9
http://www.nexus-magazin.de/artikel/drucken/wasserstoffperoxid-das-vergessene-heilmittel NEXUS Magazin: http://www.nexus-magazin.de/artikel/lesen/wasserstoffperoxid-das-vergessene-heilmittel Wasserstoffperoxid – das vergessene Heilmittel Fast klingt es wie die eierlegende Wollmilchsau der Medizin: Ein konkurrenzlos billiges, nicht patentierbares, in allen Apotheken erhältliches Mittel, das gegen Pilze, Bakterien und Viren vorgeht, keinerlei Resistenzen kennt und zudem in simple, allgegenwärtige Stoffe zerfällt. Sicherlich haben Sie im NEXUS-Magazin und anderen Publikationen schon von vielen alternativen Wirkstoffen gelesen: MMS etwa, also Natriumchlorit bzw. Chlordioxid, Borax, Terpentin oder kolloidalem Silber. Gemein sind diesen Stoffen in der Regel zwei Dinge: Oft fehlen einerseits die offiziellen, von der orthodoxen Wissenschaft durchgeführten Studien, weshalb sie andererseits meist schwer oder nur über gewisse Kanäle zu erhalten sind. Die wenigsten Menschen scheinen zu wissen, dass es eine Substanz gibt, die in beiden Punkten vorteilhaft abschneidet: Sie ist seit über 100 Jahren allgemein anerkannt, hunderte Studien belegen ihre Wirksamkeit gegen die unterschiedlichsten Krankheiten und mit einer „amtlichen Monographie“ wird sie auch von den Apotheken ohne Rezept abgegeben. Dummerweise ist das Problem hier ein anderes: Man hat scheinbar vergessen, wie kostengünstig und vielseitig der Stoff eigentlich ist, denn das Wasserstoffperoxid (H2O2) findet sich in den hiesigen Apotheken nur in sehr geringen Konzentrationen wieder, für einen winzigen Anwendungsbereich bestimmt – die Wundreinigung. Selbst unter Medizinern wissen die wenigsten noch, dass seit etwa 1880 sehr viele und umfangreiche Anwendungsgebiete für das Peroxid erschlossen wurden, die heute sogar noch aktueller sind als früher. Spricht man mit Ärzten über das Medizinstudium, dann hört man immer wieder, dass Wasserstoffperoxid darin höchstens im Zusammenhang mit der Wundbehandlung erwähnt wird. Dabei wurden doch gerade hier in Deutschland vor 50 Jahren durch intensive Forschung die Grundlagen für eine moderne, erweiterte Anwendung des Stoffes gelegt. Leider sind diese basalen Untersuchungen weder hierzulande noch in der oft zitierten amerikanischen alternativen Literatur bekannt. Von dort werden die Ergebnisse wiederum in deutschen Publikationen unkritisch übernommen, obwohl die Amerikaner nicht einmal ihre eigene Geschichte der Wasserstoffperoxid-Anwendung genau zu kennen scheinen. Ich selbst habe intensiv über Peroxide geforscht und die existierende Forschungsliteratur der letzten 100 Jahre durchforstet. Dabei bin ich, wie Sie sehen werden, auf äußerst interessante und zumeist unbekannte Ergebnisse gestoßen. Darüber hinaus habe ich die organischen Abkömmlinge des Wasserstoffperoxids seinerzeit sowohl im Diplom als auch in einer Doktorarbeit erforscht. Danach arbeitete ich in der pharmazeutischen Industrie und befasste mich dabei mit der Anwendung von Peroxidpräparaten bei Pilzerkrankungen (Fußpilz) und deren chemischer und pharmazeutischer Stabilität. Das Thema Peroxide allgemein und Wasserstoffperoxid im Besonderen hat mich bis heute nicht losgelassen. Von der Chemikalie zum Heilmittel Das Wasserstoffperoxid ist mittlerweile seit fast 200 Jahren bekannt. 1 Im Jahre 1818 versetzte der französische Chemiker Louis Jacques Thenard (1777–1857) ein Bariumsalz, das der berühmte Alexander von Humboldt (1769–1859) 1799 in Paris erstmalig hergestellt hatte, mit starken Säuren (wie Schwefelsäure) und erhielt eine verdünnte, in Wasser gelöste Substanz. Zum Erstaunen des Chemikers zerfiel sie leicht bei Zugabe von Metallspuren, Blut oder Basen, wobei sich Sauerstoff bildete und nur Wasser zurückblieb. So wurde die Substanz zunächst „Sauerstoffwasser“ genannt, wobei sich in Deutschland später die Namen „Überoxydiertes Wasser“ und schließlich „Wasserstoffsuperoxyd“ einbürgerten. Vor gut 100 Jahren verschwand dann das „su“ aus dem Namen, und etwa 50 Jahre später wurde das „y“ allmählich zum „i“, wie an den Titeln der Fachliteratur zu erkennen ist. 2,3,4 Daher wirken aktuelle Kreationen wie „Wasserstoffsuperoxid“ als Verquickung von alter und neuer Bezeichnung historisch falsch und wurden so auch nie verwendet. Die neue Substanz faszinierte Thenard. In höheren Konzentrationen bleichte sie Farbstoffe und Haare, was bis heute die Grundlage des Blondierens geblieben ist. Auch fand er heraus, dass kleine Wunden sofort zu bluten aufhörten, wenn man sie mit Wasserstoffperoxid behandelte. Diese Eigenschaft wurde aber nicht weiter verfolgt, wahrscheinlich auch deshalb, weil das Peroxid noch recht unrein war und giftige Bariumsalze als auch Säuren Wasserstoffperoxid – das vergessene Heilmittel – NEXUS Magazin 1 von 9 11.04.2015 19:49

Wasserstoffperoxid-das Vergessene Heilmittel

  • Upload
    susanne

  • View
    33

  • Download
    10

Embed Size (px)

DESCRIPTION

Wasserstoffsuperxyd das vergessene Heilmittel . Thema Gesundheit

Citation preview

Page 1: Wasserstoffperoxid-das Vergessene Heilmittel

http://www.nexus-magazin.de/artikel/drucken/wasserstoffperoxid-das-vergessene-heilmittel

NEXUS Magazin: http://www.nexus-magazin.de/artikel/lesen/wasserstoffperoxid-das-vergessene-heilmittel

Wasserstoffperoxid – das vergessene HeilmittelFast klingt es wie die eierlegende Wollmilchsau der Medizin: Ein konkurrenzlos billiges, nicht

patentierbares, in allen Apotheken erhältliches Mittel, das gegen Pilze, Bakterien und Viren vorgeht,

keinerlei Resistenzen kennt und zudem in simple, allgegenwärtige Stoffe zerfällt.

