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Themen dieser Ausgabe Aus der Forschung Neues Forschungsprojekt: Gender, Pendeln, Aktivitätsmuster 1 Projektstart: „Zukunft-Stadt-Region-Ruhr“ 1 Abschluss des DFG-Projektes: „Mobility Biographies—A Life-Course Approach to Travel Behaviour and Residential Choice“ 2 Joachim Scheiner als Gastprofessor an der Universität für Bodenkultur in Wien 6 Jahrestagung des AK Verkehr der DGfG 7 Neues Forschungsprojekt: Der Weg zur Schule in Lünen 7 Lisa Döring— Promotion abgeschlossen 8 Walter Alando —PhD completed 9 Aus der Lehre Fortgeschrittenen-Projekt F12: „Public Transportation in a growing city—A case study of Kisumu, Kenya“ 10 Fortgeschrittenen-Projekt F11: „Nahmobilität in Dortmund“ 11 Jährlicher Fachgebietsworkshop: Meinerzhagen im September 2017 12 Tobias Hesch: „Radverkehrsförderung – eine Analyse guter Beispiele“. Bachelorarbeit am Fachgebiet VPL 13 Vorträge 13 Veröffentlichungen 14 Personalia 15 vorlesungsfreie Zeit, etwas Zeit für einen neuen VPLetter. Im Folgenden infor- mieren wir Sie über unsere Arbeiten des letzten Jahres sowie der näheren Zu- kunft und über personelle Veränderungen. Wir hoffen auf Ihr Interesse und wün- schen Ihnen gleichzeitig eine schöne Frühlingszeit. Christian Holz-Rau und das gesamte Fachgebiet Liebe Leserinnen und Leser, VPLeer Die elektronische Zeitschrift des Fachgebiets Verkehrswesen und Verkehrsplanung der TU Dortmund Februar 2018, Heft 27, 16. Jahrgang 1 Neues Forschungsprojekt: Gender, Pendeln, Aktivitätsmuster meinsam betrachtet; es handelt sich also nicht um jeweils "abhängige Va- riablen" in separaten Analysen. Ne- ben der Geschlechterdifferenzierung werden auch direkt gemessene ge- schlechterspezifische Interaktionen der Mobilität und der Aktivitätsmu- ster zwischen zusammen lebenden Personen – also in Partnerschaften – untersucht. Schlussfolgerungen für Politik und Planung sowie für die wei- tere Forschung werden entwickelt. Text: Joachim Scheiner Ansprechpartner: Prof. Dr. Joachim Scheiner Tel. 0231/ 755 – 4822 [email protected] Dr. rer. agr. Bhuvanachithra Chidambaram Tel. 0231/ 755 – 4167 bhuvanachithra.chidambaram@tu- dortmund.de Die DFG hat dem Fachgebiet VPL das Projekt "Pendeln und Aktivitätsmu- ster im Genderkontext" bewilligt, das im November begonnen hat. In dem Projekt werden in den kommenden drei Jahren die Forschungen des Fachgebiets zu Geschlechterunter- schieden in der Mobilität weiterge- führt und vertieft (siehe DFG-Projekt "Alltag im Wandel des Geschlechter- verhältnisses" (http://www.vpl.tu- dortmund.de/cms/de/forschung/ forschungsprojekte/ GenderundMobilitaet/index.html). In dieser Forschung werden Unter- schiede der Aktivitätsmuster und der Mobilität zwischen Männern und Frauen auf eine Reihe von theoreti- schen Hypothesen zurückgeführt (ökonomische Macht und Arbeits- markt, Zugang zu Ressourcen, soziale Rollen, Normen und Präferenzen, Pa- triarchat). Das Projekt möchte durch systematische Tests einiger dieser Hypothesen einen Beitrag zur empiri- schen Klärung und gleichzeitig zur theoretischen Weiterentwicklung des Forschungsfeldes liefern. Hierfür werden die beiden jüngsten Zeitver- wendungserhebungen für Deutsch- land (2001/02 und 2012/13) genutzt. Das Projekt konzentriert sich auf Pen- delwege (Entfernung, Dauer, Ver- kehrsmittel) sowie auf die Komplexi- tät von Aktivitätsmustern. Die Kom- plexität wird über Maße wie die En- tropie, den Diversitätsindex, den Dis- similaritätsindex oder das Multitas- king abgebildet. Pendeln und Aktivi- tätsmuster werden dabei auch ge- Projektstart: „Zukunft- Stadt-Region-Ruhr— ZUKUR“ Mehr als fünf Millionen Menschen leben in der Metropole Ruhr, dem größten Ballungsraum Europas mit insgesamt 53 Städten. Gerade in den letzten Jahren waren die Auswirkun- gen des Klimawandels hier immer wieder spürbar: Hochwasser, Stürme oder Hitzewellen. Das Projekt „Zukunft-Stadt-Region- Ruhr“ (ZUKUR) bringt seit Juli Vertre- terinnen und Vertreter aus Wissen- schaft, Kommunen und Gesellschaft zusammen, um gemeinsam ein Kon- zept für die zukunftssichere Entwick- lung des Ruhrgebiets zu erarbeiten.

VPLetter Die elektronische Zeitschrift des ... - TU DortmundAus Sicht der TU Dortmund bietet das ZUKUR-Projekt Gelegenheit, die in-terdisziplinäre Forschung praxisnah auf aktuelle

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Themen dieser Ausgabe

Aus der Forschung

Neues Forschungsprojekt:

Gender, Pendeln, Aktivitätsmuster 1

Projektstart:

„Zukunft-Stadt-Region-Ruhr“ 1

Abschluss des DFG-Projektes:

„Mobility Biographies—A Life-Course

Approach to Travel Behaviour and

Residential Choice“ 2

Joachim Scheiner als Gastprofessor

an der Universität für Bodenkultur

in Wien 6

Jahrestagung des AK Verkehr

der DGfG 7

Neues Forschungsprojekt: Der Weg

zur Schule in Lünen 7

Lisa Döring—

Promotion abgeschlossen 8

Walter Alando —PhD completed 9

Aus der Lehre

Fortgeschrittenen-Projekt F12:

„Public Transportation in a

growing city—A case study of

Kisumu, Kenya“ 10

Fortgeschrittenen-Projekt F11:

„Nahmobilität in Dortmund“ 11

Jährlicher Fachgebietsworkshop:

Meinerzhagen im September 2017 12

Tobias Hesch:

„Radverkehrsförderung – eine Analyse

guter Beispiele“.

Bachelorarbeit am Fachgebiet VPL 13

Vorträge 13

Veröffentlichungen 14

Personalia 15

vorlesungsfreie Zeit, etwas Zeit für einen neuen VPLetter. Im Folgenden infor-

mieren wir Sie über unsere Arbeiten des letzten Jahres sowie der näheren Zu-

kunft und über personelle Veränderungen. Wir hoffen auf Ihr Interesse und wün-

schen Ihnen gleichzeitig eine schöne Frühlingszeit.

Christian Holz-Rau und das gesamte Fachgebiet

Liebe Leserinnen und Leser,

VPLetter Die elektronische Zeitschrift des Fachgebiets

Verkehrswesen und Verkehrsplanung der TU Dortmund

Februar 2018, Heft 27, 16. Jahrgang 1

Neues Forschungsprojekt:

Gender, Pendeln,

Aktivitätsmuster

meinsam betrachtet; es handelt sich

also nicht um jeweils "abhängige Va-

riablen" in separaten Analysen. Ne-

ben der Geschlechterdifferenzierung

werden auch direkt gemessene ge-

schlechterspezifische Interaktionen

der Mobilität und der Aktivitätsmu-

ster zwischen zusammen lebenden

Personen – also in Partnerschaften –

untersucht. Schlussfolgerungen für

Politik und Planung sowie für die wei-

tere Forschung werden entwickelt.

Text: Joachim Scheiner

Ansprechpartner:

Prof. Dr. Joachim Scheiner

Tel. 0231/ 755 – 4822

[email protected]

Dr. rer. agr. Bhuvanachithra

Chidambaram

Tel. 0231/ 755 – 4167

bhuvanachithra.chidambaram@tu-

dortmund.de

Die DFG hat dem Fachgebiet VPL das

Projekt "Pendeln und Aktivitätsmu-

ster im Genderkontext" bewilligt, das

im November begonnen hat. In dem

Projekt werden in den kommenden

drei Jahren die Forschungen des

Fachgebiets zu Geschlechterunter-

schieden in der Mobilität weiterge-

führt und vertieft (siehe DFG-Projekt

"Alltag im Wandel des Geschlechter-

verhältnisses" (http://www.vpl.tu-

dortmund.de/cms/de/forschung/

f o r s c h u n g s p r o j e k t e /

GenderundMobilitaet/index.html).

In dieser Forschung werden Unter-

schiede der Aktivitätsmuster und der

Mobilität zwischen Männern und

Frauen auf eine Reihe von theoreti-

schen Hypothesen zurückgeführt

(ökonomische Macht und Arbeits-

markt, Zugang zu Ressourcen, soziale

Rollen, Normen und Präferenzen, Pa-

triarchat). Das Projekt möchte durch

systematische Tests einiger dieser

Hypothesen einen Beitrag zur empiri-

schen Klärung und gleichzeitig zur

theoretischen Weiterentwicklung des

Forschungsfeldes liefern. Hierfür

werden die beiden jüngsten Zeitver-

wendungserhebungen für Deutsch-

land (2001/02 und 2012/13) genutzt.

Das Projekt konzentriert sich auf Pen-

delwege (Entfernung, Dauer, Ver-

kehrsmittel) sowie auf die Komplexi-

tät von Aktivitätsmustern. Die Kom-

plexität wird über Maße wie die En-

tropie, den Diversitätsindex, den Dis-

similaritätsindex oder das Multitas-

king abgebildet. Pendeln und Aktivi-

tätsmuster werden dabei auch ge-

Projektstart: „Zukunft-

Stadt-Region-Ruhr—

ZUKUR“

Mehr als fünf Millionen Menschen

leben in der Metropole Ruhr, dem

größten Ballungsraum Europas mit

insgesamt 53 Städten. Gerade in den

letzten Jahren waren die Auswirkun-

gen des Klimawandels hier immer

wieder spürbar: Hochwasser, Stürme

oder Hitzewellen.

Das Projekt „Zukunft-Stadt-Region-

Ruhr“ (ZUKUR) bringt seit Juli Vertre-

terinnen und Vertreter aus Wissen-

schaft, Kommunen und Gesellschaft

zusammen, um gemeinsam ein Kon-

zept für die zukunftssichere Entwick-

lung des Ruhrgebiets zu erarbeiten.

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2

Im Projekt kooperieren zehn Profes-

suren der Fakultät Raumplanung der

Technischen Universität Dortmund

mit drei Praxispartnern. Die Partner

repräsentieren die drei räumlichen

Ebenen, die untersucht werden sol-

len: Für die Region ist der Regional-

verband Ruhr (RVR) beteiligt, die

kommunale Ebene vertritt die Stadt

Bottrop und die Perspektive des

Quartiers wird durch das Dortmunder

Stadtgebiet Marten beleuchtet. Im

Projekt bilden die drei Ebenen Regi-

on, Stadt und Quartier die Kulissen

für „Reallabore“, in denen gemein-

sam mit Bürgerinnen und Bürgern

innovative Lösungen zum Umgang mit

dem Klimawandel und sozial-

ökologischer Ungleichheit entwickelt

werden sollen.

