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Zeremonie des Betrugs Francisco Gómez

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Zeremonie des Betrugs

Francisco Gómez

Das Licht fiel senkrecht auf den Kastanienstand genau wie die heraldische Zürcher Flagge; Der Rauch des kleinen Ofens verlies seinen Platz, um die dunkleren Schuhe des Kommissars Ackermann zu beleuchten, der gerade in diesem Augenblick sich dort aufhielt, um eine Tüte mit heißen Kastanien zu kaufen. Als er sie sich noch einmal anschaute, dachte er an den Anruft, den er einigen Minuten zuvor von Paola erhalten hatte: „ein Mann liegt tot in einer Wohnung an der Goldküste“. Dann zog er fünf Franken aus seiner Regenmanteltasche heraus und reichte sie dem Verkäufer. Es war zehn Uhr morgens am Allerheiligen. An der Bahnhofstrasse schlugen die Glocken die volle Stunde, aber er hörte nur die brennende Stimme des Kastanienverkäufers, der ihm sagte: —vier Franken, Signor, und einen schönen Tag. Der Kommissar sah wie die Glatze des Italieners im Sonnenlicht leuchtete als er ihm die Tüte gab. —Da haben Sie fünf und den Rest können Sie für sich behalten. Danke vielmals —sagte der Kommissar.Kurz darauf betrachtete er wie zwei Italiener in einem Dialekt, den er nicht verstand, aufgeregt über einen Raub diskutierten, der sich eigene Stunden zuvor in einen Juweliergeschäft in der Nähe ereignet hatte, während sie seine Arme mit großen Aufhebens um das Feuer bewegten. Zum Glück war es ein Diebstahl ohne schlimme Folge, weder für die Kunden noch für die Angestellten. Er steckte den Kastaniensack in seine Regelmanteltasche hin und ging weiter. Es war eine Überraschung für Paola. Er hatte sie seit einem Jahr nicht mehr gesehen und jetzt diesen Fall brachte sie wieder zusammen. Der meistgesuchte Betrüger Englands lag leblos mit dem Gesicht nach unten auf dem Rücken liegend und mit zwei tiefen Messerschnitten auf die Kehle in einer Wohnung, die er ein Jahr zuvor für sich und seine Familie in einer der teuersten Gegend vom Zürich gemietet hatte. Irgendjemand hatte seine Halsschlagader durchgeschnitten. Er war fünfzig Jahre alt als er starb. Ihm gegenüber standen Paola und die Leute der Spurensicherung.—¿Und Sie sagen, dass die Tür offen stand als Sie ihn leblos in diesem Zimmer gefunden hatten ? —fragte Paola den Nachbar. —Ja, so ist es —beantwortete er. —¿Kannten Sie ihn ? —Ich persönlich nicht aber die Nachbarschaft wusste, dass er ein weltgewandter Typ sei, stets gut gekleidet, vielbeschäftig, der mehrere Sprachen beherrschte, arbeitete mit Elon Tanner an einem bahnbrechenden Projekt.—¿Sprachen Sie mit ihm ?—Seine Frau erzählte es uns bei jeder Gelegenheit.—¿Aber Sie haben nie mit ihm gesprochen ?—Nein, ich nicht, aber er war « das Hirn vom Tanners Unternehmer » —fügte noch hinzu.—Engländer, gutes Aussehen, stets gut gekleidet, mit Bart und Brille, um die fünfzig, die Rechte Hand vom Elon Tanner, und mit dem Natel vollen Blut am Boden —bemerkte der Kommissar, der in diesem Augenblick angekommen war. —Ein komischer Typ —erzählte der Nachbar weiter — Er verbrachte seine Tage mit Yoga oder paddelte mit dem Stand-up- über den See. Und dann waren da noch seine beide adretten Mädchen, die in Schwyz eine Privatschule besuchten und ab und zu mit meinen Töchter spielten. Der meistgesuchte Betrüger Englands lag vor seinen Augen, die Kehle durchgeschnitten, mitten in einem Blutbad. Die Geschichte seiner Opfer zeigten auf, wie perfid der Brite vorging und wie er es schaffte, selbst Alt-Bundesräte in seine Machenschaften

hineinzuziehen. Der Kommissar Ackermann begrüsste Paola als ob die Zeit nicht vergangen wäre. —Es scheint, dass das Schicksal gut mit uns meint, wir werden wieder zusammen an einem Fall arbeiten —sagte Ackermann und mit einer Handbewegung überreichte er ihr den Kastaniensack. Obwohl sie ihre Beziehung zum Kriminalpolizisten schon vor Jahren beendet hatte, lag noch die gleiche Vertrautheit zwischen ihnen.—Sie riechen gut, danke —sagte Paola und nahm eine heraus —. ¡Du gibst nie auf ! —schmunzelte sie. — Darauf will ich nicht eingehen. Isst sie bewor sie kalt werden —fügte der Kommissar hinzu.—¿Wo bist du die ganze Zeit gewesen ? — fragte Paola.—Im Suddeutschland. Nahe der Grenze zur Schweiz. Sie schickten mir ein Jahr lang am Bodensee, um die organisierte Drogenkriminelle zu bekämpfen, eine schwierige Arbeit aber dieses mal standen mir zehn Polizisten zur Verfügung —antwortete Ackermann.—Die Brise des Sees hat dir gutgetant. —Ja, ein Jahr weg vom den korrupten Machenschaften des Finanzplatzes im Zürich hat mir gutgetant. Im übrigens, Konstanz ist eine sehr provinzielle Stadt, deren Ruhe nur durch den intensiven Drogenverkerht dessen See gestört wird. —Erzähl von Konstanz und was Du dort gemacht hast —lenkte sie ab.Ackermann erklärte ihr, dass er sich an derer Universität zum Fallanalytiker weiterbilden liess. Paola wusste, dass ein Fallanalytiker ein Experte war, der ein Verbrechen systematisch aufarbeitete. Empathie spielte eine wichtige Rolle. Eine Fallanalyse war vor allem eines : Knochenarbeit. Paola freutet sich, mit ihm wieder zusammen zu arbeiten. Sie wusste wie enttäuscht Ackermann über das Banksystem gewessen war als er den Mord vom Mäder aufgeklärt hatte. —Du bist schlänker geworden als sonst —stellte sie fest während ein Polizist das Natel des ermordeten in einen Plastikbeutel hineinsteckte. —¿Habt ihr schon herausgefunden wer das Opfer ist ? —fragte der Kommissar. —Das werden wir demnächst wissen sobald wir mit dem Besitzer des Hauses gesprochen haben. —¿Wann wurde er ermordet ? —Das Opfer wurde letzte Nacht ermordet —antwortete Paola.—¿Weisst du wo er wohnt ? —fragte der Kommissar. Ackermann hörtet Paola aufmerksamt zu und wartetet nicht lange bis er zu ihm ging. Walser, so hiesst der Besitzer, wohnte nicht weit weg von dort in einem Einfamilienhaus. Er fand Walser niedergeschlagen sitzend auf der Terrasse. Der Kommissar begrüsste ihn und stellte sich ihm vor ; Walser, wie jeder, der einem gewieften Betrüger auf dem Leim kriecht, reagierte wütend, schockiert, wenn er den Kommissär kommen sah und vor allem schämte er sich, so leichtgläubig mit Mallord gewesen zu sein, denn so hiess der Ermorderte. —Kommissär Ackermann —sagte Walser — ich habe fast mein ganzes Vermögen an diesem Betrüger gegeben, das Geld habe ich abgeschrieben, jetzt geht es nur noch um Schadenbegrenzung. Doch auch das wird schwierig werden, denn Betrug ist vor Gericht nur sehr schwer nachzuweissen, vor allem, wenn man an einen professionellen Betrüger gerät. Der Kommissar hörte ihm zu ohne ihn zu unterbrechen, dann fragte er ihn :—¿Haben Sie irgendwelche Vermutung wer ihn umgebracht hat und warum ?

—Das ist sehr schwierig zu beantworten, vor allem wenn man mit einem Betrüger wie Joseph Mallord zu tun hat —beantwortete Walser.Hochstapler sind keine Räuber, sie schmeicheln sich bei ihren Opfern ein, lügen und manipulieren sie, bis diese ihnen freiwillig Geld geben. Sie versprechen ihnen ein tolles Geschäft, gaukeln ihnen die große Liebe vor, verkaufen ihnen Immobilien zu einem sagenhaften Preis – und machen sich dann aus dem Staub, oft mit dem ganzen Ersparten ihrer Opfer.—¿Haben Sie nicht versucht sich zu wehren ? —fragte der Kommissar.—Obwohl ich mein Geld nicht mehr zurückbekommen werde, freue ich mich, dass er Tod ist. Sehr wahrscheinlich das Geld liegt jetzt auf einem geheimen Konto von seiner Frau.—¿Wo ist die Frau vom Mallord ? —Ich weiss es nicht, sie ist kurz vor seinem Tod in einer Nacht-und-Nebel-Aktion mitsamt den Kindern verschwunden. Sie haben die Wohnung hinterlassen, als wären sie eben kurz weggegangen. Wie Sie gesehen haben.—Ja, das ist wahr, im Kühlschrank steht noch Milch und alle Kleider sind noch da, aber Mallord ist mit ihnen nicht gegangen — deutetet Ackermann an.—Nein, er hat zu viel an zu vielen Leute versprochen —antwortete Walser.

Paola beobachtete kniend die Blutflecken auf dem Teppich und versuchte sich vorzustellen, wie der Betrüger sitzend mit der tadellosen Hosen englischer Schnitt mit Hosenträger und die blauen teueren Kravatte mit gemusterten Hirschen auf dem Sofa mit den ahnungslosen Opfer kommunizierte. Dabei kam ihr der schreckliche Gedanke beim Anschauen der Leiche, dass vielleicht unter dem Fingernagel des Betrügers keine Hautpartikel zu finden wären, um sie mit anderen ADN Profile vergleichen zu können, denn sie besassen etwas merkwürdiges das Paola nicht zu entziffern wusste ; vielleicht war das Versagen eines asozialen wesen oder das Rennen eines Menschen um sein oder nicht sein. Sie stand auf und schaute den Polizist an, der am herausfinden war wie Mallord zu Boden hätte fallen können. Ihre Augen verfolgten jede Handbewegung des jungen Mannes, dann sagte er zu ihr: —Als das Opfer zu Boden fiel besteht die Möglichkeit, dass es am telefonieren war. Und es ist auch möglich, dass irgendjemand ihm vom hinten mit einem Messer niederstach. Das Opfer leistete kein Wiederstand, denn es wurde vom hinten attackiert —erklärte er weiter —. Und der Täter musste grösser und stärker sein als er. Vielleicht wartetet er auf ihn in der Wohnung—fügte er noch hinzu. Paola dachte darüber nach und sagte nichts dazu als sie aus einem Raum stimmen hörte. Sie sah wie die Leute der Spurensicherung relevante Spuren sicherten, die Fernbedinung lag auf einem grossen Sofa. Der Kühlschrank stand offen mit Essmittels und Getränke drinn. Gleich daneben befand sich ein Zimmer wo ein Polizist herauskam. Das blaue Licht der UV Lampen beleuchtete die Blutflecken, die überall auf dem Boden verteilt waren. Die Leute der Spurensicherung bewegten sich leise durch alle Räumlichkeiten, um Spuren zu finden. Paola kam es vor als wollte man die Welt ergründen und versuchte eine Kastanie zu essen aber dieses Durcheinander stihlt ihr den Appetit. Im Haus vom Walser der Kommissär befragte ihn weiter. —¿Wie haben Sie Mallord kennengelernt ? —fragte der Kommissar.Walser erklärte ihn noch aufgeregt, dass als er Mallord kennenlernte, dieser sich am Telefon als « Manolo Escobar » ausgab. Er wusste nicht, dass die Person im Wirklichkeit Joseph Mallord war, der meistgesuchte Betrüger Englands. —Das war im Juni letztes Jahr —erklärte er weiter —. Er rufte mich an, weil er sich bei mir nach einer Wohnung für sich und seine Familie erkundigte. Ich sagte ihm, dass das geeignete

