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Bilder vom Menschen

Walter Maringer BILDER VOM MENSCHEN

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Bilder vom Menschen

Bilder vom Menschen

„Ich, der Künstler”, 2010, Kaseintempera, 80 x 60 cm „Lebensweg”, 2011, Kaseintempera, 120 x 180 cm ▼

Walter MaringerGeboren 1952 in Tulln, lebt und arbeitet in Kirchberg am Wagram/Niederösterreich;Pädagogische Ausbildung in Krems und Lehr-tätigkeit;1980-1993 Studium an der Volkshochschule Tulln;Mehrmalige Teilnahme am Plenair in Miechów bei Krakau (Polen);Mitglied der Galerie U Jaksy in Miechów sowie Mitglied der Galerie GrenzArt in Hollabrunn;1999 Goldmedaille beim Wettbewerb des Eu-ropäischen Kunstkreises (Sektion Österreich) in Graz;Die bevorzugte Technik von Maringer ist Kase-intempera auf Leinwand, Hauptmotive seines Schaffens sind der Mensch und die Landschaft, er beschäftigt sich auch seit längerem mit der Aktmalerei;Ausstellungen und Ausstellungsbeteiligungen im In- und Ausland;Werke in privatem und öffentlichem Besitz.

Bilder vom MenschenÜber den roten Faden im künstlerischen

Schaffen Walter Maringers

vonKarl Heinz Auer

Seit Menschengedenken stellt sich der Mensch die Frage nach sich selbst, nach seinem Woher, Wohin, Wozu, nach seinem Sinn. So vielfältig wie die Fragen sind auch die Ant-worten. Je nach kulturel-ler Prägung, je nach Perspektive und zeitlichem Horizont, je nach persönlicher Erfahrung und Auseinandersetzung, nach Erkennt-nisinteresse und Erkenntnis fallen die Antworten unterschiedlich aus. Was ist der Mensch? Nicht nur für die philosophische Anthro-pologie steht diese Frage im Mittelpunkt. Alle Wissenschaften, die mit dem Menschen zu tun haben, setzten sich direkt oder indirekt mit dieser Frage auseinander: Philosophie und Theologie, Medizin und Recht, Pädagogik und Literatur und Musik und Kunst. Sie alle kreisen um den Menschen, wollen sein Wesen und seine Ersche-inungsformen, sein Denken und Fühlen erhellen. Aber es gelingt nur bruchstückhaft, einmal mehr, einmal weniger. Es liegt in der Natur des Menschen begründet, dass er nicht umfassend und ab-schließend dargelegt werden kann, dass immer Fragen offen ble-iben und neue entstehen, dass jede Antwort nur ein Mosaikstein eines größeren Ganzen, eine Spur sein kann.

Von der Bild-Metapher…In dieser Unfähigkeit, das Ganze und das Wahre determinieren zu können, bedient sich der Mensch seit jeher der „Bilder“, um tiefe-re Wirklichkeiten zu erschließen. Alle Mythen sind solche Bilder, Schöpfungsmythen ebenso wie die mythischen Bilder der Vol-lendung. Der römische Geschichtsschreiber Sallust (1. Jh. v. Chr.) spricht von Ge-schichten, die nie geschehen, aber immer wahr sind. Die Wissenschaften legen ihrer Ar-beit – bewusst oder unbewusst – ein Bild vom Menschen zugrunde: in der Medizin ist es das Heil und in jüngster Vergangenheit mehr noch der Wille des Patienten, an dem sie sich orientieren muss. Die Rechtswissenschaft geht von einem bestimmten Menschen-bild aus und kann nur auf der Basis der Vergewisserung über das Bild vom Menschen als Person, das ihr zugrunde liegt, dem Menschen dienen. Ähnlich verhält es sich in dem großen Bereich der Erziehung. Die Bild-Metapher ist ein Versuch, Komplexität zu redu-zieren und damit Orientierung zu ermöglichen.

… zum BildIn der bildnerischen Kunst verschmilzt die Bild-Metapher mit dem Bild selbst. Hier geht es nicht in erster Linie um Stile oder künstlerische Tech-niken und deren Umsetzung, sondern um den Versuch, Aspekten menschli-chen Seins zum Ausdruck zu verhelfen und derart Bilder vom Menschen zu entwerfen. Der Künstler Walter Maringer ist in seinem künstlerischen Schaffen, wie es sich seit einigen Jahrzehnten zeigt, durchdrungen von die-sen Menschenbildern und spricht in der Vielfalt dieser „Bilder“ Menschen ganz unterschiedlicher Prägung an. Menschen, die sich auf seine Bilder ein-gelassen haben, berichteten davon, dass sie von diesen Bildern und dem, was sie in ihnen auslösten, geträumt haben. Im Bewusstsein und der da-mit verbundenen Bescheidenheit, dass seine Bilder – ob Kleinformate oder großflächige Bilder –nur Mosaiksteinchen auf der Suche nach dem Bild vom Menschen sind, spricht Maringer gerne von Spurensuche. Und bringt in diese Spurensuche seine urpersönlichen Erfahrungen ein. Erfahrungen, die allen Menschen gemeinsam sind, und solche, die nur bestimmte Menschen machen. In diesem Sinn zeigt sich im Erfahrungshorizont des Künstlers ein roter Faden: der Mensch selbst – oder eben: Bilder vom Menschen.

