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1 Was leistet der Decoder Code332P von Hoka? Die Todesanzeigen zum Ableben der Kurzwelle kamen zu früh. Besonders Profis nutzen dieses kostenlose und praktisch immer verfügbare regionale wie globale Medium. Neuere Modulations und Codierungsverfahren sind speziell auf die ionosphärische Kurzwellenausbreitung abgestimmt und bieten selbst unter widrigen Bedingungen noch zuverlässige Kontakte. Der Decoder Hoka Code332P analysiert sie, decodiert viele von ihnen und bietet zudem noch die Steuerung des PerseusEmpfängers. Das bringt für Kurzwellenhörer wie Funkamateure, deren Transceiver ja heute einen durchgehenden Frequenzbereich aufweist, neue Perspektiven. Der Decoder Code332P(latinum) kommt auf einer CD, deren Software ein „Dongle“ genannte USB Stecker schützt. Die Installation von Software und Dongle geht automatisch, seit der ab Sommer 2011 verfügbaren Version 3.087 läuft die Software problemlos auch auf Windows 7/64 Bit. Der Decoder kostet knapp 900 Euro und ist die semiprofessionelle Version des auch bei „Diensten“ eingesetzten ProfiDecoders Code332E(xtended), der rund 7500 Euro kostet. Der niederländische Hersteller setzt damit seine jahrzehntealte Tradition fort, vor allem hinsichtlich der decodierbaren Betriebsarten etwas abgespeckte Technologie zu bezahlbaren Preisen anzubieten. 1 Der Code332P besteht im Wesentlichen aus folgenden SoftwareModulen, die sämtlich über eine intuitiv bedienbare graphische Benutzeroberfläche zugänglich sind: Analyse Decoder PerseusSteuerung Die Analyse umfasst alle Eigenschaften des Signals, die für die Bestimmung seiner Sendeart wichtig sind. Die Werte werden mit einer Präzision bestimmt, die oftmals auch ein „Fingerprinting“ erlaubt – etwa bei geringfügigen Abweichungen der für die entsprechende Betriebsart festgelegten Frequenzen und Datenraten. Abbildung 1: Ein grundlegender Teil der Analyse eines BaudotSignals ist die Messung des Abstands der Kenntöne Mark und Space (Shift), der hier mit 428 Hz ermittelt wurde. Der Decoder als Hauptmodul decodiert den digitalisierten Datenstrom entsprechend der eingestellten Betriebsart wie Baudot oder STANAG 4285 – Abbildung 2. Decodieren heißt nicht, dass verschlüsselte Sendungen entschlüsselt werden. Sondern: Klartext wird als Klartext angezeigt, verschlüsselte Sendungen eben verschlüsselt, etwa als Dreier oder Fünfergruppen. Nur wenige 1 Hersteller: http://www.hoka.net/ Vertretung in Deutschland: http://www.frequencymanager.de/

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Was  leistet  der  Decoder  Code3-­‐32P  von  Hoka?  

Die  Todesanzeigen  zum  Ableben  der  Kurzwelle  kamen  zu  früh.  Besonders  Profis  nutzen  dieses  kostenlose  und  praktisch  immer  verfügbare  regionale  wie  globale  Medium.  Neuere  Modulations-­‐  und  Codierungsverfahren  sind  speziell  auf  die  ionosphärische  Kurzwellenausbreitung  abgestimmt  und  bieten  selbst  unter  widrigen  Bedingungen  noch  zuverlässige  Kontakte.  Der  Decoder  Hoka  Code3-­‐32P  analysiert  sie,  decodiert  viele  von  ihnen  und  bietet  zudem  noch  die  Steuerung  des  Perseus-­‐Empfängers.  Das  bringt  für  Kurzwellenhörer  wie  Funkamateure,  deren  Transceiver  ja  heute  einen  durchgehenden  Frequenzbereich  aufweist,  neue  Perspektiven.  

Der  Decoder  Code3-­‐32P(latinum)  kommt  auf  einer  CD,  deren  Software  ein  „Dongle“  genannte  USB-­‐Stecker  schützt.  Die  Installation  von  Software  und  Dongle  geht  automatisch,  seit  der  ab  Sommer  2011  verfügbaren  Version  3.087  läuft  die  Software  problemlos  auch  auf  Windows  7/64  Bit.  Der  Decoder  kostet  knapp  900  Euro  und  ist  die  semiprofessionelle  Version  des  auch  bei  „Diensten“  eingesetzten  Profi-­‐Decoders  Code3-­‐32E(xtended),  der  rund  7500  Euro  kostet.  Der  niederländische  Hersteller  setzt  damit  seine  jahrzehntealte  Tradition  fort,  vor  allem  hinsichtlich  der  decodierbaren  Betriebsarten  etwas  abgespeckte  Technologie  zu  bezahlbaren  Preisen  anzubieten.1  

Der  Code3-­‐32P  besteht  im  Wesentlichen  aus  folgenden  Software-­‐Modulen,  die  sämtlich  über  eine  intuitiv  bedienbare  graphische  Benutzeroberfläche  zugänglich  sind:  

• Analyse  • Decoder  • Perseus-­‐Steuerung  

Die  Analyse  umfasst  alle  Eigenschaften  des  Signals,  die  für  die  Bestimmung  seiner  Sendeart  wichtig  sind.  Die  Werte  werden  mit  einer  Präzision  bestimmt,  die  oftmals  auch  ein  „Fingerprinting“  erlaubt  –  etwa  bei  geringfügigen  Abweichungen  der  für  die  entsprechende  Betriebsart  festgelegten  Frequenzen  und  Datenraten.  