Objekt eine Überbauung in Wädenswil mit privaten Wellness-Fitness-Bereich, Indoorpool, direktem Zugang zum See für 7500 Franken im Monat wäre —antwortete Walser.—Der Kommissar fragte : ¿Und signalisierte er Interesse ? —Ja, Mallord zeigte grosses Interesse und schickte mir neben den üblichen Unterlagen und Nachweissen einen spanischen Pass und eine Aufenthaltsbewilligung. —Klar, ich verstehe. —¿Seit wann kennen Sie Mallord, besser gesagt, Manolo Escobar ? —korrigierte sich der Kommissar.—Seit einem Jahr, ungefährt, aber ich habe ihn bis Heute noch nie gesehen —beantwortete Walser.—¿Aber wenn ihnen die erwähnte Person nie begegnet ist, wie haben Sie dann Geschäfte mit ihm gemacht, und wo haben Sie ihr Geld verloren ? —fragte Ackermann vorsichtig.—Wir telefonierten oft und lange. « Es waren hervorragende und intensive Gespräche. Fast wie mit einem Bruder » —sagte Walser. Anschliessend erzählte Walser an Ackermann was für Geschäfte er mit ihm machte. —Irgendwann erzählte mir mein neuer Mieter en passant von seinem Star-up-Unternehmen, das er hier in der Schweiz lancieren wolle. Man arbeite am Patent für einen Blackbox für selbstfahrende Autos. Das werde ganz gross, sagte Mallord, bereits würden sich prominente Investoren für das Projekt interesieren, etwa die Firma Intel und der Unternehmer Elon Tanner —erklärte Walser weiter.—¿Und so begann ihre geschäftliche Beziehung zu ihm ? —fragte der Kommissar.—Nicht, wirklich —antwortetet Walser —als Escobar erwähnte, sie seien noch auf der Suche nach zunächst freischafenden Mitarbeiter, die Kontakte zu Wirschaftsförderern herstellen und mögliche Produktionsstandorte recherchieren könnten, bat ich Hand.—¿Um welche Zeit haben Sie gewusst, dass Mallord ermordet wurde ? Walser spürte wie diese Frage von Ackermann ihn auf ein dunkleres Terrain führte, das weniger Antworten offen liess. Er könnte ihm sagen, dass er nicht der Täter war, aber bis vor nur eigenen Wochen wusste er, dass Mallord im Wirklichkeit weniger als zweihunder Meter entfernt von ihm lebte und nicht in der USA wie er ihm oft sagte. Für ihn war es dann klar, dass « Escobar » bereits seinen Abgang vorbereitet. Wenig später trat Markus Walser mit den Fahnder in Kontakt, die den Betrüger europaweit suchen. Man verspracht ihm Hilfe, wenn er seinerseits dabei helfen würde, Joseph Mallord zu verhaften. Das machte Walser gern, zwei Wochen lang hält er die Fassade aufrecht, telefoniert mit Mallord- parallel aber auch mit seinem Kontak in Wädenswil. Ende Juni schlugen die Täter aber zu und brachten Mallord zusammen bevor die Polizei ihn festnehmen könnte.—Ich kann ihnen nur sagen, dass Heute Morgen meine Frau und meine Tochter um sieben Uhr in die Stadt gefahren sind, um einzukaufen zu gehen. Ich blieb hier um das invistierte Geld in « Escobars » Firma zu berechnen. Dann habe ich gefrühstück und nach zehn minuten hat ein Nachbar an die Tür geklinget, um mir die Nachricht des Todes von Mallord zu überbringen. Wir ruften dann die Polizei an und gingen miteinander zum ermordeten und dort bin ich geblieben bis…—¿Bis… ? —fragte Ackermann.—Bis eine Frau auftauchte, um über ihn mit mir zu reden —antwortete Walser.—¿Eine Frau ? —wiederholte der Kommissar.—Ja, eine Frau mit englischen Akzent, Frau Roberts —beanwortete Walser —. Sie erzählte mir, dass Mallord sie auch betrogen hatte. Er soll angegeben haben, einen Schweizer Bänker und Agent des Geheimdienstes M16 zu sein und sie danach um 1’1 millionen Franken erleichtert haben, um mehrere Häuser zu renovieren. —Teoretisch, hätte sie ihn umbringen können —sagte der Kommissar.

—Ich glaube es nicht — beantwortetet Walser —diese Frau ist zu klein und zu wenig kräftig, um Mallord getötet zu haben. Sie kann nicht einmal eine Zitrone energisch pressen.Ackermann warf ihm einen zweifelnden Blick zu, dann fragte er weiter :—¿Wie war Frau Roberts angezogen ? —Sie hatte einen guten Geschmack. Sie war fein gekleidet und geschminkt wie jede andere vornehme englischen Frau. Sie trug eine schwarze Kleidung Anzug und weisse Handschuhe. —¿Um welche Zeit ist sie gegangen ? —fragte der Kommissar.—Das kann ihnen komisch vorkommen, aber ich habe nicht auf die Uhr geschaut. Sie war bei mir eine halbe Stunde und dann kam das Taxi, das sie einige minuten zuvor bestellt hatte. Tatsächlich, diese Aussage kam Ackermann sehr komisch und verdächtig vor. Ihr gemheimnisvoller Besuch beim Walser, ausgerechnet an dem Tag an dem Mallord ermordet wurde. Als Ackermann gehen und sich vom Walser verabschieden wollte, weckte ein Kleidungsstück, das am Kleiderbügel im Gang hing, seine Aufmerksamkeit. In diesem Augenblick klingeltet es an die Tür. Walser machte sie auf. Während ein Briefträger an Walser die Post überreichte, machte der Kommissär eine Foto des Kleidungsstückes mit seinem Natel. Er sah darin ein Blutfleck. —Es tut mir leid, Kommissar Ackermann, aber Heute habe ich keine Zeit mehr für Sie. ¿Haben Sie noch Fragen ? —sagte Walser.—Ja, noch eine Frage : —¿Wann haben Sie mit Mallord zum letzten mal gesprochen ?—Das letzte mal, dass ich mit Manolo Escobar gesprochen habe, Entschuldigung, mit Mallord, war es vor vier Wochen als ich mit « Escobar » darüber sprach mit einer Firma in Baselland zusammenzuspannen, die ein ähnliches Gerät produziert. Er war nicht wanhsinnig begeistert von der Idee. Ich war Feuer und Flame und legte los. Ich wollte selber in die Firma einsteigen und deswegen verlangte ich ein Treffen mit dem alten Bundesrat, doch « Escobar » zögerte. Alt Bundesrat sei höchst beschäftig, es liesse sich aber eine Telefonkonferenz organisieren —antwortete Mallord.—Ah, ich wusste nicht, dass er noch einen weiterem Trumf im Ärmel hatte. Aber alles war eine Lüge. Hier haben Sie meine Visitenkarte. Es ist möglich, dass ich auf Sie wieder zurückomme — sagte der Kommissar.—Wie Sie wünschen, Kommissar, aber bevor Sie gehen, möchte ich ihnen etwas zeigen.—¿Was ist das ? —fragte Ackermann.—Es ist eine Kopie des Vertrages mit Elon Tanner, die ich sehen wollte bevor ich invistiere. Für eine Kopie sei das Dokumen zu geheim, sagte « Escobar ». Aber er werde mir den Vertrag zukommen lassen. Und so fuhrte eines Nachmittags eine dunkle Limousine bei mir vor und im Wagen sass ein Mann mit einem mehrseitigen Vertrag, unterschrieben von Elon Tanner. Naiv von mir, geblendet von der Inszenierung durchschaute ich nicht, dass es sich um eine Fälschung handelte.—Aber das gab ihnen Sicherheit, ¿nicht wahr ? —fragte Ackermann ohne auf eine Anwort zu warten.Der Kommissar nahm das Dokument und fragte ihn, ob er es bei sich behalten könne, um die Fingerabdrücke zu identifizieren.

Paola wählte die Natelnummer vom Ackermann und fragte ihn, ob er fertig mit der Vernehmung sei. —Im fünf minuten bin ich bei dir —sagte Ackermann —bevor er das Haus von Walser verliess.Paola hatte konzentrationsprobleme und wollte alle Sachen, die sie gesehen, beobachtet und gehört hatte, einordnen. Mit vernügen hätte sie eine Pause gemacht und die Kastanien fertig

gegessen aber die Spurensicherung war noch nicht abgeschlossen und sie wollte nicht lange warten. Unter ihren Armen breiteten sich Schweissflecken aus und verströmten einen unangenehmen Geruch. Paola versuchte, unauffälig einen Schritt zurückzumachen und trank aus ihre Wasserflasche einen kräftigen Schluck. Die Umgebung des Tatortes glich einer Theaterbühne. Hinter der Absperrung hatten sich viele Neugierige versammelt. Ackermann richtete seine Schritte auf den Tatort, der nur hundert meter von ihm entfernt war und warf auf Walser seinen letzten Blick.Paola wartete vor der Tür ungeduldig auf Ackermann, der schweigend aus dem Augenwinkel zusah, wie sie ihn anstarrte. Plötzlich blieb er stehen und notierte etwas auf einen Notizzetel. Er konzentrierte sich auf das Motiv des Verbrechens und sah immer deutlicher welches es war : Irgendjemad hatte sich an Mallord rächen wollen, vielleicht ein Opfer, ein Investor, ein Mitarbeiter, sogar Elon Tanner oder Walser selber hätten es machen können, dachte er. Er holte tief Luft um zu sagen :—Das Haupmotiv des Verbrechens könnten diese Dokumente gewesen sein, welche einem gewisser « Manolo Escobar » gehörten, obwohl er im wirklichkeit Joseph Mallord hiess. Sie wurden unterschrieben von Elon Tanner selber —sagte Ackermann und machte eine Fotographie von ihnen mit dem Natel, dann hörte er abrupt auf und gab die Dokumente an einen Polizist.—¿Kannst du diese Dokumente dem Techniker geben, um die Fingerabdrücke zu sichern ? —fragte er noch. Er sah ihn an, dass er von den Fundstücken nicht beindruckt war. Paola beobachtete, wie Ackermann seinen Blick über die Dokumente gleiten liess bevor er anfingt ihr zu erzählen, was Walser ihm gesagt hatte. Am Tatort versuchten die Techniker der Spurensicherung auf alle offene Fragen eine Antwort zu geben. Sie hatten wirklich keine Ahnung was da geschehen war. Es war Zeit auf die kleinen Details zu achten. Ackermann und Paola standen am Rande dieser Ungewissenheit und langsam wurden sie unruhig. Paola hörte aufmerksam zu, ihre hellen Augen waren fixiert auf den Kommissar, der schon lange sich gewünscht hatte, ungestört mit ihr reden zu können. Ackermanns Blick schweifte noch einmal über ihre breiten Schultern bevor er ihr schliesslich die Frage stellte, die ihn schon lange beschäftigte : —Dem vernehmen nach, Mallord war einer der gefährlichtens Menschen und Betrüger, den man sich vorstellen kann. ¿Was für Gefühle weckt bei dir diese Ermordung ? —fragte er überraschend —. Ich weiss — fügte er hinzu —, und sei mir nicht böse wenn ich es für dich auf diese Art und Weisse beanworte : der Täter plante seine Aktionen, um zu töten, wie es sich gehört, wie die Spuren sich in den undenkbarsten Orten befanden, oder das mögliche Tatmotiv, oder die verdächtige, oder wie die Täter die Spuren verschwinden liessen, falls es mehrere waren. ¡Es scheint das alles wie lebendig wird! es ist wie Wahrheit, ¿nicht wahr? ¡Was für eine perfekte Ermordung! Aber hör mir zu, das was deine Aufmerksamkeit wecken muss ist nich der gewaltsame Tod von Mallord selber, sondern die Entäuschung eines Opfers, deren Schwachstelle von dem meistgesuchten Betrüger Englands gnadenlos ausgenutzt wurde und deswegen er in einen unerwarteten Teufelkreis geriet. Ich hätte mir niemals vorstellen können, das eine kleine Gruppe von Betrügern ein derart arglistiges Lügengebäude so lange aufrechterhalten konnte. ¿Genügt dir diese Erklärung ? —fragte Ackermann noch.Paola war dienstlich da als sie das hörte. Da diese Erklärung gänzlich unerwartet kam, wusste sie nicht recht, wie sie darauf reagieren sollte und warf ihm einen zweifelnden Blick zu. Dann antwortete sie : —¿Meinst du, dass ich es nicht sehe ? ¡Ich habe kein Brett vor den Augen! Ich bin darüber auf dem laufenden, denn ich habe mit dem Nachbar darüber geredet. Obwohl du es nicht

glaubst, die Fahndung könnte einfacher sein, wenn wir die richtige Spur finden und sie richtig interpretieren können. —schliesst Paola ab. —Danke für die Erklärung —sagte Ackermann trocken — Ich rechne nicht damit dem Mord so schnell auf die Spur zu kommen. Wir haben nicht viel. Ich habe dir nur zeigen wollen wie ich die Sache sehe. Ein Mensch wird durch viele subjetive Aspekte beinflusst.—Der Täter hat sicher damit nicht gerechnet, dass er bald entdeckt werden würde. Deswegen ist es besser wenn wir uns sofort an die Arbeit machen —sagte Paola. ¿Was weisst du über die Frau vom Walser, sie könnte auch verwickelt sein ? —fragte sie noch.—Ich glaube es nicht. Sie befindet sich jetzt auf Einkauft Tour mit ihrer Tochter in Zürich —beantwortet Ackermann.—¿Und wie sieht es mit der Tatwaffe aus ? —Eine ganze Menge Überlegungen kommen in Frage —gab Ackermann zu —. Doch eine Messerbeschreibung liegt nicht vor. Es wird schwierig herauszufinden um was es sich für ein Messer handelt, denn die Familie Mallord ist mitsamt den Kindern verschwunden und in der Wohnung haben sie nur Kleider und andere Sachen hinterlassen. —Bis die Leiche im Rechmedizinischen Institut untergebracht wird und wir mehr über den Tod wissen, kann es Tage dauern — sagte Paola und brachte damit ein heikleres Thema ans Tageslicht.—¿Warum suchen wir nicht in der Küche ? Es war ja nur ein Messer —sagte Paola.Ackermann beugte sich zur verblutteten Leiche, und erklärte ihr, dass der Täter linkshänder sein müsste, weil der Schnitt des Messers im Hals in die andere Richtung als die übliche verlief. —Wir müssen zuerst das abklären.—Ich verstehe, alle Hypothese stehen noch offen, aber wie du siehst sind zwei unterschiedliche Halsschnitte. Dieser hier ist tiefer als der andere. —¿Stammen beide aus der gleichen Tatwaffe ? —fragte Paola.Ackermann dachte darüber nach und versuchte sich vorzustellen wie es passierte. —¿War es eine Abrechnung ? Dann fragte sie ihn noch einmal, ob er mit ihr in die Küche will, um nach dem Messer zu suchen.—Geh Du, ich will zuerst im Arbeitszimmer von Mallord nach seinem Computer sehen —sagte der Kommissar.¡Warte! ich komme auch mit —sagte Paola.Beide schauten sich an. Dann suchten sie das Arbeitszimmer von Mallord auf. Es wurde sauber ausgeräumt. Dann meldetet sich der Kommissar zu Wort :—Alle Dokumente und Computer sind weg – und damit auch alle Beweise. —Dann haben wir keinen Zugriff auf die Mails, die Walser über den E-Mail-Account der Firma führte —sagte Paola vorsichtig.—Markus Walser sagte heute, er sei ein Zufallsopfer gewesen. Mallord habe auch stets versucht, über ihn an finanzstärkere Investoren heranzukommen. Immer wieder habe Mallord nach Walsers Shareholdern gefragt, etliche Male um ein Treffen gebeten. Walser lehnte aber jedes Mal ab —erklärte Ackermann.—Ich erinnere dich daran, das hier Mallord das Opfer ist —sagte Poala. —Ich bin mir sicher, dass bald das Labor Resultate haben wird — erklärte Ackermann.—Frühestens morgen Mittag —antwortete schnell ein techniker der Spurensicherung, der in der Nähe war, und gab damit zu verstehen, dass das sein Hochheitsgebiet war. —Ruf Walser an, und sag ihm er soll zu uns kommen — fügte Paola hinzu.—Nein, das ist nicht möglich. Er hat mich darum gebeten, ihn alleine zu lassen, er ist sehr traumatisiert —antwortete der Kommissar.

