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6 AV/Samstag, 29. August 2015 Hintergrund Wiederaufbau von öffentlichen Schulen in Nepal Caritas Schweiz kann auch dank einer Spende des Kantons Appenzell Innerrhoden beim Erstellen von Infrastrukur helfen Nach dem verheerenden Erdbeben vom 25. April 2015 beschloss die Standes- kommission des Kantons Appenzell In- nerrhoden, das Soforthilfeprojekt der Caritas Schweiz mit einen Beitrag von 3000 Franken zu unterstützen. Im Rah- men dieses Projektes hat Caritas zwi- schenzeitlich provisorische Schulräume für über 6500 Kinder bereitgestellt. In einer nächsten Phase soll nun der per- manente Wiederaufbau der zerstörten Schulen folgen. Manuela Brülisauer Kurz vor Mittag des 25. April 2015 wur- de Nepal vom schlimmsten Erdbeben in über 80 Jahren getroffen. Zahlreiche Nachbeben folgten, inklusive einem Be- ben der Stärke 7,4 am 12. Mai. Über 9000 Menschen verloren ihr Leben in der Ka- tastrophe, und mehr als 22000 wurden verletzt. Zusätzlich zur menschlichen Tragödie verzeichnet das Land verhee- rende Schäden an der öffentlichen und privaten Infrastruktur: neben unzähli- gen Strassen, Gesundheitseinrichtungen und sanitären Anlagen wurden schät- zungsweise 700000 Häuser und 7000 Schulen komplett zerstört oder stark beschädigt. Am schlimmsten betroffen war die Provinz Sindhupalchok nördlich der Hauptstadt Kathmandu, wo 80 bis 95 Prozent aller Häuser und Schulen in Trümmern liegen. In vielen Dörfern der Provinz steht kein einziges Haus mehr, und der Grossteil der Bevölkerung lebt zur Zeit in provisorischen Unterkünften aus Holz und Wellblech. «In der Nacht liege ich wach und weine» Doch viele Folgen der Katastrophe gehen über die sichtbare Zerstörung hinaus: «Am Tag lache und spasse ich», erzählt eine ältere, alleinstehende Frau, «doch in der Nacht liege ich oft wach und wei- ne». Und ihre Aussage stösst auf Reso- nanz: «Wir alle sind noch aufgewühlt», fügt ihre Nachbarin an, «und meine Tochter hat seit dem Erdbeben kein Wort mehr gesprochen». Andere Betroffene berichten, dass sie die Erde immer wie- der beben spüren, auch wenn dies gar nicht der Fall ist. Soforthilfe für die Erdbebenopfer Unmittelbar nach dem Erbeben began- nen nationale und internationale Hilfs- werke, darunter auch Caritas Schweiz, mit der Nothilfe. In Operationen, welche durch heftige Regenfälle, Erdrutsche und Sturmböen beträchtlich erschwert wurden, wurde die betroffene Bevölke- rung mit überlebenswichtigen Materiali- en versorgt. Zusammen mit Caritas Nepal und anderen Caritas-Organisationen ver- teilte Caritas Schweiz dringend benötigte Hilfsgüter wie Decken, Zelte, Nahrungs- mittel und Medikamente für über 30 000 Menschen. Rückkehr in einen geregelten Alltag Um der betroffenen Bevölkerung nach ersten Nothilfemassnahmen eine mög- lichst schnelle Rückkehr in ein geregel- tes Leben zu ermöglichen, hat Caritas Schweiz die Trümmer von 41 zerstörten Schulen beseitigt und an ihrer Stelle 200 provisorische Klassenzimmer aus Bam- bus und Wellblech aufgebaut. Zusätzlich wurden 150 Zelte verteilt, die in den be- troffenen Schulen als Klassenzimmer für Kleinklassen, Lehrerzimmer oder Lager- räume dienen. In Zusammenarbeit mit der seit Jahren in Nepal tätigen schweizer Entwicklungsorganisation Helvetas wur- den in allen Schulen provisorische Toilet- ten und Trinkwassertanks zur Verfügung gestellt. Überwältigende Dankbarkeit «Ich bin froh, dass ich wieder in die Schule kann», sagt eines der Kinder, «hier kann ich meine Freunde treffen und muss nicht den ganzen Tag in der provi- sorischen Unterkunft sein». Und nicht nur die Kinder schätzen die temporären Schulgebäude: «wir können kann gar nicht genug danken», sagt der Dorfvor- steher eines komplett zerstörten Dorfes. Und dieser Dank gilt auch dem Kanton Appenzell Innerrhoden: gemäss einem Beschluss vom 12. Mai 2015 hat die Stan- deskommission die Hilfsmassnahmen der Caritas mit einen Beitrag von 3000 Franken unterstützt. Pläne für den Wiederaufbau Im Rahmen des Wiederaufbauprogram- mes der Caritas Schweiz wird nach dem Ende der Regenzeit im kommenden Herbst der permanente Wiederaufbau der Schulen in Angriff genommen. Das Hauptaugenmerk liegt dabei auf einer erdbebensicheren Bauweise unter Ein- satz von lokalen Baufachleuten und unter Verwendung von lokalen Baumaterialien. Durch den engen Einbezug der betroffe- nen Bevölkerung in allen Projekt-Phasen wird sichergestellt, dass die Schulen den lokalen Bedürfnissen entsprechen. Zur Zeit werden zusammen mit einem nepalesischen Ingenieurbüro und tech- nischer Unterstützung eines Schweizer Architekturbüros die Baupläne für die erdbebensicheren Schulgebäude erarbei- tet. Wie bereits in der Nothilfe wird Ca- ritas auch im Wiederaufbauprojekt eng mit Helvetas zusammenarbeiten, die die Wasserversorgung und den Bau von sa- nitären Anlagen in allen Schulen sicher- stellen wird. Caritas bedankt sich für Spenden auf das Konto 60- 7000-4 (Vermerk Nepal). Für Primarklassen mit kleinen Schülerzahlen hat Caritas Schweiz Zelte als provisorische Klassenzimmer aufgebaut. Caritas Schweiz hat die Trümmer beseitigt und provisorische Schulgebäude aufgebaut. Eine Sekundarschule in der schwerstbetroffenen Provinz Sindhupalchok nach dem Erdbeben vom 25. April. Dank grossem Engagement wurden alle Klassenzimmer vor Ende der Sommerferien fertiggestellt. Für 6500 Kinder konnte der Schulbetrieb wieder aufgenommen werden.

