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356 A. yon Homeyer! meintliehen Beobaehtungen mit etwas gr(isserer Bescheidenheit in die Welt zu s~hicken, am aIlerwenigsten es aber zu wagen, sich mit seinen Erstlingsversuchen mit N a u m a n n zu messen. Wer da weiss mit welcher Sorgfalt Naumann beobachtete und untersuchte, bevor derselbe seine Meinung 5ffentlich aussprach, der wird sich zweimal besinnen, bevor er leichtsinnig etwas in die Welt schickt, was diesen grossen Forscher corrigiren soU. Herr A. wird dann vermeiden zu sagen: ,,Ftir die einzelnen ,Vogelspecies ist ihr Erwaehen am Morgen durchaus nicht gleieh, ,,und wo in Btichern dieser Gegenstand erw~thnt wird, folgt man ,,gewShnlich den ~aumannschen Angabeu." Man folgt gewShnlich den Naumannschen Angaben, vermuth- lich auch nachdem Herr A. seine Erstlingsversuche mit so vielem Selbstbewusstsein in die Welt geschickt hat. Warbelow bei Stolp, im September 1868. Wie gelangen junge Enten, die in der H6he ausgebriitet worden~ auf das Wasser? Von Alexander yon Homeyer. Hauptmann und Compagnie-Chef im Schlesischen Fiisilier-Reg~mcnt No. 38. Es ist viel tiber diesen Gegenstand gesprochen und geschrie- ben worden. Die Einen meinten, dass die alte Ente die Jungen im Schnabel, die Anderen, dass sie dieselben unterm Kinn herab- trUge, noch Andere, dass der alte Vogel die Kleinen herabwtirfe, und die Letztcn endlich~ dass die Kleinen yon selbst herabsprin- gen mtissten. Gloge5 wenn ich nicht irre, maehte dahin die Ver- mittelung, dass das Forttragen der Jungen sehr verschieden statt- finden k(inne, dass z. B. eine Schnepfe ganz kleine Junge im Schnabel und grSssere unter dem Kinn fol~tragen k~inne und wtirde. -- Was ist nun das Riehtige? Welt entfernt, die ftlr alle F:~tlle passende Norm angeben zu ki~nnen, kann ich einen recht interessanten bezUglichen Beitrag liefcm, der auf positive Beobachtung basirt ist. Wenn ich auch selbst nicht der Beobachter bin, so btirgt der Name S c h iip ff, Inspector des zooL Gartens zu Dresden, vollkommen fUr die Richtigkeit der ThatSache. SebSpff wusste lange schon, dass eine Aiz xponsa ihr Woehen- bert in einer alten Linde des Dresdener zoologischen Gartens auf- geschlagen hatte. W~thrend das Eingangsloch circa 51/2 Fuss

Wie gelangen jungen Enten, die in der Höhe ausgebrütet worden, auf das Wasser?

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356 A. yon H o m e y e r !

meintliehen Beobaehtungen mit etwas gr(isserer Bescheidenheit in die Welt zu s~hicken, am aIlerwenigsten es aber zu wagen, sich mit seinen Erstlingsversuchen mit N a u m a n n zu messen.

Wer da weiss mit welcher Sorgfalt Naumann beobachtete und untersuchte, bevor derselbe seine Meinung 5ffentlich aussprach, der wird sich zweimal besinnen, bevor er leichtsinnig etwas in die Welt schickt, was diesen grossen Forscher corrigiren soU.

Herr A. wird dann vermeiden zu sagen: ,,Ftir die einzelnen ,Vogelspecies ist ihr Erwaehen am Morgen durchaus nicht gleieh, ,,und wo in Btichern dieser Gegenstand erw~thnt wird, folgt man ,,gewShnlich den ~aumannschen Angabeu."

Man folgt gewShnlich den Naumannschen Angaben, vermuth- lich auch nachdem Herr A. seine Erstlingsversuche mit so vielem Selbstbewusstsein in die Welt geschickt hat.

Warbelow bei Stolp, im September 1868.

Wie gelangen junge Enten, die in der H6he ausgebriitet worden~ auf das Wasser?

Von A l e x a n d e r y o n H o m e y e r .

Hauptmann und Compagnie-Chef im Schlesischen Fiisilier-Reg~mcnt No. 38.

