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Werbung - die medienanstalten · zum guten Ton, Klickfelder auf Youtube werbetaktisch einzubinden. Wo früher noch Botschaften wie „Nur diese Woche“ den Konsumenten zum Kauf ermutigen

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Konvergente Werbeformen stehen im Mittelpunkt des Programmberichts 2015. Neue Wettbewerber, interaktive Formate und zusätzliche Verbreitungswege führen zu neuer Vielfalt im Werbebereich. Die Programmanalyse der acht reichweitenstärksten Fernseh-vollprogramme, deren zentrale Befunde vorgestellt werden, behandelt das Thema Wer-bung mit Blick auf die Einbettung in das redaktionelle Gesamtangebot. Im Kapitel „Streit-punkte – Standpunkte“ stellen Produzenten, Vermarkter und Vertreter von Multi- Channel-Networks ihre Sicht der Dinge dar. Welche Auswirkungen etwa haben maßkonfektionierte und unmittelbar ins Programm integrierte Vermarktungsformen auf Medieninhalte und ihre Produktion? Wie funktioniert Produktplatzierung in Videoportalen? Welche Werbe-botschaften erreichen die Generation Youtube? Und schließlich: Wie kann sich moderne Regulierungspraxis auf die neuen Entwicklungen einstellen? Fragen wie diese werden an-regend diskutiert und sollen zur Debatte einladen.

ISBN 978-3-89158-624-2 15,– EURO (D)

ProgrammberichtFernsehen in Deutschland

152016-04-18 Umschlag Programmbericht 160x235 DMA CC.indd 1,3 18.04.16 12:01

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Programmbericht 2015

Fernsehen in DeutschlandProgrammforschung und Programmdiskurs

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ImpressumBibliografische Information der Deutschen NationalbibliothekDie Deutsche Nationalbibliothek verzeichnet diese Publikation in der Deutschen Nationalbibliografie; detaillierte bibliografische Daten sind im Internet über http://dnb.d-nb.de abrufbar.

Herausgeberdie medienanstalten – ALM GbRFriedrichstraße 6010117 BerlinTel.: +49 30 206 46 90 0Fax.: +49 30 206 46 90 99E-Mail: [email protected]: www.die-medienanstalten.de

VerantwortlichSiegfried Schneider, Vorsitzender der Direktorenkonferenz der Landesmedienanstalten (DLM)Cornelia Holsten, Koordinatorin des Fachausschusses Regulierung der Medienanstalten

RedaktionDr. Dörte Hein, ALM GbR

RedaktionsbeiratSaskia Albert-Hauck (SLM), Simone Bielfeld (MA HSH), Walter Demski (MSA), Axel Dürr (LFK), Angelika Heyen (TLM), Hanna Jo vom Hofe (LfM), Dr. Joachim Kind (LMK), Sven Petersen (brema), Kerstin Prange (BLM), Susanne Rieger (MMV), Werner Röhrig (LMS), Dorothee Schnatmeyer (mabb), Annette Schriefers (LPR Hessen), Uta Spies (NLM)

Copyright © 2016 bydie medienanstalten – ALM GbR

VerlagVISTAS VerlagJudith Zimmermann und Thomas Köhler GbRLößniger Straße 60b04275 LeipzigTel.: +49 341 24 87 20 10E-Mail: [email protected]: www.vistas.de

Alle Rechte vorbehaltenISSN 1862-2038ISBN 978-3-89158-624-2

Bildkonzept und Gestaltung Umschlag, ZwischentitelRosendahl Berlin

Lektorat Dr. Petra Rentrop-Koch, Berlin

SatzSchriftsetzerei – Karsten Lange, Berlin

DruckBosch-Druck, Landshut

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Inhalt

Einführung

Meister Proper reloaded. Die Werbung verändert sich. Oder? 13Cornelia Holsten

Programmforschung

Kontinuierliche Programmforschung der Medienanstalten

Deutsche Fernsehvollprogramme 2015 21

Fernsehen 2015  – aktuelle Programmentwicklungen 23Joachim Trebbe und Anne Beier

Werbung in den privaten Fernsehvollprogrammen 56Torsten Maurer

Internetfernsehen 2015. Die Programmangebote in den Mediatheken der Fernsehvollprogramme 77Matthias Wagner und Joachim Trebbe

Einzelstudien

Nachrichtennutzung im Wandel. Technische Zugänge, inhaltliche Interessen und Nutzungsformen im internationalen Vergleich 105Sascha Hölig und Uwe Hasebrink

Die Regionalfenster im Programm von RTL und Sat.1 im Jahr 2015. Ergebnisse der kontinuierlichen Programmanalyse 127Helmut Volpers und Uli Bernhard

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Programmdiskurs

Streitpunkte – Standpunkte

Konvergente Werbung. Akteure, Strategien, Konsequenzen

Werbung in Zeiten der Konvergenz 145Matthias Dang

Neue Wege 148Kai Wiesinger

Die Zukunft des Fernsehens 152Spartacus J. Olsson

„Das ist schon perfide.“  – Zur Wirksamkeit von Product-Placement bei Youtube und zum großen Verführungspotenzial dieser Werbeform 158Holger Geißler im Gespräch mit Juliane Paperlein

Qualität im privaten Rundfunk

Barrierefreiheit im privaten Fernsehen. Wo stehen wir? 165Cornelia Holsten und Dörte Hein

Dokumentation

Die ALM-Studie

Konzeption, Methode und Basisdaten der ALM-Studie 2014/2015 175Joachim Trebbe  und Matthias Wagner

Autorenverzeichnis 229

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Liebe Leserin, lieber Leser,

mit dem aktuellen Programmbericht greifen wir ein Thema auf, mit dem wir alle  –  bewusst oder unbewusst  – täglich zu tun haben. Es geht um Werbung. Genauer gesagt: Um die neuen Wege, die neuen Gewänder, die neuen Formen der Werbung. In Zeiten der Konvergenz verändert auch sie sich: Am Markt tummeln sich neue Wettbewerber, interaktive Formate werden entwickelt, zusätzliche Verbreitungswege und Plattformen für Werbezwecke erschlossen. Crossmediale Kampagnen sind keine Seltenheit mehr und technische Innova-tionen eröffnen neue Marketingwege. Welche Auswirkungen haben maßkonfek-tionierte und unmittelbar ins Programm integrierte Werbe- und Vermarktungs-formen auf Medieninhalte und ihre Produktion? Welche Rolle spielen Youtuber als Werbeträger und welche Botschaften erreichen ihre Zielgruppe? Wie kann sich moderne Regulierungspraxis auf diese Entwicklung einstellen, und wie geht der Nutzer damit um?

Um eben solche Fragen geht es den Autoren im diesjährigen Programmbericht. Aus Produzentensicht etwa erfahren wir, wie Content-Marketing die Produktion fiktionaler Unterhaltungsangebote befördern kann. Und welche Form der Regu-lierung sich die Vermarkter wünschen, kann man ebenso nachlesen. Product-Placement bei Youtube, die drei Säulen des TV-Konsums und die Frage, wie es überhaupt um unsere Werbekompetenz bestellt ist: Der Programmdiskurs rund um das Thema konvergente Werbung versammelt anschauliche Thesen und anregende Statements und soll zur Debatte einladen.

Siegfried Schneider

Vorsitzender der Direktorenkonferenz der Landesmedienanstalten

Cornelia Holsten

Koordinatorin des Fach- ausschusses Regulierung der Medienanstalten

Vorwort

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Mit Fokus auf die Einbettung in das redaktionelle Gesamtangebot hat sich auch die Programmanalyse der acht reichweitenstärksten Fernsehvollprogramme mit Werbung befasst: Welche Strategien verfolgen die Anbieter bei Spotwerbung, Teleshopping und Sponsoring? In welchem Umfang, in welchem programmlichen Umfeld und zu welchen Tageszeiten wird Werbung ausgestrahlt? Ein weiterer Beitrag aus der kontinuierlichen Fernsehprogrammforschung der Medienanstalten gibt einen aktuellen Überblick über die Programmstrukturen, Sendungsformate und Thematisierungsleistungen der Fernsehprogramme. Der dritte Beitrag der Forschungsgruppe zeigt, in welchem Umfang und in welcher Form die Angebote der Fernsehprogramme online –  also in den sendereigenen Mediatheken  – ver-fügbar sind und ob man dort von vergleichbaren Angebotsstrukturen wie im linearen Fernsehen ausgehen kann.

Auf internationaler Ebene machen mittlerweile Online-Medien dem Fernsehen die Führungsrolle in der Nachrichtennutzung streitig. Der Blick auf die „Nachrichten-nutzung im Wandel“ zeigt neben technischen Zugangswegen auch inhaltliche Interessen und Nutzungsformen  – international vergleichende Nutzungsdaten aus der „Reuters-Studie“ sind dafür die Basis. Einen Überblick über die regionale Berichterstattung von RTL und Sat.1 gibt wie in jedem Jahr der Beitrag mit Ergeb-nissen der Regionalfensteranalyse der Medienanstalten. Um mediale Teilhabe-möglichkeiten schließlich geht es, wenn wir Ihnen die Ergebnisse des dritten Monitorings zu barrierefreien Angeboten bei den beiden reichweitenstärksten privaten Sendergruppen vorstellen. Und abschließend können wir –  zumindest beim Thema Barrierefreiheit  – auch schon ankündigen, was dieses Jahr noch bringen wird.

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Einführung

2016-04-06 Kapitelseiten Programmbericht 2015 DMA CC.indd 1 06.04.16 16:23

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EinführungMeister Proper reloaded

Meister Proper reloaded

Die Werbung verändert sich. Oder? 1

Cornelia Holsten

Ich mag Werbung. Ehrlich! Damals, in den Achtzigern, als die Mode so schrecklich und die Musik so klasse war, war ich schon ein begeisterter Fan der „Cannes-Rolle“. Wie habe ich es geliebt, so viele gute Werbefilme auf einer Kinoleinwand zu sehen – und „in Sachen Werbung“ einen Blick über den deutschen Tellerrand zu werfen. Herrlich!

Heute frage ich mich manchmal, was wohl aus ihr geworden ist. Und damit meine ich nicht nur die „Cannes-Rolle“. Ich habe nachgeschaut: Es gibt sie immer noch, die „Oscars“ für die besten Werbefilme. Aber ich habe noch nie in einem der vielen Medien-Newsletter, die täglich in meinem Postfach landen, etwas darüber gelesen. Habe ich die falschen Newsletter abonniert oder ist die „Cannes-Rolle“ in der Versenkung der Nebensächlichkeit verschwunden? Und woran liegt das? Weil es mittlerweile ganz andere Marketing-Awards gibt? Weil Ausschnitte der „Cannes-Rolle“ bei Super RTL unter dem (Entschuldigung!) abtörnenden Titel „Witzig, spritzig: Die besten Werbeknaller der Welt“ gelaufen sind und sich auf diese Art „versendet“ haben? Oder weil sich die Werbung verändert hat?

Wie war das noch damals? Ich erinnere mich an Klementine, die so wunderbar gar nicht Size Zero war. Mit der „reinweißen“ Schürze verkörperte sie diese Werbefigur 16  Jahre lang. Unvergessen ist auch die Mutter, die wahlweise ihrem Kind oder ihrem Partner die Haare einschäumte mit den Worten „Seit wir Schauma Shampoo nehmen, fühlt sich dein Haar viel kräftiger an“. Jeder kennt noch die enttäuschte Miene der Gastgeberin beim „Halbe-Tassen-Effekt“. Und gibt es eigentlich noch irgendwo den Lenor-Teddy, der in das kuschelige Handtuch fällt? Ist wirklich Meister Proper der Einzige, der uns seit fast 50 Jahren durchgehend begleitet? Ohne dabei nennenswert zu altern, versteht sich. Eine ganz und gar nicht repräsentative Umfrage im Bekanntenkreis vermittelte mir den Eindruck, als würden sich alle an die gleichen „Werbebilder“ erinnern. Ist das jetzt alles Geschichte?

1 Ich danke Sören Holsten, meinem ganz persönlichen Trendforscher, für seine Inspiration beim Schreiben dieses Beitrags.

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EinführungMeister Proper reloaded

Das HB-Männchen ist aus rechtlichen Gründen von der Bildfläche verschwunden (allerdings auch von den Plakatwänden). Da hat sich der im wahrsten Sinne des Wortes gesunde Menschenverstand tatsächlich durchgesetzt und zu aus meiner Sicht sinnvollen Rechtsvorschriften geführt. Aber ungeachtet dessen ist Werbung für die meisten Produkte des täglichen Bedarfs nach wie vor erlaubt. Und was ist aus dieser Werbung geworden?

Alles neu?Welche Ohrwürmer bringt die Werbung heute hervor? Woran erinnert sich die junge Generation, wenn sie an Werbung denkt? Sicher an die berühmt gewordenen Musik-titel aus der Werbung für Telekommunikationsleistungen. Oder an den „Every body Dance Now“ singenden und tanzenden Herrn aus der Werbung eines Preisvergleichs-portals – der im Übrigen figürlich gut zu Klementine gepasst hätte. Ein Zufall? Und ob sich diese Werbefigur auch mehr als zehn Jahre lang halten wird?

Wird sich die nächste Generation noch an Werbespots in einer Länge von 30 Sekun-den erinnern oder nur noch an kurze Pre-Rolls, die vor Youtube-Videos laufen? Welche Werbebotschaften und vor allem welche Transportwege von Werbung beeinflussen das Konsumverhalten der Jüngeren? In erster Linie dürfte das die Werbung sein, die im Internet stattfindet, vorzugsweise als Product-Placements, hoffentlich gekennzeichnet. Ich bin absolut sicher: Hätte ich Töchter, hätte ich zu Weihnachten Bibis Duschgel in einem Drogeriemarkt (der, in dem sie so oft auf Beutezug ist) kaufen müssen  – oder das Fest wäre gelaufen gewesen. Ich kenne vergleichbare Schicksalsgeschichten von befreundeten Eltern. Da merkt man doch, dass ein Duschgel eben manchmal viel mehr ist als nur flüssige Seife, um sich zu waschen  – ein Lebensgefühl.

Das Internet wird häufig für crossmediale Aktivitäten genutzt. Werbung wird davon nicht ausgespart. Interaktion im Web bedeutet Klicken – interaktive Werbung reagiert auf den Klick des Nutzers. Mittlerweile hat es sich etabliert und gehört fast schon zum guten Ton, Klickfelder auf Youtube werbetaktisch einzubinden. Wo früher noch Botschaften wie „Nur diese Woche“ den Konsumenten zum Kauf ermutigen sollten, muss man bei den Youtube-Stars häufig nur noch auf den Kopf oder die linke Hand klicken, um direkt zum Shop für das beworbene Accessoire weitergeleitet zu werden. Interaktive Werbung scheint auf einem erfolgreichen Weg zu sein. Mir fallen dazu übrigens auch viele für den Daten- und Verbraucherschutz relevante Fragen ein, die nur zum Teil schon diskutiert und uns sicher noch längere Zeit begleiten werden.

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EinführungMeister Proper reloaded

Und trotzdemDie alte Machart besteht daneben weiter. Das wird auf den ersten Blick deutlich, wenn wir an Werbung für Geschirrspülmittel (alles easy), Waschmittel (alles weiß) oder Tee (alles entspannt) denken. Auch die Joghurtwerbung hat sich nach meiner Beobachtung in den letzten Jahren nur marginal verändert. Also kommen die neuen Werbeformen (nur) als Ergänzung hinzu, sie ersetzen unsere gewohnte Werbung nicht. Aber wird das auch so bleiben?

Steigt auch unsere Werbekompetenz?Steigt mit dem Angebot von Werbung bzw. unterschiedlichen Werbeformen auch unsere Werbekompetenz? Sind wir schon daran gewöhnt? Oder sind nur unsere Kinder daran gewöhnt? Oder die erst recht nicht?

Vor nicht allzu langer Zeit haben sich gleich zwei Studien mit der Frage beschäftigt, ob Werbung im Internet von Kindern gut erkannt werden kann.2 Das Ergebnis überrascht wenig: Sie wird – jedenfalls deutlich besser – erkannt, wenn sie gekenn-zeichnet, also als Werbung erkennbar ist. Dass es im Internet überhaupt Werbung gibt, überraschte die Kinder nicht. Wenn sie mit „Anzeige“ oder „Werbung“ betitelt war, wurde sie gut erkannt. Auf vielen kinderaffinen Seiten war die Werbung vor-bildlich gekennzeichnet. Probleme bereiteten eher diejenigen Seiten, die eigentlich nicht speziell für jüngere Kinder gemacht sind, aber vor allem von ihnen besucht werden – weil es so cool ist. Wenn Werbung hier nicht deutlich erkennbar ist, wird es problematisch. Dies gilt vor allem dann, wenn zugleich der kindliche Spieltrieb angesprochen wird. Ich bin nicht zuletzt aus diesem Grund davon überzeugt: Werbekompetenz wird die neue Medienkompetenz der Zukunft. Eine deutliche Kennzeichnung durch die Werbeindustrie und eine sorgsame Aufklärung durch Eltern und Bildungseinrichtungen –  und natürlich durch die Landesmedienanstalten  – sollten hier Hand in Hand gehen. Apropos Kennzeichnung: In den letzten Monaten habe ich mit vielen Youtubern gesprochen. Diese berichteten, ihre Klickzahlen seien eben nicht eingebrochen, seitdem sie darüber informieren, dass beispielsweise eine Kooperation mit einem Handyanbieter besteht und sie zusätzlich entsprechende Werbeeinblendungen vornehmen. Ganz im Gegenteil: Ihre Glaubwürdigkeit steige sogar. Youtuber schaffen es, ein ganz besonderes Näheverhältnis zu ihren Fans aufzubauen. Sie sind so „real“ (bitte in diesem Zusammenhang unbedingt an die englische Sprechweise denken!). Und darum sind sie auch so fantastische Werbe-

2 DREYER, STEPHAN/CL AUDIA L AMPERT und ANNE SCHULZE (2014): Kinder und Onlinewerbung. Erschei-nungsformen von Werbung im Internet, ihre Wahrnehmung durch Kinder und ihr regulatorischer Kontext, Leipzig (Schriftenreihe Medienforschung der lfm Nordrhein-Westfalen; Bd. 75);

L ANDESZENTRALE FÜR MEDIEN UND KOMMUNIK ATION RHEINL AND-PFALZ (Hrsg.) (2014): Mit Kindern unterwegs im Internet. Beobachtungen zum Surfverhalten  – Herausforderungen für die Medienaufsicht (Jugendschutz und Werbung), Baden-Baden (Schriftenreihe der LMK Rheinland-Pfalz; Bd. 29).

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träger. Wenn das so ist, dürfte bei guter Werbung doch eigentlich nie etwas gegen eine Kennzeichnung sprechen – jedenfalls, wenn sie glaubwürdig sein soll. Es kann doch kein Zufall sein, dass vor allem die sehr erfolgreichen Youtuber sich vehement für eine gute Kennzeichnung einsetzen und am liebsten einen strengeren Maßstab anlegen würden als die Medienanstalten selbst.3

Was ist mit den Testimonials?Gibt es eigentlich weniger Testimonials als früher? Ich meine damit Personen, die (erst) durch eine legendäre Werbung prominent werden und komme zurück zum Beginn meiner Überlegungen: Wo ist Klementine? Oder der Lenor-Teddy? Bei Wiki-pedia wird Klementine übrigens nicht Testimonial genannt, sondern Werbe-Ikone. Ist Heidi Klum für Kosmetik in ihre Fußstapfen getreten? Nein, die war schon vorher berühmt und ist nicht erst durch eine Kult-Werbung prominent geworden. Und der Youtuber Simon Unge? Auch er ist nicht durch Werbung berühmt geworden, der hat schon Videos gepostet, bevor ein Handyhersteller ihn dabei unterstützt hat. Also ist er ebenfalls kein Testimonial. Sogar der Onkel Doktor aus der Zahnbürsten-werbung ist mittlerweile vom Bildschirm verschwunden. Lassen wir den Schauspieler mit dem Rauschebart aus der Werbung eines Technikhandels gelten, der in dieser Rolle prominent war, bevor er auch großen Publikumserfolg in anderen Fernsehrollen hatte? Ich bin mir unsicher, möchte aber diese Gelegenheit für einen Aufruf nutzen: Kennen Sie noch echte Testimonials? Menschen, die auf der Straße erkannt werden, weil sie für ein bestimmtes Produkt Werbung machen? Dann melden Sie sich bitte bei mir und teilen mir den Namen mit.

Ist Werbung kreativer als früher?Ja, man könnte fast den Eindruck bekommen, angesichts der zahlreichen Möglich-keiten im Bereich von Branded Entertainment. Auch hier habe ich einige Lieblings-beispiele für gelungene Placements. Da wären vor allen Dingen der geschwungene Porzellanlöffel aus einer Kochwettbewerbssendung oder der Keksriegel aus dem Dschungel – wenn man es denn schafft, die Kandidaten so zu briefen, dass es keiner mit der werblichen Hervorhebung übertreibt.4 Insbesondere im Bereich von Web-videos wird Branded Entertainment in den nächsten Jahren immer weiter zunehmen. Weil sich dadurch –  aufgrund neuer Refinanzierungsformen  – nicht zuletzt die Medienvielfalt erhöht, ist dagegen nichts einzuwenden. Bloß: Hier hat die Werbe-kompetenz noch deutlichen Nachholbedarf. Viele Product-Placements werden nicht als solche erkannt. Es ist o. k., wenn sie nicht erkannt werden, weil sie sich so gut in den Handlungsablauf einfügen. Es ist aber nicht o. k., wenn sie nicht erkannt

3 Die FAQs der Medienanstalten sind zu finden unter www. die-medienanstalten. de.

4 VG Hannover, Urteil vom 18. 02. 2016, 7 A  13293/15.

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werden, weil der Zuschauer nicht mit einem werblichen Hintergrund rechnet. Hier muss in Zukunft besser gekennzeichnet werden, das kann ja durchaus auch auf witzige Art und Weise passieren.

Mitunter kann man den Eindruck gewinnen, als würde die Werbung lustiger und selbstironischer. Werbung schafft es, anscheinend ermutigt durch die Möglichkeiten im Netz, ab und an auch mal über sich selbst zu lachen. Es gibt Spots, die sehr erfolgreich ein Produkt oder eine Dienstleistung bewerben, indem sie sich darüber lustig machen. Ein Tütensuppenhersteller wirbt mit dem Slogan „Quickie in der Küche“; eine Auskunftei für Kredite sucht neues Personal mit dem Spruch „Bei uns gibt’s nur langweilige Jobs“. Ist witzige Werbung der neue Hype? Oder nur eine Notlösung mangels Alternativen? Werden heute in der Werbung andere Gefühle angesprochen als früher? Oder sind unsere Emotionen die gleichen und werden nur auf andere Weise angetriggert?

Andere Werbung, andere Menschen?Die Gesellschaft verändert sich durch zahlreiche Faktoren. Nichts bleibt, alles ist im Wandel  – und die Mediennutzung sowieso. Gehört die Werbung auch zu den Gründen, weshalb wir uns verändern? Oder verändern wir uns und beeinflussen dadurch neue Werbeformate? Welche Bedeutung hat eigentlich die sich wandelnde Werbung für unsere soziale Identität?

Lassen Sie mich kurz persönlich werden: Ich habe mich immer schon gerne von der Werbung beeinflussen lassen. Werbung heißt aus Marketingsicht Verführung, und wer lässt sich nicht gern verführen? Das zeigt sich nicht zuletzt in der –  mitunter als „typisch weiblich“ bewerteten – Überzeugung, wonach eine Handtasche keines-wegs ausreicht. Das gleiche gilt für Parfum und Schuhe. Auch mussten meine Kinder keine Nuss-Nougat-Creme essen, wenn sie unbedingt „das Original“ wollten. Da war ich echt Kumpel. Mein Partner, der klügste Mann der Welt, hat diese Werbe-affinität nicht. Weil er ein Mann ist? Dagegen spricht, dass es ja durchaus zahlreiche Spots im Fernsehen gibt, die sich in erster Linie an Männer richten. Man denke nur an Autowerbung, Werbung für Düfte oder für Rasierer. Oder ist diese Affinität bei ihm nicht so ausgeprägt, weil er sehr selten Privatfernsehen schaut und noch viel seltener Youtube-Videos? Wahrscheinlich liegt die Wahrheit irgendwo dazwischen. Und sehr wahrscheinlich ist diese Erkenntnis auch nicht neu. Neu sind die Möglich-keiten, Werbung passgenau zu individualisieren und auf immer wieder neue Art Branded-Entertainment-Formate zu entwickeln, bei denen ich mich häufig frage: Was war denn nun zuerst da? Das Produkt oder das Format? Mit anderen Worten: Gab es zuerst den Löffel oder zuerst die Kochsendung?

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EinführungMeister Proper reloaded

In den nächsten Jahren wird es immer selbstverständlicher werden, dass Medien-vielfalt von neuen Refinanzierungsformen abhängig ist – umgekehrt aber auch die Werbung von begeisterten Zuschauern. Der Zuschauer wird lernen (müssen), dass Werbung sich häufig an Stellen verbirgt, an denen er nicht mit ihr gerechnet hätte. Und je früher er dies lernt, umso besser, am besten schon im Kindergarten oder in der Grundschule. Wenn die Werbung gut gekennzeichnet ist, wird dies eine lösbare Aufgabe sein.

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Kontinuierliche Programm- forschung der Medienanstalten

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ProgrammforschungDeutsche Fernsehvollprogramme 2015

Deutsche Fernsehvollprogramme 2015

Im ersten Teil des Programmberichts werden die jüngsten Entwicklungen der pri-vaten Fernsehvollprogramme der RTL-Mediengruppe (RTL, RTL  II und VOX), der ProSiebenSat.1-Mediengruppe (Sat.1, ProSieben und kabel eins) sowie der zwei öf-fentlich-rechtlichen bundesweiten Programme ARD/Das Erste und ZDF beschrieben und einander gegenübergestellt.1

Die folgenden drei Beiträge basieren auf aktuellen Daten, die im Rahmen der kontinuierlichen Programmforschung der Medienanstalten seit 1998 durch die GöfaK Medienforschung GmbH, Potsdam erhoben werden. Auftraggeber der Langzeitstudie ist die Arbeitsgemeinschaft der Landesmedienanstalten (ALM GbR).

Die neuen Befunde beziehen sich vorwiegend auf die einwöchige Programmstich-probe „Frühjahr 2015“, in der alle Programme durchgängig aufgezeichnet und in einem mehrstufigen Verfahren im Hinblick auf ihre Struktur und die thematisierten Inhalte analysiert wurden. Details zur Konzeption und Methode der Analyse sowie ein ausführlicher Datenteil mit Tabellen und Abbildungen finden sich im Dokumen-tationsteil am Ende dieses Bandes.

1 Zu den zwei Senderfamilien (Bezeichnung, Zuordnung von Programmen) vgl. den Beitrag „Konzeption, Methode und Basisdaten der ALM-Studie 2014/2015“ von JOACHIM TREBBE und MAT THIAS WAGNER in diesem Band.

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Programme und Stichproben der ALM-Studie

aa | bb

1

Abb. 1

1998 1999 2000 2001 2002 … 2011 2012 2013 2014 2015

19. KW Früjahr

15. KW Früjahr

11. KW Frühjahr

14. KW Frühjahr

15. KW Frühjahr … 14. KW

Frühjahr13. KW

Frühjahr16. KW

Frühjahr15. KW

Frühjahr17. KW

Frühjahr

46. KW Herbst

42. KW Herbst

42. KW Herbst

45. KW Herbst

42. KW Herbst … 41. KW

Herbst42. KW Herbst

41. KW Herbst

42. KW Herbst …

Programme und Stichproben der ALM-Studie

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��. KW Früjahr

��. KW Frühjahr

��. KW Frühjahr

��. KW Frühjahr

…��. KW

Frühjahr��. KW

Frühjahr��. KW

Frühjahr��. KW

Frühjahr��. KW

Frühjahr

��. KW Herbst

��. KW Herbst

��. KW Herbst

��. KW Herbst

��. KW Herbst

…��. KW Herbst

��. KW Herbst

��. KW Herbst

��. KW Herbst

Programme und Stichproben der ALM-Studie

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ProgrammforschungDeutsche Fernsehvollprogramme 2015

Der erste Beitrag bietet einen aktuellen Überblick über die Programmstrukturen, Sendungsformate und Thematisierungsleistungen der deutschen Fernsehvollpro-gramme.

Im zweiten Beitrag wird ein besonders relevantes Thema im linearen Fernsehangebot der privaten und öffentlich-rechtlichen Programme vertiefend analysiert  – das Ausmaß, die Formen und die Platzierung von werblichen Programminhalten im Kontext des redaktionellen Gesamtangebots.

Der dritte Beitrag der Forschungsgruppe zeigt schließlich, in welchem Umfang und in welcher Art und Weise die Angebote der Fernsehvollprogramme online – d. h. in diesem Fall in ihren eigenen Mediatheken  – verfügbar sind und ob man dort von vergleichbaren Angebotsstrukturen wie im linearen Fernsehen ausgehen kann.

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ProgrammforschungFernsehen 2015 – aktuelle Programmentwicklungen

Fernsehen 2015 – aktuelle Programmentwicklungen

Joachim Trebbe und Anne Beier

1. Reichweite und Relevanz der untersuchten Fernsehprogramme

Die Bedeutung der Bewegtbildnutzung außerhalb der konventionellen Fernsehpro-grammangebote wächst. Amazon Prime, Netflix und andere Videoportale entwickeln sich zu mächtigen Konkurrenten um das Zeitbudget und die Aufmerksamkeit vor allem der jüngeren Zuschauer. Diese Entwicklung schreitet allerdings nur langsam voran und scheint –  zumindest aus heutiger Sicht  – vorerst noch auf eine Erwei-terung der individuellen Mediennutzung und ein Nebeneinander konventioneller (wenn auch über neue Wege verteilter) Massenmedien und medienverwandter Internetdienste hinauszulaufen.1

Für die Gesamtbevölkerung betrachtet liegt die durchschnittliche Reichweite für lineares Fernsehen seit mehr als 20 Jahren in einer Spanne zwischen 71 und 76 Pro-zent und ist zwischen 2012 und 2014 nur geringfügig um 1 Prozentpunkt zurückge-gangen.2 Das Gleiche gilt für die durchschnittliche Sehdauer: Die vor dem Fernseher verbrachte Zeit aller durch die Arbeitsgemeinschaft Fernsehforschung beobachteten Fernsehhaushalte liegt seit 2009 ziemlich konstant bei durchschnittlich mehr als 3  Stunden und 40  Minuten täglich.3

Im linearen Fernsehmarkt nehmen die privaten und öffentlich-rechtlichen Fernseh-vollprogramme noch immer eine herausragende Stellung in der Zuschauergunst ein. Insgesamt erzielen die Programme der RTL-Mediengruppe, der ProSiebenSat.1-Medien-gruppe sowie von ARD/Das Erste und ZDF einen kumulierten Zuschauermarktanteil von etwa 60 Prozent. Sie sind damit ohne Zweifel – und trotz zunehmender Sparten-

1 Vgl. dazu KUPFERSCHMIT T, THOMAS (2015): Bewegtbildnutzung nimmt weiter zu  – Habitualisierung bei 14- bis 29-Jährigen. Ergebnisse der ARD/ZDF-Onlinestudie 2015. In: Media Perspektiven, Heft  9, S. 383–391 (besonders S. 388).

2 Vgl. AGF – ARBEITSGEMEINSCHAFT FERNSEHFORSCHUNG (2015a): Seher. Anteil der Seher in % an einem durchschnittlichen Wochentag (Internetquelle, URL s. Literatur am Ende des Beitrags).

3 Vgl. AGF – ARBEITSGEMEINSCHAFT FERNSEHFORSCHUNG (2015b): Sehdauer. Entwicklung der durch-schnittlichen Sehdauer pro Tag/Person in Minuten (Internetquelle, URL s. Literatur am Ende des Beitrags).

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ProgrammforschungFernsehen 2015 – aktuelle Programmentwicklungen

angebote im privaten und öffentlichen Fernsehen – das Programmsegment, das in Deutschland die meisten Zuschauer erreicht.4

Als Vollprogramme unterliegen die Untersuchungsobjekte der kontinuierlichen Programmforschung darüber hinaus einigen besonderen Anforderungen des Rund-funkstaatsvertrags5, durch die ihnen – etwa im Vergleich zu Sparten-, Zielgruppen- oder Teleshoppingangeboten  – ein höherer Stellenwert in der dualen Rundfunk-ordnung zugewiesen wird. Sie betreffen insbesondere die programmstrukturelle6 und inhaltliche7 Vielfalt sowie die gesellschaftliche Relevanz8 der Inhalte. Diese Anforderungen sind der normative Ausgangspunkt und der konzeptionelle Ursprung der empirischen Operationalisierungsentscheidungen der ALM-Studie.9 Im nächsten Abschnitt werden wir die wichtigsten Eckpunkte dieser Konzeption kurz skizzieren, bevor wir die empirischen Ergebnisse der Programmanalyse beschreiben.10

2. Das Analysekonzept der ALM-StudieDie im Rahmen der ALM-Studie durchgeführten Programmanalysen sind als ein zweistufiges Verfahren konzipiert.11 Die Untersuchungen auf der ersten Stufe dienen der Ermittlung der strukturellen Vielfalt der acht Fernsehvollprogramme. Hierzu werden alle in den Stichprobenwochen ausgestrahlten Sendungen erfasst, unter Genre-, Format- und Produktionsgesichtspunkten etc. kategorisiert und einer der

4 Vgl. AGF – ARBEITSGEMEINSCHAFT FERNSEHFORSCHUNG (2015c): Marktanteile der AGF- und Lizenzsender im Tagesdurchschnitt 2014 (Internetquelle, URL s. Literatur am Ende des Beitrags).

5 RStV 2015 (Staatsvertrag für Rundfunk und Telemedien in der Fassung des Sechzehnten Staatsvertrages zur Änderung rundfunkrechtlicher Staatsverträge vom 17. 3. 2015, in Kraft seit dem 1. 4. 2015).

6 Danach sind Vollprogramme nach den Begriffsbestimmungen des Rundfunkstaatsvertrags solche Pro-gramme „mit vielfältigen Inhalten, in welchen Information, Bildung, Beratung und Unterhaltung einen wesentlichen Teil des Gesamtprogramms bilden“ (§ 2 Abs. 2 Nr. 3 RStV 2015).

7 Die Untersuchungen zur inhaltlichen Programmvielfalt beziehen sich auf die rechtlichen Vorgaben, welche die „Medium- und Faktorfunktion“ des Rundfunks sichern sollen (vgl. dazu das 1. Rundfunkurteil des Bundesverfassungsgerichts [BVerfGE  12,205] sowie die Präambel zum Rundfunkstaatsvertrag, Abs. 2) und manifestieren sich vor allem in den Programmgrundsätzen für die privaten Programme (vgl. § 41 Abs. 2 RStV 2015).

8 Dabei geht es insbesondere um den Stellenwert der „kontroversen Themen von allgemeiner Bedeutung“ (§ 31 Abs. 4 Satz  4 LMG NRW 2014) und den Stellenwert der politischen Informationsangebote in den priva-ten Fernsehvollprogrammen; vgl. dazu die Grundlagenstudie von WEISS, HANS-JÜRGEN/JOACHIM TREBBE (1994): Öffentliche Streitfragen in privaten Fernsehprogrammen. Zur Informationsleistung von RTL, SAT1 und PRO7. Opladen (Schriftenreihe Medienforschung der LfR Nordrhein-Westfalen; Bd. 15).

9 Vgl. dazu genauer WEISS, HANS-JÜRGEN (2008): Private Fernsehvollprogramme 1998–2007. Eine 10-Jahres-Bilanz der kontinuierlichen Fernsehprogrammforschung der Landesmedienanstalten. In: ALM Programm-bericht 2007, S. 37–66 (besonders S. 37–41).

10 Vgl. dazu ausführlicher den Beitrag „Konzeption, Methode und Basisdaten der ALM-Studie 2014/2015“ von JOACHIM TREBBE und MAT THIAS WAGNER in diesem Band.

11 Abschnitt  2 entspricht in wesentlichen Teilen der Darstellung in den Abschnitten  1 und  2 bei WEISS, HANS-JÜRGEN/ TORSTEN MAURER und MAT THIAS WAGNER (2015a): Relativ vielfältig  – Programmkonkur-renz auf dem Markt der deutschen Fernsehvollprogramme 2014. In: Programmbericht der Medienanstalten 2014, S. 27–30.

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ProgrammforschungFernsehen 2015 – aktuelle Programmentwicklungen

drei großen Programmsparten –  der fiktionalen Unterhaltung, der nonfiktionalen Unterhaltung oder der Fernsehpublizistik  – zugeordnet (vgl. Abb. 1, linke Seite).

Abb. 1 Analysemodell und Untersuchungskategorien

1

II

Nonfi ktionale

Unterhaltung

(=Shows und Spiele)

Kategorisierung der Reality-TV-Formate

Fiktionale Unterhaltung

Gescriptete Doku-SoapsGescriptete Gerichts-

und Personal-Help-Shows

Nonfi ktionale Unter-

haltung

Castingformate Coachingformate

ImprovementformatePersonensuchformate

etc.

Fernsehpublizistik

Doku-SoapsDaily Talks

I

Fiktionale

Unterhaltung

(=Spielhandlungen)

III

Fernsehpublizistik

(=Informations- und Unter-

haltungsangebote)

Reality-TV

II

Nonfi ktionale

Unterhaltung

(=Shows und Spiele)

Abb. �

Analysemodell und Untersuchungskategorien

Spartenanalyse des Gesamtprogramms Themenanalyse der Fernsehpublizistik

I

Fiktionale Unterhaltung

(=Spielhandlungen)

II

Nonfi ktionale

Unterhaltung

(=Shows und Spiele)

III

Fernsehpublizistik

(=Informations- und Unter-

haltungsangebote)

Kontroverse Themen

Information/

Meinungsbildung

Ratgeberthemen

Information und

Beratung

Human-Touch- und

Sportthemen

Information und

Unterhaltung

Sachthemen

Information und

Bildung

Abb. �

Im Mittelpunkt der Analysen auf der zweiten Untersuchungsstufe stehen die inhalt-liche Vielfalt und die gesellschaftliche Relevanz der Programmangebote in den acht Fernsehvollprogrammen. Hierzu werden die Sendungen in der Programmsparte der Fernsehpublizistik einer Inhaltsanalyse unterzogen, mit deren Hilfe vor allem die Themenschwerpunkte der fernsehpublizistischen Programmangebote ermittelt werden (vgl. Abb. 1, rechte Seite).

2.1 Information vs. UnterhaltungVor dem Hintergrund der einleitend skizzierten rechtlichen Anforderungen an Fern-sehvollprogramme ist die Forschungskonzeption der ALM-Studie in besonderer Weise auf die Erfassung und Beschreibung informierender (einschließlich beratender und bildender) Programmangebote ausgerichtet. Das bedeutet zugleich, dass Fernseh-information gegenüber Fernsehunterhaltung abgegrenzt werden muss. Das zwei-stufige Verfahren der ALM-Studie liegt wesentlich darin begründet, dass diese Abgrenzung auf der ersten Untersuchungsstufe, der Programmstrukturanalyse, nicht abschließend vorgenommen werden kann, sondern zusätzliche Programminhalts-analysen erfordert.

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ProgrammforschungFernsehen 2015 – aktuelle Programmentwicklungen

Auf der Ebene der Programmstrukturanalyse kann das Sendungsangebot in zwei Programmsparten –  nämlich in der Sparte der fiktionalen und der nonfiktionalen Fernsehunterhaltung  – eindeutig als „Nicht-Information“ bestimmt werden. Denn der klar unterhaltende Charakter von Filmen, Serien, Quiz- und Spielshows etc. ist kaum zu bestreiten. Anders verhält es sich mit den Sendungsangeboten in der Programmsparte der Fernsehpublizistik. Dieses Programmsegment ist ausschließlich formal –  durch bestimmte Programmgattungen, Genres und Sendungsformate  – definiert und nicht durch Programminhalte. Deshalb lässt sich ohne zusätzliche Inhaltsanalysen auch nicht sagen, worum es in Nachrichten-, Magazin-, Reportage-, Dokumentations- oder Talksendungen etc. inhaltlich geht und ob in ihnen eher informierende oder eher unterhaltende Programmangebote transportiert werden. Sicher ist nur, dass die Gesamtmenge der Fernsehinformation eines Programms in der Sparte der Fernsehpublizistik als Teilmenge enthalten sein muss. Was darüber hinaus allerdings im Ergebnis der hierzu durchgeführten Analysen fernsehpublizis-tischer Programmangebote als Information und was – zusätzlich zu fiktionalen und nonfiktionalen Angeboten – als Unterhaltung eingestuft wird, hängt im Wesent lichen von dem Informationsbegriff ab, der solchen Einordnungen zugrunde liegt. Darauf wird in den nachfolgenden Beiträgen ausführlich eingegangen.

2.2 Reality-TVJenseits der klassischen Formate der fiktionalen und nonfiktionalen Fernsehunter-haltung und der Fernsehpublizistik hat sich in den letzten Jahren ein Programm-segment im Fernsehen etabliert, das mit Begriffen wie „Reality-TV“ oder „Factual Entertainment“ umschrieben, diskutiert und analysiert wird.12 Der hohe Stellenwert, den die Angebote des Realitätsfernsehens inzwischen vor allem in privaten Pro-grammen haben,13 verschärft die Frage danach, wie sie in einem Forschungsprojekt angemessen analysiert werden können, das wie die ALM-Studie auf langfristige Programmbeobachtung hin angelegt ist.

Nach unserer Auffassung ist es analytisch zu kurz gegriffen, wenn alle Reality-TV-Formate unterschiedslos einer der drei großen Programmsparten (wie z. B. der nonfiktionalen Fernsehunterhaltung14) zugeordnet oder in einer neuen (quasi „vier-ten“) Programmsparte zusammengefasst werden würden. Einen Schritt weiter

12 Vgl. MURRAY, SUSAN/ L AURIE OUELLET TE (Hrsg.) (2009): Reality TV. Remaking Television Culture. New York/London (2. Aufl.); KRÜGER, UDO MICHAEL (2010): Factual Entertainment  – Fernsehunterhaltung im Wandel. Programmanalyse 2009  – Teil  1: Sparten und Formen. In: Media Perspektiven, Heft  4, S. 158–181; WEISS, HANS-JÜRGEN/ANNABELLE AHRENS (2012): Scripted Reality. Fiktionale und andere Formen der neuen Realitätsunterhaltung. In: Programmbericht der Medienanstalten 2011, S. 59–93.

13 Vgl. dazu im folgenden Abschnitt Abbildung  4 „Programmsparten und Reality-TV“.

14 Das ist z. B. in der ARD/ZDF-Programmforschung der Fall. Vgl. dazu zuletzt KRÜGER, UDO MICHAEL (2015): Profile deutscher Fernsehprogramme  – Tendenzen der Angebotsentwicklung. Programmanalyse 2014  – Teil  1: Sparten und Formen. In: Media Perspektiven, Heft  3, S. 145–163.

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ProgrammforschungFernsehen 2015 – aktuelle Programmentwicklungen

kommt man, wenn man die verschiedenen Formatgruppen des Realitätsfernsehens als Fortentwicklung und zum Teil auch Verknüpfung gängiger Formate der fiktio-nalen und nonfiktionalen Fernsehunterhaltung und der Fernsehpublizistik betrach-tet. Denn daraus ergeben sich Kriterien, anhand derer sich die Formatgruppen des Realitätsfernsehens nach Programmsparten ordnen lassen. Auf dieser Grundlage werden im Rahmen der ALM-Studie

– fiktionalisierte Reality-TV-Formate (gescriptete Doku-Soaps, Gerichts- und Perso-nal-Help-Shows) der fiktionalen Fernsehunterhaltung,

– performative Reality-TV-Formate (Casting- und sonstige Realityshows, Coaching-, Personensuch- und Improvementformate etc.) der nonfiktionalen Fernsehunter-haltung und

– narrative Reality-TV-Formate (Doku-Soaps und Daily Talks) der Fernsehpublizistik

zugerechnet (vgl. Abb. 2).15

Abb. 2 Kategorisierung der Reality-TV-Formate

1

II

Nonfi ktionale

Unterhaltung

(=Shows und Spiele)

Kategorisierung der Reality-TV-Formate

Fiktionale Unterhaltung

Gescriptete Doku-SoapsGescriptete Gerichts-

und Personal-Help-Shows

Nonfi ktionale Unter-

haltung

Castingformate Coachingformate

ImprovementformatePersonensuchformate

etc.

Fernsehpublizistik

Doku-SoapsDaily Talks

I

Fiktionale

Unterhaltung

(=Spielhandlungen)

III

Fernsehpublizistik

(=Informations- und Unter-

haltungsangebote)

Reality-TV

II

Nonfi ktionale

Unterhaltung

(=Shows und Spiele)

Abb. �

Analysemodell und Untersuchungskategorien

Spartenanalyse des Gesamtprogramms Themenanalyse der Fernsehpublizistik

I

Fiktionale Unterhaltung

(=Spielhandlungen)

II

Nonfi ktionale

Unterhaltung

(=Shows und Spiele)

III

Fernsehpublizistik

(=Informations- und Unter-

haltungsangebote)

Kontroverse Themen

Information/

Meinungsbildung

Ratgeberthemen

Information und

Beratung

Human-Touch- und

Sportthemen

Information und

Unterhaltung

Sachthemen

Information und

Bildung

Abb. �

15 Zur Unterscheidung fiktionalisierter, performativer und narrativer Formate des Realitätsfernsehens vgl. WEISS/AHRENS 2012. Die explizite Zuordnung der einzelnen Formatgruppen des Reality-TV zu den drei großen TV-Programmsparten wurde im Rahmen der ALM-Studie seit 2008 schrittweise vorgenommen und ist in den Methodenbeiträgen zur ALM-Studie dokumentiert (vgl. dazu die Publikationsliste im Anhang des Beitrags „Konzeption, Methode und Basisdaten der ALM-Studie 2014/2015“ von JOACHIM TREBBE und MAT THIAS WAGNER in diesem Band).

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ProgrammforschungFernsehen 2015 – aktuelle Programmentwicklungen

Anhand dieser Systematik kann man im Prozess der langfristigen Programmbeobach-tung –  je nach aktueller Problemstellung  – ganz unterschiedliche Wege gehen. So ist es z. B. möglich, die Gesamtheit aller Reality-TV-Angebote zusammenzufassen, die Entwicklung der Formatgruppen in diesem Programmsegment zu analysieren und den quantitativen Anteil aller Reality-TV-Formate am Programm-Output der acht Fernsehvollprogramme darzustellen. Genauso kann aber auch untersucht werden, welchen Stellenwert Reality-TV-Formate in den einzelnen Programmsparten haben (das heißt z. B., wie stark die Fernsehpublizistik eines Programms von Doku-Soaps geprägt ist, welche Rolle gescriptete Reality-TV-Formate in der Sparte der fiktionalen Fernsehunterhaltung spielen  – usw.).

Diese Fragen werden im Folgenden aufgegriffen, wenn es um die Analyse und den Vergleich der Angebote geht, mit denen die acht Vollprogramme auf dem deutschen Fernsehmarkt um Zuschauer konkurrieren. Einleitend dazu werden die Perspektiven und Rahmenbedingungen für diesen Vergleich skizziert.

2.3 Die Analyseperspektive der ALM-StudieDie ALM-Studie ist anders als die ARD/ZDF-Programmforschung nicht primär auf einen Vergleich der beiden Programmsysteme – öffentlich-rechtlich vs. privat bzw. umgekehrt: privat vs. öffentlich-rechtlich  – ausgerichtet. Im Mittelpunkt der Pro-grammanalyse stehen zum einen die sechs privaten Vollprogramme und zum an-deren die beiden privaten Senderfamilien, die RTL-Mediengruppe und die ProSieben-Sat.1-Mediengruppe, denen sie zuzurechnen sind. In diesem Kontext wird nach Programmleistungen gefragt, und es werden Programme und Programmpolitik der Senderfamilien verglichen.

In sekundärer Perspektive kommt auch der Vergleich der sechs privaten mit den beiden öffentlich-rechtlichen Fernsehvollprogrammen dazu, da durch die duale Rundfunkordnung in Deutschland eine Komplementärfunktion zwischen den bei-den  Systemen institutionalisiert wurde: Die Sonderstellung des öffentlich-recht-lichen  Rundfunks und hier wiederum seine öffentlich gesicherte Finanzierung wird  durch einen Grundversorgungsauftrag legitimiert, der seinerseits den priva-ten  Rundfunk von normativen Anforderungen an Programmleistungen partiell entlastet.16

16 „Schließlich bezieht der öffentlich-rechtliche Rundfunk seine Legitimation aus dem Grundversorgungs-auftrag gerade im Hinblick auf die diesbezüglich geringere Leistungsfähigkeit des privaten Rundfunks.“ STARCK, CHRISTIAN/ K ARL EBERHARD HAIN: Ergänzende Anmerkungen: Zum Begriff der Angemessenheit gemäß § 12 Abs. 3 S. 3 LRG NW. Anhang  I zu WEISS/ TREBBE 1994, S. 188.

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ProgrammforschungFernsehen 2015 – aktuelle Programmentwicklungen

In der ARD/ZDF-Programmforschung soll vor diesem Hintergrund primär die Reali-sation des Grundversorgungsauftrags durch die öffentlich-rechtlichen Fernsehpro-gramme empirisch geprüft werden. Der Vergleich mit privaten Fernsehprogrammen zielt auf den Nachweis von Differenzen in normativ relevanten Leistungsdimensio-nen: Mehrleistungen (wie z. B. „mehr Information“) sollen die Realisation des Grund-versorgungsauftrags durch die öffentlich-rechtlichen Programme belegen.

Umgekehrt geht es in der ALM-Studie vorrangig darum, zu erfassen, ob der reduzierte Katalog an Programmnormen für den privaten Rundfunk von den untersuchten privaten Fernsehvollprogrammen angemessen erfüllt wird. Es gibt dafür jedoch in der Regel17 keine absoluten Maßstäbe. Der Vergleich mit den Leistungen öffent-lich-recht licher Programme ist so gesehen eine Art Hilfskonstruktion: Hieraus könn-ten sich, wie Christian Starck und Karl Eberhard Hain schreiben, „Anhaltspunkte für die Beurteilung der Angemessenheit der Programmleistungen eines privaten Ver-anstal ters“18 ergeben. Unzulässig sei es jedoch, die tatsächliche Leistung öffentlich-rechtlicher Programme zum Maßstab der Angemessenheit privater Programmleis-tungen zu machen.19

Der methodische Ausgangspunkt von Programmanalyse und -vergleich ist ein durch-schnittlicher Programmtag  – d. h. alles, was die untersuchten Fernsehprogramme rund um die Uhr, 24  Stunden pro Tag, senden. Nur ein Teil davon sind Sendungen im engeren Sinn: Nachrichten, Magazine, Filme, Shows etc. (in der Zeitdimension sprechen wir hier von Nettosendezeiten). Dazu kommen vor allem die kommer-zielle  Werbung (Spotwerbung, Werbesendungen, Teleshopping-Sendungen), das Sponsoring und außerdem die On-Air-Promotion der Sender und Senderfamilien in Form von Programmtrailern, die vor, nach und zwischen den Sendungen ausgestrahlt werden.

Wesentlich für den Programmvergleich ist nun, dass sich die privaten und öffentlich-rechtlichen Fernsehvollprogramme in Deutschland im Hinblick auf diesen Teil des Programmangebots zwangsläufig unterscheiden müssen: Für Werbung und Spon-soring gelten für beide Systeme unterschiedliche Rechtsnormen. Die Folge davon ist, dass in den privaten Vollprogrammen täglich zwischen 3 und 4 Stunden „werb-

17 Ausnahmen betreffen eindeutig quantifizierende Vorgaben im Programmrecht (wie z. B. die Werbebestim-mungen in § 16 sowie § 45 RStV 2015) oder im Rahmen der Lizenzierung von Programmen (vgl. STARCK/HAIN 1994, S. 189).

18 STARCK/ HAIN 1994, S. 188.

19 Vgl. STARCK/ HAIN 1994, S. 188. Grundsätzlich dürfte das allerdings auch in umgekehrter Perspektive gelten: Auch für die öffentlich-rechtliche Seite dürfte der Vergleich mit privaten Programmen keine hin-reichenden Belege für die Realisation des Grundversorgungsauftrags erbringen.

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ProgrammforschungFernsehen 2015 – aktuelle Programmentwicklungen

lich gebunden“ sind. Zusammen mit der Programmpromotion ergibt das bei den privaten Programmen 4 bis 5 Stunden pro Tag, in denen keine Programmleistungen im engeren Sinn (also Information, Unterhaltung etc.) erbracht werden. Im Gegen-satz dazu sind Werbung und Sponsoring bei den öffentlich-rechtlichen Programmen deutlich, auf zusammen weniger als eine halbe Stunde pro Tag, eingeschränkt. Und auch der Umfang der Programmpromotion fällt bei den öffentlich-rechtlichen Programmen mit etwas mehr als 30  Minuten pro Tag geringer aus.20

Das bedeutet in umgekehrter Perspektive, dass die Nettosendezeit – d. h. der Kern-bereich, in dem die in Abschnitt  1 dimensionierten Programmleistungen Tag für Tag  erbracht werden  – bei den privaten Programmen zwangsläufig geringer ist als  bei der öffentlich-rechtlichen Konkurrenz. Das Gesamtvolumen der Sendungen liegt bei den privaten Fernsehvollprogrammen zwischen 19 und 20 Stunden pro Tag (das sind etwa 80  Prozent der täglichen Sendezeit). Bei den öffentlich-rechtlichen Programmen sind es dagegen 23 Stunden bzw. ca. 95 Prozent der täglichen Sende-zeit.

Wie sich diese Basisdifferenz programmökonomisch auswirkt, soll an dieser Stelle nicht weiter verfolgt werden. Zunächst außer Betracht gelassen wird auch die Frage, mit welchen Programmbeschaffungs- und Wiederholungsstrategien die Nettosende-zeiten in den Programmen, Senderfamilien und Programmsystemen ausgefüllt werden (vgl. dazu Abschnitt 4). Zu wiederholen ist jedoch noch einmal der Hinweis auf den systemneutralen Bezugsrahmen des 24-Stunden-Tags, in dem im Folgenden Leistungen privater und öffentlich-rechtlicher Fernsehvollprogramme ermittelt und miteinander verglichen werden.21

3. Programmcharakteristik3.1 Fernsehpublizistik, Fiktion und

nonfiktionale UnterhaltungDie Aufteilung der Programme in die drei großen Sparten der Programmanalyse zeigt sowohl den grundlegend anderen Auftrag der öffentlich-rechtlichen im Vergleich zu den privaten Programmen als auch die komplexe Konkurrenzkonstellation der privaten Programme innerhalb und außerhalb ihrer Senderfamilien (vgl. Abb. 3).

20 Vgl. dazu Tabelle  1 „Zeitumfang der Basiselemente der Sendungsanalyse“ im Anhang „Basisdaten der ALM-Studie 2014/2015“ des Beitrags „Konzeption, Methode und Basisdaten der ALM-Studie 2014/2015“ von JOACHIM TREBBE und MAT THIAS WAGNER in diesem Band.

21 Dazu können im Rahmen von Sonderanalysen noch einige andere, jedoch ebenfalls system- bzw. pro-grammneutrale Zeitschnitte wie z. B. die zuschauerintensive Tageszeit zwischen 18 und 23  Uhr („Prime Time“), Werktage (Montag bis Freitag) vs. Wochenende (Samstag/Sonntag) oder gesamte Stichproben-wochen etc. kommen (worauf ggf. gesondert hingewiesen wird).

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ProgrammforschungFernsehen 2015 – aktuelle Programmentwicklungen

Abb. 3 Programmsparten 2015Zeitumfang pro Tag in Prozent1

� �

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� �

� �

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RTL VOX RTL II Sat.� ProSieben

kabeleins

ARD ZDF

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� �

Fernsehpublizistik Fiktionale Unterhaltung Nonfiktionale Unterhaltung

1 Basis: eine Stichprobe im Frühjahr 2015.

Im Privatfernsehen ist fiktionale Unterhaltung –  und das bedeutet in diesem Fall sowohl konventionelle Film- und Serienunterhaltung als auch gescriptetes Reali-tätsfernsehen22 – die dominante Programmsparte. Besonders bei ProSieben (65 Pro-zent), Sat.1 und kabel eins (jeweils 54 Prozent) sind fiktionale Inhalte stark vertreten und überspringen deutlich die 50-Prozentmarke. Aus dieser vergleichsweise undif-ferenzierten Perspektive sind sich die Spartenprofile von Sat.1 und kabel eins sehr ähnlich. Beide weisen über die fiktionalen Anteile hinaus die gleichen Werte für fernsehpublizistische Sendungen (14 Prozent) und auch einen ähnlichen Stellenwert für nonfiktionale Programmelemente auf (Sat.1: 12  Prozent, kabel eins: 10  Prozent des durchschnittlichen 24-Stunden-Tags). ProSieben ist sowohl in seiner Sender familie als auch im Vergleich zu allen anderen Vollprogrammen am wenigsten ausgewogen: Neben den dominanten fiktiven Programminhalten werden weniger als 10 Prozent fernsehpublizistische Inhalte (8  Prozent) und nonfiktionale Unterhaltung in Form von Shows (9  Prozent) ausgestrahlt.

In der RTL-Mediengruppe sind fiktionale Inhalte in allen drei Vollprogrammen mit Anteilen zwischen 36 und 42 Prozent des durchschnittlichen Sendetags vergleichs-

22 Vgl. zum Stellenwert und zur Differenzierung der Programmtypen von Reality-TV genauer den Beitrag von WEISS/MAURER/ WAGNER (2015a).

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ProgrammforschungFernsehen 2015 – aktuelle Programmentwicklungen

weise weniger stark vertreten. RTL hat dabei mit 42  Prozent den höchsten Wert, gefolgt von RTL II und VOX, die beide unter der 40-Prozentmarke liegen. Mit 25 Pro-zent ist der Anteil der fernsehpublizistischen Sendungen bei RTL nach wie vor höher als bei allen anderen Programmen der eigenen und der konkurrierenden Sender-familie. VOX kommt mit 22  Prozent noch in die Nähe des Schwesterprogramms, während RTL II mit 15 Prozent den dritten Rang in der RTL-Mediengruppe einnimmt und sich damit eher auf dem Niveau von Sat.1 und kabel eins aus der Konkurrenz-familie bewegt. VOX und RTL  II profilieren sich im Vergleich aller Programme am stärksten über nonfiktionale Unterhaltungsformate. Hier schlägt auch ein hoher Anteil performativer Realitätsformate zu Buche. Insgesamt gesehen sind die Pro-gramme der RTL-Mediengruppe weniger stark auf eine Sparte fixiert und lassen so mehr Raum für flankierende Programmangebote.

Die öffentlich-rechtlichen Programme sind im Hinblick auf die großen Programm-sparten ganz anders ausgerichtet. Ihr Grundversorgungsauftrag und ihre besondere Bedeutung für gesellschaftliche Informations- und Meinungsbildungsprozesse führen zu einem stark von den privaten Konkurrenten abweichenden Programmprofil. Fernsehpublizistische Inhalte, also Sendungen, in denen Informationsgebung wahr-scheinlich ist und journalistische Thematisierungsleistungen im Zentrum stehen können, nehmen mit weitem Abstand den ersten Platz in der Rangfolge der Pro-grammsparten ein und liegen nur knapp unter der 50-Prozentmarke (ARD: 48 Pro-zent, ZDF: 47 Prozent). Mit ihren fiktionalen Anteilswerten liegen ARD (40 Prozent) und ZDF (39  Prozent) dagegen –  jedenfalls wenn man zunächst die Anteile für Reality-TV-Sendungen vernachlässigt – knapp hinter RTL und über den Anteilswer-ten für VOX und RTL II. Mit 6 Prozent (ARD) bzw. 9 Prozent (ZDF) bleibt im Bezugs-rahmen des 24-Stunden-Sendetags vergleichsweise wenig Zeit für Shows und Spiele, also für nonfiktionale Unterhaltungsangebote.

Wie stark sich die Verhältnisse zwischen den Programmsparten verschieben –  ins-besondere bei den Programmen der RTL-Mediengruppe und im Programm von Sat.1 – zeigt sich, wenn man die Anteile aller Reality-TV-Sendungen herausrechnet und als neue, vierte Basiskomponente des modernen Fernsehens betrachtet (vgl. Abb. 4).

Bei VOX, RTL II und Sat.1 ist sehr gut zu erkennen, dass weitaus mehr als die Hälfte der redaktionellen Sendezeit inzwischen mit hybriden Programmformaten des Realitätsfernsehens gefüllt wird. Bei VOX und RTL  II wird die 50-Prozentmarke in-zwischen auch für den gesamten Sendetag überschritten: Mehr als 12 Stunden pro Tag wird Reality-TV gezeigt. Insbesondere konventionelle nonfiktionale Programm-angebote werden zugunsten performativer Realityshows zurückgefahren. Bei RTL II und Sat.1 droht die konventionelle Unterhaltungsshow als traditionelles Standard-

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ProgrammforschungFernsehen 2015 – aktuelle Programmentwicklungen

format der nonfiktionalen Unterhaltung inzwischen vollends aus dem Angebot zu verschwinden (weniger als 1  Prozent).

Abb. 4 Programmsparten und Reality-TV 2015Zeitumfang pro Tag in Prozent1

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RTL VOX RTL II Sat.� ProSieben

kabeleins

ARD ZDF

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Reality-TVFernsehpublizistik Fiktionale Unterhaltung Nonfiktionale Unterhaltung

1 Basis: eine Stichprobe im Frühjahr 2015.

Die öffentlich-rechtlichen Programme ARD/Das Erste und ZDF folgen dieser Ent-wicklung zu mehr Reality-TV nur sehr zögerlich. Im Ersten Programm der ARD liegt der entsprechende Anteil bei unter 5 Prozent, im ZDF sogar bei unter 1 Prozent (z. B. ARD: Schatzsuche auf dem Bauernhof, Nashorn, Zebra  & Co, ZDF: Die Büffelranch, Bares für Rares).

3.2 Programmstrukturen der SenderfamilienWie sich die Anteile für Reality-TV en détail auf die Verteilung aller Programmsparten in den Senderfamilien auswirken, zeigen die Abbildungen  5 bis 7.

RTL-Mediengruppe

In zwei Programmen der RTL-Mediengruppe liegen die Anteile für Reality-TV-Formate in der fernsehpublizistischen Sparte deutlich über den konventionellen Bericht-erstattungsformaten. VOX sendet in 17  Prozent der täglichen Sendezeit hybride Formate, die im Begriffssystem der ALM-Studie als narrativ bezeichnet werden (hierbei handelt es sich ausschließlich um Doku-Soaps). Damit widmet VOX  den

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ProgrammforschungFernsehen 2015 – aktuelle Programmentwicklungen

Abb. 5 Programmstrukturen im Frühjahr 2015: RTL-GruppeSendezeit pro Tag in Prozent

2

28% Nonfiktionale Unterhaltung

Standardformate Reality-TV-Formate

24% Nonfiktionale Unterhaltung

Standardformate Reality-TV-Formate

13% Werbung und Sponsoring

Programmstrukturen im Frühjahr 2015: Mediengruppe RTLSendezeit pro Tag in Prozent

Abb. 5

36% Fiktionale Unterhaltung

Standardformate Reality-TV-Formate

5% Programmtrailer etc.

22% Fernsehpublizistik Standardformate Reality-TV-Formate

VOX

RTL

5% Programmtrailer etc.

25% Fernsehpublizistik Standardformate Reality-TV-Formate

42% Fiktionale Unterhaltung

Standardformate Reality-TV-Formate

14% Nonfiktionale Unterhaltung

Standardformate Reality-TV-Formate

14% Werbung und Sponsoring

14% Werbung und Sponsoring

5% Programmtrailer etc.

15% Fernsehpublizistik Standardformate Reality-TV-Formate

RTL II

38% Fiktionale Unterhaltung

Standardformate Reality-TV-Formate

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ProgrammforschungFernsehen 2015 – aktuelle Programmentwicklungen

Hybridformaten mehr als dreimal so viel Zeit wie der klassischen Fernsehpublizistik (Nachrichten, Magazine und Reportagen). RTL II, das ebenfalls 5 Prozent der täglichen Sendezeit für konventionelle fernsehpublizistische Formate reserviert, hat mit einem Anteil von 10 Prozent genau doppelt so häufig Doku-Soaps im Programm. RTL, das Flaggschiff der RTL-Mediengruppe, setzt dagegen sehr viel stärker auf klassische fernsehpublizistische Formate (24  Prozent), der Anteil narrativer Realitysendungen ist mit 1  Prozent der durchschnittlichen Sendezeit niedrig.

Schwierig ist die Identifizierung der Standard- und Hybridformate im Segment der fiktionalen Unterhaltung. Eindeutig als fiktiv gekennzeichnete Reality-TV-Formate werden in der ALM-Studie getrennt von konventionell produzierten Filmen und Serien ausgewiesen.23 RTL zeigt inzwischen mehr gescriptete Realityformate (25 Pro-zent) als fiktionale Standardformate (17 Prozent). Bei VOX ist das Verhältnis nahezu umgekehrt (14 Prozent Reality-TV zu 22 Prozent für fiktionale Standardformate) und bei RTL  II in etwa ausgeglichen (18 zu 20  Prozent).

Am stärksten jedoch offenbart sich der Wandel zum Realitätsfernsehen in den privaten Programmen in der Sparte der nonfiktionalen Fernsehunterhaltung. Kon-ventionelle Show- und Quizformate spielen bei RTL  II fast überhaupt keine Rolle mehr (1 Prozent). Dagegen sind performative Sendungen (wie z. B. Der Trödeltrupp – Das Geld liegt im Keller, Zuhause im Glück, Die Kochprofis  – Einsatz am Herd) mit 27 Prozent mehr oder weniger zum ausschließlichen Bestandteil der Sparte gewor-den. Bei VOX zeigt sich in wenig abgeschwächter Form die gleiche Tendenz (4 Pro-zent für konventionelle Quiz- und Unterhaltungsshows, 20 Prozent für performative Reality-TV-Formate).

ProSiebenSat.1-Mediengruppe

Die Situation der ProSiebenSat.1-Mediengruppe stellt sich auffallend anders dar. Sat.1 und ProSieben etwa verzichten vollständig auf narrative fernsehpublizistische Formate. Mit 14 (Sat.1) bzw. 8 Prozent (ProSieben) des durchschnittlichen Sendetags werden in der fernsehpublizistischen Programmsparte ausschließlich konventionelle Standardformate gezeigt. Realitätsfernsehen mit fernsehpublizistischem Charakter findet sich in dieser Senderfamilie nur bei kabel eins (8 Prozent), hier allerdings klar häufiger als die fernsehpublizistischen Standardformate Nachrichten, Magazine und Reportagen.

23 Vgl. WEISS/MAURER/ WAGNER (2015a).

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ProgrammforschungFernsehen 2015 – aktuelle Programmentwicklungen

Abb. 6 Programmstrukturen im Frühjahr 2015: ProSiebenSat.1-GruppeSendezeit pro Tag in Prozent

3

14% Werbung und Sponsoring

Programmstrukturen im Frühjahr 2015: ProSiebenSat.1-GruppeSendezeit pro Tag in Prozent

Abb. 6

6% Programmtrailer etc.

14% Fernsehpublizistik Standardformate Reality-TV-Formate

54% Fiktionale Unterhaltung

Standardformate Reality-TV-Formate

12% Nonfiktionale Unterhaltung

Standardformate Reality-TV-Formate

Sat.1

6% Programmtrailer etc.

15% Werbung und Sponsoring

7% Programmtrailer etc.

14% Fernsehpublizistik Standardformate Reality-TV-Formate

10% Nonfiktionale Unterhaltung

Standardformate Reality-TV-Formate

54% Fiktionale Unterhaltung

Standardformate Reality-TV-Formate

kabel eins

12% Werbung und Sponsoring 8% Fernsehpublizistik

Standardformate Reality-TV-Formate

9% Nonfiktionale Unterhaltung

Standardformate Reality-TV-Formate

65% Fiktionale Unterhaltung

Standardformate Reality-TV-Formate

Pro Sieben

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ProgrammforschungFernsehen 2015 – aktuelle Programmentwicklungen

ProSieben verfolgt diese eindeutige Strategie auch in der fiktionalen Programmsparte. So konnte bei diesem Sender in der Frühjahrsstichprobe 2015 kein gescriptetes Format mit Spielhandlung identifiziert werden; das gesamte, traditionell hohe Volumen der fiktionalen Fernsehunterhaltung besteht aus konventionell produzier-ten Filmen und Serien (65  Prozent). Bei kabel eins ist das Verhältnis recht ähnlich: 51 Prozent der täglichen Sendezeit sind für Standardformate der fiktionalen Unter-haltung reserviert, während lediglich 3  Prozent (Achtung Kontrolle! Einsatz für die Ordnungshüter) für gescriptete Formate aufgewendet werden. Sat.1 als Haupt-programm der Mediengruppe verhält sich in dieser Hinsicht ganz anders. Mit 35 Prozent der Sendezeit eines durchschnittlichen Tags liegen in dieser Programm-sparte die gescripteten Formate deutlich vor den Standardfilmen und -serien (19 Pro-zent).

In Bezug auf performative nonfiktionale Unterhaltungsformate des Realitätsfern-sehens offenbaren sich parallele Strategien bei Sat.1 und kabel eins. Sat.1 zeigt durchschnittlich in 11  Prozent der täglichen Sendezeit performative Formate und nur in 1  Prozent nonfiktionale Standardformate. Bei kabel eins liegt das Verhältnis bei 8  Prozent (Reality-TV, z. B. Rosins Restaurants  – Ein Sternekoch räumt auf!) zu 2  Prozent (Standardformate, z. B. Quiz-Taxi). ProSieben setzt dagegen als einziges Programm der Mediengruppe auch hier kaum auf die neuen hybriden Formate (1 Prozent), sondern nach wie vor auf konventionelle Shows und Spiele (8 Prozent).

ARD/Das Erste und ZDF

Im Programm des ZDF findet sich in der Frühjahrsstichprobe des Jahres 2015 kein mit den privaten Programmangeboten vergleichbares Realitätsfernsehen.

Die Standardformate der Fernsehpublizistik (46 Prozent), der fiktionalen Unterhaltung (39 Prozent) und der nonfiktionalen Unterhaltung (9 Prozent) werden im ZDF kaum mit hybriden Formaten vermischt. Die Anteile des Reality-TV in den Programmspar-ten der Fernsehpublizistik und der nonfiktionalen Unterhaltung liegen unter 1 Pro-zent. Im Ersten Programm der ARD wiederum werden neben den fernsehpublizis-tischen Standardformaten (44 Prozent) lediglich Sendungen gezeigt, die narrativen Charakter haben und als solche mit den einschlägigen Formaten der Privaten ver-gleichbar sind (4 Prozent, Elefant, Tiger & Co, Nashorn, Zebra & Co, Zoobabies). Die beiden Unterhaltungssparten (Filme und Serien: 40  Prozent, Shows und Spiele: 6  Prozent) enthalten Formate des Realitätsfernsehens entweder gar nicht oder maximal anteilig unter der Rundungsgrenze.

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ProgrammforschungFernsehen 2015 – aktuelle Programmentwicklungen

Abb. 7 Programmstrukturen im Frühjahr 2015: ARD/Das Erste und ZDFSendezeit pro Tag in Prozent

4

3% Programmtrailer etc.

2% Sonstige Sendungen

46% Fernsehpublizistik Standardformate Reality-TV-Formate

2% Programmtrailer etc.

