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(Aus der II. Chirurgischen Klinik -- Vorstand: Prof. Dr. J. Divig -- und dem Serologischen Laboratorium der Psychiatrischen Klinik - - Vorstand: Professor Dr. Z. Myslive~ek -- der Karls Universitat Prag.) Weitere Erfahrungen mit der Fuehssehen Reaktion. (II. Mitteilung.) Von Dr. V. Kafka jr., Assistent der ChirurgischenKlinik. (Eingegangen am 17. Mal 1935.) Bei unseren anhaltenden Beobachtungen der mit der Fuchsschen Reaktion gemaehten Erfahrungen sind wir auf die Sehwierigkeiten gestoBen, die sich durch die kleinen Differenzen in den Reststickstoff- werten (RS) bei den einzelnen Ans~tzen ergeben. Wir sahen uns da- her veranla~t, nach teehnischen Modifikationen der urspriinglichen N[ethode zu suchen, welche diese Schwierigkeiten mehr oder weniger zu umgehen geeignet sind. Es waren uns 2 Modifikationen bekannt, und zwar die nach Caspary 1 und die nach Chrometzlca und Gottlebe 2. Die Unterschiede in den Werten des RS bei diesen Modifikationen im Vergleich zur ~uchsschen Methode ergeben sich am besten aus folgen- dem Beispiel (Fall 251) : Reaktion 382: S 36,72 S + NS 38,94 S + CaS 36,90 = Diff. 2,22--0,18 Nativ. S. ,, 383: S 36,65 S-~ NS 40,26 S + CaS 37,26 = ,, 3,61--0,61 Citrat. S. ,, 384:$28,00 S-~NS37,10 S-~CaS 31,66 = ,, 9,10--3,66Ultrafiltr. S. Caspary erzielte eine Versts der Reaktion durch Zusatz yon Citrat zum Versuchsserum, wi~hrend Chrometzka und Gottlebe das gleiche durch die Ultrafiltration des Serums erreichten. Im Hinblick darauf, dab die zweite Modifikation weitaus gr613ere Unterschiede in den einzelnen Anss ergibt, beschlossen wir uns dieser letzten Methode zu bedienen. Zun~ehst fiihrten wir sie parallel mit der Fuchsschen Reaktion durch, und zwar in der von uns in der Z. Krebsforseh. 41 angegebenen Form (23 F~lle). Sparer, als wir bereits eine vollkommene Identit~t in den Resultaten (auch bei dem immunen Reaktionstypus) festgestellt hatten, bedienten wir uns ausschlie~lieh dieser modifizierten Methode. Ohne auf Details einzugehen, k6nnen wir allerdings feststellen, dal3 wir bei dieser Modifikation gegentiber der urspriinglichen Methode eine grS~ere Zuverli~ssigkeit hinsichtlich der Genauigkeit der Messungsresultate ge- funden haben. Der Hauptvorteil besteht eben in der angegebenen Vergr6Berung der l~eaktionswerte, aber auch darin, dab man den ge- samten Stickstoff und nicht nur den RS bestimmen kann, ohne dab dies

Weitere Erfahrungen mit der Fuchsschen Reaktion

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Page 1: Weitere Erfahrungen mit der Fuchsschen Reaktion

(Aus der II. Chirurgischen Klinik - - Vorstand: Prof. Dr. J. Divig - - und dem Serologischen Laboratorium der Psychiatrischen Klinik - - Vorstand: Professor

Dr. Z. Myslive~ek - - der Karls Universitat Prag.)

Weitere Erfahrungen mit der Fuehssehen Reaktion. (II. Mitteilung.)

Von Dr. V. Kafka jr.,

Assistent der Chirurgischen Klinik.

(Eingegangen am 17. Mal 1935.)

Bei unseren anhaltenden Beobachtungen der mit der Fuchsschen

Reaktion gemaehten Erfahrungen sind wir auf die Sehwierigkeiten gestoBen, die sich durch die kleinen Differenzen in den Reststickstoff- werten (RS) bei den einzelnen Ans~tzen ergeben. Wir sahen uns da- her veranla~t, nach teehnischen Modifikationen der urspriinglichen N[ethode zu suchen, welche diese Schwierigkeiten mehr oder weniger zu umgehen geeignet sind. Es waren uns 2 Modifikationen bekannt, und zwar die nach Caspary 1 und die nach Chrometzlca und Gottlebe 2.