Sozial-ökologische Ungleichheit zeigt

sich zum Beispiel in Quartieren, in

denen Bürgerinnen und Bürger be-

sonders stark von Lärm und Luftver-

schmutzung betroffen sind. „Das sind

in der Regel auch Gebiete, in denen

eher sozial Schwache leben. Wie man

dieser kombinierten Ungleichheit

entgegen wirken kann, indem man

zum Beispiel eine attraktivere Naher-

holung schafft, ist eine Fragestellung

im Projekt“, sagt Dr. Andrea Rüdiger

von der Fakultät Raumplanung der TU

Dortmund. Zudem soll die Zusam-

menarbeit der drei Ebenen gestärkt

werden.

Eine klimagerechte Entwicklung kann

nur erfolgreich sein, wenn das an-

Februar 2018, Heft 27, 16. Jahrgang 2

grenzende Quartier, die Nachbarstadt

und die Gesamtregion eine gemeinsa-

me strategische Richtung haben. Alle

Aktivitäten verfolgen das Ziel, die

„Resilienz“ der Region zu steigern

und zu erhalten. Der Begriff be-

schreibt, wie eine Region es schafft,

Störungen oder Klimaveränderungen

aufzunehmen, ohne ihre grundlegen-

den Qualitäten und Funktionen zu

verlieren.

Aus Sicht der TU Dortmund bietet das

ZUKUR-Projekt Gelegenheit, die in-

terdisziplinäre Forschung praxisnah

auf aktuelle Themen anzuwenden und

die Zukunftsfähigkeit der eigenen

Region mitzugestalten. Der RVR hat

mit fachlicher Grundlagenarbeit be-

reits eine gute Ausgangslage geschaf-

fen, auf der ZUKUR nun aufbauen

kann. Der Verband ist unter anderem

dafür zuständig, die gesamtregionale

Perspektive in das Forschungsprojekt

einzubringen. Die Stadt Bottrop will

im Projekt den Austausch von Gesell-

schaft und Verwaltung stärken und

die Ergebnisse in einen klimagerech-

ten Stadtumbau einbringen. Die Stadt

Dortmund erhofft sich ebenfalls Er-

kenntnisse dazu, wie die Kooperation

zwischen Politik, Gesellschaft und

Verwaltung gestaltet sein muss, um

dem Klimawandel im Quartier zu be-

gegnen.

Insgesamt drei Jahre lang fördert das

B u n d e s fo r s c h u n g s m in is t er iu m

(BMBF) das Projekt „Zukunft-Stadt-

Region-Ruhr“ (ZUKUR) mit 1,88 Mil-

lionen Euro. Es ist Teil der Leitinitiati-

ve Zukunftsstadt, mit der das Mini-

sterium seit 2016 innovative Ansätze

unterstützt, die dazu beitragen, Städ-

te nachhaltiger zu gestalten.

Gerda Hartl und Joachim Scheiner

unterstützen die anderen Beteiligten

in Hinblick auf räumliche Analysen

und Evaluationen.

Text: http://www.raumplanung.tu-

dortmund.de/rp/zukur.html

Ansprechpartnerin:

Dr. techn. Gerda Hartl

Tel. 0231/ 755 – 4815

[email protected]

Nach fünf Jahren Bearbeitungszeit

wurde das DFG-Projekt „Mobility Bio-

graphies – A Life-Course Approach to

Travel Behaviour and Residential

Choice” abgeschlossen (Bearbeitung:

Lisa Döring und Janna Albrecht, Lei-

tung: Prof. Holz-Rau und Prof. Schei-

ner); die Projektdurchführung erfolgte

in Kooperation mit der Professur für

Mobilitätsforschung der Goethe-

Universität Frankfurt (Prof. Lanzen-

dorf) und dem Institut für Verkehrs-

planung und Transportsysteme der

ETH Zürich (Prof. Axhausen).

Projektziel

Die mobilitätsbiografische Forschung

mit den Untersuchungsfeldern

„ V e r k e h r s m o b i l i t ä t “ u n d

„Wohnstandortmobilität“ ist ein rela-

tiv neues Forschungsfeld, das weitere

Erklärungen des individuellen Verhal-

tens im Raum verspricht. Das Projekt

hat hierzu vier grundlegende Hypo-

thesen formuliert und überprüft:

(1) Sozialisationseffekte beeinflus-

sen Mobilitäts- und Wohnstandort-

präferenzen sowie Verkehrsverhalten

Abschluss des DFG-

Projektes „Mobility

Biographies—A Life-

Course Approach to Travel

Behaviour and Residential

Choice“

Nur ein Teil aller MitarbeiterInnen von ZUKUR: ProjektteilnehmerInnen der TU

Dortmund, des RVR, der Stadt Bottrop und der Stadt Dortmund.

Foto: Uwe Grützner

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Februar 2018, Heft 27, 16. Jahrgang 3

und Wohnstandortentscheidungen in

einer Weise, die zu Ähnlichkeiten zwi-

schen Generationen einer Familie

führt.

(2) Der Einfluss der innerfamiliären

Sozialisation auf Präferenzen und

Verhalten wird von weiteren Lernpro-

zessen und Erfahrungen im Lebens-

lauf sowie von strukturellen – sozio-

ökonomischen und räumlichen – Um-

ständen im Lebenslauf überlagert.

(3) Verkehrsverhalten ist aufgrund

von Routinen über die Zeit hinweg

relativ stabil, kann sich aber aufgrund

von Lebensereignissen deutlich än-

dern.

(4) Kohortenspezifische Erfahrungen,

die in Beziehung zu historischen tech-

nologischen, räumlichen, sozialen

und ökonomischen Kontexten und

Entwicklungen stehen, sind häufig an

Verkehrsmittel, Wohnstandortpräfe-

renzen und -entscheidungen gebun-

den. Entsprechende kohortenspezifi-

sche Unterschiede sind zu erwarten,

wobei gleichzeitig mit starker Hetero-

genität innerhalb von Kohorten zu

rechnen ist.

Daten und Methoden

Datenerhebung

Das Forschungsprojekt baute auf ei-

n em in d er D ip l o m a r b e it

„Generationsübergreifende Mobili-

tätsbiographien“ (Klöpper und Weber,

2007; Betreuung Holz-Rau) entwickel-

ten Fragebogen auf. Es fanden Befra-

gungen in Dortmund (seit 2007 fort-

laufend), Zürich und Frankfurt (2012-

2015) statt. Die Befragung wird in

Dortmund weiterhin jährlich fortge-

setzt, wobei die Erfahrungen dieses

Projektes zu einer Verbesserung des

Erhebungsinstruments genutzt wer-

den.

In der Erhebung an der TU Dortmund

wurden Raumplanungsstudierende im

ersten Semester im Zuge der Veran-

staltung „Empirische Erhebungsme-

thoden“ befragt. Die befragten Stu-

dierenden füllten die Fragebögen

selbst aus und interviewten, sofern

erreichbar, im Anschluss beide El-

ternteile und einen Teil der Großeltern

mütterlicherseits und einen Teil der

Großeltern väterlicherseits (Scheiner

et al. 2014). Die Rücklaufquoten

schwankten zwischen 20 und 95 Pro-

zent, was sich aus unterschiedlichen

Verbindlichkeiten zur Teilnahme an

der Befragung in den Lehrveranstal-

tungen erklären lässt. Teilweise war

die Durchführung der Befragung,

nicht aber die Abgabe der Fragebö-

gen, für die Studierenden verpflich-

tend. Insgesamt liegen nun Daten von

über 6800 Personen aus mehr als

1400 Familien vor.

Die elektronische Erfassung der Fra-

gebögen erfolgte durch studentische

Hilfskräfte. Dabei fanden regelmäßige

Kontrollen der Daten- und Einga-

bequalität statt. Zudem wurde doku-

mentiert, welche Schwierigkeiten es

bei der Eingabe einzelner Fälle gab,

sodass diese im Nachhinein mit den

wissenschaftlichen Mitarbeiterinnen

besprochen und Änderungen vorge-

n o m m e n w e r d e n k o n n t e n

(ausführlicher in Scheiner et al. 2014).

Datensatzbeschreibung

Insgesamt sind durch die Auswahl der

Befragten als Erstsemester der

Raumplanung an der TU Dortmund

deutliche Unterschiede zwischen den

Befragten und der bundesdeutschen

Bevölkerung hinsichtlich vieler Merk-

male zu erkennen. Die Altersstruktur

ist dreigipfelig: Die 18- bis Mitte 20-

Jährigen, die Mitte 40- bis Ende 50-

Jährigen sowie die Anfang 70- bis

Mitte 80-Jährigen sind jeweils überre-

präsentiert. Der Akademikeranteil

und der Anteil von Personen mit deut-

scher Staatsangehörigkeit sind höher

als im Bundes- und NRW-

Durchschnitt. Gleiches gilt für Wohn-

orte in urbanen Räumen. Damit ist der

Datensatz nicht repräsentativ für

Deutschland oder NRW und nicht ge-

eignet, Hochrechnungen für die Ge-

samtbevölkerung vorzunehmen.

Trotzdem spiegelt der Datensatz ge-

sellschaftliche Entwicklungen und

allgemeine Veränderungen des Mobi-

litätshandelns im Zeitverlauf wider.

So lässt sich die Bildungsexpansion

und die zunehmende Erwerbstätigkeit

von Frauen am Vergleich der Großel-

tern- und Elterngeneration erkennen

(Döring et al. 2014a). Des Weiteren

entspricht die Verkehrsmittelnutzung

der Befragten der bundesweiten Ver-

kehrsmittelnutzung auf Berufswegen

und zeigt deutlich die Zunahme der

MIV-Nutzung und den Rückgang des

nicht motorisierten Berufsverkehrs

von Generation zu Generation (Döring

et al. 2014a).

Datenqualität

Vergleiche der Angaben verschiede-

ner Familienangehöriger und Fehl-

wertanalysen zeigen ergänzend, dass

die Datenqualität in den Fragebögen

befragter Frauen höher ist als unter

den befragten Männern (Albrecht et

al. 2017). Fehlende Angaben von Be-

fragten konnten aufgrund des Erhe-

bungsdesigns z.T. durch die Angaben

anderer Personen ergänzt werden.

Beispielsweise konnten Fehlwerte in

der Wohnbiografie durch die Angaben

der Eltern oder des Partners ergänzt

werden, sofern sie in einem gemein-

samen Haushalt mit der befragten

Person gewohnt haben (zum Vorge-

hen s. Albrecht et al. 2017).

Gleichzeitig wurde deutlich, dass re-

trospektive Erhebungen zur Erfas-

sung einiger Datentypen nur bedingt

geeignet sind. Die Aussagen zu der

Anzahl der Umzüge im Lebensverlauf

und den Umzugszeitpunkten sind

weniger verlässlich als die Angaben

zum Namen der Gemeinde, in der in

der Vergangenheit gewohnt wurde

(Albrecht et al. 2017). Schließlich

zeigt eine anonyme Nachher-

Befragung unter Studierenden, dass

96% der Befragten die Mobilitätsbio-

grafien ehrlich ausgefüllt haben, so-

dass die Datenqualität für eine retro-

spektive Erhebung als gut einge-

schätzt wird.

