberg

Aus Grundwasser wird Trinkwasser

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VersorgungsunternehmenVersorgungsbetriebe Helgoland

WBV KrempermarschStadtwerke BarmstedtStadtwerke QuickbornStadtwerke Elmshorn

Hamburger WasserwerkeJ.D.M Wasser-WerkeStadtwerke PinnebergHamburger WasserwerkeGemeinde RellingenGemeindewerke Halstenbek

Schleswag Uetersen

Name der VersorgungsanlageWW Helgoland

Wasserwerk Horst (Kreis Steinburg)Wasserwerk NappenhornWasserwerk QuickbornWasserwerke Köhnholz und Krückaupark

Wasserwerk Haseldorfer MarschWasserwerk J.D. MöllerWasserwerke Renzel und Peiner WegVersorgungsgebiet West*Wasserwerk EgenbüttelWasserwerk Häubargskoppel

Wasserwerke Uetersen und Haseldorfer Marsch (Mischwasser)

Grundstücksbesitzer Einzelbrunnen

*Versorgungsgebiet West = Wasserwerke Schnelsen, Baursberg und Haseldorfer Marsch

WBV Krempermarsch Wasserwerk Horst (Kreis Steinburg) und Einzelbrunnen

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den Hamburger Wasserwerken und 20 % aus der För-derung der Schleswag im Uetersener Wasserwerkstammt.

Das öffentliche Versorgungsnetz im Kreis Pinnebergumfasst mehr als 1.300 Kilometer Länge. Hinzu kom-men die Hausanschlüsse. Die ständige Wartung undErneuerung des Rohrnetzes durch die Wasserversor-ger, die mit erheblichen Kosten verbunden sind, führennicht zuletzt dazu, dass in Deutschland im Vergleich zuanderen europäischen Ländern sehr geringeRohrnetzverluste (6-8%) auftreten. Die Verantwortungdes jeweiligen Wasserwerkes für die Beschaffenheitdes Trinkwassers endet in der Regel an derGrundstücksgrenze bzw. am Wasserzähler. Für deneinwandfreien Zustand der Hausinstallation ist derGrundstückseigentümer verantwortlich.

Schäden am Rohrnetz und eine nachteilige Verände-rung des Trinkwassers können durch Korrosion entste-hen. Hierbei ist besonders die Kupferkorrosion zu nen-nen, die bei einer ungünstigen Kombination von Was-serzusammensetzung und Werkstoffen in privatenWasserleitungen auftreten kann. Kupfer ist ein häufigverwendeter Rohr-Werkstoff bei Hausinstallationen,der jedoch bei niedrigen pH-Werten des Wassers kor-rodiert. Ob das Trinkwasser für den Einsatz vonKupferrohren in der Hausinstallation geeignet ist, kannbeim jeweiligen Wasserwerk erfragt werden.Probleme können auch durch zu lange Standzeiten inWasserleitungen entstehen (Anstieg der Keimzahl).

Helgoland als besonderer Standort

Aufgrund des geologischen Baus – die Insel bestehtaus Festgesteinen des Erdmittelalters (Mesozoikum) –sind dort nur in geringem Umfang speicherfähigeSandsteinfolgen vorhanden. Deshalb war die Wasser-versorgung auf Helgoland immer mit Problemen behaf-tet. Bis in die 60er Jahre des zwanzigsten Jahrhundertswurden für alle Wohn- und Privathäuser Regenwasser-zisternen verwendet, mit denen die Niederschläge vonrund 720 mm pro Jahr genutzt werden. Bis in die 70erJahre wurde Trinkwasser mit Tankschiffen von Wil-helmshaven nach Helgoland gebracht. 1972 wurdedann die erste Meerwasser-Entsalzungsanlage ein-gerichtet. Diese Art der Trinkwassergewinnung wirdseit den 80er Jahren maßgeblich zur Versorgung ver-wendet. Kleinere Bereiche Helgolands werden auseiner „Süßwasserlinse” versorgt. Dieses Süßwasser-vorkommen wird aus Niederschlagswasser gebildet,welches auf dem unterlagernden Salzwasser„schwimmt”. Die Preise für Trinkwasser sind ent-sprechend hoch – sie liegen bei dem Mehrfachen(e 3,26 / m3) des Wertes von „Pinneberg-Festland”.

Abb. 24: Wasserübergabe in Privathäusern. Bis zur Über-gabestelle ist das Wasserversorgungsunternehmen verant-wortlich. Arbeiten an der Hausinstallation dürfen nur vonFach-Betrieben ausgeführt werden (nach DVGW, verändert).

Abb. 25: Bau einer Rohrleitung für die öffentliche Wasser-versorgung (Fa. Gebr. Lange, Halstenbek)

Aus Grundwasser wird Trinkwasser

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Der Kreis ist dicht besiedelt

Auf einer Gesamtfläche von 664 km2 leben rund290.000 Menschen, das sind 436 Einwohner proQuadrat-Kilometer. Damit ist der Kreis Pinneberg deram dichtesten besiedelte Kreis Schleswig-Holsteins.Rund 19 % der Kreisfläche sind versiegelt, d. h. wer-den als Siedlungs- und Verkehrsfläche genutzt. Rund67 % der Kreisfläche werden landwirtschaftlich ge-nutzt. Rund 9% der Kreisfläche sind bewaldet. Diezahlreichen Industriebetriebe, die sich angesiedelthaben, stellen ebenfalls mögliche Belastungsquellendar, da Stoffe aus den verschiedenen Anwendungenmit dem Niederschlags- und Sickerwasser in dasGrundwasser gelangen können.

Gesetzliche Grundlagen

Sowohl Grundwasser als auch oberirdische Gewässerstellen natürliche Lebensräume dar, die langfristig zusichern sind. Deshalb bedürfen alle Eingriffe in einGewässer einer behördlichen Zulassung. Hierzu zähltauch die Entnahme von Grundwasser. Erdaufschlüsseab einer Tiefe von 10 Metern, wie Bohrungen undBrunnen, müssen der Unteren Wasserbehörde vorabangezeigt werden. Die gesetzlichen Grundlagen zumSchutz der Gewässer bilden das Wasserhaushaltsge-setz (WHG) als Rahmengesetz des Bundes und dasLandeswassergesetz für Schleswig-Holstein (LWG).Mittelbar findet der Gewässerschutz weiterhin auch inGesetzen aus anderen Bereichen seinen Niederschlag(z. B. im Bodenschutzgesetz).

Reinigungsvermögen des Untergrundes

Vielfach ist die Vorstellung vorhanden, das Grund-wasser sei gegen durch den Menschen verursachteSchadstoffeinträge ausreichend geschützt – durch dieFilterwirkung des belebten Bodens, das Vorhandenseingeringdurchlässiger Deckschichten oder die Selbstrei-nigungskraft des Grundwasserleiters. Tatsächlich gibtes auch ältere Grundwässer, die noch keine negativenEinflüsse zeigen. Die Erkenntnisse aus Wissenschaftund Forschung der letzten Jahrzehnte und die aktuellen

Untersuchungsbefunde zeigen jedoch, dass dasGrundwasser im Kreis Pinneberg in weiten Bereichenüber keine ausreichenden natürlichen Schutzfunktio-nen verfügt und deshalb eines besonderen Schutzesbedarf.