Wiederaufbau von öffentlichen Schulen in Nepal

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Caritas Schweiz kann auch dank einer Spende des Kantons Appenzell Innerrhoden beim Erstellen von Infrastrukur helfen. https://www.caritas.ch/de/was-wir-tun/engagement-weltweit/katastrophenhilfe/hilfe-fuer-die-erdbebenopfer-in-nepal/

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6 AV/Samstag, 29. August 2015 Hintergrund

Wiederaufbau von öffentlichen Schulen in NepalCaritas Schweiz kann auch dank einer Spende des Kantons Appenzell Innerrhoden beim Erstellen von Infrastrukur helfen

Nach dem verheerenden Erdbeben vom25. April 2015 beschloss die Standes-kommission des Kantons Appenzell In-nerrhoden, das Soforthilfeprojekt derCaritas Schweiz mit einen Beitrag von3000 Franken zu unterstützen. Im Rah-men dieses Projektes hat Caritas zwi-schenzeitlich provisorische Schulräumefür über 6500 Kinder bereitgestellt. Ineiner nächsten Phase soll nun der per-manente Wiederaufbau der zerstörtenSchulen folgen.

Manuela Brülisauer

Kurz vor Mittag des 25. April 2015 wur-de Nepal vom schlimmsten Erdbebenin über 80 Jahren getroffen. ZahlreicheNachbeben folgten, inklusive einem Be-ben der Stärke 7,4 am 12. Mai. Über 9000Menschen verloren ihr Leben in der Ka-tastrophe, und mehr als 22 000 wurdenverletzt. Zusätzlich zur menschlichenTragödie verzeichnet das Land verhee-rende Schäden an der öffentlichen undprivaten Infrastruktur: neben unzähli-gen Strassen, Gesundheitseinrichtungenund sanitären Anlagen wurden schät-zungsweise 700 000 Häuser und 7000Schulen komplett zerstört oder starkbeschädigt. Am schlimmsten betroffenwar die Provinz Sindhupalchok nördlichder Hauptstadt Kathmandu, wo 80 bis95 Prozent aller Häuser und Schulen inTrümmern liegen. In vielen Dörfern derProvinz steht kein einziges Haus mehr,und der Grossteil der Bevölkerung lebtzur Zeit in provisorischen Unterkünftenaus Holz und Wellblech.

