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PALMöL nachhaltige Alternative DEUTSCHLANDREISE Besuch vom Panay Fair Trade Center KOSMETIK Meersalz aus Südafrika WELT & LADEN WELT & LADEN DAS WELTLADENMAGAZIN | WINTER 2013 WWW.WELTLADEN.DE

WELT LADEN · reinigt, unser shampoo ordentlich schäumt oder die Creme sich gut verreiben lässt und die Haut geschmeidig macht. aus den aller- meisten Kosmetikartikeln, auch im

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palmöl nachhaltige Alternative

deutschlandreiseBesuch vom Panay Fair Trade Center

kosmetikMeersalz aus Südafrika

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Das WeltlaDenmagazin | winTer 2013

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3Palmöl — R e P o Rta g e

palmöl – es geht auch nachhaltig

Palmöl – auch Palmfett genannt – wird aus der Ölpalme gewonnen. man kann zwischen Palmöl und Palmkernöl unterscheiden. ersteres wird aus dem Fruchtfleisch der Palmfrüchte extrahiert, letzteres entsteht aus ihren Kernen.

ein großer teil der weltweiten Produktion an Palm- oder Palm-kernöl wird für Kosmetikartikel verwendet. nach angaben des United states Department of agriculture wurden 2011 mehr als ein Viertel (27 Prozent) für die Kosmetikherstellung verwendet. nur die nahrungsmittelindustrie benötigt mit zwei Drittel der weltweiten Produktion (68 Prozent) noch deutlich mehr. Für die Herstellung von Kosmetika spielt vor allem das Palmkernöl eine wichtige Rolle. Das Öl aus den Kernen liefert glycerin und Fettsäuren, die zu tensiden und emulgatoren weiterverarbeitet werden. Diese Hilfsstoffe sind im Wesentlichen dafür verantwortlich, dass unsere seife sanft die Haut reinigt, unser shampoo ordentlich schäumt oder die Creme sich gut verreiben lässt und die Haut geschmeidig macht. aus den aller- meisten Kosmetikartikeln, auch im Bereich der naturkosmetik, ist Palmöl aktuell nicht wegzudenken.

Palmöl ist in aller Munde

Diese aussage trifft nicht nur auf die öffentliche Diskussion zu, die sich in letzter zeit immer stärker mit den auswirkungen der Palmöl-produktion beschäftigt. im lebensmittelbereich gibt es kaum ein industriell erzeugtes Produkt, das ohne das Öl auskommt. Das billige Pflanzenöl steckt nach angaben des WWF in jedem zweiten supermarktprodukt. so findet man es beispielsweise in margarine, in vielen Backwaren, in Fertigprodukten, in der tiefkühlpizza, in Chips, in schokoladen, aber auch in Wasch- und Putzmittel, in Kerzen und im Biodiesel. Für den Verbraucher ist nicht immer erkenntlich, ob ein Produkt Palmöl enthält – oft wird es von den Herstellern als „Pflanzliches Öl“ oder „Pflanzliches Fett“ deklariert, um so keine assoziationen zu brennenden Regenwäldern beim Konsumenten zu wecken. Wer auf nummer sicher gehen will, meidet Produkte, deren zutatenliste diese angabe enthält. Werden andere, höherwertigere pflanzliche Fette verwendet, werden diese in der Regel namentlich genannt.

im Kosmetikbereich ist es für den Verbraucher noch schwieriger zu erkennen, ob Palmöl enthalten ist. Viele der angegebenen inhalts-stoffe stammen aus Palmöl, verstecken sich aber in Form von tensiden und emulgatoren hinter komplizierten namen wie beispiels-weise der Co-emulgator „sodium lauroyl lactylate“.

aber warum ist das so? Warum ist Palmöl Das pflanzliche Fett in der lebensmittelproduktion und auch im Kosmetikbereich? Dafür gibt es zwei wesentliche gründe. zum einen ist Palmöl das billigste Pflanzen-öl auf dem markt. es ist um ein Vielfaches ertragreicher als andere Pflanzenöle und kann ganzjährig geerntet werden. zum anderen hat das Palmöl besondere eigenschaften, die sowohl in der lebensmittel-herstellung als auch in der Kosmetik nur schwer zu ersetzen sind. eine hohe Hitze- und Oxidationsstabilität gehört ebenso dazu wie die tatsa-che, dass es Produkten eine längere Haltbarkeit verleiht, als sie durch den zusatz von Rapsöl oder Butter erzielt wird. Palmfett gewährleistet die streichfähigkeit von Produkten und ist neben Kokosfett das einzige pflanzliche Fett, das bei zimmertemperatur fest ist. ein weiterer Vorteil gegenüber anderen Ölen liegt in der geschmacksneutralität.

