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AUSGABE 2016/2017 | PERSPEKTIVEN FÜR IHR BERUFSLEBEN Weiter durch Bildung ORIENTIEREN Berufliche Ziele festlegen LERNEN Typgerechte Formen der Weiterbildung PROFITIEREN Anbieter und Fördermöglichkeiten

Weiter durch Bildung - arbeitsagentur.de · Weiterbildung. INHALT THEMEN. CHANCEN NUTZEN. Lebenslanges Lernen lohnt sich: Wer seine fachlichen Kompetenzen ausbaut und neue Fähigkeiten

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A U S G A B E 2 0 1 6 / 2 0 1 7 | P E R S P E K T I V E N F Ü R I H R B E R U F S L E B E N

Weiter durch BildungORIENTIERENBerufliche Ziele festlegen

LERNENTypgerechte Formen der Weiterbildung

PROFITIERENAnbieter und Fördermöglichkeiten

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Themenheft 2016/2017 WeiterbildungINHALT THEMEN

CHANCEN NUTZENLebenslanges Lernen lohnt sich: Wer seine fachlichen

Kompetenzen ausbaut und neue Fähigkeiten erlernt, kann sich

nicht nur seinen Arbeitsplatz sichern, sondern öffnet sich auch

Türen für den beruflichen Aufstieg. Mit diesem Themenheft

verschaffen Sie sich einen ersten Überblick zur beruflichen

Weiterbildung. Darin werden die wichtigsten Fragen zur Wahl

der passenden Qualifizierung beantwortet, unterschiedliche

Weiterbildungsarten und Lernformen vorgestellt, hilfreiche

Tipps gegeben, worauf Sie bei der Wahl des Anbieters achten

sollten, und Fördermöglichkeiten aufgezeigt.

IMPRESSUM HerausgeberBundesagentur für Arbeit, Nürnberg

VerlagMeramo Verlag GmbH, Gutenstetter Straße 8d, 90449 NürnbergTel. 0911 937739-0 Fax 0911 937739-99E-Mail: [email protected]

Redaktion BerufsfeldinformationenGesamtleitung: Rainer MöllerChefredaktion: Helmut StanglRedaktion: Samuel Heller, Kristina TaubeArt Direktorin: Viviane SchaddeLayout: Claudia Costanza, Vanessa Mund, Nicole Süß Lektorat: Edith BackerTitelfoto: Julien FertlFür die freundliche Unterstützung beim Foto shooting bedanken wir uns bei Dominic Kastelan – Büro für Gestaltung.

AutorinnenGabriele Müller, Grit Staroste, Katharina Vähning

DruckAlpha Print Medien AG, Darmstadt

RedaktionsschlussAugust 2016

HaftungsausschlussFür die Richtigkeit der Eintragungen kann – auch wegen der schnellen Entwicklung in Gesellschaft, Wirtschaft und Technik und der großen regionalen Unterschiede – keine Haftung übernommen werden. Bitte informieren Sie sich bei Ihrer Agentur für Arbeit, ob in der Zwischenzeit in einzelnen Punkten Änderungen eingetreten sind.

Copyright© Bundesagentur für ArbeitAlle Rechte vorbehalten. Der Nachdruck, auch aus-zugsweise, sowie jede Nutzung der Inhalte bedarf der vorherigen Zustimmung des Verlags. In jedem Fall ist eine genaue Quellenangabe erforderlich. Bilder dürfen grundsätzlich nicht genutzt werden. Mit Namen gekennzeichnete Artikel geben nicht unbedingt die Meinung der Redaktion und des Herausgebers wieder.

BestellungenDas Heft kann über den Bestellservice der Bundesagentur für Arbeit im Internet bezogen werden:www.ba-bestellservice.de

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Checkliste Welche Weiterbildung soll es werden? ........................................................... 6

InterviewWie die Weiterbildung gelingen kann .............................10

Im ÜberblickVerschiedene Weiterbildungsarten ...................12

LernformenWer wie am besten lernt ............................................14

PorträtsErfahrungsberichte über verschiedene Lernformen ..........16

Weitere Themen

Weiterbildungs- anbieter Das richtige Angebot finden ..........................20Unterstützung Verschiedene Fördermöglichkeiten .................24Service Wichtige Links auf einen Blick .................................. 27

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Themenheft 2016/2017 Weiterbildung

84%ALLER BEFRAGTEN

PERSONEN SCHÄTZTEN DEN

NUTZEN IHRER WEITER-

BILDUNG ALS SEHR HOCH

ODER HOCH EIN.

SCHRITT 1 EINLEITUNG

SCHRITT FÜR SCHRITT ZU NEUEN ZIELENSeit Jahren steigen die Teilnahmezahlen an beruflichen Weiterbildungen. Und viele gute Gründe sprechen dafür, sich beruflich weiterzuqualifizieren. Finden Sie das für Sie passende Angebot, indem Sie sich zunächst Ihre Ausgangslage und Ihre Ziele klarmachen und dann darauf aufbauen.

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Mit einer Weiterbildung haben Sie gute Chancen, beruflich aufzusteigen. Eine sorgfältige Planung ist aber nötig.

anlässe, um etwas zu dazuzulernen, gibt es viele: Sei es einfach das private Interesse an einem bestimmten Thema oder der Wunsch,

im Beruf mithalten zu können, oder auch die Überlegung, ein Zertifikat oder einen bestimmten Abschluss zu erwer-ben, um im Job aufzusteigen und eine bessere Position zu bekleiden. Ebenso empfiehlt es sich, während einer Elternzeit fachlich auf dem Laufenden zu bleiben und die Chance für eine Weiterbildung zu nutzen. Noch nie war das

Weiterbildungsangebot so breit und vielfältig und waren die Lernangebote so individuell wie heute. Wenn Sie sich mit dem Gedanken an eine Weiterbildung beschäftigen, haben Sie die Qual der Wahl. Oft ist es ein längerer Prozess, das Passende für sich herauszufinden.

Antworten findenUm den Überblick im Informationsdschungel zu behalten, ist es hilfreich, für sich selbst den eigenen Standort zu be-stimmen. „Was interessiert mich? Welche Kenntnisse feh-len mir?“ Und: „Was möchte ich mit einer Weiterbildung

erreichen?“ Das sind die ersten und wichtigsten Fragen, die Sie sich stellen sollten, denn davon hängt die weitere Planung ab. Wenn es um eine berufliche Weiterbildung geht, müssen Sie entscheiden: Wollen Sie Kenntnisse auffrischen oder verbessern? Ist etwa Ihr Englisch eingerostet und Sie müssen im Job Konversation mit Geschäftspartnern führen können? Brauchen Sie einen Stapler- oder einen Schweißer-schein? Dann ist eine Anpassungsfortbildung für Sie richtig. Vielleicht denken Sie aber auch an den Meisterbrief oder den Abschluss als Techniker/in, weil Sie Ihre Karriere voran-bringen und mehr Verantwortung übernehmen wollen? Dann kommt für Sie eine Aufstiegsfortbildung infrage.

Ist dieser erste Schritt getan, geht es an die konkrete Auswahl. Denn Zeit, Dauer, Ort und Lernform müssen sich mit dem Berufsalltag und dem Familienleben verbinden lassen. Dabei können Sie sich auch über die Form des Ler-nens bewusst werden, die Sie bevorzugen. Sind Sie jemand, der gerne in der Gruppe lernt? Möchten Sie einen Kurs bele-gen, der mehrere Monate dauert, oder ein Intensivseminar an einem oder an zwei Wochenenden? Vielleicht kommen Sie aber auch zu dem Schluss, dass Sie sich in Eigenverant-wortung und mit der Hilfe virtueller Lernprogramme Wissen von zu Hause aus aneignen wollen?

Wichtig für alle AltersgruppenLernen ist dabei keine Frage des Alters: Das Bundesminis-terium für Bildung und Forschung hat zuletzt 2015 das „Wei-terbildungsverhalten in Deutschland“ analysiert und festge-stellt: In der Altersgruppe der 45- bis 54-Jährigen nahmen 53 Prozent an einer Qualifizierung teil. In der Gruppe von 55 bis 63 Jahren waren es immerhin noch 39 Prozent. Ins-gesamt gaben 51 Prozent aller befragten 18- bis 64-Jährigen an, sich innerhalb des Befragungszeitraums weitergebildet zu haben. Das unterstreicht, welchen Stellenwert Qualifizie-rung heutzutage hat. Dabei ist der Anteil von Männern und Frauen in etwa gleich hoch.

Auch Unternehmen ist die Entwicklung ihres Personals wichtig: Bei Erwerbstätigen stößt meistens der Arbeitgeber eine Weiterbildung an. Aber mehr als ein Drittel der Aktivitä-ten haben die Beschäftigten selbst initiiert. Demnach sind sich viele Arbeitnehmerinnen und Arbeitnehmer bewusst, wie wichtig es ist, ihre Beschäftigungsfähigkeit zu erhalten und zu verbessern.

Hoher Nutzen bestätigtBei den Themenbereichen der Weiterbildungen können deutliche Schwerpunkte ausgemacht werden. Rund ein Drittel aller Maßnahmen umfassen Themen zu „Wirtschaft, Arbeit, Recht“, ebenfalls beliebt sind Qualifizierungen im Bereich „Natur, Technik und Computer“. Gefragt nach dem Nutzen ihrer Qualifizierung antworteten 84 Prozent der Befragten „sehr viel“ oder „recht viel“.

Damit Ihre Weiterbildung wirklich nutzt, Sie also fachlich und persönlich vorankommen, beschreibt dieses Themen-heft die einzelnen Schritte des Auswahlprozesses. Darüber hi naus beraten Sie Ihre örtlichen Agenturen für Arbeit auch persönlich.

praxistippsMenschen lernen nicht nur mit ihren Sinnesorganen. Mit persönlichen Interessen, Lern- und Leistungsmo-tivation, der bisherigen Lernbiografie und der eigenen Lebenslage nennt das Deutsche Institut für Erwachse-nenbildung – Leibniz-Zentrum für Lebenslanges Ler-nen weitere Faktoren für den Lernerfolg. Das Institut unterscheidet fünf verschiedene Lerntypen:

• Theoretiker sind vor allem an Grundlagen interessiert, lernen gut aus Texten und wollen Zusammenhänge verstehen.