 

Abbildung  1:  Ein  grundlegender  Teil  der  Analyse  eines  Baudot-­‐Signals  ist  die  Messung  des  Abstands  der  Kenntöne  Mark  und  Space  (Shift),  der  hier  mit  428  Hz  ermittelt  wurde.  

Der  Decoder  als  Hauptmodul  decodiert  den  digitalisierten  Datenstrom  entsprechend  der  eingestellten  Betriebsart  wie  Baudot  oder  STANAG  4285  –  Abbildung  2.  Decodieren  heißt  nicht,  dass  verschlüsselte  Sendungen  entschlüsselt  werden.  Sondern:  Klartext  wird  als  Klartext  angezeigt,  verschlüsselte  Sendungen  eben  verschlüsselt,  etwa  als  Dreier-­‐  oder  Fünfergruppen.  Nur  wenige                                                                                                                            1  Hersteller:  http://www.hoka.net/  Vertretung  in  Deutschland:  http://www.frequencymanager.de/    

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davon  –  wie  SYNOP-­‐Wetterdaten  oder  die  MMSI-­‐Nummern  von  Schiffen  und  Küstenfunkstellen  –  lassen  sich  mit  Bordmitteln  auch  entschlüsseln.  

 

Abbildung  2:  Im  Decoder-­‐Modul  erscheint  der  decodierte  Text  –  hier  die  nicht-­‐verschlüsselte  Testschleife  der  Französischen  Marine  in  La  Regine,  die  unter  dem  Rufzeichen  FUG8  in  der  Betriebsart    STANAG  4285  den  Kontakt  zu  „FAAA“  hält.  

Die  Perseus-­‐Steuerung  startet  beim  Aufruf  den  Perseus  unter  einer  Code3-­‐32P-­‐Oberfläche.  Besonders  interessant  ist  hierbei  der  Zugriff  auf  eine  auch  beim  Abstimmen  mitlaufende  Datenbank  von  Roland  Prösch  sowie  die  gleichzeitige  Darstellung  von  Spektrum  und  Wasserfall-­‐Diagramm  zur  mausgesteuerten  Abstimmung  –  Abbildung  3.  

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Abbildung  3:  Die  Perseus-­‐Steuerung  zeigten  einen  bis  zu  250  kHz  breiten  Bereiche  als  Spektrum  (oben)  und  Wasserfall  (unten).  In  der  Datenbank  (unten)  wurde  hier  die  Küstenfunkstelle  Göteborg  auf  8591  kHz  angeklickt.  

Die  Module  in  der  Praxis  

Im  Folgenden  werden  die  einzelnen  Module  in  der  vergleichenden  Praxis  erläutert.  Die  Grunddaten  wie  decodierbare  Betriebsarten  sind  den  jeweils  aktuellen  Veröffentlichungen  des  Herstellers  zu  entnehmen.  Damit  versteht  sich  dieser  Test  ausdrücklich  als  Gegenentwurf  zu  unkritisch-­‐langatmigem  Abschriften  und  Nacherzählungen  von  Prospektblättern  und  einem  „Ausprobieren“,  das  sich  mehr  oder  minder  am  Empfang  einer  völlig  problemlosen  Funkfernschreibsendung  des  Deutschen  Wetterdienstes  an  einer  Balkonantenne  einer  niedersächsischen  Universitätsstadt  erschöpft.2  Meinem  Verständnis  nach  soll  ein  Test  einen  wirklichen  Vergleich  bieten,  um  begründete  Kriterien  für  eine  Entscheidungsfindung  zu  liefern.  Und  er  sollte  über  den  Sinn  und  Nutzen  des  Testobjektes  unterrichten  –  vor  allem  über  Dinge,  die  eben  nicht  im  Handbuch  stehen.  Nur  so  lässt  sich  der  technologische  Fortschritt  auch  weiterverbreiten,  nur  so  kommt  es  nicht  zu  oft  zu  hörenden  resignierenden  Fehlurteilen  wie  „Die  Kurzwelle  ist  tot,  das  lohnt  sich  doch  gar  nicht  mehr!“  Insofern  ist  die  so  oft  behauptete  Krise  von  Amateurfunk  und  Kurzwellenempfang  eher  eine  Krise  ihrer  führenden  Medien  und  Vereine.  Zu  einem  Test  auf  dem  heutigen  Stand  der  Technik  gehören  natürlich  zudem  multimediale  Beispiele  und  Vergleiche,  wie  ich  sie  auch  zu  diesem  Artikel  wiederum  erstellt  habe  –  in  der  Hoffnung,  jene  Autoren,  deren  Artikel  sogar  noch  finanziell  honoriert  werden,  mögen  hier  nachziehen  und  neben  wirklich  kritisch  wertenden  Informationen  über  den  technischen  Fortschritt  auch  ein  wenig  von  der  Begeisterung  an  seiner  praktischen  Anwendung  verbreiten.3  