Brennende Wälder

Der anbau von Palmfett hat erhebliche ökologische und soziale Folgen. Die Ölpalme gedeiht nur in tropischen gebieten und steht damit in direkter Konkurrenz zum Regenwald. so werden beim anlegen neuer Palmölplantagen Regenwälder gerodet, um Platz für neue anbauflächen zu schaffen. indonesien und malaysia sind welt-weit die größten Palmölproduzenten, die zentren der Palmölproduk-tion liegen auf sumatra und Borneo. Doch nicht nur hier, sondern auch in anderen tropischen ländern wird für die Plantagen Wald gerodet und damit die bisherigen nutzer gewaltsam vertrieben. menschen, die in den Regenwaldgebieten leben, werden umgesie-delt oder enden als unterbezahlte tagelöhner auf den Plantagen. auch zahlreichen, häufig ohnehin bedrohten tierarten wird der lebensraum genommen. Durch den anbau von Ölpalmen in monokul-turen haben tiere keine Überlebensmöglichkeit in den Plantagen, die Biodiversität geht verloren und der Boden wird durch zu starke Beanspruchung unfruchtbar gemacht. Die zerstörung des Regen-waldes und die trockenlegung von torfmooren setzt große mengen von Kohlendioxid frei und treibt die Klimaveränderung voran. Die negativen auswirkungen der Palmölproduktion sind verheerend.

innerhalb der letzten zehn Jahre hat sich die Palmölproduktion weltweit mehr als verdoppelt, und es ist auch weiterhin mit einer steigenden nachfrage zu rechnen. neben der Verwendung in der Kosmetikherstellung und der lebensmittelproduktion wird in den bevölkerungsreichen staaten asiens – wie indien und China – Palmöl zum Kochen benutzt. auch bei der Beimischung zu Biokraftstoffen wird das preisgünstige Palmöl immer wichtiger.

von Stephanie Jänsch

Brandrodung, Landraub, Menschenrechtsverletzungen und die massive Zerstörung des Lebensraums bedrohter tierarten – das sind nur einige Schlagwörter, die in Zusammenhang mit Palmöl von Umweltschutz- und Menschenrechtsorganisationen diskutiert werden. Wir wollen die gelegenheit nutzen, die Problematik näher zu beleuchten und aufzuzeigen, dass es auch für Palmöl nachhaltige Produktionsweisen gibt.

Für den Anbau von Palmöl wird Regenwald gerodet

Nachhaltiges Palmöl?

Um den negativen Folgen des Palmölanbaus zu begegnen, wurde 2004 der „Runde tisch für nachhaltiges Palmöl“ (Roundtable on sustainable Palm Oil, kurz RsPO) vom Umweltverband WWF gegründet. Das gremium versucht, als zentrale Organisation nach- haltige anbaumethoden für Palmöl zu fördern und so die Umwelt- schädigung zu begrenzen. Die fast 700 mitglieder setzen sich aus Unternehmen der gesamten Wertschöpfungskette des Palmöls zu-sammen. aber auch nichtregierungsorganisationen aus dem Umwelt- oder sozialbereich sowie Banken und investoren gehören dazu.

Der Runde tisch hat mindeststandards für den anbau von Palmöl ausgearbeitet und so einen anfang für eine nachhaltigere entwicklung im Bereich Palmöl gemacht. seit Juni 2011 gibt es für lebensmittel-hersteller und den Handel ein siegel, das für die Kennzeichnung von RsPO-zertifiziertem Palmöl genutzt werden kann. Das siegel garantiert laut eigenwerbung, dass für dieses Palmöl keine tropischen Regenwälder gerodet oder torfmoore trockengelegt wurden.

Die Kritik am RsPO ist jedoch groß und es wird ihm vorgeworfen, den gesetzten zielen nicht ansatzweise nahe zu kommen. so wendeten sich 2011 zahlreiche weltweit agierende Umweltverbände wie green-peace in einer gemeinsamen erklärung gegen den RsPO und warfen ihm vor, der Palmölindustrie zu einem ökologischen Deckmantel zu verhelfen. neben der Kritik der Organisationen, dass die nachhaltig-keitsziele des RsPO nicht erreicht würden, werden unter anderem die auflagen als zu schwach angesehen und es wird bemängelt, dass es bei Verstößen keine sanktionen gebe.

außer dem sogenannten nachhaltigen Palmöl gibt es auch Bio-Palmöl auf dem markt, was aber bei einem anteil von 0,1 Prozent der gesamtproduktion nur eine geringe Bedeutung hat. Bei Bio-Palmöl wird, im gegensatz zum nachhaltigen Palmöl, auf die Hilfe von Kunstdünger und Pestiziden verzichtet, allerdings wird auch dieses für gewöhnlich auf Plantagen angebaut – jedoch in der Regel auf land, das bereits vorher landwirtschaftlich genutzt wurde.