• Anwendungsorientierte möchten den direkten Nutzen aus dem Erlernten ziehen und benötigen Anschauungsmaterial.

• Musterschüler lernen gut unter Anleitung, versuchen sich Fakten sehr genau einzuprägen, um sie später gut wiedergeben zu können.

• Gleichgültige Lerntypen beschränken sich auf den minimalen Aufwand, um eine Prüfung zu bestehen.

• Unsichere Lerntypen brauchen Anleitung und etwas Druck, da sie des Öfteren von einem Scheitern ausgehen. Beim Lernen konzentrieren sie sich auf das Nötigste.

Bei den Lerntypen handelt es sich um idealtypische Beschreibungen. Im Alltag treten sie häufiger als Mischformen auf.

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Themenheft 2016/2017 WeiterbildungSCHRITT 1 CHECKLISTE

EINSTIEG IN DIE BERUFLICHE WEITER-BILDUNGUm eine Weiterbildung in Angriff zu nehmen, müssen Sie sich über Ihre Motive und Ihre aktuelle berufliche Situation klar werden. Was wollen Sie erreichen? Wie viel möchten Sie dafür investieren? In dieser Checkliste finden Sie Fragen und Anregungen, die Sie auf Ihrer Suche nach dem passenden Angebot weiterbringen können.

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Setzen Sie sich mit Ihrer Ausgangssituation auseinander und überlegen Sie sich (berufliche) Ziele.

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1. Was ist meine Ausgangssituation?

Was ist das Ziel meiner Weiterbildung? □ Ich möchte bereits erworbene Kenntnisse auffrischen. □ Ich möchte mich in neue Fachgebiete einarbeiten. □ Ich möchte allgemein meine Kompetenzen erweitern.

Folgende Kenntnisse, Kompetenzen und Erfahrungen bringe ich aus Ausbildung, Beruf und Privatleben mit:

Das interessiert mich (beruflich) besonders:

Wo sehe ich mich in fünf Jahren?

2. Welche beruflichen Wege stehen mir offen?

• eigene realistische Einschätzung zu Chancen und Perspektiven im Beruf treffen

• Gespräche mit Kolleginnen und Kollegen, Vorgesetz-ten sowie der Personalabteilung zur aktuellen Situation und möglichen Weiterbildungen führen

• Informationen zu Innovationen im eigenen Fachbereich sammeln

• qualifizierte Beratung bei Institutionen, etwa den Agenturen für Arbeit, Handwerkskammern, Industrie- und Handelskammern, Gewerkschaften oder Berufsverbänden in Anspruch nehmen

• Besuchen Sie das Berufsinformationszentrum (BiZ) Ihrer Agentur für Arbeit und lesen Sie in den durch-starten Infomappen, warum sich andere für eine Weiterbildung entschieden haben.

3. Wie viel kann ich investieren?

• abklären, wie viel Zeit die favorisierte Weiter-bildung in Anspruch nimmt

• abgleichen mit den zeitlichen Freiräumen zwischen Arbeit, Familie und Freizeit

• Informationen zu Innovationen im eigenen Fach bereich sammeln

• Entscheidung für eine berufsbegleitende Weiter bildung, einen Teilzeit- oder Vollzeit-kurs treffen

• anfallende Kosten prüfen, dabei auch Fahrt-, Unter bringungs-, und Materialkosten berücksichtigen

• über Fördermöglichkeiten informieren (siehe Seiten 24-26)

4. Welcher Lerntyp bin ich?

Eine Weiterbildung neben dem Beruf fordert ein hohes Maß an Disziplin. Überlegen Sie deshalb genau, wie Sie am besten lernen und mit welcher Form der Weiter bildung Sie am besten zurechtkommen.

Ich lerne am besten … □… alleine. □ ... in Gruppen.

Ich erarbeite Lernstoff … □… gerne mit einem Dozenten/einer Dozentin. □ ... lieber im Selbststudium.

Wissen eigne ich mir … □… mit Fachbüchern und Lehrbriefen an □… gerne auch interaktiv am Bildschirm an und kommuniziere auf diesem Weg auch mit Dozentinnen und Dozenten sowie anderen Teilnehmerinnen und Teilnehmern.

Gut lernen kann ich … □… auch noch nach der Arbeit. □ ... vor allem, wenn ich mich voll auf die Weiter bildung konzentrieren kann.

5. Welches Angebot kommt für mich infrage?

Informationen vor Ort und im Netz einholen: □Agenturen für Arbeit vor Ort und Onlineangebote der Bundesagentur für Arbeit (siehe Seite 27) □Weiterbildungsanbieter (siehe Seiten 20-23) □Volkshochschulen und Bildungswerke □ Fach- und Tageszeitungen (Bildungs- und Berufsseiten) □Beratungsstellen

6. Welchen Abschluss strebe ich an?

Ich will… □ ... eine Aufstiegsfortbildung, beispielsweise zur Meisterin oder zum staatlich geprüften Techniker absolvieren. □ ... ein Zertifikat/Zeugnis erhalten. □ ... eine Teilnahmebestätigung.

Informieren Sie sich, welche Abschlüsse bekannt und anerkannt sind.

Quelle: Bundesministerium für Bildung und Forschung – Broschüre: Ausbildung, Job – und dann? Ratgeber zum Start in die berufliche Weiterbildung.

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Viele Weiterbildungen sind zeit intensiv. Über-legen Sie genau, wie viele Stunden Sie in der Woche fürs Lernen aufwenden können.

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Themenheft 2016/2017 WeiterbildungSCHRITT 1 SERVICE

FRAGEN & ANTWORTENViele Weiterbildungsinteressierte stellen sich ähnliche Fragen. Deshalb werden an dieser Stelle wichtige Aspekte auf den Punkt gebracht.

Welches ist der ideale Zeitpunkt und das beste Alter für eine Weiterbildung?Das hängt von der individuellen Situation ab. Eine Weiterbil-dung kann unmittelbar an eine Ausbildung in jungen Jahren oder an eine Familienzeit anschließen, um die Perspektiven zu verbessern. Dagegen können ältere Arbeitskräfte ihre er-worbenen praktischen Erfahrungen um neues theoretisches Wissen ergänzen, um beruflich aufzusteigen. Weiterbildung lohnt sich in jeder Phase des Berufslebens.

Wo informiere ich mich über berufliche Weiterbildungen?Unter www.kursnet.arbeitsagentur.de bietet das Portal KURSNET umfassende Informationen und eine detail-genaue Suche. Dort können Sie nach Weiterbildungen an einem bestimmten Ort, im Umkreis oder über Ihren Ausgangsberuf suchen. Das Weiterbildungs-Informa-tions-System der Industrie- und Handelskammern unter www.wis.ihk.de hält viele Angebote bereit. Die Handwerks-kammern informieren unter www.handwerkskammer.de/service/kurse-und-seminare.html auf einer interaktiven Karte über Weiterbildungsangebote an ihren jeweiligen Standorten. Über Angebote speziell für Erziehende beraten die Beauftragten für Chancengleichheit am Arbeitsmarkt.

Kann ich meine Weiterbildung finanziell fördern lassen?Unterstützung vom Bund und den Ländern gibt es bei-spielsweise in Form von Darlehen, Zuschuss, Stipendium, Gutschein oder Kredit. Welche die für Sie beste Variante ist, hängt von Vorbildung, Wohnort und dem Alter ab. Inte-ressieren Sie sich für finanzielle Hilfen der Agentur für Ar-beit, vereinbaren Sie vor Beginn Ihrer Weiterbildung einen Termin, um die persönlichen Fördervoraussetzungen zu klä-ren. Wenn Sie eine Förderung beantragen wollen, muss dies unbedingt vor der Buchung einer Weiterbildung geschehen.

Informationen zur Förderung in den einzelnen Bundelän-dern finden Sie unter www.arbeitsagentur.de/durchstarten > Weiter durch Bildung > Förderung.

Unterstützt mich das Finanzamt?Die Ausgaben für eine Weiterbildung reduzieren Ihre Steuer-last. Angestellte können selbst gezahlte Ausgaben für Kurs-gebühren, Lehrmittel, Übernachtung im Hotel als Wer-bungskosten absetzen. Eine Einzelabrechnung lohnt sich nur, sofern die Kosten 1.000 Euro übersteigen, ansonsten erkennt das Finanzamt genau diesen Betrag pauschal für jedermann an.

Habe ich ein Recht auf Bildungsurlaub?In 14 Bundesländern (Ausnahme: Bayern und Sachsen) haben Arbeitnehmerinnen und Arbeitnehmer einen gesetz-lichen Anspruch auf Bildungsurlaub, wenn zum gewählten Zeitpunkt keine betrieblichen Gründe dagegensprechen. Im Durchschnitt können Beschäftigte fünf bezahlte Tage pro Jahr geltend machen, die genaue Regelung unterscheidet sich je nach Bundesland. Wichtig ist, dass der Kurs als Bil-dungsurlaub anerkannt ist – ein konkreter Nutzen für den Arbeitgeber wird nicht vorausgesetzt. Dennoch wäre es gut, die bezahlte Freistellung berufsnah zu nutzen.

Muss mich mein Arbeitgeber bezuschussen?Eine Verpflichtung für den Arbeitgeber gibt es nicht. Sie haben jedoch gute Chancen, wenn ein Nutzen für das Un-ternehmen erkennbar ist und es vom neu erworbenen Wis-sen profitiert. Fragen Sie nach einer Kostenbeteiligung oder reduzierter Arbeitszeit. Bei länger andauernden Fortbildun-gen vereinbaren viele Betriebe eine Bindungsfrist. Verlässt demnach ein Mitarbeiter oder eine Mitarbeiterin nach dem Abschluss der Weiterbildung innerhalb eines vereinbarten Zeitraums die Firma, muss er oder sie die Weiterbildungs-kosten voll oder zumindest anteilig erstatten.

Wo erfahre ich etwas über Weiterbildungen in meiner bisherigen Branche?Wenn Sie über eine abgeschlossene Ausbildung und Berufs-erfahrung verfügen, sind die 28 durchstarten Infomappen ideal. Sie finden sie im Berufsinformationszentrum (BiZ). Jede einzelne Mappe widmet sich einem Berufsfeld, klärt über Qualifikationsniveaus und die Arbeitsmarktlage auf.