Von Paola kam dann nur eine Bemerkung :—Wir sehen uns morgen in dem Rechtmedizinischen Institut. Ruf mich an, wenn du ankommst. Ich bin müde und habe Hunger. Es fehlt mir schwer irgendwie mich zu konzentrieren. Paola musste sich zusammennehmen. Draussen war es wieder neblig geworden, sie hatte keine Lust bei diesem Nebel Auto zu fahren. Die kalte feuchtigkeit lief ihr in dem Kragen als sie die Wohnung verliess. Auf der Strasse weitetet sich der Nebel langsam aus, und Paola versuchte mit grossen Schritt das Auto zu erreichen. Als sie im Auto einstieg, senkte sie den Kopf und dachte über Ackermann nach. Im Grunde genommen, hatte er sich nicht verändert. Er presentierte die Sachlage wie immer nach seinem Geschmack, und nicht immer Sachlich, wie es sein sollte. Zum Glück hatten sie änhliche Methoden und das zählte auch, dachte sie. Auf der einem Seite freuete sie sich mit Ackermann wieder zusammenzuarbeiten, auf der anderen nicht, denn sie hatte Angst, dass sie ihre Gefühle strichweise nicht mehr unter Kontrolle bringen könnte, denn schliesslich waren sie alte Freunde und im Laufe der Jahre hatten beide viel von einandern bekommen. Die Begegnung mit ihm schien anzudeuten, dass er eher unglücklich war. Sie fragte sich, bevor sie die letzte Kastanien aus dem Sack nahm, ob Ackermann irgendwie Sorgen hatte. Paola befasst sich im Kompetenzzentrum der Staatsanwaltschaft des Kantons Zürich mit komplexen Verfahren, wie beispielsweisse das vom Mallord. Sie musste, neben solchen hochspezialisierten Ermittlungen auch verstärkt gegen Straftaten vorgehen, die mit Internettechnologie verübt wurden, so etwa gegen Internetbetrüger, Darknet-Drogenhandeln oder über Social-Media-Kanale. Ihr Arbeitsalltag wurde als Staatsanwältin durch komplett elektronisch geführte Akten erleichtert. Sie hatte sofortiger Zugriff ―wichtig zum Beispiel bei Transportdienst. Am meisten genützt hat ihr persönlich bei bereits erfolgten Digitalisierungsschritten die Umstellung von Fax auf E-Mail. Die Digitalisierung vereinheitlicht und erleichtert zudem den Arbeitsfluss zwischen der Polizei, der Staatsanwaltschaft und den Gerichten. Sie dachte, es sei nach wie vor wichtig, sich Zeit zu nehmen, um zu erfahren wer Joseph Mallord war. Sie erkannte, dass der Verlust des Computers von Mallord teil der Ermordung war. « Alle Dokumente und Computer sind weg und damit auch alle Beweise » wiederholte sie. —¿Wer war Joseph Mallord ? Das wollte sie wissen. Sie zögerte nicht lange und ihren hellen Augen fingen an diese Informationen im Google zu suchen. Sie hatte keine Idee wer dahintersteckten könnte, aber als sie sie las, wurde ihr schnell klar : Noch nicht einmal volljährig war Joseph Mallord bei seinem ersten Betrug. Als 16-Jähriger überzeugte er eine Bank davon, ein Investmentbanker mit einem Büro im World Trade Center zu sein und bekam eine Hypothek, die er verprasste. Fast eine million Pfund überschrieb ihm eine geschiedene Britin, der er vorgaukelte, ein Spion in Diensten des britischer Auslandgeheimdienstes MI6 zu sein. Paola schüttelte den Kopf, sie war froh, es gefunden zu haben. Ja, Mallord war ein Profi, der ein Betrug nach dem andern suchte und seine Zelte wieder abbrachte und weiterzog ; das machte ihn spezieller und schwieriger als sonst. Er war ein Typ, der den Untergang an vielen Artgenossen in kürzester Zeit brachte. Versunken in ihren Gedanken, merkte sie nicht, dass ein Mann mit weißem Hemd und dunkler Brille sie beobachtete. Paola fühlte sich ausgelaugt. Sie zündete schnell den Motor an, dann gab sie Gas und führte auf die Kreuzung der Autobahn zu. Kaum war sie zwei Minuten gefahren, wechselte die Ampel auf Rot, und sie stand wieder still. Der Verkehr lief flüssiger aber der Nebel war immer noch da. Sie schaltete das Radio ein. Nach einer viertel Stunde machte sie Halt in einem Restaurant, um etwas zu essen. Als sie im Gebäude der Staatanwaltschaft ankam atmete sie erleichtert auf. Die Sache mit Walser beschäftigte sie mehr, als sie zugeben wollte. Sie ging zum Digitalen Archiv, um

die Akten von ihm zu suchen. Mit Erleichterung sah sie, dass es eine Akte über ihn gab. Sie las darin: „Das Opfer fühlt sich von den Behörden im Stich gelassen“. Tatsächlich wurde Walser nach allen Regeln der Hochstaplerkunst ausgenutzt, er hatte mehrere Hunderttausend Franken in „Escobar“ Firma investiert. Für Walser war es klar, dass „Escobar“ bereits seinen Abgang vorbereitet. Wenig später tritt Markus Walser mit den Fahndern in Kontakt, die den Betrüger europaweit suchten. Man verspricht ihm Hilfe, wenn er seinerseits dabei helfen würde, Joseph Mallord zu verhaften. Das macht Walser gern, zwei Wochen lang hält er die Fassade aufrecht, telefoniert mit Mallord, parallel aber auch mit seinem Kontakt in Wädenswil. Ende Juni wollte die Polizei Mallord festnehmen und ihn in Untersuchungshaft stecken, aber ein Tag bevor er festgenommen wurde, tötete ihn jemand. Sie war in die Akten vertieft als ihr Natel läutete. Ackermann hatte ihr etwas Wichtiges mitzuteilen. Paola war aufgeregt. Im Hintergrund hörte sie eine Frauenstimme.—Eine Nachbarin behauptet, dass sie in der Nacht der Ermordung Schreie gehört hatte. Es sah nach einer heftigen Auseinandersetzung mit Mallord aus.—¿Hat sie dir nicht gesagt in welcher Sprache, könnte es Frau Roberts gewessen sein ? —frage Paola. —Ich glaube es nicht, Sie sagte, dass sie noch nie eine Frau so schreien gehört habe. Es muss eine andere Stimme gewessen sein, kräftiger und männlicher —antwortete der Kommissar —. Die Nachbarin guckte lange durch das Guckloch und habe nichts beobachtet. —¿Walser und Roberts ?Es schien, dass der Kommissar auf diese Frage keine Antwort parat hatte. Ausserdem, Paola, hatte in den Akten von Walser gelesen, dass er den Glauben ans Lügengebäude einfach nicht aufgeben könnte. Er wusste wer Mallord im Wirklichkeit war, bevor er ermordet wurde und deswegen er dessen Tod hätte planen können, wenn nicht alleine, dann mit externer Hilfe. —Es ist möglich —antwortete Ackermann.—¿Glaubst du, dass sie nur aus London kam, um nur mit ihm zu reden ? —fragte Paola und fügte noch hinzu : —ich bin unter dem Einfluss von aussergewöhnlichen Sterne geboren und kann dir sagen, dass Walser und Roberts zusammen Joseph Mallord umgebracht haben. —Es werden die Spuren, wie du sagst, diejenige sein, die uns dabei helfen werden —antwortete der Kommissar. —Ja, möglicherweisse, die Spuren vom Messer —unterstrich Paola.—Oder nicht —antwortete Ackermann.—¿Weiss du was ich in den Akten vom Walser gelessen habe ? Paola erzählte alles was mit diesem Fall im zusammenhang stand. —¿Und das sagst du zu mir jetzt ?Einige Sekunde später rufte sie ihren Freund Hanno an. —Hanno ist am Telefon. Ich rufe dich später an —sagte sie. Der Kommissar verliess die Wohnung und ging mit den Leuten der Spurensicherung. Sie deckten die Leiche vom Mallord mit einer weissen Tuch ab und trugen sie zum Auto, um sie zum Rechmedizinisches Institut zu bringen. Es war an einem sonnigen Herbstag. Die Bäume zeigten ihre intensive Farbpalette an : rot, orange, gelb, aber im deren Schatten ruhrte ein tiefes und dunkles Geheimnis, das der Kommisar lösen musste. —Heute Morgen habe dich angerufen —sagte Hanno.—Entschuldigung, Entschuldigung —sagte Paola —es war nicht möglich mit dir reden zu können.—¿Warum ? Paola versuchte, ihm eine plausible Erklärung zu geben, sonst würde sie nie mehr ruhig nach Hause fahren können.

—Ich musste in einem Mord Fall an der Goldküste die Fahndung einleiten. Ihre Stimme verriet ihm, dass sich bei Paola etwas verändert hatte. Es war nicht die gleiche Stimme, sie war ausgeglichener und ruhiger als sonst.—Ich verstehe. Es ist Allerheiligen und ich habe zwei Kinotickets für heute Abend, ¿willst du mitkommen ? —fragte er.—Ich bin jetzt müde, ¿können wir es auf einen späteren Zeitpunkt verschieben ? antwortete sie. Hanno erschrakt über den Stimmungswechseln, konnte sich nicht vorstellen, dass es einen Grund gab. Da war plötzlich ein Konflikt zwischen ihnen. Das zusammenhalten war von dieser Kino Einladung abhängig. —Also, gut, dann werde ich dir im Kühlschrank etwas zum Essen lassen —beantwortete Hanno. Als Ackermann ins Kommissariat ankam versuchte die Bindung zwischen der dutzenden Fotographien und der Ermordung zu analisieren. Er ahnte wie nötig es war zu wissen was sie miteinander verband. Es war als ob er eine Nadel in einem Heuhaufen suchen würde, aber eben, das war sein Beruf : jeglichen Gegenstand in voll belanden Container der Vermutungen zu suchen. Schnell wurde der Aschenbecher voll von Zigarreten. Die Wörter vom Paola ertönten immer noch in seinen Ohren : wenn Frau Roberts nicht extra aus London kam, um mit Walser zu reden, dann wo hat sie sich die ganze Zeit versteck bis sie aus ihren Versteck herauskam, um Mallord zu töten ? Angenommen dass sie es war. Ackermann stellte diese Möglichkeit im Frage aber ¿warum könnte es Walser und Roberts nicht gewesen sein ? Beide hatten einen Grund. Auf einem Blat zeichnetet er einen Kreis, dann das Kleiderstück voll Blutflecken darauf, das die Geschichte der Ermordung erklären sollte. Schliesslich zeichnete er zwei Messer und darunter schrieb er den Name von Walser und von Roberts. Anschliessend schrieb er die Namen allen verdächtigen abgeleitet von den Notizen, die er in seinem Heft geschrieben hatte. Das bewusste Auslesen aller Teilnehmer, die Interesse am Tod vom Mallord hatten, oder wenignsten Interesse an das zurückbekommen des Geldes, war teil dieser Zeremonie. Nachdem er alle Namen der betroffenen geschrieben hatte, tat er einen Schritt zurück und mit einem Gefühl der Verachtung nach Mallord betrachtete er die Wandtafel zum ersten Mal als die Anatomie der Ermordung. Er glaubte damit auf dem richigen Weg gewessen zu sein. Die nächste Aufgabe bestand darin die verschiedene Formen der Beziehung zwischen der verdächtigen Person und Mallord zu rekonstruieren. Die einzige Quelle waren die Fotographien. Geschriebenes oder Beschreibungen nutzten ihm nicht viel. Er zog drei Möglichkeiten im Betrach, um die Funktion der Ermordung zu schildern. Zuerst war es nötig, dass es eine Änhlichkeit zum Opfer geben musste (die Verdächtigen könnten etwas gemeinsames mit Mallord haben). Er zeichnete weiter und dann sah er, dass gewisse Handlungen der Tötungsdelikte an einem anderen Ort statt gefunden haben könnten (von irgendjemand, der ein gemeinsamer nenner mit Mallord hatte). Und dann kam er zum Entschluss, dass die beschädigten einen Druck auf Mallord ausübten, damit Mallord ihnen das gestohlenen Geld zurückgab. Diese Überlegung spielte zu mindestens eine sehr wichtige Rolle, neben seinen Funktion als Mittel, um das Verhalten und Agression des Täters und dessen Ritual zu verstehen. Die Zeremonie des Betrugs war damit ausführlich definiert und darstellt worden. Aus dieser unentschlossen Situation heraus, kamen der Täter und den ermordeten näher und war durchaus möglich sich ein Bild darüber zu machen wie das steiffe Skelett der Ermordung sein könnte. Die Vollbringung war ihm gelungen, oder wenigsten in seinen Augen. Es war auf jeden Fall eine ausgewogene Analyse des Falles. Als er die Schritte von Yolanda hörte, rannte er sofort zur Tür. Das rasende Tempo wie er die Tür öffnete,