Sicherlich haben Sie im NEXUS-Magazin und anderen Publikationen schon von vielen alternativen Wirkstoffengelesen: MMS etwa, also Natriumchlorit bzw. Chlordioxid, Borax, Terpentin oder kolloidalem Silber. Gemein sinddiesen Stoffen in der Regel zwei Dinge: Oft fehlen einerseits die offiziellen, von der orthodoxen Wissenschaftdurchgeführten Studien, weshalb sie andererseits meist schwer oder nur über gewisse Kanäle zu erhalten sind.Die wenigsten Menschen scheinen zu wissen, dass es eine Substanz gibt, die in beiden Punkten vorteilhaftabschneidet: Sie ist seit über 100 Jahren allgemein anerkannt, hunderte Studien belegen ihre Wirksamkeit gegendie unterschiedlichsten Krankheiten und mit einer „amtlichen Monographie“ wird sie auch von den Apothekenohne Rezept abgegeben.

Dummerweise ist das Problem hier ein anderes: Man hat scheinbar vergessen, wie kostengünstig und vielseitigder Stoff eigentlich ist, denn das Wasserstoffperoxid (H2O2) findet sich in den hiesigen Apotheken nur in sehrgeringen Konzentrationen wieder, für einen winzigen Anwendungsbereich bestimmt – die Wundreinigung.

Selbst unter Medizinern wissen die wenigsten noch, dass seit etwa 1880 sehr viele und umfangreicheAnwendungsgebiete für das Peroxid erschlossen wurden, die heute sogar noch aktueller sind als früher. Sprichtman mit Ärzten über das Medizinstudium, dann hört man immer wieder, dass Wasserstoffperoxid darin höchstensim Zusammenhang mit der Wundbehandlung erwähnt wird. Dabei wurden doch gerade hier in Deutschland vor 50Jahren durch intensive Forschung die Grundlagen für eine moderne, erweiterte Anwendung des Stoffes gelegt.Leider sind diese basalen Untersuchungen weder hierzulande noch in der oft zitierten amerikanischenalternativen Literatur bekannt. Von dort werden die Ergebnisse wiederum in deutschen Publikationen unkritischübernommen, obwohl die Amerikaner nicht einmal ihre eigene Geschichte der Wasserstoffperoxid-Anwendunggenau zu kennen scheinen.

Ich selbst habe intensiv über Peroxide geforscht und die existierende Forschungsliteratur der letzten 100 Jahredurchforstet. Dabei bin ich, wie Sie sehen werden, auf äußerst interessante und zumeist unbekannte Ergebnissegestoßen. Darüber hinaus habe ich die organischen Abkömmlinge des Wasserstoffperoxids seinerzeit sowohl imDiplom als auch in einer Doktorarbeit erforscht. Danach arbeitete ich in der pharmazeutischen Industrie undbefasste mich dabei mit der Anwendung von Peroxidpräparaten bei Pilzerkrankungen (Fußpilz) und derenchemischer und pharmazeutischer Stabilität. Das Thema Peroxide allgemein und Wasserstoffperoxid imBesonderen hat mich bis heute nicht losgelassen.

Von der Chemikalie zum Heilmittel

Das Wasserstoffperoxid ist mittlerweile seit fast 200 Jahren bekannt.1 Im Jahre 1818 versetzte der französischeChemiker Louis Jacques Thenard (1777–1857) ein Bariumsalz, das der berühmte Alexander von Humboldt(1769–1859) 1799 in Paris erstmalig hergestellt hatte, mit starken Säuren (wie Schwefelsäure) und erhielt eineverdünnte, in Wasser gelöste Substanz. Zum Erstaunen des Chemikers zerfiel sie leicht bei Zugabe vonMetallspuren, Blut oder Basen, wobei sich Sauerstoff bildete und nur Wasser zurückblieb. So wurde die Substanzzunächst „Sauerstoffwasser“ genannt, wobei sich in Deutschland später die Namen „Überoxydiertes Wasser“ undschließlich „Wasserstoffsuperoxyd“ einbürgerten. Vor gut 100 Jahren verschwand dann das „su“ aus dem Namen,und etwa 50 Jahre später wurde das „y“ allmählich zum „i“, wie an den Titeln der Fachliteratur zu erkennen ist.2,3,4

Daher wirken aktuelle Kreationen wie „Wasserstoffsuperoxid“ als Verquickung von alter und neuer Bezeichnunghistorisch falsch und wurden so auch nie verwendet.

Die neue Substanz faszinierte Thenard. In höheren Konzentrationen bleichte sie Farbstoffe und Haare, was bisheute die Grundlage des Blondierens geblieben ist. Auch fand er heraus, dass kleine Wunden sofort zu blutenaufhörten, wenn man sie mit Wasserstoffperoxid behandelte. Diese Eigenschaft wurde aber nicht weiter verfolgt,wahrscheinlich auch deshalb, weil das Peroxid noch recht unrein war und giftige Bariumsalze als auch Säuren

Wasserstoffperoxid – das vergessene Heilmittel – NEXUS Magazin 1 von 9

11.04.2015 19:49

Page 2: Wasserstoffperoxid-das Vergessene Heilmittel

http://www.nexus-magazin.de/artikel/drucken/wasserstoffperoxid-das-vergessene-heilmittel

enthalten konnte.

Erst der seinerzeit berühmte englische Hygieniker Benjamin Ward Richardson (1828–1896) stellte 1857 fest,dass Wunden weitaus schneller und ohne Infektionen verheilen, wenn sie mit dem Peroxid benetztwerden.1Zudem trägt die Sauerstoffentwicklung zur Wundreinigung bei, weil dadurch Schmutzpartikel abgestoßenwerden.

Als zur gleichen Zeit Joseph Lister (1827–1912) ebenfalls in England und unter ungeheurem Aufsehen dieKarbolsäure (Phenol) allgemein als Desinfektionsmittel einführte, geriet die Entdeckung von Richardson in denHintergrund. Das Phenol hatte den Vorteil, dass es technisch schon produziert werden konnte – doch musste manbald erkennen, dass die Substanz recht toxisch und auf Schleimhäuten nicht anwendbar ist. Daraufhin suchteman nach anderen, milderen Desinfektionsmitteln.

Diese Entwicklung hing auch mit den großen Erfolgen der Entdeckung von pathogenen Bakterien zusammen, diejetzt durch die Erkenntnisse von Louis Pasteur (1822–1895) und Robert Koch (1843–1910) in vitro anzüchtbarwurden. Fortan konnten zu einem Nährboden im Glasgefäß Mittel zugegeben und ihre Hemmwirkung bei Bakteriengetestet werden.

