Weiterbildung in O und U Anspruch und Wirklichkeit Aus ... · Ein wichtiger Aspekt dabei ist ganz sicher der offene Umgang mit (Beinahe-) Fehlern und das Schaffen einer Atmosphäre,

Ä R Z T E K A M M E R B E R L I N

Dr. med. Günther Jonitz, Präsident der Ärztekammer Berlin

Weiterbildung in O und UAnspruch und Wirklichkeit

Aus Sicht der ÄrztekammerDr. med. Günther Jonitz

Präsident Ärztekammer Berlin

Zukunftswerkstatt 2018 DGOU


DGOU Zukunftswerkstatt, 29.11.2018, Berlin

Herausforderungen

80% wichtig bis sehr wichtig!!

MB-Monitor 2017

Quelle: https://www.marburger-bund.de/bundesverband/themen/marburger-bund-umfragen/mb-monitor-2017



Zuständigkeit der Ärztekammer

Heilberufekammergesetz Berlin v. 30. 11. 2018§7 Abs 1 Nr. 3

§ 7 Aufgaben der Kammern (1) Die Kammern haben unter Beachtung der Belange des Gemeinwohls insbesondere 3. die berufliche Weiterbildung der Kammermitglieder zu regeln, zu fördern und zu betreiben,

Regelgeber und Prüfer



Zielgröße

Versorgungsrealität?

Versorgungsbedarf! (Flächendeckender Facharztstandard)

Patientenperspektive!

oder

Weiterentwicklung des Gebietes/ Faches?



Weiterbildungsordnung (WBO) der Ärztekammer Berlin

Regularien

Weiterbildungs-zeiten

Weiterbildungs-inhalte

LogbücherVerfahren: Zahlen, Daten, Faktenoder Expertenmeinung

JL13

Folie 5

JL13 Ich möchte hier einmal auf den interessanten Aspekt aufmerksam machen, dass unser Weiterbildungslogbuch lediglich aufzählt was wir gemacht haben. Wenn ich 10 Hüftprothesen operiere, egal wie katastrophal habe ich das gemacht und kann mich hinterher in einer Praxis niederlassen und Endoprothetik machen. Was ich so leider schon selbst erlebt habe. Aus dem Gesichtspunkt der Patientensicherheit finde ich das kritisch. Mir ist bewusst, dass eine Änderung in "kann Hüftprothesen operieren" als Teil eines Logbuchs ebenso schwierig umzusetzen ist. Jedoch, wie beim Lesen einer Studie sollten wir uns bewusst sein, was das Logbuch eigentlich bestätigt und was nicht. Das Hauptziel der Weiterbildung sollte ja sein, dass wir Patienten gut behandeln können. Johanna Ludwig; 25.11.2018



Weiterbildungs-Regularien Anerkennungsantrag

1. Jahr 2. Jahr 3. Jahr 4. Jahr 5. Jahr 6. Jahr

Mindestweiterbildungszeit 6 Jahre

Basisweiterbildung

Weiterbildung Facharztqualifikation Orthopädie und Unfallchirurgie

Facharztkompetenz

Inklusive:6 Monate Intensivmedizin6 Monate Rettungsstelle

Ärztekammer Berlin

Ende der WeiterbildungBeginn der Weiterbildung

Orthopädie und Unfallchirurgie



Beginn der Weiterbildung

Verpflichtung des Weiterbildungsbefugten

Gestaltung der Weiterbildung zeitlich und

inhaltlich entsprechend der Weiterbildungsordnung

Weiterbildungscurriculum



Während der Weiterbildung

Verpflichtung des Weiterbildungsbefugten

1. Halbjährliche/ jährliche Gespräche

2. Bestätigung der Dokumentation der

Weiterbildung



Während der Weiterbildung

Aufgaben der Ärztekammer Berlin

Ansprechpartner für- Ärztinnen und Ärzte in Weiterbildung

- WeiterbildungsbefugteBesuchertageTelefonzeiten

Häufige Fragen zu folgenden Themen:Weiterbildungsbefugnis, Chefarztwechsel, Ausstellung von Zeugnissen,

