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Clemens Wagner, Dipl. Päd. (univ.) geb. 02.03.62 in Augsburg; verheiratet, zwei Kinder; Studium der Erziehungswissenschaften an der Universität der Bundeswehr; Führungsverwendungen in der Gebirgstruppe; Oberst d. R.; Referent für Öffentlichkeitsarbeit im CJD; Präventionsbeauftragter im Kreisjugendamt Berchtesgadener Land, seit 2004 Trainer und Dozent für Methoden- und Sozialkompetenzen; Lehrbeauftragter der FH Rosenheim, geschäftsführender Gesellschafter der IFAK-BGL GmbH & Co KG Ehem. 2. Bürgermeister der Gemeinde Marktschellenberg, Berchtesgadener Land Werteorientierung und – erziehung in Kindergarten, Schule und Familie als Zukunftsvoraussetzung Inhalt Ein kleiner Exkurs - Werte, wofür? Änderung der gesellschaftlichen und wirtschaftlichen Lebenswelt Was ist unseren Kindern noch etwas wert? Neue Wertedimensionen Erziehungschancen in Schule und Familie Erfolgreich (wertefördernd) erziehen heißt...? Diskussion

Werteorientierung und erziehung in Kindergarten, Schule und …ifak-bgl.de/wp-content/uploads/2015/04/Werteorientierung... · 2016. 1. 6. · großen Ideen der Ethik gerecht zu werden,

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  • Clemens Wagner, Dipl. Päd. (univ.)

    geb. 02.03.62 in Augsburg; verheiratet, zwei Kinder; Studium der Erziehungswissenschaften an der Universität der Bundeswehr; Führungsverwendungen in der Gebirgstruppe; Oberst d. R.; Referent für Öffentlichkeitsarbeit im CJD; Präventionsbeauftragter im Kreisjugendamt Berchtesgadener Land,

    seit 2004 Trainer und Dozent für Methoden-und Sozialkompetenzen; Lehrbeauftragter der FH Rosenheim, geschäftsführender Gesellschafter der IFAK-BGL GmbH & Co KG

    Ehem. 2. Bürgermeister der Gemeinde Marktschellenberg, Berchtesgadener Land

    Werteorientierung und –

    erziehung in

    Kindergarten, Schule und

    Familie als

    Zukunftsvoraussetzung

    Inhalt

    •Ein kleiner Exkurs - Werte, wofür?

    •Änderung der gesellschaftlichen

    und wirtschaftlichen Lebenswelt

    •Was ist unseren Kindern noch etwas

    wert?

    •Neue Wertedimensionen

    •Erziehungschancen in Schule und

    Familie

    •Erfolgreich (wertefördernd) erziehen

    heißt...?

    •Diskussion

  • www.ifak-bgl.com

    „ Ich wollte, es gäbe gar kein Alter zwischen zehn

    und dreiundzwanzig, oder die jungen Leute

    verschliefen die ganze Zeit: Denn dazwischen ist

    nichts als den Dirnen Kinder schaffen, die Alten

    ärgern, stehlen balgen.“

    William

    Shakespeare,

    Wintermärchen,

    3. Akt, 3. Szene

    "Ich habe keine Hoffnung mehr für die

    Zukunft unseres Volkes, wenn sie von der

    leichtfertigen Jugend von heute

    abhängig sein sollte."

    „Die Jugend liebt heutzutage den Luxus. Sie hat

    schlechte Manieren, verachtet die Autorität,

    hat keinen Respekt vor älteren Leuten und

    schwatzt, wo sie arbeiten soll. Die jungen Leute

    stehen nicht mehr auf, wenn Ältere das Zimmer

    betreten. Sie widersprechen ihren Eltern,

    schwadronieren in der Gesellschaft,

    verschlingen bei Tisch die Süßspeisen, legen die

    Beine

    übereinander und tyrannisieren ihre Lehrer.“

    Hesiod, ca. 740 - 670 v. Chr.

    Sokrates, 470 - 399 v. Chr.

  • www.ifak-bgl.com

    Und

    heute?

