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WieichderWaffen-SSentkommenkonnte Waffen-SS... · Waffen-SS. Ob ich damals ohne Annahme-scheinderWerbungwiderstan-denhätteistmehralsfraglich. Weiteres, auch zum Kriegsende, inmeinemBuch„HoffnungKrieg

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Page 1: WieichderWaffen-SSentkommenkonnte Waffen-SS... · Waffen-SS. Ob ich damals ohne Annahme-scheinderWerbungwiderstan-denhätteistmehralsfraglich. Weiteres, auch zum Kriegsende, inmeinemBuch„HoffnungKrieg

ENZNAGOLD 21Engelsbrand • Neuenbürg • Höfen • Calmbach • Calw • Teinachtal

Schon in der 8. Volksschulklassewurden wir 14–15Jährige 1942vom Klassenlehrer aufgefordert,uns zur Wehrmacht kriegsfreiwil-lig zu melden. Alle Schulkamera-den, auch ich, waren dazu bereit.Die Musterung aufWehrtauglich-keit für dieWehrmacht war 1943.Bald danach sind wir zusätzlichschriftlich zur Musterung für dieWaffen-SS aufgefordert worden(ich nach Birkenfeld). Dies hatte al-lerdings nur halboffiziellen Cha-rakter, wie mein Vater erkannte. Erversuchte mich zu überzeugennicht hinzugehen. Und nach lan-gem, auch ängstlichem, Überlegenbin ich weggeblieben. Dies war gutso, wie sich später herausstellte.Einige Jahrgangskameraden, diedas Halboffizielle nicht erkann-ten, gingen zur Waffen-SS-Musterung. Sie wurden dort von

den Werbern so lange mit Argu-menten – sie würden zur deut-schen Elite gehören und nachdem Endsieg große Aufstiegs-möglichkeiten haben, usw. - be-einflußt und nicht fortgelassen,bis sie notgedrungen die Freiwil-ligenmeldung zur Waffen-SS un-terschrieben hatten.Es gab auch Angehörige des Jahr-gangs 1927 die ohne Zwang sichfreiwillig zurWaffen-SS gemeldethatten. Noch in den Jahren 1944und 1945 wurden sie dazu einge-zogen.Dies hat meinen Vater bewogen,jetzt endlich meine Freiwilligen-meldung zum fliegenden Perso-nal der Luftwaffe zu unterschrei-ben. Er war kein NS-Anhänger,aber er meinte mich dadurch vordenWaffen-SSWerbern schützenzu können.

Nach Bestehen der ärztlichenPrüfung auf Fliegertauglichkeit inStuttgart bekam ich den Annah-meschein ausgehändigt. Nochvor dem RAD (Reichsarbeits-dienst) wurden wir im Winter1943/44 zur vormilitärischenAusbildung für drei Wochen inWehrertüchtigungslager eingezo-gen. Ich nachWurzach im Allgäu.Kurz vor Ende der Ausbildung

dort, im Januar 1944, kam eineWerbekommission der Waffen-SS. Wir mußten auf dem Appell-platz antreten. Große und Blondemußten zu den Werbern vortre-ten. Auch ich war dabei.Jetzt begann eine massive Beein-flussung durch die mit hohen Or-den ausgezeichneten Werber fürdie Waffen-SS. Viele konntendem nicht widerstehen.Zum Glück hatte ich die Bestäti-gung der Freiwilligenmeldung zurLuftwaffe dabei, die ich erst eini-ge Tage vorher erhalten hatte.Nach Vorzeigen meines Annah-mescheins durfte ich wieder insGlied zurücktreten und entgingden Argumenten der Werber derWaffen-SS.Ob ich damals ohne Annahme-schein der Werbung widerstan-den hätte ist mehr als fraglich.Weiteres, auch zum Kriegsende,in meinem Buch „Hoffnung KriegNot“, Nachdruck 2010.

Z E I TR E I S Emit Fritz Barth aus Calmbach ins Enztal

Wie ich der Waffen-SS entkommen konnteZur Zeit wird in der in- und ausländischen Presse die Waf-fen-SS-Mitgliedschaft des Literatur-Nobelpreisträgers Gün-ter Grass, die er allerdings jahrzehntelang verschwiegenhat, im Zusammenhang mit seinem neuen Gedicht erneutpubliziert und diskutiert. Günter Grass, vom Geburtsjahr-gang 1927, war zum Kriegsende als 17-Jähriger Angehöri-ger der Waffen-SS.Dies gibt mir Anlaß, da ich ebenfalls dem Jahrgang 1927 an-gehöre, zu schildern wie es diesbezüglich in den letztenKriegsjahren des 2. Weltkriegs zuging.

Im Reichsarbeitsdienst 1944

Michael
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ENZNAGOLD Journal Juli/August 2012