Konsequent nachhaltig

in ghana, dem Ursprungsland der Ölpalme, wird das Palmöl in Bio und Fair trade-Qualität von Kleinbauern auf traditionelle Weise angebaut. Die Palmfrüchte für das Öl werden von rund 600 Bauern in der östlichen Region ghanas auf kleinen landflächen von rund zwei Hektar land bewirtschaftet. anders als in indonesien oder malaysia wurde hier kein Regenwald gerodet, und es wurden auch keine menschen vertrieben. Den Bauern vor Ort verhilft der anbau der Ölpalmen zu einem sicheren einkommen und besseren lebens-bedingungen. anders als im konventionellen anbau erfolgt die anpflanzung auch nicht in monokulturen, sondern die Ölpalmen gedeihen inmitten von Kakaopflanzen und zitronenbäumen. Bei den Kleinbauern hat die Ölpalme eine lange tradition und sie nutzen das Palmöl selbst zum Kochen. Die Bauern haben sich in der Produ-zentenorganisation seRenDiPalm zusammengeschlossen, die mit Hilfe des amerikanischen Bio-seifenherstellers Dr. Bronner's 2007 ins leben gerufen wurde, der als Pionier in der Herstellung von fairem Palmöl gilt.

Die Bauern erhalten faire Preise für ihre Früchte und werden bei der Weiterbildung unterstützt. indem sie zu themen des ökologischen landbaus geschult werden, soll die Fruchtbarkeit der Böden und die Produktivität erhöht werden. so werden bei seRenDiPalm keine chemischen Düngemittel eingesetzt und die Fruchtbarkeit des Bodens wird auf natürlichem Weg wieder herge-stellt – durch organischen Dünger, Kompost und mulchen. auch beim transport der Palmfrüchte zur eigenen Ölmühle in der nahegelegenen stadt asuom hilft seRenDiPalm, denn die meisten Bauern verfügen nicht über eigene transportmittel. in der Ölmühle sind über 200 mitarbeiter – vorwiegend Frauen – angestellt. sie erhalten eine angemessene Vergütung, die 25 bis 30 Prozent über dem lokalen niveau liegt, sowie gute und stabile arbeitsbedingungen. so äußert sich auch Patience Bello, eine mitarbeiterin von seRenDiPalm, die für das säubern der Ölfrüchte zuständig ist: “Bevor ich herkam, war es schwierig, die schule für meine Kinder zu bezahlen. Jetzt sind sie beide auf der weiterführenden schule. ich kann besser für mich sorgen, weil wir viel produzieren und ich ein regelmäßiges einkommen und einen Bonus erhalte. ich bin jetzt viel glücklicher.” Für Patience Bello und die anderen mitarbeiter gibt es geregelte arbeitszeiten, Bonuszahlungen, eine warme mahlzeit am tag sowie eine Kranken- und sozialversicherung.

in einem demokratisch gewählten Fair-Handels-Komitee bestimmen die Kleinbauern, wofür die Fair-Handels-Prämie ausgegeben wird. Bisher wurde die Prämie für entwicklungsprojekte der gemeinde genutzt – so wurden Brunnen gebohrt, tanks installiert oder medizinische geräte und schulmaterialien finanziert. Durch die Prämie hat die gemeinde die möglichkeit, sich selbstständig zu entwickeln. Bei seRenDiPalm ist der gesamte anbau und Verarbeitungs- prozess vom institut für marktökologie (imO), einem international tätigen anbieter von zertifi-zierungen und Kontrollen ökologischer Produkte, Bio und Fair trade zertifiziert.

