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8/2011 17 NATURHEILWISSEN Die Augen sind weitaus mehr als nur eine fototechnische Apparatur, die statische oder bewegte Bilder aufzeichnen kann, sondern ein „vorgeschobenes Gehirn- teil“ – faszinierend schön und komplex wie der Mensch selbst. Nach Ansicht der traditionellen chinesischen Medizin (TCM) verknüpfen innere und äußere Meridiane die Augen mit allen Funktionskreisen und deren Emotionen: Wut (Funktionskreis Le- ber), Grübeln (Funktionskreis Milz), Angst (Funktionskreis Niere). Mit hochspezialisierten Instrumenten und Testverfahren ist es der modernen Au- genheilkunde möglich, zahlreiche physi- ologische Abläufe nachzuvollziehen, zu beschreiben und auch Krankheiten besser zu verstehen. So kann bei der zu Recht gefürchteten altersabhängigen Makulade- generation (AMD) z. B. mit der Fundus- autofluoreszenz (FAF) das Wachstum der defekten Zone im Auge (in mm² pro Jahr) gemessen werden. Allerdings gibt es noch immer keine gesi- cherte Therapie, um das langsame, bisher unerklärliche Absterben der Netzhautzel- len und damit den zentralen Gesichtsfeld- verlust zu verhindern. Den Übergang in die „feuchte Makuladegeneration“ mit plötzlichem, meist irreversiblem Sehverlust („zentrale Blindheit“) konnten bislang nur hoch dosierte Antioxidanzien und Zink zu 20 Prozent verhindern. Die späte Therapie der dann bereits schwerstgeschädigten Augen erfolgt heutzutage mit dem so- genannten VEGF (Vascular Endothelial Growth Factor), der direkt in das Auge gespritzt wird. Je nach Ausmaß der Schä- digung verbessert diese Therapie kurz- bis mittelfristig die Sehkraft – oder auch nicht. Wie viel, wie oft in welchen zeit- lichen Abständen bei den verschiedenen Altersabhängige Makuladegeneration (AMD) Was leistet die Augenakupunktur? Dr. med. Arvi Päärmann Die altersabhängige Makuladegeneration, bei der Ablagerungen in der Netzhaut zum schleichenden Verlust der Sehkraft führen, kann schulme- dizinisch nur eingeschränkt behandelt werden. Mit der Augenakupunk- tur soll sich das Sehvermögen in manchen Fällen bessern oder der Prozess zumindest zum Stillstand kommen. Das System der Augenakupunktur, die auch bei anderen Augenerkrankungen angewendet wird, beruht auf Erkenntnissen und Erfahrungen verschiedener Mediziner in Ost und West. DieAugenakupunkturist nichtmitSchmerzenverbun- den,sondernmanverspürt dassogenannteDe-Qi-Gefühl, wenndieEnergiekommt. Vorschäden diese teuren Mittel angewen- det werden müssen, ist Gegenstand zahl- reicher wissenschaftlicher Studien. Kombinationverschiedener SystemeführtzumErfolg Und genau an diesem unbefriedigenden Punkt setzt die „Augenakupunktur“ bei AMD und anderen Augenerkrankungen an. Bei dieser Methode sticht man übri- gens nie Nadeln in den Augapfel, sondern nur in sogenannte Lokalpunkte um das Auge herum. Obwohl „Augenakupunk- tur“ eigentlich ein übergeordneter Begriff ist, wird er in der deutschsprachigen Lite- ratur meist mit dem Zusatz „nach Boel“ verknüpft, um auf die Kombinations-The- rapie des dänischen Akupunkteurs John Boel zu verweisen. Bei der Augenakupunktur nach Boel handelt es sich um eine Mischung aus verschiedenen Akupunktursystemen, die unterschiedliche innere „Selbstheilungs- Prozesse“ gleichzeitig anspricht. Mitent- scheidend für den Erfolg der Methode war wohl auch die Idee, bei den chro- nisch-degenerativen Augenerkrankungen eine „Intensiv-Akupunktur“ durchzufüh- ren. Dies stand im Gegensatz zu der klas- sischen (TCM-)Akupunktur, die chronische Erkrankungen langsam über Wochen und vorsichtig behandelt, akute, sogenannte „Yang-Erkrankungen“ wie Entzündungen dagegen schnell und oft. Eventuell hatte dies zunächst nur organisatorische Grün- Bitte beachten Sie: Naturarzt-Beiträge sind urheberrechtlich geschützt. Die Rechte liegen beim Verlag. Jede Verwertung außerhalb der engen Grenzen des Urheberrechts ist ohne Zustimmung des Verlages strafbar. Dies gilt insbesondere für Nachdruck, Ver- vielfältigungen, Verwendung im Internet usw. Wir danken für Ihr Verständnis. Rechtlicher Hinweis

