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Das Magazin für Spenderinnen und Spender 04 | 2016 weltnah Selbst ist das Dorf Bewohner in Kamerun sind in der Gesundheitsvorsorge aktiv Nilos wunderbare Welt der Bio-Pfirsiche Der Kleinbauer in Brasilien ist nicht mehr von der Fabrik abhängig Gemeinsames Manifest Organisationen fordern wirksamen Klimaschutzplan

weltnah · neu, auch um Weihnachtsster-ne. Die Pappmaschee-Kugeln und Sterne werden in Indien und Peru unter fairen ... Allahabad hat vor kurzem die Eh-rendoktorwürde „Doctor of

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Das Magazin für Spenderinnen und Spender

04|2016weltnah

Selbst ist das DorfBewohner in Kamerun sind in der Gesundheitsvorsorge aktiv

Nilos wunderbare Welt der Bio-Pfirsiche Der Kleinbauer in Brasilien ist nicht mehr von der Fabrik abhängig

Gemeinsames Manifest Organisationen fordern wirksamen Klimaschutzplan

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Dinner for one.

Dinner for all.

Viele haben das ganze Jahr nicht genug zu essen. Kaufen Sie weniger Böller und spenden Sie Saatgut. Helfen Sie Menschen, sich selbst zu ernähren.brot-fuer-die-welt.de/ernaehrung

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304 | 2016 weltnah 33

Dinner for one.

Dinner for all.

Viele haben das ganze Jahr nicht genug zu essen. Kaufen Sie weniger Böller und spenden Sie Saatgut. Helfen Sie Menschen, sich selbst zu ernähren.brot-fuer-die-welt.de/ernaehrung

Selbst ist das Dorf

Bewohner werden in Kamerun auf dem Land zu Gesundheits- helferinnen und -helfern ausgebildet

InhaltThemen dieser Ausgabe

Politik und Gesellschaft Bestürzung über Ablehnung des Friedensabkommens 4 Kugeln und Sterne gestalten 4 Für eine Migration in Würde 5 Auszeichnung für bemerkens- wertes Engagement 5

Menschen und Projekte

Selbst ist das Dorf Kamerun Bewohner sind in der Gesundheitsvorsorge aktiv 6

Engagement vor Ort Weit sichtbares Zeichen Große Resonanz auf Plakatmotiv in der Gemeinde Reinbek-West 10

Humanitäre Hilfe Einsatz mit hohem Ansehen Studie befasst sich mit Hilfe bei Katastrophen 11

Nilos wunderbare Welt der Bio-Pfirsiche Brasilien Der Kleinbauer ist nicht mehr von der Fabrik abhängig 12

Engagiert für eine Welt Hoffnungslauf 16 Wälder durch Abholzung bedroht 16 Konfis backen: Start für die heiße Phase 17 Ein Begleiter durch das ganze Jahr 17

Ihre Spende

Musik tut gut – und mit Ihrer Hilfe Gutes! Gospel für eine gerechte Welt 18

Gerechtigkeit Wege aus der Armut finden Bessere Zukunft für Ägypten 20 Bewahrung der Schöpfung Gemeinsames Klima-Manifest vorgelegt Mehr als 100 Organisationen fordern von Regierung Nachbesserungen 21 Zum Kennenlernen Das Brot für die Welt-ABC Q wie Qualitätssicherung 22 Kolumne Tipps für einen

zukunftsfähigen Lebensstil 22 Impressum 22 Blick in die Welt 23

6

Nilos wunderbare Welt der Bio-Pfirsiche

Wie ein Kleinbauer in Brasilien unabhängig von der Fabrik sein Land bewirtschaften kann 12

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 „Weihnachten welt-weit“ ist eine ökumenische Mit-machaktion für Kinder in Kitas und im Kindergottesdienst. Dabei dreht sich alles um fair gehandel-te Weihnachtskugeln und, ganz neu, auch um Weihnachtsster-ne. Die Pappmaschee-Kugeln und Sterne werden in Indien und Peru unter fairen Bedingungen hergestellt und über GEPA – The Fair Trade Company importiert. In der Adventszeit kön-nen Kinder ihre Kreativität frei entfalten und die

Kugeln und Sterne gestaltenKugeln und Sterne individuell gestalten.

Ende 2015 löste „Weihnachten welt-weit“ das Kinderprogramm „Welt-

weit wichteln“ in der Adventszeit ab, das 2005 im südwestdeutschen Raum von Kirchen und kirchlichen Einrichtungen initiiert worden war.

→ Mehr Informationen finden Sie unter www.weihnachten-weltweit.de

Text RaineR Lang Foto weihnachten weLtweit

Politik und Gesellschaft

Bestürzung über Ablehnung des FriedensabkommensOktober in einer Volksabstimmung gegen das Friedens-abkommen ausge-sprochen. Nur 52.000 Stimmen gaben den Ausschlag. Obwohl die Wahlbeteiligung mit 38 Prozent sehr niedrig war, lag die Zustimmungsrate be-sonders in vom Kon-flikt betroffenen Ge-

genden sehr hoch, zum Teil über 80 Prozent.

Am 26. September hatten die kolumbianische Regierung und die revolutionären Streitkräfte (FARC) nach langjährigen Verhandlungen ein Friedensabkommen unterzeich-net, ein historischer Moment schien greifbar nahe. Auch kolumbiani-sche Partnerorganisationen von

Brot für die Welt waren in den Frie-densprozess involviert. Vieles deu-tet darauf hin, dass das Ergebnis des Referendums auch Mängeln in der Vorbereitung geschuldet war.

Wie es nach dieser verpassten historischen Chance weitergeht, ist vorerst unklar. Die Bestürzung ist groß. Zehntausende Menschen de-monstrierten in Bogotá spontan für die Umsetzung des ausgehandelten Friedens. Impulse dafür sollten auch von der internationalen Staa-tengemeinschaft ausgehen. Die Auszeichnung von Präsident Santos mit dem Friedensnobelpreis ist ein erster Schritt in diese Richtung. → info.brot-fuer-die-welt.de/blog/kolumbien-festhalten-am-frieden

Text BaRBaRa RamspeRgeR

Foto FedeRico Rios

 Das evangelische Hilfswerk Brot für die Welt und seine Part-nerorganisationen bedauern zu-tiefst die Ablehnung des langjährig ausgehandelten Friedensvertrages zwischen Regierung und den Re-bellen der FARC in Kolumbien. Ei-ne äußerst knappe Mehrheit von 50,21 Prozent der kolumbianischen Wahlbevölkerung hat sich Anfang

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 Der Inselstaat Kiribati im Südpazifik wird lang-fristig wegen des klimabedingten Meeresspiegelan-stiegs unbewohnbar werden. Dass Grundwasser und Böden versalzen sind, gefährdet bereits jetzt den An-bau landwirtschaftlicher Produkte. Der Großteil des Landes befindet sich weniger als zwei Meter über dem Meeresspiegel. Der Staat hat vorgesorgt und Land gekauft in Fidschi, einem anderen südpazi-fischen Inselstaat, der höher liegende Landflächen besitzt. Im Zusammenhang mit dem Klimawan-del stellt der Landkauf von Kiribati einen Präze-denzfall dar. Zunächst soll das gekaufte Land die Ernährungssicherheit stützen und landwirt-schaftlich genutzt werden. Es könnte aber auch sein, dass dieses neue Land auch die Heimat wer-den soll für die Menschen aus Kiribati, die durch den Klimawandel gezwungen sind umzusiedeln.

Der Präzedenzfall zeigt nach Ansicht von Brot für die Welt die dringende Notwenigkeit, interna-tional Regelungen zu finden für die Menschen, die vom Klimawandel vertrieben werden. In dem

Für eine Migration in Würde Anhang zum Pariser Klimaabkommen von 2015 hat sich die Staatengemeinschaft darauf geeinigt, eine Arbeitseinheit zu gründen, die sich mit dem Thema „Klimawandelbedingte Vertreibung“ beschäftigt. Brot für die Welt fordert „Migration in Würde statt Klimaflucht“.

