15
232 CME Zertifizierte Fortbildung Häufige bakterielle Infektionen der Haut im Kindesalter A. REIMER und H. OTT pädiat. prax. 85/2, 233–243 (2015/2016) CME-Board Borkhardt A, Düsseldorf Deeg KH, Bamberg Dörr HG, Erlangen Dötsch J, Köln Gerner P, Freiburg (Schriftleiter) Henker J, Dresden Lindlbauer-Eisenach U, München Naumann EG, Köln Schmaltz AA, Essen Simon B, München Stögmann W, Wien Straßburg HM, Gerbrunn Wirth S, Wuppertal Wündisch GF, Bayreuth Zertifizierung und Teilnahmebedingungen CME w w w . c m e . m g o - f a c h v e rl a g e . d e Diese Fortbildungseinheit wird von der Bayerischen Landesärztekammer für die zertifizierte Fortbildung in der Kategorie I (Tutoriell unterstützte Online-Fortbildungs- maßnahme) anerkannt. Bei richtiger Beant- wortung von mindestens 70% der Fragen erhalten Sie bis zu 4 Fortbildungspunkte. CME-Punkte werden im Rahmen von Äquivalenzregelungen auch von den ande- ren Landesärztekammern und der Öster- reichischen Ärztekammer anerkannt. CME-Online-Teilnahme Für die Teilnahme an den CME-Fortbil- dungseinheiten müssen Sie sich einmalig im CME-Online-Portal der Mediengruppe Oberfranken Fachverlage registrieren: www.cme.mgo-fachverlage.de Nach Freischaltung können Sie auf diese Fortbildungseinheit sowie auf alle anderen im CME-Online-Portal zur Verfügung ge- stellten Fortbildungsmodule zugreifen und zusätzliche Fortbildungspunkte erwerben. Diese zertifizierte Fortbildung ist 12 Mo- nate auf www.cme.mgo-fachverlage.de verfügbar. Dort erfahren Sie auch den ge- nauen Teilnahmeschluss. Ihr Testergebnis und die Teilnahmebe- scheinigung erhalten Sie sofort nach Ab- senden des Tests. Die zuerkannten CME- Punkte werden automatisch an die für Sie zuständige Landesärztekammer weiterge- leitet. Eine Übermittlung von Testbögen auf dem Postweg ist nicht mehr möglich!

w . d e CME Zertifizierte Fortbildung · Karbunkel im Wangenbereich; hier ist Vorsicht vor einer Manipulation geboten Abb. 9 Eine Eiteransammlung in einer nicht präformierten Höhle

Embed Size (px)

Citation preview

232

CMEZertifizierte Fortbildung

Häufige bakterielle Infektionender Haut im Kindesalter

A. REIMER und H. OTT

pädiat. prax. 85/2, 233–243 (2015/2016)

CME-Board

Borkhardt A, DüsseldorfDeeg KH, BambergDörr HG, ErlangenDötsch J, KölnGerner P, Freiburg (Schriftleiter)Henker J, DresdenLindlbauer-Eisenach U, MünchenNaumann EG, KölnSchmaltz AA, EssenSimon B, MünchenStögmann W, WienStraßburg HM, GerbrunnWirth S, Wuppertal Wündisch GF, Bayreuth

Zertifizierung und Teilnahmebedingungen

CME

ww

w.cme .mgo-fach ver

lag e

.de

Diese Fortbildungseinheit wird von derBayerischen Landesärztekammer für diezertifizierte Fortbildung in der Kategorie I(Tutoriell unterstützte Online-Fortbildungs-maßnahme) anerkannt. Bei richtiger Beant-wortung von mindestens 70% der Fragenerhalten Sie bis zu 4 Fortbildungspunkte.CME-Punkte werden im Rahmen vonÄquivalenzregelungen auch von den ande-ren Landesärztekammern und der Öster -rei chi schen Ärztekammer anerkannt.

CME-Online-Teilnahme

Für die Teilnahme an den CME-Fortbil-dungseinheiten müssen Sie sich einmaligim CME-Online-Portal der MediengruppeOberfranken Fachverlage registrieren:

www.cme.mgo-fachverlage.de

Nach Freischaltung können Sie auf dieseFortbildungseinheit sowie auf alle anderenim CME-Online-Portal zur Verfügung ge-stellten Fortbildungsmodule zugreifen undzusätzliche Fortbildungspunkte erwerben.

Diese zertifizierte Fortbildung ist 12 Mo-nate auf www.cme.mgo-fachverlage.deverfügbar. Dort erfahren Sie auch den ge-nauen Teilnahmeschluss.

Ihr Testergebnis und die Teilnahmebe-scheinigung erhalten Sie sofort nach Ab-senden des Tests. Die zuerkannten CME-Punkte werden automatisch an die für Siezuständige Landesärztekammer weiterge-leitet.

Eine Übermittlung von Testbögen auf demPostweg ist nicht mehr möglich!