Palmöl im Fairen Handel

Das Palmfett von seRenDiPalm wird auch von der gePa seit Herbst letzten Jahres in schokorie-geln und Cookies verwendet. aktuell ist die gePa dabei, ihre Produktion komplett auf fair gehandeltes Bio-Palmöl umzustellen und passt die Rezepturen der Produkte an. ein Verzicht auf Palmfett wäre für die deutsche Fair-Handels-Organisation nicht sinnvoll, denn dessen eigen-schaften sind nicht leicht durch andere Öle zu ersetzten. auch der gePa gingen die standards des RsPO nicht weit genug, so dass sie sich auf die suche nach einem Partner für fair gehandel-tes Bio-Palmöl machte. andere importorganisationen aus dem Fairen Handel setzten sich eben-falls mit dem thema auseinander – so verzichtet die Kosmetikserie bionatyr von el PUente komplett auf Palmöl. stattdessen werden andere hochwertigere Öle wie Paranuss, sesam- oder arganöl genutzt.

Was können wir als endverbraucher an unserem täglichen Konsum ändern? sinnvoll ist es, die zutatenliste auf supermarktprodukten genauer unter die lupe zu nehmen. auch der Verzicht auf weiterverarbeitete Produkte und Fertiggerichte hilft. im Fairen Handel gibt es viele wichtige schritte in die richtige Richtung – nicht nur weg vom Rohstoff Palmöl, sondern auch hin zu einer nachhaltigeren Produktionsweise in einklang mit mensch und natur.

Das Palmöl von seRenDiPalm finden sie passend zur Weihnachtszeit zum Beispiel in den leckeren lebkuchenherzen und den Bio-Pfeffernüssen der gePa.

Weiterführende links zum thema palmöl finden sie auf www.weltladen.de/#kundenmagazin.

Aldersbacher Fairhandels-Brücke

(früher Afrika-Style)

www.kepocko.de

Kunsthandwerk, Schmuck

aus Kenia und Thailand

Wohlfühlmomente — P R o d U k t e 7

Regeneration der Haut an und zieht schnell ein. Probieren sie es aus! Das arganöl stammt von taRganine in marokko. Die Organisation unterstützt Frauen bei der traditionellen Herstellung des arganöls und setzt sich für den erhalt und die Wiederaufforstung des arganwaldes ein. 4 edle Stücke — Kosmetiktasche von DWP Diese hochwertigen taschen stammen von DiamOnD sHine tHai silK und werden von dem Kleinunternehmen Omatti vertrieben. seit 1992 ist es ziel von Ds tHai silK, die lebensbedingungen der benachteiligten Bergbevölkerung im norden thailands zu verbessern. Die hochwertigen stoffe mit goldfarbenen Drucken und mustern sind typisch für die Region. aber auch im heimischen Bad oder auf Reisen machen die taschen eine gute Figur. Die Baumwolltasche in Brokatoptik gibt es mit verschiedenen Drucken. 5 Spieglein, Spieglein an der wand — Spiegel von DWP neu im sortiment von DWP sind unter anderem Holzspiegel in gold oder silber. Diese edlen spiegel sind eigentlich viel zu schade für das Badezimmer! gefertigt werden die dekorativen stücke in Peru, südlich von lima. Dort hat die Vereinigung der Kunsthandwerker inti RaYmi ihren sitz und ermöglicht es den Kunsthandwerkern vor Ort, das traditionelle peruanische Kunsthandwerk weiterzuführen. Der abgebildete spiegel hat die maße 15 x 15 cm.

Wohlfühl-momenteFaire Produkte für die

täglichen Schönheitsrituale

1 Handschmeichler — vegane Seifen von GEPA Ob Rose, Orange, lavendel, sandelholz, niem oder Kokos – alle seifen verströmen einen angenehmen Duft. Das ist auch kein Wunder, da nur hochwertige Pflanzenöle Verwendung finden. sie reinigen sanft gesicht, Hände und Körper und wirken zudem rückfettend. Die seifen werden in indien von Palam RURal CentRe handgefertigt. Bei Palam arbeiten menschen, die nach dem indischen Kastenwesen den „Unberührbaren“ angehören und dadurch sozial und beruflich benach-teiligt sind. 2 Seifenplatz — Seifenschale von GEPA Diese formschöne schale aus weißem steinzeug macht sich gut auf jedem Waschbecken. Das zeitlos schöne Design kommt vom Handelspartner sang aRUn aus dem norden thailands. sang aRUn ist ein tradi-tioneller Familienbetrieb, der sich vor allem für die Förderung von Frauen und die einhaltung sozialer arbeitsbedingungen einsetzt. alle Keramikstücke bestehen aus reiner Kaolin-tonerde und werden von Hand bemalt. 3 Marokkanisches Gold — BioNatyr Wellness-Set von EL PUENTE Das geschenkset, bestehend aus Duschbad und Körperlotion, bringt marokkanisches Wellness-Feeling in ihr Heim. Das goldfarbene arganöl hat sich in der naturkosmetik als Universaltalent etabliert und wirkt den sichtbaren zeichen der Hautalterung entgegen. Die Haut wird mit Feuchtigkeit versorgt und gestrafft. Das wertvolle Öl regt die natürliche

