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Organische Feldeffekttransistoren
Warum „Plastik-Elektronik“?Funktionsweise des anorganischen Transistors
Organische Transistoren, BesonderheitenElektronik mit organischen Komponenten, Plastik-Chips
Herstellung von organischen TransistorenAnwendungen
Angewandte Physik SS04
BTU Cottbus Angewandte Physik - Sensorik
Organische Transistoren, Besonderheiten
S D
Substrat
HL
Isolation
Gate
S D
Substrat (=Gate)
HL
Isolation
„Top-Gate“ „Bottom-Gate“
Zumindest das Halbleitermaterial ist organisch:
z.B. Poly(3-Hexylthiophen), Polyfluorene, Phthalocyanine
für die Charakterisierung der organischen Halbleiter oft verwendet: Bottom-Gate“ Aufbau mit Si/SiO2 als Substrat/Isolation mit Goldelektroden
Ziel ist aber:Vollorganisches System
Transistoraufbau
Besonderheiten organischer Transistoren
•bisher keine Inversion beobachtet (Erzeugung eines n-Kanals in p-Halbleiter oder umgekehrt)•Schaltbetrieb im Anreicherungsmodus•Ohne Gatespannung (VGS) fließt im Idealfall kein Strom im organischen Halbleiter (HL undotiert).•Gatespannung erzeugt Ladungsträger im Kanal, also:•„Akkumulation“ von Ladungsträgern•Höhe des Stroms abhängig von:
•Gatespannung•Ladungsträgerbeweglichkeit (Vergleich: Si: 500cm2/Vs -Pentacen-Moleküle 2cm2/Vs, Polymere10-4-0,1cm2/Vs)
•p-leitendende Polymere sind stabiler und haben höhere Beweglichkeiten als n-Leiter•organische Transistoren meistens vom p-Typ•Ladungstransport bei organischen HL noch nicht eindeutig geklärt. Ladungsträger (Löcher) bewegen sich auf den Molekülen und müssen von Molekül zu Molekül tunneln.•Ladungsträgerbeweglichkeit geringer, auch abhängig von Anordnung der Moleküle
UGS
S D
Substrat
HL
Isolation
Gate
UDS
Stromkanal, durchFeldeffekt erzeugt
Schematischer Querschnitt durch einen organischen Transistor.Typische Schichtdicken:•Substrat z.B. Polyester): 100µm•Elektroden: 40nm•Halbleiter: 30-100nm•Isolator: 300-1000nm
Stärke des Kanalstroms:
ISD = µUDS/l2(QK0-CGK(UGS-UDS/2))
µ in der Sättigung:IS
D = µCGK (UGS - QK0/CGK)2/2l2
Schaltgeschwindigkeit f des Transistors:
abhängig von:•Ladungsträgerbeweglichkeit µ•Kanallänge l
f = µUDS/l2
Physik Journal 2 (2003), Nr.2,
Wichtige Kenndaten
On/Off-Verhältnis:
Bei organischen Transistoren:abhängig vom Off“-Strom
d.H. Strom ohne Gatespannung
SteilheitÄnderung des Kanalstroms pro
Gatespannugnseinheit:
∂IDS/∂UG = -(µCiW/L)VDS
Stärke des Kanalstroms:
ISD = µUDS/l2(QK0-CGK(UGS-UDS/2))
in der Sättigung:
ISD = µCGK (UGS - QK0/CGK)2/2l2
Sättigung:
Sättigungsspannung US = UGS- QK0/CGK
Materialien für „All-organic“-Feldeffekttransistoren
Name Chemisch Eigenschaften Verwendungim FET
PEDOTPoly(3,4-Ethylen-Dioxy-thiophen),dotiert mit PSS:Polystyrolsulfonat
• Kann aus wässrigerLösung abgeschiedenwerden
• Ist quasimetallisch
• AlsGateelektrode
• Source-drain-Elektroden
Polypyrrol, dotiertmit p-Tuluolsulfonsäure(POPY-TOS)
• Quasimetallisch• Polymerisierung
elektrochemisch
• AlsGateelektrode
• PMMA• P4VP Poly(4-
Vinylphenol)• Polyimide
• hoheDurchschlagsfestigkeit
• Gateisolator
warum „Plastik-Elektronik“?
