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62 4 . 19 Vorbedingungen Das Sächsische Landesgymnasium für Musik in Dresden, der Austragungsort dieses Wettbewerbs, ist eine der Schulen, die – neben einer in Berlin und in Weimar – übrig geblieben sind von den zahlreichen Spezialschulen der DDR, die sich im sozialistischen System seit den 1960er Jahren auf die Ausbildung junger Musiktalente ausgerichtet hatten. Es ist Gymnasium und Musikschule auf ho- hem Niveau in einem. Kaum einen besseren Platz hätte man wählen können, um einen neuen Ju- gendwettbewerb auszuschreiben. Wie es üblich ist, hatte man die Kategorien so gestaltet, dass man sich sicher sein konnte, dass das „Vergleichen“ fair ist. Bis 12 Jahre war die 1. Kategorie, bis 15 Jahre die 2., die 3. reichte bis 18 und die 4. ließ Pianisten bis 20 Jahre zu. Da fragt man sich schnell, ob diese Kategorie der Ältesten in diesem Wettbewerb sich nicht bereits mit den internationalen großen Wettbewerben über- schneidet. Aber immerhin ging es ja auch um den großen Namensgeber. Zwar standen auch frei von den Kandidaten wählbare Stücke auf dem Pro- gramm, aber obligatorisch auch Etüden aus einer Liste, Sonatensätze und natürlich mindestens ein Werk von Weber. Immerhin ist Carl Maria von Weber – wenn überhaupt – vor allem in den Mu- sikschulen bekannt, bei den jungen Klavier-Eleven. Doch für bereits ältere Kandidaten stehen seine Werke so gut wie nie auf dem Programm. Da sollte dieser Wettbewerb sicherlich einen Einfluss haben, dass sich dies ändert. Insgesamt hatte man also 10 Juroren eingela- den, die sich die Arbeit aufteilten. Dabei waren Bianca Bodalia, Yuri Didenko, Konrad Maria En- gel, William Fong und Dragomir Bratic zuständig die Kategorien 1 und 2 zu bewerten, Claire Désert, Martin Helmchen, Ewa Kupiec, Aleksandar Mad- zar und Antti Siirala waren für die älteren Teilneh- mer der Kategorien 3 und 4 angereist. Diese Zu- sammensetzungen sind ungewöhnlich wie unüb- lich, da man viele dieser Juroren niemals in wett- bewerben antrifft. und sicherlich zogen auch diese besonderen Jurys viele der jungen Pianistinnen Es scheint so, dass Jugendwettbewerbe an allen Orten aus dem Boden sprießen. In diesem Jahr fand Ende April das erste Mal der „Internationale Wettbewerb Carl Maria von Weber für junge Pianisten“ statt. Initiatorin ist die in Bel- grad geborene Pianistin Mirjana Rajic, die seit langem schon an der Hochschule für Musik Carl Maria von Weber in Dresden und am Landesgymnasium für Musik der sächsischen Landeshauptstadt unterrichtet. Vor zwei hochkarätig besetzten Jurys sollten sich vom 24. bis 28. April junge Talente in vier Alterskategorien messen lassen. Und natürlich sollte dabei vor allem auch Kla- vierrepertoire des Namensgebers und ehemaligen Musikdirektors der Stadt Dresden, Carl Maria von Weber, im Fokus stehen. Wir fuhren nach Dresden, um zuzuhören … W W ETTBEWERBE W ETTBEWERBE Großartige Erstaustragung 1 1 . . I I n n t t e e r r n n a a t t i i o o n n a a l l e e r r C C a a r r l l M M a a r r i i a a v v o o n n W We e b b e e r r - - W We e t t t t b b e e w w e e r r b b f f ü ü r r j j u u n n g g e e P P i i a a n n i i s s t t e e n n i i n n D D r r e e s s d d e e n n Von: Carsten Dürer Foto: Dürer Oben: Das Gebäude des Sächsischen Landesgymnasiums für Musik an der Kretschmerstraße. Unten: Das Gebäude auf der Mendelssohnallee. Foto: Dürer

W WWETTBEWERBEETTBEWERBE Großartige Erstaustragung

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VorbedingungenDas Sächsische Landesgymnasium für Musik inDresden, der Austragungsort dieses Wettbewerbs,ist eine der Schulen, die – neben einer in Berlinund in Weimar – übrig geblieben sind von denzahl reichen Spezialschulen der DDR, die sich imsozialistischen System seit den 1960er Jahren aufdie Ausbildung junger Musiktalente ausgerichtethat ten. Es ist Gymnasium und Musikschule auf ho -hem Niveau in einem. Kaum einen besseren Platzhätte man wählen können, um einen neuen Ju -gend wettbewerb auszuschreiben.