Analysemethoden

Der statistischen Modellbildung lag in

Dortmund der Half-Split-Ansatz zu-

grunde. Mit einer 50%igen Zufalls-

auswahl des Datensatzes wurde hy-

pothesengestützt ein statistisches

Modell schrittweise entwickelt, das

an der zweiten Hälfte der Stichprobe

überprüft wurde. Dieser Ansatz dient

einer rigorosen Prüfung von Hypothe-

sen und vermeidet die Überanpas-

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Februar 2018, Heft 27, 16. Jahrgang 4

jedoch nicht eindeutig. Die Besonder-

heit dieser Untersuchungen liegt dar-

in, dass sowohl die biografischen als

auch die elterlichen Einflüsse beider

Partner (eines Familienhaushaltes)

berücksichtigt werden. Zudem wird

dem Ort der Kindheit und Jugend ein

besonderes Interesse gewidmet, was

in der Forschung bisher wenig Beach-

tung fand. Insgesamt zeigt sich ein

hohes Maß an Sesshaftigkeit, sogar

über Generationen hinweg.

Zusammenfassung und Aus-

blick

Insgesamt konnte das Projekt einen

relevanten Beitrag zur mobilitätsbio-

g r a f i s c h e n F o r s c h u n g

(Alltagsmobilität und Wohnstandort-

mobilität) leisten. Dabei ergänzt das

generationsübergreifende Erhebungs-

format die bisherige mobilitätsbiogra-

phische Forschung und ermöglicht die

Untersuchung von generationsüber-

greifender Mobilitätssozialisation.

Der Aufwand in Erhebungsdurchfüh-

rung und Sicherung der Datenqualität

ist jedoch erheblich und sicher nicht

für repräsentative Erhebungen an-

wendbar.

Die beiden Dissertationen erfolgten

anhand der Daten aus Dortmund und

ergänzen mobilitätsbiographische

Untersuchungen, die sich auf Le-

bensereignisse innerhalb der Biogra-

phie einer Person (z. B. Heirat, Um-

zug, Arbeitsplatzwechsel…) bezogen,

um den Kontext mehrerer Generatio-

nen einer Familie. Während entspre-

chende Zusammenhänge anhand der

Wohnstandortentscheidungen belegt

werden konnten, war ein solcher

Nachweis für die Alltagsmobilität an-

hand der Daten nicht möglich. Die

Vermutung, dass die autogeprägten

Mobilitätserfahrungen von Kindern zu

einer Autoprägung in der eigener Er-

wachsenenphase führen, zeigt sich in

den Daten und hier untersuchten Ge-

nerationen also nicht. Dies schließt

jedoch nicht aus, dass dies für die

heutigen Kinder, deren Kindheit meist

noch stärker autogeprägt ist, zutref-

fen kann oder in größeren Stichpro-

ben nachzuweisen wäre.

sung von Modellen an die Stichprobe.

Die vorliegenden Ergebnisse zeigen,

dass ohne diese Kreuzvalidierung

hinsichtlich mehrerer Einflüsse ande-

re Schlüsse gezogen worden wären.

Die Half-Split-Methode vermeidet

damit eine Überschätzung der Rele-

vanz des Untersuchungsgegenstan-

des (Döring et al. 2017, Albrecht et al.

eingereicht).

Darüber hinaus wurde in der Disserta-

tion von Lisa Döring (s.u.) das in der

Verkehrsforschung relativ neue Ver-

fahren der Markov Modelle erprobt.

Mittels Markov Modellen wurden zeit-

konstante und zeitvariierende Ein-

flussfaktoren für die Autoverfügbar-

keit und Verkehrsmittelnutzung be-

rücksichtigt und verkehrsmittelspezi-

fische Übergänge modelliert. Mit

Standard-Kohorten-Tabellen wurden

Alters-, Kohorten- und Periodeneffek-

te identifiziert. Diese Methode eignet

sich, um Regime in quantitativen Mo-

bilitätsbiografien aufzudecken.

Darüber hinaus sind multivariate logi-

stische Regressionen zur Untersu-

chung von Wohnbiografien genutzt

worden (Albrecht et al. (eingereicht),

Albrecht et al. 2015). Des Weiteren ist

die Anwendung multinomialer Re-

gressionen in der Dissertation von

Janna Albrecht vorgesehen.

Intergenerationale Unter-

schiede und Zusammenhänge

(1) Mobilitätsbiografien und Mobili-

tätssozialisation – Eine quantitative

Analyse von Sozialisations-, Alters-,

Perioden- und Kohorteneffekten in

Alltagsmobilität (L. Döring)

Im Rahmen Ihrer Dissertation unter-

suchte Lisa Döring alltägliches Mobi-

litätshandeln im Lebensverlauf und

verglich Geburtskohorten. Die Arbeit

erarbeitet einen theoretischen Ansatz

zur Untersuchung von Mobilitätsso-

zialisation im Lebensverlauf und

zeigt, dass quantitative Mobilitäts-

biografien mit der in der Mobilitäts-

forschung neuen Methode der Markov

Modelle untersucht werden können.

Entgegen der häufig formulierten Ver-

mutung konnte hinsichtlich Pkw-

Verfügbarkeit und Verkehrsmittelnut-

zung auf Berufswegen kein genera-

tionsübergreifender Sozialisationszu-

sammenhang nachgewiesen werden.

Die Untersuchung bezog sich dabei

auf die Generation um die Geburtsko-

horte 1957 und ihre Eltern (Eltern und

Großeltern der Studierenden). Die

empirischen Ergebnisse entlang der

Biographien zeigten, dass Verände-

rungen in der Berufswegedistanz

maßgeblich mit Veränderungen in der

Autoverfügbarkeit und Verkehrsmit-

telnutzung verbunden sind. Dagegen

sind andere Ereignisse, wie beispiels-

weise eine Hochzeit oder die Geburt

eines Kindes, von geringerer Bedeu-

tung. Darüber hinaus sind von älteren

zu jüngeren Kohorten eine Standardi-

sierung und eine Homogenisierung

von Mobilitätsbiografien bezüglich

des Führerscheinerwerbs, der Auto-

verfügbarkeit und der Verkehrsmittel-

nutzung zu erkennen.

(2) Wohnstandortentscheidungen—

Biografische und familiäre Einflüsse

(J. Albrecht)

Die Arbeit von Janna Albrecht setzt

sich mit Wohnbiografien auseinander.

Im Gegensatz zu den generations-

übergreifenden Analysen der Motori-

sierung und Verkehrsmittelnutzung

konnte für die Wohnstandortent-

scheidungen in der Familiengrün-

dungsphase ein wohnbiografischer

Einfluss (Anzahl der Umzüge und

Wohndauer) bestätigt werden. Der

Nachweis erfolgte anhand der Biogra-

phien der Eltern der Studierenden,

bezieht sich also auf die Generation

um die Geburtskohorte 1957 und de-

ren Eltern. Es zeigen sich außerdem

„vererbte“ Wanderungstypen sowie

eine hohe Bedeutung des großelterli-

chen Wohnstandortes für den Wohn-

standort der Eltern (im Sinne von ge-

ringen Distanzen zwischen den

Wohnorten der Generationen). Dabei

scheint in der Familiengründungs-

phase der Eltern der Wohnort der

Großeltern mütterlicherseits von gro-

ßer Bedeutung zu sein. Zum Teil deu-

ten die Ergebnisse auch auf die häu-

fig diskutierte Dominanz der Männer

bei Wohnstandortentscheidungen hin

(Erwerbstätigkeit konnte nicht kon-

trolliert werden), bestätigen diese

Page 5: VPLetter Die elektronische Zeitschrift des ... - TU DortmundAus Sicht der TU Dortmund bietet das ZUKUR-Projekt Gelegenheit, die in-terdisziplinäre Forschung praxisnah auf aktuelle

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Februar 2018, Heft 27, 16. Jahrgang 5

Auf der Grundlage jüngster Forschun-

gen wäre des Weiteren die Verknüp-

fung von Mobilitätsbiografien mit

multilokalen Lebensweisen sinnvoll.

Dies beträfe sowohl die Multilokalität

als Dimension des Wohnens als auch

deren Auswirkungen auf (bzw. Be-

stimmtheit durch) die berufliche und

freizeitbezogene Mobilität. Darüber

hinaus zeigte sich vor allem in den

Forschungen zur Wohnstandortwahl

ein so hohes Maß an Sesshaftigkeit,

dass es sich als schwierig erwies,

Effekte von raumstrukturellen Erfah-

rungen und konkreten Ortserfahrun-

gen auf spätere Wohnstandortent-

scheidungen voneinander zu trennen.

Dies wäre ein weiteres lohnendes

Feld für die Wohnforschung. Die hier

zum Ausdruck kommende Trägheit

des Wohnstandortverhaltens stellt

auch in Frage, inwieweit diese Pro-

zesse überhaupt planerisch steuerbar

sind.

Text: Christian Holz-Rau, Janna Albrecht,

Lisa Döring, Joachim Scheiner

Veröffentlichungen im Rahmen des

DFG-Projektes “Mobility Bio-

graphies—A Life-Course Approach

to Travel Behaviour and Residential

Choice”

Die nachfolgende Liste enthält eine

Auswahl der Veröffentlichungen, die

im Projektzusammenhang entstanden

sind.

ALBRECHT, Janna / DÖRING, Lisa /

HOLZ-RAU, Christian / SCHEINER,

Joachim (2015): The Relevance of the

Place of Childhood and Adolescence

for Residential Choice in Later Life. A

Life-Course and Intergenerational

Approach (15-0739). In: TRB Trans-

portation Research Board (Hg.): The

2015 Annual Meeting Compendium of

Papers. TRB Transportation Research

Board 94th Annual Meeting. Washing-

ton, D.C., 11.-15.01.2015

ALBRECHT, Janna / HOLZ-RAU, Chris-

tian / SCHEINER, Joachim (2017): Life

-course data reconstruction using

complementary information taken

from linked lives. In Transportation

Research Part A 104, S. 308-318. DOI:

10.1016/j.tra.2017.03.016

ALBRECHT, Janna/ SCHEINER, Joa-

chim / DÖRING, Lisa / HOLZ-RAU,

Christian: Residential Location Choic-

es of Couples Considering Both Part-

ners’ Life-Courses and Family Ties. In:

Population, Space and Place.

(eingereicht)

ALBRECHT, Janna (2015): Die räumli-

che Bindung an den Wohnort der Kind-

heit und Jugend in der Familiengrün-

dungsphase. Wohnstandortentschei-

dungen im Biografien- und Generatio-

nenansatz. In: Scheiner, Joachim /

Holz-Rau, Christian (Hrsg.): Räumliche

Mobilität und Lebenslauf. Studien zu

Mobilitätsbiografien und Mobilitätsso-

zialisation. Wiesbaden: Springer. S.

241-238. DOI: 10.1007/978-3-658-

07546-0_13

DÖRING, Lisa: Mobilitätsbiografien

und Mobilitätssozialisation. Eine

quantitative Analyse von Sozialisa-

tions-, Alters-, Perioden- und Kohor-

teneffekten in Alltagsmobilität. Wies-

baden. Springer VS (Studien zur Mobi-

litäts- und Verkehrsforschung).

(angenommen)

DÖRING, Lisa (2015): Biografieeffekte

und intergenerationale Sozialisations-

effekte in Mobilitätsbiografien. In:

Scheiner, Joachim / Holz-Rau, Chri-

stian (Hrsg.): Räumliche Mobilität und

Lebenslauf. Studien zu Mobilitätsbio-

grafien und Mobilitätssozialisation.