Text saBine minningeR Foto thomas VenkeR

 Die Hochschule für Land-wirtschaft, Technologie und Wissenschaft im nordindischen Allahabad hat vor kurzem die Eh-rendoktorwürde „Doctor of Phi-losophy (Ph.D) Honoris Cau-sa“ an die Präsidentin von Brot für die Welt, Pfarrerin Corne-lia Füllkrug-Weitzel, verliehen. Die theologische Fakultät hatte Füllkrug-Weitzel aufgrund ihres

Auszeichnung für bemerkenswertes Engagement „bemerkenswerten Engagements für die Gesellschaft und für ihren vorbildlichen Dienst für den Herrn“ vorgeschlagen. Die Hochschule ver-leiht ihr als erste Frau überhaupt die Ehrendoktorwürde.

„Ich freue mich sehr über diese Auszeichnung, die eine große Ehre für mich und Brot für die Welt be-deutet. Gemeinsam mit unseren Partnerorganisationen in Indien verfolgen wir seit Jahren ähnliche Ziele wie die Hochschule in Alla-habad. Es geht darum, eine nach-haltige Landwirtschaft und damit eine gesunde Ernährung für alle zu ermöglichen und benachteilig-ten Gruppen zu ihren Rechten zu verhelfen“, sagte Cornelia Füllkrug-Weitzel. Die Präsidentin von Brot

für die Welt kann auf mehrjährige Lehrtätigkeiten an der FU Berlin, der Kirchlichen Hochschule Berlin, der Humboldt Universität Berlin und dem Wichernkolleg Berlin in den Fächern Sozialethik, politi-sche Ethik, Ökumene und Mission zurückblicken.

Der Vorsitzende des Aufsichts-rats des evangelischen Hilfswerks, der Berliner Bischof Markus Dröge, gratulierte Cornelia Füllkrug-Weit-zel. Er würdigte sie als „unermüdli-che Kämpferin für die Bewahrung der Schöpfung und für eine nach-haltige und zukunftsfähige Wirt-schafts- und Lebensweise“.

Text Renate VackeR

Foto heRmann BRedehoRst

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Selbst ist das Dorf Kamerun Seit mehr als 20 Jahren gibt es in dem Dorf Boh ein Gesundheits- zentrum. Der Brot für die Welt-Partner CBCHS unterstützte die Dorfbewoh-nerinnen und -bewohner beim Aufbau des Zentrums und bildete einige von ihnen zu Gesundheitshelferinnen und -helfern aus.

Text Bettina RühL Fotos chRistoph püschneR

Menschen und Projekte Gesundheit

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04 | 2016 weltnah 7

Jeanette Suiyuy hat nur Augen für den Zeiger der Waage. Er zittert und pendelt noch et-was, dann bleibt er bei 10,5 Kilogramm ste-hen. „Mein Baby hat weiter zugenommen“,

stellt Suiyuy lächelnd fest. „Ich freue mich, dass es so gesund ist.“ Ihr Sohn Emmanuel, elf Monate und eine Woche alt, sitzt zufrieden in der Babywaage, of-fenbar unberührt von dem Trubel um ihn herum. Die Waage hängt auf der Veranda des dörflichen Ge-sundheitszentrums von Boh, einem Dorf im Westen von Kamerun. An diesem Morgen ist alles voller Menschen: Mütter, in farbenfrohe Stoffe gehüllt, warten in einer langen Reihe auf das Wiegen ihrer Kleinkinder. In einer zweiten Schlange stehen dieje-nigen, die ihre Söhne und Töchter gegen Polio imp-fen lassen wollen. Im Herzen des Trubels hängt die Babywaage. Während die Geburtshelferin Wongeh Happiness Bindeh die Kleinkinder wiegt, schreibt ihre Kollegin Ndingo Magdalene Ncheck das aktuel-le Gewicht in den Gesundheitspass jedes Kindes.

Unterdessen impfen der Leiter des Gesund-heitszentrums Ngwanyi Johnson und seine Assis-tentin Rupinah Totoh die Kleinkinder gegen Polio. Alle vier Angestellten des Zentrums stammen selbst aus Boh. Ausgebildet wurden sie von Mitarbeitenden des Gesundheitsdienstes der Baptisten (CBCHS). Die Organisation hat die Dorfbevölkerung 1993 auch bei der Errichtung des Gesundheitszentrums unter-stützt. Seitdem wird das Zentrum jedoch von den Bewohnerinnen und Bewohnern des Dorfes eigen-verantwortlich geführt. Zu diesem Zweck wählen sie jährlich ein Gesundheitskomitee, das aus fünf Mit-gliedern besteht. Diese werden von CBCHS lediglich geschult und beraten.

Ohne Eigeninitiative geht es nichtDie Eigeninitiative ist für die Bevölkerung überle-benswichtig. Vor allem auf dem Land ist die medizi-nische Versorgung katastrophal. In vielen Gegenden gibt es keine staatlichen Gesundheitseinrichtungen. Nach den jüngsten Angaben von 2011 gibt die Regie-rung von Kamerun nur fünf Prozent des Bruttoin-landsproduktes für die Gesundheitsversorgung der Bevölkerung aus. In Deutschland ist der entspre-chende Wert mehr als doppelt so hoch.

Die Gesundheitsarbeit der Baptisten in Kame-run wird seit 1980 von Brot für die Welt unterstützt.

„Wir haben damals mit vier Pilotzentren angefan-gen“, erinnert sich Projektkoordinator Peter Kakute. Inzwischen gibt es fast 50, weitere sind im Entste-hen. Die Zentren finanzieren sich unter anderem über die Abgabe von Medikamenten, die sie dank

der Baptisten zu subventionierten Preisen an ihre Patientinnen und Patienten verkaufen. Für besonde-re Ausgaben wie zum Beispiel Erweiterungsbauten werden Beiträge von allen Dorfbewohnerinnen und -bewohnern gesammelt.

„Bevor wir unser Gesundheitszentrum hatten, sind viele Menschen in Boh jung gestorben“, erinnert sich Ngwanyi Johnson, der 49-jährige Leiter des Zent-rums. „Das galt vor allem für Gebärende.“ Denn die nächste Gesundheitsstation war sechs Kilometer ent-fernt. „Es war eine Qual für die Frauen, mit starken Wehen so weit marschieren zu müssen.“ Und an et-was anderes als den Fußmarsch war kaum zu denken, ein Auto kann sich in Boh fast niemand leisten. „Da-mals waren auch noch Fisteln als Folge schwieriger Geburten weit verbreitet.“ Bei manchen Frauen zog sich die Behandlung jahrelang hin, immer wieder mussten sie ins Krankenhaus, häuften Schulden an.

„Manche Ehe ist daran zerbrochen.“ Heute treten die-se schweren und oft bleibenden Verletzungen kaum noch auf.

Vorsorge und InformationMindestens ebenso wichtig wie die Geburtshilfe ist die Gesundheitsvorsorge. Dazu gehört das regelmä-ßige Wiegen der Säuglinge und Kleinkinder von Boh. Jeden ersten Freitag im Monat findet es statt. Des-halb ist Suiyuy heute schon früh aufgestanden, hat Feuer gemacht, den Maisbrei vom Vorabend aufge-wärmt, Emmanuel einen violetten Strampelanzug

Links Ngwanyi Johnson (49, rechts), Leiter des Gesund-heitszentrums, hilft beim Wiegen mit. Eine Assistentin schreibt die Gewichtsangaben in die Patientenblätter

Oben Geburtshelferin Wongeh Happiness Bindeh vor dem „Boh Primary Health Care Center“

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und seine blaue Plastikschühchen angezogen und ihn schließlich noch in eine dicke Jacke gepackt: Im Bergland von Kamerun ist es nachts und in den frü-hen Morgenstunden kalt. Bald darauf machte sie sich auf den Weg, die Sonne stand knapp über dem Bergkamm. Mit Emmanuel auf dem Rücken ging sie erst über den Fluss und dann einen steilen Berg hoch, wanderte durch Bananenplantagen und an ein paar Kaffeepflanzen vorbei. Als Suiyuy nach ei-nem 45-minütigen Fußmarsch im Gesundheitszent-rum ankam, war sie die erste. Nur die vier Ange-

Links Geburtshelferinnen animieren die Patientinnen am Vorsorgetag für die Schwangeren des Dorfes Boh zum gemeinsamen Morgensingen

Rechts Geburtshelferin Wongeh Happiness Bindeh (links) im Beratungsgespräch mit der Schwangeren Florence Neh (26)

Unten Das Tal in der die Gesundheitsstation „Boh Primary Health Care Center“ liegt

Rechts Unten Polioimpfung im Kindergarten

8 weltnah 04 | 2016

stellten waren schon da und hatten alles für den Tag vorbereitet. „Ich komme immer gerne hierher“, er-zählt Suiyuy, „auch weil ich viele Leute kenne“. Das gilt nicht zuletzt für die Mitarbeitenden des Zent-rums, die bis auf Bindeh alle schon seit der Grün-dung hier arbeiten. Und auch Bindeh ist seit fast 16 Jahren dabei.