Die Empfindlichkeit des Grundwassers gegenüberVerschmutzungen von der Erdoberfläche hängt zu-nächst maßgeblich von der Mächtigkeit und derZusammensetzung der belebten Bodenzone und derÜberdeckung des genutzten Grundwasserleiters mit to-nigen Schichten ab. Feinkörnige Substrate verminderneinen Eintrag von vielen Schadstoffen, da das ver-sickernde Wasser in ihnen länger verweilt und so z. B.mikrobiologisch oder hydrochemisch besser „gerei-nigt” werden kann. In sandigen Böden ist dagegen dieVerweil- und Reaktionszeit kürzer – so dass eineBelastung das Grundwasser schneller und entspre-chend „konzentrierter” erreichen kann.

Kommen Grundwassergeringleiter in größerer Ausdeh-nung über einem genutzten Grundwasserleiter vor, bil-den sie eine natürliche schützende Deckschicht für dasdarunter befindliche Grundwasser. Deshalb wird beider Erkundung von Grundwasserleitersystemen beson-ders auf Fehlstellen, sogenannte „geologische Fen-ster”, geachtet. In diesen Bereichen sind keine bindi-gen Sedimente abgelagert oder aber – etwa durchSchmelzwässer der Gletscher – wieder abgetragenworden. An diesen Kontaktstellen kann das unterUmständen mit Schadstoffen belastete Grundwasserungehindert in tiefere Grundwasserleiter gelangen.

Grundwasserleiter besitzen ähnlich wie der Bodeneine eingeschränkte Selbstreinigungskraft, die daraufberuht, dass verschiedenste Prozesse, wie Dispersion,Adsorption und besonders mikrobielle Umsetzungenzu einer Verdünnung, Festlegung oder zum Abbau vonSchadstoffen führen. Die Intensität dieser Prozesse unddas Potential für diese „natürliche Reinigungsleistung”des Grundwasserleiters hängt von der Zusammen-setzung des Sedimentes und den Fließbewegungenab.

Generell laufen alle Prozesse nur sehr langsam ab undsind von daher weniger wirksam. Der lange Zeitraum

Wasserwirtschaft und Grundwasserschutz

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zwischen Ursache (Verschmutzung), den Tätigkeitenvon heute und deren Wirkung (Beeinträchtigung derGrundwasserbeschaffenheit), kombiniert mit derTatsache, dass Veränderungen des Sicker- und desGrundwassers der unmittelbaren Beobachtung desMenschen entzogen sind, haben häufig zu einem sorg-losen Umgang mit unserem wichtigsten Lebensmittelgeführt. Prinzipiell sind die geschilderten Selbstreini-gungskräfte begrenzt – ähnlich der Lebensdauer einesKatalysators im Auto. Dieses ist mit einem irreversiblenAbbau des geogenen Reinigungspotentials (Gehalt anorganischem Kohlenstoff, Karbonatgehalt, Belegungvon Austauscherflächen etc.) zu erklären. Deshalb giltes, die Selbstreinigungskraft unserer Grundwasserlei-ter nicht übermäßig zu strapazieren.

Was sind Wasserschutzgebiete?

Grundwasserschutz hat flächendeckend und räumlichdifferenziert zu erfolgen. Die Ausweisung von Wasser-schutzgebieten stellt das rechtliche Instrument desWasserhaushaltsgesetzes für einen vorbeugenden flä-chenspezifischen Grundwasserschutz für Trinkwasser-

gewinnungsgebiete dar. In diesen Gebieten hat dieöffentliche Wasserversorgung Vorrang vor anderen In-teressen. Nähere Informationen zu diesem wichtigenThema, auch zu Wasserschongebieten, Vertragsgrund-wasserschutz usw. sind den Broschüren des KreisesPinneberg und des Umweltministeriums (MUNF) zu ent-nehmen.

Wasserschutzgebiete werden speziell in Bereichenausgewiesen, in denen keine natürlichen, ausreichendmächtige bindige Deckschichten vorhanden sind.Aufgrund der geologischen Situation gibt es im KreisPinneberg verhältnismäßig viele Wasserschutzgebiete.Geschützt werden muss das unterirdische Einzugsge-biet der Wasserfassungen, d. h. der Bereich, aus demden Förderbrunnen Wasser zuströmt. Bei der Auswei-sung eines Schutzgebietes wird das Grundwasser inAbhängigkeit von der Entfernung zum Wasserwerk inunteschiedlicher Intensität geschützt und überwacht. Inder Regel besteht ein Schutzgebiet aus drei Zonen. DieZone I ist die direkte Umgebung der Förderbrunnen.Zone II umfasst einen Bereich, in dem ein Wassertrop-fen im Grundwasser eine Fließzeit von mindestens 50Tagen zum Förderbrunnen benötigt. Nach dieser Zeit-

spanne gilt das Wasser als bakte-riologisch einwandfrei. Die Zone III,die in die Zone IIIA und IIIB unter-teilt werden kann, sollte das gesam-te Einzugsgebiet beinhalten, umeinen langfristigen Schutz desGrundwassers zu ermöglichen.

Die Ausweisung von Wasserschutz-gebieten erfolgt durch das Ministe-rium für Umwelt, Natur und Forstendes Landes Schleswig-Holstein, undzwar nach bundesweit einheitlichenRichtlinien des DVGW (DeutscheVereinigung des Gas- und Wasser-faches e. V., Bonn). Ein Vorschlagzur Abgrenzung eines Schutzge-bietes wird vom Landesamt fürNatur und Umwelt (Flintbek) odervom jeweiligen Staatlichen Umwelt-amt fachlich vorbereitet. Dazugehören detaillierte hydrogeologi-

Wasserwirtschaft und Grundwasserschutz

Abb. 26: Aufbau eines Wasserschutzgebietes (MUNF 1999)

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Zone I

Brunnenbereich

50 Tage

Grenze

Sickerwasser

Fließrichtung innerhalb

der Grenze Richtung

Brunnen

Zone II

EngereSchutzzone

Zone III

WeitereSchutzzone

Schutzgebiets-

grenze

Wasserschutzgebietszonen

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sche Untersuchungen. Am Ende der Bearbeitung liegteine parzellenscharfe Abgrenzung des Schutzgebietesvor. Es umfasst die Flächen, aus denen den Entnah-menbrunnen bei Ausschöpfung der wasserrechtlichbewilligten Fördermenge das Grundwasser zuströmt.Ende 2000 waren im Kreis Pinneberg acht Wasser-

schutzgebiete ausgewiesen so-wie drei weitere im Entwurfs-stadium, d. h. geplant. Rund24,3 % der Kreisfläche werdenzur Zeit durch Wasserschutz-gebiete eingenommen. Biszum Jahr 2005 werden 29%der Kreisfläche als Wasser-schutzgebiet ausgewiesen sein.