Wie es üblich ist, hatte man die Kategorien sogestaltet, dass man sich sicher sein konnte, dassdas „Vergleichen“ fair ist. Bis 12 Jahre war die 1.Ka tegorie, bis 15 Jahre die 2., die 3. reichte bis 18und die 4. ließ Pianisten bis 20 Jahre zu. Da fragtman sich schnell, ob diese Kategorie der Ältestenin diesem Wettbewerb sich nicht bereits mit denin ternationalen großen Wettbewerben über-schneidet. Aber immerhin ging es ja auch um dengroßen Namensgeber. Zwar standen auch frei von

den Kandidaten wählbare Stücke auf dem Pro -gramm, aber obligatorisch auch Etüden aus einerListe, Sonatensätze und natürlich mindestens einWerk von Weber. Immerhin ist Carl Maria vonWeber – wenn überhaupt – vor allem in den Mu -sik schulen bekannt, bei den jungen Klavier-Eleven.Doch für bereits ältere Kandidaten stehen seineWer ke so gut wie nie auf dem Programm. Da solltedieser Wettbewerb sicherlich einen Einfluss haben,dass sich dies ändert.

Insgesamt hatte man also 10 Juroren eingela-den, die sich die Arbeit aufteilten. Dabei warenBianca Bodalia, Yuri Didenko, Konrad Maria En -gel, William Fong und Dragomir Bratic zuständigdie Kategorien 1 und 2 zu bewerten, Claire Désert,Martin Helmchen, Ewa Kupiec, Aleksandar Mad -zar und Antti Siirala waren für die älteren Teilneh -mer der Kategorien 3 und 4 angereist. Diese Zu -sam mensetzungen sind ungewöhnlich wie unüb-lich, da man viele dieser Juroren niemals in wett-bewerben antrifft. und sicherlich zogen auch diesebesonderen Jurys viele der jungen Pianistinnen

Es scheint so, dass Jugendwettbewerbe an allen Orten ausdem Boden sprießen. In diesem Jahr fand Ende April daserste Mal der „Internationale Wettbewerb Carl Maria vonWeber für junge Pianisten“ statt. Initiatorin ist die in Bel -grad geborene Pianistin Mirjana Rajic, die seit langemschon an der Hochschule für Musik Carl Maria von Weberin Dresden und am Landesgymnasium für Musik dersächsischen Landeshauptstadt unterrichtet. Vor zwei hochkarätig besetzten Jurys sollten sich vom 24. bis 28.April junge Talente in vier Alterskategorien messen lassen. Und natürlich sollte dabei vor allem auch Kla -vier repertoire des Namensgebers und ehemaligen Musikdirektors der Stadt Dresden, Carl Maria von Weber,im Fokus stehen. Wir fuhren nach Dresden, um zuzuhören …

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Großartige Erstaustragung

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Von: Carsten Dürer

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Oben: Das Gebäude des Sächsischen Landesgymnasiums für Musik ander Kretschmerstraße. Unten: Das Gebäude auf der Mendelssohnallee.

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und Pianisten nach Dresden. Mirjana Rajic hattezudem kräftig die Werbetrommel für ihren Wett -be werb gerührt, und so waren letztendlich über 40Teilnehmer aus 15 Ländern angereist. Für eineerste Austragung ist dies ein großartiges Ergebnis.In Sachsen waren in der Woche der AustragungOsterferien und so hatte man die Gebäude desLandesmusikgymna sium zur Verfügung und konn-te den Kandidaten entsprechend genügend Übe -räu me anbieten.

Die Aufteilung bedeutete für Besucher allerdingsauch, dass sie sich entscheiden mussten, bei wel-cher Kategorie sie nun zuhören sollten, da dieWertungsspiele parallel liefen. Dafür stand zumei nen die Aula des Landesmusikgymnasiums inder Kretschmerstraße für die Wertungsspiele derbei den Gruppen mit den älteren Kandidaten zurVerfügung, zum anderen der Festsaal des Gebäu -des in der Mendelssohnallee für die beiden Grup -pen mit den jüngeren Kandidaten.