3% Sonstige Sendungen

Programmstrukturen im Frühjahr 2015: ARD/Das Erste und ZDFSendezeit pro Tag in Prozent

Abb. 7

1% Werbung und Sponsoring

48% Fernsehpublizistik Standardformate Reality-TV-Formate 6% Nonfiktionale

Unterhaltung Standardformate Reality-TV-Formate

ARD

40% Fiktionale Unterhaltung

Standardformate Reality-TV-Formate

1% Werbung und Sponsoring

9% Nonfiktionale Unterhaltung

Standardformate Reality-TV-Formate

39% Fiktionale Unterhaltung

Standardformate Reality-TV-FormateZDF

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ProgrammforschungFernsehen 2015 – aktuelle Programmentwicklungen

4. ProduktionscharakteristikIm Folgenden werden drei Produktionscharakteristika kurz beschrieben, die Pro-grammlayout und Programmleistung stark beeinflussen: kurzfristige Sendungs-wiederholungen, Programmübernahmen sowie die Anteile für Kaufproduktionen.

Kurzfristige Sendungswiederholungen

Wie oben erläutert hat die Finanzierung durch Werbung oder Gebühren einen er-heblichen Einfluss auf den redaktionellen Output der privaten und öffentlich-rechtlichen Fernsehprogramme. Einen weiteren Einflussfaktor auf die Leistungsbilanz der untersuchten Programme zeigt Abbildung 8. Die Grafik enthält die durchschnitt-liche Sendezeit pro Tag, in der kurzfristige, d. h. im Untersuchungszeitraum identi-fizierbare Wiederholungen, ausgestrahlt werden.

Abb. 8 Erstsendungen und kurzfristige Wiederholungen 2015Zeitumfang pro Tag in Std.:Min.1

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RTL VOX RTL II Sat.� ProSieben

kabeleins

ARD ZDF

Erstsendungen Kurzfristige Wiederholungen

1 Basis: eine Stichprobe im Frühjahr 2015.

Drei der untersuchten Programme strahlen im Durchschnitt eines 24-Stunden-Tags mehr als 6  Stunden Inhalte aus, die schon einmal am gleichen Tag oder ein paar Tage zuvor gesendet wurden: RTL, ProSieben und kabel eins. Sat.1 unterschreitet diese Marke mit 5  Stunden und 59  Minuten nur knapp. VOX liegt in dieser Hin-sicht  mit 4  Stunden und 46  Minuten im Mittelfeld. Eine echte Ausnahme bildet RTL  II, das sich mit Wiederholungen im Umfang von unter 3  Stunden pro Tag

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ProgrammforschungFernsehen 2015 – aktuelle Programmentwicklungen

deutlich von den anderen privaten Programmen abhebt und –  was die täglichen Wiederholungsquoten betrifft  – eher vergleichbar mit den öffentlich-rechtlichen Anbietern ist. Diese füllen zwischen knapp 4  Stunden (ZDF) und gut 3  Stunden (ARD/Das Erste) pro Tag mit Wiederholungen. Damit stehen im Programmvergleich im besten Fall etwa 20  Stunden (ZDF) und im ungünstigsten Fall weniger als 12 Stunden (kabel eins) für originäre Programmleistungen zur Verfügung – ein sehr breites Spektrum.

Drittprogramme und Programmübernahmen

Die zwei privaten Programme mit den größten Reichweiten und Zuschaueranteilen über 10 Prozent, RTL und Sat.1, sind rundfunkstaatsvertraglich zur Ausstrahlung sog. Drittprogramme als vielfaltssichernde Maßnahme verpflichtet.24 Dazu zählt auch die Ausstrahlung redaktionell unabhängiger Regionalprogramme, die bei RTL und Sat.1 als regional auseinandergeschaltete Fensterprogramme angeboten werden (vgl. Abb. 9).25

Abb. 9 Drittprogramme und Programmkooperationen 2014 und 2015Zeitumfang pro Tag in Std.:Min.1

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RTL Sat.� ARD ZDF

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Regionalfenster

Drittprogramme

ARD- bzw. ZDF-Eigenprogramm

Programmübernahme von ARD bzw. ZDF

1 Basis: zwei Stichprobenwochen im Frühjahr und Herbst 2014, eine Stichprobenwoche im Frühjahr 2015.

24 Vgl. § 26 Abs. 5 und § 31 RStV 2015.

25 Vgl. § 25 Abs. 4 und § 31 Abs. 5 RStV 2015; s. dazu auch den Beitrag VOLPERS, HELMUT/ ULI BERNHARD (2014): Die Programmpraxis der Regionalfenster von RTL und SAT.1  – Status quo und ein Rückblick auf zehn Jahre Programmentwicklung. Ergebnisse der kontinuierlichen Programmanalyse. In: Programmbericht der Medienanstalten 2014, S. 147–158.

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Hinsichtlich der Ausstrahlung regionaler Fensterprogramme zeigen die aktuellen Daten der ALM-Studie für RTL ein leicht rückläufiges Sendevolumen von durch-schnittlich 16 Minuten täglich (2014: 18 Minuten) und für Sat.1 konstant 15 Minuten pro Tag.26

Deutlicher ist der Rückgang der Sendezeit für Drittprogramme im Programm von Sat.1. Nach dem Urteil des Oberverwaltungsgerichts Koblenz im Herbst 2014 hat Sat.1 die seitdem freiwillig zur Verfügung gestellte Sendezeit für die Anbieter der Drittprogramme (dctp) weiter eingeschränkt. Die durchschnittliche Sendezeit pro Tag liegt in der Frühjahrsstichprobe 2015 bei Sat.1 nur noch bei 9 Minuten, im Herbst 2014 waren es noch durchschnittlich 15  Minuten.27

Bei RTL wird dagegen nach wie vor etwas weniger als eine Dreiviertelstunde pro Tag für die Sendungen der Drittanbieter (z. B. 30  Minuten Deutschland, 10 vor 11  – Ten to Eleven, stern TV) reserviert. Ein leichter Rückgang (von 43 auf 41  Minuten) ist auch hier feststellbar, liegt aber im Rahmen der üblichen Stichprobenschwan-kungen der ALM-Studie.

Die Daten für die öffentlich-rechtlichen Programme ARD/Das Erste und ZDF bezie-hen sich auf die im wöchentlichen Wechsel produzierten Formate Frühstücksfern-sehen (inkl. Nachrichten) und Mittagsmagazin. Im Jahresdurchschnitt (2014) halten sich diese Übernahmen die Waage, da im Stichprobenmodell der ALM-Studie im Frühjahr und im Herbst der Wechsel der Produktionsverantwortung zwischen ARD und ZDF berücksichtigt wird. In der Woche der Frühjahrsstichprobe 2015 wurden das Frühstücksfernsehen (moma – das Erste am Morgen) und das Mittagsmagazin von ARD/Das Erste verantwortet, was zur Übernahme von durchschnittlich 3  Stunden pro Tag beim ZDF geführt hat.

Eigen-, Auftrags- und Koproduktionen

Eigen-, Auftrags- und Gemeinschaftsproduktionen sollen laut Rundfunkstaatsvertrag ebenfalls einen wesentlichen Anteil am Sendungsvolumen der Fernsehvollprogramme ausmachen.28 In der ALM-Studie wird diese Produktionsform erhoben und den reinen Kaufproduktionen gegenübergestellt.

26 Hier umgerechnet auf den empirischen Bezugsrahmen der ALM-Studie, den durchschnittlichen Sendetag von Montag bis Sonntag (Ausstrahlungsrhythmus der Regionalfenster: Mo.–Fr.  18:00–18:30 für RTL bzw. 17:30–18:00 für Sat.1).

27 Vgl. NÜNING, VOLKER (2015): Das verfahrene Verfahren zu den Sat-1-Drittsendezeiten: Rechtswidrige Lizenzen, gegenseitige Vorwürfe und eine Strafanzeige. In: Medienkorrespondenz (5. 5. 2015) (Internet-quelle, URL s. Literatur am Ende des Beitrags).

28 Vgl. § 6 Abs. 3 Satz  1 RStV 2015.

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ProgrammforschungFernsehen 2015 – aktuelle Programmentwicklungen

Tab. 1 Produktionscharakteristik der Programmangebote 2015Zeitumfang pro Tag in Std.:Min.1

RTL VOX RTL  II Sat.1 Pro Sieben

kabel eins ARD ZDF

Produktionscharakteristik

Fernsehpublizistik 05:43 01:09 01:17 03:21 01:50 01:26 10:34 11:07Eigen-, Auftrags-, Koproduktionen 05:43 01:09 01:17 03:20 01:50 01:19 10:34 11:07Kaufproduktionen – – – 00:01 – 00:07 – –

Fiktionale Unterhaltung 03:56 05:14 04:49 04:30 15:37 12:17 09:28 09:16Eigen-, Auftrags-, Koproduktionen 02:10 – – 00:34 – – 07:34 06:42Kaufproduktionen 01:46 05:14 04:49 03:56 15:37 12:17 01:54 02:34

Nonfiktionale Unterhaltung 01:35 00:55 00:08 00:07 01:51 00:25 01:22 02:03Eigen-, Auftrags-, Koproduktionen 01:35 00:55 – 00:07 01:51 00:25 01:22 02:03Kaufproduktionen – – 00:08 – – – – –

Reality-TV-Formate 08:04 12:19 13:12 11:12 00:14 04:32 01:04 00:12Eigen-, Auftrags-, Koproduktionen 08:04 11:47 13:12 11:12 00:14 04:32 01:04 00:12Kaufproduktionen – 00:32 – – – – – –

Sonstige Sendungen – – – 00:00 00:00 – 00:40 00:27Eigen-, Auftrags-, Koproduktionen – – – 00:00 00:00 – 00:40 00:27

Gesamt 19:18 19:37 19:26 19:10 19:32 18:40 23:08 23:05Eigen-, Auftrags-, Koproduktionen 17:32 13:51 14:29 15:13 03:55 06:16 21:14 20:31Kaufproduktionen 01:46 05:46 04:57 03:57 15:37 12:24 01:54 02:34

1 Basis: eine Stichprobenwoche im Frühjahr 2015. Fernsehpublizistik, fiktionale und nonfiktionale Unterhaltung jeweils ohne Reality-TV-Formate.

Die Strukturerhebungen zur Produktionscharakteristik zeigen deutlich, dass

(1) die Produktionsquoten sehr stark zwischen den Programmen schwanken und dass

(2) dafür in erster Linie die hohe Zahl der Kaufproduktionen im Bereich der fiktio-nalen Fernsehunterhaltung mit Filmen und Serien verantwortlich ist.

So liegt das absolute Maximum der Kaufproduktionen im Programmvergleich bei ProSieben mit insgesamt 15  Stunden und 37  Minuten (ausschließlich in der fiktio-nalen Sparte), gefolgt von kabel eins mit insgesamt 12  Stunden und 24  Minuten pro Tag (davon 12 Stunden und 17 Minuten in der fiktionalen Sparte). Damit bleiben bei ProSieben und kabel eins nur knapp 4 Stunden bzw. etwas mehr als 6 Stunden für die Ausstrahlung von Eigen-, Auftrags- oder Koproduktionen übrig, vor allem im Bereich der Reality-TV- und nonfiktionalen Unterhaltungsformate.

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ProgrammforschungFernsehen 2015 – aktuelle Programmentwicklungen

Abgesehen von den zwei öffentlich-rechtlichen Programmen, die vor allem in der fernsehpublizistischen Sparte hohe Eigenproduktionsquoten haben und auch in den fiktionalen Sparten vergleichsweise wenige Kaufproduktionen ausstrahlen (ARD/Das Erste: weniger als 2  Stunden, ZDF: etwas mehr als 2,5  Stunden), zeichnen sich vor allem RTL und Sat.1 durch relativ geringe Anteile für Kaufproduktionen aus. Im Programm von RTL finden sich an einem Sendetag durchschnittlich 1  Stunde und 46  Minuten (vor allem fiktionale) Sendungen, die eindeutig als Kaufproduktionen identifizierbar sind; bei Sat.1 liegt dieser Wert knapp unter 4  Stunden.

Außerhalb der fiktionalen Programmsparte spielen Kaufproduktionen kaum eine Rolle. Bei VOX findet sich mit durchschnittlich 32  Minuten für Kaufproduktionen ein kleiner Anteil unter den Reality-TV-Formaten, bei RTL  II mit 8  Minuten ein ge-ringer Wert für nonfiktionale Unterhaltungssendungen. Bei kabel eins sind immer-hin 7  Minuten täglich im fernsehpublizistischen Segment angesiedelt.

5. FernsehinformationIm Programmbericht 2014 wurde der Begriff der Fernsehinformation von Weiss et al. eingehend diskutiert und im Kontext von Programmnormen, Programmpraxis und empirischer Programmanalyse ausführlich hergeleitet.29

Der folgende Abschnitt nutzt diese Vorarbeiten und knüpft an das dort entwickelte Schichtenmodell der Fernsehpublizistik an, um die spezifischen Informationsleis-tungen der untersuchten Programme zu beschreiben (vgl. Abb. 10).

Das Erhebungsmodell der ALM-Studie geht zunächst von einem möglichst weiten Informationsbegriff aus. Alle Programmformate, die die Möglichkeit für eine im weitesten Sinne journalistische oder dokumentarische Informationsgebung enthal-ten bzw. nicht ausdrücklich als fiktionale oder nonfiktionale Unterhaltungssendungen angekündigt werden, liefern als Formate der Fernsehpublizistik das Rohmaterial für den zweiten Untersuchungsschritt der Programmanalyse. Dabei handelt es sich um konventionelle Informationssendungen wie Nachrichten, Magazine und Reportagen, aber auch um Talk- und Servicesendungen bis hin zu hybriden Dokumentationsfor-maten des Realitätsfernsehens wie Doku-Soaps.

29 Vgl. WEISS, HANS-JÜRGEN/ TORSTEN MAURER und MAT THIAS WAGNER (2015b): Relativ defizitär  – Informa tionskonkurrenz auf dem Markt der deutschen Fernsehvollprogramme 2014. In: Programmbericht der Medienanstalten 2014, S. 60–88.

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Abb. 10 Formatstruktur der Fernsehpublizistik

Information

Unterhaltung

Abb. 2

Schichtenmodell der Fernsehpublizistik

Politische Publizistik im weiten Sinn

Sachpublizistik

Ratgeberpublizistik

Unterhaltungspublizistik,Realitätsunterhaltungund Sportpublizistik

Kontroverse Themen von allgemeiner Bedeutung

• Politik• Gesellschaftlich relevante Wirtschaftsthemen• Gesellschaftliche Kontroversen

Sachthemen

• Gesellschaft: Kultur, Medien, Bildung, Wissenschaft, Forschung, Technologie, Wirtschaft, gesellsch. Leben

• Natur: Umwelt, Klima, Tiere, Pflanzen, Landschaften

Ratgeberthemen

• Verbraucher-, Konsum-, Anwender-, Gesundheits-themen

Human-Touch- und Sportthemen• Zerstreuungsthemen: Prominenz, Alltag, Emotionen• Angstthemen: Kriminalität, Verbrechen, Unfälle• Sportthemen

Fern

seh

pu

bli

zist

ik

Abb. 1

Formatstruktur der Fernsehpublizistik

Fernsehpublizistik

Nachrichtensendungen

Sportsendungen/Sportübertragungen

Reportage- und Dokumen-tationssendungen

Interview- und Talksendungen

Sonstige Formate (z. B.: Studio-, Service-, Kochformate)

Doku-Soaps

Daily Talks

Magazinsendungen

Erst im zweiten Schritt geht es dann darum, die Schichten der Informationsgebung in der Fernsehpublizistik zu identifizieren und im Hinblick auf ihre publizistische Relevanz zu gewichten (vgl. Abb. 11).

Dies geschieht durch eine differenzierte Analyse des Berichterstattungsgegen standes auf der thematischen Ebene der Beiträge. Im Schichtenmodell der Fernsehpublizistik werden gesellschaftliche Kontroversen von allgemeiner Bedeutung als innerste Schicht definiert. Deren Kern wiederum bilden im engeren Sinne politische Infor-mationen, die aus der Perspektive demokratischer Funktionszuschreibungen an den Rundfunk den höchsten Stellenwert für die freie Willens- und Meinungsbildung haben. Darüber hinaus sind in dieser Schicht aber auch öffentlich kontrovers dis-kutierte Themen denkbar, die (noch) nicht im politischen Diskurs etabliert sind, so etwa ethisch-religiöse oder ökonomische Streitfragen.

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ProgrammforschungFernsehen 2015 – aktuelle Programmentwicklungen

Abb. 11 Schichtenmodell der Fernsehpublizistik

Information

Unterhaltung

Abb. 2

Schichtenmodell der Fernsehpublizistik

Politische Publizistik im weiten Sinn

Sachpublizistik

Ratgeberpublizistik

Unterhaltungspublizistik,Realitätsunterhaltungund Sportpublizistik

Kontroverse Themen von allgemeiner Bedeutung

• Politik• Gesellschaftlich relevante Wirtschaftsthemen• Gesellschaftliche Kontroversen

Sachthemen

• Gesellschaft: Kultur, Medien, Bildung, Wissenschaft, Forschung, Technologie, Wirtschaft, gesellsch. Leben

• Natur: Umwelt, Klima, Tiere, Pflanzen, Landschaften

Ratgeberthemen

• Verbraucher-, Konsum-, Anwender-, Gesundheits-themen

Human-Touch- und Sportthemen• Zerstreuungsthemen: Prominenz, Alltag, Emotionen• Angstthemen: Kriminalität, Verbrechen, Unfälle• Sportthemen

Fern

seh

pu

bli

zist

ik

Abb. 1

Formatstruktur der Fernsehpublizistik

Fernsehpublizistik

Nachrichtensendungen

Sportsendungen/Sportübertragungen

Reportage- und Dokumen-tationssendungen

Interview- und Talksendungen

Sonstige Formate (z. B.: Studio-, Service-, Kochformate)

Doku-Soaps

Daily Talks

Magazinsendungen

Die äußerste, im weitesten Sinne noch der Informationsgebung zurechenbare Schicht wird im Rahmen der ALM-Studie als Unterhaltungspublizistik bezeichnet. Hier werden Themenbeiträge kategorisiert, die Neuigkeiten, Fakten und Ereignisse aufgreifen, die aus der Perspektive des Rundfunkprogrammrechts für den gesellschaftlichen Diskurs weniger relevant sind. Dazu gehören die Sportberichterstattung (sofern sie nicht politisch oder gesellschaftlich-kontrovers aufgemacht ist) sowie Beiträge über Human-Touch-Themen. In letzteren wird vor allem über Prominente, Alltagsgescheh-nisse und Einzelschicksale (Zerstreuungsthemen) oder über Kriminalität sowie über spektakuläre Unfälle und Ereignisse (Angstthemen) berichtet.

Zwischen diesen beiden Schichten rangieren an zweiter Stelle unpolitische Sach-themen unter anderem aus Gesellschaft, Kultur und Medien, die nicht als Gegen-stände der massenmedialen Kontroverse, sondern als Berichterstattung aus den jeweiligen gesellschaftlichen Subsystemen definiert werden. An dritter Stelle finden sich Ratgeber- und Servicethemen etwa aus den Bereichen Konsum und Urlaub etc., die eher der individuellen Orientierung im Alltagsleben dienen.

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Es ist eine methodische Besonderheit der ALM-Studie, die Kategorien der fernseh-publizistischen Formate mit den Informationsschichten der Beitragsanalyse ver-knüpfen zu können. Diese Kombinationsmöglichkeit erlaubt es, die Informations-leistung der untersuchten Programme sukzessive offenzulegen. Die Analyse beginnt beim äußeren Rahmen, der Gesamtheit aller fernsehpublizistischen Programm-angebote, und wird dann Schritt für Schritt auf diejenigen fernsehjournalistischen Beiträge eingegrenzt, in denen es um gesellschaftlich relevante und hier insbeson-dere um politischen Themen geht. Dies wird im Folgenden dargestellt.

Die vorhergehenden Abschnitte zur Programm- und Produktionscharakteristik haben gezeigt, dass die Programme, Senderfamilien und Fernsehsysteme redaktionelle Inhalte unter sehr unterschiedlichen Rahmenbedingungen produzieren und aus-strahlen. Dies führt unter anderem zu erheblichen quantitativen Unterschieden in der Programmleistung der Sender. Für diese Informationsanalyse werden deshalb alle fernsehpublizistischen Programmleistungen im vergleichbaren Bezugsrahmen des durchschnittlichen 24-Stunden-Tags dargestellt (vgl. Abb. 12).

Abb. 12 Die Datenbasis der Informationsanalysen im Frühjahr 2015Zeitumfang pro Tag in Prozent1

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RTL VOX RTL II Sat.� ProSieben

kabeleins

ARD ZDF

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Drittprogramme und Programmübernahmen

Erstsendungen Kurzfristige Wiederholungen

1 Basis: Sendungsanalyse, eine Stichprobe im Frühjahr 2015.

Dabei wird aus einer Angebots- und Leistungsperspektive nicht mehr zwischen Erstsendungen und Wiederholungen unterschieden. Außerdem werden die Angebote von Drittprogrammen den Erstprogrammen und Programmübernahmen dem über-nehmenden Sender zugerechnet. Dennoch bleiben die Unterschiede groß. Bei den öffentlich-rechtlichen Sendern liegt der Anteil der fernsehpublizistischen Programm-angebote etwas unter der 50-Prozentmarke und somit im Bereich von etwa 11 Stun-den täglich. ProSieben, das Programm mit dem geringsten Anteil an Fernsehpubli-zistik, unterschreitet im Vergleich dazu die 10-Prozentmarke deutlich und bietet einen Gesamtumfang von weniger als 2  Stunden täglich. Bei den Privaten über-

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schreiten in der fernsehpublizistischen Sparte nur RTL und VOX den Wert von 20  Prozent des durchschnittlichen Sendetags, was mehr als 5  Stunden täglich entspricht.

Fernsehpublizistische Formate

Wie sich die fernsehpublizistischen Formate bei den Anbietern genau zusammen-setzen, zeigt Tabelle  2.

Tab. 2 Formatstrukturen der Fernsehpublizistik im Frühjahr 2015Zeitumfang pro Tag in Prozent1

RTL VOX RTL  II Sat.1 Pro Sieben

kabel eins ARD ZDF

FormateNachrichtensendungen 4,4 1,2 1,2 2,6 0,9 1,0 9,4 8,5Magazine 17,1 3,6 3,7 9,7 5,8 4,6 19,7 22,5Reportagen, Dokumentationen 0,6 0,2 0,4 1,1 1,0 0,4 5,9 4,7Interview-, Talkformate 1,7 – – 0,7 – – 5,5 4,2Sportsendungen – – – – – – 1,3 1,3Reality-TV-Formate: Doku-Soaps 1,0 16,8 10,1 – – 8,3 4,0 0,4Sonstige fernsehpublizistische Formate – – – – – – 2,2 5,1Gesamt 24,8 21,8 15,4 14,1 7,7 14,3 48,0 46,7

1 Basis: Sendungsanalyse, eine Stichprobenwoche im Frühjahr 2015.

Unter den konventionellen Formaten sind es noch immer die journalistischen Maga-zine, die bei allen Fernsehvollprogrammen an erster Stelle stehen. Bei RTL nehmen sie mit 17  Prozent der täglichen Sendezeit deutlich mehr Raum ein als bei der pri-vaten Konkurrenz. Sat.1 zeigt etwa in einem Zehntel der Sendezeit Magazine, bei ProSieben sind es 6  Prozent, gefolgt von kabel eins (5  Prozent), RTL  II und VOX (jeweils 4 Prozent). Die öffentlich-rechtlichen Programme sind weiterhin führend in diesem Segment: Die Werte liegen bei 20 Prozent (ARD/Das Erste) bzw. 23 Prozent (ZDF) der täglichen Sendezeit.

Bei drei der sechs privaten Programme wird das klassische Fernsehmagazin allerdings von den neuen hybriden Realitätsformaten verdrängt. Doku-Soaps dominieren etwa im Programm von VOX mit 17  Prozent die gesamte fernsehpublizistische Sparte. Und auch bei RTL  II (10  Prozent) und kabel eins (8  Prozent) sind dokumentarisch inszenierte Serien das Format mit dem höchsten Anteilswert in diesem Segment.

Fernsehnachrichten sind in allen Programmen zu finden, wenn auch in sehr unter-schiedlichem Umfang. Neben den öffentlich-rechtlichen Programmen, die ausführ-

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ProgrammforschungFernsehen 2015 – aktuelle Programmentwicklungen

lich tagesaktuell berichten (jeweils 9  Prozent), strahlen vor allem RTL (4  Prozent) und Sat.1 (3 Prozent) in einem profilbildenden Umfang Nachrichtensendungen aus. Die übrigen Programme schwanken mit ihren Anteilswerten jeweils um 1  Prozent der täglichen Sendezeit. Zur Erinnerung: 1 Prozent eines 24-Stunden-Tags entspricht etwa 14  Minuten.

Fernsehjournalismus

Wie sich nun das Spektrum der fernsehpublizistischen Formate mithilfe der oben beschriebenen Informationsschichten differenzieren lässt, zeigen die Tabellen  3 und  4.

Tab. 3 Informationsstufen der Fernsehpublizistik im Frühjahr 2015Zeitumfang pro Tag in Std.:Min.1

RTL VOX RTL  II Sat.1 Pro Sieben

kabel eins ARD ZDF

InformationsstufenFernsehpublizistik gesamt 5:31 5:05 3:33 3:00 1:44 3:22 10:45 10:32Fernsehjournalismus gesamt 5:18 1:28 1:15 3:00 1:44 1:22 9:49 10:26Sachinformation gesamt 2:33 0:53 1:00 1:32 0:52 1:09 7:34 6:59Gesellschaftlich relevante Information 1:12 0:24 0:07 0:29 0:06 0:06 4:24 3:52Politische Information 0:36 0:09 0:06 0:17 0:04 0:04 3:26 2:46

1 Basis: Beitragsanalyse, eine Stichprobenwoche im Frühjahr 2015.

Tab. 4 Informationsstufen der Fernsehpublizistik im Frühjahr 2015Zeitumfang pro Tag in Prozent1

RTL VOX RTL  II Sat.1 Pro Sieben

kabel eins ARD ZDF

InformationsstufenFernsehpublizistik gesamt 23,0 21,2 14,8 12,5 7,2 14,0 44,8 43,9Fernsehjournalismus gesamt 22,1 6,1 5,2 12,5 7,2 5,7 40,9 43,5Sachinformation gesamt 10,6 3,7 4,2 6,4 3,6 4,8 31,5 29,1Gesellschaftlich relevante Information 5,0 1,7 0,5 2,0 0,4 0,4 18,3 16,1Politische Information 2,5 0,6 0,4 1,2 0,3 0,3 14,3 11,5

1 Basis: Beitragsanalyse, eine Stichprobenwoche im Frühjahr 2015.

Will man in einem ersten Schritt das Feld der Fernsehinformation weiter eingrenzen, so lässt sich zunächst Fernsehjournalismus im engeren Sinne besprechen. Damit ist hier die fernsehpublizistische Sendezeit ohne Doku-Soaps und Daily Talks gemeint.

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ProgrammforschungFernsehen 2015 – aktuelle Programmentwicklungen

Man kann in diesem Zusammenhang auch von fernsehpublizistischer Berichterstat-tung sprechen (s. auch Abb. 11). Erwartungsgemäß sind bei diesem Übergang die Verlustquoten für diejenigen Programme besonders hoch, die sehr stark auf hybride Fernsehformate setzen. Geht man etwa bei VOX noch von mehr als 5  Stunden täglicher fernsehpublizistischer Sendezeit aus, bleiben davon nach Abzug der Rea-litätsformate und Daily Talks noch etwa 1,5  Stunden übrig. Das bedeutet einen Rückgang um 15 Prozentpunkte von 21 auf 6 Prozent des durchschnittlichen Sende-tags. Bei RTL  II und kabel eins sind die Werte nicht ganz so drastisch, aber auch deutlich. Unter Fernsehjournalismus fallen nach dieser Definition bei RTL  II und kabel eins weniger als 1,5  Stunden täglich oder  5 bzw. 6  Prozent des durchschnitt-lichen 24-Stunden-Tags.

Bei RTL, Sat.1, ProSieben, ARD/Das Erste und auch beim ZDF sind die Verlustquoten dagegen vergleichsweise gering. Bei Sat.1 und ProSieben entspricht die fernseh-publizistische Sendezeit (Sat.1: 3 Stunden, 13 Prozent; ProSieben: 1 Stunde und 44 Mi-nuten, 7 Prozent) sogar exakt der Sendezeit für fernsehjournalistische Formate, und bei RTL bleiben deutlich mehr als 5 Stunden Fernsehjournalismus täglich (22 Prozent).

Sachinformation

Differenziert man noch einen Schritt weiter und klammert die Sport- und Human-Touch-Berichterstattung mit angebotsspezifischem Unterhaltungscharakter30 aus der Informationsanalyse aus, nähert man sich jenem Bereich der Fernsehpublizistik, der im weitesten Sinn der Sachinformation der Fernsehzuschauer dient. Bei den privaten Programmen liegt der Umfang an Sachinformation zwischen 52  Minuten (ProSieben, 4  Prozent der täglichen Sendezeit) und 2  Stunden und 33  Minuten täglich (RTL, 11 Prozent). Die zwei öffentlich-rechtlichen Programme räumen diesen Themen 7 Stunden (ZDF) bzw. 7,5 Stunden (ARD/Das Erste) der täglichen Sendezeit ein.

Gesellschaftlich relevante Information

Im nächsten Analyseschritt wird die gesellschaftlich relevante Information in den Blick genommen. Unter diesen Begriff werden in der ALM-Studie Sendungen und Beiträge gefasst, in denen es um gesellschaftliche Kontroversen von allgemeiner Bedeutung geht (ggf. auch ohne politischen Bezug oder die Beteiligung politischer Akteure). Zur gesellschaftlich relevanten Information zählt aber auch die Politik-berichterstattung im engeren Sinne (Beiträge über politische Sachfragen, Akteure, Strukturen und Prozesse). Die besondere Relevanz, die diesem Informationsangebot hier zugeschrieben wird, basiert auf der Thematisierungsleistung für die öffentlichen Aushandlungsprozesse in gesellschaftlichen Streitfragen. Dies schließt neben der

30 Im Erhebungsmodell der ALM-Studie wird dieses Themensegment als Unterhaltungspublizistik bezeichnet (vgl. Abb. 11).

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ProgrammforschungFernsehen 2015 – aktuelle Programmentwicklungen

journalistischen Themenselektion auch die Art der Themenaufbereitung ein, d. h., inwiefern ein Ereignis oder Sachverhalt als gesellschaftlich relevant, umstritten oder bedeutsam dargestellt wird.

Auf diesem Niveau lassen sich die Angebote von drei der sechs privaten Fernseh-vollprogramme nur noch als minimal bezeichnen. RTL  II zeigt täglich 7  Minuten Beiträge mit gesellschaftlich relevanten Inhalten, bei ProSieben und kabel eins sind es 6  Minuten und damit in allen drei Fällen etwa ein halbes Prozent eines durch-schnittlichen 24-Stunden-Sendetags. Weit vor den privaten Konkurrenten liegt in diesem Vergleich RTL. Mit großem Abstand und mehr als 1  Stunde (1  Stunde und 12 Minuten, 11 Prozent) liefert das Programm genau die gleiche Menge gesellschaft-lich relevanter Informationsangebote wie die anderen fünf Programme zusam-men. Das Mittelfeld bilden die Programme VOX (24 Minuten) und Sat.1 (29 Minuten), die damit etwa 2  Prozent des täglichen Sendevolumens für Inhalte dieser Art aufwenden. ARD und ZDF halten auch hier die private Konkurrenz auf Abstand. Bei den öffentlich-rechtlichen Programmen finden sich pro Tag etwas mehr als 4 Stun-den (ARD/Das Erste) bzw. etwas weniger als 4  Stunden (ZDF) gesellschaftlich be-sonders relevante Informationsbeiträge, was einem Anteil von 18 bzw. 16  Prozent entspricht.

Politische Information

Bezogen auf die Meinungsbildungsfunktion der Fernsehvollprogramme bildet die politische Information – die journalistische Berichterstattung über Themen, Ereignisse, Probleme und Akteure auf der Ebene der Politik im In- und Ausland – den Kern der Fernsehinformation. Daher wird diesem Informationsangebot in der kontinuierlichen Programmforschung der Medienanstalten der höchste Relevanzgrad für die gesell-schaftliche Kommunikation zugeschrieben. Würde man den Umfang der politischen Information mit ganzzahlig gerundeten Zahlenwerten angeben, so würde der Befund für drei der acht untersuchten Fernsehvollprogramme lauten: „0 Prozent politische Information“. RTL II (0,4 Prozent) sowie ProSieben und kabel eins (jeweils 0,3 Prozent) unterschreiten mit durchschnittlich 6 bzw. 4 Minuten täglicher Sendezeit für Infor-mationen zur politischen Meinungs- und Willensbildung eindeutig die 0,5-Prozent-marke. RTL und Sat.1 setzen sich davon mit 36  Minuten bzw. 17  Minuten pro Tag vergleichsweise deutlich ab (5 bzw. 2 Prozent der täglichen Sendezeit). VOX rangiert mit 9  Minuten täglich (0,6  Prozent) eher im unteren als im oberen Bereich dieses Programmvergleichs.

Demgegenüber profiliert sich das Erste Programm der ARD mit täglich insgesamt fast 4,5  Stunden Sendezeit für politische Information (14  Prozent) deutlich stärker als das ZDF mit weniger als 3  Stunden (2  Stunden und 46  Minuten, 12  Prozent)  – aber erwartungsgemäß liegen die beiden öffentlich-rechtlichen Programme mit ihren politischen Informationsleistungen weit vor den privaten Programmanbietern.

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ProgrammforschungFernsehen 2015 – aktuelle Programmentwicklungen

Abb. 13 Politische Information im Frühjahr 2015Zeitumfang pro Tag in Std.:Min.1

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RTL VOX RTL II Sat.� ProSieben

kabeleins

ARD ZDF

Politische Information Sonstige Fernsehpublizistik

1 Basis: Beitragsanalyse, eine Stichprobenwoche im Frühjahr 2015.

Formatstrukturen der politischen Information

Abschließend noch ein Blick auf die „Gefäße“, in denen politische Information im deutschen Fernsehen stattfindet (vgl. Tab. 5).

Tab. 5 Formatstrukturen der politischen Fernsehinformation im Frühjahr 2015Zeitumfang pro Tag in Std.:Min.1

RTL VOX RTL  II Sat.1 Pro Sieben

kabel eins ARD ZDF

FormateNachrichtensendungen 0:23 0:08 0:04 0:13 0:04 0:04 1:11 1:02Magazine 0:09 0:01 0:02 0:04 0:01 – 1:01 1:05Reportagen, Dokumentationen 0:04 – – – – – 0:19 0:04Interview-, Talkformate – – – – – – 0:55 0:29Sonstige fernsehpublizistische Formate – – – – – – – 0:06Gesamt 0:36 0:09 0:06 0:17 0:05 0:04 3:26 2:46

1 Basis: Beitragsanalyse, eine Stichprobenwoche im Frühjahr 2015.

Das gesamte Formatspektrum von Nachrichten über Magazine, Reportagen und Dokumentationen bis hin zu den Gesprächsformaten wird lediglich von den zwei öffentlich-rechtlichen Programmen ausgeschöpft. Insbesondere Talkshows sind bei ARD/Das Erste (mit 55  Minuten täglich) und ZDF (mit 29  Minuten täglich) eine beliebte Sendungsform für die Vermittlung von –  im engeren Sinne  – politischen Sachverhalten. Dagegen fehlen politische Talkshows in allen privaten Programmen.

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ProgrammforschungFernsehen 2015 – aktuelle Programmentwicklungen

Dies gilt im Grunde auch für Reportagen und Dokumentationen, wobei RTL mit 10  vor 11 eine Ausnahme von der Regel ist und im Untersuchungszeitraum ein politisches Thema aufgegriffen hat.

In allen untersuchten Programmen sind Nachrichten das wichtigste Format für die Berichterstattung über politische Sachfragen, Ereignisse und Akteure. Einzig das ZDF räumt der Politik in Magazinen durchschnittlich 3 Minuten mehr Sendezeit ein (65  Minuten/Tag) als in den Nachrichten (62  Minuten/Tag). Das Programm von kabel eins ist in dieser Beziehung eindimensional: Politische Themen sind ausschließ-lich in Nachrichten zu finden  – 4  Minuten an einem durchschnittlichen Sendetag sind quantitativ betrachtet eben das absolute Minimum, das nicht auch noch auf unterschiedliche Formate aufgeteilt werden kann.

Die zum Teil sehr divergierende Auffassung darüber, was Nachrichten sind und welche Rolle Politik als Themenschwerpunkt hier spielen soll, zeigt auch Abbildung 14, in der der Anteil der politischen Information in den Nachrichten programmverglei-chend dargestellt ist.

Abb. 14 Politische Information in universellen Nachrichtensendungen im Frühjahr 2015Zeitumfang pro Tag in Prozent1

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RTL VOX RTL II Sat.� ProSieben

kabeleins

ARD ZDF

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1 Basis: jeweiliger Zeitumfang der in den Programmen als Nachrichtensendungen klassifizierten Sendungen in Std.:Min. pro Sendetag einer Stichprobenwoche im Frühjahr 2015.

Selbstverständlich kann man nicht erwarten, dass die gesamte Sendezeit für Fern-sehnachrichten mit politischer Information im engeren Sinne ausgefüllt ist. Un-politische, tagesaktuelle Sachthemen sowie Sport und Service sind traditionell ebenfalls substanzielle Bestandteile von Nachrichten. Andererseits sind Nachrichten ebenso traditionell das Fernsehformat für die tagesaktuelle Politikberichterstattung.31

31 Vgl. dazu auch GREYER, JANINE/ADA FEHR/ STEPHANIE FIECHTNER und JOACHIM TREBBE (2015): Fernseh-nachrichten in Deutschland und der Schweiz: Der Einfluss mediensystemischer Kontextfaktoren auf Nach-richteninhalte. In: Publizistik, Jg. 60, Heft  4, S. 423–442.

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ProgrammforschungFernsehen 2015 – aktuelle Programmentwicklungen

Bei den Nachrichteninhalten verfolgen die Programme nach unseren Analysen sehr unterschiedliche Strategien.

In den Nachrichtensendungen von RTL II spielt Politik nur eine Nebenrolle. Lediglich 21  Prozent der Sendezeit beziehen sich auf politische Ereignisse und Themen im engeren Sinne. Bei RTL liegt dieser Wert mit 39 Prozent schon deutlich höher. VOX überschreitet beim Anteil der Politikberichterstattung in den Nachrichten als ein-ziges Programm der RTL-Mediengruppe die 40-Prozentmarke (41  Prozent). In der ProSiebenSat.1-Mediengruppe variieren die Werte zwischen 31  Prozent (kabel eins) und 35 Prozent (ProSieben) bis zu maximal 37 Prozent im Programm von Sat.1. Einzig die zwei öffentlich-rechtlichen Programme überschreiten die 50-Prozentmarke für politische Themen in den Fernsehnachrichten.

6. Zusammenfassung und DiskussionAus einer empirisch-analytischen Perspektive erlaubt das Schichtenmodell der Fern-sehinformation – die stufenweise Annäherung an den Kern der fernsehspezifischen Informationsleistung für die gesellschaftliche Willens- und Meinungsbildung – einen mehrdimensionalen Blick darauf, wie private und öffentlich-rechtliche Fernsehvoll-programme ihre unterschiedlichen Programmaufträge und -grundsätze umsetzen.

Der Vorteil der kontinuierlichen Beobachtung der Programme ist dabei, dass die Befunde über die Zeit, d. h. unabhängig von den Nachrichtenlagen der Untersuchungs-zeiträume und von der Platzierung der Stichprobenwochen im Frühjahrs- und Herbstkalender, extrem stabil sind. Die unterschiedliche Setzung von Programm-sparten- und Themenschwerpunkten, die Platzierung und Entwicklung konventio-neller und hybrider Sendungsformate für fernsehpublizistische Inhalte bis hin zum Umfang der politischen Berichterstattung in Nachrichten und anderen Formaten können so eindeutig als strategische Entscheidungen der Veranstalter in den Sender-familien identifiziert werden.

Die Rollen zwischen öffentlich-rechtlichen und privaten Programmen einerseits und in den zwei privaten Senderfamilien andererseits sind klar verteilt. So ist der öffent-lich-rechtliche Sektor insgesamt stärker auf die fernsehpublizistischen Programm-sparten ausgerichtet, setzt kaum auf die hybriden Dokumentations-, Show- und fiktionalen Formate des Realitätsfernsehens und versucht vor allem, durch hohe Anteile konventioneller Filme und Serien hohe Reichweiten zu generieren. In den privaten Programmen wird dagegen insgesamt mehr auf Unterhaltung gesetzt. Insbesondere neue Formen der inszenierten fiktionalen und nonfiktionalen Unter-haltung nehmen seit einigen Jahren kontinuierlich mehr Sendezeit in Anspruch und dominieren die Programmschemata.

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In der RTL-Mediengruppe sind darüber hinaus die Rollen auch intern klar verteilt. RTL selbst hat den breitesten Zielgruppenanspruch, den höchsten Anteil an fernseh-publizistischen Formaten (auch dank der übernommenen Drittprogramme) und eine identifizierbare Sachthemen- und Politikberichterstattung. VOX und RTL  II profilie-ren sich besonders stark durch Realityformate und hier sowohl bei inszenierten Dokumentationsformaten als auch bei den hybriden fiktionalen und nonfiktionalen Sendungen. Gesellschaftlich relevante Informationen finden sich bei VOX in gerade noch erkennbarem Umfang, bei RTL II sind sie nur knapp über der Sichtbarkeitsgrenze.

In der ProSiebenSat.1-Mediengruppe sind die Programme insgesamt stärker auf die fiktionale Programmsparte ausgerichtet. ProSieben profiliert sich im Gesamtmarkt und in der Gruppe nach wie vor als Serien- und Spielfilmsender, setzt kaum auf Reality-TV und zeigt fernsehpublizistische Inhalte vor allem in Magazinen. Kabel eins reserviert ebenfalls viel Sendezeit für Filme und Serien, positioniert sich aber zusätzlich als Programm für inszenierte Unterhaltungsformate im fernsehpublizis-tischen und im Show-Segment. Und auch Sat.1 zeigt in mehr als der Hälfte des durchschnittlichen Sendetags fiktionale Programmformate, in der Mehrzahl gescrip-tete Serien und Shows, ist aber in dieser Gruppe ebenfalls das Programm mit einem substanziellen Anteil gesellschaftlich relevanter Information und politischer Bericht-erstattung.

L ITERATUR

AGF – ARBEITSGEMEINSCHAFT FERNSEHFORSCHUNG (2015a): Seher. Anteil der Seher in % an einem durchschnittlichen Wochentag. URL: https://www.agf.de/daten/tvdaten/seher/ [04. 12. 2015].

AGF – ARBEITSGEMEINSCHAFT FERNSEHFORSCHUNG (2015b): Sehdauer. Entwicklung der durchschnittlichen Sehdauer pro Tag/Person in Minuten. URL: https://www.agf.de/daten/tvdaten/sehdauer/ [04. 12. 2015].

AGF – ARBEITSGEMEINSCHAFT FERNSEHFORSCHUNG (2015c): Marktanteile der AGF- und Lizenzsender im Tagesdurchschnitt 2014. URL: https://www.agf.de/daten/tvdaten/ marktanteile/ [04. 12. 2015].

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GREYER, JANINE/ADA FEHR/STEPHANIE FIECHTNER und JOACHIM TREBBE (2015): Fernseh-nachrichten in Deutschland und der Schweiz: Der Einfluss mediensystemischer Kontext-faktoren auf Nachrichteninhalte. In: Publizistik, Jg. 60, Heft  4, S. 423–442.

KUPFERSCHMIT T, THOMAS (2015): Bewegtbildnutzung nimmt weiter zu  – Habitualisierung bei 14- bis 29-Jährigen. Ergebnisse der ARD/ZDF-Onlinestudie 2015. In: Media Perspekti-ven, Heft  9, S. 383–391.

KRÜGER, UDO MICHAEL (2010): Factual Entertainment  – Fernsehunterhaltung im Wandel. Programmanalyse 2009  – Teil  1: Sparten und Formen. In: Media Perspektiven, Heft  4, S. 158–181.

KRÜGER, UDO MICHAEL (2015): Profile deutscher Fernsehprogramme  – Tendenzen der Angebotsentwicklung. Programmanalyse 2014  – Teil  1: Sparten und Formen. In: Media Perspektiven, Heft  3, S. 145–163.

MURRAY, SUSAN/ L AURIE OUELLET TE (Hrsg.) (2009): Reality TV. Remaking Television Culture. New York/London (2. Aufl.).

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STARCK, CHRISTIAN/ K ARL EBERHARD HAIN (1994): Ergänzende Anmerkungen: Zum Begriff der Angemessenheit gemäß § 12 Abs. 3 S. 3 LRG NW. Anhang  I zu WEISS, HANS-JÜRGEN/JOACHIM TREBBE: Öffentliche Streitfragen in privaten Fernsehprogrammen. Zur Informa-tionsleistung von RTL, SAT1 und PRO7. Opladen (Schriftenreihe Medienforschung der LfR Nordrhein-Westfalen; Bd. 15), S. 187–189.

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WEISS, HANS-JÜRGEN/ TORSTEN MAURER und MAT THIAS WAGNER (2015b): Relativ defizi-tär  – Informationskonkurrenz auf dem Markt der deutschen Fernsehvollprogramme 2014. In: Programmbericht der Medienanstalten 2014, S. 60–88.

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ProgrammforschungWerbung in den privaten Fernsehvollprogrammen

Werbung in den privaten Fernsehvollprogrammen

Torsten Maurer

Das Fernsehen ist nach wie vor das Medium, das den deutschen Werbemarkt do-miniert. So wird es in der Bruttowerbestatistik von Nielsen für das Jahr 2014 mit Aufwendungen von ca.  13,1  Milliarden Euro ausgewiesen, was einem Marktanteil der Fernsehwerbung am Gesamtwerbevolumen von über 46  Prozent entspricht.1 Die Bruttowerbeumsätze bei den einzelnen Fernsehvollprogrammen fallen dabei höchst unterschiedlich aus. An der Spitze liegen RTL (2,7  Mrd.  Euro), ProSieben (2,4 Mrd. Euro) und Sat.1 (2,1 Mrd. Euro). VOX und kabel eins überschreiten zumindest die Schwelle von einer Milliarde Euro (VOX: 1,1 Mrd. Euro, kabel eins: 1,0 Mrd. Euro), RTL II liegt bei 816 Millionen Euro. Zu beachten ist bei den genannten Bruttowerten jedoch, dass hierbei die Werbebelegungen mit den offiziellen Preisen bewertet werden. Tatsächlich werden im Fernsehen aber stark rabattierte Werbeplätze zur Verfügung gestellt. Um jene Rabatte und Mittlergebühren sind die Nettozahlen des Zentralverbands der deutschen Werbewirtschaft  e. V. (ZAW) bereinigt, die auf den Umsatzmeldungen der Medien, Vermarkter und Verbände basieren.2 Der eklatante Unterschied zwischen den Brutto- und Nettowerten wird bereits deutlich, wenn man den Fernsehsektor insgesamt betrachtet. So liegen die Nettowerbeeinnahmen des Fernsehens 2014 mit insgesamt ca.  4,3  Milliarden Euro bei noch nicht einmal einem Drittel des Bruttowerts. Im Vergleich zum Vorjahr weisen die Einnahmen des Fernsehens dabei mit 4 Prozent auch eine der höchsten Wachstumsraten auf – allein die Online- und Mobilwerbung kommt hier auf eine größere Zuwachsrate (6,6 Prozent). Der Unterschied zwischen den Brutto- und Nettoumsätzen zeigt sich folglich auch bei den einzelnen Vollprogrammen. Als Beispiel lassen sich hier die beiden öffentlich-rechtlichen Fernsehvollprogramme heranziehen: Beim ZDF lag der Bruttowert im Jahr 2014 bei 269 Mio. Euro – netto betrug der Umsatz 156 Mio. Euro; bei der ARD/Das Erste standen 291 Mio. Euro brutto einem Umsatz von 171 Mio. Euro netto gegenüber.3 Die Nettowerbeeinnahmen der einzelnen privaten Vollprogramme

1 HEFFLER, MICHAEL / PAMEL A MÖBUS (2015a): Werbemarkt 2014 (Teil  1): Starkes Plus durch Fernsehwer-bung. Ergebnisse auf Basis der Brutto-Werbestatistik. In: Media Perspektiven, Heft  3, S. 126–135, hier S. 126.

2 HEFFLER, MICHAEL / PAMEL A MÖBUS (2015b): Werbemarkt 2014 (Teil  2): Fernsehen auch netto umsatz-stärkstes Medium. Ergebnisse auf Basis der ZAW-Nettostatistik. In: Media Perspektiven, Heft  6, S. 266–268, hier S. 266.

3 HEFFLER/MÖBUS (2015b), S. 268.

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ProgrammforschungWerbung in den privaten Fernsehvollprogrammen

werden in der ZAW-Statistik nicht gesondert ausgewiesen. Es wird jedoch der Wert für die privaten TV-Veranstalter insgesamt benannt. Der Unterschied zwischen diesem Nettoumsatz von 3,96 Milliarden Euro und dem eingangs erwähnten Brutto-wert verdeutlicht den Konkurrenzdruck, unter dem insbesondere die privaten Pro-grammanbieter stehen.

Die Vorgaben für die Ausstrahlung von Werbung in den Fernsehvollprogrammen sind im Rundfunkstaatsvertrag festgehalten. Bei den Allgemeinen Vorschriften finden sich neben den Werbegrundsätzen, Kennzeichnungspflichten4 und Regelun-gen zur Einfügung von Werbespots und Teleshopping5 auch Regelungen zum Spon-soring6. In den spezifischen Vorschriften für den öffentlich-rechtlichen und den privaten Rundfunk werden zudem die jeweilige Dauer und die Zeitvorgaben benannt. So beträgt beispielsweise die Gesamtdauer der Werbung im Ersten Fernsehprogramm der ARD und im ZDF jeweils höchstens 20  Minuten werktäglich im Jahresdurch-schnitt.7 Nach 20  Uhr sowie an Sonn- und Feiertagen dürfen keine Werbesendun-gen ausgestrahlt werden8, und innerhalb eines Zeitraums von einer Stunde darf die Dauer der Spotwerbung nicht mehr als 20  Prozent betragen9. Für die privaten Anbieter gilt u. a., dass der Anteil an Sendezeit für Werbe- und Teleshopping-Spots innerhalb einer Stunde nicht mehr als 20  Prozent betragen darf.10 Teleshopping-Fenster müssen überdies eine Mindestdauer von 15  Minuten ohne Unterbrechung haben.11

Die Frage nach der Einhaltung dieser rechtlichen Vorgaben steht im vorliegenden Beitrag jedoch explizit nicht im Mittelpunkt. Es geht vielmehr um eine Betrachtung der Strategien, die die Anbieter im Hinblick auf das Angebot von Spotwerbung, Teleshopping und Sponsoring verfolgen. Der Fokus liegt dabei vor allem auf der Spotwerbung: In welchem Umfang wird tatsächlich Werbung angeboten (Abschnitt 1), zu welchen Tageszeiten (Abschnitt 2) und in welchem Programmumfeld (Abschnitt 3)? Neben einer Bestandsaufnahme für das Frühjahr 2015 werden stellenweise auch Entwicklungen der vorangegangenen Jahre herangezogen.

4 § 7 RStV 2013 (Staatsvertrag für Rundfunk und Telemedien in der Fassung des Fünfzehnten Staatsvertrags zur Änderung rundfunkrechtlicher Staatsverträge, in Kraft seit dem 1. Januar 2013).

5 § 7a RStV 2013.

6 § 8 RStV 2013.

7 § 16 Abs. 1 Satz  1 RStV 2013.

8 § 16 Abs. 1 Satz  4 RStV 2013.

9 § 16 Abs. 3 RStV 2013.

10 § 45 RStV 2013.

11 § 45a Abs. 1 RStV 2013. Sofern es sich um ein Programm handelt, das nicht ausschließlich für Teleshopping bestimmt ist.

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ProgrammforschungWerbung in den privaten Fernsehvollprogrammen

1. Zeitumfang und Anzahl von WerbeangebotenBetrachtet man den Zeitumfang des Werbeangebots im Frühjahr 2015, so zeigt sich die herausragende Bedeutung der Spotwerbung (vgl. Abb. 1). Bevor diese jedoch detailliert betrachtet wird (Abschnitt  1.3), soll zunächst ein Blick auf die anderen Werbeformen geworfen werden: Werbesendungen, Teleshopping (Abschnitt 1.1) und Sponsoring (Abschnitt 1.2). Zum Vergleich werden im Rahmen dieses Kapitels auch die öffentlich-rechtlichen Programme berücksichtigt. Ab Abschnitt  2, in dem sich der Fokus auf die spezifischen Merkmale der Spotwerbung richtet, wird auf eine gesonderte Ausweisung von ARD/Das Erste und ZDF verzichtet, da deren gänzlich andere rechtliche Vorgaben in diesem Bereich auch vollständig andere Strategien nach sich ziehen.

Abb. 1 Spotwerbung, Werbesendungen, Teleshopping und Sponsoring im Frühjahr  2015Zeitumfang pro Tag in Std.:Min. (20.–26. April 2015)

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RTL VOX RTL II Sat.� ProSieben

kabeleins

ARD ZDF

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Spotwerbung Werbesendungen Teleshopping Sponsoring

1.1 Werbesendungen und TeleshoppingWerbesendungen kommen in der Frühjahrsstichprobe 2015 nur noch in einem Pro-gramm vor. So strahlte ProSieben nach „Germany’s Next Topmodel“ am Donners-tagabend die Werbesendung „Maybelline New York Make Up School“ aus, welche aber mit einer Dauer von nur 90  Sekunden nicht ins Gewicht fällt. Derartige Werbesendungen ohne redaktionellen Inhalt wurden in den vergangenen Jahren von einer Reihe privater Sender gezeigt. Dazu gehört beispielsweise Sat.1 mit der Sendung „Weight Watchers“ (2010), RTL mit „Galoppstars“ (2012) oder RTL  II mit „Briefgold“ (2012). ProSieben ist jedoch das einzige Vollprogramm, das diese Sen-dungsform bereits seit Mitte der 2000er-Jahre kontinuierlich im Programm hat.

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ProgrammforschungWerbung in den privaten Fernsehvollprogrammen

Dauerwerbesendungen mit redaktionellem Inhalt finden sich in der Frühjahrsstich-probe 2015 nicht. In den letzen Jahren beschränkte sich diese Angebotsform vor allem auf Einzelevents auf ProSieben wie z. B. „Die große TV total Stock Car Crash Challenge“. Als regelmäßig ausgestrahltes Programmformat in einem erwähnens-werten zeitlichen Umfang ist diese Form von Dauerwerbesendung schon seit Anfang der 2000er-Jahre kaum mehr präsent. Vorher waren es vor allem Sat.1 und kabel eins, die Sendungen wie „Glücksrad“ (Sat.1 und kabel eins), „Kassenschlager“ oder „Gottschalk kommt“ (Sat.1) ausstrahlten. Dabei machte diese Angebotsform bis zu 3 Prozent des Gesamtprogramms der Sender aus (kabel eins im Jahr 1999). Als die o. g. Sendungen aus dem Programm genommen wurden, blieb als Werbesendung mit redaktionellem Inhalt „No. 1 Bullet of the Week“ auf RTL  II übrig. Die Sendung lief bereits zu Beginn der kontinuierlichen Fernsehprogrammforschung der Landes-medienanstalten 1998 und wurde 2008 eingestellt. In der Folgezeit wurden dann nur noch einzelne Sendungsformate wie z. B. „Ziccu. de“ bei RTL gesendet; ihr Zeit-umfang war allerdings verschwindend gering.

Teleshopping gibt es im Frühjahr 2015 nur noch im Programm von RTL II. Dort werden werktags in der Nacht und am Morgen vier jeweils ca. 5 Minuten lange Teleshopping-Spots und gegen 8  Uhr morgens ein Teleshopping-Fenster von 15  Minuten Dauer gesendet. Am Wochenende wird nur ein Teleshopping-Spot in der Nacht gezeigt. Insgesamt macht das Teleshopping bei RTL  II 1,7 Prozent der Gesamtsendezeit aus. RTL  II ist das einzige Programm, in dem Teleshopping auch weiterhin seinen Platz findet, nachdem diese Werbeform bis 2007/2008 noch in allen privaten Vollpro-grammen mehr oder minder stark vertreten war (vgl. Abb. 2). Mittlerweile sind es vor allem spezielle Spartenkanäle wie HSE24 und QVC, die Teleshopping anbieten.

Abb. 2 Entwicklung des Teleshopping-Angebots von 1998 bis 2015Zeitumfang pro Tag in Prozent1

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RTL VOX RTL II Sat.� ProSieben kabel eins

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1 Stichprobe: zwei Kalenderwochen in den Jahren 1998 bis 2014, eine Kalenderwoche im Frühjahr 2015.

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ProgrammforschungWerbung in den privaten Fernsehvollprogrammen

Nicht zufällig ist es ein Programm der RTL-Mediengruppe, das Teleshopping heute noch ausstrahlt: Denn dieses Werbeangebot hatte hier im Laufe der Jahre einen höheren Stellenwert gewonnen als in der ProSiebenSat.1-Mediengruppe. Den Auftakt machte in den 1990er-Jahren VOX, wo Teleshopping in den Jahren von 2002 bis 2005 sogar auf Anteile von über 10 Prozent des Programmangebots kam, bevor sich der Sender 2009 gänzlich davon verabschiedete. Bei RTL und Sat.1 nahm das Tele-shopping-Angebot in der Hochphase zwischen 2001 und 2008 ca.  6  Prozent der Sendezeit ein. Dabei nahm Sat.1 diese Sendungsform etwas früher ins Programm auf als RTL und stellte sie auch etwas früher wieder ein. Kabel eins hatte Tele-shopping als letztes Programm der ProSiebenSat.1-Mediengruppe bis 2012 im An-gebot; bei ProSieben hatte diese Werbeform nur in den Jahren 2006 und 2007 eine –  mit Anteilen von 1,5  Prozent  – sehr kleine Bedeutung.

1.2 SponsoringSponsorhinweise finden sich mit Ausnahme von kabel eins in allen Programmen. Sie haben aber naturgemäß eine sehr kurze Zeitdauer und auf sie entfallen dem-entsprechend im Höchstfall 4  Minuten der Sendezeit eines Tages. Es handelt sich dabei in allen Programmen ausschließlich um Sendungssponsoring. Einzig RTL bietet darüber hinaus noch eine andere Form des Sponsorings an: Werktags wird jeweils nach der Sendung „Guten Morgen Deutschland“ sowie in der Nacht das ca. 20 Sekun-den dauernde „RTL Styling“ ausgestrahlt, in dem gezeigt wird, welche Unternehmen die Moderatoren und Moderatorinnen ausstatten.

Abgesehen von der Zeitdauer lohnt bei den Sponsorhinweisen auch ein Blick auf die Anzahl pro Tag (vgl. Tab. 1) und auf die Charakteristika der gesponserten Sen-dungsformate. Die meisten Sponsorhinweise gibt es an einem durchschnittlichen Tag bei ProSieben mit 28 Elementen, gefolgt von ARD und ZDF (23), Sat.1 (19), VOX (18) und RTL (15). RTL II und kabel eins nehmen in dieser Hinsicht Sonderstellungen ein: RTL  II kommt im Durchschnitt nur auf zwei Sponsorhinweise pro Tag; kabel eins hat, wie zuvor erwähnt, als einziger Sender keine gesponserten Sendungen im Programm.

Klammert man zunächst aufgrund ihrer Sonderstellung RTL II und kabel eins sowie die öffentlich-rechtlichen Programme aus und betrachtet nur die übrigen vier Programme der privaten Sendergruppen, so zeigen sich z. T. deutliche Unterschiede im Hinblick auf die Zahl und Charakteristika der gesponserten Sendungsformate. Als Sendungsformate werden in diesem Zusammenhang nicht einzelne Sendungen, sondern vielmehr unterschiedliche Sendungstitel begriffen. Das bedeutet, dass beispielsweise RTL mit „Exclusiv“, „Exclusiv –  Weekend“, „Punkt Zwölf“ und dem „RTL Nachtjournal – Das Wetter“ vier gesponserte fernsehpublizistische Sendungs-

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ProgrammforschungWerbung in den privaten Fernsehvollprogrammen

formate im Programm hat. Die höhere Zahl von Sponsorhinweisen bei den Sendern der ProSiebenSat.1-Mediengruppe geht mit einer höheren Zahl der gesponserten Sendungen einher: Bei ProSieben sind dies insgesamt 18 und bei Sat.1 elf Sendungs-formate, während in der RTL-Mediengruppe RTL zehn und VOX neun gesponserte Sendungsformate aufweist (vgl. Tab. 2). Diese Unterschiede resultieren weniger aus dem Bereich der Fernsehpublizistik und der nonfiktionalen Unterhaltung als vielmehr aus dem fiktionalen Unterhaltungsangebot.

So werden bei RTL vier und bei VOX drei, bei Sat.1 zwei und bei ProSieben fünf fernsehpublizistische Sendungsformate gesponsert. Dabei handelt es sich sender-übergreifend vorwiegend um Magazinsendungen (vgl. Tab. 3). Die einzigen Ausnah-men sind Wetternachrichten bei RTL und Sat.1, die Doku-Soap „Einmal Camping, Immer Camping“ bei VOX und die Reportage/Dokumentation „Galileo Spezial: 10  Videos und ihre unglaubliche Geschichte“ bei ProSieben.

Tab. 1 Spotwerbung, Werbesendungen, Teleshopping und Sponsoring im Frühjahr 2015Zeitumfang, Anzahl und durchschnittliche Dauer pro Tag (20.–26. April 2015)

RTL VOX RTL  II Sat.1 Pro Sieben

kabel eins ARD ZDF

Anteil an der GesamtsendezeitSpotwerbung 14,3 13,1 11,9 14,2 12,2 15,4 1,1 1,1Werbesendungen – – – – 0,0 – – –Teleshopping – – 1,7 – – – – –Sponsoring 0,2 0,2 0,0 0,1 0,3 – 0,2 0,2Restliches Programm 85,5 86,7 86,4 85,7 87,5 84,6 98,7 98,7Gesamt 100 100 100 100 100 100 100 100

Anzahl pro TagSpotwerbung 72,6 72,4 50,0 58,3 60,9 57,4 13,1 10,9

Split-Screen-Werbung 30,6 32,4 16,4 19,4 20,4 15,7 4,3 1,0Werbungsblock 42,0 40,0 33,6 38,9 40,5 41,7 8,8 9,9

Werbesendungen – – – – 0,1 – – –Teleshopping – – 3,9 – – – – –Sponsoring 15,1 17,7 2,0 19,4 28,1 – 22,7 23,4

Durchschnittliche Dauer (Min.:Sek.)Spotwerbung 2:50 2:36 3:25 3:30 2:53 3:51 1:12 1:23

Split-Screen-Werbung 0:18 0:17 0:18 0:19 0:18 0:18 0:21 0:22Werbungsblock 4:42 4:28 4:56 5:05 4:11 5:11 1:37 1:29

Werbesendungen – – – – 1:33 – – –Teleshopping – – 6:32 – – – – –Sponsoring 0:09 0:08 0:11 0:07 0:08 – 0:08 0:07

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Tab. 2 Anzahl der gesponserten Sendungen im Frühjahr 2015Anzahl der unterschiedlichen Sendungsformate pro Woche (20.–26. April 2015)

RTL VOX RTL  II Sat.1 Pro Sieben

kabel eins ARD ZDF

Programmcharakteristik

Fernsehpublizistik 4 3 2 2 5 – 7 4Standardformate 4 2 1 2 5 – 7 4Reality-TV-Formate – 1 1 – – – – –

Fiktionale Unterhaltung 2 1 – 6 10 – – 1Standardformate 2 – – 4 10 – – 1Reality-TV-Formate – 1 – 2 – – – –

Nonfiktionale Unterhaltung 4 5 1 3 3 – – 1Standardformate 2 1 – – 2 – – 1Reality-TV-Formate 2 4 1 3 1 – – –

Gesamt 10 9 3 11 18 – 7 6

Tab. 3 Gesponserte Sendungsformate im Frühjahr 2015(20.–26. April 2015)

Sendungen Programm Format

Exclusiv RTL Fernsehpublizistik: MagazinsendungExclusiv – Weekend RTL Fernsehpublizistik: MagazinsendungPunkt Zwölf RTL Fernsehpublizistik: MagazinsendungRTL Nachtjournal – Das Wetter RTL Fernsehpublizistik: NachrichtensendungGute Zeiten, schlechte Zeiten RTL Fiktionale Unterhaltung: FernsehserieUnter Uns RTL Fiktionale Unterhaltung: FernsehserieDeutschland sucht den Superstar RTL Nonfiktionale Unterhaltung: Reality-TV

Geht’s noch?! Kayas Woche RTL Nonfiktionale Unterhaltung: Comedy-/Late-Night-Show

Let’s Dance RTL Nonfiktionale Unterhaltung: Reality-TVWer wird Millionär? – Das große Jackpot-Special RTL Nonfiktionale Unterhaltung: Quiz-, Un-

terhaltungsshowEinmal Camping, Immer Camping VOX Fernsehpublizistik: Reality-TVHundkatzemaus VOX Fernsehpublizistik: MagazinsendungProminent! VOX Fernsehpublizistik: Magazinsendungmieten, kaufen, wohnen VOX Fiktionale Unterhaltung: Reality-TV4 Hochzeiten und eine Traumreise VOX Nonfiktionale Unterhaltung: Reality-TVDas perfekte Dinner – Wunschmenü VOX Nonfiktionale Unterhaltung: Reality-TVDer Hundeprofi VOX Nonfiktionale Unterhaltung: Reality-TV

Grill den Henssler VOX Nonfiktionale Unterhaltung: Quiz-, Unterhaltungsshow

Shopping Queen VOX Nonfiktionale Unterhaltung: Reality-TVDie Babystation – Jeden Tag ein kleines Wunder RTL  II Fernsehpublizistik: Reality-TVGrip – Das Motormagazin RTL  II Fernsehpublizistik: MagazinsendungDie Kochprofis – Einsatz am Herd RTL  II Nonfiktionale Unterhaltung: Reality-TV

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ProgrammforschungWerbung in den privaten Fernsehvollprogrammen

Sendungen Programm Format

Sat.1 Wetter Sat.1 Fernsehpublizistik: NachrichtensendungSat.1-Frühstücksfernsehen Sat.1 Fernsehpublizistik: MagazinsendungDrei in einem Bett Sat.1 Fiktionale Unterhaltung: FernsehfilmGROUPIES FOREVER Sat.1 Fiktionale Unterhaltung: KinospielfilmNavy CIS: New Orleans Sat.1 Fiktionale Unterhaltung: FernsehserieRichterin Barbara Salesch Sat.1 Fiktionale Unterhaltung: Reality-TVSchicksale – und plötzlich ist alles anders Sat.1 Fiktionale Unterhaltung: Reality-TVTransformers 3 Sat.1 Fiktionale Unterhaltung: KinospielfilmNewtopia Sat.1 Nonfiktionale Unterhaltung: Reality-TVThe Biggest Loser Sat.1 Nonfiktionale Unterhaltung: Reality-TVThe Voice Kids Sat.1 Nonfiktionale Unterhaltung: Reality-TVGalileo ProSieben Fernsehpublizistik: MagazinsendungGalileo Spezial: 10 Videos und ihre unglaubliche Geschichte ProSieben Fernsehpublizistik: Reportagen, Doku-

mentationenGalileo Wissensreise ProSieben Fernsehpublizistik: Magazinsendungred! Stars, Lifestyle & More ProSieben Fernsehpublizistik: MagazinsendungTaff ProSieben Fernsehpublizistik: Magazinsendung2 Broke Girls ProSieben Fiktionale Unterhaltung: FernsehserieAlien vs. Predator ProSieben Fiktionale Unterhaltung: KinospielfilmDie Simpsons ProSieben Fiktionale Unterhaltung: ZeichentrickserieG. I. Joe – Geheimauftrag Cobra ProSieben Fiktionale Unterhaltung: KinospielfilmHow I Met Your Mother ProSieben Fiktionale Unterhaltung: FernsehserieMalcolm mittendrin ProSieben Fiktionale Unterhaltung: FernsehserieRestless – Nur mit Dir ProSieben Fiktionale Unterhaltung: FernsehserieThe Big Bang Theory ProSieben Fiktionale Unterhaltung: FernsehserieTwo and a Half Men ProSieben Fiktionale Unterhaltung: FernsehserieVikings ProSieben Fiktionale Unterhaltung: Fernsehserie

Circus Halligalli ProSieben Nonfiktionale Unterhaltung: Comedy-/Late-Night-Show

Germany’s Next Topmodel – by Heidi Klum ProSieben Nonfiktionale Unterhaltung: Reality-TV

Schlag den Raab ProSieben Nonfiktionale Unterhaltung: Quiz-, Unterhaltungsshow

Das Wetter im Ersten ARD Fernsehpublizistik: Nachrichtensendungmoma – Das Erste am Morgen (Sport) ARD Fernsehpublizistik: Magazinsendungmoma – Das Erste am Morgen (Wetter) ARD Fernsehpublizistik: MagazinsendungWetter vor acht ARD Fernsehpublizistik: NachrichtensendungWissen vor acht ARD Sonstiges fernsehpublizistisches FormatLeute heute ZDF Fernsehpublizistik: Magazinsendungmoma – Das Erste am Morgen (Sport) ZDF Fernsehpublizistik: Magazinsendungmoma – Das Erste am Morgen (Wetter) ZDF Fernsehpublizistik: MagazinsendungSportschau ARD SportsendungSportschau vor acht ARD SportsendungWetter ZDF Fernsehpublizistik: NachrichtensendungRosamunde Pilcher: Tiefe der Gefühle ZDF Fiktionale Unterhaltung: Fernsehfilm

Topfgeldjäger ZDF Nonfiktionale Unterhaltung: Unter-haltungsshow

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ProgrammforschungWerbung in den privaten Fernsehvollprogrammen

Auch im Bereich der nonfiktionalen Unterhaltung sind die Unterschiede zwischen den vier Sendern hinsichtlich der Anzahl von Sendungen marginal. Sat.1 und Pro-Sieben haben jeweils drei gesponserte Sendungen im Programm. Bei Sat.1 sind dies ausschließlich Reality-TV-Formate („Newtopia“, „The Biggest Loser“, „The Voice Kids“), während bei ProSieben neben dem Castingformat „Germany’s Next Topmodel“ noch zwei Unterhaltungsshows („Circus Halligalli“, „Schlag den Raab“) gesponsert werden. Die Programme der RTL-Mediengruppe haben mit vier (RTL) bzw. fünf (VOX) gesponserten nonfiktionalen Sendungen eine geringfügig höhere Anzahl. Mit seinem Schwerpunkt auf Realityformaten („4  Hochzeiten und eine Traumreise“, „Das per-fekte  Dinner  – Wunschmenü“, „Der Hundeprofi“, „Shopping Queen“) ist Vox mit Sat.1 vergleichbar. Bei RTL werden neben den beiden Realityformaten „Deutschland sucht den Superstar“ und „Let’s Dance“ ebenso wie bei ProSieben zwei Shows gesponsert („Wer wird Millionär?  – Das große Jackpot-Special“ und „Geht’s noch?! Kayas Woche“).

Deutliche Unterschiede zwischen den Sendergruppen gibt es im fiktionalen Bereich. Während RTL hier nur zwei Fernsehserien („Gute Zeiten, schlechte Zeiten“, „Unter Uns“) und VOX nur ein Scripted-Reality-Format („mieten, kaufen, wohnen“) als gesponserte Sendungen im Programm haben, sind es bei Sat.1 sechs und bei Pro-Sieben zehn Formate. Neben den beiden gescripteten Formaten „Richterin Barbara Salesch“ sowie „Schicksale – und plötzlich ist alles anders“ bei Sat.1 handelt es sich ausschließlich um Filme und Serien. Während es bei Sat.1 aber nur eine Serie ist („Navy CIS: New Orleans“), so sind diese Formate bei ProSieben dominierend: Bei acht der zehn angebotenen gesponserten Sendungsformate handelt es sich um Serien, lediglich zwei sind Filme.

