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Nr.4| 2016 Mitteilungen der evangelischen Werke für die Kirchgemeinden Welche Veränderung braucht die Welt? © ACT Alliance / Paul Jeffrey

Welche Veränderung braucht die Welt? · 2016. 12. 13. · Wege auf, wie die Agenda 2030 umgesetzt werden kann. Sie stärken positive Vorstellungen, die den Wunsch in uns wecken können,

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  • Nr.4| 2016Mitteilungen der evangelischen Werke für die Kirchgemeinden

    Welche Veränderung braucht die Welt?

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  • 2 contigo Nr.4 | 2016

    INHALT contigoMitteilungen der evangelischenWerke für die KirchgemeindenHerausgegeben von Brot für alle, HEKS, Mission 21 und den OeME-Fachstellen

    Erscheint viermal jährlich im März, Juni, September und Dezember

    ISSN 1660-3788

    Brot für alleBürenstrasse 12, Postfach 1015, 3000 Bern 23Tel. 031 380 65 65, Fax 031 380 65 64Mail: [email protected], Web: www.brotfueralle.chSpendenkonto: 40-984-9

    HEKS – Hilfswerk der Evangelischen Kirchen SchweizSeminarstrasse 28, Postfach, 8042 ZürichTel. 044 360 88 00, Fax 044 360 88 01Mail: [email protected], Web: www.heks.chSpendenkonto: 80-1115-1

    Mission 21 – Evangelisches Missionswerk BaselMissionsstrasse 21, 4009 BaselTel. 061 260 21 20, Fax 061 260 21 22Mail: [email protected], Web: www.mission-21.orgSpendenkonto: 40-726233-3

    OeME-Fachstellen der KantonalkirchenWeb: www.oeme.ch

    RedaktionDorothee Adrian (da) Mission 21Heinz Bichsel (hb), OeME Olivier Schmid (os), HEKSUrs Walter (uw), Brot für alle

    RedaktionsleitungUrs Walter Tel. 031 380 65 71Bürenstrasse 12, Postfach 1015, 3000 Bern 23Mail: [email protected]

    LayoutcomDesign AG, 4562 Biberist

    DruckRub Graf-Lehmann AG, 3001 Bern

    Adressänderungen und AbonnementsverwaltungAdministration Brot für alle Bürenstrasse 12, Postfach 1015, 3000 Bern 23Mail: [email protected] Tel. 031 380 65 65Fax 031 380 65 64

    Titelbild: Yousef Yagoub Yousef wurde arbeitslos. Jetzt erhält er mit einer kleinen Arbeit wieder etwas Lohn für seine Familie. Aus den rostigen und oft defekten Strassenlampen werden dank einem von ACT Alliance unterstützten Projekt wieder kleine Lichter im schwierigen Alltag im Dorf Kafr Darwish, Ägypten.

    Rückseite: Eine gemeinsam gestaltete Zukunft wünscht sich das Schulmädchen Filadelfia Anugrahni aus Sungai Kelik in Kalimantan, Indonesien. Eine grosse Hoffnung, denn vorläufig wird sein Dorf von Ölpalm-Plantagen eingeschnürt.

    DOSSIER S4 – 9

    Entwicklung bedeutet Veränderung. Damit die Welt für alle besser wird, brau-che es einen grundlegenden Wandel von Gesellschaft und Wirtschaft, schreibt Mi-chel Egger. Heinz Fäh, Pfarrer in Rapperswil-Jona, erläutert im Interview, was eine Gemeindepartnerschaft ermöglichen kann, und welche lebensverändernde Kraft des Glaubens die Partner im Süden einbringen. Auch die Werke wollen die Le-bensgrundlagen der Menschen verbessern – sei es durch langfristiges Engagement oder durch Nothilfe. uw

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    BROT FÜR ALLE

    S11 – «Erst wer seine Rechte kennt, kann sie verteidigen»: Kartini Samon, Gast Ökumenische Kampagne 2017

    S12 – Addax Bioenergy gibt Projekt in Sierra Leone auf

    HEKS

    S14 – Sammelkampagne 2016: Soziale und berufliche Integration der Roma im Kosovo

    S17 – Nothilfe für die Opfer in Haiti nach dem Hurrikan «Matthew»

    MISSION 21

    S18 – Südkorea: Karina Schumacher fördert UmweltbewusstseinS19 – Mehr Vitamine für Familien in Peru

    HINWEISE UND MEDIENTIPPS

    S22 – Thesen zum ReformationsjubiläumS23 – Agenda und Filmtipps

  • 3contigo Nr.4 | 2016

    Der Umbau der Entwicklungszusammenarbeit mit

    dem Ziel Transformation ist aber auch eine Inves-

    tition. Mit den nachhaltigen Entwicklungszielen der

    Agenda 2030 der Uno sind die finanziellen Heraus-

    forderungen erstmals quantifizierbar. In diesem in-

    ternationalen Kontext berührt die parlamentarische

    Debatte in der Schweiz zur Kürzung der Gelder für

    Entwicklungsarbeit peinlich.

    Die Kirchen haben das Potenzial, eine Gegenkraft ge-

    gen kleinlichen nationalen Egoismus und Motoren der

    Transformation zu sein. Das belegen die Erfahrungen

    von Rapperswil-Jona im wechselseitigen Lernprozess

    mit Gemeindepartnerschaften und die Arbeit von

    HEKS und Mission 21 oder die dialogue4change-

    Plattform (www.dialogue4change.org) von Brot für alle.

    Das Bewusstsein der Kirchgemeinden, im Abend-

    mahl eine weltweite Gemeinschaft des Teilens vor-

    wegzunehmen und zu feiern, kann Türen für ein neues

    Verständnis des Ausgleichs weltweit öffnen. Zudem:

    In der Nachhaltigkeitsdebatte können wir Reformier-

    te Zeugnis davon geben, dass ewiges Leben für uns

    eine ganz konkrete Bedeutung hat: Die Bestimmung

    des Lebens ist niemals die von Menschen herbeige-

    führte Apokalypse. Vielmehr lautet das nachhaltige

    Entwicklungsziel der Kirchen «Leben in Fülle – für

    alle – im Einklang mit diesem Planeten».

    Die notwendige Transformation der Weltgemein-

    schaft, Nothilfe und langfristige Entwicklungsar-

    beit, Gemeindepartnerschaften der Kirchgemein-

    den – solche Texte erwarten Sie in diesem Heft.

    Alle Beiträge verdeutlichen, dass in Zukunft das

    Wort Entwicklung nicht mehr für eine Art säkula-

    re Wachstumsreligion stehen darf. Das Bewusstsein

    für die gemeinsame Heimat, wie es Michel Egger

    beschreibt, setzt engere Zusammenarbeit weltweit

    und radikale Veränderungen bei uns voraus.

    EDITORIAL

    Für eine weltweite Gemeinschaft des Teilens

    Heinz Bichsel, Bereichsleiter OeME-Migration, Reformierte Kirchen Bern-Jura-Solothurn

    Die Leiterin und die Leiter der drei Werke Brot für alle, HEKS und Mission 21 sowie der OeME-Fachstellen wechseln sich beim Schreiben des Editorials ab.

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  • 4 contigo Nr.4 | 2016

    17 Ziele für eine nachhaltige Entwicklung hat sich

    die Weltgemeinschaft mit der Agenda 2030 gesetzt.

    Es geht um Bildung und Erziehung, Gleichstellung

    von Frau und Mann, Landwirtschaft, Gesundheit

    und Klimaveränderung – also Entwicklungspolitik.

    Die Ziele für nachhaltige Entwicklung der Uno (Sus-tainable Development Goals, SDG) dienen in den nächsten Jahren als Bezugsrahmen für die internationale Zusam-menarbeit und die Entwicklungspolitik. Sie sind «integriert und unteilbar» und decken mehrere Bereiche ab. Ziel ist, die Menschen aus extremer Armut zu befreien, dabei aber den Planeten zu schützen und zu erhalten. Da die SDG universell sind, betreffen sie auch die reichen Länder des Nordens. Sie sind aufgefordert, mit gutem Beispiel vorauszugehen, denn die Lebensweise der Menschen mit materiellem Wohlstand hat einen erheblichen Einfluss auf die Armut im Süden und die globale Erwärmung.

    Die Agenda 2030 erfordert also nichts weniger als eine auf lange Frist angelegte Transformation unserer Welt. Doch

    um die 17 Ziele zu erreichen, empfiehlt die Agenda 2030 auch widersprüchliche Mittel: Die Ausrichtung auf Wachstum, Technologie, direkte Investitionen im Ausland, Integration in globale Wertschöpfungsketten … Die Gefahr besteht, dass sie gleich endet wie die nachhaltige Entwicklung, im Sumpf der Wirtschaft nämlich. Deren Logik von Rentabilität und Konkurrenzdruck führt zur Ausbeutung von Menschen und Natur. Allzu oft versinken soziale und ökologische As-pekte in diesem Sumpf, da die Instrumente zur politischen Steuerung zu wenig wirksam sind.

    Darum fordert die Umsetzung der Agenda 2030 die Or-ganisationen der Zivilgesellschaft gleich doppelt: Sie müssen ein kritisches Auge darauf haben, was die Regierungen tun. Sie müssen sich aber auch die Agenda 2030 proaktiv zu Nut-ze machen. Nur so lässt sich ihr Potenzial zu einer nachhalti-gen Entwicklung optimal ausschöpfen.

    Die Herausforderung der SDG ist die Transition, der Wandel hin zu einem anderen, sozioökonomischen System, das die Grenzen der Biosphäre und die globale Gerechtig-keit achtet. Um diese andere Welt zu schaffen, werden das Geld, die Technologie und die freiwilligen Massnahmen der

    DOSSIER

    ENTWICKLUNGSZIELE 2030

    «Ohne Transition erreichen wir gar nichts»Michel Egger *

    Viele müssen gemeinsam in die gleiche Richtung ziehen – wie auf dem Bild in Basey auf den Philippinen. Erst dann gelingt der Wandel hin zu einem gesellschaftlichen

    und wirtschaftlichen System, das allen dient.

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  • 5contigo Nr.4 | 2016

    Unternehmen nicht genügen. Ein Paradigmenwechsel ist nötig, eine echte «Transition». Ohne Transition erreichen wir gar nichts. Der Begriff muss im Sinn seines lateinischen Ursprungs verstanden werden: «trans-ire» bedeutet «darü-ber hinausgehen». In diesem Fall über das Wertesystem und die Vision einer Welt hinaus, die vorwiegend auf einem auf Produktion und Konsum ausgerichteten Modell basiert, mit dem Wirtschaftswachstum gemessen am Bruttoinlandpro-dukt BIP als Indikator.

    Der Agenda 2030 echten Inhalt gebenSteht in der Agenda 2030 «Sorge tragen» zur Natur, da-

    mit auch die Bedürfnisse der heutigen und der künftigen Generationen gedeckt werden können, darf die Natur nicht länger bloss als ein Ressourcenlager betrachtet werden Das muss vielmehr bedeuten, sie als unsere «Mutter Erde», als unsere «gemeinsame Heimat» zu respektieren, von der wir abhängen und zu der wir gehören. Heisst es «Sicherstellen, dass alle Menschen ihr Potenzial in Würde und Gleichheit voll entfalten können», müssen ihre Grundrechte respektiert werden, insbesondere auch von den multinationalen Unter-nehmen. Und wird eine «radikale Änderung bei der Produk-tion und dem Konsum von Waren und Dienstleistungen» als Ziel gesetzt, gilt es die geltenden Wünsche von Konsum und materiellen Gütern und die Idealvorstellungen menschlicher Erfüllung zu hinterfragen. Eine grundlegende Transition unserer Gesellschaft bedeutet, sich ganz grundsätzlich mit dem Sinn der menschlichen Existenz und des Zusammen-lebens zu befassen.