machte Yolanda einfacher was sie im Sinn hatte ihm zu sagen. Ackermann hörte ihr aufmerksam zu, dann sagte er zu ihr. —Gut, Yolanda, ruf die Leute des Institut für Rechtsmedizin und frag sie an, wie weit sie mit der Forensischen Untersuchungen sind. Und vergisst nicht an Esteban einen Gruss von mir auszurichten. Yolanda besass einen aussergewöhnlichen Instink, um zu wissen, was richtig und falsch war. Esteban kam zum Telefon als sie anrufte. —Wir sammeln gerade Informationen darüber und gern vollen wir sie bei diesen Fragen dabei haben, aber es fehlen noch eine Reihe von Beobachtungen, um etwas in diesem Zusammenhang zu sagen. Mit anderen Worten : die Gerichtsmedizinische Untersuchung ist noch offen. —Es ist noch zu früh um den richtigen Beschluss intuitiv zu erfassen —sagte Yolanda zum Ackermann. —Schlecht —sagte Ackermann als er das hörte.Die Warnung richtete sich auf Esteban selber. Was der Kommissar damit betonen wollte war, dass er nicht einverstanden war mit diesen dummen Sätzen. Es war nicht das Gleiche aus der Distanz die Klinke irgendeiner Waffe zu drücken als mit den eigenen Händen jemanden bei lebendigen Leib zum Tode zu fordern. Es war da eine tiefe emmotionale Hemmung falls der Mörder so handeln würde. Die Ermordung war noch frisch, der Täter selber war schneller als seine Vermutung. Vielleicht sass er schon im Flugzeug zurück zu seinem Land. ¿Wie könnte er das herausfinden ? —Ruf am Flughafen Zürich an und frag, ob eine reisende namens Roberts einen Flug in den letzten Stunden angetreten hat. —¿Warum am Flughafen ? Die Antwort von ihm war ihr unangehnem.—Ich habe mich so viel Untersuchungen gewidmet, dass ich deine Fragen mit hoch rationalen Gründen erklären kann : Roberts ist eine vornehme Britin, und die Flughafen sind die erste Türen, welche aber tausende von reisenden von einem Land zum andern fördern —sagte Ackermann. Wer hätte an so was denken können. Es war eine ungünstige Möglichkeit mit Ackermann darüber zu diskutieren. Yolanda war in der neuen gebackenen Teorie eingeweih, welche Ackermann auf die Wandtafel aufgestellt hatte. Diese Geschichte der Ermordung war völlig unerwarte für sie. Vor allem die Geschichte von Roberts war ihr süssauer. —¿Wer hat mit dir über Frau Roberts gesprochen ? —fragte Yolanda.—Ich sehe, dass die Nachrichten im Zürich nicht so schnell laufen —sagte der Kommissar.—Zürich ist gar nicht so eine kleine Staat, wie man denkt —bemerkte Yolanda, als sie sah, dass sein ganzes Aktioninventar auf der Vermutung beruhrte, dass die Nachrichten im Zürich nicht so schnell sich verbreiten würden. Im Flughafen Zürich war keine Spur von Frau Roberts zu finden, niemand sah sie und sie erschient auch nicht in keiner Passagiereliste. Der Kommissar hatte mit dem Fall angefangen, aber das Trauma war noch nicht vollzogen, dieser Betrüger vollte ihn fertig machen. Er wollte diese Augangslage nicht akzeptieren. Auf diese Weise machte sich klar, dass vielleicht Frau Roberts gar nicht existiert hat. Es war für den Kommissar überlebens wichtig zu wissen, was sich da abspielt hatte. Am nächsten Tag wollte er die nachfolgende Reaktion von Walser hören und spüren : seine Angst um die Anrufe von Mallord, die Proyekte um den Blackbox und seiner Komplinzen, und noch schlimmer wie Mallord es schaffte, alte Bundesräte in seine Machenschaften hineinzuziehen. Die Kaffetasse war warm als er die Telefonnummer von Walser wählte, dann lehnte er sich

auf dem Stuhl an und trank einen kräftigen schluck Kaffe bevor er durch das Fenster diesen ruhigen November Tag anschaute. —¿Ist Herr Walser schon im Büro ? fragte der Kommissar als die Sekretärin von Walser das Telefon abnahm.—¿Wer ist am Telefon ? fragte sie.—Kommissar Ackermann —beantwortete er.—Ja, einen Augenblick, bitte, ich verbinde Sie mit ihm.—¿Was gibt es neues, Herr Kommissar ? fragte Walser—¿Geht es Ihnen gut ? fragte seinerseits Ackermann.—Nein, Heute muss ich gegen den Peitsch der Angst kämpfen —antwortete Walser.—Beruhigen Sie sich, wir patroullieren um ihr Haus, ihnen und ihrer Familie wird nichts passieren. Das waren die erste Massnahmen, die wir getroffen haben, aber ich verstehe ihre Reaktion und Ängste gut. Ich rufe Sie an, weil ich noch ein paar Fragen im Bezug auf die Blackbox hätte. —sagte Ackerman. Markus Walser hatte kein Problem damit, ihm die Geschichte für selbstfahrende Autos zu erzählen und machte eine Pause am Telefon. Nach einen paar Sekunden sagte er zu ihm :Die Wochen zogen ins Land. Per jahresende hätte der Prototyp fertig sein sollen, doch die Produktion verzögertet sich. Und ich hatte Mallord noch nicht persönlich getroffen, der immer wieder neue Verhinderungsgründe erfand. —¿Welche ? —fragte Ackermann.—Einmal schiebt er Zahnschmerzen vor, eine Zahnoperation im Spanien, ein anderes mal seinen toten Vater, den er aufgrund seiner Arbeit nicht beerdigen könne. Häufig weinte er am Telefon. Ich ahnte nicht, dass sich « Escobar » die meiste Zeit bei Frau und Kindern in Küsnacht aufhielt. Aber zurückkommend auf ihre Frage, Kommissar, der Prototyp, wie gesagt, hätte laut Plan im Dezember fertig sein sollen. Doch der deutsche Ingenieur, der daran arbeitete, war im Rückstand, alles verzögertet sich. Als es Ende Januar immer noch keinen Prototypen gab, wurde ich nervös. —¿Und trotzdem, hatten Sie keinen konkreten Verdacht geschöpft ?—Nein, aber ab diesem Moment zögertet ich. Bevor ich weiter investiere, wollte ich « Escobar » nun endlich persönlich treffen. Doch abermals schiebt « Escobar » Verpflichtungen vor, aber schliesslich machte ich so sehr Druck, dass « Escobar » mir versprach, eine Vertrauensperson zu schicken. —¿Wer war diese Person ? —wollte der Kommissar wissen. —Tatsächlich fuhr zum vereinbarten Termin eine schwarze Limousine vor, aus der ein Typ im blauen Anzug ausstiegt : aalglatt, gefärbtes Haupthaar, grausames Parfüm. Der Typ war mir auf Anhieb unsympathisch, er gab sich überheblich —beantwortete Walser.—Es handeltet sich mutmasslich um Mallords Komplizen —stellte der Kommissar fest.—Klar, es könnte nicht anders sein. Er versuchte mich zu beruhigen. Ich sollte nicht solchen Ärger machen, es sei alles unter Kontrolle. Er sagte zu mir, dass ich keine Ahnung hatte, wie solche internationalen Geschäfte auf höchster Ebene liefen, ich müsse noch viel lernen, hielt mir der ölige Typ vor. Doch diesmal lies ich mich nicht so leicht beeindrücken und dieser Auftritt machte mich noch misstraurischer. Dennoch führte ich weitere Gespräche mit Wirtschaftsförderern in zahlreichen Kantonen. —¿Warum ? —fragte der Kommissar vorsichtig.—Der Grund war für mich einfach : ich hatte so viel Geld schon investiert, um das ganze abstellen zu können. Im Basel legte man mir nahe, mit einer Firma im Baselland zusammenzuspannen, die ein änhliches Gerät produzierten. Als ich mit « Escobar » darüber sprach, war dieser nicht wahnsinnig begeistert von der Idee. Der alte « Bundesrat » würde

sich darum kümmern —sagte er zu mir —. Doch als die zuständige Basler Wirtschaftförderin sich bei der Firma im Baselland erkundigtet, wie es damit lief, waren sie ahnungslos. Weder von der geplanten Firma, noch von dem alten Bundesrat hatten sie etwas gehört —sagte Walser zum Kommissar —. Auch im Kanton St. Gallen war man zurückhaltend, als ich mit meiner Bussinesidee antantzte. Änhliche Produkte gebe es bereits, sagte man zu mir. Und ich stellte Fragen, viele Fragen. Auch das passte « Escobar » ganz und gar nicht. Er behauptete, der St. Galler Wirtschaftsförderer sei unfähing und der alte Bundesrat werde schon dafür sorgen, dass er seinen Jobs verliere. Der Kommissar wusste jetzt, dass Mallord einen Komplinze hatte. Die Vermutung, dass hinter der Fassade der Freundlichkeit und gutes Verhalten von Mallord sich ein jähzorniger Mensch mit zwei unterschlidlichen Gesichtern versteckte, machte ihn an diesem November Morgen klar, dass die Ermitlungen schwierig sein würden. Der Kommissar warf somit etwas über Bord, das ihn bis diesen Tag belastet hatte. Die ständige Suche nach dem Motiv machten ihn süchtig. Man muss erlebt haben wie Ackermann tolerant gegen diese Suche wurde. Trozdem fühlte er sich berechtig es zu ignorieren, weil es aus einer diametralen Lage kam.—¿Und über die Frau von Mallord, was können Sie mir erzählen ? —fragte Ackermann. —Seine Frau ist Spanierin und hat zwei Töchter. Marta Sánchez war die perfekte Komplinzin für Mallord, denn sie hatte alles Koordiniert—beantwortete Walser.—¿Haben Sie je mit ihr gesprochen ? —fragte der Kommissar.—Nein, aber Frau Sánchez hatte Stil und viel Fantasie, sehr viel Fantasie. Sie wusste wie man den Leuten die falschen Angaben über ihr Mann anvertrauen könnte. Sie fügte noch hinzu, dass er eigentlich auch das « Hirn von Tanner » war. Jetzt weiss ich warum —sagte Walser.—¿Welche falschen Angaben ? —fragte der Kommissar.—Alles was sie sich einbildetet, damit die Leute es als wahre Münze erkennen können, alles was in die Sichweite ihres Planes fiel, das war ihre Absicht —antwortete Walser —. Meine Frau sprach mit ihr über die Beziehung ihres Mannes mit Elon Tanner und über die Geschichte des selbstfahrenden Autos. Ich habe ihm « wie einem Bruder » mit seinem Business geholfen. Und ich bin froh, dass ich am Ende es auch war, der die Polizei auf seine Spur brachte. als immer mehr Ungereimtheiten rund um « Escobar » auftauchten.—Ich verstehe, sie war ein wichtiges Glied der Betrugskette —. ¿Ist es Ihnen bekannt, ob irgend jemand die Familie « Escobar » besuchte ? —fragte der Kommissar.—Ich brauche noch etwas Zeit, mir kommt bestimmt etwas in den Sinn —beantwortete Walser —Ja, wenn ich mir richtig überlege, meine Frau erzählte mir einmal, dass eines Tages ein verdächtiger Typ die Familie besucht hatte. —¿Was für ein Typ ? —wollte Ackermann wissen. —Ein Typ mit bräunlichen Augen und weissem Hemd. Er habe keinen guten Geschmack gehabt. Ein Metzger Typ —beantwortete Walser.Ackermann entfernte sich kurz vom Abhörapparat und lehnte sich am Stuhl an. —¿Sind Sie sicher, dass Sie Mallord erst gestern gesehen haben ? —fragte der Kommissar.—Ja, ganz sicher. Gestern war ich alleine zu Hause, als Mallords Nachbar zu mir kam, um mir den Tod von Mallord bekannt zu geben. Anschliessend gingen wir zusammen zur Wohnung von Mallord und von dort aus ruften wir die Polizei an.—¿Wann war das, vor oder nach dem Besuch von Frau Roberts ? —fragte Ackermann.—Nach dem Besuch —beantwortete Walser.—¿Was ist Ihnen am meistens aufgefallen, abgesehen von der Leiche ? —Also, was mir wirklich komisch dünkte, war die Tatsache, dass die Tür offen stand. Hier ist es ungewöhnlich offene Türen um diese Zeit am Morgen zu sehen.