    „Die Unsicherheit über die eigenen Lebensläufe hat stark zugenommen...“

    „Risikofaktoren seien Armut, schlechte Bildung, Gewalterfahrung zu Hause, hoher Medienkonsum...“

  • www.ifak-bgl.com

    Fazit:

    Das Aufwachsen von

    jungen Menschen ist so

    zu gestalten, dass sie

    Selbstwertgefühl und

    soziale Kompetenzen

    entwickeln, sich in unsere

    Gesellschaft

    eingebunden fühlen und

    Verantwortung und

    Gemeinschaftssinn

    entfalten können. Gewalt

    darf kein rechtmäßiges

    Erziehungsprinzip sein.

    Die Politik muss

    Rahmenbedingungen

    schaffen, um Familien zu

    stärken und zu

    unterstützen.

  • www.ifak-bgl.com

    Johann Wolfgang von

    GOETHE bringt das

    (Torquato Tasso, Vers

    1242) auf die Formel:

    Der Mensch

    erkennt sich nur im

    Menschen,

    nur das Leben

    lehret jeden, was

    er sei.

  • www.ifak-bgl.com

    Was „Werte" sind, scheint selbstverständlich.

    Zunächst fällt die Bedeutungsvielfalt auf. Sie ist deswegen wichtig, weil

    sie in einer Zeit des - oft kontrovers und konflikthaft gefärbten -

    Wertepluralismus zu einem Grundkonsens beiträgt und dennoch

    unterschiedliche Bedeutungen zulässt.

    Sodann kommt eine spezifische Doppeldeutigkeit in den Blick. Der

    Begriff „Werte" hat eine objektive und eine subjektive

    Bedeutungskomponente. Werte sind

    einerseits von den Menschen unabhängig vorhandene

    Gebote und Pflichten, eine sittliche Orientierung und die

    daraus folgende Haltung und Lebensführung - mithin

    Normen,

    andererseits die Vorstellung des einzelnen Menschen von

    dem, was ihm für die eigene Lebensführung wichtig ist, so

    dass es geradezu Ziel seines Handelns werden kann, weil

    er einen Anspruch darauf hat oder doch geltend macht.

    Werte

  • www.ifak-bgl.com

    PLATON

    Als Kardinaltugenden

    nennt er

    Gerechtigkeit,

    Klugheit,

    Tapferkeit,

    Maß

    Tugenden im alten Rom

    •religio - vom Skrupel zur

    Religion

    •pietas - von der Pflichterfüllung

    zur Frömmigkeit

    •fides - von der blinden

    Verpflichtung zum Glauben

    •pax - vom Vertrag zum

    Friedenszustand

    •dignitas - vom Rang zur

    Menschenwürde

    Thomas v.

    Aquin

    •Glaube

    •Hoffnung

    •Liebe

    Geulinck, 17. Jhr.

    •Fleiß

    •Gehorsam

    •Gerechtigkeit

    •Demut

    August Hermann Francke (1663-1727)

    •Standhaftigkeit

    •Ordnung

    •Arbeitsamkeit

    •Sparsamkeit und Bescheidenheit

    •Pflichtgefühl und Gehorsam

    Werte und Tugenden im Laufe der Jahrtausende

  • www.ifak-bgl.com

    Neue

    Persönlichkeitskom-

    petenzen (soziale

    Intelligenz) nach Prof.

    Kastner

    •sich einlassen, sich

    öffnen

    •Diagnose sozialer

    Beziehungen

    •wirken auf andere

    •kommunizieren

    Veränderung der Lebenswelt

    Und...ich muss das Gefühl entwickeln, dass ich selbst über meine

    Lebensentwürfe bestimmen kann.

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    Veränderung der Lebenswelt

    Gesellschaftliche

    Schlüsselkompetenzen

    •Teamfähigkeit

    •Kommunikationsfähigkeit

    •Kritikfähigkeit

    •Interesse an Weiterbildung

    •Selbstverantwortung

    •Selbstsicherheit

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    Veränderung der Lebenswelt

    Anforderungen der

    Wirtschaft

    •Mobilität

    •lebenslanges Lernen

    •Leistungsbereitschaft

    •Führungsverhalten

    •sich Herausforderungen

    stellen

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    Veränderung der Lebenswelt

    Veränderung für

    Jugendliche

    •Mobilität

    –Inselwahrnehmung

    •Leistungsdruck

    •Medienzugriff

    •zu hoher Absicherungsgedanke

    –Aufenthalt im Elternhaus

    verlängert sich

    •Ichlinge

    •Auswahlzwang

    •Unklarheit über Werte

    •Verunsicherung

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    Wirkung auf Kinder und Jugendliche