Um neun Uhr beginnt Krankenpfleger Johnson mit einem kleinen Hygienekurs. Er wiederholt Grundlegendes: „Wascht Euch die Hände vor dem Kochen! Und vor dem Essen!“ Wie immer geht es

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Versorgung der Arbeiter. Dabei war heute nur an ei-nen ersten Austausch gedacht. Aber wenn es um ihr Gesundheitszentrum geht, muss man die Menschen in Boh nicht lange bitten.

Das Gesundheitskomitee bei seiner Sitzung

Gesundheit Menschen und Projekte

Säuglinge sind am besten ernährt, wenn sie gestillt werden.

auch um den Schutz vor Malaria. Denn die fiebrige Erkrankung ist vor allem für Kleinkinder ein lebens-gefährliches Risiko. Im Zentrum bekommen Schwangere unentgeltlich Moskitonetze – der beste Schutz vor der Tropenkrankheit. Dann erklärt John-son noch einmal, warum die Polio-Impfung so wich-tig ist: „Sie schützt eure Kleinen vor Kinderlähmung.“ Anschließend übernimmt Hebamme Bindeh mit ei-ner Ernährungsberatung. Auch die steht regelmäßig auf dem Programm. „Aber ich lerne immer wieder etwas Neues“, sagt Suiyuy. Sie sei oft überrascht,

„wie einfach gute Ernährung ist“. Sojabohnen mit Erdnusssoße ist so ein Rezept – die Zutaten wachsen auf den Feldern der Region, es geht nur darum, sie auch zu verwenden. „Und eure Säuglinge sind am besten ernährt, wenn ihr sie stillt“, betont Bindeh. Dann beginnt das Wiegen. Jede Mutter muss 50 CFA-Francs bezahlen, acht Euro-Cents. „Wir legen das Geld zurück, um eine neue Waage zu kaufen, wenn diese kaputt ist“, erklärt Johnson.

Positive Bilanz Um kurz vor 12 haben sich beide Warteschlangen aufgelöst. Bindeh und Ncheck haben 57 Säuglinge und Kleinkinder gewogen, Johnson und Totoh fast ebenso viele geimpft. Ncheck sitzt auf einer Bank, den Kopf in die Hände gestützt. Sie ist müde, aber rundum zufrieden. Nur ein kleiner Junge hatte leich-tes Untergewicht, „aber er war kürzlich krank, das wird sich bald legen“. Früher seien Mangelernährung und Untergewicht viel weiter verbreitet gewesen, weil die Mütter vermeidbare Fehler gemacht hätten.

Am Nachmittag kommt das Gesundheitskomi-tee zu einer außerordentlichen Sitzung zusammen. Es geht um einen Anbau, den das Dorf sich wünscht. „Wir haben zu wenig Betten für Gebärende und Wöchnerinnen“, erklärt Richard Wongei, langjähri-ger Präsident des Komitees. Unter dem Baum vor

dem Gesundheitszentrum diskutieren die Mitglieder, woher sie Steine und Türpfosten kriegen, und wer diejenigen mit Essen versorgen wird, die letztlich die Arbeit leisten. Als sich das Komitee kurz vor Ein-bruch der Dunkelheit trennt, haben viele Mitglieder konkrete Zusagen gemacht. Einer hat Erde verspro-chen, ein anderer Holz, ein weiterer Mais für die

Brot für die Welt unterstützt Cameroon Baptist Con-vention Health Services (CBCHS) mit 50.000.- Euro über drei Jahre.

Was kostet wie viel?

Paket med. Einmalhandschuhe: 4,50 Euro

Babywaage für Neugeborene: 70,– Euro

Auffrischungskurs für fünf Hebammen: 114,– Euro

Helfen Sie mit!

KurzinfoCBCHS ist der Gesundheitsdienst der Baptisten in Kamerun. Seit 1980 hat er mit finanzieller Unterstüt-zung von Brot für die Welt 49 Gemeinden bei der Er-richtung von Dorfgesundheitszentren geholfen. In der aktuellen Projektphase sollen sechs Entbindungs-stationen aufgebaut und neun Impfkampagnen durchgeführt werden. Weiterhin sind Schulungen für 60 Hebammen und 110 Gesundheitshelferinnen und

-helfer geplant. In den 49 Gesundheitszentren sollen 120.000 Untersuchungen durchgeführt werden.

→ Erfahren Sie mehr auf www.brot-fuer-die-welt.de/projekte/projektliste/kamerun

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10 weltnah 04 | 201610

Weit sichtbares ZeichenDas Besteckkreuz ist ein Plakatmotiv von Brot für die Welt. Weithin sichtbar hängt es seit Monaten am Kirchturm der Gemeinde Reinbek-West.

Text RaineR Lang Foto adoLF dRost

Er engagiert sich in seiner Kirchengemeinde und unterstützt Brot für die Welt. Die Anregung für die von ihm initiierte Plakataktion in der Kirchenge-meinde Reinbek-West hat der Kirchengemeinderat in dem Magazin „weltnah“ des evangelischen Hilfs-werks gefunden. In einer Ausgabe wurde nämlich darüber berichtet, dass ein Großplakat von Brot für die Welt am Turmgerüst der Paul-Gerhardt-Gemein-de in Leipzig angebracht war und dass es eine große Resonanz hervorrief. Umgehend wandte er sich an die Ansprechpartnerinnen des Hilfswerks in Berlin.

„Es interessiert mich für meine Kirchengemeinde Reinbek-West, in der ich Mitglied des Kirchenge-meinderats bin“, schrieb er.

Bei Brot für die Welt stieß er mit seinem Anlie-gen auf offene Ohren. Der Kirchturm war zwar nicht eingerüstet wie in Leipzig, aber der Kirchengemein-derat wollte mit dem Großplakat ein weithin sicht-bares Zeichen setzen. Die ursprüngliche Idee war, dass man das Großplakat an Gerüste anbringen

könnte. Aber die Reinbeker fanden eine Lösung. Das Pla-kat wurde schließlich Ende 2015 mit Unterstützung der örtlichen Feuerwehr am Turm angebracht. Das Plakat passte besonders gut, weil die Gemeinde nicht nur ein-mal pro Woche eine Suppenküche unterhält, sondern auch Lebensmittel an Bedürftige verteilt. Das Motiv zeig-te das Besteckkreuz.

Eigentlich sollte das Großplakat nur sechs Wochen bis zum Jahresende hängen. Aber aus der ursprünglich nur für kurze Zeit geplanten Aktion wurde eine längere Sache. Die Mitglieder des Kirchengemeinderats waren begeistert. Im vergangenen Sommer befanden sie, „dass das Großplakat nach wie vor unserem Kirchturm eine be-sondere Note verleiht“. Deshalb sollte es hängen bleiben. Gern kamen die Verantwortlichen bei Brot für die Welt dem Wunsch nach.

So ist das Besteckkreuz weiterhin ein deutliches Sig-nal dafür, dass die Gemeinde diakonische Arbeit vor Ort leistet und auch die Not in der Welt nicht vergisst. So be-steht die Suppenküche seit vielen Jahren. Und der „Kir-chentisch“, wie die Ausgabe für Lebensmittel bezeichnet wird, ist für Bedürftige zur regelmäßigen Anlaufstelle ge-worden. Und für die Gemeinde ist es selbstverständlich geworden, sich aktiv dafür einzusetzen, die Not vor der eigenen Tür und auf anderen Kontinenten zu lindern ganz im Sinne des Mottos auf dem Plakat „Es ist genug für alle da“.