—¿Ist es möglich, dass jemand einen Schlüssel zur Tür hatte ? —fragte vorsichtig der Kommissar. —Nein, das ist nicht möglich. Mallord erhielt zwei Schlüssel von mir, einen für die Wohnung selber, und einen anderen für den Parktplatz. Der andere Schlüssel steck bei mir im Tresor —beantwortete Walser.—¿Können Sie nachschauen, ob er immer noch dort ist ? —Selbsverständlich —sagte Walser. Der Gedanke, dass der Schlüssel dort lag, machte den Kommissar nervös und atmete ein letztes Mal tief durch. Walser fragte seine Sekretärin, ob sie ihn den reserve Schlüssel im Tresor bringen könnte. « Perfektes Timing » lobte er, als sie eigene Minuten später mit dem Schlüssel in der Hand auftauchte. —Tatsächlich der Schlüssel ist hier —sagte Walser dem Kommissar am Telefon. Ackermann bat ihn darum, ihm den Schlüssel per Post zukommen zu lassen. Walser zögerte. Er war unschlüssig, ob er ihm den Schlüssel schicken sollte. Schliesslich entschied er sich, seine Bedenken zu äussern, was er nur ungern machte. —¿Können Sie den Schlüssel nicht selber abholen ? da, Sie mir eine Bestätigung unterschreiben müssen. Ackermann hatte keinen Vorwand dagegen und sagte ihm, dass er einen Polizisten schicken würde, um diese Formalitäten zu erfüllen. —Er wird, voraussichtlich um elf Uhr bei ihnen sein. Ein kräftiger Polizist, in zivil angezogen, erschien im Büro von Walser um die abgemachte Zeit. Seine Sekretärin konnte ihre Augen nicht von dem Briefumschlag lösen und wartete bis Walser und der Polizist fertig mit dem Gespräch waren, ers dann übergab er ihm den Briefumschlag mit dem Schlüssel und bat ihn das Formular zu unterschreiben. Walser liess seine Worte aussprechen, während der Polizist das Formular unterschrieb. —Ich hoffe, dass der Schlüssel euch weiterhelfen kann. Der Polizist drehte sich und verliess routiniert wieder das Büro mit dem Briefumschlag in der Hand, wobei ihm nicht entging wie Walser erschöpf sich in seinem Bürostuhl niederliess und zu seiner Sekretärin sagte :—Der Kommissar nutzt jede Gelegenheit um etwas herauszufinden, das es vielleicht gar nicht gibt. Am weningsten werden ihm wohl die Schlüssel nutzen, oder ¿glaubst du, dass irgend jemand sie aus dem Tresor entwendet hat ? —Ich glaube es nicht, ich bin es wenigsten nicht gewessen —sagte seine Sekretärin mit einem bösen Blick.Sekunden später rufte Walser seinen Bruder an, um ihn zu fragen, ob er Zeit für ein Mittagessen hätte. Als er ans Telefon kam, holte ihn der Ton einer barmherzigen Stimme in die Gegenwarh zurück. Sein Bruder war ein Fanatiker der zürcher Küche und schlug ihm ein Restaurant in der Altstadt vor. Walser beneidete ihn um seine offensichtliche Zufriedenheit. Statt an den Betrug dachte er an das nächste Mittagessen.—¿Bist du schon beim Artz gewessen ? —fragte sein Bruder.—¿Beim Artz ? —wiederholte Walser, es ist nicht so schlimm, ausserdem habe ich keine Zeit dafür, da ich eine Arbeit zu Ende führen muss. —In einer Stunde, hole ich dich mit dem Auto ab. Walser knirschte mit den Zähnen und versuchte die Nerven unter Kontrolle zu halten.—¿Glaubst du, dass ich nicht fahren kann ? —fragte Walser.Walser war hin und her gerissen. Eigentlich mochte er selber fahren. —Ja, vielleicht hast du Recht und ich sollte mir einen Artz aufsuchen —sagte Walser. Dann schwieg er einige Sekunden. Sein Bruder nützte sein Schweigen und sagte am Telefon :

—Das ist deine einzige Chance Thomas, um dieses Drama zu überwinden. Das ist wirklicht deine einzige Chance —wiederholte er.Walser und sein Bruder wuchsen in einer Genossenschaft an der Limmat auf, die ins Leben von den Eisenbahn gerufen wurden. Walser machte Karriere als Immobilienhändler, sein Bruder als Politiker. Walser halft ihm zu studieren. Im Zürich zeigte sich der Herbst von seiner fröhlichsten und schönsten Seite. Der Mordfall von Mallord verlangte von Ackermann grosse Geduld und Konzentration. Sein Bruder kannte den Weg gut, die Streckte führte dem See entlang nach Küsnacht. Er bog in die letzten Kurve und traf rechzeitig an. Walser wartete auf ihn draussen.—Komm, steig schon ein —sagte sein Bruder.Er öffnete ihm die Tür und sie machten sich auf den Weg zum Restaurant. Um diese Zeit zeichneten sich die Konturen der Bäume deutlich ab. Die goldigen Blätter fielen richtungslos über die Strasse. Es war nicht der Weltuntergang für Walser aber wenn er vom Betrug etwas positives hätte lernen können, dann wäre es noch eine Lektion : Der Betrug ist bestimmt durch den Betrüger. ¿Wann hatte er an Mallord zu glauben begonnen ? Die feuchte Strasse spiegelte das Licht des Mittags. —Sei froh, dass du am leben bist, sie hätten dich umbringen können. Walser hörte die warnende Stimme seines Bruders und sah wie er hinter dem Steuer reglos sass. —Mallord war ein Profi, ein echter Profi, am Anfang merkte ich nicht wie er mich über den Tisch zog. Ich gebe ihm die Note zehn. —¿Ein zehn ? ¿Wie viel Geld mussten du verlieren, um etwas über das Geschäfts des selbstfahrenden Autos zu lernen ? Er wollte ihm nicht unnötig Angst einjagen. Dann wiederholte Walser :—Wie naiv, wie naiv ich war. Sein Bruder tröstete ihn, trozdem Walser lehnte sich zurück und sprach unvorsichtig weiter :Diese Welt ist eine Scheisse. Schau dich diese Leute mal an. Alle gehen dem Geld nach, sie weichen kein milimeter von diesem Ziel ab. Es gibt nichts grösseres, mächtigeres als das Geld. Sie wissen nicht über die Gefahr, die sie eingehen, die Gefahr, die um sich herum lauert.Sein Bruder schaute mit wachsendem Unbehagen auf ihn zu. Er hatte seinen Worten eine grosse Bedeutung beigemessen, dann sagte er zu ihm :—Ich verstehe dich gut, aber tu warst auch sehr ehrgeizig als du auf die Geschäfte von Mallord eingingst. Die Welt ist eine Kugel voll Sauerstoft, alle können atmen, aber es gibt immer einen Typ, der die anderen erstickt. Ein Typ voll Hass. Irgend jemand, der dir vortäuscht der beste Freund und Diener zu sein, ¿aber zu welchen Preis ? —¿Denkst du, dass ich es nicht verstehen kann ? meine Arbeit besteht darin, die Erträge richtig zu kalkulieren, für mich ist das nicht einfach, ich brauche viel Zeit, trozdem, wenn ich an Mallord denke, glaube ich, dass er den Tod verdient hat —nahm er das Gespräch wieder auf.—¿Kannst du die Scheibe herunterlassen ? es kommt viel Lärm von draussen —sagte der Bruder.Er lenkte den Wagen am Belleveue vorbei und fuhr Richtung Altstadt. —Es kann alles bloss Zufall sein, meine Arbeit besteht darin, die Erträge richtig zu kalkulieren —wiederholte Walser.—¿Wo warst du, als Mallord ermordet wurde ? —Ich war bei mir zu Hause. —¿Hast du Mallord umgebracht ?

—Es tut mir leid, dass habe ich von dir nicht erwartet. Wir sind schon da, steigen wir aus, ich brauche etwas zum trinken, dort gibts einen Parkplatz—antwortete Walser.Im wenigen Minuten erreichten sie das Restaurant. Viele Gäste waren bereits schon beim Kaffe, und einige hatten das Restaurant schon wieder Richtung Arbeitsplatz verlassen. Der Kellner führte Walser und seinen Bruder an einen ruhigen Tisch am Fenster.—¿Wünsch ihr einen Aperitif ? —fragte er, leicht nach vorne gebeugt. —Nein Danke —sagte der Bruder.Der Kellner reichte ihnen die Menukarte und nahm die Bestellung auf. Nachdem sie seine Bestellung aufgegeben hatten, schwiegen sie unbeholfen. Als wolle Walser ein neues Kapitel in seinem Leben aufschlagen, schaute er seinen Bruder auffordernd an.—Ich werde einen Weg finden, egal was passiert, das verspreche ich dir. Ich habe eine Million verloren, aber ich werde wieder den Weg finden —sagte Walser.—Ja, ich weiss auch, dass du es schafst. ¿Und was hast du mir noch zu erzählen ? —fragte der Bruder.Walser wusste nicht, wo er beginnen sollte. So viel war während der vergangenen Monate geschehen und er wollte diese Frage nicht beantworten. Er rieb sich den Nacken und sagte :—Es gibt zwei Wege, der erste sei, Aufrichtig sein, der zweite eine Anzeige erstatten. Ich bin derjenige, der die Lage falsch eingechätzt hat. Das passiert oft, leider, dieses mal hat es mich erwischt. —¿Was bedenkst du jetzt zu machen. Wirst du zum Arzt gehen ? —fragte sein Bruder.—Ich habe dir gesagt, es ist nicht so schlimm. Ich gehe doch deswegen nicht zum Arzt, ausserdem habe ich gar keine Zeit. Wir haben hier mit dem meist gesuchten Betrüger Englands zu tun und seiner Komplinzin. Ich kann nicht gegen mein Unglück kämpfen. Ich kann nur Beweismaterial für meine Verteidigung sammeln, den Rest überlasse ich dem Schicksal. Walser und sein Bruder unterhielten sicht über den Nutzen von verschiedenen Massnahmen und über seine Vergangeheit als sie im Armut aufwuchsen.—Du weiss schon wie wir aufwuchsen, wie die Einrichtung unserer Elterswohnung und die vergilbten Vorhänge waren. Dieser Geruch begleitet mich immer noch. Wir mussten eine schwierige Jugen aushalten bis wir erwachsenen wurden. —Ja, das ist wahr, ich habe noch den metallischen Geruch der Eisenbahnschienen in der Nase. Der Bruder beobachtete Walsers Stimmungswechsel und sah ihn fragend an. Viele Worte waren zwischen ihnen nicht nötig.—Trink wein, das wird dich beruhigen. ¿Hast du schon irgendeine Idee, was dahinterstecken könnte ? —fragte sein Bruder.—Nein, wirklicht nicht.Die Betrüger gehen so raffiniert vor, und seine Verbrechen sind so schwierig zu beweisen, dass Strafverfolgungsbehörden sich damit oft gar nicht belasten wollen. Lieber schieben sie die Arbeit an die nächste Stelle ab. Dagegen anzukämpfen, wird hingegen für die Opfer oft eine Frage des Überlebens, gerade wenn sie kein Geld und kein Vertrauen mehr haben.Für Ackermann war diese Situation nicht fremd. Er legte sehr viel Wert auf die Gerechtigkeit mit dem Opfer. Er wusste ganz genau über die Welt des Verbrechens Bescheid. Er musste sehr oft seine Fantasie zügeln, sich aufs beobachten beschränken, um weiter kommen zu können. Am nächsten Tag, nachdem er an Yolanda die letzte Anweisungen für die Presse gab, fuhr er zum Rechtsmedizinischen Institut. Es dauerte einen Moment, bis er aus seinem Wagen ausstiegt. Der starke Wind jagte ihn hin und her, wobei er jedes mal seine Haare mit der Hand halten musste. Auf den Parkplatz merkte er, dass er Paola noch nicht angerufen hatte. Die