RTL  II, kabel eins und die öffentlich-rechtlichen Programme verfolgen im Hinblick auf das Sponsoring eine andere Strategie als die zuvor genannten vier privaten Programme. Kabel eins hat keine gesponserten Sendungen im Programm; bei RTL II werden nur die beiden fernsehpublizistischen Sendungsformate „Die Babystation“ und „Grip – Das Motormagazin“ sowie die Doku-Soap „Die Kochprofis“ gesponsert. So kommt der Sender im Durchschnitt nur auf zwei Sponsorhinweise pro Tag. Bei der ARD werden ausschließlich fernsehpublizistische Angebote gesponsert. Dabei sind unter den sieben Sendungsformaten allein drei Wettersendungen („Das Wetter im Ersten“, „moma –  Das Erste am Morgen [Wetter]“ und „Wetter vor acht“) und drei Sportsendungen („moma  – Das Erste am Morgen [Sport]“, „Sportschau“ und „Sportschau vor acht“). Ansonsten wird nur noch die Sendung „Wissen vor acht“ ge-sponsert. Das ZDF hat auch zwei gesponserte Wettersendungen und eine Sportsen-dung im Programm, darüber hinaus werden aber auch je ein fernsehpublizistisches („Leute heute“), ein nonfiktionales („Topfgeldjäger“) und ein fiktionales Format („Rosamunde Pilcher: Tiefe der Gefühle“) gesponsert.

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ProgrammforschungWerbung in den privaten Fernsehvollprogrammen

1.3 SpotwerbungAn einem durchschnittlichen Sendetag im Frühjahr 2015 strahlten die privaten Vollprogramme zwischen knapp 3 Stunden (RTL II) und 3 Stunden 40 Minuten (kabel eins) Werbespots aus (vgl. Abb. 1). Bezogen auf das Gesamtprogramm entspricht dies Anteilen zwischen 11,9 und 15,4 Prozent (vgl. Tab. 1). Bei den öffentlich-rechtlichen Pro-grammen beträgt der Anteil 1,1 Prozent oder umgerechnet ca.  15 Minuten pro Tag.

Betrachtet man die Entwicklung der Prozentanteile über die Jahre hinweg, so zeigen sich bei ARD und ZDF kaum Veränderungen: Die Anteile der Spotwerbung an der Gesamtsendezeit liegen stets zwischen 1 und 1,6  Prozent, d. h. die Zeit, die den öffentlich-rechtlichen Programmen für Werbung zur Verfügung steht, wird ausge-schöpft. Bei den beiden privaten Programmgruppen zeichnen sich dagegen Verän-derungen in unterschiedlichem Maße ab.

Die Programme der ProSiebenSat.1-Mediengruppe wiesen Ende der 1990er-Jahre bei der Spotwerbung noch nahezu identische Anteile um 15  Prozent auf (vgl. Abb. 3). Anschließend verringerten sich die Werte bei allen drei Programmen in einem ähnlichen Maß, bevor sich ab 2005 merkliche Unterschiede zeigten. Dabei lag Sat.1 recht gleichmäßig ca.  2  Prozentpunkte vor ProSieben, während die Prozentanteile bei kabel eins deutlicher schwankten. 2010 betrug der Anteil hier unter 13 Prozent, stieg dann aber im Frühjahr 2015 auf einen Wert von über 15 Prozent an. Damit hat kabel eins unter den Vollprogrammen den höchsten Anteil an Spotwerbung.

Abb. 3 Entwicklung der Spotwerbung von 1998 bis 2015 bei Sat.1, ProSieben und kabel einsZeitumfang pro Tag in Prozent1

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Sat.� ProSieben kabel eins

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1 Stichprobe: zwei Kalenderwochen in den Jahren 1998 bis 2014, eine Kalenderwoche im Frühjahr 2015.

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ProgrammforschungWerbung in den privaten Fernsehvollprogrammen

Bei den Programmen der RTL-Mediengruppe verlief die Entwicklung um einiges sprunghafter (vgl. Abb. 4). Auch hier lagen die drei Programme Ende der 1990er-Jahre mit Anteilen um die 15 Prozent sehr nah beieinander, und auch hier war anschließend ein leichtes Absinken der Werte zu beobachten. Ab 2003 jedoch zeichneten sich im Verlauf der Anteile von Spotwerbung am Gesamtprogramm deutliche Unterschiede ab. Bei RTL stieg der Prozentanteil bis 2005 an, sank dann auf unter 12 Prozent im Jahr 2011 ab und liegt heute wieder bei über 14 Prozent. VOX hat im Frühjahr 2015 einen etwas kleineren Anteil (13,1  Prozent) als RTL. Mitte der 2000er-Jahre war aller dings gerade in der Phase, in der bei RTL ein Anstieg zu verzeichnen war, bei VOX ein Absinken zu beobachten. Die größten Schwankungen aber weist RTL II auf: Bis 2008 stieg hier der Anteil an Spotwerbung auf nahezu 17  Prozent an, um an-schließend bis 2012 einen Einbruch auf unter 10  Prozent zu erleben. Im Frühjahr 2015 ist er wieder auf 11,9 Prozent angestiegen, was aber immer noch der geringste Anteil in allen Fernsehvollprogrammen ist.

Abb. 4 Entwicklung der Spotwerbung von 1998 bis 2015 bei RTL, RTL  II und VOXZeitumfang pro Tag in Prozent1

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RTL VOX RTL II

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1 Stichprobe: zwei Kalenderwochen in den Jahren 1998 bis 2014, eine Kalenderwoche im Frühjahr 2015.

Wirft man über den Gesamtumfang hinaus einen Blick auf die Anzahl der Spot-werbungen im Frühjahr 2015, so bildet auch hier RTL II das Schlusslicht der privaten Vollprogramme (vgl. Tab. 1). An einem durchschnittlichen Sendetag strahlt RTL  II 50  Werbeelemente aus, worunter in diesem Zusammenhang Werbeblöcke oder Split-Screen-Werbung verstanden werden. RTL und VOX kommen hier jeweils auf Werte von über 72  Werbeelementen. Aber nicht nur im Hinblick auf die Gesamt-anzahl, sondern auch hinsichtlich des Stellenwerts von Split-Screen-Werbung unter-scheiden sich die Programme der RTL-Mediengruppe. RTL und VOX haben an einem

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ProgrammforschungWerbung in den privaten Fernsehvollprogrammen

Tag durchschnittlich über 30 Split-Screen-Werbungen im Programm, was nicht nur doppelt so viel ist wie bei RTL  II, sondern auch deutlich mehr als bei den übrigen privaten Anbietern. Überhaupt ähneln sich die Programme der ProSiebenSat.1- Mediengruppe nicht nur bezogen auf die Gesamtanzahl (zwischen 57 bei kabel eins und 61 Elementen bei ProSieben), sondern auch im Hinblick auf das Verhältnis von Split-Screen-Werbung und Werbeblöcken. Bei Sat.1 und ProSieben handelt es sich bei ca. einem Drittel der Elemente um Split-Screen-Werbung; bei kabel eins ist der Anteil etwas niedriger. Kabel eins hat aber in seiner Senderfamilie keine vergleich-bare Sonderstellung inne wie RTL  II in der RTL-Mediengruppe.

2. Spotwerbung im TagesverlaufIm Folgenden wird untersucht, wie die Werbung in den Programmen über den Tag hinweg verteilt wird. Ausgeklammert werden dabei das Sponsoring, die Werbesen-dungen und das Teleshopping, welches bei RTL II in den Morgenstunden stattfindet. Der Fokus liegt vielmehr allein auf der Spotwerbung in den privaten Vollprogrammen, und unterschieden wird zwischen Werktagen und dem Wochenende.

Betrachtet man zunächst für die Werktage die prozentualen Anteile der Spotwerbung in den verschiedenen Zeitabschnitten des Tages, so zeigen sich am Vormittag (9 bis 14  Uhr), am Nachmittag (14 bis 18  Uhr) und in der Prime Time (18 bis 23  Uhr) nur geringe Unterschiede zwischen den privaten Programmen (vgl. Tab. 4). Vor dem Hintergrund der großen Schwankungen in der Sehbeteiligung im Tagesverlauf12 ist dies auf den ersten Blick ein sehr überraschendes Ergebnis. Sowohl über die Sen-dergrenzen hinweg als auch innerhalb der jeweiligen Sender sind die Anteile relativ ähnlich: Der Anteil der Spotwerbung liegt hier stets zwischen 14,6 (ProSieben am Vormittag) und 19,5  Prozent (kabel eins in der Prime Time). In der Nacht (23 bis 5.30 Uhr) und insbesondere in der Früh – definiert durch den Beginn des Sat.1-Früh-stücksfernsehens (5.30 bis 9 Uhr) – sind die Differenzen zwischen den Programmen ausgeprägter. Die Unterschiede in diesen beiden Tageszeitabschnitten sind auf zwei Aspekte zurückzuführen: (1)  die geringen Anteile von RTL  II und ProSieben in der Früh und (2)  die relativ hohen Werte von RTL auch in der Nacht.

12 Vgl. AGF – ARBEITSGEMEINSCHAFT FERNSEHFORSCHUNG (2015): Sehbeteiligung in % im Tagesverlauf 2015 (Internetquelle, URL s. Literatur am Ende des Beitrags).

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ProgrammforschungWerbung in den privaten Fernsehvollprogrammen

Tab. 4 Spotwerbung in Tagesabschnitten an Werktagen im Frühjahr 2015Zeitumfang pro Werktag in Prozent (20.–24. April 2015)1

RTL VOX RTL  II Sat.1 Pro Sieben

kabel eins

Programmcharakteristik

Früh (5.30–9.00 Uhr)Spotwerbung 17,1 13,3 6,6 16,7 8,3 16,9Restliches Programm 82,9 86,7 93,4 83,3 91,7 83,1Gesamt 100 100 100 100 100 100

Vormittag/Mittag (9.00–14.00 Uhr)Spotwerbung 17,9 17,3 15,4 18,5 14,6 19,0Restliches Programm 82,1 82,7 84,6 81,5 85,4 81,0Gesamt 100 100 100 100 100 100

Nachmittag (14.00–18.00 Uhr)Spotwerbung 15,9 17,0 15,9 17,1 15,4 17,8Restliches Programm 84,1 83,0 84,1 82,9 84,6 82,2Gesamt 100 100 100 100 100 100

Prime Time (18.00–23.00 Uhr)Spotwerbung 16,4 15,8 16,0 17,9 17,9 19,5Restliches Programm 83,6 84,2 84,0 82,1 82,1 80,5Gesamt 100 100 100 100 100 100

Nacht (23.00–5.30 Uhr)Spotwerbung 10,2 5,1 4,6 6,8 5,9 7,7Restliches Programm 89,8 94,9 95,4 93,2 94,1 92,3Gesamt 100 100 100 100 100 100

1 Gesamtumfang an einem durchschnittlichen Werktag der Untersuchungswoche, in Prozent.

(1) Mit RTL  II und ProSieben weist in den Morgenstunden jeweils ein Programm deutlich geringere Anteile auf als die anderen beiden Programme der Mediengrup-pen: Beträgt der Anteil der Spotwerbung in der Früh innerhalb der RTL-Mediengruppe bei RTL  II nur 6,6  Prozent, so sind es bei RTL 17,1  Prozent. In der ProSiebenSat.1- Mediengruppe weist ProSieben in diesem Zeitabschnitt mit 8,3  Prozent nur einen halb so großen Anteil auf wie die übrigen beiden Programme.

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ProgrammforschungWerbung in den privaten Fernsehvollprogrammen

Abb. 5 Platzierung an einem beispielhaften Wochentag im Frühjahr 2015Exemplarischer Werktag: Dienstag, 21. April 2015

kabel eins

ProSieben

Sat.�

RTL II

VOX

RTL

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(2) In der Nacht ist der Anteil der Spotwerbung bei RTL mit 10  Prozent deutlich höher als bei den übrigen Programmen. Eine weitere Strategie des Senders zeigt sich, wenn man die Platzierung der Spots an einem beispielhaften Werktag der Untersuchungswoche betrachtet (vgl. Abb. 5). Sichtbar wird hier, dass RTL seine Spotwerbung gleichmäßiger über den Tag verteilt als die anderen Programme. Einzig VOX sendet auch in der Zeit zwischen 2.30 Uhr nachts und 6 Uhr morgens in einem nennenswerten Maße Werbespots, während die übrigen Programme diesen Zeit-abschnitt gänzlich frei von Spotwerbung gestalten.

Am Wochenende ist weder eine Sonderstellung von RTL  II und ProSieben in den Morgenstunden noch eine solche von RTL in der Nacht zu beobachten (vgl. Tab. 5). Vielmehr sind sich die privaten Programme innerhalb der Zeitabschnitte am Wochen-ende ähnlicher als an Werktagen. Erkennbar wird lediglich ein Strategie-Unterschied der Programmfamilien im Hinblick auf die Werbung während der Prime Time. In der ProSiebenSat.1-Mediengruppe ist der Anteil der Spotwerbung während der Hauptsendezeit vergleichsweise hoch, d. h. die Werte sind zumindest 2–3  Prozent höher als in den anderen Zeitabschnitten des Tages. Ein solcher Unterschied ist in der RTL-Mediengruppe nicht festzustellen. Hier ist allein bei RTL die Prime Time der Zeitabschnitt mit dem höchsten Anteil an Spotwerbung. Bei den anderen beiden Programmen ist der Anteil am Vormittag/Mittag höher, bei VOX trifft dies auch noch auf den Nachmittag zu.

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ProgrammforschungWerbung in den privaten Fernsehvollprogrammen

Tab. 5 Spotwerbung in Tagesabschnitten am Wochenende im Frühjahr 2015Zeitumfang pro Wochenendtag in Prozent (25.–26. April 2015)1

RTL VOX RTL  II Sat.1 Pro Sieben

kabel eins

Programmcharakteristik

Früh (5.30–9.00 Uhr)Spotwerbung 13,4 15,9 10,9 11,2 12,9 14,8Restliches Programm 86,6 84,1 89,1 88,8 87,1 85,2

Vormittag/Mittag (9.00–14.00 Uhr)Spotwerbung 15,6 17,0 18,2 16,2 13,7 17,3Restliches Programm 84,4 83,0 81,8 83,8 86,3 82,7

Nachmittag (14.00–18.00 Uhr)Spotwerbung 12,1 17,7 17,2 14,4 13,7 16,8Restliches Programm 87,9 82,3 82,8 85,6 86,3 83,2

Prime Time (18.00–23.00 Uhr)Spotwerbung 16,3 16,3 18,0 18,1 16,5 19,7Restliches Programm 83,7 83,7 82,0 81,9 83,5 80,3

Nacht (23.00–5.30 Uhr)Spotwerbung 7,5 3,9 4,0 6,1 6,9 8,3Restliches Programm 92,5 96,1 96,0 93,9 93,1 91,7

1 Gesamtumfang an einem durchschnittlichen Wochenendtag der Untersuchungswoche, in Prozent.

3. Redaktioneller Programmkontext der SpotwerbungDie Anzahl von Programmelementen an einem durchschnittlichen Sendetag und damit die Feinteiligkeit des Programms hat im Lauf der Jahre zugenommen. Waren es 1998 in den privaten Vollprogrammen zusammengerechnet noch 1.560 Programm-elemente an einem Tag, so sind es 2015 mittlerweile über 1.800  Elemente.13 Diese Feinteiligkeit zeigt sich auch im Programmumfeld der Spotwerbung. In den privaten Vollprogrammen wird zumeist sowohl vor als auch nach den Werbeblöcken Sen-dungs- oder Senderpromotion gezeigt: Der Anteil der Werbeblöcke mit solchen vor- und nachgeschalteten Programmtrailern liegt in der Frühjahrsstichprobe 2015 jeweils bei 90 Prozent und höher. Einzig bei ProSieben liegt der Anteil mit ca. 81 Pro-zent etwas darunter: Hier kommt es etwas häufiger vor, dass Programmtrailer nur im Anschluss an den Werbeblock ausgestrahlt werden.

13 Vgl. GÖFAK MEDIENFORSCHUNG GMBH (2015): Fernsehprogrammanalyse der Medienanstalten. Stichproben-bericht Frühjahr 2015. Potsdam, S. T4 (Internetquelle, URL s. Literatur am Ende des Beitrags).

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ProgrammforschungWerbung in den privaten Fernsehvollprogrammen

Bei den Werbeblöcken handelt es sich zumeist um Unterbrecherwerbung, die während einer Sendung gezeigt wird. Zwischen unterschiedlichen Sendungen wird nur selten Werbung ausgestrahlt, da befürchtet wird, dass die Zuschauer in diesem Fall zu einem anderen Sender wechseln:14 Der Anteil von Werbeblöcken zwischen Sendungen liegt bei allen Programmen bei gerade einmal 3–4 Prozent – einzig bei RTL ist der Anteil mit ca.  10  Prozent etwas höher.

Diese Werbeblöcke innerhalb von Sendungen sollen nun daraufhin untersucht wer-den, in welchem Programmumfeld sie zu verorten sind, wobei zwischen Standard-formaten und Reality-TV-Formaten im Bereich der Fernsehpublizistik, der fiktionalen und der nonfiktionalen Unterhaltung unterschieden wird. Die Frage dabei lautet: Gibt es Genres, die von verhältnismäßig viel bzw. umfangreicher Werbung unter-brochen werden?15 Als Vergleichsmaßstab soll dabei der Anteil der jeweiligen Genres am Zeitumfang der redaktionellen Sendungen in der Gesamtsendezeit bzw. in der Prime Time herangezogen werden.16

Bezogen auf die Platzierung der Werbeblöcke im Rahmen der Gesamtsendezeit glei-chen sich die drei Programme der RTL-Mediengruppe dahingehend, dass in den fern-sehpublizistischen Programmangeboten weniger Spotwerbung zu finden ist als es dem Genreumfang entspricht: Beispielsweise nimmt die Fernsehpublizistik bei VOX 27 Prozent der redaktionellen Sendezeit ein, jedoch sind nur 16 Prozent der Gesamt-dauer der Werbespots innerhalb der fernsehpublizistischen Sendungen platziert (vgl. Tab. 6). Für RTL und RTL  II trifft diese Tendenz ebenfalls zu, wenn auch in ge-ringerem Ausmaß. Bei den anderen Programmgenres geht RTL jedoch einen ande-ren Weg als die übrigen beiden Programme der Gruppe. So wird in der nonfiktio-nalen Unterhaltung vergleichsweise wenig und innerhalb der fiktionalen Unter haltung in überproportionalem Maße Werbung gesendet: RTL strahlt über 60  Prozent der Spotwerbung innerhalb der fiktionalen Unterhaltung aus, obwohl dieses Genre deutlich weniger Umfang am redaktionellen Programm hat (52 Prozent). Demgegen-über wird bei VOX und RTL II überproportional viel Werbung innerhalb der nonfiktio-nalen Unterhaltung und hier insbesondere in den Reality-TV-Formaten geschaltet. Besonders ausgeprägt ist dies bei RTL  II, wo die Reality-TV-Formate 33 Prozent der

14 K ARSTENS, ERIC/JÖRG SCHÜT TE (2005): Praxishandbuch Fernsehen. Wie TV-Sender arbeiten. Wiesbaden, S. 134–150. WILLIAMS, RAYMOND (2002): Programmstruktur als Sequenz oder flow. In: ADELMANN, RALF/JAN  O. HESSE/JUDITH KEILBACH/MARKUS STAUFF und MAT THIAS THIELE (Hrsg.): Grundlagentexte zur Fernsehwissenschaft. Theorie, Geschichte, Analyse. Konstanz, S. 33–43.

15 Neben dem Umfang der Spotwerbung innerhalb der Genres wurde auch deren Häufigkeit untersucht. Die prozentualen Anteile der Häufigkeiten unterscheiden sich jedoch nur unwesentlich von denen des Um-fangs, weswegen auf eine gesonderte Darstellung im Folgenden verzichtet wurde.

16 Es handelt sich also wohlgemerkt nicht um den Anteil der Genres an der gesamten Sendezeit, bei dem beispielsweise auch der Anteil von Programmtrailern etc. Berücksichtigung finden würde, sondern aus-schließlich um den Anteil am redaktionellen Programm. Aus diesem Grund weichen die hier ausgewiese-nen Prozentanteile von denen des Beitrags „Konzeption, Methode und Basisdaten der ALM-Studie 2014/2015“ von JOACHIM TREBBE und MAT THIAS WAGNER im vorliegenden Band ab.

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ProgrammforschungWerbung in den privaten Fernsehvollprogrammen

redaktionellen Sendezeit einnehmen, jedoch hier 47  Prozent der Dauer von Spot-werbung zu finden ist. Bei VOX liegt dieses Verhältnis bei 25 zu 33  Prozent.

Tab. 6 Spotwerbung innerhalb von Sendungen im Frühjahr 2015In Prozent (20.–26. April 2015)

RTL VOX RTL  II Sat.1 ProSieben kabel einsProgramm-charakteristik

Sdg.1 t = 19:19

Spots2 t = 3:01

Sdg. t = 19:41

Spots t = 2:59

Sdg. t = 19:26

Spots t = 2:41

Sdg. t = 19:11

Spots t = 3:14

Sdg. t = 19:32

Spots t = 2:48

Sdg. t = 18:41

Spots t = 3:34

Fernsehpublizistik 30,8 26,9 26,6 16,4 19,0 12,3 17,5 19,1 9,4 10,7 18,3 14,8Standardformate 29,6 25,7 6,1 3,7 6,6 2,0 17,5 19,1 9,4 10,7 7,7 5,6Reality-TV- Formate 1,2 1,2 20,5 12,7 12,4 10,3 – – – – 10,6 9,2

Fiktionale Unterhaltung 51,9 60,2 44,1 44,4 47,5 40,5 68,1 67,5 79,9 77,1 69,0 72,4

Standardformate 20,4 27,7 26,6 22,1 24,8 15,8 23,5 21,6 79,9 77,1 65,9 69,2Reality-TV- Formate 31,5 32,5 17,5 22,3 22,7 24,7 44,6 45,9 – – 3,1 3,2

Nonfiktionale Unterhaltung 17,3 12,9 29,3 39,2 33,5 47,2 14,4 13,4 10,7 12,2 12,7 12,8

Standardformate 8,2 6,9 4,7 6,1 0,7 – 0,6 0,4 9,5 10,0 2,3 0,9Reality-TV- Formate 9,1 6,0 24,6 33,1 32,8 47,2 13,8 13,0 1,2 2,2 10,4 11,9

Gesamt 100 100 100 100 100 100 100 100 100 100 100 100

1 Anteil der Sendungen dieses Genres am gesamten Zeitumfang der redaktionellen Sendungen in der Untersuchungswoche, in Prozent.

2 Anteil der Werbespots innerhalb von Sendungen dieses Genres am gesamten Zeitumfang der Werbespots in der Untersuchungswoche, in Prozent.

Derart akzentuierte Schwerpunktsetzungen sind bei der ProSiebenSat.1-Mediengruppe nicht zu beobachten. Der Fokus liegt im redaktionellen Programm auf der fiktiona-len Unterhaltung mit Anteilen zwischen 68 (Sat.1) und 80  Prozent (ProSieben). Vergleichsweise geringe Bedeutung kommen dahingegen sowohl der Fernsehpub-lizistik – mit Anteilen zwischen 9 (ProSieben) und 18 Prozent (kabel eins) – als auch der nonfiktionalen Unterhaltung zu (11–14 Prozent). Nahezu identische Prozentanteile sind bei allen Programmen im Hinblick auf die Dauer der Werbespots in diesen Genres festzustellen: Im Höchstfall liegt die Differenz zwischen Genre- und Wer-bungsumfang bei 3,5  Prozentpunkten.

Die im Rahmen der Gesamtsendezeit festgestellten Befunde hängen jedoch not-wendigerweise mit der Programmgestaltung der Sender insbesondere zur Nachtzeit zusammen, in der viele Wiederholungen und – wie in Abschnitt 2 gesehen – deut-lich weniger Spotwerbung gezeigt werden. Daher soll abschließend der Blick auf

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ProgrammforschungWerbung in den privaten Fernsehvollprogrammen

die Hauptsendezeit zwischen 18 und 23 Uhr gerichtet werden, um so zu überprüfen, ob es unter Berücksichtigung der generellen Programmgestaltung zu verschiede-nen Tageszeiten Unterschiede bei der Werbeplatzierung in bestimmten Programm-umfeldern gibt.

Tatsächlich offenbart der Blick auf die Prozentanteile in der Prime Time sehr ähn-liche Strategien bei allen Anbietern (vgl. Tab. 7). So ist bei allen sechs Sendern zu beobachten, dass innerhalb fernsehpublizistischer Sendungen vergleichsweise wenig Werbespots ausgestrahlt werden. Der Anteil der Fernsehpublizistik an der Sendezeit der Prime Time reicht von nur 9  Prozent bei Sat.1 bis zu 31  Prozent bei RTL und kabel eins  – bei allen Sendern liegt der Anteil der Spots innerhalb dieses Genres am Gesamtumfang der Werbespots unter diesen Werten. Die größten Diskrepanzen sind diesbezüglich bei RTL und ProSieben festzustellen, bei denen der „Spotanteil“ 10 (RTL) bzw. 8  Prozent (ProSieben) unter dem Anteil des Genres liegt. Am augen-fälligsten ist jedoch Sat.1: Die Fernsehpublizistik macht hier 9 Prozent der redaktionel-len Sendezeit aus, und es sind nicht mehr als 3 Prozent der Spotwerbung in diesem Genre platziert. Dies hängt vor allem damit zusammen, dass sich das fernsehpub-

Tab. 7 Spotwerbung innerhalb von Sendungen in der Prime Time im Frühjahr 2015In Prozent (20.–26. April 2015)

RTL VOX RTL  II Sat.1 ProSieben kabel einsProgramm-charakteristik

Sdg.1 t = 3:54

Spots2 t = 0:43

Sdg. t = 3:55

Spots t = 0:43

Sdg. t = 3:50

Spots t = 0:46

Sdg. t = 3:45

Spots t = 0:50

Sdg. t = 3:47

Spots t = 0:50

Sdg. t = 3:42

Spots t = 0:56

Fernsehpublizistik 30,7 20,5 17,2 17,0 27,8 21,1 9,1 3,1 28,5 20,6 30,5 28,6Standardformate 30,7 20,5 8,2 5,9 11,7 7,0 9,1 3,1 28,5 20,6 15,9 17,9Reality-TV- Formate – – 9,0 11,1 16,1 14,1 – – – – 14,6 10,7

Fiktionale Unterhaltung 36,4 47,7 57,0 58,9 51,0 54,7 55,2 65,9 55,1 61,1 57,4 60,0

Standardformate 36,4 47,7 43,5 42,5 23,1 26,3 35,7 45,9 55,1 61,1 45,6 51,5Reality-TV- Formate – – 13,5 16,4 27,9 28,4 19,5 20,0 – – 11,8 8,5

Nonfiktionale Unterhaltung 32,9 31,8 25,8 24,1 21,2 24,2 35,7 31,0 16,4 18,3 12,1 11,4

Standardformate 13,4 13,3 7,8 8,0 – – 0,3 – 10,4 11,1 – –Reality-TV- Formate 19,5 18,5 18,0 16,1 21,2 24,2 35,4 31,0 6,0 7,2 12,1 11,4

Gesamt 100 100 100 100 100 100 100 100 100 100 100 100

1 Anteil der Sendungen dieses Genres am gesamten Zeitumfang der redaktionellen Sendungen in der Untersuchungswoche, in Prozent.

2 Anteil der Werbespots innerhalb von Sendungen dieses Genres am gesamten Zeitumfang der Werbe spots in der Untersuchungswoche, in Prozent.

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ProgrammforschungWerbung in den privaten Fernsehvollprogrammen

lizistische Angebot von Sat.1 vorwiegend auf Nachrichten beschränkt – welche nicht von Werbung unterbrochen werden  – und andere Formate kaum vorkommen. Bei dem zuvor genannten Anteil von 3  Prozent Spotwerbung handelt es sich lediglich um zwei Werbeblöcke während der Sendung „Akte 20.15 Spezial – Reporter kämpfen für Sie“.

Auch in den nonfiktionalen Sendungen wird in nahezu allen Sendern weniger Werbung gezeigt als es dem Anteil des Genres entspricht. Einzig bei RTL  II und ProSieben wird vergleichsweise mehr Werbung ausgestrahlt, wobei die Differenzen mit 3 (RTL  II) bzw. 2  Prozent (ProSieben) recht gering ausfallen.

Besonders viel Werbung wird dagegen bei allen sechs Vollprogrammen innerhalb von fiktionalen Sendungen platziert. Fiktionalen Unterhaltungsangeboten kommt während der Prime Time in allen Jahren der kontinuierlichen Fernsehprogrammfor-schung der größte Stellenwert zu, und so ist es auch im Frühjahr 2015. RTL weist dabei mit einem Anteil von 36  Prozent dieses Genres an allen redaktionellen An-geboten noch den kleinsten Prozentwert auf. Bei allen anderen Sendern entfallen Anteile zwischen 51 (RTL II) und 57 Prozent (VOX und kabel eins) auf diese Form der Unterhaltung. Der Anteil der Werbespots innerhalb dieser Sendungen ist zum Teil noch deutlich höher, und dies trifft vor allem auf die Standardformate und weniger auf die Reality-TV-Formate zu. Besonders deutlich fällt die Diskrepanz bei den je-weiligen Marktführern der Sendergruppen aus. So liegt der Anteil der Werbespots bei RTL und bei Sat.1 jeweils um 11 Prozentpunkte höher als der Anteil des Umfangs der fiktionalen Unterhaltung, wobei sich das Niveau hier deutlich unterscheidet. Während RTL knapp die Hälfte der Werbespots innerhalb fiktionaler Programm-angebote platziert (48  Prozent), sind es bei Sat.1 sogar zwei Drittel (66  Prozent). Zwar platzieren die Sender der ProSiebenSat.1-Mediengruppe Werbespots durch-gängig deutlich häufiger in fiktionalen Unterhaltungsangeboten als die Sender der RTL-Mediengruppe. Nirgendwo aber ist die Konzentration der Werbung auf dieses Genre so stark ausgeprägt wie bei Sat.1.

4. FazitDie Untersuchung des Werbeangebots zeigt, dass Werbesendungen und Teleshop-ping im Frühjahr 2015 in allen Fernsehvollprogrammen keine bzw. nur eine ver-schwindend geringe Bedeutung zukommt. Bei Betrachtung der Programmentwick-lung lässt sich dieser Bedeutungsverlust für Werbesendungen schon seit Anfang der 2000er-Jahre –  und damit ca. zehn Jahre früher als für das Teleshopping  – feststellen. So sind es heute allein das Sponsoring und vor allem die Spotwerbung, die im Programm zu finden sind, wobei sich bei den privaten Sendern unterschied-liche Angebotsstrategien identifizieren lassen.

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ProgrammforschungWerbung in den privaten Fernsehvollprogrammen

Gesponserte Sendungen gibt es vor allem bei ProSieben und in geringerem Maße auch bei Sat.1, RTL und VOX. Bei RTL  II und kabel eins spielt Sponsoring kaum eine bzw. gar keine Rolle. Bei den Formaten der gesponserten Sendungen ist auffällig, dass es sich bei ProSieben und Sat.1 in größerer Anzahl um fiktionale Unterhal-tungsangebote handelt als bei den Sendern der RTL-Mediengruppe. Spezifische Sendercharakteristika zeigen sich auch beim Umgang mit Spotwerbung. So strahlen RTL und VOX deutlich mehr Split-Screen-Werbung aus, und die Spotwerbung ist bei ihnen gleichmäßiger als bei den anderen Sendern über den gesamten Tag verteilt. Bei den Programmen der ProSiebenSat.1-Mediengruppe sind dagegen die prozentu-alen Anteile in der Prime Time merklich höher als in den anderen Tagesabschnitten.

Platziert wird die Spotwerbung bei allen Sendern zumeist innerhalb von Sendungen, wohingegen Werbespots zwischen einzelnen Sendungen vergleichsweise selten vorkommen. Eingerahmt wird die Spotwerbung in den meisten Fällen durch Pro-grammtrailer. Betrachtet man, in welchem Programmumfeld die Spotwerbung ausgestrahlt wird, so zeigen sich bezogen auf die Gesamtsendezeit Schwerpunkt-setzungen bei RTL, VOX und RTL II. Bei RTL wird vor allem innerhalb von fiktionalen Unterhaltungsangeboten überproportional viel Werbung ausgestrahlt; bei VOX und RTL  II trifft dies auf die nonfiktionale Unterhaltung und hier vor allem auf die Reality-TV-Formate zu. Richtet man den Blick allein auf die Prime Time, so weisen alle Programme vergleichsweise wenig Spotwerbung innerhalb der fernsehpublizis-tischen und nonfiktionalen Angebote auf, wohingegen innerhalb der fiktionalen Sendungen relativ viel Werbung gezeigt wird. So gibt es letztlich bezogen auf das Werbeangebot Parallelen bei den Fernsehvollprogrammen, wie die zuletzt erwähnte Schwerpunktsetzung innerhalb fiktionaler Sendungen zur Hauptsendezeit. Es sind aber auch deutliche Unterschiede festzustellen, so z. B. beim Angebot von Split-Screen-Werbung oder dem Sponsoring bestimmter Sendungsformate. Die RTL-Mediengruppe und die ProSiebenSat.1-Mediengruppe lassen hier unterschiedliche Strategien erkennen. Innerhalb der Mediengruppen sind es jeweils die beiden Pro-gramme mit den größeren Marktanteilen, die sich stark ähneln, während die Pro-gramme in Drittstellung (RTL  II und kabel eins) z. T. andere Wege beschreiten.

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ProgrammforschungWerbung in den privaten Fernsehvollprogrammen

L ITERATUR

AGF – ARBEITSGEMEINSCHAFT FERNSEHFORSCHUNG (2015): Sehbeteiligung in % im Tages-verlauf 2015. URL: https://www.agf.de/daten/tvdaten/sehbeteiligung/ [11. 01. 2016].

GÖFAK MEDIENFORSCHUNG GMBH (2015): Fernsehprogrammanalyse der Medienanstalten. Stichprobenbericht Frühjahr 2015. Potsdam, S. T4. URL: http://www.die-medienanstalten.de/themen/fernsehen/tv-programmforschung.html [26. 02. 2016].

HEFFLER, MICHAEL/ PAMEL A MÖBUS (2015a): Werbemarkt 2014 (Teil  1): Starkes Plus durch Fernsehwerbung. Ergebnisse auf Basis der Brutto-Werbestatistik. In: Media Perspektiven, Heft  3, S. 126–135.

HEFFLER, MICHAEL/ PAMEL A MÖBUS (2015b): Werbemarkt 2014 (Teil  2): Fernsehen auch netto umsatzstärkstes Medium. Ergebnisse auf Basis der ZAW-Nettostatistik. In: Media Perspektiven, Heft  6, S. 266–268.

K ARSTENS, ERIC/JÖRG SCHÜT TE (2005): Praxishandbuch Fernsehen. Wie TV-Sender arbei-ten. Wiesbaden.

WILLIAMS, RAYMOND (2002): Programmstruktur als Sequenz oder flow. In: ADELMANN, RALF/JAN O. HESSE/JUDITH KEILBACH/MARKUS STAUFF und MAT THIAS THIELE (Hrsg.): Grundlagentexte zur Fernsehwissenschaft. Theorie, Geschichte, Analyse. Konstanz, S. 33–43.

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ProgrammforschungInternetfernsehen 2015

Internetfernsehen 2015

Die Programmangebote in den Mediatheken der Fernsehvollprogramme

Matthias Wagner und Joachim Trebbe

Die Konvergenz des linearen Fernsehens ist in aller Munde. Auch wenn das Fern-sehen in der Gesamtbevölkerung nach wie vor die größten Reichweiten erzielt und den größten Teil des medienbezogenen Zeitbudgets in Anspruch nimmt, so wächst vor allem in den jüngeren Bevölkerungsteilen die Dauer der täglichen Internet nutzung über die der Fernsehnutzung hinaus und die Rezeption massenmedialer Inhalte im Netz steigt an.1 Die Angebote und die Anbieter fernsehähnlicher Bewegtbildinhalte nehmen ständig zu. Alle großen Fernsehveranstalter bieten Internetplattformen, Mediatheken und Apps an, mit denen man ihre Programmangebote auch außerhalb des zeitgebundenen Programmschemas auf Abruf nutzen kann – jedenfalls zum Teil.

In den vergangenen sieben Jahren wurden in diesem Kontext parallel zur kontinu-ierlichen Fernsehprogrammforschung der Medienanstalten drei Erhebungen zur Internetpräsenz von Fernsehvollprogrammen durchgeführt.2 Die Ergebnisse dieser Studien wurden jeweils im jährlich erscheinenden Programmbericht der Landes-medienanstalten publiziert. Sie dokumentieren die Struktur und die Entwicklung der Programminhalte, die die acht reichweitenstärksten Fernsehvollprogramme in Deutschland im Netz bereitstellen.3 Im Folgenden werden die Befunde der vierten Studie aus dem Frühjahr 2015 präsentiert.

1 Vgl. etwa ENGEL, BERNHARD/CHRISTIAN BREUNIG (2015): Massenkommunikation 2015: Mediennutzung im Intermediavergleich. Ergebnisse der ARD/ZDF-Langzeitstudie. In: Media Perspektiven, Heft  7–8, S. 310–322 und FREES, BEATE/ WOLFGANG KOCH (2015): Internetnutzung: Frequenz und Vielfalt nehmen in allen Altersgruppen zu. Ergebnisse der ARD/ZDF-Onlinestudie 2015. In: Media Perspektiven, Heft  9, S. 366–377.

2 Im Folgenden „ALM-Studie“. Auftraggeber der kontinuierlichen Basiserhebungen und der zusätzlichen Internetanalysen ist die Arbeitsgemeinschaft der Landesmedienanstalten in der Bundesrepublik Deutsch-land (ALM GbR).

3 Vgl. WEISS, HANS-JÜRGEN/CHRISTIAN K ATZENBACH und BERTIL SCHWOTZER (2011): Fernsehvollpro-gramme im Internet. In: Programmbericht der Medienanstalten 2010, S. 64–90; WEISS, HANS-JÜRGEN/JOACHIM TREBBE (2013): Fernsehvollprogramme im Internet. Das Programmangebot der Mediatheken. In:  Programmbericht der Medienanstalten 2012, S. 97–125; WEISS, HANS-JÜRGEN/JOACHIM TREBBE (2014): Internetfernsehen 2013. Die Programmangebote in den Mediatheken der Fernsehvollprogramme. In: Programmbericht der Medienanstalten 2013, S. 61–87.

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ProgrammforschungInternetfernsehen 2015

Nach einer kurzen Einführung in die auf das Internetfernsehen bezogene Programm-forschung (Abschnitt  1) wird die Methode der aktuellen Erhebung erläutert (Ab-schnitt  2), um anschließend die Befunde der Internetanalyse 2015 vorzustellen. In einem ersten Schritt stehen die Ausgangsdaten der linearen Programmstichprobe im Fokus (Abschnitt  3). Es folgen eine Analyse der Präsenz der untersuchten Pro-gramme in den sendereigenen Mediatheken (Abschnitt 4) und einige abschließende Bemerkungen zu den Untersuchungsergebnissen (Abschnitt  5).

1. Fernsehprogrammforschung im NetzIm Rahmen der ALM-Studie wird die Entwicklung der acht zuschauerattraktivsten privaten und öffentlich-rechtlichen Fernsehvollprogramme untersucht. Forschungs-leitend ist im Hinblick auf die Internetpräsenz die Frage nach dem quantitativen Umfang, in dem die Fernsehsendungen dieser Programme zusätzlich im Netz zu-gänglich gemacht werden. Ebenso interessieren die Programmstrukturen, die durch den Transfer der Sendungen ins Internet quasi parallel zum linearen Fernsehen erzeugt werden.

Freilich sind Fernsehsendungen nur ein Teil der online nutzbaren Programmangebote und diese wiederum nur ein Teil der insgesamt verbreiteten Internetinhalte der Fernsehveranstalter. Die vorliegende Studie widmet sich diesen Angeboten von Bewegtbildern im Internet nicht umfassend, sondern aus der spezifischen Perspek-tive der kontinuierlichen Fernsehprogrammforschung der Medienanstalten. Gegen-stand der Untersuchung sind die programmbezogenen und im Untersuchungszeit-raum mindestens einmal auch linear ausgestrahlten Online-Angebote von RTL, VOX und RTL II (RTL-Mediengruppe), von Sat.1, ProSieben und kabel eins (ProSiebenSat.1- Mediengruppe) sowie von ARD/Das Erste und ZDF.

Derzeit können die Sender lediglich mit externen Video-on-Demand-Anbietern zusammenarbeiten oder die Inhalte in eigenen Mediatheken bereitstellen. Pläne der öffentlich-rechtlichen und privaten Fernsehveranstalter, senderübergreifende Mediatheken einzurichten oder eigene Video-on-Demand-Plattformen anzubieten, scheiterten bisher an den Auflagen und Entscheidungen des Bundeskartellamts.4 Vor dem Hintergrund der allgemeinen Zielsetzung der ALM-Studie für die Internet-analyse sind daher die Mediatheken weiterhin der empirische Bezugsrahmen, da diese den Fernsehveranstaltern institutionell eindeutig zugeordnet werden können. Ein weiteres Kriterium ist die uneingeschränkte Erreichbarkeit dieser Angebote über das Internet mittels eines – nicht an die genutzten Angebote gebundenen – Brow-sers.

4 Vgl. PUFFER, HANNA (2015): Bewegung im deutschen Markt der Onlinevideotheken  – Video-on-Demand: Neue Schubkraft durch Netflix? In: Media Perspektiven, Heft  1, S. 27–28.

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ProgrammforschungInternetfernsehen 2015

Für diese Studie gelten die im Rundfunkstaatsvertrag getroffenen rechtlichen Defi-nitionen von Telemedien und Rundfunk.5 Darüber hinaus stellt die formale Katego-risierung der Internetangebote in 1. Sendungen, 2. Telemedien mit Sendungsbezug und 3. Telemedien ohne Sendungsbezug den Ausgangspunkt der Analyse dar.6 Zu-sammenfassend zeigt Abbildung 1 den für die Untersuchung relevanten Ausschnitt der Online-Angebote.

Abb. 1 Orte und Formen des Internetfernsehens

Abb. 1

Orte und Formen des Internetfernsehens

Internetfernsehen

Online-Angebote

Sendungs-bezogene

TelemedienSendungen

Nicht sendungs-bezogene

Telemedien

IPTV Mobile-TVWeb-TVOnline- VideorekorderMediathekenVideoportale

2. Fragestellung, Konzeption und Methode der Internetanalyse

Die empirische Fragestellung der Studie knüpft an die bisher durchgeführten Erhe-bungen an und lautet: Wie viele und welche Sendungen der acht Fernsehvollpro-gramme, deren Struktur und Entwicklung in der ALM-Studie untersucht werden, können im Anschluss an ihre lineare Ausstrahlung innerhalb eines bestimmten Zeitintervalls von den sendereigenen Mediatheken abgerufen werden?

Diese Forschungsperspektive erlaubt eine Aussage über die Selektivität des Trans-fers von Fernsehprogrammangeboten ins Netz  – nicht nur unter quantitativen Gesichtspunkten. Durch die Strukturanalyse, die im Rahmen der ALM-Studie durch-geführt wird, lässt sich nachweisen, welche Programmsparten und -formate von

5 Vgl. § 2 Abs. 1 RStV 2015 (Staatsvertrag für Rundfunk und Telemedien vom 31. August 1991 in der Fassung des Sechzehnten Staatsvertrages zur Änderung rundfunkrechtlicher Staatsverträge, in Kraft seit dem 1. April 2015).

6 Vgl. § 2 Abs. 2 RStV 2015.

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ProgrammforschungInternetfernsehen 2015

den Fernsehveranstaltern häufiger online gestellt werden und in welchem Umfang dies geschieht.7

2.1 Die ProgrammstichprobenGegenstand dieser Studie sind die Programme RTL, RTL  II und VOX (RTL-Medien-gruppe), Sat.1, ProSieben und kabel eins (ProSiebenSat.1-Mediengruppe) sowie ARD/Das Erste und ZDF.

Lineares Fernsehen

Die Stichprobe der linear ausgestrahlten Programmangebote ist identisch mit der Programmstichprobe der ALM-Studie vom Frühjahr 2015. Sie umfasst sieben aufeinan-derfolgende Programmtage, die zwischen Montag, dem 20. April 2015, 3.00  Uhr, und Montag, dem 27. April 2015, 3.00 Uhr, aufgezeichnet wurden (zur Aufbereitung dieses Ausgangsmaterials für die Internetanalyse vgl. Abschnitt  2.2).8

Internetfernsehen

Für die Auswahl des Programmmaterials der Internetstichprobe mussten die zu analysierenden Internetorte und der Untersuchungszeitraum für die Programm-ermittlung festgelegt werden. Die Internetanalyse bezieht sich, wie in den voran-gegangenen Erhebungen, auf die sendereigenen Mediatheken (vgl. Abb. 2).

Abb. 2 Untersuchte Mediatheken der Sender  2015

Sender Verwendete MediathekARD ardmediathek. deZDF zdf.de/ZDFmediathekRTL rtl-now.rtl. deVOX voxnow. deRTL  II rtl2now.rtl2. deSat.1 sat1.de/videoProSieben prosieben.de/videokabel eins kabeleins. de

7 Ausführlich zur Methodik der ALM-Studie: WEISS, HANS-JÜRGEN/ANNE BEIER und MAT THIAS WAGNER (2015): Konzeption, Methode und Basis-Daten der ALM-Studie 2013/2014. In: Programmbericht der Medien-anstalten 2014, S. 221–275.

8 Vgl. GÖFAK MEDIENFORSCHUNG GMBH (2015): Fernsehprogrammanalyse der Medienanstalten. Stich-proben bericht Frühjahr 2015. Potsdam, S. 16–19 (Internetquelle, URL s. Literatur am Ende des Beitrags).

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ProgrammforschungInternetfernsehen 2015

Die Ermittlung von Fernsehsendungen in diesen acht Mediatheken erfolgte auf den jeweiligen Hauptseiten. Links, die auf externe Videoplattformen verwiesen, wurden nicht weiterverfolgt. Dies betrifft auch die externe Videoplattform der Kinderpro-grammfläche „tivi“ des ZDF. Die Kindersendungen können nicht (mehr) direkt über die Mediathek des ZDF erreicht werden und finden somit keine Berücksichtigung in der Datenerhebung.

Als Zeitrahmen für die Internetanalyse wurden insgesamt acht direkt an die lineare Ausstrahlung der Fernsehprogramme anschließende Tage festgelegt. Im Jahr 2015 war dies die Zeit vom 21. April bis zum 04. Mai (vgl. Abb. 3). An diesen acht Tagen wurden die Inhalte der Mediatheken zu den abrufbaren Fernsehsendungen und Sendungsausschnitten zwischen 16 und 17  Uhr aufgezeichnet und archiviert.

Hierzu wurden alle Seiten zum jeweiligen Messzeitpunkt automatisch mit einer Crawler-Software gespiegelt. Zusätzlich wurden die jeweiligen Hauptseiten der Mediatheken mit automatischen Skripten nach Sendungen durchsucht und gege-benenfalls Unterseiten der gefundenen Formate als HTML-Datei gespeichert. Beide Vorgehensweisen wurden mehrfach geprüft und programmspezifisch angepasst. Aus den gespiegelten Seiten und gefundenen Sendungen wurden mittels Extrak-tionsalgorithmen lesbare Daten hergestellt und den untersuchten Kategorien zu-geordnet. Um die Reliabilität des Verfahrens zu gewährleisten, wurden Extraktionen und Zuordnungen manuell überprüft. Im Ergebnis dieses Verfahrens konnte die Präsenz der Sendungen der linearen Programmstichprobe der ALM-Studie in den sendereigenen Mediatheken der acht Fernsehvollprogramme im Frühjahr 2015 voll-ständig erfasst werden.

Abb. 3 Programmstichprobe: Lineares und Internetfernsehen  2015

Mo. 20.

Di. 21.

Mi. 22.

Do. 23.

Fr. 24.

Sa. 25.

So. 26.

Mo. 27.

Di. 28.

Mi. 29.

Do. 30.

Fr. 01.

Sa. 02.

So. 03.

Mo. 04.

TV Tag 1 Tag 2 Tag 3 Tag 4 Tag 5 Tag 6 Tag 7 Tag 8TV Tag 1 Tag 2 Tag 3 Tag 4 Tag 5 Tag 6 Tag 7 Tag 8

TV Tag 1 Tag 2 Tag 3 Tag 4 Tag 5 Tag 6 Tag 7 Tag 8TV Tag 1 Tag 2 Tag 3 Tag 4 Tag 5 Tag 6 Tag 7 Tag 8

TV Tag 1 Tag 2 Tag 3 Tag 4 Tag 5 Tag 6 Tag 7 Tag 8TV Tag 1 Tag 2 Tag 3 Tag 4 Tag 5 Tag 6 Tag 7 Tag 8

TV Tag 1 Tag 2 Tag 3 Tag 4 Tag 5 Tag 6 Tag 7 Tag 8

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2.2 Zusammenführung und Analyse der Programmstichproben

Die Datenmatrix der Internetanalyse 2015 ist im Prinzip identisch mit derjenigen der kontinuierlichen Fernsehprogrammforschung der Medienanstalten im Frühjahr 2015. Allerdings wurden auf der Fallebene (= untersuchte Sendungen) Extraktionen und auf der Analyseebene (=  Untersuchungskategorien) ergänzende Codierungen vorgenommen.

Aus den linear ausgestrahlten Programmangeboten der Frühjahrsstichprobe 2015 wurden im Vorfeld der Internetanalyse – wie bei den vorangegangenen Studien – zwei Programmsegmente systematisch ausgeschlossen: (1) Werbung, Sponsorhinweise, Teleshopping, Programmtrailer etc. und (2)  kurzfristige Sendungswiederholungen. Zu diesen Programmsegmenten gibt es in der Internetstichprobe kein funktionales Äquivalent, es werden also die „Nettoprogrammangebote“ bzw. „Nettosendezeiten“ der beiden Stichproben miteinander verglichen.

Außerdem wurden zwei weitere Programmsegmente aus methodischen Gründen aus der Internetanalyse ausgeklammert: (3) die im Rahmen der Stichproben korrektur in die lineare Stichprobe eingefügten Ersatzsendungen9 und (4)  das parallel im Ersten Programm der ARD und im ZDF ausgestrahlte ARD/ZDF-Gemeinschaftspro-gramm.10

Die restlichen Sendungen bilden den Programmkorpus der Internetanalyse. Er kann mit den Analysekategorien der ALM-Studie beschrieben werden (vgl. dazu Ab-schnitt 3). Zusätzlich wurden zu jeder Sendung in diesem Programmkorpus folgende Informationen zur Beschreibung der Internetpräsenz (d. h. zum Transfer in die sendereigene Mediathek) in die Datenmatrix manuell eingetragen:

(1) Beobachtungstag

(2) Beobachtungszeit

(3) Filtervariable: Internetpräsenz vs. keine Internetpräsenz

9 Die Internetpräsenz der Ersatzsendungen der linearen Stichprobe kann im Zeitrahmen der Internetanalyse nicht erfasst werden. Zur Stichprobenkorrektur im Rahmen der ALM-Studie vgl. GÖFAK MEDIEN-FORSCHUNG GMBH 2015, S. 18.

10 Das im Wechsel von ARD und ZDF verantwortete ARD/ZDF-Gemeinschaftsprogramm würde die Einzel-befunde der Internetanalyse für das Erste Programm der ARD und das ZDF insbesondere aus der Zeit-reihenperspektive verzerren.

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Falls Internetpräsenz:

(4) Charakteristik des Internetangebots– Vollständige Sendung/ein Video– Vollständige Sendung/mehrere Videos– Teile der Sendung/mehrere Videos– Vollständigkeit der Sendung unklar/mehrere Videos– Vollständige Sendung/ein Video sowie Teile der Sendung/mehrere Videos

(5) Kostenpflichtigkeit des Internetangebots

Auf der Grundlage dieser Kategorisierung ist es möglich, die in die Mediatheken transferierten Programmangebote unter internetspezifischen, programmstrukturel-len und programminhaltlichen Gesichtspunkten zu analysieren.

2.3 AuswertungsperspektiveDer zentrale Bezugspunkt dieser Internetstudie sind die linear ausgestrahlten Pro-grammangebote. Das betrifft sowohl die Analysen zum Gesamtumfang als auch die Untersuchungen zu programmstrukturellen und programminhaltlichen Aspekten der Internetpräsenz. In den nachfolgenden Analysen gilt eine Sendung als im Internet präsent, wenn sie

– im direkten Anschluss an den Ausstrahlungstag

– an mindestens einem von sechs darauffolgenden Kalendertagen

– vollständig und kostenfrei

– von der Mediathek des Programmveranstalters

abgerufen werden kann. Zusätzliche Auswertungen befassen sich mit kostenpflich-tigen Sendungsangeboten der Mediatheken und mit dem Zeitverlauf der Programm-präsenz bis zum achten Tag nach der Ausstrahlung einer Sendung.

3. Die Ausgangsbasis: Sendungsangebote im linearen Fernsehen 2015

3.1 Zahl und Umfang der SendungenDie Programmangebote des linearen Fernsehens werden rund um die Uhr ausge-strahlt. Das Sendungsvolumen der Fernsehvollprogramme beträgt jedoch nicht 24  Stunden pro Tag. Nach Abzug der Sendezeit für Werbung, Sponsorhinweise, Programmtrailer etc. sind es bei den privaten Programmen in der Regel weniger als 20  Stunden, bei den öffentlich-rechtlichen Programmen ca.  23  Stunden.

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Deutlich geringer wird das Sendungsangebot, wenn – wie im Fall der Internetana-lyse  – zusätzlich die kurzfristigen Sendungswiederholungen aus dem Ausgangs-material herausgerechnet werden. Wie in Abschnitt 2.2 erläutert, geht die Internet-analyse von diesem „Nettosendeangebot“ der im Frühjahr 2015 aufgezeichneten Programmstichprobe der ALM-Studie aus, das aus methodischen Gründen zudem um das ARD/ZDF-Gemeinschaftsprogramm reduziert wurde. Damit bleiben pro Programm und Stichprobentag zwischen 16 und 32 Sendungen (vgl. Abb. 4) mit einem Umfang von 11,5 bis 16,5 Sendestunden (vgl. Abb. 5). Dieses Programmmaterial ist daraufhin zu untersuchen, ob und unter welchen Bedingungen es in die sendereigenen Media-theken eingestellt wurde.

Abb. 4 Lineares Fernsehen 2015: SendungenAnzahl der Sendungen pro Tag

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Lineares Fernsehen Mediathek

ARD ZDF RTL VOX RTL II Sat.� ProSieben

kabeleins

Die Ausgangsbedingungen für einen Vergleich zwischen den verschiedenen Pro-grammangeboten sind unter quantitativen Gesichtspunkten sehr unterschiedlich. Eine „hundertprozentige Internetpräsenz“ würde sich z. B. bei ARD/Das Erste auf 32 Sendungen und 16 Sendestunden, bei RTL auf 20 Sendungen und 13 Sendestun-den und bei kabel eins auf 16 Sendungen und 11,5 Sendestunden pro Tag beziehen. Diese zum Teil beträchtlichen Differenzen zwischen den Programmen werden ver-nachlässigt, wenn bei einem Programmvergleich nur danach gefragt wird, wie viel Prozent des linearen Programm-Outputs in die sendereigene Mediathek eingestellt wird. Ergänzend dazu ist jedoch immer auch der Blick auf absolute Maßzahlen zur Internetpräsenz der acht untersuchten Fernsehvollprogramme geboten.

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Abb. 5 Lineares Fernsehen 2015: NettosendezeitenZeitumfang pro Tag in Std.:Min.

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Lineares Fernsehen Mediathek

ARD ZDF RTL VOX RTL II Sat.� ProSieben

kabeleins

3.2 Strukturmerkmale der Sendungen

Programmstrukturen

Die in diesem Abschnitt vorgestellten Daten zur Programmstruktur der Fernseh-vollprogramme im Frühjahr 2015 beziehen sich –  ebenso wie die quantitativen Basisdaten im vorstehenden Abschnitt – nur auf einen Teil der gesamten linearen Programmstichprobe. Wie Abbildung 5 zeigt, ist der Unterschied der in die Analyse eingehenden Nettosendezeiten des linearen Fernsehens beträchtlich. In der Folge unterscheiden sich die hier präsentierten Daten von denen, die im Stichproben bericht für das Frühjahr 2015 vorgestellt werden.11 Im Blick auf das Ausgangsmaterial für die Internetanalyse (vgl. Tab. 1) ist es hilfreich, sich auf diejenigen Sparten und Formate zu konzentrieren, die in den Programmen quantitativ am stärksten vertreten sind:

– So setzen die beiden öffentlich-rechtlichen Programme ARD/Das Erste und ZDF auf die nahezu gleich gewichtige Kombination von fernsehpublizistischen Forma-ten (37 bzw. 40  Prozent) und fiktionaler Unterhaltung (45 bzw. 44  Prozent).

– Die beiden privaten Marktführer, RTL und Sat.1, kombinieren Reality-TV-Formate (41 bzw. 53 Prozent) primär mit fernsehpublizistischen Angeboten (36 bzw. 25 Pro-zent) und außerdem mit fiktionaler Unterhaltung (16 bzw. 21  Prozent).

11 Vgl. GÖFAK MEDIENFORSCHUNG GMBH 2015, S. 35–46.

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– Bei VOX und RTL II ist dagegen die Kombination von Reality-TV-Formaten (65 bzw. 67  Prozent) und fiktionalen Unterhaltungsangeboten (21 bzw. 24  Prozent) profil-bildend.

– Die Programme von ProSieben und kabel eins schließlich sind mit Abstand am stärksten von fiktionalen Angeboten geprägt (76 bzw. 64 Prozent), hinter die alle anderen Programmsparten quantitativ deutlich zurücktreten.

Tab. 1 Programmcharakteristik der linear ausgestrahlten Programmangebote 2015Nettosendezeiten ohne kurzfristige Wiederholungen pro Tag in Prozent

ARD ZDF RTL VOX RTL  II Sat.1 Pro Sieben

kabel eins

t = 16:07 t = 16:24 t = 12:50 t = 13:41 t = 16:29 t = 13:12 t = 12:52 t = 11:28

Fernsehpublizistik1 37 40 36 7 8 25 13 11Nachrichten 12 10 6 2 2 4 1 2Magazine, Reportagen, Dokumentat. 17 17 28 5 6 20 12 9Talkformate 5 5 2 – – 1 – –Sonstiges 3 8 – – – – – –

Fiktionale Unterhaltung1 45 44 16 21 24 21 76 64Filme 24 13 2 9 21 8 18 15Serien 21 26 14 12 3 11 50 49Sonstiges – 5 – – – 2 8 –

Nonfiktionale Unterhaltung1 8 12 7 7 1 1 9 3

Reality-TV-Formate 7 2 41 65 67 53 2 22Doku-Soaps, Daily Talk 6 1 2 25 12 – – 9Gescript. Doku-Soaps, Gerichtsshows etc. – – 33 21 20 43 – 3Reality- und Castingshows etc. 1 1 6 19 35 10 2 10

Sonstige Sendungen 3 2 – – – 0 0 –

Gesamt 100 100 100 100 100 100 100 100

1 Fernsehpublizistik, fiktionale und nonfiktionale Unterhaltung jeweils ohne Reality-TV-Formate.

Produktionscharakteristik

Ein weiteres zentrales Strukturmerkmal der für die Internetanalyse ausgewählten Programmangebote ergibt sich aus der Unterscheidung zwischen Eigen-, Auftrags- und Koproduktionen auf der einen und Kaufproduktionen auf der anderen Seite (vgl. Tab. 2). Im Ergebnis dieser Unterscheidung lässt sich der Markt der Fernsehvoll-programme in drei Segmente teilen:

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– Der weitaus größte Anteil der Programmangebote von ARD/Das Erste und ZDF sowie RTL und Sat.1 besteht aus Eigen-, Auftrags- und Koproduktionen (83–93 Pro-zent der Nettosendezeit).

– Weniger dominant ist der Anteil der Eigen-, Auftrags- und Koproduktionen bei VOX und RTL II (jeweils 75 Prozent), er ist aber größer als der Anteil der Kaufpro-duktionen.

– Umgekehrt ist es bei ProSieben und kabel eins. Bei ProSieben werden drei Viertel der Nettosendezeit mit Kaufproduktionen bestritten, bei kabel eins sind es knapp zwei Drittel.

Tab. 2 Produktionscharakteristik der linear ausgestrahlten Programmangebote 2015Nettosendezeiten ohne kurzfristige Wiederholungen pro Tag in Prozent

ARD ZDF RTL VOX RTL  II Sat.1 Pro Sieben

kabel eins

t = 16:07 t = 16:24 t = 12:50 t = 13:41 t = 16:29 t = 13:12 t = 12:52 t = 11:28

Fernsehpublizistik1 37 40 35 7 8 25 13 11Eigen-, Auftrags-, Koproduktionen 37 40 35 7 8 25 13 11Kaufproduktionen – – – – – – – –

Fiktionale Unterhaltung1 45 44 17 21 24 21 76 64Eigen-, Auftrags-, Koproduktionen 36 33 9 – – 4 – –Kaufproduktionen 9 12 8 21 24 17 76 64

Nonfiktionale Unterhaltung1 8 12 7 6 1 1 9 3Eigen-, Auftrags-, Koproduktionen 8 12 7 6 – 1 9 3Kaufproduktionen – – – – 1 – – –

Reality-TV-Formate 7 2 41 66 67 53 2 22Eigen-, Auftrags-, Koproduktionen 7 2 41 62 67 53 2 22Kaufproduktionen – – – 4 – – – –

Sonstige Sendungen 3 2 – – – 0 0 –Eigen-, Auftrags-, Koproduktionen 3 2 – – – 0 0 –Kaufproduktionen – – – – – – – –

Gesamt 100 100 100 100 100 100 100 100Eigen-, Auftrags-, Koproduktionen 91 88 93 75 75 83 24 36Kaufproduktionen 9 12 7 25 25 17 76 64

1 Fernsehpublizistik, fiktionale und nonfiktionale Unterhaltung jeweils ohne Reality-TV-Formate.

Bei den meisten Kaufproduktionen, die in den Fernsehvollprogrammen ausgestrahlt werden, handelt es sich um Serien und Filme. Das erklärt insbesondere den hohen Stellenwert der Kaufproduktionen bei ProSieben und kabel eins, da die umfangrei-chen fiktionalen Angebote dieser beiden Programme ausschließlich aus Kaufpro-

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duktionen bestehen. Das ist auch bei VOX und RTL  II der Fall, aber hier ist der Stellenwert der fiktionalen Unterhaltung deutlich geringer. Bei den übrigen Pro-grammen, insbesondere bei ARD/Das Erste und ZDF, kommen in größerem Umfang eigen-, auftrags- und koproduzierte Serien und Filme zu den fiktionalen Kaufpro-duktionen hinzu.

4. Die Sendungsangebote in den Mediatheken 2015Die sendereigenen Mediatheken der acht Fernsehvollprogramme, die im Rahmen der ALM-Studie langfristig beobachtet werden, entsprechen am ehesten dem An-spruch an frei verbreitetes Internetfernsehen  – zwar nicht in dem Sinne, dass alle linear verbreiteten Sendungen nach der konventionellen Ausstrahlung auch im Internet zu sehen sind (tatsächlich ist das bei sehr vielen Sendungen, wie noch im Detail zu zeigen sein wird, nicht der Fall), jedoch insofern, als 99 Prozent der in die Mediatheken eingestellten Sendungen oder Sendungsteile – zumindest kurzfristig – kostenfrei abgerufen werden können (vgl. Tab. 3).

Tab. 3 Formen des Internetfernsehens 2015: SendungenAnzahl der Sendungen pro Woche – Tag 1 bis 6

ARD ZDF RTL VOX RTL  II Sat.1 Pro Sieben

kabel eins

Ge-samt

Sendungen

In der Mediathek 180 130 121 74 107 94 38 26 770Kostenfrei: vollständige Sendung 173 122 115 74 106 85 20 21 716Kostenfrei: nur Sendungsausschnitte 7 8 9 18 5 47Kostenpflichtig: vollst. Sendung 6 1 7

Nicht in der Mediathek 43 80 22 50 32 67 155 84 533

Gesamt 223 210 143 124 139 161 193 110 1.303

Außerdem sind zwischen 80 (kabel eins) und 100 Prozent (VOX) der Sendungen, die in die Mediatheken eingestellt werden, nicht nur kostenfrei, sondern auch vollstän-dig abrufbar. Eine Ausnahme bildet dabei die Mediathek von ProSieben, in der sich die Anzahl an vollständigen Sendungen und Teilausschnitten von linear ausgestrahl-ten Formaten die Waage hält. Die nachfolgenden Analysen beziehen sich auf die vollständig und kostenfrei im Netz abrufbaren Programmangebote. Es sind in der Stichprobenwoche im Frühjahr 2015 – über alle acht Fernsehvollprogramme hinweg – insgesamt 716  Sendungen.

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4.1 Zahl und Umfang der SendungenIm Frühjahr 2015 stellten die beiden öffentlich-rechtlichen Vollprogramme und die drei Vollprogramme der RTL-Mediengruppe jeweils mehr als die Hälfte der in der Stichprobenwoche linear ausgestrahlten Sendungen in die Mediatheken ein (vgl. Abb. 6). Allerdings war beim ZDF und auch bei VOX die Zahl der online verfügbaren Sendungen nur geringfügig höher als die der Formate, die nicht von den Media-theken abgerufen werden konnten. In der ProSiebenSat.1-Mediengruppe zeigt sich ein deutlich abweichendes Bild. Nur bei Sat.1 war die Zahl der in die Mediathek transferierten Sendungen größer als die der Formate, die nicht im Internet zugäng-lich waren. Bei ProSieben und kabel eins dagegen überwog ganz eindeutig die Zahl der Sendungen, die nicht in die sendereigene Mediathek übertragen wurden.

Ein ähnliches Ergebnis erhält man, wenn die Sendungen, die der Internetanalyse zugrunde liegen, mit ihrer Sendezeit gewichtet werden. Abbildung 7 dokumentiert das umfangreiche Sendungsvolumen, das von sechs der acht Vollprogramme mitt-lerweile täglich nach der linearen Ausstrahlung in die Mediatheken eingestellt wird: Beim Ersten Programm der ARD sind es fast 13  Programmstunden, dicht gefolgt von RTL  II mit 12,5 Stunden. Bei RTL sind es über 11, beim ZDF 9,5, bei VOX 8,5 und bei Sat.1 knapp 7,5 Programmstunden pro Sendetag. ProSieben und kabel eins lassen sich quasi als Gegenpol dazu einstufen: Von diesen zwei Programmen können die Nutzer lediglich knapp 3 Stunden des täglichen Outputs kostenfrei aus dem Internet abrufen.

Abb. 6 Programmangebot der Mediatheken 2015: SendungenAnzahl der Sendungen pro Tag – Tag 1 bis 6, vollständige kostenfreie Sendungen

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In der Mediathek Nicht in der Mediathek

ARD ZDF RTL VOX RTL II Sat.� ProSieben

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Abb. 7 Programmangebot der Mediatheken 2015: NettosendezeitenZeitumfang pro Tag in Std.:Min. – Tag 1 bis 6, vollständige kostenfreie Sendungen

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In der Mediathek Nicht in der Mediathek

ARD ZDF RTL VOX RTL II Sat.� ProSieben

kabeleins

Vereinfacht und unter Vernachlässigung des absoluten Sendevolumens lassen sich im Frühjahr 2015 im Markt der reichweitenstärksten Fernsehvollprogramme in Deutschland drei Strategien für die Bestückung der sendereigenen Mediatheken unterscheiden (vgl. Abb. 8):

(1) Die Strategie der vollständigen Verfügbarkeit der linearen Fernsehangebote: Der Anteil der Sendungen, der in die Mediatheken eingestellt wird, nähert sich der 100-Prozentmarke. Diese Strategie wird im Frühjahr 2015 nur von RTL mit einer Internetpräsenz von 88 Prozent verfolgt. Damit wird der Trend vom Früh-jahr 2013 fortgesetzt.12

(2) Die Strategie der mehrheitlichen Verfügbarkeit der linearen Fernsehangebote: Etwa die Hälfte bis ca. zwei Drittel des linearen Programmvolumens werden in die Mediathek transferiert  – dies gilt für ARD/Das Erste, ZDF, Sat.1 sowie VOX und RTL  II. Auch hier sind keine Veränderungen zum Frühjahr 2013 erkennbar.13

(3) Die Strategie der marginalen Verfügbarkeit der linearen Fernsehangebote: Für drei Viertel des täglichen Programm-Outputs sind Mediatheken tabu. Dies gilt, wie auch schon im Jahr 2013,14 für ProSieben und kabel eins.

12 Vgl. WEISS/ TREBBE 2014, S. 74.

13 Vgl. WEISS/ TREBBE 2014, S. 74.

14 Vgl. WEISS/ TREBBE 2014, S. 74.

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Abb. 8 Programmangebot der Mediatheken 2015: Anteil an den NettosendezeitenZeitumfang pro Tag in Prozent – Tag 1 bis 6, vollständige kostenfreie Sendungen

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ARD ZDF RTL VOX RTL II Sat.� ProSieben

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4.2 Strukturmerkmale der SendungenVor dem Hintergrund der in Abschnitt  4.1 vorgestellten quantitativen Werte zur Internetpräsenz der acht Fernsehvollprogramme stellt sich die Frage, ob sich die Programmstrukturen des linearen Fernsehens und des Internetfernsehens weitge-hend gleichen oder ob in den Mediatheken der Sender bestimmte Programmspar-ten unter- und andere überrepräsentiert sind. Grundsätzlich ist anzunehmen, dass sich die beiden Angebotsformen (lineares und Internetfernsehen) umso ähnlicher sind, je mehr Sendungen des linear ausgestrahlten Programms in die Mediatheken eingestellt werden. Aber das lässt sich noch genauer spezifizieren, indem der Anteil der Formate am linearen Gesamtangebot den Transferquoten gegenübergestellt wird.

Produktionscharakteristik

Die zentralen Faktoren, die die Internetpräsenz von Fernsehsendungen beeinflussen, sind die Produktionscharakteristik und die damit verbundenen urheberrechtlichen Rege lungen. Wie schon die drei ersten Internetstudien gezeigt haben, ist die Wahr-scheinlichkeit, dass Kaufproduktionen nach ihrer linearen Fernsehausstrahlung auch von den sendereigenen Mediatheken abgerufen werden können, relativ gering15  – eine Entwicklung, die sich weiterhin bestätigt. Die für 2015 ermittelten Werte sind nahezu identisch mit den Werten für 2013 und 2011 (vgl. Tab. 4).

15 Vgl. WEISS/ TREBBE 2014, S. 75.

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Tab. 4 Produktionscharakteristik 2009–2015Anzahl der Sendungen pro Woche in Prozent – Tag 1 bis 6, vollständige kostenfreie Sendungen

Eigen-, Auftrags-, Koproduktionen Kaufproduktionen Gesamt

Internetpräsenz

2009 38 1 282011 56 9 432013 62 10 502015 69 10 55

Gesamt 100 100 100

Lediglich 10 Prozent der Kaufproduktionen, die von den acht Fernsehvollprogrammen in der Stichprobenwoche 2015 linear verbreitet wurden, gelangten ins Internet. Dagegen wurden 69 Prozent der Eigen-, Auftrags- und Koproduktionen der Sender in die Mediatheken eingestellt. Unabhängig von den jeweiligen Fernsehanstalten steigt dieser Wert seit 2009 kontinuierlich an.