                                                                                                                         2  „Eigentlich  kann  jeder  bei  uns  als  Autor  mitmachen“,  verspricht  vollmundig  Funkamateur-­‐Chefredakteur  Dr.-­‐Ing.  Hegewald.  Und  weiter:  „Das  fast  einzige  Tabu  besteht  im  Abschreiben  aus  anderen  Publikation.“  Siehe:    http://www.funkamateur.de/tl_files/downloads/hinweise/FA-­‐Werdegang.pdf  Die  Wirklichkeit  sieht  freilich  anders  aus,  wie  auch  der  dumpfe  Funkamateur-­‐Beitrag  über  den  Code3-­‐32P  zeigte  (FA  3/2011,  S.  261  ff.).  3  Mir  sind  da  durch  Publikationsverbote  im  „Funkamateur“  und  in  der  „CQDL“  leider  die  Hände  gebunden.  

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Analyse  ist  der  Anfang  

Um  was  eigentlich  geht  es  genau  bei  einem  Decoder?  Es  geht  um  das  Lesbarmachen  der  übertragenen  Information.  Information  ist  immer  die  gezielte  Änderung  eines  Zustandes.  Diese  Zustandsänderungen  eines  Signals  erfasst  das  Modul  „Analyse“.  Und  zwar  aus  zweierlei  Perspektive:  aus  jener  der  Sendeart  (Amplituden-­‐  oder  Phasenmodulation,  Frequenztastung,  Anzahl  und  Abstand  der  Träger)  und  aus  jener  der  Betriebsart  (z.B.  Bitmuster).  

Die  einfachste  Übertragung  geschieht  in  Telegrafie  (Morsen),  wo  die  Information  durch  unterschiedlich  langes  und  unterschiedlich  häufiges  Ein-­‐  und  Ausschalten  des  Trägers  übertragen  wird.  Kombinationen  von  gleichzeitiger  Phasen-­‐  und  Amplitudenänderungen  eines  Signals  hingegen  ermöglichen  eine  hohe  Informationsdichte,  zählen  damit  aber  auch  zu  den  kompliziertesten  Signalen.  Dazwischen  liegt  ein  ganzer  Zoo  von  Möglichkeiten,  die  nach  jeweils  unterschiedlichen  Anwendungsfällen  zwischen  Robustheit  der  Übertragung  und  Datenrate  entwickelt  wurden.  Da  elektronisches  Equipment  im  Profifunk  eine  lange  Lebensdauer  hat,  sind  auf  Kurzwelle  auch  noch  historische  Verfahren  zu  finden:  Wenn  die  Funklinie  zwischen  der  Crozet-­‐Insel  vor  der  Antarktis  und  den  Kerguelen  auf  11421,7  kHz  immer  noch  in  ARQ-­‐E3  ausreicht,  dann  plätschert  sie  eben  auch  heute  noch  vor  sich  hin  –  siehe  Abbildung  4.  

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Abbildung  4:  Mitschrift  einer  Sendung  in  ARQE-­‐3:  Im  Klartext  wird  hier  eine  Sendung  der  französischen  Antarktisinsel  Crozet  empfangen,  die  über  ein  Relais  auf  den  benachbarten  Kerguelen  

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und  dann  via  Reunion  nach  Paris  sendet.  Der  Empfang  dieses  schwachen  Senders  ist  gestört,  die  Mitschrift  jedoch  in  großen  Teilen  lesbar:  Das  ist  wirkliches  Utility-­‐DX!  

Manche  Signale  kann  der  zumal  geübte  Hörer  schon  von  selbst  wenigstens  grob  zuordnen,  bei  anderen  jedoch  ist  er  zwingend  auf  die  erkennungsdienstliche  Behandlung  des  Decoders  angewiesen,  dem  er  sich  im  Falle  des  Hoka  Code3-­‐32P  sogar  oft  automatisch  überlassen  kann.  Der  erste  Blick  gilt  dem  Spektrum,  also  der  a)  Energieverteilung  in  der  b)  belegten  Bandbreite.    

Das  Signal  muss  dem  Decoder  dafür  in  einer  möglichst  guten  Qualität  angeboten  werden.  Zum  einen  muss  der  Signal-­‐/Rauschabstand  gut  sein,  zum  anderen  ist  die  Bandbreite  eher  großzügiger  zu  wählen  als  zu  knapp.  Innerhalb  dieser  Bandbreite  aber  muss  das  Nutzsignal  Platzhirsch  sein:  ein  zweites  Signal  verwirrt  den  Decoder.  Auch  müssen  alle  Beeinflussungsmöglichkeiten  des  Receivers  abgeschaltet  sein,  insbesondere  Noiseblanker  und  Rauschfilter.  Untersucht  man  aufgezeichnete  Audiodateien,  so  sind  diese  verlustlos  zu  speichern,  also  als  WAV,  nicht  jedoch  als  MP3.  

