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Wilhelm Liebert LEHRER UND FOTOGRAF

Wilhelm Liebert - Donuts · 2019. 5. 21. · 1) Geschichte der Stadt Dresden, S. 345 ff) 2) Geschichte der Stadt Dresden, Band 3,S. 456) Wilhelm Lieberts Verabschiedung als Lehrer

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Wilhelm LiebertLEHRER UND FOTOGRAF

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Johann Friedrich Wilhelm Liebert – Lehrer und FotografEine Dokumentation der Konfirmanden und Jungen Gemeinde der Ev.-Luth. Kirchgemeinde Dresden-Briesnitz

im Rahmen des Projekts „Zeitensprünge” vom 23.3.-24.11.2007

ProjektleitungRené Hermann, Gemeindepädagoge und Religionslehrer

ProjektgruppeDorothea Borchert, Christin Faust, Marie Sawade,Konrad Sawade, Sophie Schubert, Florian Weigelt

LektoratKatharina Haas

Gestaltung / SatzAndré Schmidt

DruckDruckerei & Verlag Dieter Freund GmbH

Fotos Umschlag:Wilhelm Liebert

© Evangelisch-Lutherische Kirchgemeinde Dresden-Briesnitz 2007

Dieses Projekt wurde gefördert durch:

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Inhaltsverzeichnis

1. Vorwort René Hermann . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 4

2. Eine biografische Skizze . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . .5

2.1. Von Hartmannsdorf nach Briesnitz 1889-1913 . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . .6

2.2. Die Lehrtätigkeit zwischen 1913 und 1945 . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . .7

2.3. Nach 1945 . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . .8

Gespräche mit Zeitzeugen

Ich möchte sagen: Liebert war ein Demokrat Gespräch mit Herbert Kaiser . . . . . . . . . . .10„Mein Name kommt von Liberté: Freiheit“ Gespräch mit Werner Höfgen . . . . . . . . . . . . .13„Lasst die Ruinen verfallen...” Gespräch mit Hans-Jochen Zieger . . . . . . . . . . . . . . . . . . . .16Dem bürgerlichen Humanismus und der Aufklärung verbunden Erinnerungen von Karl-Heinz Schaarschmidt . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . .20 Es gab kaum eine Pflanze, die er nicht kannte Gespräch mit Ruth Liebert . . . . . . . . . . . .23

3. Das fotografische Werk

3.1. Die fotografische Ausrüstung . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . .26

3.2. Fotos (1912-1953) . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . .27

3.2.1. Die Autobahn „Nach der Eröffnung hohe Frequenz” . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . .28

3.2.2. Das alte Briesnitz Der Borngraben wird zugeschüttet . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . .33

3.2.3. Die Elbe Die gestrandete „Litomerice“ . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . .41

3.2.4. Das alte Kemnitz Das „Knusperhäuschen” . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . .45

3.2.5. Die Vorgeschichte Briesnitzer Schulkinder bei Ausgrabungen . . . . . . . . . . . . . . . . . . .53

3.2.6. Menschen und Landschaften . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . .61

4. Danksagung René Hermann . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . .68

5. Anhang . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . .69

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Briesnitzer Kirche vor 1882

1.VorwortGewidmet all denen, die von einer neuen Briesnitzer Heimatstube träumen

Historische Fotos schlagen Brücken von der Vergan-genheit in die Gegenwart.

Der Nachlass des Pädagogen Johann Friedrich Wil-helm Liebert (1889-1974) beherbergt eine unge-heure Anzahl von Bildern, die nicht nur von seinemausgeprägten historischen und naturkundlichen In-teresse zeugen, sondern darüber hinaus Geschichteund Wandel des Dresdner Stadtteils Briesnitz doku-mentieren.Bei unserer Arbeit haben wir uns auf die Sichtungvon rund 400 Bildern aus der Zeit zwischen 1912und 1953 konzentriert und daraus eine Auswahl ge-troffen.

Auch der Mensch und Lehrer Wilhelm Liebert warBestandteil der Forschungen.Mit Hilfe von Zeitzeugen entstand das Bild einesPädagogen, dessen Freiheitsliebe jede Form von An-passung zurückwies. Sein selbständiges Denken undHandeln, dem die Inhalte von Aufklärung und Huma-nismus zu Grunde lagen, war gegenüber ideologi-schen Einflüssen resistent.In der Zeit des Nationalsozialismus hat Lehrer Liebertfreilich die Konsequenzen seiner freiheitlich-aufrech-ten Haltung tragen müssen.