    Störungen der

    Sprachentwicklung

    Neigung zu

    Aggression und

    Gewalt

    Schulangst

    Leistungsverweigerung

    Schulverweigerung

    Mangelnde

    Konzentrationsfähigkeit

    Hyperaktivität und

    Aufmerksamkeitsdefizitsyndrom

    Stress

    Angst

    Unsicherheit

  • www.ifak-bgl.com

    Veränderung der Lebenswelt

    Veränderung für Eltern

    Erosion des Elternhauses

    •vermeintlicher oder tatsächlicher

    Rückschritt gegenüber der

    vorhergehenden Generation

    •Scheitern von Beziehungen

    •Erwartungsdruck

    •Arbeitslosigkeit

    •Orientierungsarmut

    •Migrationsprobleme

    •Unterschiedliche Wertevorstellungen

    •Konfliktvermeidung

    •Verantwortungsverweigerung

    •Verunsicherung

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    Wirkung auf Eltern

    Wut

    Verzweiflung Neigung zu

    Aggression und

    Gewalt

    Vernachlässigung

    Wahrnehmungs-

    schwierigkeiten

    Sprachlosigkeit

    Resignation

    Verantwortungsverweigerung

    Stress

    Angst

    Unsicherheit

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    Wirkung auf Lehrerinnen und Lehrer

    Überforderungsgefühl

    Burn-out Syndrom

    ResignationPhysische und

    psychische Beschwerden

    Stress

    Angst

    Unsicherheit

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    Es stellt sich die Frage:

    Was ist heutzutage unserer Jugend noch

    etwas wert?

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    Ausschnitte aus der Shell-Studie

    2000

    •Lebenskonzept Familie -

    biographischer Rückhalt

    •Partnerschaftliches Verhältnis zu

    den Eltern

    •Elterliches Zutrauen in das Kind

    •Berufs- und Familienorientierung

    •Familie und Beruf sollen sich die

    Waage halten

    •Lebenskonzept Beruf -

    Optionen bündeln

    Und Werte? ... es wird eine Gesellschaft der

    Zwischentöne

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    Neue Wertedimensionen

    •Menschlichkeit

    •Attraktivität

    •Authentizität

    •Autonomie

    •Modernität

    •Selbstmanagement

    •klare Lebensplanung

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    ...dabei gilt:

    •Alle Dimensionen differenzieren nach

    der Bildung der Jugendlichen, d.h.

    diejenigen mit hohem formalen

    Bildungsniveau stimmen in der Regel

    stärker mit den jeweiligen Werten überein,

    d.h.

    je höher die Bildung, umso fester die

    eigene Überzeugung.

    •Prozeß der Subjektivierung: Wertorientierungen

    sind nicht einfach „vorgegeben“ sondern mit

    Bewusstssein „ gewählt“. Ihnen ist eine gewisse

    Reflexivität eigen, d.h. man folgt ihnen nicht bloß

    konventionell, sondern durchaus nachdenklich,

    d.h.

    man setzt sich immer wieder mit Werten und

    Orientierungen auseinander und prüft sie auf

    Verträglichkeit mit der eigenen Entwicklung.

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    Und...

    ...gelebt wird mehr denn je ein

    „Sowohl-als-auch“ und nicht - wie es

    frühere Werterziehungskonzepte

    verlangten - ein „Entweder - oder“ (z.

    b. korrelieren in hohem Maße

    Autonomie und Menschlichkeit und

    schließen sich keineswegs aus).

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    Ist unsere Schule für unsere

    Jugendlichen gerüstet?