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Kleine Schritte in eine bessere Zukunft

KHOisan ist seit 1999 einer der elf unabhängigen Produzenten-gruppen der marketing- und exportorganisation tURQle tRaDing, die unter anderem eng mit el PUente zusammenarbeitet. tURQle tRaDing wurde 1997 mit der motivation gegründet, eine entwick-lungsfähige Handelsorganisation zu schaffen, die sich den Prin-zipien des Fairen Handels verschreibt. Dabei setzt das Unterneh-men auf langfristige Kooperationen mit selbstständigen Produ-zenten, transparenz und zukunftsfähigkeit. ein zentrales anliegen der Organisation ist es, die aus- und Fortbildung der angestellten und ihrer Kinder sicherzustellen. Für diesen zweck wurde ein Fair- Handels-Fonds eingerichtet. Dieser wird durch fünf Prozent der Umsätze finanziert, wobei die Hälfte von tURQle tRaDing, die andere Hälfte von den Fair-Handels-importorganisationen übernom-men wird. Jeder angestellte der Produzentengruppe kann sich für die Finanzierung eines von ihm vorgeschlagenen entwicklungspro-jekts bewerben. größer angelegte Weiterbildungen – beispielsweise im Bereich des Fairen Handels oder auch der HiV/aiDs-aufklärung – werden dadurch ermöglicht.

gelder aus dem Fair-Handels-Fonds werden genutzt, um Pensi-onen, Weiterbildungen und finanzielle Unterstützung für schulge-bühren der Kinder zu ermöglichen. Darüber hinaus verbleibt die komplette Wertschöpfungskette innerhalb der Region: alle schritte von der gewinnung des salzes über die Verarbeitung bis hin zur Verpackung und zum Versand sind in der Hand der KHOisan-mitar-beiter in Velddriff.

Bildung in südafrika ist teuer und für viele südafrikaner nur schwer bezahlbar. seit dem ende des apartheidregimes und dem amtsantritt nelson mandelas 1994 ging es politisch und wirtschaft-lich nur kurz bergauf. Bald schon verzeichnete das land einen nega-tivtrend: Wachstumsverluste und der Rückgang von ausländischen investoren führten südafrika in die Krise. aktuelle globale Wirt-schaftsentwicklungen verschlechtern die situation zunehmend: Die Hälfte der südafrikanischen Jugendlichen ist derzeit arbeitslos.

auch in Yntze schauwens Heimat wiegt die Wirtschaftskrise schwer. Velddriff, das kleine Fischerdorf an der Westküste süd- afrikas, liegt nahe der Bucht von st. Helena. Für den tourismus ist es ein idyllisches ausflugsziel mit einer malerischen Küste und

eindrucksvollen Pflanzen- und Vogelarten. Was jedoch für Besucher traumhafte Kulisse ist, bedeutet für die lokale Bevölkerung harter alltag. Die Fischerei ist längst nicht mehr so ertragreich wie früher und wird zusätzlich durch staatliche Restriktionen erschwert. Um dieser prekären situation etwas entgegenzusetzen, stellt Yntze nur arbeiter aus der lokalen Bevölkerung ein und achtet dabei auf ein ausgewogenes geschlechterverhältnis. Der name KHOisan zeigt sich dabei als wegweisend, denn Khoisan werden einige jener men-schengruppen genannt, welche im südlichen afrika bereits lebten, lange bevor europäische mächte dieses land für sich entdeckten und vereinnahmten.

Meersalz – ein natürlicher Wohlfühlfaktor für Ihr Zuhause

testen sie zu Hause die wohltuende Wirkung des meersalzes und genießen sie ein erfrischendes meersalzbad. Durch die Rückführung von mineralien, die dem Körper im Winter oft fehlen, kurbelt es den Kreislauf an und belebt die winterstarren glieder. Für jene, die salz auf dem essenstisch bevorzugen, gibt es auch eine reiche auswahl an KHOisan-speisesalzen – im Weltladen in ihrer nähe.