Flächennutzung inner-halb von Wasserschutz-gebieten

Die Regelungen in einem Was-serschutzgebiet sind in derWasserschutzgebietsverord-nung festgeschrieben. Dabeiist es häufig nicht zu vermei-den, dass bestehende Nutzun-gen und Interessen Einzelnereingeschränkt werden. Dieseserfolgt nur soweit, wie es fürden Schutz des genutztenGrundwassers notwendig ist.

Über die beschriebenen Maß-nahmen des Wasserschutzeshinaus bestehen Möglichkeitenzu grundwasserschonenderNutzung: z. B. Aufforstungenmit Laubmischwäldern und eingrundwasserschonender land-wirtschaftlicher Anbau. EinAusbau des ökologischenLandbaus kann den Grund-wasserschutz begünstigen.

Konkurrierende Nutzungen

Die Grundwasserförderung zum Zwecke der Trinkwas-sergewinnung stellt nicht zuletzt wegen ihrer Standort-gebundenheit eine vorrangige Nutzung dar. Sie for-dert umweltverträgliches Handeln als Pflicht des Was-

Wasserwirtschaft und Grundwasserschutz

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Abb. 27: Übersicht der bestehenden und geplanten Grundwasserschutzgebiete imKreisgebiet (Kreis Pinneberg, Stand 12/01)

Wasserschutzgebiet ausgewiesen

Wasserschutzgebiet / Zone II

Wasserschutzgebiet / Zone IIIA

Wasserschutzgebiet / Zone IIIB

Wasserschutzgebiet / Zone III

Wasserschongebiet

Wasserschutzgebiete im Kreis Pinneberg

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serversorgers, um mögliche Konflikte mit anderen kon-kurrierenden Interessen zu vermeiden oder zu mini-mieren.

Für das Wasserversorgungsunternehmen bedeutetdies, den Betrieb der Förderbrunnen so einzustellen,dass Auswirkungen auf den Naturhaushalt, hier insbe-sondere auf die Vegetation, nicht eintreten oder min-destens so gering wie möglich gehalten werden.

Eventuelle negative Auswirkungen des Wasserwerk-betriebs auf die land- und forstwirtschaftliche Nutzungder Flächen sind umso unwahrscheinlicher, je größerder Abstand zwischen der Geländeoberfläche und derGrundwasseroberfläche (Flurabstand) ist. Häufig istjedoch der Flurabstand in Wassergewinnungsgebietenrelativ groß, so dass keine Schäden zu befürchtensind. Zur Festlegung betroffener Flächen sind in derRegel detaillierte hydrogeologische Untersuchungennotwendig. Die Pflanzenverfügbarkeit des Grundwas-sers für landwirtschaftliche Kulturen ist von den Stand-orteigenschaften abhängig und beschränkt sich in rei-nen Sandböden auf einen Bodenraum von etwa 15Dezimeter. In lehmigen Böden beträgt der Grenzflur-abstand maximal etwa 25 Dezimeter.

Weiteres Konfliktpotential in einem Grundwasserge-winnungsgebiet entsteht dann, wenn andere Ressour-cen wie Kies oder Sand (z. B. im Wassereinzugsgebietdes Wasserwerkes Haseldorfer Marsch) genutzt wer-

den sollen und durch den oberflächennahen Abbauder Rohstoffe die Grundwasseroberfläche frei gelegtwird. Wenngleich direkte Schäden bisher kaum fest-gestellt worden sind, stellen entsprechende Bereichemögliche Eintragsquellen von Schadstoffen bei Unfäl-len dar und müssen besondere Beobachtung erfahren.Bei der Abwägung der Interessen aller Beteiligtenkönnte der Konflikt dadurch aufgehoben werden, dassein Abbau der Rohstoffe nur bis in eine Tiefe vorge-nommen wird, bis zu der noch eine ausreichendeSchutzfunktion der Grundwasserüberdeckung erhaltenbleibt, bei gleichzeitiger verstärkter Beobachtung derGrundwasserqualität in Grundwassermessstellen.

Ausblick

Grundwasser ist Teil des sich in einem ständigenKreislauf bewegenden Wassers auf unserer Erde. Eswird ständig neu gebildet und steht in ausreichenderMenge für die Trinkwassergewinnung zur Verfügung.Die ausgezeichneten Möglichkeiten der Grundwasser-Nutzung in den Lockergesteinen Norddeutschlandssind in Pinneberg allerdings etwas eingeschränkt, wasauf die geologischen Verhältnisse zurückzuführen ist.Versalzung und Huminstoffvorkommen usw.verhindernvielerorts eine Nutzung des Grundwassers. Im KreisPinneberg finden wir zudem im Vergleich zu anderenBereichen Schleswig-Holsteins nicht immer ein ausrei-chendes Schutzpotential für das Grundwasservor (Grundwassergeringleiter an der Oberfläche), sodass es an vielen Orten zu Problemen mit dem Eintraganthropogener Stoffe und zu Beeinträchtigungen derGrundwasserbeschaffenheit gekommen ist. Aufgrundeiner intensiven Aufbereitung und Überwachung desRohwassers ist immer noch eine gute Qualität desTrinkwassers im Kreis Pinneberg festzustellen. Die fürdessen Bereitstellung teilweise notwendigen techni-schen Mittel, wie z. B. eine Aktivkohleaufbereitung,müssen jedoch mittel- bis langfristig einem nachhalti-gen Grundwasserschutz weichen. Zum Schutz derRessource Grundwasser sind umfangreiche Maßnah-men und Veränderungen in allen Bereichen der Ge-sellschaft notwendig. Jeder Einzelne kann etwas dazubeitragen, die Ressource Grundwasser in guter Qua-lität für unsere Nachkommen zu erhalten.

Wasserwirtschaft und Grundwasserschutz

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Abb. 28: Aufforstung als Wasserschutzmaßnahme. Im Be-reich des Wasserwerkes Renzel werden Flächen aufgekauftund bepflanzt (B.-O. Struppek).

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Im folgenden werden spezielle Informationen der ein-zelnen Wasserversorgungsunternehmen gegeben.Prinzipiell können Kunden jederzeit eine Trinkwasser-analyse bei ihrem Wasserversorger anfordern.Ansprechpartner für Fragen der Trinkwasserbeschaf-fenheit sowie für Besichtigungen der Wasserwerkewerden jeweils genannt.

Die HWW sind einer der ältesten kommunalen Was-serversorger auf dem europäischen Kontinent. Ihre Ge-schichte ist geprägt vom ständigen Bemühen, die Qua-lität des Trinkwassers zu verbessern und die dafür er-forderlichen Voraussetzungen langfristig zu sichern.

Bis 1893 gelangte ungefiltertes, danach durch diegroßen Sandfilter auf der Elbinsel Kaltehofe gereinig-tes Elbwasser in das Netz. Eine qualitativ allen Anfor-derungen genügende Versorgung verlangte jedoch diezusätzliche Nutzung von Grundwasser. Es dauerte bis1964, ehe gänzlich auf Elbwasser verzichtet werdenkonnte.