Konventionelle Mikroelektronik beruht auf Einkristallen (Si, GaAs)•Herstellungsverfahren relativ aufwendig•z.B. Einkristallzüchtung, lithographische Prozesstechnik
Organische Mikroelektronik beruht auf halbleitenden Polymeren•Herstellungsverfahren preisgünstig•flüssig verarbeitbar (aus Lösungsmitteln)•Schaltkreise durch Drucktechniken herstellbar•aber: Ladungsträgerbeweglichkeiten in Polymeren langsamer, geringere Schaltgeschwindigeit•Lebensdauer ist ein Problem
Perspektiven der Plastikelektronik: in Bereichen, welche nicht vonSi-Elektronik abgedeckt werden:
•„low cost- low performance“ :• z.B. flexible smart cards, Aktivmatrixdisplays, •Anwendungen mit geringer Speicherdichte: Elektronische Wasserzeichen, Barcodes•für Einmalanwendungen: Biotechnologie, Sensorik
Elektronik mit organischen Komponenten, Plastik-Chips
Voraussetzungen für die Anwendung der Transistoren in integrierten Schaltungen: •Eingangssignal muß verstärkt werden (mindestens Faktor 2)•mit Ausgangssignal muß weiterer Inverter betrieben werden können•unipolare und möglichst geringe Versorgungsspannung•für low cost Anwendungen darf die Schaltung weder positive noch negative Versorgungsspannungen benötigen•Off-Strom (Gatespannung gleich 0) soll sehr gering sein (< 1nA/10Volt)•Prozesstechnik für die Herstellung von „Vias“ , Verbindungen S-D-Ebene zur Gateebene
Einfachste „integrierte“Schaltung:
Inverter: aus niedriger Eingangs-spannung (Logisch 0)wird hohe Ausgangs-spannung (Logisch 1)oder umgekehrt
Ringoszillatoren aus organischem Material
Substrat: PolyesterfolieHalbleiter: PolyalkylthiophenS/D Elektroden und Gate : Gold, gesputtert, lithographisch strukturiert
aus: W. Clemens, W. Fix Physik Journal 2 (2003), Nr.2,
Herstellungsverfahren
Polymere Elektronik Silizium-Elektronik
• Drucken• Spin-Coating• Belichten bzw. Drucken• Tempern < 200 °C• Spin-Coating• Drucken
Entwicklungsdauer für neue Generation: etwa 1 Woche„Rapid Prototyping“ -Siemens
• Ätzen, Implantation• Epitaxie• Photolithographie• Tempern bis zu 1150 °C• Oxidation• Metallisierung
Entwicklungsdauer für neue Generation: mindestens 2 Monate
Drucktechniken
Siebdruck+ schnell+ große Flächen+ Ebenenjustierung möglich- Dickschichttechnologie (einige 100 nm)
Tintenstrahldruck+ leicht anwendbar- Ebenenjustierung schwierig Vorteilhaft für polymere LEDs
Plotten+ leicht anwendbar+ große Flächen möglich+ Ebenenjustierung möglich
Ziel: Schaltkreise gedruckt wie eine Zeichnung
Anwendungen als :
• billige Datenspeicher mit geringen Sicherheitsanforderungen• dünne biegsame Schaltkreise• Einwegelektronik (z.B. in Medizin)• Massenprodukte mit niedriger Leistungsfähigkeit• Integration von Elektronik und Displays auf Folie• Gassensorsysteme auf Polypyrrolbasis
Organische Transistoren in Billigsttechnologie
Graphit ~0,5µm
Polystyrol-Substrat
P3HT
Isolation: PMMA, Novolack ~ 1µm
PEDOT 5 µm
Graphit ~0,5µm
Substrat, flexible Polystyrol-Folie
500 µm
Kapillare
Graphit-Leiterbahn
kolloidaler Graphit
Richtung der Plotterbewegung
Carbon
Carbon
Channel
10 µµµµm
x1000
Low-cost-Präparation: Graphit-Elektroden mit Plot-
Verfahren
erlaubt Auflösung von 20+ 10µm(für einfache S/D-Strukturen)Leitfähigkeit Graphit ~ 10S/cm
Transistoraufbau
COTTBUS A n g e w a n d t e P h y s i k - S e n s o r i kBTU
Graphit oder Leitruß?