Was leistet die Augenakupunktur? · 2020-05-13 · Mikro-Akupunktur-Systeme liefern weitere Punkte Außerdem gehören zur Augenakupunktur nach Boel Fernpunkte an Hand, Knie und Fuß

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Die Augen sind weitaus mehr als nur eine fototechnische Apparatur, die statische oder bewegte Bilder aufzeichnen kann, sondern ein „vorgeschobenes Gehirn-teil“ – faszinierend schön und komplex wie der Mensch selbst. Nach Ansicht der traditionellen chinesischen Medizin (TCM) verknüpfen innere und äußere Meridiane die Augen mit allen Funktionskreisen und deren Emotionen: Wut (Funktionskreis Le-ber), Grübeln (Funktionskreis Milz), Angst (Funktionskreis Niere).

Mit hochspezialisierten Instrumenten und Testverfahren ist es der modernen Au-genheilkunde möglich, zahlreiche physi-ologische Abläufe nachzuvollziehen, zu beschreiben und auch Krankheiten besser zu verstehen. So kann bei der zu Recht gefürchteten altersabhängigen Makulade-generation (AMD) z. B. mit der Fundus-autofl uoreszenz (FAF) das Wachstum der

defekten Zone im Auge (in mm² pro Jahr) gemessen werden.

Allerdings gibt es noch immer keine gesi-cherte Therapie, um das langsame, bisher unerklärliche Absterben der Netzhautzel-len und damit den zentralen Gesichtsfeld-verlust zu verhindern. Den Übergang in die „feuchte Makuladegeneration“ mit plötzlichem, meist irreversiblem Sehverlust („zentrale Blindheit“) konnten bislang nur hoch dosierte Antioxidanzien und Zink zu 20 Prozent verhindern. Die späte Therapie der dann bereits schwerstgeschädigten Augen erfolgt heutzutage mit dem so-genannten VEGF (Vascular Endothelial Growth Factor), der direkt in das Auge gespritzt wird. Je nach Ausmaß der Schä-digung verbessert diese Therapie kurz- bis mittelfristig die Sehkraft – oder auch nicht. Wie viel, wie oft in welchen zeit-lichen Abständen bei den verschiedenen

Altersabhängige Makuladegeneration (AMD)

Was leistet die Augenakupunktur?Dr. med. Arvi Päärmann

Die altersabhängige Makuladegeneration, bei der Ablagerungen in der Netzhaut zum schleichenden Verlust der Sehkraft führen, kann schulme-dizinisch nur eingeschränkt behandelt werden. Mit der Augenakupunk-tur soll sich das Sehvermögen in manchen Fällen bessern oder der Prozess zumindest zum Stillstand kommen. Das System der Augenakupunktur, die auch bei anderen Augenerkrankungen angewendet wird, beruht auf Erkenntnissen und Erfahrungen verschiedener Mediziner in Ost und West.

Die�Augenakupunktur�ist�nicht�mit�Schmerzen�verbun-den,�sondern�man�verspürt�das�sogenannte�De-Qi-Gefühl,�wenn�die�Energie�kommt.

Vorschäden diese teuren Mittel angewen-det werden müssen, ist Gegenstand zahl-reicher wissenschaftlicher Studien.

Kombination�verschiedener�Systeme�führt�zum�Erfolg�

Und genau an diesem unbefriedigenden Punkt setzt die „Augenakupunktur“ bei AMD und anderen Augenerkrankungen an. Bei dieser Methode sticht man übri-gens nie Nadeln in den Augapfel, sondern nur in sogenannte Lokalpunkte um das Auge herum. Obwohl „Augenakupunk-tur“ eigentlich ein übergeordneter Begriff ist, wird er in der deutschsprachigen Lite-ratur meist mit dem Zusatz „nach Boel“ verknüpft, um auf die Kombinations-The-rapie des dänischen Akupunkteurs John Boel zu verweisen.

