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1| Sportwissenschaft X · 2014
Hauptbeiträge
Rankingsysteme im Sport
Der Vergleich sportlicher Leistungen mit der Zielsetzung der Leistungskontrolle und Transparenz stellt den Ursprung von Rankings dar (Stölting, 2002). Neben der Dokumentation der Leistung entschei-den Rangordnungen heute im Sport über Auf- oder Abstieg, die Teilnahme an be-stimmten Turnieren und die Bereitstel-lung finanzieller Mittel (Frisby, 1986; West, 2006). Darüber hinaus werden sie als Variable in Modellen zur Vorhersage zukünftiger sportlicher Leistungen einge-setzt (Raab & Philippen, 2008). Im Reit-sport sollen sie hauptsächlich Schlüsse auf die sportliche Leistungsfähigkeit der Pferde zulassen und damit den entspre-chenden Zielgruppen zuverlässige Infor-mationen bereitstellen. Inwieweit die der-zeit angewendeten Rankings dieser An-forderung gerecht werden, soll hier ge-prüft werden. Das derzeit angewendete Bewertungsverfahren im deutschen Reit-sport beschränkt sich auf die Kumulation der Erfolge, d.h. der Top-Platzierten einer abgeschlossenen Saison. Daraus ergibt sich, dass mindestens zwei Drittel der er-brachten Leistungen über alle Pferde ge-sehen keinerlei Berücksichtigung finden (FN, 2011). Die kritische Hinterfragung des Rankingsystems deckt Möglichkei-ten der Optimierung auf. Ein alternatives Modell mit Einbeziehung aller Leistungen und einer differenzierteren Punkteverga-be wird am Beispiel von 50 Top-Spring-pferden untersucht und mit dem aktu-
ellen Rankingsystem verglichen. Ziel ist ein leistungsgerechteres und aktuelleres Ranking der Pferde, welches dem Sport-verband und den weiteren Zielgruppen wie Reitern, Züchtern, Besitzern, Käu-fern und Verkäufern sowie Zuchtverbän-den und Medien eine Ergänzung zum be-stehenden System bietet oder dieses ablö-sen könnte.
In Literatur und Praxis wird teilweise zwischen Rating und Ranking unterschie-den, wobei mit Rating häufig die eigentli-che (subjektive) Bewertung eines Objekts und die Zuweisung eines Ergebniswertes gemeint sind. Die anschließende ordina-le Platzierung wird dann als Ranking be-zeichnet (Stefani, 2011). Kladroba (2005), der in den meisten veröffentlichten Ra-tings und Rankings eine Mischform aus beidem sieht, nimmt die Abgrenzung über die Art der Bewertung vor: Führt diese zu einem absoluten Ergebnis (gut/schlecht), handelt es sich um ein Rating. Ist sie dagegen relativer Natur (besser/schlechter), spricht er von Ranking. Ent-sprechend wird hier die Bewertung als in-tegraler Bestandteil des Rankings betrach-tet.
Die Beschreibung der Systematik zu den unterschiedlichen Rankings im Sport kann angelehnt werden an Stefani (2011): Kumulative Rankingsysteme, wie sie der-zeit im deutschen Reitsport angewendet werden, beinhalten die Summation der Ergebnisse j des Sportlers bzw. Pferdes i in einem festgelegten Zeitraum:
Ausgangspunkt ist in der Regel die Plat-zierung des Sportlers in einem Wett-kampf, die in Punkte umgerechnet wird. Bei einigen Sportarten wird zusätzlich der Schwierigkeitsgrad des Wettkampfs durch den Einsatz von Gewichtungsfak-toren gewürdigt bzw. Faktoren wie antei-lige Punkte aus nicht jährlich stattfinden-den Meisterschaften oder Gewinnsum-men mit einbezogen. Kumulative Ran-kings setzen den Anreiz, an möglichst vie-len Wettkämpfen teilzunehmen. So sollen Eintrittskarten besser verkauft und Ein-schaltquoten hoch gehalten werden.
Bei den adjustiven Rankings wird ent-weder das aktuelle Ergebnis mit einem Prognosewert verglichen, der aus vergan-genen Ergebnissen ermittelt wurde, oder es wird ein Durchschnitt gebildet. Die-sem System lassen sich Elo-, Probit- und Durchschnittsmethoden zuordnen (Elo, 1978; Chen, Ali, Veeman, Unterschultz, & Le, 2002).
Subjektive Rankings basieren auf von-einander unabhängig erstellten Bewer-tungen mehrerer Experten und einer an-schließenden Berechnung des Gesamt-ergebnisses pro Kontrahent.
Anwendungsfeld Reitsport
Der Reitsport nimmt eine Sonderstellung im Sport ein, da dort ein Lebewesen im Mittelpunkt steht (Löwe, 1988). Vergli-
Laura Helena Hartmann1 · Christian Schulz-Wiemann2 · Achim Spiller1 · Jan Gertheiss3
1Department für Agrarökonomie und Rurale Entwicklung, Georg-August-Universität
Göttingen, Deutschland2Georg-August-Universität Göttingen, Deutschland3Department für Nutztierwissenschaften, Georg-August-Universität Göttingen, Deutschland
Weiterentwicklung der Rankingsysteme im Reitsport
Ein Experiment
Sportwiss 2014DOI 10.1007/s12662-013-0323-7Eingegangen: 7. Juli 2013Angenommen: 17. Dezember 2013
© Springer-Verlag Berlin Heidelberg 2014
x fi j ij= ∑ (Ergebnisse in Punkten; ggf.
Gewichtung; ggf. weiteere Faktoren)
Hauptbeiträge
2 | Sportwissenschaft X · 2014
chen werden können entsprechend Sport-ler oder Pferde. Der folgende Beitrag be-zieht sich auf die Leistungsfähigkeit der Tiere. Das Pferd ist durch viele, zum Teil nicht objektiv messbare Eigenschaften cha-rakterisiert. Seine Leistungsfähigkeit hängt von diversen Faktoren ab. So sind Haltung, Fütterung, Charakter, Trainingsbedingun-gen, Wetter und Starterfeld auf einem Tur-nier sowie das Zusammenpassen mit dem Reiter wichtige Einflussgrößen (Mamerow, 2010; Arnemann, 2003; Arnold, 2010). Da eine Berücksichtigung aller inneren und äußeren Faktoren nicht möglich ist, wird im Folgenden von optimalen Bedingun-gen für die Pferde ausgegangen.
Der nationale Reitsportverband, die Deutsche Reiterliche Vereinigung (FN), bietet 2 Verfahren an, um Sportpferde in eine Rangfolge zu bringen. Im ersten Verfahren bekommen die Pferde für das erfolgreiche Abschließen einer Prüfung Ranglistenpunkte (RP). Die erreichbaren RP sind von der FN für die unterschiedli-chen Schwierigkeitsklassen aller Diszipli-nen definiert (FN, 2013c). Von allen Pfer-den, die in einer Springprüfung starten, wird mindestens das erste Viertel plat-ziert, Punkte gibt es maximal für das ers-te Drittel (FN, 2013a). Ein genauer Anteil an zu platzierenden Pferden ist nicht vor-geschrieben. Diese vage Definition verur-sacht Schwankungen in der Anzahl der Platzierten im Verhältnis zu den Startern – je nach Prüfung und Turnier. Im zwei-ten Verfahren findet eine Kumulation der Gewinnsummen der Pferde statt. Das ers-te Viertel der Platzierten bekommt im Re-
gelfall eine entgeltliche Entlohnung (FN, 2013a). RP und Gewinnsumme werden für die abgelaufene Saison zusammenge-zählt. Darüber hinaus bildet das System Lebensgewinnsummen ab. Ziel ist in ers-ter Linie, eine Grundlage für die monetä-re Beurteilung von Pferden sowie für die Vergabe von Startberechtigungen in be-stimmten Prüfungen zu schaffen. Eine weitere wichtige Verwendung finden die Sportergebnisse in der Zuchtwertschät-zung (Dohms-Warnecke, 2012). Beson-ders erfolgreiche Pferde sollen als Ver-erber in der Zucht eingesetzt werden, um Eigenschaften wie ihre körperliche und mentale Leistungsfähigkeit zu streuen.
Die Internationale Reiterliche Vereini-gung (FEI), der internationale Dachver-band, ermittelt für alle internationalen Reitturniere und Meisterschaften eben-falls RP aus den Ergebnissen, die in Ab-hängigkeit von Gewinnsummen und Regionen in Matrixform gestaffelt wer-den (FEI, 2012c). Auf Jahresbasis stehen Ranglisten für die einzelnen Regionalge-biete (z.B. Nordeuropa) und ein globa-les Ranking zur Verfügung (FEI, 2012b). Die Daten der FEI verwendet man eben-falls für die Zuchtwertschätzung. Sie wer-den an die World Breeding Federation for Sport Horses (WBFSH) weitergeleitet, wo sie in Zucht- und Sportrankings für Pfer-de einfließen (WBFSH, 2013).
Neben Abweichungen hinsichtlich der Anzahl der im Ranking berücksichtigten Prüfungen und ihrer Wertigkeit können die in . Tab. 1 dargestellten, hier rele-vanten Unterschiede zwischen den Ran-
kingmethoden der FN und FEI identifi-ziert werden (FEI, 2013; FEI, 2012a; FN, 2013a; FN, 2013c).
Problemstellung
Ein Messinstrument muss die Hauptgü-tekriterien der Objektivität, Reliabilität und Validität erfüllen, um die Aussage-fähigkeit der Ergebnisse zu gewährleis-ten (Hammann & Erichson, 2000; Him-me, 2006). Da das Ranking im Reitspring-sport anhand von klar definierten Para-metern (Punktematrix, Ergebnislisten) erfolgt, sind Objektivität und Reliabili-tät per se gegeben. Fraglich ist jedoch das Vorliegen von Validität (Heasman, Daw-son, Berry, & Stewart, 2008): Wird mit der kumulativen Berücksichtigung der jeweils erreichten RP tatsächlich das ge-messen, was auch gemessen werden soll-te? Und wird das Nebengütekriterium der Vollständigkeit nicht dadurch massiv ver-letzt, dass ein Großteil der Ergebnisse der Pferde nicht einbezogen wird?