In diesem Rahmen stellte man die ausgezeichnete Wirkung des Wasserstoffperoxids gegen jegliche Art vonErregern fest – Pilze, Bakterien und Viren. Wie man bald herausfand und heute sicher weiß, wirken schon kleineKonzentrationen abtötend – oft genügt weniger als ein Prozent der Lösung, wobei der frei werdende, sehr aktiveSauerstoff wie auch das Molekül vor dem Zerfall in Sauerstoff und Wasser die wirksamen Agenzien darstellen.

Um 1870 begann die großtechnische Produktion und ab 1880 – vor allem in den USA – die umfassendeAnwendung des Peroxids in der Medizin, wobei rasch neue Applikationen erschlossen wurden. In kurzer Zeiterschienen Hunderte von Artikeln mit Behandlungserfolgen. Zum Vergleich und zur zeitlichen Einordnung: Aspirinkam erst 1897 auf den Markt.

Ein besonderer Glücksfall für jeden Peroxid-Forscher ist der Chemiker Charles Marchand (1848–1917), der in 18Büchern alle medizinischen Artikel sammelte, die etwa zwischen 1880 und 1905 erschienen. Marchand war derHersteller eines besonders reinen und konzentrierten Wasserstoffperoxids, das er Hydrozone nannte.1 DieBücher geben einen ausgezeichneten Überblick über die Anwendungen und Erfolge dieser Zeit, auch im Vergleichzu anderen damals gebräuchlichen Mitteln, die recht giftig waren.

Frühe und vielfach belegte Anwendungserfolge in Amerika

Im Zuge der klinischen Erforschung wurde schnell klar, dass die Substanz wirksam, ungiftig und ohne Reizwirkungist. Bis heute wurden keinerlei Allergien festgestellt. Wasserstoffperoxid wirkt nicht allergisch, da es lediglich inWasser und Sauerstoff zerfällt und selbst eine physiologische Substanz ist – was jüngste Forschungsarbeitenbestätigen. Wir wissen heute, dass es überall im Körper beim Zuckerstoffwechsel gebildet wird und alsSignalstoff bei Pflanze, Tier und Mensch fungiert, in den Granulozyten zur Abwehr von Krankheitserregerneingesetzt wird und die Immunabwehr stimuliert.5,6

Schon vor 100 Jahren fand man heraus, dass es zusätzlich zur reinen Desinfektionswirkung Stoffe, die beiEntzündungen gebildet werden, durch Oxidation unschädlich machen kann. Darüber hinaus ist es desodorierend:Es wirkt selbst gegen so üble Gerüche, wie sie bei Gebärmutterkrebs entstehen.1 Allein schon diese –inzwischen vollständig vergessene – Anwendung könnte heute in vielen Bereichen zum Einsatz kommen, wieetwa bei durchbrochenem Brustkrebs (wo in den Pflegeleitlinien betont wird, dass der auftretende Gestank sozialisolierend wirkt) oder im Genitalbereich.

In den klassischen amerikanischen Untersuchungen Ende des 19. Jahrhunderts wurden hauptsächlich auffolgenden Gebieten Erfolge erzielt:1

Atemsystem: Diphtherie (heute obsolet), Bronchitis, Lungenentzündung, Kehlkopf-, Rachen- und

Wasserstoffperoxid – das vergessene Heilmittel – NEXUS Magazin 2 von 9

11.04.2015 19:49

Page 3: Wasserstoffperoxid-das Vergessene Heilmittel

http://www.nexus-magazin.de/artikel/drucken/wasserstoffperoxid-das-vergessene-heilmittel

Mandelentzündung, Grippe, akuter und chronischer Schnupfen, damit verbunden auch OhrenentzündungMundhöhle: Zahnfleischentzündung und beginnende Karies, „Fäulnis“ (Bakterien- oder Hefeinfektion)Haut: Hautinfektionen jeder Art; Furunkel; Karbunkel (nach chirurgischer Eröffnung); juckende Ekzeme undPsoriasis; Akne; „Fußekzem“ (heute als „Fußpilz“ geläufig; Erfolg tritt schnell ein); akute und alte, sonstnicht verheilende Wunden; schnelle Rückbildung der Pusteln bei Windpocken (Virus!); schnelle Wirkunggegen die toxischen (allergischen) Symptome von Gifteiche und Giftefeu; Insektenstiche (schnelleBeseitigung von Juckreiz und Abschwellung, auch bei Hornissenstichen); VerbrennungenInnere Anwendung: In kleinen Mengen und verdünnt ist die Einnahme unschädlich und wirkt gegenMagenentzündung, Cholera und Typhus. Bemerkenswert ist auch die Einnahme als Vorbeugung gegenGelbfieber (Virus).

Der Triumphzug der Antibiotika

Im Zuge der Entwicklung der Sulfonamide und vor allem der Antibiotika setzte eine Euphorie ein, in deren Rahmenprophezeit wurde, dass die bakteriellen Infektionen bald ausgerottet werden würden. Damals wurden etabliertelokale Behandlungen zurückgedrängt, und natürlich kam dabei auch das Wasserstoffperoxid unter die Räder. Ja,selbst die Desinfektion wurde in den Krankenhäusern der 1950er Jahre vernachlässigt – ein Fakt, der noch heutefür Zehntausende Tote im Krankenhaus verantwortlich ist. Hinzu kommt das aktuelle Problem, dass sich gegenviele Antibiotika Resistenzen ausbilden.

Diese galten ab 1945 als Allheilmittel, und durch deren fast schon ausschließlichen Einsatz entwickelten sichResistenzen gegen verschiedene Präparate, wofür diverse biochemische Mechanismen verantwortlich sind. Bisheute hat sich ein Wettlauf zwischen der Forschung und Entwicklung neuer Wirkstoffgruppen von Antibiotika undden zunehmenden Resistenzen von Bakterien entwickelt. Berüchtigt sind vor allem multiresistenteKrankenhauskeime, z. B. MRSA, multiresistente Staphylokokken. Beim Wasserstoffperoxid hingegen sindkeinerlei Resistenzen bekannt. Da es auch das wirksame Agens der Granulozyten, einer Form der menschlichenweißen Blutkörperchen, gegen Krankheitserreger ist, sind diese auch nicht zu erwarten.

Die Leipziger Forschungsperiode

Studiert man die Geschichte der medizinischen Anwendung des Peroxids, wird ersichtlich, dass es in der Medizin„Therapiewellen“ gibt, die etwa alle 50 Jahre wiederkehren. So manch ein Wirkstoff wird auf diese Weise unterneuem Gewand wieder modern.