    •Inhalte

    •Ausbildung der Lehrer

    •Methoden

    •Ressourcen

    •Strukturen

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    Schulkultur

    Art des

    Zusammenlebens

    • Akzeptanz

    • Empathie

    • Sozialkompetenz

    Art der Arbeit

    • Projektarbeit

    • Teamarbeit

    • Eigenverantwortung

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    Gestaltung der „Lebenswelt“ Schule

    • Schulgestaltungsprozesse sind Fragen nach

    – dem Mut, Zeitressourcen finden zu wollen

    – dem Selbstbewusstsein, eigene Kompetenzen zu offenbaren

    – der spannenden Frage, welche Normen, Leitbilder und

    Strukturen gibt sich die jeweilige Schule

    • dazu muss man Freiräume

    herausarbeiten der

    – rechtlichen Art

    – fachlichen Art

    – der pädagogischen Art

    Mitnehmen der Schüler bedeutet, sie dort abzuholen, „wo sie stehen“

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    Rollenklärung

    – als Lehrerin und Lehrer

    •Erwachsener

    •Erzieher

    •Vorbild

    •Durchsetzer

    •Beurteiler

    •Helfer

    •Erfahrener

    •Freund

    •...

    •...

    – als Schüler

    •Kind

    •Erziehender

    •Suchender

    •Gezwungener

    •Beurteiler

    •Hilfe Bedürfender

    •Unerfahrener

    •Freund

    •...

    •...

    Partner

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    Rollenklärung

    – als Eltern

    •Liebender

    •Vorbild

    •Durchsetzer („Bestimmer“)

    •Familienangehöriger

    •Helfender

    •Erfahrener

    •Erwachsener

    •Freund

    •Partner

    •Mann, Frau

    •...

    – als Kind

    •Geliebter, Liebender

    •Suchender

    •Gehorchender

    •Familienangehöriger

    •Hilfe Bedürfender

    •Unerfahrener

    •Heranwachsender

    •Freund

    •Partner

    •männlich, weiblich

    •...

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    Werteorientierte Erziehung in Kindergarten,

    Schule und Familie •Angstfreiheit

    •Handlungsklarheit, Struktur

    •Standpunkte klären

    •Zeit nehmen

    •Rituale

    •Verantwortung überlassen und

    einfordern

    •zu Werten stehen und sie leben

    •auf Stärken (nicht so sehr auf

    Schwächen) achten

    •das Kind als Persönlichkeit schätzen

    •Kommunikationssituationen einüben

    und trainieren

    •Kritik als Chance sehen

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    Erziehung in Familie und

    Gesellschaft 2•sich als Familie verstehen und

    annehmen

    •Hilfe in Anspruch nehmen

    •seine Lebenswelt (Netzwerke)

    entdecken

    •sich engagieren

    •Kritik als Chance wahrnehmen

    •ehrlich mit sich umgehen

    •Erwartungen reduzieren

    •...

    •...

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    Neue

    Persönlichkeitskom-

    petenzen (soziale

    Intelligenz) nach Prof.

    Kastner

    •sich einlassen, sich

    öffnen

    •Diagnose sozialer

    Beziehungen

    •wirken auf andere

    •kommunizieren

    Veränderung der Lebenswelt

    Und...ich muss das Gefühl entwickeln, dass ich selbst über meine

    Lebensentwürfe bestimmen kann.

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    •angstfrei erziehen

    Erfolgreich (wertefördernd) erziehen

    heißt:

    •sich für Kinder und Jugendliche

    Zeit nehmen

    •ihre Anliegen ernst nehmen

    •sich auf eine Beziehung

    einlassen, Spannungen

    aushalten und Gefühle zeigen

    •Kritik am Verhalten, nie an der

    Persönlichkeit des Kindes oder des

    Jugendlichen üben

    •sich seiner Wichtigkeit im

    Erziehungsprozess bewusst sein

    und zu Werten stehen

    •Verantwortung übertragen und

    diese auch einfordern

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    Wenn es uns auch immer

    wieder mißlingt, den

    großen Ideen der Ethik

    gerecht zu werden, und

    wir immer wieder

    feststellen, daß wir weit

    von ihrer Realisierung

    entfernt sind, so bleiben sie

    doch notwendig und

    hilfreich. Der Seefahrer

    erreicht den Polarstern

    auch nicht. Aber er

    braucht ihn, um die

    Richtung zu halten. Einem solchen Seefahrer gleicht auch der Erzieher."

    Hans Aebli, 1997

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    Ich danke Ihnen für Ihre

    Aufmerksamkeit, freue mich

    auf Ihre Fragen und auf eine

    angeregte Diskussion.

    Übrigens...diesen Vortrag können Sie sich kostenlos unter

    www.ifak-bgl.com

    downloaden und nutzen