Bemerkenswert auch die Liste der Förderer, dieMir jana Rajic gewinnen konnte. Neben der Stif -tung Kunst und Musik für Dresden und dem örtli-chen Rotary Club konnte sie die OstsächsischeSparkasse Dresden, die Carl Bechstein Stiftung, ei -nige lokale Unternehmen, aber auch August Förs -ter und Bösendorfer nebst den entsprechendenKlavierhändlern vor Ort, das Klavierhaus Weberund den Dresdner Pia no Salon Kirsten als Spon so -ren gewinnen. Und so stand in der Aula derKretsch merstraße ein C. Bech stein-Konzertflügelauf der Bühne, im Festsaal in der Mendelssohnal -lee ein Modell 215 von Förs ter. Und für das Preis -trä gerkonzert wurde ein Bö sen dorfer 280 VC zurVerfügung gestellt. Das ist bemerkenswert, dennselten haben gerade jüngere Pianisten die Gele -gen heit Erfahrungen an diesen Instrumenten zusam meln. Mirjana Rajic zeigte sich als durchset-zungsfähige und visionäre Initia to rin, wobei sie inden beiden Leitern des Landes gym na siums, derKünstlerischen Direktorin Ekate rina Sapega-Kleinund dem Oberstudiendirektor Mario Zecher, famo-se Unterstützer gefunden hat te.

Der AuftaktZum Auftakt des Wettbewerbs aber gab es erst ein-mal einen Vortrag und ein Konzert – und auch dieAuslosung der Reihenfolge der Teilnehmer. Ma -nuel Gervink, Professor an der Carl-Maria-von-Weber-Hochschule für Musik in Dresden und Vor -sitzender der Internationalen Carl-Maria-von-We -ber-Gesellschaft, hielt einen Vortrag über die Kla -vier musik Webers. Obwohl er spannend darstellte,wie die Zeit Webers sich zum Virtuosentum amKla vier veränderte, was Weber als Pianist zu sei-nem Vor teil nutzte, machte er die Entwicklung desKompo nisten als Schöpfer von Klavierwerken vorallem an dessen vier Sonaten fest. Das war sicher-lich we niger eine Thematik, die die jungen Pianis -ten in ter essierte, da die meisten dann doch eherdie kleineren Werke spielten, dennoch war es einerhellender Einblick in das Schaffen des Komponis -ten, der heutzutage fast ausschließlich als Opern -schöpfer in der Öf fent lichkeit wahrgenommenwird. Der Juror Alek san dar Madzar spielte im An -schluss ein Konzert mit Werken von Bach, Beet -hovens Es-Dur-Sonate Op. 81a, Ravels „La Valse“

und natürlich Webers „Po lonaise“ Es-Dur Op. 21.Insgesamt ein sicherlich interessantes Programm,das aber dennoch Fragen aufwarf. So war dieBeethovensonate recht langsam ausgeführt,haderte mit der inneren Dramatik, die gerade hiereine innere Geschichte mit dem Beinamen „LesAdieux“ erzählt. Aber die Freude des Wiederse -hens nach dem Abschied und dem Vermissen,wurde bei Madzar zu einem eher statischen Aus -sageduktus. Aber in „La Valse“ von Ra vel machteer alle Bedenken zunichte, denn selten hört mandieses Werk so facettenreich und austariert ohnees mit überzogenem Gestus zu „er morden“. Undvor allem war Madzars Weber-Po lo nai se mit vielGeschmack gespielt, ohne allein die Vir tuosität desvoll von Laufwerk durchzogenen Werks in denVordergrund zu stellen. Ein insgesamt guter Ein -stieg in den Wettbewerb.

BeobachtungenNun ist es so wie bei allen Klavierwettbewerbenfür Kinder und Jugendliche: Die Erwartungen sindgroß, seitens der Kandidaten, der Lehrer und derEltern, die mitgereist sind. Aber insgesamt herrsch-te eine recht entspannte Atmosphäre, da alle Kan -di da ten recht gut vorbereitet zu sein schienen unddas Team um Mirjana Rajic, Vertreter aus dem„Freundeskreis Sächsisches Landesgymnasium für

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Unterstützten und freuten sich über die internationale Aufmerksamkeit(v. l. n. r.): Ekaterina Sapega-Klein, Künstlerische Direktorin desGymnasiums, und Mario Zecher, Oberstudiendirektor der Einrichtung.

Blick in die Aula des Gebäudes an der Kretschmerstraße.