Wiesbaden: Springer. S. 23-41. DOI:

10.1007/978-3-658-07546-0_2

DÖRING, Lisa / ALBRECHT, Janna /

HOLZ-RAU, Christian (2014a): Genera-

tionsübergreifende Mobilitätsbiogra-

fien – Soziodemografische Analyse der

Erhebung: In: Fachgebiet Verkehrswe-

sen und Verkehrsplanung (Hg.): Raum

und Mobilität. Arbeitspapiere des

Fachgebietes Verkehrswesen und Ver-

kehrsplanung, Bd. 30. Dortmund. On-

line verfügbar: http://www.vpl.tu-

dortmund.de/cms/Medienpool/

PDF_Dokomunte/Arbeitspapiere/

AP30_von_Lisa_Doering_und_Janna_A

lbrecht_und_Christian_Holz-Rau.pdf

DÖRING, Lisa / ALBRECHT, Janna /

SCHEINER, Joachim / HOLZ-RAU,

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in Work Trip Biographies: Work Trips

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tions (15-2105) In: TRB Transportation

Research Board (Hg.): The 2015 Annu-

al Meeting Compendium of Papers.

TRB Transportation Research Board

94th Annual Meeting. Washington,

D.C., 11.-15.01.2015

DÖRING, Lisa / ALBRECHT, Janna /

SCHEINER, Joachim / HOLZ-RAU,

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raphies in three generations – sociali-

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Procedia 1(1), S. 165-176. DOI:

10.1016/j.trpro.2014.07.017

DÖRING, Lisa / KROESEN, Maarten /

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of Parents‘ Mobility Behavior for Dy-

namics in Car Availability and Com-

mute Mode Use. In: Transportation.

DOI: 10.1007/s11116-017-9823-x

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und Mobilitätssozialisation: Neue

Zugänge zu einem alten Thema. In:

Scheiner, Joachim / Holz-Rau, Chri-

stian (Hrsg.): Räumliche Mobilität und

Lebenslauf. Studien zu Mobilitätsbio-

grafien und Mobilitätssozialisation.

Wiesbaden: Springer VS. S. 3-22. DOI:

10.1007/978-3-658-07546-0_1

MÜGGENBURG, Hannah (2016): Le-

bensereignisse und Mobilität. Eine

generationsübergreifende Untersu-

chung von Mobilitätsbiographien.

Wiesbaden: Springer VS (Studien zur

Mobilitäts- und Verkehrsforschung,

32). DOI: 10.1007/978-3-658-16068-5

MÜGGENBURG, Hannah (2015): Bleibt

alles anders? – Eine Untersuchung

zum Einfluss privater Lebensereignis-

se auf das Verkehrshandeln im Gene-

rationenvergleich. In: Umweltpsy-

chologie 19 (1), S. 121-143.

MÜGGENBURG, Hannah / BUSCH-

GEERTSEMA, Annika / LANZENDORF,

Martin (2015): Mobility biographies: A

review of achievements and challeng-

es of the mobility biographies ap-

proach and a framework for further

research. In: Journal of Transport

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doi.org/10.1016/

j.jtrangeo.2015.06.004

MÜGGENBURG, Hannah / LANZEN-

DORF, Martin (2015): Beruf und Mobi-

lität – eine intergenerationale Unter-

Page 6: VPLetter Die elektronische Zeitschrift des ... - TU DortmundAus Sicht der TU Dortmund bietet das ZUKUR-Projekt Gelegenheit, die in-terdisziplinäre Forschung praxisnah auf aktuelle

6

Februar 2018, Heft 27, 16. Jahrgang 6

sozialisation. Wiesbaden: Springer

VS. DOI: 10.1007/978-3-658-07546-0

Ansprechpartner:

Prof. Dr.-Ing. Christian Holz-Rau

Tel. 0231/ 755 – 2270

[email protected]

Dipl.-Ing. Janna Albrecht

Tel: 0231/ 755 – 2390

[email protected]

Dipl.-Geogr. Lisa Döring

0231/ 755 – 8017

[email protected]

Prof. Dr. Joachim Scheiner

Tel. 0231/ 755 – 4822

[email protected]

Gleichstellung der Geschlechter am Beispiel von freizuhaltenden Sitzplätzen in der

Wiener U-Bahn. Foto: Joachim Scheiner

sen, dass Wien eine ausnehmend

(oder besser einnehmend?) schöne

Stadt ist, zeigen die Bilder, dass sich

viel von Wien lernen lässt, etwa über

kurze Wege im Bereich der Kultur

("Wiener Bücherschmaus – der litera-

rische Nahversorger") oder über

Gleichstellung der Geschlechter

("Sitzplätze in der U-Bahn").

Text: Joachim Scheiner

Ansprechpartner:

Prof. Dr. Joachim Scheiner

Tel. 0231/ 755 – 4822

[email protected]

suchung zum Einfluss beruflicher Le-

bensereignisse auf das Verkehrshan-

deln In: Scheiner, Joachim / Holz-Rau,

Christian (Hrsg.): Räumliche Mobilität

und Lebenslauf. Studien zu Mobili-

tätsbiografien und Mobilitätssoziali-

sation. Wiesbaden: Springer. S. 79-95.

DOI: 10.1007/978-3-658-07546-0_5

SCHEINER, Joachim / HOLZ-RAU,

Christian (2013): A comprehensive

study of life course, cohort, and pe-

riod effects on changes in travel mode

use. In: Transportation Research A 47,

S. 167-181. DOI: 10.1016/

j.tra.2012.10.019

SCHEINER, Joachim / HOLZ-RAU,

Christian (2013): Changes in travel

mode choice after residential reloca-

tion: a contribution to mobility biog-

raphies. In: Transportation 40(2), S.

431-458. DOI: 10.1007/s11116-012-

9417-6

SCHEINER, Joachim / SICKS, Kathrin /

HOLZ-RAU, Christian (2014): Genera-

tionsübergreifende Mobilitätsbiogra-

fien - Dokumentation der Datengrund-

lage In: Fachgebiet Verkehrswesen

und Verkehrsplanung (Hg.): Raum und

Mobilität. Arbeitspapiere des Fachge-

bietes Verkehrswesen und Verkehrs-

planung, Bd. 29. Dortmund. Online

verfügbar: http://www.vpl.tu-

dortmund.de/cms/Medienpool/

PDF_Dokomunte/Arbeitspapiere/

AP29_von_Joachim_Scheiner_und_Ka

thrin_Sicks_und_Christian_Holz-

Rau.pdf

SCHEINER, Joachim (2014): Gendered

key events in the life course: effects

on changes in travel mode choice over

time. In: Journal of Transport Geogra-

phy 37, S. 47-60. DOI: 10.1016/

j.jtrangeo.2014.04.007

SCHEINER, Joachim (2014): Residen-

tial self-selection in travel behavior:

towards an integration into mobility

biographies. In Journal of Transport

and Land Use 7 (3), S. 15-29. DOI:

http://dx.doi.org/10.5198/

jtlu.v7i3.439

SCHEINER, Joachim / HOLZ-RAU,

Christian (Hrsg., 2015): Räumliche

Mobilität und Lebenslauf. Studien zu

Mobilitätsbiografien und Mobilitäts-

Joachim Scheiner als

Gastprofessor an der

Universität für

Bodenkultur in Wien

Joachim Scheiner hat im Rahmen

einer Gastprofessur im Mai/Juni 2017

zwei Wochen in Wien verbracht. Dort-

hin war er vom Institut für Verkehrs-

wesen an der Universität für Boden-

kultur eingeladen worden. Er bot dort

zwei Blockseminare zu aktuellen The-

men aus "Traffic and Transport Plan-

ning" an. Neben den Lehrveranstal-

tungen diente der Aufenthalt der Wei-

terentwicklung von Kontakten für

gemeinsame Forschungsvorhaben.

Auch die Freizeit kam angesichts von

konstant rund 30°C, dauerhaftem

Sonnenschein und eines Besuchs der

Familie nicht zu kurz. Jenseits des-

„Wiener Bücherschmaus – der literari-

sche Nahversorger“, Wien.

Foto: Joachim Scheiner

Wilhelm-Exner-Haus der Universität

für Bodenkultur, Wien.

Foto: Joachim Scheiner

Page 7: VPLetter Die elektronische Zeitschrift des ... - TU DortmundAus Sicht der TU Dortmund bietet das ZUKUR-Projekt Gelegenheit, die in-terdisziplinäre Forschung praxisnah auf aktuelle

7

Jahrestagung des AK

Verkehr der DGfG

Februar 2018, Heft 27, 16. Jahrgang 7

Die Jahrestagung des Arbeitskreises

Verkehr der Deutschen Gesellschaft

f ü r G e o g r a p h i e ( h t t p : / /

vgdh.geographie.de/verkehr/) –

Joachim Scheiner ist Mitglied des

Sprecherteams – wurde diesmal von

der Arbeitsgruppe Mobilitätsfor-

schung der Goethe Universität Frank-

furt (Martin Lanzendorf) ausgerichtet.

Von 18.-20. Mai 2017 trafen sich rund

130 Interessierte, um Themen rund

um das Leitthema "Sozialer Wandel,

neue Technologien und andere Mobi-

lität? – Fachliche und institutionelle

Herausforderungen für die Mobili-

tätsforschung" zu diskutieren. Zu

Beginn der Konferenz gedachten die

Anwesenden in einer Schweigeminute

des Kollegen Dirk Vallée (Lehrstuhl

und Institut für Stadtbauwesen und

Stadtverkehr, RWTH Aachen), der

kurz zuvor im Alter von nur 51 Jahren

unerwartet verstorben war. Dirk

Vallée hinterlässt eine Frau und drei

Kinder. Die, die ihn kannten, vermis-

sen ihn.

Die Konferenz kam gerade rechtzei-

tig, um das Buch zu präsentieren, das

die AK Verkehr-Jahrestagung 2015 in

Erfurt dokumentiert (Wilde, Gather,

Neiberger und Scheiner, 2017). Aus

institutioneller Perspektive wurde mit

der Tagung in Frankfurt der Versuch

unternommen, die jährliche Tagung

auf eine breitere Basis zu stellen.

Zum einen war sie interdisziplinär

ausgerichtet; der AK Verkehr, das

Pegasus Netzwerk und die Deutsche

Verkehrswissenschaftliche Gesell-

schaft traten gemeinsam als Veran-

stalter auf. Zum anderen unterstrich

ein Programmbeirat aus 16 Wissen-

schaftler/innen verschiedener Dis-

ziplinen, dass die Tagung mehr sein

sollte als eine öffentliche Arbeits-

kreissitzung.

Dies wurde auch durch den Untertitel

der Konferenz betont, der die große

Frage nach fachlichen und institutio-

nellen Herausforderungen für die Mo-

bilitätsforschung aufwarf. Diese wur-

de in einer Vortragssitzung und einer

Podiumsdiskussion zum Thema

"Zukunft der Mobilitätsforschung"

vertieft. Die Podiumsdiskussion

schloss sieben Diskutant/innen aus

Geografie, Verkehrsplanung, Soziolo-

gie und verkehrlicher Praxis ein. Zur

Debatte standen mögliche Bedürfnis-

se nach und Kapazitäten zu einer

Neuausrichtung und/oder einer brei-

teren Basis der Verkehrsforschung in

Deutschland – im Sinne von mehr

inter- und transdisziplinärer Koope-

ration, veränderter institutioneller

Settings, stärkerer Vernetzung und

mehr Forschungsförderung. Einer der

Diskutanten argumentierte stark im

Sinne praktischer Tests neuer Mobili-

tätsformen in Form von 'Living labs'

unter Einschluss wissenschaftlicher

Evaluationsforschung. Ein Vertreter

der Deutschen Bahn dagegen stellte

dies als verengtes Verständnis wis-

senschaftlicher Forschung in Frage.