Im Jahr 2011 wurden auf 3594 Tur-nierveranstaltungen in Deutschland 67.750 Prüfungen mit 1.459.828 Starts ausgetragen. Bei diesen rund 1.500.000 Starts wurden etwa 500.000 Pferde plat-ziert. Rund 1 Mio. Ergebnisse wurden nicht berücksichtigt (FN, 2011). Folglich können gute, aber unplatzierte Ergebnisse nicht erfasst und damit die Sporttauglich-keit von Pferden nur teilweise abgebildet werden. Eine hohe Transparenz und Aus-sagekraft des Rankings erfordern jedoch eine Gesamtbetrachtung, d.h. zur fairen, sachgerechten und damit validen Beurtei-lung der erbrachten Leistungen müssen alle Ergebnisse im Betrachtungszeitraum einbezogen werden. Nur so können auch sinnvoll Rückschlüsse auf künftigen Leis-tungen eines Pferdes im Sport oder eines Vererbers in der Zucht gezogen wer-den. Während im Sport noch sehr häu-fig eine Beschränkung auf positive Ergeb-nisse erfolgt (Stefani, 2011), ist es in ande-ren Lebensbereichen üblich, auf Grund-lage der Gesamtheit aller Ergebnisse eine Leistungsbeurteilung vorzunehmen. Bei-spielsweise fließen in das Abschlusszeug-nis eines Universitätsabsolventen alle Prüfungsergebnisse ein und die Stiftung Warentest veröffentlicht neben den guten ebenfalls die mangelhaft getesteten Pro-
Tab. 1 Unterschiede in den Rankingmethoden der Deutschen Reiterlichen Vereinigung (FN) und der Internationalen Reiterlichen Vereinigung (FEI)FEI (international) FN (national)
RP für die besten 16 Teilnehmer einer Prüfung RP für das beste Viertel bzw. das beste Drittel einer Prüfung (keine einheitliche Regelung)
Abstufung der erhaltenen RP über alle 16 Plätze
Gleiche Anzahl RP für alle Teilnehmer ab dem 6. Platz
Generell weniger RP als bei der FN Generell mehr RP als bei der FEI
Bereitstellung vollständiger Ergebnislisten von den Prüfungen eines Turniers
Keine Bereitstellung vollständiger Ergebnislisten
Kostenlose Bereitstellung von Rankings für Reiter sowie Pferd-Reiter-Kombinationen (FEI, 2013)
Kostenpflichtige Bereitstellung des Pferderankings (FN, 2013d) und kostenlose Bereitstellung der bes-ten 2000 Reiter einer jeden Saison (FN, 2013b)
Abgesehen vom Zeitfenster keine Auswahl-möglichkeiten für die Ordnung der Rankings nach weiteren Kriterien
Ordnung der Rankings nach Rasse, Zuchtgebiet und Alter des Pferdes möglich (zeitlich auf das Vor-jahr begrenzt)
RP Ranglistenpunkte
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dukte. Auch nehmen bereits einige Sport-verbände eine Gesamtbetrachtung durch Elo-, Probit- oder Durchschnittsmetho-den mindestens auf internationaler Ebe-ne vor.
Das Ranking der FEI lässt durch die konstante Berücksichtigung der ersten 16 Teilnehmer einer Prüfung sowie die diffe-renzierte Punktevergabe im Vergleich zur FN eine transparentere und umfassende-re, wenn auch nicht vollständige Beurtei-lung der Leistungen eines Pferdes zu.
Dieser Beitrag entwickelt Modifikatio-nen der bestehenden Rankings im Reit-sport und prüft diese auf ihre Eignung zur Optimierung der Validität. Als Be-sonderheiten des Beispiels Reitsport er-weisen sich dabei die Schwierigkeit, das Leistungsvermögen von Pferden zu mes-sen (d.h. fehlender Goldstandard) und das Vorhandensein von Diskrepanzen in den Leistungen von breitensportlich und spitzensportlich eingesetzten Turnier-pferden. Zur Beschränkung des Umfangs konzentrieren wir unsere Messungen in dieser Studie auf den Spitzensport. Den-noch lassen sich auf den Ergebnissen ba-sierend auch Überlegungen für den Brei-tensport anstellen. Hierbei wird ange-nommen, dass breitensportlich eingesetz-te Pferde in weniger schweren Prüfungen starten und häufiger aus dem Parcours ausscheiden.
Möglichkeiten zur objektiven Leis-tungsmessung in Bezug auf verschiede-ne andere Sportarten werden in der Li-teratur diskutiert. Jeremic und Radoji-cic (2010) führten ein ähnliches Experi-ment durch, um zwei verschiedene ku-mulative, im Turnierschach eingesetzte Rankings hinsichtlich ihrer Güte zu eva-luieren. Sie identifizieren Schwächen der aktuellsten Modifikation im Schach-Ran-king und schlagen die ursprünglich für das Ranking von Ländern nach Entwick-lungsstand entwickelte I-Distanzmethode als validere Alternative für die Bewertung von Schach-Teams vor.
Erwägungen für den Fußballsport sind häufig der Verbesserung von Spielprog-nosen gewidmet und beziehen sich nur indirekt auf die Beurteilung einzelner Sportler. Gerhards, Mutz und Wagner (2012) schlagen vor, Prognosen für Welt- und Europameisterschaften an Markt-werte von Spieler und Mannschaften zu
knüpfen. Bei sehr ausgeglichenen Kon-trahenten wäre aber auch die Zufallskom-ponente entscheidend. Letzteres wird zu-dem bei Heuer und Rubner (2012a) und Heuer, Müller und Rubner (2010) the-matisiert. Torschüsse können dargestellt werden als Poisson-verteilte Zufallspro-zesse (unter der Prämisse verschiedener Teamstärken). Vergangene Spielminuten bzw. vorausgegangene Tore beeinflussen die Eintrittswahrscheinlichkeit nicht.
Heuer und Rubner (2009, 2012b) stel-len fest, dass Tordifferenzen die Mann-schaftsleistung valider abbilden als die
Anzahl der erspielten Punkte bzw. Tor-schüsse und sich damit besser als Grund-lage für Prognosen eignen. Des Weiteren können sie zeigen, dass von einer kon-stanten Mannschaftsfitness innerhalb einer Spielsaison auszugehen ist. Rue und Salvesen (2000) problematisieren die gegenseitige Abhängigkeit der Offen-siv-Defensiv-Stärke von konkurrieren-den Teams und entwickeln ein Bayesia-nisches Prognosemodell, das der Abhän-gigkeit Rechnung trägt und zudem retro-spektive Spielanalysen zulässt.
Sportwiss 2014 DOI 10.1007/s12662-013-0323-7© Springer-Verlag Berlin Heidelberg 2014
L. H. Hartmann · C. Schulz-Wiemann · A. Spiller · J. Gertheiss
Weiterentwicklung der Rankingsysteme im Reitsport. Ein Experiment
ZusammenfassungDie kritische Hinterfragung der bestehenden Rankingsysteme im deutschen und interna-tionalen Reitsport kann Schwachstellen hin-sichtlich ihrer Aussage zum Leistungsniveau von Sportpferden aufdecken. Ziel der vorlie-genden Studie ist es, aus der derzeit verwen-deten kumulativen Erfolgsdarstellung eine leistungsgerechtere und dennoch realisierba-re Bewertungsmethodik zu entwickeln. Die Modellierung geschieht zum einen auf Basis eines Durchschnittsverfahrens, zum anderen unter Berücksichtigung von Zusatz- und Mi-nuspunkten, wobei die Ergebnisse der neuen Rankingverfahren anhand einer Stichprobe von 50 Top-Springpferden mit den bestehen-den Rankingmethoden verglichen werden.
Daraus ergeben sich deutliche Veränderun-gen der Rangfolge. Durch die Umstellung kann die Validität in Bezug auf die Leistungs-beurteilung der Pferde maßgeblich verbes-sert werden. Überdies erfahren die verschie-denen Anspruchsgruppen eine stärkere Be-rücksichtigung ihrer Interessen. Daher emp-fiehlt es sich, die bestehenden Rankingsys-teme entsprechend weiterzuentwickeln und eine differenziertere Punktevergabe einge-hender zu analysieren.
SchüsselwörterSportpferde · Springreiten · Leistungsbeurteilung · Ranking · Rangliste
Advancement of the ranking systems in horse sports. An experiment
AbstractA critical analysis of the existing ranking sys-tems of German and international horse sports could identify weak points with re-gard to their implicit evaluations of the hors-es’ performances. This study is aimed at de-veloping a feasible and more performance-related valuation method and comparing it with the existing cumulative ranking systems of the German and international equestri-an umbrella organizations. On the one hand, the modeling is based on a method using av-erage points per competition; on the other hand, by considering additional points and drawbacks. We investigated a sample of 50 top-ranked jumping horses and monitored
the differences towards the existing ranking systems. The modification proposed results in significant implications on the rankings. The validity in relation to the horses’ performance evaluation could be improved. As a conse-quence, the interests of different stakeholder groups are better served than before. It is rec-ommended to further develop the existing ranking system accordingly and to analyze a more differentiated placing of points.
KeywordsSport horses · Show jumping · Performance evaluation · Ranking · Ranking list
Zusammenfassung · Abstract
Hauptbeiträge
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Mukherjee (2012) sowie Radicchi (2011) entwickeln mithilfe sozialer Netz-werkanalyse-Rankings im Profitennis bzw. Kricket, die trotz ihrer Unabhängig-keit von externen Kriterien wie subjekti-ve Bewertungskomponenten die Quali-tät einzelner Siege berücksichtigen. Siege gegen erfolgreichere Konkurrenten wer-den höher gewichtet als Siege gegen we-niger erfolgreiche Konkurrenten. Sto-
chastische Prozesseigenschaften werden auch in Baseballspielen identifiziert. Sire und Redner (2009) zeigen, dass sich Siege und Niederlagen, über einen langen Zeit-raum betrachtet, wie Zufallsprozesse mit nur geringem Selbstverstärkungsprozess verhalten.