17950_Reimer_CME_S.231-246 18.12.15 13:14 Seite 232

Infektionen

Notfälle

Vergiftungen

233

REIMER, A. und H. OTT: Häufige bakterielleInfektionen der Haut im Kindesalter

pädiat. prax. 85, 233–243 (2015/2016)Mediengruppe Oberfranken Fachverlage GmbH & Co. KG

Häufige bakterielle Infektionen der Haut imKindesalter

A. REIMER und H. OTT

Pädiatrische Dermatologie und Allergologie,Kinder- und Jugendkrankenhaus auf der Bult, Hannover

Hautinfektionen durch Staphylokokken – Impetigo – Follikulitis – Erysipel – Zellgewebs-entzündung

Einleitung

Bei einer Körperoberfläche von 1,8 m2 be-siedeln etwa 180 Millionen Bakterien alsKommensalen die Haut und Schleimhäu-te des Menschen, mit dem sie ein über-wiegend friedliches Zusammenleben füh-ren (1, 2). Dennoch kann es zu Infektionenkommen, wenn pathogene Bakterien dieHautbarriere überwinden. Dies kann bei-spielsweise durch epidermale Barrierede-fekte bei Ekzemen, durch Wunden, eineIntertrigo oder Insektenstiche begünstigtwerden; zudem bilden Haarfollikel undSchweißdrüsen präformierte Eintrittspfor-ten für Bakterien. Besonders anfällig fürsolche Infektionen sind Kinder, da bei ih-nen Ekzeme und Traumata wie Schürf-und Kratzwunden häufiger auftreten undzugleich Hygienemaßnahmen altersbe-dingt weniger konsequent durchgeführtwerden als bei Erwachsenen. Dadurchkommt es sowohl zu mehr interindividuel-ler Keimverschleppung als auch zu häufi-gerer Autoinokulation, sodass in dieserAltersgruppe insgesamt eine höhere An-steckungsgefahr besteht.

Zudem begünstigen u. a. Immunschwäche, Un-terernährung, die unreife Haut Frühgeborener,Brandverletzungen, eine diabetische Stoffwech-sellage und Durchblutungsstörungen das Auftre-ten von Hautinfektionen (3).

Bei systemischer bakterieller Infektion könnensich Bakterien auch sekundär in der Haut absie-deln – mit Streuung hämatogen oder lympho-gen.

Zudem können auch durch bakterielle Toxine Hauteffloreszenzen hervorgerufenwerden, die das Erkrankungsbild teilwei-se charakterisieren, wie beispielsweisedas durch Streptokokkentoxine vermittel-te Scharlachexanthem oder das durch exfo-liative Toxine von Staphylococcus aureushervorgerufene Staphylococcal ScaldedSkin Syndrome (SSSS, Synonyme: M. RITTER VON RITTERSHAIN, Dermatitis exfolia-tiva). Umgekehrt kann sich, wenngleichseltener, auch eine primär kutane In fek -tion zur systemischen Erkrankung auswei-ten (z.B. systemische Symptome bei Phleg-mone oder nekrotisierender Fasziitis).

17950_Reimer_CME_S.231-246 18.12.15 13:14 Seite 233

Abb. 4Bullöse Form der Impetigo contagiosa

Abb. 3Krusten mit weißlichem Aspekt nach Anwendung von Lokaltherapeutika

Abb. 1–4Impetigo contagiosa

Abb. 1Schematische Darstellung

Abb. 2Typische goldgelbe Krusten im Gesicht

1 2

3

4

17950_Reimer_CME_S.231-246 18.12.15 13:14 Seite 234

Wir fassen nachstehend die in unserenBreitengraden häufigen bakteriellen Haut-infektionen im Kindesalter zusammen.Beim Großteil der hier besprochenen In-fektionen können Blickdiagnosen gestelltwerden. Ihre Therapie kann daher nach kli-nischer Diagnosestellung eingeleitet wer-den, ohne dass der Erregernachweis zudiesem Zeitpunkt schon erbracht seinmuss. Allerdings kann die Anlage mikro-biologischer Kulturen aus Abstrichmateri-al sinnvoll sein, um die klinische Diagnosezu sichern und/oder die gewählte antibio-tische Therapie zu korrigieren (4).

Oberflächliche Infektionen

Die Impe t i g o c on t ag i o s a (Abb. 1)ist nicht nur die häufigste, sondern auchdie ansteckendste unter den bakteriellenHautinfektionen. Sie kommt als primäreoder als sekundäre Infektion vor, oft aufekzematös vorgeschädigter Haut (Impeti-ginisierung [5, 6]) und betrifft überwie-gend Kinder �6 Jahren (6). Sie wird amhäufigsten durch Staphylococcus aureus,seltener durch Streptococcus pyogeneshervorgerufen und kann als nicht-bullösesowie bullöse Hauterkrankung imponieren.

Bei der nicht-bullösen Variante kommt es zu-nächst zu einer Entzündung im Bereich des Stra-tum granulosum, die mit den erkrankungstypi-schen »honiggelben« (Abb. 2), nach Externathe-rapie häufig auch weißlichen Krusten einhergeht(Abb. 3).

Die bullöse Form wird in erster Linie (etwa70%) durch Staphylococcus aureus (vor

allem Phagengruppe II, Phagentyp 71)und von ihm produzierte Exotoxine, dieexfoliativen Toxine A und B (ETA, ETB),hervorgerufen, die u.a. durch Zerstörungdes epidermalen Adhäsionsproteins Des-moglein 1 zu großen, rasch rupturieren-den Bullae führen (Abb. 4).