Graphit
Kanal: 50µm
Ruß
Kanal: 50µm
Carbon
Carbon
Channel
10 µµµµm
x1000
• Körnung Graphit: 90% < 1µm• Körnung Leitruss: 20 nm
(Durchschnitt)
• Glattere Oberfläche• definiertere Grenze Kanal-
Elektrode
REMREM
COTTBUS A n g e w a n d t e P h y s i k - S e n s o r i kBTU
Graphit[10 S/cm]
LeitrußDegussa
[1 S/cm]
0 10 20 30 40 500.0
0.2
0.4
0.6
0.8
1.0
1.2
1.4
1.6
1.8
2.0
2.2
Str
om
[µ
A]
Spannung [V]
0V - 10V - 20V - 30V - 40V
Feldeffekttransistoren, elektronische Charakteristik (für Graphit)
P3HTSubstrat
S DPMMAPEDOT
0 10 20 30 40 500
100
200
300
400
500
600
700
800
8 12 16 20 24 28 32 36 40
8
12
16
20
24
Wu
rze
l (Is
d b
ei V
sd=
Vg
ate)
Vsd=Vgate
-40 V
-30 V
-20 V
-10 V
Str
om [-
nA
]
Drain-Source-Spannung [-V]
Kennlinienfeld entspricht der Feldeffektcharakteristik gemäß
Isd = (µ/l2)Uds(Q-C(Ugate-Uds/2))
aber:Hoher Nullstrom (Ugate=0 V)
um Nullstrom korrigierte Kennlinien
Korrektur um Nullstrom:Horowitz et.al, J.Appl.Phys. 67 (1990), 528
Ausgangskennlinien
Übertragungskennlinien, I1/2 bei Uds=Ugate
Probe A Probe A
0 10 20 30 400.0000
0.0005
0.0010
0.0015
0.0020
0.0025
0.0030
Wu
rze
l
[I
SD
be
i
V
SD=
VG
ate]
VSD
=VGate
Probe A Probe B Probe C
Andere Ansätze für All-Organic-FETsz.B. Kowalsky et al. Mat.Res. Soc. Symp. Proc. Vol. 796, 2003
Mikrostrukturierung von OFETs durch selektive Elektropolymerisation von PEDOT/PSS
Querschnitt der vorstrukturierten Anode Aufbau der FET-Struktur
PEDOT und PSS (5:1 mol) in Acetonitril: Wasser-Lösung 1:1
Anode+
Kathode(Platin)
3 Volt
Präparation:•Strukturierung der Anode durch lithographischen Prozeß•Elektropolymerisation von Poly(3,4-ethylendioxythiophen) PEDOT mit Poly(styren sulfonat) PSS als Dotant•Beschichtung mit Polyimid-Film•Film wird von Anode abgenommen•Anode kann wiederverwendet werden•Beschichtung mit Pentacen als Halbleiter durch Bedampfen•Polyvinyl-Alokohol und ammonium- dichromat als Gateisolation•PEDOT als Gate
Kennlinien
Ausgangskennlinie Übertragungskennlinie
Kennlinien für die im Elektropolymerisationsverfahren hergestellten Transisoren:Filmdicke der jeweiligen „Schichten“:Substrat aus Polyimid: 2µm; Halbleiter aus Pentacen: 25nm; PV-OH als Dielektrikum: 0,6mm; PEDOT/PSS Gate: 0,2µm
Anwendungen
Polymere Elektronik: komplementär zur Siliziumtechnologie
ihre Vorteile:•niedrige Kosten (Einwegelektronik)•Substrate sind flexibel (kann auf Plastikfolie integriert werden)•kurze Entwicklungszeiten (Design am Computer-gedruckt wie Zeitung)
zum Beispiel:•Billige Datenspeicher mit geringen Sicherheitsanforderungen•Dünne biegsame Schaltkreise•Einwegelektronik•Massenprodukte mit geringer Leistungsfähigkeit•Integration von Elektronik von Displays auf Folie•Integration von Schaltkreis und Packaging-Technologie
• Ersatz des Barcodes, Elektronische Diebstahlssicherungssysteme, „intelligente Verpackung“, tragbare Elektronik („wearable electronics“) in Kleidung, Anwendungen in der Logistik, Elektronisches Ticket Speicherung eines einfachen Codes mit Funketiketten: ohne eigene Energieversorgung (Passiv), Speicherung von Information und Auslesevorgang möglich.