Zuerst  ermittelt  Code3-­‐32P  Shift  (siehe  auch  Abbildung  1)  und  die  Baudrate  –  Abbildung  5.  Beides  gibt  schon  einen  Hinweis  auf  die  Betriebsart,  ist  aber  fast  immer  noch  mehrdeutig.  Im  zweiten  Schritt  analysiert  die  Software  das  Bitmuster.  Dann  wählt  es  aus  einer  Liste  die  passende  Betriebsart  aus  und  startet  genau  in  dieser  mit  den  korrekten  Daten  den  Decoder  –  Abbildung  6.  Das  geht  sehr  oft  sehr  gut.  Wenn  nicht,  so  liegt  das  entweder  an  der  Signalqualität  oder  aber  auch  an  Mehrdeutigkeiten.  So  wird  beim  Leerlauf-­‐Modus  („idling“)  von  ARQE-­‐3  öfter  FEC  100  angezeigt.  Hier  ist  dann  wiederum  das  Fachwissen  gefragt.    

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 Abbildung  5:  Automatische  Klassifizierung:  Oben  ist  das  Spektrum  des  Signals  zu  sehen,  dessen  Baudrate  im  mittleren  Modul  auf  2400,60  Baud  geschätzt  wird.  Das  untere  Klassifikationsmodul  analysiert    das  Bitmuster  (bit  pattern),  vergleich  es  mit  der  Liste  der  zur  Baudrate  passenden  Betriebsarten  und  entscheidet  sich  –  in  diesem  Fall  –  für  STANAG  4285.  

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 Abbildung  6:  Damit  lag  die  Klassifizierung  richtig,  und  sie  erkennt  sogar  noch  weitere  Signalzustände  wie  hier  die  Daten-­‐Baudrate  von  600  Baud  und  die  Art  der  Verschachtelung  („Interleaver“),  mit  denen  das  Verfahren  kurzzeitigen  Störungen  („Bursts“)  begegnet.  Lediglich  das  Alphabet  („Terminal  Mode“)  ist  manuell  einzustellen,  dann  steht  dem  Mitlesen  der  decodierten  Testschleife  der  Französischen  Marine  Djibouti,  Rufzeichen  FUV,  auf  8568  kHz  nichts  mehr  im  Wege.    Die  automatische  Klassifizierung  ist  gewissermaßen  der  Königsweg.  Ansonsten  helfen  qualifizierte  Frequenzlisten  weiter,  unter  denen  ich  besonders  die  „Spezial-­‐Frequenzliste  2011/12  –  Band  2“  von  Michael  Marten4  und  den  „Klingenfuss  Utility  Guide  2011/2012“  von  Jörg  Klingenfuß5  empfehle.  Empfängt  man  eine  Station  und  schlägt  diese  Frequenz  dort  nach,  so  geben  diese  Veröffentlichungen  zahlreiche  Hinweise  auf  die  möglichen  Betriebsarten.  Wer  wiederum  in  deren  Details  einsteigen  möchte,  erhält  zahlreiche  Hinweise  in  der  Online-­‐Bedienungsanleitung  des  Decoders.  Weiterführend  sind  auch  die  umfangreichen  Darstellungen  in  der  kostenlosen  Bedienungsanleitung  des  Profi-­‐Decoder  W-­‐PC  von  Wavecom6  oder,  als  Bücher,  die  schon  unverzichtbaren  Werke  „Technical  Handbook  for  Radio  Monitoring  HF“  von  Roland  Prösch7  sowie  das  Handbuch  „Radio  Data  Code  Manual“  von  Jörg  Klingenfuß.8  Hoka  und  Klingenfuß  bieten  auch  akustische  Beispiele  auf  CD,  während  sich  im  Internet  eine  sehr  professionelle  Seite  befindet,  die  praktisch  alle  Systems  in  Ton  und  Screenshot  vorstellt.9  

                                                                                                                         4  http://www.vth.de/shop/warenkorb/artikel-­‐einzelansicht/3271/837132226b1b596c27c4b6ce82bd3e24.html    5  http://www.klingenfuss.org/homepage.htm    6  http://www.wavecom.ch/PDF/W-­‐CODE-­‐Manual-­‐7.2.pdf    7  http://www.frequenzmanager.de/th.html    8  http://www.klingenfuss.org/homepage.htm    9  http://signals.taunus.de/DIG_introd.htm    

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So  stark  die  Analysemöglichkeiten  von  Code3-­‐32P  sind,  so  anspruchsvoll  ist  ihre  Interpretation,  wenngleich  sie  beispielsweise  bei  der  Bit-­‐Analyse  im  Baudot-­‐Fall  noch  ziemlich  leichtfällt,  wie  Abbildung  7  zeigt.  

 Abbildung  7:  Bit-­‐Analyse  einer  RY-­‐Schleife  im  Baudot-­‐Code:  ein  Zeichen  (R  =  01010  oder  Y  =  10101)  besteht  aus  fünf  Bits,  eingerahmt  von  einem  Startschritt  (0)  und  einem  1,5fachen  Stoppschritt  (1).  In  der  mittleren  Spalte  ist  die  abwechselnde  Folge  (RY)  besonders  gut  zu  sehen.    Etwas  schwieriger  ist  die  Analyse  phasenmodulierter  Signale.  Bei  STANAG4285,  etwa,  die  abwechselnd  genutzte  8-­‐  und  2-­‐Phasenmodulation  darzustellen,  gelingt  nicht.  Hier  bietet  einzig  der  kostenlose  PSKSounder10  den  kompletten  „Phasenstern“  (Abbildung  8),  so  dass  man  ihn  gut  zur  Abstimmung  nutzen  kann:  diese  Art  von  Sendungen  sollten  auf  wenige  Hertz  genau  eingestellt  werden,  um  beste  Mitschrift  zu  erzielen.  Problemlos  aber  zeigt  Code3-­‐32P  z.B.  die  2-­‐  und  4-­‐Phasensignale  im  ARINC-­‐Flugfunk  –  Abbildung  9.  