Bei der Augenakupunktur nach Boel handelt es sich um eine Mischung aus verschiedenen Akupunktursystemen, die unterschiedliche innere „Selbstheilungs-Prozesse“ gleichzeitig anspricht. Mitent-scheidend für den Erfolg der Methode war wohl auch die Idee, bei den chro-nisch-degenerativen Augenerkrankungen eine „Intensiv-Akupunktur“ durchzufüh-ren. Dies stand im Gegensatz zu der klas-sischen (TCM-)Akupunktur, die chronische Erkrankungen langsam über Wochen und vorsichtig behandelt, akute, sogenannte „Yang-Erkrankungen“ wie Entzündungen dagegen schnell und oft. Eventuell hatte dies zunächst nur organisatorische Grün-

Bitte beachten Sie: Naturarzt-Beiträge sind urheberrechtlichgeschützt. Die Rechte liegen beim Verlag.

Jede Verwertung außerhalb der engenGrenzen des Urheberrechts ist ohne Zustimmung des Verlages strafbar.

Dies gilt insbesondere für Nachdruck, Ver-vielfältigungen, Verwendung im Internetusw.

Wir danken für Ihr Verständnis.

Rechtlicher Hinweis

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de: Patienten vor allem mit altersabhän-giger Makuladegeneration (AMD) pilger-ten nach Dänemark, und es bot sich an, sie in einer Woche (ca. 5 Tage) intensiv zu akupunktieren. Boel entwickelt das System der A- und B-Punkte: A-Punkte werden in der 1. Sitzung gestochen, nach einer Pause von mindestens einer Stunde dann die B-Punkte.

Boel verwendet von den vielen Lokalpunk-ten der traditionellen chinesischen Medi-zin nur zwei:

Blase 2, Cuan Zhu („Bambus sam-meln“) am inneren Ende der Augen-braue.

Yu Yao („Fisch-Taille“) in der Mitte der Augenbraue, direkt oberhalb der Pupille.

Beide Punkte werden seit Jahrtausenden in der TCM unter anderem bei „Augener-krankungen“ verwendet.

Mikro-Akupunktur-Systemeliefern�weitere�Punkte�

Außerdem gehören zur Augenakupunktur nach Boel Fernpunkte an Hand, Knie und Fuß. Diese Fernpunkte entstammen ande-ren Mikro-Akupunktur-Systemen (MAPS) wie So-Jok, Master Tong, ECIWO, die im Folgenden erläutert werden.

Der schöne, zusammenfassende Begriff MAPS „Mikro-Akupunktur-System“ wurde von dem HNO-Arzt Dr. Jochen Gleditsch (Begründer der Mundakupunk-tur, Mitbegründer und Ehrenmitglied der Deutschen Ärztegesellschaft für Aku-punktur) geprägt. Ein MAPS ist die the-oretische Verkleinerung des gesamten Menschen und Projizierung des Körpers mitsamt seinen Organen – sozusagen ein „vollständiger Mini-Mensch“ – auf einen Körperteil, z. B. Ohr, Zeigefi nger oder Un-terschenkel. Andere Begriffe hierfür sind „Somatotopie“ oder „Holografi e“. Das bekannteste Beispiel eines MAPS ist die Ohr-Akupunktur: Nogier, ein franzö-sischer Arzt, hatte bei afrikanischen Pati-enten Verbrennungs-Narben im Ohr be-merkt. Diese waren von „Natur-Ärzten“ gesetzt worden, um Ischias-Schmerzen effektiver zu beseitigen. Dies gab ihm An-

lass, das Ohr auf Punkte zu untersuchen, mit denen man Krankheiten des gesamt-en Körpers behandeln konnte. Durch die geniale Vorstellung von Nogier des „im Ohr liegenden Embryos“ werden alle Or-gane (Milz, Leber, Herz) und Körperteile (Kopf bis Fuß) auf genau defi nierte Stel-len im Ohr projiziert. Und bei sämtlichen Krankheitsprozessen einzelner Körperteile und Organe reagieren diese Punkte im Ohr auf die Reizung mit Nadelstichen im Sinne einer „Selbstheilung“ des Körpers. Die Ohrakupunktur hat sich besonders in der Schmerz- und Suchttherapie bewährt.