Die aktuellen Daten (vgl. Tab. 5) stützen die These, „dass die Internetpräsenz eines Vollprogramms zu einem Großteil eine Funktion der Produktionscharakteristik seines gesamten Programmangebots ist. Je höher der Anteil der Kaufproduktionen am linearen Programm-Output ist, desto geringer dürfte das Sendungsvolumen in der Internetmediathek sein.“16

Tab. 5 Produktionscharakteristik und Internetpräsenz 2015Anzahl der Sendungen pro Woche in Prozent – Tag 1 bis 6, vollständige kostenfreie Sendungen

Eigen-, Auftrags-, Koproduktionen Kaufproduktionen Gesamt

Internetpräsenz n = 985 n = 318 n = 1.303

In den Mediatheken 69 10 55Nicht in den Mediatheken 31 90 45

Gesamt 100 100 100

Besonders für die zwei Programme mit dem höchsten Anteil an Kaufproduktionen, ProSieben und kabel eins, kann diese Annahme auch 2015 deskriptiv belegt werden. (vgl. Abb. 9).

16 WEISS/ TREBBE 2013, S. 112.

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Abb. 9 Produktionscharakteristik von linearem und Internetfernsehen 2015: NettosendezeitenZeitumfang pro Tag in Std.:Min. – Tag 1 bis 6, vollständige kostenfreie Sendungen

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Eigen-, Auftrags- und Koproduktion Kaufproduktion

ARD ZDF RTL VOX RTL II Sat.� ProSieben

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Der kausale Zusammenhang zwischen der Produktionscharakteristik und der Internet-präsenz der Programmangebote der acht Fernsehvollprogramme kann durch die Anpassung eines einfachen linearen Regressionsmodells genauer beschrieben werden (vgl. Tab. 6).

Tab. 6 Die Produktionscharakteristik als Erklärungsfaktor für die Internetpräsenz 2015Einfache lineare Regressionen

Anzahl Sendungen

Regr.-Koeff. (BETA)1

Erklärte Varianz (korr. R2)1

Programme

ARD/Das Erste n = 223 .29 .08ZDF n = 210 .31 .09RTL n = 143 (n. s.) (n. s.)VOX n = 124 .28 .07RTL  II n = 139 .77 .59Sat.1 n = 161 (n. s.) (n. s.)ProSieben n = 193 .25 .06kabel eins n = 110 .35 .12

Gesamt n = 1.303 .48 .23

1 Abhängige Variable: Internetpräsenz, unabhängige Variable: Kauf- vs. Eigen-, Auftrags-, Koproduk-tion. Signifikanzniveau: p(α) < .001.

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Bei sechs der acht Programme lassen sich systematische Abweichungen von einer Zufallsverteilung für eine Bereitstellung der Sendungen im Internet feststellen, wenn man die Produktionscharakteristik berücksichtigt. Bei RTL und Sat.1 lässt sich dieser systematische, überzufällige Zusammenhang nicht herstellen; für alle anderen liefert das einfache lineare Modell signifikante positive Zusammenhänge.

Allerdings ist die singuläre Erklärungskraft der Sendungseigenschaft „Kauf- vs. Eigen-, Auftrags- oder Koproduktion“ auch bei der Mehrzahl der anderen Programme eher begrenzt. Sie liegt für die zwei öffentlich-rechtlichen Anbieter sowie für VOX und ProSieben jeweils unterhalb von 10 Prozent (R2 < .10) Mit anderen Worten: In Bezug auf den Transfer von Sendungen in die Mediatheken existieren für diese Programme weitaus wichtigere und stärkere Einflussfaktoren. Dies gilt im Grundsatz auch für kabel eins: Hier liegt die Erklärungskraft der Produktionscharakteristik mit 12 Prozent auch nur knapp oberhalb der Werte für die genannten Programme (R2 = .12).

Das Programm, auf das dieses einfache Erklärungsmodell am ehesten zutrifft, ist RTL  II. Hier werden mehr oder weniger alle Eigenproduktionen konsequent auch über die Sendermediathek vermarktet. In durchschnittlich sechs von zehn Fällen (R2 = .59) lässt sich bei RTL  II die Internetverfügbarkeit eines Formats voraussagen, wenn bekannt ist, ob es sich um eine Eigen- oder Kaufproduktion handelt.17

Programmstrukturen

In diesem Abschnitt wird untersucht, ob sich die in die Mediatheken eingestellten und die linear ausgestrahlten Programme im Hinblick auf ihre Formatstruktur ähneln. Zunächst werden die Transferquoten ermittelt, die angeben, wie viel Prozent der in der Stichprobenwoche 2015 linear ausgestrahlten Sparten und Formate auch online verfügbar gemacht wurden. Anschließend wird die Spartenstruktur der linearen Programminhalte mit den Sendungsangeboten der Mediatheken verglichen. Zunächst also zu den Transferquoten der Programmsparten und Sendungsformate: Wie bereits 2013 sind es auch 2015 in der Regel Reality-TV-Formate, die den Zuschauern im Internet zugänglich gemacht werden (vgl. Tab. 7).18

17 Durch die sehr ungleich verteilte Güte der Modellanpassung ergibt eine Interpretation des Gesamtmodells (ohne Berücksichtigung der Programmquelle) hier kaum Sinn. Die angegebenen Durchschnittswerte in der Gesamtzeile für die Regressionskoeffizienten und die erklärte Varianz von 23  Prozent (R2 = .23) sind zu einem überwiegenden Anteil auf die hohe Modellgüte für RTL  II zurückzuführen.

18 Vgl. WEISS/TREBBE 2013, S. 72–82.

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Tab. 7 Transferquoten: Programmsparten und Sendungsformate in den Mediatheken 20151

ARD ZDF RTL Sat.1Programmcharakteristik t2 %3 t % t % t %

Fernsehpublizistik4 6:00 81 6:35 77 4:32 96 3:20 13Nachrichten 2:00 94 1:41 88 0:48 83 0:36 48Magazine, Reportagen, Dokumentat. 2:40 62 2:48 88 3:32 98 2:35 4Talkformate 0:46 100 0:51 100 0:12 100 0:09 29Sonstiges 0:32 99 1:13 17 – – – –

Fiktionale Unterhaltung4 7:14 72 7:14 35 2:05 55 2:43 29Filme 3:49 48 2:08 58 0:15 0 0:58 0Serien 3:25 98 4:17 30 1:50 63 1:28 54Sonstiges – – 0:49 0 – – 0:17 0

Nonfiktionale Unterhaltung4 1:19 100 2:00 76 0:54 50 0:07 0

Reality-TV-Formate 1:04 100 0:12 100 5:15 100 6:57 88Doku-Soaps, Daily Talk 0:58 100 0:06 100 0:13 100 – –Gescript. Doku-Soaps, Gerichtsshows etc. – – – – 4:11 100 5:43 87Reality- und Castingshows etc. 0:06 100 0:06 100 0:51 100 1:14 91

Sonstige Sendungen 0:27 71 00:20 32 – – 0:00 100

Gesamt 16:07 79 16:24 58 12:49 88 13:11 56

VOX RTL  II ProSieben kabel einst % t % t % t %

Fernsehpublizistik4 0:55 43 1:16 86 1:43 87 1:16 76Nachrichten 0:18 0 0:16 85 0:11 0 00:14 0Magazine, Reportagen, Dokumentat. 0:37 63 1:00 86 1:32 98 01:02 93

Fiktionale Unterhaltung4 2:50 31 3:55 5 9:43 4 07:18 3Filme 1:10 0 3:29 5 2:14 0 01:42 0Serien 1:40 53 0:26 0 6:25 6 05:36 3Sonstiges – – – – 1:04 0 – –

Nonfiktionale Unterhaltung4 0:54 100 0:08 71 1:09 61 00:22 0

Reality-TV-Formate 8:58 70 11:06 99 0:13 100 02:29 66Doku-Soaps, Daily Talk 3:26 37 2:03 95 – – 01:03 42Gescript. Doku-Soaps, Gerichtsshows etc. 2:58 96 3:19 100 – – 00:17 100Reality- und Castingshows etc. 2:34 86 5:44 100 0:13 100 01:09 80

Sonstige Sendungen – – – – 0:00 0 – –

Gesamt 13:40 62 16:29 75 12:52 22 11:28 25

1 Nur vollständig kostenfrei in die Mediatheken gestellte Sendungen (Tag  1–6).2 t  = Zeitumfang der linearen Angebote pro Tag in Std.: Min.3 %  = Anteil der in die Mediatheken gestellten an den linearen Angeboten (t).4 Fernsehpublizistik, fiktionale und nonfiktionale Unterhaltung jeweils ohne Reality-TV-Formate.

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Die Transferquoten für Reality-TV-Formate beginnen bei 66 Prozent (kabel eins) und erreichen 99 (RTL  II) bis 100  Prozent (ARD/Das Erste, ZDF, RTL und ProSieben).

Ein weiterer programmübergreifender Trend zeigt sich in den Transferquoten der Standardformate der fiktionalen Unterhaltung. Besonders deutlich wird dies bei den Quoten für Fernseh- und Kinospielfilme. Lediglich die öffentlich-rechtlichen Programme transferieren einen nennenswerten Anteil dieser Formate in ihre Media-theken (ARD/Das Erste mit 48  Prozent, ZDF mit 58  Prozent). Aber auch klassische Serien werden relativ selten ins Netz gestellt, vor allem bei den Privaten mit dem umfangreichsten Angebot an fiktionalen Unterhaltungsformaten (ProSieben und kabel eins). Insgesamt ist die Transferquote im fiktionalen Bereich am niedrigsten und liegt lediglich bei zwei Sendern, ARD/Das Erste und RTL, über der 50-Prozent-marke.

Bei den (Standard-)Formaten der nonfiktionalen Unterhaltung ist ein senderüber-greifender Trend nicht festzustellen. Die großen Schwankungen über die Programme hinweg werden durch die quantitativ kaum ins Gewicht fallenden linear ausge-strahlten Formate erklärt.

Die (Standard-)Formate der Fernsehpublizistik werden zu einem großen Teil im Internet zur Verfügung gestellt. Eine Ausnahme bilden in dieser Hinsicht Sat.1 und VOX. VOX hat von allen Sendern den geringsten Anteil an Fernsehpublizistik und transferiert weniger als die Hälfte davon in die Mediathek. Sat.1 dagegen stellt ein ähnlich großes Angebot fernsehpublizistischer Inhalte bereit wie RTL, macht jedoch nur 13 Prozent dieser Formate den Internetnutzern zugänglich. Darin unterscheiden sich die beiden privaten Marktführer stark. Wie schon 2013 stellt RTL nahezu alle (96 Prozent) Nachrichten, Magazine, Reportagen etc. in die sendereigene Mediathek und ist damit in der Sparte der Fernsehpublizistik der „internetaffinste“ Sender. Die Transferquoten bei den übrigen privaten Vollprogrammen sind relativ hoch (zwischen 76 und 87 Prozent), sie räumen jedoch den fernsehpublizistischen Standardformaten nur wenig Platz im linearen Programm ein. Eher homogen sind die Befunde für die öffentlich-rechtlichen Programme, ARD/Das Erste und ZDF, die jeweils ca. drei Viertel ihrer linear ausgestrahlten fernsehpublizistischen Angebote ins Internet stellen. Auffällig ist, dass –  wie auch schon im Jahr 2013  – drei Sender (VOX, Pro-Sieben und kabel eins) gänzlich darauf verzichten, ihre linear ausgestrahlten aktu-ellen Nachrichtensendungen online bereitzustellen.

Unabhängig von der quantitativen Reduktion des linear ausgestrahlten Sendungs-materials auf dem Weg in die sendereigenen Mediatheken (vgl. Abschnitt 4.1) lassen

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es die Befunde der Transferquoten-Analyse als sehr unwahrscheinlich erscheinen, dass die ins Internet gestellten Angebote der acht Programmveranstalter mehr oder weniger „strukturgleich“ mit den linear ausgestrahlten Programmen sind. Zu berück-sichtigen ist allerdings, dass nicht alle Transferquoten für diesen Strukturvergleich dasselbe Gewicht besitzen: Sie sind vor allem bei denjenigen Sparten und Formaten relevant, die die linear ausgestrahlten Angebote der Fernsehvollprogramme quan-titativ prägen. Allerdings ist festzuhalten, dass sich über den Zeitverlauf die Struktur in den Mediatheken jeweils verfestigt hat, wie an der Steigerung der Transferquote von RTL  II besonders gut zu sehen ist: Im Jahr 2015 ist der Anteil der fiktionalen Formate im linearen TV gegenüber dem Jahr 2013 um 15  Prozentpunkte gesunken. Gleichzeitig erhöhte sich der Anteil der Reality-TV-Formate, was wiederum dazu führte, dass RTL  II fast 20 Prozent mehr Content für die Mediathek bereitstellte.

Im direkten Vergleich der linearen Programmstruktur und der Mediatheken sind zwei allgemeine, programmübergreifende Befunde festzuhalten (vgl. Tab. 8). Auch hier ist es keine Überraschung, dass sich diese Trends zeitübergreifend fortsetzen.

Der Anteil der fiktionalen Sendungsangebote an dem Programmmaterial, das in die Mediatheken transferiert wurde, ist bei allen Fernsehvollprogrammen geringer als ihr Anteil am linear ausgestrahlten Programm.

Der Anteil der Reality-TV-Formate an dem Programmmaterial, das in die Mediatheken transferiert wurde, ist bei allen Fernsehvollprogrammen gleich oder höher als ihr Anteil am linear ausgestrahlten Programm.

Im Blick auf die Strukturcharakteristik einzelner Programme, Senderfamilien und Programmsysteme sind in den meisten Fällen Differenzen und nur selten Ähnlich-keiten zwischen den linear ausgestrahlten und den in die Mediatheken gestellten Programmangeboten zu finden. Dies wird wiederum im Zeitverlauf deutlich: Im Fall des Ersten Programms der ARD kann von einer hohen Strukturähnlichkeit der beiden Programmplattformen gesprochen werden. Die Mediathek des ZDF dagegen zeigt im Vergleich zum linear ausgestrahlten Programm einen größeren Anteil an Fern-sehpublizistik. Der Anteil der fiktionalen Angebote wiederum, insbesondere der Serien, ist weitaus geringer. Dies liegt mitunter an der Ausdifferenzierung der Mediathekenangebote (vgl. dazu Abschnitt  2.1). Im Vergleich zu 2013 weisen die Inhalte der Mediatheken der öffentlich-rechtlichen Sender eine höhere Struktur-ähnlichkeit auf.

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Tab. 8 Strukturvergleich: Linear ausgestrahlte vs. in die Mediatheken gestellte Programmangebote 20151Nettosendezeiten ohne kurzfristige Wiederholungen pro Tag in Prozent

ARD ZDF RTL Sat.1Linear Media-

thekLinear Media-

thekLinear Media-

thekLinear Media-

thekt = 16:07 t = 12:48 t = 16:24 t = 9:26 t = 12:49 t = 11:14 t = 13:11 t = 7:21

Fernsehpublizistik2 37 38 40 54 36 39 25 6Nachrichten 12 15 10 16 6 6 5 4Magazine, Reportagen, Dokumentat. 17 13 17 27 28 31 19 1Talkformate 5 6 5 9 2 2 1 1Sonstiges 3 4 8 2 – – – –

Fiktionale Unterhaltung2 45 41 44 27 16 10 21 11Filme 24 14 13 13 2 – 8 –Serien 21 27 26 14 14 10 11 11Sonstiges – – 5 – – – 2 –

Nonfiktionale Unterhaltung2 8 10 12 16 7 4 1 –

Reality-TV-Formate 7 8 2 2 41 47 53 83Doku-Soaps, Daily Talk 6 7 1 1 2 2 – –Gescript. Doku-Soaps, Gerichtsshows etc. – – – – 33 37 43 68Reality- und Castingshows etc. 1 1 1 1 6 8 10 15

Sonstige Sendungen 3 3 2 1 – – 0 0

Gesamt 100 100 100 100 100 100 100 100

VOX RTL II ProSieben kabel einsLinear Media-

thekLinear Media-

thekLinear Media-

thekLinear Media-

thekt = 13:40 t = 8:31 t = 16:29 t = 12:25 t = 12:52 t = 2:52 t = 11:28 t = 2:50

Fernsehpublizistik2 7 5 8 9 13 53 11 34Nachrichten 2 – 2 2 1 – 2 –Magazine, Reportagen, Dokumentat. 5 5 6 7 12 53 9 34

Fiktionale Unterhaltung2 21 10 24 1 76 14 64 7Filme 9 – 21 1 18 – 15 –Serien 12 10 3 – 50 14 49 7Sonstiges – – – – 8 – – –

Nonfiktionale Unterhaltung2 7 11 1 1 9 25 3 –

Reality-TV-Formate 65 74 67 89 2 8 22 59Doku-Soaps, Daily Talk 25 15 12 16 – – 9 16Gescript. Doku-Soaps, Gerichtsshows etc. 21 33 20 27 – – 3 10Reality- und Castingshows etc. 19 26 35 46 2 8 10 33

Gesamt 100 100 100 100 100 100 100 100

1 Nur vollständig kostenfrei in die Mediatheken gestellte Sendungen (Tag  1–6).2 Fernsehpublizistik, fiktionale und nonfiktionale Unterhaltung jeweils ohne Reality-TV-Formate.

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Aus der RTL-Mediengruppe sticht der Marktführer RTL mit der höchsten Transferquote aller Vollprogramme heraus. So unterscheidet sich die Struktur der RTL-Mediathek kaum vom linear verbreiteten Programm. Einzig der Anteil an fiktionaler Unterhal-tung ist im Vergleich zu den linearen Angeboten niedriger – zugunsten der Reality-formate. Diese Ergebnisse unterscheiden sich nur unwesentlich von denen aus dem Jahr 2013. Abweichend ist dagegen der Befund für die beiden anderen Vollprogramme der RTL-Mediengruppe. Die linear ausgestrahlten Filme werden bei VOX und RTL  II gar nicht oder nur in geringer Zahl in die Mediatheken transferiert. Bei VOX ist ein großer Anteil der fiktionalen Serien online abrufbar. RTL  II jedoch strahlt ohnehin nur wenige konventionelle Serien aus und macht diese auch nicht für Internetnutzer verfügbar. Gegenüber 2013 vermindert sich der hohe Anteil der Reality-TV-Formate im Internet bei VOX um 13 Prozent, bleibt aber dennoch auf einem deutlich höhe-ren Niveau als im linearen Fernsehen. Bei RTL II erhöht sich der transferierte Anteil der Reality-TV-Formate leicht und besitzt, ebenso wie bei VOX, einen größeren Stellenwert als im linearen Programm. Im Vergleich zu 2013 kann dennoch für beide Sender konstatiert werden, dass sich die Strukturen von Mediathek und linearem Fernsehen angenähert haben.

Bei den Sendern der ProSiebenSat.1-Mediengruppe finden sich kaum Ähnlichkeiten in den Formatstrukturen von Mediathek und Fernsehen. Dies hat sich seit der letzten Erhebung nicht geändert. Bei Sat.1 wurden auf dem Weg von der linearen Ausstrahlung ins Internet an erster Stelle fernsehpublizistische Sendungen und an zweiter Stelle Filme und Serien zurückgehalten – mit dem Ergebnis, dass mehr als 80  Prozent der Programmangebote des in die Sat.1-Mediathek übertragenen Pro-gramms aus Reality-TV-Formaten bestehen. Das lineare Angebot von ProSieben und kabel eins ist im hohen Maße von fiktionalen Formaten geprägt, die jedoch kaum ins Internet gelangen, sodass die Programmstruktur der ProSieben-Mediathek aus einem großen Segment an Magazinsendungen etc. besteht (53 Prozent) und selbst die nonfiktionalen Formate mit 25 Prozent stark vertreten sind. Auch bei kabel eins erhalten die Magazinformate einen hohen Stellenwert im „Mediatheken-Programm“. Zusätzlich erhöht sich der Anteil der Reality-TV-Formate. Es sind kaum Veränderun-gen zu den Strukturen von 2013 erkennbar; die Mediathek von ProSieben scheint sich sogar noch mehr vom linearen Programm zu „distanzieren“.

4.3 Die Internetpräsenz vor und nach dem „siebten Tag“Wie Abbildung  10 zeigt, beginnt ein Großteil der Anbieter sechs Tage nach der linea ren Ausstrahlung, Sendungen aus der Mediathek zu entfernen. Eine Ausnahme bilden ProSieben und kabel eins, die, anders als noch 2013, ihre wenigen transfe-rierten Formate länger als sieben Tage im Internet belassen. Nur ein minimaler Teil der Sendungen in den Mediatheken steht dem Nutzer nach dem siebten Tag nicht mehr kostenlos oder vollständig zur Verfügung.

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Abb. 10 Internetpräsenz vor und nach dem siebten Tag 2015Nettosendezeiten ohne kurzfristige Wiederholungen pro Tag in Prozent1

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Tag � Tag � Tag � Tag � Tag � Tag � Tag � Tag �

RTL VOX RTL II Sat.� ProSieben kabel einsARD ZDF

1 Nur vollständige und kostenlos abrufbare Sendungen in den Mediatheken.

Bei den übrigen sechs Sendern sind am achten Tag nach der Ausstrahlung deutlich weniger Formate im Netz zu finden. Dies betrifft auch die privaten Anbieter, zum Teil sogar in deutlich stärkerem Maße als die öffentlich-rechtlichen Sender. Die Transferquote von Sat.1 fällt am achten Tag von 56 Prozent auf knapp unter 10 Pro-zent und ist damit niedriger als bei den beiden anderen Mitgliedern der ProSieben-Sat.1-Mediengruppe, die zu Beginn der Woche die geringsten Transferquoten auf-weisen. Auch RTL entfernt nach dem siebten Tag einen großen Anteil der Inhalte aus der Mediathek (von 88 auf 31  Prozent). Bei RTL  II und VOX verhält es sich ähn lich. Anders als die Privaten haben die öffentlich-rechtlichen Sender keine Mög-lichkeit, ihre Formate kostenpflichtig anzubieten. Aus der Mediathek des Ersten Programms der ARD verschwindet der Großteil der Sendungen ab dem siebten Tag nach der Ausstrahlung. Das ZDF hat am achten Tag die höchste Transferquote aller Sender. Dies liegt vor allem daran, dass im Verlauf der Woche nur wenige Formate aus der Mediathek entfernt werden.

5. Fazit und AusblickDer Transfer linear ausgestrahlter Formate in sendereigene Mediatheken ist im Vergleich zu 2013 bei fast allen Sendern erneut angestiegen. Die Vergleichswerte der Fernsehveranstalter für 2015 weichen dabei stark voneinander ab (ARD/Das Erste: 79 Prozent, ZDF: 58 Prozent, RTL: 88 Prozent, Sat.1: 56 Prozent, VOX: 62 Prozent, RTL II: 75 Prozent, ProSieben: 22 Prozent, kabel eins: 25 Prozent). Die Steigerung bei den Privaten verläuft inzwischen eher moderat. Die Übernahmequoten von drei Sendern (RTL, Sat.1, ProSieben) stiegen im Vergleich zu 2013 nur noch um 2 bis

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4  Prozentpunkte. VOX und kabel eins gaben 2  Prozentpunkte ab. Lediglich die öffentlich-rechtlichen Sender und RTL  II bestücken ihre Mediatheken mit deutlich mehr Content als im Vergleichsjahr 2013 (ARD/Das Erste mit einem Zuwachs von 15  Prozent, ZDF mit 8  Prozent und RTL  II mit 20  Prozent).19

Innerhalb der letzten sieben Jahre ist vor allem für das Erste Programm der ARD und für RTL  II eine kontinuierliche und gleichbleibend hohe Steigerung der Über-nahmequoten zu beobachten. Den Gegenpol dieser Entwicklung bildet ProSieben, dessen programmbezogene Internetpräsenz in diesem Zeitraum nur geringfügig ausgeweitet wurde. Auch nach den aktuellen Daten stellt der Sender nur etwa ein Fünftel der linear ausgestrahlten Sendungen ins Netz. Die anderen, zwischen diesen Polen rangierenden Privaten scheinen sich im Hinblick auf ihre Internetpräsenz langsam der Sättigungsgrenze zu nähern. Die Zuwachsraten werden insgesamt geringer. Den größten Einfluss auf den Umfang der kostenfreien Bereitstellung von Fernsehsendungen in den Mediatheken der Programmveranstalter haben die Pro-duktionscharakteristik und die damit verbundenen rechtlichen Regelungen, insbeson-dere die urheberrechtliche Sonderstellung von Kaufproduktionen.

Der Status Quo ist eindeutig. Die Verfügbarkeit linear ausgestrahlter Fernsehpro-gramminhalte im Internet ist stetig angestiegen und hat ein hohes Niveau erreicht. Insbesondere das, was die großen Senderfamilien selbst produzieren oder beauf-tragen, wird heute in der Regel binnen kurzer Frist – fast immer nahezu zeitgleich und manchmal sogar schon vorab20 – auch auf den sendereigenen Plattformen im Internet oder via mobile Anwendungen als Exklusivmaterial online verfügbar ge-macht. Die hier vorgelegte Studie kann diesen Trend und seine produktionsrecht-lichen und -technischen Rahmenbedingungen –  auch im Zeitverlauf  – eindeutig empirisch belegen.

Diese Entwicklung ist gleichzeitig Konsequenz und Ursache einer zunehmend zeit-versetzten, d. h. nicht linearen Nutzung von Fernsehprogramminhalten im Beson-deren und ganz allgemein von Bewegtbildangeboten, die auf vielfältigen Plattformen und Portalen im Internet zur Verfügung stehen. Fernsehen als „Rundfunk“ wird immer mehr auch zu Fernsehen als „Datenstrom“.

Wie die Nutzungszahlen der ARD/ZDF-Onlinestudie von 2015 zeigen, sind die Media-theken der Fernsehsender weiterhin eine wichtige Anlaufstelle für Video-on-Demand-

19 Vgl. WEISS/ TREBBE 2014, S. 78.

20 So geschehen im Februar  2015, als das ZDF mit „Schuld nach Ferdinand von Schirach“ eine ganze Serie zwei Wochen vor der Fernsehpremiere in die Mediathek einstellte. Vgl. STRÖBELE, CAROLIN (2015): Ferdinand von Schirach „Schuld“: Von Netflix lernen. In: ZEIT ONLINE, 4. Februar 2015 (Internetquelle, URL s. Literatur am Ende des Beitrags).

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ProgrammforschungInternetfernsehen 2015

Dienste. 36 Prozent der internetaffinen deutschen Erwachsenen nutzen die Online-Angebote der Fernsehsender regelmäßig und damit häufiger als Streaming-Dienste (Netflix, Maxdome etc.) und ähnliche Video-on-Demand-Angebote.21 Die Nutzungs-zahlen der Mediatheken steigen.22

Das hat Folgen  – sowohl für Medienpolitik und Medienregulierung als auch für die  akademische Rezeptionsforschung und die angewandte Mediennutzungs- und Reichweitenforschung.23

– So erweitert die Arbeitsgemeinschaft Fernsehforschung (AGF) ab 2016 ihre Grund-gesamtheit bzw. Stichprobendefinition u. a. auch um Haushalte, die kein konven-tionelles Fernsehgerät besitzen. Die AGF weist seit einiger Zeit auch Reichweiten für Sendungen und Programme aus, die „gestreamt“ und nicht konventionell empfangen wurden.24

– Die Kommission zur Ermittlung der Konzentration im Medienbereich (KEK) sucht vor dem Hintergrund veränderter Nutzungs- und Angebotsstrukturen zusammen mit Experten aus Kommunikations- und Rechtswissenschaft nach Anregungen, „die in die aktuelle politische Diskussion über die erforderliche Reform des Medien-konzentrationsrechts eingebracht werden können“.25

– Eine Reihe aktueller, insbesondere auch von den Medienanstalten begründeter Forschungsprojekte befasst sich mit der Bedeutung von Internetplattformen, Online-Portalen und sozialen Medien für das Angebot und die Nutzung von In-halten, die bis vor ganz kurzer Zeit nur im linearen Fernsehen oder auf Daten-trägern verfügbar waren.26

– Die Deutsche Forschungsgemeinschaft (DFG) fördert an der Freien Universität Berlin ein Grundlagenforschungsprojekt zur Konvergenz von Fernsehen und Inter-net aus der Angebots- und Nutzungsperspektive.27

21 KUPFERSCHMIT T, THOMAS (2015): Bewegtbildnutzung nimmt weiter zu  – Habitualisierung bei 14- bis 29-Jährigen. Ergebnisse der ARD/ZDF-Onlinestudie 2015. In: Media Perspektiven, Heft  9, S. 384–385.

22 KUPFERSCHMITT 2015, S. 384.

23 Ganz zu schweigen von den medienökonomischen Folgen, die an dieser Stelle nicht weiter betrachtet werden sollen.

24 AGF – ARBEITSGEMEINSCHAFT FERNSEHFORSCHUNG (2015): Pressemitteilung v. 1. Juli 2015 (Internetquelle, URL s. Literatur am Ende des Beitrags).

25 Vgl. KEK – KOMMISSION ZUR ERMIT TLUNG DER KONZENTRATION IM MEDIENBEREICH (2015): Dokumen-tation des Symposiums v. 29. 10. 2015 (Internetquelle, URL s. Literatur am Ende des Beitrags).

26 Vgl. etwa GOLDHAMMER, KL AUS/ FLORIAN KERK AU/MORITZ MATEJK A und JAN SCHLÜTER (2015): Social TV. Aktuelle Nutzung, Prognosen, Konsequenzen. Berlin (LfM-Schriftenreihe Medienforschung; Bd. 67).

27 Vgl. EMMER, MARTIN/JOACHIM TREBBE (2015): Die Konvergenz von Fernsehen und Internet aus Angebots- und Nutzungsperspektive. Befragungen und Inhaltsanalysen (Internetquelle, URL s. Literatur am Ende des Beitrags).

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In diesem Zusammenhang versteht sich die hier vorgestellte Studie explizit als Erweiterung der kontinuierlichen Fernsehprogrammforschung der Medienanstalten. Im Fokus steht eine zusätzliche Programm- bzw. Sendungseigenschaft – die Internet-publizität oder genauer: die Mediathekenpublizität. Betrachtet man den gegenwär-tigen Stand und denkt die zukünftige Entwicklung der Internetaktivitäten der als Fernsehprogrammveranstalter lizenzierten Senderfamilien konsequent weiter, werden voraussichtlich zwei empirische Untersuchungsfelder stärker in den Mittelpunkt rücken:

(1) Wie und wo stellen die Veranstalter über ihre je eigene Plattform/Mediathek hinaus Inhalte aus dem gesendeten Programm zur Verfügung und (2) welche Inhalte bieten die Programmveranstalter über das linear ausgestrahlte Programm hinaus in ihren Mediatheken an?

Insbesondere die zweite Frage wird für die Programmforschung der Medienanstal-ten relevant werden. Wenn Inhalte zunehmend zeitversetzt und „on demand“ genutzt werden und Fernsehsender zu „Contentprovidern“ im Internet werden, die auch Formate und „Sendungen“ anbieten, die nicht mehr über den linearen Fernseh-kanal ausgestrahlt werden, stellt sich die Frage nach Form und Inhalt dieser Ange-bote. Für die Gesamtbetrachtung der Internetaktivitäten von Fernsehsendern in ihren Mediatheken stehen bisher noch keine empirischen Analyse- und Beschrei-bungsmodelle zur Verfügung.

Mit der vorliegenden Studie können wir das Angebot im Internet systematisch vom gesendeten Programm aus in den Blick nehmen. Die Perspektive zu wechseln und zu erweitern, also vom Gesamtangebot der Fernsehveranstalter ausgehend das gesendete Programm als Teilmenge dieses Gesamtangebots zu beschreiben, wäre der nächste Schritt  – eine medienpolitische, regulatorische und methodologische Herausforderung für die systematische Programmforschung der Medienanstalten.

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L ITERATUR

AGF – ARBEITSGEMEINSCHAFT FERNSEHFORSCHUNG (2015): Pressemitteilung v. 1. Juli 2015. URL: www.agf.de/agf/presse/pressemitteilungen/?name= pm_01072015 [17. 12. 2015].

EMMER, MARTIN/JOACHIM TREBBE (2015): Die Konvergenz von Fernsehen und Internet aus  Angebots- und Nutzungsperspektive. Befragungen und Inhaltsanalysen. URL: http://gepris.dfg.de/gepris/projekt/255944523 [18. 12. 2015].

GOLDHAMMER, KL AUS/ FLORIAN KERK AU/MORITZ MATEJK A und JAN SCHLÜTER (2015): Social TV. Aktuelle Nutzung, Prognosen, Konsequenzen. Berlin (LfM-Schriftenreihe Medien forschung; Bd. 67).

KEK – KOMMISSION ZUR ERMIT TLUNG DER KONZENTRATION IM MEDIENBEREICH (2015): Dokumentation des Symposiums v. 29. 10. 2015. URL: www. kek-online.de/information/ pressemitteilungen/detailansicht/article/kek-pressemitteilung-112015-kek-symposium. html [17. 12. 2015].

ENGEL, BERNHARD/CHRISTIAN BREUNIG (2015): Massenkommunikation 2015: Medien-nutzung im Intermediavergleich. Ergebnisse der ARD/ZDF-Langzeitstudie. In: Media Perspektiven, Heft  7–8, S. 310–322.

FREES, BEATE/ WOLFGANG KOCH (2015): Internetnutzung: Frequenz und Vielfalt nehmen in allen Altersgruppen zu. Ergebnisse der ARD/ZDF-Onlinestudie 2015. In: Media Perspekti-ven, Heft  9, S. 366–377.

GÖFAK MEDIENFORSCHUNG GMBH (2015): Fernsehprogrammanalyse der Medienanstalten. Stichprobenbericht Frühjahr 2015. Potsdam. URL: http://www.die-medienanstalten.de/themen/fernsehen/tv-programmforschung.html [19. 11. 2015].

KUPFERSCHMIT T, THOMAS (2015): Bewegtbildnutzung nimmt weiter zu  – Habitualisierung bei 14- bis 29-Jährigen. Ergebnisse der ARD/ZDF-Onlinestudie 2015. In: Media Perspekti-ven, Heft  9, S. 384–385.

PUFFER, HANNA (2015): Bewegung im deutschen Markt der Onlinevideotheken  – Video-on-Demand: Neue Schubkraft durch Netflix? In: Media Perspektiven, Heft  1, S. 17–29.

STRÖBELE, CAROLIN (2015): Ferdinand von Schirach „Schuld“: Von Netflix lernen. In: ZEIT ONLINE, 4. Februar 2015. URL: http://www.zeit.de/kultur/film/2015-02/schuld-serie- schirach-zdf-vorab-netz? [25. 11. 2015].

WEISS, HANS-JÜRGEN/JOACHIM TREBBE (2014): Internetfernsehen 2013. Die Programm-angebote in den Mediatheken der Fernsehvollprogramme. In: Programmbericht der Medienanstalten 2013, S. 61–87.

WEISS, HANS-JÜRGEN/JOACHIM TREBBE (2013): Fernsehvollprogramme im Internet. Das Programmangebot der Mediatheken. In: Programmbericht der Medienanstalten 2012, S. 97–125.

WEISS, HANS-JÜRGEN/CHRISTIAN K ATZENBACH und BERTIL SCHWOTZER (2011): Fernsehvoll-programme im Internet. In: Programmbericht der Medienanstalten 2010, S. 64–90.

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ProgrammforschungNachrichtennutzung im Wandel

Nachrichtennutzung im Wandel

Technische Zugänge, inhaltliche Interessen und Nutzungsformen im internationalen Vergleich

Sascha Hölig und Uwe Hasebrink

Eines der zentralen Formate, mit welchen Medien ihrer gesellschaftlichen Informa-tionsfunktion nachkommen, sind Nachrichten. So werden über Radio, Fernsehen, Print- und Online-Medien Informationen über internationale, nationale, regionale und lokale Ereignisse angeboten, mit deren Hilfe sich die Bevölkerung ein Bild vom aktuellen Weltgeschehen machen kann. Studien zeigen seit Längerem, dass insbe-sondere junge Nutzergruppen hierfür zunehmend auch auf das Internet und soziale Netzwerke setzen; sie sind jedoch kaum bereit, Geld für Online-Nachrichtenangebote zu bezahlen. Überdies sinkt insgesamt das Interesse an Nachrichten.1 Dieser Um-stand lässt vermehrt die Diskussion aufflammen, wie junge Mediennutzer als Inte-ressenten für Nachrichtenangebote gewonnen werden können, wobei gerade in letzter Zeit mit neuen Formaten experimentiert wird.

Diese Formate  – wie z. B. heute+, Bento oder Ze. tt  – zeichnen sich durch eine be-sondere Themenauswahl sowie durch verschiedene Versuche aus, nachrichtIiche Inhalte in neuen Erzählformen zu präsentieren. Nicht nur die drei genannten Ab leger von etablierten Nachrichtenmarken, sondern auch neue Akteure wie VICE News, Buzzfeed oder die Huffington Post werfen dabei die Frage auf, was eigentlich unter „Nachrichten“ zu verstehen ist. Denn diese Angebote setzen zum einen auf Nach-richtenthemen, von denen angenommen wird, dass sie für junge Nutzer interessant sein könnten. Damit wird das Spektrum dessen, was als „nachrichtenrelevant“ gelten soll, deutlich ausgeweitet. Da die sozialen Netzwerke für den Nachrichtenkonsum immer mehr an Bedeutung gewinnen, orientieren sich die neuen Formate zum

1 Vgl. BARTHEL, MICHAEL / ELISA SHEARER/JEFFREY GOT TFRIED/AMY MITCHELL (2015): The Evolving Role of News on Twitter and Facebook. PEW Research Center (Internetquelle, URL s. Literatur am Ende des Bei-trags); ENGEL, BERNHARD/CHRISTIAN BREUNIG (2015): Massenkommunikation 2015: Mediennutzung im Intermediavergleich. Ergebnisse der ARD/ZDF-Langzeitstudie. Media Perspektiven, Heft  7–8, S. 310–322; FÖG – FORSCHUNGSINSTITUT ÖFFENTLICHKEIT UND GESELLSCHAFT (Hrsg.) (2015): Jahrbuch 2015. Quali-tät der Medien (Schweiz). Basel.

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ProgrammforschungNachrichtennutzung im Wandel

anderen auch daran, wie gut sich die Inhalte dazu eignen, über soziale Medien favorisiert und geteilt zu werden. Geteilt und verlinkt werden vor allem ereignis-getriebene und moralisch-emotional aufgeladene Themen, die eher dem Boulevard zuzurechnen sind, und nicht unbedingt sachlich-argumentative Beiträge mit ein-ordnenden Analysen, die aus demokratietheoretischer Perspektive die öffentliche Meinungsbildung fördern könnten.2

Welche Themen interessieren und wie sie gefunden werden, welche Nachrichten-quellen welche spezifischen Informationsfunktionen erfüllen und inwieweit sich die Nutzer aktiv an der Nachrichtenkommunikation beteiligen  – das sind Fragen, denen der seit 2012 jährlich durchgeführte „Reuters Institute Digital News Survey“ nachgeht. Im Fokus stehen die für die Nachrichtennutzung verwendeten Geräte, Plattformen und Dienste. Ziel der ländervergleichenden Studie ist es, aktuelle Präferenzen in der Nachrichtennutzung zu beschreiben und sich abzeichnende Trends zu erkennen. Das Erhebungsinstrument der als Langzeitanalyse angelegten Befragung wird von den beteiligten Instituten aus den in der Studie untersuchten Ländern gemeinsam erarbeitet. Deutscher Kooperationspartner ist das Hans-Bredow-Institut für Medienforschung in Hamburg. Unterstützt wird es dabei von den Medienanstalten und dem Zweiten Deutschen Fernsehen (ZDF).

An der aktuellen Welle der Studie im Jahr 2015 nahmen 18 Länder unter der feder-führenden Koordination des Reuters Institute for the Study of Journalism in Oxford teil. Die Datenerhebung erfolgte zwischen Ende Januar und Anfang Februar durch das Marktforschungsinstitut YouGov zeitgleich in Deutschland, Dänemark, Finnland, Frankreich, Großbritannien, Irland, Italien, den Niederlanden, Polen, Portugal, Tsche-chien, der Türkei, Spanien und Österreich sowie Australien, Japan, den USA und den städtischen Regionen Brasiliens. Die Stichproben der als Online-Befragung konzi-pierten Studie sind in den Ländern jeweils repräsentativ für Internetnutzer ab 18 Jahren. Die Auswertungen beziehen sich auf die Gruppe der Onliner eines Landes und nicht auf die Gesamtbevölkerung.3 Pro Land wurden rund 1.000 bis 2.000 Per-sonen befragt. Insgesamt basiert die Studie auf 23.557 Befragten aus zwölf Ländern und einer ergänzenden Stichprobe von 8.181 Teilnehmern aus sechs weiteren Ländern.4

2 Vgl. FÖG 2015.

3 Laut internetworldstats. com gelten im Jahr 2014 88,6  Prozent der deutschen Bevölkerung als Internet-nutzer. Ein Internetnutzer ist „anyone currently in capacity to use the Internet“. Vgl. www.internetworld stats.com/surfing.htm [22. 12. 2015].

4 Vgl. NEWMAN, NIC/DAVID A. LEV Y/RASMUS KLEIS NIELSEN (Hrsg.): Reuters Institute Digital News Report  2015. Oxford und FLETCHER, RICHARD/DAMIAN RADCLIFFE (Hrsg.): Reuters Institute Digital News  Report 2015. Supplementary Report. Oxford. Die Berichte stehen online zum Download zur Ver-fügung: http://www.digitalnewsreport.org. Der detaillierte Bericht für Deutschland steht hier bereit: www.hans-bredow-institut.de/webfm_send/1095.

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ProgrammforschungNachrichtennutzung im Wandel

Die nachfolgende Darstellung ausgewählter Ergebnisse aus europäischen Ländern und den USA berücksichtigt das generelle Interesse an Nachrichten, die Häufigkeit ihrer Nutzung sowie die wichtigsten Inhalte und Nutzungsgründe. Es wird unter-sucht, wie häufig die verschiedenen Nachrichtenquellen genutzt werden, wie wich-tig sie im Vergleich zu anderen Quellen sind und wie und warum die Nutzer bei ihnen auf Nachrichten zugreifen. Zudem wird speziell für Online-Nachrichten die Frage behandelt, wie und über welche Geräte sie genutzt werden und wie sich die Nutzung von Bewegtbildnachrichten entwickelt. Die Darstellung der Ergebnisse erfolgt jeweils im Vergleich der untersuchten Länder und im Abgleich zu den Resul-taten aus dem Vorjahr. Ergänzend werden die Befunde für Deutschland detaillierter nach verschiedenen Bevölkerungsgruppen aufgeschlüsselt.

1. Nachrichteninteresse, Nutzungshäufigkeit, relevante Inhalte und Nutzungsgründe

Die deutsche Bevölkerung mit Internetzugang zeigt auch 2015 ein hohes Interesse an Nachrichten (siehe Abb. 1). Drei von vier Onlinern über 18 Jahre geben an, „über-aus“ oder „sehr“ an Nachrichten interessiert zu sein. In den Altersgruppen ab 45 Jahren ist der Anteil mit 76 bzw. 79 Prozent sogar noch höher, aber auch in der jüngsten Gruppe der 18- bis 24-Jährigen äußern gut zwei Drittel ein starkes Interesse an Nachrichten. Insgesamt sind die Bevölkerungsanteile, die sich „überaus“ oder „sehr“ für Nachrichten interessieren, im Vergleich zu 2014 etwas zurückgegangen. Im Vorjahr waren es durchschnittlich 81 Prozent; bei den 18- bis 24-Jährigen waren es 68 Prozent und in den beiden ältesten Gruppen 82 bzw. 88 Prozent. Rückgänge zeigen sich in allen Altersgruppen, wobei die Anteile der über 35-Jährigen deutlicher gesunken sind als die der jüngeren Onliner. Auswirkungen auf die Häufigkeit der Nachrichtennutzung hat das etwas geringere Interesse jedoch nicht. Knapp 97 Pro-zent der deutschen Onliner nutzen Nachrichten mindestens mehrmals pro Woche, wobei die Anteile in den älteren Altersgruppen höher liegen. In der jüngsten unter-suchten Altersgruppe sind es 93  Prozent und in der ältesten 99  Prozent. Im euro-päischen Vergleich der teilnehmenden Länder sind sowohl das Interesse als auch die Nutzungshäufigkeit in Deutschland überdurchschnittlich hoch.

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ProgrammforschungNachrichtennutzung im Wandel

Abb. 1 Nachrichteninteresse und Nutzungshäufigkeit deutscher Onliner im Altersvergleich 20151Angaben in Prozent

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überaus und sehr an Nachrichten interessiert

mindestens mehrmals pro Woche Nachrichten genutzt

1 Frage a: „Wie häufig konsumieren Sie üblicherweise Nachrichten? Mit ‚Nachrichten‘ meinen wir Informationen über internationale, nationale, regionale/lokale oder andere aktuelle Ereignisse, die über Radio, Fernsehen, Printmedien oder online zugänglich sind.“

(Antwortmöglichkeiten: mehrmals täglich; einmal täglich; mehrmals pro Woche; einmal pro Woche; zwei- bis dreimal pro Monat; einmal pro Monat; seltener als einmal pro Monat; ich weiß nicht; niemals; Basis  = 1.969).

Frage b: „Wie sehr sind Sie an Nachrichten interessiert?“ (Antwortmöglichkeiten: überaus interessiert; sehr interessiert; einigermaßen interessiert; nicht

sehr interessiert; überhaupt nicht interessiert; ich weiß nicht; Basis  = 1.969)(Quelle: Reuters Institute Digital News Survey 2015/Hans-Bredow-Institut)

Die Nachrichteninhalte, für die sich die meisten deutschen Onliner interessieren, sind seit Beginn dieser Studie im Jahr 2012 weitgehend konstant. Insgesamt werden internationale Nachrichten (70  Prozent), Nachrichten aus Deutschland (67  Prozent) und aus der Region (54  Prozent), Politik-Nachrichten aus Deutschland (50  Prozent) und Lokalnachrichten aus meinem Wohnort (41  Prozent) als am wichtigsten einge-schätzt. Diese Top-5-Gruppe hebt sich deutlich von anderen Nachrichtenarten ab und ist bis auf eine Ausnahme in allen Altersgruppen identisch. Lediglich in der Gruppe der 18- bis 24-Jährigen liegen Nachrichten aus Wissenschaft und Technologie mit einem Anteil von 33  Prozent knapp vor den Lokalnachrichten mit 29  Prozent. Dementsprechend zeigen sich kaum altersbezogene Unterschiede in den Präferen-zen von Nachrichtenarten (siehe Abb. 2).

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ProgrammforschungNachrichtennutzung im Wandel

Abb. 2 Wichtigste Nachrichtenarten deutscher Onliner im Altersvergleich 20151Mehrfachnennung, Angaben in Prozent

Internationale Nachrichten

Nachrichten aus Deutschland

Nachrichten aus meiner Region

Politik-Nachrichten aus Deutschland

Lokalnachrichten aus meinem

Wohnort

Wirtschaftsnachrichten

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� � –� � Gesamt � � +

Sportnachrichten

Wissenschaft und Technologie

Nachrichten zur Gesundheit

Unterhaltung und berühmte

Persönlichkeiten

Nachrichten zur Bildung

Witzige/ausgefallene Nachrichten

Geschäfts- und Finanznachrichten

Kunst- und Kulturnachrichten

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1 Frage: „Welche der folgenden Arten von Nachrichten sind für Sie am wichtigsten? Bitte wählen Sie bis zu fünf Nachrichten-Arten aus.“ (Basis  = 1.969)

(Quelle: Reuters Institute Digital News Survey 2015/Hans-Bredow-Institut)

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ProgrammforschungNachrichtennutzung im Wandel

Unterschiede innerhalb der Altersgruppen gibt es hingegen in Bezug auf die Inte-ressenvielfalt. Während sich in der ältesten untersuchten Gruppe der über 55-Jäh-rigen zwei klar voneinander unterscheidbare Themencluster abzeichnen, ist der Befund für die jüngeren Gruppen weniger eindeutig. Unter den älteren Nutzern besteht Einigkeit darüber, dass die genannten fünf Themen am wichtigsten sind, während alle anderen Inhalte dahinter zurückfallen. In der Altersgruppe der 18- bis 24-Jährigen hingegen bilden diese Themen plus Nachrichten aus Wissenschaft und Technologie zwar ebenfalls die Spitzengruppe. Allerdings ist hier der Abstand zu den als weniger interessant eingeschätzten Nachrichteninhalten nicht so groß. Diese Interessenvielfalt erschwert es Nachrichtenanbietern, die jüngeren Zielgruppen anzusprechen. Bei älteren Nutzern ist dies aufgrund der auffälligen Übereinstim-mungen wesentlich einfacher. Dennoch darf bei aller Vielfalt und Heterogenität nicht übersehen werden, dass auch für junge deutsche Onliner internationale Nachrichten, Nachrichten aus Deutschland und aus der Region, Politik-Nachrichten aus Deutschland sowie Lokalnachrichten am wichtigsten sind. Andere Themen – etwa Unterhaltung und berühmte Persönlichkeiten, Nachrichten zur Bildung oder witzige und ausgefallene Nachrichten – stoßen mit zunehmendem Alter auf sicht-lich nachlassendes Interesse. Es gibt aber auch Inhalte, die altersunabhängig in Teilen der Gesellschaft als relevant eingeschätzt werden. Dies gilt z. B. für Themen-felder wie Wirtschaft, Gesundheit, Geschäfte und Finanzen oder auch für Kunst und Kultur.

Die Top-5-Themen werden nicht nur in Deutschland, sondern  – bis auf wenige Ausnahmen (z. B. Dänemark, Irland, Portugal)  – auch in anderen europäischen Ländern als die wichtigsten nachrichtenbezogenen Inhalte betrachtet (siehe Tab. 1). Abweichungen zeigen sich vor allem bei der Einschätzung von regionalen Nachrich-ten. Wie auch in den vergangenen Jahren ist die Relevanz von regionalen Themen in Deutschland höher ausgeprägt als in anderen Ländern. Demgegenüber halten deutsche Onliner Wirtschaftsnachrichten für vergleichsweise weniger wichtig, wäh-rend dieses Thema in den meisten anderen europäischen Ländern zu den fünf re-levantesten Nachrichteninhalten zählt. Unterschiede zeigen sich auch bei Nachrich-ten aus dem Bereich Kunst und Kultur. In keinem anderen untersuchten Land sind anteilig weniger Menschen an diesen Themen interessiert als in Deutschland. Ähnliches gilt für gesundheitsbezogene Nachrichten.

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ProgrammforschungNachrichtennutzung im Wandel

Tab. 1 Wichtigste Nachrichtenarten im Ländervergleich 20151Mehrfachnennung, Angaben in Prozent

∅2 DE AT CZ DK ES FI FR UK IR IT NL PL PT USn = 31.721 1.969 1.009 1.023 2.019 2.026 1.509 1.991 2.149 1.501 2.006 2.044 2.015 1.049 2.278

Nachrichten über das Land 64 67 68 65 64 63 74 65 72 59 56 69 63 68 57

Internationale Nachrichten 56 70 63 57 66 53 62 59 51 64 49 63 53 56 46

Nachrichten über nationale Politik 41 50 42 39 46 46 32 46 41 32 46 34 37 35 47

Lokalnachrichten aus dem Wohnort 39 41 34 40 38 34 44 33 44 42 44 42 43 23 52

Nachrichten aus meiner Region 37 54 52 50 25 41 49 40 37 29 35 50 40 26 28

Wirtschafts-nachrichten 35 29 29 34 34 40 35 32 37 42 30 28 36 35 41

Nachrichten zur Gesundheit 30 22 26 28 25 32 28 27 27 30 33 29 31 45 28

Sportnachrichten 29 28 28 30 28 30 26 21 30 33 30 29 35 33 21Wissenschaft und Technologie 29 25 26 26 33 31 28 23 24 27 35 22 29 36 28

Geschäfts- und Finanznachrichten 20 12 15 17 26 15 11 14 20 27 15 15 27 24 19

Witzige/ausgefallene Nachrichten 16 12 12 20 18 16 13 12 14 18 19 25 13 16 17

Nachrichten zur Bildung 16 12 15 12 12 25 7 14 12 13 14 13 11 27 15

Kunst- und Kultur-nachrichten 15 8 11 17 15 21 12 15 11 13 26 10 17 23 10

Unterhaltung und Prominente 14 13 13 9 9 7 17 9 16 21 16 12 11 11 13

1 Frage: „Welche der folgenden Arten von Nachrichten sind für Sie am wichtigsten? Bitte wählen Sie bis zu fünf Nachrichten-Arten aus.“

2 Mittelwerte unter Berücksichtigung aller 18  Länder.(Quelle: Reuters Institute Digital News Survey 2015/Hans-Bredow-Institut)

Nicht nur hinsichtlich der Themeninteressen, sondern auch in Bezug auf die Nut-zungsgründe gibt es Unterschiede zwischen den Altersgruppen in der deutschen Bevölkerung mit Internetzugang (siehe Tab. 2). Die Hauptgründe sind jedoch in allen Gruppen identisch. Insgesamt stimmen 86 Prozent der Aussage zu, dass sie Nach-richten verfolgen, weil sie wissen möchten, was in der Welt um sie herum geschieht. Für 80  Prozent ist das Interesse an Themen, die sie persönlich betreffen könnten, der Ansporn. Zwar gibt es Unterschiede zwischen Älteren und Jüngeren, aber in der Wertigkeit der Nutzungsgründe sind sich die Deutschen tendenziell einig. Für drei von vier Onlinern gehört die Nachrichtennutzung zudem zum normalen Tages-

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ProgrammforschungNachrichtennutzung im Wandel

ablauf. Ab einem Alter von 55  Jahren trifft dies auf über 83  Prozent der Befragten zu, während es in der jüngsten Gruppe der 18- bis 24-Jährigen für 63  Prozent gilt. Mehr als die Hälfte der Befragten konsumieren Nachrichten überdies, um sich an Gesprächen mit Freunden und Kollegen beteiligen zu können. Hierin unterscheiden sich die Altersgruppen kaum. Unterschiedlicher Meinung sind die älteren und die jüngeren deutschen Onliner jedoch in der Frage, ob sie sich als Staatsbürger zur Nachrichtennutzung verpflichtet fühlen. Fast zwei Drittel der Befragten über 55 Jahre empfinden eine solche gesellschaftliche Verpflichtung. In den Gruppen unter 35 Jah-ren ist es weniger als die Hälfte. Im Durchschnitt der untersuchten 18 Länder stim-men 61  Prozent diesem Nutzungsgrund zu. Die Spannweite innerhalb Europas be-wegt sich zwischen 80 Prozent Zustimmung in Italien und 44 Prozent in Tschechien und den Niederlanden. Zeitvertreib als Nutzungsmotiv für Nachrichten gibt nur gut jeder vierte deutsche Internetnutzer an.

Tab. 2 Gründe der Nachrichtennutzung in Deutschland 20151Angaben in Prozent

∅ 18–24 25–34 35–44 45–54 55+Ich verfolge Nachrichten …

da ich wissen möchte, was in der Welt um mich herum geschieht. 86 83 78 84 85 92

da ich mich über Themen informieren möchte, die mich persönlich betreffen könnten. 80 73 72 80 79 85

im Rahmen meines normalen Tagesablaufs. 77 63 72 73 78 83da ich auf diese Weise an Diskussionen mit Freunden und Arbeitskollegen über bestimmte Themen teilnehmen kann.

57 57 57 54 55 59

da ich mich als Bürger dazu verpflichtet fühle, mich zu informieren. 55 46 45 51 51 64

da es ein guter Zeitvertreib ist. 27 33 37 30 25 21

1 Fragen: „Ich verfolge Nachrichten, (a)  da ich wissen möchte, was in der Welt um mich herum ge-schieht; (b)  da ich mich über Themen informieren möchte, die mich persönlich betreffen könnten; (c)  im Rahmen meines normalen Tagesablaufs; (d)  da ich auf diese Weise an Diskussionen mit Freunden und Arbeitskollegen über bestimmte Themen teilnehmen kann; (e)  da ich mich als Bürger dazu verpflichtet fühle, mich zu informieren; (f)  da es ein guter Zeitvertreib ist.“

(Antwortmöglichkeiten: Ich stimme auf keinen Fall zu; ich stimme eher nicht zu; ich stimme weder zu noch stimme ich nicht zu; ich stimme einigermaßen zu; ich stimme auf jeden Fall zu. Darge-stellt sind die Anteile für die beiden zustimmenden Antworten; Basis  = 1.969)

(Quelle: Reuters Institute Digital News Survey 2015/Hans-Bredow-Institut)

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ProgrammforschungNachrichtennutzung im Wandel

2. Regelmäßig genutzte, wichtigste und am besten geeignete Nachrichtenquellen

Auf die Frage nach den Quellen, die regelmäßig für Nachrichten genutzt werden, wurde in den meisten untersuchten Ländern bisher am häufigsten das Fernsehen genannt. Die einzige Ausnahme bildete 2014 Finnland, wo häufiger das Internet zum Nachrichtenkonsum genutzt wurde als Nachrichtensendungen oder TV-Nach-richtenkanäle.5 In den Daten der Befragung von 2015 zeichnet sich nun ab, dass das Internet als Quelle für Nachrichten sichtbar zulegen konnte (siehe Tab. 3). In allen untersuchten Ländern, die in der aktuellen und der vorherigen Welle zur Stichprobe gehörten (DE, GB, FI, FR, DK, IT, ES, US), haben 2015 weniger Onliner regelmäßig Nachrichten im Fernsehen angesehen. Diesem Rückgang steht ein teilweise deutlicher Zugewinn an Nutzungsanteilen für Online-Nachrichten in der Bevölkerung mit Internetzugang gegenüber. Ähnliche Verluste wie beim Fernsehen sind auch bei Tageszeitungen und Zeitschriften festzustellen. Mit Ausnahme von Dänemark (plus 1  Prozent) sind die Werte in den genannten sechs vergleichbaren Ländern geringer als im Vorjahr. Auch in der Gesamtbetrachtung aller teilnehmen-den Länder fallen die Reichweitenzahlen für das Internet (80  Prozent) in diesem Jahr erstmals höher aus als für das Fernsehen (77  Prozent). Diese Werte sollten jedoch nicht direkt mit den Mittelwerten der vergangenen Jahre verglichen werden, da in ihnen jeweils alle beteiligten Länder berücksichtigt sind und das Sample stetig umfangreicher wird.

Tab. 3 Regelmäßig genutzte Nachrichtenquellen im Ländervergleich 20151Mehrfachnennung, Angaben in Prozent

∅2 DE AT CZ DK ES FI FR UK IR IT NL PL PT USn = 31.721 1.969 1.009 1.023 2.019 2.026 1.509 1.991 2.149 1.501 2.006 2.044 2.015 1.049 2.278

TV 77 82 78 85 75 82 75 80 75 76 78 80 81 85 64Radio 38 50 49 35 50 40 45 28 37 50 23 48 44 42 26Print 41 45 71 37 34 50 53 27 39 50 43 42 28 47 27Online 80 60 70 91 85 86 90 71 73 83 81 76 84 86 74

1 Frage: „Welche der folgenden Nachrichtenquellen haben Sie letzte Woche genutzt? Bitte wählen Sie alle zutreffenden Antworten aus.“

(Quelle: Reuters Institute Digital News Survey 2015/Hans-Bredow-Institut)

5 Vgl. HÖLIG, SASCHA/ UWE HASEBRINK (2015): Die Welt im Bewegtbild  – oder doch lieber schriftlich?! Prä-ferenzen der Nachrichtennutzung im internationalen Vergleich. In: Programmbericht der Medienanstalten 2014, S. 129–146.

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Deutschland ist nach wie vor eines der Länder mit großer TV-Affinität. Insgesamt schauen 82  Prozent der Bevölkerung über 18  Jahre und mit Internetzugang regel-mäßig im Fernsehen ausgestrahlte Nachrichten an. Damit liegt das TV als Zugangs-weg unangefochten an der Spitze der vier Mediengattungen. Der höchste Wert ist in der Gruppe der über 55-Jährigen zu verzeichnen: 92  Prozent sehen regelmäßig Fernsehnachrichten an. In der jüngsten Gruppe der 18- bis 24-Jährigen sind es im-merhin noch 72  Prozent. Der niedrigste Anteil findet sich mit 67  Prozent in der Gruppe der 25- bis 34-Jährigen. Auf Platz zwei des Rankings über alle Altersgruppen hinweg folgt mit 60 Prozent das Internet als regelmäßig genutzte Nachrichtenquelle. Während das Fernsehen in Deutschland im Vergleich zu 2014 einen Rückgang von 6 Prozentpunkten hinnehmen muss, ist der Anteil der Bevölkerung, der regelmäßig Online-Nachrichten nutzt, um 2  Prozentpunkte angestiegen. Fast 80  Prozent der 18- bis 24-jährigen Onliner rufen Nachrichten im Internet ab; in der Gruppe ab 55  Jahren ist es etwa jeder Zweite (siehe Abb. 3). Zeitungen und Zeitschriften ver-zeichnen gegenüber 2014 einen Rückgang von 7  Prozentpunkten. Auch das Radio dient im Vergleich zum Vorjahr geringfügig weniger Hörern als Nachrichtenquelle (– 2  Prozentpunkte). Die Anteile der Hörer von Radionachrichten sind in allen un-tersuchten Altersgruppen deutscher Onliner höher als die der regelmäßigen Leser von Zeitungen und Zeitschriften (siehe Abb. 3). In der Gesamtschau der Länder zeigen sich die Nutzungsanteile für Radionachrichten relativ stabil; sie sind teilweise höher als im Vorjahr (z. B. in GB, ES, FI, US).

Abb. 3 Regelmäßig genutzte Nachrichtenquellen in Deutschland nach Alter 20151Mehrfachnennung, Angaben in Prozent

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Radio Print OnlineTV

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1 Frage: „Welche der folgenden Nachrichtenquellen haben Sie letzte Woche genutzt? Bitte wählen Sie alle zutreffenden Antworten aus.“ (Basis  = 1.969)

(Quelle: Reuters Institute Digital News Survey 2015/Hans-Bredow-Institut)

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Die Kategorie „Online“ setzt sich aus sehr unterschiedlichen Angebotstypen zusam-men. Insgesamt geben 28 Prozent der Bevölkerung mit Internetzugang an, dass sie regelmäßig soziale Netzwerke oder Blogs als Quelle für Nachrichten nutzen. Im Alter zwischen 18  und 24  Jahren trifft das auf mehr als jeden zweiten deutschen Onliner zu. Mit steigendem Alter nimmt der Anteil der Bevölkerung, der regelmäßig soziale Medien als Nachrichtenressource nutzt, kontinuierlich ab. Bereits in der nächstälteren untersuchten Gruppe der 25- bis 34-Jährigen sind es mit 39  Prozent

Abb. 4 Regelmäßig online genutzte Nachrichtenquellen in Deutschland nach Alter 20151Mehrfachnennung, Angaben in Prozent

Social Media und Blogs

Zeitungen online

Nachrichtenmagazine online

TV- und Radioanbieter online

Andere Nachrichtenquellen online

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1 Frage: „Welche der folgenden Nachrichtenquellen haben Sie letzte Woche genutzt? Bitte wählen Sie alle zutreffenden Antworten aus.“ (Basis  = 1.969)

(Quelle: Reuters Institute Digital News Survey 2015/Hans-Bredow-Institut)

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merklich weniger. Die Anteile gehen bis auf 18  Prozent bei den über 55-Jährigen zurück. Online zur Verfügung gestellte Nachrichten der TV- und Radioanbieter nutzen insgesamt 19  Prozent der Befragten regelmäßig. Auch hier sind die Werte in der jüngsten untersuchten Altersgruppe am höchsten: Fast jeder Dritte nutzt regel mäßig Nachrichteninhalte im Internet, die ihren Ursprung bei Rundfunkanbietern haben. Für Internetnutzer über 45 Jahre ist dieser Zugangsweg noch nicht etabliert. Kaum jeder Sechste gibt an, regelmäßig Nachrichten von Rundfunkanbietern auf deren Webseiten abzurufen. Andere Online-Quellen wie zum Beispiel Aggregatoren oder E-Mail-Portale spielen als regelmäßig genutzte Nachrichtenquelle für alle Alters-gruppen eine geringe Rolle. Die entsprechenden Werte liegen zwischen 16  und 19  Prozent.

Aus Nutzersicht werden die verschiedenen Zugangswege und Anbietertypen mit bestimmten funktionalen Stärken assoziiert (siehe Abb. 5). Bezogen auf alle abge-fragten Funktionen vertraut knapp jeder zweite deutsche Internetnutzer vor allem Nachrichten, die im Fernsehen ausgestrahlt werden. Allerdings gibt es hier große Unterschiede zwischen den Altersgruppen. In Bezug auf Aktualität und Informa-tionen über unbekannte Vorkommnisse geben insbesondere jüngere Onliner Quellen aus dem Internet den Vorzug.6 Traditionelle Nachrichtenangebote wiederum werden

6 Vgl. HÖLIG, SASCHA/ UWE HASEBRINK (2015): Reuters Digital News Survey 2015  – Ergebnisse für Deutsch-land. Arbeitspapiere des Hans-Bredow-Instituts Nr. 34, Hamburg.

Abb. 5 Funktionale Stärken der Nachrichtenquellen in Deutschland 20151Angaben in Prozent

Aktualität der Nachrichten

Unbekannte Vorkommnisse

Analysen und Kommentare

Richtigkeit und Zuverlässigkeit

Vertrauenswürdigkeit

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TV Radio Print Online ohne Social Media Andere & weiß nichtSNS & Blogs

1 Frage: „Welche eine dieser von Ihnen in der vergangenen Woche genutzten Nachrichtenquellen gefällt Ihnen am besten im Hinblick auf: (a)  die Geschwindigkeit der Berichterstattung (Aktualität der Nachrichten); (b)  Informationen über Vorkommnisse, von denen Sie bisher nichts wussten; (c)  Analysen und Kommentare; (d)  die Richtigkeit und Zuverlässigkeit; (e)  Vertrauenswürdigkeit insgesamt.“ (Basis  = 1.943).

(Quelle: Reuters Institute Digital News Survey 2015/Hans-Bredow-Institut)

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in allen Altersgruppen besonders für Analysen und Kommentare geschätzt, und es wird ihnen ein hohes Maß an Vertrauenswürdigkeit, Richtigkeit und Zuverlässigkeit attestiert. Im Hinblick auf die letztgenannten Kategorien halten die meisten deut-schen Internetnutzer vor allem soziale Medien und Blogs für eher ungeeignet. Selbst diejenigen, die für Nachrichten das Internet bevorzugen, erklären, vor diesem Nut-zungshintergrund doch eher traditionellen Nachrichtenmedien den Vorrang zu geben. Insgesamt sagen 15  Prozent der deutschen Onliner, dass ihnen im Hinblick auf Vertrauenswürdigkeit, Richtigkeit und Zuverlässigkeit keine der abgefragten Quellen gefällt.

Als die insgesamt wichtigste Quelle für Nachrichten gilt in Deutschland nach wie vor das Fernsehen (siehe Abb. 6). Mehr als die Hälfte aller deutschen Onliner über 18 Jahre sagt, dass sie für aktuelle Informationen vorrangig TV-Nachrichtensendun-gen und -sender nutzt. Für die Mehrheit der deutschen Internetnutzer über 25 Jahre ist das Fernsehen wichtiger als alle anderen Nachrichtenquellen. Einzig in der jüngsten untersuchten Altersgruppe der 18- bis 24-Jährigen sagen mit 44  Prozent mehr Befragte, dass das Internet ihre Haupt-Nachrichtenquelle ist. Zugleich gibt aber mehr als ein Drittel der jungen Onliner an, Informationen vor allem aus dem Fernsehen zu beziehen. Allerdings waren 2014 die Bevölkerungsanteile, die das Fernsehen als Haupt-Nachrichtenquelle nutzen, in den Altersgruppen bis 55  Jahre

Abb. 6 Haupt-Nachrichtenquellen1 in Deutschland 2015Angaben in Prozent

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TV Radio Print Online Andere

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1 Frage: „Sie haben angegeben, dass Sie diese Nachrichtenquellen letzte Woche genutzt haben. Welche davon würden Sie als Ihre Haupt-Nachrichtenquelle bezeichnen?“ (Basis  = 1.943)

(Quelle: Reuters Institute Digital News Survey 2015/Hans-Bredow-Institut)

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noch deutlich größer. Während die Anteile in den Gruppen der unter 35-Jährigen um 5–6  Prozentpunkte gefallen sind, sind die Zahlen bei den 35- bis 44-Jährigen um 10  Prozentpunkte gesunken. Unabhängig vom Alter der Befragten konnte das Internet als wichtigste Nachrichtenquelle dazugewinnen. Druck-Erzeugnisse hin gegen haben in dieser Hinsicht die wenigsten Anhänger in allen Altersgruppen. Zwischen 6 und 10 Prozent der Befragten geben jeweils an, dass Tageszeitungen oder gedruckte Nachrichtenmagazine ihre Hauptquellen sind. In der ältesten Gruppe der über 55-Jährigen bedeutet das im Vergleich zum Vorjahr einen Rückgang von 6 Prozent-punkten. In den anderen Altersgruppen sind die Bevölkerungsanteile mit einer Vorliebe für Print etwa gleich geblieben. Das Radio dient 9 Prozent der deutschen Internetnutzer über 18  Jahre als wichtigste Nachrichtenquelle. In dieser Hinsicht unterscheiden sich die Altersgruppen kaum.

Im Ländervergleich zeigt sich in Deutschland eine Dominanz der klassischen Rund-funkangebote: Vergleichsweise große Bevölkerungsanteile halten Fernsehen und Radio für die wichtigsten Nachrichtenquellen. Demgegenüber spielt das Internet eine eher nachrangige Rolle: 23 Prozent der deutschen Onliner über 18 Jahre bezeich-nen es als ihre Haupt-Nachrichtenquelle. Dies ist von allen untersuchten Ländern der niedrigste Wert. Im Länderdurchschnitt nennen 37  Prozent der Befragten das Internet als wichtigste Quelle für Nachrichten; in Finnland, dem Land mit dem höchsten Wert, sind es 46  Prozent.

Tab. 4 Haupt-Nachrichtenquellen1 im Ländervergleich 2015Angaben in Prozent

∅2 DE AT CZ DK ES FI FR UK IR IT NL PL PT USn = 31.214 1.943 1.001 1.017 1.981 2.014 1.500 1.944 2099 1.486 1.990 2.017 1.995 1.041 2.163

TV 44 53 35 46 37 41 30 58 41 37 49 43 56 55 40Radio 8 13 14 5 10 11 8 7 10 14 4 7 6 4 7Print 9 9 27 4 9 9 15 4 10 7 9 14 3 5 6Online 37 23 24 44 42 38 46 29 38 41 34 33 32 33 43Andere 2 2 1 1 2 1 1 2 1 1 3 3 3 2 4

1 Frage: „Sie haben angegeben, dass Sie diese Nachrichtenquellen letzte Woche genutzt haben. Welche davon würden Sie als Ihre Haupt-Nachrichtenquelle bezeichnen?“

(Quelle: Reuters Institute Digital News Survey 2015/Hans-Bredow-Institut)

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3. Geräteverwendung für Online-Nachrichten und wichtigstes Gerät

Das Gerät, das die meisten Internetnutzer für Online-Nachrichten verwenden, ist auch in der aktuellen Untersuchungswelle der Computer: Im Länderdurchschnitt sagen mehr als zwei Drittel der Befragten, dass sie digitale Nachrichten mittels PC oder Laptop abrufen (siehe Tab. 5). In den Ländern, für die Vergleichswerte aus vorhergehenden Jahren vorliegen, zeigt sich eine uneinheitliche Entwicklung: In Deutschland und Großbritannien sind die Werte um 3 bzw. 2 Prozentpunkte ange-stiegen, während sie in Dänemark (– 1), Finnland (– 5), Frankreich (– 4), Italien (– 9), Spanien (– 2) und den USA (– 4) gesunken sind.