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Musik Dresden e. V.“, freundlich für allessorgte, was wichtig war. Selbst an Getränkeund kleine Snacks für das Publikum hatteman ge dacht. Man begann man um 10 Uhrin beiden Sä len, aber machte dann eine drei-stündige Mit tagspause. Und die galt es für dieZuhörer gut zu überstehen. Neben den vorge-gebenen Werkgruppen sollten auch bei denfrei wählbaren Programm punkten eigentlichalle Stil epochen abgebildet werden. Doch dieswar vor allem in den Pro grammen der Jüng s -ten zu sehen, die fast alle ein Werk eines le -ben den Komponisten integrierten. Bei den äl -teren endete es oftmals bei Messiaen, Pro ko -fiew oder Janacék. Dies zeigt einmal mehrden eingeschränkten Kos mos der Literatur beifort geschrittenen Schü lern (und ihren Leh -rern).

Natürlich ist es immer schwierig, einzelneKandidaten herauszustellen, ohne anderenUn recht zu tun. Und dennoch muss man ein-fach einige nennen. So den Deutschen EricEd mundson (16 Jahre), der recht in sich ge -kehrt dennoch eine überzeugende Ernsthaf -tig keit und tief empfundene Emotion in seinSpiel legen konnte. Gerade in Liszts „Bénédic -tion de Dieu“ vermochte er Eindruck zu hin-terlassen. Und der ebenfalls 16-jährige DanielVin cent Streicher, der mit einem immensschwie rigen Programm antrat. Allein der ersteSatz aus Beethovens-Sonate Op. 53 hat es insich, ganz abgesehen von Liszts Dante-Sonate.Er sonnte sich zwar ein wenig zu sehr in sei-nem technischen Können, fand aber auch zugroßer Ausdrucksvielfalt. Der 19-jährige Deut -sche Julian Gast konnte vor allem mit seinerIn terpretation von Beethovens Sonate Op.110 einen Akzent setzten: Vor allem der letzteSatz gelang ihm so tiefsinnig und emotionalehrlich, dass man erstaunt über sein Könnenwar.

Die Tschechin Marie Sumníková (20 Jahre) hat -te in der ältesten Gruppe ein ebenso schwierigesProgramm mitgebracht. Aber mit welcher Tiefeund nacherlebten Emotionen sie Leos Jana céks So -nate „1.X.1905“ spielte, war erstaunlich. Unddann gab es in den beiden höchsten Alterska te go -rien das besondere Moment der Zwillinge Ibrahimund Hassan Ignatov aus Bulgarien. Beide 15 Jahrealt, wollten sie nicht gegeneinander an treten undso erlaubte man Ibrahim in der Kate gorie 4 anzu-treten. Beide sind sicherlich hochtalentiert, aller-dings auch von großem Showtalent. Hassan Igna -tov spielte eine hart in die Tasten geschlagene „Pa -ganini-Etüde“ Nr. 2 von Liszt und konnte auch imersten Satz der Sonate Op. 2 Nr. 3 von Beethoveneher harten Klang aufbieten als Tiefendeutung.Doch kann man solche überhaupt von 15-Jährigen

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Hassan Ignatov

Maria Sumníková

Daniel Vincent Streicher

Julian Gast

Babett Lehnert

er warten? Nun, wenn man die nur ein Jahrälteren hörte, vielleicht schon. Dass Has sandann mit Charles Valentin Alkans „Le festind’Esope“ ein wenig gespieltes und schwierigesWerk wählte, ließ dennoch nicht darüber hin-wegtäuschen, dass er oberflächlich und aufWir kung spielte. Und sein Bruder zeigte eben-so diese Merk male. Dennoch war das alleswir kungsvoll und beeindruckend.

Bei den Jüngeren sollte man vielleicht Ba -bett Lehnert erwähnen, die mit ihren 10 Jah -ren besonders in Schumanns „Des Abends“aus dessen Fan ta siestücken Op. 12 beein-druckte, aber auch Liszts Jugendetüde Op. 1Nr. 1 mit Bravour meisterte. Auch MarianaKria zhevskikh (12 Jahre) aus Russ land stachvor allem mit ihrem gut austarierten Klang inMen delssohns „Rondo capriccioso“ Op. 14 un -ter den Kandidaten der 2. Kate gorie hervor.Die Serbin Lara Arbajter (13 Jah re) dagegenver mocht besonders mit Webers „Aufforde -rung zum Tanz“ zu überzeugen.