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als Yntze schrauwen 1994 nach dreijähriger Vorbereitungszeit seinen kleinen Familienbetrieb KHOisan gründete, hatte er wohl kaum die kosmetische Wirkung des meersalzes im sinn. Die gewin-nung und Verarbeitung von KHOisan meersalzkristallen zu speise-salz war so erfolgreich, dass er auch bald weitere Produkte, wie Badesalze und Peelings, in sein sortiment aufnahm. zusammen mit seiner Frau Joan und seiner tochter Britt betreibt er in seinem Heimatort Velddriff an der Westküste südafrikas inzwischen ein erfolgreiches Familienunternehmen, das sich stetig erweiterte und bis heute auf Handarbeit und naturbelassenheit in der salz- gewinnung setzt. mittlerweile beschäftigt KHOisan einen festen mitarbeiterstab von 15 Personen, der saisonal auf 35 aufgestockt wird. seine Produkte verkauft das Unternehmen ins in- und ausland mit dem slogan: „einmal getestet, niemals vergessen!“

Raffiniert durch die Natur

ein teil des geheimnisses der KHOisan-salze liegt bereits in ihrer natürlichen „Wiege“: Vor 400 Jahren lag das Firmenge- lände noch unter Wasser. als das Wasser allmählich versickerte, blieb ein weitläufiger, unterir-discher salzsee zurück. Diese salzlauge ist so hochkonzen-triert, dass ihr salzgehalt den des meerwassers um das Drei-fache übersteigt. noch dazu wurde das meerwasser beim Versickern durch verschiedene erd-schichten gefiltert und dabei mit mineralstoffen und spurenele-menten angereichert. Jedes Jahr zu Beginn der sommerzeit, mit dem aufkommen der trockenwinde, fängt für die KHOisan-mitarbeiter auch die zeit der salzgewinnung an.

Die unterirdische salzlauge wird durch mineralreiche gesteine nach oben gepumpt und in großen Becken gesammelt. Je nach

Windstärke, lufttemperatur und sonneneinstrahlung verbleibt die lauge unterschiedlich lang in den verschiedenen Verdunstungs- becken, bis sie schließlich auf ein Drittel des Originalvolumens geschrumpft ist. Während des Verdunstungsprozesses lagern sich nach und nach weiße, reine salzkristalle ab. Diese werden von den arbeitern mit größter Vorsicht von Hand geschöpft – und dies fast täglich. Denn je frischer die Kristalle, desto besser ihre Qualität. Von einem einmaligen abschöpfen nach der kompletten Verdunstung der lauge, wie es in der industriellen Verarbeitung üblich ist, sieht KHOisan ab, denn so verkrusten die älteren salzkristalle und wer-den bitter. Die industrie wirkt diesem Vorgang mit einer chemischen

Verarbeitung entgegen, die dem salz zusätzlich mineralien ent-zieht. KHOisan-salze werden im gegensatz dazu nicht künstlich getrocknet. sie werden weder gemahlen noch mit zusätzen ver-setzt oder durch Rieselmittel klumpfrei gehalten. KHOisan-salze sind sonnengetrocknet, von Hand geschöpft, gereinigt und gesiebt. Diese schonende und aufwändige Verarbeitung erzeugt ein naturgeformtes Produkt, welches feuchter als herkömm-liches salz ist, jedoch weit rei-cher an mineralien und spuren- elementen.

mit dieser Produktionsweise führt KHOisan eine langbe-währte Verarbeitungsweise fort, die in großen teilen südafrikas

längst der schnelleren und ökonomisch profitableren, industriellen Fabrikationsweise gewichen ist.

sobald die sommersaison und somit die salzherstellung beendet ist, verwandeln sich die salzbecken in Biotope und dienen Flamin-gos und vielen anderen Wasservögeln als nahrungs- und Brutstätten. so fügt sich die salzgewinnung in einen natürlichen zyklus ein und schont die Umwelt.

die heilende Wirkung des Meersalzes ist bereits seit der antike bekannt. damals galt es als geschenk der götter und wurde lange Zeit als „weißes gold“ gehandelt. Heutzutage steht Meersalz wegen seines hohen Mineralienanteils in erster Linie für eine gesündere alternative zu Speisesalz. doch zunehmend wird auch in der kosmetik auf seine Wirkung gesetzt: hautstraffend, durchblutungsfördernd und entschlackend soll es wirken – verheißungsvolle aussichten insbesondere in diesen kalten Monaten. der südafrikanische Fair-Handels-Produzent kHoISaN tRadINg SoUtHaFRICa bringt mit seinen Produkten einen tag am Meer zu Ihnen nach Hause.