Im Gegensatz hierzu wird Streptococcuspyogenes für die kleinblasige Impetigoverantwortlich gemacht, obwohl eine si-chere klinische Unterscheidung anhandder Blasengröße nicht möglich ist (3, 4).Durch Kratzen und mangelnde Hygienewerden die Erreger verschleppt, und eskommt zur raschen Ausbreitung der Im-petigo sowohl auf dem Patienten selbstals auch auf enge Kontaktpersonen, so-dass Erkrankungshäufungen, z. B. in Kin-dergartengruppen, keine Seltenheit sind(6). Zudem ist auch eine vertikale Progres-sion der Erreger in tiefere Hautschichtenund darüber hinaus möglich, sodass –wenn auch selten – Lymphangitis, Erysi-pel, Phlegmone, Fasziitis und Sepsis re-sultieren können.

Häufig ist daher eine systemische antibio-tische Therapie sinnvoll, auch wenn beikleinen Läsionen (�5% Körperoberfläche)ein topischer Therapieversuch sicher ge-rechtfertigt ist (3). Für die systemischeTherapie werden Cephalosporine der 1.Generation (vor allem Cefalexin, alterna-tiv Cefadroxil oder Cefaclor) empfohlen,wirksam ist auch Amoxicillin plus Clavu-lansäure (3, 7). Makrolide sollten auf-grund zunehmender Resistenzentwick-lungen gemieden werden (3, 4, 7).

Infektionen

Notfälle

Vergiftungen

235

Wässrige Eosin-Dinatrium-Lösung 1% NRF 11.95

Octenidin-Gel/-Waschlotion —

Hydrophiles Polihexanid-Gel 0,04% NRF 11.131

Hydrophile Chlorhexidingluconat-Creme 1% NRF 11.116

(Lipophile Triclosan-Creme 1%) NRF 11.122

Tab. 1Topische Antiseptika

(Auswahl)

NRF � Neues Rezeptur -formularium

17950_Reimer_CME_S.231-246 18.12.15 13:14 Seite 235

Infektio

nen

Notfälle

Verg

iftungen

236

Abb. 82 benachbarte Furunkel sind zu einem Karbunkel verschmolzen

Abb. 7Furunkel

Abb. 5–11Schweregrade der follikulär-gebundenenbakteriellen Hautinfektionen

Abb. 5Oberflächliche Follikulitis

Abb. 6Tiefe Follikulitis mit Perifollikulitis

5

7

8

6

17950_Reimer_CME_S.231-246 18.12.15 13:14 Seite 236

237

Lokal wird antiseptisch, z.B. mit Octenidin, Chlor-hexidin, Polihexanid oder Farbstoffen (z.B. Eosin-Dinatrium, Methylrosaniliniumchlorid) behandelt(3). Diese Wirkstoffe stehen größtenteils als Ma-gistralrezepturen des Neuen Rezepturformulari-ums (NRF) in unterschiedlicher Galenik zur Verfü-gung (Tab. 1).

Auch gerbende Maßnahmen, z.B. Schwarz-teeumschläge, können die Heilung för-dern. Topische Antibiotika sollten auf-grund der zunehmenden Resistenzent-wicklungen und des Risikos von Kontakt -

allergien jedoch zurückhaltend eingesetztwerden.

In erster Linie steht Fusidinsäure (z.B. Fuci-dine) zur Verfügung. Die topische Anwen-dung von Mupirocin (z.B. Turixin) sollte derSanierung von MRSA-Trägern vorbehaltenbleiben. Retapamulin (z.B. Altargo), ein abdem 9. Lebensmonat zur Lokaltherapie derImpetigo zugelassenes Pleuromutilin, stehtseit einigen Jahren als ebenfalls MRSA-wirksames Lokalantibiotikum zur Verfü-gung. Sein Einsatz ist jedoch bei methicillin-

Abb. 11Karbunkel im Wangenbereich;

hier ist Vorsicht vor einer Manipulation geboten

Abb. 9Eine Eiteransammlung in einer nicht

präformierten Höhle bezeichnet man alsAbszess; ein Zusammenhang zu Follikeln

ist möglich, aber nicht zwingend

Abb. 10Kapillitium mit multiplen Follikulitiden

und Furunkeln bei einem Adoleszenten

9 10

11

17950_Reimer_CME_S.231-246 18.12.15 13:14 Seite 237

Infektio

nen

Notfälle

Verg

iftungen

238

Abb. 12Erysipel, überwiegend durch Strepto -kokken verursacht. Typisch ist die scharfeBegrenzung des Erythems

Abb. 13Phlegmone mit möglicher horizontaler,aber auch vertikaler Ausbreitung. Das Erythem ist unscharf begrenzt, das Areal druckdolent und überwärmt

Abb. 14Nekrotisierende Fasziitis. Die Entzündungbreitet sich entlang von Faszien, Sehnen-scheiden und Fettgewebe horizontal aus.Durch Eintritt der Erreger in die Blut-und/oder Lymphbahn bestehen nahezu immer systemische Symptome. An derHautoberfläche kommt es zusätzlich zu Rötung und Überwärmung zu blasigem,grauschwarzem Gewebezerfall

Abb. 12–16Tiefe bakterielle Hautinfektionen

17950_Reimer_CME_S.231-246 18.12.15 13:14 Seite 238

Infektionen

Notfälle

Vergiftungen

239

sensiblen Erregern aus päd ia trisch-der ma -to lo gi scher Sicht nicht zuletzt aufgrund ver-gleichsweise hoher Therapiekosten beiebenfalls effektiven Therapiealternativenverzichtbar.