Gegen Ende der 1950er Jahre entdeckten deutsche Forscher das Peroxid jenseits der Wundreinigung erneut undführten endlich auch hierzulande exakte Untersuchungen durch, um dessen physiologische Wirkung sowieTherapien mit höheren Konzentrationen zu studieren. Der Ausgangspunkt waren dabei Untersuchungen imRahmen der Habilitation des heutigen Bundesverdienstkreuzträgers Reinhard Ludewig in Leipzig.

Zunächst wurde das Verhalten des Peroxids beim Aufbringen auf die Haut in Konzentrationen bis 30 Prozentgetestet. Dabei stellte man fest, dass entgegen der Meinung vieler Lehrbücher keine Verätzung eintritt.3 Unter derLeitung des berühmten Pharmakologen Fritz Hauschild (1908–1974) konnte histologisch an tierischer undmenschlicher Haut nachgewiesen werden, dass das Wasserstoffperoxid die Haut fast unverändert raschdurchdringt und erst in tiefem Gewebe durch das Enzym Katalase in Wasser und Sauerstoff zersetzt wird. Aufdiese Weise kann leicht und gefahrlos Sauerstoff in den Organismus gebracht werden.2, 8, 9

Benetzt man die Haut mit höher konzentriertem Peroxid, färbt sie sich zunächst weiß und ein Kribbelgefühl trittauf; schließlich kann man eine intensive Rötung beobachten. Diese Erscheinungen werden noch heute alsAnzeichen für eine Verätzung betrachtet, was aber laut den Leipziger Studien nicht der Fall sein kann. DieWeißfärbung geht auf den Sauerstoff zurück, der im Gewebe frei wird. Das Gas kann in den Gewebeschichtenbis zu 24 Stunden nachweisbar bleiben und wird erst allmählich vom Körper aufgenommen. Das Kribbeln und dieRötung weisen auf eine starke Förderung der Durchblutung hin.2, 3

Diese Entdeckung führte zu einer exzellenten Therapie von Durchblutungsstörungen, vor allem der Beine.Derartige Störungen sind in der heutigen Zeit weit verbreitet; Risikofaktoren dafür sind in erster Linie Diabetesund Rauchen.2, 3, 4, 8, 9, 10 Die in den Leipziger Studien verwendete Salbe enthielt 10 bis 20 ProzentWasserstoffperoxid und wurde gewöhnlich alle zwei Tage aufgetragen. Doch auch diese, in vielen Fachartikelndargestellte, außergewöhnlich einfache und gefahrlose Therapie wurde bald ignoriert und ist heute kaum mehrbekannt. Erst in neuerer Zeit entdeckt man in alternativen US-Büchern die Idee wieder, und die betreffenden

Wasserstoffperoxid – das vergessene Heilmittel – NEXUS Magazin 3 von 9

11.04.2015 19:49

Page 4: Wasserstoffperoxid-das Vergessene Heilmittel

http://www.nexus-magazin.de/artikel/drucken/wasserstoffperoxid-das-vergessene-heilmittel

Autoren konstatieren, dass Fußbäder mit den üblichen dreiprozentigen Lösungen die Durchblutung fördern.11 Auchsie scheinen genauso wenig über die deutschen Untersuchungen zu wissen wie über die Wirkunghöherprozentiger Präparate. Die Wasserstoffperoxid-Behandlung starker Durchblutungsstörungen kann auch demgefürchteten Gasbrand vorbeugen, wobei in diesem Falle zusätzlich die stark antibakterielle Wirkung desPeroxids, gerade auch gegen anaerobe Bakterien, von Wert ist.

Die deutschen Untersuchungen wiesen ferner das Fehlen von Resistenzen nach. Ja, mehr noch: BeiUnterschenkelgeschwüren wurde nach der Peroxideinwirkung beobachtet, dass die Erreger besser auf Antibiotikaansprachen.12 Hier existiert wahrscheinlich eine echte Chance, die Resistenz bei noch heute schwer zubehandelnden Lungeninfektionen zu senken, wenn man die herkömmliche Therapie mit der Gabe von etwaeinprozentigem Peroxidspray kombiniert – und dies könnte gefahrlos ausprobiert werden.

Interessant sind auch die deutschen Untersuchungen zur Hemmwirkung gegenüber den verschiedenstenpathogenen Pilzarten.13 Bei diesen Forschungen wurden die Grundlagen gelegt, Pilze in der Haut billig undwirksam zu behandeln. Besonders effektiv ist die Behandlung auch durch die erwähnte Förderung derDurchblutung, da Pilzinfektionen gerade in schlecht durchbluteten, feuchtkalten Füßen dazu neigen, aufzutretenund wiederzukehren.

Bei Untersuchungen zur viruziden Wirkung konnte das Wasserstoffperoxid alle getesteten Viren hemmen.14 Damitwurde endgültig belegt, dass die Substanz als Breitbandwirkstoff gegen das gesamte Spektrum an Erregern wirkt,und zwar ohne Resistenzentwicklung. Die viruzide Wirkung ist auch äußerst interessant bei Halsinfektionen, diezu mindestens 80 Prozent durch Viren verursacht werden und deswegen mit Antibiotika oder herkömmlichenLutschpastillen nicht therapierbar sind.

Mit den Leipziger Forschungen sind auch die oben geschilderten frühen, großen Erfolge der amerikanischenMediziner bei der Behandlung mit ein- bis dreiprozentigem Spray erklärbar.

In den deutschen Untersuchungen wurde auch über bemerkenswerte Erfolge im Mund- und Zahnbereichberichtet,7 die, unabhängig erforscht, den alten Erfahrungen entsprechen1 und kürzlich bestätigt wurden.11

Zwei interessante innere Anwendungsgebiete

Ein weiteres faszinierendes Gebiet ist die Verwendung von Wasserstoffperoxid bei der Behandlung vonVaginalinfektionen, die sehr belastend sind und durch verschiedene Erreger hervorgerufen werden. Sie dauernmeist lange an und bei der Behandlung der Bakterien können Hefepilze auftreten, die wiederum Antimykotikanotwendig machen.

Cordone und Mitarbeiter berichteten 2003 aus Italien, dass die einfache dreiprozentige Lösung, auf Watteappliziert, sehr effektiv bei den Infektionen wirke.16 Sie waren begeistert über die schnelle Wiederherstellung desnormalen pH-Wertes und darüber, dass die Geruchsbelästigung durch die bakteriellen Produkte verschwand.Letztlich haben sie aber nur das Rad neu erfunden, da diese Wirkweise schon um 1890 bekannt war.1

Inzwischen haben viele Laien selbst das Peroxid in diesem Bereich mit Erfolg angewendet, wobei in der Regelspäter keine Rückfälle mehr auftraten, wenn nach Abklingen der Symptome noch ein bis zwei Wochen weiterbehandelt wurde.