Wie gehe ich vor, wenn ich mich für eine Weiterbildung im Ausland interessiere?Zuerst sollten Sie sich über das Bildungssystem, die Arbeits-marktsituation und den Entwicklungsstand im avisierten Land informieren. Gute Quellen sind die Zentrale Auslands- und Fachvermittlung der Bundesagentur für Arbeit unter www.ba-auslandsvermittlung.de beziehungsweise das Län-der-Informations-Portal der Deutschen Gesellschaft für Internationale Zusammenarbeit unter www.liportal.de. Schauen Sie sich auch unter www.mobilitaetscoach.de beim Beraternetzwerk der Handwerkskammern sowie den Indus-trie- und Handelskammern um.

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Nutzen Sie Beratungsangebote und informieren Sie sich über Finanzierungsmöglichkeiten für Ihren beruflichen Aufstieg.

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Themenheft 2016/2017 WeiterbildungSCHRITT 1 EINFÜHRUNG

INTERVIEW

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PROF. DR. REINHOLD WEISS

„LERNEN KANN MAN TRAINIEREN“

Wie Berufstätige durch Weiter-bildungen profitieren, erklärt Professor Dr. Reinhold Weiß im Interview. Der Forschungs-direktor des Bundes instituts für Berufsbildung (BIBB) spricht über die Bedeutung des lebenslangen Lernens und informiert über aktuelle Trends in der Bildung.

Warum wird über die Notwendigkeit des lebenslangen Lernens so viel diskutiert?

Reinhold Weiß: Wir werden ständig mit technischen, ökonomischen und ökologischen Veränderungen kon-frontiert, die Auswirkungen auf uns, unser Leben und Berufsleben haben. Deshalb sind wir heute auch alle gefordert, selbst aktiv zu werden. Wir müssen dafür sorgen, dass unsere Fähigkeiten und Kenntnisse aktuell sind und bleiben.

Aber nicht jedem fällt es leicht, zu lernen und sich weiterzubilden. Wie kann es trotz-dem gelingen?

Reinhold Weiß: Zunächst einmal sind Lernen und for-male Weiterbildung nicht das Gleiche. Wir müssen uns bewusst machen, dass jeder von uns ständig und über-all lernt, etwa durch eine Internetrecherche, durch das Lesen eines Buches, durch Gespräche mit Kollegen, durch praktisches Ausprobieren von Dingen und vieles mehr. Wir lernen also alle – immer, aber unbewusst. Aber es stimmt: Lernen kann man trainieren.

Was ist nötig, damit Lernen erfolgreich ist? Reinhold Weiß: Jeder Mensch lernt ja anders: Der eine über das Sehen, der andere über das Hören, ein Dritter über das Ausprobieren. Und es gibt heute so viele Mög-lichkeiten, etwas zu lernen, wie noch nie. Wir leben im Zeitalter des digitalen Lernens, das viel Optionen bietet, ob alleine oder in der Gruppe, ob am Arbeitsplatz oder zu Hause, ob mit einer App auf dem Smartphone oder im Kurs der Volkshochschule. Jeder kann und sollte für sich die Lernform suchen, mit der er am besten zurechtkommt, die ihm das Lernen erleichtert und mit der er für sich Er-folge erzielt.

Welche Rolle spielt das Alter?Reinhold Weiß: Es ist völlig normal, dass sich mit zunehmendem Alter Sehen, Hören und auch die Merk-fähigkeit verändern. Darum bietet es sich eventuell an, bestimmte Inhalte in einer Gruppe von Gleichaltrigen aus-zuprobieren und dort zu lernen. Das gilt, um ein Beispiel zu nennen, für Kurse zu IT-Anwendungen. Altersgemischte Gruppen können umgekehrt sehr sinnvoll sein, wenn es um den Austausch von Erfahrungswissen geht – etwa im Unternehmen.

Ein Großteil der Weiterbildungen findet im betrieblichen Rahmen statt. Sind Beschäftigte auch hier gefordert, Eigenverantwortung zu übernehmen?

Reinhold Weiß: Eine Anpassungsfortbildung, also eine Erweiterung oder Modernisierung vorhandener Kenntnis-se und Fähigkeiten, ist zunächst einmal eine vorrangige Aufgabe der Unternehmen. Zur Sicherung seiner Beschäf-tigungsfähigkeit muss allerdings auch jeder Einzelne zum ständigen Lernen bereit sein. Wer sich hier verweigert, hat grundsätzlich schlechte Karten auf dem Arbeitsmarkt. Auch eine Teilqualifizierung kann unter Umständen sinn-voll sein, wenn jemand keinen Berufsabschluss hat und als ungelernte oder angelernte Hilfskraft tätig ist.

Das eigene Engagement ist umso wichtiger, je länger eine Weiterbildung dauert und je mehr generell gültige Kom-petenzen erworben werden. Das ist vor allem bei der Auf-stiegsfortbildung und dem Erwerb einer formalen Quali-fikation, also zum Beispiel dem Abschluss als Meister/Meisterin oder Techniker/Technikerin, der Fall. Hier sollte jeder seine eigenen Ziele definieren und gegebenenfalls bei seinem Arbeitgeber nach Unterstützung fragen. Eine gute Gelegenheit dazu ist das Mitarbeitergespräch, das in vielen Unternehmen als Teil der Personalentwicklung durchgeführt wird. Auch der Staat fördert die Vorberei-tung auf entsprechende Prüfungen.

Wie können Beschäftigte am besten für eine Weiterbildung motiviert werden?

Reinhold Weiß: Zunächst gilt, dass das Weiterbildungs-engagement nicht unbedingt etwas mit dem Alter zu tun hat, dafür aber mit dem Bildungsstand. Es ist nicht immer so, dass gerade ältere Beschäftigte einer Weiterbildung skeptisch gegenüberstehen. Wer ständig mit komplexen Prozessen und anspruchsvollen Herausforderungen kon-frontiert ist, der ist offener für neues Wissen als jemand, der Routinetätigkeiten ausübt und wenig Verantwortung trägt. Dann gilt: Das Engagement muss sich lohnen – ent-weder unmittelbar für den Menschen selbst oder für sein Unternehmen. Und Weiterbildung – gleich welche – muss sich in den privaten und beruflichen Alltag gut integrieren lassen.

Wie lässt sich feststellen, ob eine bestimmte Weiterbildung die richtige ist und ob die Qualität stimmt?

Reinhold Weiß: Bei der Auswahl helfen natürlich die Beratungsfachkräfte der Agenturen für Arbeit, der Kammern und der Bildungsträger. Sie können auch über mögliche finanzielle Förderung und Unterstützung informieren. Zur Beurteilung der Qualität haben wir als BIBB eine sehr ausführliche Checkliste erarbeitet, die kostenlos im Internet für jeden abzurufen ist (Anmerkung der Redaktion: www.bibb.de/checkliste).

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Die Lektüre von Fachbüchern ist nur eine von vielen Möglichkeiten, sich Wissen anzueignen.

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Themenheft 2016/2017 WeiterbildungSCHRITT 2 ARTEN, FORMEN UND ABSCHLÜSSE

VIELFÄLTIGE MÖGLICHKEITENWeiterbildung hat viele Gesichter: Man kann einen Schulab-schluss nachholen, sich für eine Leitungsposition qualifizieren oder Fachwissen für die täglichen Anforderungen im Beruf auf den neuesten Stand bringen – ein Überblick.

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Aufgabengebiete und die Arbeitswelt können sich verändern. Wer sich rechtzeitig qualifiziert, bleibt am Ball.

wer aufhört zu lernen, ist alt. Er mag zwan-zig oder achtzig sein.“ Dieser Einstellung des amerikanischen Großindustriellen Henry

Ford kann Patricia Tacke nur zustimmen. Sie ist Beauftragte für Chancengleichheit am Arbeitsmarkt der Agentur für Arbeit in Halberstadt: „Manchmal habe ich es mit lebens-erfahrenen Menschen in den 50ern zu tun, die sich fragen,

warum sie jetzt noch etwas lernen sollen. Dabei ist und bleibt Bildung der Schlüssel zu unserer Arbeitswelt, und das Lernen hört nie auf.“ Mal ist es die Arbeitswelt, die sich verändert, mal erweitert sich unser Aufgabenradius und erfordert neues Wissen. Andere wollen beruflich mehr erreichen und erhof-fen sich von einer Weiterqualifizierung einen beruflichen und auch finanziellen Aufstieg.

Abschluss nachholenWieder andere möchten einen höheren Schulabschluss er-reichen, den sie für ihren Wunschberuf benötigen. „Es gibt zahlreiche Möglichkeiten, über den zweiten Bildungsweg einen Schulabschluss nachzuholen, beispielsweise in einem Berufskolleg, berufsbegleitend in einer Abendschule oder über einen Fernlehrgang“, sagt Patricia Tacke. Das Angebot reicht vom qualifizierenden Hauptschulabschluss bis zur (Fach-)Hochschulreife. „Wenn jemand merkt, dass er in sei-nem Beruf ohne Studienabschluss kaum Aufstiegsmöglich-keiten hat, ist die Fachhochschulreife zum Beispiel ein Weg, um sich den Zugang zu einem Studium zu ermöglichen.“

Will dagegen jemand einen Berufsabschluss nachholen, kommt eventuell eine Externenprüfung infrage.

AnpassungsfortbildungDaneben kann man sich in Lehrgängen, Seminaren und Kur-sen fortbilden, die sofort in der Praxis verwertbares Wissen für die tägliche Arbeit vermitteln. Für einige Berufsgruppen, wie etwa im Bereich Steuern, gehören ständige Aktualisie-rungen der Fachkenntnisse zum Berufsalltag. Schließlich gibt es immer wieder neue Gesetze und Verordnungen, die die Fachkräfte kennen müssen. Auch in technischen und handwerklichen sowie pflegerischen und medizinischen Be-rufen sind Anpassungsfortbildungen üblich, beispielsweise um eine neue Maschine bedienen zu können. Interessant sind solche Qualifizierungen auch für alle, die eine berufliche Auszeit hinter sich haben, sei es, weil sie Kinder betreut ha-ben oder aufgrund einer Krankheit nicht arbeiten konnten.

