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4 Literaturberiehte. C. F. Gauss, Werke, XII. Bd. Herausgegeben yon der Gesellschaft der Wissen~schaften zu GSti~inge~. In Kommiss~on bei Spr.inger, Berlin 1929, kart. R~I 50,--. Der zwSl[te Band der Werke yon @ ~u s s enth~lt den ,,Atlas des Erd- magneti.s~nu.s. Nach den Elementen der Theorie entworfen. Supplement zu den Resultaten aus den Beobachtungen des magnetischen Verein.s uad unter Mit- wirktmg yon C. W. B. G o 1 d s c h m,i d t~ heruusgegeb~n yon C. F. G att s sund W. Weber 1840." Vorh~r etw~ 320 S~iten mit V~ria. Da fiadcn sich Brie[o fiber magische Quadrate un5 das AchtkSniginnenproblem, fiber die Praxis des numeri~schen l~echnen.s, Notizen tiber Yariatio~srechnung, zahlreiche Briefe fiber die Landvermessung im Bremischen und in Braunschwedg, Korre- spondeazen mi~ S t e i n h e i 1 in Mfinchen fiber elektrische und magnetische Experimente, Nachtr~ge zu gedruckten Briefwechseln mit B e s s el, Wolfgang Bolyai, Olbors, Schumacher, Dirichiet und den Brfidorn H u m b o 1 d t. Ferner ist die ~tronomische Antrittsvorlesung aufgenommen, sowie yon G a u s s g~sSellte Preisaufgaben. Von besonderera unct mit Rtieks~cht auf die gege~w~r~ige tI e g e 1 - Renaissance ak-buellem Ins ein Brie[- wechsel mit Schumaeher fiber Philosophen: Sehumacher schreibt, dal~ er b el W o 1 f in der Mechanik zu seinem Erstaun.en eine Naehl~ssigkeit und Verwirrung gefunden habe, die man einem Philosophen ex professo schwerlich zutrauen soll~e. Darauf G au s s: ,,Daft Si~ elnera Philosophen ex professo keine Verworrenheiter/ in Begriffen and De finiti0nen zutrauen, wundert mich fast. Nirgends mehr sind ~a solche zu Hause als.bei Philosophen, die koino Mathematiker sin d, und W o 1 [ war k~n Mathematiker, wenn er auch wohlfeile Kompendien geschrieben hat. Sehen Sie sieh ~doch nur bei den hou~igeu Ph~losophen urn, bei Schelling, Hegel, Nees yon Esenbeck und Konsorten, ,stehen Ihnen nicht die Haare bei ihren Definitionen zu Berge? Lesen Sie in der Geschichte der alten Philosophic, was die damaligen Tages- m~tnner Plato und andere (Aristoteles will ich ausnehmen) ffir Er- kl~rungea gegeben h~ben. Aber selbst mit K a nt~ steht es oft nicht viel besser; seine Di.stinktion zwischen anMytigchen und synthetischen S~tzen i,st meines Erachtens eine solche, die entweder nut auf eine Trivialit~t hinausl~uft oder falsch iss Menger. Leopold KToneckers Werke, 4. Bd. Heraus~ge~eb,en auf Ver~nlassung der prenl~ischen Aka,dem~e der Wissenseh~ftea yon K. Ken 8 e 1. Tevbner, Leipzig- Berlin 1929, X + 508 Se,iLen, Preis geh. RM49,--. Es ist zu begrfil~en, daft nach l~ngerer Pause der 4. Band yon Kroneckers Werken erschienen ist. Dieser Band enth~lt Kroneckers Arbeiten zur re,hen Algebra (tiber die algebruisch auflSsbaren Gleichungen, Gleichungen 5. and 7. Grades, Abel,sche Gleichung~n, symmetrisehe Funktionen, kubische Gtei- ebungen etc.), ferner die erste H~l~to ~er Abhandlungen zur Theorie der ellipti- sehen Funktionen (slliptische Funktionen, ffir welche komplexe Multiplikat~on stattfindet, quadratisehe Formen mit negativer Determinante, insbesondere deren Klassenzahl, AuflSsung der Pellschen Gleichung mittels elliptiseher Funk- tionen, Dirichletsche Methode in der Theorie der quadratisehen Formen, algebraiisehe Gleichungen, yon denen die Teilung der elliptisehen Funktione~ ~bhSngt, Reziprozitatsgesetze ffir die quadratisehen Reste, Gauss'sche Reihen, elliptisehe Funktionen mit singul~ren Modaln, Mul~iplikas de~ e]liptischen Funktienen . . .). Hoffentlieh erseheinen bMd die be~den letzten B~nde yon Kroneckers Werken. I:lella. G. Junge, Wesen and Weft der Mathematik. (Wissen und Wirken, Bd. 56.) Bei G. Braun, Karlsruhe 1928, IV ~ 92 Seiten, Pre,is RM3,--. Eine mehr feuilletonistisch gehaltene Sehrift, die mit den neueren For- schungen fiber Gegenstand und Methoden der Mathematik niehts zu tun hat. Wer es gerne hSrt, daft ,,Monat und Jahr sdch vergebens bemfihen, mit daucrnden Gedanken zu fassen, was doch ewig in schwankender Erscheinung schwebt: die irrationale Zahl der himmlischen Uml~ufe", wird vielleicht seine Freude daran haben. Hans Hahn.

Wesen und Wert der Mathematik

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4 Literaturberiehte.