Tab. 5 Endgeräte zur Nutzung von Online-Nachrichten1 im Ländervergleich 2015Mehrfachnennung, Angaben in Prozent

∅2 DE AT CZ DK ES FI FR UK IR IT NL PL PT USn = 31.721 1.969 1.009 1.023 2.019 2.026 1.509 1.991 2.149 1.501 2.006 2.044 2.015 1.049 2.278

PC/Laptop 68 57 67 83 67 66 75 58 59 74 65 64 81 78 64Smartphone 45 34 41 34 57 48 50 37 42 52 44 42 52 34 44Tablet 23 16 18 16 39 24 26 18 31 22 19 25 18 21 21Smart-TV 12 15 12 14 10 15 6 15 9 10 8 8 21 15 9

1 Frage: „Welche der folgenden Geräte haben Sie letzte Woche zum Abrufen von Nachrichten ge-nutzt? Bitte wählen Sie alle zutreffenden Antworten aus.“

(Quelle: Reuters Institute Digital News Survey 2015/Hans-Bredow-Institut)

Deutlich angestiegen ist im Vergleich zu 2014 die Verwendung von mobilen End-geräten und Smart-TVs. Insbesondere das Smartphone wird in allen untersuchten Ländern zunehmend für Online-Nachrichten verwendet. Die höchsten Zuwachsraten gibt es diesbezüglich in den USA (+ 13  Prozent), dem Vereinigten Königreich (+ 10) und Finnland (+ 9). In Deutschland liegt die anteilige Zahl der Smartphone-Nutzer aktuell bei 34 Prozent. Gegenüber dem Vorjahr entspricht dies einer Steigerung von 2  Prozentpunkten. Auch die Verwendung von Tablets für Online-Nachrichten ist insgesamt geringfügig angestiegen. Den größten Zugewinn verzeichnet dabei das Vereinigte Königreich mit 8 Prozentpunkten. In Deutschland ruft 2015 jeder Sechste der Befragten (16 Prozent) Nachrichteninhalte auf dem Tablet ab, was einem gerin-gen Anstieg um 1  Prozentpunkt entspricht. Vernetzte TV-Geräte haben zur Nach-richtennutzung in der Bevölkerung mit Internetzugang deutlich an Relevanz gewon-nen. Dies gilt für alle untersuchten Länder. In Deutschland liegt der entsprechende Wert 2015 bei 15  Prozent und ist damit gegenüber dem Vorjahr um 9  Prozent an-gestiegen. Im Ländervergleich ist das der größte Zugewinn.

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Abb. 7 Wichtigstes Endgerät zur Nutzung von Online-Nachrichten1 im Ländervergleich 2015Angaben in Prozent

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PC/Laptop Smartphone

Tablet Smart-TV

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1 Frage: „Sie haben angegeben, dass Sie in der letzten Woche die folgenden Geräte zum Abrufen von Nachrichten genutzt haben. Welches Gerät nutzen Sie am häufigsten zum Abrufen von Online-Nachrichten?“ (Basis: DE = 1.969; AT = 1.009; CZ = 1.023; DK = 2.019; ES = 2.026; FI = 1.509; FR = 1.991; UK = 2.149; IR = 1.501; IT = 2.006; NL = 2.044; PL = 2.015; PT = 1.049; US = 2.278)

(Quelle: Reuters Institute Digital News Survey 2015/Hans-Bredow-Institut)

Ein eindeutiger Trend lässt sich in Bezug auf die wichtigsten Endgeräte zum Ab rufen digitaler Nachrichten feststellen. Zwar verwenden die meisten Onliner hierfür auch 2015 vorrangig den Laptop bzw. den PC. Allerdings hat die Nutzung des Smart phones für Online-Nachrichten deutlich zugenommen. In fast allen Ländern, für die Ver-gleichszahlen vorliegen, ist eine Steigerung festzustellen, wobei die USA mit einem Plus von 9 Prozentpunkten den höchsten Zugewinn verbuchen können. Das einzige Land, in dem anteilig etwas weniger Befragte das Smartphone als Hauptgerät für Online-Nachrichten nennen, ist Deutschland. Hier ist ein Rückgang von 2  Prozent-punkten zu verzeichnen. Die Gründe dafür liegen möglicherweise in der spezifischen Kombination aus der gestiegenen Relevanz von Smart-TV und der sich wandelnden Altersstruktur der deutschen Online-Bevölkerung. Die zunehmende Nutzung von Smart-TV in Deutschland führt dazu, dass im Vergleich zum Vorjahr auch größere Bevölkerungsanteile den vernetzten Fernseher als ihr wichtigstes Gerät für digitale Nachrichten bezeichnen. 2014 waren es ca. 3,5 Prozent; 2015 sind es über 9 Prozent. Damit ist dieser Wert nicht nur sprunghaft angestiegen, er liegt auch deutlich über dem Länderdurchschnitt. Smart-TV findet aufgrund der beliebten Rezeptionssitua-tion besonders in fernsehaffinen Ländern großen Anklang. Vermutlich deshalb nimmt das Smartphone in Deutschland als Hauptgerät für Online-Nachrichten nicht die

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gleiche Entwicklung wie in anderen Ländern. Zudem verändert sich in Ländern mit hoher Internetdurchdringung –  wie Deutschland mit 89  Prozent  – die Altersstruk-tur der Online-Bevölkerung: Junge Menschen verwenden das Internet bereits seit geraumer Zeit zu nahezu 100 Prozent, sodass Zuwächse bei der Online-Nutzung in den letzten Jahren hauptsächlich in älteren Bevölkerungsgruppen zu verzeichnen sind. Da etwa Nutzer über 35 Jahre beim Nachrichtenabruf den Computer gegenüber dem Smartphone vorziehen (siehe Abb. 8), wächst auch der relative Anteil der PC/Laptop-Nutzer im Verhältnis zur Anzahl der tendenziell jüngeren Smartphone-Fans. Ähnliche Befunde zeigen sich in der aktuellen Welle der ARD/ZDF-Online-Studie. Die Autoren merken hierzu an, dass in Zukunft die Generation der über 60-Jährigen das Nutzungsverhalten im Internet insgesamt mit prägen wird. Denn sie sind es, die in der Internetpopulation anteilig an Gewicht gewinnen.7

Abb. 8 Wichtigstes Endgerät zur Nutzung von Online-Nachrichten1 in Deutschland im Altersvergleich 2015Angaben in Prozent

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PC/Laptop Smartphone

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Tablet Smart-TV

1 Frage: „Sie haben angegeben, dass Sie in der letzten Woche die folgenden Geräte zum Abrufen von Nachrichten genutzt haben. Welches Gerät nutzen Sie am häufigsten zum Abrufen von On-line-Nachrichten?“ (Basis: n = 1.547)

(Quelle: Reuters Institute Digital News Survey 2015/Hans-Bredow-Institut)

7 Vgl. FREES, BEATE/ WOLFGANG KOCH (2015): Internet: Zuwachs nur noch bei Älteren  – Nutzungsfrequenz und -vielfalt nehmen in allen Altersgruppen zu. Ergebnisse der ARD/ZDF-Onlinestudie 2015. In: Media Perspektiven, Heft  9, S. 366–377.

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4. Wichtigste Zugangswege zu Online-Nachrichten und bevorzugte Nutzungsarten

Ein wesentlicher Zugangsweg zu Nachrichten im Internet sind Suchmaschinen (siehe Abb. 9). Mit ihrer Hilfe werden nicht nur Webseiten von Nachrichtenanbietern gesucht und aufgerufen, sondern es wird auch nach bestimmten Nachrichtenthemen recher-chiert. Beide Suchstrategien spielen eine vergleichbar große Rolle in allen Alters-gruppen. Diese Befunde ähneln den Ergebnissen aus dem Jahr 2014. Bei anderen

Abb. 9 Wichtigste Zugangswege zu Online-Nachrichten in Deutschland 20151Mehrfachnennung, Angaben in Prozent

Suchbegriff zu bestimmter Webseite

Suchbegriff zu Nachrichtenthema

Direkter Aufruf einer Nachrichten-

Webseite bzw. App

Soziale Netzwerkseite

(z.B. Facebook, Twitter, Google Plus)

Newsletter oder Eilmeldung per E-Mail

mobile Benachrichtigung über

App oder SMS

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Webseite bzw. App,

die Nachrichten bündelt

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1 Frage: „Bitte denken Sie nun an die Nachrichten, die Sie letzte Woche online abgerufen haben. Wie sind Sie auf bestimmte Artikel und Berichte gestoßen? Bitte wählen Sie alle zutreffenden Antworten aus.“ (Basis  = 1.969)

(Quelle: Reuters Institute Digital News Survey 2015/Hans-Bredow-Institut)

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Zugangswegen hingegen lassen sich durchaus altersbezogene Unterschiede fest-stellen. So rufen 34 Prozent der Onliner zwischen 18 und 24 Jahren, aber nur 21 Pro-zent der Nutzer ab 55  Jahren Nachrichten-Websites direkt auf. Auch der Weg zu Online-Nachrichten über soziale Netzwerkseiten ist für die jüngste untersuchte Gruppe erheblich wichtiger als für ältere Nutzer: Mit 32  Prozent nehmen doppelt so viele 18- bis 24-Jährige diesen Zugangsweg – im Vergleich zu 15 Prozent der über 55-Jährigen. Diese wiederum werden deutlich häufiger über einen klassischen News-letter oder über eine Eilmeldung per E-Mail auf Nachrichten-Ereignisse aufmerksam: Für fast jeden Fünften der über 55-Jährigen ist die Information per elektronischer Post der wichtigste Zugangsweg. In der jüngsten Altersgruppe ist der entsprechende Anteil mit 9  Prozent nicht einmal halb so groß.

Die in Deutschland bevorzugte Nutzungsform von Online-Nachrichten ist das Lesen von Artikeln und Berichten (siehe Tab. 6): Deutlich mehr Befragte geben an, eher ausführliche Nachrichtenbeiträge zu lesen (54 Prozent) als lediglich die Schlagzeilen zu scannen (34  Prozent) oder sich Nachrichten-Videos anzuschauen (18  Prozent). Auch wenn die Bewegtbildnutzung im Internet insgesamt zunimmt,8 spiegelt sich das zumindest in Deutschland kaum im Konsum von Nachrichten-Videos wider. Der Anstieg von 2  Prozentpunkten gegenüber 2014 fällt moderat aus. 2015 schauten etwa in Spanien 27  Prozent der Befragten Online-Nachrichten vorzugsweise als Video an, was einem Anstieg von 10  Prozentpunkten im Vergleich zum Vorjahr entspricht. Wenn deutsche Onliner Nachrichten-Videos nutzen, bevorzugt mehr als die Hälfte von ihnen Clips, in denen ein Nachrichtenthema etwas deutlicher ver-anschaulicht wird (siehe Abb. 10). Auffällig für deutsche Internetnutzer ist auch das verhältnismäßig gering ausgeprägte Interesse an Ranglisten im Zusammenhang mit Nachrichteninhalten. Gemeint sind Artikel, die etwa mit „Die 10 wichtigsten Gründe gegen Olympia“ oder „Fünf Ursachen für den angestiegenen Einfluss des IS“ über-schrieben sind. Lediglich 5  Prozent sagen, dass sie diese Möglichkeit der Nachrich-tenpräsentation favorisieren. Das ist zusammen mit Österreich der geringste Wert unter den teilnehmenden Ländern.

8 Vgl. KUPFERSCHMIT T, THOMAS (2015): Bewegtbildnutzung nimmt weiter zu  – Habitualisierung bei 13- bis 29-Jährigen. Ergebnisse der ARD/ZDF-Onlinestudie 2015. In: Media Perspektiven, Heft  9, S. 383–391.

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Tab. 6 Bevorzugte Nutzungsweise von Online-Nachrichten im Ländervergleich 20151Mehrfachnennung, Angaben in Prozent

∅2 DE AT CZ DK ES FI FR UK IR IT NL PL PT USn = 31.721 1.969 1.009 1.023 2.019 2.026 1.509 1.991 2.149 1.501 2.006 2.044 2.015 1.049 2.278

Artikel und Berichte gelesen 60 54 58 77 59 64 71 46 59 62 67 45 64 60 62

Liste der Schlagzeilen angeschaut 42 34 39 51 45 36 52 32 40 45 42 29 42 43 41

Nachrichten-Video angeschaut 23 18 16 21 18 27 22 19 21 27 25 15 28 22 30

Bildergalerie zu Nach-richten angeschaut 22 18 19 29 16 23 13 13 17 19 32 13 27 27 22

LIVE-Berichterstat-tung gelesen (Ticker) 15 9 8 10 9 19 6 14 12 13 28 10 26 17 12

Rangliste angeschaut (Top-10) 13 5 5 22 9 10 18 7 11 14 14 6 11 17 16

Nachrichten-Blog gelesen 12 10 8 16 7 16 7 6 9 13 19 7 8 13 18

Nachrichten angehört 12 8 6 13 7 17 9 17 8 13 14 6 19 18 15Grafische Darstellung angeschaut (Infografik) 9 8 7 8 9 8 9 7 7 8 13 4 11 4 14

1 Frage: „Bitte denken Sie nun an die Art und Weise, wie Sie letzte Woche Nachrichten online abge-rufen haben. Auf welche Art haben Sie diese Nachrichten abgerufen? Bitte wählen Sie alle zutref-fenden Antworten aus.“

(Quelle: Reuters Institute Digital News Survey 2015/Hans-Bredow-Institut)

Abb. 10 Bevorzugte Arten von Nachrichten-Videos in Deutschland 20151Angaben in Prozent

Nachrichten-Clip zur deutlicheren Veranschaulichung

(z.B. Zeugenberichte)

Live-Stream zu einer aktuellen Meldung

Nachrichten-Clip mit Ergänzungen oder Analysen

(z.B. Interviews mit Politikern)

Längere abrufbare Nachrichtenprogramme

(z.B. Streams o. Downloads zu Politik, Gesundheit etc.)

Live-Stream zu angekündigten Ereignissen

(z.B. Ansprache)

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1 Frage: „Welche Arten von Nachrichten-Videos haben Sie sich im letzten Monat online angeschaut? Bitte wählen Sie alle zutreffenden Antworten aus.“ (Basis: regelmäßige Video-Nutzer n = 347)

(Quelle: Reuters Institute Digital News Survey 2015/Hans-Bredow-Institut)

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5. Fazit und AusblickDurch die jährlichen Erhebungen ermöglicht der „Reuters Institute Digital News Survey“ eine Beobachtung aktueller Veränderungen in der Nachrichtennutzung. Zugleich zeigt der Ländervergleich, inwieweit diese Veränderungen weltweit zu beobachten sind oder aber eher die spezifische Situation in Deutschland widerspie-geln. Die Erhebung von 2015 zeigt auf internationaler Ebene, dass Online-Medien mittlerweile dem Fernsehen die Führungsrolle in der Nachrichtennutzung streitig machen. Außerdem etabliert sich das Smartphone als maßgebliches Zugangsmedium zu Nachrichten. Diese generellen Trends schlagen sich bisher noch in von Land zu Land sehr unterschiedlichem Ausmaß nieder. Dabei ist der allgemeine Trend vom Fernsehen zu Online-Medien und vom PC bzw. Laptop zum Smartphone in Deutsch-land weniger ausgeprägt als in den anderen Ländern.

Insgesamt sprechen die präsentierten Befunde für einen Wandel des Nachrichten-wesens, der geprägt ist durch eine schrittweise Verschiebung der Nachrichtennut-zung von Offline- zu Online-Medien, von stationären zu mobilen Endgeräten, von journalistisch-redaktionellen Inhalten zu verschiedenen Formen nutzergenerierter Inhalte, von Massenmedien zu sozialen Netzwerken. Dieser Wandel ist auch ge-kennzeichnet durch das Hinzukommen neuer algorithmusbasierter Intermediäre wie Suchmaschinen, Nachrichtenaggregatoren und sozialen Netzwerkplattformen, die für die Nachrichtennutzung eine zunehmend wichtige Rolle spielen. Zugleich dokumentieren die Daten jedoch auch, dass die Nachrichtennutzung trotz aller Veränderungen durch einige Kontinuitäten bestimmt ist. So bleiben das Niveau des Nachrichteninteresses, die Präferenzen für bestimmte Nachrichtenthemen und die Reichweite von Nachrichten vergleichsweise stabil. Auch die bestehenden Bindun-gen an bestimmte journalistische Marken stellen – unabhängig davon, über welche Plattform oder welches Endgerät deren Angebote genutzt werden – einen wesent-lichen Grund für die Kontinuität in der Nachrichtennutzung dar.

Schließlich geben die Daten Aufschluss über Unterschiede und Gemeinsamkeiten zwischen jüngeren und älteren Bevölkerungsgruppen. Für die Jüngeren spielen das Internet und die Verwendung des Smartphones zum Abrufen von Nachrichten-inhalten eine besonders große Rolle. Dennoch ist auch für sie das Fernsehen wei-terhin eine regelmäßig genutzte Quelle für Nachrichten. Während das Internet und soziale Netzwerke zwar ebenfalls gern für Nachrichten verwendet werden, ist das Vertrauen in die Zuverlässigkeit und Richtigkeit der auf diesem Wege bezogenen Inhalte jedoch gering. Nachrichten über Ereignisse verbreiten sich hier zwar schnell, aber für die Einordnung, für Analysen und Kommentare wird zusätzlich das Fern-sehen genutzt und bevorzugt. Hinzu kommt, dass die Interessen junger Nutzer denen der Älteren in mancher Hinsicht durchaus ähneln: Es ist den Jüngeren zwar wichtig zu wissen, was in ihrem sozialen Umfeld passiert, aber sie haben auch das

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ProgrammforschungNachrichtennutzung im Wandel

Bedürfnis zu erfahren, was in der nationalen Politik und anderswo auf der Welt geschieht.9 Das Scannen von Schlagzeilen unterwegs mit der Erwartung, schnell über aktuelle Ereignisse informiert zu werden, wird also ergänzt durch eine Einord-nung der Inhalte seitens traditioneller Nachrichtenanbieter  – auf jeweils unter-schiedlichen Ausspielwegen.

L ITERATUR

ALBERT, MATHIAS/ KL AUS HURRELMANN (2015): Jugend 2015: eine pragmatische Generation im Aufbruch. Frankfurt am Main.

BARTHEL, MICHAEL/ ELISA SHEARER/JEFFREY GOT TFRIED/AMY MITCHELL (2015): The Evolving Role of News on Twitter and Facebook. PEW Research Center. URL: http://www.journalism. org/2015/07/14/the-evolving-role-of-news-on-twitter-and-facebook/ [22. 12. 15].

ENGEL, BEATE/CHRISTIAN BREUNIG (2015): Massenkommunikation 2015: Mediennutzung im Intermediavergleich. Ergebnisse der ARD/ZDF-Langzeitstudie. In: Media Perspektiven, Heft  7–8, S. 310–322.

FLETCHER, RICHARD/ DAMIAN RADCLIFFE/ DAVID A. LEV Y/ RASMUS KLEIS NIELSEN/ NIC NEWMAN (2015): Reuters Institute Digital News Report 2015. Supplementary Report. Oxford.

FÖG – FORSCHUNGSINSTITUT ÖFFENTLICHKEIT UND GESELLSCHAFT (Hrsg.) (2015): Jahrbuch 2015. Qualität der Medien (Schweiz). Basel.

FREES, BEATE/ WOLFGANG KOCH (2015): Internet: Zuwachs nur noch bei Älteren  – Nutzungs frequenz und -vielfalt nehmen in allen Altersgruppen zu. Ergebnisse der ARD/ZDF-Onlinestudie 2015. In: Media Perspektiven, Heft  9, S. 366–377.

HÖLIG, SASCHA/ UWE HASEBRINK (2015): Die Welt im Bewegtbild  – oder doch lieber schriftlich?! Präferenzen der Nachrichtennutzung im internationalen Vergleich. In: Programmbericht der Medienanstalten 2014, S. 129–146.

HÖLIG, SASCHA/ UWE HASEBRINK (2015): Reuters Digital News Survey 2015  – Ergebnisse für Deutschland. Arbeitspapiere des Hans-Bredow-Instituts Nr. 34, Hamburg.

KUPFERSCHMIT T, THOMAS (2015): Bewegtbildnutzung nimmt weiter zu  – Habitualisierung bei 13- bis 29-Jährigen. Ergebnisse der ARD/ZDF-Onlinestudie 2015. In: Media Perspektiven, Heft  9, S. 383–391.

NEWMAN, NIC/ DAVID A. LEV Y/ RASMUS KLEIS NIELSEN (2015): Reuters Institute Digital News Report 2015. Tracking the Future of News. Oxford.

9 ALBERT, MATHIAS/ KL AUS HURRELMANN (2015): Jugend 2015: eine pragmatische Generation im Aufbruch. Frankfurt am Main.

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ProgrammforschungDie Regionalfenster im Programm von RTL und Sat.1 im Jahr 2015

Die Regionalfenster im Programm von RTL und Sat.1 im Jahr 2015

Ergebnisse der kontinuierlichen Programmanalyse

Helmut Volpers und Uli Bernhard

Im Vorabendprogramm von RTL und Sat.1 werden für die Bundesländer Schleswig-Holstein, Hamburg, Niedersachsen, Bremen, Nordrhein-Westfalen, Hessen, Rheinland-Pfalz, Baden-Württemberg und Bayern montags bis freitags halbstündige regionale Informationsmagazine gesendet. Dies entspricht der Regelung des Rundfunkstaats-vertrags (RStV), wonach die beiden reichweitenstärksten privaten Vollprogramme „im zeitlich und regional differenzierten Umfang der Programmaktivitäten zum 1. Juli 2002“1 zur Ausstrahlung regionaler Fensterprogramme verpflichtet sind. Konzentrationsrechtlich ist dies für RTL und Sat.1 von erheblicher Bedeutung: So können die Regionalmagazine den Hauptveranstaltern auf ihre Drittsendezeit an-gerechnet werden, die sie aufgrund ihres Zuschaueranteils zur Verfügung stellen müssen. In diesem Fall wird für die Berechnung des maßgeblichen Zuschaueranteils für das Erreichen einer marktbeherrschenden Stellung der tatsächliche Anteil um 2  Prozentpunkte reduziert.2 Vor diesem Hintergrund stellt der Gesetzgeber spezi-fische Anforderungen an die Programmgestaltung der Regionalfenster. Die zeitlichen und inhaltlichen Auflagen sind in § 25 RStV und in der hierauf bezogenen Norm-konkretisierung durch die Fernsehfensterrichtlinie (FFR)3 festgeschrieben: Die beiden Hauptveranstalter müssen montags bis freitags die Ausstrahlung der Regionalfens-terangebote (von „unabhängigen Dritten“) im Umfang von 30 Minuten (Bruttosen-dezeit) gewährleisten. Innerhalb des redaktionellen Programms sollen täglich 20 Mi-nuten Beiträge mit Regionalbezug gesendet werden. Auch muss das redaktionelle Programm im Durchschnitt einer Woche täglich mindestens 10 Minuten aktuelle, ereignis- und regionalbezogene Inhalte (in Kombination) enthalten. Zudem wird eine „authen tische[…] Darstellung der Ereignisse des politischen, wirtschaftlichen,

1 § 25 Abs. 4 Satz  1 RStV 2013 (Staatsvertrag für Rundfunk und Telemedien in der Fassung des Fünfzehnten Staatsvertrags zur Änderung rundfunkrechtlicher Staatsverträge, in Kraft seit dem 1. Januar 2013).

2 Vgl. § 26 Abs. 2 Satz  2 RStV.

3 Gemeinsame Richtlinie der Landesmedienanstalten zur Sicherung der Meinungsvielfalt durch regionale Fenster in Fernsehvollprogrammen nach § 25 RStV in der Fassung vom 20. März 2012.

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ProgrammforschungDie Regionalfenster im Programm von RTL und Sat.1 im Jahr 2015

sozialen und kulturellen Lebens“4 der Region gefordert. Diese für das Rundfunkrecht vergleichsweise weitgehenden und präzisen Anforderungen zielen darauf ab, dass die Regio nalfenster thematisch universelle und aktuelle Informationssendungen für eine räumlich klar definierte Berichterstattungsregion enthalten. Die Kommission für Zulassung und Aufsicht (ZAK) prüft in jedem Jahr, ob die Regionalfenster die konzentrationsrechtlichen Voraussetzungen erfüllen und meldet das Ergebnis der Kommission zur Ermittlung der Konzentration im Medienbereich (KEK). Unterstützt wird die ZAK durch die hier vorgestellte kontinuierliche Inhaltsanalyse der Regio-nalfenster, die seit 2005 als Monitoring mit dem Ziel der Programmaufsicht durch-geführt wird. Da den Veranstaltern das Monitoring ihres Programmangebots bekannt ist, dient die kontinuierliche Inhaltsanalyse auch der Qualitätssicherung im redak-tionellen Alltag sowie der Aufrechterhaltung journalistischer Standards bei der Regio nalberichterstattung. Die Ergebnisse der Inhaltsanalyse werden der ZAK jeweils Ende September in Form eines internen Berichts vorgelegt. Nachfolgend werden die zentralen Befunde für das Jahr 2015 zusammengefasst.

1. Die Methode des MonitoringsIn Rahmen des Monitorings wird für jedes der zehn Regionalfenster eine Stichprobe von vier natürlichen Wochen nach dem Zufallsprinzip über das Jahr verteilt gezogen. Der zwölfmonatige Untersuchungszeitraum folgt jedoch nicht dem Kalenderjahr. Er beginnt vielmehr im vierten Quartal des Jahres 2014 und umfasst die drei ersten Quartale des Jahres 2015. Daraus ergibt sich eine breite Streuung des Beobachtungs-zeitraums. Für jedes Regionalfenster werden jeweils 20  Sendetage in die Analyse einbezogen; die Stichprobe umfasst somit 200  Einzelsendungen mit 100  Stunden Programm. Es wird bei der Auswahl der Stichprobenzeiträume grundsätzlich darauf geachtet, dass die „normale Nachrichtenlage“ nicht durch größere regionalspezifische Ereignisse (z. B. „Hannover-Messe“, Landtagswahlen etc.) verzerrt wird. Andernfalls würde die Vergleichbarkeit sowohl im Rückblick auf vorangegangene Erhebungsjahre als auch zwischen den Regionalfensterangeboten beeinträchtigt. Dieses Verfahren hat jedoch den Nachteil, dass die Berichterstattung über Großereignisse nicht un-tersucht werden kann. Zur Kompensation werden seit dem Jahr 2008 in ausgewähl-ten Verbreitungsgebieten einzelne Wochen mit landesbezogenen Ereignissen (ins-besondere Wahlen) gezielt in die Stichprobe einbezogen. So wird ermittelt, ob und wie die Redaktionen auf entsprechende Ereignislagen reagieren. Die Ergebnisse für die „Sonderwochen“ werden separat ausgewiesen, sodass die Vergleichbarkeit zu den „normalen“ Wochenstichproben gewährleistet ist. Für den Untersuchungszeit-raum 2015 wurde als landesspezifisches Großereignis der „Hessentag“ ausgewählt

4 Ziff. 1  Nr. 2 Satz  5 der FFR.

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ProgrammforschungDie Regionalfenster im Programm von RTL und Sat.1 im Jahr 2015

und die hierauf bezogene Berichterstattung der Regionalfenster „RTL Hessen“ und „17:30  SAT.1  Live“ (Rheinland-Pfalz/Hessen) untersucht.

Der Kern der Untersuchung besteht aus einer standardisierten Inhaltsanalyse. Das Sendematerial wird vollständig gesichtet und zunächst in Untersuchungseinheiten (=  selbstständige Beiträge) separiert. Diese Einheiten werden nach formalen und inhaltlichen Kategorien codiert. Da sich die Studie an den Vorgaben der FFR orien-tiert, erfolgt zunächst eine formale Prüfung der Programmpraxis im Hinblick auf die genannten zeitlichen und inhaltlichen Anforderungen. Daneben wird geprüft, ob die redaktionell gestalteten Inhalte tatsächlich – wie in der FFR gefordert – der „authentischen Darstellung der Ereignisse des politischen, wirtschaftlichen, sozialen und kulturellen Lebens“5 der jeweiligen Region dienen. Die kontinuierliche Inhalts-analyse nimmt daher auch die publizistische Leistung in den Blick und ordnet jeden Beitrag einer inhaltlichen Kategorie zu. Zudem werden Ortsbezüge erfasst, um die regionale Streuung der Berichterstattung für jedes Regionalfenster analysieren zu können.

Abb. 1 Untersuchte Regionalfenster

Regionalfenster bei Sat.11 Regionalfenster bei RTL1Sendegebiet Titel Veranstalter Titel VeranstalterHamburg/ Schleswig-Holstein

17:30 SAT.1  Regional

Sat.1 Norddeutsch-land GmbH

RTL Nord RTL Nord GmbH

Niedersachsen/Bremen

17:30 SAT.1  Regional

Sat.1 Norddeutsch-land GmbH

RTL Nord RTL Nord GmbH

Nordrhein-Westfalen 17:30 SAT.1 NRW WestCom Medien GmbH

RTL West RTL West GmbH

Hessen – – RTL Hessen RTL Hessen Pro-grammfenster GmbH

Rheinland-Pfalz/Hessen

17:30 SAT.1 Live TV IIIa GmbH & Co. KG

– –

Rheinland-Pfalz/ Baden-Württemberg

– – RNF life2 Rhein-Neckar- Fernsehen GmbH

Bayern SAT.1 Bayern Privatfernsehen in Bayern GmbH & Co. KG

– –

1 Sat.1 sendet die Regionalmagazine montags bis freitags von 17:30 bis 18:00  Uhr und RTL von 18:00 bis 18:30  Uhr.

2 Bei RNF life handelt es sich um ein Ballungsraumangebot, das auf RTL in Baden-Württemberg und in Teilen von Rheinland-Pfalz verbreitet wird.

5 Ziff. 1  Nr. 2 Satz  5 der FFR.

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ProgrammforschungDie Regionalfenster im Programm von RTL und Sat.1 im Jahr 2015

2. Die Formate der RegionalmagazineDie beschriebene quantitative Inhaltsanalyse ist das zentrale Instrument zur Über-prüfung der Sendepraxis im Sinne der FFR. Sie führt im Ergebnis zu einer Aggrega-tion von Daten (Zeitumfang und Fälle) der für die Programmaufsicht relevanten Kategorien. Diese Darstellungsform veranschaulicht jedoch nicht den konkreten Sendeablauf und die Programmdramaturgie der einzelnen Regionalfenster. Um einen Einblick in die „Programmphilosophie“ der Redaktionen zu geben und den ggf. zu verzeichnenden Formatwandel deutlich zu machen, werden die Programmcharak-teristika der einzelnen Regionalfenster im Untersuchungsbericht für die ZAK her-ausgearbeitet und die Ergebnisse dieser Analyse den quantitativen Daten voran-gestellt.

Die einzelnen Magazine unterscheiden sich in ihrem Programmablauf und ihrer Themenselektion erheblich voneinander – und dies unabhängig davon, bei welchem Hauptveranstalter sie ausgestrahlt werden. Dennoch gibt es magazinübergreifend strukturelle Konstanten in der Programmgestaltung und der Dramaturgie, die nachfolgend skizziert werden.

Die Regionalfenster im Vorabendprogramm von RTL und Sat.1 haben das Format von tagesaktuellen Informationsmagazinen mit mehr oder weniger großen Anteilen an Unterhaltungspublizistik. Die Bruttosendezeit von 30 Minuten schließt Werbung und Trailer für das Hauptprogramm im zeitlichen Umfang von durchschnittlich etwas weniger als 10 Minuten ein. Den redaktionellen Kern der Regionalfenster-sendungen bilden Moderation, Filmbeiträge, Nachrichten, Wetter und sporadisch die Ausstrahlung von Gewinnspielen. Das Herzstück des Programmangebots sind die Filmberichte. Je nach Sendegebiet bzw. Redaktion variieren die Struktur und das journalistische Profil der Magazine. Die wesentlichen Unterschiede zwischen den Regionalfenstern bestehen vor allem im Grad ihrer Boulevardisierung sowie in ihrer Themenauswahl und Anmutung. Dabei reicht die Spannbreite von Regionalfenstern mit der Anmutung eines seriösen regionalen Nachrichtenmagazins mit Fokussierung auf „Hard-News“ (dies gilt z. B. für „17:30 SAT.1 Live“ für Rheinland-Pfalz/Hessen) bis hin zu Programmen mit starker Betonung von Zerstreuungsthemen (z. B. „RTL Nord“ für Niedersachsen/Bremen). Interviews oder Diskussionsrunden mit Studio-Gästen finden sich in der Mehrzahl der Programme vergleichsweise selten, wobei die Unter-schiede zwischen den Regionalmagazinen hier allerdings recht groß sind. Das Bal-lungsraumfernsehen „RNF Life“ (Rhein-Neckar Fernsehen) unterscheidet sich in An-mutung, Sendungsaufbau und Darstellungsformen stark von den Landesmagazinen. Es findet häufig vor Studiopublikum statt und oftmals sind Studiogäste anwesend. Hinzu kommen in unregelmäßigen Abständen Live-Auftritte von Musikern oder Künstlern in der Sendung.

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ProgrammforschungDie Regionalfenster im Programm von RTL und Sat.1 im Jahr 2015

3. Die Umsetzung der formalen Anforderungen der FFR in der Programmpraxis

Für den Erhebungszeitraum 2015 kann im Hinblick auf die Erfüllung der FFR Folgen-des festgestellt werden:

Die Regionalfenster wurden an allen Untersuchungstagen innerhalb des vorgege-benen Zeitfensters mit der vorgeschriebenen Bruttosendezeit von 30  Minuten ausgestrahlt. Kein Veranstalter hat im Stichprobenzeitraum von der Möglichkeit Gebrauch gemacht, eine Sendung des Regionalfensters aufgrund übergeordneter programmlicher Anforderungen (gemäß Ziffer  5 Abs. 4 FFR) entfallen zu lassen.

Der Auflage, redaktionell gestaltete Inhalte mit Regionalbezug im Umfang von 20  Minuten in jeder einzelnen Sendung auszustrahlen6, wurde in allen landeswei-ten7 Regionalfenstern nachgekommen. Hierbei wurde der Sollwert von 20 Minuten im Durchschnitt über sämtliche Untersuchungstage von allen Regionalfenstern (teilweise erheblich) überschritten.

Die weitere Anforderung der FFR, im Durchschnitt einer Woche mindestens 10 Mi-nuten pro Sendung mit Beiträgen zu produzieren, die Regional-, Ereignisbezug und Aktualität in Kombination aufweisen, wurde ebenfalls eingehalten. Auch hierbei wurde der Normwert der FFR von allen Regionalfenstern überschritten.

Für den Berichtszeitraum (4. Quartal 2014 bis 3. Quartal 2015) kann damit resümiert werden: Die formalen Anforderungen der FFR wurden von den landesweit ausge-strahlten Regionalfenstern im Programm von Sat.1 und RTL erfüllt.

4. Die Umsetzung der publizistischen Anforderungen der FFR in der Programmpraxis

Vielfalt der Inhalte

Bei allen Regionalfensterprogrammen umfasst die Bruttosendezeit von 30 Minuten auch Sendungsbestandteile, denen grundsätzlich kein Regionalbezug zuzuordnen ist. Dies sind Werbung und Sponsorhinweise, Trailer für das Hauptprogramm sowie Moderationen mit Bezug auf das Programm des Hauptveranstalters. Die nach Abzug dieser Programmelemente verbleibende Sendestrecke wird im Kontext der konti-nuierlichen Programmanalyse als regionale Programmfläche bezeichnet. Hierin sind

6 Hierbei wird eine sporadisch um eine Minute kürzere Sendezeit als Schwankungsbreite toleriert und somit nicht als Unterschreitung gewertet.

7 Beim Ballungsraumfernsehen RNF wurde an zwei Tagen Unterschreitungen festgestellt.

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ProgrammforschungDie Regionalfenster im Programm von RTL und Sat.1 im Jahr 2015

jedoch Bestandteile eingeschlossen, die nach Maßgabe der FFR nicht im engeren Sinne als „inhaltlich“ gewertet werden können. Dazu zählen Überleitungsmodera-tionen ohne Bezug zu Einzelthemen, Trailer und Gewinnspiele. Diese Elemente werden vom Programm abgezogen. Erst der nunmehr verbleibende publizistische Kern bildet dann die Basis für die Betrachtung der Themenagenda.

Die Programmprofile der einzelnen Regionalmagazine sind relativ eigenständig. Die in Abbildung 2 und 3 vorgenommenen Mittelwertbetrachtungen dienen vorrangig dazu, den programmübergreifenden allgemeinen Trend der redaktionellen Ausrich-tung zu veranschaulichen. Abbildung 2 zeigt, wie sich die regionale Programmfläche in den publizistischen Kern und die nicht publizistischen Programmelemente aufteilt. Deutlich wird hierbei, dass mit rund 92  Prozent der überwiegende Teil der regio-nalen Programmelemente auf den publizistischen Kern entfällt; Trailer, Moderation und Gewinnspiele haben hingegen nur einen marginalen Anteil.

Abb. 2 Regionalfensterprofile  – Mittelwert: Anteile regionaler Programmelemente 2015in Prozent

Publizistischer Kern des Regionalprogramms

Trailer und Moderation für regionale Programmelemente

Gewinnspiele

� � � � � � � � � � � �

Basis: Regionale Programmelemente aller untersuchten Regionalfenster insgesamt

Die von der FFR geforderte „Vielfalt der Inhalte“ wird über die Erfassung der Themen-agenda des publizistischen Kerns gemessen. Abbildung 3 zeigt den Mittelwert, der sich aus den jeweiligen Ergebnissen der Regionalfenster ergibt. Dieser Überblick verdeutlicht, dass alle in der FFR explizit genannten Berichterstattungsfelder in nennenswertem Umfang behandelt werden. Im Vergleich zum Vorjahr zeigen sich leichte Veränderungen: Die Politikberichterstattung ist um 1,9  Prozentpunkte auf nunmehr 31,8  Prozent geringfügig angestiegen. Im Hinblick auf das Themenfeld Human Touch ist eine geringe Ausweitung um 1,8  Prozentpunkte zu verzeichnen. Die Berichterstattung zu Wirtschaftsthemen ist im Vergleich zum vorhergehenden Untersuchungszeitraum minimal um 1  Prozentpunkt angestiegen. Die Berücksich-tigung der Kategorie „Kultur“ ist mit 3 Prozentpunkten dagegen deutlich rückläufig.

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ProgrammforschungDie Regionalfenster im Programm von RTL und Sat.1 im Jahr 2015

Um knapp 2 Prozentpunkte ist die Berichterstattung über das soziale Leben in den Sendegebieten gesunken. Zusammenfassend lässt sich für den Berichtszeitraum 2015 feststellen, dass sämtliche Regionalmagazine eine vielgestaltige Berichterstat-tung über die Ereignisse in ihrer Region geleistet und damit der Forderung der FFR nach publizistischer Vielfalt entsprochen haben.

Abb. 3 Themenagenda der Berichterstattung 2015Sendezeit in Prozent

Politik

Gesellschaft

Wirtschaft

Soziales Leben

Kultur

Human Touch

Zerstreuung

Kriminalität

Private Lebenswelt

Sport

Wetter

� � � � � � � � � � � � � �   �

Basis: Publizistischer Kern des Regionalprogramms aller Regionalfenster

Diese Mittelwertbetrachtung soll allerdings nicht den Blick darauf verstellen, dass die untersuchten Regionalmagazine in ihrer Themenselektion durchaus starke Unter-schiede aufweisen. Die Abbildungen  4–6 zeigen exemplarisch für die Kategorien „Politik“, „Human Touch“ sowie für „Zerstreuungsthemen“, welche Regionalmagazine bestimmte unterhaltungspublizistische vs. seriöse Themenfelder besonders pflegen. Trotz dieser erkennbaren Schwerpunktsetzungen ist die publizistische Vielfalt in allen untersuchten Regionalmagazinen gegeben. Von den in der FFR explizit ge-nannten Themen bereichen scheint am ehesten „Kultur“ ein Berichterstattungsfeld zu sein, das im Fokus der Redaktionen an Bedeutung verliert. Lag der Mittelwert über alle Regional fenster im letzten Berichterstattungszeitraum noch bei knapp 12 Prozent, sind es in diesem Jahr unter 9 Prozent. In einigen Magazinen wird dieser Wert deutlich unterschritten  – hier droht eine Marginalisierung der Kulturbericht-erstattung.

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ProgrammforschungDie Regionalfenster im Programm von RTL und Sat.1 im Jahr 2015

Abb. 4 Regionalfensterprofile: Politikberichterstattung  – Abweichungen vom Mittelwertin Prozentpunkten

� � :� � SAT.� Regional

Hamburg/Schleswig-Holstein

RTL Nord

Hamburg/Schleswig-Holstein

� � :� � SAT.� Regional

Niedersachsen/Bremen

RTL Nord

Niedersachsen/Bremen

� � :� � SAT.� Nordrhein-Westfalen

RTL West Nordrhein-Westfalen

–� � –� � � � � � � � � �

RTL Hessen

� � :� � SAT.� Live

Rheinland-Pfalz/Hessen

RNF life

SAT.� Bayern

Mittelwert

� � ,�–� � –� �

Basis: Publizistischer Kern des Regionalprogramms aller FensterErläuterung: Dargestellt werden jeweils die Unterschiede gegenüber dem Mittelwert aller Regional-fenster.

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ProgrammforschungDie Regionalfenster im Programm von RTL und Sat.1 im Jahr 2015

Abb. 5 Regionalfensterprofile: Berichterstattung über Human-Touch-Themen  – Abweichungen vom Mittelwertin Prozentpunkten

� � :� � SAT.� Regional

Hamburg/Schleswig-Holstein

RTL Nord

Hamburg/Schleswig-Holstein

� � :� � SAT.� Regional

Niedersachsen/Bremen

RTL Nord

Niedersachsen/Bremen

� � :� � SAT.� Nordrhein-Westfalen

RTL West Nordrhein-Westfalen

–� � –� � � � � � � � � �

RTL Hessen

� � :� � SAT.� Live

Rheinland-Pfalz/Hessen

RNF life

SAT.� Bayern

Mittelwert

� � ,�–� � –� �

Basis: Regionale Programmelemente aller untersuchten RegionalfensterErläuterung: Dargestellt werden jeweils die Unterschiede gegenüber dem Mittelwert aller Regional-fenster.

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ProgrammforschungDie Regionalfenster im Programm von RTL und Sat.1 im Jahr 2015

Der Raumbezug in der Berichterstattung

Gemäß FFR soll sich die Berichterstattung der Regionalfenster vorrangig auf die Region beziehen, für die das Regionalprogramm bestimmt ist. Hierbei sind allerdings sehr unterschiedliche Raumdimensionen zu berücksichtigen: Lediglich zwei Regional-fenster für Nordrhein-Westfalen, eines für Hessen und eines für Bayern berichten ausschließlich über ein Bundesland. Für die Länder Hamburg/Schleswig-Holstein, Niedersachsen/Bremen, Rheinland-Pfalz/Hessen gibt es jeweils länderübergreifende Regionalmagazine. Zudem wird mit der für den Rhein-Neckar-Raum bestimmten Sendung „RNF Life“ im Rahmen der kontinuierlichen Inhaltsanalyse auch ein Ballungs-raumfernsehen untersucht, das sowohl Gebiete in Rheinland-Pfalz als auch in Baden-Württemberg umfasst.

Abb. 6 Regionalfensterprofile: Berichte mit Zerstreuungsthemen  – Abweichungen vom Mittelwertin Prozentpunkten

� � :� � SAT.� Regional

Hamburg/Schleswig-Holstein

RTL Nord

Hamburg/Schleswig-Holstein

� � :� � SAT.� Regional

Niedersachsen/Bremen

RTL Nord

Niedersachsen/Bremen

� � :� � SAT.� Nordrhein-Westfalen

RTL West Nordrhein-Westfalen

–� � –� � � � � � � � � �

RTL Hessen

� � :� � SAT.� Live

Rheinland-Pfalz/Hessen

RNF life

SAT.� Bayern

Mittelwert

� ,�–� � –� �

Basis: Regionale Programmelemente aller untersuchten RegionalfensterErläuterung: Dargestellt werden jeweils die Unterschiede gegenüber dem Mittelwert aller Regional-fenster.

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ProgrammforschungDie Regionalfenster im Programm von RTL und Sat.1 im Jahr 2015

Die Normkonkretisierung zielt mit der o. g. Formulierung darauf ab, dass die jour-nalistische Berichterstattung das gesamte Bestimmungsgebiet und nicht nur einzelne Städte bzw. Agglomerationsräume (z. B. in NRW das Ruhrgebiet oder die Region Köln/Bonn) berücksichtigen soll. In der kontinuierlichen Inhaltsanalyse wird auf diese Anforderung mit einem differenzierten Analyseinstrumentarium reagiert: Berichte mit landesweiter Thematik (z. B. ein landesweiter Streik oder Landespolitik) werden von der auf Orte bezogenen Berichterstattung getrennt. Bei der ortsbezo-genen Ereignisberichterstattung werden die Gemeindekennziffern erfasst und die regionale Verteilung der Beiträge (nach Zeit und Fällen) ermittelt. Zudem wird bei länderübergreifenden Regionalfenstern die Verteilung auf die Bundesländer berech-net.

Insgesamt lässt sich für den Erhebungszeitraum 2015 für alle Regionalfenster kon-statieren, dass ihre Berichterstattung stark auf einzelne Großstädte oder Ballungs-räume fokussiert. Bei den beiden Regionalmagazinen für Niedersachsen/Bremen entfallen jeweils rund 30 Prozent (nach Zeit und Fällen) der ortsbezogenen Bericht-erstattung auf die Region Hannover. Die Ursachen für die vergleichsweise schwache Berücksichtigung der Fläche liegen sicherlich einerseits in den begrenzten perso-nellen und ökonomischen Ressourcen der kleinen unabhängigen Veranstalter, die eine redaktionsnahe Filmberichterstattung nahezu erzwingen. Andererseits bieten große Städte und Ballungsräume im Gegensatz zu ländlichen Gebieten eine um-fangreichere Ereignislage, auf die es journalistisch zu reagieren gilt. In der Langzeit-betrachtung hat allerdings die räumliche Engführung in der Berichterstattung etwas abgenommen. Hinzu kommt, dass mit dem Anstieg der Politikberichterstattung (siehe nächster Abschnitt) auch die Berücksichtigung landesweiter Themen ange-stiegen ist, wodurch sich die zur Verfügung stehende Sendezeit für ortsbezogene Ereignisberichterstattung verringert hat. Abbildung  7 zeigt die Verteilung bei der ortsbezogenen Berichterstattung im RTL-Regionalfenster für Hamburg/Schleswig-Holstein. Hier wird deutlich, dass es für Schleswig-Holstein eine – mit rund 6  Prozent nach Sendezeit  – vergleichsweise geringe Fokussierung auf die Landeshauptstadt gibt und „weiße Flecken“ in der Berichterstattung die Ausnahme bilden. Ein deutlich anderes (typisches) Bild zeigt sich hingegen im großen Berichterstattungsgebiet Nordrhein-Westfalen beim dortigen RTL-Regionalfenster.

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ProgrammforschungDie Regionalfenster im Programm von RTL und Sat.1 im Jahr 2015

Abb. 7 RTL-Regionalfenster  – Hamburg/Schleswig-Holstein. Regionale Verteilung der ortsspezifischen BeiträgeFälle/Ortsmarken in Prozent

Hamburg

Kiel

Lübeck

bis � Prozent � bis � ,� Prozent � ,� bis � Prozent über � Prozent

Basis: Ortsbezogene Berichterstattung (=  204 Fälle)

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ProgrammforschungDie Regionalfenster im Programm von RTL und Sat.1 im Jahr 2015

Abb. 8 RTL-Regionalfenster  – Nordrhein-Westfalen. Regionale Verteilung der ortsspezifischen BeiträgeFälle/Ortsmarken in Prozent

Münster

Bonn

Aachen

Duisburg

Düsseldorf

Siegen

Paderborn

bis � Prozent � bis � ,� Prozent � ,� bis � Prozent über � Prozent

Basis: Ortsbezogene Berichterstattung (=  253 Fälle)

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ProgrammforschungDie Regionalfenster im Programm von RTL und Sat.1 im Jahr 2015

Für die Regionalfenster, deren Berichterstattungsregion zwei Bundesländer umfasst, stellt sich die Frage nach der anteiligen Berücksichtigung der Länder. Relativ aus-gewogen ist die Verteilung bei „17:30  SAT.1  Live“ für Rheinland-Pfalz/Hessen: In diesem Magazin entfällt jeweils die Hälfte der Sendezeit auf eines der beiden Bundesländer. Dasselbe gilt für das RTL-Regionalfenster für Hamburg/Schleswig-Holstein, während sich im entsprechenden Sat.1-Regionalfenster ein leichtes Über-gewicht für Hamburg feststellen lässt. Völlig anders ist hingegen die Situation bei den beiden Regionalmagazinen für Niedersachsen/Bremen, in denen lediglich rund 20  Prozent der Berichterstattung auf Bremen entfallen. Hierbei sind allerdings die unterschiedliche Fläche und Einwohnerzahl von Niedersachsen und Bremen zu bedenken, die diese Verteilung widerspiegelt.

Im aktuellen Untersuchungszeitraum wurde die Berichterstattung über den „Hessen-tag“ als Beispiel für ein länderspezifisch herausragendes Ereignis analysiert. Die zuständigen Redaktionen von RTL Hessen und SAT.1 Rheinland-Pfalz/Hessen haben auf dieses Ereignis reagiert und entsprechend berichtet. Im Vergleich zu dem nur auf Hessen ausgerichteten RTL-Regionalmagazin hat das Regionalfenster für die Gebiete Rheinland-Pfalz und Hessen weniger umfangreich über den „Hessentag“ berichtet. Hier zeigt sich die naheliegende redaktionelle Konsequenz von „Doppel-fenstern“, in denen der Umfang der Berichterstattung pro Bundesland geringer ist als in Magazinen, die lediglich für ein Land bestimmt sind.

5. Die Entwicklung der Programmpraxis seit Beginn des Monitorings

Abbildung 9 zeigt die Entwicklung von vier ausgewählten Programmkategorien seit Beginn des Monitorings im Jahr 2005. Diese Kategorien standen in den vergangenen Jahren besonders im Fokus der Programmaufsicht: Der Umfang der Politik- vs. Human-Touch-Berichterstattung kann als Gradmesser für die Seriösität oder die Boulevardisierung der Magazine interpretiert werden. Gewinnspiele sollten als Unterhaltungsform in einem Informationsmagazin nicht zu breiten Raum einnehmen. Wetterberichte sind ohne Zweifel regional, aktuell und ereignisbezogen. Eine um-fangreiche Integration von Unterhaltungselementen –  teilweise ohne Regionalbe-zug  – überlagert aber den informativen Kern der Wettervorhersage. In allen vier Kategorien ist für den Berichts zeitraum 2015 eine Konsolidierung im positiven Sinne festzustellen: Die Politik berichterstattung ist auf hohem Niveau stabil und im Vergleich zum Vorjahr wieder leicht angestiegen. Das Human-Touch-Themenfeld füllt im Mittelwert rund ein Viertel des publizistischen Kerns und liegt somit weit unter der Berichterstattung über seriöse Themenfelder. Die Wetterberichte sind in den meisten Regionalfenstern knapp gehalten und auf ihren Kern ausgerichtet. Gewinnspiele sind nur noch eine Randerscheinung.

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ProgrammforschungDie Regionalfenster im Programm von RTL und Sat.1 im Jahr 2015

Abb. 9 Programmentwicklung 2005–2015Sendezeit in Prozent

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Politikberichterstattung

Human-Touch-Berichterstattung

Wetterberichte

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Gewinnspiele

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Basis: Publizistischer Kern des Regionalprogramms aller Regionalfenster

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ProgrammforschungDie Regionalfenster im Programm von RTL und Sat.1 im Jahr 2015

6. SchlussbemerkungDas Monitoring der Regionalfenster unterstützt seit elf Jahren die Aufsichtsfunktion der Landesmedienanstalten im Hinblick auf die Erfüllung der Programmanforde-rungen nach § 25 RStV. In den ersten Jahren deckte die Inhaltsanalyse regelmäßig redaktionelle Strategien auf, mittels derer die formalen und publizistischen Auflagen der FFR konterkariert wurden. In den letzten Jahren ist dies aber kaum noch der Fall. Den von der FFR geforderten zeitlichen Umfang für Regionalität, Aktualität und Ereignisbezug beachten die Redaktionen in ihrer täglichen Arbeit. Die Themenselek-tion zeigt bei der Mehrzahl der Redaktionen ein deutliches Übergewicht seriöser Themen und die unterhaltungspublizistischen Elemente sind weniger geworden.

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Streitpunkte – Standpunkte

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ProgrammdiskursKonvergente Werbung. Akteure, Strategien, Konsequenzen

Konvergente Werbung. Akteure, Strategien, Konsequenzen

Werbung in Zeiten der Konvergenz

Matthias Dang

Die Diskussion um einen zukunftsfähigen Regulierungsrahmen in Deutschland nimmt zunehmend an Fahrt auf. Bund und Länder haben sich im Rahmen des EU-Konsultationsverfahrens auf eine gemeinsame Position zur Revision der Audio-visuellen Mediendienste-Richtlinie (AVMD-Richtlinie) geeinigt und eine Ausgestaltung im Sinne des seit Jahren propagierten „level-playing-fields“ ins Auge gefasst.1 Das sind erfreuliche Nachrichten für TV-Unternehmen, die schon lange eine Aufhebung der Unterscheidung zwischen linearen und nicht-linearen Angeboten fordern und auf eine Gleichbehandlung aller geschäftsmäßigen audiovisuellen Dienste hingewirkt haben. Denn „TV“ bedeutet in konvergenten Zeiten schon lange nicht mehr nur „Fernsehen“, sondern „Total Video“ – Bewegtbild überall und jederzeit, über sämt-liche Verbreitungswege und Endgeräte. Dieses Verständnis eint Zuschauer, Werbe-kunden und Bewegtbild-Anbieter.

Konvergenter Werberechtsrahmen

Mit sich bringen muss die neue AVMD-Richtlinie auch eine weitere Liberalisierung im Bereich der Werbung, insbesondere hinsichtlich der quantitativen Werbebestim-mungen. Nur dies bietet den TV-Unternehmen die Chance, auf dem Markt auch weiterhin konkurrenzfähig zu sein und sich dem Wettbewerb –  vor allen Dingen mit den „neuen“ Bewegtbild-Anbietern  – zu stellen. Die TV-Unternehmen werden mit dieser neu gewonnenen Freiheit verantwortungsvoll umzugehen wissen – dies schon mit Blick auf den Zuschauer, der mit der Fernbedienung abstimmen und uns jederzeit an diese Verantwortung erinnern wird.

Wir sind guter Hoffnung, dass auch der Gedanke einer incentivierenden Regulierung Einzug hält und die Richtlinie den Mitgliedsstaaten die Möglichkeit einräumt, be-

1 http://www.bundesregierung.de/Content/ DE/Pressemitteilungen/BPA/2015/11/2015-11-06-bkm-bund- laender-kommission. html [09. 12. 2015].

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ProgrammdiskursKonvergente Werbung. Akteure, Strategien, Konsequenzen

sonderes programmliches Engagement der hiesigen TV-Unternehmen –  etwa im Bereich von Nachrichten und regionaler Information – sowie gelebte Vielfaltssiche-rung zu honorieren.

Moderne und einheitliche Regulierungspraxis

Neben dem Regulierungsrahmen ist für uns im Wettbewerb vor allem und in immer stärkerem Maße die konkrete Regulierungspraxis von entscheidender Bedeutung. Hier werben wir für mehr Augenmaß. Dass diese Forderung bei den Medienanstal-ten durchaus auf offene Ohren stößt, zeigen etwa die im Herbst letzten Jahres veröffentlichten FAQs zu Produktplatzierung in Online-Videos2, die u. a. Youtubern die qualitativen Werberegeln auf verständliche Weise näherbringen sollen. Die Aufsicht skizziert hier unmissverständlich bestehende Grenzen, macht aber zugleich deutlich, mit den Protagonisten im Sinne einer „modernen Regulierung“ in Dialog treten zu wollen. Es geht um die Frage, wie Grundsätze des Werberechts in der konkreten Ausgestaltung praktisch gelebt und für alle Beteiligten sinnvoll und angemessen umgesetzt werden können.

Dies ist zweifellos ein richtiger wie zukunftsweisender Ansatz, der allerdings die Frage aufwirft, warum er eigentlich nur bei der einen Hälfte der Industrie Einzug halten soll. Werberechtliche Spielregeln dürfen auch im klassischen Fernsehen nie Selbstzweck sein. Die Aufsicht muss allein dort einschreiten, wo die Interessen des Zuschauers und Nutzers gefährdet sind, denn sein Schutz ist alleiniger Sinn und Zweck dieser Spielregeln. Dies vorausgeschickt mutet es mehr als verwunderlich an, worüber in diesen konvergenten Zeiten – mitunter vor Gericht – gestritten wird: So geht es z. B. darum, wie viele Sekunden und wie prominent ein Schokokeks im Rahmen einer gekennzeichneten Produktplatzierung im Bild sein darf oder wann zwischen zwei redaktionellen Sendeteilen ein sozialer Appell („Social Spot“) ausge-strahlt werden darf. Ebenso wurde schon darüber debattiert, ob ein Split Screen eine aus Sicht des Werbekunden ansprechende optische Gestaltung erfahren und sich etwa im Dschungelcamp farblich ans „Urwald-Setting“ anlehnen darf.

Der Trennungsgrundsatz ist in Deutschland zu Recht ein hohes Gut. Bei seiner Anwendung gilt es aber, sich stets dessen Ziel- und Schutzrichtung vor Augen zu halten – und ihn nicht ad absurdum führen zu wollen. Hier kann ein Blick über den Tellerrand mitunter erfrischend sein. So erscheint es z. B. dem amerikanischen Zu-schauer geradezu abwegig, dass es erst eines sog. Werbetrenners bedarf, um ihn darauf aufmerksam zu machen, dass er nunmehr nicht mehr „Dr. House“, sondern einen Werbespot für Cornflakes sieht. Dies mag man in Deutschland (rechts-)kultu-

2 http://www. die-medienanstalten.de/fileadmin/Download/Publikationen/FAQ-Flyer_Werbung_Social_Media. pdf [09. 12. 2015].

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rell anders bewerten und den Werbetrenner nach wie vor für notwendig erachten. Die konkrete Anwendung des Trennungsgrundsatzes will mir jedoch, offen gesagt, hierzulande oftmals nicht einleuchten. Ohne polemisch klingen zu wollen: Der Zuschauer ist mitnichten so wenig medienkompetent, dass man ihm nicht zutrauen darf zu erkennen, dass ein animierter Gecko mit Tropenhelm, der einen Joghurt-becher ins Bild schiebt, nicht Bestandteil der Dschungelprüfung ist. Wäre dem Trennungsgrundsatz hier – nicht zuletzt angesichts der deutlichen Kennzeichnung als Werbung  – nicht vielleicht auch mit einer gezackten Trennlinie in Blätterform-Look Genüge getan?

Unwuchten in der Regulierung auf dem Weg zu einer konvergenten Aufsichtspraxis sind also durchaus zu erkennen. Zukünftig genügt es dem Regulierer offenbar, wenn nun auch der Youtube-Star wenigstens kenntlich macht, dass er für den Einsatz bestimmter Produkte vom Hersteller bezahlt worden ist. Parallel kann derselbe Regulierer dann aber nicht ernsthaft mit einem TV-Sendeunternehmen darüber streiten, wie groß und wie lange –  wir sprechen von Sekunden  – ein Produkt in einer Rundfunksendung zu sehen sein darf und die Produktplatzierung trotz Kenn-zeichnung als Verstoß werten. Hier gilt es zukünftig anzusetzen, um tatsächlich zu einer konvergenten Aufsichtspraxis zu gelangen.

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Neue Wege

Kai Wiesinger

Es heißt, Kreativität bzw. Kunst habe auch mit Leiden und Entbehrungen zu tun. So ist es ein Segen, dass es Mäzene gab und gibt, die Künstlern ihre schöpferische Arbeit ermöglichen.

Filme können Kunst sein, wenn sie eine geistige oder emotionale Bereicherung darstellen. Die Frage, was Kunst ist und was nicht, ist hier nicht erschöpfend zu beantworten, und es wird sich sicher nie eine allgemeingültige Definition finden lassen. Ich möchte an dieser Stelle nicht den Sinn der notwendigen Kunst- und Kulturförderung infrage stellen. Diese Form von Unterstützung sollte es immer geben!

Viele Filmemacher möchten aber nicht unbedingt Kunst schaffen, sondern einfach nur gute Unterhaltung bieten. Ihre Filme sind ebenso berechtigt, sollten aber vielleicht anders finanziert werden. Sie sind Teil der Unterhaltungsindustrie. Wenn man einen Film drehen möchte und nicht über die notwendigen finanziellen Mittel verfügt, ist man entweder auf die Filmförderung oder auf die Zusammenarbeit mit einem Sender angewiesen.

Ich nehme an, dass die Wege und das Prozedere der Mittelakquise bekannt sind. Beobachtet der Filmschaffende das TV-Programm aufmerksam, erschließen sich ihm die Programmplätze mit den dort vermuteten Zuschauergruppen. So mag es gelingen, den für das Vorhaben möglicherweise zuständigen Redakteur (z. B. vom Mittwoch oder Freitag) direkt zu erreichen  – da die geplante Geschichte z. B. nie am Samstag oder Montag laufen würde. Soll es ein Kinofilm werden, bemüht man sich um Förderung. Doch auch diese Gremien sind mit Interessenvertretern besetzt, sodass auch hier nach ähnlichen Kriterien gefördert wird.

Um es kurz zu machen: Es war bisher sehr schwer, einen Film so zu drehen, wie man es selbst für richtig hielt. Aus Angst vor der Quote siegte zumeist das Mittel-maß. So wurden auch die spannendsten Ideen glatt gebügelt. Und irgendwie schwang immer das Gefühl mit, man müsse irgendwem dankbar sein. Nur wenigen ist es gelungen, aus diesem System auszubrechen.

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Das Netz verändert alles

Jetzt gibt es Alternativen! Es hat zwar länger gedauert, als viele von uns noch vor Jahren vermutet haben, doch nun ist es soweit. Das Netz verändert alles. Es gibt inzwischen Wege der Monetarisierung, und es gibt ruckelfreie Abspielplattformen – und zwar viele. Der Inhalt bzw. die Geschichte kommt zum Zuschauer und nicht mehr umgekehrt, und die Wirtschaft hat erkannt, dass es sich lohnt, in gute Ge-schichten zu investieren.

Es ist schon seltsam, wie im Fernsehen aufgrund der Gesetzeslage mit Product-Placement umgegangen werden muss. Wollen wir immer noch sämtliche Flaschen umdrehen, Autofelgen mit Fantasielogos bekleben und die Protagonisten eine blaue runde Cremedose mit der originellen Aufschrift „Niveau“ benutzen lassen? Das ist meiner Meinung nach ein veralteter Zuschauerschutz. Ich bin davon überzeugt, dass in gutem Product-Placement und intelligentem Content-Marketing ein ganz wichtiger Schlüssel zum Erfolg liegt, um eine neue Vielfalt in der fiktionalen Unter-haltung zu ermöglichen.

Werden Produkte, Themen oder Dienstleistungen sinnvoll und inhaltlich logisch in eine Geschichte integriert, so fällt dieses weder störend auf noch lenkt es von der Geschichte ab. Vielmehr entspricht es der optischen und empfundenen Wahrheit unseres Alltags. Auch glaube ich nicht, dass man dem Zuschauer hierdurch werbe-mäßig zu nahe tritt. Wir leben im Zeitalter der jederzeit verfügbaren Information, der Dauerbeschallung durch Bild und Ton. Trotzdem beherrschen Halb- und Unwahr-heiten unsere überforderte Wahrnehmung. Ist es da nicht wesentlich ehrlicher, Product-Placement sinnvoll in unsere Filme zu integrieren und damit die Freiheit und Kreativität des Geschichtenerzählens zurückzugewinnen?

Es ist ein großes Bedürfnis vieler Filmschaffender, ihre Geschichten auf ihre Weise erzählen zu können  – und nicht ein Schema bedienen zu müssen. Mit unserer Webserie „Der Lack ist ab“ sind wir nun einen für mich wichtigen Schritt in diese Richtung gegangen. Manuel Uhlitzsch hat an meine Idee und Vision geglaubt. Er hat eine Grundfinanzierung bereitgestellt und mir von diesem Moment an absolute gestalterische Freiheit gelassen. Gemeinsam mit Phantomfilm haben wir inzwischen zwei Staffeln gedreht, die dritte und vierte Staffel sind in Vorbereitung. Aus der Serie heraus ist eine Vodafone-Kampagne entstanden, wir haben einen Werbespot für Opel gedreht und eine langfristige Zusammenarbeit mit Opel, Vodafone und Obi erarbeitet. Ideen und Produkte sind (mit einer entsprechenden Ankündigung) in die Serie integriert, und kein Zuschauer fühlt sich überrumpelt, betrogen oder verführt  – sondern einfach nur gut unterhalten!

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ProgrammdiskursKonvergente Werbung. Akteure, Strategien, Konsequenzen

In den nächsten Jahren werden sich die Investitionen der Werbetreibenden aus dem Fernsehen immer mehr ins Netz verlagern. Wie wir in den letzten Wochen deutlich gesehen haben, bringt das natürlich auch Gefahren mit sich. Immer wieder wurden Spots unabsichtlich in einem irreführenden oder gar geschäftsschädigenden Umfeld platziert. Im Netz wimmelt es von dummen und ethisch verwerflichen Meinungen. Davor kann man sich nur schwer schützen. Doch wenn wir Werbung nicht mehr nur als lästige Unterbrechung sehen, sondern eine ganz neue Zusam-menarbeit mit der Werbewirtschaft beginnen, können wir gemeinsam neue Wege beschreiten.

Firmen können sich dergestalt an Unterhaltung beteiligen, dass sie die Geschichten vorantreiben, die zur Marke passen. Sie können in ihre Wahrnehmung oder ihr Image investieren, ohne die Geschichte zu überlagern oder sich in den Vordergrund zu drän-gen. Nur so werden sie vom Zuschauer akzeptiert. Abspielplattformen können in die firmeneigenen Webseiten integriert und Filme exklusiv dort abgespielt werden – wie wir es z. B. mit der 11. Folge der 2. Staffel von „Der Lack ist ab“ bei OBI getan haben. Da die Familie im Film umziehen will, spielt diese Episode in einem Baumarkt. Nach einer exklusiven Auswertung auf Obi. de wird die Folge integraler Bestandteil der Serie und auf allen Plattformen zu sehen sein, ohne aus dem Rahmen zu fallen.

Am meisten profitiert der Zuschauer

Wir arbeiten derzeit an mehreren Formaten, die gemeinsam mit Firmen entwickelt und finanziert werden. Der Zuschauer wird attraktive Filme zu sehen bekommen – wo und wann er will. Die Partnerfirmen entscheiden, in welchem Umfeld sie auf-treten. Wir Filmemacher können diese Geschichten dann so erzählen, wie wir möchten, ohne auf eine Sendeplatz und ein Programmschema angewiesen zu sein. Auf diese Weise wird eine ganz neue Filmlandschaft entstehen. Jeder kann konse-quent dafür eintreten, woran er glaubt. Es wird eine unendliche Vielfalt entstehen, und wir müssen nicht mehr das sehen, was einige wenige für das einzig Richtige halten. So können z. B. auch wieder mehr Genrefilme entstehen. Mut und Risiko werden belohnt  – und am meisten profitiert der Zuschauer!

Häufig haben wir uns gefragt, wieso es den Amerikanern so oft gelingt, heraus-ragende Fernsehserien zu entwickeln, wir aber einen deutschen Serienpiloten nach dem anderen in den Sand setzten oder fertig produzierte Serien im Keller vergam-meln lassen, ohne dem Zuschauer eine Chance zu geben, sie wirklich kennenzu lernen. Das lag und liegt natürlich auch an den vollkommen unterschiedlichen Finanzie-rungsmodellen  – und der Abhängigkeit der Sender von den Werbebuchungen im Umfeld der Formate.

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Das etablierte Bezahlfernsehen in den USA ermöglicht die unabhängige Entwicklung ganzer Serien, die auch nach den normalen Startschwierigkeiten weiter gesendet werden, ohne dass finanzielle Einbußen zu befürchten sind. Es liegt natürlich auch an uns Zuschauern, hier umzudenken und einzusehen, dass es sich sehr wohl lohnt, für gute Unterhaltung zu zahlen, um nicht das gucken zu müssen, was sich nahtlos an alles schon Erprobte anfügt. Sicher muss man sich auch über die Verteilung der Milliarden Euro Rundfunkgebühren Gedanken machen und hinterfragen, wem eigent-lich was –  und vor allem wofür  – zusteht. Doch das nur am Rande.

Wichtig ist, dass gute Geschichten und Ideen nun nicht mehr in der Warteschleife verharren und jahrelang auf wohlwollende Entscheidungen warten müssen. Ich bin sicher: Die neuen Möglichkeiten des Web und das Engagement der Wirtschaft, das sich durchaus auch zu einem modernen Mäzenatentum entwickeln kann, werden zum Motor attraktiver Unterhaltung.

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Die Zukunft des Fernsehens

Spartacus J. Olsson

Nichts hat sich geändert  – alles hat sich verändert!?

Vor 120 Jahren legten die Brüder Lumière in Paris den Grundstein für die Filmindus-trie. Damit schufen sie zugleich eine wesentliche Voraussetzung für die TV- und Online-Video-Branche. Hinsichtlich des Contents hat sich seither nicht viel verändert. Oder wie es im 19. Jahrhundert der französische Journalist Alphonse Karr formulierte: „Plus ca change, plus c’est la meme chose.“

Insbesondere Unterhaltung wie Slapstick-Comedy zählte –  neben Nachrichten, Dokumentationen und Dramen  – bereits zu Beginn der Filmgeschichte zu den beliebtesten Formaten. Komödien finden sich in neuen Interpretationen vielfach noch heute im TV und auf den Online-Video-Plattformen wieder, zum Beispiel als Videos über tollpatschige Katzen oder über tragisch-komische menschliche Miss-geschicke.

Stark geändert hat sich hingegen die Distribution der Inhalte: Wir haben mit Film-rollen in den Kinos begonnen. Wir lernten, Film über Funkwellen zu senden, und der Fachbegriff Fernsehen („Television“) wurde zum Synonym für seinen Inhalt. Die Verbreitungswege wurden über Kabel und Satellit optimiert, und schließlich wurde das Signal an Internet-Standards angepasst. Zuletzt haben wir das Fernsehen mobil gemacht, indem es auf Mobiltelefonen abgespielt werden kann. Doch unabhängig von der Technologie blieb Fernsehen, was es immer war: Bewegtbilder, die Unter-haltung, Nachrichten und Informationen vermitteln.

TV und Online-Video sind zwei Seiten der gleichen Medaille

Erfolgsfaktoren für TV-Programme sind Stars und klare Formate. Formate schaffen einen Wiedererkennungswert; Stars bieten Identifikationsmöglichkeiten, um eine Programmidentität zu entwickeln. Bewegte Bilder mit Ton lassen eine Realität entstehen, die sehr nahe an der wirklichen Erfahrung der Zuschauer ist, und sie transportieren sowohl Informationen als auch Emotionen sehr wirkungsvoll.

Zugehörigkeit  – Wir sehnen uns nach kollektiven Erfahrungen

Ebenso wenig haben sich die Motive geändert, aus denen heraus wir TV-Angebote konsumieren. Wir sehen fern, weil wir uns nach Zugehörigkeit sehnen und Teil einer Gemeinschaft sein wollen. Das Fernsehen wurde gewissermaßen zum kulturel-len  „Alleskleber“ unseres Gesellschaftssystems. Es beeinflusst unsere Meinungen,

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ProgrammdiskursKonvergente Werbung. Akteure, Strategien, Konsequenzen

unseren Geschmack und unseren Stil nachhaltiger als alle anderen Medien, und es trägt dazu bei, eine gemeinsame kulturelle Identität auszubilden.

