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Mag. Günter Jochum Grundlagen 01 Rhetorische Stilmittel Ziel: Aktive Verwendung in allen Textsorten (speziell meinungsbildenden wie z.B. Rede usw). Passives Erkennen (speziell für Textanalyse und Textinterpretation). Name des rhetorischen Stilmittels – Erklärung – Beispiel: Identifikationsformel – eine Nähe zu den Zuhörern/innen herstellen – „wir“, „uns“ Parallelismus – „inhaltlich und grammatisch gleichmäßiger Bau von Satzgliedern oder Sätzen“ 1 – „Wir wünschen uns alle Frieden, wir wünschen uns alle Freiheit usw.“ Ausrufe – kurzer, einprägsamer Satz mit zentraler Botschaft (z.T. mehrmals wiederholt) – „Die Zukunft gehört uns!“ Mehrmalige Anrede der Zuhörer/innen oder Leser/innen – „Liebe Freunde“, „Meine lieben Freunde“ usw. Ankündigung – um Spannung zu erzeugen – „Die einfache und sichere Lösung erfahren Sie nach der kurzen Schilderung des Problems.“ Emotionalisierung – Steigerung der Aufmerksamkeit (durch Verwendung von Begriffen mit starker emotionaler Konnotation) – „dieses sauteure Misthandy“, „Das Inkassobüro agiert wie blutsaugende Vampire.“ „Er ist der strahlende Sonnenschein unserer Firma.“ Konnotation – „assoziative, emotionale, stilistische, wertende [Neben]Bedeutung“ 1 – „Konnotationen des Wortes ‚weiß‘: sauber, rein, Winter, kalt, leicht, unschuldig, hell usw.“ Metapher – „sprachlicher Ausdruck, bei dem ein Wort, eine Wortgruppe aus seinem eigentlichen Bedeutungszusammenhang in einen anderen übertragen wird, ohne dass ein direkter Vergleich zwischen Bezeichnendem und Bezeichnetem vorliegt; bildhafte Übertragung (z. B. das Haupt der Familie)“ 1 Vergleich – etwas Abstraktes anschaulicher machen (meist mit dem Wort „wie“) – „Dieses Problem kam wie eine Lawine auf uns zu.“

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Mag. Günter JochumGrundlagen 01

Rhetorische Stilmittel

Ziel: Aktive Verwendung in allen Textsorten (speziell

meinungsbildenden wie z.B. Rede usw). Passives Erkennen (speziell für Textanalyse und

Textinterpretation).

Name des rhetorischen Stilmittels – Erklärung – Beispiel:

Identifikationsformel – eine Nähe zu den Zuhörern/innen herstellen – „wir“, „uns“Parallelismus – „inhaltlich und grammatisch gleichmäßiger Bau von Satzgliedern oder Sätzen“ 1 – „Wir wünschen uns alle Frieden, wir wünschen uns alle Freiheit usw.“Ausrufe – kurzer, einprägsamer Satz mit zentraler Botschaft (z.T. mehrmals wiederholt) – „Die Zukunft gehört uns!“Mehrmalige Anrede der Zuhörer/innen oder Leser/innen – „Liebe Freunde“, „Meine lieben Freunde“ usw.Ankündigung – um Spannung zu erzeugen – „Die einfache und sichere Lösung erfahren Sie nach der kurzen Schilderung des Problems.“Emotionalisierung – Steigerung der Aufmerksamkeit (durch Verwendung von Begriffen mit starker emotionaler Konnotation) – „dieses sauteure Misthandy“, „Das Inkassobüro agiert wie blutsaugende Vampire.“ „Er ist der strahlende Sonnenschein unserer Firma.“Konnotation – „assoziative, emotionale, stilistische, wertende [Neben]Bedeutung“ 1 – „Konnotationen des Wortes ‚weiß‘: sauber, rein, Winter, kalt, leicht, unschuldig, hell usw.“ Metapher – „sprachlicher Ausdruck, bei dem ein Wort, eine Wortgruppe aus seinem eigentlichen Bedeutungszusammenhang in einen anderen übertragen wird, ohne dass ein direkter Vergleich zwischen Bezeichnendem und Bezeichnetem vorliegt; bildhafte Übertragung (z. B. das Haupt der Familie)“ 1

