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Theater Neumarkt, Neumarkt 5, CH-8001 Zürich / [email protected], +41 (0)44 267 64 64 / www.theaterneumarkt.ch CAFÉ POPULAIRE Uraufführung von Nora Abdel-Maksoud Mit: Eva Bay, Marie Bonnet, Simon Brusis, Maximilian Kraus Text und Regie: Nora Abdel-Maksoud Bühne und Kostüme: Moïra Gilliéron Dramaturgie: Inga Schonlau Uraufführung am 27. April 2018 30. April 2018 In der Kleinstadt Blinden steht das Gasthaus zur Goldenen Möwe. Aus der guten alten Zeit, in der oben und unten, links und rechts noch Orientierung gaben, hat es sich seinen Ruf als feucht-fröhliche und kulturelle Zentrale der Stadt und Treffpunkt der Blindener Arbeiter herübergerettet. Nur ist die Möwe arg in die Jahre gekommen. Klassen gibt‘s offiziell nicht mehr. Und wer geht für ein bisschen Kultur schon vor die Tür, wenn online die Welt zur Serie erklärt wird. Droht das Schick- sal aller renovierungsbedürftigen Häuser: Kette, Supermarkt oder Apartmenthaus? Aber da ist Svenja, heart of the city of Blinden, von Beruf Hospiz-Clown, ein guter Mensch, die es aber heutzutage nicht leicht hat, mit ihren weltverbessernden Anliegen durchzudringen. Also versucht sie es mit einer Zweitkarriere als youtube vloggerin und verbreitet Anleitun- gen für antidiskriminatorischen Humor. Achtung: Nur 8 Follo- wer, 4 davon bereits verstorbene Hospizgäste. Als Svenja von einer Neu-Ausschreibung für die Möwe erfährt, schlägt ihre Stunde. Sie tritt den Kampf an um den zukünftigen Besitz des Gasthauses. Im Moment des wichtigsten Auftritts – dem Pitch für ihr neues Möwen-Konzept – fährt der Blitz in sie. Besser gesagt «Der Don» – eine Art Alter Ego, eine böse Ab- spaltung ihrer selbst, der Arme, Arbeiter, working poor, die Schwächsten der Stadt entschieden verachtet – und plötz- lich steigen auch die Klickzahlen. Da kommt Freude auf, min- destens Schadenfreude – bestenfalls eine Vorstufe von Ge- rechtigkeit. Nora Abdel Maksoud, für ihre letzte Arbeit «The Making of» vom Fachmagazin Theater Heute als Nachwuchs- regisseurin des Jahres 2017 und mit dem Kurt Hübner Preis 2017 ausgezeichnet, inszeniert ihr eigenes Stück und damit erstmalig am Theater Neumarkt. THE GREAT TRAGEDY OF FEMALE POWER Mit Texten von William Shakespeare, Lady Gaga und deiner patriarchal geprägten Dominanz in einer Fassung von Pınar Karabulut und Anika Steinhoff Mit: Sarah Sandeh, Martin Butzke, Maximilian Kraus, Miro Maurer Regie: Pınar Karabulut, Bühne und Kostüme: Sara Giancane Dramaturgie: Anika Steinhoff 02., 19. April 2018 «This whole world is wild at heart and weird on top.» Die Zeit der Repression ist vorbei. Pussy lässt sich nicht mehr kontrollieren. Ein Neo-Hundertjähriger-Krieg ist im Gange für Freiheit, für mehr Schwesterlichkeit! Für eine neue Weltord- nung, in der Feminismus nicht mehr als Negation der Weib- lichkeit begriffen wird. William Shakespeare, einer der ersten queeren Autoren Europas, schuf mit seinen Rosenkriegen einen Zyklus über Macht und deren Aneignung. Von Shakespeares crossdres- sing-Tradition gelangen wir von den Königsdramen zu den Königinnendramen, in denen sich neue Männlichkeiten defi- nieren dürfen. Inspiriert von der Zielstrebigkeit Richards III, versucht eine Frau das Ancien Régime des Patriarchats auf- zulösen, es neu zu empowern. «Ich sage Ihnen im Verlauf dieser Rede, dass Shakespeare eine Schwester hatte; aber suchen Sie nicht nach ihr… Sie lebt in Ihnen und in mir und in vielen anderen Frauen, die heute nicht hier sind, weil sie Geschirr spülen und die Kinder ins Bett bringen…» Virginia Woolf, Ein Zimmer für sich allein, 1929 Die Regisseurin Pınar Karabulut zeigt ihre erste Arbeit am Theater Neumarkt und verbindet Szenen aus William Shake- speares Rosenkriege-Kosmos mit Texten anderer Autor*in- nen zum Thema female trouble. BIEDERMANN UND DIE BRANDSTIFTER Ein Lehrstück ohne Lehre von Max Frisch Mit: André Benndorff, Marie Bonnet, Simon Brusis, Hanna Eichel, Melanie Lüninghöner, Miro Maurer Regie, Bühne und Kostüme: Heike M. Goetze Raum: Team Jo Schramm, Musik: Fabian Kalker Dramaturgie: Inga Schonlau 03., 04. April 2018 «Rasend gespielt, raffiniert konstruiert.» neue zürcher zeitung «Biedermann: Kann man eigentlich nichts anderes mehr den- ken in dieser Welt? Das ist ja zum Verrücktwerden, ihr mit eu- ren Brandstiftern die ganze Zeit.» Hört er Stimmen, der Bie- dermann? Wer spricht da eigentlich? Sicher, die Brandstifter sind üble Zeitgenossen, penetrante Eindringlinge in Bieder- manns Leben, nervtötend und ohne Gewissen. Sie haben schon die ganze Stadt in Aufruhr gebracht. Aber am Ursprung seiner Verwirrung, seines Verrücktwerdens ist Herr Bieder- mann ganz allein auf sich selbst zurückgeworfen. Mit wem könnte er drüber reden? Mit Babette, seiner Ehefrau, mit der er so eine Art Ehe vorführt, damit zumindest die Nachbarn glauben, sie findet statt. Da quatscht er sich schon lieber mit den Brandstiftern um Kopf und Kragen. Sie verleihen dem All- tag des voll verunsicherten Gutmenschen ein bisschen Profil. Heike M. Goetze verdreifacht die Ehepaare und mögli- chen Konstellationen, und am Ende steht jedermann sich selbst gegenüber, ganz im Sinne von: «Das Fremdeste, was man erleben kann, ist das Eigene einmal von aussen gese- hen.» (Max Frisch) Produktion unterstützt von Schützengarten EINGEROCKT UND AUSGESUNGEN Ein fernes Lied aus Zwinglis Kindheit Gefördert und im Rahmen von ZH-REFORMATION.CH Mit Jürg Kienberger Regie, Bühne und Kostüme: Claudia Carigiet Dramaturgie: Inga Schonlau 07., 11. April 2018 Wie können wir uns den kleinen Zwingli vorstellen, vierjährig oder sechsjährig, wie wuchs der junge Mann am Ende des 15. Jahrhunderts auf, als Kind mit sieben Geschwistern in Wild- haus, das später die Kirche und den Staat aus den Angeln hob? Früh verliess er die Familie, um auf die Lateinschule zu gehen und begann in seiner Einsamkeit selbst, viele Instru- mente zu lernen. Es ist die Zeit epochaler Umbrüche, des Buchdrucks und der Entdeckung Amerikas. Schauspieler und Musiker Jürg Kienberger versetzt sich in die Wahrnehmung und Welt des musikbegeisterten Zwingli und zeichnet mit Claudia Carigiet eine fiktive Biografie Zwinglis musikalischer Kindheit und seinen anfangs widerwillig beschrittenen Weg zum Reformator nach. – Eine musikalisch-leichtfüssige Hom- mage an eine aussergewöhnliche Persönlichkeit. EINE SAUMÄSSIGE REISE UM DIE WELT VERKEHRTHERUM Von und mit Andrea Fischer Schulthess, Adrian Schulthess (Minitheater Hannibal), 5+ Regie: Stefan Roehrle, Figurenbau: Natalja Hofmeister Musik: Nehrun Aliev 08., 11., 22. April 2018 Göb Göb ist saumässig unzufrieden mit seinem Rüssel. Und mit dem Ringelschwanz und der rosa Haut. Und mit den Schweinsäuglein sowieso. Ja, eigentlich will er überhaupt was ganz anderes werden. Da nützt auch alles Zureden seiner Freunde nichts, und den guten Doktor Dolittle gibt’s nicht mehr. So macht er sich mit seinen Freunden auf die Suche nach jemandem, der ihn endlich schön machen soll. Oder das, was er dafür hält. Dabei wollen sie auch gleich den magischen Globus finden, der einen überall hin mitnimmt. Keine