Auch der These, die Verkehrsfor-

schung bräuchte mehr interdiszipli-

näres Denken – vermutlich eines der

hervorstechenden Merkmale der Geo-

grafie, aber auch der Raum- und Ver-

kehrsplanung – wurde entgegnet,

dass dies ohnehin passiere, wie man

an Zeitschriften wie "Global Environ-

mental Change" unschwer erkennen

könne. Auf der anderen Seite wurde

deutlich, dass weder Geografie noch

Soziologie in führenden verkehrspoli-

tischen Organisationen angemessen

vertreten sind. So sitzt im Wissen-

schaftlichen Beirat des Bundesver-

kehrsministeriums kein einziger Geo-

graf.

Ansonsten behandelten die Sitzungen

sehr unterschiedliche Themen, etwa

die Mobilität junger Erwachsener,

Elektrofahrzeuge, nachhaltigen Ver-

kehr, Radfahren, Mobilitätsbiogra-

fien, Mobilitätskulturen, Güterver-

kehr, Verhaltensveränderungen und

Transformationen. Eine der Sitzungen

diente im Wesentlichen als Forum für

die Abschlusspräsentation des lang

laufenden Projekts über Mobilitäts-

biografien des Fachgebiets VPL der

Technischen Universität Dortmund,

der Goethe Universität (AG Mobili-

tätsforschung) und der ETH Zürich

(Institut für Verkehrsplanung und

Transportsysteme) (http://www.vpl.tu

-dortmund.de/cms/de/forschung/

f o r s c h u n g s p r o j e k t e /

Mobilitybiographies/index.html).

Neues Forschungsprojekt:

Der Weg zur Schule in

Lünen

Die nächste Jahrestagung findet von

7.-9. Juni 2018 in Lüneburg statt. Den

Call for Papers finden Sie hier: http://

vgdh.geographie.de/verkehr/. Sie

sind herzlich eingeladen!

Wilde, Mathias / Gather, Matthias /

Neiberger, Cordula / Scheiner,

Joachim (Hrsg.) (2017): Verkehr und

Mobilität zwischen Alltagspraxis und

Planungstheorie – ökologische und

soziale Perspektiven. Wiesbaden:

Springer VS.

Text: Joachim Scheiner

Ansprechpartner:

Prof. Dr. Joachim Scheiner

0231/ 755 – 4822

[email protected]

Die DFG hat dem Fachgebiet VPL das

Projekt "Verkehrsinfrastruktur,

Raumstruktur und der Weg zur Schule

– Fallstudie Lünen (NRW)" bewilligt.

In dem Projekt werden Befragungsda-

ten aus der Masterarbeit von Stefan

Lohmüller (siehe Abschlussarbeiten")

durch weitere Erhebungen aus Online

-Quellen und Kartierungen vor Ort

ergänzt. Dies dient dazu, Einflüsse

der räumlichen und verkehrsinfra-

strukturellen Rahmenbedingungen

des Weges auf die Verkehrsmittelnut-

zung und die selbstständige Mobilität

von Grundschulkindern detailliert zu

untersuchen.

Trotz einer frühen Beteiligung

Deutschlands an den Forschungen

zur Mobilität von Kindern liegen prak-

tisch keine Studien aus Deutschland

vor, in denen die Mobilität von Kin-

dern unter dem Blickpunkt einer Viel-

zahl von Einflüssen systematisch und

multivariat untersucht wird. Mit den

vorliegenden nationalen Haushalts-

befragungen zur Mobilität ist dies nur

sehr eingeschränkt möglich, weil we-

sentliche Variablen fehlen. In der an-

gesprochenen Masterarbeit wurden

Anfang 2017 in einer Befragung der

Eltern von Schüler/innen der Jahr-

gangsstufen 1-4 an sieben Grund-

Page 8: VPLetter Die elektronische Zeitschrift des ... - TU DortmundAus Sicht der TU Dortmund bietet das ZUKUR-Projekt Gelegenheit, die in-terdisziplinäre Forschung praxisnah auf aktuelle

8

Februar 2018, Heft 27, 16. Jahrgang 8

schulen in Lünen entsprechende Da-

ten in hoher Qualität erhoben.

Am Fachgebiet VPL bearbeitet Oliver

Huber gemeinsam mit Joachim Schei-

ner und mehreren studentischen und

wissenschaftlichen Hilfskräften das

Projekt. Ergebnisse sind in den näch-

sten Monaten zu erwarten.

Text: Joachim Scheiner

Ansprechpartner:

Prof. Dr. Joachim Scheiner

0231/ 755 – 4822

[email protected]

M.Sc. Oliver Huber

Tel. 0231/ 755 – 6932

[email protected]

seits wird Stabilität im Lebensverlauf

durch Pfadabhängigkeit sowie Stabi-

lität zwischen Kohorten durch Sozia-

lisation betrachtet.

Es werden im Wesentlichen drei Me-

thoden genutzt: Durch die theoreti-

sche Auseinandersetzung mit Soziali-

sation und die Anwendung des Mo-

dells der produktiven Realitätsverar-

beitung von Hurrelmann (1986) auf

die Mobilitätssozialisation wird ein

theoretisch-konzeptueller Rahmen

geschaffen. Standard-Kohorten-

Tabellen werden dazu genutzt, Alters

-, Kohorten- und Periodeneffekte zu

identifizieren, und Markov Modelle

dienen schließlich der Analyse von

Veränderungen in individuellen Mobi-

litätsbiografien unter der Berücksich-

tigung von persönlichen Eigenschaf-

ten sowie von Veränderungen auf der

individuellen und Haushaltsebene.

Damit führt die Arbeit eine neue Me-

thodik zur Analyse von Mobilitätsbio-

grafien ein.

Die theoretische Auseinandersetzung

mit und die empirische Analyse von

Mobilitätsbiografien und Mobilitäts-

sozialisation hat Folgendes ergeben:

(1) Durch die Verknüpfung des Mo-

dells der produktiven Realitätsverar-

beitung mit dem Ansatz der Mobili-

tätsbiografien bietet diese Arbeit ei-

nen neuen theoretischen Untersu-

chungsrahmen zur Analyse von Mobi-

litätssozialisation im Lebensverlauf.

(2) Die quantitativen Analysen der

Mobilitätsbiografien der Geburtsko-

horten 1911-1920 bis 1991-2000 zei-

gen von älteren Kohorten zu jüngeren

Kohorten eine Standardisierung und

eine Homogenisierung von Mobili-

tätsbiografien bezüglich des Führer-

scheinerwerbs, der Autoverfügbarkeit

und der Verkehrsmittelnutzung.

Gleichzeitig wird eine Flexibilisierung

der Erwerbstätigkeit von Kohorte zu

Kohorte deutlich.

(3) Die Analyse von Personen geboren

um 1957 zeigt keinen direkten Zu-

sammenhang zwischen Veränderun-

gen in der Autoverfügbarkeit oder

Verkehrsmittelnutzung auf Berufswe-

gen und dem Mobilitätshandeln ihrer

Lisa Döring—Promotion

abgeschlossen

Mit der Disputation am 13.07.2017

schloss Dipl.-Geogr. Lisa Döring ihr

Promotionsvorhaben zum Thema

„Mobilitätsbiografien und Mobilitäts-

sozialisation - Eine quantitative Ana-

lyse von Sozialisations-, Alters-, Pe-

rioden- und Kohorteneffekten in All-

tagsmobilität“ ab. Betreut wurde die

Arbeit durch Prof. Dr-Ing. Christian

Holz-Rau und und Prof. Dr. Simone

Strambach von der Philipps-

Universität Marburg. Den Vorsitz der

Prüfungskommission übernahm Prof.

Dr.-Ing. Sabine Baumgart vom Fach-

gebiet Stadt- und Regionalplanung.

Die Dissertation war eingebettet in

das von der DFG geförderte Projekt

„Mobility Biographies – A Life-Course

Approach to Travel Behaviour and Re-

sidential Choice“ (für weitere Informa-

tionen siehe Projektabschluss-Bericht

in dieser Ausgabe). Das Fachgebiet

VPL gratuliert ganz herzlich zur erfolg-

reichen Promotion.

Text: Janna Albrecht

Kurzfassung der Dissertation

In den letzten Dekaden fanden tief-

greifende, sich gegenseitig beein-

flussende Veränderungen in der Ge-

sellschaft, der Raumstruktur und der

Wirtschaft in Deutschland und ande-

ren westlichen Ländern statt. Diese

zeigen sich auch in Veränderungen

des alltäglichen Mobilitätshandelns.

So gehen die Emanzipation der Frau,

der Wertewandel, komplexere Famili-

enstrukturen und die Pluralisierung

von Lebensstilen sowie die Suburba-

nisierung, der Ausbau von Verkehrs-

infrastruktur und Informations- und

Kommunikationstechnologien und

darüber hinaus der wirtschaftliche

Wandel vom Fordismus zum Postfor-

dismus mit weiteren alltäglichen Di-

stanzen, einer zunehmenden Pkw-

Nutzung und einem Angleichen des

Mobilitätshandelns von Frauen an das

der Männer einher.

Neben diesen langfristigen Verände-

rungen der makrostrukturellen Rah-

menbedingungen, die zu einem Wan-

del des aggregierten Mobilitätshan-

delns führen, ist das alltägliche indivi-

duelle Mobilitätshandeln durch indivi-

duelle Rahmenbedingungen und Ver-

änderungen im Lebensverlauf beein-

flusst. Auf der individuellen Ebene

wird Mobilitätshandeln eher als routi-

niert und stabil beschrieben. Darüber

hinaus zeigen Studien Ähnlichkeiten

zwischen der Abfolge und dem Ein-

treffen von Lebensereignissen sowie

dem Autofahrstil und mobilitätsbezo-

genen Einstellungen zwischen Kin-

dern und ihren Eltern. Demzufolge

wirkt familiäre Sozialisation ebenfalls

stabilisierend auf Mobilitätshandeln

über Kohorten hinweg. Allerdings wer-

den in diesen Studien Schulkinder und

junge Erwachsene berücksichtigt,

sodass es offen bleibt, ob das Mobili-

tätshandeln der Eltern von ihren Kin-

dern angeeignet und auch in späteren

Lebensphasen, wenn sie selbststän-

dig am Verkehr teilnehmen, reprodu-

ziert wird.

Die Analyse von kohortenspezifischen

Mobilitätsbiografien sowie von Verän-

derungen im Mobilitätshandeln unter

Berücksichtigung der Mobilitätssozia-

lisation und anderer individueller Rah-

menbedingungen sind Gegenstand der

Dissertation von Lisa Döring. Die Dis-

sertation untersucht das Mobilitäts-

handeln im Spannungsfeld von Verän-

derungen und Stabilität. Einerseits

werden Veränderungen im Zeitverlauf

und Veränderungen in Biografien zwi-

schen Kohorten untersucht. Anderer-

Page 9: VPLetter Die elektronische Zeitschrift des ... - TU DortmundAus Sicht der TU Dortmund bietet das ZUKUR-Projekt Gelegenheit, die in-terdisziplinäre Forschung praxisnah auf aktuelle

9

Februar 2018, Heft 27, 16. Jahrgang 9

Eltern. Dagegen zeigt sich deutlich,

dass die meisten Mitglieder dieser

Generation im Alter zwischen 18-25

Jahren ein Auto erworben haben und

dass Veränderungen im weiteren Le-

bensverlauf selten sind. Veränderun-

gen in der Berufswegedistanz sind

dabei maßgeblich mit Veränderungen

in der Autoverfügbarkeit und Ver-

kehrsmittelnutzung verbunden. Dage-

gen sind andere Ereignisse, wie bei-

spielsweise eine Hochzeit oder die

Geburt eines Kindes, von geringerer

Bedeutung.