von Katja Benkel

meersalz – das Weisse gold

8 v o R o Rt — Meersalz aus Südafrika

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impressum herausgeber: Weltladen-dachverband e. V., ludwigsstr. 11, 55116 mainz – redaktion: stephanie Jänsch – mitarbeit: katja Benkel, francisca Busch – gestaltung: marcel senkpiel – Bildnachweis: titel dolphfyn/fotolia.com; s. 2 greenpeace/chedar anderson; s. 4+5 dr. Bronner's deutschland gmbh; s. 6+7 dWp; el puente; gepa – the fair trade company; s. 8+9 el puente; s. 10 hartmut damke; s. 11 dkgilbey/istock. lesehinweis: Wenn von mehreren personen die rede ist, verwendet die Welt&laden-redaktion die männliche form. dies dient ausschließlich der besseren lesbarkeit. frauen sind in der regel mitgemeint.

Heißgetränke — R e Z e P t e

* diese Produkte bekommen Sie in Ihrem Weltladen

sO geHt's – Die Pfefferkörner, den ingwer, den Kardamom, den zimt und die nelken in den mörser geben und mahlen. • Die gewürze mit dem tee und dem Vanillemark in einen topf geben. etwa 2 liter Wasser dazu gießen, aufkochen und bei schwacher Hitze 10 minuten ziehen lassen. • Den tee durch ein feines sieb gießen und in eine große teekanne füllen. nach Belie-ben mit zucker süßen und genießen.

sO geHt's – apfelsaft, zitronenschale und gewürze in einem topf geben und aufkochen. eine halbe stunde bei milder Hitze ziehen lassen, dann die ge-würze bis auf die Vanillestange entfernen. • Die beiden Äpfel halbieren und entkernen. Die schnittflächen mit dem zucker bestreuen und in eine gebut-terte Form geben. • im auf 220 grad vorgeheizten Ofen 25 bis 30 minuten backen. • Bratäpfel in einen hitzebeständigen glaskrug setzen und mit der heißen Punschflüssigkeit übergießen. nach Belieben können kurz vor dem servieren noch 100 ml Calvados oder amaretto dazugegeben werden.

sO geHt's – Den Wein in einen topf geben, das Obst (1/2 Orange für die Dekoration aufheben) in kleine stücke schneiden und mit den gewürzen in den topf geben. Den glühwein erhitzen, aber nicht kochen lassen (maximal 90°C). Dann den glühwein abkühlen lassen, damit der Wein schön durchzieht. Vor dem servieren erneut erwärmen. Die restliche Orange in spalten schnei-den und nelken zur Dekoration in die schale der Orange stecken.

Indischer Gewürztee

2 tL schwarze Pfefferkörner* – 2 tL geriebener frischer Ingwer – 6 kardamomkapseln* – 2 Zimtstangen* – 3 tL gewürznelken* – 2 eL loser Schwarztee* – Mark einer vanilleschote* – Zucker*

Bratapfelpunsch

1 Liter klarer apfelsaft – Mark einer halben vanilleschote* – 2 Nelken* – 2 Stangen Zimt* – 1 Zitrone – 2 aromatische Äpfel (z.B. elstar) – 1 eL brauner Zucker*

Fruchtiger Glühwein

2 Liter Rotwein* – 4 gehäufte esslöffel Rohrzucker* – 2 orangen – 1 Zitrone – 1 Banane* – ½ vanilleschote* – 5 Nelken* – 2 Stangen Zimt* – orange und Nelken für die dekoration

dem Winter einheizenMit diesen leckeren getränken kann man den Winter und die kalte Jahreszeit noch besser genießen. ob »nüchtern« oder alkoholisch – alle Rezepte sind der ideale Begleiter für den Winter.

10 I N t e Rv I e W — deutschlandreise

„Wir hatten einmal einen traum“

Ma Herbeni gulamtico und Mario dalida arbeiten im PaNaY FaIR tRade CeNteR (PFtC) auf der philip-pinischen Insel Panay. Mario ist Produk-tionsmanager und Herbeni berät die Mitglieder zu ökologischem anbau. anlässlich der Fairen Woche wurden sie von der kampagne „Öko + Fair ernährt mehr!“ eingeladen. vom 13.–28. September reisten sie durch deutschland und berichteten von ihrer arbeit und den Herausforderungen für den Fairen Handel auf den Philippinen.

— w eLT&L A Den: was waren die Gründe für PFTC, sich im Fairen Handel zu engagieren?— Wir wollten den Bauern und landarbei-tern helfen, ihre armut zu überwinden. Viele mussten zusätzlich außerhalb, auf anderen inseln, als Fabrik- oder Bauarbeiter arbeiten. Wir wollten ihnen eine möglichkeit geben, in ihrer Heimat zu arbeiten.