«In der Nacht liege ich wach und weine»Doch viele Folgen der Katastrophe gehenüber die sichtbare Zerstörung hinaus:«Am Tag lache und spasse ich», erzählteine ältere, alleinstehende Frau, «dochin der Nacht liege ich oft wach und wei-ne». Und ihre Aussage stösst auf Reso-nanz: «Wir alle sind noch aufgewühlt»,fügt ihre Nachbarin an, «und meineTochter hat seit dem Erdbeben kein Wortmehr gesprochen». Andere Betroffeneberichten, dass sie die Erde immer wie-der beben spüren, auch wenn dies garnicht der Fall ist.

Soforthilfe für die ErdbebenopferUnmittelbar nach dem Erbeben began-nen nationale und internationale Hilfs-

werke, darunter auch Caritas Schweiz,mit der Nothilfe. In Operationen, welchedurch heftige Regenfälle, Erdrutscheund Sturmböen beträchtlich erschwert

wurden, wurde die betroffene Bevölke-rung mit überlebenswichtigen Materiali-en versorgt. Zusammen mit Caritas Nepalund anderen Caritas-Organisationen ver-

teilte Caritas Schweiz dringend benötigteHilfsgüter wie Decken, Zelte, Nahrungs-mittel und Medikamente für über 30 000Menschen.

Rückkehr in einen geregelten AlltagUm der betroffenen Bevölkerung nachersten Nothilfemassnahmen eine mög-lichst schnelle Rückkehr in ein geregel-tes Leben zu ermöglichen, hat CaritasSchweiz die Trümmer von 41 zerstörtenSchulen beseitigt und an ihrer Stelle 200provisorische Klassenzimmer aus Bam-bus und Wellblech aufgebaut. Zusätzlichwurden 150 Zelte verteilt, die in den be-troffenen Schulen als Klassenzimmer fürKleinklassen, Lehrerzimmer oder Lager-räume dienen. In Zusammenarbeit mitder seit Jahren in Nepal tätigen schweizerEntwicklungsorganisation Helvetas wur-den in allen Schulen provisorische Toilet-ten und Trinkwassertanks zur Verfügunggestellt.

Überwältigende Dankbarkeit«Ich bin froh, dass ich wieder in dieSchule kann», sagt eines der Kinder,«hier kann ich meine Freunde treffen undmuss nicht den ganzen Tag in der provi-sorischen Unterkunft sein». Und nichtnur die Kinder schätzen die temporärenSchulgebäude: «wir können kann garnicht genug danken», sagt der Dorfvor-steher eines komplett zerstörten Dorfes.Und dieser Dank gilt auch dem KantonAppenzell Innerrhoden: gemäss einemBeschluss vom 12. Mai 2015 hat die Stan-deskommission die Hilfsmassnahmender Caritas mit einen Beitrag von 3000Franken unterstützt.

Pläne für den WiederaufbauIm Rahmen des Wiederaufbauprogram-mes der Caritas Schweiz wird nach demEnde der Regenzeit im kommendenHerbst der permanente Wiederaufbauder Schulen in Angriff genommen. DasHauptaugenmerk liegt dabei auf einererdbebensicheren Bauweise unter Ein-satz von lokalen Baufachleuten und unterVerwendung von lokalen Baumaterialien.Durch den engen Einbezug der betroffe-nen Bevölkerung in allen Projekt-Phasenwird sichergestellt, dass die Schulen denlokalen Bedürfnissen entsprechen.Zur Zeit werden zusammen mit einemnepalesischen Ingenieurbüro und tech-nischer Unterstützung eines SchweizerArchitekturbüros die Baupläne für dieerdbebensicheren Schulgebäude erarbei-tet. Wie bereits in der Nothilfe wird Ca-ritas auch im Wiederaufbauprojekt engmit Helvetas zusammenarbeiten, die dieWasserversorgung und den Bau von sa-nitären Anlagen in allen Schulen sicher-stellen wird.Caritas bedankt sich für Spenden auf das Konto 60-7000-4 (Vermerk Nepal).

Für Primarklassen mit kleinen Schülerzahlen hat Caritas Schweiz Zelte als provisorische Klassenzimmer aufgebaut.

Caritas Schweiz hat die Trümmer beseitigt und provisorische Schulgebäude aufgebaut.

Eine Sekundarschule in der schwerstbetroffenen Provinz Sindhupalchok nach dem Erdbeben vom 25. April.

Dank grossem Engagement wurden alle Klassenzimmer vor Ende der Sommerferien fertiggestellt.

Für 6500 Kinder konnte der Schulbetrieb wieder aufgenommen werden.