Auskünfte zum kostenlosen Verleih eines Turmplakats:→ Ihre Ansprechpartnerin: Sandra KlemmE-Mail: [email protected]: 030 65 211 1161 oder → Ihre Ansprechpartnerin: Claudia ScheibleE-Mail: [email protected]: 030 65 211 1056

Das Großplakat hängt gut sichtbar am Turm

Menschen und Projekte Engagement vor Ort

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1104 | 2016 weltnah 11

Humanitäre Hilfe Menschen und Projekte

Von links ARD-Korrespondent Arnd Henze, Eva Svoboda aus London, Florian Westphal von Ärzte ohne Grenzen und Martin Quack, Autor der Studie

Einsatz mit hohem Ansehen Hilfe in Katastrophen ist in Deutschland gut angesehen. Doch über die Heraus-forderungen wird kaum debattiert. Anstöße gibt eine Studie.

Text und Fotos RaineR Lang

Die Organisationen in Deutschland, die weltweit Hil-fe bei Katastrophen leisten, dürfen zu Recht stolz sein auf ihre Arbeit. Dies betonte der ARD-Korrespondent Arnd Hinze vor kurzem in Berlin. Der Journalist for-derte die Vertreter der Hilfsorganisationen dazu auf, ihre Anliegen in der Öffentlichkeit selbstbewusst zu vertreten. Anlass dafür war die Präsentation einer un-abhängigen Studie zur Situation der humanitären Hil-fe. Diese wurde gemeinsam von Ärzte ohne Grenzen sowie den beiden kirchlichen Hilfswerken Caritas in-ternational und Diakonie Katastrophenhilfe vorge-legt. Der Autor Jürgen Quack ist ehemaliger Mitarbei-ter der Diakonie Katastrophenhilfe. Die Schwesteror-ganisation von Brot für die Welt ist weltweit in der hu-manitären Hilfe engagiert, im Moment besonders stark im Bereich der Hilfe für Flüchtlinge aus Syrien.

Die Studie trägt den Titel „Herausforderung Hu-manitäre Hilfe“. Sie kommt zu dem Schluss, dass die deutschen Organisationen international eine sehr ak-tive Rolle in der Katastrophenhilfe einnehmen und ebenso gute Arbeit leisten. Dies wird auch in der Öf-fentlichkeit anerkannt. Für wünschenswert hält es der Autor der Studie jedoch, stärker über die Voraus-setzungen und Herausforderungen für eine gute hu-manitäre Hilfe öffentlich zu diskutieren. Wie kann zum Beispiel in Kampfgebieten gewährleistet werden,

dass die Hilfe allen Men-schen in Not zugute kommt.

Quack wies darauf hin, dass angesichts der weltwei-ten Zunahmen von Naturka-tastrophen sowie Kriegen und Gewaltkonflikten die humanitäre Hilfe immer mehr an Bedeutung ge-winnt. Dieser Bedeutungs-zuwachs findet seiner Ein-schätzung nach keinen Widerhall in der öffent-

lichen Diskussion. Hier sollten Rolle und Wirksamkeit der humanitären Hilfe stärker ins Blickfeld rücken.Einen Grund dafür nannte die Präsidentin der Diako-nie Katastrophenhilfe, Pfarrerin Cornelia Füllkrug-Weitzel. Sie beurteilt es kritisch, dass humanitäre Hil-fe ein beliebtes Mittel der Politik geworden ist, öffent-lichkeitswirksam auf politische Krisen zu reagieren. „Humanitäre Hilfe kann und darf aber kein Ersatz für mangelnde politische Krisenprävention und Kri-senbewältigung sein. Über humanitäre Grundsätze und Prinzipien muss ein kontinuierliches Gespräch zwischen Zivilgesellschaft und Politik geführt und öffentliches Bewusstsein geschaffen werden“.

Grundpfeiler der humanitären Hilfe sind die hu-manitären Prinzipien der Menschlichkeit, Unpartei-lichkeit, Neutralitat und Unabhängigkeit. Sie sind im humanitären Völkerrecht begründet und gelten als unabdingbar, um betroffene Bevölkerungsgruppen dauerhaft zu erreichen – bei Naturkatastrophen, be-waffneten Konflikten und in komplexen Notsituatio-nen. Dazu sieht sich die Diakonie Katastrophenhilfe gegenüber den Menschen in Not verpflichtet.

→ Infos unter http://www.diakonie-katastrophenhilfe.de/shop/publikationen/

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Nilos wunderbare Welt der Bio-Pfirsiche

Brasilien Früher war Kleinbauer Nilo Schiavon mit seiner Familie von den großen Konservenfabriken abhängig. Er setzte auf seinen Obstplantagen Spritzmittel ein, die krank machten und die Umwelt vergifteten. Seitdem Nilo auf ökologischen Anbau umgestellt hat, geht es nicht nur seiner Familie besser. Auch die Menschen in der Stadt profitieren von den gesunden Lebensmitteln.

Text sandRa weiss Fotos FLoRian kopp

12 weltnah 04 | 2016

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04 | 2016 weltnah 13

Kraftvoll zieht sich Nilo Schiavon am Stamm des Pfirsichbaums hoch. Nach-dem er einen sicheren Stand gefunden hat, pflückt er mit seinen großen, schwie-

ligen Händen Stück für Stück die samtweichen Früchte und reicht sie seiner Frau Marcia, die unter ihm mit einem großen Weidenkorb wartet. Es ist ein strahlender Frühlingstag, und mit ihren roten Bäck-chen leuchten die Pfirsiche verführe-risch. Wenn der Korb voll ist, kommt Tochter Luana (26) an die Reihe. Sie hat sich ein schattiges Plätzchen unter den Bäumen gesucht und legt dort rechteckige Körbe mit großen Ñame-Blättern aus, die sie frisch vom Feld-rand pflückt. Darauf drapiert sie die Pfirsiche dann in liebevoller Handar-beit, Schicht für Schicht. „Die Blätter halten die Pfirsiche frisch und schüt-zen sie während des Transportes vor Stößen“, erklärt Luana. Verpackung

„made by Schiavon“. Auf dem Ökohof der Familie in der Nähe von Pelotas im südbrasilianischen Bundesstaat Rio Grande do Sul hat jedes Pflänz-chen seinen Sinn. Auch die lila blü-hende Lupine unter den Pfirsichbäu-men, die sich zwischen kniehohem Gras durchkämpft. Was für Unbedarf-te aussieht wie ein „Tohuwabohu“, schützt den Boden und reichert die Humusschicht auf ganz natürliche Art mit Stickstoff an. Stunden-lang kann Nilo Schiavon zwischen Zwiebeln, Ana-nas, Brokkoli und Möhren erzählen, welche Aufgabe jede Pflanze und jeder Baum hat.

„Wir kamen auf keinen grünen Zweig“Zwar hat der Älteste von sechs Geschwistern nur die Grundschule besucht, aber seit er vor 20 Jahren mit Hilfe der von Brot für die Welt unterstützten Bauern-organisation CAPA die Biolandwirtschaft entdeckt hat, hat er sich in unzähligen Kursen weitergebildet. Der Flur in dem gemütlichen Bauernhaus oben auf dem Hügel mit Blick über Weinberge, Pfirsichplan-tagen und den Fischteich ist gepflastert mit seinen Diplomen. Und Schiavon ist ein aufmerksamer Be-obachter, der akzeptiert hat, von der Natur zu lernen. Als junger Mann, frisch verheiratet, machte Schia-von noch das, was alle Bäuerinnen und Bauern in der Gegend taten: Er baute Tabak an und Pfirsiche für die Konservenfabrik. Doch es war mühsame Ar-beit, viel Geld ging für Dünge- und Spritzmittel

drauf, und nur einmal im Jahr zur Erntezeit gab es Geld. „Wir kamen auf keinen grünen Zweig und wa-ren von den Fabriken abhängig. Sie entschieden, ob unsere Pfirsiche gut genug waren und was sie uns dafür bezahlten“, erzählt er. Alle seine Brüder gin-gen frustriert in die Stadt, doch er liebte das Land und wollte den elterlichen Hof behalten. Frisch ver-heiratet musste er nach einer Vergiftung mit Spritz-

mitteln ins Krankenhaus. Das war der Anlass, etwas Neues zu wagen. CAPA kam zum richtigen Zeitpunkt, half bei der Umstellung auf organischen Anbau und bei der Gründung der Kooperative Arpa-Sul, deren Gründungsmitglied und Präsident Schiavon ist. Be-sonders bei den vielen administrativen Schritten stand CAPA den Bauernfamilien zur Seite. Sonst hät-ten sie im brasilianischen Behördendickicht wohl rasch aufgegeben.