Die Unterschiede in den Werten des RS bei diesen Modifikationen im Vergleich zur ~ u c h s s c h e n Methode ergeben sich am besten aus folgen- dem Beispiel (Fall 251) :

Reaktion 382: S 36,72 S + NS 38,94 S + CaS 36,90 = Diff. 2,22--0,18 Nativ. S. ,, 383: S 36,65 S-~ NS 40,26 S + CaS 37,26 = ,, 3,61--0,61 Citrat. S. ,, 384:$28,00 S-~NS37,10 S-~CaS 31,66 = ,, 9,10--3,66Ultrafiltr. S.

Caspary erzielte eine Versts der Reaktion durch Zusatz yon Citrat zum Versuchsserum, wi~hrend Chrometzka und Gottlebe das gleiche durch die Ultrafiltration des Serums erreichten. Im Hinblick darauf, dab die zweite Modifikation weitaus gr613ere Unterschiede in den einzelnen Anss ergibt, beschlossen wir uns dieser letzten Methode zu bedienen. Zun~ehst fiihrten wir sie parallel mit der Fuchsschen Reaktion durch, und zwar in der von uns in der Z. Krebsforseh. 41 angegebenen Form (23 F~lle). Sparer, als wir bereits eine vollkommene Identit~t in den Resultaten (auch bei dem immunen Reaktionstypus) festgestellt hatten, bedienten wir uns ausschlie~lieh dieser modifizierten Methode. Ohne auf Details einzugehen, k6nnen wir allerdings feststellen, dal3 wir bei dieser Modifikation gegentiber der urspriinglichen Methode eine grS~ere Zuverli~ssigkeit hinsichtlich der Genauigkeit der Messungsresultate ge- funden haben. Der Hauptvorteil besteht eben in der angegebenen Vergr6Berung der l~eaktionswerte, aber auch darin, dab man den ge- samten Stickstoff und nicht nur den RS bestimmen kann, ohne dab dies

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242 V. Kafka jr.:

irgendeinen Einflu2 auf das l%esultat der l~eaktion hatte. Dabei verstehen wit unter Gesamtstickstoff den Stickstoff aueh h5herer Zer- fa]lsprodukte der Substrate, welehe den gew6hnliehen Filter passieren, aber dutch Triehloressigsaure gefallt werden. Dadurch erhSht sich noch die Differenz, wie aus folgendem Beispie] ersichtlich ist (Fall 230):

Reaktion 366: S 27,55 S ~-NS 34,82 S-~ CaS 29,90 = Diff. 7,27--2,35 RS. ,, 365: S 27,21 S ~ N S 43,40 S~CaS 34,40 = ,, 16,19--7,19 Ges.S.

Die Modifikation der F.R. nach Chrometzlca und Got~lebe hat beson- ders ffir diej enigen Untersueher groge Bedeutung, die ahnlich wie wir keine Fuchssche Originalapparatur zur Verf~igung haben. Selbstverstandlich mug auch diese Modifikation vollkommen exakt durchgefiihrt werden und hat dabei den Nachteil, dab zur Ultrafiltration des Serums ein neuer Apparat ben6tigt wird, wodurch der Laboratoriumsbetrieb sich verteuert .

Wir verwendeten zur Ultraliltration den Apparat naeh Thiessen, zur Bestimmung des RS einen Apparat bestehend aus 12 Kjeldahl- kolben (der yon uns auch zur F.R. verwendet wird) und zur Co]ori- metrie das Pul/richsehe Stufenphotometer. AuBerdem wurde zun~chst Fibrin, erst Sloater das Substrat des Serums bzw. seine Fraktionen ver- wendet. Die Durehfiihrung der modifizierten F.l%. naeh Chrometzka und Gottlebe ist in der Originalarbeit der Autoren erschienen, und wir wollen uns daher an dieser Stelle nicht mehr damit befassen. Gleieh- zeitig sei hinsiehtlich der sog. Nebenreaktionen auf die Originalarbeit verwiesen.