    Dieser Wandel findet bereits stattEin solcher Paradigmenwechsel ist kein Wunschdenken.

    Er ist bereits im Gang – in Form von zahlreichen Bewegun-gen wie «buen vivir» (gutes Leben oder gut leben) oder die «glückliche Genügsamkeit», die im Norden wie im Süden in vielen Bereichen am Erblühen sind. In die gleiche nachhal-tige Entwicklungsrichtung führen Initiativen wie Agraröko-logie, Wiederaneignung von Saatgut, erneuerbare Energien, lokale ergänzende Währungen, neue Bildungsformen usw. Bei all ihrer Vielfalt folgen diese Transitions-Initiativen glei-chen Grundsätzen: lokale Verankerung und diesen Gegeben-heiten angepasste Lösungen, partizipativer Ansatz von unten (Bottom-up), eigenes Handeln statt auf Wunderlösungen von oben zu warten, Stärkung der gemeinschaftlichen Solidarität und Zusammenarbeit – und nicht zuletzt der Wille, «für» und nicht nur «gegen» etwas zu kämpfen. Widerstand leisten heisst gestalten, darin sind sich die Akteure auf dieser Suche nach Sinn, Widerstandskraft und Veränderung einig.

    Diese Initiativen sind inspirierend und zeigen mögliche Wege auf, wie die Agenda 2030 umgesetzt werden kann. Sie stärken positive Vorstellungen, die den Wunsch in uns wecken können, uns für ein Leben in wiederhergestellter Harmonie mit den anderen und der Erde einzusetzen. Sol-che Hoffnung weckende Beispiele helfen auch, Spenderinnen

    und Spender sowie die Politik zu überzeugen, die Entwick-lungshilfe weiterhin zu unterstützen.

    Transition und EntwicklungszusammenarbeitDie Transitions-Bewegung ist sowohl eine Chance für

    die Entwicklungsorganisationen wie auch eine Herausfor-derung. Dabei ist das Ziel nicht vom Weg zu trennen. Wer nicht selber im Wandel ist – gemeinsam und einzeln –, kann kein glaubwürdiger Akteur sein. Inhaltlich erfordert die Transition neu ausgearbeitete Praktiken der Zusam-menarbeit. Besonders die Wechselseitigkeit muss gefördert werden. So erkennen wir, wie die Partner im Süden unsere Sensibilisierungs- und politische Lobbyarbeit hier im Nor-den bereichern. Der Austausch zeigt aber auch, was sie – in einer gemeinsamen Vision der Welt und der Ansätze – zu einer Änderung der Schweizer Gesellschaft, der Rahmen-bedingungen und der transnationalen Geschäftsmodelle

    beitragen können. Und sie können die negativen Auswir-kungen verdeutlichen, unter denen sie zu leiden haben. Es bedeutet auch, die Planungs- und Beurteilungskriterien neu zu überdenken. Dabei müssen Lern- und Austauschprozesse den Vorrang erhalten vor Effizienz und Leistung. In welche Richtung das gehen kann, zeigt das von Brot für alle unter-stützte Atelier für Transition in der Westschweiz. Es soll am Schnittpunkt von kirchlichen Gemeinschaften und Zivilge-sellschaft die innere – spirituelle – Transition erforschen und fördern.

    * Michel Egger, Verantwortlicher Transition, Brot für alle

    DOSSIER

    Michel Egger: «Es ist Zeit für eine grundlegende Transition von Gesellschaft

    und Wirtschaft».

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  • 6 contigo Nr.4 | 2016

    Gab es auch Schwierigkeiten?Im Rückblick war die erste Partnerschaft mit der Luthe-

    ranischen Kirche in Belem/Brasilien eine asymmetrische. Wir haben die Partnerkirche zu stark an unseren finanziel-len Tropf gehängt. So wurde zwar tolle Sozialarbeit geleistet und erhielten viele Leute einen Auftrag oder eine Anstellung. Doch es fand kein Gemeindeaufbau statt, der eine Dynamik über das Projektende hinaus gebracht hätte.

    Mit unserem zweiten Partner, der presbyterianischen Kirche Santi Spirit in Kuba, erarbeiteten wir gemeinsam eine Vereinbarung: Inhalt und Ziel der Partnerschaft wurden fest-gelegt – und dass das Projekt nach zehn Jahren abgeschlos-sen wird. Das gab Schwung und eine ganz andere Dynamik. Wir unterstützten gezielt bestimmte Sozialprojekte – eine Musikschule oder eine Wäscherei, die noch heute bestehen, aber nicht die Gemeinde selber. Für das Gemeindeleben sind die Menschen vor Ort verantwortlich.

    Aber ein grosses Gefälle bleibt?Aber es ist nicht einseitig. Immer wieder stellen sich

    Gegenfragen: Was haben die Partner uns zu sagen, uns als Christinnen und Christen, die in einer ganz anderen Situa-tion leben? Was lernen wir von Partnerkirchen, die keine Steuergelder einnehmen und bei denen jeden Sonntag hun-derte von Gläubigen am Gottesdienst teilnehmen und nicht nur einige Dutzend oder hundert? Es gab anregende Bibela-bende mit einer Besucherin aus Kuba, die heute Theologie-professorin ist. Schweizer Kirchen erscheinen behäbig und erstarrt, vergleiche ich sie mit den vitalen Kirchen in den jungen Gesellschaften von Afrika oder Lateinamerika.

    Heute lebt Rapperswil-Jona eine Partnerschaft mit einer Kirche in Kapstadt, einer pulsierenden Grossstadt in Südafrika. Warum dieser Wechsel?

    Nach Ablauf der 10 Jahre suchten wir einen neuen Part-ner, der kulturell nicht so anders ist. Da halfen mir meine Beziehungen aus der Zeit in Südafrika. Mit der Jubilee Com-munity Church haben wir jetzt eine Partnerschaft, in der wir in vielerlei Hinsicht die Lernenden sind, vor allem was den Konnex von christlichem Glauben und sozialem Engagement

    DOSSIER

    Eine Gemeindepartnerschaft ist weit mehr als Hilfe

    und Unterstützung, weiss Pfarrer Heinz Fäh. «Im

    Austausch lernen wir vitale Kirchen in jungen Ge-

    sellschaften kennen. Die Partner zeigen uns etwas

    von der lebensverändernden Kraft des Glaubens.»

    Dreimal haben Sie bisher in Rapperswil eine Gemeindepartner-schaft gestartet. Warum ist dieser Austausch in der «weltweiten Kir-che» so wichtig?

    Eine theologische Existenz scheint mir ohne den Fokus der weltweiten Kirche gar nicht denkbar. Das gilt für mich nicht nur als Theologe im pro-fessionellen Sinn, sondern als Christ grundsätzlich. Ich weilte ein Jahr in Afrika und habe mit vielen Christen tief beeindruckende Begegnungen erlebt. Entsprechendes erfahre ich heute im Austausch mit der Partner-gemeinde. Die internationale Dimen-sion belebt unser Gemeindeleben in Rapperswil-Jona enorm. Der direkte

    Kontakt ist für unsere schweizerischen christlichen Kirchen auch spirituell wichtig. Die Partner zeigen uns etwas von der lebensverändernden Kraft des Glaubens. Das ist für uns eine grosse Ermutigung.

    Und was bereichert das Gemeindeleben?Es sind die persönlichen Beziehungen und inspirierende

    Ideen. Um wahrzunehmen, wie es den anderen Menschen geht, müssen wir diese Menschen auch kennenlernen. Spen-den sammeln und dann Geld senden, genügt dafür nicht. Die Zeugnisse dieser Menschen beeindruckten tief und bewegen die Menschen: Ein führendes Mitglied der Landlosenbewe-gung war auch einmal bei uns Gast – später wurde es erschos-sen. Solche Erfahrungen spornen an, uns für Gerechtigkeit einzusetzen.

    GEMEINDEPARTNERSCHAFT

    Partner in der Welt beleben unsere KircheUrs Walter

    Heinz Fäh, Pfarrer in Rapperswil-

    Jona, verantwortlich für Ökumene,

    Mission und Entwicklung. Der

    55-Jährige ist zudem seit 2008

    Kirchenrat in St. Gallen, Ressort

    Kirche im Dialog.

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  • 7contigo Nr.4 | 2016 DOSSIER

    angeht. Die Kirche setzte sich bereits zur Zeit der Apartheid für das Miteinander von Hautfarben und sozialen Schichten ein. Sie ist eine sehr soziale Kirche mit einer starken spiritu-ellen Identität und einem intensiven Gottesdienstleben.

    Was unterstützen sie genau?Wir diskutieren jedes Jahr mit unserem Partner, wel-

    ches seiner Sozialprojekte besondere Unterstützung braucht. Diese unterstützen wir langfristig. Aber der Austausch ist nicht einseitig. Unsere Jugendarbeit nahm sich dem Pro-jekt für einen Spielplatz bei der Kirche in Kapstadt, den auch Kinder des Quartiers nutzen dürfen, an. Kinder und Jugendliche aus Rapperswil-Jona sammelten an einem Spiel-fest einen bedeutenden Betrag. Zugleich stellten sie Fragen zur Situation in Jona: Nun entwickelt sich auch das Zentrum rund um unsere Kirche zu einem familienfreundlichen Ort für Spass und Begegnung.

    Gute Partnerschaft bedeutet auch, Mittel für längere Zeit zu binden. Wo bleibt der Spielraum für die akute Nothilfe?

    Das ist kein Entweder–oder, sondern ein Sowohl-als-auch. Beides benötigt Partnerschaften, aber zwei unter-schiedliche Modelle. Für Soforthilfe sind die reformierten Werke unsere Partner. Auch da arbeiten wir langfristig zu-sammen. Sie haben die Struktur und Logistik, bürgen für Professionalität und können das nötige Monitoring machen. Nothilfe erfordert ein Partnerschaftsmodell, das wir als Ge-meinde nicht leisten könnten. Zudem: auch in Franken kon-kurrenzieren sich die beiden Aufgaben wenig. Bei uns geht nur ein Bruchteil des Betrages, den wir aus den Steuerein-

    nahmen für die Aufgabe «weltweite Kirche» einsetzen, in die Gemeindepartnerschaft. Und dafür erhalten wir erst noch eine enorme Belebung des Gemeindelebens.

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    Die Kirchgemeinde in Kapstadt erkannte den Bedarf. Dann wurde geplant und gemeinsam mit Rapperswil-Jona umgesetzt. Jetzt haben die Kinder aus der Kirchgemeinde

    und des Quartiers einen geschützten Spielplatz.

    So gelingen GemeindepartnerschaftenHEKS (und auch Mission 21) haben viele Kontakte,

    um eine Gemeindepartnerschaft aufzubauen.

    HEKS vermittelt Kontakte in Osteuropa und begleitet Sie

    beim Aufbau und der Pflege der Gemeindepartnerschaft.

    Dabei sollen nicht nur Projekte zur Gemeindeentwicklung

    oder im diakonischen Bereich unterstützt werden.

    Wichtig ist auch, den aktiven Austausch zwischen den

    Kirchgemeinden und Kirchenmitgliedern in der Schweiz

    und in Osteuropa zu fördern. Die konkrete Ausgestaltung

    der Partnerschaft bestimmen die Partnergemeinden.

