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Ende Juni begann mein Urlaub. Sachen werden gepackt, ein Sammeltaxi nach Duschanbe wird bestiegen. In Duschanbe treffe ich dann Richard und Lina. Zusammen soll's nach Osten gehen, in den Pamir. Der erste Schritt dahin führte uns morgens zur "Khorog Stanzia":

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Ende Juni begann mein Urlaub. Sachen werden gepackt, ein Sammeltaxi nach Duschanbe wird bestiegen.

In Duschanbe treffe ich dann Richard und Lina. Zusammen soll's nach Osten gehen, in den Pamir. Der erste Schritt dahin führte uns morgens zur "Khorog Stanzia":

Was aussieht wie ein "Land Cruiser"-Fanclub ist tatsächlich die Station, von der aus die Sammeltaxis nach Khorog aufbrechen.

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Wir hatten bereits telefonisch einen Fahrer, Iloli, organisiert. Dieser überaus höfliche und leicht hünenhafte Mann fuhr uns für die nächsten rund 15 Stunden durch Tadschikistan, erst durch die Ebene von Duschanbe, dann entlang der tadschikisch-afghanischen Grenze, nach Khorog, der Hauptstadt der autonomen Region Berg-Badachschan.

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Das erfahrene Auge erkennt, dass der Pamir, genau wie Hindukush und Himalaya, aus Bergen besteht.

In Khorog bezogen wir ein einfaches Hotel, genossen die Ruhe und schauten uns Khorog an. Khorog ist definitiv die "touristisierteste" Stadt Tadschikistans, wobei dies nicht bedeutet, dass man an jeder Ecke zum Kauf von wasweißich genötigt wird, ja, ich schaue dich an, Istanbul, sondern man merkt es hauptsächlich daran, dass man als Touri auf fröhlichen Englisch bei durch die Stadt flanieren angequatscht wird. Geht man zum Beispiel durch den Park kommt schnell von einer Gruppe Jugendlicher Jungen und Mädchen ein "Hello, how are you". Man könnte so theoretisch ins Gespräch kommen, wir sind aber dazu teilweise zu Müde und teilweise zu verschroben.

An dieser Stelle, bevor die eigentlichen Abenteuer beginnen, stelle ich vielleicht noch meine zwei, oben bereits erwähnten Mitreisenden vor:Zum einen Lina Jassmann, sie macht eigentlich das gleiche wie ich, nur in der Hauptstadt Duschanbe. Wer den Blog ein bisschen verfolgt, wird den Namen schon mal gehört haben.Zum anderen Richard Schmidt, auch von Kulturweit, aber beim DAAD mit voller Elan mit Büroarbeit oder so beschäftigt. Ehrlich gesagt hab ich wenig Ahnung, was er den ganzen Tag macht. Aber er spricht Tadjik. Das führt zu komischen Situationen, da ich nur Russisch gelernt habe und daher sein Tadjik nicht verstehe. Ebenso versteht er kein Wort, wenn ich auf Russisch versuche, meine Gefühle, Wünsche und Träume in Worte zu fassen, um zum Beispiel einen Taxifahrer davon zu überzeugen, uns hier und dorthin zu fahren. Und so kam es bestimmt im Laufe dieser Abenteuer viel zu oft vor, das wir beide jeweils das gleiche in jeweils anderen Sprachen fragten, uns gegenseitig nicht verstehend. Zum Glück war niemand genervt von uns..