Anpassungsfortbildungen finden als betriebliche Veran-staltungen statt und werden vom Arbeitgeber finanziert. Aber auch Arbeitsuchende können von den Agenturen für Arbeit unterstützt werden (siehe Seiten 24-26). „Das kann beispielsweise ein Schweißer sein, der seinen Arbeitsplatz wechselt und für seinen neuen Arbeitgeber ein bestimmtes Schweißverfahren erlernen muss“, erklärt Patricia Tacke. Hier bieten unter anderem die Bildungszentren der Kam-mern, Berufsverbände und freie Bildungsträger für fast alle Berufsfelder Anpassungsfortbildungen an. „Bei der Suche nach dem passenden Angebot und bei Fragen, ob eine An-passungsfortbildung finanziell unterstützt werden kann, beispielsweise durch einen Bildungsgutschein oder durch andere Fördermöglichkeiten, helfen die Beratungsfachkräfte in den Agenturen für Arbeit weiter,“ ergänzt die Expertin.

AufstiegsfortbildungAufstiegsfortbildungen sollen den beruflichen Aufstieg vor-bereiten. Zu den Klassikern zählen die Ausbildungen als Meister/in, Techniker/in oder Fachwirt/in. Darüber hinaus gibt es fachspezifische Branchenabschlüsse wie etwa IT-Berater/in. In der Regel wird eine abgeschlossene Berufs-ausbildung vorausgesetzt und je nach Weiterbildung auch Berufserfahrung. Die Lehrgänge zum Erwerb einer höheren beruflichen Qualifikation erstrecken sich in der Regel über

einen längeren Zeitraum, werden je nach Bedarf sowohl berufsbegleitend als auch in Vollzeit angeboten und enden mit einer Prüfung vor einer Kammer oder einer staatlich anerkannten Schule.

Staatlich anerkannte Aufstiegsfortbildungen wie Techni-ker/in und Meister/in können nach dem Aufstiegs-BAföG (auch bekannt als Meister-BAföG) oder über spezielle Lan-desprogramme gefördert werden.

Studieren ohne AbiturStudieren ohne Abitur ist der sogenannte dritte Bildungs-weg. „Nicht alles ist möglich, aber vieles“, fasst Patricia Tacke zusammen. „Je nach Bundesland und Hochschule kann auch ohne Abitur und auch ohne Fachhochschulreife studiert werden.“ Wann und wie genau ein Abschluss als Meister/in, Fachwirt/in oder Techniker/in den Zugang zu einer Fachhochschule oder Universität ebnet, erfahren Sie auf www.studieren-ohne-abitur.de. Auch mit einer abge-schlossenen Berufsausbildung und mit Berufserfahrung ist unter Umständen ein Studium möglich. Die Zulassung ist meist an weitere Voraussetzungen geknüpft, etwa eine Zu-gangsprüfung, ein Probestudium oder einen Eignungstest.

Kompletter NeuanfangManchmal muss es ein Neuanfang sein. „Die Gründe hierfür sind vielfältig. Es gibt Menschen, die können aufgrund einer Krankheit ihren Beruf nicht mehr ausüben. Andere stellen fest, dass sie bei der Berufswahl den falschen Weg einge-schlagen haben. Wieder andere können ihren Beruf nicht mehr mit einer neuen Lebenssituation vereinbaren“, weiß die Expertin. Dann kann eine neue berufliche Ausrichtung in Form einer Umschulung sinnvoll sein. „In der Regel sind das auf zwei Jahre verkürzte Ausbildungen. Hier muss im Einzelfall geklärt werden, was möglich und sinnvoll ist“, erklärt Patricia Tacke. Insgesamt gelte: „Für eine Erstinfor-mation ist das Internet sicherlich nicht schlecht. Dennoch sollte das Beratungsangebot in den Agenturen für Arbeit oder in den Kammern in Anspruch genommen werden, um sich über das passende Angebot und mögliche Wege sowie Förderungen zu informieren.“

infoBerufsentwicklungsnavigator BENDer interaktive Online-Service des Berufsentwick-lungsnavigators BEN (www.ben.arbeitsagentur.de) bietet auf einer Plattform umfassende Informationen zum Berufswechsel und -aufstieg, dem Wiedereinstieg in den Beruf sowie Weiterbildungsmöglichkeiten. Zu-geschnitten auf ihre jeweilige Lebenslage können sich Nutzerinnen und Nutzer über Verdienstmöglichkeiten, Aufstiegschancen, Studienfächer, Weiterbildungsan-gebote, Arbeitsmarktchancen und Stellenangebote informieren.

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Themenheft 2016/2017 WeiterbildungSCHRITT 2 LERNFORMEN

ECHTES ODER VIRTUELLES KLASSEN-ZIMMER?Präsenzveranstaltung, Fernunter-richt oder E-Learning: Jede Lernform hat ihre Vor- und Nachteile. Wichtig ist, eine zu finden, die zum eigenen Lerntyp sowie zur beruflichen und privaten Situation passt.

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Den Lernstoff können Sie auch gemeinsam in Lerngruppen aufarbeiten.

an interessanten Weiterbildungsangeboten man-gelt es meist nicht. Vielmehr lautet die Frage, welcher Lehrgang in den eigenen Alltag am bes-

ten eingebunden werden kann: Wie lässt sich das Lernen zum Beispiel mit einer Vollzeitstelle, Kindern, der Partner-schaft oder einem pflegebedürftigen Angehörigen verbin-den? Hinzu kommt, dass jeder unterschiedliche Stärken beim Lernen hat (Informationen zu den verschiedenen Lerntypen finden Sie auf Seite 5).

PräsenzveranstaltungenDiesen Bedürfnissen entsprechend, bieten sich verschie-dene Lernformen an. Die klassische Form ist der Präsenz-unterricht, bei dem ein persönlicher Austausch von An-gesicht zu Angesicht mit anderen Teilnehmerinnen und Teilnehmern sowie den Lehrkräften möglich ist. Je nach Kurs wird diskutiert, es werden Rollenspiele und praktische Übungen durchgeführt. Häufig erarbeiten Kleingruppen ge-meinsam Themen. Wer den persönlichen Kontakt schätzt, ist in Präsenzveranstaltungen gut aufgehoben. Außerdem bietet sich diese Form für Personen an, denen konzentrier-tes Lernen zu Hause schwerfällt. Andererseits sind Veran-staltungstermine und Ort sowie Lerntempo vorgegeben, auch die Kosten und die Zeit für die Anreise müssen in Kauf genommen werden.

FernunterrichtWer viel Wert auf selbstbestimmtes Lernen legt oder wegen des Berufs und der Familie auf flexible Bedingungen

angewiesen ist, kann sich für Fernunterricht, E-Learning oder Blended Learning entscheiden. Beim Fernunterricht lernen die Teilnehmerinnen und Teilnehmer zu Hause. Meist verschickt der Veranstalter Lehrbriefe, aus denen sich die Lernenden Informationen selbstständig erschließen. Ein ge-wisser Rahmen, etwa die Kurslaufzeit und Zwischenziele, ist vorgegeben. Hausarbeiten werden eingeschickt oder in ein Online-Lernportal hochgeladen. In der Regel findet der Aus-tausch mit den Lehrenden per E-Mail oder telefonisch statt, dazu kommen je nach Kurs Chats und Diskussionsforen auf den Internetseiten des Anbieters. Fernunterricht eignet sich besonders für Menschen, die gerne mit Texten lernen, ihr Arbeitstempo selbst festlegen wollen und sich über mehrere Monate oder Jahre selbst zum Lernen motivieren können.

Digitale LernformenEbenfalls ein hohes Maß an Flexibilität bieten Lösungen, die rein über digitale Medien und computergestützte

Lerntechniken funktionieren (E-Learning). Lernende mel-den sich zum Beispiel zu festen Zeiten online an und hören in Echtzeit Vorlesungen oder nehmen an Seminaren teil. In der Regel können diese Webinare über die Mediathek des Anbieters wiederholt abgerufen werden. Hinzu kommen digi-tale Abfragen, Multiple-Choice-Tests, Lernspiele und Videos. Mit mobilen Endgeräten wie Tablets und Smartphones ist digitales Lernen unterwegs, zum Beispiel im Zug, möglich.

Vermischtes LernenAngebote, die diese unterschiedlichen Formate mischen, heißen Blended Learning. Dabei werden Fernunterricht, Präsenzveranstaltungen und digitale Lernformen kombi-niert. Die größtmögliche Freiheit bietet schließlich das eigenständige Lernen, zum Beispiel mit Fachbüchern oder beim Besuch von Kongressen und Messen. Dies erfordert allerdings auch das höchste Maß an Disziplin.

Ob Kurs in einer Schule, virtuelles Seminar im Internet oder Buchlektüre im eigenen Wohnzimmer – die Lernform muss zu den persönlichen Voraussetzungen passen, um zum Erfolg zu führen.

praxistippsWelche Lernform ist die richtige für mich? Kreuzen Sie unten die Punkte an, die auf Sie zutreffen. Je nach angekreuzten Punkten sehen Sie, welche Form besser zu Ihnen passt und welche weniger. Vielleicht kommt auch eine Weiterbildung für Sie infrage, die Präsenzunterricht und (digitales) Lernen zu Hause mischt.

Präsenzunterricht □ Ich kann die Veranstaltungstermine mit meinem Berufs- und Privatleben vereinbaren. □ Ich möchte mit der Lehrkraft und anderen Teil-nehmerinnen und Teilnehmern persönlich vor Ort kommunizieren. □ Eine Lehrkraft soll den Stoff im Unterricht aufbereiten und auf Fragen direkt eingehen. □ Ich finde es gut, wenn alle Termine festgelegt sind, damit ich genau weiß, wann ich was zu tun habe. □ Zu Hause habe ich nicht die Ruhe, um zu lernen. □Anfahrtszeit und -kosten gehen für mich in Ordnung. □ Ich möchte auch soziale Kompetenzen wie Team fähigkeit und Kommunikation trainieren.