Einfach war der Neuanfang trotzdem nicht. Man-che verloren die Geduld, doch Schiavon blieb bei der Stange. „Viele sehen nicht weiter als bis zur Tür-schwelle und wollen nichts Neues ausprobieren“, hat der 52-Jährige festgestellt. Bei Schiavon hingegen setzte CAPA den Pioniergeist frei. Nach und nach fügten sich die Dinge. Über die Kooperative gab es Kredit für den Bau einer kleinen Fabrik, in der die Fa-milie nun Marmeladen und Säfte herstellt. Die staat-liche Agrarforschungsbehörde Embrapa finanzierte Biotoiletten für die Düngerherstellung und eine Wie-deraufbereitungsanlage für Abwasser, das in trocke-nen Perioden zur Bewässerung dient.

Links Zamir Cardoso von CAPA berät Bauer Nilo Schiavon im Pfirsichgarten seines Hofs

Oben Nilos Kinder Luana und Romulo helfen ihren Eltern bei der Pfirsichernte

Ernährung Menschen und Projekte

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Die Städte gesund ernährenDamit wurde die Produktion auf dem knapp zehn Hektar großen Hof gesteigert – doch wohin mit dem vielen Obst und Gemüse? „Auf den Markt“, lächelt Schiavon, der seit 20 Jahren viermal die Woche mit-ten in der Nacht aufsteht, den Ford-Lkw Baujahr 1953 belädt und über hoppelige Feldwege in die nächstgelegenen Städte fährt, nach Pelotas und Canguçu. Ein Teil der Ernte wird auch über die Ko-operative verkauft, zum Beispiel an die Stadtverwal-tung und an die staatliche Universität, die mit Biole-bensmitteln aus kleinbäuerlicher Landwirtschaft die Schulspeisung und die Universitätskantine betrei-ben. 30 Prozent der Lebensmittel für die Schulspei-sung müssen laut Gesetz aus kleinbäuerlicher Land-wirtschaft stammen. Dieses Gesetz war Teil des heute weltweit kopierten „Null Hunger“-Programms der ersten Regierung unter Expräsident Luiz Inácio

„Lula“ da Silva – und ging auf die Initiative von

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CAPA und anderen zivilgesellschaftlichen Akteuren zurück. „Es schlug zwei Fliegen mit einer Klappe. Zum einen förderte es die lokale Landwirtschaft, zum anderen versorgte es die städtische Bevölke-rung mit gesunden Lebensmitteln“, sagt der Land-wirtschafts-Dezernent der Stadt Canguçu, Cleider da Cunha. Sowohl Canguçu als auch die Universität haben den Anteil von kleinbäuerlichen Produkten deutlich erhöht.

„Das ist unser Beitrag zur regionalen Entwick-lung“, sagt der Rektor der staatlichen Universität von Pelotas, Mauro Burkert del Pino. „Pelotas ist eine In-sel kleinbäuerlicher Landwirtschaft, umgeben von Soja – und Reismonokulturen der Agrokonzerne. De-nen geht es nur um kurzfristigen Profit, und dabei ist es egal, wenn langfristig Menschen vergiftet und die Natur zerstört werden“, meint der 52-Jährige.

„Die Kleinbauernfamilien können nur überleben, wenn es für ihre Produkte faire Preise und sichere

Links Nilo bei der Kohlernte auf seinem Feld Rechts Auf dem Hof der Familie Schiavon wird frischer Pfirsichsaft für den Markt hergestellt

Unten Luana Schiavon sortiert Feldblumen für den Verkauf auf dem Markt

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motiviert, sondern die Freiheit und das Bewusstsein, etwas Gutes zu tun für die Menschen und die Natur“, sagt er.

Junge Generation bringt neue IdeenGanz besonders freut ihn, dass es nun eine Zukunft gibt für seinen Hof. Vor einigen Monaten ist Tochter Luana, die als Lehrerin in der Stadt arbeitete, zu-rückgekehrt. „Früher wollte ich weg von zu Hause, aber jetzt habe ich gemerkt, dass es mir auf dem Land besser gefällt als in der Stadt und dass die Bio-landwirtschaft Zukunft hat“, sagt die 26-Jährige. Auch sie hat eigene Ideen, ganz wie der Vater. So flicht sie Kränze aus Pfirsichblüten, die auf dem Markt reißenden Absatz finden. Inzwischen denkt sie darüber nach, den Familienbetrieb um Ökotou-rismus zu erweitern.

Ernährung Menschen und Projekte

Jetzt habe ich gemerkt, dass es mir auf dem Land besser gefällt.

Brot für die Welt unterstützt Centro de Apoio ao Pe-queno Agricultor (CAPA) mit 70.000.- Euro über drei Jahre.

Was kostet wie viel?

Samenmischung für zwei Familien: 40,– Euro

Mtl. Benzinkosten für den Transport von Waren auf den Ökomarkt in Pelotas: 92,– Euro

Fortbildung für 30 Personen in Pelotas (inkl. Fahrt, Material und Verpflegung): 303,– Euro

Helfen Sie mit!

KurzinfoDie Organisation CAPA wurde 1978 im Schoß der Evangelischen Kirche lutherischen Bekenntnisses in Brasilien gegründet. Sie setzt sich für die kleinbäuerli-che Landwirtschaft und den ökologischen Landbau ein. CAPA ist in drei Bundesstaaten im Süden des Landes tätig. Mit ihren Fortbildungen erreicht die Organisation rund 17.000 Kleinbäuerinnen und –bauern. Von der er-folgreichen Lobbyarbeit der Organisation profitieren rund 430.000 Menschen, die durch Schulspeisungen und andere staatlich geförderte Programme mit gesun-den Lebensmitteln versorgt werden.

→ www.brot-fuer-die-welt.de/projekte/projektliste/brasilien-capa

Absatzmärkte gibt. Und die Verbraucherinnen und Verbraucher brauchen die Kleinbauernfamilien, um gesunde und giftfreie Lebensmittel zu bekommen. Um das zu garantieren, muss der Staat eingreifen.“ Dass solche Gedankengänge Eingang in die Politik gefunden haben, zeigt, dass CAPA in den 30 Jahren seines Bestehens viel erreicht hat. In Rio Grande do Sul zeugen unzählige Märkte und Läden mit giftfrei-em Gemüse aus bodenschonender Landwirtschaft davon. Nirgendwo in Brasilien ist es einfacher, sich gesund zu ernähren.

Den Rest seiner Ernte verkauft Schiavon selbst auf dem Markt. „Ich liebe den Kontakt zu den Kun-den. Viele sind inzwischen meine Freunde geworden“, erzählt er, und seine blauen Augen beginnen zu leuch-ten. Besonders in der Kreisstadt Pelotas läuft es sams-tags wie geschmiert. Heute hilft sogar Sohn Robinson aus, der in Pelotas lebt und als Mechaniker arbeitet. Die Stadtverwaltung hat der Kooperative einen Platz etwas außerhalb des Stadtzentrums zugewiesen.

Was anfangs ein Handicap schien, hat sich inzwi-schen als Vorteil erwiesen. Die Kundschaft ist aufge-klärt und bereit, für ihre Produkte etwas mehr zu bezahlen. Viel teurer als herkömmliche Ware im Su-permarkt ist es aber auf dem Ökomarkt nicht; die Differenz liegt je nach Produkt bei 10 bis 20 Prozent. Ein Kilogramm Pfirsiche kostet drei Reais (umge-rechnet 70 Eurocent). „Wir können nicht zu teuer sein, denn dann verkaufen wir nicht genug“, hat Schiavon festgestellt. Und letztlich bleibt trotz des großen Arbeitsaufwands genug übrig. „Früher ver-diente ich vielleicht 30.000 Reais im Jahr. Jetzt habe ich 2.000 Reais pro Woche und spare beim Dünger und den Spritzmitteln“, sagt er. Nach drei Stunden sind von seinen 18 Pfirsichkisten nur noch drei übrig.