Situation war ihm ungemütlich. Das Rechtsmedizinische Institut war in einem grossen Gebäudekomplex unterhalb der Universität Irchel untergebracht. Neben dem Haupteingang befand sich eine Toiletteanlage, auf die Ackermann gleich lossteuerte. Der Lift brachte ihn ins Untergeschoss. Aus einem Raum hörte er Stimmen und das leise flüstern eines Gespräches. Als er hineinschaute, sah er Esteban, der neben einem Tisch mit Paola plauderte. Ackermann begrüsste beide. Ackermann fing Paolas Blick ein. Er sprach Esteban und Paola gleichzeitig an : —¿Wisst ihr schon mehr ? Beide schauten auf, dann meldete sich Esteban zu Wort.—Meine Asistentin und ich arbeiten seit gestern am diesen Bericht, der erst vor einer Stunde fertig war.Paola blieb unschlüssig und schaute Esteban einen Moment lang an mit dem Bericht in der Hand, wartend, dass die ausgekühlte Leiche vom Mallord zum Vorschein käme, wagte aber nicht, das Schweigen zu brechen. Sie versuchte sich vorzustellen, wie Mallord nach der Obduktion aussehen könnte. Die Assistentin schob den Schragen in den Raum. Sie hob ehrfurchtsvoll das weisse Tuch. Mallord kam zum Vorschein. Paola starrte die Leiche an. Auf dem Hals erkannte man unter den blauen Verfärbungen die dunklen Halsschnitte. Sein Brustkasten war unnatürlich eingefallen, die Rippen stachen stellenweise seltsam hervor.—Wir haben die äussere Spurensuche vor einer Stunde abgeschlossen —sagte Esteban —meine Assistentin hat die Ergebnisse direkt ins Labor gebracht. Er fasste zusammen, was feststand. —Die Todesursache ist eindeutig : Köpfen.Er zeigte auf die zwei Schnitte im Nacken und auf die tiefe Wunde am Hals. Zwei Schnitte von bemerkenswerter Tiefe in der Jugularebene. Ein Ende mit einem tiefen Einstiegs- und Ausstiegsschwanz auf der Höhe der Halsader. —Eine von denen hat die Venen und die Luftröhre geschnitten, das gibt einen Geweberückzug. Die Todesursache ist durch einen Bluterguss mit viel Blutverlusst verursacht worden. Man kann sagen : Köpfen durch einen dreieckigen dünnen metalischen Gegenstand, welcher nur durch die Schneide wirk, also ein scharfes Messer. Wie diese hier —sagte Esteban —Man kann ein ante morte Trauma unterscheiden, das heisst, es wurden Verletzungen vor seinem Tod zugefügt. Das kann man auch an dieser Blutgerinnung, und an diesen Geweberückzug erkennen. Das kann man durch den Waschtest verifizieren. —¿Starb er sofort ? —fragte Paola.—Nein, es ist möglich, das Opfer noch eine Weile gelebt hat, welche zwischen zwei und vier Stunden liegen kann, nachdem das Trauma verursach wurde —beantwortete Esteban.Der Kommissar hörte aufmerksam zu, dann fragte er :—¿Ist es möglich, dass mehrere Personen an dem Mord beteiligt waren ? und zeigte an Esteban wie die Schnitte mit dem Messern, das auf dem Tisch lag, verursacht hätten können. —¿Oder, das selbe Messer und zwei verschieden Autoren ? —fragte ihrerseits Paola, welche sich bis dahin schweigend im Hintergrund gehalten hatte. —Ich schließe es nicht vollständig aus. Ich erinnere euch aber daran, dass ich nur die Verletzungen beschreibe, und feststelle, welcher Klasse sie entsprechen —antwortete Esteban.—Ich bin mir sicher, dass es zwei Mörder waren —sagte Paola.—Das müsst ihr selber herausfinden.—¿Wann ist das Opfer gestorben ?—Da bin ich mir nicht so sicher, in diesem Fall wäre das Opfer zwischen zwölf Uhr nachts und zwei Uhr morgens gestorben, wenn es keine zusätzlichen Verletzungen gäbe.

—Dann hatten der Autor oder die Autoren praktisch genug Zeit, um die Spuren zu säubern — vermutete der Kommissar. —Ja, es scheint so. Es ist möglich, dass eigene Spuren verloren gegangen seien, aber andere noch vorhanden sind —sagte Paola —¿Gibt es noch etwas ? —fragte Ackermann.—In Mallords Nägeln, haben wir Reste von Geweben gefunden, die nicht mit denen übereinstimmen, die er trug. Möglicherweise versuchte das Opfer sich zu verteidigen. Wir haben auch Resten von Haaren gefunden, die wir noch klassifizieren und mit denen vergleichen müssen, die im Parket gefunden wurden. Es befanden sich auf der Messerklinge —sagte Esteban und zeigte ihn das Haar in einer Plastiktüte. Auf Estebans Tisch regierte die Ordnung, alle Utensilien wurden nach dem Regeln von Feng Shui hingelegt. Wenn er irgend etwas brauchte, war es ihn immer zur Hand. In seiner Freizeit verkostete er die Weine von Meister Philippe Schwander. Er hatte eine Leidenschaft für französichen Weine, besonders für Bordeaux, und überlegte sich, den Kommissar diesen Abend zum essen einzuladen. Als Gerichmediziner musste er sein Bestes geben und sein Mandat war der Tote, still wie aus einer anderen Welt. Eine undankbare Arbeit. Zwei Schnitte in der Halsschlagader waren bei den Opfern nicht üblich. Paola sah sie zum ersten Mal, jemand hätte ihn sehr hassen sollen, dachte sie. —¿Paola, was denkst du wirklich über diese Schnitte ? —fragte der Kommissar als er sah, wie sie so nachdenklich das Opfer anschaute. —Ich weiss nicht, ich habe nicht viel recherchiert. Meine Intuition sagt mir, dass sie eine gewisse Bedeutung von sentimentaler Gewalt haben, bei denen Hass und Eifersucht eine wichtige Rolle spielen können. Ackermann sah Paola benommen an und sagte dann :—¿Sentimentale Enttäuschung ? deine Vermutung kann wahr sein. Paola dachte an Mrs. Roberts, lehnte diese Idee jedoch sofort ab, da es ihrer Meinung nach zwei Komplinzen gab, die an dem Mord beteilig gewesen waren. Der Kommissar dachte an Walsers Frau und an Mallords Nachbarn, die er noch nicht befragt hatte, und an die vielen Betrugsopfer. Nachdem er Paola zugehört hatte, dachte er auch an Marta Sánchez, Mallords Frau, als mögliche Autorin des Verbrechens. Dann bedeckte Esteban die Leiche erneut mit den Laken und die Assistentin legte es in den Kühlraum zurück. Mallords Leiche verkörperte die Welt der Betrügereien, Täuschungen und Lügen, eine Welt, die immer noch im Gedächtnis der vielen Opfer verweilte und über das Gesetzt hinausging. Für Paola war es jedoch eine Frage der Gerechtigkeit herauszufinden, wer und warum Mallord ermordet hatte, auch wenn sie mit dem Schaden, den er seinen Opfer zugefügt hatte, nicht einverstanden war. —Du kannst eine Kopie des Berichs mitnehmen —sagte Esteban zu Ackermann, während er seinen weissen Mantel und die Hansschuhe, die ihn bedeckten, auszog —mehr kann ich zu diesem Fall nicht sagen. —Übrigens, Kommissar —sagte Esteban —heute koche ich zum Nachtessen Sauerkraut begleitet von 150 Gramm Fleisch mit Speck und Brühwürsten. Du bist herzlich eingeladen. Der Kommissar wurde zu einer Antwort hineingezogen, sagte aber nichts. Dann sah Esteban ihn an und vervollständigte den Satz mit folgenden Worten : da ich nicht verhindern kann, dass du mein neuen Nachbar bist. —Sehr freundlich —erwiderte der Kommissar —ich kann auch nichts dafür, aber es war die einzige kleine Wohnung, die frei war und die ich mir leisten konnte als ich nach Zürich kam.Ich hoffe, dass du dich hier besser fühlst als in Konstanz—fügte Esteban hinzu.—Das Problem ist, dass ich nicht an kleine Räume gewohnt bin —beantwortete der Kommissar.—Es ist einfach eine Frage der Gewöhnung —beantwortete Esteban.

—Ich glaube nicht —sagte Ackermann —Es hat auch mit meiner Beziehung zum Geschmack und zur Bedeutung zu tun. In Konstanz die Architektur ist bewohnbarer. Hier muss ich die Wohnung jedoch aus beruflichen Gründe einrichten. —Aber wenigsten hast du in deiner Dringlichkeit etwas gefunden, das zahlbar und schön zu gleich ist —sagte Esteban.—Ja, ja, aber ein bischen gehetzt —antwortete Ackermann.Paola drehte sich zur Seite. Ihr Blick wanderte überrascht über das Gesicht des Kommissars und Esteban. Auf ihren Lippen zog sich ein Lächeln, es war als ob sie am Boden feststecken würde, ohne zu wissen was sie sagen sollte. —Du bist auch eingeladen fügte Ackermann trocken hinzu.—Entschuldigung, Hanno wartet auf mich, er hat zwei Kinokarten für heute Abend. Aber trozdem danke —antwortete Paola —. Ich hoffe, dass ihr den Abend genisst. Der Kommissar schaute Paola entäuscht an. Paola und ihre Freunden hatten andere Probleme als Spuren des Mörders zu suchen und Haare an den ungewöhnlichsten und unwahrscheinlichsten Orten des Verbrechens zu finden. Für sie und ihre Freunde gab es interessantere Dinge, als von einem Verbrechen besessen zu sein oder aus diesem Grund an einem Herzinfarkt zu sterben. Ackermann sprach sie nicht als Arbeitskollegin an, sondern mit den Einstellungen eines jungen Mannes, der bereit war, sie zu erobern und in ihr Leben einzusteigen, wie er schon andere male erfolglos versucht hatte. Paola liebte Hanno und glaubte, was er zu ihr sagte, aber in letzter Zeit fragte sie sich, ob Hanno wusste was Liebe war. Paola glaubte, dass Hanno ihr Typ war, da er stundenlang wunderbar mit ihm sprechen konnte. Aber eines Tages fragte sie ihn, was Liebe für ihn sei. Hanno antwortete, dass Liebe etwas war, von dem niemand genau wusste, was es war. Paola war ein wenig unzufrieden und ratlos über seine Antwort, da sie wusste oder zumindest intuitiv wusste, was Liebe war. Sie konnte nicht ohne ihre Familie und Freunde leben. Hanno hingegen konnte ganze Tage mit einem Bus reissen wie ein Hippie, egal wohin er ging. Für den Kommissar, Paola war eine wunderschöne blonde junge Frau, aber er wollte nicht, dass Paola etwas von seinen Gefühlen nach ihr erfahren würde und deswegen er distanziert und selbssüchtig wirkte. Er hatte sich sehr verändert, er war nicht mehr derselbe, seit er aus Konstanz zurückgekehrt war. Vorher war er eifersüchtig auch wenn er davon nicht wusste und jetzt war ihm egal was um ihn herum passierte. Vor einem Jahr hatter er sich von seiner Frau getrennt und vielleicht spürte Paola diese Veränderung. Er lebte in einer kleinen zweizimmerswohnung mit Kochnische, wodurch die Kosten gesenkt wurden. Er musste für die Kosten seines Sohnes auskommen, der immer mehr nach Geld für sein Studium verlangte. Die Trennung seiner Eltern war der schrecklichste Moment für David gewesen, so hiess er. Er glaubte, dass seine Eltern für ihn immer da wären. Ein Schlag mit der flachen Hand von Esteban auf seine Schultern brachte ihn zur Realität und dachte nicht mehr an Paola. Beide starrten sich an und er verabschiedete sich von ihr mit Nostalgie. Als sie die Tür erreichten, sagte Esteban zu ihm : —Kommissar, ich erwarte dich heute Abend um sieben Uhr bei mir zu Hause. Nächste Woche bin ich zu einem Internationalen Austausch eingeladen, der von verschiedenen forensischen Instituten auf europäischer Ebene organisiert worden ist, um meine Dissertation über virtuelle Autopsie zu halten. Ich möchte heute mit dir einige Punkte als Kollege über die Waffe des Verbrechens von Mallord abklären.—Ein paar freie Tage werden dir gut tun. Du hast dich eine Weile nicht richtig ausgeruht und nimmst deine Arbeit sehr ernst. Ich bin sicher, niemand wird dich hier vermissen, auch wenn du etwas anderes glaubst —sagte seine Asisstentin.