Neben dieser Applikation stellt die innere Aufnahme sehr kleiner Mengen von Wasserstoffperoxid in starkverdünnter Form eine interessante, wenn auch noch mysteriöse Prophylaxe und Therapie dar.11 Es gibtunterschiedliche Ansichten darüber, ob sich die orale Aufnahme in den 1960er Jahren nun in Russland oder denUSA entwickelt hat – wobei sie allerdings in den USA auch schon vor über 100 Jahren üblich war. In denhistorischen Aufzeichnungen wurde über Gelbfieber-Vorbeugung genauso berichtet wie über die Einnahme alsBegleitung bei der lokalen Therapie verschiedener Krankheiten, darunter im HNO-Bereich.1

Das Peroxid wird bei der inneren Aufnahme im Milligrammbereich angewendet, wodurch die abgespaltenenMengen an Sauerstoff nur winzig sind und nicht – wie etwa bei einer signifikanten Absorption über die Haut – zurSauerstoffbilanz des Körpers beitragen können. So sind Immuneffekte sehr wahrscheinlich. Auf keinen Fall aberdürfen größere Mengen an dreiprozentiger Lösung oder gar höher konzentrierte Lösungen in den Magengelangen! Dies führt zwar nicht zu Verätzungen, jedoch kann sich plötzlich entwickelnder Sauerstoff das dortigeGewebe zerreißen. Bei den hier gemeinten oralen Anwendungen wurden jeweils nur wenige Tropfen

Wasserstoffperoxid – das vergessene Heilmittel – NEXUS Magazin 4 von 9

11.04.2015 19:49

Page 5: Wasserstoffperoxid-das Vergessene Heilmittel

http://www.nexus-magazin.de/artikel/drucken/wasserstoffperoxid-das-vergessene-heilmittel

dreiprozentiger Lösung auf ein Glas Wasser verwendet, die als völlig harmlos anzusehen sind, aber unangenehmschmecken. Dennoch wirkten sie nachgewiesenermaßen gegen Arthrose, Herz-Kreislauf-Erkrankungen sowieErschöpfung, wobei es noch weitere Indikationen gab, die aber bisher nicht bewiesen werden konnten.11

Warum die orale Aufnahme überhaupt wirkt, ist wissenschaftlich nicht ganz klar. Man kann sich einer Erklärungdes Phänomens nur nähern, indem man die in Mitteleuropa, also auch in Deutschland frei erhältlichen Präparateunter die Lupe nimmt, die von Heilpraktikern angewendet werden. So wird etwa das Magnesiumsalz desWasserstoffperoxids, bei dem das Peroxid mittels Säuren (Magen!) freigesetzt wird, als untoxische undgeschmacklose Substanz in Wasser aufgeschlämmt und in Mengen von zwei bis sechs Gramm pro Tag zurDarmreinigung und Entgiftung verwendet. Für kleinere Mengen (0,5 bis 1 Gramm) stand bei Präparaten vor 40Jahren im Beipackzettel als Indikation: Mattigkeit – also genau eines der Symptome, das heute durch dieEinnahme des freien Peroxids behandelt werden soll. Daher können Handelspräparate mit Magnesiumperoxid wieOzovit, Colosan, Homozon oder Oxypowder bedenkenlos gegen Mattigkeit, Magenbeschwerden und vielleichtauch generell bei Herz-Kreislauf-Problemen angewendet werden, wobei ein beigefügter Dosierlöffel einebequeme Applikation erlaubt.

Wasserstoffperoxid in der Krebstherapie

In den deutschen Untersuchungen der 1960er Jahre konnten auch grundlegende Erkenntnisse zur Krebstherapiegewonnen werden, die erst 50 Jahre später in Japan völlig selbstständig wiederentdeckt wurden. Ausgehend vonder Hypothese zum Krebsstoffwechsel, die vom Nobelpreisträger Otto Warburg (1883–1970) begründet wurde –dem sogenannten „Warburg-Effekt“15, 17 –, verwendeten die Forscher Wasserstoffperoxid, um Sauerstoff insGewebe zu bringen. Warburg hatte nachgewiesen, dass in Tumoren der anaerobe Stoffwechselprozess derGärung ablaufen kann, der unter Sauerstoffmangel begünstigt wird.

Die deutschen Forscher fanden heraus, dass bei Hauttumoren (Basaliome), nachdem sie mitWasserstoffperoxid-Salbe vorbehandelt worden waren, die halbe Dosis einer punktförmigen Bestrahlung mitRöntgenstrahlen genügte, um sie vernichten zu können.17

Sei es aus Ignoranz oder Nichtwissen: Das Verfahren erlangte keine Verbreitung und wurde erst ab 2006 völligunabhängig in Japan wiederentdeckt – und zwar mit größtem Erfolg.18, 19

Die Japaner konnten sowohl bei der lokalen Anwendung (dreiprozentige Lösung)18 als auch durch Injektionkleinerer Mengen des Peroxids in nicht nur oberflächlich liegenden Tumoren19 eine generelle „Radiosensibilität“erreichen – es hatte sich in über 50 Jahren wohl noch nicht bis Japan herumgesprochen, dass das Peroxid lokalnicht ätzend wirkt.18 Die deutschen Forscher hatten schon Lokalpräparate mit 20 Prozent Peroxid verwendet.17

Unabhängige Untersuchungen in Japan ergaben zudem, dass Krebszellen vorzeitig altern, wenn sie mit sehrgeringen Mengen an Peroxid behandelt werden.20

Das große Verdienst der Japaner besteht letztlich in der Einbeziehung von besonders bösartigen Melanomen undHautmetastasen anderer, innerer Tumoren, die beide für normale, besonders „weiche Strahlung“ überhaupt nichtzugänglich sind.18, 19 Sie konnten beispielsweise nicht-operable Tumoren von zehn Zentimetern Länge durch dieKombinationstherapie vollständig beseitigen.

Schließlich erscheinen neue Erkenntnisse faszinierend, denen zufolge hohe Dosen Vitamin C, die als Salz(Natriumascorbat) injiziert werden, erst durch die Bildung von Wasserstoffperoxid im Körper krebshemmendwirken – wobei gesunde Zellen nicht angegriffen werden.21

In guter Verwandtschaft: organische Peroxide

Es soll nicht unerwähnt bleiben, dass organische Abkömmlinge des Wasserstoffperoxids, bei denen im Moleküldie H-Atome durch kohlenstoffhaltige Gruppen ersetzt sind, in der Medizin immer wichtiger werden. Diese werdennicht durch das Enzym Katalase aufgespalten und sind daher länger als unzersetztes Molekül im Körper wirksamals das Wasserstoffperoxid. Allerdings führen sie dem Körper keinen zusätzlichen Sauerstoff zu.