Fernunterricht □ Ich lerne am besten zu Hause allein. Es reicht mir, mit Lehrkräften oder anderen Teilnehmerinnen und Teilnehmern online in Kontakt zu sein. □ Ich kann das Lernen zu Hause gut mit Beruf und Familie vereinbaren. □ Ich habe zu Hause eine geeignete Lernumgebung und lasse mich nicht ablenken. □ Ich kann mich gut zum Lernen motivieren und mir meine Zeit einteilen. □ Ich kann mir Lernziele setzen und selbstkritisch prüfen, ob ich diese erreicht habe. □ Ich arbeite gerne mit Texten, die ich wiederholt lesen kann.

Digitales Lernen □ Ich lerne am besten zu Hause. □ Es liegt mir, mit dem Computer oder Tablet zu arbeiten. □ Ich kommuniziere gerne online, zum Beispiel über eine Webcam und mit Headset.

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Themenheft 2016/2017 WeiterbildungSCHRITT 2 PORTRÄTS

ZUSAMMEN LEICHTER VORANKOMMEN

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Robert Reither, Heiler-

ziehungs-pfleger

Der Heilerziehungspfleger Robert Reither besucht einen Aufbau-Lehrgang, der ihn auf die Leitung einer Pflegeeinrichtung vorbereitet. Eine Präsenzveranstaltung war für ihn der beste Weg, um Familie, Vollzeitjob und Lernen unter einen Hut zu bringen.

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Für seine Fortbildung pendelt Robert Reither zwei bis drei-mal pro Woche zur Weiterbildungsakademie.

robert Reither hat sich für ein anspruchsvolles Pro-gramm entschieden: Neben seinem Familienleben mit drei kleinen Kindern und einem fordernden Voll-

zeitberuf entschied er sich für eine Fortbildung, die Fach-kräfte für die „Leitung von Einrichtungen der Pflege und für ältere Menschen“ qualifiziert. Der 37-Jährige ist Heilerzie-hungspfleger, leitet aktuell eine Wohngruppe für Menschen mit Behinderungen und führt ein fünfköpfiges Team. Als ihm sein Arbeitgeber die Gesamtleitung der Einrichtung anbot, war damit eine Weiterbildung verbunden: „Mit Blick auf die Mitarbeiteranzahl und die Bewohner sind das ganz andere Dimensionen“, erzählt Robert Reither.

Zu Hause fehlt die RuheIm Aufbau-Lehrgang der Hans-Weinberger Akademie am Standort in Stuttgart befassen sich die Teilnehmer in 912 The-oriestunden in Präsenzform mit Führungs qualifikationen, Betriebswirtschaft, Schnittstellenmanagement sowie So-zialpolitik und Gerontologie (Wissenschaft vom Altern der Menschen). Hinzu kommen 40 Stunden Praktikum. Zusätz-lich nutzt Robert Reither Freizeit und Urlaub, um eine Fach-arbeit zu schreiben und für die Prüfungen zu lernen. Für den insgesamt zwei Jahre und drei Monate dauernden Lehrgang

nimmt er an zwei bis drei Tagen die etwa einstündige Fahrt von seinem Wohnort im Allgäu nach Augsburg auf sich. „Bei drei kleinen Kindern ist es schwierig, sich zu Hause über einen längeren Zeitraum aus dem Familiengeschehen rauszunehmen. Für E-Learning oder Fernunterricht hätte ich nicht die Ruhe“, sagt Robert Reither.

Gruppenarbeit hilft beim LernenAbgesehen von der familiären Situation sieht Robert Reither im Präsenzunterricht weitere Vorteile für sich: „Wir erarbei-ten uns den Lernstoff in Kleingruppen. Im Austausch mit den anderen bleibt mehr hängen, als wenn ich zu Hause alleine lerne. Die Themen müssen wir zudem präsentieren. Dabei üben wir das Auftreten vor Menschen, was ein wesentlicher Bestandteil einer Leitungsfunktion ist. Gut ist auch, dass die Dozenten aus der Praxis kommen, was man an den Fallbei-spielen merkt.“

Er ist sehr froh darüber, dass die Gruppe im Laufe der Zeit zusammengewachsen ist: „Das sind wertvolle Kontakte, auch für die Zukunft.“ Außerhalb der Akademie können die Teilnehmerinnen und Teilnehmer zwar keine Lerngruppen bilden, weil sie zu weit auseinanderwohnen, „aber mit der Zeit habe ich einige so gut kennengelernt, dass wir uns auch über zwei Stunden am Telefon ausfragen können.“

linksDas Portal www.perspektive-wiedereinstieg.de bie-tet Informationen zum Thema Familie und Beruf, unter Wiedereinstieg > Wiedereinstieg – konkret > Qualifizierung auch zu Fragen der Weiterbildung.

LERNEN IM EIGENEN TAKT

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Christoph Mühling,

Rettungs-assistent

Christoph Mühling bildet sich am liebsten mit Lehrbriefen weiter. So kann er sich nicht nur seine Zeit selbst einteilen, sondern sich vor allem das Wissen in seinem individuellen Tempo aneignen.

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Theoretisches Wissen lernt Christoph Mühling mithilfe von Lehrbriefen zu Hause.

als Christoph Mühling sich entschloss, eine Aus-bildung zum Rettungsassistenten zu beginnen, wollte er weder Wohnung noch Arbeit im Saar-

land aufgeben. „Ich bin damals bei einem Rettungsdienst als Fahrer Einsätze im Schichtdienst gefahren“, erzählt der 40-Jährige. Während der Beratung in der Agentur für Arbeit hat er von der Rettungsdienst-Akademie in Düsseldorf erfah-ren, die Lehrgänge im Fernunterricht anbietet. Mittlerweile wurde der Beruf umgestaltet und heißt Notfallsanitäter/in.

Die Theorie konnte er sich mithilfe von Lehrbriefen erar-beiten: „Da ging es zum Beispiel um medizinische Grund-lagen, um das Vorgehen an der Einsatzstelle, um Untersu-chungen und um die Transportfähigkeit von Verletzten.“ Die Lernform war ideal für Christoph Mühling. „Für mich war das eine super Sache. Ich konnte mir die Zeit zum Lernen frei einteilen. Ich bin nicht der Typ, der durchgehend stunden-lang lernt, sondern mache das lieber portionsweise.“ Im Rah-men der Fortbildung wurde eine Zusatzstunde angeboten, die Christoph Mühling als sehr hilfreich empfand. Die Teil-nehmerinnen und Teilnehmer erhielten Lerntipps, etwa zum Zeitmanagement, wie Textstellen markiert werden oder wie Notizen so verfasst werden, dass sie im Gedächtnis bleiben.

Aufgabengebiet vergrößertZu den Lehrbriefen gab es eine Fragensammlung, mit der er sein Wissen kontrollieren konnte. Innerhalb eines ge-wissen Zeitraums musste er sogenannte Erfolgskontrollen

einschicken. „Das Bestehen war Voraussetzung für die Teil-nahme an der Präsenzphase. Insgesamt gab es fünf Prä-senzphasen, in denen das Praxiswissen vermittelt wurde“, berichtet Christoph Mühling. Zur Ausbildung gehörten auch Praktika, die er berufsbegleitend vor Ort absolvieren konnte.

Nach dem erfolgreichen Abschluss als Rettungsassistent hat er eine Reihe an Lehrgängen der Akademie belegt, unter anderem den zum Lehrrettungsassistenten, der es ihm er-möglicht, Praktikanten anzuleiten, sowie die Qualifikation zum Organisatorischen Leiter Rettungsdienst, als der er bei schwierigen Schadenereignissen die Einsatzkräfte koordi-nieren kann. „Im Rettungsdienst ist es üblich, dass man regelmäßig an Fortbildungen teilnimmt und sein Wissen auffrischt“, sagt Christoph Mühling – umso wichtiger war es für ihn, mit dem Fernunterricht eine Lernform zu finden, die zu ihm passt und die er mit dem kräftezehrenden Ar-beitsalltag verbinden kann.

linksDie Internetseite der Staatlichen Zentralstelle für Fernunterricht (ZFU) beinhaltet unter anderem eine Suche nach zugelassenen Fernlehrgängen und einen umfassenden Ratgeber zum Herunterladen.www.zfu.de

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SCHRITT 2 PORTRÄTSThemenheft 2016/2017 Weiterbildung

SEMINARE IM HEIMISCHEN WOHNZIMMER

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Christina Vogt,

IT-Business-Manager

(IHK)

Christina Vogt hat sich mit Hilfe von E-Learning fit fürs Projektmanagement gemacht. Dazu nahm sie online mit Laptop, Kamera und Headset an Lehrveranstaltungen teil, um nach der Arbeit keine zusätzlichen Fahrtzeiten zu haben.

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An den Online-Seminaren konnte Christina Vogt von überall aus teilnehmen, nur eine Internetverbindung war nötig.

ihre Ausbildung allein habe ihr nicht gereicht, erzählt die Informatikkauffrau Christina Vogt. Daher erwarb sie den IHK-Abschluss als IT-Business-Manager: „Man

lernt, eigenverantwortlich IT-Projekte zu leiten und wie man Budget, Zeit und Personal plant.“

Die 28-Jährige arbeitet in einer Bank, in der Weiterbildung einen hohen Stellenwert hat. „Mir wurde Bildungsurlaub ein-geräumt, man hat sich an den Kosten beteiligt und mich bei der Wahl des Bildungsanbieters unterstützt.“ Gebucht hat sie den Lehrgang, der sie berufsbegleitend auf die Prüfung bei der Industrie- und Handelskammer (IHK) vorbereitet hat, bei manQ, einem auf E-Learning spezialisierten Anbieter: „Ich wohne sehr ländlich und wollte keine Zeit durch Pendeln verlieren. Daher kamen für mich nur reine E-Learning-Ange-bote infrage“, begründet Christina Vogt ihre Entscheidung.

Austausch über Whatsapp-Gruppe18 Monate lang saß sie zwei- bis dreimal die Woche von 18 bis 21 Uhr vor ihrem Laptop und lernte in Online-Semi-naren etwas über Teamführung und Projektprozesse . „Wenn ich es nicht pünktlich bis nach Hause geschafft habe, konn-te ich auch mal am Arbeitsplatz mein Seminar hören. Und wenn ich tatsächlich einen Termin verpasst habe, konnte ich mir die Aufzeichnung anhören.“ Statt im Klassenzimmer

saß sie daheim. „Um 21 Uhr ist man dann fertig und be-reits zu Hause.“ Anfallende Hausaufgaben reichte sie auf dem virtuellen Campus online ein.