Die Su-Jok-Akupunktur (koreanisch: Su = Hand, Jok = Fuß) an Hand und Fuß wur-de von Prof. Park Jae Woo, Korea, ent-wickelt. Wie die TCM stützt sie sich auf ein einheitliches energetisches System des Körpers auf der Ebene der Meridiane und der sechs Energien („Homo-Hetero-Gesetz“). Demnach sind alle Erschei-nungen der Umwelt das Ergebnis der wechselseitigen Beeinfl ussung der sechs Energien, die wiederum von den Energien des Lichts und der Dunkelheit (7. und 8. Energie) kontrolliert werden. Krankheiten entstehen durch Störungen des „Ener-giefl usses“. Sie lassen sich über Korre-spondenzpunkte an Händen und Füßen behandeln.

Aus diesem System stammt z. B. ein A-Punkt, der sich in der Fußsohle zwischen dem 1. und 2. Zehknochen befi ndet. Die-ser Punkt wird senkrecht tief gestochen (0,5–1,0 cm tief), in Richtung der TCM-Punkte „Leber 2 und 3“, die auf dem Fuß-rücken liegen. Der Leber-Meridian wird als „Augen-Meridian“ über die Punkte Leber 2 und 3 stimuliert: Die Energie fl ießt bes-ser, wird harmonisiert und das Auge in allen Funktionen gestärkt. Laut Boels per-sönlicher Mitteilung ist der Punkt deswe-gen so gut, weil der Leber-Meridian ein

sogenannter „Yin-“, d. h. ein innerer Me-ridian ist und deswegen auch von „innen“ am besten stimuliert werden kann. Der B-Punkt liegt in der Nähe des TCM-Punktes Milz 4 an der Fußinnenseite.

Die Master-Tong-Akupunktur (manch-mal auch Tung geschrieben) kam aus der Akupunktur-Familie Tong in China über Taiwan nach Europa. Sie benutzt wenige Extra-Punkte. Diese wurden häufi g auf der gegenüberliegenden Seite des eigent-lichen erkrankten Körperteils gestochen und führten zu schnell wirkenden „Sekun-den-Phänomenen“. Die Akupunktur wirkt sofort: Nach Sekunden lässt der Schmerz nach. Viele Extrapunkte liegen in der Nähe von oder sind sogar identisch mit TCM-Punkten.

Funktionskreis�Leber�hat�enge�Verbindung�zum�Auge�

Weitere Punkte entstammen dem ECIWO-System (ECIWO = Embryo Contains the Information of the Whole Organism), welches von dem chinesischen Biologen Prof. Ying Guing Zhang entwickelt wur-de. Meines Erachtens ist dies nur eine an-dere theoretische Bezeichnung für MAPS. Der Körper wird auf einen Körperteil, in diesem Fall auf den Zeigefi nger, projiziert. Hier stehen schmerzempfi ndliche Zonen im Zusammenhang mit erkrankten Kör-persegmenten. ECIWO ist allerdings viel gröber und schlechter lehr- bzw. lernbar als z. B. die Ohr-Akupunktur. Das soge-nannte De-Qi-Gefühl (Gefühl, das an der Akupunkturstelle auftritt) tritt hier jedoch weitaus stärker auf als am Ohr: „Die Ener-gie kommt und der Patient schreit“.

Die von Boel aus diesem System benutzten Punkte sind die Punkte „Kopf“ (A-Punkt) und „Leber“ (B-Punkt). Kopfpunkt des-halb, weil sich das Auge im Kopf befi ndet.

Von�den�wich-tigsten�Punkten�der�

Augenakupunktur�liegen�zwei�in�der�

Nähe�der�Augen,�die�restlichen�an�Füßen,�Händen�und�Knien.�Sie�werden�jeweils�

auf�der�rechten�und�linken�Körperhälfte�

genadelt.

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Der Leberpunkt verweist auf die Tatsache, dass laut TCM der Funktionskreis Leber den engsten Bezug zum Auge hat: Er öff-net sich im Auge und stellt daher über das Auge die Verbindung zur Außenwelt her.