Es ist viel tiber diesen Gegenstand gesprochen und geschrie- ben worden. Die Einen meinten, dass die alte Ente die Jungen im Schnabel, die Anderen, dass sie dieselben unterm Kinn herab- trUge, noch Andere, dass der alte Vogel die Kleinen herabwtirfe, und die Letztcn endlich~ dass die Kleinen yon selbst herabsprin- gen mtissten. Gloge5 wenn ich nicht irre, maehte dahin die Ver- mittelung, dass d a s Forttragen der Jungen sehr verschieden statt- finden k(inne, dass z. B. eine Schnepfe ganz kleine Junge im Schnabel und grSssere unter dem Kinn fol~tragen k~inne und wtirde. - - Was ist nun das Riehtige? Welt entfernt, die ftlr alle F:~tlle passende Norm angeben zu ki~nnen, kann ich einen recht interessanten bezUglichen Beitrag liefcm, der auf positive Beobachtung basirt ist. Wenn ich auch selbst nicht der Beobachter bin, so btirgt der Name S c h iip ff , Inspector des zooL Gartens zu Dresden, vollkommen fUr die Richtigkeit der ThatSache.

SebSpff wusste lange schon, dass eine Aiz xponsa ihr Woehen- bert in einer alten Linde des Dresdener zoologischen Gartens auf- geschlagen hatte. W~thrend das Eingangsloch circa 51/2 Fuss

Verhalten junger in der H~he ausgebrtiteter Enten. 357

hoch war, sass das Nest selbst unten auf dem Boden der voll- kommen hohlen Linde, so dass das brtitende Weibchen, resp. die ausgebrtiteten Jungen, 5-- 6 Fuss welt yore Neste durch die dunkle RShre bis zum Flugloch zu krieehen batten. Eines Tags bemerkte SchSpff auf dem Wasser des dicht an der Linde vorbeifliessenden Kanals eine ,junge", kaum 2 Tage alte Ai.v .~ponsa,wahrend gleich darauf das alte Brutweibchen aus der Oeffnung der Linde heraussah, dann oben ,,iockend" einige Augenblicke verweilte, and schliesslich sich aiif's Wasser fallen liess, um bier welter zu loeken. Das kleine Junge (No. 1) gesellte sieh jetzt zu ihm. Bald ersehien das zweite Junge auf der Linde am Eingangsloch und liess sieh nach wenigsn Seeunden auf die Erde fallen, yon wo es kopftiber in's Wasser taumelte. - - SchSpff beobaehtete dies Mani~ver aus kaum t0 Sehritt Entfernung. Jetzt sprang er naeh dem Baume hin, verbarg sich darunter so gut es ging, und hielt seine Mtitze circa 1 Fuss unter das Flugloeh. - - Die alte Ente, welehe anf~inglich seheu geflohen, naherte sich auf dem Wasser mit den beiden Jungen wieder, indem sie unaufhSrlich lockte. Nicht lange, so erschien Junges No. 3 am Flugloch und liess sich 0hne Weiteres auf die untergehaltene Mtttze fallcn, yon der es schnell ergriffen und in die Roektasehe gesteekt wurde. Bald and auf dieselbe Weise erschien und sprang auf die MUtze No. 4, No. 5, No. 6, No. '7, No. 8, und alle gelangten in SchSpff's Rocktasche, am nun in Sicherheit gebracht zu werden. Hierdurch war genau constatirt, dass das alte Weibchen die Jungen nicht heruntertriigt, sondern dieselben nur durch eifriges Locken animirt, selbst herunter zu kommen, was denn diese aueh than, unbektimmelr ob unten Wasser oder Erde und ob es unten hart oder welch ist.

Dass hierbei wohl einmal ein UnglUck, ,,etwa ein Beinbrueh oder sine Verstauehung" v0rkommen kann, lieg~ auf der Hand, wenngleich die Leichtigkeit des Flaumv(igelehens bier sehr zu Stat- ten kommen dtirfte.

Die jungen, kaum 2 Tage alten Brautenten tanchen tibrigens sofort, sind flink wie die M;,iuse und deshalb sehr sehwer einzu- fangen.

Gih'litz, im September iS(18.