West (2006) liefert einen Überblick über bestehende Rankings im NCAA-Basketball und entwickelt ein neues Sys-
tem, mit welchem sich die an NCAA-Tur-nieren teilnehmenden Mannschaften ein-facher, flexibler und effektiver bewerten lassen. Dieses System basiert auf logisti-scher Regression und der Bildung von Er-wartungswerten. In . Tab. 2 werden die Ergebnisse der hier zitierten Studien do-kumentiert.
Tab. 2 LiteraturübersichtAutoren Zweck der Leistungsmes-
sungErkenntnisgewinn für die Leistungsmes-sung im Sport
Legitimation der Validität
Heuer, Müller und Rubner (2010)
Prognose von Spielausgängen im Fußball
Torschüsse in einem Spiel sind Zufallspro-zesse
Torschüsse in einem Spiel lassen sich als Poisson-Prozess darstellen (bei Berücksichtigung der differierenden Fitness verschiedener Teams)
Gerhards, Mutz und Wagner (2012)
Prognose des Ausgangs von Meisterschaften und Turnieren im Fußball
1. Marktwerte erweisen sich als sinnvoll für die Prognose2. Je ausgeglichener die Mannschaften (z.B. in Liga), umso größer der Einfluss von Fak-toren wie Glück und Tagesform (Zufall) bzw. Schiedsrichterurteile auf den Spielausgang
1. Zusammenhang zwischen Mannschaftsmarkt-werten am Saisonbeginn und erspielten Punkten am Saisonende feststellbar (r = 0,73)2. Richtige Voraussagen der Marktwertmethode in vergangenen Meisterschaften3. Welt- und Europameisterschaften besser prog-nostizierbar als Meisterschaft in Liga
Heuer und Rubner (2012a)
Prognose des weiteren Spiel-verlaufs aus dem vergangenen Spielverlauf
Torschüsse in einem Spiel sind Poisson-ver-teilt (bei Berücksichtigung der differierenden Fitness verschiedener Teams)
Messung konstanter Torschusswahrscheinlich-keiten innerhalb eines Spiels
Heuer und Rubner (2012b)
Prognose von Tordifferenzen als Spielausgang im Fußball
Anzahl an Torchancen ist gegenüber der An-zahl geschossener Tore aussagekräftiger
Bessere Prognosequalität von Torchancen
Heuer und Rubner (2009)
Statistische Spezifizierung von Ergebnissen in einer Fuß-ballliga
1. Tordifferenzen eignen sich besser als Inst-rument zur Messung der Mannschaftsfitness als Anzahl der Punkte2. Mannschaftsfitness innerhalb einer Saison ist nahezu konstant
1. Bessere Prognose der Ergebnisse einer zweiten Saisonhälfte aus Informationen der ersten Hälfte2. Unabhängigkeit der Teamfitness vom Zeit-punkt innerhalb einer Saison kann gezeigt werden
Jeremic und Ra-dojicic (2010)
Definition eines Goldstan-dards für Rankings im Turnier-schach
I-Distanzmethode eignet sich besser für das Schach-Ranking als die angewendete, an Fußball angelehnte Methode (3-1-0-Regel)
Einbezug von 15 Performance-Variablen in I-Distanzmethode im Vergleich zu 2 Variablen in 3-1-0-Regel
Mukherjee (2012) Modifizierung des bestehen-den Rankingsystems im Kricket zur Identifikation der besten Teams und Kapitäne
Netzwerkanalyse unter Verwendung des PageRank-Algorithmus ist ein effektives Instrument zur Entwicklung des Team- bzw. Teamkapitän-Rankings im Kricket
Page-Rank-Algorithmus berücksichtigt die Qua-lität von Siegen (Höhergewichtung von Siegen gegen stärkere Mannschaften) und ist unabhän-gig von externen Faktoren
Radicchi (2011) Entwicklung eines historischen Rankings im Profitennis mithil-fe sozialer Netzwerkanalyse
Entwicklung des „prestige score“ als un-abhängige Variable im Ranking zur Bestim-mung der Qualität von Siegen
Neues Rankingsystem liefert bessere Prognosen als herkömmliches System (basierend auf Anzahl erreichter Punkte pro Spieler pro Saison) und ist unabhängig von externen Faktoren
Rue und Salvesen (2000)
Entwicklung eines Prognose-modells für den Fußball unter Einbezug der gegenseitig von-einander abhängigen Mann-schaftsstärken
Bereitstellung eines Prognosemodells, das die gegenseitige Abhängigkeit von Offensiv-Defensiv-Teamstärken im Zeitverlauf berück-sichtigt und retrospektive Analysen zulässt
1. Vergleiche zwischen Prognosen und Quoten von Buchmachern zeigen gute Übereinstim-mung2.Retrospektive Wahrscheinlichkeiten für finale Rankings sind effektiv berechenbar
Sire und Redner (2009)
Beschreibung der statistischen Eigenschaften von Siegen und Niederlagen im Baseball
Siege und Niederlagen, über einen langen Zeitraum betrachtet, können als Zufallspro-zesse mit nur geringen Selbstverstärkungs-prozess beschrieben werden
Bradley-Terry-Modell (berücksichtigt nur relative Stärke von konkurrierenden Teams) prognosti-ziert Siege bzw. Erfolgs- und Pechphasen einzel-ner Teams sehr gut
West (2006) 1. Evaluation bestehender Ran-kings im NCAA Basketball2. Entwicklung eines einfache-ren und flexibleren Systems
Ranking auf Grundlage der OLRE-Methode ist aussagekräftiger, einfacher und flexibler als zwei bestehende Basketball-Rankings (RPI und Computer-Rating nach Jeff Sagarin)
Bessere Prognosen durch OLRE als Bradley-Terry-Simulation auf Grundlage von Daten aus Rating nach Jeff Sagarin
OLRE Ordinal Logistic Regression Modeling and Expectation
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Methode
Entwicklung der Hypothesen
Im Folgenden soll anhand von 2 Beispie-len überprüft werden, wie sich die Bildung von Punktedurchschnitten und die Verga-be von Zusatz- und Minuspunkten auf Ba-sis von unplatzierten Prüfungsergebnissen auf das bestehende Ranking auswirken. Im ersten Schritt wird ein Durchschnitt der RP pro Turnierstart gebildet. Dadurch erfolgt eine implizite Berücksichtigung al-ler Leistungen eines Pferdes. Im Anschluss wird überprüft, ob die Berücksichtigung von Aufgabe und Ausscheiden das Ran-king beeinflusst. Insbesondere das Aus-scheiden könnte ein wichtiger Indikator dafür sein, ob ein Pferd den Anforderun-gen einer Schwierigkeitsklasse gewachsen ist oder etwa charakterliche Mängel (Un-willigkeit) aufweist. Um das knappe Schei-tern von Pferd und Reiter zu honorieren, werden Zusatzpunkte für diejenigen Pfer-de vergeben, die zu den besten 50 % ge-hören und nicht platziert wurden. Bei-des sind Ansätze, um die heutige Gleich-behandlung aller nichtplatzierten Teilneh-mer weiter zu differenzieren.
Die vereinfachten Beispiele sind reali-tätsnah gehalten: Die Werte wurden frei gewählt, entsprechen jedoch einer auf langjähriger Erfahrung beruhenden Ein-schätzung. Für die Punktevergabe wurde
die Annahme getroffen, dass in jeder Prü-fung 30 Pferde teilnahmen und jeweils ein Drittel platziert wurde. Das heißt, die ersten 10 Pferde erhielten jeweils RP. Für die Platzierungen in den jeweiligen Kate-gorien wurden die RP gemäß den Bestim-mungen der FN vergeben (FN, 2013c).
In Beispiel 1 (. Tab. 3) wird neben der Gesamtpunktzahl der Durchschnitt „RP pro Start“ unter Berücksichtigung der Anzahl der Starts gebildet. Die gleiche An-zahl an Platzierungen und auch die ähnli-che Gesamtpunktzahl erwecken den Ein-druck, dass die 2 Pferde auf einem ähn-lichen Leistungsniveau sind. Es lässt sich mutmaßen, dass Pferd B das leistungs-stärkere ist. Unter Berücksichtigung der Startanzahl ändert sich der Eindruck. Pferd A hat für das Erreichen der 98 RP 5 Turnierstarts benötigt, Pferd B hin-gegen ist auf 15 Turnieren angetreten, um 108 RP zu sammeln. Die „RP pro Start“ zeigen nun, dass Pferd A mit 19,6 RP pro Start wesentlich besser einzuschätzen ist als Pferd B mit 7,2 RP pro Start.
In Beispiel 2 (. Tab. 4) werden Pfer-de, die sich in der ersten Hälfte des Teil-nehmerfeldes befinden aber nicht plat-ziert wurden, mit der Hälfte der Punkt-zahl des Letztplatzierten bewertet, das Ausscheiden mit dem negativen Wert in dieser Höhe. Aus Gründen der Übersicht-lichkeit verzichten wir hier auf das Bilden des Durchschnitts.
Nach Summation der regulären FN-Punkte schneidet Pferd C mit 132 RP deutlich besser ab als Pferd D mit 72 RP. Da Pferd C aber in 3 Springen der Ka-tegorie M ausgeschieden ist, werden hier jeweils 17,5 RP – die Hälfte der RP des Letztplatzierten – von der Gesamtsumme abgezogen. Pferd D hingegen erhält für die Plätze 14 in Kategorie L sowie 11 und 13 in Kategorie M insgesamt 42,5 Punk-te zusätzlich. Der erneute Vergleich zeigt, dass nun Pferd D mit 114,5 RP besser einzuordnen ist als Pferd C mit 79,5 RP.