Das Markov Modell ist anhand von

einer zufällig gewählten Hälfte des

gegebene Datensatzes entwickelt

und mit der anderen Hälfte validiert

worden (Half-split Methode). Aus die-

sem Grund werden die Ergebnisse als

valide eingeschätzt. Mit ihren Ergeb-

nissen leistet die Arbeit einen Beitrag

dazu, das Verständnis von Mobilitäts-

handeln im Lebensverlauf zu verbes-

sern. Dies kann eine weitere Grundla-

ge für Mobilitätsprognosen, -

projektionen und -modellierungen

darstellen.

Text: Lisa Döring

Ansprechpartnerin:

Dipl.-Geogr. Lisa Döring [email protected]

Walter Alando —PhD

completed

Walter Alando completed his PhD pro-

ject with the successful passing of his

defence in March 2017. His subject

was "A framework for inclusive

transport planning in medium-sized

Sub-Saharan African cities. The case

of cycling in Kisumu, Kenya". The dis-

sertation was supervised by Joachim

Scheiner (TU Dortmund) and Prof. Dr.

Mark Zuidgeest (University of Cape

Town). Prof. Dr. Sabine Baumgart (TU

Dortmund) was the head of the exam

commission.

Walter Alando joined VPL in October

2013 after successfully applying for a

DAAD scholarship. He is now back in

Kenya, researching and teaching at

the University of Kisumu. The depart-

ment VPL sincerely congratulates and,

as an exception, writes this short note

in English to make sure that you won't

miss it, Alando!

Text: Joachim Scheiner

Summary of PhD thesis

Cycling remains poorly integrated into

urban transport in many sub-Saharan

African cities despite its potential to

contribute positively to inclusive

transport. Although the mode is ac-

tively used in medium-sized cities of

the region, it remains unsupported by

the prevailing infrastructure and traf-

fic conditions. This lack of support is

attributed to the neoliberal orienta-

tion of transport planning, which ig-

nores the needs of the poor majority

who are the dominant cyclists in the

region. Specifically, the tools that

support transport planning exclude

cyclists from the streets and from

access to socio-economic opportuni-

ties thereby aggravating their social

disadvantage. This dissertation ques-

tions whether social exclusion can

form a basis for revealing the need for

street spaces and traffic conditions

that support cycling.

The main objective of the study is to

find out whether, and the extent to

which, the concept of social exclusion

Am Fachgebiet VPL ist es Tradition,

dass frisch Promovierte einen indivi-

duell gestalteten Doktorhut erhalten.

Foto: Janna Albrecht

can offer a complementary framework

for identifying the need to support

cycling.

The study searches for empirical evi-

dence of this exclusion from three

main sources, namely 1) the condi-

tions of street spaces and traffic

thereupon; 2) the objectives of poli-

cies that relate to the changing

transport conditions; and 3) the ongo-

ing transport policy reforms and infra-

structure development.

This empirical evidence is collected

from Kisumu, a medium-sized city in

western Kenya. The mixed methods

approach is adopted to investigate

these dimensions of social exclusion.

Accordingly, the study sets off by

qualitatively identifying the dimen-

sions of exclusion from expert inter-

views, interviews with users of differ-

ent modes, and field observations.

Quantitative data on these dimen-

sions is then collected through house-

hold surveys, interviews, and refer-

ence to secondary sources. Resulting

data is analysed quantitatively and

qualitatively. Data on the conditions

of streets and traffic behaviour is ana-

lysed through a log-linear analysis to

find its association with exclusion.

Multinomial logistic regression analy-

sis is conducted to understand the

influence of the changing transport

conditions on mode choices and by

extension of the restriction of cycling.

The study also conducts a content

analysis of economic and transport

policies to find out how they accom-

modate cycling. The results of these

analyses are interpreted quantitative-

ly from the statistical coefficients

while their qualitative meaning to ex-

clusion is sought from qualitative

sources.

The key findings of the study are that

cycling is excluded by the conditions

of the streets and traffic, changes in

transport conditions and the pursuit

of policies that emphasise capital

transport infrastructure projects but

fail to consider the implications of

these projects for the transport of the

poor. These results are interpreted

Page 10: VPLetter Die elektronische Zeitschrift des ... - TU DortmundAus Sicht der TU Dortmund bietet das ZUKUR-Projekt Gelegenheit, die in-terdisziplinäre Forschung praxisnah auf aktuelle

10

Fortgeschrittenen-Projekt

F12: „Public

Transportation in a

growing city—A case

study of Kisumu, Kenya“

Februar 2018, Heft 27, 16. Jahrgang 10

within the framework of the critical

urban theory to find out if social ex-

clusion can be a basis for negotiating

street spaces and traffic that address

the needs of cycling. The critical ur-

ban theory argues against the modes

of thought and behaviour that su-

press aspirations, values, and ideas

which do not conform to the rationali-

ty of the dominant thought. In this

regard, the prevailing neoliberal ori-

entation to transport planning in Ki-

sumu is critiqued for creating devel-

opment priorities, policies, and con-

ditions of infrastructure and traffic

that suppress modes that do not con-

form to motorisation that this orien-

tation holds to signify modernity. The

study thus presents social exclusion

as the frame through which the short-

comings of the prevailing orientation

to transport planning can be exam-

ined with a view to reversing it.

The original contribution of this dis-

sertation is its exposition of how un-

derlying social exclusion under the

neoliberal orientation to transport

planning generates development pri-

orities, policies, and conditions of

infrastructure and traffic that exclude

cyclists. Current tools of evaluating

transport decisions should be tem-

pered with the need to minimise

these forms of exclusion to make

them responsive to the needs of cy-

clists.

Text: Walter Alando

Ansprechpartner:

M. Sc. Walter Alando

[email protected]

In diesem Jahr hat das Fachgebiet

erstmals ein Studienprojekt au-

ßerhalb Europas angeboten. Das Pro-

jekt, das von Alexander Reichert be-

treut wurde, beschäftigte sich unter

dem Titel „Public Transportation in a

growing city – A case study of Kisumu,

Kenya“ mit dem Verkehrsangebot der

Stadt Kisumu und den Mobilitätsbe-

dürfnissen der Bewohner. Unterstützt

wurde das Projekt von Nadine Appel-

hans vom Fachgebiet Stadt- und Re-

gionalplanung und von Walter Alando,

der am Fachgebiet Verkehrswesen

und Verkehrsplanung promoviert hat

(eigener Beitrag in diesem VPLetter).

Kisumu, nach Nairobi und Mombasa

die drittgrößte Stadt Kenias, ist eine

schnell wachsende Stadt im Westen

von Kenia mit Zugang zum Viktori-

asee. Die Verkehrsnachfrage wird in

Kisumu zu einem großen Teil zu Fuß

abgedeckt; auffällig ist aber auch der

hohe Radverkehrsanteil. Die Fahr-

radtaxis, sogenannte „Boda Bodas“,

prägen das Stadtbild und sind ein

wichtiger Bestandteil des öffentlichen

Verkehrs. Der Anteil der Wege, die mit

Boda Bodas zurückgelegt werden, ist

jedoch in den letzten Jahren stark

zurückgegangen.

Die aufkommende Motorisierung sorgt

in Kisumu dafür, dass der Anteil des

Pkw-Verkehrs an der gesamten Ver-

kehrsnachfrage und, im Teilbereich

des öffentlichen Personennahver-

kehrs, der Anteil an Motorradtaxis

(ebenfalls „Boda Boda“ genannt), Tuk-

Tuks (Rikschas) und Minibussen

(Matatus), zunimmt. Radfahrer und

Fußgänger werden dadurch an den

Rand der Straße gedrängt wo zumeist

aber auch Händler ihre Waren anbie-

ten. Daraus resultieren in erster Linie

Verkehrssicherheitsprobleme.

Zudem führt das teils unkontrollierte

Wachsen der Stadt durch den infor-

mellen Siedlungsbau zu Erreichbar-

keitsproblemen in der monozentri-

schen angelegten ehemaligen Koloni-

alstadt. Die Projektgruppe hat sich

dieser Problematiken in zwei Studien-

semestern angenommen. In einer

zweiwöchigen Exkursion im April 2017

konnte die Lage vor Ort näher analy-

siert werden und die vorher per Litera-

turrecherche gesammelten Informa-

tionen überprüft werden.

Dazu ging es zunächst nach Nairobi.

Hier wurden Experteninterviews mit

Behörden und Nichtregierungsorgani-

sationen geführt. In den drei arbeits-

intensiven Tagen führte die Gruppe

u.a. Interviews bei der UN im UN-

Hauptquartier, im Ministerium für

Transport sowie mit Organisationen

und Akteuren, die vor Ort planen und

forschen, durch. Neben diesen auf-

schlussreichen Interviews konnte sich

die Gruppe auch vor Ort akklimatisie-

ren und einen Einblick in das Ver-

kehrssystem in Nairobi gewinnen.

Nairobi ist es sicherlich wert, eigens

erforscht zu werden. Die Stadt ist in

den letzten Jahren extrem gewachsen

und selbst hohe Investitionen in die

Verkehrsinfrastruktur scheinen nicht

auszureichen, um dem wachsenden

Verkehr der Bevölkerung gerecht zu

werden. Das tagtägliche Verkehrscha-

os zu den Spitzenzeiten gehört zu Nai-

robi, wie das Symbol Kenias, der Ele-

fant.

Aus der Lehre:

Walter after his disputation.

Foto: Janna Albrecht

Der tägliche Stau in Nairobi zur Rush

Hour. Foto: Fotosammlung F-Projekt

12, 2016/2017

Kisumu ist davon noch ein ganzes

Stück entfernt: Mit einem Reisebus

ging es quer durch das Land, vorbei an

den Teeplantagen der Welt, in Rich-

tung Viktoriasee.

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11

Februar 2018, Heft 27, 16. Jahrgang 11

An dieser Stelle auch noch einmal ein

Dank an den Dekan der School of

Planning and Architecture, Dr. Moses

Otieno Kola und Prof. Mark George

Onyango, die an den Folgetagen für

den wissenschaftlichen Austausch

bereitstanden und den Studierenden

bei ihrem weiteren Vorgehen halfen.

Im Anschluss an dieses Gespräch

folgten dann die offizielle Vorstellung

und ein Experteninterview bei den

Behörden vor Ort. Steve Sule, Stadt-

planer von Kisumu, berichtete von

den aktuellen Vorhaben in den ver-

schiedenen Stadtteilen. Dabei waren

vor allen Dingen die Planungen in den

informellen Siedlungsbereichen der

Stadt interessant, zu denen bislang

kaum Informationen vorlagen.

Die verbliebenen Tage wurden dann

für die eigene Feldforschung genutzt.

Unterstützt von Studierenden der

Maseno University gingen die Studie-

renden in gemischten Gruppen in die

einzelnen Stadtteile (vor allem in die

informellen) und führten Observatio-

nen sowie eine Befragung der ortsan-

sässigen Bevölkerung durch.

Mittlerweile ist das Projekt abge-

schlossen. Die Eindrücke, die die Pro-

jektgruppe bekommen hat, wird wohl

keiner der Projektteilnehmenden so

schnell vergessen. Besonders die

Rahmenbedingungen sind für eine/n

Planer/in aus Deutschland schwer

begreifbar. Während in Deutschland

kleinere Infrastrukturmaßnahmen

mehrere Jahre diskutiert und geplant

werden, müssen Planungen in Kisumu

oder auch in Nairobi innerhalb kürze-

ster Zeit umgesetzt werden, um den

steigenden Anforderungen durch das

hohe Stadtwachstum und die zuneh-

mende Motorisierung gerecht zu wer-

den. Dabei bewegen sich die PlanerIn-

nen vor Ort in einem relativ jungen

politischen System. Die Verfassung

und damit auch die Neugliederung von

Kenia ist keine acht Jahre alt und die

politischen Prozesse und Zuständig-

keiten sind noch nicht eingespielt,

teilweise auch noch ungeklärt. So en-

det beispielsweise eine Straße mitten

in der Stadt, weil sich diese auf einer

Zuständigkeitsgrenze befindet.