Engagement  – Warum Bewegtbild das optimale Werbeumfeld ist

TV spricht uns als Individuen und als Kollektiv gleichermaßen an. Das Fernsehen erreicht Millionen, ja Milliarden von Menschen in kurzer Zeit. Jedem, der auf – öffent-liche wie individuelle – Meinungen oder Verhaltensweisen einwirken möchte, bietet TV eine geeignete Bühne. Aus diesem Grund ist das Fernsehen der Zukunft zugleich auch die Zukunft der Werbung. Und obwohl auf der inhalt lichen Seite vieles gleich bleibt, so verändern sich die Umstände, unter denen wir Fernsehen konsumieren, dramatisch. Produzenten, Rundfunkanstalten und Werbetreibende stehen deshalb jetzt vor neuen Herausforderungen, um ihre Zielgruppen zu erreichen.

Das Smartphone änderte alles

Mit dem Smartphone wird dieser Wandel weiter vorangetrieben. Inzwischen unter-liegt unser Medienkonsum keinerlei zeitlichen oder örtlichen Beschränkungen mehr. Jeder durchschnittliche Realschüler oder Gymnasiast hat heute einen Terminplan, der so vollgepackt und flexibel ist wie der eines Yuppies im Manhattan der 1980er-Jahre, der von Meeting zu Meeting eilte. Wir haben einen Computer in der Tasche, der über einen höheren Bandbreitenzugang verfügt als selbst die besten Hausan-schlüsse vor weniger als zehn Jahren. Social Media auf dem Handy ist eine Heraus-forderung für die in Jahrtausenden gewachsenen gesellschaftlichen Konventionen, nach denen wir bislang interagierten und Informationen austauschten.

Mit dem Smartphone hat das Publikum selbst die Kontrolle über seinen alltäglichen Medienkonsum übernommen. Der Austausch von TV-Erfahrungen findet nicht mehr nur im Wohnzimmer oder auf dem Schulhof statt. An jedem beliebigen Ort werden heute TV-Erlebnisse über Social Media geteilt und diskutiert.

Um erfolgreiche TV-Programme auf dem Markt zu etablieren, müssen Produzenten nun binnen Kurzem begreifen, wie soziale Interaktion in der „Millennium-Generation“ funktioniert. Sie müssen gleichsam „Fangen spielen“ mit Jugendlichen, die mit ihren Daumen schneller auf dem Smartphone tippen als eine ausgebildete Sekretärin mit allen zehn Fingern auf der Schreibmaschine.

Wahlfreiheit

Die theoretischen Grenzen, wie viele Kanäle, Formate und Programme wir unseren Zuschauern bieten können, sind verschwunden. Und diese Zuschauer können selbst entscheiden, was sie wann und wo ansehen wollen. Darin liegt einerseits eine große Chance für Nischenprogramme. Andererseits wachsen die Herausforderungen, genügend Zuschauer zu erreichen, um die Programmerstellung zu refinanzieren.

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Messbarkeit

Der Erfolg des Fernsehens basierte auch darauf, dass sich die Wirkung des Programms auf die Zuschauer messen und damit Werbung gewinnbringend verkaufen ließ. In der Vergangenheit wurde dieser Bedarf mit ineffizienter und ungenauer Marktfor-schung teuer erkauft. Im Vergleich dazu können Internet-Medien diese Effekte mit einer zuvor unvorstellbaren Präzision messen und eine schier unglaubliche Daten-menge über Zuschauer und Programme erzeugen. Das bietet völlig neue Möglich-keiten, um zu analysieren, zu steuern und zu bewerten – sowohl für die Programm-gestaltung selbst als auch für die Platzierung von Werbung.

Wir müssen erst noch lernen, diese ungeheuren Mengen an Detaildaten zu nutzen, ohne dabei das Gesamtbild aus den Augen zu verlieren  – eine Herausforderung, mit der E-Commerce-Unternehmen in den letzten 20  Jahren immer besser umzu-gehen gelernt haben. TV ist letztlich in der so genannten New Economy angekom-men.

Überraschenderweise jedoch wird der digitale Werbemarkt bisher weitgehend durch die überkommenen Transformationsprozesse der Print-Welt geprägt. Online-Anzei-gen sind hochgradig durch Targeting bestimmt; es werden sehr gezielte, relativ geringe Volumen –  häufig Performance-basiert  – zu niedrigen Tausender-Kontakt-preisen ausgespielt.

Auf der anderen Seite behält das Fernsehen auch in der fragmentierten Online-Welt das Potenzial, breite Massen über enge demografische Grenzen hinweg zu erreichen. Dies ist für die Werbewirtschaft von hohem Wert, erfordert aber auch höhere In-vestitionen in massentauglichen Content. Der Erhalt des spezifischen Wettbewerbs-vorteils von TV hängt also wesentlich davon ab, dass Produzenten und Distributoren ihr Programm refinanzieren können. Dies wird nur möglich sein, wenn Programm-macher und Werbetreibende die großen TV-Budgets im gleichen Maße auf Online-Produktionen verlagern, wie sich ihre Zuschauerzahlen vom Rundfunk auf Online-Medien verlagern. Denn letztlich werden alle Distributions-Technologien zu einer Technologie verschmelzen. Am Ende der digitalen Transformation wird TV nur noch online sein.

Die digitale Transformation der drei TV-Säulen

Parallel zur Transformation von Rundfunk- auf Internet-Technologien verändert sich die Wettbewerbssituation, in der TV-Inhalte stehen. Zu unterscheiden sind dabei drei Säulen des Konsums von TV-Content, welche in verschiedenem Maße von der digitalen Transformation betroffen sind.

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ProgrammdiskursKonvergente Werbung. Akteure, Strategien, Konsequenzen

Die erste Säule bilden die klassischen Live-Unterhaltungsangebote und Echtzeit-Events, die von starken Werbepartnern und Sponsoren refinanziert werden. Heute treten deren Rechteinhaber wie die NBA, FIFA oder das IOC mit dem klassischen Fernsehen in Konkurrenz. Sie haben bereits damit begonnen, die Kontrolle über ihre eigene Produktion, den Vertrieb und den Verkauf von Werbung zu übernehmen. Sie über-tragen Live-Events eigenständig über IP-Technologie, Satellit und Kabel und unter Umgehung der klassischen TV-Gatekeeper. Für die heutigen Sender schwindet so eine der wichtigsten Möglichkeiten, ihr Publikum zu binden und Wettbewerbsvor-teile zu erzielen.

Für die Zuschauer hingegen ist diese Entwicklung mit einem besseren Zugang zu Echtzeit-Events verbunden. Denn im Grunde genommen ist ein einziger Broadcast-Stream ungeeignet, um beispielsweise die unzähligen parallel stattfindenden Wett-kämpfe der Olympischen Spiele abzudecken. Zugleich ist dies ein perfektes Beispiel dafür, wie Fragmentierung dennoch einen Massenmedien-Ansatz unterstützen kann. Live-Online-Events können also weiterhin eine große Chance darstellen, um breite Bevölkerungsschichten mit großen Sponsoring- und Werbekampagnenbudgets zu erreichen, zumal die neue Programmvielfalt Hauptsponsoren neue Möglichkeiten zur Content-Integration eröffnet.

Die zweite Säule bildet der Long Format Quality Content, dessen Konsum sich ge-genwärtig zunehmend auf Pay-per-View- und Abonnement-Modelle verlagert. Viele TV-Zuschauer möchten Sendungen ohne mehrfache Werbeunterbrechungen genie-ßen. Im Falle von qualitativ hochwertigen Inhalten mittlerer und langer Formate sind sie bereit, für das Privileg eines On-Demand-Programms ohne Direktwerbung zu zahlen. Internet-Dienste auf Abonnement- und Pay-per-View-Basis schaffen eine praktikable Möglichkeit, den werbefinanzierten Rundfunk teilweise zu ersetzen. Damit entfällt ein Werbeumfeld, das heute eine der wichtigsten Einnahmequellen der privaten TV-Anbieter darstellt, namentlich Serien, Sitcoms und Kino-Filme. Rundfunkanbieter, die sich allein auf einen Broadcast-Stream stützen, werden künf-tig kaum mehr in der Lage sein, die Ausstrahlung qualitativ hochwertiger mittlerer bis langer Formate allein durch Werbeunterbrechungen zu refinanzieren.

Werbetreibende werden auf der anderen Seite nach neuen Wegen suchen müssen, um ihre Zielgruppen auch weiterhin zu erreichen.

Die dritte Säule des Fernsehens der Zukunft bildet Short Format Content. Infotain-ment, Edutainment und Entertainment bieten ein großes interaktives Potenzial für interaktive Werbung – komprimiert, gefällig, alternativ, differenziert und individua-lisiert.

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ProgrammdiskursKonvergente Werbung. Akteure, Strategien, Konsequenzen

Dies ist das Fernsehen für das aktuelle Online-TV-Publikum mit einem Durchschnitts-alter von 19 Jahren – wie geschaffen zum Konsum unterwegs zwischen Pflicht- und Freizeitterminen, an jedem beliebigen Ort. Die durchschnittliche tägliche Dauer des mobilen TV-Konsums übersteigt die des stationären Fernsehens. Man könnte er-warten, dass dies auch eine neue Form des Contents hervorbringt. Dies geschieht allerdings nicht.

Noch kurz nach der Jahrtausendwende war Broadcast-TV voller Lifestyle-Content, der sich an das Lebensgefühl von Jugendlichen wandte: Musikvideos, Infotainment mit kurzen Sketchen usw. – ein Programm für genau jene Zielgruppen, die als erste online gingen. Dort nutzten sie zunächst die leicht verfügbaren Piraterie-Plattformen wie piratebay, Kaaza, kino. to und andere Peer-to-Peer-Angebote.

Als um 2007 herum Digitalkameras sowie Videoproduktions- und -bearbeitungstech-nik immer erschwinglicher wurden, übernahm es die junge Generation schließlich selbst, die Nachfrage nach Short Format Content zu bedienen. Zu diesem Zeitpunkt begann der Aufstieg der heutigen Online-Video-Stars, einer neuen Medien-Prominenz, von der zunächst kaum jemand im Alter von über 20  Jahren Notiz nahm.

Um 2009 entstand aus dieser Szene eine neue Form von Medienunternehmen, die eine Monetarisierung der bei niedrigen Kosten produzierten Inhalte mittels Distri-bution über kostenlos verfügbare legale Online-Plattformen wie Youtube, Daily-motion oder Vimeo anstrebte. Mediakraft ist eines jener Unternehmen. Als das enorme Potenzial dieses neuen Online-Video-Markts erkennbar wurde, investierten in der Folge auch TV-Konzerne Millionenbeträge in die Akquisition von Know-how und Künstlern, um zumindest auf diesem wichtigen Wettbewerbsfeld bestehen zu können.

Heute erreicht Online-Video das junge Publikum bereits umfassender als das Massen-medium Fernsehen. Auch wenn die Branche sich immer noch strecken muss, um die Honigtöpfe der TV-Werbebudgets zu erreichen, vervielfachen sich inzwischen die Werbeeinnahmen. Laut Schätzungen einiger Analysten werden die Werbeaus-gaben für Online-TV 2021 das klassische Broadcast-TV übertreffen.

Einige Jahre lang verbarg sich die Zukunft des Fernsehens in Online-Video-Clips, deren steigende On-Demand-Videoabrufe die einstigen Platzhirsche aufrüttelte. TV ist in seiner Zukunft angekommen  – und dies ist eine Zukunft, die weniger struk-turiert, interaktiver und um vieles messbarer ist. Es ist eine umfassende Macht-übernahme der Zuschauer, die zu ihrem eigenen Programmdirektor werden.

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ProgrammdiskursKonvergente Werbung. Akteure, Strategien, Konsequenzen

TV-Produzenten können und müssen in dieser neuen Welt schneller auf die Bedürf-nisse der Zielgruppen reagieren, um sich das Wohlwollen ihrer Werbekunden zu erhalten. Werbetreibenden wiederum bietet sich eine bisher unbekannte Gelegen-heit, mit ihren Kunden in Dialog zu treten.

Die Zukunft des Fernsehens ist online, mobil, interaktiv und sozialer als je zuvor. Es wird nicht lange dauern, bis wir auch den Unterschied zwischen TV und dem, was wir heute als Social Media bezeichnen, nicht mehr erkennen werden.

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ProgrammdiskursKonvergente Werbung. Akteure, Strategien, Konsequenzen

„Das ist schon perfide.“ – Zur Wirksamkeit von Product-Placement bei Youtube und zum großen Verführungspotenzial dieser Werbeform

Holger Geißler im Gespräch mit Juliane Paperlein

Immer mehr Unternehmen sammeln Erfahrungen mit Product-Placement bei Youtube-Stars. Was macht diese Werbeform für die Kunden so interessant?

Holger Geißler: Es sind zwei Aspekte: Zum einen lassen sich über Youtube hoch spannende Zielgruppen erreichen. Die 10- bis 17/18-Jährigen verbringen viel Zeit mit dem Medium. Im Moment dürfte es kaum einen besseren Kanal geben, um sie zu erreichen. Zweitens haben die Youtuber bei den Jugendlichen Starstatus. Sie gelten als Vorbilder, als „Role Models“. Was sie machen, ist cool. In dieser Altersgruppe wären alternativ Fußballer wie Thomas Müller oder erfolgreiche Popstars gute Protagonisten. Die Zusammenarbeit mit den Youtubern ist für die Unternehmen je-doch günstiger, und es gibt mehr Möglichkeiten. Der größte Vorteil eines Youtuber-Videos ist allerdings, dass es im Vergleich zum TV-Spot eine viel größere Glaubwür-digkeit hat. Die Jugendlichen fallen, böse gesagt, einfach darauf rein.

Sie meinen, dass die Jungen und Mädchen nicht erkennen, dass es sich eigentlich um Werbung handelt?

Geißler: Genau. Das meiste Product-Placement in den Youtuber-Videos kommt als Content daher und eben nicht als Werbung. Deshalb funktioniert es im Moment auch so perfekt. In Zeitschriften gibt es auch Anzeigen, die aussehen, als seien sie von der Redaktion geschrieben. Nur das Wort „Anzeige“ am Rand weist darauf hin, dass eine werbliche Absicht dahintersteckt. In gewisser Weise kommen viele You-tuber-Videos in der Anmutung wie gefakte redaktionelle Beiträge rüber.

Ein Beispiel dafür sind die „Hauls“, bei denen Stars wie Dagi Bee und Bibi zeigen, welche Produkte sie gerade eingekauft haben und diese dann auch präsentieren. Das ist doch schon sehr offensiv mit werblicher Absicht.

Geißler: Das sehen wir vielleicht so. Aber von der jungen Zielgruppe werden diese „Hauls“ nicht als Werbung wahrgenommen. Das ist umso bemerkenswerter, als dass junge Menschen sich im Vergleich zu älteren durchaus werbekritischer dar-stellen. Youtuber-Videos nehmen sie aber nicht als Werbung wahr. Mit meinem Sohn hatte ich nach dem Kauf seiner X-Box eine lange Auseinandersetzung darüber. Und ich konnte ihm nicht klarmachen, dass er einer verdeckten Werbung aufgeses-sen ist, weil er seit Monaten Videos von „Let’s Playern“ schaut. Die Jugendlichen

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ProgrammdiskursKonvergente Werbung. Akteure, Strategien, Konsequenzen

kommen gar nicht auf die Idee, dass dafür im Hintergrund Geld fließen könnte. Ihre Wahrnehmung ist: Vor dem Video läuft Werbung, die kann nach fünf Sekunden geskippt werden, und wenn die Werbung vorbei ist, beginnt der Content, die werbefreie Welt. Das ist perfide und erklärt auch die hohe Glaubwürdigkeit. Dabei bleibt man eigentlich mittendrin im Werbefilm.

Joko und Klaas könnten sich das bei ProSieben nicht leisten. Warum fallen die Place-ments den Usern denn so wenig auf?

Geißler: Das liegt daran, dass viele Youtuber-Stars eigentlich gar nichts anderes machen als vorher. Im Beauty-, Mode- und Lifestyle-Bereich zum Beispiel haben die Youtuberinnen schon immer über Produkte berichtet. Der große Unterschied ist, dass sie jetzt Geld dafür oder die Produkte kostenlos zugesandt bekommen. Deshalb verlieren sie auch nicht ihre Authentizität. Sie haben sich nicht verändert; nur werden sie für das, was sie tun, nun auch noch bezahlt. Dadurch, dass die Jugend-lichen ihnen vertrauen und folgen, gehen sie davon aus, dass das, was der Youtuber macht, auch richtig ist. Deshalb kann er sich so viel erlauben. Darin liegt ein großes Verführungspotenzial. Wenn man sich wochenlang ansieht, was die neue X-Box alles kann, will man sie eben irgendwann auch haben.

Die Youtuber bewegen sich aber nicht im rechtsfreien Raum. Eigentlich gelten auch für sie Regeln, und sie müssten die Placements kenntlich machen. Das passiert aber eher selten, oder?

Geißler: Ja. Eine klare Kennzeichnung ist auch eine meiner vordringlichsten Forde-rungen. Machen die Youtuber es formell richtig, müsste bei den Videos stehen „unterstützt durch Produktplatzierungen“. Aber wenn überhaupt, sind es meist nur schwache Hinweise, die man leicht überlesen kann. Das finde ich grenzwertig, denn die Youtuber-Stars gaukeln ihren Fans vor, dass sie Menschen wie du und ich sind. Woher das Geld für die Produkte kommt, wird gar nicht hinterfragt. Schwierig wird es mit der Kennzeichnung und Unterscheidung auch dadurch, dass es immer noch Youtuber gibt, die nicht mit der Industrie zusammenarbeiten und trotzdem Produkte zeigen.

Aber würden die Youtuber mit einer klaren Kennzeichnung nicht ihren höchsten Trumpf aus der Hand geben – nämlich, dass die Jugendlichen glauben, es handele sich einfach nur um Empfehlungen?

Geißler: So sehe ich das nicht. Man muss ja nicht gleich seinen Kontostand veröf-fentlichen. Was spricht denn dagegen, der Community zu sagen: Ich habe einen 200-Euro-Einkaufsgutschein von Ikea bekommen, mit dem war ich shoppen und habe mir folgende Sachen ausgesucht? Oder: Dafür, dass ich die Sachen erwähne, bekomme ich auch noch Geld.

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ProgrammdiskursKonvergente Werbung. Akteure, Strategien, Konsequenzen

Ihr zweiter Vorschlag würde die Glaubwürdigkeit schon massiv gefährden.

Geißler: Natürlich würde das einigen die Augen öffnen. Die Gefahr, dass die Begeis-terung nachließe, wäre da. Aber andernfalls werden die Jugendlichen sonst noch mehr im wahrsten Sinne des Wortes „ent-täuscht“, wenn sie älter werden und das reflektieren. Für mich ist es seltsam, wenn sich Youtuber diese Intransparenz zunutze machen, denn sie leben ja von der Glaubwürdigkeit. Das ist auch eine moralisch-ethische Frage. Für die Industrie ist diese Intransparenz dagegen völlig in Ordnung. Die Unternehmen wollen einfach nur wirksame Kampagnen schalten und buchen ja auch bezahlte Werbung. Sie müssen sehen, wie sie jüngere Zielgruppen heute erreichen, weil dies über andere Medien wie das lineare Fernsehen immer schwie-riger wird.

Bei den Youtuber-Placements haben die Werbetreibenden jedoch viel weniger Einfluss auf den Content und die Art, wie ihr Produkt inszeniert wird, als bei Placements im Fernsehen und Kino. Sind damit nicht auch eine Menge Risiken verbunden?

Geißler: Ja. Und auch dabei geht es oft um Glaubwürdigkeit. Zum Beispiel bei der Zusammenarbeit der Techniker Krankenkasse mit Le Floid, der Testimonial im Wer-bespot war. Er hat seinen eigenen Spot auf Youtube verarscht, weil der Gegenwind aus der Community so hoch war. Die Werbewirkung des TK-Spots dürfte dann zumindest unter seinen Followern dahin sein. Wenn ihre Glaubwürdigkeit bei den Fans infrage steht, fangen Youtuber an, unprofessionell oder irrational zu werden – zumindest, wenn man es von außen betrachtet. Aus ihrer Sicht ist das natürlich verständlich, weil sie die Authentizität zurückgewinnen wollen, von der sie leben. Youtuber lassen sich schlecht beeinflussen. Das ist mit einem klassischen Testimo-nial wie Thomas Müller wahrscheinlich deutlich einfacher.

Solche Risiken sind ja kaum zu beschränken. Was können die Unternehmen tun, um sich abzusichern?

Geißler: Wozu gibt es Verträge? Allerdings bin ich mir nicht sicher, ob die Youtuber sich darauf einlassen, sich vertraglich vorschreiben zu lassen, was sie sagen dürfen und was nicht. Wichtiger wäre daher eher, nicht nur auf die Reichweite zu achten, sondern auch darauf, ob der Youtuber mit dem Produkt wirklich etwas anfangen kann. Wenn man Zweifel hat, sollte man es lieber lassen, denn nur wenn der Youtuber dahinter steht, kann und wird er das Produkt glaubwürdig präsentieren. Idealerweise kann man auch frühzeitig mit ihm reden, wie das Format oder der Clip aussehen könnte. Da ergeben sich tolle Chancen.

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ProgrammdiskursKonvergente Werbung. Akteure, Strategien, Konsequenzen

Färbt das Image der Youtuber immer nur positiv ab?

Geißler: Es gibt immer die Gefahr, dass die positiven, aber auch die negativen Effekte auf eine Marke abfärben können. Wir haben ein Placement von Coca-Cola bei Y-Titty und eines von Lindt bei iBlali untersucht. Dabei kam unter anderem heraus, dass die Marke Lindt nach dem Placement weniger sympathisch und modern wahrge-nommen wurde als vorher. iBlali ist ein extremer Typ, und es ist ein langes Video, in dem Lindt nur kurz auftaucht. Man sieht, dass diese Extremität an ein paar Stellen negativ abstrahlt. Und dann hat man nichts gewonnen. Bei Coca-Cola war es so, dass die Marke zwar jünger erlebt wird, aber auch weniger sympathisch bewertet wird.

Sie sagen, Reichweite ist nicht alles. Vergleicht man die Reichweite von Youtuber-Videos, dann bleibt diese deutlich hinter TV zurück. Macht es dann überhaupt Sinn, diesen mitunter riskanten Weg einzuschlagen?

Geißler: Man darf bei der Bewertung nicht vergessen, dass die meisten Youtuber-Videos viel intensiver wahrgenommen werden als das, was im Fernsehen läuft. Beim Fernsehen spielt die Second-Screen-Nutzung in der Zielgruppe eine immer größere Rolle. Für die junge Zielgruppe ist aber das Smartphone der Kanal der Wahl, das gilt auch für die Nutzung von Bewegtbild. In dem Moment, wo sie die Videos ansehen, haben sie keine Verbindung mit What’s App und telefonieren nicht. Sie liegen auf dem Bett und schauen Videos an, wie wir früher ein Buch gelesen haben. Das führt dazu, dass der Clip sehr aufmerksam wahrgenommen wird. Das hat man beim Fernsehen in dieser Zielgruppe in der Regel nicht. Entsprechend intensiver ist auch die Werbewirkung. Meine Vermutung ist, dass der Effekt auf das Kaufverhal-ten deshalb sehr viel stärker sein müsste.

Werden sich die Jugendlichen wieder anderen Medienkanälen zuwenden, wenn sie älter werden?

Geißler: Ich glaube nicht, dass sie noch einmal das Medium wechseln, sich also vom Online-Bewegtbild abwenden, um Zeitschriften zu lesen oder ausschließlich linear fernzusehen. Aber es wird spannend, ob sie dann auch noch Youtuber-Videos sehen oder Online-Bewegtbild anders konsumieren. Ich kann mir nicht vorstellen, dass mein Sohn mit 20 noch Gronkh-Videos sieht oder meine Tochter Dagi Bee, die ihre Einkäufe präsentiert. Irgendwann braucht man keine „Role Models“ mehr. Andererseits gibt es auch 60-jährige Männer, die zu 70-jährigen Musikern ins Konzert gehen, um die Stars ihrer Jugend zu hören. Jede Jugend pickt sich ihren Trend heraus. In fünf Jahren ist vielleicht schon etwas völlig anderes hip, und die Werbetreibenden müssen neue Wege suchen, um ihre Klientel zu erreichen.

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ProgrammdiskursKonvergente Werbung. Akteure, Strategien, Konsequenzen

Was wird dann aus Youtube?

Geißler: Ich denke, es wird immer Youtuber geben, aber es wird auch immer wieder frisches Blut brauchen, sprich: neue Gesichter.

Und was machen die Stars von heute in der Zukunft?

Geißler: Das wird spannend sein zu sehen: Wie altert eine Dagi Bee oder ein Le Floid? Im Moment flirten viele Youtuber-Stars mit dem linearen Fernsehen. Vielleicht bekommen sie eine eigene Show. Aber gegenwärtig fehlt noch der klare Karriereplan für Youtuber.

Generell sind die Menschen Werbung gegenüber sehr abgestumpft. Haben wir uns nicht vielleicht alle schon so sehr an Werbung gewöhnt, dass es gar nicht mehr so schlimm ist, wenn Content und Werbung sich immer weiter vermischen?

Geißler: Das ist fast schon eine philosophische Frage, auf die ich auch keine Antwort habe. Haben wir als Eltern damit ein Problem, dass unsere Kinder extrem viel Werbung sehen? Ich bin mir nicht sicher, ob Youtube nun schlechter oder besser ist als Reality-TV oder Serien im KI.KA. Oder für Erwachsene: Ist es schlimm, dass es im öffentlich-rechtlichen Fernsehen mit dem „Markencheck“ der ARD mittlerweile Formate gibt, in denen nur über Produkte und Marken geredet wird? Das liegt im Trend der Zeit, und letztlich funktioniert das bei Tests der Stiftung Warentest auch nicht anders. Auch dort sagt am Ende das Testergebnis: Dieses Produkt ist gut und dieses schlecht. Und daraus wird dann eine Geschichte. Haben wir also ein Problem damit, wenn aus Produkten redaktioneller Content wird? Ich kann das nicht beant-worten.

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Qualität im privaten Rundfunk

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ProgrammdiskursBarrierefreiheit im privaten Fernsehen

Barrierefreiheit im privaten Fernsehen

Wo stehen wir?

Cornelia Holsten und Dörte Hein

Barrierefreiheit in einem umfassenden Sinne bedeutet Zugang – ohne fremde Hilfe, ohne besondere Erschwernis. Barrierefreiheit bedeutet zugleich uneingeschränkte Nutzungschancen bezogen auf alle gestalteten Lebensbereiche.1 Zu den gestalteten Lebensbereichen zählen auch Medien und ihre Angebote. Und bei der Nutzung von Medienangeboten sind Menschen mit Behinderungen – aber auch Senioren – noch immer mit Barrieren konfrontiert, die einem gleichberechtigten Medienumgang teils erheblich im Wege stehen.

Die Medienanstalten als Aufsichts- und Regulierungsinstanzen über den privaten Rundfunk schauen beim Thema Barrierefreiheit genau hin, und das schon seit längerer Zeit: Wie sich die Anteile untertitelter Sendungen im Privatfernsehen entwickeln und was zukünftig prioritär auf der Agenda der Fernsehveranstalter steht, haben wir 2015 bereits zum dritten Mal erhoben.2 Die beiden großen privaten Senderfamilien – Mediengruppe RTL und ProSiebenSat.1 Media SE3 – haben anhand eines Fragebogens in einem dreimonatigen Zeitraum erneut erfasst, an welchen Tagen welche Anteile der Sendeminuten untertitelt wurden, und zwar aufgeschlüs-selt nach einfachen und speziell für hörbeeinträchtigte Nutzer erstellten Untertiteln.4 Wo also stehen wir heute? Was hat sich im Vergleich zur letzten Erhebung getan? Und was ist in Planung?

1 Vgl. dazu § 4 des seit 2002 geltenden Behindertengleichstellungsgesetzes (BGG). Im Januar  2016 verab-schiedete das Bundeskabinett einen Gesetzentwurf zur Weiterentwicklung des BGG, vgl. www.bmas. de [16. 03. 2016].

2 Zur Vorjahreserhebung vgl. HOLSTEN, CORNELIA/ DÖRTE HEIN (2015): Barrierefreiheit im privaten Fern-sehen. Statusmeldung und Ausblick. In: Programmbericht der Medienanstalten 2014, S. 211–217.

3 Analog zu den Texten im Kapitel Programmforschung werden im Folgenden die Begriffe RTL-Medien-gruppe und ProSiebenSat.1-Mediengruppe verwendet.

4 Die Aussagen im Folgenden beziehen sich immer auf den Erhebungszeitraum vom 15. September bis 15. Dezember 2015. Daher können Daten mit Bezug auf das jeweilige Gesamtjahr entsprechend abweichen.

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ProgrammdiskursBarrierefreiheit im privaten Fernsehen

Ergebnisse des Monitorings bei der RTL-MediengruppeDie RTL-Mediengruppe hat über alle Programme hinweg verlässlich jeden Tag min-destens eine untertitelte Sendung angeboten, an den meisten Tagen war es mehr als eine Sendung. Dies war beim letzten Monitoring noch nicht der Fall. Welches Bild zeigt sich im Blick auf die einzelnen Programme der Senderfamilie?

RTL als der reichweitenstärkste Sender dieser Gruppe hatte Sendungen mit HoH-Untertiteln5 regelmäßig am Dienstag und Samstag im Programm, im Erhebungs-zeitraum darüber hinaus zusätzlich an zwei Donnerstagen und einem Freitag. Das macht über alle Tage hinweg durchschnittlich knapp 4  Prozent der Sendeminuten aus. Im abgefragten Zeitraum wurden in der Prime Time insgesamt 48 Sendungen mit HoH-Untertiteln angeboten. Sendungen mit einfachen Untertiteln waren regel-mäßig sonntags im Programm. RTL verwendete damit erstmals sUT, sie machten rund 44 Prozent der untertitelten Programmflächen aus. Bei VOX wurden regel mäßig freitags Sendungen mit sUT ausgestrahlt; nach Angaben der Sendergruppe sei zudem die HoH-Untertitelung einer Sendung am Mittwochabend geplant. Wie bei RTL sind auch bei VOX erstmals (in geringem Maße) die den speziellen Bedürfnissen hör-beeinträchtigter Menschen entsprechenden Untertitel vorhanden – durchschnittlich bei knapp über 1 Prozent der Sendeminuten. Im dreimonatigen Erhebungszeitraum wurden in der Prime Time insgesamt 24 Sendungen mit HoH-Untertiteln angeboten. Darüber hinaus gab es 58 Sendungen mit einfachen Untertiteln in der Prime Time.

Im Gegensatz zum zweiten Monitoring 2014 waren im Programm von Super RTL keine Sendungen mehr mit speziellen Untertiteln für Hörgeschädigte zu finden. Auf wechselnden Programmplätzen wurden aber Sendungen mit einfachen Untertiteln gezeigt. RTL  II hatte im Zeitraum des vorhergehenden Monitorings keine barriere-freien Angebote im Programm. Der Sender verwies jedoch darauf, dass das Thema künftig aufgegriffen und man mit der Ausstrahlung untertitelter Sendungen begin-nen werde. Diese Ankündigung wurde eingehalten: RTL  II strahlte im Durchschnitt über alle Erhebungstage hinweg knapp 7  Prozent der Sendungen mit speziellen Untertiteln für Hörgeschädigte auf wechselnden Sendeplätzen aus (Serienprogram-mierungen). Um die Versorgung mit untertitelten Programmen kontinuierlich zu verbessern, verhandelt RTL  II nach eigenen Angaben mit den Lizenzgebern. Zudem beauftrage man zunehmend selbst die Erstellung von Gehörlosenuntertiteln ins-besondere für Serien und die Erstausstrahlungen von Filmen. Auf RTL Nitro waren HoH-Untertitel regelmäßig montags im Programm, durchschnittlich macht das knapp unter 1 Prozent der Sendeminuten aus. Die Live-Untertitelung für Sportüber-tragungen sei in Planung. Auf den digitalen Spartenkanälen RTL Living und Geo

5 Die speziell für Zuschauer mit Hörbeeinträchtigungen entwickelten Untertitel werden im Folgenden auch in der Kurzform sUT sowie HoH (Hard of Hearing) verwendet.

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ProgrammdiskursBarrierefreiheit im privaten Fernsehen

schließlich gab es keine Sendungen mit speziellen Untertiteln, und diese seien auch nicht geplant. Einfache Untertitelungen gab es auf wechselnden Sendeplätzen im Erhebungszeitraum insgesamt viermal.

Mit speziellen Untertiteln für Hörgeschädigte waren demnach in der RTL-Medien-gruppe insgesamt Sendungen am Dienstag und Samstag (RTL), am Freitag (VOX) und am Montag (RTL Nitro) versehen. Einfach untertitelt lagen darüber hinaus regel-mäßig Programmflächen am Sonntag (RTL) sowie am Mittwoch und Donnerstag (VOX) vor. Die Anzahl der untertitelten Programmstunden wurde damit im Vergleich zur letzten Erhebung deutlich gesteigert. Nach Angaben der RTL-Mediengruppe beträgt die Steigerungsrate über 150 Prozent im Vergleich zum Vorjahr; im Jahres-durchschnitt würden über alle TV-Sender der Gruppe täglich ca. vier Stunden unter-titeltes Programm angeboten.6 Hinzu kommen ausgewählte TV-Highlights, die ebenfalls mit sUT ausgestrahlt werden. Neben großen Sport-Events wurden auch Showreihen wie „Let’s Dance“ und „Das Supertalent“ live untertitelt. Über alle Tage hinweg wurden im Durchschnitt knapp 2  Prozent der Sendungen in Programmen der RTL-Mediengruppe mit speziellen Untertiteln für Hörgeschädigte angeboten.

Erstmals wurde im Rahmen des dritten Monitorings abgefragt, inwieweit sich die Darstellung von Untertiteln an bestimmten Standards orientiert. Als Standards werden DVB, Schriftgröße, Platzierung sowie Einblendungsdauer angegeben. Audio-deskription ist ebenso wie Gebärdendolmetschung in den Programmen der RTL-Mediengruppe nicht vorhanden und auch weiterhin nicht in Planung. Im Rahmen des zweiten Monitorings war erstmals erhoben worden, ob und inwieweit Menschen mit Behinderungen in den Produktionsprozess eingebunden würden. Während die RTL-Mediengruppe im letzten Jahr angab, dass dies nicht der Fall sei, wird in diesem Jahr darauf verwiesen, dass Menschen mit Behinderungen teilweise in Shows und Casting-Showreihen integriert würden. RTL Television/infoNetwork binde Menschen mit Behinderungen dort in Produktionsprozesse ein, wo es sinnvoll erscheine. So sei z. B. das Format „Das Jenke-Experiment: Leben mit Handicap“ mit Beratung von Menschen mit Behinderungen entstanden.

Mit Blick auf künftige Planungen und Perspektiven soll das derzeit erreichte Stadium gehalten und wenn möglich weiter ausgebaut werden – und dies sowohl bezogen auf die Quantität insgesamt als auch auf den Anteil an HoH-Untertiteln. Auch die Live-Untertitelung großer Live-Show-Events soll weiter verfolgt werden. Zudem wäre u. U. die Untertitelung weiterer Sportarten (neben Fußball) vorstellbar. Daneben

6 Die Anteile bei RTL hätten sich entsprechend um 40  Prozent gesteigert, bei VOX um über 100  Prozent und bei Super RTL um 56  Prozent. Diese Angaben beziehen sich auf einfache und spezielle Untertitel zusam-mengenommen.

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ProgrammdiskursBarrierefreiheit im privaten Fernsehen

sollen auch Qualitätsaspekte der Untertitelung eine Rolle spielen. Ebenso werde daran gearbeitet, den Zeitverzug bei der Live-Untertitelung zu verkleinern.

Ergebnisse des Monitorings bei der ProSiebenSat.1-MediengruppeIn den Programmen der ProSiebenSat.1-Mediengruppe werden in der Prime Time täglich – häufig mehrere – Sendungen mit speziellen Untertiteln für Hörgeschädigte ausgestrahlt. Mit Blick auf die einzelnen Sender lässt sich für den diesjährigen Er-hebungszeitraum Folgendes festhalten:

Die regelmäßig untertitelten Programmflächen auf ProSieben in der Hauptsendezeit verteilen sich wie im Vorjahr auf vier feste Sendetermine: Neben Spielfilmen am Sonntag und Freitag werden US-Serien am Dienstag und Mittwoch mit speziellen Untertiteln für gehörlose Zuschauer ausgestrahlt. Je nach aktueller Programmierung seien darüber hinaus auch donnerstags oder samstags untertitelte Spielfilme im Programm. Erstmals wurde im Frühjahr 2015 auch eine Show („Germany’s Next Topmodel“) untertitelt. Das Angebot an untertitelten Sendungen wurde im Vergleich zum letzten Erhebungszeitraum ausgebaut. ProSieben ist damit weiterhin der Sender mit dem höchsten Anteil an Gehörlosenuntertiteln im Privatfernsehen. Im abge-fragten dreimonatigen Zeitraum wurden nahezu täglich untertitelte Sendungen angeboten; dies macht einen Anteil von knapp über 13 Prozent am Gesamtprogramm aus – im Vergleich zu knapp unter 8 Prozent bei der letzten Erhebung. Im Programm von Sat.1 sind regelmäßig an vier festen Sendeterminen untertitelte Angebote zu empfangen: Neben dem Spielfilm am Dienstag werden US-Serien donnerstags und Spielfilme zur Hauptsendezeit am Samstag sowie am Sonntagvormittag mit spe-ziellen Untertiteln für gehörlose Zuschauer ausgestrahlt. Gegenüber der Vorjahres-erhebung ging die Anzahl untertitelter Sendungen leicht zurück, was mit der Pro-grammierung von Shows an mehreren Terminen am Mittwochabend sowie aktuell keiner Programmierung deutscher Serien am Montagabend erklärt wird. Im Durch-schnitt aller Tage des Zeitraums von Mitte September bis Mitte Dezember  2015 waren knapp 6 Prozent des gesamten Programms mit Untertiteln für Hörgeschädigte versehen.

Auf ProSieben MAXX werden bei Verfügbarkeit eines untertitelten Spielfilms am Dienstag- und Sonntagabend Gehörlosenuntertitel ausgestrahlt. Im aktuellen Er-hebungszeitraum sei die Spielfilmprogrammierung am Sonntagabend durch die Live-Übertragung von American Football ersetzt worden. Dies erkläre die geringere Untertitelung im Vergleich zum Vorjahr. Nach Ende der Saison ab Februar  2016 werde die Spielfilmprogrammierung fortgesetzt. In der Tat ist die Häufigkeit unter-titelter Sendungen deutlich gesunken: In der Prime Time wurden 16 Sendungen mit Untertiteln ausgestrahlt, 2014 waren es noch 41. Insgesamt lag damit im Erhebungs-

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zeitraum der Anteil untertitelter Sendeminuten am Gesamtprogramm bei 2 Prozent. Bei kabel eins wurden regelmäßig die Spielfilme am Montag in der Prime Time untertitelt. Zusätzlich seien Spielfilme am Mittwoch- und/oder Donnerstagabend im Programm; allerdings könne man nicht in jeder Woche an diesen Tagen einen untertitelten Spielfilm anbieten. Der Anteil untertitelter Sendungen hat sich im Vergleich zur letzten Erhebung verdoppelt: von 3  Prozent 2014 auf rund 6  Prozent 2015. In der Prime Time wurden insgesamt 30 untertitelte Sendungen ausgestrahlt. Bei sixx gibt es auch weiterhin keine Sendungen mit Gehörlosenuntertiteln. Zwar seien die technischen Grundlagen zur Ausstrahlung von sUT vorhanden. Die Pro-grammplanung sei jedoch zum Großteil auf originäre Sendungen für sixx ausgelegt, wofür keine Untertitelungen vorlägen.

Feste Sendetermine sind damit in Summe Sonntag, Freitag, Dienstag und Mittwoch (ProSieben) sowie Dienstag, Donnerstag, Samstag und Sonntag (Sat.1) und Montag (kabel eins). Im Vergleich zur letzten Erhebung wurde die Anzahl der untertitelten Sendungen erneut gesteigert. Gründe hierfür sind vor allem der weitere Ausbau der Untertitel bei ProSieben sowie allgemein die zunehmende Untertitelung von Serien. Die Anzahl der untertitelten Sendungen wurde nach Angaben der Sender-gruppe um über 80  Prozent gesteigert, wodurch die untertitelte Sendezeit um ca. 30 Prozent angestiegen sei. Insgesamt waren im Zeitraum von Mitte September bis Mitte Dezember 2015 über alle Sender hinweg im Durchschnitt knapp 7 Prozent des Angebots mit speziellen Untertiteln für Hörgeschädigte versehen.

Audiodeskription ist ebenso wie Gebärdendolmetschung in den Programmen der ProSiebenSat.1-Mediengruppe nicht vorhanden und auch nicht in Planung. Nach Angaben der Senderfamilie könnten aber neue technische Möglichkeiten der Aus-spielung akustischer Bildbeschreibungen unabhängig von der Fernsehübertragung – etwa über Smartphones oder HbbTV – künftig ggf. eine wirtschaftlich sinnvolle Lösung für Audiodeskriptionsangebote darstellen. Zur Frage nach der Einbindung von Menschen mit Behinderungen in den Produktionsprozess wird –  neben dem Hinweis auf eine Schwerbehindertenvertretung im Betriebsrat – besonders auf die Zusammenarbeit mit der „Arbeitsgemeinschaft Behinderung und Medien  e. V.“ verwiesen. Dieses Produktionsunternehmen werde von verschiedenen Behinderten-verbänden getragen und binde Menschen mit Behinderungen entsprechend in den Produktionsprozess ein. ProSiebenSat.1 gibt an, grundsätzlich die gleichen Standards wie die öffentlich-rechtlichen Rundfunkanstalten sowie ORF und SRF7 anzuwenden, wobei einzelne Anpassungen aus sender- oder formatspezifischen und redaktionellen Gründen möglich seien.

7 Vgl. z. B. die auf der Seite des Ersten Programms der ARD ausgeführten Untertitel-Standards: http://www.daserste.de/specials/service/untertitel-standards100. html [16. 03. 2016].

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Für den nächsten Ausbauschritt arbeitet ProSiebenSat.1 weiterhin an der Untertite-lung von Sendungen mit geringem Produktionsvorlauf und Live-Sendungen. Das Pilotprojekt zu Live-Untertitelung von „Germany’s Next Topmodel“ im Frühjahr 2015 habe noch keine zufriedenstellende Lösung zur Integration von Live-Untertiteln in interne Produktionsabläufe und -systeme ergeben. Bei geeigneten Live-Programm-angeboten innerhalb der Sendergruppe würden in diesem Jahr die Möglichkeiten für weitere Projekte dieser Art geprüft.

Ein ZwischenfazitDie Gesamtkonferenz der Medienanstalten hatte die beiden reichweitenstärksten privaten Sendergruppen im November 2012 dazu aufgefordert, darauf hinzuwirken, dass mindestens eine Sendung pro Abend in einem Programm der Senderfamilie mit Untertiteln angeboten wird. Diese Mindestforderung erfüllt ProSiebenSat.1 seit Ende 2013, die RTL-Mediengruppe seit Mai 2015. Bei beiden Programmfamilien wurde der Anteil an untertitelten Programmflächen im Vergleich zur letzten Erhebung nochmals deutlich gesteigert. Erfreulicherweise geht ihr Engagement damit über die formulierte Mindestanforderung hinaus. ProSiebenSat.1 liegt anteilsmäßig weiter-hin vor der RTL-Mediengruppe.

Neben dem Anteil an den Gesamtsendeminuten spielt auch die Form der Unter-titelung eine große Rolle: Im Bereich der speziellen Untertitel für Hörgeschädigte hat ProSiebenSat.1 den Ausbau schon seit einigen Jahren stärker vorangetrieben als die RTL-Mediengruppe. Jedoch ist auch bei dieser Senderfamilie mit der aktuellen Erhebung erstmals ein höherer Anteil an sUT zu verzeichnen.

Wir freuen uns, dass das regelmäßige Monitoring bereits jetzt eine Steuerungswir-kung entfaltet hat. Um den Sachstand regelmäßig zu aktualisieren und auch zu-künftig im Bilde zu bleiben, werden wir diese Monitorings fortsetzen. Und nicht nur das: Möglichweise werden wir die Sichtung noch ausweiten. Warum sollten z. B. nicht auch Sender, die nicht den beiden reichweitenstärksten Sendergruppen angehören, über ihr Engagement in Sachen Barrierefreiheit berichten?

Was das Jahr noch bringen wirdIn jedem Fall steht fest, dass dieses Jahr in Sachen Barrierefreiheit noch Spannen-des bereithält: Wir werden die Erkenntnisse aus unseren Monitorings mit den Er-gebnissen der gemeinsam mit der „Aktion Mensch“ auf den Weg gebrachten Studie zur Mediennutzung von Menschen mit Behinderungen abgleichen können. Davon erhoffen wir uns ein möglichst differenziertes Wissen über die medienbezogenen Bedürfnisse von Menschen mit Behinderungen und über Zugangsbarrieren, die sich bei der Mediennutzung ergeben. Das wird uns dabei helfen, Bedarfe noch besser

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ProgrammdiskursBarrierefreiheit im privaten Fernsehen

erkennen und davon prioritäre Bereiche der Förderung von Barrierefreiheit noch gezielter ableiten zu können. Und das hilft hoffentlich auch den Veranstaltern, ihre Programmangebote stärker auf eben diese Bedarfe auszurichten – sowohl quanti-tativ als auch qualitativ. Dabei sind auch aktuelle technische Entwicklungen im Blick zu behalten, die Anbieter bei der Erweiterung und Verbesserung ihrer barrierefreien Dienste unterstützen können. Man denke etwa an Untertitel im Internet oder indi-viduell noch besser einstellbare Untertitel im Fernsehen.

Wir werden dazu weiter im Gespräch bleiben, insbesondere mit den Fernsehveran-staltern. Und natürlich werden wir unsere Bemühungen auch auf Länderebene fortsetzen. Schon jetzt gibt es mit Blick auf Inklusion eine Vielzahl von innovativen Initiativen und Projekten, gerade im medienpädagogischen, aber auch im bürger-medialen Kontext. Nicht zuletzt werden wir auch den Austausch im Fachausschuss „Kommunikation und Medien“ im Rahmen des Inklusionsbeirats aktiv weiterführen.

Im Ergebnis haben all diese Bemühungen ein großes Ziel: die Chancen und Mög-lichkeiten medialer Teilhabe von Menschen mit Behinderungen weiter zu erhöhen.

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Die ALM-Studie

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DokumentationKonzeption, Methode und Basisdaten der ALM-Studie

Konzeption, Methode und Basisdaten der ALM-Studie 2014/2015

Joachim Trebbe und Matthias Wagner

Im Rahmen der kontinuierlichen Fernsehprogrammforschung der Medienanstalten1 werden seit 1998 acht bundesweit verbreitete, frei empfangbare Fernsehvollpro-gramme auf der Grundlage von zwei Stichprobenerhebungen pro Jahr beobachtet und analysiert (vgl. Abb. 1). Untersucht werden

– drei Programme der RTL-Mediengruppe (RTL, RTL  II und VOX),

– drei Programme der ProSiebenSat.1-Mediengruppe (Sat.1, ProSieben und kabel eins)

– sowie die beiden öffentlich-rechtlichen Programme ARD/Das Erste und ZDF.2

In diesem Beitrag werden die allgemeinen methodischen Grundlagen dieser Studie zusammengefasst und die spezifischen methodischen Bedingungen der Programm-analysen im Berichterstattungszeitraum des Programmberichts 2015 (Frühjahr 2014 bis Frühjahr 2015) erläutert. Der Beitrag führt die kontinuierliche Dokumentation der Konzeption und Methode der ALM-Studie in Publikationen der Medienanstalten

1 Im Folgenden kurz „ALM-Studie“. Auftraggeber: Arbeitsgemeinschaft der Landesmedienanstalten (ALM GbR); Durchführung (seit 1998): GöfaK Medienforschung GmbH, Potsdam.

2 In der Zuordnung der sechs privaten Fernsehvollprogramme zu den beiden Senderfamilien folgt die ALM-Studie der Kommission zur Ermittlung der Konzentration im Medienbereich (KEK). Sie stellt in ihrem Fünften Konzentrationsbericht fest (S. 83): „Der RTL Group S. A. werden über ihre mittelbaren Tochter-gesellschaften und aufgrund von die Zurechnung begründenden Beteiligungen die frei empfangbaren Programme RTL Television, […], VOX, […], RTL  II […] zugerechnet. Die deutschen RTL-Sender treten seit November  2007 unter der Dachmarke ‚Mediengruppe RTL Deutschland‘ auf.“ Und (S. 102): „[…] die Lizenzen für die frei empfangbaren Programme ProSieben, kabel eins […] werden nunmehr bei der ProSiebenSat.1  TV Deutschland GmbH, einer 100 %igen Tochter der ProSiebenSat.1 Media  AG, gebündelt. Das Programm SAT.1 wird derzeit weiterhin von der Sat.1  SatellitenFernsehen GmbH veranstaltet, an der die ProSiebenSat.1  TV Deutschland sämtliche Anteile hält.“ Vgl. Kommission zur Ermittlung der Konzentration im Medienbereich (KEK) (2015): Von der Fernsehzentrierung zur Medienfokussierung  – Anforderungen an eine zeitgemäße Sicherung medialer Meinungsvielfalt. Leipzig 2015 (Schriftenreihe der Landesmedienanstalten; Bd. 49) (URL: http://www. kek-online.de/information/publikationen/medienkonzentrationsberichte/fuenfter-konzentrationsbericht. html?L= 0). Die Bezeichnung der beiden Senderfamilien wird in den Beiträgen zum Programmbericht 2015 vereinfacht. Im Text werden die Begriffe RTL-Mediengruppe und ProSiebenSat.1-Mediengruppe verwendet, in Tabellen und Abbildungen die Kurzform RTL-Gruppe bzw. P7S1-Gruppe.

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DokumentationKonzeption, Methode und Basisdaten der ALM-Studie

fort.3 Übernahmen aus früheren Dokumentationen werden im Folgenden nicht als Zitate gekennzeichnet.

1. Das Analysekonzept der ALM-StudieDer Gesetzgeber stellt an Fernsehvollprogramme besondere Anforderungen, die sich speziell auf die strukturelle und inhaltliche Vielfalt sowie die gesellschaftliche Re-levanz der Programmangebote beziehen.4 Diese Vorgaben für Programmleistungen sind der praktische und theoretische Ausgangspunkt der ALM-Studie. Da es ihre Aufgabe ist, die Medienanstalten in ihren Aufsichtsaufgaben über den privaten Rundfunk durch die Bereitstellung aufsichtsrelevanter Programmdaten zu unter-stützen, werden im Rahmen der ALM-Studie empirische Indikatoren zur Umsetzung rechtlicher Programmnormen in den untersuchten Fernsehvollprogrammen erhoben (vgl. Abb. 2). Diese Programmnormen können als Qualitätsdimensionen von Fernseh-

3 Vgl. dazu das Publikationsverzeichnis zur ALM-Studie im Anhang zu diesem Beitrag (Teil  1: Publikationen zur Konzeption und Methode der ALM-Studie). Zu den Programmberichten vgl. zuletzt WEISS, HANS- JÜRGEN/ANNE BEIER und MAT THIAS WAGNER (2015): Konzeption, Methode und Basisdaten der ALM-Studie 2013/2014. In: Programmbericht der Medienanstalten 2014, S. 221–273. Zu den Stichprobenberichten im Berichterstattungszeitraum des Programmberichts 2015 vgl. GÖFAK MEDIENFORSCHUNG GMBH 2014, 2015a und 2015b (Internetquellen, URL s. Literatur am Ende des Beitrags).

4 Vgl. dazu die Einführung in WEISS, HANS-JÜRGEN/ TORSTEN MAURER und MAT THIAS WAGNER (2015): Relativ vielfältig  – Programmkonkurrenz auf dem Markt der deutschen Fernsehvollprogramme 2014. In: Programmbericht der Medienanstalten 2014, S. 25–59.

Abb. 1 Programme und Stichproben der ALM-Studie

aa | bb

1

Abb. 2

Qualitätsdimensionen und Qualitätsindikatoren

Strukturelle Programmvielfalt

Inhaltliche Programmvielfalt

Gesellschaftliche Programmrelevanz

Gesamtprogramm• Produktions- und

Angebotsstruktur

Fernsehpublizistik• Themenstruktur

Fernsehpublizistik• Stellenwert kontroverser

Themen

Qualitätsdimensionen Qualitätsindikatoren

Programmstrukturanalyse

(Sendungen)

Programminhaltsanalyse

(Beiträge)

Programminhaltsanalyse

(Beiträge)

Abb. 1

1998 1999 2000 2001 2002 … 2011 2012 2013 2014 2015

19. KW Früjahr

15. KW Früjahr

11. KW Frühjahr

14. KW Frühjahr

15. KW Frühjahr … 14. KW

Frühjahr13. KW

Frühjahr16. KW

Frühjahr15. KW

Frühjahr17. KW

Frühjahr

46. KW Herbst

42. KW Herbst

42. KW Herbst

45. KW Herbst

42. KW Herbst … 41. KW

Herbst42. KW Herbst

41. KW Herbst

42. KW Herbst …

Programme und Stichproben der ALM-Studie

1

���� ���� ���� ���� ���� … ���� ���� ���� ���� ����

��. KW Früjahr

��. KW Früjahr

��. KW Frühjahr

��. KW Frühjahr

��. KW Frühjahr

…��. KW

Frühjahr��. KW

Frühjahr��. KW

Frühjahr��. KW

Frühjahr��. KW

Frühjahr

��. KW Herbst

��. KW Herbst

��. KW Herbst

��. KW Herbst

��. KW Herbst

…��. KW Herbst

��. KW Herbst

��. KW Herbst

��. KW Herbst

Programme und Stichproben der ALM-Studie

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DokumentationKonzeption, Methode und Basisdaten der ALM-Studie

vollprogrammen und die dazu erhobenen Programmdaten als Qualitätsindikatoren bezeichnet werden.5

Hiervon ausgehend sind die Langzeitanalysen zur strukturellen und inhaltlichen Vielfalt sowie zur gesellschaftlichen Relevanz der Programmangebote in privaten und öffentlich-rechtlichen Fernsehvollprogrammen als ein zweistufiges Verfahren konzipiert.6

1.1 Erste Untersuchungsstufe: Strukturanalyse des Gesamtprogramms

Auf der ersten Untersuchungsstufe wird die strukturelle Vielfalt der untersuchten Fernsehvollprogramme vergleichend analysiert. Dazu werden alle Programmangebote, die in der Stichprobenwoche täglich über 24 Stunden hinweg ausgestrahlt werden, erfasst. Untersuchungseinheiten der Programmstrukturanalyse sind insbesondere Sendungen bzw. Sendungsteile, aber auch Werbe- und Teleshoppingblöcke, Sponsor-hinweise, Programmtrailer etc. (vgl. Abb. 3).

5 Vgl. SCHATZ, HERIBERT/ WINFRIED SCHULZ (1992): Qualität von Fernsehprogrammen. Kriterien und Methoden zur Beurteilung von Programmqualität im dualen Fernsehsystem. In: Media Perspektiven, Heft  11, S. 690–712; WEISS, HANS-JÜRGEN (1996): Programmnormen, Programmrealität und Programmfor-schung. In: HÖMBERG, WALTER/ HEINZ PÜRER (Hrsg.): Medien-Transformation. Zehn Jahre dualer Rundfunk in Deutschland. Konstanz, S. 227–243.

6 Die Variablen und Codes der Programmanalysen werden in den Stichprobenberichten zur ALM-Studie fort-laufend dokumentiert; vgl. zuletzt GÖFAK MEDIENFORSCHUNG GMBH 2015b, Abschnitt  4.5: Codebuch zu den Programmanalysen.

Abb. 2 Qualitätsdimensionen und Qualitätsindikatoren

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1

Abb. 2

Qualitätsdimensionen und Qualitätsindikatoren

Strukturelle Programmvielfalt

Inhaltliche Programmvielfalt

Gesellschaftliche Programmrelevanz

Gesamtprogramm• Produktions- und

Angebotsstruktur

Fernsehpublizistik• Themenstruktur

Fernsehpublizistik• Stellenwert kontroverser

Themen

Qualitätsdimensionen Qualitätsindikatoren

Programmstrukturanalyse

(Sendungen)

Programminhaltsanalyse

(Beiträge)

Programminhaltsanalyse

(Beiträge)

Abb. 1

1998 1999 2000 2001 2002 … 2011 2012 2013 2014 2015

19. KW Früjahr

15. KW Früjahr

11. KW Frühjahr

14. KW Frühjahr

15. KW Frühjahr … 14. KW

Frühjahr13. KW

Frühjahr16. KW

Frühjahr15. KW

Frühjahr17. KW

Frühjahr

46. KW Herbst

42. KW Herbst

42. KW Herbst

45. KW Herbst

42. KW Herbst … 41. KW

Herbst42. KW Herbst

41. KW Herbst

42. KW Herbst …

Programme und Stichproben der ALM-Studie

1

���� ���� ���� ���� ���� … ���� ���� ���� ���� ����

��. KW Früjahr

��. KW Früjahr

��. KW Frühjahr

��. KW Frühjahr

��. KW Frühjahr

…��. KW

Frühjahr��. KW

Frühjahr��. KW

Frühjahr��. KW

Frühjahr��. KW

Frühjahr

��. KW Herbst

��. KW Herbst

��. KW Herbst

��. KW Herbst

��. KW Herbst

…��. KW Herbst

��. KW Herbst

��. KW Herbst

��. KW Herbst

Programme und Stichproben der ALM-Studie

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DokumentationKonzeption, Methode und Basisdaten der ALM-Studie

Abb. 3 Die Systematik der Fernsehprogrammanalyse: Sendungsanalyse des Gesamtprogramms

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2

Abb. 3

Die Systematik der Fernsehprogrammanalyse:Sendungsanalyse des Gesamtprogramms

Sendungstechnische DatenSenderSendetagBeginn, Ende, Dauer der Untersuchungseinheit

1. Filter: Programmtyp– Programmüberbrückung– On-Air-Promotion – Sponsoring – Werbung/Teleshopping – Redaktionelle Sendung

Sendung

Programmaufbau/Produktionsstruktur

unter anderem:– Programmübernahmen zwischen Sendern– Fenster-/Lizenzprogramme– Kurzfristige Wiederholungen– Sendefrequenz– Produktionsart/-land/-jahr

2. Filter: Programmspartengruppe– Fernsehpublizistische Sendung – Fiktionale Unterhaltungssendung– Nonfiktionale Unterhaltungssendung– Religiöse Sendung– Kindersendung

Pro Sparte spezifische Zusatzvariablen FernsehpublizistikKindersendung

Differenzierte Programmspartenanalyseunter anderem: Programmgattung, Sendungs-formate, Programmgenre

Zusätzliche Kinderprogramm-

analyse

Fortsetzung: Beitragsanalyse

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DokumentationKonzeption, Methode und Basisdaten der ALM-Studie

Bei der Kategorisierung der Sendungen wird im Grundsatz zwischen drei großen Programmsparten unterschieden:7

– der fiktionalen Fernsehunterhaltung,

– der nonfiktionalen Fernsehunterhaltung

– und der Fernsehpublizistik.

Operationalisiert werden diese drei großen Programmsparten durch spartenspezi-fische Sendungsformen (Programmgattungen, Formate und Genres), die im Rahmen der Sendungsanalyse detailliert kategorisiert werden. Als weitere strukturelle Merk-male der Fernsehprogramme werden vor allem die Produktionscharakteristik, die Programmherkunft, der Ausstrahlungsrhythmus und die Wiederholungsstruktur der Sendungen erfasst.

1.2 Kategorisierung der Reality-TV-FormateEine zusätzliche Differenzierung der Programmspartenanalyse betrifft die Katego-risierung der sog. Reality-TV-Formate. Sie werden im Rahmen der ALM-Studie nicht als eine geschlossene Einheit (d. h. quasi als „vierte Programmsparte“) betrachtet, sondern zunächst im Rückgriff auf ihre jeweilige Entwicklungsgeschichte sowie ihre Formen und Inhalte gruppiert. Dabei wird zwischen fiktionalisierten, performativen und narrativen Reality-TV-Formaten unterschieden.8 Auf der Grundlage dieser Unter-scheidung werden dann fiktionalisierte bzw. „gescriptete“ Reality-TV-Formate der Sparte der fiktionalen Fernsehunterhaltung, „performative“ Reality-TV-Formate der nonfiktionalen Fernsehunterhaltung und „narrative“ Reality-TV-Formate der Fernseh-publizistik zugeordnet (vgl. Abb. 4).

Andererseits wird innerhalb jeder Programmsparte grundsätzlich zwischen den „klas-sischen“ Programmgattungen bzw. Sendungsformaten auf der einen und Reality-TV-Formaten auf der anderen Seite unterschieden. Auf diese Weise kann sowohl die Langzeitentwicklung der drei großen Programmsparten (mit und ohne Einbeziehung des Reality-TV) als auch die spezifische Entwicklung der Reality-TV-Formate diffe-renziert analysiert werden.

7 Vgl. dazu auch Abb. 1 in dem Beitrag „Fernsehen 2015  – Aktuelle Programmentwicklungen“ von JOACHIM TREBBE und ANNE BEIER in diesem Band. Ebenfalls erfasst und kategorisiert werden die nur in geringem Umfang ausgestrahlten religiösen Sendungen, Gottesdienstübertragungen etc. Das Kinderprogramm wird so codiert, dass es sowohl separat ausgewiesen als auch den drei großen Programmsparten zugeordnet werden kann.

8 Zu dieser Systematik vgl. WEISS, HANS-JÜRGEN/ANNABELLE AHRENS (2012): Scripted Reality. Fiktionale und andere Formen der neuen Realitätsunterhaltung. In: Programmbericht der Medienanstalten 2011, S. 59–93. Vgl. dazu auch Abb. 2 in dem Beitrag „Fernsehen 2015  – Aktuelle Programmentwicklungen“ von JOACHIM TREBBE und ANNE BEIER in diesem Band.

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DokumentationKonzeption, Methode und Basisdaten der ALM-Studie

1.3 Zweite Untersuchungsstufe: Inhaltsanalyse der Fernsehpublizistik

Im Mittelpunkt der Analysen, die auf dieser Untersuchungsstufe durchgeführt wer-den, stehen die inhaltliche Vielfalt und gesellschaftliche Relevanz derjenigen Pro-grammangebote, die auf der ersten Untersuchungsstufe der Fernsehpublizistik zugeordnet wurden: Nachrichten- und Magazinsendungen, Reportagen, Dokumen-tations-, Interview- und Talkformate, Sportsendungen etc. Als Hauptindikatoren für die inhaltliche Vielfalt und gesellschaftliche Relevanz der fernsehpublizistischen Programmangebote werden die Themen erfasst, auf die sich diese Sendungen beziehen. Und da es sich dabei häufig um Sendungsformate handelt, die – wie z. B. Nachrichten- und Magazinsendungen  – aus mehreren thematisch eigenständigen Beiträgen bestehen, sind thematisch unterscheidbare fernsehpublizistische Beiträge die Untersuchungseinheiten dieser Teilerhebung.9

Zur Ermittlung der Themenstruktur der fernsehpublizistischen Programmangebote wurde ein Kategorienschema entwickelt, mit dessen Hilfe die Fernsehpublizistik in vier inhaltlich unterscheidbare Angebotsschichten bzw. Themensegmente unterteilt werden kann (vgl. Abb. 5):10

9 Nach dieser Regel werden in ca.  75  Prozent der untersuchten Sendungen mehrere Themenbeiträge als Untersuchungseinheiten identifiziert und analysiert. Bei den „Ein-Themen-Sendungen“ handelt es sich vorwiegend um Reportagen und Dokumentationen.

10 Vgl. dazu auch Abb. 2 in dem Beitrag „Fernsehen 2015  – Aktuelle Programmentwicklungen“ von JOACHIM TREBBE und ANNE BEIER in diesem Band.

Abb. 4 Auswertungsperspektiven der ALM-Studie

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3

Abb. 4

Fiktionale Unterhaltung

Kinospielfilme FernsehfilmeFernsehserienZeichentrick- und Animationsformate

Fiktionalisiert: Gescriptete Doku-SoapsGescriptete Gerichts- und Personal-Help-Shows

Fiktionale Unterhaltung gesamt

Nonfiktionale Unterhaltung

Quiz-, UnterhaltungsshowsLate-Night-, Comedy-, SatireshowsKochshows Musiksendungen

Performativ: Castingformate Coachingformate Improvementformate Personensuchformate etc.

Nonfiktionale Unterhaltung gesamt

Fernsehpublizistikom

Satireshows Kochshows

NachrichtensendungenMagazineReportagen, Dokument.Interview-, TalkformateSportsendungen

Narrativ: Doku-SoapsDaily Talks

Fernsehpublizistik gesamt

Auswertungsperspektiven der ALM-StudieFernsehsendungen

Programmsparten Standardformate Reality-TV-Formate ∑

∑ Standardformate gesamt

Reality-TV-Formate gesamt

Sendungen gesamt

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DokumentationKonzeption, Methode und Basisdaten der ALM-Studie

Abb. 5 Die Systematik der Fernsehprogrammanalyse: Beitragsanalyse der fernsehpublizistischen Sendungen

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4

Abb. 5

Die Systematik der Fernsehprogrammanalyse:Beitragsanalyse der fernsehpublizistischen Sendungen

Beitragstechnische DatenSender, Sendetag, SendungBeginn, Ende, Dauer des BeitragsBeitragsnummer innerhalb der Sendung

Thematisch nicht klassifizierbar

Filter: Beitragstyp– Thematisch klassifizierbar – Thematisch nicht klassifizierbar (Moderation, Unterhaltung, Gewinnspiel)

Thematisch klassifizierbar

ThemenanalyseKontroverse Themen von allgemeiner Bedeutung – Politik und Verwaltung • Deutsche Politik • Internationale Politik – Volkswirtschaftlich relevante

Wirtschaftsthemen – Gesellschaftliche KontroversenSachthemen

– Gesellschaftliches Leben und gesellschaftliche Subsysteme

– Natur und UmweltRatgeberthemen – Verbraucher- und Gesundheitsthemen – ServicethemenHuman-Touch-Themen – Zerstreuungsthemen – Angstthemen – Besondere SchadensereignisseSportberichterstattung – Sportarten – Berichterstattungsaspekte

Sonderanalyse: Aktuelle Ad-hoc-ThemenLangzeitanalyse: Migrations- und Islamthematik

Politik und Verwaltung

Promotionhinweise

Bezugsrahmen:„normale“ Politik, Wahlen, Krisen, Terrrorismus, Krieg, Historisches etc.

Zusatzanalyse:Journalistische Formen, Aktualität, Regionalbezüge etc.

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DokumentationKonzeption, Methode und Basisdaten der ALM-Studie

– Gesellschaftlich relevante Fernsehpublizistik (zu „kontroversen Themen von all-gemeiner Bedeutung“11 wie Politik, gesellschaftlich relevante Wirtschaftsthemen, gesellschaftliche Kontroversen),

– Sachpublizistik (zu Themen wie Gesellschaft, Wirtschaft, Kultur, Natur, Mensch, Umwelt etc.),

– Ratgeberpublizistik (zu Themen wie Verbrauch/Konsum, Gesundheit, Wetter, Veranstaltungen, Gewinnzahlen etc.),

– Unterhaltungs- und Sportpublizistik/Realitätsunterhaltung (zu Human-Touch- und Sportthemen).

Die inhaltliche Kategorisierung der fernsehpublizistischen Programmangebote erfolgt durch eine Basisvariable, mit der die einzelnen Sendungen bzw. Sendungsbeiträge den vier Themengruppen zugeordnet werden, sowie mittels weiterer 14  Variablen für eine detailliertere Beschreibung der Themenstruktur der Fernsehpublizistik in den acht untersuchten Programmen. Zusätzlich zur Themenanalyse werden einige weitere fernsehpublizistische Kategorien erhoben, so z. B. zur journalistischen Form, zur Aktualität und zum Regionalbezug der Sendungen bzw. Beiträge.

1.4 Kategorisierung ausgewählter Ereignisse, Themen und Probleme

Es ist unmittelbar einsichtig, dass die Nachrichtenlage in den Stichprobenwochen der ALM-Studie einen erheblichen Einfluss auf die Befunde der Themenanalyse haben kann.12 Dies ist auf der einen Seite unproblematisch für den Programmver-gleich innerhalb einer Stichprobenwoche, da ja alle Programme mit der gleichen Nachrichtenlage konfrontiert werden und damit für sie quasi gleiche „Umwelt-bedingungen“ herrschen. Auf der anderen Seite kann dies jedoch für den Vergleich zwischen den Stichprobenbefunden ein Problem darstellen. Denn wenn die Fernseh-

11 Zur fernsehpublizistischen Kategorie der „kontroversen Themen von allgemeiner Bedeutung“ vgl. § 31 Abs. 4 Satz  5 LMG NRW 2009. Siehe auch WEISS, HANS-JÜRGEN/JOACHIM TREBBE (1994): Öffentliche Streitfragen in privaten Fernsehprogrammen. Zur Informationsleistung von RTL, SAT1 und PRO 7. Opladen (Schriftenreihe Medienforschung der LfR Nordrhein-Westfalen; Bd. 15).

12 So schreibt Winfried Schulz in seiner Studie zur Nachrichtenselektion der Medien: „[…] die Ergebnisse sind selbst bei Auswertung auf einer so hohen Ebene der Abstraktheit wie in unserem Falle mehr oder weniger abhängig von der je konkreten Basis an realem Geschehen, auf das sich die Nachrichten beziehen“. SCHULZ, WINFRIED (1976): Die Konstruktion von Realität in den Nachrichtenmedien. Freiburg/München, S. 49.

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DokumentationKonzeption, Methode und Basisdaten der ALM-Studie

berichterstattung in einer Stichprobenwoche durch ein herausragendes Ereignis, Thema oder Problem geprägt wird, kann dies zu erheblichen Umschichtungen in der gesamten Themenrangfolge der Fernsehpublizistik in den untersuchten Program-men führen.

Die jeweiligen Ereigniskontexte der Stichprobenerhebungen der ALM-Studie werden in den Stichprobenberichten beschrieben.13 Zusätzlich wird vor der Durchführung der Programmanalysen auf der Grundlage einer parallel zur Fernsehaufzeichnung erhobenen Pressestichprobe geprüft, ob in der Stichprobenwoche einzelne Ereignisse, Themen oder Probleme eine dominante Bedeutung für die Nachrichtenlage erlangen könnten. Im Ergebnis der Pressedurchsicht werden dann diejenigen Ereignisse, Themen oder Probleme bestimmt, deren Thematisierung in der Fernsehpublizistik der untersuchten Programme gesondert erhoben wird. Auf diese Weise lassen sich „quer“ zur allgemeinen Themensystematik der ALM-Studie konkrete Themenbezüge der Fernsehpublizistik identifizieren, die sowohl unter methodischen (Verschiebun-gen in der Themenstruktur zwischen Programmen und Stichproben) als auch unter inhaltlichen Gesichtspunkten (Art der Thematisierung eines einzelnen Ereignisses) analysiert werden können.

Da die Berichterstattung über einzelne Ereignisse, Themen oder Probleme über meh-rere Stichproben hinweg erfasst wird, können so auch längerfristige Themenkarrie-ren verfolgt und beschrieben werden. Ein Sonderfall ist in diesem Zusammenhang die langfristige Beobachtung der Thematisierung der „Migrations- und Ausländer-problematik“ in den untersuchten Fernsehvollprogrammen seit der Herbststichprobe 2010.

Im Berichterstattungszeitraum des Programmberichts 2015 wurden in drei Stich-proben der ALM-Studie insgesamt neun „Ad-Hoc-Variablen“ zur aktuellen Nachrich-tenlage erhoben (vgl. Abb. 6).

13 Zum Berichterstattungszeitraum des Programmberichts 2015 vgl. GÖFAK MEDIENFORSCHUNG GMBH 2014, 2015a und 2015b, jeweils Abschnitt  3.3: „Der Ereigniskontext  …“.