Im Ergebnis bestätigen die Beispiele die These, dass eine Gesamtbetrachtung aller Starts und eine differenziertere Ver-gabe von RP grundsätzlich deutliche Aus-wirkungen auf das Ranking und damit auf die Aussagekraft der Leistungsbeurteilung haben können. Am Beispiel von Pferd C, welches die Leistungsgrenze offensichtlich mit der Klasse L erreicht, kann die Vor-teilhaftigkeit der zusätzlichen Ermögli-chung von individuellen Rankings gezeigt werden.
Auf Basis der vorangegangenen Erwä-gungen sollen in dem folgenden Experi-ment 4 Hypothesen überprüft werden:1. Die Bildung von Durchschnitten und
die Vergabe von Zusatz- und Mi-nuspunkten unter Berücksichtigung nichtplatzierter Turnierergebnis-se führen zu Veränderungen in der nationalen und internationalen Ran-gierung von Sport-Springpferden.
2. Die Veränderungen in der Rangie-rung fallen im Ranking der FN stär-ker aus als bei der FEI.
3. Die beiden betrachteten Maßnahmen (Durchschnittswerte bzw. Vergabe von Zusatz-/Minuspunkten) haben unterschiedlich starke Auswirkungen auf die Rangierungen.
4. Durch die genannten Modifikationen kann eine höhere Validität des Ran-kings von Sport-Springpferden er-reicht werden.
Tab. 3 Beispiel 1: Ermittlung von durch-schnittlichen Punkten pro StartPferd A B
Anzahl der Platzierun-gen
4 4
Anzahl der Starts 5 15
Ergebnisse in Kategorie L ( leichte Klasse)a
2, 4, 8, 12
1, 5, 1, 3, 18, 29, 17, 22, 24, 13
Ergebnisse in Kategorie M ( mittelschwere Klasse)a
7 28, 19, 24, 16, 17,
RP Gesamtb 98 108
Rang 2 1
RP pro Start 19,6 7,2
Rang neu 1 2aDie Ergebnisse sind ausgedrückt in Form von Platzierungen innerhalb einer Prüfung (2 = 2. Platz usw.)bDie Anzahl der jeweiligen zu vergebenen Punkte pro Platzierung ist angelehnt an das Reglement der FN
Tab. 4 Beispiel 2: Vergabe von Zusatz- und MinuspunktenPferd C D
Ergebnisse in Ka-tegorie La
3, 1, 2, 1, 10
2, 4, 3, 14, 19, 25
Ergebnisse in Ka-tegorie Ma
a, a, ab, 28, 19
13, 11, 16, 20
RP Gesamtc 132 72
Rang 1 2
Zusatzpunkted 0 42,5
Minuspunktee − 52,5 0
Gesamt 79,5 114,5
Rang neu 2 1aDie Ergebnisse sind ausgedrückt in Form von Platzierungen innerhalb einer Prüfung (2 = 2. Platz usw.)ba steht für Nichtbeenden des Parcours wegen Ausscheiden oder AufgabecDie Anzahl der jeweiligen zu vergebenen Punkte pro Platzierung ist angelehnt an das Reglement der FNdJeweils die Hälfte der Punkte des letztplatzierten Pferdes (für unplatzierte Leistungen, die zu den Besten 50 % einer Prüfung gehören)eAbzug der halben Punktzahl des letztplatzierten Pferdes für Nichtbeenden des Parcours bei ent-gegengesetzter Punkteverteilung (z.B. kostet ein Scheitern im Parcours mit dem höchsten Schwierigkeitsgrad die halbe Punktzahl des Letztplatzierten im Parcours mit dem geringsten Schwierigkeitsgrad)
Hauptbeiträge
6 | Sportwissenschaft X · 2014
Systemmodellierung
Ein neues Rankingsystem, das die gefor-derte Gesamtbetrachtung ermöglicht, muss neben der Einhaltung der Gütekri-terien auch folgende Mindestanforderun-gen erfüllen: Datenverfügbarkeit, Praktika-bilität und Akzeptanz bei den Zielgruppen. Ein einfaches durchschnittsbildendes Sys-tem berücksichtigt alle Ergebnisse und ist problemlos für große Starterfelder, wie sie der Reitsport bietet, technisch umsetzbar. Die zusätzlich erforderlichen Daten (An-zahl der Starts und vollständige Prüfungs-ergebnisse) liegen der FN heute bereits vor. Alternativ könnte eine Verarbeitung aller Ergebnisse auch durch ein akkumulieren-des System erreicht werden, wenn die ab-gestufte Punktevergabe für alle Teilnehmer an Prüfungen fortgesetzt wird. Auch hier wäre die Umsetzung aus bestehenden In-formationen zu bewerkstelligen. Die Leis-tungskonstanz eines Pferdes hingegen kann nur mittels eines Durchschnittsver-fahrens abgebildet werden. Aus diesen Gründen wird im Folgenden ein Über-gang vom derzeit angewendeten kumula-tiven Verfahren auf ein Durchschnittsver-fahren mit realen Erfolgsdaten untersucht.
Für die Berechnung des Durch-schnittswertes „RP pro Start“ unter Be-rücksichtigung von Zusatz- und Minus-punkten sind folgende Daten zu doku-mentieren: Name und Datum des jewei-ligen Turniers, Nummer, Schwierigkeits-klasse und Ergebnisliste der einzelnen Prüfungen (mit Pferdenamen), Gewinn-summen, ausgeschiedene Pferde sowie Anzahl der Teilnehmer und Platzierun-gen. Damit die Ergebnisse aussagekräf-tig sind und um strategisches Handeln im Hinblick auf die Ranglistenplatzierung zu unterbinden, ist es erforderlich, eine Min-destanzahl von Starts (z.B. 10) zu definie-ren. Dies ist bei den Sportarten, die bereits ein „averaging system“ verwenden, gän-gige Praxis (Stefani, 2011). Bei der Festle-gung des Betrachtungszeitraums wird ein gleitendes Zeitintervall der letzten 12 Mo-nate gewählt. Die Betrachtung einer star-ren Periode hätte zur Folge, dass zu Be-ginn einer Periode keine Werte vorhan-den wären. Außerdem wird durch den gleitenden Betrachtungszeitraum die Ak-tualität des Rankings verbessert.
Als weitere Komponente werden nun Zusatz- und Minuspunkte analog zum oben diskutierten Beispiel 2 eingeführt. Diese Abgrenzung ist zu einem gewis-sen Grad willkürlich gewählt; wahlwei-se könnte etwa die reguläre Punkteverga-be von einem Drittel auf die Hälfte aus-geweitet werden. Diese Modifikation, bei der diverse Varianten denkbar sind, erfor-dert eine intensive Diskussion im Kreis der Zielgruppen des Rankings. Die Ver-gabe von Minuspunkten in der Bewer-tung von unabhängigen Sportarten könn-te zu Motivations- und Akzeptanzproble-men führen.
Jedes Pferd i nimmt im Betrachtungs-zeitraum an einer gewissen Anzahl an Prü-fungen teil. M beschreibt im Folgenden die Menge aller Pferde i = 1,…,I. n steht für die festgelegte Mindestanzahl an Starts. M≥n beschreibt im Folgenden die Menge al-ler Pferde, die mindestens an n Prüfun-gen teilgenommen haben. R beschreibt die Menge aller Prüfungen j = 1,…,j im Be-trachtungszeitraum. Die Teilmenge Ri ist die Menge aller Prüfungen, an denen Pferd i teilgenommen hat. P(i, j) ist die Punkte-funktion, die die von Pferd i in Prüfung j erreichten RP nach gegenwärtigem System angibt. Die Anzahl der relevanten Prüfun-gen sowie die erhaltenen RP, die sich aus der jeweiligen Wertigkeit der Prüfungen ergeben, werden gemäß den Reglements der FEI und FN (FEI, 2013; FN, 2013a) er-fasst. Der Wert xi stellt schließlich die Sum-me der RP für Pferd i in der betrachteten Periode dar. Für alle Formeln gilt die Be-dingung: i ∈ M≥n
Formel 1: bildet die kumulierten RP xi a
x P i ji j Ri
: ( , )=∈∑
Formel 2: Bildung des Durchschnittswerts RP pro Start xi
xR
P i jii
j Ri
: ( , )=∈∑1
Wobei Ri die Anzahl der Prüfungen in der Menge Ri darstellt. Um die Vergabe weiterer RP zu berücksichtigen, wird die modifizierte Punktefunktion P(i, j) einge-führt. Die Zusatz- und Minuspunkte wer-den in Abhängigkeit vom letztplatzierten Pferd einer Prüfung lj vergeben. Es gilt
�P i j
P i j wenn P i j
P l j wenn P i j und
Pferdj
( , )
( , ), ( , )
/ ( , ), ( , )
=
>=
0
1 2 0
ii in
j inerster Halfte
c K wenn P i j und
Pferd ij
Prufung����
− =( ), ( , ) 0
iin
j
Prufung
ausgeschieden
0, sonst
��
Dabei entspricht c(Kj) einer von der Schwierigkeitsklasse K der Prüfung j ab-hängigen Konstante (unten).Formel 3: modifizierte Gesamtpunktzahl xi
±
x±
i :=∑
j∈Ri
P̃ (i, j )
Formel 4: Bildung des Durchschnittswerts RP neu pro Start x±
i
x±i :=
1|Ri |
∑j∈Ri
P̃ (i, j )
Durch schärfere Abgrenzungen der Men-gen ließen sich speziellere Rankings er-stellen. So könnte die Menge der Pfer-de M durch weitere Indizes z.B. auf ein Zuchtgebiet oder ein Geburtsjahr ein-geschränkt werden. Die Menge der Prü-fungen R könnte ebenfalls weiter einge-schränkt werden. Für ein Herunterbre-chen der Prüfungen auf die einzelnen Schwierigkeitsklassen würde sich Ri wie folgt gestalten: Ri
K sei, mit K∈{AA, A, B, C, D, E, F, R} die Menge aller Prüfun-gen an denen Pferd i im Betrachtungs-zeitraum teilgenommen hat und die der Schwierigkeitsklasse K entsprechen. In diesem Fall kann c(Kj)=1/2P(lj, j) gesetzt werden. Im Allgemeinen muss jedoch ge-währleistet sein, dass bei einer höheren Schwierigkeitsklasse Ausscheiden nicht schwerer bestraft wird als Scheitern bei einer leichten Prüfung. Wir wählen da-her bei der FEI c(K), mit K∈{AA, A, B, C, D, E, F, R}, gemäß . Tab. 5.