Mit gleichgesinnten Kollegen wie Friedrich Böttcher(Lieberts Fotos befinden sich in Böttchers „Ge-schichte des Dorfes Briesnitz”) sah er die Schule alseinen Ort an, der den Schülern Lernstoffe anschau-lich zu machen habe. Dieser reformpädagogischeAnsatz kam unter anderem bei Schullandfahrten indie Alpen, dem Anlegen des Briesnitzer Schulgartensoder dem Aufbau einer Heimatstube im Schulge-bäude zum Tragen. Nach der Zerschlagung des Hit-lerregimes trug Liebert voller Tatendrang denWunsch nach einem demokratischen Neuanfang ander Briesnitzer Schule mit. Der damals vaterlos ge-wordenen Schülergeneration konnte die Persönlich-keit Liebert eine Orientierung geben.Die Auflösung der Heimatstube (die Umstände lie-gen bis heute im Dunkeln) hat Liebert nicht mehr er-lebt. Geblieben sind seine Fotografien.

Diese Arbeit ist in Summe die posthume Würdigungeines charaktervollen Lehrers, dessen umfassendeBildung in seinem fotografischen Werk Niederschlaggefunden hat. Die abgebildeten Fotos sind ein Bei-trag dazu, die Aufarbeitung der Geschichte von Briesnitz zu vertiefen.

René Hermann, Pfarrhof Briesnitz, im Oktober 2007

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2. Eine biografische SkizzeJohann Friedrich Wilhelm Liebert 1889-1974

„Das Wesen der Geschichte ist die Wandlung.“Jacob Burckhardt

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Am 22. Januar 1889 wurde Johann Friedrich WilhelmLiebert als ältestes von acht Geschwistern in Hart-mannsdorf bei Chemnitz geboren.Nach dem Besuch des Lehrerseminars in Zschopauerhielt er die Einberufung zum Wehrdienst nachDresden. Seine erste Stelle als Junglehrer trat er an-schließend in Rippien an. Im Jahr 1913 bekam ereine Lehrerstelle in Briesnitz, auf die sich 167 Lehrerbeworben hatten.Im Ersten Weltkrieg ging Liebert als Feldwebel an dieWestfront (Somme), kehrte aber nach einer Verwun-dung in die Schule zurück. Diese erhielt 1921 mit derEingemeindung von Briesnitz nach Dresden dieNummer 76.

Die Secunda 1.6.1907. Liebert 1. Reihe, 2.v.l.

2.1.Von Hartmannsdorf nach Briesnitz 1889-1913

In der Gärtnerei der Schwiegereltern in Dresden-Gruna Feldpostkarte von Liebert 1914

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Der Unterricht an der Briesnitzer Schule wurde in denzwanziger Jahren von reformpädagogischen Inhal-ten bestimmt. Dazu gehörten kindgemäßes Lernen,Anschauungsunterricht und Lebensnähe, Selbsttätig-keit der Schüler und praktisches Lernen, Schulgarten,Kunsterziehung, Arbeitsunterricht, Schulwandertagesowie Schullandfahrten. 1)

Wilhelm Liebert hat verschiedene dieser Lehrformenan der Schule praktiziert.Von den dreißiger Jahren an erlangten Liebert undsein Kollege Friedrich Böttcher als Pädagogen undChronisten regionale Bedeutung.Zusammen mit Böttcher baute Liebert 1926 auf derWeltestraße 22 ein Doppelhaus.

Hochzeit mit Margarethe, Liebert in der Uniform desSächsischen Jägers gekleidet.

Doppelhaus, bewohnt mit Lehrer Böttcher

2.2. Lehrtätigkeit zwischen 1913 und 1945

Das Lehrerkollegium der Briesnitzer Schule ca. um 1920 (siehe Anhang).

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Am 21. April 1928 wurde sein Sohn Klaus geboren.Nach dem Machtantritt der Nationalsozialisten An-fang 1933 wurden Wilhelm Liebert und FriedrichBöttcher ihrer „politischen Unzuverlässigkeit” (sozi-aldemokratischen Haltung) wegen strafversetzt. 2)

Liebert ging nach Freital (Pesterwitz, Zauckerode)und wechselte später nach Niedersedlitz. Eine kurzeZeit war er auch Lehrer in Cossebaude.1) Geschichte der Stadt Dresden, S. 345 ff)2) Geschichte der Stadt Dresden, Band 3,S. 456)

Wilhelm Lieberts Verabschiedung als Lehrer in der Briesnitzer Schule 1954

2.3. Nach 1945Nach dem Zweiten Weltkrieg fand Liebert im neuaufgebauten Schulsystem wieder seinen Platz an derSchule in Briesnitz. An seinen reformpädagogischenUnterrichtsformen hielt er fest.