    Informationen: www.heks.ch/gemeindepartnerschaften

    Kontakt: HEKS: Matthias Herren, Beauftragter für Kirchliche Zusammenarbeit, [email protected], 044 360 88 57

    Mission 21: Vermittlung Gemeindepartnerschaften über Mission 21: Dario Brühlmann, Abteilungsleiter Kommunikation, [email protected], 061 260 23 15

    Die Arbeitsstelle Kirche im Dialog/OeME der Evang.-ref. Kirche des Kantons St. Gallen hat eine «Wegleitung Gemeindepartnerschaft» erarbeitet: Das PDF findet sich mit diesen Stichworten auf der Seite www.ref-sg.ch. Bestellen: [email protected], per Postadresse Oberer Graben 31, 9000 St. Gallen oder 071 227 05 50

  • 8 contigo Nr.4 | 2016 DOSSIER

    grundlagen und langfristige Entwicklungszusammenar-beit Hand in Hand. Im Fachjargon heisst dieser integrative Ansatz LRRD (Linking Relief, Rehabilitation and Develop-ment). Bei Nothilfeeinsätzen ist entscheidend, dass es immer bereits eine Ausstiegsstrategie. Nothilfe muss immer in Be-zug zu langfristigen Interventionen, die auf tiefgreifende und systemische Veränderungen zielen, gedacht werden.

    Im Entwicklungsprojekt Risiken einbeziehenZugleich gilt es in Ländern mit erhöhtem Risiko für

    Naturkatastrophen wie z.B. Bangladesch, Haiti oder Kam-bodscha, solche Risiken in Projekten der Entwicklungszu-sammenarbeit zu berücksichtigen. Sonst behindern Kata-strophen die Bemühungen der lokalen Gemeinschaften für eine nachhaltige Entwicklung oder machen Entwicklungser-folge wieder zunichte. Dem kann entgegengewirkt werden, indem die Widerstandsfähigkeit der gefährdeten Bevöl-kerung erhöht wird. Beispiele sind, wenn gegen Erdbeben, Überschwemmungen und Tropenstürme widerstandsfähige Häuser, Schulen und Brunnen neu aufgebaut oder die Be-troffenen gezielt dafür geschult werden, wie sie sich bei Kata-strophen verhalten können.

    Der Klimawandel hat die Gefahr von Naturkatastrophen verschärft. In Simbabwe zum Beispiel ist der El Niño-Effekt vermehrt spürbar und die anhaltende Dürre bedroht Projek-te der ländlichen Entwicklung. Deshalb setzt sich HEKS auch für humanitäre Einsätze zur Verteilung von Lebensmitteln und Saatgut oder für den Zugang zu Wasser ein. Zusätzlich wird die Bevölkerung in gefährdeten Gebieten unterstützt, damit sie ihre Widerstandsfähigkeit durch neue Anbautech-niken oder eine Diversifikation und Anpassung der ange-bauten Sorten verbessern kann. Hirse anstelle von Mais als Beispiel ermöglicht trotz der Dürre eine ausreichende Ernte.

    Bei jedem Einsatz, sei es Entwicklungszusammenarbeit oder Humanitäre Hilfe, stehen die betroffenen Gemeinschaf-ten und Personen im Mittelpunkt. Mit ihrer täglichen Arbeit wollen die Werke jedem Menschen das Grundrecht eines Lebens in Würde sichern.

    * Nathalie Praz, HEKS, Abteilungsleiterin Humanitäre Hilfe

    Zunehmende Komplexität und gravierendere Folgen

    von Katastrophen fordern Hilfsorganisationen her-

    aus. Nothilfe soll darum auch auf langfristige Ver-

    besserungen geplant werden. Umgekehrt müssen in

    der Entwicklungsarbeit Risiken einbezogen werden.

    Bei Katastrophen müssen Nichtregierungsorganisatio-nen möglichst schnell reagieren können, da jeder Moment zählt, um Leben zu retten. Eine gute Logistik ist entschei-dend, um die betroffene Bevölkerung rasch zu erreichen: Vorräte mit überlebenswichtigen Gütern müssen bereit sein, qualifizierte Teams einsatzbereit. Nur so können sie innert Stunden nach einem Erdbeben oder einem Tropensturm in die betroffenen Gebiete ausreisen. Zugleich wachsen Unsi-cherheit und Gefahren, denen Helferinnen und Helfer bei ihren Einsätzen gegenüberstehen. Sicherheitsfragen haben heute ein viel grösseres Gewicht, spezifisches Fachwissen bezüglich Sicherheit ist eine zentrale Voraussetzung. Nur so ist die Arbeit des engagierten Personals in Ländern wie Irak, dem Südsudan oder Pakistan überhaupt möglich.

    Nothilfe mit weiter SichtNothilfe muss zudem immer in Verbindung mit län-

    gerfristigen Entwicklungsprojekten geschehen. Gleichzeitig und vernetzt gehen Nothilfe, Wiederherstellung der Lebens-

    ENTWICKLUNGSZIEL

    Auch bei Nothilfe an die weitere Zukunft denkenNathalie Praz *

    Bei der Planung der Nothilfe – im Bild in Payan auf den Philippinen – schon an

    den langfristigen Aufbau denken.

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  • 9contigo Nr.4 | 2016 DOSSIER

    Gemeinsam und mit lauter Stimme: so wurde an der Karawane in Westafrika

    im Kampf gegen Landraub protestiert.

    Mit viel Engagement und KreativitätZum Glück gibt es aber viele engagierte Menschen in

    den Kirchen, die den Kopf nicht in den Sand, sondern in den rauen Wind des Lebens stecken. Mit viel Engagement und Kreativität werden Woche für Woche im ganzen Land Spen-den für bedrängte Mitmenschen weltweit gesammelt. Sei es mit dem Missionsbasar, einem Suppenzmittag, wenn Schul-klassen Brot backen und verkaufen oder im Gottesdienst die Kollekte für ein Projekt von HEKS, Mission 21 oder Brot für alle gesammelt wird.

    Das Engagement geht aber weit über Spendensammeln hinaus. In der Begegnung mit Gästen aus unseren Partner-ländern, der Mitarbeit bei einem Flüchtlingstreff oder an einem Diskussionsabend wird immer eine Brücke geschla-gen. Wir lernen die Menschen kennen, mit denen und für die wir uns engagieren, und erhalten Einblick in ganz andere und doch in vielem ähnliche Welten. Dies schafft Verständ-nis und Nähe und motiviert immer wieder neue Menschen, gemeinsam mit der Kirche zu handeln. So wird bei Katastro-phen geholfen und so wird auch das langfristige und nach-haltige Engagement von unseren Partnern in Afrika, Asien und Lateinamerika gefördert.

    «Wir sind die Lösung»Bei einem Protestmarsch gegen Land Grabbing im ver-

    gangenen Frühling trugen Bäuerinnen aus Burkina Faso ein Plakat mit den Worten: «Wir sind die Lösung». Das «Wir» sind nicht nur die Bäuerinnen, welche sich für ihre Rechte und ihren Zugang zu Land, Wasser und dem eigenen Saat-gut einsetzen. Das «Wir» sind auch wir in den Kirchen, die sich mit Engagement und Herzblut für mehr Gerechtigkeit und gegen Armut und Hunger einsetzen.

    Herzlichen Dank, dass Sie in den Kirchgemeinden gemeinsam mit uns Werken handeln und damit ein Teil der Lösung sind.

    * Maria Dörnenburg, Beratung & Fundraising Kirchgemeinden, Brot für alle.

    «Ich kann nicht zusehen, wenn Menschen leiden.

    Ich muss einfach handeln.» Das Zitat von Abbas

    Kamara von Silnorf, einer Partnerorganisation von

    Brot für alle, leitet auch Suppenköchinnen, Konfir-

    manden oder Mitarbeiterinnen der evangelischen

    Werke.

    An Not-Wendigkeiten zu handeln fehlt es (leider) nicht. Die Medien berichten immer wieder von Katastrophen wie der Flüchtlingstragödie im Zusammenhang mit Syrien oder den Folgen des Hurrikans in Haiti. Neben diesen Katastro-phen, die es in die Medien schaffen, gibt es auch viele, die von der Öffentlichkeit ungesehen bleiben: Menschen werden von ihrem Land vertrieben, weil ein Investor eine Plantage oder einen Flughafen bauen möchte. Ernten werden durch die Auswirkungen des Klimawandels zerstört und führen zu Hunger. In den Fabriken oder als Haushalthilfen arbeiten Menschen unter unmenschlichen Bedingungen. Aktuelle Not und langfristige Ungerechtigkeiten verlangen nach Hil-fe. Dennoch erstaunt vor diesem Hintergrund nicht, wenn viele am liebsten den Kopf in den Sand stecken und nichts von den Ungerechtigkeiten und Schicksalen hören möchten.

    UNTERSTÜTZUNG

    Wir alle sind ein Teil der LösungMaria Dörnenburg *

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  • 10 contigo Nr.4 | 2016

    ÖKUMENISCHE KAMPAGNE 2017

    Land Grabbing raubt vielerorts der Bevölkerung den

    fruchtbaren Boden. Hinter den Investoren stecken

    auch Schweizer Finanzinstitute. Die Ökumenische

    Kampagne unterstützt den Kampf gegen Land Grab-

    bing. Augenfällig macht das die Aktion Neuland.

    Hunderttausende Quadratkilometer fruchtbares Land und Wald wurden in den vergangenen Jahren in Monokul-turen für Ölpalmen umgewandelt. Das Beispiel Kalimantan zeigt, wie die Lebensgrundlage vieler Menschen und eine reichhaltige Tier- und Pflanzenwelt verschwinden. Ein-tönige, mit viel Chemieeinsatz bewirtschaftete Plantagen überziehen heute das Land. Diesem Landverschleiss setzt die Ökumenische Kampagne 2017 einen Landgewinn entge-gen: Viele Paletten «Neuland» sollen ein Zeichen setzen für den Erhalt der Ernährungsgrundlagen vieler Menschen und einer vielfältigen Natur.

    Mit der Aktion Neuland sollen leere Paletten oder an-dere Behälter zu einer Parzelle voller Leben werden. Etwas gute Erde einfüllen, Samen säen, die rasch und schon bei Vorfrühlingstemperaturen keimen, oder vorgezogene Pflan-zen einsetzen, in kühlen Nächten abdecken – und schon bald spriesst das Grün. Jede Palette der Aktion Neuland verdeut-licht, dass Erde etwas Kostbares ist. Noch viel mehr Sorgfalt erfordert der Boden in Ländern, wo Trockenheit und Ver-wüstung das Land bedrohen oder Erosion den guten Humus wegschwemmt. Steht die Palette auf dem Asphalt vor der Kirche oder dem Kirchgemeindehaus – oder warum nicht auf einem Platz vor der Bankfiliale – gibt sie tatsächlich ein Stück Land zurück: Quadratmeterweise «Neuland» zum Leben statt Quadratkilometer Plantagen für den Profit. uw

    Paletten finden Sie bei Gewerblern und Spediteuren. Oder Sie bauen eine eigene Holzkiste. Helfen Sie, damit eine möglichst grosse Anzahl «Neuland»-Flächen das Anliegen der Ökumenischen Kampagne anschaulich macht. Tipps zu Bau und Bepflanzen auf

    www.sehen-und-handeln.ch/neuland

    AKTIONSTAG 25. MÄRZ

    Rosen – elektronisch oder duftendErstmals findet die Rosenaktion nicht nur auf der Stras-

    se, sondern auch im Internet statt: Die App «Give a Rose» erlaubt, eine virtuelle Rose zu verschenken. Eine persönliche Widmung gehört dazu. Pflanzen Sie mit, damit während der Kampagne 2017 ein grosses virtuelles Rosenfeld erblühen wird. Die Applikation ist ab sofort verfügbar:

    Am Aktionstag vom Samstag, 25. März 2017, duften auch die Rosen an den Verkaufsständen. Dieses Jahr unterstützt Coop die Rosenaktion. Die Blumen stammen von einer Max-Havelaar-zertifizierten Rosenfarm. Sie werden gegen eine Spende von 5 Franken abgegeben. Der Erlös kommt Projekten von Brot für alle und Fastenopfer im Süden zu Gute. Alle Verkaufsorte werden im Internet veröffentlicht:

    www.sehen-und-handeln.ch/rosen

    FASTEN

    Fastengruppen gründenWährend der letzten Ökumenischen Kampagne haben

    beinahe hundert Fastengruppen gemeinsam für das Recht auf Nahrung gefastet. 2017 möchten wir noch mehr Grup-pen werden – helfen Sie mit? In einer sorgfältig begleiteten Gruppe einer Kirchgemeinde lässt sich die mitmenschlich-soziale Dimension des Fastens besonders gut erleben.