Heute versorgen die Hamburger Wasserwerke GmbHaus 19 Grundwasserwerken, davon 4 in Schleswig-Holstein und 2 in Niedersachsen, knapp 2 MillionenMenschen im Großraum Hamburg mit hochwertigemTrinkwasser. In 21 Städten und Gemeinden im Umlandfließt das Wasser direkt bis zum Endverbraucher, 6Gemeinden und Verbände verteilen das gelieferteWasser weiter.

Die Menge des abgegebenen Trinkwassers betrug imJahr 2000 rund 120 Millionen Kubikmeter. Für einesichere und leistungsfähige Versorgung sind 1.200Mitarbeiter tätig. Der aktuelle Wasserpreis imVersorgungsgebiet beträgt 1,37 e/m3.

Das im natürlichen Wasserkreislauf sich stetig erneu-ernde Grundwasser bleibt auch zukünftig die sichere

Basis der Versorgung. Die fortlaufende Überprüfungder Dargebote bestätigt, dass die erforderliche quali-tativ hinreichende Menge auf Dauer zur Verfügungsteht. Zur Deckung des Bedarfes werden die Wasser-werke der HWW im Umland, sowohl in Schleswig-Holstein als auch in Niedersachsen, benötigt.

Das Wasserwerk Haseldorfer Marsch verfügt über 3Horizontalfilterbrunnen und 2 Flachbrunnen, die imoberen Grundwasserleiter verfiltert sind sowie über 8Tiefbrunnen, deren Filter das Wasser aus einem tiefe-ren Horizont entnehmen.

Das Einzugsgebiet des Wasserwerkes wird überwie-gend landwirtschaftlich genutzt. Im Geestbereich, imOberstrom zu den Förderbrunnen, findet intensiveBaumschulnutzung statt. Die landwirtschaftlichenBetriebe und die Baumschulen verwenden, bedingtdurch ihre Produktionsweisen, in erheblichem MaßePflanzenschutzmittel.

In einigen Grundwassermessstellen des Einzugsgebie-tes sind schon Mitte der 90er Jahre des letztenJahrhunderts Wirkstoffe verschiedener Pflanzenschutz-mittel nachgewiesen worden. Bis heute sind zurSicherung einer einwandfreien Trinkwasserqualität 3Förderbrunnen des Werkes außer Betrieb genommenworden. Die seit dem 01.02.1999 gültige Wasser-schutzgebietsverordnung „Haseldorfer Marsch” kannden bis dahin stattgefundenen Eintrag von Schadstof-fen im Grundwasser nicht rückgängig machen. Jedochbewirken die Ge- und Verbote der Verordnung, dassdem vorbeugenden Grundwasserschutz in Zukunft imGebiet eine besondere Aufmerksamkeit gewidmetwird.

Das geförderte Grundwasser ist bakteriologisch ein-wandfrei, es enthält aber Eisen und Mangan sowieSchwefelwasserstoff, Ammonium und überschüssigeKohlensäure und in geringen Mengen Huminstoffe.Deshalb muss es durch Belüftung und Filtration aufbe-reitet werden, bevor es als Trinkwasser genutzt werdenkann. Das abgegebene Trinkwasser erfüllt in vollemUmfang die Anforderungen der Trinkwasserverord-nung. Es wird je nach Bedarf ins Rohrnetz zu denVerbrauchern in Wedel, Uetersen, Holm, Heist, Hetlin-

Darstellung der Wasserversorgungsunternehmen

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gen, Haseldorf, Haselau und Moorrege gepumpt. EinTeil des Wassers fließt nach Hamburg in die Reinwas-serbehälter auf dem Baursberg und aus diesen zeit-weilig bis nach Altona. Die Versorgung der Stadt Sche-nefeld erfolgt durch das Wasserwerk Baursberg inBlankenese. Die Gemeinden Ellerbek, Bönningstedtund Hasloh werden mit Trinkwasser aus dem Wasser-werk Schnelsen versorgt.

Ihr Ansprechpartner bei den HWW:Herr GehrkeTelefon: 04103 - 2931, Fax: 04103 - 82138

Adresse:Hamburger Wasserwerke GmbHBillhorner Deich 2, 20539 Hamburg

Internet:www.HWW-Hamburg.de

Die J.D.M. Wasserwerke GmbH betreiben das Was-serwerk Wedel, das einige Teile der Stadt Wedel mitTrinkwasser versorgt.

Ihr Ansprechpartner:Herr KörnerTelefon: 04103 - 805-0

Adresse:Rosengarten 10, 22880 Wedel

Strom, Erdgas, Wärme und Wasser - die SCHLES-WAG Aktiengesellschaft versorgt weite Teile des Lan-des Schleswig-Holstein. Rund 23.000 Kunden bezie-hen ihr Trinkwasser aus den sechs modernen Wasser-werken der SCHLESWAG AG. Das Leitungsnetz inSchleswig-Holstein, mit dem im Jahr 2000 rund sechsMillionen Kubikmeter Wasser transportiert wurden,umfasst nahezu 900 Kilometer.

Über das bereits im Jahre 1925 errichtete Wasserwerkam Quellenweg in Uetersen werden die Bevölkerungder Stadt Uetersen und der Seestermüher Marsch(5.850 Kunden) direkt und die Gemeinden Torneschund Heidgraben (4.250 Kunden) indirekt mit rund2.100.000 Kubikmeter Wasser im Jahr versorgt. DieVersorgung wird heute zu rund 80 Prozent überFremdbezug durch die Hamburger Wasserwerke(HWW) und zu 20 Prozent aus Eigenförderung imWasserwerk Uetersen vorgenommen.

Das aufzubereitende Grundwasser wird aus vierBrunnen gewonnen, die aus einer Tiefe von bis zu 25Meter fördern. Das standardmäßig aufbereiteteWasser durchläuft zwei Aktivkohlefilter, in denenPflanzenbehandlungs- und Schädlingsbekämpfungs-mittel (PBSM) adsorbiert werden. In einem weiterenSchritt wird das Wasser mit UV-Licht bestahlt, um even-tuell vorhandene Keime abzutöten. Das aufbereiteteWasser wird dann in die 2.500 Kubikmeter fassendenTrinkwasserbehälter gefördert, wo es sich mit demWasser der HWW mischt und an die Kunden abge-geben wird.

Ihr Ansprechpartner bei der Schleswag:Telefon: 04122 - 503560

Adresse:Pracherdamm 12, 25436 Uetersen

Internet:www.schleswag.de

Wasserversorgungsunternehmen

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Uetersen

J.D. Möller, Wasserwerke GmbH

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Die Stadtwerke Elmshorn sind heute ein Eigenbetriebder Stadt Elmshorn und wirken als Verbundunterneh-men mit den Versorgungspartnern Strom, Wasser undErdgas sowie dem Betrieb des Badeparks und desHafens. Das seit 1900 in der Westerstraße ansässigeWerk bietet heute etwa 150 Beschäftigten einenArbeitsplatz.