 Abbildung  8:  Phasenstern  einer  STANAG4285-­‐Sendung  mit  jeweils  umgetasteter  2PSK-­‐  und  8PSK-­‐Modulation,  wie  sie  die  Software  PSKSounder  bietet.  Das  funktioniert  bei  Code3-­‐32P  leider  nicht.  

                                                                                                                         10  http://www.qsl.net/zl1bpu/SOFT/PSKSounder.htm    

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   Abbildung  9:  Flugfunktelegramme  in  ACARS-­‐HFDL  werden  in  zwei,  vier  und  acht  Phasensprüngen  ausgestrahlt.  Fast  immer  wird  jedoch  nur  2PSK  verwendet,  wie  auch  hier  die  als  Punktwolken  bei  90  Grad  und  180  Grad  beim  Empfang  der  Bodenstation  aus  Island  auf  15025  kHz  zeigen.  Je  klarer  die  Punktwolken,  desto  besser  der  Empfang.    Die  Darstellungen  von  Spektrum,  dreidimensionalem  Wasserfall  und  Sonagramm  mit  bordeigenen  Mitteln  erlauben  eine  Übersichtsdarstellung,  wie  die  Abbildung  des  ALE-­‐Signals  der  U.S.-­‐Marine  in  Neapel  auf  15091  kHz  zeigt  –  Abbildung  10.  Zu  sehen  ist  hier  zwar  schon  die  Struktur  des  Verfahrens  mit  seinen  acht  Tönen.  Aber  eine  Darstellung  mit  einer  spezialisierten  Software  wie  dem  Signals  Analyzer11  gibt  dann  noch  tiefere  Einblicke  und  Messmöglichkeiten,  wie  in  Abbildung  11  des  ALE-­‐Signals  aus  Alaska  (AED,  Elmendorf,  15041  kHz)  zu  sehen  ist.      

                                                                                                                         11    

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 Abbildung  10:  Die  acht  charakteristischen  Töne  eines  ALE-­‐Signal  zeigt  Code3-­‐32P  vor  allem  unten  im  Sonagramm  mit  einer  begrenzten  zeitlichen  Auflösung.    

 Abbildung  11:  Erst  eine  Spezial-­‐Software  wie  der  Signals  Analyzer  arbeitet  –  offline,  allerdings  –  die  Modulationsstruktur  der  acht  Töne  präzise  heraus.      

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Dieses  „Durchfummeln“  und  Identifizieren  von  Sendearten  ist  hochspannend.  Allerdings  sind  wiederum  die  Decodiermöglichkeiten  exotischer  Verfahren  dann  doch  oft  begrenzt,  von  nicht-­‐verschlüsselten  Sendungen  ganz  zu  schweigen.  Und  doch  gibt  es  eine  ganze  Menge  von  Sendungen,  die  man  mitlesen  kann.  Auf  diese  möchte  ich  mich  denn  auch  bei  den  folgenden  Vergleichen  beschränken.    Gut,  dass  wir  verglichen  haben    Gegen  welche  Software  soll  man  den  Code3-­‐32P  am  besten  vergleichen?  Ich  habe  das  sehr  pragmatisch  gemacht  und  mich  gefragt,  wie  denn  der  durchschnittliche  Hörer  vorgeht.  Der  wird  sich  zunächst  eine  Software  besorgen,  die  fast  oder  gänzlich  kostenlos  und  diskriminierungsfrei  für  Jedermann  erhältlich  ist.    Da  gibt  es  zum  einen  Software,  die  auf  eine  bestimmte  Betriebsart  spezialisiert  ist  –  etwa  PC-­‐HFDL  zum  Empfang  der  ARINC-­‐Flugfunktelegramme.12  Und  es  gibt  Software,  die  mehrere  Betriebsarten  kann,  wie  Sigmira13  und  MultiPSK.14  Wenn  diese  Programme  überhaupt  Geld  kosten,  dann  liegen  die  Preise  zwischen  20  und  50  Euro.  Die  großen  Unterschiede  zeigen  sich  kaum  in  Betriebsarten  wie  FSK  (Baudot)  und  FAX,  sondern  vor  allen  Dingen  bei  Phasenmodulation.  Also  schreibt  jede  Software  ALE  –  die  Telegramme  für  den  automatischen  Verbindungsaufbau  in  8-­‐Ton-­‐Multi-­‐FSK  –  weitgehend  problemlos  mit.  Die  Unterschiede  selbst  beim  Empfang  der  100-­‐Watt-­‐Sender  von  Juan  Fernandez  oder  den  Osterinseln  sind  zwischen  den  einzelnen  Softwares  nicht  weltbewegend  –  Abbildung  12.  Das  gilt  ebenfalls  für  das  HFGCS-­‐Netz  der  vier  Kilowatt  starken  Sender  des  US-­‐Militärs  mit  so  DX-­‐trächtigen  Standorten  wie  Diego  Garcia  und  Alaska.15    