„Na, da komme ich ja gerade noch rechtzeitig“, stellt der 80-jährige Francisco Goebel fest. Er ist Stammkunde und heute allein auf dem Markt, weil seine Frau krank ist. „Umso wichtiger sind gesunde Lebensmittel“, zwinkert der rüstige alte Herr und lädt Schiavon gleich zu seiner Geburtstagsfeier ein. Dafür wird der Kleinbauer wahrscheinlich keine Zeit haben, aber trotzdem freut ihn die Einladung. „Es ist nicht nur der bessere Verdienst, der mich

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Engagiert für eine Welt

 Auch in diesem Jahr hat die Evangelische Jugend im Kirchen-kreis Friesland-Wilhelmshaven wieder ihren Hoffnungslauf zuguns-ten von Brot für die Welt veranstaltet. Die Teilnehmerinnen und

Teilnehmer suchen dafür Patinnen und Paten und erbitten einen Beitrag. Der Erlös kommt in diesem Jahr dem Projekt „Gut und günstig“ in Panama zugute. Für die arme Landbevölkerung sind gesunde Le-

bensmittel kaum zu bezahlen. Doch wer nur ein Stückchen fruchtba-res Land besitzt, kann sich selbst damit versorgen. Die Organisation PRODESO vermittelt die nötigen Kenntnisse. Um diese Partnerorga-nisation des evangelischen Hilfswerks zu unterstützen, haben sich wieder mehrere hundert junge Leute in allen drei Bezirken des Kir-chenkreises auf den Weg gemacht. Der Erlös lag wie im vergangenen Jahr bei rund 11.000 Euro.

Text RaineR Lang Foto Lucas scheeL

Hoffnungslauf Danke

Ihre Nachrichten, Fragen, mitfühlenden Gedanken an Menschen in Not und

Bitten rund um Ihre Spen-den erreichen uns täglich.

Wir danken Ihnen von Herzen: Für Ihre Rückmel-dungen. Für Ihre Geduld, wenn in Stoßzeiten eine

Antwort etwas dauert. Und für den vertrauensvollen, bereichernden Kontakt.

Ihr Team Spenderservice

 Weltweit sind Lebens- und Kulturraum von illegaler Abhol-zung, Goldsuchern und einer Ausweitung der Monokultur- Plantagen wie Palmöl bedroht. Besonders in Indonesien ist in

Wälder durch Abholzung bedroht

den vergangenen Jahr-zehnten der Regenwald in erschreckendem Ausmaß vernichtet worden.

Anlässlich der Eröff-nung der Aktion 2016/2017 von Brot für die Welt am 1. Advent 2016 präsentiert das Haus der Begegnung in Ulm eine Ausstellung

über ein Wiederaufforstungsprojekt in Indonesien.

Das „Borneo Institute“, der Partner von Brot für die Welt, be-treut dort das „One million tree“-Projekt von Fairventures, in dessen

Rahmen nicht nur Bäume ge-pflanzt, sondern auch noch erhal-tene Regenwaldgebiete geschützt werden. So können sich die Men-schen vor Ort wieder eine Exis-tenz aufbauen.

Das Evangelische Dekanat Ulm unterstützt dieses Projekt. Das Haus der Begegnung zeigt die Ausstellung in Kooperation mit Brot für die Welt, Fairventures, dem Weltladen Ulm und dem Ul-mer Netz für eine andere Welt.

Text RaineR Lang

Foto chRistoF kRackhaRdt

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 Im Rahmen des feierlichen Sächsischen Hand-werkergottesdienstes haben die Evangelische Kirche in Deutschland (EKD) und der Zentralverband des Deutschen Bäckerhandwerks in Auerbach (Vogt-land) den diesjährigen Aktionszeitraum der Kampa-gne „5000 Brote – Konfis backen Brot für die Welt“ eingeläutet. Martina Hübner, Vorstand des Landes-innungsverbands für das sächsische Bäckerhandwek und Geschäftsführerin der Annaberger Backwaren, Axel Braßler, Geschäftsführer des evangelischen Verbandes Kirche Wirtschaft Arbeitswelt (KWA) und Dieter Pool, Leiter der Öffentlichkeitsarbeit bei Brot für die Welt, gaben gemeinsam mit Konfirmanden und Bäckern den symbolischen Startschuss für die heiße Phase zwischen Erntedank und 1. Advent.

„Es ist schön zu sehen, dass wir mit der Aktion die Jugendlichen aus den verschiedensten Schulfor-men erreichen und sie für das Bäckerhandwerk be-geistern können“, betonte Martina Hübner. „Gleich-zeitig unterstützen wir damit Bildungsprojekte

weltweit – eine gelungene Mischung aus Lernen und ehrenamtlichen Engagement“, fügte sie hinzu. Im letzten Aktionszeitraum haben 18.000 Konfis aus über 900 Gemeinden gemeinsam 70.000 Brote gebacken und so mehr als 300.000 Euro als Erlös erzielt, der an Ausbildungsprojekte von Brot für die Welt ging.

Text Renate VackeR

Foto RietscheL

 Zahlreiche Menschen in ganz Deutschland begleitet er durch das Jahr: der Fotowand-kalender. Für das Jahr 2017 sind Motive ausgewählt wor-den, die wieder in aller Ein-drücklichkeit das Leben von Menschen in anderen Ländern und auf anderen Kontinenten widerspiegeln. Zu jedem Foto gibt es auch die entsprechen-den Hintergrundinformationen

brot-fuer-die-welt.de) erhältlich für 11.90 Euro (inkl. 19% MwSt. zzgl. Versand).

Text RaineR Lang

Ein Begleiter durch das ganze Jahr

auf der Rückseite der Kalen-derblätter. Hier wird über die Länder ausführlich informiert.

Die farbenprächtigen Fo-tos aus dem Alltag von Men-schen in der ganzen Welt vermitteln Monat für Monat Lebensfreude. Dies ist ein ein-zigartiger Wandschmuck und ein schönes Geschenk! → Der Kalender ist im Shop bei Brot für die Welt (www.

Konfis backen: Start für die heiße Phase

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Ihre SpendeIhre Spende

Gesang ist Nächstenliebe.Denken Sie an die schönste Erfahrung, die Sie mit Ihrem Glauben verbinden. Vielleicht erinnern Sie sich an einen Moment des festen Zusammenhalts in Ihrer Gemeinde. Oder Sie denken an eine Situation, in der Ihnen die Liebe Gottes die Kraft gegeben hat, auch schweren Zeiten mit Vertrauen und Hoffnung entgegenzutreten.

Die meisten Menschen fühlen ihren starken Glauben in einem Ritual, das einfacher und schöner nicht sein könnte. Denn mit der ersten Note des Kirchenchors beginnt ein magischer Moment, den jeder spüren kann. Reformation heute. Mit der 500 Chöre Challenge ehren wir die Reforma-tionsgeschichte nicht nur, sondern schreiben sie aktiv weiter – denn hier kommen Wort und Tat zusammen.

Musik tut gut – und mit Ihrer Hilfe Gutes!Zum Reformationsjubiläum rufen Brot für die Welt und die Aktion „Gospel für eine gerechtere Welt“ zur 500 Chöre Challenge auf: 500 Chöre singen um 250.000 € für fünf Projekte. Bitte helfen Sie mit Ihrer Spende!

Text steFanie kadeLBach Foto kiRsten schwanke-adiang

Mobilisiert werden 500 Chöre, die ihre Interpretation von Martin Luthers „Ein feste Burg ist unser Gott“ in einem Video aufzeichnen und für die ganze Welt er-lebbar auf eine Online-Plattform laden. So sollen 500 einzigartige Perspektiven auf die Reformation entste-hen, die dank des zeitgenössischen Formats Men-schen jeden Glaubens und jeden Alters inspirieren. Schaffen wir die Challenge?Doch damit aus Worten auch Taten werden können, benötigen wir Ihre Hilfe! Weil wir den Reformations-gedanken in fünf ausgewählten Projekten wirksam machen wollen, suchen wir 5.000 Menschen, die 50 € pro Chor-Video spenden.