Bereits 1902 ging das Wasserwerk Lieth, Köhnholz inBetrieb. Diese Anlage wurde 1948 erweitert. Dernach 1945 sprunghaft angestiegene Bevölkerungszu-wachs machte es in Elmshorn notwendig, 1962 imNordwesten der Stadt ein zweites Wasserwerk zubauen, das zunächst den Bedarf aus der Wasserfas-sung Krückaupark (Niebelungenring) deckte, 10 Jahrespäter aber schon durch die dritte Wasserfassung inElmshorn-Sibirien ergänzt wurde. Die Stadtwerke ver-sorgen heute im städtischen Bereich ca. 48.000 Ein-wohner sowie die Randgemeinden mit ca. 12.000Einwohnern.

Das aufzubereitende Grundwasser wird in Köhnholzmit zehn Flachbrunnen bzw. zwei Tiefbrunnen auseiner Tiefe von 20 – 30 Metern bzw. 160 Meterngefördert. Die Wasserfassung Krückaupark fördert mitdrei Brunnen aus einer Tiefe von ca. 30 Metern,Sibirien mit vier Brunnen aus einer Tiefe von 40 – 60Metern. Die Wässer werden überwiegend aus demquartären Grundwasserleiter entnommen, die Tiefbrun-nen fördern aus den tertiären Braunkohlensanden.Durch das Fehlen bindiger Deckschichten im Bereichder Flachbrunnen im WW Köhnholz wurden hierzuerst Pflanzenbehandlungs- und Schädlingsbekämp-fungsmittel nachgewiesen. Kurze Zeit später war auchKrückaupark betroffen. Kostenintensive Aktivkohlean-lagen gewährleisten inzwischen eine einwandfreieQualität des Grundwassers.

Ihr Ansprechpartner: Herr WeberTelefon: 04121 - 645-0, Fax: 04121 - 61413

[email protected]

Adresse:Stadtwerke Elmshorn, Westerstraße 50-5425336 Elmshorn

Internet:www.stadtwerke-elmshorn.de

Die Stadtwerke Quickborn betreiben seit 1968 dasWasserwerk Quickborn. Sie versorgen ca. 31.500Einwohner in der Stadt Quickborn sowie den Gemein-den Ellerau, Bilsen, Hemdingen, Alveslohe, Langeln,Bevern, Bullenkuhlen, Seeth-Ekholt und Heede.Das aufzubereitende Grundwasser wird aus vier Brun-nen aus einer Tiefe von 70 bis 80 Meter Tiefe gewon-nen. Insgesamt werden ca. 2,1 Millionen Kubikmetergefördert. Die Aufbereitung erfolgt durch Belüftung,Enteisenung und Entmanganung.

Ihr Ansprechpartner: Herr BrafTelefon: 04106 - 616152, Fax: 04106 - 61 61 61

Adresse:Stadtwerke QuickbornPinneberger Str. 2, 25442 Quickborn

Internet:www.stwq.de

Wasserversorgungsunternehmen

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Die Gemeindewerke Halstenbek betreiben seit 1988am südwestlichen Ortsrand der Gemeinde Halstenbekein Wasserwerk, aus dem die gesamte Gemeinde mitTrinkwasser versorgt wird.

Insgesamt werden etwa 15.600 Einwohner mit Trink-wasser versorgt. Das aufzubereitende Grundwasserwird aus drei Brunnen gewonnen, die aus einer Tiefevon 80 - 90 Metern fördern. Das Rohwasser wird inverschiedenen üblichen Arbeitsschritten aufbereitet.Die Zugabe von Sauerstoff an den Brunnenköpfen er-folgt, um im Rohwasser enthaltene Huminstoffe in derFiltration zu entfernen. Diese könnten sonst eine gelb-liche Färbung des Trinkwassers hervorrufen. EineAktivkohlefiltration, die aus zwei hintereinanderge-schalteten Filtern zur Entfernung von Pflanzenschutz-mittel-Wirkstoffen besteht, wurde 1998 errichtet. EineDesinfektion des Trinkwassers mit Chlor oder anderenDesinfektionsmitteln ist nicht erforderlich.

Die Gemeindewerke haben in den vergangenen Jah-ren im unmittelbaren Einzugsbereich des WasserwerksFlächen von ca. 40 Hektar aufgekauft, um sie der in-tensiven Baumschul- und Grünlandnutzung zu entzie-hen. Diese Flächen werden extensiv bewirtschaftetoder sind zu einem erheblichen Teil aufgeforstet wor-den, da Wald einen guten Grundwasserschutz bietet.

Ihr Ansprechpartner: Herr LattorffTelefon: 04101 - 49 07 128, Fax 04101 - 49 07133E-Mail: [email protected]

Adresse:Gemeindewerke HalstenbekOstereschweg 9, 25469 Halstenbek

Internet:www.gemeindewerke-halstenbek.de

Der WBV Krempermarsch ist ein Wasser- und Boden-verband im Sinne des Wasserverbandgesetzes. Er isteine Körperschaft des öffentlichen Rechts mit dingli-cher Mitgliedschaft und übt im Rahmen der gesetzli-chen Grundlage einschließlich Satzung und Wasserbe-zugsrichtlinien hoheitliche Befugnisse aus.

Nach der Verbandsgründung im Jahre 1953 wurde1957 das Wasserwerk Horstmühle gebaut, welches1973 erweitert wurde. Der WBV versorgt heute ca.25.500 Einwohner in 18 Gemeinden des KreisesSteinburg und in 8 Gemeinden im Kreis Pinneberg.Zusätzlich versorgt er die SCHLESWAG AG für dieStadt Krempe und die Gemeinde Lägerdorf.

Das aufzubereitende Grundwasser wird aus siebenBrunnen gewonnen, die aus einer Tiefe zwischen 20und 61 Metern fördern. Es handelt sich um einen ab-gedeckten, eiszeitlichen Grundwasserleiter am nord-westlichen Rand der Pinneberger Geest. Das Roh-wasser wird wie üblich aufbereitet, d. h. mit Sauerstoffangereichert, belüftet und gefiltert. Eisen und Manganwerden entfernt. 1999 wurde der Einzugsbereich desWasserwerkes als Wasserschutzgebiet ausgewiesen.

Ihr Ansprechpartner: Herr P. Schröder, Herr MeinertTelefon: 04121 - 45700, Fax: 04121 - 5243

Adresse:WBV KrempermarschAm Wasserwerk 5, 25358 Horst-Hahnenkamp

Wasserversorgungsunternehmen

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WasserbeschaffungsverbandKrempermarsch

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Die Stadtwerke Barmstedt betreiben seit 45 Jahren dasgleichnamige Wasserwerk. Sie versorgen heute ca.10.000 Einwohner in der Stadt Barmstedt und in derGemeinde Bokholt-Hanredder, Ortsteil Vossloch.

Das aufzubereitende Grundwasser wird aus drei Brun-nen gewonnen, von denen zwei aus ca. 30 MeterTiefe, einer aus ca. 110 Meter Tiefe fördern. Insgesamtwerden ca. 0,6 Millionen Kubikmeter gefördert.