Bis zum Rentenalter war Wilhelm Liebert als Lehrer inder Briesnitzer Schule tätig.Am 24. September 1974 starb er im Alter von 85Jahren.

Es gab immer etwas zu entdecken und zu erklären: Lehrer Liebert mit Schülerinnen in seinem Schulgarten

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Gespräche mit Zeitzeugen

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Ich möchte sagen: Liebert war ein DemokratGespräch mit Herbert Kaiser (Jahrgang1923),Industriekaufmann, ehemaliger Schüler Lieberts

■ Vielen Dank,dass Sie zu uns ge-kommen sind.

Ich bin der Einladung zuIhnen gefolgt, weil ichLehrer Liebert meineHochachtung aus-drücken möchte undmeinen Dank für das,was er damals geleistethat. Ich möchte gleich-zeitig sagen, wie sehr

die Klasse darunter gelitten hat, dass er 1933 ent-fernt und nach Zauckerode strafversetzt wurde.

■ Wie haben Sie Lehrer Liebert in Erin-nerung?

Ich möchte sagen: Er war ein Demokrat.Meine Einschulung war Ostern 1930. Mein ersterKlassenlehrer war Herr Liebert, leider nur bis Endeder 3. Klasse. Geschrieben wurde damals mit Griffelauf Schiefertafel, daran waren ein Schwamm und einWischlappen befestigt. In der 1. Klasse wurden wirbetreut von Schülerinnen der 8. Klasse der BriesnitzerSchule. Später hatten wir eine Selbstverwaltung. Das

heißt: Es wurden alle acht Wochen oder viertel JahreKlassenvertreter gewählt. Sie hießen Klassenvateroder Klassenmutter.Herr Liebert hat uns im Werkunterricht die erstenSchritte beigebracht, indem wir mit Kaliko (Materialzwischen Leinen und Papier) beispielsweise Bilderunter Glas einrahmten.Etwas Besonderes war, wenn ein Klassenkameradoder Klassenkameradin – wir waren eine gemischteKlasse – Geburtstag hatte. Jeder war beauftragt einBild zu malen. Liebert hat dann eine große Pappe ge-faltet (größer als DIN A3) und mit Buntpapier be-klebt.Er hat auch im Schulgarten Beete mit uns gestaltetund er freute sich genau wie wir, wenn im Frühjahrdie Pflanzen oder die Zwiebeln wieder sprießten.

■Wie waren seine Erziehungsmethoden?

Es ging auf jeden Fall ohne Rohrstock zu. AndereLehrer hatten damals noch den Rohrstock zur Hand.

■ Was empfanden Sie, als Herr Liebertdie Schule verlassen musste?

Traurigkeit auf der ganzen Linie. Er war beliebt. Dasmag sich auch dadurch ausdrücken, dass einige

Einschulung mit „Nürnberger Trichtern“ 1930. Herbert Kaiser 3. Reihe, 2.v.r., Lehrer Liebert oben. (Besitz Kaiser)

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Schüler, fünf bis sechs, Jahr für Jahr zu ihm nachHause gegangen sind, um ihm zum Geburtstag zugratulieren. Er wohnte auf dem Kohlrabiberg (Lin-denplatz). Er hatte ein Doppelhaus mit Lehrer Bött-cher. Wir wurden natürlich von Frau Liebert mit Ku-chen und Kakao gut bewirtet.Aufgrund der Ungerechtigkeit, die er erleben musste,nur weil er meines Wissens nichts weiter gemachthatte, als Mitglied der SPD zu sein, fuhr Herr Liebert-von da oben per Fahrrad bei Wind und Wetter nachZauckerode.Es wurde alles mit dem 30. Januar 1933 anders, alsdie so genannte Machtergreifung durch die Nazis er-folgte. Ich erinnere mich noch des Moments, als wirim Schulhof der alten Schule antreten mussten. Dawurde die Naziflagge mit dem Hakenkreuz hochge-zogen.Ab Klasse 4 – für ein Jahr – trat unser neuer Klas-senlehrer Herr Gaitzsch mit dem Parteiabzeichen derNSDAP zum Unterricht an.

Die Rückseite unseres Klassenzimmers war über dievolle Breite mit schwarzer Farbe gestrichen – um sieals Wandtafel zu nutzen. Darauf wurden die Schülernamentlich angeführt, die in das Jungvolk (Pimpfe)eingetreten waren.Außerdem wurde die Prozentzahlder Eingetretenen zur Klassenstärke jeweils aktuali-siert. Regie: Herr Gaitzsch, nicht Direktor Scheinfuß,wie es damals hieß.

■ Was war ihr Lieblingsfach?