Vergleich – etwas Abstraktes anschaulicher machen (meist mit dem Wort „wie“) – „Dieses Problem kam wie eine Lawine auf uns zu.“Periphrase – „Umschreibung eines Begriffs, einer Person oder Sache durch kennzeichnende Eigenschaften (z. B. der Allmächtige für Gott)“ 1 – „der gelbe Engel“ (Rettungshubschrauber mit gelber Lackierung)Euphemismus – beschönigender Ausdruck (bei Wörtern, die man vermeiden möchte; oft bei Tabu-Themen) – „Er ist gefallen.“ (im Krieg getötet worden)Personifikation – Verbindung eines Begriffes mit einer menschlichen Eigenschaft – „Die Sonne lacht vom Himmel.“ „Traurig stand das alte Auto in der Garage.“Symbol – etwas Abstraktes wird durch einen konkreten Gegenstand ausgedrückt – „Herz“ (für Liebe), „Himmel“ (für das Jenseits) usw.Rhetorische Frage – immer mit einer (eindeutigen) Antwort in der Intention des Textes – „Wollen Sie auch weniger Steuern zahlen?“Appell – Aufforderung, eine konkrete Handlung zu vollziehen – „Beginnt morgen mit dem Training!“

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Bitte – eine ‚abgeschwächte‘ Aufforderung – „Bitte beginnt schon morgen mit dem Training.“Ellipse – „Auslassungssatz; Satz, in dem Redeteile erspart sind, z. B. keine Zeit (= ich habe keine Zeit)!“ 1 (meist bei Überschriften)Hypotaxe – (viele Neben-) Sätze, die untergeordnet sind (Schachtelsätze) – „Der Manager, der sich in seinem Job sicher fühlte, wurde, damit sich nicht noch mehr Verluste anhäufen, entlassen, um dem Vorstand Handlungsfähigkeit zu demonstrieren, weil dieser in einem Interview gefordert hatte, dass sich dringend etwas, was den Ruf des Unternehmens nachhaltig verbessert, ändern müsste.“Parataxe – gleichwertige, nebengeordnete Sätze (z.B. Hauptsatzreihen) – „Die Eltern kommen in die Schule. Sie haben sich für eine Wahl eingefunden. Das Ergebnis ist eindeutig.“Klimax – Steigerung im Ausdruck – „Er spazierte, ging, rannte, um den Bus noch zu erreichen.“ Antithese – „Zusammenstellung entgegengesetzter Begriffe (z. B. der Wahn ist kurz, die Reu ist lang)“ 1

Chiasmus – „kreuzweise syntaktische Stellung von aufeinander bezogenen Wörtern oder Redeteilen (z. B.: groß war der Einsatz, der Gewinn war klein)“ 1

Ironie – die Absicht der Aussage sprachlich ins Gegenteil verkehren (idealerweise mit Hyperbel verbunden) – „Es macht uns einfach nur glücklich, dass wir für dieses wunderbar alte, kleine Kämmerlein so viel bezahlen dürfen.“Hyperbel – Übertreibung des Ausdrucks 1 – „Der in aller Ewigkeit beste Schneebesen der Welt.“Pleonasmus – überflüssige Häufung sinngleicher oder sinnähnlicher Wörter, Ausdrücke (z. B. weißer Schimmel, schwarzer Rappe)“ 1 – „alter Greis“Synonyme dazu sind ‚Tautologie‘ und ‚Redundanz‘ Sarkasmus – „beißender, verletzender Spott“ 1 – „Wenn du schon nicht gut Auto fahren kannst, hast du hoffentlich eine gute Versicherung.“ (Aussage nach Unfall zu dem Verursacher)

___________________________________________________________1) Duden - Das Fremdwörterbuch, 9. Aufl. Mannheim 2007 [CD-ROM]