C. F. Gauss, Werke, XII. Bd. Herausgegeben yon der Gesellschaft der Wissen~schaften zu GSti~inge~. In Kommiss~on bei Spr.inger, Berlin 1929, kart. R~I 50,--.

Der zwSl[te Band der Werke yon @ ~u s s enth~lt den ,,Atlas des Erd- magneti.s~nu.s. Nach den Elementen der Theorie entworfen. Supplement zu den Resultaten aus den Beobachtungen des magnetischen Verein.s uad unter Mit- wirktmg yon C. W. B. G o 1 d s c h m,i d t~ heruusgegeb~n yon C. F. G a t t s s u n d W. W e b e r 1840." Vorh~r etw~ 320 S~iten mit V~ria. Da fiadcn sich Brie[o fiber magische Quadrate un5 das AchtkSniginnenproblem, fiber die Praxis des numeri~schen l~echnen.s, Notizen tiber Yariatio~srechnung, zahlreiche Briefe fiber die Landvermessung im Bremischen und in Braunschwedg, Korre- spondeazen mi~ S t e i n h e i 1 in Mfinchen fiber elektrische und magnetische Experimente, Nachtr~ge zu gedruckten Briefwechseln mit B e s s el , Wolfgang B o l y a i , O l b o r s , S c h u m a c h e r , D i r i c h i e t und den Brfidorn H u m b o 1 d t. Ferner ist die ~t ronomische Antri t tsvorlesung aufgenommen, sowie yon G a u s s g~sSellte Preisaufgaben. Von besonderera unct mit Rtieks~cht auf die gege~w~r~ige tI e g e 1 - Renaissance ak-buellem Ins ein Brie[- wechsel mit S c h u m a e h e r fiber Philosophen: S e h u m a c h e r schreibt, dal~ er b el W o 1 f in der Mechanik zu seinem Erstaun.en eine Naehl~ssigkeit und Verwirrung gefunden habe, die m a n einem Philosophen ex professo schwerlich zutrauen soll~e. Darauf G a u s s: ,,Daft Si~ elnera Philosophen ex professo keine Verworrenheiter/ in Begriffen and De finiti0nen zutrauen, wundert mich fast. Nirgends mehr sind ~a solche zu Hause a l s .be i Philosophen, die koino Mathematiker sin d, und W o 1 [ war k ~ n Mathematiker, wenn er auch wohlfeile Kompendien geschrieben hat. Sehen Sie sieh ~doch nur bei den hou~igeu Ph~losophen urn, bei S c h e l l i n g , H e g e l , N e e s y o n E s e n b e c k und Konsorten, ,stehen Ihnen nicht die Haare bei ihren Definitionen zu Berge? Lesen Sie in der Geschichte der alten Philosophic, was die damaligen Tages- m~tnner P l a t o und andere ( A r i s t o t e l e s will ich ausnehmen) ffir Er- kl~rungea gegeben h~ben. Aber selbst mit K a nt~ steht es oft nicht viel besser; seine Di.stinktion zwischen anMytigchen und synthetischen S~tzen i,st meines Erachtens eine solche, die entweder nut auf eine Trivialit~t hinausl~uft oder falsch iss Menger.

Leopold KToneckers Werke, 4. Bd. Heraus~ge~eb,en auf Ver~nlassung der prenl~ischen Aka,dem~e der Wissenseh~ftea yon K. K e n 8 e 1. Tevbner, Leipzig- Berlin 1929, X + 508 Se,iLen, Preis geh. RM49,-- .

Es ist zu begrfil~en, daft nach l~ngerer Pause der 4. Band yon Kroneckers Werken erschienen ist. Dieser Band enth~lt Kroneckers Arbeiten zur re,hen Algebra (tiber die algebruisch auflSsbaren Gleichungen, Gleichungen 5. and 7. Grades, Abel,sche Gleichung~n, symmetrisehe Funktionen, kubische Gtei- ebungen etc.), ferner die erste H~l~to ~er Abhandlungen zur Theorie der ellipti- sehen Funktionen (slliptische Funktionen, ffir welche komplexe Multiplikat~on stattfindet, quadratisehe Formen mit negativer Determinante, insbesondere deren Klassenzahl, AuflSsung der Pellschen Gleichung mittels elliptiseher Funk- tionen, Dirichletsche Methode in der Theorie der quadratisehen Formen, algebraiisehe Gleichungen, yon denen die Teilung der elliptisehen Funktione~ ~bhSngt, Reziprozitatsgesetze ffir die quadratisehen Reste, Gauss'sche Reihen, elliptisehe Funktionen mit singul~ren Modaln, Mul~iplikas de~ e]liptischen Funktienen . . .).

Hoffentlieh erseheinen bMd die be~den letzten B~nde yon Kroneckers Werken. I:lella.

G. Junge, Wesen and Weft der Mathematik. (Wissen und Wirken, Bd. 56.) Bei G. Braun, Karlsruhe 1928, IV ~ 92 Seiten, Pre,is RM3,-- .

Eine mehr feuilletonistisch gehaltene Sehrift, die mit den neueren For- schungen fiber Gegenstand und Methoden der Mathematik niehts zu tun hat. Wer es gerne hSrt, daft ,,Monat und Jahr sdch vergebens bemfihen, mit daucrnden Gedanken zu fassen, was doch ewig i n schwankender Erscheinung schwebt: die irrationale Zahl der himmlischen Uml~ufe", wird vielleicht seine Freude daran haben. Hans Hahn.