    Information und Unterlagen: www.sehen-und-handeln.ch/fasten

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    Monokultur für den Export statt Vielfalt fürs Leben

    Viele kreativ gestaltete Kisten «Neuland» geben ein starkes Signal.

  • 11contigo Nr.4 | 2016

    KAMPAGNENGAST

    Erst wer seine Rechte kennt, kann sie verteidigen

    Urs Walter

    Land Grabbing und die Folgen für Bauernfamilien

    kennt Kartini Samon aus ihrer Arbeit in Indonesien

    bestens. Die 34-Jährige ist Kampagnengast von Brot

    für alle. Sie setzt sich vor allem für lokale Gemein-

    schaften und ihre Rechte ein.

    In Ihrer Arbeit begleiten Sie Bauernfamilien auf dem Land, Sie selbst leben in der Grossstadt Jakarta – macht das einen grossen Unterschied?

    Die Lebensbedingungen von Bauernfamilien auf dem Land und in der Hauptstadt Jakarta sind äusserst unter-schiedlich, denn die Entwicklung in Indonesien verläuft sehr ungleich. Zudem: Indonesien besteht aus 17 000 Inseln, und jede ist anders. Jakarta zählt 13 Millionen Einwohnerinnen und Einwohner und gilt weltweit als eine der Städte mit den schlimmsten Verkehrsproblemen und wenigsten Grünflä-chen. Auf dem Land ist die Infrastruktur ziemlich schlecht, dafür leben die Leute im Einklang mit der Natur.

    Wie sehen die Entwicklungschancen für junge Er-

    wachsene aus? Schulen in den Dörfern sind meist nur eine Basisstufe

    und oft qualitativ ungenügend. Wollen und können die El-tern einen weiteren Schulbesuch finanzieren, müssen ältere Mädchen und Buben in den nächsten grösseren Ort oder in die Provinzhauptstadt. Die meisten bleiben danach dort und finden Arbeit in einer Fabrik oder sonst wie ausserhalb der Landwirtschaft. Viele wandern aus, etwa nach Malaysia, Hongkong oder Saudi-Arabien. Die meisten Bauern ermuti-gen ihre Kinder dazu. Sie glauben nicht, dass sich mit Land-wirtschaft der Lebensunterhalt bestreiten lässt.

    Wo liegen Ihre Schwerpunkte im Kampf gegen Land Grabbing?

    Auf nationaler Ebene beschäftige ich mich vor allem mit Advocacy-Arbeit, damit lokale Gemeinschaften gestärkt werden und sich besser in die politischen Entscheide ein-bringen können. Dazu gehört auch Policy-Forschung, um die Strukturen besser zu nutzen. Grain und die Farmergewerk-schaft haben einige Erfolge erzielt: Bauern können wieder auf eigenem Land produzieren. Eine Agrarreform brachten wir nochmals auf die politische Agenda und erreichten neue Entscheide. Bäuerinnen und Bauern wie die Zivilgesellschaft

    verstehen heute die verschiedenen Instrumente besser und können sie nutzen, um ihre Rechte zu verteidigen.

    Was mir fehlt, ist das gemeinsame Vorgehen. Allzu oft bleibt das Engagement der Leute einzig auf ihren Bereich wie zum Beispiel Bergbau, Landwirtschaft oder Umwelt und Na-turschutz ausgerichtet.

    Land Grabbing entzieht vielen Menschen die Lebens-grundlage. Einige finden Arbeit in der Palmölverarbei-tung. Was für Stellen sind das?

    Das hängt natürlich stark von der Position in der Fab-rik ab. Ein grosser Teil der Beschäftigten ist aber im Taglohn oder saisonal angestellt. Das bedeutet wenig bis gar keine so-ziale Sicherheit und sehr tiefe Löhne. Besonders Taglöhner sind nur im Stundenlohn und häufig im Akkord angestellt.

    * Grain ist eine Partnerorganisation von Brot für alle. Sie kämpft für Biodiversität und Raum für eine bäuerliche statt industrielle Landwirtschaft. Seit Jahren wehrt sie sich gegen Land Grabbing. 2011 erhielt Grain den Alternativen Nobelpreis.

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    Kartini Samon, Kampagnengast von Brot für alle Kartini Samon befasst sich seit Jahren mit der Palmölindustrie

    und wie diese Menschenrechte verletzt. Heute arbeitet für Grain,

    eine Partnerorganisation von Brot für alle, die sich für Biodiversität

    einsetzt und gegen Land Grabbing kämpft. Zuvor war die

    34-Jährige für die indonesische Bauerngewerkschaft SPI tätig.

    Ein Jahr arbeitete sie für die-UN-Landwirtschaftsorganisation FAO

    in Rom. Das erleichtert ihr, dem Schweizer Publikum Verständnis

    für die Kulturen von Indonesien zu wecken. uw

    www.grain.org

    Einsätze 3. März bis 20. März 2017, Anfragen an Stephan Tschirren,

    [email protected], 031 380 65 95

  • 12 contigo Nr.4 | 2016

    ADDAX VERKAUFT

    Zukunft für Bauernfamilien bleibt unklar

    Urs Walter

    Addax Bioenergy gibt ihr Agrotreibstoffprojekt in

    Sierra Leone ab. Die Bevölkerung hat keine Arbeit

    und weiss nicht, wie es weitergeht. Einmal mehr ist

    ein Grossprojekt zur Entwicklung einer ländlichen

    Region gescheitert.

    Ende September hat Addax das Agrotreibstoffprojekt in Sierra Leone an Sunbird Bioenergy verkauft. Die britische Firma soll die Produktion von Energie aus Zuckerrohr in Schwung bringen. Die Mittel stammen von China New Ener-gy und weiteren Investoren. Die Firma wurde vom durch un-abhängige Börsenbeobachter geführten Dienst Shareprophets auf seine Liste der Firmen mit zweifelhaftem Ruf gesetzt.

    Weitere Entwicklung ist offenSeit über einem Jahr steht das Projekt von Addax

    Bioenergy in der Region Makeni still. Ein Grossteil der Arbeiter wurde freigestellt und erhielt nur noch einen Teil des Lohnes, Saisonarbeitskräfte verloren ihre Arbeit. «Das brachte viel Not und Hunger», stellte Mohamed Conteh fest,

    Leiter von Silnorf, der Partnerorganisation von Brot für alle in Sierra Leone. «Den Leuten fehlt das Land zur Sicherung ihrer Ernährung, seit sie es verkauft oder verpachtet haben. Denn die Verträge für die 23 500 Hektaren sind noch immer rechtsgültig. Dazu kommt, dass die Entschädigungen für das Land viel zu tief sind».

    Wann wieder bezahlte Arbeitsplätze angeboten werden, bleibt offen. Die Käuferin Sunbird Bioenergy teilt mit, sie wolle den Betrieb «so schnell wie möglich» wieder aufneh-men. Zugleich verspricht sie in ihrer Mitteilung faire Kon-ditionen für die Bäuerinnen und Bauern und dass sie «zur Entwicklung der Gemeinden» beitragen will. Von Addax wurden viele Versprechen nicht oder nur teilweise erfüllt. Das gelte in den Dörfern, aber auch landesweit: «Das darf sich nicht wiederholen», betont Conteh. «Es ist wichtig, dass Silnorf sich weiterhin für die Rechte der Bevölkerung einset-zen kann», sagt Silva Lieberherr, Fachperson Landwirtschaft und Land Grabbing bei Brot für alle. «Darum unterstützen wir Silnorf weiterhin.»

    Kriterien sorgfältiger beachtenAddax Bioenergy wurde einige Zeit als Vorzeigeprojekt

    und Entwicklungsmodell präsentiert. Es wurde mit dem La-bel RSB für nachhaltige Energiegewinnung ausgezeichnet und erhielt bedeutende Mittel von Entwicklungsbanken. Nur: Addax hat bisher die Energieversorgung von Sierra Leone nicht verbessert, sondern vor allem grosse Mengen Strom verbraucht. Über die Afrikanische Entwicklungsbank (AEB) und den Emerging Africa Infrastructure Fund (EAIF) war auch die Schweiz beteiligt. Diese Mittel wurden zurück-bezahlt. Doch ein grosser Makel bleibt: Entwicklungsbanken

    Auch nach dem Verkauf von Addax Bioenergy bleibt vieles offen. John Brima Kargbo (links) von Silnorf beantwortet Fragen der Bevölkerung.

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  • 13contigo Nr.4 | 2016

    ERFOLG I

    Swisscom ergreift Massnahmen gegen Benzol

    Mit einer Kampagne haben Brot für alle und Fasten-

    opfer angeprangert, dass das hochgiftige Benzol in

    China noch immer bei der Herstellung von Mobil-

    telefonen eingesetzt wird. Swisscom hat positiv

    reagiert und konkrete Massnahmen beschlossen.

    Über 4500 Personen haben die Petition von Brot für alle und Fastenopfer gegen den Einsatz von Benzol in der Handy-produktion unterschrieben. Gemäss internationalen Richt-linien sind die Schweizer Mobiltelefon-Verkäufer ebenfalls verantwortlich für das, was in den Fabriken in Asien pas-siert. Sie müssen sich dafür einsetzen, dass die Markenfir-men, deren Produkte sie verkaufen, wirksame Massnahmen ergreifen. Das Reinigungsmittel Benzol, das in der Endphase der Herstellung von Mobiltelefonen zum Einsatz gelangt, ist hochgiftig, verursacht Krebs und kann zum Tod führen. In der Schweiz ist sein Einsatz in der Produktion seit Jahren verboten. Ziel ist, Benzol durch weniger gesundheitsgefähr-dende Produkte zu ersetzen.

    Swisscom, der grösste Schweizer Mobiltelefon-Verkäufer, hat auf die Kampagne «Stopp Benzol» von Brot für alle und Fastenopfer reagiert. In einer Stellungnahme anerkennt das Unternehmen die negativen Folgen durch den Einsatz von Benzol auf die Gesundheit der Arbeiterinnen und Arbeiter in den Fabriken, in denen die Handys hergestellt werden. Swisscom hat auch das Fairphone ins Sortiment aufgenom-men. Das Telefon ist einfach zu reparieren und bei der Her-stellung werden so weit wie möglich faire Arbeitsbedingun-gen eingehalten.

    «Als Vorreiter für Nachhaltigkeit setzt sich Swisscom seit 2011 auch international aktiv dafür ein, Nachhaltigkeit in der Lieferkette umzusetzen. Dazu gehören Audits in den Fabriken der eigenen Lieferanten», sagt Res Witschi, Leiter Corporate Responsibility bei Swisscom. Swisscom werde sich aktiv in den brancheneigenen Initiativen – wie Global e-Sustainability Initiative (GeSI) und Joint Audit Cooperation (JAC) – dafür einsetzen, dass Benzol sorgfältiger verwendet werde.