So wird das chemisch einfach gebaute Dibenzoylperoxid (auch: Benzoylperoxid) wegen seiner Wirkung bei Acnevulgaris heute durch die WHO als essenzielles Arzneimittel eingestuft. Etwa 50 Jahre nach seiner Entdeckungwurde es im Jahr 1905 aufgrund seiner außerordentlichen Wundheilungseigenschaften empfohlen.21 Erst ab

Wasserstoffperoxid – das vergessene Heilmittel – NEXUS Magazin 5 von 5

11.04.2015 19:49

Page 6: Wasserstoffperoxid-das Vergessene Heilmittel

http://www.nexus-magazin.de/artikel/drucken/wasserstoffperoxid-das-vergessene-heilmittel

1965 (!) jedoch wurde die Substanz zunehmend und schließlich allgemein zur Aknetherapie verwendet. Dabei sinddie Wirkungen viel umfassender und reichen von der reinen Wundheilung bis zur Beeinflussung allerKokkeninfektionen der Haut.22,23

Mir sind einige Personen bekannt, die mit dem frei verkäuflichen Gel (zehn Prozent) in wenigen Tagen ihrenFußpilz zum Abklingen brachten, nachdem die in der Werbung angepriesenen Arzneien völlig versagt hatten. DasMittel beeinflusst auch die stets nachweisbare bakterielle Begleitflora, während die Wundheilung einenzusätzlichen Faktor für den Erfolg darstellt.

Das wichtigste organische Peroxid zur medizinischen Therapie ist heute das kompliziert gebaute Artemisinin ausdem Einjährigen Beifuß Artemisia annua. Mittlerweile wurde die durch seine Peroxidgruppe wirkende Substanz,deren Entdeckung der chinesischen Volksmedizin zu verdanken ist,24 zum wichtigsten Malariamittel erkoren. Eskann (noch) eine günstige Resistenzlage bezüglich der Erreger vorweisen. Aufgrund seiner geringen Toxizität istes auch bei Kindern ohne Risiken anwendbar.

Inzwischen gibt es interessante Untersuchungen, die eine krebshemmende Wirkung des Artemisinins beiinnerlicher Applikation beweisen.25, 26 Ganz ähnlich der kombinierten Wirkung von Wasserstoffperoxid undStrahlung bei Melanomen wurden mit Artemisinin beispielsweise große Erfolge bei Augenmelanomen erzielt, diesonst einer Therapie überhaupt nicht zugänglich sind.25

Fast immer werden Therapien mit organischen Peroxiden bei Krebs heute als Neuartigkeit dargestellt. Dochschon ab 1948 verwendeten französische Forscher zwei organische Peroxide in diesem Zusammenhangausgiebig – und das über 20 Jahre lang (wahrscheinlich bis zu ihrer Rente).27 Das eine konnte als synthetischeAbwandlung eines natürlichen Öls injiziert werden, während die zweite Substanz mit drei Peroxidgruppen imMolekül der schon 60 Jahre bekannte hochexplosive Stoff mit dem Kürzel HMTD war. Mehrere Kilogramm derletztgenannten Substanz sollen am 7. Juli 2005 bei den Attentaten in London verwendet worden sein; sie wurdebei der französischen Therapie natürlich in harmloser Verdünnung eingesetzt, verabreicht wurden jeweils zweimal0,5 Gramm pro Tag.

Auffällig war, dass mit beiden – als ungiftig beschriebenen – Peroxiden verschiedenste Krebsarten beeinflusstwerden konnten. Besonders spektakulär war dabei, dass sich durch HMTD die Knochenmetastasen beiProstatakrebs zurückbildeten.27 Genauso bemerkenswert waren die „Nebenwirkungen“ der Behandlung, die ganzentgegen denen einer herkömmlichen Chemotherapie für die Kranken sehr förderlich waren: Es zeigte sich eineleichte Euphorie, verbunden mit verstärktem Appetit und Gewichtszunahme. Diese Wirkungen beweisen einepositive Anregung des Stoffwechsels, der angesichts der düsteren Realität und der Gefahr von Auszehrung beim„normalen Verlauf“ der Krankheit absolut anzustreben ist.

Übrigens fanden auch diese Forscher schon heraus, dass es bei Kombination der Peroxid-Therapie mit einerschwachen Bestrahlung zu Wechselwirkungen kommt! Es ist im Grunde eine Schande, dass diese Therapie nieins allgemeine medizinische Bewusstsein drang und heute komplett vergessen ist – und das, obwohl die Autorenbis etwa 1968 auf allen Kongressen auftraten und ihre Erkenntnisse umfassend publizierten.

Zu guter Letzt gibt es auch neue Ansätze zum kombinierten Einsatz organischer Peroxide mit den imHNO-Bereich häufig verwendeten Mikrowellen.28 Hier konnten ausgeprägte Tumoren der Nase und Metastasenim Bereich des Genicks geheilt werden. Mikrowellen sind hauptsächlich durch Wärmeerzeugung in tiefenSchichten wirksam – es ist möglich, dass in Zukunft auch andere Techniken zur Hyperthermie (Überwärmung) inKombination mit verschiedenen Peroxiden zur Krebstherapie erschlossen werden.

Wasserstoffperoxid im häuslichen Einsatz

Die folgende Aufstellung ist ein Wegweiser für Anwendungen des Wasserstoffperoxids im Alltag, wo es laut denrelevanten Literaturstellen mit gutem Erfolg zum Einsatz kommen kann.

Was die Reinheit des Peroxids betrifft, so brauchen Sie sich hierzulande keine Sorgen machen – dasdreiprozentige Präparat aus der Apotheke kann bedenkenlos benutzt werden. Hier sind nur sehr kleine MengenPhosphorsäure zur Stabilisierung enthalten, die so auch in Cola und vielen Lebensmitteln zugelassen ist. DieVerdünnung erfolgt jeweils mit destilliertem Wasser.

Warnhinweis: Beachten Sie bei allen beschriebenen Peroxidanwendungen, dass der Stoff Farbtextilien und

Wasserstoffperoxid – das vergessene Heilmittel – NEXUS Magazin 6 von 9

11.04.2015 19:49

Page 7: Wasserstoffperoxid-das Vergessene Heilmittel

http://www.nexus-magazin.de/artikel/drucken/wasserstoffperoxid-das-vergessene-heilmittel

Haare bleichen kann, und vermeiden Sie, es sich direkt in die Augen zu sprühen. Eine innerliche Anwendung

zur Stimulation des Immunsystems sollte nicht erfolgen, wenn dessen Tätigkeit durch ärztliche Maßnahmen –

etwa bei Transplantationen – eingedämmt werden soll.