einfache Sache. Die Reise führt sie fast um die ganze Welt. Bis alle be- kommen, was sie wollen. Aber eben… Ein liebevoll wahnsinniges Abenteuer über das Schämen, das Suchen und das Reisen – und natürlich über die Liebe. Mit Göb Göb himself, Polynesia, Dab Dab, der wunderbaren Mu- sik von Nehrun Aliev und vielem mehr. DIE HAUPTSTADT Uraufführung des preisgekrönten Romans von Robert Menasse Mit: Marie Bonnet, Simon Brusis, Martin Butzke, Hanna Eichel, Maximilian Kraus, Miro Maurer, Sarah Sandeh, Mikkel Rykart/Pablo Wintsch Regie: Tom Kühnel, Raum: Jo Schramm Kostüme: Daniela Selig, Musik: Polly Lapkovskaja Video: Oliver Deichmann, Karl Gärtner, Jo Schramm Dramaturgie: Ralf Fiedler 12., 21. April 2018 «Ein Triumph» nzz am sonntag Brüssel ist die vielverspottete Hauptstadt Europas, zugleich Utopie und Ort einsamer Seelen. Robert Menasse hat ihr und den dort Lebenden, den Experten, Expats, Kommissaren, Mör- dern, Karrieristen und privaten Existenzen einen Roman gewid- met. Er ist Tragikomödie, Farce, Erkundung einer Seelenland- schaft, ein schillerndes Panorama der europäischen Eliten. 2017 hat der Autor dafür den Deutschen Buchpreis erhalten. In Brüssel laufen die Fäden zusammen – und ein Schwein durch die Strassen. Fenia Xenopoulou von der Generaldirek- tion Kultur (genannt «die Arche») soll das Image der Europäi- schen Kommission aufpolieren. Aber wie? Ihr Referent Sus- man entwickelt eine Idee, die schnell Gestalt annimmt – die Gestalt eines Gespensts aus der Geschichte, das für Unruhe in den EU-Institutionen sorgt. David de Vriend dämmert in ei- nem Altenheim gegenüber dem Brüsseler Friedhof seinem Tod entgegen. Als Kind ist er von einem Deportationszug ge- sprungen. Nun soll er bezeugen, was er im Begriff ist zu ver- gessen. Auch Kommissar Brunfaut, der in einem mysteriösen Mordfall ermittelt, und Alois Erhart, Emeritus der Volkswirt- schaft und Gast eines Think-Tanks der Kommission, sehen sich mit fast unlösbaren Aufgaben konfrontiert. Menasse macht nicht allein europäische Bürokratie lite- raturfähig, er schafft es, die EU als lebendigen Organismus von Menschen für Menschen darzustellen und das Nachden- ken über ein nachnationales Europa stark anzuregen. Wetterfronten, Widersprüche… Hitze, Eisberge, alte Gesetze, neue Gräben, Klassen, Feinde – das ist nicht der April – es ist NEUMARKT GLOBE! Komödie und Tragödie, Weinen, Lachen... Auf THE GREAT TRA- GEDY OF FEMALE POWER folgt CAFÉ POPULAIRE, ein niederschwel- lig abgründiges Satyrspiel über den unsichtbaren Klassenkampf in der 80. Runde, verfasst und inszeniert für das Neumarkt von Autorin und Jungregisseurin des Jahres Nora Abdel-Maksoud. Man begegnet sich im Gasthaus, aber die Karten werden nicht immer neu gemischt. Finsterer noch und lauter, lustiger: THE BEAST IN YOU, ein grell lebensmüder Abend zum letzten Tabu unserer Zeit: Suizid und Schluss. Oder doch nicht. Dazu sehen Sie auch: PLANET TRILLAPHON von David Foster Wal- lace. Und im Regen stehend warten wir auf Weisheit, gespendet von ERASMUS VON BASEL, auf den Spuren von 500 Jahren Reformation. Weiter im Programm Ticketpreise (in CHF): Preise A: 45.–/ 35.–*/ 20.–** Preise B: 35.–/ 30.–*/ 20.–** Preise E: 25.–/ 20.–** Preise F: 15.–/ 10.–** Ermässigungen: * Zürcher Theaterverein, ** Alle unter 30 Jahren, Legi, IV, Theaterclub Neumarkt, Schüler, Lehrlinge, Kulturlegi. – Ermässigte Tickets und Abonnements sind nur zusammen mit dem entsprechenden Ausweis gültig. Mit der Kundenkarte der Zürcher Kantonalbank erhalten Sie CHF 5.– Ermässigung. Nicht kumulierbar mit anderen Vergünstigungen. Neumarkt-Tag : Mittwochs zahlen Sie für alle Veranstaltungen die Hälfte des Normalpreises. Ausnahmen sind vorbehalten. Unterstützt durch das Migros-Kulturprozent mit freundlicher Genehmigung der Zürcher Kantonalbank. Neumarkt-Pass: Mit dem Neumarkt-Pass à CHF 89.– bezahlen Sie 12 Monate lang für sämtliche Veranstaltungen des Theater Neumarkt CHF 20.– Eintritt. Bar Theater Neumarkt: jeweils eine Stunde vor Vorstellungsbeginn sowie nach den Vorstellungen geöffnet. APRIL Mo 02. 20h THE GREAT TRAGEDY OF FEMALE POWER Osterspezialpreis! A Mit Texten von Shakespeare, Lady Gaga und deiner patriarchal geprägten Dominanz Regie: Pınar Karabulut Di 03. 20h BIEDERMANN UND DIE BRANDSTIFTER A Ein Lehrstück ohne Lehre von Max Frisch Regie: Heike M. Goetze Mi 04. 20h BIEDERMANN UND DIE BRANDSTIFTER A Ein Lehrstück ohne Lehre von Max Frisch Regie: Heike M. Goetze Do 05. 20h «LINKS UND BÜNDIG» – EINE GESCHICHTE DER WOZ Veranstaltung der WOZ Mit: Stefan Howald Eintritt frei Fr 06. 20h THE BEAST IN YOU B Von Les Mémoires d’Helène 20:30h MÜNCHNER GESCHICHTEN Chorgasse — B Von und mit dem Theater Neumarkt Ensemble Sa 07. 20h EINGEROCKT UND AUSGESUNGEN A Ein fernes Lied aus Zwinglis Kindheit Gefördert und im Rahmen von ZH-REFORMATION.CH Mit Jürg Kienberger, Regie: Claudia Carigiet So 08. 11h EINE SAUMÄSSIGE REISE UM DIE WELT VERKEHRTHERUM F Von und mit Minitheater Hannibal, 5+ Regie: Stefan Roehrle Mo 09. 20h THE BEAST IN YOU B Von Les Mémoires d’Helène Di 10. 20h TACHLES REDEN: AGNES HELLER E Ist Ungarn Bestatter oder Vorreiter Europas? Mit Ágnes Heller und Hanno Loewy In Kooperation mit Omanut 20:30h PLANET TRILLAPHON Chorgasse — B Von David Foster Wallace Mi 11. 15h EINE SAUMÄSSIGE REISE UM DIE WELT VERKEHRTHERUM F Von und mit Minitheater Hannibal, 5+ Regie: Stefan Roehrle 20h EINGEROCKT UND AUSGESUNGEN A Ein fernes Lied aus Zwinglis Kindheit Gefördert und im Rahmen von ZH-REFORMATION.CH Mit Jürg Kienberger, Regie: Claudia Carigiet Do 12. 20h DIE HAUPTSTADT A Von Robert Menasse Regie: Tom Kühnel Fr 13. 20:30h DER MENSCH ERSCHEINT IM HOLOZÄN Chorgasse — B Von Max Frisch Do 19. 20h THE GREAT TRAGEDY OF FEMALE POWER A Mit Texten von Shakespeare, Lady Gaga und deiner patriarchal geprägten Dominanz Regie: Pınar Karabulut Fr 20. 20:30h PLANET TRILLAPHON Chorgasse — B Von David Foster Wallace Sa 21. ERASMUS VON BASEL Eine humanistische Theaterserie Theater Basel zu Gast in Zürich Gefördert und im Rahmen von ZH-REFORMATION.CH 15h 1. FOLGE «ZURÜCK ZU DEN QUELLEN» Kreuzgang Fraumünster — B 19h 2. FOLGE «ES GEHT UM DIE WURST» Kapelle Kulturhaus Helferei — B 20h DIE HAUPTSTADT A Von Robert Menasse Regie: Tom Kühnel So 22. 11h EINE SAUMÄSSIGE REISE UM DIE WELT VERKEHRTHERUM F Von und mit Minitheater Hannibal, 5+ Regie: Stefan Roehrle ERASMUS VON BASEL Eine humanistische Theaterserie Theater Basel zu Gast in Zürich Gefördert und im Rahmen von ZH-REFORMATION.CH 15h 3. FOLGE «DER STURM» Kreuzgang Fraumünster — B 19h 4. FOLGE «IN EWIGKEIT, AMEN» Kapelle Kulturhaus Helferei — B Fr 27. 20h CAFÉ POPULAIRE URAUFFÜHRUNG Text und Regie: Nora Abdel-Maksoud A Sa 28. 17h DIE LUST AM SCHEITERN B + Eine Nullimprovisation des Theater HORA 20h Mit: Theater HORA (CH) und Blauzone (DE) Mo 30. 