                                                                                                                         12  http://www.chbrain.dircon.co.uk/    13  http://www.saharlow.com/technology/sigmira/index.htm    14  http://f6cte.free.fr/index_anglais.htm    15  Hierzu  siehe  auch:  http://www.hfindustry.com/meetings_presentations/presentation_materials/2010_feb_hfia/presentations/HFGCS_HFIA_Feb_2010.pdf    

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 Abbildung  12:  100  Watt  in  ALE  von  der  Robinson-­‐Insel  Juan  Fernandez  (Kennung  „JFERNANDEZ“)  auf  17411  kHz  aus  dem  Pazifik  bringt  decodiert  mit  Code3-­‐32P  (links)  und  MultiPSK  (rechts)  ähnliche  Ergebnisse.      Ein  Sonderfall  ist  Telegrafie,  vor  allem  in  der  handgetasteten  Form,  empfangen  unter  schlechten  Ausbreitungsbedingungen  und  falsch  eingestellter  automatischer  Verstärkungsregelung.  Hier  ist  der  CW  Skimmer16  die  absolut  erste  Wahl:  Entwickelt  für  den  Amateurfunk,  decodiert  er  mit  einem  Breitband-­‐SDR  bis  zu  700  Morsestationen  gleichzeitig!  Ich  bin  selbst  immer  wieder  überrascht,  wie  gut  das  auch  bei  stark  belegten  Bändern  in  Funkwettbewerben  und  bei  Signalen  funktioniert,  die  beim  Durchgang  durch  die  Aurora-­‐Zone  sogar  mit  geübten  Ohren  manuell  nur  noch  schwierig  mitzuschreiben  sind.  Professionelle  Decoder  versagen  hier  oft,  und  auch  der  Code3-­‐32P  schreibt  nur  unter  behüteten  Bedingungen  fehlerfrei  oder  wenigstens  -­‐frei  mit.    STANAG4285  ist  ein  vor  allem  innerhalb  der  NATO  standardisiertes  8PSK-­‐Verfahren.  Viele  Signale  sind  darin  zu  hören,  hauptsächlich  die  Französische  Marine  jedoch  sendet  auch  Abstimmschleifen  im  Klartext  aus  interessanten  DX-­‐Gebieten.  Code  3-­‐32P  schreibt  diese  bis  etwa  mittlerer  Empfangsqualität  fehlerfrei  mit.  Besonders  lässt  er  sich  von  selektivem  Fading  stören,  wie  es  bei  Signalen  auftritt,  die  durch  die  Aurorazone  durchlaufen  müssen.  FUM  Tahiti  und  FUJ  Noumea/Neukaledonien  ließen  sich  oft  nur  mit  der  Software  Sigmira  mitschreiben,  aber  auch  MultiPSK  –  die  noch  lange  mithält  –  steigt  hier  aus,  siehe  Abbildung  13.  

                                                                                                                         16  http://www.dxatlas.com/CwSkimmer/    

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 Abbildung  13:  16957,8  kHz  um  13:50  UTC  brachte  den  Empfang  der  Französischen  Marine  aus  Noumea/Neukaledonien  im  Pazifik  in  STANAG  4285  unter  dem  Rufzeichen  FUJ.  Dieses  schwache  und  mit  selektivem  Fading  beaufschlagte  Signal  schrieb  nur  die  Software  Sigmira  (rechts)  mit,  der  Decoder  Code3-­‐32P  blieb  trotz  korrekter  Einstellungen  hier  stumm.      Das  jedoch  ist  bei  den  einfacher  strukturierten  2PSK-­‐Verfahren  wie  ARINC-­‐HFDL  des  Flugfunks  selbst  dann  nicht  der  Fall,  wenn  die  Signale  ganz  ähnlichem  selektiven  Fading  unterliegen  –  wenn  sie  also  etwa  aus  Alaska,  Hawaii  oder  Kalifornien  kommen.  Als  Vergleich  diente  hier  PC-­‐HFDL,  beide  Softwares  schreiben  schwierige  Signale  mit  demselben  Erfolg  mit.    Ein  ähnlicher  Befund  ergibt  sich  auch  bei  praktisch  allen  weiteren  Verfahren.  Ob  man  nun  die  Aussendung  der  GPS-­‐Korrekturdaten  auf  Langwelle  (DGPS),  die  NAVTEX-­‐Seewetterberichte  oder  die  GMDSS-­‐Telegramme  ebenfalls  des  Seefunks  zwischen  Code  3-­‐32P  und  beispielsweise  MultiPSK  vergleicht:  fast  immer  dieselben  Ergebnisse  beim  Parallelempfang.  Allerdings  gibt  es  hier  im  Gegensatz  zum  C3-­‐32P  Software,  die  stellt  nicht  nur  die  decodierten  Zeichen  dar,  sondern  interpretiert  und  ordnet  sie  gleich  ein.  Das  ist  dann  ein  zusätzlicher  Service  von  so  spezialisierten  Programmen  wie  beim  Frisnit  NAVTEX-­‐Decoder17  oder  YAND  –  „Yet  another  NAVTEX  Decoder“.18  Ähnlich  ist  es  bei  FAX-­‐Empfang:  Hier  bietet  der  Decoder  Code3-­‐32P  exzellente  Mitschriften,  wie  Abbildung  14  für  den  laufenden  Empfang  von  Honolulu  Meteo  aus  Hawaii  auf  16135  kHz  zeigt.  Wer  nur  an  FAX,  NAVTEX,  GMDSS  und  RTTY  interessiert  ist,  bekommt  andererseits  mit  SeaRTTY19  eine  preiswerte  Software,  die  für  den  Kapitän  gleich  alle  Sendungen  in  mit  Datum  beschrifteten  Ordnern  organisiert.  Aber  das  alles  will  Code  3-­‐32P  ja  auch  gar  nicht.  