Begleitend wird empfohlen, Kleidung undBettwäsche bei mindestens 60°C zu wa-schen (7), betroffene Patienten sollten Ge-meinschaftseinrichtungen erst nach voll-ständiger Abheilung der kutanen Läsionenbzw. frühestens 24 Stunden nach Beginneiner effektiven Therapie aufsuchen. EineDesinfektion von Oberflächen und Ge-brauchsgegenständen ist hingegen nichterforderlich.

Follikelgebundene Infektionen

Haarbalgentzündungen treten bevorzugtam Kapillitium (Abb. 10), im Bartbereich,

in der Glutealregion oder an den Extremi-täten auf (5) und werden durch mangeln-de Hygiene sowie Hyperhidrosis begüns-tigt (3). Auch die heutzutage häufig schonab Beginn der Pubertät extensive Körper-enthaarung durch z. B. Rasur, »Waxing«,Enthaarungscreme und andere Epilations-methoden führt regelmäßig zu Follikuliti-den, vor allem im Genitalbereich (8). Folli-kulitiden werden häufig durch Irritationverursacht, können jedoch ebenfalls in-fektiös bedingt sein.

Bakterielle Follikulitiden werden überwie-gend durch Staphylococcus aureus, selte-ner auch durch Streptococcus pyogeneshervorgerufen. Ein gehäuftes Auftretenwird bei chronischen Staphylococcus-au-reus-Trägern, deren Prävalenz bei etwa20% der Allgemeinbevölkerung liegt (4,9), beschrieben (4).

Abb. 15Erysipel an der unteren Extremität mit typischer gleichmäßiger, scharf begrenzter Rötung

Abb. 16Phlegmone mit gut erkennbarer Eintritts-pforte und unscharf begrenzter, weit -läufiger Rötung

17950_Reimer_CME_S.231-246 18.12.15 13:14 Seite 239

Bei der ober f läch l i chen Fo l l i ku l i t i sbeschränkt sich die Entzündung auf eineneinzelnen Haarbalg (Abb. 5). Gefördertdurch Manipulation, Druck und Hyperhi-drosis weitet sich die Entzündung rasch indie Umgebung und in die Tiefe zur P e r i -f o l l i ku l i t i s oder einem Furunke l aus.Verschmelzen mehrere Furunkel, entstehtein Ka r bun k e l (Abb. 6–8).

Besonders im Gesichtsbereich (vor allemOberlippe, Nase und Wangen) (Abb. 11) istwegen des potenziellen venösen Abflus-ses über die nach intrakranial führende V. angularis und der hiermit assoziiertenGefahr einer Sinusvenenthrombose höchs-te Vorsicht geboten. Manipulationen infek -tiöser Läsionen in der Zentrofazialregionsind daher strikt zu vermeiden (3, 7).

Ein Abs z e s s entsteht, wenn sich die ku-tane Entzündung mit ihrer zentralen Eiter-ansammlung gegenüber der Umgebungin einem neu entstandenen Hohlraum ab-kapselt (Abb. 9).

Während bei superfiziellen Follikulitidenund Perifollikulitiden oft keine Therapie er-forderlich ist oder lokalantiseptische Maß-nahmen ausreichen, sollte bei kutanenAbszessen getreu dem Merksatz »ubi pus,ibi evacua« zusätzlich der Eiter entleertwerden.

Hierzu erfolgt nach Applikation bzw. Injektion eines Lokalanästhetikums und anschließenderDesinfektion die Abszessinzision, z. B. mit einem11er-Skalpell.

Im Anschluss sollte das bei einem vorsich-tigen Débridement gewonnene Wundma-terial zur mikrobiologischen Diagnostik ver-wendet werden (10). Ob jedoch eine zu-sätzliche Wundspülung, Lascheneinlagenoder eine prophylaktische, systemisch-antibiotische Therapie sinnvoll sind, kannaktuell nicht evidenzbasiert beantwortetwerden. Allerdings ist die zusätzliche anti-biotische Behandlung von Abszessen infolgenden klinischen Situationen sicherempfehlenswert:

� Lokalisation an Gesicht, Hand oder im Genitoanalbereich.

� Zusätzliche, systemische Entzündungs-zeichen.

� Immundefizienz.

Es bieten sich staphylokokkenwirksameSubstanzen wie Cephalosporine der 1.Generation (vor allem Cefalexin, alterna-tiv Cefadroxil oder Cefaclor), Flucloxacil-lin, Amoxicillin plus Clavulansäure oderbei älteren Kindern auch Clindamycin (ab9 Jahren) oder Doxycyclin (ab 10 Jahren)an (3, 7).

Tiefe Infektionen

Bei einer tiefen bakteriellen Infektionspricht man von einem E r y s i p e l (syn.Wundrose), wenn sich die Entzündung imBereich der Lymphgefäße der oberen, pa-pillären Dermis abspielt, und von Ph l eg -mone, wenn die tiefere Dermis betroffenist. Breitet sich eine tiefe Entzündung ent-lang von Sehnen- und Muskelscheidenaus, handelt es sich um das bedrohlicheKrankheitsbild der n e k r o t i s i e r e ndenFa s z i i t i s (3). Allen 3 genannten Entzün-dungen sind häufig unscheinbare Ein-trittspforten wie Rhagaden bei einer Tineapedum, kleine Kratz- und Schnittwundenoder Insektenstiche gemeinsam.