Suchen – Ausgraben– Erinnern Maringer wäre missverstanden, wollte man seine Bilder vom Menschen aber nur als Aus-druck seiner Erfahrungen, ähnlich einem Tagebuch, ver-stehen. Dass Kunst nur dann wahre Kunst sein kann, wenn sie dialektisch ist, wie es der deutsche Philosoph und Kunst- und Literaturkritiker Wal-ter Benjamin (1892 – 1940) formulierte, ist Maringer durch und durch bewusst. Es ist eine Metapsychologie, die in seinen Bildern zum Ausdruck kommt. „Was wir sehen blickt uns an“, weiß auch der französische Kun-sthistoriker und Philosoph Georges Didi-Hubermann, der diese Dialektik in seinem gleichlautenden Buch 1999 fundiert beschrieben hat. Dialektik in der bildnerischen Kunst entsteht dann, wenn der Betrachter eines Bil-des sich von diesem ergreifen lässt. Für Walter Maringer bedeutet dialek-tisches bildnerisches Schaffen die kritische Arbeit der Erinnerung und ihre Umsetzung. Sie beinhaltet sowohl die Aufnahme von allem Erlebten als auch die Suche nach dem Verlorenen. Dieses Spannungsverhältnis, das im Suchen, Ausgraben und Erinnern zum Ausdruck kommt, ist wiederum ein Weg, zum Wesen und zum Wesensursprung des Menschlichen zu gelangen. Bildtitel wie „Ich, der Künstler“, „Lebensweg“, „Vergänglich“, „Abgeschliffen“ oder „Auflösung“ verdeutlichen Aspekte dieses Spannungsverhältnisses, die auch dem Betrachter eigen sind und in der Auseinandersetzung mit den Bildern Walter Maringers zu neuer Lebensreflexion und individueller Erkenntnis führen können.

Zum Autor:Mag.phil. Dr.theol. Dr.iur. Karl Heinz Auer ist Hochschulprofessor und lehrt Rechtsthe-orie und Rechts-ethik im Doktoratsstudium der rechtswissenschaftlichen Fakultät der Universität Innsbruck.

Mit meinen Arbeiten möchte ich den Betrachter mit ins Geschehen nehmen. Die Arbeiten sollen zum Nachdenken, zum Vergleichen und zum Abstimmen verleiten. Ich benutze hauptsächlich angegriffene Grundsubstanzen, die bereits durch gewollte oder zufällige Spuren mar-kiert sind. Die schwermütige Schönheit dieses offensichtlichen Zeichens der Vergänglichkeit ist ein wichtiges Ge-staltungsmittel. In meinen Arbeiten signalisiert die äußere Erscheinungsform den Vorgang innerer Prozesse, eine nichts beschöni-gende, aber deswegen umso schönere Transparenz zwischen innen und außen, ein Zeichen von Wandlung. Wird dies vom Betrachter ebenso gesehen, komme ich meinem Ziel sehr nahe.

Walter Maringer

„Annäherung”, 2010, Kaseintempera, 100 x 100 cm

„Auf dem Weg I”, 2013, Kaseintempera, 100 x 80 cm

„Verbunden”, 2013, Kaseintempera, 100 x 80 cm

„Auf dem Weg II”, 2013, Kaseintempera, 100 x 80 cm

„Beziehungen”, 2013, Kaseintempera, 100 x 100 cm

„Außenseiter”, 2013, Kaseintempera, 100 x 80 cm„Auszug”, 2013, Kaseintempera, 120 x 180 cm ▼

„Emotion”, 2012, Kaseintempera, 100 x 80 cm

„Beflügelt”, 2013, Kaseintempera, 70 x 50 cm„Das Kleine Format (Mensch-Sein)”, 2013, Kaseintempera, 20 x 20 cm x 16 ▼

„Abgeschliffen”, 2011, Mischtechnik, 47 x 37 cm

„Philosophenrunde”, 2010, Kaseintempera, 72 x 55 cm

„Auflösung”, 2010, Kaseintempera, 80 x 60 cm

„Vergänglich”, 2009, Kaseintempera, 75 x 55 cm

www.weingut -mar inger.a t

„Bilder vom Menschen”, 2013

Herausgeber: Biuro Wystaw Artystyczntch „U Jaksy” w MiechowieAdresse: Plac Kościuszki 3a, 32-200 MiechówPhone: 0048413830795; e-mail: [email protected]

Fotos: Helmut Fuß, Paweł OlchawaLayout: Paweł OlchawaTextbeitrag: K. H. Auer

Copyright 2013 by Walter Maringere-mail: [email protected]: Kirchenfeldgasse 10, A-3470 KIRCHBERG AM wAGRAM

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„U JAKSY” W MIECHOW

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CH

ISBN: 978-83-63753-07-8

Umschlag: „Das Kleine Format”, Mischtechnik auf Papier, 20 x 20 cm