Die Modifikation naeh Chrometzlca und Gottlebe gibt uns die MSglich- keit, die ZerfMlsprodukte der einzelnen Ansatze zu bestimmen, sei es durch Fallung mit Trichloressigsaure, sei es durch Bestimmung des Reststickstoffes oder Gesamtstickstoffes, oder schlieBlieh durch Fest- stellung der ninhydrinpositiven Stoffe. Die Bestimmung des Stick- stoffs ist die eigentliche Modifikation nach Chrometzka-Gottlebe. Die anderen zwei, die Fallungsreaktion und die Ninhydrinreaktion, sind sogenannte Nebenreaktionen, die eher zur allgemeinen Orientierung dienen sollen.

Die Fallungsreal~tion hat sich bei uns nicht bewahrt. Von 48 Reak- tionen st immten nur 28 mit der !Vlodifikation der F.R. iiberein.

Die Ninhydrinreaktion war weitaus verlgglieher, sie wurde 44mal durehgeliihrt und st immte 40mal mit der M.F.R. iiberein. 3mal (6,8%) war das Resultat dieser Reaktion unriehtig, und I mal unbestimmt.

Unsere im folgenden dargestellten Ergebnisse beziehen sieh einzig und allein attf die Modiiikation nach Chrometzka und Gottlebe (M.F.R.). Wit haben im gesamten 142 I~eaktionen durehgefiihrt, in 94,4% der l~eaktionen mit riehtigem Ergebnis. Von den F~llen waren:

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Weitere Erfahrungen mlt der Fuchsschen Reaktion. 1I. 243

1. 51 Careinomkranke (57 Reaktionen). Davon w~r das Ergebnis der Reaktion einmal unbestimmt und 3real unrichtig. (Die klinischen Diagnosen lauteten in den F/~llen der unrichtigen Reaktionsergebnisse wie folgt: Nr. 167, R 248, Ca pulmonum; Nr. 252, R 386, Ca. flexurae sigmoideae; Nr. 261, R 415, Ca. ventriculi, Carcinosis peritonei.) Der Prozentsatz der Ca.-positiven Ergebnisse betr~gt 92,2%. Hierbei handelte es sieh um die in der chirurgisehen Klinik fibliehen Formen yon Careinom (Brust, Mastdarm, Magen usw.).

a) Histologisch oder operativ gesicherte Diagnosen: 29 Falle. Rich- tige M.F.R. in 92,6% der F/~lle. b) Bioptisch nieht gesieherte Diagnosen : 22 F/ille, in 90% richtiges Resultat der Reaktion.

2. Bei 26 KontrollfiElen (29 Reaktionen) wurde in 88,4% ein richti- ges Resultat erzielt. In 3 F/~llen, bei denen die Reaktion f~lschlieher- weise Ca.-positiv war, handelte es sieh um ein M~gengeschwfir (11 F~lle von Magengeschwiir hatten ein richtiges Resultat ergeben) und um 2 Lebercirrhosen. Bei demrtigen F~llen werden wir, naeh den letzten Mitteilungen yon Fuchs 4, dutch Anwendung neuer Substrate in Zu- kunft die Mehrzah] der Fehler vermeiden k6nnen.

3. 31 Luetiker, die alle Lu.-positive Reaktionen aufwiesen (35 R.). Daneben wurden noch weitere 14 Lu.-Verd~chtige zum Zweeke einer genauen Kontrolle untersucht. Die Reaktion war in einem Falle f~lsch- lich Lu.-positiv.

4. Einige Reaktionen wurden bei Patienten durchgeffihrt, die wir nach radikaler Carcinombehand]ung beobachteten. Dabei fanden wit im Einklang mit der einseh]~gigen Literatur, dab in der Mehrzah] der F~l]e naeh Radikaloperation der sog. immune TypuS der F.R. auf- trit t , der im Falle einer tats~chlichen Heilung im Laufe yon 4 bis 6 Monaten in die negative Reaktion fibergeht. Im Fal]e, dal~ die Ope- ration absichtlich oder unabsichtlieh nicht vollkommen radikal war, blieb die F.R. st~ndig positiv oder ging mit der Zeit veto immunen wieder in positiven Typus fiber.

Zusammen]assung.

Naeh den Erfahrungen, die wir bei der Durch:[fihrung der Modifi- kation der F.R. nach Chrometzlca und Gottlebe gesammelt haben, kSnnen wir sagen, dal~ diese Modifikation uns das Ablesen der Resultate am Colorimeter wesentlich erleichtert und dadurch die Zuverl/~ssigkeit der Resultate der einzelnen Analysen dementsprechend erhSht. Die Diffe- renz der Reaktiondurchsehnittswerte zwisehen der F.R. und der M.F.R. betr~gt 4,35 mg%, was eine fast 3fache Vergr61]erung darstellt.