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DokumentationKonzeption, Methode und Basisdaten der ALM-Studie

Abb. 6 Erfassung konkreter Themenbezüge in aktuellen fernsehpublizistischen Sendungen und Beiträgenvom Frühjahr 2014 bis Frühjahr 2015

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Abb. 6

Erfassung konkreter Themenbezüge in aktuellen fernsehpublizistischen Sendungen und Beiträgen vom Frühjahr 2014 bis Frühjahr 2015

Frühjahrsstichprobe 2014

UkrainekriseNSA-Affäre

Herbststichprobe 2014

UkrainekriseSyrienkriseGDL-StreikEbola

Frühjahrsstichprobe 2015

FlüchtlingskriseBundeswehrkriseGDL-Streik

Von besonderer Bedeutung für die aktuelle Berichterstattung in den untersuchten Fernsehvollprogrammen erwiesen sich dabei vor allem

– die kriegerischen Auseinandersetzungen in der Ukraine (Frühjahrsstichprobe 2014 und Herbststichprobe 2014),

– die Syrienkrise und der Streik der Gewerkschaft der Lokführer GDL (Herbststich-probe 2014 und Frühjahrsstichprobe 2015),

– die Flüchtlingskrise vor den südeuropäischen Küsten (Frühjahrsstichprobe 2015).

2. Das Stichprobenkonzept der ALM-StudieGrundgesamtheit der Programmanalysen, die im Rahmen der ALM-Studie durchge-führt werden, sind die insgesamt sechs Vollprogramme der beiden großen privaten Senderfamilien, RTL-Mediengruppe (RTL, RTL II und VOX) und ProSiebenSat.1-Medien-gruppe (Sat.1, ProSieben und kabel eins), sowie die beiden öffentlich-rechtlichen Voll-programme ARD/Das Erste und ZDF. Grundlage der Programmbeobachtung sind Stich-probenerhebungen, die seit 1998 zweimal pro Jahr durchgeführt werden. Hierfür wird im Frühjahr und Herbst jedes Jahres eine „natürliche“ – d. h. eine aus sieben aufeinan-derfolgenden Tagen bestehende – Programmwoche bewusst ausgewählt. In der Regel wird das Programmangebot einer Kalenderwoche von Montag bis Sonntag aufge-zeichnet. Bei der Definition von Sendetagen wird die Konvention der kontinuierlichen Fernsehzuschauerforschung in Deutschland übernommen. Das heißt, die Sendetage der ALM-Studie beginnen jeweils um 3  Uhr und enden um 3  Uhr des Folgetags.

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DokumentationKonzeption, Methode und Basisdaten der ALM-Studie

Damit kann für die Langzeitbeobachtung der acht reichweitenstärksten Fernseh-programme in Deutschland von Frühjahr 1998 bis Frühjahr 2015 auf insgesamt 35  Messzeitpunkte zurückgegriffen werden (vgl. Abb. 7).

Abb. 7 Stichproben der ALM-Studie 1998–20151

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6

1 Untersuchte Programme: RTL, RTL II und VOX, Sat.1, ProSieben und kabel eins, ARD/Das Erste und ZDF.

Abb. 7

Stichproben der ALM-Studie 1998–20151

Laufende Nr. Zeitraum Kalenderwoche Datum01 Frühjahr 1998 19. KW 04. 05. – 10. 05. 199802 Herbst 1998 46. KW 09. 11. – 15. 11. 199803 Frühjahr 1999 15. KW 12. 04. – 18. 04. 199904 Herbst 1999 42. KW 18. 10. – 24. 10. 199905 Frühjahr 2000 11. KW 13. 03. – 19. 03. 200006 Herbst 2000 42. KW 16. 10. – 22. 10. 200007 Frühjahr 2001 14. KW 02. 04. – 08. 04. 200108 Herbst 2001 45. KW 05. 11. – 11. 11. 200109 Frühjahr 2002 15. KW 08. 04. – 14. 04. 200210 Herbst 2002 42. KW 14. 10. – 20. 10. 200211 Frühjahr 2003 13./14. KW 27. 03. – 02. 04. 200312 Herbst 2003 43. KW 20. 10. – 26. 10. 200313 Frühjahr 2004 12. KW 15. 03. – 21. 03. 200414 Herbst 2004 43. KW 18. 10. – 24. 10. 200415 Frühjahr 2005 15. KW 11. 04. – 17. 04. 200516 Herbst 2005 42. KW 17. 10. – 23. 10. 200517 Frühjahr 2006 14. KW 03. 04. – 09. 04. 200618 Herbst 2006 41. KW 09. 10. – 15. 10. 200619 Frühjahr 2007 13. KW 26. 03. – 01. 04. 200720 Herbst 2007 42. KW 15. 10. – 21. 10. 200721 Frühjahr 2008 15. KW 07. 04. – 13. 04. 200822 Herbst 2008 42. KW 13. 10. – 19. 10. 200823 Frühjahr 2009 14. KW 30. 03. – 05. 04. 200924 Herbst 2009 41. KW 05. 10. – 11. 10. 200925 Frühjahr 2010 12. KW 22. 03. – 28. 03. 201026 Herbst 2010 41. KW 11. 10. – 17. 10. 201027 Frühjahr 2011 14. KW 04. 04. – 10. 04. 201128 Herbst 2011 41. KW 10. 10. – 16. 10. 201129 Frühjahr 2012 13. KW 26. 03. – 01. 04. 201230 Herbst 2012 42. KW 15. 10. – 21. 10. 201231 Frühjahr 2013 16. KW 15. 04. – 21. 04. 201332 Herbst 2013 41. KW 07. 10. – 13. 10. 201333 Frühjahr 2014 15. KW 07. 04. – 13. 04. 201434 Herbst 2014 42. KW 13. 10. – 19. 10. 201435 Frühjahr 2015 17. KW 20. 04. – 26. 04. 2015

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DokumentationKonzeption, Methode und Basisdaten der ALM-Studie

Soweit vorhersehbar, wird bei der Auswahl der Stichprobenwochen darauf geachtet, dass sie nicht von besonderen programmexternen (politischen, gesellschaftlichen, sportlichen etc.) Ereignissen dominiert werden, die sich einerseits in Abweichungen des Stichprobenmaterials von den ansonsten geltenden Wochenschemata der Pro-gramme niederschlagen und andererseits die Themenstruktur der Fernsehpublizis-tik beeinflussen könnten.14 Werden erhebliche Abweichungen einer Programm-stichprobe von den Programmschemata festgestellt, wird eine Stichprobenkorrektur vorgenommen. In diesen Fällen werden Aufzeichnungen der Stichprobenwoche durch Ersatzaufzeichnungen (normalerweise vom gleichen Wochentag der Folge-woche) ersetzt. Dabei handelt es sich in der Regel um Sportübertragungen,15 in seltenen Fällen um Sondersendungen zu anderen Ereignissen.16

Aus diesem Stichprobenkonzept der ALM-Studie resultiert eine kontrollierte Unter-schätzung des Sportanteils vor allem in denjenigen Programmen, in denen Sport-übertragungen einen hohen Stellenwert haben. Folgt man den Jahresdurchschnitts-werten der AGF-Fernsehforschung, sind davon allerdings in der Hauptsache nur die beiden öffentlich-rechtlichen Programme betroffen (vgl. Tab. 1).

14 Zu dieser Problematik vgl. WOLLING, JENS (2005): Normalzeit vs. Spezialzeit. Besondere Ereignisse als  Pro-blem der Stichprobenziehung bei Inhaltsanalysen von Medienangeboten. In: GEHRAU, VOLKER/ BENJAMIN FRETWURST/ BIRGIT KRAUSE/GREGOR DASCHMANN (Hrsg.): Auswahlverfahren in der Kommunikations-wissenschaft. Köln, S. 138–157.

15 Im Berichterstattungszeitraum des Programmberichts wurden in der Frühjahrs- und Herbststichprobe 2014 und in der Frühjahrsstichprobe 2015 jeweils drei Sportübertragungen ersetzt. Alle Ersatzaufzeichnungen werden in den Stichprobenberichten zur ALM-Studie dokumentiert (vgl. GÖFAK MEDIENFORSCHUNG GMBH 2014, 2015a und 2015b, jeweils Abschnitt  4.3: „Sendungsformate und Produktionscharakteristik“).

16 In der Frühjahrsstichprobe 2015 wurde eine 12-stündige Dokumentation von VOX ersetzt („1945 12  Städte, 12  Schicksale“).

Tab. 1 Sportsendungen: Jahresdurchschnittswerte 2014In Prozent1

aa | bb

7

1 Prozentuierungsbasis: 24 Stunden pro Tag (3–3 Uhr). ProSieben, VOX und RTL II haben keine Sport-sendungen ausgestrahlt.

2 Daten der ALM-Studie.3 Daten der AGF-Fernsehforschung.

Tab. 1

Sportsendungen: Jahresdurchschnittswerte 2014in Prozent1

ARD ZDF RTL Sat.1 kabel eins

Stichprobe2 2,3 1,5 0,1 – –Vollerhebung3 7,9 6,4 1,3 0,5 0,9

Differenz – 5,6 – 3,9 – 1,2 – 0,5 – 0,9

1 Übereinstimmung zwischen mindestens vier der sieben Codiererinnen und Codierer.2 Übereinstimmung zwischen allen sieben Codiererinnen und Codierern.3 Durchschnittswert aller Codierentscheidungen.

Tab. 2

Reliabilitätskoeffizienten der ALM-Studie 2014/2015

Mehrheitliche Übereinstimmung1

Vollständige Übereinstimmung2

Fj. 14 He. 14 Fj. 15 Fj. 14 He. 14 Fj. 15

Festlegung der UntersuchungseinheitenSendungsanalyse .96 .75 .99 .87 .88 .91Beitragsanalyse .90 .96 .98 .85 .89 .88

Codierung der Untersuchungseinheiten3

Sendungsanalyse 1.00 1.00 1.00 .94 .95 .95Beitragsanalyse .98 1.00 1.00 .87 .87 .87

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DokumentationKonzeption, Methode und Basisdaten der ALM-Studie

Im Durchschnitt des Jahres 2014 hatten Sportsendungen17 (einschließlich Übertra-gungen von Sportereignissen, aber ohne Sportbeiträge in thematisch universellen Nachrichten- und Magazinsendungen) in den Programmangeboten von ARD/Das Erste und ZDF einen Anteil von 8 bzw. 6  Prozent an der gesamten Sendezeit. Von den sechs privaten Vollprogrammen strahlten drei (RTL  II, VOX und ProSieben) überhaupt keine Sportsendungen aus. Die übrigen (RTL, Sat.1 und kabel eins) kommen in diesem Programmsegment auf Durchschnittswerte, die zwischen 0,5 und 1,3 Pro-zent der jährlichen Sendezeit liegen. Damit fällt die Unterschätzung der Sport-berichterstattung durch das Stichprobenkonzept der ALM-Studie bei den privaten Programmen fast gar nicht und bei den beiden öffentlich-rechtlichen Programmen nur geringfügig ins Gewicht.

3. Praxis und Reliabilität der ProgrammcodierungDie Codierung der aufgezeichneten Fernsehprogramme wird von einer siebenköp-figen Gruppe studentischer Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter („Codierende“) durch-geführt, auf die das Untersuchungsmaterial nach Wochentagen aufgeteilt wird.18 Die Programmaufzeichnungen sind mit einem Datums- und Zeitcode versehen, der eine sekundengenaue Vermessung der untersuchten Sendungen und Beiträge erlaubt.

Zusätzlich zu den Programmaufzeichnungen werden den Codierenden weitere Materialien zur Unterstützung bei der Programmauswertung zur Verfügung gestellt: die Programmprotokolle der AGF-Fernsehforschung zur Stichprobenwoche (Bezugs-quelle: Media Control, Baden-Baden), zwei Fernsehprogrammzeitschriften („HÖRZU“, „TV Hören und Sehen“) für die Stichprobenwoche und die Wochen vor und nach diesem Zeitraum sowie eine detaillierte Übersicht über die Codierung aller Sendun-gen aus früheren Programmstichproben der ALM-Studie. Seit 2009 wird dazu eine auf dem Wiki-System basierende Datenbank geführt, in der diese Informationen zusammengeführt werden.

Eine der wichtigsten Voraussetzungen für die methodische Qualität einer als Lang-zeitstudie angelegten Programmanalyse ist es, die Reliabilität bzw. Zuverlässigkeit der Programmcodierung –  im Vergleich der Codierenden und im Vergleich der Stichproben – zu gewährleisten. Dieser Zielsetzung dienen umfangreiche Schulun-

17 In der ALM-Studie wurden bis zur Frühjahrsstichprobe 2012 Sportsendungen als besondere Sparte (d. h. separat von den drei großen Programmsparten), Sportbeiträge in thematisch universellen Nachrichten- und Magazinsendungen etc. als Teil der Fernsehpublizistik erfasst. Seit der Herbststichprobe 2012 werden alle Formen der Sportberichterstattung der Fernsehpublizistik zugeordnet (und in dieser Weise auch rück-wirkend ausgewiesen).

18 An den drei Stichprobenerhebungen im Berichterstattungszeitraum des Programmberichts 2015 (Frühjahr 2014, Herbst 2014 und Frühjahr 2015) waren Rebecca Bartke, Ulrike Bauer, Vivien Benert, Florian Buchmayr, André Drexler, Filip Jacher, Leonard Gerstenberg, Juliane Henn, Christopher Hirsch, Conrad Kubernath, Johanna Manske, Alisa Raudszus, Leonie Schulz, und Eva Spittka als Codierende beteiligt.

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DokumentationKonzeption, Methode und Basisdaten der ALM-Studie

gen der Codierenden zu Beginn der Analyse (pro Stichprobe und Untersuchungsstufe im Umfang von jeweils ca.  14  Tagen), standardisierte Reliabilitätstests zu Beginn und im Verlauf der Programmcodierung und eine genaue Datenbereinigung vor der Auswertung.

Die Intercoder-Reliabilität wird durch gesonderte Analysen von Programmaufzeich-nungen überprüft, die pro Test ca.  50–70  Untersuchungseinheiten umfassen. Es handelt sich dabei um vier unterschiedliche Tests, die getrennt voneinander durch-geführt und ausgewertet werden: Zwei Tests beziehen sich auf die Festlegung der Untersuchungseinheiten der Sendungs- und der Beitragsanalyse. Die beiden weite-ren Tests haben die Codierung der Variablen der Sendungs- und der Beitragsanalyse zum Gegenstand.

Pro Test werden zwei Werte ausgewiesen (vgl. Tab. 2): Der Wert für die vollständige Übereinstimmung gibt den Prozentanteil der Fälle an, die von allen am Test betei-ligten Codierenden identisch codiert wurden. Der Wert für die mehrheitliche Über-einstimmung gibt den Prozentanteil der Fälle an, die von der Mehrheit (also min-destens von vier der sieben Codierenden) gleich behandelt wurden.

Die Ergebnisse dieser Tests sind über die Jahre hinweg relativ konstant. Dabei sind die Reliabilitätskoeffizienten für die Festlegung und Codierung der Untersuchungs-einheiten der Sendungsanalyse in der Regel höher als die Reliabilitätskoeffizienten für die Festlegung und Codierung der Untersuchungseinheiten der Beitragsanalyse. Das heißt, dass sich in ihnen – unabhängig von der Codierendenschulung – primär der unterschiedliche Komplexitätsgrad der vier Codieraufgaben widerspiegelt. Die

Tab. 2 Reliabilitätskoeffizienten der ALM-Studie 2014/2015

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1 Prozentuierungsbasis: 24 Stunden pro Tag (3–3 Uhr). ProSieben, VOX und RTL II haben keine Sport-sendungen ausgestrahlt.

2 Daten der ALM-Studie.3 Daten der AGF-Fernsehforschung.

Tab. 1

Sportsendungen: Jahresdurchschnittswerte 2014in Prozent1

ARD ZDF RTL Sat.1 kabel eins

Stichprobe2 2,3 1,5 0,1 – –Vollerhebung3 7,9 6,4 1,3 0,5 0,9

Differenz – 5,6 – 3,9 – 1,2 – 0,5 – 0,9

1 Übereinstimmung zwischen mindestens vier der sieben Codiererinnen und Codierer.2 Übereinstimmung zwischen allen sieben Codiererinnen und Codierern.3 Durchschnittswert aller Codierentscheidungen.

Tab. 2

Reliabilitätskoeffizienten der ALM-Studie 2014/2015

Mehrheitliche Übereinstimmung1

Vollständige Übereinstimmung2

Fj. 14 He. 14 Fj. 15 Fj. 14 He. 14 Fj. 15

Festlegung der UntersuchungseinheitenSendungsanalyse .96 .75 .99 .87 .88 .91Beitragsanalyse .90 .96 .98 .85 .89 .88

Codierung der Untersuchungseinheiten3

Sendungsanalyse 1.00 1.00 1.00 .94 .95 .95Beitragsanalyse .98 1.00 1.00 .87 .87 .87

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DokumentationKonzeption, Methode und Basisdaten der ALM-Studie

projektinterne Zielgröße für die mehrheitliche Übereinstimmung der Codierenden liegt zwischen 90 und 95 Prozent, für ihre vollständige Übereinstimmung zwischen 80  und 85  Prozent. Diese Zielgrößen wurden in den drei Stichprobenerhebungen für die inhaltliche Codierung, auf die sich der Programmbericht 2015 bezieht, erneut erreicht und zum Teil übertroffen. Im Hinblick auf die Festlegung der Untersuchungs-einheiten auf der Sendungsebene in der Herbststichprobe 2014, d. h. die Segmen-tierung der Programme in Sendungen, Programmverbindungen, Werbung etc., wurden die Zielgrößen geringfügig unterschritten. Die Sendungsdaten wurden daraufhin einem zusätzlichen Prüfungs- und Bereinigungsschritt unterzogen, um die Zuverlässigkeit und Vergleichbarkeit der erhobenen Daten sicherzustellen.

Zusätzlich zu den Reliabilitätstests wird für die Programmstrukturanalyse ein Einzel-fallabgleich aller Sendungen vorgenommen, die zu den mehrfach pro Woche aus-gestrahlten Sendungsformaten (Tagesformate, Serien, Reihen etc.) zählen. Dadurch wird sichergestellt, dass diese Sendungen sowohl innerhalb einzelner Stichproben als auch über alle Stichproben hinweg identisch codiert werden.

4. Publikationen zur ALM-StudieDie beiden wichtigsten Plattformen für die kontinuierliche Veröffentlichung der Untersuchungsergebnisse der ALM-Studie und die –  ebenfalls kontinuierliche  – Beschreibung, Diskussion und Dokumentation ihrer Konzeption und Methode sind zum einen die jährlich publizierten Programmberichte der Medienanstalten („Fern-sehen in Deutschland. Programmforschung und Programmdiskurs“), zum anderen die von der GöfaK Medienforschung GmbH zu jeder Stichprobenerhebung halbjähr-lich auf die Homepage der Medienanstalten gestellten Stichprobenberichte („Fern-sehprogrammanalyse der Medienanstalten“).19 Dazu kommen einzelne Veröffent-lichungen in der Schriftenreihe der Medienanstalten und in wissenschaftlichen Publikationen.20

Im Vordergrund der Programmberichte stehen mehrere Beiträge zu aktuellen Be-funden der ALM-Studie, in denen der Status und langfristige Entwicklungen der privaten und öffentlich-rechtlichen Fernsehvollprogramme programmvergleichend aufgezeigt und diskutiert werden. Ergänzend dazu werden im Dokumentationsteil

19 Beginnend mit dem Stichprobenbericht Herbst 2003 sind alle Stichprobenberichte zur ALM-Studie auf der Homepage der Medienanstalten unter http://www. die-medienanstalten.de/themen/sender/fernsehen/ tv-programmforschung. html eingestellt.

20 Vgl. dazu das Publikationsverzeichnis zur ALM-Studie im Anhang zu diesem Beitrag. Es kann auch von der Homepage der Medienanstalten abgerufen werden (vgl. http://www. die-medienanstalten.de/fileadmin/Download/Publikationen/Programmbericht/2014/Fernsehprogrammforschung-Publikationen_05_2015. pdf [10. 12. 2015]).

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DokumentationKonzeption, Methode und Basisdaten der ALM-Studie

der Programmberichte die Konzeption und Methode der Langzeitstudie erläutert und ihre Basisdaten in einem standardisierten Tabellenteil zusammengefasst.

Die Stichprobenberichte dienen in erster Linie der Dokumentation der methodischen Grundlagen und Basisdaten der ALM-Studie. Jeder Bericht besteht aus einem kurzen Textteil (Kapitel  1–3) und einem ausführlichen Dokumentationsteil (Kapitel  4). Im Textteil werden ausgewählte Forschungsbefunde vorgestellt und die zentralen methodischen Eckdaten der jeweiligen Stichprobenerhebung beschrieben. Kapitel 4 dokumentiert die Untersuchungsergebnisse der betreffenden Erhebung in Form von Tabellen (statische Perspektive), Abbildungen (Zeitreihenperspektive) und Sendungs-listen sowie die Codepläne für die beiden Teilerhebungen der Studie (Sendungs- und Beitragsanalyse).

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DokumentationKonzeption, Methode und Basisdaten der ALM-Studie

L ITERATUR

GÖFAK MEDIENFORSCHUNG GMBH (2014): Fernsehprogrammanalyse der Medienanstalten. Stichprobenbericht Frühjahr 2014. Potsdam. URL: http://www. die-medienanstalten.de/themen/fernsehen/ tv-programmforschung. html [10. 12. 2014].

GÖFAK MEDIENFORSCHUNG GMBH (2015a): Fernsehprogrammanalyse der Medienanstalten. Stichprobenbericht Herbst 2014. Potsdam. URL: http://www. die-medienanstalten.de/themen/fernsehen/ tv-programmforschung. html [10. 12. 2014].

GÖFAK MEDIENFORSCHUNG GMBH (2015b): Fernsehprogrammanalyse der Medienanstalten. Stichprobenbericht Frühjahr 2015. Potsdam. URL: http://www. die-medienanstalten.de/themen/fernsehen/ tv-programmforschung. html [10. 12. 2014].

KEK – KOMMISSION ZUR ERMIT TLUNG DER KONZENTRATION IM MEDIENBEREICH (2015): Von der Fernsehzentrierung zur Medienfokussierung  – Anforderungen an eine zeitgemäße Sicherung medialer Meinungsvielfalt. Leipzig 2015 (Schriftenreihe der Landesmedien-anstalten; Bd. 49).

SCHATZ, HERIBERT/ WINFRIED SCHULZ (1992): Qualität von Fernsehprogrammen. Kriterien und Methoden zur Beurteilung von Programmqualität im dualen Fernsehsystem. In: Media Perspektiven, Heft  11, S. 690–712.

SCHULZ, WINFRIED (1976): Die Konstruktion von Realität in den Nachrichtenmedien. Frei-burg/München.

WEISS, HANS-JÜRGEN (1996): Programmnormen, Programmrealität und Programmfor-schung. In: HÖMBERG, WALTER/ HEINZ PÜRER (Hrsg.): Medien-Transformation. Zehn Jahre dualer Rundfunk in Deutschland. Konstanz, S. 227–243.

WEISS, HANS-JÜRGEN/ANNE BEIER UND MAT THIAS WAGNER (2015): Konzeption, Methode und Basisdaten der ALM-Studie 2013/2014. In: Programmbericht der Medienanstalten 2014, S. 221–273.

WEISS, HANS-JÜRGEN/ TORSTEN MAURER UND MAT THIAS WAGNER (2015): Relativ viel-fältig  – Programmkonkurrenz auf dem Markt der deutschen Fernsehvollprogramme 2014. In: Programmbericht der Medienanstalten 2014, S. 25–59.

WEISS, HANS-JÜRGEN/ANNABELLE AHRENS (2012): Scripted Reality. Fiktionale und andere Formen der neuen Realitätsunterhaltung. In: Programmbericht der Medienanstalten 2011, S. 59–93.

WEISS, HANS-JÜRGEN/JOACHIM TREBBE (1994): Öffentliche Streitfragen in privaten Fern-sehprogrammen. Zur Informationsleistung von RTL, SAT1 und PRO 7. Opladen (Schriften-reihe Medienforschung der LfR Nordrhein-Westfalen; Bd. 15).

WOLLING, JENS (2005): Normalzeit vs. Spezialzeit. Besondere Ereignisse als Problem der Stichprobenziehung bei Inhaltsanalysen von Medienangeboten. In: GEHRAU, VOLKER/ BENJAMIN FRETWURST/ BIRGIT KRAUSE/GREGOR DASCHMANN (Hrsg.): Auswahlverfahren in der Kommunikationswissenschaft. Köln, S. 138–157.

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Anhang

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DokumentationKonzeption, Methode und Basisdaten der ALM-Studie

Publikationen zu Konzeption, Methode und Forschungsergebnissen der ALM-Studie

Teil  1: Publikationen zur Konzeption und Methode der ALM-StudieStand: Dezember 2015

Programmberichte und Monographien der Medienanstalten

2015

Weiß, Hans-Jürgen/Anne Beier/Matthias Wagner (2015): Konzeption, Methode und Basisdaten der ALM-Studie 2013/2014. In: Programmbericht der Medienanstalten 2014, S. 221–273.

2005–2014

Trebbe, Joachim/Anne Beier (2014): Konzeption, Methode und Basisdaten der ALM-Studie 2012/2013. In: Programmbericht der Medienanstalten 2013, S. 191–241.

Trebbe, Joachim/Bertil Schwotzer/Annabelle Ahrens (2013): Konzeption, Methode und Basisdaten der ALM-Studie 2011/2012. In: Programmbericht der Medienanstalten 2012, S. 237–283.

Ahrens, Annabelle/Bertil Schwotzer/Hans-Jürgen Weiß (2012): Konzeption, Methode und Basisdaten der ALM-Studie 2010/2011. In: Programmbericht der Medienanstalten 2011, S. 241–291.

Trebbe, Joachim/Bertil Schwotzer (2011): Konzeption, Methode und Basisdaten der ALM-Studie 2009/2010. In: Programmbericht der Medienanstalten 2010, S. 229–283.

Trebbe, Joachim/Bertil Schwotzer (2010): Konzeption, Methode und Basisdaten der ALM-Studie 2008/2009. In: ALM Programmbericht 2009, S. 201–257.

Weiß, Hans-Jürgen (2009): Konzeption, Methode und Basisdaten der ALM-Studie 2007/2008. In: ALM Programmbericht 2008, S. 201–257.

Weiß, Hans-Jürgen (2008): Konzeption, Methode und Basisdaten der ALM-Studie 2006/2007. In: ALM Programmbericht 2007, S. 211–263.

Weiß, Hans-Jürgen (2007): Konzeption, Methode und Basisdaten der ALM-Studie 2005/2006. In: ALM Programmbericht 2006, S. 205–259.

Weiß, Hans-Jürgen (2005): Konzeption und Methode und Basisdaten der ALM-Studie. In: ALM Programmbericht 2005, S. 213–228.

1998–2004

Trebbe, Joachim (2004): Fernsehen in Deutschland 2003–2004. Programmstrukturen – Programm-inhalte – Programmentwicklungen. Berlin (Schriftenreihe der Landesmedienanstalten; Bd. 31).

Weiß, Hans-Jürgen/Joachim Trebbe (2000): Fernsehen in Deutschland 1998–1999. Programmstrukturen – Programminhalte – Programmentwicklungen. Berlin (Schriftenreihe der Landesmedienanstalten; Bd. 18).

Weiß, Hans-Jürgen (1998): Auf dem Weg zu einer kontinuierlichen Fernsehprogrammforschung der Landesmedienanstalten. Eine Evaluations- und Machbarkeitsstudie. Berlin (Schriftenreihe der Landes-medienanstalten; Bd. 12).

Stichprobenberichte zur ALM-Studie

2003–2015

Seit der Herbststichprobe 2003 werden zu den Stichprobenerhebungen der ALM-Studie halbjährlich Forschungsberichte auf die Homepage der Medienanstalten gestellt. Sie dienen der Dokumentation der methodischen Grundlagen und Basisdaten der ALM-Studie. Alle Berichte werden archiviert und können von der Homepage der Medienanstalten abgerufen werden. Vgl. dazu den aktuellen Bericht:

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DokumentationKonzeption, Methode und Basisdaten der ALM-Studie

GöfaK Medienforschung GmbH (2015): Fernsehprogrammanalyse der Medienanstalten. Stichproben-bericht Frühjahr 2015. Potsdam. URL: http://www. die-medienanstalten.de/themen/fernsehen/ tv-programmforschung. html [11. 12. 2015].

Sonstige Publikationen

2001–2011

Trebbe, Joachim/Jens Woelke (2011): Von den Schwierigkeiten, Fernsehqualität zu definieren und zu messen. Ein Erfahrungsbericht. In: Programmbericht der Medienanstalten 2010, S. 205–213.

Trebbe, Joachim/Jens Woelke (2009): International vergleichende Programmforschung. Ein Erhebungs-modell für Deutschland, Österreich und die Schweiz. In: Schulz, Peter J./Uwe Hartung/Simone Keller (Hrsg.): Identität und Vielfalt in der Kommunikationswissenschaft. Konstanz (Schriftenreihe der Deutschen Gesellschaft für Publizistik- und Kommunikationswissenschaft; Bd. 36), S. 197–212.

Maurer, Torsten/Joachim Trebbe (2006): Fernsehqualität aus der Perspektive des Rundfunkprogramm-rechts. In: Weischenberg, Siegfried/Wiebke Loosen/Michael Beuthner (Hrsg.): Medien-Qualitäten. Öffentliche Kommunikation zwischen ökonomischem Kalkül und Sozialverantwortung. Konstanz (Schrif-tenreihe der Deutschen Gesellschaft für Publizistik- und Kommunikationswissenschaft; Bd. 33), S. 37–52.

Trebbe, Joachim (2005): Stichprobenkonzepte der kontinuierlichen Fernsehprogrammforschung in Deutschland. Forschungslogische Probleme und forschungspraktische Lösungen. In: Gehrau, Volker/ Benjamin Fretwurst/Birgit Krause/Gregor Daschmann (Hrsg.): Auswahlverfahren der Kommunikations-wissenschaft. Köln, S. 117–137.

Weiß, Hans-Jürgen/Joachim Trebbe (2001): Fernsehinformation. Zur Methode kontinuierlicher Programm-analysen in einem medienpolitisch aufgeladenen Forschungsfeld. In: Wirth, Werner/Edmund Lauf (Hrsg.): Inhaltsanalyse – Perspektiven, Probleme, Potentiale. Köln, S. 49–71.

Teil 2: Ausgewählte Publikationen zu den Forschungsergebnissen der ALM-StudieStand: Dezember 2015

Programmberichte und Monographien der Medienanstalten

2015

Weiß, Hans-Jürgen/Torsten Maurer/Matthias Wagner (2015): Relativ vielfältig – Programmkonkurrenz auf dem Markt der deutschen Fernsehvollprogramme. In: Programmbericht der Medienanstalten 2014, S. 25–59.

Weiß, Hans-Jürgen/Torsten Maurer/Matthias Wagner (2015): Relativ defizitär – Informationskonkurrenz auf dem Markt der deutschen Fernsehvollprogramme. In: Programmbericht der Medienanstalten 2014, S. 60–88.

Schiller, Friederike/Joachim Trebbe (2015): Kreuz und quer. Thematische Überschneidungen in den Hauptnachrichtensendungen privater Fernsehvollprogramme. In: Programmbericht der Medienanstalten 2014, S. 89–107.

Maurer, Torsten (2015): Als Markt ein schwieriges Feld. Die Nutzung „harter“ und „weicher“ Informations angebote im Fernsehen. In: Programmbericht der Medienanstalten 2014, S. 108–126.

2005–2014

Weiß, Hans-Jürgen/Joachim Trebbe (2014): Internetfernsehen 2013. Die Programmangebote in den Mediatheken der Fernsehvollprogramme. In: Programmbericht der Medienanstalten 2013, S. 61–87.

Weiß, Hans-Jürgen/Torsten Maurer (2014): Terrorismusberichterstattung in deutschen Fernsehvollpro-grammen. Das Attentat auf den Boston-Marathon im April 2013. In: Programmbericht der Medien-anstalten 2013, S. 88–104.

Weiß, Hans-Jürgen/Gerhard Graf/Torsten Maurer (2013): Fernsehen am Nachmittag – Eine Langzeit-analyse. In: Programmbericht der Medienanstalten 2012, S. 61–96.

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DokumentationKonzeption, Methode und Basisdaten der ALM-Studie

Trebbe, Joachim/Dominik Sindern (2012): Vielfalt – Exklusivität – Relevanz. Aktuelle Informations-angebote von Fernsehvollprogrammen im Vergleich. In: Programmbericht der Medienanstalten 2011, S. 94–115.

Weiß, Hans-Jürgen/Annabelle Ahrens (2012): Scripted Reality. Fiktionale und andere Formen der neuen Realitätsunterhaltung. In: Programmbericht der Medienanstalten 2011, S. 59–93.

Weiß, Hans-Jürgen/Torsten Maurer (2011): Die Themenstruktur von Fernsehnachrichten in Wahlkampf-zeiten. In: Programmbericht der Medienanstalten 2010, S. 91–113.

Trebbe, Joachim (2010): Programmkonkurrenz in der Prime Time – Revisited 2009. In: ALM Programm-bericht 2009, S. 45–59.

Maurer, Torsten/Benjamin Fretwurst/Hans-Jürgen Weiß (2009): Programmprofile. Wie sich Fernseh-programme voneinander abgrenzen und wie sie sich gleichen. In: ALM Programmbericht 2008, S. 41–61.

Maurer, Torsten (2008): Unterhaltungspublizistik in Fernsehvollprogrammen und ihre Nutzung im Frühjahr 2007. In: ALM Programmbericht 2007, S. 67–83.

Weiß, Hans-Jürgen (2008): Private Fernsehvollprogramme 1998–2007. Eine 10-Jahres-Bilanz der konti-nuierlichen Fernsehprogrammforschung der Landesmedienanstalten. In: ALM Programmbericht 2007, S. 37–66.

Maurer, Torsten (2007): Das Nachrichtenangebot deutscher Fernsehvollprogramme im Tagesverlauf. In: ALM Programmbericht 2006, S. 60–81.

Maurer, Torsten (2005): Marktversagen: Politische Information im privaten und öffentlich-rechtlichen Fernsehen. In: ALM Programmbericht 2005, S. 62–78.

1998–2004

Trebbe, Joachim (2004): Fernsehen in Deutschland 2003–2004. Programmstrukturen – Programm-inhalte – Programmentwicklungen. Berlin (Schriftenreihe der Landesmedienanstalten; Bd. 31).

Weiß, Hans-Jürgen/Joachim Trebbe (2000): Fernsehen in Deutschland 1998–1999. Programmstrukturen – Programminhalte – Programmentwicklungen. Berlin (Schriftenreihe der Landesmedienanstalten; Bd. 18).

Weiß, Hans-Jürgen (1998): Auf dem Weg zu einer kontinuierlichen Fernsehprogrammforschung der Landesmedienanstalten. Eine Evaluations- und Machbarkeitsstudie. Berlin (Schriftenreihe der Landes-medienanstalten; Bd. 12).

Sonstige Publikationen

2004–2015

Greyer, Janine/Ada Fehr/Stephanie Fiechtner (2015): Fernsehnachrichten in Deutschland und der Schweiz: Der Einfluss mediensystemischer Kontextfaktoren auf Nachrichteninhalte. In: Publizistik 60 (4), S. 423–442.

Maurer, Torsten/Joachim Trebbe (2014): Politik und/oder Unterhaltung? Distinktionsversuche aus der Angebotsperspektive. In: Dohle, Marco/Gerhard Vowe (Hrsg.): Politische Unterhaltung – Unterhaltende Politik. Forschung zu Medieninhalten, Medienrezeption und Medienwirkungen. Köln, S. 34–56.

Weiß, Hans-Jürgen (2012): Was leisten öffentlich-rechtliche Fernsehvollprogramme für die Gesellschaft? Eine kommunikationswissenschaftliche Bestandsaufnahme. In: Kops, Manfred (Hrsg.): Public Value. Was soll der öffentlich-rechtliche Rundfunk für die Gesellschaft leisten? (Beiträge des Kölner Initiativkreises Öffentlicher Rundfunk; Bd. 5). Berlin etc., S. 61–82.

Weiß, Hans-Jürgen/Annabelle Ahrens (2012): Scripted-Reality-Formate: Skandal oder normal? Ein Orien-tierungsvorschlag. In: tv diskurs 61, 3/2012, S. 20–25.

Trebbe, Joachim/Bertil Schwotzer (2010): Fernsehunterhaltung: Platzierung, Formate und Produktions-charakteristika. In: Lantzsch, Katja/Klaus-Dieter Altmeppen/Andreas Will (Hrsg.): Handbuch Unter-haltungsproduktion. Beschaffung und Produktion von Fernsehunterhaltung. Wiesbaden, S. 67–80.

Maurer, Torsten (2009): Fernsehen – als Quelle politischer Information überschätzt? Eine Bestandsauf-nahme des Angebotes und der Nutzung des „politischen Leitmediums“. In: Marcinkowski, Frank/Barbara Pfetsch (Hrsg.): Politik in der Mediendemokratie. Wiesbaden (Politische Vierteljahresschrift – Sonder-heft 42), S. 129–150.

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DokumentationKonzeption, Methode und Basisdaten der ALM-Studie

Trebbe, Joachim (2008): Unterhaltung im Fernsehen – Operationalisierungsproblem und forschungs-praktische Lösung. In: Siegert, Gabriele/Björn von Rimscha (Hrsg.): Zur Ökonomie der Unterhaltungs-produktion. Köln, S. 88–101.

Trebbe, Joachim/Torsten Maurer (2007): „Unterhaltungspublizistik“ – Journalistische Gratwanderungen zwischen Fernsehinformation und Fernsehunterhaltung. In: Scholl, Armin/Rudi Renger/Bernd Blöbaum (Hrsg.): Journalismus und Unterhaltung. Theoretische Ansätze und empirische Befunde. Wiesbaden, S. 211–231.

Maurer, Torsten (2005): Fernsehnachrichten und Nachrichtenqualität. Eine Längsschnittstudie zur Nach-richtenentwicklung in Deutschland. München (Schriftenreihe Angewandte Medienforschung; Bd. 32).

Park, Joo-Yeun (2004): Programm-Promotion im Fernsehen. Konstanz (Medien und Märkte; Bd. 13).

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DokumentationKonzeption, Methode und Basisdaten der ALM-Studie

Basisdaten der ALM-Studie 2014/2015

Ergebnisse der Sendungsanalyse

Basisdaten 1 Zeitumfang der Basiselemente der Sendungsanalyse 2 Basiselemente der Sendungsanalyse/Gesamtsendezeit 3 Basiselemente der Sendungsanalyse/Prime Time

Produktionscharakteristika 4 Anzahl der Programmelemente: TV-Sendungen und TV-Clutter 5 Zeitumfang der Programmelemente: TV-Sendungen und TV-Clutter 6 Drittprogramme, Regionalfenster, Programmkooperationen 7 Kurzfristige Programmwiederholungen 8 Zeitformate der Erstsendungen 9 Produktionsformen10 Produktionsländer

Programmstrukturen und Sendungsformate11 Programmstruktur/Gesamtsendezeit12 Programmstruktur/Prime Time13 Programmstruktur ohne kurzfristige Wiederholungen14 Formate der Fernsehpublizistik15 Nachrichtenformate16 Formate der fiktionalen Fernsehunterhaltung17 Genres der fiktionalen Fernsehunterhaltung18 Formate der nonfiktionalen Fernsehunterhaltung19 Formate des Reality-TV20 Formate des Kinderprogramms

Ergebnisse der Beitragsanalyse

Basisdaten21 Zeitumfang der Basiselemente der Beitragsanalyse22 Basiselemente der Beitragsanalyse/Gesamtsendezeit23 Basiselemente der Beitragsanalyse/Prime Time24 Aktualität der Fernsehpublizistik

Aktualität und Themenstrukturen25 Themenstruktur der Fernsehpublizistik/Gesamtsendezeit26 Themenstruktur der Fernsehpublizistik/Prime Time27 Themenstruktur der tagesaktuellen Fernsehpublizistik28 Themenstruktur der Nachrichtensendungen29 Themenstruktur der Magazinsendungen30 Themenstruktur der Reportage- und Dokumentationsformate

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DokumentationKonzeption, Methode und Basisdaten der ALM-Studie

Tabelle  1 Zeitumfang der Basiselemente der SendungsanalyseSendungsanalyse 2014/Frühjahr 2015 (in Std.:Min. pro Sendetag)1

RTL VOX RTL  II ARDBasiselemente 2014 Fj. 15 2014 Fj. 15 2014 Fj. 15 2014 Fj. 15

Sendungen 19:19 19:19 19:37 19:41 19:48 19:26 23:02 23:08Programmtrailer etc.2 01:08 01:12 01:06 01:08 01:10 01:17 00:36 00:33Werbung und Teleshopping3 03:30 03:27 03:14 03:09 03:02 03:16 00:19 00:16Sponsoring4 00:03 00:02 00:03 00:02 00:00 00:01 00:03 00:03

Gesamt 24:00 24:00 24:00 24:00 24:00 24:00 24:00 24:00

Sat.1 ProSieben kabel eins ZDFBasiselemente 2014 Fj. 15 2014 Fj. 15 2014 Fj. 15 2014 Fj. 15

Sendungen 18:46 19:11 19:01 19:32 18:44 18:41 23:04 23:06Programmtrailer etc.2 01:19 01:22 01:29 01:28 01:32 01:38 00:32 00:36Werbung und Teleshopping3 03:51 03:24 03:28 02:56 03:43 03:41 00:21 00:15Sponsoring4 00:04 00:03 00:02 00:04 00:01 – 00:03 00:03

Gesamt 24:00 24:00 24:00 24:00 24:00 24:00 24:00 24:00

1 Berechnungsbasis: 24  Stunden pro Tag (3–3  Uhr). Stichproben: zwei Kalenderwochen im Jahr 2014, eine Kalenderwoche im Frühjahr 2015.

2 Hierunter werden Programmverbindungen und -überbrückungen wie Programmtrailer, Programm-hinweise, Videoschleifen, Webcams etc. zusammengefasst.

3 Vgl. §§ 2, 7, 7a, 16, 18, 45 und 45a RStV (2015).4 Vgl. §§ 2, 8 und 16  RStV (2015).

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DokumentationKonzeption, Methode und Basisdaten der ALM-Studie

Tabelle  2 Basiselemente der Sendungsanalyse/GesamtsendezeitSendungsanalyse 2014/Frühjahr 2015 (in Prozent)1

RTL VOX RTL  II ARDBasiselemente 2014 Fj. 15 2014 Fj. 15 2014 Fj. 15 2014 Fj. 15

Sendungen 80,5 80,5 81,7 82,0 82,5 81,0 96,0 96,4Programmtrailer etc.2 4,7 5,0 4,6 4,7 4,9 5,4 2,5 2,3Werbung und Teleshopping3 14,6 14,3 13,5 13,1 12,6 13,6 1,3 1,1Sponsoring4 0,2 0,2 0,2 0,2 0,0 0,0 0,2 0,2

Gesamt 100 100 100 100 100 100 100 100

Sat.1 ProSieben kabel eins ZDFBasiselemente 2014 Fj. 15 2014 Fj. 15 2014 Fj. 15 2014 Fj. 15

Sendungen 78,2 80,0 79,2 81,4 78,0 77,8 96,1 96,2Programmtrailer etc.2 5,5 5,7 6,2 6,1 6,4 6,8 2,2 2,5Werbung und Teleshopping3 16,0 14,2 14,5 12,2 15,5 15,4 1,5 1,1Sponsoring4 0,3 0,1 0,1 0,3 0,1 – 0,2 0,2

Gesamt 100 100 100 100 100 100 100 100

1 Prozentuierungsbasis: 24  Stunden pro Tag (3–3  Uhr). Stichproben: zwei Kalenderwochen im Jahr 2014, eine Kalenderwoche im Frühjahr 2015.

2 Hierunter werden Programmverbindungen und -überbrückungen wie Programmtrailer, Programm-hinweise, Videoschleifen, Webcams etc. zusammengefasst.

3 Vgl. §§ 2, 7, 7a, 16, 18, 45 und 45a RStV (2015).4 Vgl. §§ 2, 8 und 16  RStV (2015).

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DokumentationKonzeption, Methode und Basisdaten der ALM-Studie

Tabelle  3 Basiselemente der Sendungsanalyse/Prime TimeSendungsanalyse 2014/Frühjahr 2015 (in Prozent)1

RTL VOX RTL  II ARDBasiselemente 2014 Fj. 15 2014 Fj. 15 2014 Fj. 15 2014 Fj. 15

Sendungen 77,5 78,1 78,2 78,3 77,9 76,7 92,5 93,6Programmtrailer etc.2 5,1 5,2 5,0 5,4 6,3 6,6 2,5 1,7Werbung und Teleshopping3 17,0 16,4 16,5 16,0 15,8 16,6 4,8 4,5Sponsoring4 0,4 0,3 0,3 0,3 0,0 0,1 0,2 0,2

Gesamt 100 100 100 100 100 100 100 100

Sat.1 ProSieben kabel eins ZDFBasiselemente 2014 Fj. 15 2014 Fj. 15 2014 Fj. 15 2014 Fj. 15

Sendungen 73,1 75,0 74,5 75,7 75,4 74,0 91,0 92,2Programmtrailer etc.2 7,1 6,7 6,7 6,1 5,6 6,4 2,8 3,4Werbung und Teleshopping3 19,6 18,0 18,5 17,6 18,9 19,6 6,1 4,3Sponsoring4 0,2 0,3 0,3 0,6 0,1 – 0,1 0,1

Gesamt 100 100 100 100 100 100 100 100

1 Prozentuierungsbasis: 5  Stunden pro Tag (18–23  Uhr). Stichproben: zwei Kalenderwochen im Jahr 2014, eine Kalenderwoche im Frühjahr 2015.

2 Hierunter werden Programmverbindungen und -überbrückungen wie Programmtrailer, Programm-hinweise, Videoschleifen, Webcams etc. zusammengefasst.

3 Vgl. §§ 2, 7, 7a, 16, 18, 45 und 45a RStV (2015).4 Vgl. §§ 2, 8 und 16  RStV (2015).

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DokumentationKonzeption, Methode und Basisdaten der ALM-Studie

Tabelle  4 Anzahl der Programmelemente: TV-Sendungen und TV-ClutterSendungsanalyse 2014/Frühjahr 2015 (Anzahl pro Sendetag)1

RTL VOX RTL  II ARDProgrammelemente 2014 Fj. 15 2014 Fj. 15 2014 Fj. 15 2014 Fj. 15

Sendungen/Sendungsteile2 80 75 65 69 62 63 69 73Nicht gesponserte Sendungen 66 65 47 50 59 61 56 61Gesponserte Sendungen 14 10 18 19 3 2 13 12

Programmtrailer etc. 152 159 131 146 129 133 48 43Sendungspromotion 94 99 83 86 78 83 28 26Sendungspromotion mit Sponsoring 3 0 – 0 – – – –Senderpromotion 11 14 6 17 9 9 8 6Crosspromotion 0 0 – – – – 1 1Werbetrenner 42 42 40 40 37 39 9 8Merchandising 2 4 1 2 4 2 0 –Lotterien – – – – – – 1 1Social Advertising 0 – – – – – – 0Programmüberbrückungen – – 1 1 1 0 1 1

Werbung und Teleshopping 69 73 65 72 51 54 14 13Spotwerbung3 69 73 65 72 49 50 14 13Werbesendungen4 – – – – 0 – – –Teleshopping – – – – 2 4 – –

Sponsoring 21 15 19 18 2 2 25 23

Gesamt 322 322 280 305 244 252 156 152

Sat.1 ProSieben kabel eins ZDFProgrammelemente 2014 Fj. 15 2014 Fj. 15 2014 Fj. 15 2014 Fj. 15

Sendungen/Sendungsteile2 80 76 87 88 68 66 66 71Nicht gesponserte Sendungen 56 53 79 59 62 66 53 58Gesponserte Sendungen 24 23 8 29 6 – 13 13

Programmtrailer etc. 156 157 167 168 162 158 59 57Sendungspromotion 79 85 76 88 85 86 33 36Sendungspromotion mit Sponsoring 1 1 6 5 2 – – –Senderpromotion 17 26 15 22 24 24 10 7Crosspromotion 14 2 20 8 5 3 4 3Werbetrenner 41 39 46 40 43 42 10 10Merchandising 3 3 2 3 1 1 1 1Lotterien – – 0 – – – 0 –Social Advertising 0 – 0 – – – 1 0Programmüberbrückungen 1 1 2 2 2 2 0 0

Werbung und Teleshopping 67 58 65 61 57 57 12 11Spotwerbung3 67 58 65 61 57 57 12 11Werbesendungen4 – – 0 0 – – – –

Sponsoring 22 19 10 28 7 – 25 23

Gesamt 325 310 329 345 294 281 162 162

1 Stichproben: zwei Kalenderwochen im Jahr 2014, eine Kalenderwoche im Frühjahr 2015.2 Hier und in den folgenden Tabellen: inklusive (Dauer-)Werbesendungen mit redaktionellem Inhalt.3 Werbeblöcke, Single Spots und Split-Screen-Werbespots.4 Hier und in den folgenden Tabellen: exklusive (Dauer-)Werbesendungen mit redaktionellem Inhalt.

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DokumentationKonzeption, Methode und Basisdaten der ALM-Studie

Tabelle  5 Zeitumfang der Programmelemente: TV-Sendungen und TV-ClutterSendungsanalyse 2014/Frühjahr 2015 (in Prozent)1

RTL VOX RTL  II ARDProgrammelemente 2014 Fj. 15 2014 Fj. 15 2014 Fj. 15 2014 Fj. 15

Sendungen 80,5 80,5 81,7 82,0 82,5 81,0 96,0 96,4Nicht gesponserte Sendungen 69,9 71,6 62,1 64,5 79,1 79,2 90,6 92,8Gesponserte Sendungen 10,6 8,9 19,6 17,5 3,4 1,8 5,4 3,6

Programmtrailer etc. 4,7 5,0 4,6 4,7 4,9 5,4 2,5 2,3Sendungspromotion 3,9 4,1 4,0 3,8 4,1 4,7 1,8 1,7Sendungspromotion mit Sponsoring 0,1 0,0 – 0,0 – – – –Senderpromotion 0,4 0,5 0,4 0,6 0,4 0,3 0,2 0,2Crosspromotion 0,0 0,0 – – – – 0,0 0,0Werbetrenner 0,3 0,3 0,2 0,2 0,2 0,4 0,2 0,1Merchandising 0,0 0,1 0,0 0,1 0,2 0,0 0,0 –Lotterien – – – – – – 0,0 0,0Social Advertising 0,0 – – – – – – 0,0Programmüberbrückungen – – 0,0 0,0 0,0 0,0 0,3 0,3

Werbung und Teleshopping 14,6 14,3 13,5 13,1 12,6 13,6 1,3 1,1Spotwerbung2 14,6 14,3 13,5 13,1 11,7 11,9 1,3 1,1Werbesendungen – – – – 0,1 – – –Teleshopping – – – – 0,8 1,7 – –

Sponsoring 0,2 0,2 0,2 0,2 0,0 0,0 0,2 0,2

Gesamt 100 100 100 100 100 100 100 100

Sat.1 ProSieben kabel eins ZDFProgrammelemente 2014 Fj. 15 2014 Fj. 15 2014 Fj. 15 2014 Fj. 15

Sendungen 78,2 80,0 79,2 81,4 78,0 77,8 96,1 96,2Nicht gesponserte Sendungen 58,9 57,7 71,0 56,3 70,8 77,8 86,1 89,8Gesponserte Sendungen 19,3 22,3 8,2 25,1 7,2 – 10,0 6,4

Programmtrailer etc. 5,5 5,7 6,2 6,1 6,4 6,8 2,2 2,5Sendungspromotion 3,8 4,4 4,1 4,3 4,5 5,1 1,6 1,9Sendungspromotion mit Sponsoring 0,1 0,0 0,3 0,2 0,1 – – –Senderpromotion 0,6 0,7 0,4 0,4 0,7 0,6 0,2 0,2Crosspromotion 0,6 0,1 0,8 0,3 0,2 0,1 0,1 0,1Werbetrenner 0,2 0,2 0,2 0,2 0,2 0,2 0,2 0,2Merchandising 0,1 0,1 0,1 0,2 0,1 0,0 0,0 0,0Lotterien – – 0,0 – – – 0,0 –Social Advertising 0,0 – 0,0 – – – 0,0 0,0Programmüberbrückungen 0,1 0,2 0,3 0,5 0,6 0,8 0,1 0,1

Werbung und Teleshopping 16,0 14,2 14,5 12,2 15,5 15,4 1,5 1,1Spotwerbung2 16,0 14,2 14,5 12,2 15,5 15,4 1,5 1,1Werbesendungen – – 0,0 0,0 – – – –

Sponsoring 0,3 0,1 0,1 0,3 0,1 – 0,2 0,2

Gesamt 100 100 100 100 100 100 100 100

1 Prozentuierungsbasis: 24  Stunden pro Tag (3–3  Uhr). Stichproben: zwei Kalenderwochen im Jahr 2014, eine Kalenderwoche im Frühjahr 2015.

2 Werbeblöcke, Single Spots und Split-Screen-Werbespots.

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DokumentationKonzeption, Methode und Basisdaten der ALM-Studie

Tabelle  6 Drittprogramme, Regionalfenster, ProgrammkooperationenSendungsanalyse 2014/Frühjahr 2015 (in Prozent)1

RTL VOX RTL  II ARDProduktionscharakteristik 2014 Fj. 15 2014 Fj. 15 2014 Fj. 15 2014 Fj. 15

Sendungen 80,5 80,5 81,7 82,0 82,5 81,0 96,0 96,4Eigenprogramm 76,2 76,4 81,7 82,0 82,5 81,0 82,8 83,3Drittprogramme2 3,0 2,9 – – – – – –Regionalfenster3 1,3 1,2 – – – – – –ARD/ZDF-Gemeinschaftsprogramm – – – – – – 13,2 13,1

In Verantwortung der ARD – – – – – – 6,6 13,1In Verantwortung des ZDF – – – – – – 6,6 –

Programmtrailer etc. 4,7 5,0 4,6 4,7 4,9 5,4 2,5 2,3Werbung und Sponsoring 14,8 14,5 13,7 13,3 12,6 13,6 1,5 1,3

Gesamt 100 100 100 100 100 100 100 100

Sat.1 ProSieben kabel eins ZDFProduktionscharakteristik 2014 Fj. 15 2014 Fj. 15 2014 Fj. 15 2014 Fj. 15

Sendungen 78,2 80,0 79,2 81,4 78,0 77,8 96,1 96,2Eigenprogramm 76,0 78,2 79,2 81,4 78,0 77,8 82,9 83,1Drittprogramme2 1,1 0,7 – – – – – –Regionalfenster3 1,1 1,1 – – – – – –ARD/ZDF-Gemeinschaftsprogramm – – – – – – 13,2 13,1

In Verantwortung der ARD – – – – – – 6,6 13,1In Verantwortung des ZDF – – – – – – 6,6 –

Programmtrailer etc. 5,5 5,7 6,2 6,1 6,4 6,8 2,2 2,5Werbung und Sponsoring 16,3 14,3 14,6 12,5 15,6 15,4 1,7 1,3

Gesamt 100 100 100 100 100 100 100 100

1 Prozentuierungsbasis: 24  Stunden pro Tag (3–3  Uhr). Stichproben: zwei Kalenderwochen im Jahr 2014, eine Kalenderwoche im Frühjahr 2015.

2 Gesondert lizenzierte Drittprogramme, die wie z. B. dctp im Programm von RTL und Sat.1 ausge-strahlt werden.

3 Gesondert lizenzierte Regionalfenster auf den Frequenzen von RTL und Sat.1 (Auseinanderschal-tung, werktäglich 30  Minuten). Pro Programm wird eine Fensterversion bzw. das überregionale Ersatzprogramm erfasst.

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204

DokumentationKonzeption, Methode und Basisdaten der ALM-Studie

Tabelle  7 Kurzfristige ProgrammwiederholungenSendungsanalyse 2014/Frühjahr 2015 (in Prozent)1

RTL VOX RTL  II ARDProduktionscharakteristik 2014 Fj. 15 2014 Fj. 15 2014 Fj. 15 2014 Fj. 15

Sendungen 80,5 80,5 81,7 82,0 82,5 81,0 96,0 96,4Erstsendungen 56,4 54,2 57,3 62,1 67,7 68,7 81,1 80,3Kurzfristige Wiederholungen 24,1 26,3 24,4 19,9 14,8 12,3 14,9 16,1

Wiederholungen im Tagesintervall 17,6 19,8 18,1 17,1 11,0 9,2 12,7 12,5Wiederholungen im Wochenintervall 6,5 6,5 6,3 2,8 3,8 3,1 2,2 3,6

Programmtrailer etc. 4,7 5,0 4,6 4,7 4,9 5,4 2,5 2,3Werbung und Sponsoring 14,8 14,5 13,7 13,3 12,6 13,6 1,5 1,3

Gesamt 100 100 100 100 100 100 100 100

Sat.1 ProSieben kabel eins ZDFProduktionscharakteristik 2014 Fj. 15 2014 Fj. 15 2014 Fj. 15 2014 Fj. 15

Sendungen 78,2 80,0 79,2 81,4 78,0 77,8 96,1 96,2Erstsendungen 61,0 55,1 51,4 53,6 45,0 49,3 83,7 83,7Kurzfristige Wiederholungen 17,2 24,9 27,8 27,8 33,0 28,5 12,4 12,5

Wiederholungen im Tagesintervall 14,0 18,4 24,6 25,3 20,4 18,2 10,4 10,4Wiederholungen im Wochenintervall 3,2 6,5 3,2 2,5 12,6 10,3 2,0 2,1

Programmtrailer etc. 5,5 5,7 6,2 6,1 6,4 6,8 2,2 2,5Werbung und Sponsoring 16,3 14,3 14,6 12,5 15,6 15,4 1,7 1,3

Gesamt 100 100 100 100 100 100 100 100

1 Prozentuierungsbasis: 24  Stunden pro Tag (3–3  Uhr). Stichproben: zwei Kalenderwochen im Jahr 2014, eine Kalenderwoche im Frühjahr 2015.

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205

DokumentationKonzeption, Methode und Basisdaten der ALM-Studie

Tabelle  8 Zeitformate der ErstsendungenSendungsanalyse 2014/Frühjahr 2015 (in Prozent)1

RTL VOX RTL  II ARDProduktionscharakteristik 2014 Fj. 15 2014 Fj. 15 2014 Fj. 15 2014 Fj. 15

Erstsendungen 56,4 54,2 57,3 62,1 67,7 68,7 81,1 80,3Tagesformate2 34,1 35,3 34,3 39,3 35,1 33,2 38,9 39,2Wochenformate3 19,4 16,3 19,0 16,8 19,7 19,1 21,1 19,1Andere Zeitformate 0,7 1,5 – – 0,5 1,9 4,0 6,3Einzelsendungen 2,2 1,1 4,0 6,0 12,4 14,5 17,1 15,7

Kurzfristige Wiederholungen 24,1 26,3 24,4 19,9 14,8 12,3 14,9 16,1Programmtrailer etc. 4,7 5,0 4,6 4,7 4,9 5,4 2,5 2,3Werbung und Sponsoring 14,8 14,5 13,7 13,3 12,6 13,6 1,5 1,3

Gesamt 100 100 100 100 100 100 100 100

Sat.1 ProSieben kabel eins ZDFProduktionscharakteristik 2014 Fj. 15 2014 Fj. 15 2014 Fj. 15 2014 Fj. 15

Erstsendungen 61,0 55,1 51,4 53,6 45,0 49,3 83,7 83,7Tagesformate2 38,2 36,6 31,0 32,5 21,6 29,5 40,5 41,3Wochenformate3 16,2 13,4 8,8 8,4 13,4 9,9 27,4 28,4Andere Zeitformate 0,0 0,2 0,6 3,4 ,4 1,3 2,5 1,9Einzelsendungen 6,6 4,9 11,0 9,3 9,6 8,6 13,3 12,1

Kurzfristige Wiederholungen 17,2 24,9 27,8 27,8 33,0 28,5 12,4 12,5Programmtrailer etc. 5,5 5,7 6,2 6,1 6,4 6,8 2,2 2,5Werbung und Sponsoring 16,3 14,3 14,6 12,5 15,6 15,4 1,7 1,3

Gesamt 100 100 100 100 100 100 100 100

1 Prozentuierungsbasis: 24  Stunden pro Tag (3–3  Uhr). Stichproben: zwei Kalenderwochen im Jahr 2014, eine Kalenderwoche im Frühjahr 2015.

2 In der Regel tägliche oder werktägliche Ausstrahlung; in wenigen Ausnahmefällen vier Sendetage pro Woche.

3 In der Regel wöchentliche Ausstrahlung; in wenigen Ausnahmefällen zwei oder drei Sendetage pro Woche.

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206

DokumentationKonzeption, Methode und Basisdaten der ALM-Studie

Tabelle  9 ProduktionsformenSendungsanalyse 2014/Frühjahr 2015 (in Prozent)1

RTL VOX RTL  II ARDProduktionscharakteristik 2014 Fj. 15 2014 Fj. 15 2014 Fj. 15 2014 Fj. 15

Erstsendungen 56,4 54,2 57,3 62,1 67,7 68,7 81,1 80,3Eigen-, Auftrags-, Koproduktionen 49,8 49,5 44,9 46,7 46,3 51,7 72,5 74,2Kaufproduktionen 6,6 4,7 12,2 15,2 21,4 17,0 8,6 6,1Nicht zu ermitteln – – 0,2 0,2 – – – –

Kurzfristige Wiederholungen 24,1 26,3 24,4 19,9 14,8 12,3 14,9 16,1Eigen-, Auftrags-, Koproduktionen 22,3 23,6 16,5 11,0 7,8 8,6 14,9 14,2Kaufproduktionen 1,8 2,7 7,9 8,9 7,0 3,7 – 1,9

Programmtrailer etc. 4,7 5,0 4,6 4,7 4,9 5,4 2,5 2,3Werbung und Sponsoring 14,8 14,5 13,7 13,3 12,6 13,6 1,5 1,3

Gesamt 100 100 100 100 100 100 100 100

Sat.1 ProSieben kabel eins ZDFProduktionscharakteristik 2014 Fj. 15 2014 Fj. 15 2014 Fj. 15 2014 Fj. 15

Erstsendungen 61,0 55,1 51,4 53,6 45,0 49,3 83,7 83,7Eigen-, Auftrags-, Koproduktionen 44,9 45,6 11,5 13,0 15,6 17,0 73,9 75,8Kaufproduktionen 16,1 9,4 39,9 40,6 29,4 32,3 9,8 7,9

Kurzfristige Wiederholungen 17,2 24,9 27,8 27,8 33,0 28,5 12,4 12,5Eigen-, Auftrags-, Koproduktionen 8,2 17,9 1,6 3,3 13,5 9,1 10,8 9,7Kaufproduktionen 9,0 7,0 26,2 24,5 19,5 19,4 1,6 2,8

Programmtrailer etc. 5,5 5,7 6,2 6,1 6,4 6,8 2,2 2,5Werbung und Sponsoring 16,3 14,3 14,6 12,5 15,6 15,4 1,7 1,3

Gesamt 100 100 100 100 100 100 100 100

1 Prozentuierungsbasis: 24  Stunden pro Tag (3–3  Uhr). Stichproben: zwei Kalenderwochen im Jahr 2014, eine Kalenderwoche im Frühjahr 2015.

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207

DokumentationKonzeption, Methode und Basisdaten der ALM-Studie

Tabelle  10 ProduktionsländerSendungsanalyse 2014/Frühjahr 2015 (in Prozent)1

RTL VOX RTL  II ARDProduktionscharakteristik 2014 Fj. 15 2014 Fj. 15 2014 Fj. 15 2014 Fj. 15

Erstsendungen 56,4 54,2 57,3 62,1 67,7 68,7 81,1 80,3Europäische Produktionen 49,8 49,5 46,8 46,9 49,8 54,6 77,1 75,8

Deutschland2 49,8 49,5 45,9 46,9 48,4 52,8 73,2 74,4Sonstige europäische Länder3 – – 0,9 – 1,4 1,8 3,9 1,4

Produktionen außerhalb Europas 6,6 4,7 10,5 15,2 17,9 14,1 4,0 4,5USA4 6,6 4,7 10,1 15,2 16,0 13,3 3,5 4,5Sonstige Länder – – 0,4 – 1,9 0,8 0,5 –

Kurzfristige Wiederholungen 24,1 26,3 24,4 19,9 14,8 12,3 14,9 16,1Europäische Produktionen 22,3 23,6 18,2 11,0 8,8 9,8 14,9 14,5Produktionen außerhalb Europas 1,8 2,7 6,2 8,9 6,0 2,5 – 1,6

Programmtrailer etc. 4,7 5,0 4,6 4,7 4,9 5,4 2,5 2,3Werbung und Sponsoring 14,8 14,5 13,7 13,3 12,6 13,6 1,5 1,3

Gesamt 100 100 100 100 100 100 100 100

Sat.1 ProSieben kabel eins ZDFProduktionscharakteristik 2014 Fj. 15 2014 Fj. 15 2014 Fj. 15 2014 Fj. 15

Erstsendungen 61,0 55,1 51,4 53,6 45,0 49,3 83,7 83,7Europäische Produktionen 45,5 46,1 14,4 13,9 18,3 18,4 78,7 79,1

Deutschland2 45,5 45,6 13,4 13,9 16,6 18,4 74,8 75,8Sonstige europäische Länder3 – 0,5 1,0 – 1,7 – 3,9 3,3

Produktionen außerhalb Europas 15,5 9,0 37,0 39,7 26,7 30,9 5,0 4,6USA4 15,5 9,0 37,0 38,4 26,5 30,9 4,7 4,6Sonstige Länder – – – 1,3 0,2 – 0,3 –

Kurzfristige Wiederholungen 17,2 24,9 27,8 27,8 33,0 28,5 12,4 12,5Europäische Produktionen 8,4 18,3 3,3 3,8 15,4 9,3 12,2 10,6Produktionen außerhalb Europas 8,8 6,6 24,5 24,0 17,6 19,2 0,2 1,9

Programmtrailer etc. 5,5 5,7 6,2 6,1 6,4 6,8 2,2 2,5Werbung und Sponsoring 16,3 14,3 14,6 12,5 15,6 15,4 1,7 1,3

Gesamt 100 100 100 100 100 100 100 100

1 Prozentuierungsbasis: 24  Stunden pro Tag (3–3  Uhr). Stichproben: zwei Kalenderwochen im Jahr 2014, eine Kalenderwoche im Frühjahr 2015.

2 Alle Produktions- und Kooperationsformen mit deutscher Beteiligung (inkl. DDR).3 Alle Produktions- und Kooperationsformen mit Beteiligung eines europäischen Landes  – unter

Ausschluss der Produktions- und Kooperationsformen mit deutscher Beteiligung.4 Alle Produktions- und Kooperationsformen mit Beteiligung der USA  – unter Ausschluss der Produk-

tions- und Kooperationsformen mit Beteiligung Deutschlands oder eines anderen europäischen Landes.

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208

DokumentationKonzeption, Methode und Basisdaten der ALM-Studie

Tabelle  11 Programmstruktur/GesamtsendezeitSendungsanalyse 2014/Frühjahr 2015 (in Prozent)1

RTL VOX RTL  II ARDProgrammcharakteristik 2014 Fj. 15 2014 Fj. 15 2014 Fj. 15 2014 Fj. 15

Sendungen 80,5 80,5 81,7 82,0 82,5 81,0 96,0 96,4Fernsehpublizistik 26,9 24,8 19,6 21,8 15,1 15,4 47,0 48,0

Standardformate 25,8 23,8 7,0 5,0 7,3 5,3 43,3 44,0Reality-TV-Formate 1,1 1,0 12,6 16,8 7,8 10,1 3,7 4,0

Fiktionale Unterhaltung 42,8 41,7 39,6 36,2 43,2 38,4 40,9 39,5Standardformate 18,3 16,4 20,0 21,9 26,6 20,1 40,9 39,5Reality-TV-Formate 24,5 25,3 19,6 14,3 16,6 18,3 – –

Nonfiktionale Unterhaltung 10,8 14,0 22,5 24,0 24,2 27,2 4,5 6,1Standardformate 4,9 6,6 1,5 3,8 1,3 0,6 4,3 5,7Reality-TV-Formate 5,9 7,4 21,0 20,2 22,9 26,6 0,2 0,4

Sonstige Sendungen – – – – – – 3,6 2,8Nonfiktionale Kindersendungen – – – – – – 3,6 2,8Religiöse Sendungen – – – – – – 0,0 0,0

Programmtrailer etc. 4,7 5,0 4,6 4,7 4,9 5,4 2,5 2,3Werbung und Sponsoring 14,8 14,5 13,7 13,3 12,6 13,6 1,5 1,3

Gesamt 100 100 100 100 100 100 100 100

Sat.1 ProSieben kabel eins ZDFProgrammcharakteristik 2014 Fj. 15 2014 Fj. 15 2014 Fj. 15 2014 Fj. 15

Sendungen 78,2 80,0 79,2 81,4 78,0 77,8 96,1 96,2Fernsehpublizistik 14,8 14,1 7,3 7,7 16,2 14,3 46,2 46,7

Standardformate 14,8 14,1 7,3 7,7 11,0 6,0 45,8 46,3Reality-TV-Formate – – – – 5,2 8,3 0,4 0,4

Fiktionale Unterhaltung 56,8 54,4 66,0 65,0 54,7 53,6 37,6 38,7Standardformate 28,2 18,8 66,0 65,0 48,0 51,2 37,6 38,7Reality-TV-Formate 28,6 35,6 – – 6,7 2,4 – –

Nonfiktionale Unterhaltung 6,6 11,5 5,9 8,7 7,1 9,9 10,7 8,9Standardformate 1,5 0,5 4,9 7,7 – 1,8 8,7 8,6Reality-TV-Formate 5,1 11,0 1,0 1,0 7,1 8,1 2,0 0,3

Sonstige Sendungen 0,0 0,0 0,0 0,0 – – 1,6 1,9Nonfiktionale Kindersendungen – – – – – – 1,1 1,4Religiöse Sendungen 0,0 0,0 0,0 0,0 – – 0,5 0,4

Programmtrailer etc. 5,5 5,7 6,2 6,1 6,4 6,8 2,2 2,5Werbung und Sponsoring 16,3 14,3 14,6 12,5 15,6 15,4 1,7 1,3

Gesamt 100 100 100 100 100 100 100 100

1 Prozentuierungsbasis: 24  Stunden pro Tag (3–3  Uhr). Stichproben: zwei Kalenderwochen im Jahr 2014, eine Kalenderwoche im Frühjahr 2015.