Während Erysipel und nekrotisierende Fasziitisvor allem durch Streptokokken, seltener durchStaphylococcus aureus (beim Erysipel auch Kleb-siellen) verursacht werden, sind für Phlegmonenmeist Staphylococcus aureus und seltener Strep-tococcus pyogenes verantwortlich.

Das Erysipel wird in der Regel klinisch dia -gnos ti ziert. Es imponiert als eine scharfbegrenzte, typischerweise druckdolenteund überwärmte, erythematöse Makula,die mit einer Vergrößerung der regionä-ren Lymphknoten und Schüttelfrost ein-hergehen kann (»klassisches Erysipel«,Abb. 12 und 15). Laborbefunde (Entzün-dungsparameter, Blutkulturen) können dieklinische Diagnose ergänzen, währendbakteriologische Abstriche regelhaft ne-gativ bleiben. Bei schwerem, unbehandel-ten Krankheitsverlauf sind auch bullöse

Infektio

nen

Notfälle

Verg

iftungen

240

17950_Reimer_CME_S.231-246 18.12.15 13:14 Seite 240

241

und hämorrhagische Varianten des Erysi-pels zu beobachten, die auf einen Über-gang zu tieferen Infektionen hinweisenkönnen. Weitere Komplikationen umfas-sen Lymphödeme, die vor allem bei re -zidivierenden Erysipelen beeindruckendeGrößen erreichen können (Elephantiasisnostras [3]). Wird das Erysipel nicht be-handelt, können als Komplikationen u. a.Endokarditis, Sepsis, Thrombosen und ei -ne sekundäre Glomerulonephritis resultie-ren. Daher kann eine orientierende Harn-diagnostik (»Harn-Stix«) sinnvoll sein.

Klinisch zeigt sich bei der Phlegmone ei-ne unscharf begrenzte Rötung mit starkschmerzhafter, mitunter teigiger Schwel-lung (Abb. 13 und 16). Bei etwa 25% derPatienten ist mit einer Abszedierung zurechnen, während sich eine Osteomyelitisnur bei etwa 1% der von einer Phlegmonebetroffenen Kinder entwickelt (11).

Bei der nekrotisierenden Fasziitis (»flesh-eating disease«) verfärbt sich das Gewebeblau-schwarz, es bilden sich Blasen, ge-folgt von extrem schmerzhaften Nekrosen

Abb. 17 und 18Schema und klinisches Bild des Erythemamigrans. Charakteristisch ist das unscharfbegrenzte, ringförmige Erythem um eine

zentrale Makula oder Papel, die häufig,aber nicht zwingend, der vorherigenEinstich stelle einer Zecke entspricht

17

18

17950_Reimer_CME_S.231-246 18.12.15 13:14 Seite 241

(»pain out of proportion«) (Abb. 14). Cha-rakteristischerweise kann sich diese Sym -pto ma tik bei der Fasziitis innerhalb weni-ger Stunden dramatisch verschlechtern.Daher sollte bei Verdacht auf Fasziitis früh-zeitig die Konsultation der kinderchirurgi-schen Kollegen mit der Bitte um Evaluationund gegebenenfalls operative Therapie u.a.zur Verhinderung eines Kompartmentsyn-droms veranlasst werden. Betroffene Pa-tienten sind intensivmedizinisch zu über-wachen.

Die Therapie des Erysipels und der Phlegmonebesteht in einer in der Regel intravenösen, nur inAusnahmesituationen (bei beginnendem Erysipel)oralen Antibiotikatherapie (7). Beim Erysipel wirddafür in erster Linie Penicillin (gegebenenfallsAminopenicillin mit Penicillinasehemmern) ein-gesetzt sowie auch Cephalosporine (z.B. Cefazo-lin oder Cefuroxim), wenn Staphylokokken als(Mit-)Erreger vermutet werden. Bei Penicillinal-lergie kann auf Makrolide oder Clindamycin aus-gewichen werden.

Es werden zudem Bettruhe, Kühlung undHochlagerung der betroffenen Körperpar-tien empfohlen. Die Notwendigkeit einerAntikoagulation muss individuell abge-wogen werden. In der Nachsorge nachAbheilung des Erysipels werden je nachAusmaß und Lokalisation der EntzündungLymphdrainage und Kompressionsthera-pie zur Vermeidung von Lymphödemenangewendet.

Perianale Streptokokkendermatitis

Das klinische Bild einer Windeldermatitisist einer der häufigsten Konsultationsan-lässe in der Kinderarztpraxis im Säug-lings- und Kleinkindalter. Dabei wird oftfälschlicherweise von einer Pilzinfektionausgegangen. Es ist anzunehmen, dassviel öfter als eigentlich notwendig eine an-timykotische Lokaltherapie erfolgt, zumalentsprechende Präparate frei verkäuflichsind. Eine wichtige Differenzialdiagnosezum Windelsoor ist – neben der irritativenDermatitis – die perianale Streptokokken-dermatitis. Hier verursachen �-hämoly-sierende Streptokokken der Gruppe Aeine Entzündung der oberen Dermis, so-

dass dieses Erkrankungsbild als eine orts-spezifische Sonderform des Erysipels an-gesehen werden kann (3).