    Von den anderen Mobiltelefon-Verkäufern hat Sunrise zögerlich reagiert, zeigt sich jedoch offen für eine Diskussi-on. Salt und Mobilzone jedoch stellten sich bisher taub und streiten jegliche Verantwortung ab. Salt hat 2015 sogar seine Abteilung für soziale Unternehmensverantwortung (CSR) aufgelöst, als das Unternehmen aus der Orange-Gruppe aus-trat. uw

    www.sehen-und-handeln.ch/benzol

    ERFOLG II

    Konzernverantwortungsinitiative eingereichtMit rund 120 000 gültigen Unterschriften wurde im

    Oktober die Konzernverantwortungsinitiative bei der Bun-deskanzlei eingereicht. Jetzt beginnt der politische Prozess, damit auch die Schweiz und ihre Wirtschaft ihre Verant-wortung zum Schutz von Mensch und Umwelt wahrneh-men. Die Initiative orientiert sich an den 2011 einstimmig verabschiedeten Uno-Leitprinzipien für Wirtschaft und Menschenrechte. Sie verlangt, dass Schweizer Konzerne für ihre Geschäftsbeziehungen eine Sorgfaltsprüfung bezüg-lich Menschenrechten und Umweltschutz einführen. Das heisst: die Konzerne müssten künftig ihre Aktivitäten und jene ihrer Tochter- und Zulieferunternehmen auf Risiken für Mensch und Umwelt prüfen, geeignete Massnahmen ergrei-fen, um sie zu vermeiden, und öffentlich darüber berichten.

    Über 80 Organisationen, darunter Brot für alle, tragen das Anliegen mit, dass Schweizer Qualität in Zukunft auch bedeutet, die Menschenrechte zu beachten und die Umwelt zu schützen. uw

    NEU BEI BROT FÜR ALLE

    Karin Mader betreut seit November 2016 das Dossier Unternehmensverantwortung in der Elektronikindustrie. Sie wird die erfolgreiche Arbeit von Daniela Renaud für die Kampagne «High Tech – No Rights» fortsetzen. uw

    investieren zwar offiziell aufgrund interner Regeln zur nach-haltigen Finanzierung. Doch diese wurden im Fall Addax ungenügend eingehalten. Das belegt eine von Brot für alle und Brot für die Welt (Deutschland) veröffentlichte Studie.

    Darum fordert Brot für alle die Schweiz und alle Geld-geber der Entwicklungsbanken auf, dafür zu sorgen, dass Kredite sorgfältiger vergeben werden. Sie dürfen keine

    Projekte unterstützen, die zu Land Grabbing führen. Zu dieser Verantwortung der Schweiz als Kreditgeber von Ent-wicklungsinstitutionen hat Maja Ingold, Nationalrätin und Stiftungsrätin von Brot für alle, mit einer Interpellation in der Herbstsession vom Bundesrat Auskunft und Vorgaben gefordert.

  • 14 contigo Nr.4 | 2016

    KOSOVO

    Ein Traum soll Wirklichkeit werden

    Von Hanspeter Bigler*

    Die Lebensbedingungen der Roma und Ashkali im

    Kosovo sind sehr prekär. Sie leiden unter grosser

    Armut und Diskriminierung. HEKS und Voice of

    Roma, Ashkali and Egyptians (VoRAE) fördern mit

    einem umfassenden Programmansatz ihre soziale

    Integration.

    Zeqir Kovaqi geht über die Müllhalde und schaut sich aufmerksam um. Ab und zu hackt er mit seinem Pickel in die Abfallschicht. Er sucht Metallteile oder Plastik, um sie dem Schrotthändler zu verkaufen. Manchmal findet er einen alten Fernseher oder einen Kochherd. Doch heute sind ein paar Metallstangen die ganze Ausbeute. Zum Glück hat er vor ein paar Tagen eine alte Waschmaschine entdeckt. Sie wird ihm etwa sieben Euro einbringen. Damit kann er seine Familie einen Tag über Wasser halten.

    Zeqir ist ein Ashkali. Diese stammen wie die Roma aus Indien, sprechen aber Albanisch und sind Muslime. Den-noch werden sie wie die Roma von der Mehrheitsbevölke-rung ausgegrenzt. Zeqir und seine Frau Shpresa leben mit

    ihren sieben Kindern in einer kleinen Hütte am Rand von Fushe Kosovë, nahe der kosovarischen Hauptstadt Pristina. Die Hütte besteht aus einem einzigen Raum, ohne Strom und Wasser. Durch die Ritzen strömt kalte Luft. Holz für Herd und Ofen ist rar. Denis, der vierjährige Sohn von Zeqir und Shpresa, hustet stark. Die Kälte in der Hütte und die mangel-hafte Ernährung greifen die Gesundheit an. Die Familie hat nicht immer genug zu essen. Denis isst in Kaffee getauchte Brotkrümel zum Frühstück.

    Im Einsatz für MinderheitenHeute ist Isak Skenderi bei der Familie auf Besuch. Isak

    ist Leiter der HEKS-Partnerorganisation VoRAE, die sich für die Rechte der Roma, Ashkali und Balkan-Ägypter im Kosovo einsetzt. Isak ist selber ein Rom. «Ich arbeite für VoRAE, weil ich mir eine Gesellschaft wünsche, in der alle gleichbehandelt werden», erklärt Isak. VoRAE unterstützt bedürftige Roma- und Ashkali-Familien dabei, mit Hilfe von Fachkräften ein kleines Haus mit zwei Zimmern, Toilet-te und fliessendem Wasser zu bauen. Das Baumaterial erhal-ten sie kostenlos. Die Arbeitskräfte, meist Verwandte oder Nachbarn, müssen sie selbst organisieren – so auch Zeqir und Shpresa. «Jeden Morgen freue ich mich voller Ungeduld, endlich in unser neues Heim einzuziehen», sagt Shpresa. «Es ist wie ein Traum.»

    Der Häuserbau für notleidende Roma und Ashkali im Kosovo ist eine Erfolgsgeschichte. HEKS und VoRAE ge-lang es nach vielen Jahren Überzeugungsarbeit, die loka-len Behörden in die Pflicht zu nehmen: Voraussetzung für den Häuserbau ist, dass sich die örtlichen Gemeinden mit mindestens einem Drittel an den Kosten von 5000 Euro pro

    Haus beteiligen. Damit wird einer-seits eine Multiplikation des Projekts möglich; andererseits werden die Ge-meinden dafür sensibilisiert, dass sie für die Minderheiten verantwortlich sind. Dieses Jahr erhalten 68 Familien in verschiedenen Regionen im Kosovo ein neues Heim.

    Chancengleichheit bei der Bildung

    Ein Grund für die prekäre Le-benssituation der Roma und Askhali im Kosovo ist, dass sie in der Vergan-genheit kaum Zugang zu Bildung und einer qualifizierten Erwerbsarbeit hatten. Den Kindern wurde der Be-such der Schule oft verweigert. Viele Schulleitungen wollten keine «Zigeu-ner» in ihren Institutionen. HEKS und VoRAE setzen sich dafür ein, dass die Kinder zur Schule gehen können. Weil die meisten Roma- und Ashkali-Eltern

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    Mit Unterstützung von HEKS und VoRAE baut Zeqir Kovaqi (rechts) ein sicheres Zuhause für seine Familie: Zeqir im Gespräch

    mit Isak Skenderi, Leiter von VoRAE.

  • 15contigo Nr.4 | 2016

    selbst kaum oder gar nicht die Schule besuchten, erhalten die Kinder aber häufig keine Hilfe bei schulischen Proble-men. Deshalb haben HEKS und VoRAE einen Stützunter-richt aufgebaut, der mittlerweile Teil des Schulangebots ist. Auch hier war viel Überzeugungsarbeit nötig. «Wir können 500 bis 1000 Kindern Stützunterricht anbieten», erklärt Leo Meyer, Programmbeauftragter von HEKS. «Aber im Kosovo gibt es 5000 bis 10 000 Kinder, die Stützunterricht benöti-gen. Darum wählten wir einen anderen Ansatz mit dem Ziel, einen systemischen Wandel herbeizuführen.» Die NGOs sollen als Berater und kritische Begleiter den Staat, die Ge-meinden und Schulen sensibilisieren und – nötigenfalls auch mit Druck – dazu ermuntern, die Probleme selbst zu lösen.

    Erfolgreiche SensibilisierungHEKS und VoRAE arbeiten seit 2011 zusammen. Heu-

    te erhalten rund 1000 Schülerinnen und Schüler zwischen 7 und 14 Jahren in 15 Gemeinden Stützunterricht. Das Angebot ist offen für Angehörige aller Volksgruppen, also auch für serbisch- oder albanischstämmige Kinder. Zudem können die 14- bis 18-jährigen Sekundarschülerinnen und -schüler Stipendien, Mentorings und Tutoren in Anspruch nehmen. Damit soll sichergestellt werden, dass insbesondere Roma- und Ashkali-Kinder aus bildungsfernen Familien die Sekundarschule abschliessen und eine Berufslehre oder eine höhere Ausbildung in Angriff nehmen.

    Mit dieser Massnahme hat die Zahl der Roma-Jugend-lichen mit einer Oberstufenausbildung sprunghaft zuge-nommen. Ihre Chancen auf eine Erwerbstätigkeit haben sich dadurch stark verbessert. Unter den Roma sei das Bildungs-niveau zwar immer noch tief, erklärt Isak. Das sei einer der Gründe, weshalb die Roma immer noch nicht auf dem Ar-beitsmarkt mithalten können. «Aber mit den Programmen,

    Kampagne «Fragen Sie ihn»Machen Spenden angesichts des weit verbreiteten Elends und

    der Armut auf der Welt überhaupt Sinn? Die Antwort von HEKS:

    «Wir können nicht jedem Einzelnen helfen – aber Einzelnen, die

    etwas für Viele tun.» Zum Beispiel Isak Skenderi, Leiter der HEKS-

    Partnerorganisation «VoRAE» im Kosovo. Er setzt sich dafür ein,

    dass die diskriminierten Roma im Kosovo eine Stimme erhalten

    im Kampf um ihr Recht auf eine menschenwürdige Unterkunft,

    öffentliche Dienstleistungen, Bildung und Arbeit. Mehr über das

    Roma-Projekt: www.fragen-sie-ihn.ch.

    Für Kirchgemeinden steht umfangreiches Material für die

    Sammlung während der Adventszeit zur Verfügung: Der

    Dokumentarfilm «Voice of Roma – Eine Stimme für Minderheiten

    im Kosovo», Plakate, Sammlungsprospekte, Kollektenansagen,

    Predigtbausteine, Inspirationen für den Religionsunterricht und

    vieles mehr sind erhältlich unter: www.heks.ch/sammelkampagne.

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    Zeqir Kovaqi versucht seine Familie mit Schrott- und Müllsammeln durchzubringen.

    die wir zusammen mit HEKS entwickelt haben, bilden wir eine neue junge Roma-Generation aus, die bessere Chancen hat», erklärt er.

    Hilfe vor Ort ist wichtigDamit ihr Traum von einem besseren Leben Wirklich-

    keit wird, werden sie von HEKS und VoRAE auch beim Ein-stieg ins Erwerbsleben unterstützt. Jugendliche können Aus-bildungen in verschiedenen Berufsgattungen absolvieren. Erwachsene, die als selbständig Erwerbende einen eigenen kleinen Betrieb aufbauen wollen, erhalten Beratung, techni-sche Unterstützung oder Arbeitsgeräte. Auch hier wird eine Eigenleistung verlangt: Während die Begünstigten beim Häuserbau den Bau selber an die Hand nehmen und die Sti-pendiaten schulische Mindestleistungen erbringen müssen, wird von den Start-up-Betrieben eine finanzielle Eigenleis-tung verlangt.

    Alle Teile des Projekts bilden für zahlreiche Roma-Ge-meinschaften eine Quelle der Hoffnung. «Eines der grössten Probleme der Menschen ist der Mangel an Perspektiven», sagt Isak Skenderi. «Deshalb gibt es immer noch Migration aus dem Kosovo. Sobald die Menschen aber eine Möglichkeit sehen, hier ein besseres Leben aufzubauen, werden sie alles dafür geben, um ihre Träume in ihrer Heimat zu verwirkli-chen. Darum geht es in unserem Projekt: den Menschen die Chance zu geben, ein Leben in Würde aufzubauen.»