Unsere 5 Projekte.Sind Sie dabei? Gemeinsam können wir Kleinbauern-familien in Indien mit ökologischer Landwirtschaft aus der Abhängigkeit großer Agrarkonzerne befreien.

Gemeinsam können wir uns in Äthiopien mit der Mekane-Yesus-Kirche für einen stärkeren Zusam-menhalt von Flüchtlingen und auf-nehmenden Gemeinden einsetzen. Gemeinsam können wir in Kin-shasa engagierte Einwohner in Problembezirken zu Friedensstif-tern ausbilden. Gemeinsam kön-nen wir uns in Bangladesch gegen die Kinderarbeit wehren. Gemein-sam können wir für ein besseres Leben der Müllsammlerinnen in Brasilien sorgen. Denn all diese Projekte können durch Ihre Spen-de und die 500 Chöre Challenge möglich gemacht werden.

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Ihre Spende

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Haben Sie noch Fragen?→ Ihre Ansprechpartnerin: Stefanie Kadelbach Telefon: 030 65211 1181E-Mail: [email protected]

Chöre filmen ihre Interpretation von „Eine feste Burg ist unser Gott“ und laden ihr Video auf

die Online-Plattform.

Sie unterstützen die Challenge und damit 5 ausgewählte Projekte

mit Ihrer Spende.

Schon mit 50 € Spende pro Chor-Video können wir die Welt ein kleines Stückchen besser machen.

Spenden: Brot für die WeltIBAN: DE10 1006 1006 0500 5005 00Bank für Kirche und DiakonieStichwort: „500 Choere Challenge“Online-Spende: www.brot-fuer-die-welt.de/500-choere

Mitmachen als Chor: www.reformaction2017.de/500choere

So funktioniert s:

So machen Sie mit:

Mehr als nur ein Jubiläumsjahr! Nutzen wir diesen Anlass, um die ganze Welt mit der Freiheit des Christen tums zu inspirieren – und sorgen in der Tradition des Refor-mationsgedankens dafür, dass alle Menschen ihre Fähigkeiten voll entfalten können.

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Frohe neue Jahre stiften

Der Jahreswech-sel ist für viele

Menschen die Zeit für neue Pläne. Überlegen Sie, Stifterin oder Stifter zu werden? Wir be-raten Sie gern. Die Erträge aus dem Stiftungskapital helfen langfristig. Zustiftungen sind in jeder Höhe möglich. → Weitere Informationen unter: www.brot-fuer-die-welt.de/stiftung

Brot statt Böller

Allein in Deutsch-land werden zu Silvester mehr als

100 Millionen Euro für Feuer-werk ausgegeben. Wenn Sie auf Raketen und Knallfrösche ver-zichten und stattdessen das neue Jahr mit einem Geschenk an Menschen in Not beginnen möchten, dann spenden Sie mit dem Stichwort „Brot statt Böller“.

Beitrag erhöhen – ganz einfach

Regelmäßige Spenden ermöglichen es uns zu planen und dort zu helfen, wo die Not am größten ist. Wenn Sie sich eine Beitragserhöhung vorstellen können, rufen Sie uns einfach an. → Telefon: 030 65211 4711

Drei Möglichkeiten, die Arbeit von Brot für die Welt zu unterstützen:

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Menschen und Projekte Gerechtigkeit

Wege aus der Armut findenVertreter der Partnerorganisation CEOSS haben auf die schwierige Situation in Ägypten hingewiesen. Sie setzen sich für Wege aus der Armut ein.

Text RaineR Lang Fotos andReas schoeLzeL

Zu Gast bei Brot für die Welt in Berlin war das sie-benköpfige Leitungsteam von CEOSS mit Dr. And-rea Zaki an der Spitze. Der Direktor des sozialen Hilfswerks der koptischen Kirche (Coptic Evangeli-cal Organisation for Social Services)ist auch Kir-chenpräsident der koptisch-evangelischen Kirche und Generalsekretär des ägyptischen Kirchenrates.

Die Delegation präsentierte die sozialen Aktivitä-ten von CEOSS. Dazu zählen Hilfen für Bauern, Bil-dungsprogramme, die Einrichtung von Gesundheits-stationen, friedliche Konfliktlösung, Inklusion von Behinderten und der Kampf gegen die Beschneidung von Frauen. CEOSS erreicht rund zwei Millionen Menschen. In den vergangenen drei Jahren wurden zum Beispiel rund 120.000 Klein- bäuerinnen und -bauern gefördert und 200.000 Kleinkredite vergeben.

Professorin Dr. Claudia War-ning, Vorstand für internationale Programme und Inlands-

Links Claudia Warning begrüßt Direktor Zaki Rechts oben Wafaa William

förderung bei Brot für die Welt, betonte, dass es bei dem Besuch nicht nur darum ging, „die Freund-schaft zu stärken, sondern vor allem um die Ent-wicklung von Perspektiven“. Für die Arbeit von Brot für die Welt in Ägypten ist CEOSS von zentraler Be-deutung. Das koptische Hilfswerk nimmt auch eine bedeutende Stellung im interkulturellen und interre-ligiösen Dialog ein.

Zaki betonte, dass sich CEOSS für die demokra-tische Entwicklung und die Menschenrechte einset-ze. Das ist nicht einfach in einem Land, das laut Za-ki „einen Prozess der Veränderung durchläuft“. Er betonte: „Wir wollen eine bessere Zukunft, aber es scheint, dass wir dafür Hilfe brauchen“.

Seit fast 25 Jahren ist Wafaa William für die Ver-gabe von Kleinkrediten zuständig. Die ausgebildete Ingenieurin ist seit 33 Jahren als Managerin für CEOSS tätig. Sie ist stolz darauf, dass ihr Mik-rokreditprogramm 2009 unter die 100 besten weltweit gewählt worden war. Die Rückzahlungsrate liegt nach ihren Angaben bei 99,8 Prozent. Das liege daran, dass CEOSS im Unterschied zu anderen Organisationen in Ägypten umfangreiches Training anbietet, zu dem Management und Marketing zählen.

Die Herausforderung sei, die ökono-mische Krise zu überwinden, so William. Die Ein-kommen der Familien müsse besser werden, damit die Kinder in die Schule gehen können, betont sie. Rund 60.000 Familien profitieren von der Hilfe von CEOSS. Auch der Bildungs- und Gesundheitssektor müsse verbessert werden.

→ Mehr unter info.brot-fuer-die-welt.de/blog/aegypten-spannungsfeld

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Bewahrung der Schöpfung Menschen und Projekte

Die Klima-Allianz Deutschland fordert Bundeskanz-lerin Angela Merkel dazu auf, den Klimaschutzplan 2050 deutlich nachzubessern. Bei der Übergabe eines Klima-Manifests mit Forderungen und Handlungs-empfehlungen zur Bundestagswahl an Vertreterin-nen und Vertreter der Parteien vor dem Reichstag in Berlin betonte das Bündnis die Bedeutung eines wirksamen Klimaschutzplans. Dieser werde nicht nur zum Erreichen der Klimaziele Deutschlands be-nötigt, sondern solle auch wichtiges Signal an Ent-wicklungs- und Schwellenländer sein.

Nach der Ratifizierung des Pariser Klima-Ab-kommens durch China und die USA müsse nun auch Deutschland zeigen, dass es die Ergebnisse von Paris ernst nimmt. Deutschland müsse seine internationalen Klimaschutzverpflichtungen natio-nal umsetzen und dafür einen effektiven Klima-schutzplan 2050 verabschieden. Um die global ver-bindlichen Klimaschutzziele einzuhalten, seien weitreichende Veränderungen in der Energieversor-gung, wie die Abkehr von der Kohle, im Verkehr und in der Landwirtschaft erforderlich.