Unterbrechungen der Weiterbildung, Weiterbildung im Ausland



Ende der Weiterbildung

Einreichen aller

Unterlagen (Logbuch, Zeugnisse)

Unterlagen vollständig

Unterlagen unvollständig

Nachforderungen1.Zeugnisse oder Logbücher nicht korrekt – Korrektur möglich2.Inhalte fehlen: a) Nachweis fehlt - Nachreichen der Unterlagen

b) Inhalte oder Zeiten wurden nicht erbracht – Absolvierung weiterer WB-Zeit

Überprüfung durch Sach-bearbeiter

Zulassung durch WBA III

Facharztprüfung



Wirklichkeit

„geforderte Zahl an Rotationen wird eingehaltenWB-Zeugnis wird nach Regel-WB-Zeit ausgestellt.“

„Di – Fr: 15-20 Minuten Weiterbildung nach der morgendlichen Dienstübergabe(Bildgebungen: CTs, Röntgenbilder, …, EEGs, …)Aufgrund einer sehr engagierten Oberärztin.“

„Gute Einarbeitungszeit, ständige Ansprechpartner“

„Es gibt einen festen Rotationsplan.“

Allgemeines Feedback der Weiterbildungsassistenten/-innen:



Wirklichkeit

Allgemeine Kritikpunkte der Weiterbildungsassistenten/-innen:

„Es findet nie eine Chefarzt-Visite statt, nur sehr selten oberärztliche Visiten.“

„Stationsarbeit läuft weitestgehend ohne Supervision.“

„Gefühl, keinen Ansprechpartner zu haben“

„Aufgrund des Dienstsystems oder Teilzeittätigkeit gibt es kaum die Möglichkeit, OP-Tage zu bekommen.“

„Keine jährlichen Weiterbildungsgespräche“ „Überstunden werden nicht dokumentiert.“

„Chefarzt oder Oberarzt wissen teilweise nicht, welcher Assistent wie weit in der Weiterbildung ist und welche OPs noch benötigt werden.“

„Rotationen werden nicht ermöglicht.“



Fallbeispiele

Aussage eines Prüflings: „Leider kann ich Ihnen zu dieser OP nichts sagen, die habe ich noch nie gemacht!“

Im Logbuch wurde dieser Eingriff aber dokumentiert!

Zertifizierungen der Krankenhäuser: Erfüllung verschiedener Richtzahlen nötig

„Oberärzte machen OPs lieber selbst und geben auch auf Nachfrage und Drängen ungern ab.“

„Fehlende Wissensweitergabe von Oberärzten an Weiterbildungsassistenten/-innen“

Zunehmende Spezialisierungen

konservative Aspekte der Orthopädie werden in einer rein stationären Weiterbildung zu wenig weitergebildet

Kritikpunkte der Weiterbildungsassistenten/-innen:

Die Weiterbildung betreffende Kritikpunkte:



„Das Problem, das fokussiert werden sollte, sind in meinen Augen nicht

einzelne Personen, wie wir das als Assistenten allzu gerne machen.

Funktioniert übrigens genauso in die andere Richtung von den Oberärzten:

„Ich würde das ja assistieren, aber die Jungen sind ja nicht vorbereitet." Die

Frage ist ja, in welchem System bewegen wir uns, das zu Oberärzten führt,

die lieber selbst operieren und Assistenten, die nicht vorbereitet sind“.

Ärztin in Weiterbildung (Berlin) zum FA für O und U, berufsbegleitend

Studium Master of Surgical Sciences, University Oxford, UK



Fallbeispiele

Aussage eines Prüflings: „Wieso werde ich zur Radiusfraktur geprüft, das mache ich doch gar nicht.