    *Hanspeter Bigler ist Leiter des Bereichs Kommunikation bei HEKS

  • 16 contigo Nr.4 | 2016

    ITALIEN

    Sichere Einreise von Flüchtlingen

    HEKS unterstützt mit 250 000 Franken die Verei-

    nigung der Evangelischen Kirchen in Italien (FCEI)

    bei der sicheren Einreise und Unterbringung von

    besonders verletzlichen Flüchtlingen aus Libanon.

    Tag für Tag versuchen einige hundert bis tausend Flücht-linge über das Mittelmeer nach Europa zu gelangen. Die Situation in ihren Herkunftsländern ist so desolat, dass sie bereit sind, ihr Leben zu riskieren. Bis Mitte Oktober sind 2016 bereits 3654 Flüchtlinge bei der Überquerung des Mit-telmeeres ums Leben gekommen.

    FCEI und die Gemeinschaft Sant’Egidio haben darum mit dem italienischen Staat eine Vereinbarung getroffen, die den beiden Organisationen erlaubt, innerhalb von zwei Jahren tausend besonders verletzliche Flüchtlinge mit einem humanitären Visum auf sicherem Weg nach Italien zu brin-gen. Dabei handelt es sich um Menschen, die Opfer von Ver-

    folgung, Folter oder Menschenhandel wurden, um unbegleitete Minderjähri-ge, Familien mit kleinen Kindern oder Menschen mit einer Behinderung.

    FCEI und Sant’Egidio verpflich-ten sich, während des Asylverfahrens die Unterkunft und Verpflegung der Flüchtlinge sowie Integrationsmass-nahmen wie Sprachkurse zu finanzie-ren. HEKS beteiligt sich an den Kosten für die Einreise und Unterbringung von 50 Flüchtlingen aus Libanon.

    Spendenkonto: 80-1115-1, Vermerk «Sichere Einreise»

    Willkommen in Italien: Dank der Vereinigung der Evangelischen Kirchen in Italien (FCEI) können besonders verletzliche

    Flüchtlinge auf sicherem Weg nach Italien einreisen.

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    UKRAINE

    Nothilfe für intern Vertriebene

    HEKS unterstützt mit 200 000 Franken besonders

    verletzliche Menschen in der östlichen Ukraine, die

    unter dem seit 2014 dauernden Konflikt leiden und

    kaum Zugang zu Nahrungsmitteln haben.

    Die humanitäre Situation in der östlichen Ukraine hat sich seit dem Beginn des militärischen Konflikts zwischen ukrainischen Regierungstruppen und den bewaffneten Mi-lizgruppen in der Region Donetsk und Lugansk im Jahr 2014 zusehends verschlechtert. Bis Juli 2016 wurden über 1,7 Mil-lionen Menschen aus ihren Heimatorten vertrieben, knapp 1,1 Millionen Menschen sind nach Russland geflüchtet. Gemäss dem UN-Koordinationsbüro für Humanitäre Hil-

    fe sind in der östlichen Ukraine mittlerweile 3,1 Millionen Menschen auf Hilfe angewiesen.

    HEKS unterstützt über das Netzwerk «ACT Alliance» mit 200 000 Franken die Hilfsorganisation «Hungarian In-terchurch Aid» (HIA), die seit Beginn des Konflikts huma-nitäre Hilfe in den betroffenen Gebieten der Ukraine leistet. Unterstützt werden in den Bezirken Zaporizhia, Kherson, Donetsk und Luhansk besonders verletzliche Personen, die kaum Zugang zu Nahrungsmitteln und medizinischer Ver-sorgung haben. Bis Ende Mai 2017 werden 7500 Menschen mit Lebensmittelpaketen und Hygieneartikeln sowie 600 Kleinkinder mit Babyhygieneartikeln versorgt. Weiter erhal-ten 500 Familien Heizmaterial, 150 Familien Material zum Wiederaufbau ihrer Häuser und 120 Frauen, ältere Men-schen und Kinder psychosoziale Betreuung. Für den Winter wird ausserdem ein Gemeindezentrum instand gesetzt.

    Spendenkonto: 80-1115-1, Vermerk «Nothilfe Ukraine»

  • 17contigo Nr.4 | 2016

    NOTHILFE

    Grosse Not in Haiti

    Bettina Filacanavo

    Mit voller Wucht hat der Hurrikan «Matthew» im

    Oktober die Küstenregionen im Südwesten Haitis

    getroffen. Er hat Hunderte von Todesopfern gefor-

    dert und riesige Verwüstungen angerichtet. HEKS

    leistet mit seinem Team vor Ort Nothilfe.

    Sechs Jahre nach dem schweren Erdbeben ist die Be-völkerung Haitis wieder von einer Naturkatastrophe be-troffen. Unter schwierigen Umständen arbeitet das lokale HEKS-Team gemeinsam mit Spezialisten seit Wochen auf Hochtouren: Das HEKS-Büro wurde stark beschädigt, die Wege sind kaum passierbar und die Sicherheitslage ist sehr kritisch. Khalid Grein, einer der Spezialisten für humanitä-re Hilfe bei HEKS, ist bereits wenige Tage nach der Katast-rophe nach Haiti geflogen, um vor Ort eine entsprechende Nothilfe einzuleiten und den Bedarf für weitere Massnah-men abzuklären. HEKS hat dafür in einer ersten Phase der humanitären Hilfe eine halbe Million Franken bereitgestellt. Betroffen vom Sturm ist vor allem die sehr ländliche Region Grand’Anse, in der HEKS seit vielen Jahren tätig ist. HEKS hat dort unter anderem den Bau von 40 Schulhäusern un-terstützt und seither auch den Schulbetrieb begleitet. Diese Centres Ruraux d’Education Populaire (CREP) dienen bis auf weiteres als Notunterkünfte für Dutzende von Familien, die kein Dach mehr über dem Kopf haben.

    Trinkwasser und SaatgutNach dem Hurrikan war HEKS die erste internationale

    Organisation vor Ort, die mit der Verteilung der Hilfsgüter begann. In einem ersten Schritt sorgte HEKS dafür, dass der Dorfbevölkerung sauberes Trinkwasser zur Verfügung steht. 10 000 Personen erhielten Tabletten zur Entkeimung des Wassers. Da der Hurrikan praktisch die ganze Vegetation in der Region zerstörte und die Landwirtschaft zum Erliegen brachte, verteilt HEKS in enger Zusammenarbeit mit den lo-kalen Partnerorganisationen an 2000 Familien Saatgut zum Anbau von Gemüse, das in kurzer Zeit erntebereit ist. 80 bis 90 Prozent der Bevölkerung in der Grand’Anse leben von der Landwirtschaft.

    Geld für Lebensmittel«Die Menschen hungern. Sie brauchen dringend Geld,

    um Nahrungsmittel zu kaufen», sagt Khalid Grein. Deshalb bietet HEKS ihnen die Möglichkeit, während zehn Tagen bei

    Die Menschen räumen nach dem Hurrikan eine Zugangsstrassen frei. Für diese Arbeit

    verdienen sie fünf US-Dollar pro Tag, mit denen sie sich Lebensmittel kaufen können.

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    OSTEUROPA-TAG

    Die Rolle der Kirche in der Gesellschaft

    2017 feiert die Reformierte Kirche ihr 500-Jahr-Jubilä-um. Die Reformatoren im 16. Jahrhundert haben nicht nur das theologische Denken innerhalb der Kirche erneuert; eine Charakteristik der Reformierten Kirche ist auch ihr Verständnis, dass sie Teil der Gesellschaft ist und die Ge-sellschaft Teil der Kirche. Thema des Osteuropa-Tages vom 21. Januar 2017 wird darum die Rolle der Kirche in der Gesellschaft sein. Der Bischofspräsident der Ungarischen Reformierten Kirche, István Szabó, und der Präsident des Synodalrats der Reformierten Kirche Bern-Jura-Solothurn, Andreas Zeller, werden in ihren Referaten darüber sprechen, wie sie heute in ihrem Umfeld die Rolle der Kirche in der Ge-sellschaft verstehen. Die Teilnehmenden werden in verschie-denen Workshops die Gelegenheit haben, HEKS-Partner aus Osteuropa zu treffen und zu erfahren, wie diese sich inner-halb und für die Gesellschaft einsetzen. os

    Datum und Ort: 21. Januar 2017, 9.15 Uhr, im Kirchgemeindehaus Schwamendingen, Zürich

    Programm und Anmeldung: www.heks.ch/osteuropatag

    den allgemeinen Aufräumarbeiten anzupacken, insbeson-dere um Strassen und Wege wieder passierbar zu machen. Mittlerweilen profitieren rund 3500 Familien von diesen Ar-beitseinsätzen. Jeder Familie werden für diesen zehntägigen Arbeitseinsatz 50 US-Dollar ausbezahlt. Dieses Geld reicht, um sich einen Monat lang auf den lokalen Märkten mit Lebensmitteln versorgen zu können.

    Helfen Sie mit. Mit Ihrer Spende können wir rasch helfen und die Not in Haiti lindern. Spendenkonto: 80-1115-1, Vermerk «Hurrikan-Opfer Haiti» oder online unter www.soforthilfe.heks.ch

    Weitere aktuelle Informationen: www.soforthilfe.heks.ch

  • 18 contigo Nr.4 | 2016

    Was gibt es an positiven Begegnungen?Zum Glück sehr viele. Es ergeben sich Gespräche an der

    Bushaltstelle, beim Essen im Restaurant oder direkt am Fluss. Das Netzwerk wächst stetig. Nur ein Beispiel: Neulich hat das Ökozentrum der Presbyterianischen Kirche in Seoul eine Talkshow mit Konzert veranstaltet. Die Redner auf dem Podium waren lauter Leute, die ich vorgeschlagen hatte. Ich habe inzwischen genug Kontakte, um ein Podium zu füllen! Man darf sich in einem Einsatz wie meinem nicht entmuti-gen lassen. Man muss Selbstbewusstsein haben, eine gewisse Frechheit, um Dinge einfach mal zu machen und zu schauen, was passiert. Vielleicht ist es Gottvertrauen.

    *Miriam Glass und Lea Wirz, Team Öffentlichkeitsarbeit Mission 21

    Ihre Spende hilft! Projekt «Stärkung der Umweltbewegung in Südkorea» (Projekt-Nr. 276.2521)

    Konto: Konto PC 40-726233-2, IBAN Nr. CH58 0900 0000 4072 6233 2

    Information: www.mission-21.org/suedkorea, [email protected], 061 260 23 03

    SÜDKOREA

    Dem Wind zuhören

    Lea Wirz und Miriam Glass*

    Karina Schumacher lebt seit fünf Jahren in Südko-

    rea. Die Ökologin baut gemeinsam mit der Presbyte-

    rianischen Kirche in der Republik Korea ein Netz-

    werk für Umweltschutz auf. Eine herausfordernde,

    aber schöne Aufgabe, berichtet sie im Interview.

    Karina Schumacher, was sind die dringendsten Um-weltprobleme in Südkorea?

    Es gibt so gut wie kein Bewusstsein für Umweltproble-me. Der Boom der 80er-Jahre lässt nach und die Leute haben Angst um ihren Wohlstand. Sie investieren viel in Bildung. Schon 3-Jährige besuchen teure Lerninstitute, damit sie spä-ter in eine gute Universität und von dort in ein renommier-tes Unternehmen kommen. Es bleibt wenig Raum für andere Dinge. In so einem Spannungsfeld zu erklären, dass wir ohne saubere Umwelt keine Zukunft haben, ist schwierig. Ich ma-che es trotzdem immer wieder!

    Wie sieht diese Sensibilisierungsarbeit konkret aus?Ich halte Vorträge und mit Kindern mache ich viel Er-

    lebnispädagogik. Oft im Rahmen von Sommerlagern für Kinder und Jugendliche. Ich fahre mit den Gruppen an den Naeseong-Fluss. Dort geht es ums Erfahren, Wahrnehmen und Spass haben am und im Fluss. Es ist ein grosses Prob-lem, dass es in Seoul keine Möglichkeit gibt, unstrukturiert zu spielen. Es muss immer ein Spielplatz, ein Kids-Café, ein Event- oder Themenpark sein. Ungestaltete Natur gibt es wirklich wenig. Ich glaube, das ist gewollt, weil sich damit nichts verdienen lässt.