In einem Förderbrunnen wurden im Jahr 1999 Be-lastungen mit 1.2-Dichlorpropan festgestellt. Zur Zeitwird dieser als Abwehrbrunnen gefahren, d. h. dassbelastetes Wasser aus diesem Brunnen gefördert undabgeleitet wird, während sauberes Grundwasser denanderen Brunnen zuströmen kann. Zur Trinkwas-sergewinnung wird dieser Brunnen nicht mehr genutzt.Die Aufbereitung des Rohwassers der übrigen Förder-brunnen erfolgt durch Belüftung, Enteisenung und Ent-manganung.

Seit 1998 ist der Einzugsbereich des Wasserwerks alsWasserschutzgebiet ausgewiesen.

Ihr Ansprechpartner: Herr SommerfeldTelefon: 04123 - 68158, Fax. 04123 - 68178E-Mail: [email protected]

Adresse:Stadtwerke BarmstedtBahnhofstr. 27, 23355 Barmstedt

Internet:www.stadtwerke-barmstedt.de

Die Gemeinde Rellingen betreibt seit 1958 dasWasserwerk im Ortsteil Rellingen-Egenbüttel. Es ver-sorgt zur Zeit das Gemeindegebiet Rellingen mitAusnahme des Gebietes westlich der BundesautobahnA23 mit Trinkwasser. Um dies gewährleisten zu kön-nen, wurde das Wasserwerk in den Jahren 1965 bis1991 dreimal erweitert und instandgesetzt.

Die Entnahmemenge beträgt ca. 810.000 Kubikmeterpro Jahr. Es werden ca. 3.600 Haushalte mitTrinkwasser versorgt.

Das aufzubereitende Grundwasser wird aus fünfBrunnen gewonnen, von denen vier aus einer Tiefe vonbis zu 50 Metern fördern, ein Tiefbrunnen aus 300Meter Tiefe. Es wird zunächst eine übliche Aufbe-reitung des Rohwassers (Belüftung, Enteisenung undEntmanganung) durchgeführt. Zusätzlich werden dieim Tiefbrunnenwasser gelösten Huminstoffe durch dieZugabe von Polyaluminiumchlorid aus dem Wasserentfernt. Auf Grundlage der aktuellen Rein-wasseranalysen lässt die Wasserbeschaffenheit es zurZeit nicht zu, Rohrleitungsmaterial aus Kupfer fürHausinstallationen zu verwenden.

Ihre Ansprechpartner:Trinkwasserbeschaffenheit:Gemeinde Rellingen, RathausHauptstr. 60, 25462 RellingenTelefon: 04101 - 5640

Führungen und Wasserwerksbesichtigungen:Wasserwerk der Gemeinde RellingenAm Wasserwerk 7, 25462 Rellingen Telefon: 04101 - 32318

Wasserversorgungsunternehmen

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Wasserversorgung Rellingen

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Die Stadtwerke Pinneberg sind ein Unternehmen mitTradition, Verantwortung und einer bewegten Ge-schichte. Seit dem 5. September 1856 stellen sie dieEnergie- und Wasserversorgung der PinnebergerHaushalte und Unternehmen sicher und sind damitGrundstein für Gesundheit und Wohlstand derBevölkerung.

1913 übernahmen die Stadtwerke Pinneberg dieWasserversorgung mit dem Wasserwerk Peiner Wegund mit dem Wasserturm (von der Fa. HermannWuppermann errichtet). Ab 1970 kamen das Wasser-werk Hallenbad (bis 1991) und das Wasserwerk West(bis 1995) dazu, 1980 das Wasserwerk Renzel. DieStadtwerke versorgen heute ca. 53.200 Einwohner inPinneberg, Appen, Borstel-Hohenraden, Kummerfeld,Prisdorf, Tangstedt sowie Teile von Holm, Rellingenund Wedel.

Das aufzubereitende Grundwasser wird aus zwölfBrunnen gewonnen, die aus einer Tiefe zwischen 28und 190 Meter fördern. Die Brunnen sind im WWRenzel in der tief eingeschnittenen Ellerbeker Rinne im2. Grundwasserstockwerk, im WW Peiner Weg in derEtzer Rinne im 1. Grundwasserstockwerk verfiltert.

Als Schutzmaßnahme für das Grundwasser im Bereichum das WW Renzel wurden größere Flächen aufge-kauft, aus der landwirtschaftlichen Nutzung genom-men, ökologisch bepflanzt und mit heimischen Laub-gehölzen aufgeforstet.

Ihr Ansprechpartner:Trinkwasserbeschaffenheit: Herr WittTelefon: 04101 - 203 384, Fax: 04101 - 203 335

Führungen und Wasserwerksbesichtigungen:Herr WittTelefon: 04101 - 203 384, Fax: 04101 - 203 335E-Mail: [email protected]

Adresse:Stadtwerke PinnebergAm Hafen 67, 25421 Pinneberg

Internet:www.stadtwerke-pinneberg.de

Das Trinkwasser für die Insel Helgoland wird ausBrack- und Meerwasser mittels Umkehrosmose gewon-nen.

Ihr Ansprechpartner: Herr BommTelefon: 04725 - 818-0

Adresse:Kurpromenade 21, 27498 Helgoland

Wasserversorgungsunternehmen

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Wasserversorgungsbetriebe Helgoland

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UMWELTBEHÖRDE DER FREIEN UND HANSESTADT HAM-BURG, AMT FÜR UMWELTSCHUTZ (1997):Grundwasserbericht Hamburg 1997.- Fachamt Gewässer- undBodenschutz, 72 S.; Hamburg.

BEZIRSREGIERUNG HANNOVER (2000): Der gemeinsameWeg von Wasserwirtschaft und Landwirtschaft.- Dez. Wasserwirt-schaft und Wasserrecht, Broschüre, 51 S., Hannover.

DAMRATH, H. & CORD-LANDWEHR, K. (1998):Wasserversorgung.- 11. Auflage, 330 S., Teubner (Stuttgart).

GRUBE, A., WICHMANN, K. HAHN,J. & K.H. NACHTIGALL (2000): Geogene Grundwasserversal-zung in den Lockergesteins-Grundwasserleitern Norddeutschlandsund ihre Bedeutung für die Wasserwirtschaft.- Veröff. Technologie-zentrum Wasser Karlsruhe 9: 203 S., Karlsruhe.

HWW – HAMBURGER WASSERWERKE GMBH (1997):Unser Trinkwasser – Wasserversorgung in Hamburg.- 81 S.,Hamburg.

HEATH, R. C. (1988): Einführung in die Grundwasserhydro-logie.- 164 S., Oldenbourg; München - Wien.

HECK, H.-L. (1949): Der Grundwasserschatz in Schleswig-Holstein - Ein Wegweiser zur Wassererschließung.- 72 S., Cram,DeGruyter & Co.; Hamburg.

HÖLTING, B. (1995): Hydrogeologie.- 5. Aufl., 441 S., Enke;Stuttgart.

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JOHANNSEN, A. (1979): Hydrogeologische Karte von Schles-wig-Holstein, 1:50.000, Blatt L 2324 Pbg., Geol. LA, SH; Kiel

JOHANNSEN, A. (1980): Hydrogeologie von Schleswig-Holstein.- Geol. Jb. C28, 586 S.; Hannover.