Im Fall der FN entsprechen die Mi-nuspunkte jeweils der Hälfte der Punkte des Letztplatzierten bei entgegengesetzter Wertigkeit der Prüfungen. So wird z.B. ein Scheitern im CSIO3/4/5* mit 15 Mi-nuspunkten bestraft.
Im folgenden Abschnitt soll nun durch einen Test mit Realdaten die Auswirkung
7| Sportwissenschaft X · 2014
der Ergänzungen auf die Rangfolge der Pferde überprüft werden.
Stichprobe
Für das Rankingsystem der FN ist die Überprüfung aller in Wettkämpfen er-brachten Leistungen der Pferde nicht möglich. Ausschlaggebend hierfür ist die mangelnde Informationstiefe der FN-Datenbank, Informationen über nicht-platzierte und ausgeschiedene Teilneh-mer werden nicht veröffentlicht. Aus die-sem Grund wurde für einen Test mit Real-daten die FEI-Datenbank als Grundlage gewählt (FEI, 2012a). Die Stichprobe um-fasst die 50 besten Pferd-Reiter-Kombina-tionen des Jahres 2012. Sie stellt im Sin-ne des vorgestellten Modells die Menge M dar. Da zum Zeitpunkt der Untersuchung kein reines Pferderanking angeboten wur-de, fehlen für 2 Pferde Erfolge, die sie im gleichen Zeitraum mit einem anderen Rei-ter erzielt haben. Die möglicherweise ge-ringfügig andere Reihenfolge im Spitzen-feld bedeutet aber keine Einschränkung in der Eignung der Datenmenge für diesen Test. Die Ergebnisse wurden schrittwei-se erarbeitet, um die Effekte der einzelnen Erweiterungen zu bewerten.
Zunächst galt es, für jedes der 50 Pfer-de die Anzahl der Starts, das jeweilige Ab-schneiden pro Prüfung, die erreichten RP und die Anzahl der Teilnehmer pro Prü-fung aus unterschiedlichen Tabellen zu-sammenzustellen. Den Pferden, die in der ersten Hälfte einer Ergebnisliste stan-den, aber nicht platziert waren, wurde entsprechend obiger Formel die Hälfte der RP des letztplatzierten Pferdes zuge-wiesen. Für das Ausscheiden eines Pfer-des wurden analog RP in Höhe der Hälfte des Letztplatzierten bei entgegengesetzter Punkteverteilung abgezogen (ein Schei-tern in der schwersten Prüfung kostet die wenigsten Minuspunkte usw.).
Datenanalyse
Die Anzahl der Starts musste bereinigt werden, da es Prüfungen im FEI-Kalen-der gibt, bei denen keine RP vergeben werden. Hierzu zählen z.B. Prüfungen, die einer besonderen Einladung bedürfen und somit nicht allen Reitern zugänglich sind. Unter Berücksichtigung der Zusatz- und Minuspunkte wurde eine neue Ge-samtpunktzahl für das Jahr 2012 gebildet.
Um zu überprüfen, ob sich die Aus-wirkungen der Erweiterung grundsätzlich auch auf das Rankingsystem der FN über-tragen lassen, wurden analog zum oben beschriebenen Vorgehen theoretische RP nach dem Regelwerk der FN ermit-telt. Die Unterschiede bei der Bewertung von Ergebnissen zwischen FEI und FN (. Tab. 1) wurden bei dem Übertrag der RP auf das System der FN berücksichtigt. Wegen der nicht trennscharfen Definition der Anzahl zu platzierender Pferde bei der FN wurden analog zum System der FEI in jeder Prüfung RP für die ersten 16 Pferde vergeben. Da die heute abweichenden FN-Schwierigkeitsklassen auf Basis der Preis-gelder zu ermitteln sind, war für Turniere außerhalb des Euroraumes eine Umrech-nung gemäß den EZB-Referenzkursen er-forderlich (Deutsche Bundesbank, 2013).
Zur Auswertung der Daten wurden zunächst Rangfolgen für die einzelnen Teilschritte gebildet. Ausgangslage bil-det die Rangliste A der Gesamtpunkte der Top-50-Springpferde (Formel 1). In einem zweiten Schritt setzte man diesen Wert in das Verhältnis zu den bereinig-ten Starts und bildete eine neue Rangfol-ge B (Formel 2). Anschließend wurden die Zusatz- und Minuspunkte zu den al-ten Gesamtpunkten hinzu addiert, um die Auswirkungen für sich genommen zu er-mitteln (Rangliste C, Formel 3). Die Di-vision dieses Wertes durch die Anzahl der Starts ergab Rangliste D, das Gesamt-ergebnis beider Maßnahmen (Formel 4).
Die Überprüfung von Hypothesen 1–4 erfolgte über graphische Darstellungen, Korrelationsanalysen sowie statistische Testverfahren (im Wesentlichen t-Tests für verbundene Messungen). Für Letzte-re wurde ein Signifikanzniveau von 0,01 festgelegt. Weitere Details finden sich in den folgenden Abschnitten.
Ergebnisse
Deskriptive Ergebnisse
Die . Abb. 1 und 2 zeigen einen paarwei-sen Vergleich der einzelnen Formeln 1–4, welche zur Berechnung der RP und schließ-lich zur Bildung der Rangfolgen A–D ver-wendet wurden. Hier sind jeweils die RP der betrachteten Pferd-Reiter-Kombinatio-nen für je 2 Berechnungsformeln gegenei-nander abgetragen (Scatter-Plots). Es zeigt sich, dass die Durchschnittsbildung (B und D) die von der FEI (. Abb. 1) und FN (. Abb. 2) publizierten Rankings maßgeb-lich verändert. Der Effekt ist weit größer als die Auswirkungen der Addition von Zu-satz- und Minuspunkten; bei letzteren (A vs. C und B vs. D) liegen die einzelnen RP fast vollständig auf einer monoton wach-senden Kurve (s. insbesondere . Abb. 1), was bedeutet, dass sich sehr ähnliche – wenn auch nicht gleiche – Rankings A und C bzw. B und D ergeben. Allerdings ist an-zunehmen, dass das Ranking von Pferden im Breitensport stärker von Zusatz- und Minuspunkten beeinflusst würde. Spitzen-pferde werden zumeist von professionel-len Reitern vorgestellt, so dass Minuspunk-te durch ein Ausscheiden aus der Prüfung vergleichsweise selten vergeben werden.
In . Tab. 6 werden die Korrelatio-nen der einzelnen Rankings gezeigt. Hier sind die beiden üblichen rangbasierten Korrelationsmaße (nach Spearman bzw. Kendall) angegeben. Es zeigt sich das gleiche Bild wie in . Abb. 1 und 2. Die Korrelationen der ursprünglichen Ran-kings zur Rangliste D, in der sowohl die Durchschnittsbildung als auch die Ver-gabe der Zusatz- und Minuspunkte be-rücksichtigt wird, sind gering. Demzu-folge nimmt die Berücksichtigung beider Neuerungen merklichen Einfluss auf die herkömmlichen Rangierungen. Allerdings sind diese Unterschiede in erster Linie auf die Durchschnittsbildung zurückzufüh-ren, wie sich aus den extrem hohen Kor-relationen von Ranking A und C sowie B und D ablesen lässt. Diese Aussagen gel-ten im Wesentlichen sowohl für Punkte-vergabe gemäß FEI als auch FN. Für Letz-tere machen sich jedoch auch Auswirkun-gen von Zusatz- und Minuspunkten noch stärker bemerkbar (. Abb. 2, Mitte).
Tab. 5 Vergabe der Minuspunkte in den Prüfungskategorien nach FEIAA A B C D E F R
2,5 2,5 5 5 10 20 2,5 5
FEI Internationale Reiterliche Vereinigung
Hauptbeiträge
8 | Sportwissenschaft X · 2014
Prüfung der Hypothesen
In . Abb. 1 und 2 sowie in . Tab. 6 wer-den die Veränderungen, die sich aus den einzelnen Ranking ergeben, veranschau-licht und quantifiziert. Ein statistischer Test auf Assoziation (d.h. Korrelation un-gleich Null) ist hier inhaltlich nicht sinn-voll, formale statistische Tests zur Über-prüfung von Hypothese 1 sind nicht er-forderlich. Die Hypothese, dass Unter-schiede zwischen den Rankings bestehen (d.h. Korrelation < 1) ist trivialerweise er-füllt.1 Im Folgenden sollen Hypothesen 2 und 3 näher untersucht werden.
Detaillierte Punkte- und Ranglisten sind in . Tab. 11 und 12 im Anhang ge-geben. Diese basieren auf der Rangliste der besten Pferd-Reiter-Kombinationen des Jahres 2012 aus den Datenbanken der FEI und der FN. Die in der Rangierung der FEI aufgenommenen Pferde haben an 19 bis 61 Prüfungen teilgenommen. Das auf Platz 1 liegende Pferd „Big Star“ hat 1593 Punkte, der letztplatzierte „Allerdings“ im gleichen Zeitraum 845 Punkte angesammelt. Der Spitzenreiter „Big Star“ verschlechtert sich aufgrund des Teilens durch die bereinig-ten Starts um 4 Plätze. In Rangliste B liegt er mit 44,25 Punkten pro Start auf Rang 5. Nach Berücksichtigung der Zusatz- und Minuspunkte steigt die Gesamtpunkte-zahl des Pferdes von 1593 auf 1615,5, was in Rangliste C unverändert Platz 1 bedeutet. Der Durchschnitt unter Berücksichtigung der neuen Gesamtpunkte ergibt eine Ver-
1 Eine (zu Grunde liegende/wahre) Korrelation von 1 entspricht zwingend (d.h. mit Wahrscheinlichkeit 1) einer Übereinstimmung der Rankings. Dies ist hier offensichtlich nicht gegeben.
schlechterung um 3 Plätze (Rangliste D). Die Vergabe der Zusatzpunkte hat zwar im Fall von „Big Star“ für sich genommen kei-ne Auswirkungen auf den Rang, in der Ge-samtsicht bewirken die zusätzlichen Punk-te aber eine leichte Kompensation. Das auf dem letzten Rang liegende Pferd „Aller-dings“ verbessert sich durch die Durch-schnittspunkte um 4 Plätze. Die Addition der Zusatzpunkte bewirkt eine Verbesse-rung um einen Platz. Eine erneute Durch-schnittsbildung bewirkt eine Verbesserung um 6 Plätze. In diesem Fall haben die Zu-satzpunkte eine verstärkende Wirkung.