    Worum geht es in den Vorträgen?Das kommt ganz auf die Zielgruppe an. Mal sind es

    Studentinnen, mal Pastoren, mal Kinder, mal Senioren. Ich will bewusst machen: Wir können anders leben, wir müssen nicht jeden Tag zwei oder drei Pappbecher wegwerfen und viel Müll produzieren. Wir müssen nicht immer das Licht anhaben. Das Auto muss nicht laufen, wenn ich nicht drin sitze. Mir geht es darum, mit Menschen ins Gespräch zu kommen. Mit Kindern bei der Umweltbildung zu erleben, wie schön Umwelt sein kann: Im Wasser spielen, einfach mal zuhören, wie der Wind in den Bäumen raschelt. Und zu sa-gen: Darauf müssen wir aufpassen, das muss uns auch etwas Anstrengung wert sein.

    Karina Schumacher ist ökumenische Mitarbeiterin im Auftrag von Mission 21 und

    der Evangelischen Mission in Solidarität (EMS) bei der Presbyterian Church in the

    Republic of Korea (PROK).

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  • 19contigo Nr.4 | 2016

    Das Projekt arbeitet mit 100 mehrköpfigen Familien mit über 470 Personen. Zudem werden die Begünstigten dazu ermutigt, das neue Wissen an Bekannte und Familienmit-glieder weiterzugeben.

    Migration reisst Familien auseinanderCrisanto Fabián ist Landwirtschaftsberater bei Cedepas.

    «Vor allem für die vielen Kinder ist eine bessere Ernährung wichtig, um in der Schule mitzuhalten», sagt er. «Auch die Mütter sollen mehr Energie für den Alltag haben.» Da es kaum Arbeit gibt, wandern viele Männer in grössere Städ-te aus. Bis sie ihre Familien finanziell unterstützen können, verstreichen meist mehrere Jahre. Deshalb richtet sich das Projekt vor allem an Frauen, die nicht nur für den häuslichen Bereich, sondern auch für das Familieneinkommen und die Landwirtschaft zuständig sind.

    Im Einklang mit der NaturDie Familien lernen, natürliche Tinkturen herzustellen,

    mit denen sie Schädlinge abwehren und die Erdqualität ver-bessern können. «Wir wollen die Erde nachhaltig intakt hal-ten», sagt Berater Fabián. Auf künstliche Dünger wird daher verzichtet.

    Das Projekt konzentriert sich nicht nur auf die Landwirt-schaft. Viele chronische Erkrankungen sind auch durch die Wohnverhältnisse bedingt. «Weil meist ein Kaminabzug in der Küche fehlt, bleibt viel Rauch im Inneren des Hauses zu-rück», sagt Fabián. Zudem würden die Menschen sich und ihre Kleider zu selten waschen: «Da das Wasser und die Aus-sentemperatur kalt sind, werden wichtige Hygienestandards nicht eingehalten.» Deshalb unterstützt Cedepas den Bau neuer Küchen und Solarduschen.

    Zusammenarbeit mit AlfalitAm neuen Projektstandort in Arapa und Chupa ist Ce-

    depas nicht auf sich alleine gestellt. Seit 2010 ist dort unse-re Partnerorganisation Alfalit im Bildungsbereich tätig. So können Synergien genutzt werden.

    Cedepas arbeitete bereits mehrere Jahre erfolgreich in der Region Huancayo. Landwirtschaftsberater Crisanto Fa-bián ist mit dem Standortwechsel des Projekts in die Süd-Anden gezogen. Das ist ihm nicht nur leicht gefallen: «Zu Beginn war die Haltung uns Neuankömmlingen gegenüber eher zurückhaltend», sagt er. Mittlerweile hätten die betei-ligten Frauen viel mehr Vertrauen – «sie lachen heute viel, wenn wir zusammen arbeiten.»

    * Mara Wirthlin, Team Öffentlichkeitsarbeit Mission 21

    Ihre Spende hilft! Projekt «Kooperationsprogramm Peru und Bolivien» (Projekt-Nr. 476.1001)

    Konto: PC 40-726233-2, IBAN Nr. CH58 0900 0000 4072 6233 2

    Information: www.mission-21.org/peru, [email protected], 061 260 23 03

    PERU

    Vitamine für 100 Familien

    Mara Wirthlin*

    Viele Menschen in den Hochanden Perus leben in

    prekären Verhältnissen und ernähren sich mangel-

    haft. Doch mit der richtigen Technik wächst auch

    in der kalten Höhenregion Gemüse.

    «Es gibt hier oben viel Potenzial, unser Leben zu verän-dern», sagt die 25-jährige Peruanerin Evangelina Huarcaya. Mit ihrem Partner und zwei Kindern lebt sie in der südan-dinen Region Puno, auf etwa 3800 Metern über dem Meer. Die Familie lebt von eigenen Ernteerträgen. In der kalten Jahreszeit sinken die Temperaturen stark und die Erdquali-tät eignet sich nur für wenige Gemüse- und Getreidesorten. Die Folge ist eine einseitige Ernährung, die vor allem aus Mais, Ackerbohnen und Kartoffeln besteht. Sie ist zwar reich an Kohlenhydraten, aber arm an Vitaminen und weiteren Nährstoffen.

    Cedepas, Partnerorganisation von Mission 21, schafft in den Distrikten Chupa und Arapa seit Anfang 2016 Abhil-fe: Mit landwirtschaftlichen Workshops und dem Verteilen von Samen hilft die Organisation, die Ernteerträge über das ganze Jahr hinweg zu verbessern. Sie sollen soweit gesteigert werden, dass die Familien die Überschüsse auf den regiona-len Märkten verkaufen können.

    Besserer Dünger, mehr Ertrag: Am Workshop von Cedepas notiert eine Teilnehmerin

    das Rezept für biologischen Dünger.

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  • 20 contigo Nr.4 | 2016

    «Das Leben feiern»: Missionskalender 2017

    Feste und Feiern gehören zum Leben von Menschen auf allen Kontinenten. Sie sind Höhepunkte im Gemeinschafts-wesen und Ausdruck der Lebensfreude. Die Bilder des Ka-lenders 2017 zeigen vielfältige Feste und Feierlichkeiten rund um den Globus. Der Kalender entsteht in Kooperation mit anderen evangelischen Werken.

    Verleihen Sie Ihrem Leben Würze mit dem Kräutersalz von Mission 21. Schweizer Salz wurde dafür mit Kräutern aus einem unserer Landwirtschaftsprojekte in Bolivien angerei-chert. Viele Bauernfamilien in entlegenen Regionen Bolivi-ens können nicht vom Ertrag leben, den sie erwirtschaften. Mission 21 unterstützt vor Ort ein Landwirtschaftsprojekt der Partnerorganisation Fundawi. Dank besseren Anbau-methoden können die Familien ihre Ernteerträge erhöhen und sich dadurch ausreichend und ausgewogen ernähren. Gleichzeitig finden die Kleinbäuerinnen einen Weg aus der Armut, indem sie die Überschüsse auf lokalen und regionalen Märkten verkaufen und somit ihr Einkommen steigern. Das

    AKTUELL

    Vielfältiges Kursprogramm für 2017

    SCHENKEN

    Kräutersalz aus Bolivien

    «Bildung hat die Kraft, unsere Welt zu verändern. Indivi-duelle Bildung ist der Grundstein dafür, dass wir unser volles Potenzial entfalten können und einen Unterschied machen für andere.» Dieses Zitat von Nelson Mandela gibt wieder, welchen Beitrag wir mit unserer Bildungsarbeit leisten wollen.

    Unsere Bildungsarbeit möchte nicht zu teilnahmsloser Beobachtung einladen, sondern die Teilnehmenden ermuti-gen, sich auf zunächst Fremdes einzulassen und das Eigene mit veränderten Augen anzusehen. In diesem Sinne ist un-sere Bildung nicht wertfrei. Wir bieten Anregung, dass es sich lohnt, für Gerechtigkeit, Frieden und für die Bewahrung

    Kräuter aus einem Landwirtschaftsprojekt in Bolivien erhöhen das Einkommen der Bauern-

    familien und verfeinern Gerichte in der Schweiz.

    der Schöpfung einzustehen. Mit unserem Denken, Sein und Handeln können wir einen Unterschied bewirken für Frau-en, Männer und Kinder, die keinen Zugang zu Bildung ha-ben, unter Armut leiden oder sich auf der Flucht befinden. Dadurch werden auch in uns selbst wertvolle Potenziale frei. Diese führen uns heraus aus der Selbstisolation in eine welt-weite Gemeinschaft von Menschen, die sich von Gottes Liebe zu einem solidarischen Leben berufen lassen.

    Magdalena Zimmermann, Abteilungsleiterin Bildung Austausch ForschungKursprogramm online: www.mission-21.org/kurse

    Kräutersalz ist also ein sinnvolles und zugleich schmackhaf-tes Weihnachtsgeschenk.

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    Kräutersalz mit 150g Sel des Alpes, 1g Petersilie, 1g Zitronenmelisse: Fr. 5.–;Kalender (Hochformat 33x47 cm), farbig: Fr. 8.–, Preise zuzüglich Versandkosten.

    Bestellen: [email protected], 061 260 22 36

  • 21contigo Nr.4 | 2016

    AGENDA 2017

    Werktage für KirchenbasareBern: Mittwoch 25. Januar, 8.45–16.00

    Uhr, Kirchgemeindehaus Johannes,

    Wylerstrasse 5, Bern

    Aargau: Dienstag, 21. Februar,

    8.30–16.15 Uhr, Kirchgemeindehaus

    Möriken, Unteräscherstrasse 27, Möriken

    Zürich: 22. März, 8.30-16.30 Uhr,

    Hirschenraben 50, Zürich

    Die jährlichen Werktage für Kirchen-basare in Bern, Aargau und Zürich haben zum Ziel, vielfältige Impulse und Anregungen in Theorie und Praxis für die Basararbeit in den Kirchgemeinden weiterzugeben. Die Tagungen werden jeweils mit einem thematischen Referat eröffnet, bevor die Teilnehmenden einen von acht praktischen Workshops besuchen können. Die Tagungen stehen allen Interessierten offen.

    Information: [email protected], 061 260 22 36, www.mission-21.org/werktage

    Fachtagung Interreligiöse Friedensarbeit

    Montag, 13. Februar, 9.00–17.00 Uhr,

    Mission 21, Missionsstrasse 21, Basel

    Welche Werte gelten in Schule und Gesellschaft? Fachtagung mit Fokus auf Migration und deren Einfluss auf den Wertekonsens.Mit: Seyran Ateş, Rechtsanwältin, Autorin und Frauenrechtlerin, Berlin;

    Hans Georg Signer, ehemaliger Leiter Bildung des Erziehungsdepartements Basel-Stadt, Mouhanad Khorchide, Professor für islamische Religionspäd-agogik, Münster.

    Information und Anmeldung: [email protected], 061 260 22 67, www.mission-21.org/fachtagung

    Begegnungscamp in Taiwan mit jungen Erwachsenen

    18. Juli bis 1. August 2017

    Mit einer Gruppe von jungen Erwach-senen aus der Schweiz reisen wir nach Taiwan und besuchen die Jugendor-ganisation unserer Partnerkirche PCT (Presbyterian Church of Taiwan). Wir erfahren mehr über die Lebenssitu-ation und Herausforderungen des Alltags in Taiwan. Kosten: Fr. 700.– plus Flug und Impfungen.