                                                                                                                         17  Kostenlos  und  diskriminierungsfrei,  auch  für  Mac  und  Linux:  http://www.frisnit.com/navtex/    18  Kostenlos  und  diskriminierungsfrei  http://users.telenet.be/NAVTEX/YAND/    19  http://www.dxzone.com/cgi-­‐bin/dir/jump2.cgi?ID=6100    

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 Abbildung  14:  Aloha!  Klarer  Empfang  der  Pazifik-­‐Wetterkarte  direkt  via  Honolulu  Meteo,  Fenster  links  unten.      Dafür  reüssiert  diese  Software  dann  in  vielen,  vielen  Betriebsarten,  die  eben  derzeit  nur  noch  teurere  Software  kann.  So  lassen  sich  ARQE-­‐3  (in  der  z.B.  Crozet  sendet,  siehe  Abbildung  4)  und  Global  Wireless  Dataplex  nur  mit  Code3-­‐32P  mitlesen  (Abbildung  15),  während  MultiPSK  mit  dem  Modul  „Clock“  ein  Monopol  auf  die  Decodierung  verschiedener  digital  übertragener  Zeitinformationen  hat  –  von  DCF77  bis  WWVH  (Abbildung  16).    

 Abbildung  15:  Das  kann  in  dieser  Preisklasse  bislang  nur  der  Code  3-­‐32P  –  ZLA  Awanui  Radio  aus  Neuseeland  auf  17170,4  kHz  in  GW  Dataplex.  

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 Abbildung  16:    Eine  einsame  Spezialität  des  Decoders  MultiPSK  ist  die  Decodierung  des  Zeitzeichentelegramms  von  WWV  und  –  hier  auf  15000  kHz  –  WWVH  aus  Hawaii.  

Wer  sich  ausschließlich  für  Amateurfunk  interessiert  (aber  ich  wette:  Der  Appetit  auf  andere  Datensendungen  kommt  beim  Essen!),  dem  sei  besonders  der  Software-­‐Decoder  „Digital  Master“  von  Simon  Brown  ans  Herz  gelegt,  der  in  vielen  Betriebsarten  auch  mehrere  Stationen  gleichzeitig  decodiert.20  Das  ist  die  Zukunft,  wie  Simons  nächstes  Projekt  zeigt,  das  dann  innerhalb  einer  größeren  Bandbreite  sogar  mehrere  Sender  in  unterschiedlichen  Betriebsarten  gleichzeitig  decodieren  wird  –  vermutlich  jedoch  erst  einmal  weiterhin  mit  im  Amateurfunk  gebräuchlichen  Betriebsarten.    

Fazit  –  eine  gute  Wahl  

Das  Fazit  eines  Tests,  der  sich  über  etwa  ein  halbes  Jahr  intensiver  Empfangstätigkeit  und  ausführlicher  Vergleich  erstreckte,  lässt  sich  in  folgenden  Thesen  zusammenfassen:  

• Code  3-­‐32P  liefert  Analyse-­‐  und  Klassifikationsmodule,  die  allein  schon  das  Geld  für  diesen  Decoder  wert  sind.  

• Beinahe  alle  Betriebsarten  decodiert  Code  3-­‐32P  ebenso  gut  wie  hierfür  spezialisierte  Decoder.  Eine  Ausnahme  bilden  Telegrafiesendungen  und  STANAG  4285-­‐Signale  unter  starkem  selektiven  Fading.  

• Code  3-­‐32P  hat  einige  wichtige  Betriebsarten  an  Bord,  in  denen  sich  unverschlüsselte  Sendungen  aus  interessanten  Ländern  empfangen  lassen,  bei  denen  jedoch  andere  Decoder  passen  müssen  (ARQE-­‐3  oder  Global  Wireless  FSK).  Dass  es  hingegen  einige  sehr  spezielle  Amateurfunk-­‐Betriebsarten  wie  etwa  WSPR21  gibt,  die  Code  3-­‐32P  nicht  decodiert,  fällt  demgegenüber  nicht  so  ins  Gewicht.  

• Die  Software  integriert  den  Perseus-­‐Receiver  und  bietet  mit  ihrer  Datenbank  ein  komplettes  Kontrollzentrum  für  den  sehr  gehobenen  Utility-­‐Empfang.  

• Code  3-­‐32P  kann  nicht  alles:  nicht  alles  gleich  gut  decodieren  wie  spezialisierte  Software  und  auch  nicht  alles  automatisch  klassifizieren.  Wer  das  erwartet,  wird  übrigens  auch  von  

                                                                                                                         20  http://www.ham-­‐radio-­‐deluxe.com/Programs/DigitalMaster780/tabid/89/ctl/WizardStep1/mid/606/Default.aspx    21  http://physics.princeton.edu/pulsar/K1JT/wspr.html    

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Profidecodern  zum  zehnfachen  Preis  enttäuscht  werden!  Dafür  aber  ist  es  ein  universelles  und  professionelles  Werkzeug  für  den  fortgeschrittenen  Hörer,  der  über  den  Amateur-­‐  und  Rundfunk  hinaus  blicken  möchte  und  die  Möglichkeiten  kostenloser  oder  preiswerterer  Software  bereits  ausgereizt  hat  –  wenngleich  er  diese  noch  in  der  Hinterhand  behalten  sollte.  