19:30h EINFÜHRUNG 20h CAFÉ POPULAIRE A Text und Regie: Nora Abdel-Maksoud Sponsoren & Partner Das Theater Neumarkt dankt ganz herzlich Subventionsgeber: Stadt Zürich, Kultur Kanton Zürich, Fachstelle Kultur Partner des Theater Neumarkt Zürcher Kantonalbank Migros Kulturprozent Förderer ZH-REFORMATION.CH Zürcher Festspielstiftung Schützengarten Bild: ZVG Gestaltung: Müller+Hess, Borel Druck: A. Schöb Druckerei AG CHORGASSE MÜNCHNER GESCHICHTEN Von und mit dem Theater Neumarkt Ensemble 06. April 2018 – Chorgasse München beweist sich immer wieder als Schauplatz eigen- williger Lebensweise, Kuriositäten und faszinierender Cha- raktere. «A bisserl was geht da immer», sagen unsere Schau- spieler und geben Einblicke in das «grösste Dorf der Welt». Fernab der Wiesn erzählen sie ihre bayrische Geschichten, inspiriert von Monaco Franze, Baby Schimmerlos, Karl Valen- tin und natürlich den berühmt-berüchtigt bayrischen Reden – genussvoll, pathetisch und besonders für Nichtbayern: seltsam amüsant! PLANET TRILLAPHON Von David Foster Wallace Mit: Martin Butzke, Einrichtung: Team Neumarkt 10., 20. April 2018 – Chorgasse «Martin Butzke ist beeindruckend, gerade weil weder Mitleid heischend noch eine pathologische Entrücktheit glorifizierend.» p.s. «Stell dir vor, jedem einzelnen Atom in jeder einzelnen Zelle deines Körpers ist es unerträglich schlecht». Mit 22 Jahren veröffentlichte David Foster Wallace, der Autor von «Unendli- cher Spass», in einer Studentenzeitschrift eine akribische Darstellung der «Üblen Sache», genannt Depression. Harte psychopharmakologische Medikamente befördern den Er- zähler auf den Planeten Trillaphon, «sehr, sehr weit weg, sau- erstoffarm und menschenfern». Dennoch scheint das Leben dort das kleinere Übel. Einen Weg zurück auf die Erde wird es nicht geben. Dem schonungslosen Text stellt Martin Butzke die viel- leicht positivsten, aufbruchsfreudigsten Worte über das Le- ben gegenüber, die David Foster Wallace hinterlassen hat: seine College-Abschluss-Rede «This is water». Nach «Der Mensch erscheint im Holozän» widmet sich Martin Butzke in seiner neuen Soloarbeit am Theater Neumarkt wieder den existentiellen Fragen der menschlichen Realität. DER MENSCH ERSCHEINT IM HOLOZÄN Von Max Frisch Mit: Martin Butzke, Einrichtung: Ralf Fiedler 13. April 2018 – Chorgasse Neben einem Aufenthalt in dem Bergen – im Valle Maggio, abgeschnitten nach einem Unwetter – beschreibt «Der Mensch erscheint im Holozän» das Verhältnis des Menschen zur Zeit. Besser gesagt: eines bestimmten Menschen, näm- lich des Herrn Geiser aus Basel, den sein Gedächtnis anfängt im Stich zu lassen. Er führt einen unausgesetzten Kampf mit seiner Umgebung und bespiegelt unbarmherzig sich selbst. Gegen das Verschwinden der alltäglichen Dinge in seinem Kopf öffnet sich sein Blick in immer weitere Fernen. Beschrei- bungen von Gestein führen in erdgeschichtliche Dimensio- nen, zu den Dinosauriern, der Sintflut und zurück zur Entste- hung des Menschen … Nichts als Zettel, Zitate, die er sam- melt, Welt, die er festhalten will – ein Kosmos, aus dem er alsbald verschwindet. EXTRAS «LINKS UND BÜNDIG» – EINE GESCHICHTE DER WOZ Mit: Stefan Howald 05. April 2018 Ab wann verdient eine Zeitung eine Biografie? Die Wochen- zeitung WOZ ist jetzt 36 Jahre alt und stärker denn je – ange- sichts der Agonie der schweizerischen Presselandschaft ein Paradox. Genau der richtige Zeitpunkt, die Geschichte der WOZ zu schreiben. Stefan Howald hat sich dafür durch Tau- sende von Zeitungsseiten hindurch gelesen und mit zahlrei- chen Beteiligten gesprochen. Er beschreibt viele Höhe- und einige Tiefpunkte, ebenso wie die Mühen des Alltags. Warum Computer einst als des Teufels galten. Wer den Kulturboykott organisierte. Was man gegen die SVP tun kann (und was nicht). Wie eine Geheim-WOZ den Schweizer Geheimdienst- chef enttarnte. Ach ja, fast pleite gegangen ist die Zeitung auch, zwei- oder dreimal. Jedes Mal aufgefangen von der So- lidarität der Leserinnen und Leser. Die Bedeutung der WOZ geht weit über ihre beschränkte Auflage hinaus. Das Buch, das im Zürcher Rotpunktverlag erscheint, schildert eine alter- native Erfolgsgeschichte. Sie soll jetzt gefeiert werden. Mit Fotos, Texten, Diskussion, Büchertisch und Fest. Eine Veranstaltung der Wochenzeitung WOZ. THE BEAST IN YOU Von Les Mémoires d‘Helène Konzept und Performance: Martina Momo Kunz Ausstattung: Karin Giezendanner Musik: Flo Götte, Lichtdesign: Viktoras Zemeckas Dramaturgie und Produktionsleitung: Barbara Boss 06., 09. April 2018 Helène ist eine Herumtreibende, die nirgends und überall zu Hause ist. Als ihr Seelenverwandter stirbt, fühlt auch sie sich näher am Tod als am Leben. In wildem Wechsel zwischen Ex- zess und vollkommener Leere verliert sie sich im Weltschmerz und der Frage nach der Werthaftigkeit ihrer Existenz. Mit Trash, Herz und einer guten Portion Galgenhumor nä- hert sich Martina Momo Kunz einem oft totgeschwiegenen Thema, das doch mitten in unserer Gesellschaft steht. In der Figur der Helène unterwirft sie sich der Faszination des To- des, wagt sich in die Welt der Suizidforen und lässt ihre tiefs- ten Selbstzweifel zu. Flo Götte begleitet den grotesken Trip in die düsteren Ecken der Seele und entlockt seinem E-Bass mal feine, mal brachiale Klänge. Ein schwarzhumoriger Abend mit Tiefgang wider die Tabus unserer Zeit. Die von Martina Momo Kunz gegründete Formation Les Mémoires d’Helène greift in einer Verbindung von Performan- ce und Erzähltheater gesellschaftsrelevante Inhalte auf. Da- bei interessiert sie sich besonders für die Absurditäten des menschlichen Bewegungsapparates, Nonkonformität und seelische Abgründe. In englischer und deutscher Sprache. Eine Koproduktion von Fabriktheater Rote Fabrik Zürich, ROXY Birsfelden und Schlachthaus Theater Bern. TACHLES REDEN: AGNES HELLER Ist Ungarn Bestatter oder Vorreiter Europas? In Kooperation mit Omanut, Verein zur Förderung jüdischer Kunst in der Schweiz Mit: Ágnes Heller, Philosophin und Hanno Loewy, Direktor des Jüdischen Museums Hohenems 10. April 2018 Wie keine andere hat die 1929 in Budapest geborene Denke- rin, Jüdin, Marxistin und Emigrantin Ágnes Heller in ihren Schrif- ten und Essays die jüngere Vergangenheit kritisch und kämp- ferisch durchleuchtet. In ihren geschichts- und moralphiloso- phischen Werken sucht Ágnes Heller zeitlebens eine Antwort auf die Frage, wie Auschwitz und der Gulag geschehen konn- ten. Ihr unabhängiges Denken und die Sorge um die Demokra- tie lassen sie auch an ungewöhnliche politische Schritte den- ken. Die ehemalige Assistentin von Georg Lukács und Emeri- tus des Hannah Arendt Lehrstuhls in New York wird mit Hanno Loewy über den Glauben an die Zukunft und die Angst vor ihr sprechen sowie der Frage nachgehen, ob sich Ungarn aus Europa verabschiedet hat oder vielmehr ein Vorbote einer all- gemeinen, nationalpopulistischen Entwicklung ist. ERASMUS VON BASEL Eine humanistische Theaterserie Theater Basel zu Gast in Zürich Gefördert und im Rahmen von ZH-REFORMATION.CH Mit: Andrea Bettini, Martin Hug, Gotthard Jost, Alby Kaufmann, Paula Krneta, Lienhard Meyer, Karin Oberli, Donald Ospel, Peter Scheidegger, Urban Werner, Elisabeth Wingerter Text: Gesine Danckwart und Daniela Kranz Leitung & Regie: Daniela Kranz, Ausstattung: Marion Menziger, Kostüme: Jorina Weiss Sounddesign: David Thalmann, Dramaturgie: Sabrina Hofer 1. Folge «Zurück zu den Quellen»: 21. April 2018, 15 bis 16 Uhr, Kreuzgang Fraumünster 2. Folge «Es geht um die Wurst»: 21. April 2018, 19 bis 20 Uhr, Kapelle Kulturhaus Helferei 3. Folge «Der Sturm»: 22. April 2018, 15 bis 16 Uhr, Krypta Grossmünster 4. Folge «In Ewigkeit, Amen!»: 22. April 2018, 19 bis 20 Uhr, Kapelle Kulturhaus Helferei Wer war dieser Mann, der an der Epochenschwelle von Mittel- alter zu Neuzeit satirische, theologiekritische und pazifisti- sche Schriften wie «Lob der Torheit», «Vom freien Willen» und «Die Klage des Friedens» verfasste und gleichzeitig die erste kritische Ausgabe des Neuen Testaments, als Wegbereiter der Reformation, in Basel beim Buchdrucker Johann Froben in Auftrag gab? Ein Humanist und Theologe, ein freigeistiger Gelehrter, ein unparteiischer Diplomat, ein Individualist oder ein «Aal», wie ihn Luther im Streit um die Willensfreiheit öf- fentlich nannte? Mit Originalschriften von Erasmus von Rot- terdam und Texten der Gegenwartsautorin Gesine Danckwart begibt sich die Regisseurin Daniela Kranz zusammen mit the- aterbegeisterten BaslerInnen und zwei Ensembleschauspie- lern des Theater Basel in der Stadt Zürich auf Spurensuche. In vier Folgen, die man auch einzeln anschauen kann, wird das Leben des bedeutenden Humanisten nachgezeichnet. DIE LUST AM SCHEITERN Eine Nullimprovisation des Theater HORA Mit: Theater HORA (CH) und Blauzone (DE) 28. April 2018 Auf der Bühne: Zehn Performer. Einer tritt ins Scheinwerfer- licht, spielt oder tanzt, singt oder spricht, oder auch nicht. Vielleicht kommt eine andere Performerin hinzu, vielleicht aber auch nicht, oder aber vielleicht ganz viele. Alles kann passieren. Oder auch nichts. «Die Lust am Scheitern» ist der Versuch, Theater aus der Spiel-Lust am Scheitern entstehen zu lassen, aus Pausen, Unsicherheiten und toten Punkten. Und aus dem, was eben noch gescheitert ist, neue, abenteuerliche Unternehmen und wahrhaft ungesehene dramatische Höhepunkt zu gewinnen. Das Projekt existiert seit dem Jahr 2000 und erlebte seitdem in weit über 70 Vorstellungen und diversen Neu- und Umbe- setzungen zahllose Sternstunden des Theaters genauso wie gnadenlose Abstürze und unerwartete Wendungen. Anzeige Das sind harte politische Themen und trotzdem lesen sich deine Text überaus lustig. Woran liegt das? An dei- nem Faible für unterhaltsame Genres? Bei dir ist das Vorführen des Denkens immer ein Spass, auch wenn es noch so anachronistisch und brachial ist. Das ergibt sich aus der Praxis. Impulsgebend für dieses Stück war zum Beispiel die Erkenntnis, dass Klassismus, also die Abwertung von Menschen aufgrund ihres ökonomischen Status, wie ein blinder Fleck in der öffentlichen Debatte ist. In Deutschland gibt es unzählige Beispiele, RTL-Sendungen, Harald Schmidt-Witze über Fetti und die Unterschichten- bande, bild-Kampagnen gegen sogenannte «Sozialschma- rotzer». Lange war ich mir nicht sicher, ob das Thema in der Schweiz überhaupt verfängt, bis ich bei meiner Recherche auf das Arena-Thema «Überwachung im Sozialstaat» stiess. Es wurde debattiert, wie man IV-RentnerInnen bei Verdacht auf Betrug mit GPS-Sendern tracken kann. Nicht ob, son- dern wie. Das alles hat ja realsatirisches Potenzial und ich versuche, mir genau das zunutze zu machen. Ist aber immer auch ein Ritt auf der Rasierklinge und ehrlich gesagt, weiss man, bis zum ersten Mal Publikum drin sitzt, nie genau, ob ein Abend auch zündet. Auf einem Theaterfestival wurde mir mal mit Erstaunen bekundet, dass man sich darüber wundere, wie ich solche Themen auf so «volkstheatrale» Weise verhan- dele. Ich habe erst später begriffen, dass das vielleicht nicht als Kompliment gemeint war. So hatte ich es aber aufgefasst. Nora Abdel-Maksoud, 2017 für ihre Regiearbeit «The Making-of» zur Nachwuchsregisseurin des Jahres (the- ater heute) gewählt und mit dem Kurt Hübner Preis 2017 ausgezeichnet, legt für das Theater Neumarkt eine neue Uraufführung aufs Parkett. Wieder rasant, wieder saulustig und wieder ihre spezielle, verspielte Mischung aus Theater, Storytelling und politischem Diskurs. Nora Abdel-Maksoud hat ursprünglich Schauspiel studiert und ist nach wie vor auf der Bühne zu sehen, zum Bei- spiel in der famosen Trilogie von Sibylle Berg und Se- bastian Nübling am Berliner Gorki-Theater «Es sagt mir nichts, das sogenannte Draussen», «Und dann kam Mir- na» und «Nach uns das All». Thema ihres neuen Stücks ist der vermeintlich politische Kampfbegriff «Klasse», oder gibt es «Schmarotzer» und Kinder ohne Fernreisen etwa nicht mehr? Nora Abdel-Maksoud interessiert sich dabei immer für den eigenen blinden Fleck, die Freude am sozialen Klischee und die Verstrickung des eigenen Milieus, also der kulturellen Klasse, der sie angehört. Fragen an Nora Abdel-Maksoud Wäre nicht gerade die Me-too-Debatte das total ange- sagte Thema für eine junge Autorin und Regisseurin? Aber du schreibst über Klassen. Die gibt es doch gar nicht mehr, oder? Man assoziiert glaube ich schnell so anachronistische Bilder von weissen, russverschmierten Fabrikarbeitern herbei. Da- bei war die «Arbeiterklasse» schon immer divers, auch Frau- en waren dabei und natürlich Migranten. Was es aber mit Si- cherheit heute immer noch gibt, sind unterschiedliche Inter- essensgruppen in einer Gesellschaft. Eine Möglichkeit, die zusammenzufassen, ist ihr ökonomischer Status. Nur weil man nicht mehr von Klassen spricht, bedeutet das nicht, dass die Konfliktlinien verschwunden sind. Die Frage ist doch im- mer noch: Wie wird das Geld verteilt? Wie werden Macht und Ressourcen verteilt? Und wem spricht die Gesellschaft auf Grund seines ökonomischen Status welchen Wert zu? Die Me-too-Debatte halte ich im Übrigen für einen Brin- ger, habe mich aber schon in vielen meiner Arbeiten mit der Repräsentation von Frauen in unserem Metier auseinander- gesetzt. Jetzt ist mal kurz Päuschen. Wie verlaufen denn die Klassengrenzen heutzutage? Wer ist mit wem in Konkurrenz? Verstricken sich die Menschen vielleicht in sozialen Kleinkriegen und ver- passen dabei die grösseren politischen Schauplätze? Seit ein paar Jahrzehnten geht man ja davon aus, dass es eine grosse Mitte gibt und Ränder am oberen und unteren Rand. Die Ränder stellt man dann aus der Mitte heraus moralisch in Frage. Die «unten» sind in diesem Erklärmodell oft arbeits- scheu und die «oben» unredlich. Ich halte aber die Frage durchaus für berechtigt, ob es nicht auch Gemeinsamkeiten zwischen der «Mitte» und denen «da unten» gibt. Zum Bei- spiel, dass sie ihre Arbeitskraft verkaufen müssen, um zu überleben. Egal ob als prekärer Akademiker, Kulturschaffen- der oder Verkäufer. Wenn es um Verteilungsfragen geht, ste- hen wir uns wahrscheinlich näher als gedacht. THEATER NEUMARKT GLOBE APRIL «Wenn man ‹Klassen› und Klassen- verhältnisse einfach aus den Kategorien des Denkens und Begreifens und damit aus dem politischen Diskurs entfernt, verhindert man noch lange nicht, dass sich all jene kollektiv im Stich gelassen fühlen, die mit den Verhältnissen hinter diesen Wörtern objektiv zu tun haben.» Didier Eribon, Rückkehr nach Reims, Berlin 2016