    Information und Anmeldung: [email protected], 061 260 22 39, www.mission-21.org/taiwancamp

    JUBILÄUM

    Hundert Jahre Missionsbazar Möriken-Wildegg

    Der Missionsbazar in der aargauischen Gemeinde Möriken-Wildegg feierte Ende November seinen hundertsten Geburtstag. Seit den Anfängen werden mit dem Erlös Projekte von Mission 21, frühere Basler Mission, unterstützt. Das Motto für das Jubiläumsjahr lautet: «Eine Tradition bewahrt man nicht, wenn man die Asche hütet, sondern indem man das Feuer nährt und weitergibt.» Herzlichen Glückwunsch zum Geburtstag und herzlichen Dank für die Unterstützung!

    WEITERBILDUNG

    CAS Interkulturelle Theologie und Migration 2017–2018Die Universität Basel bietet

    jedes Jahr in Zusammenarbeit mit dem Pfarramt für Weltweite Kirche einen einjährigen Weiterbildungs-kurs zum Thema interkulturelle

    Theologie an, der aus insgesamt 10 Kurswochenenden besteht.

    In einer sich globalisierenden Ge-sellschaft drängen interkulturelle und interreligiöse Fragen stärker ins Be-wusstsein. Auch das Christentum und die kirchlich-ökumenische Landschaft in der Schweiz differenzieren sich ge-genwärtig aus. Die konfessionelle wie institutionelle Vielfalt zeigt sich nicht zuletzt durch die steigende Präsenz von sogenannten Migrationskirchen. Der CAS (Certificate of Advanced Studies) Interkulturelle Theologie und Migration reflektiert diese Umbrü-che aus theologischer Perspektive.

    Der Kurs bringt Teilnehmende aus unterschiedlichen kulturellen Kon-texten, theologischen und kirchlichen Prägungen miteinander ins Gespräch. Erfahrungsbezogenes Lernen und die Stärkung praxisrelevanter Kompe-tenzen stehen im Vordergrund. Der Kurs strebt im weitesten Sinne an, interkulturellen und theologischen Dialog zu fördern und ökumenische Handlungsperspektiven zu schärfen.

    Zielgruppe: Leitende und Mitarbeitende in Migrationskirchen und internationalen Gemeinden, kirchlich-theologisch wie ökume-nisch Interessierte und Personen aus dem Bereich der Integrations-förderung. Beginn ist Mitte 2017.

    Weitere Informationen: [email protected], 061 260 22 47

    Samstag26. November 2016im Gemeindehaus

    Möriken11.30 – 16.00 Uhr

  • 22 contigo Nr.4 | 2016HINWEIS

    Die wirtschaftlichen und ökologischen Krisen zeigen, unser Lebensmodell führt in eine Sackgasse. Das Konzept, das auf unendlichem materiellem Wachstum, Profit und Wettbewerb aufbaut, stösst an die Grenzen des Planeten. Diese Krisen rufen in vielen Menschen Gefühle der Ohn-macht und Entmutigung hervor. Die Wurzeln dieser Um-wälzungen sind kulturell und spirituell. Sie sind an eine bestimmte Weltanschauung und die daraus folgende Le-bensweise gebunden. Diese trennen den Menschen von der Natur ab und reduzieren letztere zur Ware. Mit dem Ver-such der Wirtschaft, den Zugang zu dieser «Ware» Natur zu kontrollieren, wird eine künstliche Konkurrenzsituation zwischen den einzelnen Menschen geschaffen. Heute sind wir herausgefordert dieses Paradigma zu überwinden: weg von einem System, das Leben und Beziehung zerstört, hin zu einer Gesellschaft, die das Leben respektiert.

    JUBILÄUM

    Unser Gesellschaftsmodell braucht Reformation

    Jan Tschannen *

    Die Reformationsfeierlichkeiten dürfen nicht zur Nabelschau verkommen, während der Rest der Welt nur

    Kulisse bleibt. Darum hat sich Brot für alle als entwicklungspolitische Organisation in den Prozess «Thesen

    zu 500 Jahre Reformation» des SEK eingebracht und drei Thesen formuliert.

    3 Thesen zur Feier der Reformation

    Als Stiftung der Evangelisch-reformierten Kirchen in der Schweiz ist Brot für alle in und mit ihrer Arbeit ein Teil der Kirche. Deshalb bringt Brot für alle ihre Grundanliegen in Thesenform in den Prozess zum Reformations-jubiläum der Kirchen ein:

    Die Transition ist das individuelle und kollektive En-gagement, das zu diesem Wandel hin zu gerechteren Bezie-hungen zwischen den Menschen und mit der Natur führt. Das bedingt einen inneren Wandlungsprozess und einen politischen Umschwung – eine grundlegende Veränderung unseres Wertesystems und unserer Lebensart. Die Refor-mation war ein solche umfassender politischer, gesellschaft-licher, aber auch spiritueller Umbruch, wie ihn die Transi- tion anstrebt. Wer sich selbst in Transition begibt, kann auch erkennen, wo die Reformatoren dafür als Vorbilder dienen können.

    * Jan Tschannen, Verantwortlicher für Bildung und Theologie, Ökumenische Kampagne, Brot für alle

    Informationen zum Thesenprozess www.sek-feps.ch

    • Die Welt ist eine Gabe, keine Ware.Aus ihrer Fülle kann die Erde alle ihre Wesen (er)näh-

    ren (Gen 1,29f). Der Mensch hat die Aufgabe, die Erde zu bebauen und zu bewahren (Gen 2,15), damit sich der Ein-zelne ernähren kann, ohne die Nahrungsgrundlagen aller zu bedrohen.

    • Bereichernder Austausch beginnt mit Geben, nicht mit Nehmen.

    Weil uns die Welt geschenkt wurde und wir sie nicht selbst erschaffen haben, dürfen wir auch geben ohne zu nehmen. Eine Wirtschaft im Dienst des Lebens verteilt

    die Waren zu Gunsten der Menschen. Denn wenn nur be-kommt, wer gibt, und nur gibt, wer bekommt, werden Be-ziehungen auf Profit reduziert und so selbst zu einer Ware.

    • Menschen brauchen befreiende Beziehungen, keinen Wettstreit.

    Menschen sind zum gemeinsamen Leben berufen, in-dem sie miteinander in Verbindung statt in Konkurrenz stehen. Aus unserer Erfahrung wissen wir, dass Teilen von Verantwortung entlastet, geteilte Freude sich aber verdoppelt. Die Vielfalt an Wegen zum Glück ist dabei grundlegend für das Wohlergehen der Gemeinschaft.

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  • 23contigo Nr.4 | 2016

    FILMTAGE

    20 Jahre «Filme füreine nachhaltige Welt»

    2017 werden die Filmtage21

    zum 20. Mal durchgeführt. Ein

    Thema neben vielen sind Palmöl

    und die gravierenden Folgen der

    Monokulturen.

    Im Programm der Filmtage21 stehen einmal mehr neue und attrak-tive Filme. Dazu gehören aber immer auch begleitende Unterrichtsanregun-gen, um Bildungsangebote für Nach-haltige Entwicklung zu unterstützen.

    2017 stehen Themen aus den Bereichen Umwelt, Gesellschaft und Wirtschaft im Fokus: Es geht um erneuerbare Energie in Dänemark, Mali, und Spanien, um globale Klimagerechtigkeit und um eine indigene Dorfgemeinschaft, die in Kolumbien einer gigantischen Kohle-mine weichen muss. Am Beispiel von Palmöl, das in fast allen Lebensmitteln vorkommt, wird unser Konsum mit der Abholzung von Regenwald in Indonesien in Verbindung gebracht.

    Weitere Werke erzählen Ge-schichten aus dem Alltag von Aicha und ihren Freunden im Senegal, oder von Anatole, der seinem Handicap schrittweise etwas Positives abzu-gewinnen vermag. Ein letzter Film-block widmet sich den Chancen und Herausforderungen des Tourismus.

    Ab 8. März 2017 in St. Gallen, Chur, Zürich, Luzern, Freiburg, Brig, Basel und Bern, jeweils 17.30 – 21.15 Uhr.

    Programm: www.education21.ch/de/filmtage

    FILMTIPP

    Hilfe, Selbsthilfe, Verantwortung

    Bildung bildet seit Beginn einen

    wichtigen Teil der Schweizer

    Entwicklungszusammenarbeit.

    Eine DVD gibt Einblicke wie un-

    terschiedlich die Arbeit und die

    Partnerschaften sind.

    Für die aktuellen Herausforderun-gen wie zum Beispiel Migrationsströ-me, Klimawandel, Nahrungssicherheit oder die ungerechte Verteilung von Reichtum ist eine weltweite Zusam-menarbeit erforderlich. Seit 50 Jahren engagiert sich auch die Entwicklungs-zusammenarbeit (EZA) der Schweiz für Lösungen der globalen Probleme. Sie hat zum Ziel, die Armutsreduk- tion zu reduzieren, bei der Bewältigung von Umweltproblemen zu unterstützen oder die wirtschaftliche und staatliche Eigenständigkeit der benachteiligten Länder zu fördern. Die sieben Filme der DVD stellen verschiedene EZA-Projekte vor und zeigen, dass es eine partnerschaftli-che Entwicklungszusammenarbeit braucht, um die globalen Entwick-lungsziele zu erreichen. dg

    DVD-Video mit sieben Dokumentarfilmen (167 Minuten), DVD-ROM mit Begleitmaterial und Arbeitsblättern. Fachstelle Filme für eine Welt, Schweiz 2011, ab 12 Jahren (Sek I + II)

    Verkauf und Verleih (DVD, Fr. 60.–):éducation21, 031 321 00 22, [email protected], 044 299 33 81

    HINWEISE & MEDIENTIPPS

    AGENDA

    JANUAR 2017OSTEUROPA-TAG

    Samstag, 21, Januar , Zürich, Kirchge-

    meindehaus Schwamendingen

    Eine Charakteristik der Refor-mierten Kirche ist ihr Verständnis, dass sie Teil der Gesellschaft ist und die Gesellschaft Teil der Kirche. Der Osteuropa-Tag befasst sich mit der Rolle der Kirche in der Gesellschaft.

    (siehe Seite 17)

    Information: www.heks.ch/osteuropatag.

    AUGUSTCAS Interkulturelle Theologie

    und Migration 2017–2018Erneut bieten die Universität

    Basel und das Pfarramt für Welt-weite Kirche einen einjährigen Kurs «Interkulturelle Theologie» an. Der CAS (Certificate of Advanced Stu-dies) unter der Leitung von Andreas Heuser beginnt am 26. August 2017.

    Informationen: [email protected], 061 260 22 47

    Blick in den Hörsaal einer medizinischen Fakultät in Afrika

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    … UND AUSSERDEM

    Die «Nonkilling»-Gesellschaftdenken und verwirklichenStatt «sollten», «wir müssen»

    und mit viel Radikalität eine Ge-sellschaft ohne Tötung von Men-schen anstreben: Das ist das Ziel der Nonkilling-Gesellschaft. Einblick gibt das «Manifest von Vasa», wie es 2015 der 30. Sitzung des UN-Menschen-rechtsrates vorgelegt wurde (Do-kument GE.15-14827(E) auf https://documents-dds-ny.un.org). So kurz das Manifest, so gross ist die Heraus-forderung, diesen Paradigmenwechsel der Menschen und der Gesellschaft zu erreichen. Noch viel schwieriger ist die praktische Umsetzung, um das Töten von Menschen grund-sätzlich und ohne Wenn und Aber zu überwinden. Dazu gehört laut

    Manifest, die Bildung vom Kleinkind bis zu den Erwachsenen neu auszu-richten. Weg von Konkurrenz und Individualismus, hin zu Kooperation, sozial-emotionalen Kompetenzen und kritischem Mit-Denken. uw

    www.nonkilling.org

  • contigo Nr.4 | 2016

    «Wenn man weiss, wie etwas zu würzen ist, wird selbst aus einem kleinen Fisch eine Makrele.»

    Indonesische Weisheit

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