Hinzu kommt eine nach wie vor hohe

Abhängigkeit von Geldgebern. Hierbei

handelt es sich meist um ausländi-

Fahrrad Boda-Boda im Stadtzentrum

von Kisumu. Foto: Fotosammlung F-

Projekt 12, 2016/2017

sche Investoren mit eigenen Interes-

sen. Trotz dieser Widrigkeiten passiert

viel in Kisumu. So gibt es Bestrebun-

gen, den Rad- und Fußverkehr mehr in

die Planungen zu integrieren. Es wur-

de auch ein strategischer Plan für die

kommenden Jahre entworfen in Hin-

blick darauf, wie sich die Stadt und

ihre Verkehrsinfrastruktur entwickeln

soll. Allerdings ist die Bindungswir-

kung des Plans gering. Die Herausfor-

derung der kommenden Jahre wird es

sein, den informellen Siedlungsbau

(dies gilt auch für die reichen infor-

mellen Siedlungen) stärker zu regulie-

ren und, aus verkehrsplanerischer

Sicht, die informellen Siedlungen zu

erschließen und die Belange der är-

meren 80 Prozent der Bevölkerung,

die sich keinen PKW leisten können,

verstärkt zu berücksichtigen.

Zum Schluss möchte ich mich in aller

Form bei Nadine Appelhans und be-

sonders bei Walter Alando für ihre

tatkräftige Mithilfe in diesem Projekt

bedanken! Durch eure Orts- und Fach-

kenntnisse ward ihr mir eine große

Unterstützung, die über die normale

Aufgabe der Beratung weit hinaus-

ging, vielen Dank!

Text: Alexander Reichert

Ansprechpartner:

Dipl.-Ing. Alexander Reichert

Tel. 0231/ 755 – 4150

[email protected]

Betrachtet man das Erscheinungsbild

deutscher Städte, hat sich die kom-

munale Verkehrsplanungspraxis jahr-

zehntelang an der Mobilität mit dem

Auto orientiert. Dadurch geriet der

Fuß- und Radverkehr häufig ins Hin-

tertreffen.

Mittlerweile setzen sich immer mehr

kommunale und regionale Entschei-

dungsträger mit Maßnahmen zur Ver-

besserung des Fuß- und Radverkehrs

auseinander.

Ein Blick aus dem Hotelzimmer in

Kisumu. Foto: Fotosammlung F-

Projekt 12, 2016/2017

In Kisumu angekommen, wurde der

Sonntag für erste Feldforschungen

genutzt. Mit einer Ortserkundung und

der Nutzung verschiedener Verkehrs-

mittel kamen die Studierenden erst-

mals selber mit ihrem Untersuchungs-

gebiet in Kontakt und konnten die

Erfahrungen vor Ort mit ihrer Litera-

turrecherche abgleichen. Am Montag

wurden sie dann von Emanuel

Midheme, einem wissenschaftlichen

Mitarbeiter der Partneruniversität in

Kisumu (Maseno University), begrüßt.

Motorisiertes Boda-Boda. Foto: Foto-

sammlung F-Projekt 12, 2016/2017

Fortgeschrittenen-Projekt

F11: „Nahmobilität in

Dortmund“

Page 12: VPLetter Die elektronische Zeitschrift des ... - TU DortmundAus Sicht der TU Dortmund bietet das ZUKUR-Projekt Gelegenheit, die in-terdisziplinäre Forschung praxisnah auf aktuelle

12

Februar 2018, Heft 27, 16. Jahrgang 12

an vielen Stellen nicht eingehalten

werden. Als Resultat der Projektar-

beit entstanden Handlungskonzepte

für die untersuchten Stadtgebiete,

aber auch generelle Leitlinien zur

Stärkung der Nahmobilität in Städ-

ten.

Text: Kurzfassung des Projektberichtes

des F11 (2016/2017),

adaptiert von Christian Holz-Rau

Ansprechpartner:

Prof. Dr.-Ing. Christian Holz-Rau

Tel. 0231/ 755 – 2270

[email protected]

Laternenpfahl auf dem Gehweg als

typisches Beispiel unzureichender

Bedingungen für die Nahmobilität in

Wickede, Dortmund.

Foto: Hanna Smola

schiedenheit des grünen Sauerlandes

verlagern konnten.

Dabei wurden unter anderem die kon-

kreten Lehrinhalte des anstehenden

Wintersemesters 2017 / 2018 bespro-

chen, Termine festgelegt, spannende

Abschlussarbeiten vorgestellt und

über zukünftige Aufgabenstellungen

diskutiert.

Des Weiteren wurde über die Zwi-

schenstände der laufenden Promotio-

nen debattiert.

Text: Christian Holz-Rau

Der Schlüsselbegriff zur Förderung

einer fußgänger- und fahrradfreundli-

cheren Umwelt ist der Terminus der

„Nahmobilität“.

Unter Nahmobilität versteht man die

individuelle Mobilität auf kleinräumi-

ger Ebene, also über kurze Distanzen

und Zeiten, vor allem zu Fuß und mit

dem Rad, aber auch mit Pedelec, E-

Bike und E-Scooter. Nahmobilität

setzt lokale Möglichkeiten und Gele-

genheiten voraus, die Aktivitäten in

geringer räumlicher und zeitlicher

Entfernung überhaupt erst ermögli-

chen.

Eine Förderung der Nahmobilität un-

terstützt gesellschaftliche Teilhabe,

verbessert die Lebensqualität und die

Qualität städtischer Räume. Aus die-

sen Gründen untersuchte das Fortge-

schrittenen-Projekt 11 (Studierende

im 3. Studienjahr des B.Sc Raumpla-

nung) unter der Leitung von Christian

Holz-Rau, Karin Kirsch und Gerda

Hartl von Oktober 2016 bis Juni 2017

die Ausgangslage der Nahmobilität in

ausgewählten Stadtteilen Dortmunds.

In den Stadtteilen Scharnhorst-Ost,

Schüren, Hafen-Nord, Wickede, Saar-

landstraße und Stadtkrone-Ost wurde

nach einer detaillierten Bestandsauf-

nahme geprüft, inwieweit die Bedin-

gungen für die Nahmobilität lokal ver-

bessert werden könnten.

Jährlicher

Fachgebietsworkshop:

Meinerzhagen im

September 2017

Die schöne Landschaft Meinerzhagens (Sauerland, Nordrhein-Westfalen).

Foto: Gerda Hartl

Wie in den letzten Jahren führte das

Fachgebiet VPL auch 2017 wieder

einen dreitägigen Workshop fernab

des geschäftigen Normalbetriebs an

der TU Dortmund durch.

Dieses Jahr verschlug es uns erneut

nach Meinerzhagen, wo wir die letz-

ten Sonnentage des Jahres nutzten

und den „Büro“-Alltag in die Abge-

Wenn man uns alle erwischen will,

dann braucht es ein Selfie.

Foto: Janna Albrecht

Dabei zeigte sich selbst im Neubau-

gebiet Stadtkrone-Ost, dass die in

den Richtlinien der FGSV formulierten

Ansprüche des Fuß- und Radverkehrs

Page 13: VPLetter Die elektronische Zeitschrift des ... - TU DortmundAus Sicht der TU Dortmund bietet das ZUKUR-Projekt Gelegenheit, die in-terdisziplinäre Forschung praxisnah auf aktuelle

13

Tobias Hesch:

„Radverkehrsförderung –

eine Analyse guter

Beispiele“. Bachelorarbeit

am Fachgebiet VPL

Februar 2018, Heft 27, 16. Jahrgang 13

aber nicht der Umwelt- und Klima-

schutz im Vordergrund, sondern die

Vorteile des Fahrrads im städtischen

Verkehr und die Vermittlung eines

urbanen Lebensgefühls.

Von großer Relevanz erscheint ein

breiter politischer Konsens zur För-

derung des Radverkehrs. Die Verab-

schiedung der Konzepte und die da-

mit verbundene politische Legitimati-

on ist eine wichtige Voraussetzung für

eine funktionierende Radverkehrsför-

derung.

Trotz des grundsätzlich vorhandenen

politischen Willens den Radverkehr

zu fördern, zeigen sich in allen Städ-

ten Schwierigkeiten bei der Umset-

zung. Dazu gehören einerseits perso-

nelle und finanzielle Engpässe. Ande-

rerseits ist die Verwirklichung von

Radverkehrsinfrastrukturmaßnahmen

auch in diesen Städten immer dort

problematisch, wo sie mit Einschrän-

kungen des Kfz-Verkehrs verbunden

sind. Es erscheint sinnvoll, hier auch

von „guten Beispielen“ aus dem Aus-

land zu lernen.

Text: Tobias Hesch, adaptiert von

Christian Holz-Rau

Ansprechpartner:

Tobias Hesch

[email protected]

kehrsemissionen wirklich senken?

Heureka '17 der FGSV und des VDV,

Stuttgart, 22.03.2017.

HOLZ-RAU, Christian (2017): bRENN-

punkt: Mobilität; RENNwest ARENA

2017: Zielmarke 2030 – Mit der Deut-

schen Nachhaltigkeitsstrategie jetzt

die richtigen Weichen stellen. Dort-

mund, 7. September 2017.

HOLZ-RAU, Christian (2017): Integrier-

te Siedlungs‐ und Verkehrsentwick-

lung für Metropolregionen: Welche

Verkehrseffekte können wir erwarten?

BUND- und HCU-Fachtagung

„Metropolregion Hamburg ohne Plan?

Mehr Wohnungen, mehr Gewerbege-

biete, mehr Straßen – bleiben Natur

und Lebensqualität auf der Strecke?“,

Hamburg, 16. Juni 2017.

HOLZ-RAU, CHRISTIAN (2017): "Stadt

der kurzen Wege - zwischen Utopie

und Machbarkeit"; Workshop unter

dem Titel „Die Verkehrswende in Klein

- und Mittelstädten gestalten“, orga-

nisiert in Kooperation des Zukunfts-

netzes Mobilität NRW und des Netz-

werks Innenstadt, Brühl, 14. Novem-

ber 2017.

REICHERT, ALEXANDER (2017): THG-

Emissionen von mono- und multimo-

dalen Personengruppen – ein Ver-

gleich; Universitätstagung Verkehrs-

wesen 2017, Schneverdingen, 18.

September 2017.

RIEDEL, Natalie / VAN KAMP, Irene /

KÖCKLER, Heike / SCHEINER,

Joachim / LOERBROKS, Adrian / CLA-

ßEN, Thomas / BOLTE, Gabriele

(2017): Kognitiv-motivationale Deter-

minanten von Gesundheit und politi-

scher Beteiligung - ein konzeptionel-

les Modell zur Erklärung potentieller

Ungleichheitseffekte von planerischen

Interventionen am Beispiel der

Lärmaktionsplanung; ARL-Kongress

"Gesundheit in der räumlichen Pla-

nung verankern", Potsdam,

12.05.2017.