JOHANNSEN, A. (1981): Trinkwassergewinnung und -versor-gung auf Helgoland – von den Anfängen bis zur Gegenwart.–Meyniana 33: 41-59, Kiel.

KREIS PINNEBERG, FACHDIENST UMWELT (1999): Geolo-gische Streifzüge im Kreis Pinneberg. Broschüre zur Geologie desKreises Pinneberg, 24 S., A. Grube, F. Grube & H.-J. Wohlenberg;Pinneberg.

KREIS PINNEBERG, FACHDIENST UMWELT & ABWASSER-ZWECKVERBAND PINNEBERG (2000): Fließgewässer imKreis Pinneberg.- Broschüre, 29 S., Pinneberg.

LAND SCHLESWIG-HOLSTEIN [Hrsg.] (1998): Biozideinsatzim Kreis Pinneberg.- (Dokumentation zum Agenda 21 – Workshopam 15.05.1998 in Pinneberg), 66 S., Eigenverlag (Flintbek).

MUNF - MINISTERIUM FÜR UMWELT, NATUR & FORSTENDES LANDES SCHLESWIG-HOLSTEIN (1998): GesamtplanGrundwasserschutz Schleswig-Holstein.- Broschüre; Kiel.

MUNF - MINISTERIUM FÜR UMWELT, NATUR & FORSTENDES LANDES SCHLESWIG-HOLSTEIN (1999): Hinweise undRegeln für Landwirtschaft und Gartenbau in Wasserschutzgebie-ten.- Broschüre, 52 S.; Kiel.

SPÄTH, Chr. (1999): Helgoland – Felseninsel über einer Salz-struktur.- Hamburger Geogr. Studien 48: 503-514; Hamburg.

(GW = Grundwasser, GWL = Grundwasserleiter)

antropogen: durch Menschen in die Umwelt gebracht / durchden Menschen bedingt.

bindig: Zustandsbeschreibung eines Sedimentes. Bindige Sedi-mente weisen eine tonige, schluffige oder / und feinstsandigeKorngrößen-Zusammensetzung auf und sind dementsprechend fürGW geringer durchlässig.

Boden: Oberste Verwitterungsschicht der Erdoberfläche, durch-setzt mit Luft, Wasser und Lebewesen. In Abhängigkeit von boden-bildenden Prozessen wie Ausgangsgestein, Klima, Vegetation, Re-lief sowie menschlichen Einflüssen entstehen in Jahrzehnten bisJahrtausenden unterschiedliche Böden (z. B. Podsole, Gleye,Braunerden) mit charakteristischen Bodenhorizontabfolgen. Böden

bilden einen wichtigen Filter für das versickernde Niederschlags-wasser.

Brackwasser: leicht salziges GW; tritt im Küstenbereich und imÜbergangsbereich zu versalzten Grundwässern auf (vgl. GW-Ver-salzung).

DARCY-Gesetz: Gesetz, welches den Durchfluss von GW durcheinen GWL beschreibt: Q = kf * A *l(m3/sec); mit Q = GW-Durchflussrate (m3/sec), kf = Durchlässigkeitsbeiwert, A = betrach-tete wassererfüllte Querschnittsfläche (Breite x Höhe / Mächtigkeit)des GWLs senkrecht zur GW-Fließrichtung (m2), I = Gradient (Ge-fälle; m/m) der GW-Oberfläche.

Denitrifikation: Bei der D. wird Nitrat oder Nitrit mit Hilfe vonBakterien zu gasförmigen Stickstoffverbindungen abgebaut.

Literatur / Glossar

Zitierte und weiterführende Literatur

Glossar

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Durchlässigkeitsbeiwert (kf-Wert): Materialeigenschaft desmit GW (bei 10°C) durchströmten Sedimentes. Der kf-Wert kannals „Fließwiderstand“ angesehen werden.

Flurabstand: GW-Flurabstand ist der lotrechte Abstand zwi-schen Erdoberfläche (Geländeoberkante) und GW-Oberfläche(erstes zusammenhängendes GW-Vorkommen); Grenzflurabstand:Tiefenlage der GW-Oberfläche, bis zu der noch eine für das Pflan-zenwachstum wirksame Wassermenge aus dem Grundwasser ka-pillar in den effektiven Wurzelraum aufsteigen kann.

Geest: Moränenlandschaft des Pleistozäns, die häufig flach ge-wellt ist und aufgrund ihrer sandigen Böden landwirtschaftlichohne Bodenverbessungsmaßnahmen keine guten Erträge erbringt.

geogen: bezeichnet die natürlichen Verhältnisse und Prozesse.Demgegenüber stehen anthropogene, d. h. durch den Menschenhervorgerufene Prozesse bzw. Eingriffe.

geophysikalische Messungen: Einsatz verschiedener Verfah-ren zur Erkundung des Untergrundes. Diese weitgehend zerstö-rungsfreien Verfahren (aus der Luft, auf der Erde oder im Bohrlochgemessen) basieren auf der Messung physikalischer Felder.

Geschütztheit eines GWLs: Eigenschaft des GWL, die von derSensitivität des Systems auf anthropogene und natürliche Einflüsseabhängen. Verschiedene Faktoren werden bei der Berechnung derGeschütztheit bzw. der Empfindlichkeit berücksichtigt, z. B. dieMächtigkeit des Bodens sowie Mächtigkeit und Zusammensetzungvon geringleitenden Schichten über dem GWL.

Gesteine: Aggregate von Mineralien, die die obere Erdrinde auf-bauen. Es werden magmatische (von „Magma“; Tiefengesteine),vulkanische (ebenfalls aus dem Erdinneren stammend, jedoch imBereich von Vulkanen an die Erdoberfläche tretend), metamorphe(durch Temperatur-/Druckbedingungen veränderte) und sedimentä-re Gesteine (vgl. „Sediment“) unterschieden.

Glimmer: eines der häufigsten Minerale, plattiger Aufbau; Ent-stehung durch Kristallisation z. B. bei der magmatischen Bildungvon Graniten.

Grenzwert: verbindliche Höchstwerte für Stoffmengen, die inLuft, Wasser oder Boden emittiert werden dürfen, ohne dass, unterBerücksichtigung aller Emittenten, entspr. Immissionen zu einerGefahr für die Allgemeinheit werden können (Roemp-Lexikon).

Grundwasser: Wasser, das die durchlässigen Bereiche im Un-tergrund (Poren) vollständig ausfüllt. Das GW kann in verschiede-nen Horizonten auftreten und sehr unterschiedliche Zusammenset-zungen aufweisen.

Grundwasserleiter: Gesteinskörper, der geeignet ist, GW auf-zunehmen und weiterzuleiten. Alle rolligen Lockergesteine – wieSand, Kies, und Schotter – sind wegen ihres Porenraumes potenti-elle GWL.

Grundwassergeringleiter: Sedimente, die mehr oder weniger

undurchlässig oder schwer durchlässig für GW sind.

Grundwasseroberfläche: Oberkante eines GW-Körpers.