Klinisch zeigt sich, wie beim Erysipel, eine scharfbegrenzte, fokal auch vesikuläre, perianale Rö-tung. Schmerzbedingt kann es zu einer Stuhlre-tention kommen. Ein kultureller Erregernachweisaus Abstrichmaterial sichert die Diagnose, in derPraxis ist auch der sonst vor allem für Rachenab-striche eingesetzte Strep-A-Schnelltest hilfreich.Die Therapie erfolgt systemisch-antibiotisch mitCefuroxim oder Penicillin V.

Begleitend kann – viele Eltern haben denWunsch nach einer Lokaltherapie – mit topischen Antiseptika (Tab. 1) oder ger-benden Schwarzteeumschlägen gearbei-tet werden.

Erythema migrans bei Borreliose

Das Erythema migrans ist das häufigste,klinisch charakteristische Frühstadium ei-ner Infektion mit Borrelia burgdorferi, ei-ner durch Zecken übertragenen Spirochäte(12). Dabei bildet sich Tage bis Wochennach der Inokulation zunächst eine roteMakula, von der aus sich langsam einringförmiges Erythem ausbreitet. Zentralkann es dann zu einer Abblassung kom-men (Abb. 17 und 18). Eine weitere, selte-nere Hauterscheinung bei Borreliose istdas Lymphozytom. Begleitend können beibeiden Effloreszenzen Allgemeinsympto-me, wie Abgeschlagenheit, Kopfschmer-zen und Fieber, bestehen.

Um den Übergang ins Sekundärstadium der Bor-reliose mit neurologischen und kardialen Mani-festationen zu verhindern, muss eine antibioti-sche Therapie einsetzen. Bei Kindern ab 9 Jahrenempfiehlt sich Doxycyclin p.o., <9 Jahren Amoxi-cillin oder Cefuroxim. Die Behandlungsdauer soll-te jeweils 14 Tage betragen (13).

Zusammenfassung

Bakterielle Hautinfektionen im Kindesal-ter sind häufig und werden durch alters-bedingte Faktoren, wie beispielsweiseTraumata, Ekzeme und inkonsequente Hy-

Infektio

nen

Notfälle

Verg

iftungen

242

17950_Reimer_CME_S.231-246 18.12.15 13:14 Seite 242

giene, begünstigt. Zu den oberflächlichenInfektionen zählen Impetigo und follikulärgebundene Entzündungen (Follikulitis, Fu-runkel, Karbunkel). Je nach Ausmaß setzteine lokale oder systemische Therapie ein.Bei tiefen Infektionen, wie Erysipel, Phleg-mone und nekrotisierende Fasziitis, sindsystemisch-antibiotische Therapien, Ruhig-stellung, engmaschige Überwachung undteilweise auch eine chirurgische Interven-tion erforderlich. Sonderformen der bak-teriellen Hautinfektionen umfassen die pe-rianale Streptokokkendermatitis sowie dasborellienassoziierte Erythema migrans.

REIMER, A. and H. OTT: Common bacterial skin infections in children

Summa r y : Bacterial skin infection are com-mon in infancy and can be facilitated by trauma,eczema, poor hygienic conditions and other fac-tors. Superficial infections include impetigo, folli-culitis, furuncles and carbuncles. Treatment isperformed either topically or systemically accord-ing to the extent of the infection. Deep infectionsinclude erysipelas, cellulitis and fasciitis. They re-quire systemic antibiotic therapy, immobilisation,close observation and sometimes even surgicalintervention. Special variants of bacterial skin in-fections include perineal streptococcal dermatitisand erythema migrans associated with Lyme dis-ease.

K e y wo rd s : Staphylococcal skin infection –impetigo – folliculitis – erysipelas – cellulitis

Literatur

1. Belkaid Y, Segre JA. Dialogue between skin micro-

biota and immunity. Science 2014; 346: 954–959.

2. Grice EA, et al. A diversity profile of the human skin

microbiota. Genome Res 2008; 18: 1043–1050.

3. Höger PH. Kinderdermatologie: Differenzialdiagnos-

tik und Therapie bei Kindern und Jugendlichen. Stutt-

gart: Schattauer; 2011.

4. Oumeish I, Oumeish OY, Bataineh O. Acute bacte-

rial skin infections in children. Clin Dermatol 2000; 18:

667–678.

5. Silverberg N, Block S. Uncomplicated skin and skin

structure infections in children: diagnosis and current

treatment options in the United States. Clin Pediatr

(Phila) 2008; 47: 211–219.

6. Sladden MJ, Johnston GA. Current options for the

treatment of impetigo in children. Expert Opin Pharma-

cother 2005; 6: 2245–2256.

7. Arbeitsgemeinschaft der Wissenschaftlichen Medi-

zinischen Fachgesellschaften (AWMF). Diagnostik und

Therapie Staphylococcus aureus bedingter Infektionen

der Haut und Schleimhäute. 2011. verfügbar unter

http://www.awmf.org/uploads/tx_szleitlinien/013-038l

_S2k_Staphyococcus_aureus_2011-09_1.pdf

8. Trager JD. Pubic hair removal — pearls and pitfalls. J

Pediatr Adolesc Gynecol 2006; 19: 117–123.

9. Mehraj J, et al. Methicillin-sensitive and methicillin-

resistant Staphylococcus aureus nasal carriage in a

random sample of non-hospitalized adult population

in northern Germany. PLoS One 2014; 9: e107937.