Fernunterricht mit Lehrbriefen wäre nichts für sie gewe-sen, sagt Christina Vogt: „Ich brauche die direkte Ansprache und auch den Austausch mit den anderen. Ich muss die Teil-nehmer aber nicht unbedingt persönlich kennen, mir reicht der Austausch über die Whatsapp-Gruppe und den Chat.“ Vor den beiden IHK-Prüfungen gab es noch mehrtägige Prä-senzworkshops zur Vorbereitung.

Beruflich hat sich ihr Engagement gelohnt: „Ich kann grö-ßere Projekte und komplexere Aufgaben übernehmen. Über-haupt hilft das Wissen, die Arbeitsaufgaben effizient zu strukturieren und zu organisieren.“

linksDie Bundesagentur für Arbeit hält E-Learning-Angebote bereit, die vom Computer aus genutzt werden können.

• LERNBÖRSE exklusiv für registrierte Kundinnen und Kunden der Agenturen für Arbeit und der Jobcenter. Eine Demo-LERNBÖRSE gibt es unter www.arbeitsagentur.de > Bürgerinnen & Bürger > Weiterbildung > E-Learning.

• durchstarten – Trainingsprogramm für Arbeit- suche und Bewerbung. https://lernboerse. arbeitsagentur.de/aktiv/durchstarten/index.html

BILDUNG AUF ALLEN KANÄLEN

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Lisa Mann, Hotel-

betriebswirtin

Die Hotelbetriebswirtin Lisa Mann bildet sich berufsbegleitend weiter. Sie hat sich dazu für die gemischte Lernform Blended Learning entschieden: Lehrbriefe, virtuelle Seminare sowie Chats, mit Lehrkräften und anderen Teilnehmerinnen und Teilnehmern.

neue Fachkenntnisse zu erwerben, war Lisa Mann schon immer wichtig. Die 27-jährige Hotelfachfrau arbeitet aktuell für ein Hotelbu-

chungsportal und absolviert neben ihrem Beruf die Weiter-bildung zur Revenue Managerin an der Deutschen Hotelaka-demie (DHA). „Inhaltlich geht es in meiner Weiterbildung um das Thema Ertragsmanagement in der Hotelbranche. Wie gestalte ich Zimmerpreise, wie erstelle ich Analysen und Statistiken, wie pflege ich Vertriebskanäle, wie erarbeite ich eine Preisstrategie und setze sie um?“, erklärt Lisa Mann.

Die Weiterbildung dauert sechs Monate und setzt auf unterschiedliche Lernformate wie virtueller Campus, Onlineseminare und Lehrbriefe. Dass ihr diese Lernformate liegen, wusste sie bereits. Schon ihren Abschluss zur Ho-telbetriebswirtin absolvierte Lisa Mann beim gleichen Anbieter. „Ich hatte damals überlegt, ein Vollzeitstudium aufzunehmen, mich dann aber für dieses Angebot ent-schieden, weil ich so Beruf und Weiterbildung flexibel mit-einander verknüpfen konnte.“

Nur Internetzugang nötigDas Lernkonzept hat sie überzeugt: Die Studienbriefe sind verständlich aufbereitet und mit Praxisbeispielen ergänzt.

„Am Ende der Kapitel sind die Kernaussagen zusammenge-fasst und es gibt Prüf-dich-selbst-Fragen. Ich lerne dann für mich mit einem Karteikartensystem.“ Hinzu kommen Online-Seminare, wie Lisa Mann erklärt: „Spezielles technisches Equipment ist nicht nötig, es muss auch nichts installiert werden. Man braucht lediglich einen Internetzugang und kann sich dann in ein virtuelles Klassenzimmer einloggen. Zeitgleich hat man die Möglichkeit, über ein Fenster mit dem Dozenten und anderen Teilnehmern zu chatten.“ Die Webinare kann sie jederzeit in der Mediathek noch einmal anschauen. „Wenn ich Fragen habe, kann ich die Dozenten anschreiben. Ich musste noch nie länger als 24 Stunden auf eine Antwort warten.“

Einen festen Lernplan oder feste Lerntage hat sie nicht. „Ich werde einen Monat vor der Prüfung mit den Wiederho-lungen beginnen und eine Woche vorher Urlaub nehmen, um mich intensiv vorzubereiten.“ Es gebe auch Teilnehmerin-nen und Teilnehmer, die Lerngruppen bilden, sagt Lisa Mann. Für sie war das nicht möglich, da ihre Mitstudieren-den nicht ihn ihrer Nähe wohnten. Zusätzlich werden bei einigen Weiterbildungen an mehreren Standorten bundes-weit Präsenzseminare zu wichtigen Themen aus den Lehr-briefen angeboten. „Die sind aber nicht verpflichtend“, ergänzt Lisa Mann. Aber zur Abschlussprüfung muss sie natürlich anreisen.

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In ihrer Weiterbildung lernt Lisa Mann unter anderem, wie sie Preisstrategien entwickeln und umsetzen kann.

linksIn der Suche im KURSNET der Bundesagentur für Arbeit kann unter anderem die Option „E- Learning“ gewählt werden, um die vielfältigen Bildungsangebote zu filtern.http://kursnet-finden.arbeitsagentur.de

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Themenheft 2016/2017 Weiterbildung

2.500.000BILDUNGSANGEBOTE UMFASST

KURSNET, DAS PORTAL FÜR BERUFLICHE AUS- UND

WEITERBILDUNG DER BUNDES-AGENTUR FÜR ARBEIT.

SCHRITT 3 ANBIETER

DEN RICHTIGEN ANBIETER FINDENWenn Sie sich für das Thema der Weiterbildung entschieden haben, geht es darum, den passenden Anbieter auszuwählen. Eine individuelle Beratung kann dabei hilfreich sein, aber auch die Suche in Online-Datenbanken.

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Ein wichtiges Kriterium bei der Auswahl des passenden Anbieters ist, dass das Angebot mit Ihren favorisierten Lernmethoden übereinstimmt.

die Weiterbildungsbranche umfasst eine Vielzahl von öffentlichen und privaten Institutionen mit einer breiten Palette von Angeboten. Hier den

richtigen Anbieter zu finden, kann herausfordernd sein. Doch es lohnt sich, genau hinzusehen und nach Möglich-keit mehrere Anbieter zu vergleichen. Schließlich wollen Sie sich rundum gut betreut fühlen und keine Überraschungen erleben. Zunächst ist es hilfreich zu wissen: Die Angebote der kommerziellen Bildungsanbieter, die gewinnorientiert ar-beiten, sind in der Regel teurer als etwa die von Volkshoch-schulen, die öffentlich bezuschusst werden und deshalb günstigere Kurse anbieten können. Im Mittelfeld liegen die Angebote von gemeinnützigen Einrichtungen und Kammern.

Sicherlich, die Kostenfrage ist ein wichtiges Entschei-dungskriterium – der Preis sollte aber auch immer ins Ver-hältnis zu den Leistungen gesetzt werden, also zur Frage: Was bekomme ich für mein Geld? So sollten Sie zum Bei-spiel vorab klären: Kann der Veranstalter ein anerkanntes Zertifikat oder Gütesiegel vorweisen? Wie genau wird über Inhalte, Lehrmethoden, Ziele, Dauer und Abschluss einer Weiterbildung informiert? Über welche Qualifikation verfügt das Lehrpersonal und sind Sprechstunden oder Kontakt-möglichkeiten vorgesehen?

Individuelle Beratung Von kleinen und inhaltlich stark spezialisierten Instituten bis hin zu Anbietern mit einem großen Themenspektrum und

bundesweit verteilten Standorten – auf dem Markt werden Sie alles finden. In einer individuellen Beratung können Sie sich einen ersten allgemeinen Überblick verschaffen, zum Beispiel bei der für Sie zuständigen Agentur für Arbeit oder bei Ihrem Jobcenter, bei Bildungsberatungsstellen in Ihrer Kommune, ebenso wie bei Volkshochschulen, Kammern oder Berufsverbänden.

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Anna Bauer,

Bürokauffrau

Mithilfe der Agentur für Arbeit hat zum Beispiel Anna Bauer den passenden Weiterbildungsanbieter gefunden. Die gelernte Bürokauffrau schrieb nach ihrer Ausbildung zahlreiche Bewerbungen, leider erfolglos. „Mein Berater in

der Arbeitsagentur hat mir empfohlen, über eine Spezialisie-rungsweiterbildung nachzudenken, um bessere Jobchancen zu haben“, erzählt sie. Die 23-Jährige entschied sich für die Finanzbuchhaltung, und ihr Berater konnte einen Anbieter in Stade ausfindig machen. „So konnte ich ohne große Fahr-wege am Unterricht teilnehmen“, resümiert Anna Bauer.

In einem weiteren Beratungsgespräch beim Institut für Berufliche Bildung (IBB) informierte sie sich konkret über

die mehrmonatige Weiterbildung zur „Zertifizierten Finanz-buchhalterin“, entschied sich für die Qualifizierung und konnte diese kürzlich sogar erfolgreich abschließen. Dank dieser Weiterbildung kann sich Anna Bauer nun viel geziel-ter bewerben.

Suche über Online-DatenbankenUmfangreiche Informationen über Weiterbildungsanbieter bietet das Internet. Es empfiehlt es sich, anfangs über On-line-Datenbanken zu prüfen, welche Anbieter für Ihre kon-krete Weiterbildung überhaupt infrage kommen. Anschlie-ßend können Sie sich auf den Internetseiten der jeweiligen Institutionen detaillierter erkundigen und die Leitfragen aus der Checkliste hinzuziehen.

Das Portal KURSNET für berufliche Aus- und Weiterbil-dung der Bundesagentur für Arbeit ist mit etwa 17.000 Bil-dungsanbietern und mehr als 2.500.000 Bildungsangeboten Deutschlands größte Aus- und Weiterbildungsdatenbank. Unter www.kursnet.arbeitsagentur.de haben Sie mehrere Einstiegsmöglichkeiten zur Auswahl: Sie können direkt von der Startseite aus einen Suchbegriff eingeben und sich ent-sprechende Kurse und Anbieter anzeigen lassen. Oder Sie klicken im oberen Menü „Für Bildungssuchende“ an und können sich dann zunächst entscheiden, ob Sie zum Bei-spiel einen Schul- oder Berufsabschluss nachholen oder eine berufliche Weiterbildung absolvieren wollen. Darüber hinaus können Sie sich auch Angebote anzeigen lassen, die konkret zu Ihrem erlernten Beruf passen – sowohl Kurse, mit denen Sie Ihr berufliches Wissen auf dem neuesten Stand halten, als auch Lehrgänge, die einen beruflichen Aufstieg ermöglichen.