Das MAPS, aus dem die Knie-Punkte von Boel stammen, hat der 1993 verstor-bene deutsche Heilpraktiker Rudolf Sie-ner gefunden. Sie wird neue punktuelle Schmerz- und Organtherapie genannt. Die Projektion des Körpers erfolgt auf den Unterschenkel, wobei sich die „Augen-punkte“ in Höhe des Knies befinden.

Siener erfand dieses System, nachdem er als passionierter Neuraltherapeut bei seinen Schmerzpatienten auf der Suche nach Störfeldern gezielt Hautwiderstand-messungen durchführte. Heute verwen-den viele Therapeuten die gefundenen Punkte, um sie nicht nur mit Akupunktur und Procain zu behandeln, sondern auch mit monochromatischem Licht, d. h. Licht einer Wellenlänge.

Selbstheilung�wird�auf�mehreren�Wegen�aktiviert�

Die Augenakupunktur nach Boel spielt sicherlich eine wichtige Rolle in der alter-nativen Behandlung von Augenerkran-kungen insbesondere der AMD. Sie wirkt vermutlich über Provokation der Selbsthei-lung auf verschiedenen Wegen, auch zen-tral im Gehirn: obwohl die Ablagerungen in den Augen nicht verschwinden, sieht der Patient besser. Nachdem sie in den 1990er Jahren sehr beliebt war und mit 70 Prozent Erfolgsquoten beworben wur-de, trat inzwischen eine gewisse Ernüch-terung ein.

Jede alternative Heilmethode ist nur so gut wie der Heiler selbst. Auch Boel hat „seine“ Akupunktur erneuert: zunächst Akupunktur 2000 und jetzt wieder mit einem neuen System. Sie berücksichtigt meines Erachtens gerade bei der AMD je-doch nicht die psychische und organische Komponente. Ich bezeichne die Ablage-rungen im Auge, die Drusen, die auch auf psychische Aspekte hinweisen, als „Seh-Müll“ in der Wüste. Man muss sich die Frage stellen, was will ich in meinem Leben, in Umgebung und Familie nicht

(mehr) sehen? Nicht zu vernachlässigen ist auch die wissenschaftliche Tatsache, dass bestimmte Nahrungsergänzungsmit-tel (vor allem Antioxidanzien und Zink) die Prognose verbessern. Der Körper braucht bestimmte Nahrungsstoffe, im Sinne der TCM besonders typabhängig (Leber-, Nie-re-, Milz-Typ). Und wo sie fehlen, müssen sie zugeführt werden. Auch im Falle der AMD muss dies „organisch-stofflich“ ge-schehen und nicht nur homöopathisch (siehe auch Naturarzt 7/2009: „Welche Mikronährstoffe dem Auge helfen“).

In den Ablagerungen finden sich interes-santerweise Teile aus dem Komplement-system, einem wichtigen Bestandteil im Netzwerk der körpereigenen Immun-abwehr. Das weist auf chronische Mini-Entzündungen hin. Auch hier könnten lo-kal als Augentropfen oder systemisch als Medikamente eingenommene Substanzen helfen. Die Schulmedizin erforscht hierzu gerade Mittel. Ich empfehle jetzt ein ur-altes Mittel aus der tibetischen Medizin: Padma basic, das die Durchblutung ver-bessern hilft. Es kann über die Apotheke z. B. aus der Schweiz oder den Niederlan-den bestellt werden.

Wenn diese Tatsachen berücksichtigt wer-den, ist es die Boel-Akupunktur wert, von jedem Augenarzt und Heilpraktiker zur Vorbeugung der altersabhängigen Maku-ladegeneration erlernt zu werden, denn aufgrund dieser Krankheit werden sonst allein in Deutschland hunderttausende Pa-tienten erblinden. M

Dr.�med.�Arvi�Päärmann,Jahrgang 1954, ist Facharzt für Augen-heilkunde mit den Zusatzbezeichnungen Homöopathie, Natur-heilverfahren, Akupunktur. Seit 1992 im Rheinland niedergelassen. Seit 2002 Leiter der Arbeitsgruppe CAM (Complementäre und Alternative Medizin) für den Berufs-verband der Augenärzte Deutschlands und Referent. Schwerpunkte: TCM, Akupunktur nach Yamamoto, Boel usw.

Autor