Umrechnungen

Einprozentige Lösung: Zwei Volumen Wasser werden zu einem Volumen dreiprozentige Lösung gegeben. Dieeinprozentige Lösung kann mit dem gleichen Volumen Wasser zu 0,5 Prozent verdünnt werden.

Dreiprozentige Lösung: Sieben Volumen Wasser werden zu drei Volumen zehnprozentiger Lösung gegeben.Ebenso wäre diese Lösung durch Eingießen von einem Volumen 30-prozentiger Lösung zu neun VolumenteilenWasser herstellbar.

Hautkrankheiten

Stärke der Lösung: Dreiprozentige Lösung, mitunter auch einprozentige ausreichend. Bei starken lokalenInfektionen: zehnprozentige Lösung.

Anwendungsgebiete: Insektenstiche; Allergien, auch auf Pflanzen; juckende Ekzeme; Psoriasis; Herpes;Pusteln bei Windpocken; Akne; bakterielle und pilzliche Infektionen.

Mund- und Zahnerkrankungen

Stärke der Lösung: Dreiprozentige Lösung.

Anwendung: Nach dem Zähneputzen zweimal pro Tag zwei Minuten spülen, danach ausspucken. MehrereWochen anwenden, bis die Erscheinungen abklingen.

Vaginalinfektionen

Stärke der Lösung: Dreiprozentige Lösung.

Anwendung: Auf einem getränkten Wattebausch ein- bis zweimal pro Tag anwenden. Oft reicht auch schon diemit Wasser zu gleichen Teilen verdünnte Lösung (1,5 Prozent) zur Behandlung.

Atemwege

Stärke der Lösung: Einprozentige Lösung meist ausreichend, nur selten sind drei Prozent erforderlich.

Anwendung: Mit Sprühflasche zweimal pro Tag sprühen, bei akuten Fällen auch alle zwei Stunden. Dabei jeweilsvorher ausatmen und danach sechs Sprühstöße applizieren.

Anwendungsgebiete: Bronchitis, Rachen-, Kehlkopf- und Mandelentzündungen, Prophylaxe und Behandlung vonGrippe. Über eine Verbesserung der Atmung bei Asthma und der Chronisch Obstruktiven Lungenerkrankung(COPD) wird berichtet. Darüber hinaus wird eine 0,5 bis einprozentige Lösung (handwarm) bei akutem undchronischem Schnupfen angewendet, wobei ein harmloses Niesen eintreten kann.

Durchblutungsstörungen und Pilzerkrankungen

Anwendung: Bei Fußpilz einmal pro Tag für 20 Minuten ein Fußbad mit dreiprozentiger Lösung ohne weiterZusätze durchführen. Pilzerkrankungen an anderen Hautstellen mit dreiprozentiger Lösung zweimal pro Tagbesprühen oder durch Wattebausch auftragen und eintrocknen lassen.

Anwendung bei Durchblutungsstörungen im Bein: Hier kann mit drei- oder zehnprozentiger Lösung besprühtwerden. Die Lösung trocknet dann spontan. Bei der Anwendung von zehnprozentigem Peroxid wird nur jeden 2.Tag gesprüht.

Arthrose, Herz-Kreislauf-Erkrankungen und Erschöpfung

Anwendung: Zweimal pro Tag 0,5 Gramm Magnesiumperoxid, als Handelsprodukt in Wasser aufgeschäumt.

Wasserstoffperoxid – das vergessene Heilmittel – NEXUS Magazin 7 von 9

11.04.2015 19:49

Page 8: Wasserstoffperoxid-das Vergessene Heilmittel

http://www.nexus-magazin.de/artikel/drucken/wasserstoffperoxid-das-vergessene-heilmittel

Quo vadis, H2O2?

Es gibt noch viele weitere Argumente und Studien, die eine wissenschaftliche Re-Evaluation dieses vielseitigen,kostengünstigen und simplen Stoffes rechtfertigen. Schon in diesem kurzen Artikel sollte jedoch klar gewordensein, dass es an Belegen für die Wirksamkeit des Wasserstoffperoxids nicht mangelt – höchstens an dessentatsächlichem Einsatz in der Therapie. Kurz zusammengefasst halte ich den (erneuten) Einsatz des Stoffes infolgenden Bereichen für wertvoll bis unabdinglich:

Resistenzen: Hier muss dringend erforscht werden, ob besonders in der Anwendung bei Ateminfektionendie Resistenzlage bei Antibiotika verbessert werden kann. Unabhängig davon ist im lokalen Bereich (aufder Haut) eine Verwendung des Peroxids vorzuziehen, wenn zu erwarten oder schon nachgewiesenworden ist, dass die Erreger resistent gegenüber Antibiotika sind. Auch virale Erreger wie die von Herpessollten damit therapiert werden, darunter etwa die Pusteln bei Windpocken oder Lippenherpes.Durchblutungsstörungen: Vor 50 Jahren wurden so viele positive Therapieerfahrungen mit höherkonzentrierten Präparaten durch lokale Anwendung auf der Haut gemacht, dass diese heutzutage sofort mitErfolg anwendbar wären. Auch bei Fußpilz ist die Haut schlecht durchblutet. Dieser wird also mit demPeroxid gleich doppelt beeinflusst, weil es gleichzeitig die Erreger bekämpft.Krebsheilung / Kombinationstherapie: Hier müssen die klassischen wie auch die jüngsten Erkenntnisseschnell in allgemeine Therapierichtlinien münden. Das gilt nicht nur für das Wasserstoffperoxid, sondernauch für organische Peroxide. Der unerträgliche Geruch lokaler Krebsgeschwüre kann palliativ schon mitPeroxid in niedrigen Konzentrationen beseitigt werden.Mund / Rachen: Die Anwendung von Wasserstoffperoxid bei Rachen-, Mandel- undKehlkopfentzündungen sollte wieder Standard in der HNO- und Mundbehandlung werden.Rachenentzündungen sind heute zu 80 Prozent durch Viren bedingt, die nicht durch Antibiotika beeinflusstwerden können. Mandelentzündungen werden häufig durch resistente Kokken verursacht.Desinfektion und Oxidation von Giften: Durch die sofortige lokale Anwendung des Wasserstoffperoxidsnach Verbrennungen, Tierbissen und Kontakt mit reizenden Pflanzengiften kann die Haut desinfiziertwerden. Außerdem ist es möglich, Gifte, Allergene und bei Entzündungen gebildete Stoffe zu oxidieren undso unwirksam zu machen. Wasserstoffperoxid kann auch den bei verschiedenen Hautkrankheitenauftretenden Juckreiz hemmen. Zudem macht das Eindringungsvermögen des Peroxids in die Haut eineerfolgreiche Bekämpfung der Borrelien unmittelbar nach einem Zeckenstich sehr wahrscheinlich.