Esteban hielt das für eine gute Idee, legte aber keinen grossen Wert auf die Bemerkung seiner Asisstentin und antwortete nicht. Er liess die Zeit verstreichen, während er seine Utensilien aufhob und seine Hände wusch. Aber Ackermann wiederholte das gleiche wie die Asisstentin und fügte hinzu, dass er sich bis zu seiner Rückehr um seine Balkonplanzen kümmern könne. —Ich hoffe, dass du ihnen genug Wasser gibts —anwortete Esteban, dann sagte er immer wieder : —ich mag meine Arbeit, ¿wer wird sonst beschreiben wie das Opfer gestorben ist ? Das Verbrechen ist deine Sache, du muss die beteiligten und die Hinweise dazu herausfinden, um zu dem Mörder zu gelangen. Bei dir ist die Zeit entscheidend, bei mir ist es wichtig dir den Weg zu weisen, damit du ihn fest nehmen kannst —sagte Esteban und trocknetet er sich mit einem Handtuch die Hände. —¿Ackermann läuf alles gut bei dir ? —fragte er noch.In diesem Moment klingelte das Natel des Kommissars. —Ich komme gleich —sagte Ackermann.Er öffnete die Tür und sprach mit jemanden draussen im Gang. Einige Sekunden später sagte der Kommissar :—Es ist mein Sohn, er besucht mich Morgen. Anscheinend braucht er etwas von mir. Dann holte er sein Notizbuch heraus und schrieb den Termin auf. —Ich mag auch meinen Job, und jetzt wo wir zusammenarbeiten, finde ich es eine gute Idee dies zu feiern. Es waren nur ein paar Schritte entfernt und dennoch, schien es den Kommissar, dass sich eine neue und unbekannte Welt vor ihm öffnete als er seine kleine Wohnung verliess. Er ging die Treppe hinunter und klopfte zur vereinbarten Zeit an Estebans Tür. —Wenn du die Tür drückst, bis du schon drinnen — hörte Ackermann sagen. Esteban hatte eine Schürze an und säuberte das Besteck und die Glässer auf dem Tisch. Er hatte einen ausgezeichneten Geschmack und jedes Objekt seiner Wohnung stimmte mit den anderen überein. Der Tisch und das Sofa sowie das an der Wand hängende Bild, eine moderne Interpretation des Gemäldes « die Geburt der Venus » von Sandro Boticceli, lieferten ein wunderschönes archiketonisches Ergebnis. Der Kommissar war von dieser Schönheit beindruckt. Es gab rumherum ein Aquarium mit roten fischen. Er bat den Kommissar sich zu setzen und bot ihm etwas zu trinken an.—¿Was trinkst du am liebsten, einen Snack ? —fragte Esteban.—Normaleweise trinke ich Vermout Cinzano mit Eis und eine Orangeschale —antwortete der Kommissar —aber ich passe mich an, was du hast —fügte er als nächstes hinzu.Esteban verstand es schnell und bot ihm einen Cinzano an, den er aus dem Kühlschrank nahm. Der Kommissar nahm Platz und fragte, ob er bei irgendetwas helfen könne, während Esteban es in einem Ovalen Glas mit Orangenschale und Eis zubereitete. —Nein, danke, es wird sofort fertig sein. Danke, dass du gekommen bist, sagte er anschliessend. —Gern, geschehen, danke, dass du mich eingeladen hast —sagte Ackermann.Es war die erste Einladung, die Ackermann erhielt, seitdem er aus Konstanz kam. Er warf einen Blick auf die Wohnung und machte sich auf dem Sofa bequem. Die Planzen auf dem Balkon kamen ihm bekannt vor, seine ex-Frau hatte die gleichen oder ähnlichen. Estebans Wohnung gefiel ihm sehr, weil er einen bewohnbaren und bedeutungsvollen Raum geschaffen hatte. Dort fühlte er sich wohl und dachte, dass er an diesen Abend einen Mensch gefunden hatte, der nicht nur die Geheimnisse der mysteriösesten Verbrechen zu erforschen wusste, sonder auch ein grossartiger Koch war, der sich in der zürcherischen Küche auskannte. Minuten später servierte Esteban am Tisch das Sauerkraut mit 150 gramm Fleisch, Speck und Brühwürsten. Ackermann kostete das Menu aus und sprach ihm ein Lob aus, auf welches

Esteban überhaupt nicht gezählt hatte. Es versprach ein Abend zu werden wie Paola es sich vorgestellt hatte. Es könnte nicht anders sein, da Esteban mehr als qualifiziert war, die schwachstelle des Verbrechens zu diskutieren. Es war nach wie vor eine gute Gelegenheit zwischen Kollegen darüber zu spekulieren, ob die Schwachstellen, diejenige waren, die Esteban bereits im forensischen Institut erwähnt und die sich auf die Tatwafe bezogen hatten. Esteban betonte diesen Punk bewusst noch einmal und glaubte, es sei seine Verpflichtung erneut Stellung dazu zu nehmen. —Ich bin verpflichtet dich auf diesen unklaren Punkt aufmerksam zu machen. Ich suche die Wahrheit wie du auch und es treibt mich die Gerechtigkeit ans Licht zu bringen, aber du hast noch nicht die Tatwafe gefunden und weisst noch nicht wo sie sein könnte. Und meiner Teorie nach, unter diesen Umstände wird es lange dauern bis du das Verbrechen aufklären kannst —sagte Esteban leicht gereizt. Der Kommissar wusste diese Bemerkung zu schätzen. Es war eine gute Gelegenheit für ihn, berufliche Angelegenheiten mit ihm offen zu besprechen aber um die Wahrheit zu sagen, der Kommissar befand sich an einem frenden Ort und antwortete nur :—Teorie und Praxis sind zwei verschiedene Dinge, nicht nur heute und morgen, sondern immer.Esteban hielt den Standpunk des Kommissars für extrem, obwohl er in seinem Lächeln das Böse oder andere Gedanken, die ihm direkt betraffen, nicht erkennen konnte. Im Verlauf des Abends entschieden sie sich jedoch dafür, die verborgenen Aspekte des Verbrechens aufzuklären, insbesondere, das von Mallord, was den Kommissar am meisten interessierte. Esteban hatte das Gefühl, dass er und Ackermann aus dem selben Holz geschnitzt waren. Obwohl dies alles logisch klang, hatte er noch keine Antwort auf seine Frage bekommen und bestand erneut darauf :—Ich habe gehört, dass sich in den Köpfen von Menschen manchmal falsche Vorstellungen bilden, die sich nicht auf konkrete Tatsachen beziehen. Ich sehe, dass das Abendessen dir schmeck aber ich sehe nicht wer derjenige war, welcher am Tod von Mallord interessiert sein könnte —sagte Esteban während er die Gabel hielt und eine Scheibe Wurst ass. —Ich sehe es auch nicht und niemand kann es mir sagen —sagte der Kommissar —aber ich kann mir bestimmte Dinge vorstellen….—¿Was für Dinge ? —fragte Esteban neugierig.—Dies geschah, nachdem ich ein Kleidungsstück mit einem Fleck im Flur von Walsers Wohnung beobachtet hatte. Ich sah plötzlich, dass es ein Blutfleck sein könnte. Ich befand mich in einer güngstigen Lage und habe dieses Foto gemacht —erklärte Ackermann.—Lass es mich sehen, ich habe den Eindruck, dass es wichtig sein könnte —sagte Esteban —. Es scheint, als wären meine Gedanken plötzlich beflügelt worden —fuhr er fort als er das Foto genauer betrachtete. —¿Glaubst du, dass wir auf die richtige Spur sind ? —fragte der Kommissar —Es ist nur ein Eindruck, aber ich denke, das ist ein Blutfleck —antwortete Esteban.—Wir müssen dabei vorsichtig sein. Auch wenn wir uns in der richtigen Richtung befinden, wir wissen immer noch nicht, wem es gehört oder wer es dort gelassen hat —betonte der Kommissar. Der Kommissar fühlte sich gezwungen eine Pause einzulegen und fragte wo das WC sich befindet. Die Situation erforderte es. Als er zurückkam setzte er sich wieder und gestand Esteban : —Ich habe nur Angst vor Idioten, die vor meinem Weg stehen und versuchen ihn mir abzuschneiden. —¿Was für Idioten —fragte Esteban noch einmal.

—Der Staatsanwahlt Frei, ein alter Freund von mir —antwortete Ackermann. Dann fügte er hinzu : —Natürlich hätte ich diesen Fall ablehnen können, und als Entschuldigung sagen, dass ich genug zu tun bei der neuen Wissenschaftsabteilung hätte und dass ich mein erworbenes Wissen an der Universität von Konstanz über Informationswissenschaft in die Praxis umsetzen möchte, aber die Gelegenheit, die sich mir bot, war einzigartig, vor allem, um meine alte Vorliebe für Betrügereien wieder aufzunehmen und ¿welche bessere Gelegenheit als diese ? —fragte er sich —. Ich hatte schon von Mallord gehört, kannte aber nicht sein anderes Gesicht als Manolo Escobar und wo er sich versteckte —sagte Ackermann.—¿Und wer hat dir den Fall vorgeschlagen —fragte Esteban und betrachtete ihn am Tisch von oben bis unten, während der Kommissar die exquisite Bordeaux Flasche probierte, die Esteban exklusiv für ihn entkork hatte. —Ich meine es ernst Esteban, dieser Fall war notwendig, um ihn bei den Hörner zu packen, weil Mallord viel Lärm gemacht und viele Leute betrogen hat. Es ist nicht das erste mal, dass die Staatanwahlschaft mich mit einem solchen Dilemma konfrontiert. Es scheint, dass dieses Problem sie sehr beunruhig. Wenn dem so ist, wird sich später herauskristallisieren, aber die Wahrheit ist, dass ich begonnen habe, mich daran zu freuen, nicht um den Tod von Mallord selber zu erklären, sondern um die Krummen Dinge, die er den Opfern angetan hat, ans Licht zu bringen —schloss der Kommissar ab. —Ja, ich habe gehört, dass viele seiner Opfer gern den Köder gebissen haben.Esteban machte eine Pause und servierte das Dessert, das er zuvor vorbereitet hatte. Der Kommissar schien den Abend und die hervorragende Fähigkeiten des Gastgebers zu geniessen. Das Dessert diente dazu, das Thema zu wechseln und Fragen zu erörten im Zusammenhang mit Estebans bevorstehender Reise zum internationalen forensischen Kongres in Deutschland. —Übrigens, wenn es dir nichts ausmacht —erklärte Esteban eine Weile weiter — jetzt möchte ich dir gerne die richtigen Anweisungen erteilen, um den Pflanzen Wasser zu geben, die ich auf dem Balkon habe. Ich erwarte nicht, dass du dich wie ich um sie kümmerst, aber eigene Erklärungen sind nötig.Esteban zweifelte überhaupt nicht daran, dass der Kommissar gut nach seinen Pflanzen schaut, doch er nutzte diese Gelegenheit um ihm zu zeigen wie viel Wasser er jeder Pflanze geben sollte. Es waren nur ein paar Tage und keine Wochen, aber das Wetter im Herbst war manchmal launisch und könnte jeder Zeit eine Strich durch die Rechnung machen. Und dieses Risiko wollte Esteban nicht eingehen. Esteban gab ihm daher eine detallierte Liste der Pflanzen und des Wassers, die jeder brauchte. Der Kommissar war nicht jemand, der sich mit der Kunst der Pflanzen nicht auskannte, er selbst hatte sich immer um die Pflanze seiner Frau gekümmert, besonders wenn sie aus beruflichen Gründen nicht zu Hause war. Er hörte die Anweisungen, die Esteban ihm gab, aufmerksam zu und versicherte ihm, bevor er die Wohnung verliess, dass er sich nicht so viele Sorge machen sollte und bei seiner Rückkehr die Pflanzen voll gesund treffen würde. Dies diente auch für die Aquarienfische und nahm die Herausforderung eher als Verpflichtung eines Freundes an. Am nächsten Tag fuhr Ackermann mit Freude mit seinem Auto zur Polizeistation. Er versprach sich bei dem nächsten Treffen mit seinem Vorgesetzten sich von ihm nicht beeinflussen zu lassen. Als er auf dem Weg zur Polizeistation am Werdmühleplatz vorbeikam, um mit Wolf zu sprechen, schauete er auf die Holzkabine, in denen in wenigen Tagen, Raclett, Fondue, Knoblauchbrot und Glühwein serviert würden. Es war ein Ort, an dem Kircherchöre übermütige Weihnnachtslieder sangen, um die kalten Wintertage zu wärmen. Es war halb zehn an einem kalten Herbstmorgen. Das Gebäude erschien vor seinen Augen. An Ackermann war dort ein vorläufiges Büro zugewiesen worden. Er stieg aus dem

Auto mit einem Mantel, einen grauen Schal um den Hals und seinem Hut und dachte an Wolf. Seine Aufmerksamkeit wurde auf die perfekt aufeinander angeordneten gemeisselten Steinblöcke gelenkt. Und auf die geschmiedeten Filigranarbeiten der Fenster, die den offiziellen Charakter des Gebäudes ausdrückten. Die schwere Holztür öffnete sich automatisch als er hineinging. Er stieg eine kleine Treppe hinauf und dann öffnete sich automatisch eine weitere Tür. Seine Schritte gingen den langen Korridor entlang. Ein Polizist an der rechten Flanke begrüsste ihn. —Guten Morgen, Kommissar Ackermann.Er stand auf und führte ihn zu Wolfs Büro, wo zu dieser Tageszeit das Licht eines ziemlich grossen Fensters des Büros von Oberbefehlshaber der Zürcher Polizei beleuchtete. Als der Kommissar eintrat, sah Wolf ihn an und fragte : —Herr Kommissar, bitte, setzen Sie sich. ¿Waren Sie nicht derjenige, der Gestern Nachmittag angerufen hat, um mich um einen Termin zu bitten ? Der Kommissar beantwortete mit folgender Bemerkung:—Es war nicht ich, es war meine Sekretärin Yolanda. Ich habe nur darauf geachtet, dass sie anruft, um den Termin zu vereinbaren. Wie sie wissen, die Staatsanwaltschaft hat mich mit dem Fall Mallord beauftrag, und ich dachte, ich könnte sie bereits direkt über den Sachverhalt informieren. Wolf ließ ein paar Sekunden verstreichen, sah den Kommissar von seinem Stuhl aus an und fragte: —¿Und was haben Sie bereits über Mallords Mörder erfahren ? —Ich bin mir sicher, dass es andere klügere Köpfe als meinen gibt, um diese Frage mit der erforderlichen Präzision und Sorgfalt zu beantworten, aber wenn ich eine Antwort abwägen müsste, würde ich sagen, dass noch viele Teile in diesem Puzzle fehlen um genau wissen zu können, wer der Autor oder Täter des Verbrechens war. Dieser Verdacht mag abstrakt erscheinen und in gewisser Weise dramatisch klingen, aber was wir bisher anhand der Fakten und Intuitionen herausgefunden haben, lässt uns annehmen, dass es sich um ein Verbrecher handelt, wo Leidenschaft im Spiel ist. Es scheint, als ob der Autor oder die Autoren wussten, dass Mallord am Tag seines Todes alleine in der Wohnung war —erklärte der Kommissar. —Aber das war gestern und heute befinden sie sich in meinem Büro —sagte Wolf.—Es ist möglich, dass die Ergebnisse der Analyse von Fingerabdrücken bereits auf meinem Schreibtisch vorliegen und ihre Frage dann die genaue Antwort erhält, die für den Fall erforderlich ist. Am Ende des Tages wird es nicht „was“ sondern „wer“ die Frage, die es zu diskutieren gilt —antwortete Ackermann.Nach dieser Mitteilung legte Wolf die Zeitung auf den Tisch, setzte sich bequemer auf den Stuhl und streckte die Beine aus. Und da war es dann, dass er zu ihm heraufsah und sagte:Übrigens, Kommissar, ich erwarte nicht, dass sie diesen Fall heute oder morgen lösen. Nehmen sie sich Zeit und ziehen sie alle Optionen in Erwägung, aber ich will nicht, dass sie die ganze Zeit hier im Haus verbringen. Da diese Bemerkung gänzlich unerwartet kam, wusste der Kommissar nicht recht, wie er darauf reagieren sollte. Er bedankte sich für seine Aufmerksamkeit, aber aller Wahrscheinlichkeit nach drückte er sich nicht sehr präzise aus, denn der Kommandant fuhr fort:—Ich meine das ernst, Kommissar. Ich glaube wirklich, Sie sollten alle Optionen in Erwägung ziehen, um zu wissen, wer Mallord umgebracht hat. ¿Oder wollen sie sich in diesem großen Fall eingesperrt fühlen ?