Ich operiere doch nur Wirbelsäulen!“

Weiterbildungsassistenten/-innen richten ihre Weiterbildung nach angestrebter Spezialisierung aus

Uneinsichtigkeit bezüglich allumfassender und breitgefächerter Weiterbildung

Zunehmende Spezialisierungen

Spezialisierte und zu wenig breitgefächerte Weiterbildung

Sich abzeichnende Entwicklung:

Rotation!!!



Aussicht

Zeit

Struktur

Geld

Weiterbildung benötigt Investitionen



Herausforderungen in der Weiterbildung

Quelle: https://www.marburger-bund.de/bundesverband/themen/marburger-bund-umfragen/mb-monitor-2017



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Herausforderungen in der Weiterbildung Fokussierung auf Personen (Befugte, ÄiW) muss verbessert werden –

Weiterbildung ist auch eine Frage der ärztlichen Haltung, insbesondere der der Befugten

Rahmenbedingungen sind wesentlich - „Industrialisierung der Patientenversorgung“- Personalentwicklungskosten sind zusätzlich in DRGs und EbMeinzukalkulieren



„We have good people in bad systems

and good people in bad systems

will fail“

Don BerwickEhem. Leiter des

Institute of Healthcare Improvement, USA

Foto: GJ, 1st Min. Summit on Patient Safety 2016, London




Praxis- und Handlungsbezug!

Kultur der Kooperation und interdisziplinären Zusammenarbeit! Teamgeist! Vorbild Chef!

Keine (weitere) Überfrachtung der WbO!

„Roadmap WB“ für WBA, individualisierte und strukturierte Weiterbildungspläne!




Betreuungsschlüssel Verhältnis Anzahl der WBA und WBB?! Einführung von Mentoren

(11. Nachtrag WbO ÄKB)

Verbindliche, qualifizierte FeedbacksVgl. Peer Review: Lernen voneinander und direkte, unmittelbare

Rückmeldung!

LeistungsmessungAnpassung an individuelle Lernfortschritte statt: standardisierten Messgrößen, der Frage nach „wieviel?“

besser: „Wo steht dieser WBA, was kann er, was braucht er noch?“




Kompetenz der BefugtenTrain-the-trainer, Vermittlungsmethoden,

Kommunikation, Feedback, Führung…!

Stellenwert der Weiterbildung- Zeitbudget etc. für Anleitung und Betreuung von WBA etc. - Finanzierung, „Personalentwicklungskosten einpreisen!“

(Antrag DÄT 2015)- ..



Rolle der Ärztekammer - neu

Mitgestalter – Umsetzung der Weiterbildung durch Beratungen und Begehungen vor Ort

Wunsch der Ärztinnen und Ärzte in Weiterbildung nach stärkerer Kontrolle der Befugten

Best Practice Beispiele!

Peer Review Weiterbildung?

Dialog mit Befugten UND Weiterzubildenden in der ÄKB



KULTUR? Aus einer Mail einer Ärztin in Weiterbildung an Dr. Jonitz (November 2018)

„Vor allem was Sie zum Thema Umgang mit Fehlern im Team gesagt haben, fand ich

sehr passend.

Mir scheint der einzige Ausweg aus der Spirale steigende Arbeitsbelastung und

Finanzdruck der Geschäftsleitung ist eine intakte, solidarische Teamstruktur, in

der wir trotzdem zusammenhalten, sich Personen gegenseitig stützen und

schützen.

Ein wichtiger Aspekt dabei ist ganz sicher der offene Umgang mit (Beinahe-) Fehlern

und das Schaffen einer Atmosphäre, in der angstfrei Fragen gestellt werden

können (auch wenn sie manchmal aus Perspektive der Fragenden dumm erscheinen).

Das ist oft abhängig von den leitenden Strukturen.... “



„Behandle drum den Doktor gut

damit er euch desgleichen tut“Eugen Roth 1895 - 1976

[email protected]

Dank an Drs. med. Catharina Döring-Wimberg, Ulrike Drews und Antje Koch, ÄKB

Dank an Dr. Johanna Ludwig, UKB

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