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SCHRITT 3 ANBIETERThemenheft 2016/2017 Weiterbildung

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Michelle Fuchs,

Kauffrau für Büro-

kommunikation

Weitere InternetrechercheMit dem Weiterbildungs-Informations-System (WIS) stellt die DIHK Service GmbH unter www.wis-ihk.de eine bun-desweite Datenbank zur Verfügung. Hier können Sie nach Seminaranbietern und Seminaren suchen sowie nach un-terschiedlichen Angebotsformen, wie etwa E-Learning, filtern. Die Suchmaschine des Deutschen Bildungsservers unter www.iwwb.de sucht entsprechend der von Ihnen eingegebenen Stichworte in regionalen und überregiona-len Weiterbildungsdatenbanken. Die angezeigten Kurse und Anbieter lassen sich ebenfalls nach verschiedenen Lehrformaten wie Präsenzseminaren, Fernunterricht oder E-Learning filtern.

Michelle Fuchs hat im Internet den passenden Lehrgang gefunden. Sie ist als Kauffrau für Bürokommunikation in Vollzeit bei einem Telekommunikationsunternehmen tätig und suchte eine Möglichkeit, die Weiterbildung zur Geprüf-ten Wirtschaftsfachwirtin (IHK) nach der Arbeit zu machen. „Zuerst habe ich mich über Anbieter im Internet schlauge-macht und bin dabei recht schnell auf einen in Hamburg gestoßen. Jedoch hätte ich aufgrund meiner Arbeitsstelle dann den gesamten Tag dort verbracht. Dadurch bin ich auf die Idee gekommen, die Anbietersuche auf meinen Wohn-ort einzugrenzen“, sagt die 22-jährige. Sie wurde auf ein ansässiges Institut in ihrer Heimatstadt aufmerksam und absolviert nun eine einjährige Weiterbildung in Live-Online-Seminaren berufsbegleitend von zu Hause aus.

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Christian Günther,

Cross-Media-Manager (MA)

Kontakte als InformationsquelleEin weiterer Weg zum passenden Weiterbildungsanbieter sind persönliche und berufliche Kontakte. So wurde etwa Christian Günther auf die Schule für seine Weiterbildung aufmerksam. Seit mehr als drei Jahren leitet er die Öffent-lichkeitsarbeit einer Landeseinrichtung in Sachsen-Anhalt. „Einstellungsbedingung für diese Führungsposition war auch ein Masterabschluss. Mein Fachhochschuldiplom reichte da nicht aus“, erinnert sich der 38-Jährige. Seine Wahl fiel auf

die Leipzig School of Media, an der er nach Antritt der neuen Stelle zwei Jahre berufsbegleitend Crossmedia Management studierte und erfolgreich abgeschlossen hat. „Bei einem Geschäftstermin mit einer PR-Agentur hatte ich zufällig von dieser Hochschule erfahren und mich dann online intensiver über die Einrichtung und das Studienangebot informiert. Ein vergleichbarer Studiengang wurde auch noch von einer an-deren Hochschule in der Region angeboten, aber relativ neu, sodass mir das zu unsicher war“, sagt Christian Günther.

Wenn Sie ebenfalls ein weiterbildendes Studium ins Auge gefasst haben, dann eignet sich insbesondere der FINDER

auf www.studienwahl.de. Dort können Sie mithilfe der er-weiterten Suchmaske nach berufsbegleitenden Studiengän-gen und entsprechenden Anbietern recherchieren. Eine weitere Möglichkeit ist der Hochschulkompass der Hoch-schulrektorenkonferenz unter www.hochschulkompass.de > Studium > Studiengangsuche.

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In unterschiedlichen Internetportalen können Sie gezielt nach Weiterbildungen und Weiterbildungsanbietern suchen.

praxistippsAnhaltspunkte zur Beurteilung eines AngebotsBevor Sie sich für einen Weiterbildungsanbieter ent-scheiden, setzen Sie sich mit dem Veranstalter des ausgewählten Lehrgangs in Verbindung, informieren Sie sich über alle Details und vergleichen Sie ver-schiedene Angebote.

• Seriöse Anbieter informieren transparent über Dauer, Lehrmethoden, Inhalte, Ziele, den Ab-schluss und die Kosten der Weiterbildung.

• Achten Sie auf Zertifizierungen und anerkannte Gütesiegel. Fernlehrgänge etwa müssen durch die Staatliche Zentralstelle für Fernunterricht (ZFU) staatlich zugelassen sein.

• Bitten Sie um unverbindliche Probelektionen, Schnupperkurse oder Probephasen (bei unter-schiedlichen Anbietern). So können Sie überprü-fen, ob diese didaktische Methode zu Ihnen passt, und entscheiden, welche Aufbereitung der Lehr-gangsinhalte Sie am meisten anspricht.

• Prüfen Sie die Lernbedingungen: Sind die Lehr-kräfte qualifiziert? Sind die Räumlichkeiten gut ausgestattet? Wie groß sind die Lerngruppen?

• Achten Sie auf mögliche Nebenkosten für Lehr-material, Prüfungen, Fahrten, Übernachtungen und Ähnliches.

• Im Vertrag sollten Dauer, Abschluss, Inhalte, Prüfungsordnung, alle Kosten, Zahlungsweise sowie Kündigungs- und Rücktrittsbedingungen geregelt sein. Auch allgemeine Geschäftsbedin-gungen, Rechtsbelehrung und Gerichtstand sollten enthalten sein.

• Klären Sie, wie Sie die erworbenen Kenntnisse nach der Weiterbildung nachweisen können (gibt es eine Prüfung, Teilnahmebestätigung oder einen Berechtigungsnachweis).

• Fragen Sie die Anbieter, wie viel Prozent der Teil-nehmerinnen und Teilnehmer dieser Weiterbildung im Anschluss eine neue oder andere Position gefunden haben und wo sie untergekommen sind.

Quelle: Bundesinstitut für Berufsbildung – Broschüre: Checkliste. Qualität für berufliche Weiterbildung

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Themenheft 2016/2017 WeiterbildungSCHRITT 4 FÖRDERUNG

BUDGET AUFBESSERNBerufliche Weiterbildung ist oft alles andere als günstig. Doch davon sollten Sie sich nicht abschrecken lassen. Schließlich gibt es zahlreiche Fördermöglichkeiten für nahezu jede Zielgruppe.

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Eventuell kommen sogar verschiedene Fördermöglichkeiten für Sie infrage. Vergleichen Sie deshalb alle Angebote und prüfen Sie, welches Sie am besten unterstützt.

nicht nur Weiterbildung kann sich auszahlen, sondern auch die Suche nach einer finanziel-len Förderung dafür. Junge Menschen, die nicht

älter als 25 Jahre sind und ihre Ausbildung in einem dualen Beruf oder einem Gesundheitsfachberuf mit der Durch-schnittsnote 1,9 oder besser abgeschlossen haben, können sich für ein Weiterbildungsstipendium bis zu 6.000 Euro be-werben, bei einem Eigenanteil von zehn Prozent. Gefördert werden zum Beispiel Vorbereitungskurse auf Prüfungen zur Techniker/in oder Meister/in sowie berufsbegleitende Stu-diengänge, die fachlich auf der Ausbildung aufbauen. Inte-ressierte müssen zum Zeitpunkt der Bewerbung mindestens 15 Stunden pro Woche berufstätig oder bei der Agentur für Arbeit als arbeitssuchend gemeldet sein. (Weiterführende Links zu dieser und den weiteren genannten Förderungen finden Sie im Kasten „links“.)

linksFolgende Links führen zu weiteren Informationen über die im Text beschriebenen Förderungen.

• Weiterbildungs- und Aufstiegsstipendium: www.sbb-stipendien.de

• Bildungsprämie: www.bildungspraemie.info • Aufstiegs-BAföG: www.aufstiegs-bafoeg.de • Förderprogramme der Länder:

www.arbeitsagentur.de/durchstarten > Weiter durch Bildung > Förderung

BildungsprämieFür Arbeitnehmerinnen und Arbeitnehmer sowie Selbst-ständige über 25 Jahre mit einem zu versteuernden Jahres-einkommen bis zu 20.000 Euro kann die Bildungsprämie eine geeignete Finanzierungsmöglichkeit sein. Der staatli-che Fördertopf umfasst zwei Komponenten: Prämien- und Spargutschein. Beim Prämiengutschein übernimmt der Staat die Hälfte der Kurskosten, bis maximal 500 Euro. Den Spargutschein können alle nutzen, die über den Betrieb vermögenswirksame Leistungen ansparen und dieses Gut-haben für eine Weiterbildung verwenden wollen – mit der

Besonderheit: Das Geld kann vorzeitig entnommen werden, ohne dass die Arbeitnehmersparzulage verloren geht. Beide Teile der Bildungsprämie lassen sich kombinieren.

Aufstiegs-BAföGWer beruflich aufsteigen und sich beispielsweise zum/zur Meister/in, Fachwirt/in, Erzieher/in oder Techniker/in weiterbilden möchte, kann das Aufstiegs-BAföG beantragen, auch bekannt als Meister-BAföG. Die Höhe der Förderung

richtet sich unter anderem nach dem Familienstand. Allein-stehende, die einen Vollzeitlehrgang absolvieren, erhalten monatlich bis zu 768 Euro, kombiniert als Zuschuss und Dar-lehen. Neu ist außerdem: Vom Aufstiegs-BAföG profitieren auch Studienabbrecherinnen und Studienabbrecher sowie Bachelorabsolventinnen und -absolventen. Wer Kinder hat, dessen Anspruch erhöht sich um bis zu 235 Euro je Kind.

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Eine Weiterbildung kann kostspielig sein. Finanzielle Unter-stützung gibt es in Form von Darlehen und Stipendien.