10. Mistry RD. Skin and soft tissue infections. Pediatr

Clin North Am 2013; 60: 1063–1082.

11. Larru B, Gerber JS. Cutaneous bacterial infections

caused by Staphylococcus aureus and Streptococcus

pyogenes in infants and children. Pediatr Clin North

Am 2014; 61: 457–478.

12. Glatz M, et al. Clinical spectrum of skin manifesta -

tions of Lyme borreliosis in 204 children in Austria.

Acta Derm Venereol 2015; 95: 565–571.

13. Borchers AT, et al. Lyme disease: A rigorous review

of diagnostic criteria and treatment. J Autoimmun

2015; 57: 82–115.

I n t e r e s s en kon f l i k t : Die Autoren erklären,dass bei der Erstellung des Beitrags keine Interessenkonflikte im Sinne der Empfehlungendes International Committee of Medical JournalEditors bestanden.

Priv.-Doz. Dr. HAGEN OTT

Pädiatrische Dermatologie und AllergologieKinder- und Jugendkrankenhaus auf der BultJanusz-Korczak-Allee 1230173 Hannover

[email protected]

Infektionen

Notfälle

Vergiftungen

243

17950_Reimer_CME_S.231-246 18.12.15 13:14 Seite 243

Nur eine Antwort ist möglich!

1. Hautinfektionen können durch eine Reihe von Umständen begünstigt werden. Wobei trifft dies am wenigsten zu?

A Immunschwäche.

B Unterernährung.

C Brandverletzungen.

D Ausgedehnter Naevus flammeus.

E Diabetische Stoffwechsellage.

2. Welche Aussage zu bakteriellen Hautinfektionen ist richtig?

A Jeder Nachweis eines Bakteriums in Hautabstrichen sollte eine antibiotische Sanierung nach sich ziehen.

B Die Trägerrate von Staphylococcusaureus liegt in Deutschland bei etwa80% der Bevölkerung.

C Waschgewohnheiten und Hygiene haben keinen Einfluss auf das Risikoeiner bakteriellen Hautinfektion.

D Es sind stets die von Bakterien pro duzierten Toxine, die das Bild einer bakteriellen Hautinfektion prägen.

E Bei systemischer bakterieller Infek tionkönnen sich Bakterien auch sekundärin der Haut absiedeln; die Streuungerfolgt hämatogen oder lymphogen.

3. Ein 15-jähriges Mädchen stellt sichmit Juckreiz und Hautveränderungenim Genitalbereich vor. Es finden sichPusteln und großflächige, goldgelbeKrusten auf dezent erythematösemGrund, die bis in die mediale Ober-schenkelregion reichen. Zögernd berichtet die Patientin, dass die Hautveränderungen Stunden bis Tagenach einer Intimrasur aufgetreten seien. Welche Aussage trifft am ehesten zu?

A Sie denken an Missbrauch und rufeneinen Rechtsmediziner hinzu –schließlich ist die Intimrasur in derAdoleszenz keine gängige Praktik.

B Es handelt sich vermutlich um einemechanische Follikulitis, sodass zuge-wartet werden kann. Zur Linderungverordnen Sie Kamillenumschläge.

C Aufgrund des klinischen Bildes den-ken Sie an eine Impetigo contagiosaund verordnen ein orales Anti -biotikum sowie lokal-antiseptischeMaßnahmen.

D Die Patientin sollte angewiesen werden, nie wieder Enthaarungenvorzunehmen.

E Vermutlich handelt es sich um eineCandidainfektion, die topisch-anti -mykotisch zu behandeln ist.

4. Die Impetigo contagiosa ist eine häufige, oberflächliche, bakterielleHautinfektion. Welche Aussage zurImpetigo ist nicht richtig?

A Es kommt oftmals zu gehäuften Infektionen in Gemeinschaftsein -richtungen.

B Die First-line-Therapie besteht in der topischen Anwendung von Mupirocin.

C Der häufigste Erreger der Impetigocontagiosa ist Staphylococcus aureus.

Infektio

nen

Notfälle

Verg

iftungen

244

CMETestfragen

17950_Reimer_CME_S.231-246 18.12.15 13:14 Seite 244

D Bei verzögerter oder ausbleibenderBehandlung kann es zu Lymphangitis,Erysipel, Phlegmone, Fasziitis undSepsis kommen.

E In der Regel sollte bei Läsionen �5% Körperoberfläche eine sys -temische, antibiotische Therapie einsetzen, da die Lokaltherapie nicht ausreicht.

5. Welches der folgenden Externa kannzur begleitenden, topisch-antimikro-biellen Therapie einer Impetigo contagiosa am ehesten eingesetztwerden?

A Retapamulin-Creme.

B Mupirocin-Salbe.

C Zinkoxid-Schüttelmixtur.

D Hydrophile Chlorhexidingluconat-Creme 1% (NRF 11.116).

E Panthenol-Salbe.

6. Welche Aussage zu follikelgebunde-nen Infektionen ist korrekt?

A Follikulitiden treten meist auf Leistenhaut auf.

B Wenn 2 Follikulitiden verschmelzen,spricht man von einem Abszess.

C Ein Karbunkel im Bereich der Nasenwurzel sollte man sofort exprimieren.