Insgesamt kann man aus diesem Wettbe -werb Folgendes mitnehmen. Während in denbeiden Kategorien der Jüngeren noch dieMäd chen überwogen, waren es bei den Älte-ren deutlich mehr männliche Teilnehmer, diege gen die jungen Damen antraten. Nur dreivon insgesamt 14 Teilnehmern waren in denKa tegorien 3 und 4 zu hören. Das wirft zu -mindest Fragen auf, ob viele der Mädchen, diein jungen Jahren ans Klavier gebracht werden,irgendwann aufhören, da sich ihre In teressenverändern. Und man kann diese Fra ge sofortnegieren, denn international über wiegen dieTeilnehmerinnen in Klavier wett be wer bendeut lich vor den männlichen Kolle gen.

Bei den Kleinen (Kategorien 1 und 2) warensicherlich viele Kandidaten dabei, deren Auf -tritte eine erste Wettbewerbserfahrung dar-stellte. Entsprechend waren auch die Nervosi -tät und der eigene Druck, alles richtig zu spie-len, mit von der Partie. Und dennoch war esbeachtlich, wie viel Stunden diese Kinder wohldamit verbracht hatten, sich auf ein Pro -gramm vorzubereiten, das für sie sicherlichschon recht groß war. Und manches Mal auchein wenig zu groß, denn gerade in der Alters -kategorie 2 fragt man sich, ob die Etüden vonChopin, ein „Im promp tu“ von Schubert, die „Pa -pillons“ von Schu mann oder eine frühe So nate vonBeethoven nicht doch ein wenig zu hohe Anfor de -rungen an die meist 12- bis 14-Jährigen stellt. Undgerade in dieser Kategorie der bereits leicht fortge-schrittenen Jungen und Mädchen machte sichauch ein anderes Mo ment bemerkbar: Kaum einerschien noch ei nen jugendlichen Spaß am Spiel zuhaben, alle waren todernst am Instrument undverzogen oftmals keine Miene. Hier ging es schonum einen Druck, dem sie widerstehen wollten.Dass dann al lerdings – vielfach auch in Momen -ten der Unsi cher heit – zum Teil sinnlos auf denFlü gel eingehämmert wurde, erklärt sich dannvielleicht auch durch diesen Druck (und vielleichtein fehlendes Ver ständ nis der Leh rer für das „Sich-Zu hören“).

Die beiden älteren Kategorien zeigten dagegeninsgesamt extrem ausgereifte wie unterschiedlichePersönlichkeiten. Das war großartig mitzuerleben.Schnell stellte man fest, dass hier Kandidaten ge -geneinander antraten, die längst ihren Weg in dieProfessionalität gewählt und gefunden haben –dass sie sich allerdings auch noch beweisen müs-sen und Hilfestellungen benötigen. Deshalb warenei nige der Kandidaten zu einem „Wettbewerb fürjun ge Pianisten“ gekommen, da sie doch nochnicht reif für einen der großen international aus-geschriebenen Wettstreite sind. Das spürte auchdie Jury und war dazu bereit, sich nach den Vor -spielen der jeweiligen Kategorie ausführlich mitden Kandi da ten auszutauschen, ihnen Tipps zugeben. Das selbe galt auch für die Juroren der Ka -te gorien 1 und 2. Das ist ein wichtiger Faktor in ei -nem Ju gend wettbewerb: Die Kandidaten, die viel-leicht auch keinen Preis gewinnen, nicht mit ei -nem Fra ge zeichen auf dem Gesicht zurückzulas-

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Jury für die Kategorien 1 und 2 (v. l. n. r.): Dragomir Bratic, Yuri Didenko, OrganisatorinMirjana Rajic, Konrad Maria En gel, Bianca Bodalia, William Fong

Jury für die Kategorien 3 und 4 (v. l. n. r.): Jury-Sekretär, Claire Désert, Antti Siirala,Organisatorin Mirjana Rajic, Aleksandar Madzar, Ewa Kupiec, Martin Helmchen.

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sen, sondern sich mit ihnen auszutauschen, um zuerklä ren, an welchen Stellen des Spiel noch gear-beitet werden muss, um beim nächsten Mal viel-leicht mehr überzeugen zu können.