AufstiegsstipendiumFachkräfte, die erstmals studieren wollen, können sich für ein Aufstiegsstipendium bewerben. Sie benötigen dafür

eine abgeschlossene Ausbildung (Note 1,9 oder besser) oder Aufstiegsfortbildung sowie mindestens zwei Jahre Be-rufserfahrung. Für ein Vollzeitstudium beträgt das Stipen-dium monatlich 670 Euro plus 80 Euro Büchergeld, für ein berufsbegleitendes Studium werden jährlich 2.000 Euro gezahlt.

Förderprogramme der LänderNicht nur der Bund, auch viele Bundesländer beteiligen sich an den Kosten für berufliche Weiterbildung. Wer von den Zuschüssen profitieren möchte, muss entweder im jeweili-gen Bundesland wohnen oder arbeiten. So ist zum Beispiel in allen Ländern außer Bayern und Sachsen Bildungsurlaub

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Themenheft 2016/2017 Weiterbildung

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SCHRITT 4 FÖRDERUNG – SERVICE

möglich. In der Regel können sich Arbeitnehmerinnen und Arbeitnehmer bis zu fünf Tage im Jahr bezahlt freistellen lassen, um eine Weiterbildung zu besuchen.

Darüber hinaus regeln die Länder die finanzielle Förderung sehr unterschiedlich: Einige vergeben direkte Bildungs- oder Qualifizierungschecks, andere bieten alternativ oder zusätz-lich Programme für Unternehmen an, die in die Weiterbildung ihrer Beschäftigten investieren. Zum Beispiel fördert Rhein-land-Pfalz mit dem „QualiScheck“ Beschäftigte, die sich be-rufsbezogen weiterbilden möchten, mit maximal 500 Euro pro Jahr für Lehrgangs- und Prüfungsgebühren. Vorausset-zung ist, dass das zu versteuernde Jahreseinkommen mehr als 20.000 Euro beträgt. Beschäftigte mit geringerem Ver-dienst werden nur gefördert, wenn die Weiterbildung mehr als 1.000 Euro inklusive Mehrwertsteuer kostet. In Hessen zielt das Förderprogramm „gut ausbilden“ auf kleine Unter-nehmen und gemeinnützige Organisationen mit weniger als

zehn Beschäftigten. Um deren Attraktivität als Ausbildungs-betriebe zu steigern, finanziert das Land zum Beispiel Aus-bildereignungskurse, ebenso wie Zusatzangebote für die Auszubildenden. Pro Betrieb und Ausbildungsplatz gibt es bis zu 4.000 Euro.

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Die finanzielle Förderung in den einzelnen Bundesländern ist sehr unterschiedlich. Lassen Sie sich beraten!

infoDie Agenturen für Arbeit fördern die berufliche Weiterbildung von arbeitslos gewordenen Menschen. Auch Beschäftigte können von einer finanziellen Unterstützung profitieren.

• Bevor Sie mit einer Weiterbildung beginnen, las-sen Sie sich unbedingt bei der für Ihren Wohnort zuständigen Agentur für Arbeit beraten oder bei der Agentur am Betriebssitz Ihres Arbeitgebers.

• Wird im Beratungsgespräch anhand verschiedener Kriterien ermittelt, dass Sie eine Weiterbildung für die Eingliederung in den Arbeitsmarkt benötigen, können Sie einen Bildungsgutschein erhalten. Er ist zeitlich befristet gültig und kann auf eine be-stimmte Region eingeschränkt werden. Auf dem Gutschein ist immer ein bestimmtes Bildungsziel angegeben. Entsprechend zugelassene Kurse und Lehrgänge sowie die Anbieter können Sie im Wei-terbildungsportal KURSNET unter www.kursnet. arbeitsagentur.de auswählen. Anschließend l ösen Sie den Gutschein bei einem Anbieter Ihrer Wahl ein, vorausgesetzt, der Träger sowie die Maß-nahme sind für die Weiterbildungsförderung

zugelassen. Grundsätzlich können auch Beschäftig-te einen Bildungsgutschein erhalten.

• Bei ungelernten Beschäftigten sowie Beschäftigten in kleinen und mittleren Unternehmen ist es mög-lich, Weiterbildungskosten ganz oder teilweise zu erstatten. Neben den Lehrgangskosten sind damit auch zusätzliche Aufwände für Fahrten, Unterkunft und Verpflegung oder Kinderbetreuung gemeint. Nehmen zum Beispiel ungelernte Beschäftigte an einer Weiterbildung teil, die sie zu einem Berufsabschluss führt, werden die Lehrgangskosten in voller Höhe übernommen.

• Wer einen Abschluss nachholen will und einen Bildungsgutschein bekommt, kann außerdem von der Weiterbildungsprämie profitieren: Sie be-trägt 1.000 Euro für eine bestandene Zwischenprü-fung und 1.500 Euro für die Abschlussprüfung.

• Einen Rechtsanspruch auf eine Förderung gibt es nicht.

• Ausführliche Informationen finden Sie unter www.arbeitsagentur.de > Bürgerinnen und Bürger > Weiterbildung > Fördermöglichkeiten.

HIER FINDEN SIE HILFE Da viele Kurse oder Seminare webbasiert stattfinden, ist es naheliegend, sich erste Informa-tionen online zu beschaffen.

Bundesagentur für ArbeitErgänzende Informationen, zum Beispiel zu regionalen För-dermöglichkeiten, stehen auf den Internetseiten der Bundes-agentur für Arbeit unter Bürgerinnen & Bürger > Weiterbildung zur Verfügung.www.arbeitsagentur.de/durchstarten

Berufsentwicklungsnavigator BENDas interaktive Onlineangebot BEN umfasst umfangreiches Material zu Weiterbildungs- und Qualifizierungsmaßnahmen in Ihrem Beruf. Zusätzliche Informationen, etwa zur Entwick-lung auf dem Arbeitsmarkt und Verdienstmöglichkeiten, runden das Angebot der Plattform ab.www.ben.arbeitsagentur.de

durchstarten InfomappenIn Ihrem örtlichen Berufsinformationszentrum (BiZ) finden Sie 28 durchstarten Infomappen, die Ihnen Anregungen und Informationen zum beruflichen Neueinstieg, zur Umorientie-rung oder Weiterentwicklung bieten.

Jede Mappe beschäftigt sich mit einem weit gefassten Berufsfeld – von Elektro bis Medien, von Naturwissenschaf-ten und Labor bis zu Soziales und Pädagogik. Zusätzlich ist jede Mappe in Teilberufsfelder gegliedert, die sprechende Titel wie „Pflanzen“, „Tiere“, sowie „Umweltschutz und -technik“ tragen. Betriebswirt/in, Techniker/in oder Meis-ter/in: Die durchstarten Infomappen decken eine breite Palette an Weiterbildungen ab. Damit Sie die Lage auf dem Arbeitsmarkt realistisch einschätzen, werden unterschied-liche Fragen beantwortet: Steigt oder sinkt die Zahl der Beschäftigten in einem Berufsfeld? Welche Trends gibt es in der Branche und was lässt sich daraus ableiten? Welche Infomappe zu Ihnen passen, sehen Sie im Überblick im In-ternet unter www.durchstarten.biz-medien.de.

BERUFENETDas Netzwerk für Berufe bietet die Möglichkeit, konkret zu jedem einzelnen Beruf Weiterbildungsmöglichkeiten auszu-wählen. Diese sind dann direkt mit KURSNET verlinkt. www.berufenet.arbeitsagentur.de

KURSNETIn Deutschlands größter Aus- und Weiterbildungsdatenbank können Sie ausgehend von ihrem derzeitigen Beruf nach Weiterbildungen suchen.www.kursnet.arbeitsagentur.de

BildungsserverAuf dem deutschen Bildungsserver finden Sie Informationen zu allen Bildungsstufen. Kurssuchende werden in der Rubrik Erwachsenenbildung > Weiterbildungsinteressierte fündig. Der Bildungsserver thematisiert aktuelle Entwicklungen, hält Antworten auf viele Fragen und Literaturtipps bereit.www.bildungsserver.de

FernunterrichtOhne Zulassung der Staatlichen Zentralstelle für Fernunter-richt (ZFU) dürfen Fernlehrgänge nicht vertrieben werden. Hier können Sie online nach Fernlehrgängen oder Lehrin-stituten suchen.www.zfu.de

Stiftung WarentestDie Stiftung Warentest bietet mehrere Leitfäden zum Thema Weiterbildung an, zum Beispiel zu Finanzierung, Sprachen lernen oder Beratung. Sie thematisiert auch Schlüsselqua-lifikationen, E-Learning und Fernunterricht.www.test.de/weiterbildung

Weiterbildungs-Informations-SystemIm Weiterbildungs-Informations-System (WIS) der IHK-Or-ganisation können Sie bundesweit nach Seminaren und Lehrgängen suchen. Wissenswertes zu den Weiterbildungs-prüfungen der IHK, Checklisten und eine Linkliste ergänzen das Angebot.www.wis.ihk.de

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Verschaffen Sie sich online einen ersten Überblick, um auf ein anschließendes Beratungsgespräch vorbereitet zu sein.

Page 15: Weiter durch Bildung - arbeitsagentur.de · Weiterbildung. INHALT THEMEN. CHANCEN NUTZEN. Lebenslanges Lernen lohnt sich: Wer seine fachlichen Kompetenzen ausbaut und neue Fähigkeiten

WEITERE ANGEBOTE IM Erkennen und nutzen Sie Ihre beruflichen Chancen. Zu folgenden individuellen Lebenslagen gibt es Hefte zum Mitnehmen:

Die Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter im Berufsinforma-tionszentrum (BiZ) können Ihnen bei der Suche nach geeigneten Informationen weiterhelfen.

zum Mitnehmen!

� 50plus – Ihre Erfahrung zählt

� Berufliche Reha

� Existenzgründung

� Familie und Beruf

� Jobchancen ohne Ausbildung

� Soldaten auf Zeit

� Weiter durch Bildung

� Zeitarbeit

www.arbeitsagentur.de/durchstarten

außerdem im BiZ:

Die durchstarten Infomappen bieten Informationen über Weiter-bildungsberufe, Anpassungs-qualifizierungen und Trends in verschiedenen Arbeitswelten.