— wie profitieren eure Mitglieder durch den Fairen Handel? — sie haben durch den Fairen Handel die garantie, dass ihre Produkte verkauft wer-den. Das sichert ihnen ein regelmäßiges ein-kommen, welches oberhalb des mindest-lohnes der Philippinen liegt. so haben sie die möglichkeit, ihre Kinder zur schule zu schicken. Viele Bauern sind zusätzlich außerhalb der erntesaison in den zucker-mühlen beschäftigt, haben somit eine feste arbeit und müssen nicht auf anderen inseln arbeiten gehen.— was sind die Gründe eurer Mit-glieder, auf ökologischen Anbau umzu-steigen? — Unsere mitglieder wollen umweltfreund-lich produzieren. sie möchten Produkte her-stellen, die natürlich und gesund sind.— welche Produkte stellen eure Mit-glieder her?— Unsere mitglieder produzieren mascoba-do zucker und mascobado tee, sowie Bana-nenchips, ingwertee, ingwer-, mango- und ananas-Kaubonbons. Wir wollen in zukunft auch frische Bananen exportieren, vermut-lich nicht nach europa, aber zum Beispiel nach Korea oder Japan. — Mit welchen Herausforderungen hat PFTC derzeit zu kämpfen? — eine der größten Herausforderungen für uns ist der Klimawandel. in den letzten Jahren gab es starke Regenfälle und taifune, die unsere ernten zerstörten. Wir arbeiten mit den Bauern an möglichkeiten, uns an den Klimawandel anzupassen. zum Beispiel verschieben sich die anbau- und ernte-zeiten, wir entwickeln gerade taifunresi-stentes saatgut und müssen unsere Bewässerungssysteme an die Regenfälle anpassen.Unsere arbeit wird aber auch durch die Regierung behindert. es kommt immer wieder zu politisch motivierter Verfolgung einzelner mitglieder unserer Organisation. eine langjährige Vorsitzende von PFtC, Ruth Fe salditos, wurde vor einigen monaten wegen Rebellion angeklagt und

verhaftet. sie ist unschuldig und es gibt keine Beweise für ihre täterschaft. Derzeit ist sie frei, aber es wurde noch kein Urteil in ihrem Fall gesprochen. Wir sind sehr besorgt. — welche Pläne hat PFTC für die Zukunft? — Wir wollen expandieren. ziel ist es, mehr Produkte zu produzieren und mehr mit-glieder zu haben, damit wir noch mehr Bau-ern und arbeitern helfen können. zudem möchten wir den ökologischen anbau unter unseren mitgliedern weiter bekannt machen und sie überzeugen, auf ökologischen anbau umzustellen. Wir wollen aber auch unsere Verbindung zur Regierung stärken, so dass wir in unserer arbeit unterstützt und unsere mitglieder nicht mehr schikaniert werden. — was für einen eindruck habt ihr von den weltläden in Deutschland?— Wir wurden in den Weltläden herzlich und mit offenen armen empfangen. es war eine sehr schöne erfahrung. grundsätzlich sind alle Weltläden gleich aufgebaut, aber jeder hat etwas Besonderes, wie ein spezi-elles Produkt, das es nur in diesem Weltla-den gibt – beispielsweise ein bestimmter Kaffee oder eine schokolade. Das fanden wir sehr schön und interessant zu sehen.— welche Botschaft wollt ihr den Kon-sumentinnen und Konsumenten in Deutschland mit auf den weg geben?— Die Konsumentinnen und Konsumenten in Deutschland sollen die Produkte in den Weltläden kaufen, da sie dadurch den Klein-produzenten in anderen ländern helfen. auch wir profitieren davon.— welche erfahrungen nehmt ihr von dieser reise mit nach Hause? was hat euch am besten gefallen?— es war eine lange und anstrengende Reise, wir waren fast jeden tag an einem anderen Ort in Deutschland. aber wir fanden es sehr schön, so viel von Deutschland zu sehen, so viele verschiedene städte, so viele Weltläden und so viele nette menschen. es war eine tolle erfahrung, das kalte Deutschland kennen zu lernen.

zu Besuch in deutschlandFairer Handel auf den Philippinen

ihr Weltladendie gemeinsame kampagne für

zukunftsfähige Welternährung

von Weltladen-dachverband und

naturland geht 2013 zu ende.

Herzlichen Dank an alle,

die sich aktiv eingebracht haben!