Wetterfronten, Widersprüche… Hitze, Eisberge, alte …10c51ee9-9ecb-46a4... · Fr 20. 20:30h PLANET TRILLAPHON Chorgasse — B Von David Foster Wallace Sa 21. ERASMUS VON BASEL

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Theater Neumarkt, Neumarkt 5, CH-8001 Zürich / [email protected], +41 (0)44 267 64 64 / www.theaterneumarkt.ch

CAFÉ POPULAIREUraufführung von Nora Abdel-Maksoud

Mit: Eva Bay, Marie Bonnet, Simon Brusis, Maximilian Kraus

Text und Regie: Nora Abdel-MaksoudBühne und Kostüme: Moïra Gilliéron

Dramaturgie: Inga SchonlauUraufführung am 27. April 2018

30. April 2018In der Kleinstadt Blinden steht das Gasthaus zur Goldenen Möwe. Aus der guten alten Zeit, in der oben und unten, links und rechts noch Orientierung gaben, hat es sich seinen Ruf als feucht-fröhliche und kulturelle Zentrale der Stadt und Treffpunkt der Blindener Arbeiter herübergerettet. Nur ist die Möwe arg in die Jahre gekommen. Klassen gibt‘s offi ziell nicht mehr. Und wer geht für ein bisschen Kultur schon vor die Tür, wenn online die Welt zur Serie erklärt wird. Droht das Schick-sal aller renovierungsbedürftigen Häuser: Kette, Supermarkt oder Apartmenthaus? Aber da ist Svenja, heart of the city of Blinden, von Beruf Hospiz-Clown, ein guter Mensch, die es aber heutzutage nicht leicht hat, mit ihren weltverbessernden Anliegen durchzudringen. Also versucht sie es mit einer Zweitkarriere als youtube vloggerin und verbreitet Anleitun-gen für antidiskriminatorischen Humor. Achtung: Nur 8 Follo-wer, 4 davon bereits verstorbene Hospizgäste. Als Svenja von einer Neu-Ausschreibung für die Möwe erfährt, schlägt ihre Stunde. Sie tritt den Kampf an um den zukünftigen Besitz des Gasthauses. Im Moment des wichtigsten Auftritts – dem Pitch für ihr neues Möwen-Konzept – fährt der Blitz in sie. Besser gesagt «Der Don» – eine Art Alter Ego, eine böse Ab-spaltung ihrer selbst, der Arme, Arbeiter, working poor, die Schwächsten der Stadt entschieden verachtet – und plötz-lich steigen auch die Klickzahlen. Da kommt Freude auf, min-destens Schadenfreude – bestenfalls eine Vorstufe von Ge-rechtigkeit. Nora Abdel Maksoud, für ihre letzte Arbeit «The Making of» vom Fachmagazin Theater Heute als Nachwuchs-regisseurin des Jahres 2017 und mit dem Kurt Hübner Preis 2017 ausgezeichnet, inszeniert ihr eigenes Stück und damit erstmalig am Theater Neumarkt.

THE GREAT TRAGEDY OF FEMALE POWER

Mit Texten von William Shakespeare, Lady Gaga und deiner patriarchal geprägten Dominanz in einer Fassung von Pınar Karabulut und Anika Steinhoff

Mit: Sarah Sandeh, Martin Butzke, Maximilian Kraus, Miro Maurer

Regie: Pınar Karabulut, Bühne und Kostüme: Sara Giancane

Dramaturgie: Anika Steinhoff02., 19. April 2018

«This whole world is wild at heart and weird on top.»Die Zeit der Repression ist vorbei. Pussy lässt sich nicht mehr kontrollieren. Ein Neo-Hundertjähriger-Krieg ist im Gange für Freiheit, für mehr Schwesterlichkeit! Für eine neue Weltord-nung, in der Feminismus nicht mehr als Negation der Weib-lichkeit begriffen wird. William Shakespeare, einer der ersten queeren Autoren Europas, schuf mit seinen Rosenkriegen einen Zyklus über Macht und deren Aneignung. Von Shakespeares crossdres-sing-Tradition gelangen wir von den Königsdramen zu den Königinnendramen, in denen sich neue Männlichkeiten defi -nieren dürfen. Inspiriert von der Zielstrebigkeit Richards III, versucht eine Frau das Ancien Régime des Patriarchats auf-zulösen, es neu zu empowern. «Ich sage Ihnen im Verlauf dieser Rede, dass Shakespeare eine Schwester hatte; aber suchen Sie nicht nach ihr… Sie lebt in Ihnen und in mir und in vielen anderen Frauen, die heute nicht hier sind, weil sie Geschirr spülen und die Kinder ins Bett bringen…» Virginia Woolf, Ein Zimmer für sich allein, 1929 Die Regisseurin Pınar Karabulut zeigt ihre erste Arbeit am Theater Neumarkt und verbindet Szenen aus William Shake-speares Rosenkriege-Kosmos mit Texten anderer Autor*in-nen zum Thema female trouble.

BIEDERMANN UND DIE BRANDSTIFTER

Ein Lehrstück ohne Lehre von Max FrischMit: André Benndorff, Marie Bonnet, Simon Brusis, Hanna Eichel, Melanie Lüninghöner, Miro Maurer

Regie, Bühne und Kostüme: Heike M. GoetzeRaum: Team Jo Schramm, Musik: Fabian Kalker

Dramaturgie: Inga Schonlau03., 04. April 2018

«Rasend gespielt, raffi niert konstruiert.» neue zürcher zeitung«Biedermann: Kann man eigentlich nichts anderes mehr den-ken in dieser Welt? Das ist ja zum Verrücktwerden, ihr mit eu-ren Brandstiftern die ganze Zeit.» Hört er Stimmen, der Bie-dermann? Wer spricht da eigentlich? Sicher, die Brandstifter sind üble Zeitgenossen, penetrante Eindringlinge in Bieder-manns Leben, nervtötend und ohne Gewissen. Sie haben schon die ganze Stadt in Aufruhr gebracht. Aber am Ursprung seiner Verwirrung, seines Verrücktwerdens ist Herr Bieder-mann ganz allein auf sich selbst zurückgeworfen. Mit wem könnte er drüber reden? Mit Babette, seiner Ehefrau, mit der er so eine Art Ehe vorführt, damit zumindest die Nachbarn glauben, sie fi ndet statt. Da quatscht er sich schon lieber mit den Brandstiftern um Kopf und Kragen. Sie verleihen dem All-tag des voll verunsicherten Gutmenschen ein bisschen Profi l. Heike M. Goetze verdreifacht die Ehepaare und mögli-chen Konstellationen, und am Ende steht jedermann sich selbst gegenüber, ganz im Sinne von: «Das Fremdeste, was man erleben kann, ist das Eigene einmal von aussen gese-hen.» (Max Frisch)Produktion unterstützt von Schützengarten

EINGEROCKT UND AUSGESUNGENEin fernes Lied aus Zwinglis Kindheit

Gefördert und im Rahmen von ZH-REFORMATION.CHMit Jürg Kienberger

Regie, Bühne und Kostüme: Claudia CarigietDramaturgie: Inga Schonlau

07., 11. April 2018Wie können wir uns den kleinen Zwingli vorstellen, vierjährig oder sechsjährig, wie wuchs der junge Mann am Ende des 15. Jahrhunderts auf, als Kind mit sieben Geschwistern in Wild-haus, das später die Kirche und den Staat aus den Angeln hob? Früh verliess er die Familie, um auf die Lateinschule zu gehen und begann in seiner Einsamkeit selbst, viele Instru-mente zu lernen. Es ist die Zeit epochaler Umbrüche, des Buchdrucks und der Entdeckung Amerikas. Schauspieler und Musiker Jürg Kienberger versetzt sich in die Wahrnehmung und Welt des musikbegeisterten Zwingli und zeichnet mit Claudia Carigiet eine fi ktive Biografi e Zwinglis musikalischer Kindheit und seinen anfangs widerwillig beschrittenen Weg zum Reformator nach. – Eine musikalisch-leichtfüssige Hom-mage an eine aussergewöhnliche Persönlichkeit.

EINE SAUMÄSSIGE REISE UM DIE WELT VERKEHRTHERUM

Von und mit Andrea Fischer Schulthess, Adrian Schulthess (Minitheater Hannibal), 5+

Regie: Stefan Roehrle, Figurenbau: Natalja HofmeisterMusik: Nehrun Aliev

08., 11., 22. April 2018Göb Göb ist saumässig unzufrieden mit seinem Rüssel. Und mit dem Ringelschwanz und der rosa Haut. Und mit den Schweinsäuglein sowieso. Ja, eigentlich will er überhaupt was ganz anderes werden. Da nützt auch alles Zureden seiner Freunde nichts, und den guten Doktor Dolittle gibt’s nicht mehr. So macht er sich mit seinen Freunden auf die Suche nach jemandem, der ihn endlich schön machen soll. Oder das, was er dafür hält. Dabei wollen sie auch gleich den magischen Globus fi nden, der einen überall hin mitnimmt. Keine einfache Sache. Die Reise führt sie fast um die ganze Welt. Bis alle be-kommen, was sie wollen. Aber eben… Ein liebevoll wahnsinniges Abenteuer über das Schämen, das Suchen und das Reisen – und natürlich über die Liebe. Mit Göb Göb himself, Polynesia, Dab Dab, der wunderbaren Mu-sik von Nehrun Aliev und vielem mehr.