Warum ein so vielseitiges Mittel derart in Vergessenheit geraten konnte, darüber lässt sich nur spekulieren. Keingeringer Grund dürfte es beim heutigen Einfluss der Großindustrie sein, dass das Wasserstoffperoxid spottbilligund nicht patentierbar ist, auch wenn andere historische Gründe wie falsch interpretierte Studien mit eine Rollegespielt haben mögen. Es wird Zeit, dass diese Missverständnisse ausgeräumt werden und das Peroxid wiederden Platz in der Medizin einnimmt, der ihm gebührt.

Anmerkung der Redaktion

Der hier publizierte Peroxidartikel stellt eine Einführung zu Dr. Gartz’ demnächst im Mobiwell-Verlagerscheinendem Buch „Wasserstoffperoxid – das vergessene Heilmittel“ dar.

Quellen

Grotz, W. (Hrsg.): Marchand, C.: „The therapeutical applications of hydrozone and glycozone.“ (New York,NY: ECH2O2 Publishing, 1896, Reprint 1989)

1.

Hauschild, F., Ludewig, R.: „Lokale Sauerstofftherapie durch epikutane Anwendung vonWasserstoffperoxyd“ in Dt. Ges. Wes., 1959, 14:1711

2.

Hauschild, F.; Ludewig, R., Mühlberg, H.: „Über die ‚ätzende‘ Wirkung von Wasserstoffperoxid“ in Arch.

exper. Path. u. Pharmakologie, 1958, 235:513.

Ludewig, R.: „Epicutane Anwendung hochprozentigen Wasserstoffperoxyds in der Behandlung periphererDurchblutungsstörungen“ in Verhandlungen der Dt. Gesellschaft Innere Medizin, 1961, 621

4.

Stone, J. R. et al.: „Hydrogenperoxide: A signaling messenger“ in Antioxid Redox Signal, 2006, 8:243–2705. „Wundheilung: Wasserstoffperoxid aktiviert Immunabwehr“ auf Focus Online,03.06.2009; http://tinyurl.com/qv2om3 (aufgerufen: November 2013)

6.

Ludewig, R.: „Zur Anwendung hochprozentiger Wasserstoffperoxydlösungen in der Zahnheilkunde“ in Dt.

zahnärztliche Z., 1960, 15:4447.

Sprung, H. B., Ludewig, R: „Epicutane Wasserstoffperoxydanwendung in der Behandlung peripherer8.

Wasserstoffperoxid – das vergessene Heilmittel – NEXUS Magazin 8 von 9

11.04.2015 19:49

Page 9: Wasserstoffperoxid-das Vergessene Heilmittel

http://www.nexus-magazin.de/artikel/drucken/wasserstoffperoxid-das-vergessene-heilmittel

Durchblutungsstörungen“ in Z. ges. innere Med., 1958, 13:661Wehner, W.: „Klinische Erfahrungen mit der epikutanen Anwendung von Wasserstoffsuperoxyd“ in Zbl.

Chir., 1961, 86:24759.

Sprung, H. B. et al.: „Über eine neuartige Sauerstoff-Therapie peripherer Durchblutungsstörungen“ in Med.

Bild, 1960,3:1 (1960)10.

Cavanaugh, M.: „The one minute cure: the secret of healing virtually all diseases“ (Beverly Hills, CA: Think-Outside-the-Book Publishing, Inc., 2009)

11.

Schmoranzer, H.: „Neue Möglichkeit der Wundbehandlung mit hochprozentigem Wasserstoffperoxid“ inMed. Bild, 1966, 9:44

12.

Böhm, W. et al.: „Zur mykostatischen Wirkung von Wasserstoffperoxid auf Faden-, Sproß- undSchimmelpilzarten“ in Derm. Wschr., 1967, 154:769 (1967)

13.

Handrick, W. et al.: „Untersuchungen über die viruzide Wirkung von Wasserstoffperoxid“ in Z. ges.

Hygiene, 1969, 15:612–613 (1969)14.

Werner, P.: „Otto Warburg. Von der Zellphysiologie zur Krebsforschung“ (Berlin: Verlag Neues Leben,1988)

15.

Cardone, A. et al.: „Utilisation of Hydrogen Peroxide in the Treatment of Recurrent Bacterial Vaginosis“ inMinerva Ginecologica, 2003, 55(6):483–489

16.

Höfs, W. et al.: „Steigerung der Röntgenstrahlenempfindlichkeit von Hauttumoren durch epikutaneWasserstoffperoxyd-Applikation“ in Dermatologische Wochenschrift, 1959, 139:353

17.

Ogawa, Y. et al.: „New radiosensitization treatment (KORTUC 1) using hydrogen peroxide solution –soaked gauze bolus for unresectable and superficially exposed neoplasma“ in Oncol. Rep., 2008,19(6):1389–1394

18.

Ogawa, Y. et al.: „Safety and effectiveness of a new enzyme-targeting radiosensitization treatment(KORTUC 2) for intratumeral injection for Low-LET radioresistant tumors“ in Int. J. Onkol., 2011,39:555–560

19.

Yoshizaki, K. et al.: „Pro-senescent effect of hydrogen peroxide on cancer cells and its possible applicationto tumor suppression“ in Biosc. Biotechnol. Biochem., 2009, 73:311–315

20.

Chen, Q. et al.: „Pharmacologic doses of ascorbate act as a pro oxidant and decrease growth ofaggressive tumor xenografts in mice“ in PNAS, 2008, 105(32):1105-1109

21.

Merker, P. C.: „Benzoylperoxide: a history of early research and researchers“ in Int. J. Dermatol., 2002,41(3):185–188

22.

Alvarez, O. M. et al.: „Benzoylperoxide and epidermal wound healing“ in Archives of dermatology, 1983,119(3):222–225

23.

Meshnick, S. R. et al.: „Artemisinin and the Antimalarial Endoperoxides: from Herbal Remedy to TargetedChemotherapy“ in Microbiological Reviews, 1996, 60:301–315

24.

Berger, T. G. et al.: „Artesunate in the treatment of metastatic uveal melanoma – first experiences“ inOncology Reports, 2005, 14:1599–1603

25.

Yamachika, E. et al.: „Artemisinin. An alternative treatment for oral squamous cell carcinoma“ in Anticancer

Research, 2004,24:2153-2160 (2004)26.

Lefévre, R., Barangar, P.: „Chimiotherapie Anti-Cancereuse“ in Acta-Unio Internationalis Contra Cancrum,1960, 16:887–900

27.

Holt, J. A. C.: „Compositions for use in cancer therapy“, Patent EP 0531031 (1992)28.

Wasserstoffperoxid – das vergessene Heilmittel – NEXUS Magazin 9 von 9

11.04.2015 19:49