D Die Entlastung eines Abszesses solltein Lokalanästhesie nach vorherigerDesinfektion mittels einer Stich -inzision erfolgen.

E Der alte Merkspruch, »ubi pus, ibi evacua«, ist obsolet.

7. Welche Aussage zu tiefen bakteriellenHautinfektionen trifft zu?

A Bei Phlegmonen ist eine Lokaltherapieausreichend.

B Erysipele werden überwiegend durchStreptokokken verursacht.

C Die häufigste Komplikation einerPhlegmone bei Kindern ist die Ent -stehung einer Osteomyelitis.

D Bei Verdacht auf eine nekrotisierendeFasziitis sollte zunächst der Spontan-verlauf abgewartet werden.

E Das klassische Erysipel geht immermit laborchemischen Entzündungszei-chen (z.B. erhöhtes CRP, Leukozytose)einher.

8. Welche Aussage zur Therapie tiefer bakterieller Hautinfektionen ist korrekt?

A Gibt ein Patient mit Phlegmone ex-tremste Schmerzen an, sollten Opioideverabreicht werden. Eine Wund -kontrolle am Folgetag ist ausreichend.

B Ein Patient mit Phlegmone sollte an-gewiesen werden, sich möglichst vielzu bewegen. Die Heilung kann zudemdurch warme Bäder gefördert werden.

C Da die Eintrittspforten für die Infek -tionen meist nur minimale Läsionendurch Bagatelltraumen oder Rhaga-den bei Tinea pedis sind, ist deren Sanierung nicht erforderlich.

D Für die Therapie von Erysipel undPhlegmone sind Penicillin und Cepha-losporine 1. Wahl. Bei Penicillinaller-gie kann auf Makrolide oder Clinda-mycin ausgewichen werden.

E Eine spezielle Nachsorge ist nach ausgeheilter Phlegmone nicht erforderlich.

Infektionen

Notfälle

Vergiftungen

245

17950_Reimer_CME_S.231-246 18.12.15 13:14 Seite 245

9. Ein weibliches Kleinkind wird in der Praxis mit »wundem Po« undDefäkations schmerzen vorgestellt.Die Mutter habe bereits eine nystatin-haltige Salbe in der Apotheke gekauftund seit 3 Tagen angewendet, derHautbefund sei darunter eherschlechter geworden. Klinisch zeigtsich ein scharf begrenztes, perianalesErythem. Welcher diagnostischeund/oder therapeutische Schritt erscheint am sinnvollsten?

A Sie teilen die mütterliche Diagnose eines Soors und verordnen ein topisches Fluconazolpräparat, da derzugrunde liegende Candida-Stammoffen sichtlich nystatinresistent ist.

B Sie gehen von einer Kontaktallergieaus und empfehlen daher, die Markeder verwendeten Feuchttücher zuwechseln.

C Vermutlich liegt eine Fremdeinwirkungzugrunde. Sie weisen das Kind zur wei-teren Diagnostik in eine Kinderklinik mitangeschlossener Rechts medizin ein.

D Sie entnehmen einen Abstrich, derSchnelltest auf Gruppe-A-Streptokok-ken ist positiv. Sie leiten umgehendeine Lokaltherapie mit Mupirocin-Salbe ein.

E Sie entnehmen einen Abstrich, derSchnelltest auf Gruppe-A-Streptokok-ken ist positiv. Sie leiten eine systemi-sche, antibiotische Therapie mit Peni-cillin V ein. Zur Diagnose sicherungsenden Sie Abstrich material in einmikro biologisches Labor.

10. Ein 5-jähriger Junge wird mit einerroten Makula mit umgebendem,ringförmigen Erythem lumbal rechtsvorgestellt. Der Patient besucht ei-nen Waldkindergarten, Zeckenbissewerden jedoch verneint. WelcheAussage zu Borrelieninfektionentrifft am ehesten zu?

A Eine Borrelieninfektion kann hier ana -mnestisch ausgeschlossen werden,da kein Zeckenkontakt bestand.

B Bei Zeckenstichen ist es sinnvoll, diein toto entfernte Zecke zur Borrelien-diagnostik in ein Labor einzu -schicken.

C Bei dem Patienten besteht ein cha-rakteristisches Erythema migrans,ein Frühstadium der Borreliose. Essollte eine antibiotische Therapie mitAmoxicillin oder Cefuroxim eingelei-tet werden.

D Es sollte eine Borrelienserologie veranlasst und deren Ergebnisseabge wartet werden. Nur bei positi-ven Borrelien-IgG- und -IgM-Anti -körpertitern sollte eine Behandlungeinsetzen.

E Sie können die Eltern des Patientenberuhigen, denn das Erythema migrans ist harmlos, und es kommtnie zu nennenswerten Spätfolgen.

Infektio

nen

Notfälle

Verg

iftungen

246

1B 2D 3E 4D 5C 6B 7B 8A 9A 10B

Diese zertifizierte Fortbildung ist 12 Mo nateauf www.cme.mgo-fachverlage.de verfüg-bar.

Bitte beachten Sie, dass per Fax oder Postübermittelte Antwortbögen nicht mehr be-rücksichtigt werden können.

Au f l ö sung zur Fortbildungseinheitaus Band 84, Heft 4:

CMEWichtige Hinweise

17950_Reimer_CME_S.231-246 18.12.15 13:14 Seite 246