Internationale VerantwortungRegine Günther, Generaldirektorin Politik und Kli-ma vom WWF Deutschland und eine Sprecherin der Klima-Allianz Deutschland sagte: „Der Entwurf des Klimaschutzplans 2050 reflektiert bei weitem nicht das dringend notwendige Ambitionsniveau im Kli-maschutz. Die Klimaziele sind unverbindlich, teil-weise schwach und sie werden mit den beschriebe-nen Maßnahmen nicht erreicht werden können. Das letzte große klimapolitische Vorhaben dieser Bun-desregierung droht zur Makulatur zu werden.“

Im Anschluss an die Übergabe des Klima-Manifests wurden Positionen und Forderungen bei einem kli-mafreundlichen Wahlbankett vor dem Reichstags-gebäude mit Parteivertretern diskutiert.

„Mit Gewerkschaften, Kirchen, Umwelt- und Entwicklungsverbänden steht ein großer Teil der Gesellschaft hinter den Forderungen zur Bundes-tagswahl und einem ambitionierten Klimaschutz. Wir erwarten von der neuen Bundesregierung eine zukunftsorientierte Klimaschutzpolitik, die nie-manden zurücklässt und ihrer internationalen Ver-antwortung gerecht wird“, sagte Dr. Christiane Averbeck, Geschäftsführerin der Klima-Allianz Deutschland.

→ Mehr Informationen finden Sie im unter www.die-klima-allianz.de/wp-content/uploads/KA_Forderungspapier-BTW-2017.pdf

Gemeinsames Klima- Manifest vorgelegt Der von der Bundesregierung ausgearbeitete Klimaschutzplan 2050 stößt auf ent- schiedene Kritik. Brot für die Welt fordert mit mehr als 100 weiteren Organisatio-nen unter dem Dach der Klima-Allianz eine glaubwürdige Klimapolitik.

Text Renate VackeR Foto JöRg FaRys

Beim Wahlbankett vor dem Reichstag

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22 weltnah 04 | 2016

Impressumweltnah Das Magazin für Spenderinnen und Spender, Ausgabe 04|2016 Herausge-ber Brot für die Welt, Caroline-Michaelis-Straße 1, 10115 Berlin, Tel 030 65211 1189, [email protected], www.brot-fuer-die-welt.de Redaktion Rainer Lang, Gabriele Diethers, Thomas Sandner (verantw.), Kirsten Schwanke-Adiang Fo-tos Jörg Böthling (Einleger), Christoph Püschner (Titel, S. 3), Florian Kopp (S.3), Hermann Bredehorst (S.19, 22) Gestaltung Factor Design AG, Hamburg Layout SANSHINE Communications GmbH, Stuttgart Druck Deile GmbH, Tübingen, gedruckt auf Recycling-Papier aus 100 % Altpapier Erscheinungsweise vier Mal jährlich, Auflage 14.500 Preis 2,50 EUR Artikelnummer 119 200 640. Für Spende-rinnen und Spender ist „weltnah“ kostenlos. Spendenkonto bei der Bank für Kir-che und Diakonie, IBAN: DE 10 1006 1006 0500 5005 00, BIC: GENODED1KDB

Nachhaltig leben

Zum Kennenlernen

Ihre Meinung ist uns wichtig.

Wir freuen uns auf Ihre Leserbriefe!

Brot für die Welt, Redaktion weltnah Caroline-Michaelis-Straße 1, 10115 Berlin

oder per E-Mail: [email protected]

Das Brot für die Welt-

Q wie QualitätssicherungZur Sicherstellung von Qualität und Lernen hat Brot für die Welt eine Vielfalt von Instrumenten entwickelt. Dazu gehört auch ein am Projektzyk-lus orientiertes Qualitätssicherungssystem. Am Anfang jeder Zusammenarbeit steht der Dialog. Die von Brot für die Welt geförderten Projekte wer-den von kirchlichen und nicht kirchlichen – oft langjährigen – Partnerorganisationen durchge-führt. Die Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter die-ser Organisationen kennen die Gegebenheiten und die Menschen vor Ort und deren Schwierig-keiten und Bedürfnisse.

Im Austausch mit den Betroffenen definieren sie gemeinsam bestehende Probleme und entwi-ckeln Projektideen mit dem Ziel, die Situation vor Ort mittel- oder langfristig zu verbessern. Dann geht es über einen Projektantrag und die Antrags-prüfung bis zur Projektbewilligung. Für die kor-rekte Verwendung der Mittel ist die Partnerorgani-sation verantwortlich. Dokumentiert wird diese in halbjährlich oder bei geringen Fördersummen jährlich vorzulegenden Finanz- und Projektfort-schrittsberichten. Die Finanzberichte werden von anerkannten Wirtschaftsprüfern vor Ort nach in-ternationalen Standards geprüft. Die Projektbear-beitenden von Brot für die Welt besuchen die Part-nerorganisationen in regelmäßigen Abständen. Auch von externen Gutachtern werden Projekte immer wieder evaluiert. Pro Jahr werden in unge-fähr 160 Projekten Evaluationen durchgeführt.

→ www.brot-fuer-die-welt.de

Johannes Küstner

Liebevoll schenkenDie Weihnachtszeit ist Geschenkezeit. Das Fest der Liebe ist ein schöner Anlass, um bewusst Geschenke auszuwählen, die Freude und Sinn machen. Am um-weltfreundlichsten ist meist wohl das postmaterielle Geschenk: ein Buch vorlesen oder einen Kochkurs

schenken. Wenn Sie tiefer in die Tasche greifen wollen, können Sie mit einem Biokisten-Abo das ganze Jahr über Freude mit regionalen Lebensmitteln machen. Sie können die Freude auch mit Vielen teilen, indem Sie im Namen des Be-schenkten an Brot für die Welt spenden. Verpackt mit einer Gruß-karte und einer fairen Leckerei oder selbstgebackenen Plätzchen –

fertig ist das Brot für die Welt-Weihnachtsgeschenk.Doch manchmal wollen wir eben auch Dinge ver-

schenken. Wie wäre es mit einem Buch aus dem Buch-laden vor Ort? Oder einem Produkt aus Recycling-Ma-terial. Bei Dingen ist am wichtigsten, dass sie schön, hochwertig und langlebig sind. Dann machen sie be-sonders lange Freude. Im Onlineshop von Brot für die Welt gibt es zum Beispiel einen robusten, geflochtenen Wäschekorb aus Bangladesch – natürlich fair gehan-delt. So etwas kann ein Geschenk fürs Leben sein.

Johannes Küstner ist Bildungsreferent bei Brot für die Welt.

Tipps für einen zukunftsfähigen Lebensstil

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04 | 2016 weltnah 23

Blick in die Welt

Das Foto auf dieser Seite lässt die Herzen höher schlagen. Wir können die Freude und Unbekümmert-heit der Kinder auf der Hängebrücke förmlich spüren, während sie von ihrer Mutter zur Schule begleitet werden. Die Szene hat der Fotograf in Nepal einge-fangen. In dem Land leiden die Menschen noch un-ter den Folgen des Erdbebens vom 25. April 2015.

Mit am schwersten getroffen wurde der Gorkha District, wo das Bild entstand. Brot für die Welt und ihre Schwesterorganisation Diakonie Katastrophen-

hilfe unterstützen mit Partnern vor Ort die vom Erd-beben betroffenen Menschen beim Wiederaufbau.

Dazu gehören auch die Schulen und die Brücken auf dem Weg dorthin. Und da ist es besonders schön zu sehen, wenn die Kinder wieder unbeschwert zur Schule gehen können und auch ihr Lachen wie-dergewonnen haben.

Text RaineR Lang

Foto pauL JeFFRey

Mit Freude auf dem Weg zur Schule

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Ihr Testamentfür eine gerechtere Welt.Würden Sie gern mit Ihrem Erbe vielen Menschen eine gerechtere Zukunft ermöglichen? Dann bedenken Sie Brot für die Welt in Ihrem Testament.

Haben Sie Fragen zur Testamentsgestaltung? Wir beantworten sie gern und schicken Ihnen unseren Ratgeber zur Testamentsgestaltung zu. Ihr Testament hilft.

Ihre persönliche Ansprechpartnerin:Christiane Mitsch | Telefon 030 65211 [email protected]

Gemeinsam verändern wir die Welt!

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