• Integrierte Steuerung von Sensoren und Aktoren Medizinische Einwegprodukte mit umweltfreundlicher Entsorgung
• Sensorsysteme Gasssensoren auf Polyprrolbasis
Systemanwendungen für Low-Cost Polymerschaltkreise
Sensoren auf der Basis von FeldeffekttransistorenChemisch sensitive Feldeffekttransistoren
(ChemOFET)Transistorlayout:• Top-Gate
• Verstärkung: nA- µA• Mehrere Wechselwirkungsmechanismen separierbar
in der Sättigung:IS
D = WCox µ(VGS - VT)2/2L
Änderung in Cox , µ, VT möglichVT ∞ VFB = φ - Qss/Cox - Qox/Cox
φ : Austrittsarbeitsdifferenz Gate und Bulkhalbleiter Qss : Oberflächenladungen des Halbleiters Qox : Ladungen im Isolator
mehrere Arbeitspunkte - verschiedene Wechsel-wirkungsmechanismen:
Auswertung mit neuronalenNetzen möglich
S/D - Spannung U D
Id
UG= const
Arbeitspunkte V D
S/D-Spannung U d
Id
UG=0
UG=0
Verstärkung nA-uA
Stärke des SensorsignalsAnlagerung von n Molekülen (pro Flächeneinheit) mit dem Dipolmoment pan der Grenzfläche Gatemetall/Gateisolator
bewirktVeränderung der Threshold-Spannung VT = VT0 - ∆V um
∆∆∆∆V= np/εεεεo in Volt (nach Göpel et. al. 1993)(εo Dieelektrizitätskonstante)
durch Veränderung der effektiven Austrittsarbeit (des Gatemetalls an der GrenzeMetall/Isolator)
für NO2 ergeben sich die folgenden Werte: n= (0,5 nm)-2; p = 0,316 Debye
damit ∆∆∆∆V=400mV (entspricht vollständiger Belegung!)Bei Messgenauigkeit von ∆∆∆∆V=10mV liegt Messgenauigkeit im ppm-Bereich
0 20 40 60 80 1000
10
20
30
40
50
60
QMB mit Polypyrrol-Elektroden
50 sccm N2, 25 °C
Messwerte
angepasst mit
∆f = 70 * 0.025*ppm
(1+0.025*ppm)
Fre
qu
en
zve
rsch
ieb
un
g [
Hz]
Konzentration NO2 in N2 [ppm]
NO2 ergibt Frequenzverschiebung vonSchwingquarzen mit Polypyrroltosylatelektrodenbei verschiedenen NO2-Gehalten.
Gestrichelt: Fit mit Langmuir-IsothermeΘ=Kx/(1+Kx) (Gleichgewichtskonstante K derAdsorption: 2,5x104, daraus –dGads= 25 kJ/mol)
Henkel et al., Cottbus 2000
MolekularbiologischerMolekularbiologischer Ansatz Ansatz
Anlagerung von Mikroorganismus (Modellsystem Helicobacter Pylori)
auf der Gateoberfläche
mit Hilfe von„Gensonden“
zu Zielstruktur--Sonden-Komplexen
• Änderung des Dipolmoments• Verschiebung der Transistor- kennlinie
Kategorien von Gensonden:
1. Immonologische Sonden: Antikörperan Zellwandstrukturen des Mikroorganismus
2. Genetische Sonden: DNA-Stränge, diekomplementär zu bestimmten DNA-Se-quenzen des Mikroorganismus sind
Nachweis des Zielstruktur-Sonden- Komplexes
durch Transistor
Vorteile beim Einsatz organischer Vorteile beim Einsatz organischer Feldeffekktransistoren Feldeffekktransistoren in der in der BiosensorikBiosensorik
•Elektronische Verstärkung des Messsignals (Faktor 1000) im Transistor
•die Messung könnte direkt, also „online“ erfolgen
•die Komponenten eines organischen Transistors sind billiger als Einkristalle
•die chemischen und elektronischen Eigenschaften lassen sich durch Funktion- alisierung gezielt einstellen
Zusammenfassung der sich aus dem Stand der Forschung ergebenden Schwerpunkte
Anwendungen• Simulation des elektrischen Verhaltens• Simulation von System- anwendungenPhotolithographie
Bauelement und Technologie• Mehrebenenstrukturierung („Vias“)• Dotierung (komplementär p-n)• Flexible Substrate• Low-Cost• Integration von Leitbahnen, Widerständen und passiven Elementen
Physikalische Grundlagen• Mechanismus des Feld- effektes• Ladungstransport• Austrittsarbeit• Rekombination/Generation
Material• Neue Materialien• Blends• Wechselwirkung• Grenzflächen• Charakterisierung
Polymerchemiker
Physiker
Schaltkreis- technologen
Zusammenfassung/Ausblick
•Organische Transistoren arbeiten im Anreicherungsmodus•bisher keine Inversion•Organische Halbleiter sowohl p- als auch n- leitend•Mikroelektronik ist möglich
•Einsatzgebiete dort, wo sie Si-Elektronik ersetzt:
• Low cost-low performance- BereichAnwendungen mit geringer Speicherdichtebzw. kurzen Einsatzzeiten wie:elektronische Wasserzeichen, Transponder oder Barcodes
•Mit Perspektiven in der Biosensorik•Medizintechnik