Grundwasserversalzung: Salzwasser in einem GWL. Der Be-griff Salzwasser wird in der Hydrogeologie häufig dann verwen-det, wenn die Geschmacksgrenze (300-400 mg Chlorid / l) über-schritten wird oder wenn die Grenzwerte der Trinkwasserverord-nung überschritten werden (250 mg Chlorid / l; 240 mg Sulfat /l, Leitfähigkeit > 2000 Mikrosiemens/cm2).

Härte (Wasserhärte): Maß für den Kalkgehalt (Konzentrationvon Calcium- und Magnesium-Ionen) des Wassers. Angegeben inGrad deutscher Härte [dH°]. Werte < 10 dH° = weiches Wasser,> 20 dH° = hartes Wasser. Je höher die Härte, desto geringer istdie Löslichkeit von Seife im Wasser.

Hydrogeologie: Wissenschaft, die sich mit dem Wasser imUntergrund, d. h. GW und Quellen, beschäftigt.

Huminstoffe: braun bis hellschwarz gefärbte organische Sub-stanzen mit komplizierter chemischer Struktur.

Klei: feinste Trübstoffe mit hohem organischen Anteil, im Tidenbe-reich der Elbe abgelagert.

Kluft-Grundwasserleiter: Unter den nutzbaren Lockergestei-nen treten in Norddeutschland in größerer Tiefe Festgesteine (wieKalke und Sandsteine) auf. Diese sind durch Erdbewegungen „zer-rissen” - in den Spalten und Klüften kann das GW fließen.

Korngröße: Einteilung der Größe von Sedimentbestandteilen:Ton: bis 0,002 mm, Schluff bis 0,063, Sand bis 2 mm, Kies bis63 mm und Steine größer 63 mm.

Lichtlot: Maßband mit Sensor, in dem bei Wasserkontakt ein op-tisches oder akustisches Signal ausgelöst wird.

Mächtigkeit: In der Geologie verwendete Bezeichnung für die„Dicke“ einer Schicht.

Markierungsversuch: Zugabe von Stoffen, die das GW färbenoder anderweitig nachweisbar sind. Hierdurch werden Fließge-schwindigkeiten und richtungen ermittelt.

Marsch: Flache Niederungen der Flüsse und des Küstenlandes.Charakteristisch sind feinkörnige und humusreiche Ablagerungenund erdoberflächennah anstehendes GW.

metamorph: vgl. „Gesteine”

Mineralwasser: Natürlich reines, aus unterirdischen Wasservor-kommen stammendes, natürlich zutage tretendes oder künstlich er-schlossenes GW, das aufgrund seines Gehaltes am Mineralstoffen,Spurenelementen oder sonstigen Bestandteilen bestimmte ernäh-rungsphysiologische Wirkungen aufweist (DIN 4049).

Mudden: alte (fossile) Seeablagerungen.

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Glossar

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Nachhaltigkeit: Prinzip, unsere Lebensgrundlagen für kommen-de Generationen zu erhalten. Es darf demnach z. B. nicht mehrGW entnommen werden, als gleichzeitig durch Versickerung neugebildet wird.

Pleistozän: jüngere erdgeschichtliche Einheit mit Inlandverglet-scherungen.

plutonisch: vgl. „Gesteine”

Pumpversuch: Ermittlung der GWL-Kenndaten, aus denen sichförderbare GW-Mengen ableiten lassen. Aus einem Brunnen wirddabei GW entnommen und die als Folge der Entnahme eintreten-de Wasserspiegelabsenkung in der Umgebung des Brunnens ge-messen. Daraus lassen sich die o.g. Werte berechnen.

Pyrit: Eisen-Sulfid-Mineral (FeS2), das durch Ausfällung gebildetwird.

reduzierender Grundwasserbereich: GWs mit geringemoder fehlenden Sauerstoffgehalt. In Norddeutschland treten über-wiegend reduzierende GWs auf.

Richtwert: möglichst einzuhaltende Höchstwerte für Stoffmengen,die in Luft, Wasser oder Boden emittiert werden.

Rohwasser: Rohstoff, aus dem Trinkwasser gewonnen wird:Grund-, Quell- oder Oberflächenwasser (vor der Aufbereitung).

Rotliegend: Erdgeschichtliche Einheit (rd. 270 bis 245 MillionenJahre vor Heute).

Quartär: Erdgeschichtliche Einheit, auch „Eiszeitalter” genannt(ab rd. 1,8 Millionen Jahre vor heute).

Salzdiapire: Im Zechstein und Rotliegenden wurden – teilweisein Randmeeren – große Mengen an Meerwasser eingedampft –bis zu 2.000 Meter Salz blieben zurück. Durch die die Salze imLaufe der Zeit überdeckenden Sedimente stiegen Druck und Tem-peratur - es kam zum Aufstieg des spezifisch leichteren und pla-stisch reagierenden Salzes und damit zur Bildung von Salzdia-piren oder Salzstöcken.

Salzwasser: siehe GW-Versalzung

Sediment: Material, welches durch die geologisch wirkendenMedien (Wasser, Meerwasser, Eis, Wind) verfrachtet, sortiert undabgelagert (z. B. Sand- und Kalkgesteine) oder durch Ausfällung(z. B. Salzgesteine) gebildet wird. Das Material hierfür stammtmeist aus der Verwitterung der an der Erdoberfläche anstehendenFestgesteine. Hinzu kommen Bildungen, die durch Lebewesengebildet werden (z. B. Torfe, Kohlen).

sedimentär: siehe Sediment

Süßwasser: siehe GW-Versalzung

Tertiär: Erdgeschichtliche Einheit, auch „Braunkohlenzeit” ge-nannt (rd. 65 bis 1,8 Millionen Jahre vor Heute).

Trias: Erdgeschichtliche Einheit (rd. 225 bis 185 Millionen Jahrevor Heute).

Trinkwasser: für den menschlichen Genuss geeignetes Wasser,das von Gesetzesseite höchste Qualitätsanforderungen erfüllenmuss.

Trinkwasserverordnung: In Deutschland gültige Rechtsvor-schrift zur zulässigen Zusammensetzung des Trinkwassers. Sie gibtdie Konzentrationen wichtiger Inhaltsstoffe des GWs an, die nichtüberschritten werden dürfen.

Trockenwetterabfluss: Abfluss aus einem Einzugsgebiet nacheinem längeren niederschlagsarmen Zeitabschnitt. In den Vorflu-tern wird dann nur noch gw-bürtiges Wasser geführt.

vulkanisch: vgl. „Gesteine”

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Glossar

Herzlicher Dank gebührt besonders Herrn Prof. Dr. Friedrich Grube (vormals Geologisches Landesamt Schleswig-Hostein), Herrn Dr. Ekhard Schekorr (Ministerium für Umwelt, Natur und Forsten), Herrn Dr. Broder Nommensen(Landesamt für Natur und Umwelt) sowie Herrn Dr. Hermann Kukowski (Hamburger Wasserwerke GmbH) für dieDurchsicht des Manuskriptes sowie wertvolle Verbesserungsvorschläge. Frau Ursula Schwarte (Fachdienst Umweltdes Kreises Pinneberg) sei für die konstruktive Begleitung bei der Erstellung vorliegender Broschüre gedankt!