. Tab. 7 zeigt eine Zusammenfas-sung der gebildeten Differenzen der Rän-ge aus . Tab. 11 und 12 (Auswirkungen der Maßnahmen). Für alle 3 Differenzen werden die maximalen Rangveränderun-gen angezeigt. Der Höchstwert beschreibt die größte Verbesserung der Rangposi-tion, der niedrigste Wert die größte Ver-schlechterung. Die absoluten Verände-rungen sind in 4 Kategorien aufgeteilt und zeigen die Häufigkeit der Rangverän-derungen in der jeweiligen Rubrik. In der letzten Spalte ist der Mittelwert der (ab-soluten) Rangveränderungen dargestellt.
Differenz I zeigt ceteris paribus die Veränderung des Rangs anhand einer Durchschnittsbildung. Das Pferd mit der höchsten positiven Abweichung „Carli-na“ verbessert sich bei der Durchschnitts-bildung um 37 Plätze. Wie in . Tab. 11 zu sehen ist, startet „Carlina“ mit 910 Ge-samtpunkten und verbessert sich von Rang 40 auf Rang 3. Hierfür ausschlag-gebend ist die mit 19 geringste Anzahl an Starts in der Stichprobe. Das Pferd „Oz de Breve“ verschlechtert sich hingegen um 34 Plätze. Mit 61 Prüfungen im Jahr 2012 ist dieses Pferd am häufigsten gestartet und
fällt bei den Punkten pro Start von Rang 15 auf Rang 49 zurück. Auf das System der FN übertragen sind die höchsten Abwei-chungen bei denselben Pferden zu finden. Diese Maximalwerte verdeutlichen wie-derum die Auswirkungen einer Gesamt-betrachtung aller Leistungen der Pferde durch das Bilden eines Durchschnitts. Die absoluten Veränderungen zeigen auf, dass bei 36 % der Pferde (18) auf Seiten der FEI und 56 % der Pferde (28) bei der FN eine Veränderung um mehr als 10 Plätze statt-findet. Der Mittelwert der absoluten Ver-änderung liegt mit 9,38 bei der FEI nied-riger als bei der FN (12,44). Dieser Unter-schied ist signifikant [paired t-Test mit t(49) = 4,0168; p < 0,001].
Bei Betrachtung von Differenz II wird wiederum ersichtlich, dass die Be-rücksichtigung von Zusatz- und Minus-punkten ceteris paribus deutlich gerin-gere Auswirkungen auf die Veränderung des Rangs hat als das Bilden des Durch-schnitts. Die größte Verbesserung liegt bei „Lennox“ vor, der sich in der Rangliste C um 3 Plätze verbessert hat. Die höchsten Punktabzüge werden mit 22,5 bei „Billy Congo“ vorgenommen (. Tab. 11), was eine Verschlechterung um 3 Ränge mit sich bringt. Das Pferd „Carlo 273“ büßt dagegen durch eine Verschlechterung von nur 15 Punkten 6 Plätze im Ranking ein. Es zeigt sich, dass bei der Interpreta-tion der Ranglisten die Veränderungen eines Pferdes nicht für sich genommen wirken, sondern die Bewegungen der übrigen Pferde ebenfalls Einfluss haben. Der Mittelwert von 1,12 bestätigt, dass die Vergabe der Zusatzpunkte eine signifi-kant geringere Auswirkung [paired t-Test mit t(49) = 6,7186; p < 0,001] auf die Rang-folge hat als die Durchschnittsbildung (mit einem Mittelwert von 9,38). Auf das System der FN übertragen ergeben sich bei Differenz II etwas stärkere Rangver-änderungen als bei der FEI [paired t-Test mit t(49) = 4,1499; p < 0,001]. Aber auch hier ist zu erkennen, dass mit einem Mit-telwert von 2,44 die Rangveränderung im Vergleich zur Durchschnittsbildung mit 12,44 wesentlich geringer ist [paired t-Test mit t(49) = 8,6164; p < 0,001].
In Differenz III wird die Verände-rung auf den Rang durch beide Maßnah-men überprüft. Nach Vergabe der Zusatz- und Minuspunkte wird erneut der Durch-
Tab. 6 Korrelationen der einzelnen RankingsFEI Spearman Kendall’s τ
A B C A B C
B 0,606 0,452
C 0,994 0,577 0,951 0,426
D 0,609 0,998 0,583 0,455 0,974 0,433
FN Spearman Kendall’s τ
A B C A B C
B 0,457 0,311
C 0,977 0,343 0,881 0,221
D 0,445 0,987 0,342 0,296 0,927 0,220
FN Deutsche Reiterliche Vereinigung, FEI Internationale Reiterliche Vereinigung
9| Sportwissenschaft X · 2014
schnitt „RP pro Start“ berechnet. Durch die geringen Auswirkungen der Zusatz- und Minuspunkte sind die Veränderun-gen gegenüber Differenz I nicht groß. Die Pferde mit den höchsten und niedrigsten
Abweichungen bleiben „Carlina“ und „Oz de Breve“. Die Mittelwerte weisen allenfalls geringe, nicht signifikante (paired t-Test) Abweichungen zu Differenz I auf. Der Übertrag der FEI-Daten auf das FN-Punk-
tesystem zeigt auch bei Differenz III, dass die Veränderungen der Ränge in die glei-che Richtung gehen, jedoch stärker ausge-prägt sind [paired t-Test mit t(49) = 4,1016; p < 0,001]. Die Abweichungen zwischen den Systemen sind auf die Unterschie-de in der Punktevergabe zurückzufüh-ren. Das Rankingsystem der FEI ist durch die grundsätzlich abgestufte Punkte-vergabe von Platz 1–16 differenzierter als das System der FN. Hier werden die Punk-te lediglich zwischen Platz 1–6 differen-ziert. Alle weiteren Platzierten bekommen die gleichen RP wie Platz 6. Die Differenz der Punktespanne ist bei der FEI größer und das System reagiert weniger stark auf Schwankungen. Die Rangveränderungen sind dadurch geringer (FEI, 2013).
Die Hypothesen 2 und 3 können so-mit bestätigt werden. Die herbeigeführten Rangveränderungen sind für beide Modi-fikationen im System der FN größer als in dem der FEI. Zudem bewirkt die Durch-schnittsbildung in beiden Systemen stär-kere Veränderungen des Rankings als die Vergabe von Zusatz- bzw. Minuspunkten.
Die abschließende Validierung der verschiedenen Rankings (Hypothese 4) ist nicht trivial, denn bisher ist kein Gold-standard verfügbar, der die Leistungsstär-ke eines Pferdes objektiv wiedergibt. Die untersuchten RP/Rankings sind gerade ein Versuch die Leistungsstärke zu mes-sen. Der erste Ansatz ist daher die auf den Ergebnissen aus 2012 basierenden Ran-kings mit einer neuen Validierungsstich-probe zu vergleichen. Zu diesem Zweck ziehen wir die bis dato erzielten Ergebnisse aus 2013 heran und untersuchen den Zu-sammenhang der verschiedenen Punkte/Rankings aus 2012 mit den entsprechen-den aus 2013. Ein starker Zusammenhang wird als Indiz für Validität interpretiert. In . Tab. 8 werden die Korrelationen (nach Spearman und Kendall) zwischen 2012 und 2013 jeweils für die einzelnen Punkte/Rankings (nach FEI) dargestellt:
Hier zeigt sich, dass die Zusammen-hänge zwischen 2012 und 2013 für al-le Rankings allenfalls als moderat zu be-zeichnen sind und kein Ranking als über-legen klassifiziert werden kann. Auch hat diese Art der Validierung einen gravie-renden konzeptionellen Schwachpunkt. Man denke nur an ein triviales Ranking, welches die Pferde lediglich in alphabe-
Abb. 1 8 Paarweiser Vergleich der Punkte A (Formel 1 – Kumulation), Punkte B (Formel 2 – Durch-schnittsbildung unter Berücksichtigung von Formel 1), Punkte C (Formel 3 – Berücksichtigung von Zu-satz- und Minuspunkten) und Punkte D (Formel 4 – Durchschnittsbildung unter Berücksichtigung von Formel 3); jeder Punkt steht dabei jeweils für eine Pferd-Reiter-Kombination. Rohpunkte gemäß FEI
Abb. 2 8 Paarweiser Vergleich der Punkte A (Formel 1 – Kumulation), Punkte B (Formel 2 – Durch-schnittsbildung unter Berücksichtigung von Formel 1), Punkte C (Formel 3 – Berücksichtigung von Zu-satz- und Minuspunkten) und Punkte D (Formel 4 – Durchschnittsbildung unter Berücksichtigung von Formel 3); jeder Punkt steht dabei jeweils für eine Pferd-Reiter-Kombination. Rohpunkte gemäß FN
Hauptbeiträge
10 | Sportwissenschaft X · 2014
tischer Reihenfolge nach ihrem Namen ordnet. Ein solches Ranking wäre in 2012 und 2013 exakt identisch und würde da-her absurderweise als bestmögliches aus-gezeichnet.