Die Bachelorarbeit von Herrn Hesch

vergleicht die Radverkehrsförderung

der Städte Münster, Karlsruhe und

Mannheim, die häufig als gute Bei-

spiele beschrieben werden. Dabei hat

die Stadt Münster seit Jahrzehnten

einen hohen Radverkehrsanteil, Karls-

ruhe und Mannheim konnten diesen in

den letzten Jahren deutlich steigern.

Die Radverkehrsförderung in diesen

Städten wurde einerseits anhand von

Veröffentlichungen der Kommunen,

w i e R a d v e r k e h r s k o n z e p t e n ,

„Verkehrsentwicklungsplänen“ etc.,

andererseits durch leitfadengestützte

ExpertenInneninterviews mit Mitar-

beiterInnen, die in der Verkehrs- bzw.

Radverkehrsplanung tätig sind, unter-

sucht. Die Radverkehrsförderung in

den drei Städten ist im Grundsatz

ähnlich aufgestellt.

Von entscheidender Bedeutung ist die

ganzheitliche Betrachtung des The-

mas. Alle Maßnahmen, auch solche

die den Radverkehr nur indirekt be-

rühren, sollen darauf ausgerichtet

sein, ein radfreundliches Klima in der

Stadt zu schaffen. Die Städte orientie-

ren sich dabei am Leitbild Radverkehr

als System aus dem Nationalen Rad-

verkehrsplan 2020, verfolgen dieses

Leitbild aber schon länger.

Die Radverkehrskonzepte umfassen

daher nicht nur Aussagen zur Infra-

struktur für den fließenden und ru-

henden Radverkehr, sondern auch zu

den Handlungsfeldern der Öffentlich-

keitsarbeit sowie der Service- und

Dienstleistungen. Diese breite Förde-

rung ist nach den Aussagen der Exper-

tinnen und Experten eine entschei-

dende Grundlage für den Erfolg. Ins-

besondere der Öffentlichkeitsarbeit

wird dabei eine große Bedeutung zu-

gemessen. In der Öffentlichkeitsarbeit

der Städte steht, anders als in vielen

verkehrsplanerischen Diskussionen

Vorträge

ALBRECHT, JANNA (2017): Biographi-

sche und intergenerationale Einflüsse

auf Wohnstandortentscheidungen in

der Familiengründungsphase; Jahres-

tagung des AK Verkehr der DGfG, Goe-

the Universität Frankfurt, Frankfurt

am Main, 20. Mai 2017.

DÖRING, LISA (2017): Veränderungen

im Mobilitätshandeln über den Le-

bensverlauf; Jahrestagung des AK

Verkehr der DGfG, Goethe Universität

Frankfurt, Frankfurt am Main, 20. Mai

2017.

HOLZ-RAU, Christian / SCHEINER,

Joachim (2017): Raum und Verkehr –

ein Feld komplexer Wirkungsbezie-

hungen. Können Interventionen in die

gebaute Umwelt klimawirksame Ver-

Page 14: VPLetter Die elektronische Zeitschrift des ... - TU DortmundAus Sicht der TU Dortmund bietet das ZUKUR-Projekt Gelegenheit, die in-terdisziplinäre Forschung praxisnah auf aktuelle

14

Veröffentlichungen

Februar 2018, Heft 27, 16. Jahrgang 14

BAUER, UTA / HERGET, MELANIE /

MANZ, WILKO / SCHEINER, JOACHIM

(2017): Mobilität von Familien – Was

ist charakteristisch? Was erleichtert

ihren Alltag? In: Handbuch der kom-

munalen Verkehrsplanung, Kap.

3.2.6.7. (77. Ergänzungs-Lieferung,

2/2017). Berlin: VDE Verlag.

DEUTSCH, VOLKER / BECKMANN,

KLAUS J. / GERTZ, CHRISTIAN/ GIES,

JÜRGEN/ HUBER, FELIX / HOLZ-RAU,

CHRISTIAN (2016): Integration von

Stadtplanung und ÖPNV für lebens-

werte Städte. In: Der Nahverkehr 4, S.

28-40.

DÖRING, LISA / ALBRECHT, JANNA /

RAKOW, LAURA / HOLZ-RAU, CHRI-

STIAN / SCHEINER, JOACHIM (2016):

Methoden zur Evaluation eines mobi-

len Reiseassistenzsystems - Teil 2. In:

Verkehr + Technik 69(1), S. 19-23.

DÖRING, LISA / KROESEN, MAAR-

TEN / HOLZ-RAU, CHRISTIAN (2017):

The role of parents’ mobility behavior

for dynamics in car availability and

commutemode use. In: Transporta-

tion, S. 1-38. DOI: https://

doi.org/10.1007/s11116-017-9823-x.

SCHEINER, JOACHIM / HOLZ-RAU,

CHRISTIAN (2017): Women's complex

daily lives: a gendered look at trip

chaining and activity pattern entropy

in Germany. In: Transportation 44(1),

S. 117-138. DOI: 10.1007/s11116-015-

9627-9.

SCHEINER, JOACHIM (2016): Rezen-

sion: Bliemer, Michiel C. J.; Mulley,

Corinne and Moutou, Claudine J.

(eds., 2016): Handbook on Transport

and Urban Planning in the Developed

World. Edward Elgar, Cheltenham,

UK. In: Erdkunde 70(3), S. 293-294.

SCHEINER, Joachim (2017): AK Ver-

kehr page. In: Journal of Transport

Geography 63, 53-54. DOI: 10.1016/

j.jtrangeo.2017.06.006.

SIEDENTOP, STEFAN / KREHL, ANGE-

LIKA / GUTH, DENNIS / HOLZ-RAU,

CHRISTIAN (2016): Morphologische

Polyzentralität der Beschäftigungin

deutschen Metropolregionen – Aktu-

elle Befunde und Veränderungen seit

1970. In: Danielzyk, Rainer/Münter,

Angelika / Wiechmann, Thorsten

(Hrsg.): Polyzentrale Metropolregio-

nen. Lemgo. Rohn Verlag. S. 45-75.

WILDE, MATHIAS / GATHER, MATTHI-

AS / NEIBERGER, CORDULA / SCHEI-

NER, JOACHIM (Hrsg.) (2017): Verkehr

und Mobilität zwischen Alltagspraxis

und Planungstheorie – ökologische

und soziale Perspektiven. Wiesbaden:

Springer VS. DOI: 10.1007/978-3-658-

13701-4.

AutorIn Titel der Arbeit betreut

durch:

Bachelorarbeiten

Tobias Frank Förderung von Nahmobilität im Bestand -

Die "Quartiersachse" Sedanstraße in Hamm

G. Hartl

Tobias Hesch Radverkehrsförderung – eine Analyse guter

Beispiele

C. Holz-Rau

Markus Jütter-

mann

Radverkehrsförderung in Deutschland -

Strategien deutscher Großstädte

J. Scheiner

Ann-Kathrin Koch Bewertungsmethodik der Bundesverkehrs-

wegeplanung im Zeitvergleich

C. Holz-Rau

Julia Quast Radschnellwege als Möglichkeit zur Ver-

kehrsverlagerung im Pendlerverkehr im

Ruhrgebiet- Handlungsempfehlungen zur

Steigerung des Radverkehrsanteils am Ge-

samtverkehr durch den Radschnellweg Ruhr

(RS1)

A. Reichert

Marko Unterauer Kritische Auseinandersetzung mit der Rad-

verkehrsinfrastruktur an Radialstraßen

in Münster

A. Reichert

Isabelle Wachter Fußverkehrsförderung am Beispiel der Stadt

Kopenhagen K. Kirsch

Jelena Zamjatnins Das Dortmunder Projekt Nordwärts. Ein zu-

kunftsweisendes Dialog- und Beteiligungs-

konzept?

J. Scheiner

Masterarbeiten

Markus Bednarek Umsetzung städtischer Verkehrskonzepte

als Städtevergleich C. Holz-Rau

Teresa Culemann Mobilitätskonzepte für Geflüchtete C. Holz-Rau

Jana Funke Fußverkehrsförderung - eine Analyse guter

Beispiele C. Holz-Rau

Jan Wustmans ÖPNV-Planung im Horizont der Inklusion

Asylsuchender in Deutschland. Erfahrungen

– Herausforderungen - Handlungs-

empfehlungen

K. Kirsch

Überblick über ausgewählte Abschlussarbeiten am

Fachgebiet VPL (2017)

Page 15: VPLetter Die elektronische Zeitschrift des ... - TU DortmundAus Sicht der TU Dortmund bietet das ZUKUR-Projekt Gelegenheit, die in-terdisziplinäre Forschung praxisnah auf aktuelle

15

Herausgeber:

Fachgebiet Verkehrswesen und Verkehrsplanung

Fakultät Raumplanung, Technische Universität

Dortmund, 44227 Dortmund

E-Mail-Verteiler: [email protected]

Tel. (0231) 755 2270 Fax (0231) 755 2269

http://www.raumplanung.tu-dortmund.de/vpl/

Redaktion: Christian Holz-Rau (V.i.S.d.P.), Gerda

Hartl

Personalia:

Februar 2018, Heft 27, 16. Jahrgang 15

Seit dem ersten

November 2017

ist Dr.rer.agr.

Bhuvanachithra

Chidambaram als

w i s s en s c h a f t -

l i c h e M i t -

arbeiterin an

unserem Fachge-

biet tätig.

Sie war zuvor fünf Jahre an der Hum-

boldt Universität Berlin am Fachge-

biet Ressourcenökonomie sowie im

BMBF Projekt ‘Sustainable Hydera-

bad‘ beschäftigt.

Sie hat dort zum Thema

‘Fahrzeugemissions-reduzierung - Ein

experimenteller Ansatz für die Ana-

lyse von nachhaltigem Verkehr, Strat-

egien und Lösungen‘ promoviert. Des

Weiteren hat sie bereits als wissen-

schaftliche Mitarbeiterin an der TU

Dresden gearbeitet.

Am Fachgebiet VPL bearbeitet sie das

DFG Forschungsprojekt „Gender,

Pendeln, Aktivitätsmuster“.

Text: Bhuvanachithra Chidambaram

Walter Alando

left VPL as of

first April after

the completion

of his PhD. Alan-

do was in Dort-

mund for three

and a half years.

His research was

funded by DAAD. He is now back in

Kenya, researching and teaching at

the University of Kisumu.

His heart – as regards transport –

belongs to cycling, and we are sure

that there remains plenty to do in Ke-

nya to support this mode. Good luck

for your further career!

Text: Joachim Scheiner

Neue Wissenschaftliche

Mitarbeiterin

Bhuvanachithra

Chidambaram

Foto: Uwe Grützner

Walter Alando leaves VPL

Foto: Uwe Grützner

Bis zum nächsten VPLetter im Herbst wünschen wir Ihnen alles Gute und viel

Erfolg im Jahr 2018! Foto: Gerda Hartl

Nachwuchs am

Fachgebiet: Jette Kirsch

Mama bei Wanderungen querfeldein

im Tragetuch – angewandte Mobili-

tätsforschung in einer etwas abge-

wandelten Form.

Wir wünschen der neu-erweiterten

Familie alles Gute.

Text: Karin Kirsch

Foto: Gerda Hartl

Das Fachgebiet VPL wächst stetig

weiter! Für den jüngsten Nachwuchs

sorgte Karin Kirsch, die Ende April

Mutter einer kleinen Tochter gewor-

den ist.

Ganz „fachgebietsgemäß“ beteiligte

Jette sich auch schon an der jährli-

chen, spätsommerlichen VPL-Fahrt

ins Grüne (Meinerzhagen) und testete

sowohl die Geländegängigkeit ihres

Kinderwagens bei gewagten Offroad-

Touren, als auch die Fitness ihrer