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209

DokumentationKonzeption, Methode und Basisdaten der ALM-Studie

Tabelle  12 Programmstruktur/Prime TimeSendungsanalyse 2014/Frühjahr 2015 (in Prozent)1

RTL VOX RTL  II ARDProgrammcharakteristik 2014 Fj. 15 2014 Fj. 15 2014 Fj. 15 2014 Fj. 15

Sendungen 77,5 78,1 78,2 78,3 77,9 76,7 92,5 93,6Fernsehpublizistik 27,9 23,9 15,6 13,5 14,6 21,3 37,6 37,5

Standardformate 27,9 23,9 9,7 6,5 6,7 9,0 37,6 37,5Reality-TV-Formate – – 5,9 7,0 7,9 12,3 – –

Fiktionale Unterhaltung 29,0 28,5 37,7 44,6 45,3 39,1 46,9 36,6Standardformate 28,2 28,5 26,6 34,0 22,5 17,7 46,9 36,6Reality-TV-Formate 0,8 – 11,1 10,6 22,8 21,4 – –

Nonfiktionale Unterhaltung 20,6 25,7 24,9 20,2 18,0 16,3 8,0 19,5Standardformate 7,2 10,5 6,3 6,1 – – 8,0 19,5Reality-TV-Formate 13,4 15,2 18,6 14,1 18,0 16,3 – –

Programmtrailer etc. 5,1 5,2 5,0 5,4 6,3 6,6 2,5 1,7Werbung und Sponsoring 17,4 16,7 16,8 16,3 15,8 16,7 5,0 4,7

Gesamt 100 100 100 100 100 100 100 100

Sat.1 ProSieben kabel eins ZDFProgrammcharakteristik 2014 Fj. 15 2014 Fj. 15 2014 Fj. 15 2014 Fj. 15

Sendungen 73,1 75,0 74,5 75,7 75,4 74,0 91,0 92,2Fernsehpublizistik 7,5 6,8 20,8 21,5 27,8 22,6 31,8 36,4

Standardformate 7,5 6,8 20,8 21,5 18,3 11,8 31,8 36,4Reality-TV-Formate – – – – 9,5 10,8 – –

Fiktionale Unterhaltung 54,8 41,5 44,4 41,7 43,2 42,5 51,6 53,8Standardformate 45,8 26,8 44,4 41,7 31,6 33,7 51,6 53,8Reality-TV-Formate 9,0 14,7 – – 11,6 8,8 – –

Nonfiktionale Unterhaltung 10,8 26,7 9,3 12,5 4,4 8,9 7,6 2Standardformate 0,6 0,2 4,6 7,9 – – 7,6 2,0Reality-TV-Formate 10,2 26,5 4,7 4,6 4,4 8,9 – –

Programmtrailer etc. 7,1 6,7 6,7 6,1 5,6 6,4 2,8 3,4Werbung und Sponsoring 19,8 18,3 18,8 18,2 19,0 19,6 6,2 4,4

Gesamt 100 100 100 100 100 100 100 100

1 Prozentuierungsbasis: 5  Stunden pro Tag (18–23  Uhr). Stichproben: zwei Kalenderwochen im Jahr 2014, eine Kalenderwoche im Frühjahr 2015.

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210

DokumentationKonzeption, Methode und Basisdaten der ALM-Studie

Tabelle  13 Programmstruktur ohne kurzfristige WiederholungenSendungsanalyse 2014/Frühjahr 2015 (in Prozent)1

RTL VOX RTL  II ARDProgrammcharakteristik 2014 Fj. 15 2014 Fj. 15 2014 Fj. 15 2014 Fj. 15

Erstsendungen 56,4 54,2 57,3 62,1 67,7 68,7 81,1 80,3Fernsehpublizistik 20,7 19,9 15,6 19,4 14,9 13,9 39,9 42,2

Standardformate 19,6 18,9 4,7 4,4 7,3 5,3 36,2 38,2Reality-TV-Formate 1,1 1,0 10,9 15,0 7,6 8,6 3,7 4,0

Fiktionale Unterhaltung 29,3 27,0 25,8 25,4 31,2 30,3 34,0 30,2Standardformate 12,5 9,5 12,2 13,0 19,9 16,4 34,0 30,2Reality-TV-Formate 16,8 17,5 13,6 12,4 11,3 13,9 – –

Nonfiktionale Unterhaltung 6,4 7,3 15,9 17,3 21,6 24,5 4,0 5,4Standardformate 3,5 3,8 1,5 3,8 0,9 0,6 3,8 5,0Reality-TV-Formate 2,9 3,5 14,4 13,5 20,7 23,9 0,2 0,4

Sonstige Sendungen – – – – – – 3,2 2,5Nonfiktionale Kindersendungen – – – – – – 3,2 2,5Religiöse Sendungen – – – – – – 0,0 0,0

Kurzfristige Wiederholungen 24,1 26,3 24,4 19,9 14,8 12,3 14,9 16,1Programmtrailer etc. 4,7 5,0 4,6 4,7 4,9 5,4 2,5 2,3Werbung und Sponsoring 14,8 14,5 13,7 13,3 12,6 13,6 1,5 1,3

Gesamt 100 100 100 100 100 100 100 100

Sat.1 ProSieben kabel eins ZDFProgrammcharakteristik 2014 Fj. 15 2014 Fj. 15 2014 Fj. 15 2014 Fj. 15

Erstsendungen 61,0 55,1 51,4 53,6 45,0 49,3 83,7 83,7Fernsehpublizistik 14,6 14,1 7,0 7,2 10,1 9,8 41,6 42,5

Standardformate 14,6 14,1 7,0 7,2 7,4 5,4 41,2 42,1Reality-TV-Formate – – – – 2,7 4,4 0,4 0,4

Fiktionale Unterhaltung 42,0 35,3 39,9 40,6 31,6 33,2 31,3 30,7Standardformate 18,5 11,5 39,9 40,6 28,9 32,0 31,3 30,7Reality-TV-Formate 23,5 23,8 – – 2,7 1,2 – –

Nonfiktionale Unterhaltung 4,4 5,7 4,5 5,8 3,3 6,3 9,2 8,6Standardformate 1,3 0,5 3,5 4,8 – 1,5 7,2 8,3Reality-TV-Formate 3,1 5,2 1,0 1,0 3,3 4,8 2,0 0,3

Sonstige Sendungen 0,0 0,0 0,0 0,0 – – 1,6 1,9Nonfiktionale Kindersendungen – – – – – – 1,1 1,4Religiöse Sendungen 0,0 0,0 0,0 0,0 – – 0,5 0,5

Kurzfristige Wiederholungen 17,2 24,9 27,8 27,8 33,0 28,5 12,4 12,5Programmtrailer etc. 5,5 5,7 6,2 6,1 6,4 6,8 2,2 2,5Werbung und Sponsoring 16,3 14,3 14,6 12,5 15,6 15,4 1,7 1,3

Gesamt 100 100 100 100 100 100 100 100

1 Prozentuierungsbasis: 24  Stunden pro Tag (3–3  Uhr). Stichproben: zwei Kalenderwochen im Jahr 2014, eine Kalenderwoche im Frühjahr 2015.

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DokumentationKonzeption, Methode und Basisdaten der ALM-Studie

Tabelle  14 Formate der FernsehpublizistikSendungsanalyse 2014/Frühjahr 2015 (in Prozent)1

RTL VOX RTL  II ARDProgrammcharakteristik 2014 Fj. 15 2014 Fj. 15 2014 Fj. 15 2014 Fj. 15

Fernsehpublizistik 26,9 24,8 19,6 21,8 15,1 15,4 47,0 48,0Nachrichtensendungen2 4,3 4,4 1,2 1,2 1,1 1,2 9,1 9,4Magazine 16,6 17,1 3,4 3,6 3,6 3,7 20,6 19,7

Tageszeitmagazine3 10,3 10,2 – – – – 12,0 12,1Boulevardmagazine 2,9 3,2 1,1 1,1 – – 3,9 3,2Sonstige Magazine 3,4 3,7 2,3 2,5 3,6 3,7 4,7 4,4

Reportagen, Dokumentationen 1,5 0,6 2,4 0,2 2,6 0,4 3,3 5,9Interview-, Talkformate 2,1 1,7 – – – – 6,6 5,5Sportsendungen – – – – – – 1,3 1,3Reality-TV-Formate 1,1 1,0 12,6 16,8 7,8 10,1 3,7 4,0

Doku-Soaps 1,1 1,0 12,6 16,8 7,8 10,1 3,7 4,0Sonstige fernsehpubl. Formate 1,3 – – – – – 2,4 2,2

Sonstige Sendungen 53,6 55,7 62,1 60,2 67,4 65,6 49,0 48,4Programmtrailer etc. 4,7 5,0 4,6 4,7 4,9 5,4 2,5 2,3Werbung und Sponsoring 14,8 14,5 13,7 13,3 12,6 13,6 1,5 1,3

Gesamt 100 100 100 100 100 100 100 100

Sat.1 ProSieben kabel eins ZDFProgrammcharakteristik 2014 Fj. 15 2014 Fj. 15 2014 Fj. 15 2014 Fj. 15

Fernsehpublizistik 14,8 14,1 7,3 7,7 16,2 14,3 46,2 46,7Nachrichtensendungen2 2,4 2,6 0,8 0,9 1,0 1,0 8,2 8,5Magazine 9,8 9,7 6,5 5,8 8,1 4,6 22,0 22,5

Tageszeitmagazine3 9,1 9,2 – – – – 12,1 12,0Boulevardmagazine – – 2,3 2,1 – – 3,8 4,4Sonstige Magazine 0,7 0,5 4,2 3,7 8,1 4,6 6,1 6,1

Reportagen, Dokumentationen 1,8 1,1 – 1,0 1,9 0,4 4,2 4,7Interview-, Talkformate 0,8 0,7 – – – – 5,2 4,2Sportsendungen – – – – – – 1,4 1,3Reality-TV-Formate – – – – 5,2 8,3 0,4 0,4

Doku-Soaps – – – – 5,2 8,3 0,4 0,4Sonstige fernsehpubl. Formate – – – – – – 4,8 5,1

Sonstige Sendungen 63,4 65,9 71,9 73,7 61,8 63,5 49,9 49,5Programmtrailer etc. 5,5 5,7 6,2 6,1 6,4 6,8 2,2 2,5Werbung und Sponsoring 16,3 14,3 14,6 12,5 15,6 15,4 1,7 1,3

Gesamt 100 100 100 100 100 100 100 100

1 Prozentuierungsbasis: 24  Stunden pro Tag (3–3  Uhr). Stichproben: zwei Kalenderwochen im Jahr 2014, eine Kalenderwoche im Frühjahr 2015.

2 Einschließlich Nachrichtensendungen innerhalb des Frühstücksfernsehens.3 Einschließlich Frühstücksfernsehen.

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DokumentationKonzeption, Methode und Basisdaten der ALM-Studie

Tabelle  15 NachrichtenformateSendungsanalyse 2014/Frühjahr 2015 (in Prozent)1

RTL VOX RTL  II ARDProgrammcharakteristik 2014 Fj. 15 2014 Fj. 15 2014 Fj. 15 2014 Fj. 15

Nachrichtensendungen2 4,3 4,4 1,2 1,2 1,1 1,2 9,1 9,4Universelle Nachrichtensendungen 4,1 4,2 1,2 1,2 1,1 1,2 8,9 9,2

Nachrichten3 1,4 1,4 1,0 1,0 0,9 1,0 4,2 4,4Nachrichtenmagazine 2,5 2,5 – – – – 2,8 2,8Schlagzeilen, Kurznachrichten4 0,2 0,3 0,2 0,2 0,2 0,2 1,9 2,0

Spezifische Nachrichtensendungen 0,2 0,2 0,0 – – – 0,2 0,2Wetternachrichten 0,2 0,2 0,0 – – – 0,1 0,1Wirtschaftsnachrichten – – – – – – 0,1 0,1

Sonstige Sendungen 76,2 76,1 80,5 80,8 81,4 79,8 86,9 87,0Programmtrailer etc. 4,7 5,0 4,6 4,7 4,9 5,4 2,5 2,3Werbung und Sponsoring 14,8 14,5 13,7 13,3 12,6 13,6 1,5 1,3

Gesamt 100 100 100 100 100 100 100 100

Sat.1 ProSieben kabel eins ZDFProgrammcharakteristik 2014 Fj. 15 2014 Fj. 15 2014 Fj. 15 2014 Fj. 15

Nachrichtensendungen2 2,4 2,6 0,8 0,9 1,0 1,0 8,2 8,5Universelle Nachrichtensendungen 2,3 2,5 0,8 0,9 1,0 1,0 6,7 6,8

Nachrichten3 1,1 1,1 0,7 0,6 0,7 0,7 2,4 2,5Nachrichtenmagazine – – – – – – 2,5 2,5Schlagzeilen, Kurznachrichten4 1,2 1,4 0,1 0,3 0,3 0,3 1,8 1,8

Spezifische Nachrichtensendungen 0,1 0,1 0,0 0,0 – – 1,5 1,7Wetternachrichten 0,1 0,1 0,0 0,0 – – 0,1 0,2Nachrichten mit regionalem Fokus – – – – – – 1,4 1,5

Sonstige Sendungen 75,8 77,4 78,4 80,5 77,0 76,8 87,9 87,7Programmtrailer etc. 5,5 5,7 6,2 6,1 6,4 6,8 2,2 2,5Werbung und Sponsoring 16,3 14,3 14,6 12,5 15,6 15,4 1,7 1,3

Gesamt 100 100 100 100 100 100 100 100

1 Prozentuierungsbasis: 24  Stunden pro Tag (3–3  Uhr). Stichproben: zwei Kalenderwochen im Jahr 2014, eine Kalenderwoche im Frühjahr 2015.

2 Einschließlich Nachrichtensendungen innerhalb des Frühstücksfernsehens.3 Sendungsdauer: mindestens 6  Minuten.4 Sendungsdauer: weniger als 6  Minuten.

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DokumentationKonzeption, Methode und Basisdaten der ALM-Studie

Tabelle  16 Formate der fiktionalen FernsehunterhaltungSendungsanalyse 2014/Frühjahr 2015 (in Prozent)1

RTL VOX RTL  II ARDProgrammcharakteristik 2014 Fj. 15 2014 Fj. 15 2014 Fj. 15 2014 Fj. 15

Fiktionale Unterhaltung 42,8 41,7 39,6 36,2 43,2 38,4 40,9 39,5Klassische Formate 17,9 16,4 19,3 21,9 26,2 20,0 40,3 39,5

Kinospielfilme 1,8 2,1 4,2 8,4 12,8 18,2 10,0 10,7Fernsehfilme – – – 0,9 2,1 – 10,8 9,5Fernsehserien 16,1 14,3 15,1 12,6 11,3 1,8 19,5 19,3

Zeichentrick- und Animationsformate 0,4 – 0,7 – 0,4 – 0,6 –Filme 0,4 – 0,7 – 0,4 – – –Serien – – – – – – 0,6 –

Reality-TV-Formate 24,5 25,3 19,6 14,3 16,6 18,3 – –Gescriptete Doku-Soaps 24,0 24,8 19,6 14,3 16,6 18,3 – –Gescriptete Gerichts-, Personal-Help-Shows 0,5 0,5 – – – – – –

Sonstige Sendungen 37,7 38,8 42,1 45,8 39,3 42,6 55,1 56,9Programmtrailer etc. 4,7 5,0 4,6 4,7 4,9 5,4 2,5 2,3Werbung und Sponsoring 14,8 14,5 13,7 13,3 12,6 13,6 1,5 1,3

Gesamt 100 100 100 100 100 100 100 100

Sat.1 ProSieben kabel eins ZDFProgrammcharakteristik 2014 Fj. 15 2014 Fj. 15 2014 Fj. 15 2014 Fj. 15

Fiktionale Unterhaltung 56,8 54,4 66,0 65,0 54,7 53,6 37,6 38,7Klassische Formate 28,2 18,8 61,8 60,1 47,6 51,2 34,3 35,3

Kinospielfilme 7,7 5,5 17,2 14,2 14,2 12,6 5,6 5,6Fernsehfilme 1,3 0,9 – – – – 7,9 6,2Fernsehserien 17,1 10,9 44,6 45,9 33,4 38,6 20,8 23,5Sonstiges 2,1 1,5 – – – – – –

Zeichentrick- und Animationsformate – – 4,2 4,9 0,4 – 3,3 3,4Filme – – – – 0,4 – – –Serien – – 4,2 4,9 – – 3,3 3,4

Reality-TV-Formate 28,6 35,6 – – 6,7 2,4 – –Gescriptete Doku-Soaps 21,1 28,9 – – 6,7 2,4 – –Gescriptete Gerichts-, Personal-Help-Shows 7,5 6,7 – – – – – –

Sonstige Sendungen 21,4 25,6 13,2 16,4 23,3 24,2 58,5 57,5Programmtrailer etc. 5,5 5,7 6,2 6,1 6,4 6,8 2,2 2,5Werbung und Sponsoring 16,3 14,3 14,6 12,5 15,6 15,4 1,7 1,3

Gesamt 100 100 100 100 100 100 100 100

1 Prozentuierungsbasis: 24  Stunden pro Tag (3–3  Uhr). Stichproben: zwei Kalenderwochen im Jahr 2014, eine Kalenderwoche im Frühjahr 2015.

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214

DokumentationKonzeption, Methode und Basisdaten der ALM-Studie

Tabelle  17 Genres der fiktionalen FernsehunterhaltungSendungsanalyse 2014/Frühjahr 2015 (in Prozent)1

RTL VOX RTL  II ARDProgrammcharakteristik 2014 Fj. 15 2014 Fj. 15 2014 Fj. 15 2014 Fj. 15

Fiktionale Unterhaltung 42,8 41,7 39,6 36,2 43,2 38,4 40,9 39,5Spannungsgenres 7,8 8,8 18 21 22,9 18,3 11,8 8,0

Krimi, Thriller, Action 6,2 6,7 15,6 19,3 4,3 5,7 10,2 6,6Fantasy, Science Fiction, Märchen 1,1 – 2,4 1,7 3,9 3,3 0,7 1,0Scripted-Reality-TV 0,1 – – – 2,8 5,1 – –Sonstige Spannungsgenres 0,4 2,1 – – 11,9 4,2 0,9 0,4

Komödien 1,0 – – – 5,5 4,5 6,7 4,6Familie, Alltag 0,8 – – – 0,6 1,8 2,8 1,8Beziehung, Liebe – – – – 1,0 0,8 1,4 –Sonstige Komödiengenres 0,2 – – – 3,9 1,9 2,5 2,8

Unterhaltungsgenres 33,4 32,9 21,1 15,2 14,3 15,6 18,9 25,3Familie, Alltag – – 0,4 – – 0,9 2,2 7,8Beziehung, Liebe 7,2 6,8 – – 0,4 – 14,5 13,3Scripted-Reality-TV 24,4 25,3 19,6 14,3 13,9 13,3 – –Sonstige Unterhaltungsgenres 1,8 0,8 1,1 0,9 – 1,4 2,2 4,2

Drama, Zeitkritik 0,6 – 0,5 – 0,5 – 3,5 1,6

Sonstige Sendungen 37,7 38,8 42,1 45,8 39,3 42,6 55,1 56,9Programmtrailer etc. 4,7 5,0 4,6 4,7 4,9 5,4 2,5 2,3Werbung und Sponsoring 14,8 14,5 13,7 13,3 12,6 13,6 1,5 1,3

Gesamt 100 100 100 100 100 100 100 100

Sat.1 ProSieben kabel eins ZDFProgrammcharakteristik 2014 Fj. 15 2014 Fj. 15 2014 Fj. 15 2014 Fj. 15

Fiktionale Unterhaltung 56,8 54,4 66,0 65,0 54,7 53,6 37,6 38,7Spannungsgenres 20,6 21,6 13,9 13,7 40,6 45,3 25,8 28,1

Krimi, Thriller, Action 16,9 12,7 6,1 4,4 25,1 44,1 22,9 26,7Fantasy, Science Fiction, Märchen 0,8 2,8 7,2 5,2 12,6 0,8 1,2 0,2Scripted-Reality-TV 2,9 6,1 – – – – – –Sonstige Spannungsgenres – – 0,6 4,1 2,9 0,4 1,7 1,2

Komödien 8,9 2,4 49,7 48,6 5,3 5,9 3,4 4,0Familie, Alltag 1,4 0,4 41,2 46,4 1,2 1,8 1,4 2,6Beziehung, Liebe 2,9 0,9 0,4 0,8 1,5 2,6 0,9 1,0Sonstige Komödiengenres 4,6 1,1 8,1 1,4 2,6 1,5 1,1 0,4

Unterhaltungsgenres 27,3 30,4 2,0 2,7 8,8 2,4 8,4 6,6Familie, Alltag 1,1 0,9 1,0 1,1 1,5 – 4,0 0,7Beziehung, Liebe – – – 0,8 – – 1,3 1,8Scripted-Reality-TV 25,7 29,5 – – 6,7 2,4 – –Sonstige Unterhaltungsgenres 0,5 – 1,0 0,8 0,6 – 3,1 4,1

Drama, Zeitkritik – – 0,4 – – – – –

Sonstige Sendungen 21,4 25,6 13,2 16,4 23,3 24,2 58,5 57,5Programmtrailer etc. 5,5 5,7 6,2 6,1 6,4 6,8 2,2 2,5Werbung und Sponsoring 16,3 14,3 14,6 12,5 15,6 15,4 1,7 1,3

Gesamt 100 100 100 100 100 100 100 100

1 Prozentuierungsbasis: 24  Stunden pro Tag (3–3  Uhr). Stichproben: zwei Kalenderwochen im Jahr 2014, eine Kalenderwoche im Frühjahr 2015.

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DokumentationKonzeption, Methode und Basisdaten der ALM-Studie

Tabelle  18 Formate der nonfiktionalen FernsehunterhaltungSendungsanalyse 2014/Frühjahr 2015 (in Prozent)1

RTL VOX RTL  II ARDProgrammcharakteristik 2014 Fj. 15 2014 Fj. 15 2014 Fj. 15 2014 Fj. 15

Nonfiktionale Unterhaltung 10,8 14,0 22,5 24,0 24,2 27,2 4,5 6,1Klassische Showformate 4,0 6,6 1,5 3,8 1,3 0,6 3,4 5,7

Quiz-, Unterhaltungsshows 1,2 1,9 – 2,3 1,3 0,6 1,8 4,2Late-Night-, Comedy-, Satireshows 1,8 1,4 – – – – 1,6 1,5Kochshows – – 1,5 1,5 – – – –Sonstige klassische Showformate 1,0 3,3 – – – – – –

Musiksendungen 0,9 – – – – – 0,9 –Reality-TV-Formate 5,9 7,4 21,0 20,2 22,9 26,6 0,2 0,4

Castingformate 3,9 5,0 – 1,0 – – – –Coaching- und Improvementformate – – 1,4 1,0 13,3 21,2 – 0,4Sonstige Realityformate 2,0 2,4 19,6 18,2 9,6 5,4 0,2 –

Sonstige Sendungen 69,7 66,5 59,2 58,0 58,3 53,8 91,5 90,3Programmtrailer etc. 4,7 5,0 4,6 4,7 4,9 5,4 2,5 2,3Werbung und Sponsoring 14,8 14,5 13,7 13,3 12,6 13,6 1,5 1,3

Gesamt 100 100 100 100 100 100 100 100

Sat.1 ProSieben kabel eins ZDFProgrammcharakteristik 2014 Fj. 15 2014 Fj. 15 2014 Fj. 15 2014 Fj. 15

Nonfiktionale Unterhaltung 6,6 11,5 5,9 8,7 7,1 9,9 10,7 8,9Klassische Showformate 1,5 0,5 4,9 7,7 – 1,9 7,2 8,6

Quiz-, Unterhaltungsshows – – 1,8 5,0 – 0,9 1,5 1,3Late-Night-, Comedy-, Satireshows 1,5 0,5 2,7 2,7 – – 1,1 1,4Kochshows – – – – – – 4,6 5,9Sonstige klassische Showformate – – 0,4 – – 0,9 – –

Musiksendungen – – – – – – 1,5 –Reality-TV-Formate 5,1 11,0 1,0 1,0 7,1 8,1 2,0 0,3

Castingformate 4,2 3,5 1,0 1,0 – – 1,3 –Coaching- und Improvementformate 0,2 – – – 1,6 2,9 0,7 0,3Sonstige Realityformate 0,7 7,5 – – 5,5 5,2 – –

Sonstige Sendungen 71,6 68,5 73,3 72,7 70,9 67,9 85,4 87,3Programmtrailer etc. 5,5 5,7 6,2 6,1 6,4 6,8 2,2 2,5Werbung und Sponsoring 16,3 14,3 14,6 12,5 15,6 15,4 1,7 1,3

Gesamt 100 100 100 100 100 100 100 100

1 Prozentuierungsbasis: 24  Stunden pro Tag (3–3  Uhr). Stichproben: zwei Kalenderwochen im Jahr 2014, eine Kalenderwoche im Frühjahr 2015.

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DokumentationKonzeption, Methode und Basisdaten der ALM-Studie

Tabelle  19 Formate des Reality-TVSendungsanalyse 2014/Frühjahr 2015 (in Prozent)1

RTL VOX RTL  II ARDProgrammcharakteristik 2014 Fj. 15 2014 Fj. 15 2014 Fj. 15 2014 Fj. 15

Reality-TV-Formate 31,5 33,7 53,2 51,3 47,3 54,9 3,9 4,4Fernsehpublizistik 1,1 1,0 12,6 16,8 7,8 10,1 3,7 4,0

Doku-Soaps 1,1 1,0 12,6 16,8 7,8 10,1 3,7 4,0Fiktionale Unterhaltung 24,5 25,3 19,6 14,3 16,6 18,3 – –

Gescriptete Doku-Soaps 24,0 24,8 19,6 14,3 16,6 18,3 – –Gescriptete Gerichts-, Personal-Help-Shows 0,5 0,5 – – – – – –

Nonfiktionale Unterhaltung 5,9 7,4 21,0 20,2 22,9 26,6 0,2 0,4Castingformate 3,9 5,0 – 1,0 – – – –Coaching- und Improvementformate – – 1,4 1,0 13,3 21,2 – 0,4Sonstige Realityformate 2,0 2,4 19,6 18,2 9,6 5,4 0,2 –

Sonstige Sendungen 49,0 46,8 28,5 30,7 35,2 26,0 92,1 92,0Programmtrailer etc. 4,7 5,0 4,6 4,7 4,9 5,4 2,5 2,3Werbung und Sponsoring 14,8 14,5 13,7 13,3 12,6 13,6 1,5 1,3

Gesamt 100 100 100 100 100 100 100 100

Sat.1 ProSieben kabel eins ZDFProgrammcharakteristik 2014 Fj. 15 2014 Fj. 15 2014 Fj. 15 2014 Fj. 15

Reality-TV-Formate 33,7 46,6 1 1 19 18,8 2,4 0,7Fernsehpublizistik – – – – 5,2 8,3 0,4 0,4

Doku-Soaps – – – – 5,2 8,3 0,4 0,4Fiktionale Unterhaltung 28,6 35,6 – – 6,7 2,4 – –

Gescriptete Doku-Soaps 21,1 28,9 – – 6,7 2,4 – –Gescriptete Gerichts-, Personal-Help-Shows 7,5 6,7 – – – – – –

Nonfiktionale Unterhaltung 5,1 11,0 1,0 1,0 7,1 8,1 2,0 0,3Castingformate 4,2 3,5 1,0 1,0 – – 1,3 –Coaching- und Improvementformate 0,2 – – – 1,6 2,9 0,7 0,3Sonstige Realityformate 0,7 7,5 – – 5,5 5,2 – –

Sonstige Sendungen 44,5 33,4 78,2 80,4 59,0 59,0 93,7 95,5Programmtrailer etc. 5,5 5,7 6,2 6,1 6,4 6,8 2,2 2,5Werbung und Sponsoring 16,3 14,3 14,6 12,5 15,6 15,4 1,7 1,3

Gesamt 100 100 100 100 100 100 100 100

1 Prozentuierungsbasis: 24  Stunden pro Tag (3–3  Uhr). Stichproben: zwei Kalenderwochen im Jahr 2014, eine Kalenderwoche im Frühjahr 2015.

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217

DokumentationKonzeption, Methode und Basisdaten der ALM-Studie

Tabelle  20 Formate des KinderprogrammsSendungsanalyse 2014/Frühjahr 2015 (in Prozent)1

RTL VOX RTL  II ARDProgrammcharakteristik 2014 Fj. 15 2014 Fj. 15 2014 Fj. 15 2014 Fj. 15

Kindersendungen – – – – – – 6,6 9,9Fiktionale Unterhaltung – – – – – – 3,0 3,6

Fernsehfilme, Fernsehserien – – – – – – 2,4 3,6Zeichentrick-, Animationsformate – – – – – – 0,6 –

Nonfiktionale Unterhaltung – – – – – – 0,9 0,7Information, Infotainment – – – – – – 2,7 2,1

Sonstige Sendungen 80,5 80,5 81,7 82,0 82,5 81,0 89,4 86,5Programmtrailer etc. 4,7 5,0 4,6 4,7 4,9 5,4 2,5 2,3Werbung und Sponsoring 14,8 14,5 13,7 13,3 12,6 13,6 1,5 1,3

Gesamt 100 100 100 100 100 100 100 100

Sat.1 ProSieben kabel eins ZDFProgrammcharakteristik 2014 Fj. 15 2014 Fj. 15 2014 Fj. 15 2014 Fj. 15

Kindersendungen – – 0,1 0,4 - – 5,0 4,9Fiktionale Unterhaltung – – 0,1 0,4 – – 3,9 3,4

Fernsehfilme, Fernsehserien – – – – – – 0,6 –Zeichentrick-, Animationsformate – – 0,1 0,4 – – 3,3 3,4

Nonfiktionale Unterhaltung – – – – – – 0,4 0,5Information, Infotainment – – – – – – 0,7 1,0

Sonstige Sendungen 78,2 80,0 79,1 81,0 78,0 77,8 91,1 91,3Programmtrailer etc. 5,5 5,7 6,2 6,1 6,4 6,8 2,2 2,5Werbung und Sponsoring 16,3 14,3 14,6 12,5 15,6 15,4 1,7 1,3

Gesamt 100 100 100 100 100 100 100 100

1 Prozentuierungsbasis: 24  Stunden pro Tag (3–3  Uhr). Stichproben: zwei Kalenderwochen im Jahr 2014, eine Kalenderwoche im Frühjahr 2015.

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DokumentationKonzeption, Methode und Basisdaten der ALM-Studie

Tabelle  21 Zeitumfang der Basiselemente der BeitragsanalyseBeitragsanalyse 2014/Frühjahr 2015 (in Std.:Min. pro Sendetag)1

RTL VOX RTL  II ARDBasiselemente 2014 Fj. 15 2014 Fj. 15 2014 Fj. 15 2014 Fj. 15

Fernsehpublizistik 06:28 05:57 04:42 05:14 03:37 03:42 11:16 11:32Thematisch klassifizierbare Beiträge2 05:56 05:32 04:35 05:05 03:28 03:33 10:42 10:46Thematisch nicht klassifizierbare Beiträge3 00:32 00:25 00:07 00:09 00:09 00:09 00:34 00:46

Sonstige Sendungen 12:51 13:22 14:55 14:27 16:11 15:44 11:46 11:36Programmtrailer etc. 01:08 01:12 01:06 01:08 01:10 01:17 00:36 00:33Werbung und Sponsoring 03:33 03:29 03:17 03:11 03:02 03:17 00:22 00:19

Gesamt 24:00 24:00 24:00 24:00 24:00 24:00 24:00 24:00

Sat.1 ProSieben kabel eins ZDFBasiselemente 2014 Fj. 15 2014 Fj. 15 2014 Fj. 15 2014 Fj. 15

Fernsehpublizistik 03:32 03:21 01:45 01:50 03:53 03:26 11:05 11:13Thematisch klassifizierbare Beiträge2 03:10 03:00 01:39 01:43 03:49 03:22 10:29 10:32Thematisch nicht klassifizierbare Beiträge3 00:22 00:21 00:06 00:07 00:04 00:04 00:36 00:41

Sonstige Sendungen 15:14 15:50 17:16 17:42 14:51 15:15 11:59 11:53Programmtrailer etc. 01:19 01:22 01:29 01:28 01:32 01:38 00:32 00:36Werbung und Sponsoring 03:55 03:27 03:30 02:60 03:44 03:41 00:24 00:18

Gesamt 24:00 24:00 24:00 24:00 24:00 24:00 24:00 24:00

1 Berechnungsbasis: 24  Stunden pro Tag (3–3  Uhr). Stichproben: zwei Kalenderwochen im Jahr 2014, eine Kalenderwoche im Frühjahr 2015.

2 Die Untersuchungseinheiten der Beitragsanalyse sind thematisch unterscheidbare Beiträge. Ihre Festlegung erfolgt anhand einer in zwölf Themenbereiche gegliederten Klassifikationsvariablen.

3 In den untersuchten Sendungen integrierte Moderationen (Aussagen, Einspielungen etc., die eine Übersicht über die Sendung bzw. Teile der Sendung geben), Unterhaltungsbeiträge (Filmaus-schnitte, Sketche, Musik etc.), Gewinnspiele und Votings.

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219

DokumentationKonzeption, Methode und Basisdaten der ALM-Studie

Tabelle  22 Basiselemente der Beitragsanalyse/GesamtsendezeitBeitragsanalyse 2014/Frühjahr 2015 (in Prozent)1

RTL VOX RTL  II ARDBasiselemente 2014 Fj. 15 2014 Fj. 15 2014 Fj. 15 2014 Fj. 15

Fernsehpublizistik 26,9 24,8 19,6 21,8 15,1 15,4 47,0 48,0Thematisch klassifizierbare Beiträge2 24,7 23,0 19,1 21,2 14,5 14,8 44,6 44,8Thematisch nicht klassifizierbare Beiträge3 2,2 1,8 0,5 0,6 0,6 0,6 2,4 3,2

Sonstige Sendungen 53,6 55,7 62,1 60,2 67,4 65,6 49,0 48,4Programmtrailer etc. 4,7 5,0 4,6 4,7 4,9 5,4 2,5 2,3Werbung und Sponsoring 14,8 14,5 13,7 13,3 12,6 13,6 1,5 1,3

Gesamt 100 100 100 100 100 100 100 100

Sat.1 ProSieben kabel eins ZDFBasiselemente 2014 Fj. 15 2014 Fj. 15 2014 Fj. 15 2014 Fj. 15

Fernsehpublizistik 14,8 14,1 7,3 7,7 16,2 14,3 46,2 46,7Thematisch klassifizierbare Beiträge2 13,3 12,5 6,9 7,2 15,9 14,0 43,7 43,9Thematisch nicht klassifizierbare Beiträge3 1,5 1,6 0,4 0,5 0,3 0,3 2,5 2,8

Sonstige Sendungen 63,4 65,9 71,9 73,7 61,8 63,5 49,9 49,5Programmtrailer etc. 5,5 5,7 6,2 6,1 6,4 6,8 2,2 2,5Werbung und Sponsoring 16,3 14,3 14,6 12,5 15,6 15,4 1,7 1,3

Gesamt 100 100 100 100 100 100 100 100

1 Prozentuierungsbasis: 24  Stunden pro Tag (3–3  Uhr). Stichproben: zwei Kalenderwochen im Jahr 2014, eine Kalenderwoche im Frühjahr 2015.

2 Die Untersuchungseinheiten der Beitragsanalyse sind thematisch unterscheidbare Beiträge. Ihre Festlegung erfolgt anhand einer in zwölf Themenbereiche gegliederten Klassifikationsvariablen.

3 In den untersuchten Sendungen integrierte Moderationen (Aussagen, Einspielungen etc., die eine Übersicht über die Sendung bzw. Teile der Sendung geben), Unterhaltungsbeiträge (Filmaus-schnitte, Sketche, Musik etc.), Gewinnspiele und Votings.

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DokumentationKonzeption, Methode und Basisdaten der ALM-Studie

Tabelle  23 Basiselemente der Beitragsanalyse/Prime TimeBeitragsanalyse 2014/Frühjahr 2015 (in Prozent)1

RTL VOX RTL  II ARDBasiselemente 2014 Fj. 15 2014 Fj. 15 2014 Fj. 15 2014 Fj. 15

Fernsehpublizistik 27,9 23,9 15,6 13,5 14,6 21,3 37,6 37,5Thematisch klassifizierbare Beiträge2 25,9 22,4 15,0 12,6 13,8 20,3 35,9 36,0Thematisch nicht klassifizierbare Beiträge3 2,0 1,5 0,6 0,9 0,8 1,0 1,7 1,5

Sonstige Sendungen 49,6 54,2 62,6 64,8 63,3 55,4 54,9 56,1Programmtrailer etc. 5,1 5,2 5,0 5,4 6,3 6,6 2,5 1,7Werbung und Sponsoring 17,4 16,7 16,8 16,3 15,8 16,7 5,0 4,7

Gesamt 100 100 100 100 100 100 100 100

Sat.1 ProSieben kabel eins ZDFBasiselemente 2014 Fj. 15 2014 Fj. 15 2014 Fj. 15 2014 Fj. 15

Fernsehpublizistik 7,5 6,8 20,8 21,5 27,8 22,6 31,8 36,4Thematisch klassifizierbare Beiträge2 7,3 6,4 19,7 20,5 27,4 22,1 30,3 34,5Thematisch nicht klassifizierbare Beiträge3 0,2 0,4 1,1 1,0 0,4 0,5 1,5 1,9

Sonstige Sendungen 65,6 68,2 53,7 54,2 47,6 51,4 59,2 55,8Programmtrailer etc. 7,1 6,7 6,7 6,1 5,6 6,4 2,8 3,4Werbung und Sponsoring 19,8 18,3 18,8 18,2 19,0 19,6 6,2 4,4

Gesamt 100 100 100 100 100 100 100 100

1 Prozentuierungsbasis: 5  Stunden pro Tag (18–23  Uhr). Stichproben: zwei Kalenderwochen im Jahr 2014, eine Kalenderwoche im Frühjahr 2015.

2 Die Untersuchungseinheiten der Beitragsanalyse sind thematisch unterscheidbare Beiträge. Ihre Festlegung erfolgt anhand einer in zwölf Themenbereiche gegliederten Klassifikationsvariablen.

3 In den untersuchten Sendungen integrierte Moderationen (Aussagen, Einspielungen etc., die eine Übersicht über die Sendung bzw. Teile der Sendung geben), Unterhaltungsbeiträge (Filmaus-schnitte, Sketche, Musik etc.), Gewinnspiele und Votings.

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DokumentationKonzeption, Methode und Basisdaten der ALM-Studie

Tabelle  24 Aktualität der FernsehpublizistikBeitragsanalyse 2014/Frühjahr 2015 (in Prozent)1

RTL VOX RTL  II ARDAktualität 2014 Fj. 15 2014 Fj. 15 2014 Fj. 15 2014 Fj. 15

Fernsehpublizistik: Erstsendungen 20,7 19,9 15,6 19,4 14,9 13,9 39,9 42,2Tagesaktuelle Berichterstattung 8,1 9,2 1,6 1,7 1,1 1,1 20,2 23,1Wochenaktuelle Berichterstattung 0,9 0,5 0,3 0,2 0,2 0,2 2,5 1,3Kein aktueller Beitragsanlass 10,0 8,7 13,3 17,0 13,0 12,0 15,0 14,8Thematisch nicht klassifizierb. Beiträge 1,7 1,5 0,4 0,5 0,6 0,6 2,2 3,0

Fernsehpublizistik: Kurzfristige Wiederholungen 6,2 4,9 4,0 2,4 0,2 1,5 7,1 5,8

Restliches Programm 73,1 75,2 80,4 78,2 84,9 84,6 53,0 52,0

Gesamt 100 100 100 100 100 100 100 100

Sat.1 ProSieben kabel eins ZDFAktualität 2014 Fj. 15 2014 Fj. 15 2014 Fj. 15 2014 Fj. 15

Fernsehpublizistik: Erstsendungen 14,6 14,1 7,0 7,2 10,1 9,8 41,6 42,5Tagesaktuelle Berichterstattung 4,3 5,4 1,5 1,6 0,8 0,9 21,3 22,0Wochenaktuelle Berichterstattung 0,7 0,2 0,1 0,1 0,1 0,1 1,8 1,6Kein aktueller Beitragsanlass 8,1 6,9 5,0 5,1 9,0 8,5 16,2 16,2Thematisch nicht klassifizierb. Beiträge 1,5 1,5 0,4 0,4 0,2 0,3 2,3 2,7

Fernsehpublizistik: Kurzfristige Wiederholungen 0,2 – 0,3 0,5 6,1 4,6 4,6 4,2

Restliches Programm 85,2 85,9 92,7 92,3 83,8 85,7 53,8 53,3

Gesamt 100 100 100 100 100 100 100 100

1 Prozentuierungsbasis: 24  Stunden pro Tag (3–3  Uhr). Stichproben: zwei Kalenderwochen im Jahr 2014, eine Kalenderwoche im Frühjahr 2015.

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DokumentationKonzeption, Methode und Basisdaten der ALM-Studie

Tabelle  25 Themenstruktur der Fernsehpublizistik/GesamtsendezeitBeitragsanalyse 2014/Frühjahr 2015 (in Prozent)1

RTL VOX RTL  II ARDThemenbereiche 2014 Fj. 15 2014 Fj. 15 2014 Fj. 15 2014 Fj. 15

Fernsehpublizistik 26,9 24,8 19,6 21,8 15,1 15,4 47,0 48,0Kontroverse Themen 3,9 5,0 0,6 1,7 0,4 0,5 20,5 18,3

Politik 2,5 2,5 0,4 0,6 0,3 0,4 15,7 14,3Wirtschaft und Gesellschaft 1,4 2,5 0,2 1,1 0,1 0,1 4,8 4,0

Sach- und Ratgeberthemen 6,9 5,6 1,8 2,0 3,0 3,7 11,2 13,2Kultur und Gesellschaft 3,6 2,1 0,4 0,7 0,5 0,6 4,9 5,4Bildung, Wissen und Forschung 0,5 0,2 0,1 0,1 0,0 0,4 0,7 0,6Natur und Umwelt 0,1 0,0 0,0 0,2 0,0 – 0,5 0,7Verbraucher- und Gesundheitsthemen 2,1 2,7 1,2 0,9 2,5 2,6 3,6 4,7Servicethemen 0,6 0,6 0,1 0,1 0,0 0,1 1,5 1,8

Human Touch/Unterhaltungspublizistik 11,9 10,7 4,4 2,4 3,7 0,8 5,7 5,8Prominente, Menschen, Emotionen 10,1 9,1 4,1 2,0 3,3 0,5 3,4 2,0Verbrechen, Unfälle 1,5 1,1 0,2 0,3 0,3 0,2 1,1 2,4Besondere Schadensereignisse 0,3 0,5 0,1 0,1 0,1 0,1 1,2 1,4

Human Touch/Realitätsunterhaltung 1,1 0,9 12,3 15,1 7,3 9,6 3,7 3,9Sport 0,9 0,8 0,0 0,0 0,1 0,2 3,5 3,6Thematisch nicht klassifizierb. Beiträge 2,2 1,8 0,5 0,6 0,6 0,6 2,4 3,2

Restliches Programm 73,1 75,2 80,4 78,2 84,9 84,6 53,0 52,0

Gesamt 100 100 100 100 100 100 100 100

Sat.1 ProSieben kabel eins ZDFThemenbereiche 2014 Fj. 15 2014 Fj. 15 2014 Fj. 15 2014 Fj. 15

Fernsehpublizistik 14,8 14,1 7,3 7,7 16,2 14,3 46,2 46,7Kontroverse Themen 1,8 2,0 0,7 0,4 0,5 0,4 14,4 16,1

Politik 1,4 1,2 0,4 0,3 0,4 0,3 10,8 11,5Wirtschaft und Gesellschaft 0,4 0,8 0,3 0,1 0,1 0,1 3,6 4,6

Sach- und Ratgeberthemen 6,4 4,4 3,5 3,2 7,3 4,4 15,7 13,0Kultur und Gesellschaft 3,5 1,9 1,5 1,6 2,4 1,6 8,7 6,2Bildung, Wissen und Forschung 0,0 0,4 0,7 0,6 0,5 0,7 0,8 0,9Natur und Umwelt 0,0 0,0 0,2 0,0 0,0 – 1,2 0,9Verbraucher- und Gesundheitsthemen 2,5 1,7 1,0 0,9 4,3 2,0 3,7 3,5Servicethemen 0,4 0,4 0,1 0,1 0,1 0,1 1,3 1,5

Human Touch/Unterhaltungspublizistik 4,9 5,9 2,7 3,4 2,9 0,9 9,7 10,0Prominente, Menschen, Emotionen 3,8 5,2 2,3 3,1 2,7 0,7 6,0 6,1Verbrechen, Unfälle 0,8 0,6 0,3 0,2 0,1 0,1 2,1 2,4Besondere Schadensereignisse 0,3 0,1 0,1 0,1 0,1 0,1 1,6 1,5

Human Touch/Realitätsunterhaltung – – – – 5,2 8,3 – 0,4Sport 0,2 0,2 0,0 0,2 0,0 0,0 3,9 4,4Thematisch nicht klassifizierb. Beiträge 1,5 1,6 0,4 0,5 0,3 0,3 2,5 2,8

Restliches Programm 85,2 85,9 92,7 92,3 83,8 85,7 53,8 53,3

Gesamt 100 100 100 100 100 100 100 100

1 Prozentuierungsbasis: 24  Stunden pro Tag (3–3  Uhr). Stichproben: zwei Kalenderwochen im Jahr 2014, eine Kalenderwoche im Frühjahr 2015.

Page 223: Werbung - die medienanstalten · zum guten Ton, Klickfelder auf Youtube werbetaktisch einzubinden. Wo früher noch Botschaften wie „Nur diese Woche“ den Konsumenten zum Kauf ermutigen

223

DokumentationKonzeption, Methode und Basisdaten der ALM-Studie

Tabelle  26 Themenstruktur der Fernsehpublizistik/Prime TimeBeitragsanalyse 2014/Frühjahr 2015 (in Prozent)1

RTL VOX RTL  II ARDThemenbereiche 2014 Fj. 15 2014 Fj. 15 2014 Fj. 15 2014 Fj. 15

Fernsehpublizistik 27,9 23,9 15,6 13,5 14,6 21,3 37,6 37,5Kontroverse Themen 5,4 4,9 0,0 – 1,2 1,3 21,4 18,9

Politik 4,0 2,2 0,0 – 0,8 1,0 15,1 16,2Wirtschaft und Gesellschaft 1,4 2,7 – – 0,4 0,3 6,3 2,7

Sach- und Ratgeberthemen 4,9 4,8 1,2 1,8 3,0 3,8 6,1 7,4Kultur und Gesellschaft 2,9 2,7 0,1 – 0,7 1,0 2,5 1,5Bildung, Wissen und Forschung 0,6 0,0 0,1 0,2 0,1 1,9 0,6 0,4Natur und Umwelt 0,0 – – 0,8 – – 0,1 0,1Verbraucher- und Gesundheitsthemen 0,9 1,6 1,0 0,8 2,0 0,7 1,3 3,7Servicethemen 0,5 0,5 – – 0,2 0,2 1,6 1,7

Human Touch/Unterhaltungspublizistik 14,3 11,4 8,1 4,1 1,9 3,4 2,0 3,3Prominente, Menschen, Emotionen 11,8 9,6 8,0 4,0 0,9 2,2 0,3 0,8Verbrechen, Unfälle 2,2 1,1 0,1 0,1 0,8 0,8 0,1 0,8Besondere Schadensereignisse 0,3 0,7 – – 0,2 0,4 1,6 1,7

Human Touch/Realitätsunterhaltung – – 5,7 6,7 7,5 11,7 – –Sport 1,3 1,3 – – 0,2 0,1 6,4 6,4Thematisch nicht klassifizierb. Beiträge 2,0 1,5 0,6 0,9 0,8 1,0 1,7 1,5

Restliches Programm 72,1 76,1 84,4 86,5 85,4 78,7 62,4 62,5

Gesamt 100 100 100 100 100 100 100 100

Sat.1 ProSieben kabel eins ZDFThemenbereiche 2014 Fj. 15 2014 Fj. 15 2014 Fj. 15 2014 Fj. 15

Fernsehpublizistik 7,5 6,8 20,8 21,5 27,8 22,6 31,8 36,4Kontroverse Themen 2,5 2,3 2,9 0,8 – – 15,6 17,8

Politik 1,9 1,6 1,8 0,6 – – 11,6 14,5Wirtschaft und Gesellschaft 0,6 0,7 1,1 0,2 – – 4,0 3,3

Sach- und Ratgeberthemen 2,8 2,9 11,7 10,7 13,9 10,0 8,4 8,7Kultur und Gesellschaft 1,5 0,4 4,6 4,7 3,3 3,7 3,9 6,0Bildung, Wissen und Forschung 0,0 0,0 3,3 2,8 1,2 1,2 0,6 0,7Natur und Umwelt 0,0 0,1 0,8 0,2 – – 1,9 0,4Verbraucher- und Gesundheitsthemen 0,9 2,0 2,9 2,8 9,4 5,1 1,3 0,7Servicethemen 0,4 0,4 0,1 0,2 – – 0,7 0,9

Human Touch/Unterhaltungspublizistik 1,6 1,1 5,1 8,2 4,0 1,3 5,3 6,9Prominente, Menschen, Emotionen 0,4 0,2 4,3 7,7 4,0 1,3 1,5 2,9Verbrechen, Unfälle 0,9 0,6 0,5 0,4 – – 1,8 0,4Besondere Schadensereignisse 0,3 0,3 0,3 0,1 – – 2,0 3,6

Human Touch/Realitätsunterhaltung – – – – 9,5 10,8 – –Sport 0,4 0,1 0,0 0,8 – – 1,0 1,1Thematisch nicht klassifizierb. Beiträge 0,2 0,4 1,1 1,0 0,4 0,5 1,5 1,9

Restliches Programm 92,5 93,2 79,2 78,5 72,2 77,4 68,2 63,6

Gesamt 100 100 100 100 100 100 100 100

1 Prozentuierungsbasis: 5  Stunden pro Tag (18–23  Uhr). Stichproben: zwei Kalenderwochen im Jahr 2014, eine Kalenderwoche im Frühjahr 2015.

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224

DokumentationKonzeption, Methode und Basisdaten der ALM-Studie

Tabelle  27 Themenstruktur der tagesaktuellen FernsehpublizistikBeitragsanalyse 2014/Frühjahr 2015 (in Prozent)1

RTL VOX RTL  II ARDThemenbereiche 2014 Fj. 15 2014 Fj. 15 2014 Fj. 15 2014 Fj. 15

Tagesaktuelle Fernsehpublizistik2 8,1 9,2 1,6 1,7 1,1 1,1 20,2 23,1Kontroverse Themen 1,7 2,4 0,6 0,7 0,4 0,3 11,2 13,1

Deutsche Politik3 0,8 1,3 0,2 0,3 0,1 0,2 5,7 6,9Sonstige Politik 0,4 0,5 0,2 0,2 0,2 0,1 3,5 3,5Wirtschaft 0,3 0,3 0,1 0,1 0,0 0,0 1,5 1,9Gesellschaft 0,2 0,3 0,1 0,1 0,1 0,0 0,5 0,8

Sach- und Ratgeberthemen 2,3 1,7 0,2 0,2 0,2 0,2 3,6 3,4Kultur und Gesellschaft 1,2 0,6 0,1 0,1 0,1 0,1 1,3 1,4Verbraucher- und Gesundheitsthemen 0,4 0,4 0,0 0,0 0,1 0,0 0,4 0,0Servicethemen 0,6 0,5 0,1 0,1 0,0 0,1 1,5 1,8Sonstige unpolitische Sachthemen 0,1 0,2 0,0 0,0 0,0 0,0 0,4 0,2

Human Touch/Unterhaltungspublizistik 3,4 4,4 0,8 0,8 0,5 0,5 2,3 3,2Prominente, Menschen, Emotionen 2,4 3,1 0,5 0,6 0,2 0,2 1,0 0,8Verbrechen, Unfälle 0,8 0,8 0,2 0,1 0,2 0,2 0,6 1,2Besondere Schadensereignisse 0,2 0,5 0,1 0,1 0,1 0,1 0,7 1,2

Sport 0,7 0,7 0,0 0,0 0,0 0,1 3,1 3,4

Sonstige Fernsehpublizistik4 18,8 15,6 18,0 20,1 14,0 14,3 26,8 24,9Restliches Programm 73,1 75,2 80,4 78,2 84,9 84,6 53,0 52,0

Gesamt 100 100 100 100 100 100 100 100

Sat.1 ProSieben kabel eins ZDFThemenbereiche 2014 Fj. 15 2014 Fj. 15 2014 Fj. 15 2014 Fj. 15

Tagesaktuelle Fernsehpublizistik2 4,3 5,5 1,5 1,6 0,8 0,9 21,3 22,0Kontroverse Themen 1,3 1,6 0,4 0,4 0,3 0,4 10,6 11,2

Deutsche Politik3 0,8 0,6 0,2 0,2 0,2 0,2 5,5 4,6Sonstige Politik 0,4 0,4 0,1 0,1 0,1 0,1 2,9 3,6Wirtschaft 0,1 0,3 0,1 0,1 0,0 0,1 1,6 1,7Gesellschaft 0,0 0,3 0,0 0,0 0,0 0,0 0,6 1,3

Sach- und Ratgeberthemen 1,3 1,4 0,2 0,1 0,2 0,1 4,1 3,3Kultur und Gesellschaft 0,4 0,6 0,1 0,0 0,1 0,0 1,8 1,5Verbraucher- und Gesundheitsthemen 0,5 0,4 0,0 0,0 0,0 0,0 0,7 0,1Servicethemen 0,4 0,4 0,1 0,1 0,1 0,1 1,3 1,5Sonstige unpolitische Sachthemen 0,0 0,0 0,0 0,0 0,0 0,0 0,3 0,2

Human Touch/Unterhaltungspublizistik 1,5 2,3 0,9 1,1 0,3 0,4 3,0 3,6Prominente, Menschen, Emotionen 0,9 1,8 0,7 0,8 0,1 0,2 1,3 1,3Verbrechen, Unfälle 0,4 0,4 0,1 0,2 0,1 0,1 0,7 1,4Besondere Schadensereignisse 0,2 0,1 0,1 0,1 0,1 0,1 1,0 0,9

Sport 0,2 0,2 0,0 0,0 0,0 0,0 3,6 3,9

Sonstige Fernsehpublizistik4 10,5 8,6 5,8 6,1 15,4 13,4 24,9 24,7Restliches Programm 85,2 85,9 92,7 92,3 83,8 85,7 53,8 53,3

Gesamt 100 100 100 100 100 100 100 100

1 Prozentuierungsbasis: 24  Stunden pro Tag (3–3  Uhr). Stichproben: zwei Kalenderwochen im Jahr 2014, eine Kalenderwoche im Frühjahr 2015.

2 Ohne kurzfristige Wiederholungen.3 Einschließlich deutscher Außenpolitik.4 Nicht tagesaktuelle Fernsehpublizistik, thematisch nicht klassifizierbare Beiträge und kurzfristige

Wiederholungen von fernsehpublizistischen Sendungen.

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225

DokumentationKonzeption, Methode und Basisdaten der ALM-Studie

Tabelle  28 Themenstruktur der NachrichtensendungenBeitragsanalyse 2014/Frühjahr 2015 (in Prozent)1

RTL VOX RTL  II ARDThemenbereiche 2014

t = 1:02Fj. 15

t = 1:032014

t = 0:18Fj. 15

t = 0:182014

t = 0:16Fj. 15

t = 0:172014

t = 2:11Fj. 15

t = 2:16

Kontroverse Themen 35,2 51,4 45,1 54 28,1 26,6 73,8 63,3Deutsche Politik2 16,4 25,6 16,4 23,4 8,9 10,9 33,7 28,9Sonstige Politik 8,9 11,1 16,9 17,3 10,6 10,4 28,5 23,1Wirtschaft 4,5 6,7 3,6 6,6 3,9 2,5 9,4 9,9Gesellschaft 5,4 8,0 8,2 6,7 4,7 2,8 2,2 1,4

Sach- und Ratgeberthemen 24,7 17,1 18,2 15,8 21,9 19,9 11,5 12,6Kultur und Gesellschaft 12,6 6,7 7,8 6,3 13,2 10,6 3,1 4,9Verbraucher- und Gesundheitsthemen 2,7 1,8 3,6 2,7 1,1 1,6 0,6 0,3Servicethemen 5,4 5,5 4,1 3,7 5,3 5,8 6,1 6,6Sonstige unpolitische Sachthemen 4,0 3,1 2,7 3,1 2,3 1,9 1,7 0,8

Human Touch/Unterhaltungspublizistik 23,9 15,8 29,6 24,5 38,9 43,7 4,5 13,7Prominente, Menschen, Emotionen 9,6 2,5 9,7 5,8 18,7 18,1 0,8 0,7Verbrechen, Unfälle 10,7 7,2 12,5 8,2 15,4 16,1 1,3 2,8Besondere Schadensereignisse 3,6 6,1 7,4 10,5 4,8 9,5 2,4 10,2

Sport 9,8 9,8 1,7 ,4 3,6 3,1 4,5 4,3Thematisch nicht klassifizierb. Beiträge 6,4 5,9 5,4 5,3 7,5 6,7 5,7 6,1

Gesamt 100 100 100 100 100 100 100 100

Sat.1 ProSieben kabel eins ZDFThemenbereiche 2014

t = 0:34Fj. 15

t = 0:362014

t = 0:12Fj. 15

t = 0:122014

t = 0:15Fj. 15

t = 0:152014

t = 1:58Fj. 15

t = 2:02

Kontroverse Themen 50,0 51,4 43,8 42,5 46,7 39,5 64,5 63,2Deutsche Politik2 27,3 22,1 24,0 23,3 26,2 23,9 28,2 29,7Sonstige Politik 17,3 13,2 10,9 10,0 10,7 7,4 22,7 20,8Wirtschaft 4,1 13,5 6,3 7,3 6,3 6,2 9,3 7,9Gesellschaft 1,3 2,6 2,6 1,9 3,5 2,0 4,3 4,8

Sach- und Ratgeberthemen 20,1 22,6 16,9 17,1 16,2 18,2 14,4 13,3Kultur und Gesellschaft 4,6 3,2 5,8 2,8 6,3 1,7 7,7 7,2Verbraucher- und Gesundheitsthemen 2,7 2,8 2,6 – 0,8 5,2 1,5 0,3Servicethemen 12,3 15,8 6,2 7,4 7,6 8,2 3,6 4,2Sonstige unpolitische Sachthemen 0,5 0,8 2,3 6,9 1,5 3,1 1,6 1,6

Human Touch/Unterhaltungspublizistik 22,7 16,3 28,9 28,7 25,2 29,1 9,7 11,5Prominente, Menschen, Emotionen 5,2 1,9 6,4 6,8 8,1 5,3 2,3 0,5Verbrechen, Unfälle 9,8 9,3 13,5 14,4 8,9 15,1 2,2 1,9Besondere Schadensereignisse 7,7 5,1 9,0 7,5 8,2 8,7 5,2 9,1

Sport 5,3 7,3 2,2 3,3 4,4 4,6 5,7 6,2Thematisch nicht klassifizierb. Beiträge 1,9 2,4 8,2 8,4 7,5 8,6 5,7 5,8

Gesamt 100 100 100 100 100 100 100 100

1 Prozentuierungsbasis: Jeweiliger Zeitumfang der in den Programmen als Nachrichtensendungen klassifizierten Sendungen in Std.:Min. pro Sendetag. Stichproben: zwei Kalenderwochen im Jahr 2014, eine Kalenderwoche im Frühjahr 2015.

2 Einschließlich deutscher Außenpolitik.

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226

DokumentationKonzeption, Methode und Basisdaten der ALM-Studie

Tabelle  29 Themenstruktur der MagazinsendungenBeitragsanalyse 2014/Frühjahr 2015 (in Prozent)1

RTL VOX RTL  II ARDThemenbereiche 2014

t = 3:58Fj. 15

t = 4:062014

t = 0:48Fj. 15

t = 0:512014

t = 0:51Fj. 15

t = 0:542014

t = 4:57Fj. 15

t = 4:43

Kontroverse Themen 7,4 11,2 1,0 4,1 2,4 4,2 34,2 36,7Politik 3,2 3,8 0,0 2,0 1,2 3,0 25,2 21,6Wirtschaft und Gesellschaft 4,2 7,4 1,0 2,1 1,2 1,2 9,0 15,1

Sach- und Ratgeberthemen 28,7 25,9 38,4 33,4 73,4 80,9 32,7 28,9Kultur und Gesellschaft 14,0 10,0 0,9 – 4,3 2,9 17,9 13,0Verbraucher- und Gesundheitsthemen 11,0 13,2 33,9 25,1 68,8 68,0 6,9 6,8Servicethemen 2,5 2,0 – – – – 4,4 5,6Sonstige unpolitische Sachthemen 1,2 0,7 3,6 8,3 0,3 10,0 3,5 3,5

Human Touch/Unterhaltungspublizistik 53,2 53,6 57,9 57,9 19,9 8,6 19,1 18,3Prominente, Menschen, Emotionen 45,6 47,5 56,2 54,0 17,3 6,5 10,8 9,4Verbrechen, Unfälle 6,6 4,8 1,7 3,9 2,3 1,1 5,0 6,7Besondere Schadensereignisse 1,0 1,3 – – 0,3 1,0 3,3 2,2

Sport 2,7 2,0 – 0,1 1,3 3,2 9,0 9,8Thematisch nicht klassifizierb. Beiträge 8,0 7,3 2,7 4,5 3,0 3,1 5,0 6,3

Gesamt 100 100 100 100 100 100 100 100

Sat.1 ProSieben kabel eins ZDFThemenbereiche 2014

t = 2:22Fj. 15

t = 2:202014

t = 1:33Fj. 15

t = 1:242014

t = 1:56Fj. 15

t = 1:062014

t = 5:17Fj. 15

t = 5:24

Kontroverse Themen 4,3 7,1 5,3 0,2 0,0 0,0 28,1 32,6Politik 2,4 2,7 2,2 0,1 – – 20,0 20,1Wirtschaft und Gesellschaft 1,9 4,4 3,1 0,1 – – 8,1 12,5

Sach- und Ratgeberthemen 47,6 29,5 51,7 36,7 77,9 81,9 34,7 28,9Kultur und Gesellschaft 25,1 12,7 23,2 10,9 24,4 25,6 19,3 14,6Verbraucher- und Gesundheitsthemen 21,9 16,2 15,6 16,2 47,1 41,6 7,6 6,9Servicethemen 0,6 0,6 – – – – 4,2 4,9Sonstige unpolitische Sachthemen – – 12,9 9,6 6,4 14,7 3,6 2,5

Human Touch/Unterhaltungspublizistik 32,9 49,5 37,5 54,1 20,1 14,9 23,4 23,8Prominente, Menschen, Emotionen 27,8 46,0 34,9 52,1 20,1 14,9 13,6 12,8Verbrechen, Unfälle 4,1 3,4 2,4 1,4 – – 7,0 9,8Besondere Schadensereignisse 1,0 0,1 0,2 0,6 – – 2,8 1,2

Sport 1,0 – 0,4 2,7 – – 8,6 8,6Thematisch nicht klassifizierb. Beiträge 14,2 13,9 5,1 6,3 2,0 3,2 5,2 6,1

Gesamt 100 100 100 100 100 100 100 100

1 Prozentuierungsbasis: Jeweiliger Zeitumfang der in den Programmen als Magazinsendungen klassi-fizierten Sendungen in Std.:Min. pro Sendetag. Stichproben: zwei Kalenderwochen im Jahr 2014, eine Kalenderwoche im Frühjahr 2015.

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227

DokumentationKonzeption, Methode und Basisdaten der ALM-Studie

Tabelle  30 Themenstruktur der Reportage- und DokumentationsformateBeitragsanalyse 2014/Frühjahr 2015 (in Prozent)1

RTL VOX RTL  II ARDThemenbereiche 2014

t = 0:38Fj. 15

t = 0:232014

t = 3:35Fj. 15

t = 4:052014

t = 2:30Fj. 15

t = 2:312014

t = 1:41Fj. 15

t = 2:23

Kontroverse Themen 4,5 26,1 0,0 5,1 – – 13,9 13,5Politik – 14,6 – – – – 8,0 13,5Wirtschaft und Gesellschaft 4,5 11,5 – 5,1 – – 5,9 –

Sach- und Ratgeberthemen 15,8 9,1 1,4 3,8 2,0 4,0 19,8 29,9Kultur und Gesellschaft 11,6 9,1 1,4 3,8 2,0 4,0 10,8 21,5Verbraucher- und Gesundheitsthemen 4,2 – – – – – 6,1 4,3Sonstige unpolitische Sachthemen – – – – – – 2,9 4,1

Human Touch/Unterhaltungspublizistik 34,6 3,8 13,8 – 23,7 – 11,9 8,6Prominente, Menschen, Emotionen 34,6 3,8 13,8 – 23,7 – 8,0 –Verbrechen, Unfälle – – – – – – – 8,6Schadensereignisse – – – – – – 3,9 –

Human Touch/Realitätsunterhaltung 42,1 57,5 82,5 88,7 70,0 91,9 51,9 39,8Thematisch nicht klassifizierb. Beiträge 3,0 3,5 2,3 2,4 4,3 4,1 2,5 8,2

Gesamt 100 100 100 100 100 100 100 100

Sat.1 ProSieben kabel eins ZDFThemenbereiche 2014

t = 0:25Fj. 15

t = 0:162014

–Fj. 15

t = 0:152014

t = 0:53Fj. 15

t = 2:052014

t = 1:06Fj. 15

t = 1:14

Kontroverse Themen 6,2 – – – – – 16,1 10,5Politik 6,2 – – – – – 7,4 5,3Wirtschaft und Gesellschaft – – – – – – 8,7 5,2

Sach- und Ratgeberthemen 42,9 39,1 – 96,3 11,8 4,6 61,3 58,1Kultur und Gesellschaft 36,3 39,1 – 96,3 5,5 4,6 40,6 37,0Verbraucher- und Gesundheitsthemen 6,6 – – – 6,3 – 4,6 8,1Sonstige unpolitische Sachthemen – – – – – – 16,1 13,0

Human Touch/Unterhaltungspublizistik 48,9 58,3 – – 14,7 – 19,2 18,8Prominente, Menschen, Emotionen 37,0 58,3 – – 14,7 – 3,0 10,7Verbrechen, Unfälle 11,9 – – – – – 6,9 –Schadensereignisse – – – – – – 9,3 8,1

Human Touch/Realitätsunterhaltung – – – – 72,6 95,1 – 8,2Thematisch nicht klassifizierb. Beiträge 2,0 2,6 – 3,7 0,9 0,3 3,4 4,4

Gesamt 100 100 – 100 100 100 100 100

1 Prozentuierungsbasis: Jeweiliger Zeitumfang der in den Programmen als Reportage, Bericht, Doku-mentation, Dokumentarfilm oder Doku-Soap klassifizierten Sendungen in Std.:Min. pro Sendetag. Stichproben: zwei Kalenderwochen im Jahr 2014, eine Kalenderwoche im Frühjahr 2015.

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Autorenverzeichnis

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Autorenverzeichnis

Anne Beier M. A. ist Wissenschaftliche Mitarbeiterin am Institut für Publizistik- und Kommunikationswissenschaft der Freien Universität Berlin. Darüber hinaus ist sie seit 2013 Teil des wissenschaftlichen Teams der GöfaK Medienforschung GmbH, Potsdam.

Dr. Uli Bernhard ist Professor für Kommunikationswissenschaft an der Hochschule Hannover.

Matthias Dang ist seit September 2012 Geschäftsführer der IP Deutschland, wo der Diplom-Betriebswirt seit 1993 verschiedene Funktionen in Marketing und Verkauf innehatte.

Holger Geißler ist seit 2008 im Vorstand des Marktforschungsunternehmens YouGov und dort verantwortlich für den Bereich Custom Research. Von 2004 bis 2011 war er Vorstand der Deutschen Gesellschaft für Online-Forschung (DGOF), seit 2011 unterrichtet er im Masterstudiengang Markt- und Medienforschung an der Techni-schen Hochschule Köln.

Prof. Dr. Uwe Hasebrink ist Direktor des Hans-Bredow-Instituts und Professor für Empirische Kommunikationswissenschaft an der Universität Hamburg. Seine For-schungsinteressen gelten dem Wandel der Mediennutzung, den Grundlagen gesell-schaftlicher Information, dem Aufwachsen in digitalen Medienumgebungen und international vergleichenden Fragen der Medienentwicklung.

Dr. Dörte Hein arbeitet als Referentin für Programm und Werbung in der Gemein-samen Geschäftsstelle der Medienanstalten (GGS) in Berlin.

Dr. Sascha Hölig ist Senior Researcher am Hans-Bredow-Institut. Seine Forschungs-schwerpunkte sind Mediennutzung in neuen Medienumgebungen, informations-orientierte Mediennutzung und empirische Forschungsmethoden.

Cornelia Holsten ist Direktorin der Bremischen Landesmedienanstalt (brema) und Koordinatorin des Fachausschusses Regulierung der Medienanstalten.

Dr. Torsten Maurer ist Geschäftsführender Oberrat am Institut für Medienwissen-schaft der Eberhard Karls Universität Tübingen und seit Anfang 2015 Geschäftsfüh-rer der GöfaK Medienforschung GmbH, Potsdam. Dr. Maurer ist seit 1998 Mitglied der GöfaK-Projektgruppe, die die Kontinuierliche Fernsehprogrammforschung der Medienanstalten durchführt.

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Autorenverzeichnis

Spartacus J. Olsson ist President und Mitgründer von Mediakraft Networks. Der gebürtige Schwede sammelte internationale Erfahrung in den Bereichen Neuen Medien, Medien- und Unternehmensfinanzierung, Marketing und Verkauf mit mehr-jährigen Aufenthalten in Schweden, Frankreich und England. Seit den Nullerjahren lebt er in Deutschland, wo er in verschiedenen Positionen für die Finanzierung, Entwicklung und Produktion innovativer Online-Video-Formate verantwortlich war.

Juliane Paperlein leitet seit 2008 das Medienressort von HORIZONT, wo die Diplom-Volkswirtin seit 2000 arbeitet, von 2002 bis 2008 als Berlin-Korrespondentin. Sie beschäftigt sich mit der Vermarktung digitaler Medien und berichtet über aktuelle Trends und nachhaltige Veränderungen.

Prof. Dr. Joachim Trebbe ist Hochschullehrer am Institut für Publizistik- und Kom-munikationswissenschaft der Freien Universität Berlin und Wissenschaftlicher Leiter der GöfaK Medienforschung GmbH, Potsdam. Seine Lehr- und Forschungsschwer-punkte sind sozialwissenschaftliche Forschungsmethoden, Medienanalysen sowie soziale Integration und Massenmedien. Joachim Trebbe hat Ende der 1990er-Jahre zusammen mit Hans-Jürgen Weiß die Kontinuierliche Fernsehprogrammforschung der Medienanstalten konzipiert.

Prof. Dr. Helmut Volpers ist Professor am Institut für Informationswissenschaft der FH-Köln und Wissenschaftlicher Leiter des Instituts für Medienforschung Köln (Im•Gö).

Matthias Wagner M. A. ist Wissenschaftlicher Mitarbeiter am Institut für Publizistik- und Kommunikationswissenschaft der Freien Universität Berlin. Darüber hinaus ist er seit 2013 Teil des wissenschaftlichen Teams der GöfaK Medienforschung GmbH, Potsdam.

Kai Wiesinger ist Schauspieler, Regisseur, Autor und Produzent, ausgezeichnet u. a. dreimal mit dem Bayerischen Filmpreis. Seine aktuelle Produktion ist die Webserie „Der Lack ist ab“.

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Konvergente Werbeformen stehen im Mittelpunkt des Programmberichts 2015. Neue Wettbewerber, interaktive Formate und zusätzliche Verbreitungswege führen zu neuer Vielfalt im Werbebereich. Die Programmanalyse der acht reichweitenstärksten Fernseh-vollprogramme, deren zentrale Befunde vorgestellt werden, behandelt das Thema Wer-bung mit Blick auf die Einbettung in das redaktionelle Gesamtangebot. Im Kapitel „Streit-punkte – Standpunkte“ stellen Produzenten, Vermarkter und Vertreter von Multi- Channel-Networks ihre Sicht der Dinge dar. Welche Auswirkungen etwa haben maßkonfektionierte und unmittelbar ins Programm integrierte Vermarktungsformen auf Medieninhalte und ihre Produktion? Wie funktioniert Produktplatzierung in Videoportalen? Welche Werbe-botschaften erreichen die Generation Youtube? Und schließlich: Wie kann sich moderne Regulierungspraxis auf die neuen Entwicklungen einstellen? Fragen wie diese werden an-regend diskutiert und sollen zur Debatte einladen.

ISBN 978-3-89158-624-2 15,– EURO (D)

ProgrammberichtFernsehen in Deutschland

152016-04-18 Umschlag Programmbericht 160x235 DMA CC.indd 1,3 18.04.16 12:01