Als Alternative zu den Rankings selbst bieten sich die in 2013 erhalten Preisgel-der an. Hierbei werden sowohl die kumu-lierten Preisgelder pro Pferd als auch für jedes Pferd die durchschnittlichen Werte pro gerittenem Turnier betrachtet. Wer-den die Rohpunkte nach FEI vergeben, schneidet – gemessen an den Korrelatio-
nen – jeweils Punktevergabe C am besten ab (knapp vor A). Werden die Rohpunk-te nach FN vergeben, sind die Ergebnisse uneinheitlich (aus Platzgründen wird hier auf die detaillierte Darstellung der Korre-lationen verzichtet). Klare Indizien liefert also auch diese Strategie nicht.
Eine weitere, des Öfteren angewand-te Validierungsmethode ist, einen spe-zifischen Wettkampf von herausragen-der Bedeutung herauszugreifen und die Übereinstimmung von zuvor aufgestell-tem Ranking und dem Abschneiden der
Sportler bei eben jenem Wettkampf zu untersuchen (Gerhards & Wagner, 2008; West, 2006). Im Bereich Springreiten (oder auch Reitsport allgemein) ist zwei-felsohne eines der wichtigsten – wenn nicht das wichtigste – Turnier der CHIO Aachen. Wir betrachten daher die Korre-lation von RP (Version A, B, C bzw. D) aus 2012 und das Abschneiden in Aachen 2013 als Indikator für die Validität der entsprechenden Formeln zur Berechnung der RP. Das Abschneiden in Aachen wird dabei sowohl über die aktuell vergebenen RP (Version A) nach FEI und FN quanti-fiziert als auch über die modifizierte For-mel bei Vergabe von Zusatz- und Minus-punkten (Version C). Die sich ergeben-den Korrelationen (nach Spearman und Kendall) sind in . Tab. 9 dargestellt.
Es ist ersichtlich, dass in allen Fällen Punkte B (d.h. Durchschnittsbildung in 2012) die stärkste Assoziation mit den Ergebnissen aus Aachen 2013 aufweisen, (knapp) gefolgt von Punkten D. Diese Erkenntnis legt nahe, dass durch Durch-schnittsbildung das wahre Leistungsver-mögen eines Pferdes in der Tat besser ab-gebildet werden kann als durch einfache Kumulation der in einem Jahr erzielten Punkte. Darüber hinaus fällt beim Blick auf . Tab. 9 auf, dass der Zusammenhang für die RP nach FEI deutlich größer ist als bei Vergabe nach FN. Dies stützt die Be-hauptung, dass das System der FEI eine differenziertere und damit validere Punk-tevergabe zulässt.
Tab. 8 Korrelationen der Ranglistenpunkte (RP) aus 2012 und 2013 für die verschiedenen Be-rechnungsformeln
Punkte A Punkte B Punkte C Punkte D
Spearman 0,459 0,446 0,453 0,429
Kendall’s τ 0,332 0,318 0,330 0,308
Tab. 9 Zusammenhang zwischen verschiedenen Formeln zur Berechnung von Ranglisten-punkten (RP) in 2012 und dem Abschneiden der Pferde beim CHIO Aachen 2013Punkte in Aachen 2013 nach aktueller Definition
Korrelation mit RP 2012 Punkte A Punkte B Punkte C Punkte D
FEI Spearman 0,575 0,657 0,575 0,652
Kendall 0,404 0,476 0,394 0,453
FN Spearman 0,118 0,376 -0,030 0,309
Kendall 0,061 0,268 -0,037 0,243
Punkte in Aachen 2013 bei Vergabe von Zusatz- und Minuspunkten
Korrelation mit RP 2012 Punkte A Punkte B Punkte C Punkte D
FEI Spearman 0,596 0,666 0,594 0,662
Kendall 0,420 0,493 0,411 0,469
FN Spearman 0,096 0,345 -0,018 0,270
Kendall 0,072 0,227 0,000 0,191
FN Deutsche Reiterliche Vereinigung, FEI Internationale Reiterliche Vereinigung
Tab. 7 Zusammenfassung der RangveränderungenDifferenz I – Veränderung des Rangs aus Durchschnittsbildung (Ceteris paribus)
Höchster Wert Niedrigster Wert Absolute Veränderungen
Rangänderung Name Rangänderung Name 0–10 Plätze 11–20 Plätze 21–30 Plätze 31–40 Plätze Mittelwert
FEI 37 Carlina − 34 Oz de Breve 32 10 6 2 9,38
FN 37 Carlina − 34 Oz de Breve 22 20 6 2 12,44
Differenz II – Veränderung des Rangs aus Zusatz- und Minuspunkten (Ceteris paribus)
Höchster Wert Niedrigster Wert Absolute Veränderungen
Rangänderung Name Rangänderung Name 0–2 Plätze 3–4 Plätze 5–6 Plätze 7–8 Plätze Mittelwert
FEI 3 Lennox − 6 Carlo 273 47 2 1 0 1,12
FN 8 Ornella Mail HDC
− 6 Simon 29 12 8 1 2,44
Differenz III – Veränderung des Rangs durch beide Maßnahmen
Höchster Wert Niedrigster Wert Absolute Veränderungen
Rangänderung Name Rangänderung Name 0–10 Plätze 11–20 Plätze 21–30 Plätze 31–40 Plätze Mittelwert
FEI 37 Carlina − 34 Oz de Breve 34 9 5 2 9,38
FN 37 Carlina − 34 Oz de Breve 21 20 7 2 12,76
FN Deutsche Reiterliche Vereinigung, FEI Internationale Reiterliche Vereinigung
11| Sportwissenschaft X · 2014
Diskussion
Im Ergebnis hat der Test mit realen Daten nachgewiesen, dass die Verwendung der durchschnittlichen Punkte pro Start selbst im absoluten Spitzenfeld mit hoher Leis-tungsdichte eine erhebliche Auswirkung auf das Ranking der Pferde hat. Das ist im Wesentlichen zurückzuführen auf ein für den gesamten Reitsport typisches Merk-mal: Die Anzahl der Starts der einzelnen Pferde innerhalb eines Jahres schwankt erheblich. Während ein kumulatives Sys-tem Vielstarter bevorteilt, geben Durch-schnittswerte eine davon unabhängige Leistungsbeurteilung ab, belohnen aber unter Umständen Reiter, die sich mit ihren Pferden auf wenige Wettkämp-fe konzentrieren. Die zusätzliche Verga-be von RP außerhalb der Platzierungen und die Vergabe von Minuspunkten bei Prüfungsabbruch spielt beim Ranking der Spitzengruppen eine eher untergeordne-te Rolle. Diese RP werden in niedrigeren Rängen bei weniger erfahrenen oder leis-tungsschwächeren Reitern und Pferden häufiger verteilt und sorgen insbesondere dort für eine differenziertere Bewertung. Letzteres wäre im Zuge eines vergleich-baren Experiments im Breitensport nä-her zu prüfen.
Insgesamt konnte nachgewiesen wer-den, dass die Rangveränderungen im Sys-tem der FN stärker ausfielen als in dem der FEI. Dies ist wohl zurückzuführen auf die differenziertere Rankingmethode des internationalen Verbands. Vor allem durch die konsequente Berücksichtigung der ersten 16 Teilnehmer einer Prüfung ist das internationale Ranking transpa-renter und damit aussagekräftiger. Dem-nach erweist sich die umfassendere Be-rücksichtigung von Ergebnissen als vor-teilhaft. Es ist anzunehmen, dass die ein-geschränkte und variierende Erfassung von Ergebnissen nicht nur im Reitsport, sondern auch in jeder anderen Sportart die Qualität eines Rankings schmälert.
Die Ergebnisse der Überprüfung von Hypothese 4 stützen die Vermutung, dass eine differenziertere Rankingmethode die Leistungsfähigkeit eines Pferdes – hier gemessen am Abschneiden beim CHIO Aachen im Folgejahr (2013) – besser wie-dergibt als das aktuell verwendete rein ku-mulative Verfahren.
Für die Umsetzung der beschriebenen Systemerneuerungen sind die Interessen von hauptsächlich 5 Anspruchsgruppen zu erwägen: Reiter, Züchter und Nach-frager auf dem Markt für Sportpferde so-wie Turnierveranstalter und der Dach-verband. Die beiden Letzteren müssten auch die Umsetzung übernehmen. Die FN müsste ihr herkömmliches Ranking durch das Neue ersetzen oder zumin-dest ergänzen und etwa die auf Basis der Bildung von Durchschnitten ermittelten Rangierungen veröffentlichen. Die Be-rücksichtigung aller Ergebnisse der ers-ten 50 % einer jeden Prüfung beinhaltet die Archivierung einer größeren Menge an Daten. Auch basiert das neue Ranking auf der Berechnung komplexerer For-meln als jenes, welches ausschließlich die erreichten RP aufaddiert. Demnach wä-re mit der Umstellung ein (leicht) erhöh-ter Arbeitsaufwand für die FN verbun-den, zumindest in der Phase der Imple-mentierung. Des Weiteren ist auf die poli-tische Aufwandskomponente der Neue-rung für den Reiter-Dachverband zu ver-weisen: Die Auseinandersetzung mit den Anspruchsgruppen ist ein unabdingbarer Schritt im Management von Change-Pro-zessen (Rüegg-Stürm, 1998). Die FN ist das Hauptorgan in der Organisation des deutschen Reitsports, dementsprechend würde sie den Wandel nicht nur durch-setzen, sondern auch rechtfertigen müs-sen. Administrativer Aufwand entsteht zudem bei den Turnierveranstaltern in-sofern, als dass die Anzahl der zu veröf-fentlichenden Ergebnisse von höchstens einem Drittel der Starts je Prüfung auf 50 % der Starts je Prüfung anwächst.