Der  Umgang  mit  Code  3-­‐32P  verdeutlichte  auf  hohem  Niveau,  wie  lebendig  die  Kurzwelle  auch  heute  noch  ist.  Das  alles  bringt  außerordentlichen  Spaß  und  erweitert  den  Horizont  was  will  man  mehr?!    

P.S.  Alle  Empfänge  wurden  mit  dem  Perseus  bzw.  dem  SDR-­‐IP  an  einer  Aktiv-­‐Loop  mit  20  Meter  Umfang22  im  Frühjahr  und  Sommer  2011  in  der  Nähe  Hannovers  vorgenommen.  

Text,  Fotos,  Multimedia:  ©  Nils  Schiffhauer,  DK8OK  

 

Kasten  

Xtra:  Videos,  Multimedia  

Auch  für  diesen  Test  habe  ich  wiederum  Screencasts  angefertigt  –  Videos,  die  nachvollziehbar  und  live  an  der  eigenen  Empfangsanlage  den  Umgang  mit  dem  Decoder  und  seiner  Konkurrenz  verdeutlichen.23  Sie  sind,  wie  gut  100  andere  Videos  zum  Funkhobby,  auf  You  Tube  veröffentlicht.24  Man  gebe  als  Suchbegriff  dort  einfach  mein  Amateurfunkrufzeichen  „DK8OK“  ein.  Zum  Redaktionsschluss  waren  im  Zusammenhang  mit  dem  Code  3-­‐32P  bereits  folgende  sieben  Videos  hochgeladen:  

• Betrieb  mit  dem  Perseus,  einfaches  Start-­‐Beispiel  der  Abstimmung  und  Decodierung  anhand  des  Deutschen  Wetterdienstes.25  

• Automatische  Klassifizierung  am  Beispiel  eines  DGPS-­‐Signals  auf  302  kHz  mit  anschließender  Decodierung.26  

• Automatische  Klassifizierung  eines  ALE-­‐Signals  (ICZ,  15043  kHz)  und  anschließende  Decodierung.27  

• Automatische  Klassifizierung  eines  GW-­‐Dataplex-­‐Signals  (VCS  Halifax)  und  anschließende  Decodierung.28  

• Vergleich  der  Decoder  MultiPSK,  PC-­‐ALE  und  Code  3-­‐32P  bei  der  Decodierung  des  ALE-­‐Signals  des  ONEMI  Juan  Fernandez,  17511  kHz  (Abbildung  17).29  

• Vergleich  der  Decoder  Sigmira  und  Code  3-­‐32P  bei  der  Decodierung  des  STANG4285-­‐Signals  von  FUF  Martinique  –  mittleres  Signal,  Zweiwegausbreitung  bei  mäßigem  selektivem  Fading.30  

                                                                                                                         22  http://www.wellbrook.uk.com/pdf/ALA100B1.pdf    23  Da  oft  gefragt  wird:  die  Screencast-­‐Software  „Camtasia“  bietet  hierbei  die  meisten  Möglichkeiten,  daher  verwende  ich  diese  am  häufigsten  -­‐  http://www.techsmith.de/camtasia.asp.  Eine  gute  und  preiswertere  Wahl  ist  aber  auch  BB  Flashback:  http://www.bbsoftware.co.uk/bbflashback.aspx.  Alle  Screenshots,  übrigens,  wurden  mit  SnagIt  produziert:  http://www.techsmith.de/snagit.asp    24  www.youtube.de    25  http://www.youtube.com/user/DK8OK?blend=10&ob=5#p/u/8/FjT2mj8fYCE    26  http://www.youtube.com/user/DK8OK?blend=10&ob=5#p/u/0/EiJF0WV-­‐0JY    27  http://www.youtube.com/user/DK8OK?blend=10&ob=5#p/u/7/TQ5maHyQqzU    28  http://www.youtube.com/user/DK8OK?blend=10&ob=5#p/u/6/oWPdiWvC3wg    29  http://www.youtube.com/user/DK8OK?blend=10&ob=5#p/u/4/KlaIrC-­‐T-­‐t0    

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• Vergleich  der  Decoder  Sigmira  und  Code  3-­‐32P  bei  der  Decodierung  des  STANG4285-­‐Signals  von  FUJ  Noumea  –  schwaches  Signal,  starke  Mehrwegausbreitung,  kräftiges  selektives  Fading.31  

 

Abbildung  17:  Beispiel  für  eines  der  Videos  in  You  Tube  –  Vergleich  dreier  Decoder  beim  Empfang  der  ALE-­‐Sendung  von  Juan  Fernandez.  

 

 

 

 

                                                                                                                                                                                                                                                                                                                                                                                           30  http://www.youtube.com/watch?v=52RRwVcBJBg    31  http://www.youtube.com/watch?v=lLg_Dzm1_gk