In Khorog wurd' und dann irgendwann langweilig, also auf zur Touri-Info, dort kurz einen Schlachtplan entworfen und schon steht das erste Ziel fest:

Der Durum-Kul, ein See. Das diesem See am nächsten liegende Dorf ist von Khorog zwei Autostunden entfernt, von da dann eine entspannte Wanderung über 10, vielleicht 15 Kilometern zum See. Da es früher Nachmittag ist, eilen wir so schnell wie Möglich zum "Busbahnhof", um wenig später, beladen mit gigantischen Wanderrucksäcken, einen dezent kleinen Minibus chinesischer Fabrikation zu besteigen. Dieser fährt uns für insgesamt 30 Somoni gut anderthalb Stunden lang nach Roshqala. Das größte Dorf der gleichnamigen Region. Die ganze Strecke geht "gradeaus", einfach immer durchs Tal. In Roshqala ist es dann schon etwas später und wir merken, dass alle Homestays mindestens sieben Kilometer weit weg sind. Zum Glück sitzen einige Männer an der Straße, die uns raten, mit dem Jeep bis nach Sezhd, das Dorf an dem der Durum-Kul liegt, zu fahren. Der Fahrer kommt aus der Gruppe der Männer und schlägt 150 Somoni als Preis vor, ein bisschen happig, aber ne richtige Alternative haben wir wohl nicht.

Der Fahrer ist dann in Sezhd, dem Dorf, auch gleich so gut uns ein Homestay zu organisieren, denn eigentlich gibt es dort keins, aber er ist mit einem der Herren des

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Dorfes befreundet, er bittet uns im Auto zu warten und kommt kurz darauf mit unserem zukünftigen Gastgeber wieder. Dieser zeigt uns sein Haus, wir sind entzückt, der Preis ist gut, und alle Fragen werden mit "bes problem" beantwortet. Ohne Problem. So genießen wir kurze Zeit später erst hausgemachten Joghurt, dann sehr deftige Suppe mit "Bergfleisch". Mal reden Richard und der Herr auf Tadjik, die meiste Zeit rede aber eher ich auf Russisch, da im Pamir eigentlich Pamirsprachen gesprochen werden und das Tadjik dann die zwei Fremdsprache nach Russisch ist. Laut Richard spricht unser Gastgeber wohl auch nicht so gutes Tadjik. Dafür ist sein Russisch absolut makellos, soweit ich das als Anfänger beurteilen kann.

Am nächstes morgen wird uns dann netterweise noch gezeigt, wo der Weg zum See hin beginnt. Direkt zu Beginn müssen wir einige Hügelchen aufsteigen und bereits nach der ersten Stunde sind wir völlig erschöpft. Wir sind inzwischen zwischen 2500 und 3000 Metern und ich fühle mich durchaus ein bisschen mulmig. Nach einem halben Tag wandern erreichen wir dann den See. Leider setze ich mich kurz danach selber außer Gefecht. Wir wollten vom See zurück zum letzten Haus und um einen Kochtopf und ein bisschen Reis bitten, da wir nur einen Campingkocher hatten, aber so nebensächliches wie Töpfe oder gar Nahrung aus Zeitmangel nicht in Khorog besorgt hatten. Leider forderten dann Hitze, Sonne und vielleicht auch Höhenkrankheit bei mir ihren Tribut. So saß ich erst ne Weile vor dem Haus und sah Elend aus, bis dann die überaus freundlichen Bewohner beschlossen, dass ich Krank sei und mir einen Platz zum liegen anboten. Den Rest des Tages hab ich geschlafen, außer einer kurzen Unterbrechung, dem Abendbrot.

So spulen wir vor auf den nächsten Morgen. Wir treten die Rückreise an, nachdem wir uns nochmal ausführlich bei unseren Gastgebern bedankt haben. Wir treffen nach kurzer Zeit auf einen Jeep, der runter ins Dorf will, wir steigen ein. Im Dorf fragt der Fahrer wo wir hinwollen, wir antworten "Khorog", er bietet an, uns für ein kleines Entgelt bis zu dem Dorf zu fahren, von wo die Kleinbusse aus nach Khorog aufbrechen.