Es war das erste Mal, dass Wolf eine solche Frage aufwarf; es schien sich sogar um ein Problem zu handeln, das ihn ernstlich beschäftigte. Der Kommissar, ohne es zu wagen, ihn zu unterbrechen, hörte sich seine Argumentationen genau an und sagte:—Es tut mir leid, aber wie bereits erwähnt, habe ich derzeit keine weiteren Informationen, um über den Fall zu berichten. Vielleicht ein anderes Mal. Wolf spürte, dass der Kommissar ein natürliches Talent hatte, um den Fall zu einem sicheren Hafen zu führen, aber seine Antwort ließ noch viele Fragen offen, die jeder Kommissar ohne den geringsten Zweifel hätte beantworten können.—Wir sehen uns, Kommissar, rufen Sie mich an, sobald Sie mehr über den Mord wissen. Der Kommissar begnügte sich deshalb damit, lediglich zu sagen :—Oh ja, das werde ich tun. Ackermann verließ Wolfs Büro und schloss die schwere Holztür hinter sich. Auf dem Flur zog er sein Notizheft aus der Jackentasche heraus und schrieb eine Notiz auf. Dann wurde ihm klar, dass sein Sohn ihn an diesem Tag besuchen würde. In der Stille des Herbstmorgens und nachdem er Wolfs Büro verlassen hatte und zu seinem Büro gegangen war, um zu sehen, ob der Bericht schon auf seinem Tisch lag, bemerkte er, dass Paola ihn angerufen hatte. Als er die Tür öffnete, hörte er die ruhige Stimme von Yolanda. —Guten Morgen, Kommissar, ¿hast du gut geschlafen ? In seinen Gedanken klingelte Wolfs Stimme und sein letzter Satz immer noch: rufen sie mich an, sobald sie mehr über den Mord wissen. Es vergingen ein paar Sekungen bevor er antwortete.—Guten Morgen, Yolanda, ja sehr gut, ¿und du ? —fragte der Kommissar wiederum.Er sah sofort auf seinem Tisch die Umschläge, die gerade per Post eingetroffen waren. Er öffnete sie, es war sehr wichtig zu wissen, welche Spuren auf den Schlüsseln waren. ¿Waren das von Walser und Mrs Roberts ? es wäre tragisch wenn dies nicht der Fall wäre, aber er hatte immer noch die Hoffnung, dass es andere Informationen von Mallords Wohnung darin enthalten wären, die ihm die Augen für das Verbrechen öffnen könnten. Er dachte an die Stelle des Berichtes, welche sich auf das verbrachte Jahr von Mallord in Küsnacht bezogen, da zu diesem Zeitpunk praktisch keine Informationen vorhanden waren. Endlich öffnete er einen Umschlag, der diesen dunklen Teil seiner Zeit in der Wohnung und die Anrufe, die er gemacht hatte, erhellen könnte. Eigene Anrufe kamen aus der Schweiz, andere aus dem Ausland. Der Kommissar versuchte sich vorzustellen, wer die Empfänger waren. In diesem Moment unterbrach ihn Yolandas Stimme. —Entschuldigung, Kommissar, ich muss dir etwas mitteilen.—Ja, ¿was ist das ? —fragte der Kommissar neugierig während er auf die Zeitung schaute. —Deine Ex ruft dich an —sagte Yolanda.Der Kommissar wartete darauf und hoffte, dass sie etwas sagen würde.Ich bin mir sicher, dass du dich gefragt hast, ¿warum ich dich anrufe ?—Ah, Renata —begann der Kommissar in einem freundlichen Ton, und für einen Moment schien er nicht an ihrem Anruf interessiert zu sein. Dann sagte er : —Die tatsache ist, dass ich jetzt nicht viel Zeit habe, um mit dir zu reden, Renata —sagte der Kommissar und tat so als würde er die Dokumente in seiner Hand lesen. —Es sind nur ein paar Minuten —antwortete sie. Renata hielt den Atem an, um einen Satz zu formulieren. Dann hörte es der Kommissar.—Ich störe dich nur ungern mit meinen Probleme. Ich weiss, du hast wichtigere Dinge als die Probleme einer Mutter zu hören. Aber ich habe keine Ahnung wie ich dieses Problems lösen kann.

—Ich habe das Gefühlt, dass du mit diesem Dilemma nicht alleine bist —ärgerte sich Ackermann. —Ich werde die Karten auf den Tisch legen, Joe —sagte Renata. Du hast mir unvergessliche Momente beschert. Sowohl Glück als auch Trauer. Alles muss gesagt werden. Ohne dich wäre ich möglicherweise keine Mutter geworden. Wir haben einen wunderbaren Sohn zur Welt gebracht. Ich habe ein Jahr lang probiert, dass unser Sohn das Vertrauen in uns nicht verliert. Der junge ist jetzt dreiundzwanzig Jahre alt. Er ist schon ein Mann. Die Tatsache, dass ich seine Wünsche nicht richtig befriedigen und ihm beim Probleme helfen kann, die meine Fähigkeiten übersteigen, macht mich depressiv. —Wenn ich mich nicht irre, muss ich dieses Vertrauen schaffen und seine Wünsche erfüllen —antwortete Ackermann. —Wenn ich nicht viel verlange, würde ich mich viel besser fühlen, wenn du mit ihm über seine Probleme sprichst. Dein Sohn frägt mich jeden Tag wie er Dinge tun muss —schloss seine Ex ab. Der Kommissar hatte ein Jahr lang versucht, ihm die Bedingungen der Trennung anzuvertrauen. David war jetzt dreiundzwanzig Jahre alt, und in diesem Alter hätte er sein Studium abschließen sollen. Stattdessen der junge Mann ging einen Weg voller Schwierigkeiten. —Heute kommt er zu mir —sagte der Kommissar —keine Sorge, ich werde mit ihm sprechen, um ihm das Vertrauen zu geben, das er von seinem Vater erwartet. Ich werde ihm ohne zu viel Drama einfach sagen, wie die Dinge sind. Der einfachste Weg ist der beste —sagte er schliesslich. —Danke, Joe, ich bin dir sehr dankbar, dass du ihm das Vertrauen gibts, das er jetzt im Leben braucht. Der Kommissar dachte an den Besuch seines Sohnes nach und, dass die nächste Aufgabe darin bestehen würde, ihm zu zeigen wie sich alles veränderte hatte, dass die Tage in denen er ein sorgloses Leben genoss, vorbei waren. Normaleweise hätte er nicht auf seine Ex gehört wenn er heute den Besuch seines Sohnes nicht gehabt hätte, aber da er sich mitten in einem komplizierten Trennungsprozeses befand, könnte er sich keine Fehler leisten. Und so beschloss er, seiner Ex zuzuhören und seinen Sohn bei der nächsten Gelegenheit alles zu erklären was er wissen wollte. Ackermann studierte weiter die Dokumente, die er gerade gelesen hatte. Er griff nach seinem Notizbuch und erkannte wie viel Arbeit er noch vor sich hatte. Unter diesen Umstände war er gezwungen sein Büro mehrmals am Tag zu betreten und zu verlassen, um seinen Leuten die Befehle zu erteilen, damit sie ihre Arbeit erledigen konnten.—Yolanda, ich möchte, dass du Morgen ein Treffen organisierst bei dem auch Wolf und Paola anwesend sind —sagte der Kommissar.Das Treffen sollte der Höhepunk einer langen Planungsarbeit seitens Ackermann sein ; im Rückblick liess sich deutlich erkennen, wie der Kommissar lange Zeit auf diesen Punkt zugesteuert hat. Ackermann hatte sich zunächst nicht besonders mit den Details des Betruges von Mallord beschäftig als dieser ermordet wurde und deswegen beauftragte er Paola mit der Analyse dessen Verhaltens. Es war nicht nur der Mord an Mallord selber, dass sein Interesse beim Treffen weckte, sondern auch seine Vorstellung von seinen Mitarbeitern, mit denen er mehrere Woche gearbeitet hatte. Seine Freundschaft mit Esteban und anderen Kollegen gab ihm genug emotionale Unterstützung, um das Problem seiner Trennung anzugehen. Ackermann spekulierte, dass sich zwischen Wolf und ihm eine enge Freundschaft entwickeln könnte, denn er konnte mit den eigenen Augen sehen, dass Wolf ein Gentleman von hohen Graden war. Er war ein privilegierter Teilnehmer. Esteban war immer noch unterwegs und

Ackermann erwartete nicht, dass er am Treffen teilnehmen könnte. Der Kommissar vergass natürlich nicht Yolanda zu sagen, dass sie sich mit seinem Sohn in Verbindung setzen muss. —Dann ruf meinen Sohn unter dieser Nummer an und lass ihn wissen, dass ich heute Abend um sieben Uhr auf ihn zum Abendessen warte. Und schreibe an Paola ein E-Mail, um sie über das morgige Treffen zu informieren, denn heute ist es mir nicht mehr möglich mit ihr zu sprechen. Ich muss gehen um die Einladung meines Sohnes vorzubereiten. Yolanda dachte darüber nach, diese Situation der Unsicherheit zu beenden. Es war tief in die Natur des Kommissars verwurzelt, so zu handeln, und sie erinnerte sich an die Arbeit von Affoltern als sie ihr Karriere als Sekretärin begann. —¿Muss ich auch Cortesi anrufen ? —fragte Yolanda bevor er das Büro verließ. —Danke, Yolanda, dass du mich daran erinnerst, aber das ist nicht nötig. Unsere Wege haben sich längst getrennt. Ich glaube, dass er einen Unfall hatte, der ihn daran hindern, richtig zu laufen —fügte der Kommissar hinzu.Es war Mittag, Zeit, etwas frische Luft zu schnappen. Er ging an der Limmat entlang, um eine Zigarette zu rauchen. Ein einziger Fehler in der Morgen Besprechung könnte ihn viel kosten. Er musste sich darauf vorbereiten, wie sich ein General auf die bevorstehende Schlacht vorbereitet. Er bereitete sich mental auf die möglichen Meinungsverschiedenheiten vor, die entstehen würden. Er analysierte seine Schwachstellen, um mögliche Kritik zu vermeiden. Er betrachtete die Umrisse des Großmünsters und die Schwäne, die den Fluss entlang schwammen, und holte tief Luft, was ihn beruhigte. Er sah, dass er gerade an einer jungen Frau vorbeigegangen war, die seine Aufmerksamkeit auf sich gezogen hatte. Er beeilte sich und kehrte in sein Büro zurück. —Ich danke dir, dass du alle Teilnehmer und meinen Sohn angerufen hast —sagte Ackermann zu Yolanda. —Oh, es war eine angenehme Erfahrung gewesen —sagte sie mit einem Lächeln. Dein Sohn hat Musik gehört als ich anrief. Das letzte was ich gestern gehört habe. —¿Welches Lied war es das ? —fragte neugierig der Kommissar.—Es war ein kolumbianisches Lied mit dem Titel „Leise“. Das Lied ist ein alter Erfolg, der mich immer glücklich gemacht hat —antwortete Yolanda.—Ich wusste es nicht, dass du auch südamerikanische Musik magst —sagte der Kommissar.—Salsa gefällt uns sehr. Mein Sohn ist ein Künstler und singt auf die Straße. Man muss jung sein, um so etwas zu tun —fügte sie hinzu. —Ja, um ehrlich zu sein, muss man jung sein. Ich bin Vater und ehrlich gesagt weiß ich nicht viel über den Geschmack meines Sohnes. Aber glaubt es mir, heute Nachmittag werde ich ihn angenehm überraschen, wenn er zum Abendessen kommt —sagte Ackermann in einem vertraulichen Ton. —Übrigens, Kommissar, nicht alle Teilnehmer können morgen zu der Sitzung kommen, sondern übermorgen —sagte Yolanda.—Ich danke dir für die Mitteilung, dann muss du es für übermorgen vereinbaren. Der Kommissar glaubte, dass Yolanda ihm die Idee geliefert hatte, die er suchte. Es gab Leute, die sich ein falsches Bild über das Lebens eines Kommissars gemacht hatten.