DIE HAUPTSTADTUraufführung des preisgekrönten Romans

von Robert MenasseMit: Marie Bonnet, Simon Brusis, Martin Butzke,

Hanna Eichel, Maximilian Kraus, Miro Maurer, Sarah Sandeh, Mikkel Rykart/Pablo Wintsch

Regie: Tom Kühnel, Raum: Jo SchrammKostüme: Daniela Selig, Musik: Polly Lapkovskaja

Video: Oliver Deichmann, Karl Gärtner, Jo SchrammDramaturgie: Ralf Fiedler

12., 21. April 2018«Ein Triumph» nzz am sonntagBrüssel ist die vielverspottete Hauptstadt Europas, zugleich Utopie und Ort einsamer Seelen. Robert Menasse hat ihr und den dort Lebenden, den Experten, Expats, Kommissaren, Mör-dern, Karrieristen und privaten Existenzen einen Roman gewid-met. Er ist Tragikomödie, Farce, Erkundung einer Seelenland-schaft, ein schillerndes Panorama der europäischen Eliten. 2017 hat der Autor dafür den Deutschen Buchpreis erhalten. In Brüssel laufen die Fäden zusammen – und ein Schwein durch die Strassen. Fenia Xenopoulou von der Generaldirek-tion Kultur (genannt «die Arche») soll das Image der Europäi-schen Kommission aufpolieren. Aber wie? Ihr Referent Sus-man entwickelt eine Idee, die schnell Gestalt annimmt – die Gestalt eines Gespensts aus der Geschichte, das für Unruhe in den EU-Institutionen sorgt. David de Vriend dämmert in ei-nem Altenheim gegenüber dem Brüsseler Friedhof seinem Tod entgegen. Als Kind ist er von einem Deportationszug ge-sprungen. Nun soll er bezeugen, was er im Begriff ist zu ver-gessen. Auch Kommissar Brunfaut, der in einem mysteriösen Mordfall ermittelt, und Alois Erhart, Emeritus der Volkswirt-schaft und Gast eines Think-Tanks der Kommission, sehen sich mit fast unlösbaren Aufgaben konfrontiert. Menasse macht nicht allein europäische Bürokratie lite-raturfähig, er schafft es, die EU als lebendigen Organismus von Menschen für Menschen darzustellen und das Nachden-ken über ein nachnationales Europa stark anzuregen.

Wetterfronten, Widersprüche… Hitze, Eisberge, alte Gesetze, neue Gräben, Klassen, Feinde – das ist nicht der April – es ist NEUMARKT GLOBE! Komödie und Tragödie, Weinen, Lachen... Auf THE GREAT TRA -GEDY OF FEMALE POWER folgt CAFÉ POPULAIRE, ein niederschwel-lig abgründiges Satyrspiel über den unsichtbaren Klassenkampf in der 80. Runde, verfasst und inszeniert für das Neumarkt von Autorin und Jungregisseurin des Jahres Nora Abdel-Maksoud. Man begegnet sich im Gasthaus, aber die Karten werden nicht immer neu gemischt. Finsterer noch und lauter, lustiger: THE BEAST IN YOU, ein grell lebensmüder Abend zum letzten Tabu unserer Zeit: Suizid und Schluss. Oder doch nicht. Dazu sehen Sie auch: PLANET TRILLAPHON von David Foster Wal -lace. Und im Regen stehend warten wir auf Weisheit, gespendet von ERASMUS VON BASEL, auf den Spuren von 500 Jahren Reformation. 

Weiter im Programm

Ticketpreise (in CHF):Preise A: 45.–�/ 35.–*�/ 20.–**�Preise B: 35.–�/ 30.–*�/ 20.–**Preise E: 25.–�/ 20.–**Preise F: 15.–�/ 10.–**

Ermässigungen: * Zürcher Theaterverein, ** Alle unter 30 Jahren, Legi, IV, Theaterclub Neumarkt, Schüler, Lehrlinge, Kulturlegi. – Ermässigte Tickets und Abonnements sind nur zusammen mit dem entsprechenden Ausweis gültig. Mit der Kundenkarte der Zürcher Kantonalbank erhalten Sie CHF 5.– Ermässigung. Nicht kumulierbar mit anderen Vergünstigungen.

Neumarkt-Tag : Mittwochs zahlen Sie für alle Veranstaltungen die Hälfte des Normalpreises. Ausnahmen sind vorbehalten. Unterstützt durch das Migros-Kulturprozent mit freundlicher Genehmigung der Zürcher Kantonalbank.

Neumarkt-Pass: Mit dem Neumarkt-Pass à CHF 89.– bezahlen Sie 12 Monate lang für sämtliche Veranstaltungen des Theater Neumarkt CHF 20.– Eintritt.

Bar Theater Neumarkt: jeweils eine Stunde vor Vorstellungsbeginn sowie nach den Vorstellungen geöffnet.

APRILMo 02. 20h THE GREAT TRAGEDY OF FEMALE POWER Osterspezialpreis! A Mit Texten von Shakespeare, Lady Gaga und deiner patriarchal geprägten Dominanz Regie: Pınar KarabulutDi 03. 20h BIEDERMANN UND DIE BRANDSTIFTER A Ein Lehrstück ohne Lehre von Max Frisch Regie: Heike M. GoetzeMi 04. 20h BIEDERMANN UND DIE BRANDSTIFTER A Ein Lehrstück ohne Lehre von Max Frisch Regie: Heike M. GoetzeDo 05. 20h «LINKS UND BÜNDIG» – EINE GESCHICHTE DER WOZ Veranstaltung der WOZ Mit: Stefan Howald Eintritt frei

Fr 06. 20h THE BEAST IN YOU B Von Les Mémoires d’Helène 20:30h MÜNCHNER GESCHICHTEN Chorgasse — B Von und mit dem Theater Neumarkt EnsembleSa 07. 20h EINGEROCKT UND AUSGESUNGEN A Ein fernes Lied aus Zwinglis Kindheit Gefördert und im Rahmen von ZH-REFORMATION.CH Mit Jürg Kienberger, Regie: Claudia CarigietSo 08. 11h EINE SAUMÄSSIGE REISE UM DIE WELT VERKEHRTHERUM F Von und mit Minitheater Hannibal, 5+ Regie: Stefan Roehrle Mo 09. 20h THE BEAST IN YOU B Von Les Mémoires d’Helène Di 10. 20h TACHLES REDEN: AGNES HELLER E Ist Ungarn Bestatter oder Vorreiter Europas? Mit Ágnes Heller und Hanno Loewy In Kooperation mit Omanut 20:30h PLANET TRILLAPHON Chorgasse — B Von David Foster Wallace

Mi 11. 15h EINE SAUMÄSSIGE REISE UM DIE WELT VERKEHRTHERUM F Von und mit Minitheater Hannibal, 5+ Regie: Stefan Roehrle 20h EINGEROCKT UND AUSGESUNGEN A Ein fernes Lied aus Zwinglis Kindheit Gefördert und im Rahmen von ZH-REFORMATION.CH Mit Jürg Kienberger, Regie: Claudia CarigietDo 12. 20h DIE HAUPTSTADT A Von Robert Menasse Regie: Tom KühnelFr 13. 20:30h DER MENSCH ERSCHEINT IM HOLOZÄN Chorgasse — B Von Max Frisch

Do 19. 20h THE GREAT TRAGEDY OF FEMALE POWER A Mit Texten von Shakespeare, Lady Gaga und deiner patriarchal geprägten Dominanz Regie: Pınar Karabulut Fr 20. 20:30h PLANET TRILLAPHON Chorgasse — B Von David Foster Wallace Sa 21. ERASMUS VON BASEL Eine humanistische Theaterserie Theater Basel zu Gast in Zürich Gefördert und im Rahmen von ZH-REFORMATION.CH 15h 1. FOLGE «ZURÜCK ZU DEN QUELLEN» Kreuzgang Fraumünster — B

19h 2. FOLGE «ES GEHT UM DIE WURST» Kapelle Kulturhaus Helferei — B

20h DIE HAUPTSTADT A Von Robert Menasse Regie: Tom KühnelSo 22. 11h EINE SAUMÄSSIGE REISE UM DIE WELT VERKEHRTHERUM F Von und mit Minitheater Hannibal, 5+ Regie: Stefan Roehrle ERASMUS VON BASEL Eine humanistische Theaterserie Theater Basel zu Gast in Zürich Gefördert und im Rahmen von ZH-REFORMATION.CH 15h 3. FOLGE «DER STURM» Kreuzgang Fraumünster — B