Webers KlavierwerkeCarl Maria von Webers Klavierwerke – nebendenen für Klavier und Orchester – entstammeneiner Zeit im Leben des Komponisten, in der ernoch deutlich als Klaviervirtuose wahrgenommenwurde, wovon er selbst auch profitierte. Entspre -chend diesen Vor gaben und Erwartungen schriebsich Weber seine Werke in die eigenen Hände, mitviel Show und vielen virtuosen Passagen, die heutenicht mehr als große Musik gewertet werden. Unddennoch ha ben diese Werke ihren Reiz. Vor allemfür die jüngeren Spieler, denn Stücke wie der„Max-Walzer“, die „6 Ecossaisen“, die unterschied-lichen Variations wer ke und die durch alle Alters -gruppen beliebte (und wahrscheinlich auch das

bekannteste Klavierwerk) „Aufforderungzum Tanz“ sind wunderbar dafür geeig-net, sich mit einer gewissen Virtuositätdarstellen zu können, ohne zwingendauf Etüden oder Stücke von Czerny undseinen Mitstreitern zurückgreifen zumüs sen. Dagegen sind die Klaviersona -ten für ältere Spieler in diesem Wettbe -werb eher eine eigenwillige Herausfor -de rung, da auch hier das Virtuose sosehr im Vordergrund steht, dass die for-male Ge staltung wenig Ansätze für eintiefgreifendes Spiel bietet und kaumEntwick lungs linien in der Themenge stal -tung auf weist. Dass man sich dieses gro -ßen Komponisten dennoch erinnern soll-te und sich ihm über die Klaviermusikannähern kann, zeigte sich in diesemDres dner Wett bewerb. Denn die meistenKandi da ten hatten sich extra für diesenWettbe werb erstmalig mit der Klavier -mu sik Webers und dadurch auch zwin-gend mit seiner Person beschäftigt.

Da das Programm für die Kategorien aber so freiwie möglich gestaltet war, machte Webers Klavier -musik nur einen minimalen Teil an den Herausfor -derungen der Programme aus.

Während in diesem Jahr für jede Kategorie nureine Runde angesetzt war, will Mirjana Rajicschon für die kommende Austragung einen Schrittweitergehen: „Ich bin im Gespräch mit dem Leiter des

Orchesters des Landesmusikgymnasiums, ob man

nicht die Klavierkonzerte und die anderen Werke für

Klavier und Orchester für eine zweite Runde einbinden

kann.“ Es sind große Pläne, doch die Leitung desLandesgymnasiums für Musik hat bereits grünesLicht dafür gegeben, dass der Carl Maria von We -ber-Wettbewerb in zwei Jahren wieder stattfindenkann.

Dieser Klavierwettbewerb für junge Pianisten,der im Namen des großen Komponistensohnes derStadt Dresden ausgetragen wurde, war ein brillan-tes Beispiel dafür, wie man einen Wettbewerb auf-bauen sollte. Mirjana Rajic ist eine Überzeugerin,hat sich etwas in den Kopf gesetzt und unermüd-lich daran gearbeitet, diesen Wettbewerb wahrwerden zu lassen. Dass sie dann noch eine solcheAnzahl an hochkarätigen Juroren gewinnen konn-te, dass sie so viele Unterstützer von ihrer Ideeüber zeugte, war nur ein Schritt in die richtige Rich -tung. Letztendlich war aber das Niveau des Teil -neh merfeldes (was sich auch an den geteilten 2.Preisen in drei Kategorien zeigt) und die Atmos -phäre dieses ersten Wettbewerbs so gut, die Orga -ni sation so famos, dass man bereits von einemdurchaus professionellen Wettbewerb sprechenkonnte, der das Attribut „international“ zu Rechtträgt. Man darf nun auf eine zweite Austragungge spannt sein.

Bis dahin soll es auch eine eigene Website fürden Wettbewerb geben. Momentan kann manaber noch alle Informationen dieses Wettbewerbsunter dem folgenden Link anschauen:

www.landesmusikgymnasium.de

Die Preisträger

Kategorie 11. Preis: Katharina Bratic2. Preis: Babett Lehnert3. Preis: Ivan Chernukhin

Kategorie 21. Preis: Mariana Kriazhevskikh2. Preis (geteilt): Lara Arbajter, Shiwen Chen3. Preis: Odric Aurelian Gaspers

Kategorie 31. Preis: Daniel Vincent Streicher2. Preis (geteilt): Eric Edmundson, HassanIgnatov3. Preis: Christian Märkle

Kategorie 41. Preis: Ibrahim Ignatov2. Preis (geteilt): Julian Gast, Marie Sumníková3. Preis: Sven Brajkovic

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Preisverleihung der Kategorien 1 und 2.