Im ganzen haben wir bisher 447 Reaktionen durchgefiihrt, sowohl naeh der .Fuchssehen Methode als auch naeh der Modifikation yon Chro- metzka-Gottlebe und naeh Caspary. Darin sind auch unsere ersten

Zeitschrift ffir Krebsforschung. 42. Bd. 17

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244 V. Kaika jr.

l%eaktionen einbezogen, die wir titrimetrisch durchffihrten (15). Es ist wohl sieher, daI~ besonders am Anfang unsere Ergebniss% wie es ja bei einer so subtilen Methode verst~ndlich ist~ durch Fehler in der Aus- ffihrung beeinfluBt waren. So kommt es leicht zur Verzerrung der l%esultate zu ungunsten der Methode. Von diesen 447 l%eaktionen (bei 282 F~llen), yon denen wir 35 noeh unverwertbare Reaktionen (bei 25 F~llen) und 15 offensichtlieh fehlerhaft durchgeffihrte Reaktionen abziehen mfissen, ergaben im ganzen ohne I%fieksicht auf die einzelnen Erkrankungen 369 Reaktionen ein riehtiges Resultat (92,9%).

Davon ergaben die Reaktionen bei Ca. in 115 F~llen (179 R.) ein richtiges Resultat, in 12 F~llen (17 R.) ein unriehtiges.

Ziehen wir nur diejenigen Fitlle in Betracht, bei denen die Diagnose histologisch sieher gestellt wurde, so gelangen wir zu einem Genauig- keitswert yon 89,1%. Von diesen 82 F~llen yon Careinom (und anderen malignen Tumoren) ergaben die in der zweiten H~lfte unserer Unter- suehungst~tigkeit durehgefiihrten Reaktionen sogar in 92,6% der Fi~lle ein riehtiges Resultat. Dieser Prozentsatz steigt also, je weiter die Durchffihrung der Reaktion vervollkommnet wird.

Bei Luetikern gaben alle 55 Fi~lle ein richtiges Resultat. Die Reaktionen bei den Kontrollf~llen hat ten bei CaR. in 58 Fi~llen,

in 30 F~llen bei LuR. und in 10 F~llen bei TbeR. ein riehtiges Resultat. Es waren also yon den Kontroll- oder gesunden F~llen bei CaR. 7 und bei LuR. 2 F~lle unrichtig Ca.- oder Lu.-positiv*.

Bei der Beurteilung dieser Ergebnisse rafissen wir die neuen Fest- stellungen im Auge behalten, die Fuchs 3, ~ hinsichtlieh der MSglichkeit unrichtiger Ca.-positiver Reaktion, z. B. bei chronischen Entziindungen, gemaeht hat. Zur Vermeidung soleher Fehlergebnisse in der zukfinfti- gen Praxis hat Fuchs neue Substrate angegeben, die eine Unterschei- dung der positiven Reaktion naeh wirklieher Ca.-Ursaehe und naeh anderen Ursachen ermSgliehen.

Hiermit ist eine wesentliche bisherige Fehlerquelle eliminiert, die die Verl~l]lichkeit der yon uns gemachten Beobachtungen noch beein- tri~chtigt hatte.

Literaturverzeiehnis. 1 Caspary, H., Z. Immun.forsch. 82, 506. - - 2 Chrometzka, Ft. , u. P. Gottlebe,

Z. exper. Med. 86, 436. - - 3 Fuchs, H. J., Klin. Wsehr. 1934, 8. - - a Zal~rzewski, Z., u. H. J..Fuchs, Klin. Wschr. 1935, 4. - - 6 Ka]l~a, V. jr., Z. Krebsforsch. 41, 4.

* Die Summe der FStlle der einzelnen Gruppen fibertrifft die angefiihrte Gesamtzahl (282 F~lle) und zwar deshalb, da aus ~bersichtsgrtinden keine Rfick- sicht darauf genommen wurde, dab die F.R. bei m~nchen F~llen gleichzeitig mit verschiedenen p~thologischen Substr~ten ausgefiihrt wurde.