19h 4. FOLGE «IN EWIGKEIT, AMEN» Kapelle Kulturhaus Helferei — B

Fr 27. 20h CAFÉ POPULAIRE URAUFFÜHRUNG Text und Regie: Nora Abdel-Maksoud A

Sa 28. 17h DIE LUST AM SCHEITERN B + Eine Nullimprovisation des Theater HORA 20h Mit: Theater HORA (CH) und Blauzone (DE)

Mo 30. 19:30h EINFÜHRUNG 20h CAFÉ POPULAIRE A Text und Regie: Nora Abdel-Maksoud

Sponsoren & PartnerDas Theater Neumarkt dankt ganz herzlich

Subventionsgeber:Stadt Zürich, KulturKanton Zürich, Fachstelle Kultur

Partner des Theater NeumarktZürcher KantonalbankMigros KulturprozentFördererZH-REFORMATION.CH Zürcher FestspielstiftungSchützengartenBild: ZVGGestaltung: Müller+Hess, BorelDruck: A. Schöb Druckerei AG

CHORGASSE

MÜNCHNER GESCHICHTENVon und mit dem Theater Neumarkt Ensemble

06. April 2018 – ChorgasseMünchen beweist sich immer wieder als Schauplatz eigen-williger Lebensweise, Kuriositäten und faszinierender Cha-raktere. «A bisserl was geht da immer», sagen unsere Schau-spieler und geben Einblicke in das «grösste Dorf der Welt». Fernab der Wiesn erzählen sie ihre bayrische Geschichten, inspiriert von Monaco Franze, Baby Schimmerlos, Karl Valen-tin und natürlich den berühmt-berüchtigt bayrischen Reden – genussvoll, pathetisch und besonders für Nichtbayern: seltsam amüsant!

PLANET TRILLAPHONVon David Foster Wallace

Mit: Martin Butzke, Einrichtung: Team Neumarkt10., 20. April 2018 – Chorgasse

«Martin Butzke ist beeindruckend, gerade weil weder Mitleid heischend noch eine pathologische Entrücktheitglorifi zierend.» p.s.«Stell dir vor, jedem einzelnen Atom in jeder einzelnen Zelle deines Körpers ist es unerträglich schlecht». Mit 22 Jahren veröffentlichte David Foster Wallace, der Autor von «Unendli-cher Spass», in einer Studentenzeitschrift eine akribische Darstellung der «Üblen Sache», genannt Depression. Harte psychopharmakologische Medikamente befördern den Er-zähler auf den Planeten Trillaphon, «sehr, sehr weit weg, sau-erstoffarm und menschenfern». Dennoch scheint das Leben dort das kleinere Übel. Einen Weg zurück auf die Erde wird es nicht geben. Dem schonungslosen Text stellt Martin Butzke die viel-leicht positivsten, aufbruchsfreudigsten Worte über das Le-ben gegenüber, die David Foster Wallace hinterlassen hat: seine College-Abschluss-Rede «This is water». Nach «Der Mensch erscheint im Holozän» widmet sich Martin Butzke in seiner neuen Soloarbeit am Theater Neumarkt wieder den existentiellen Fragen der menschlichen Realität.

DER MENSCH ERSCHEINT IM HOLOZÄN

Von Max FrischMit: Martin Butzke, Einrichtung: Ralf Fiedler

13. April 2018 – ChorgasseNeben einem Aufenthalt in dem Bergen – im Valle Maggio, abgeschnitten nach einem Unwetter – beschreibt «Der Mensch erscheint im Holozän» das Verhältnis des Menschen zur Zeit. Besser gesagt: eines bestimmten Menschen, näm-lich des Herrn Geiser aus Basel, den sein Gedächtnis anfängt im Stich zu lassen. Er führt einen unausgesetzten Kampf mit seiner Umgebung und bespiegelt unbarmherzig sich selbst. Gegen das Verschwinden der alltäglichen Dinge in seinem Kopf öffnet sich sein Blick in immer weitere Fernen. Beschrei-bungen von Gestein führen in erdgeschichtliche Dimensio-nen, zu den Dinosauriern, der Sintfl ut und zurück zur Entste-hung des Menschen … Nichts als Zettel, Zitate, die er sam-melt, Welt, die er festhalten will – ein Kosmos, aus dem er alsbald verschwindet.

EXTRAS

«LINKS UND BÜNDIG» – EINE GESCHICHTE DER WOZ

Mit: Stefan Howald05. April 2018

Ab wann verdient eine Zeitung eine Biografi e? Die Wochen-zeitung WOZ ist jetzt 36 Jahre alt und stärker denn je – ange-sichts der Agonie der schweizerischen Presselandschaft ein Paradox. Genau der richtige Zeitpunkt, die Geschichte der WOZ zu schreiben. Stefan Howald hat sich dafür durch Tau-sende von Zeitungsseiten hindurch gelesen und mit zahlrei-chen Beteiligten gesprochen. Er beschreibt viele Höhe- und einige Tiefpunkte, ebenso wie die Mühen des Alltags. Warum Computer einst als des Teufels galten. Wer den Kulturboykott organisierte. Was man gegen die SVP tun kann (und was nicht). Wie eine Geheim-WOZ den Schweizer Geheimdienst-chef enttarnte. Ach ja, fast pleite gegangen ist die Zeitung auch, zwei- oder dreimal. Jedes Mal aufgefangen von der So-lidarität der Leserinnen und Leser. Die Bedeutung der WOZ geht weit über ihre beschränkte Aufl age hinaus. Das Buch, das im Zürcher Rotpunktverlag erscheint, schildert eine alter-native Erfolgsgeschichte. Sie soll jetzt gefeiert werden. Mit Fotos, Texten, Diskussion, Büchertisch und Fest.Eine Veranstaltung der Wochenzeitung WOZ.

THE BEAST IN YOUVon Les Mémoires d‘Helène

Konzept und Performance: Martina Momo KunzAusstattung: Karin Giezendanner

Musik: Flo Götte, Lichtdesign: Viktoras ZemeckasDramaturgie und Produktionsleitung: Barbara Boss

06., 09. April 2018Helène ist eine Herumtreibende, die nirgends und überall zu Hause ist. Als ihr Seelenverwandter stirbt, fühlt auch sie sich näher am Tod als am Leben. In wildem Wechsel zwischen Ex-

zess und vollkommener Leere verliert sie sich im Weltschmerz und der Frage nach der Werthaftigkeit ihrer Existenz. Mit Trash, Herz und einer guten Portion Galgenhumor nä-hert sich Martina Momo Kunz einem oft totgeschwiegenen Thema, das doch mitten in unserer Gesellschaft steht. In der Figur der Helène unterwirft sie sich der Faszination des To-des, wagt sich in die Welt der Suizidforen und lässt ihre tiefs-ten Selbstzweifel zu. Flo Götte begleitet den grotesken Trip in die düsteren Ecken der Seele und entlockt seinem E-Bass mal feine, mal brachiale Klänge. Ein schwarzhumoriger Abend mit Tiefgang wider die Tabus unserer Zeit. Die von Martina Momo Kunz gegründete Formation Les Mémoires d’Helène greift in einer Verbindung von Performan-ce und Erzähltheater gesellschaftsrelevante Inhalte auf. Da-bei interessiert sie sich besonders für die Absurditäten des menschlichen Bewegungsapparates, Nonkonformität und seelische Abgründe.In englischer und deutscher Sprache.Eine Koproduktion von Fabriktheater Rote Fabrik Zürich, ROXY Birsfelden und Schlachthaus Theater Bern.

TACHLES REDEN: AGNES HELLER

Ist Ungarn Bestatter oder Vorreiter Europas?In Kooperation mit Omanut,

Verein zur Förderung jüdischer Kunst in der Schweiz Mit: Ágnes Heller, Philosophin und Hanno Loewy,

Direktor des Jüdischen Museums Hohenems10. April 2018

Wie keine andere hat die 1929 in Budapest geborene Denke-rin, Jüdin, Marxistin und Emigrantin Ágnes Heller in ihren Schrif-ten und Essays die jüngere Vergangenheit kritisch und kämp-ferisch durchleuchtet. In ihren geschichts- und moralphiloso-phischen Werken sucht Ágnes Heller zeitlebens eine Antwort auf die Frage, wie Auschwitz und der Gulag geschehen konn-ten. Ihr unabhängiges Denken und die Sorge um die Demokra-tie lassen sie auch an ungewöhnliche politische Schritte den-ken. Die ehemalige Assistentin von Georg Lukács und Emeri-tus des Hannah Arendt Lehrstuhls in New York wird mit Hanno Loewy über den Glauben an die Zukunft und die Angst vor ihr sprechen sowie der Frage nachgehen, ob sich Ungarn aus Europa verabschiedet hat oder vielmehr ein Vorbote einer all-gemeinen, nationalpopulistischen Entwicklung ist.