Und so landen wir wieder in Khorog, diesmal nur nicht in dem kleinen Sares-Hotel, sondern in der Pamir-Lodge. DEM Ort für westliche Pamir-"Abenteurer", die meist auf Fahrrädern oder Motorrädern den Pamir-Highway bezwingen. Die meisten kommen aus Murghab im Norden. Von dort ist es ne ziemliche Strecke und die Meisten bleiben erstmal ne Weile in der Lodge um sich auszukurieren und ihre "Magenverstimmung", ein fröhliches Codewort für Durchfall, wieder loszuwerden. Und so hat die Lodge nicht nur europäisches, sondern auch Krankenhausflair. Wir drei Kulturweitler genießen meist unsere Überheblichkeit über diese "Globetrotter", die meist kein Wort Tadjik und nur äußert wenig Russisch können. Aber manchmal kommt man dann doch ins Gespräch, und man erkennt, dass es nicht nur von der Welt gelangweilte Manager sind, sondern zum Beispiel auch die britische Ärztin, die erst ein halbes Jahr für "Medicins Sans Frontieres" gearbeitet hat und jetzt nochmal auf dem Drahtesel Zentralasien erobert. Aber leider gibt es eben auch diese, die einfach aus purer Langeweile und materiellem Überfluss den Pamir aufsuchen..

Wir sitzen nun die nächsten Tage in der Pamir Lodge, ich kuriere meine Höhenkrankheit mit einer Feinschmecker "ReisOhneSalz"-Diät und kipp mir ab und zu nochmal n bissel Elektrolyte gegen den Nährstoffverlust rein. Richtig,

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"Magenverstimmung"..Zwischendurch sind wir fest entschlossen, die Lodge zu verlassen und ein neues Abenteuer zu starten, aber schon wenige hundert Meter hinter der Lodge treffen wir (unwissentlich) auf ein Privatgrundstück inklusive Wachhund, welcher Lina anschrammt und Richard ein kleines Loch in den Oberschenkel zaubert. Also ab in die Lodge. Ein Krankenwagen wird gerufen, die äußerst sympathischen Sanitäter inklusive Ärztin versorgen die Wunden, und beteuern, dass das keine "beschenstvo" (=Tollwut) war. "Alle Hunde in Khorog sind gesund" wurde uns versichert. Da wir am nächsten Tag rausfinden mussten, dass es eh keinen Impfstoff gibt, haben wir's geglaubt. Und so genießen wir noch 1 oder zwei Tage in der Lodge, bis die Rückfahrt anstehen soll.

Doch dann kommt Armin, seines Zeichens Absolvent eines zweimonatigen Praktikums an der deutschen Botschaft Duschanbe, und überzeugt mich und Lina gleich mit, mit ihm nochmal nach Langor zu den Engelswiesen (wegen des Kommunisten, nicht des Federviehs) zu fahren.

Und so verabschieden wir Richard, der arbeiten muss, und beginnen dann den sechsstündigen Autoritt nach Song (weiches "s", nicht wie das Lied). Im Auto sitzen Lina und ich unbequem ganz hinten, Armin vorne und auf der Mittelbank wird gekotzt.. Rohi Safed. Abends kommen wir an, genießen ein äußert leckeres Mal und erfreuen uns der Gastfreundschaft von Gulischers Familie. Gulischer war nebenbei auch unser Fahrer und seine Familie hat halt ein Homestay wo gerne mal Bergsteiger oder Touristen vorbeischauen, insbesondere, wenn sie zu den Engelswiesen wollen.

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Links von mir Armin, in der Mitte, im weißen Shirt, Gulisher

Und am nächsten morgen ging's los zu den Engelswiesen..

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Hier rennen wir drei Stunden in die falsche Richtung. Yay.

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Nachdem wir erkannt haben, das wir falsch waren, umgedreht haben, wurden wir hier zum Essen eingeladen.

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Auf der anderen Seite des Flusses liegt Afghanistan

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Die Engelswiesen, fast 4000 Meter hoch. Hinten der Pik Engels, 6510 Meter hoch.

Nach der Wanderung ging's nochmal in die heißen Quellen, die's da auch noch gab, dann zurück nach Khorog, dann mit Iloli nach Duschanbe