Angesichts dessen, dass die durch-schnittsbildende Methode weniger die Häufigkeit der Turnierstarts honoriert, sondern vielmehr auf die Qualität der einzelnen Turnierteilnahmen eines Pfer-des abstellt, würde das neue System mög-licherweise zu einem Rückgang der An-meldungen für Turnierveranstaltungen führen. Während das kumulative Ran-king die erfolgreichen Vielstarter bevor-zugt, veranlasst die Durchschnittsmetho-de Reiter ausschließlich dann zu weiteren Turnierteilnahmen, wenn sie entweder die vorgegebene Mindestanzahl an Starts noch nicht erreicht haben oder ein erfolg-reiches, rankingverbesserndes Absolvie-
ren des Parcours erwarten. Dieser Aspekt ist bei der Erwägung der Interessen aller Anspruchsgruppen zu berücksichtigen. Für die Reitsportverbände und Turnier-veranstalter bedeutet dies ggf. Verluste von Nenngeldern, gleichzeitig steigt aber die Aussagekraft des Rankings in Bezug auf die erbrachten Leistungen der Tur-nierpferde. Um ein Pferd günstig im Ran-king zu platzieren, ist es sinnvoller, auf weniger Turnieren bessere Ergebnisse in höheren Klassen zu erzielen. Für häufiges Starten in niedrigen Klassen fehlt der An-reiz. Die Sportpferde müssten während der Saison weniger oft eingesetzt werden, und in der Konsequenz könnte das neue Rankingsystem die Belastung der Pferde und u.U. die Häufigkeit von Doping-Fäl-len eindämmen (Gille, Hoischen-Taub-ner, & Spiller, 2011). Durch die Kombi-nation mit einer höheren Gewichtung der Qualität einzelner Starts ist anzunehmen, dass das durchschnittsbildende System den deutschen Reitturniersport hinsicht-lich seiner Pferdefreundlichkeit und At-traktivität für Zuschauer langfristig pro-fitieren ließe.
Den Anspruchsgruppen der Reiter, Züchter und Pferdekäufer ist gemein, dass sie an einer hohen Validität des Instru-mentes zur Qualitätsmessung ihrer Pfer-de oder der Pferde, die sie kaufen oder mit denen sie züchten wollen, interes-siert sind. Durch die Bildung von Durch-schnittswerten, der Berücksichtigung von unplatzierten Ergebnissen und Minus-punkten ist die Leistungsmessung anhand des neuen Ranking detaillierter und stär-ker auf den einzelnen Turnierstart fokus-siert. Allerdings wird die Leistungskons-tanz der Pferde etwas weniger gut abge-bildet. Mehrmonatige Pausen wegen Ver-letzungen oder geringer physischer oder psychischer Belastbarkeit wirken sich in vermindertem Ausmaß auf die Ran-gierung aus. Dennoch rangiert auch das neue Messsystem Pferde mit vielen guten Ergebnissen vor Pferden mit einer gerin-geren Anzahl guter Ergebnisse. Wird das neu entwickelte Ranking mit der Veröf-fentlichung von Turnierstarthäufigkeiten der Pferde kombiniert bzw. setzt man eine genügend hohe Mindestanzahl an Tur-nierstarts voraus, ist eine aussagekräfti-gere Leistungsmessung gegeben. Dies im-pliziert eine verbesserte Fairness durch
Hauptbeiträge
12 | Sportwissenschaft X · 2014
das Ranking und schafft überdies mehr Transparenz in den Preisbildungsprozes-sen auf den Märkten für Sportpferde. Ins-gesamt wird deutlich, dass der Übergang zur neu entwickelten Rankingmethode einen Mehrwert für den deutschen Tur-niersport generieren würde.
Die Ergebnisse des hier vorgestell-ten Experiments am Beispiel Springrei-ten verdeutlichen die praktische Rele- vanz von aussagekräftigen Leistungsindi-katoren. Darüber hinaus konnte anknüp-fend an die o.g. Studie von Jeremic & Ra-dojicic (2010) eine weitere Datengrundl-age für die kritische Hinterfragung rein ku- mulativer Rankingsysteme im internatio-nalen Leistungssport geschaffen werden.
Kumulative Rankings werden zu-meist in den unabhängigen Sportarten, in denen kein direkter Kontakt zwischen den Kontrahenten erlaubt ist, eingesetzt. Beispiele hierfür sind neben Reiten auch Schwimmen oder Bogenschießen. Wei-terhin gehören 67 Sportarten den objekt-bezogenen Sportarten an und 18 Sportar-ten zählen zu den Kampfsportarten (für den Einsatz von Rankingmethoden vgl. . Tab. 10).
Es ist anzunehmen, dass zum einen die intuitive und unkomplizierte Um-setzung und zum anderen der gesetz-te Anreiz für Sportler, an möglichst vie-len Wettkämpfen teilzunehmen, auch in den weiteren Sportarten neben dem Reiten ausschlaggebend für den häufi-gen Einsatz kumulativer Rankings sind. Insbesondere vor dem Hintergrund des sportartenübergreifenden Dopingpro-blems und der Nachfrage nach validen Entscheidungsgrundlagen für Investoren stellt sich die Frage, ob kumulative Sys-
teme entsprechend der hier dargestellten Vorschläge modifiziert werden sollten. Die Optimierung von Instrumenten zur Leistungsmessung im Sport leistet einen Beitrag zur Abwehr von Anreizen, die die Gesundheit von Sportlern gefährden. Zu-dem kann das Image bestimmter Sport-arten durch die transparente und faire Leistungsmessung verbessert bzw. auf-rechterhalten werden.
Für die weiterführende Forschung er-geben sich vorrangig 2 Aufgaben. Zum einen sind die Auswirkungen der Mo-difikationen im Rankingsystem auf den Breitensport zu erwägen. Es ist anzu-nehmen, dass Zusatz- und Minuspunk-te durch die geringere Leistungsdichte im nationalen bzw. ländlichen Turniersport das Ranking vergleichsweise stark beein-flussen. Hingegen wird der Effekt der rei-nen Durchschnittsbildung vermutlich ge-ringer ausfallen als im Spitzenfeld. Letz-teres ist dadurch begründet, dass Brei-tensportler tendenziell an weitaus weni-ger Turnieren teilnehmen als Profisport-ler. Die Verschiebung beider Effekte sollte gegeneinander abgewogen und die mög-lichen positiven sowie negativen Auswir-kungen auf den Sport eruiert werden. Ein solches Folgeexperiment ist sinnvoll vor dem Hintergrund, dass breitensportlich eingesetzte Pferde weitaus häufiger auf-treten als Pferde für den professionellen Sport. Im Jahr 2012 wurden 80.425 Tur-nierpferde in Deutschland registriert, von denen nur 2423 Pferde für den interna-tionalen Sport und damit für den Spit-zensport zugelassen sind (FN, 2012). Da-mit stellt der Freizeit- und Amateursport einen großen Teilmarkt dar, dessen Ak-teure von der Art der angewandten Leis-
tungsmessung hinsichtlich ihrer Anreize beeinflusst werden.
Zum anderen ist der Mechanismus für die objektive Leistungsevaluation bei Sportpferden weiterzuentwickeln und fortlaufend zu verbessern. Im Fokus steht dabei die Erhöhung von Validität und Objektivität. Der Einbezug möglichst vie-ler zuverlässiger Leistungsindikatoren und die Ausdifferenzierung von Rankings erweisen sich hierbei als zielführend (vgl. u.a. Jeremic & Radojicic, 2010). Der For-schung sei empfohlen, weitere dieser Leis-tungsindikatoren in der Pferdeevaluation zu identifizieren und in Rankingsysteme zu integrieren. Auf diese Weise lassen sich Letztere als Instrument zur Verbesserung der Transparenz und der Fairness im Sport und auf dessen Märkten einsetzen.
Fazit
Durchschnittsbildende Rankings und die differenzierte Punktevergabe für nicht platzierte Ritte ermöglichen eine trans-parentere Bewertung von Sportpferden. Die Berücksichtigung von Zusatz-/Mi-nuspunkten hat in der Stichprobe der 50 Top-Springpferde vergleichsweise gerin-ge Effekte auf das derzeit angewende-te kumulative Ranking. Dennoch ist an-zunehmen, dass in den niedrigeren Leis-tungsklassen größere Rangveränderun-gen herbeigeführt würden. Um den In-teressen der Akteure gerecht zu werden, empfiehlt es sich, die Aussagekraft des Rankings hinsichtlich der Leistungsfä-higkeit von Pferden durch Modifikatio-nen der Methodik zu erhöhen. Jahreslis-ten verbesserten zudem die Aktualität, und eine Erweiterung der individuellen Rankings würde das Erscheinen von Pfer-den aus dem Breiten- und Freizeitsport in den Rangierungen ermöglichen. So-mit würde z.B. Pferdekäufern eine zuver-lässige Unterstützung der Kaufentschei-dung geboten. Für die Vergleichbarkeit ist eine internationale Harmonisierung wünschenswert.
Tab. 10 Rankingsysteme im internationalen Sport. (Nach Stefani, 2011)
Unabhängige Sportartena
Objektbezogene Sportartenb
Kampfsport-artenc
Gesamt
Kumulative Systeme 3 53 28 84
Adjustive Systeme 1 3 10 14
Subjektive Systeme 2 0 0 2
Mit Rankingsystem insgesamt 6 56 38 100
Ohne Rankingsystem 12 18 30 60
Sportarten insgesamt 18 74 68 160aEin direkter Kontakt zwischen den Kontrahenten ist nicht erlaubt (z.B. Schwimmen, Reiten, Bogenschießen)bEin indirekter Kontakt zwischen den Kontrahenten ist erlaubt, wenn sie versuchen, ein Objekt zu kontrollie-ren (z.B. Basketball, Fußball)cPhysischer Kontakt zwischen den Kontrahenten findet statt (z.B. Boxen, Ringen)
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Korrespondenzadresse
L. H. Hartmann M. Sc.Department für Agrarökonomie und Rurale EntwicklungGeorg-August-Universität Göttingen, Platz der Göttinger Sieben 5, 37073 Gö[email protected]
Interessenkonflikt. L.H. Hartmann, C. Schulz-Wie-mann, A. Spiller und J. Gertheiss geben an, dass kein Interessenkonflikt besteht.
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