ERASMUS VON BASELEine humanistische Theaterserie

Theater Basel zu Gast in Zürich Gefördert und im Rahmen von ZH-REFORMATION.CH

Mit: Andrea Bettini, Martin Hug, Gotthard Jost, Alby Kaufmann, Paula Krneta, Lienhard Meyer, Karin Oberli, Donald Ospel, Peter Scheidegger,

Urban Werner, Elisabeth WingerterText: Gesine Danckwart und Daniela Kranz

Leitung & Regie: Daniela Kranz, Ausstattung: Marion Menziger, Kostüme: Jorina Weiss

Sounddesign: David Thalmann, Dramaturgie: Sabrina Hofer1. Folge «Zurück zu den Quellen»:

21. April 2018, 15 bis 16 Uhr, Kreuzgang Fraumünster2. Folge «Es geht um die Wurst»:

21. April 2018, 19 bis 20 Uhr, Kapelle Kulturhaus Helferei3. Folge «Der Sturm»:

22. April 2018, 15 bis 16 Uhr, Krypta Grossmünster4. Folge «In Ewigkeit, Amen!»:

22. April 2018, 19 bis 20 Uhr, Kapelle Kulturhaus HelfereiWer war dieser Mann, der an der Epochenschwelle von Mittel-alter zu Neuzeit satirische, theologiekritische und pazifi sti-sche Schriften wie «Lob der Torheit», «Vom freien Willen» und «Die Klage des Friedens» verfasste und gleichzeitig die erste kritische Ausgabe des Neuen Testaments, als Wegbereiter der Reformation, in Basel beim Buchdrucker Johann Froben in Auftrag gab? Ein Humanist und Theologe, ein freigeistiger Gelehrter, ein unparteiischer Diplomat, ein Individualist oder ein «Aal», wie ihn Luther im Streit um die Willensfreiheit öf-fentlich nannte? Mit Originalschriften von Erasmus von Rot-terdam und Texten der Gegenwartsautorin Gesine Danckwart begibt sich die Regisseurin Daniela Kranz zusammen mit the-aterbegeisterten BaslerInnen und zwei Ensembleschauspie-lern des Theater Basel in der Stadt Zürich auf Spurensuche. In vier Folgen, die man auch einzeln anschauen kann, wird das Leben des bedeutenden Humanisten nachgezeichnet.

DIE LUST AM SCHEITERNEine Nullimprovisation des Theater HORA

Mit: Theater HORA (CH) und Blauzone (DE)28. April 2018

Auf der Bühne: Zehn Performer. Einer tritt ins Scheinwerfer-licht, spielt oder tanzt, singt oder spricht, oder auch nicht. Vielleicht kommt eine andere Performerin hinzu, vielleicht aber auch nicht, oder aber vielleicht ganz viele. Alles kann passieren. Oder auch nichts. «Die Lust am Scheitern» ist der Versuch, Theater aus der Spiel-Lust am Scheitern entstehen zu lassen, aus Pausen, Unsicherheiten und toten Punkten. Und aus dem, was eben noch gescheitert ist, neue, abenteuerliche Unternehmen und wahrhaft ungesehene dramatische Höhepunkt zu gewinnen. Das Projekt existiert seit dem Jahr 2000 und erlebte seitdem in weit über 70 Vorstellungen und diversen Neu- und Umbe-setzungen zahllose Sternstunden des Theaters genauso wie gnadenlose Abstürze und unerwartete Wendungen.

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Das sind harte politische Themen und trotzdem lesen sich deine Text überaus lustig. Woran liegt das? An dei-nem Faible für unterhaltsame Genres? Bei dir ist das Vorführen des Denkens immer ein Spass, auch wenn es noch so anachronistisch und brachial ist.Das ergibt sich aus der Praxis. Impulsgebend für dieses Stück war zum Beispiel die Erkenntnis, dass Klassismus, also die Abwertung von Menschen aufgrund ihres ökonomischen Status, wie ein blinder Fleck in der öffentlichen Debatte ist. In Deutschland gibt es unzählige Beispiele, RTL-Sendungen, Harald Schmidt-Witze über Fetti und die Unterschichten-bande, bild-Kampagnen gegen sogenannte «Sozialschma-rotzer». Lange war ich mir nicht sicher, ob das Thema in der Schweiz überhaupt verfängt, bis ich bei meiner Recherche auf das Arena-Thema «Überwachung im Sozialstaat» stiess. Es wurde debattiert, wie man IV-RentnerInnen bei Verdacht auf Betrug mit GPS-Sendern tracken kann. Nicht ob, son-dern wie. Das alles hat ja realsatirisches Potenzial und ich versuche, mir genau das zunutze zu machen. Ist aber immer auch ein Ritt auf der Rasierklinge und ehrlich gesagt, weiss man, bis zum ersten Mal Publikum drin sitzt, nie genau, ob ein Abend auch zündet. Auf einem Theaterfestival wurde mir mal mit Erstaunen bekundet, dass man sich darüber wundere, wie ich solche Themen auf so «volkstheatrale» Weise verhan-dele. Ich habe erst später begriffen, dass das vielleicht nicht als Kompliment gemeint war. So hatte ich es aber aufgefasst.

Nora Abdel-Maksoud, 2017 für ihre Regiearbeit «The Making-of» zur Nachwuchsregisseurin des Jahres (the-ater heute) gewählt und mit dem Kurt Hübner Preis 2017 ausgezeichnet, legt für das Theater Neumarkt eine neue Uraufführung aufs Parkett. Wieder rasant, wieder saulustig und wieder ihre spezielle, verspielte Mischung aus Theater, Storytelling und politischem Diskurs. Nora Abdel-Maksoud hat ursprünglich Schauspiel studiert und ist nach wie vor auf der Bühne zu sehen, zum Bei-spiel in der famosen Trilogie von Sibylle Berg und Se-bastian Nübling am Berliner Gorki- Theater «Es sagt mir nichts, das sogenannte Draussen», «Und dann kam Mir-na» und «Nach uns das All». Thema ihres neuen Stücks ist der vermeintlich politische Kampfbegriff «Klasse», oder gibt es «Schmarotzer» und Kinder ohne Fernreisen etwa nicht mehr? Nora Abdel-Maksoud interessiert sich dabei immer für den eigenen blinden Fleck, die Freude am sozialen Klischee und die Verstrickung des eigenen Milieus, also der kulturellen Klasse, der sie angehört.

Fragen an Nora Abdel-Maksoud

Wäre nicht gerade die Me-too-Debatte das total ange-sagte Thema für eine junge Autorin und Regisseurin? Aber du schreibst über Klassen. Die gibt es doch gar nicht mehr, oder? Man assoziiert glaube ich schnell so anachronistische Bilder von weissen, russverschmierten Fabrikarbeitern herbei. Da-bei war die «Arbeiterklasse» schon immer divers, auch Frau-en waren dabei und natürlich Migranten. Was es aber mit Si-cherheit heute immer noch gibt, sind unterschiedliche Inter-essensgruppen in einer Gesellschaft. Eine Möglichkeit, die zusammenzufassen, ist ihr ökonomischer Status. Nur weil man nicht mehr von Klassen spricht, bedeutet das nicht, dass die Konfl iktlinien verschwunden sind. Die Frage ist doch im-mer noch: Wie wird das Geld verteilt? Wie werden Macht und Ressourcen verteilt? Und wem spricht die Gesellschaft auf Grund seines ökonomischen Status welchen Wert zu? Die Me-too-Debatte halte ich im Übrigen für einen Brin-ger, habe mich aber schon in vielen meiner Arbeiten mit der Repräsentation von Frauen in unserem Metier auseinander-gesetzt. Jetzt ist mal kurz Päuschen.

Wie verlaufen denn die Klassengrenzen heutzutage? Wer ist mit wem in Konkurrenz? Verstricken sich die Menschen vielleicht in sozialen Kleinkriegen und ver-passen dabei die grösseren politischen Schauplätze?Seit ein paar Jahrzehnten geht man ja davon aus, dass es eine grosse Mitte gibt und Ränder am oberen und unteren Rand. Die Ränder stellt man dann aus der Mitte heraus moralisch in Frage. Die «unten» sind in diesem Erklärmodell oft arbeits-scheu und die «oben» unredlich. Ich halte aber die Frage durchaus für berechtigt, ob es nicht auch Gemeinsamkeiten zwischen der «Mitte» und denen «da unten» gibt. Zum Bei-spiel, dass sie ihre Arbeitskraft verkaufen müssen, um zu überleben. Egal ob als prekärer Akademiker, Kulturschaffen-der oder Verkäufer. Wenn es um Verteilungsfragen geht, ste-hen wir uns wahrscheinlich näher als gedacht.

THEATER NEUMARKTGLOBE

APRIL

«Wenn man ‹Klassen› und Klassen-verhältnisse einfach aus den Kategorien des Denkens und Begreifens und damit aus dem politischen Diskurs entfernt, verhindert man noch lange nicht, dass sich all jene kollektiv im Stich gelassen fühlen, die mit den Verhältnissen hinter diesen Wörtern objektiv zu tun haben.»

Didier Eribon, Rückkehr nach Reims, Berlin 2016

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