Deutsch und Sport. Sport hatten wir aber bei HerrnHeilscher. Der wurde auch strafversetzt, nach Dres-den-Cotta.

■ Briesnitz war eine Reformschule,wie kann man sich das vorstellen?

In der damaligen Zeit haben wir von Reformschulenichts gespürt. Briesnitz hatte aber einen sehr gutenRuf.

■ Waren sie bei den legendären Schul-landfahrten mit dabei?

Leider nein, wir waren zu jung. Doch Halt! Ein Mal istdie Klasse mit dem Bus zum Schwartenberg (bei Seif-fen) im Erzgebirge gefahren.Wir sind 1930 in die Schule gekommen und 1933war mit Herrn Liebert Schluss, aber wir wissen, dasser mit seiner Frau eine 8. Klasse zur Alpenwanderunggeführt hat.

■ Die Lehrer sind früher noch von derBriesnitzer Kirchgemeinde eingestelltgewesen. Haben Sie das am Schulalltaggemerkt?

Ja, und zwar haben wir Herrn Kantor Höhne als Ge-sangslehrer gehabt.

Mit dem Religionsunterricht war es immer schlechtbestellt. Insofern, als wir einen Lehrer, Herr Gärtner,aus Leutewitz hatten. Leutewitz und wir tauschtensich gerne aus und da mussten wir die Apostel vonoben nach unten und von unten nach oben sagen.Selbstverständlich haben wir den Katechismus mitErklärung gehabt.

■ Hat Herr Liebert alle Schüler gleichbehandelt oder gab es auch welche,die er nicht leiden konnte?

Gab es nicht. Es gab Rüpel damals, aber ich bin fel-senfest überzeugt: Irgendwelche Schikanen von sei-ner Seite, nein, das lag Herrn Liebert bestimmt nicht.

■ Wo haben Sie damals gewohnt?

Auf der Meißner Landstraße 47.

■ Gibt es sonst noch etwas Interessan-tes, was Sie uns über Herrn Liebert er-zählen können?

Er hatte durch die Maßregelung der Strafversetzungeine Regenbogenhautentzündung bekommen. EinHeilpraktiker hatte Frau Liebert geraten, zu einer be-stimmten Zeit ihre Hände auf seine Augen zu legenund dies hat zweifelsohne zur Heilung beigetragen.Wir sind dann nach Gohlis gezogen und die Verbin-dung nach Briesnitz ist nicht wieder aktiviert worden.Ich bin dann zur Wirtschaftsoberschule nach Dresdengegangen.

■ Welchen Beruf haben Sie ausgeübt?

Ich habe Industriekaufmann gelernt.

■ Das Jahr 1930 ist lange her. Wie sah daein Schulalltag für Sie als Kind aus?

Der Stundenplan ist mir natürlich nicht mehr geläu-fig, aber wir sind sicher noch nicht um 7 Uhr zurSchule gegangen. Ich persönlich bin nach 1947durch das Gässchen, wir sagten „Gässl“ (Verbin-dung zwischen Meißner Landstraße und Schulberg),an der ehemalige Kohlenhandlung Grafe, gegangen.

Die Schule Briesnitzhatte einen sehr guten Ruf.

Schikanen von Lieberts Seite?Nein – das lag ihm nicht

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Daneben war ein kleines Haus, da war der FleischerNacke drin. Wir sind vorgelaufen zum Schulberg. Vordem Schulberg, linker Hand, war ein Feinkostge-schäft mit Südfrüchten. Dort haben wir uns damalsnoch schnell etwas geholt und sind dann den Schul-berg hoch gelaufen.

Das ist vielleicht noch von Interesse: 1930/31 war jafür Deutschland eine schwere Zeit. Aus Amerikakamen Spenden von der sehr hilfsbereiten Religions-gemeinschaft der Quäker. Das ist mir in guter Erinne-rung geblieben. Wir hatten in der neuen Schuleunten eine Küche und einen Speiseraum. Dort habenwir unsere Schüssel bekommen mit einer Kakao-schalensuppe, die schmeckte außerordentlich gut.Verschiedenes müsste aus dem Klassenbuch dieserZeit hervorgehen.Briesnitz hatte glücklicherweise keine Bombenschä-den erlitten und ich weiß noch, dass ich sehr oft die-ser so genannte Klassenvater und später Klassenfüh-rer war. Darum habe ich das Buch von der alten zurneuen Schule tragen dürfen – oder umgekehrt.Wir hatten noch den Sportplatz hinter der Turnhallein Richtung Stahlquelle. Dort wo es noch grade war,vor dem Abhang, haben wir Schlagball gespielt. Esgab auch Schulmeisterschaften. Das Schlagballspielist nicht ganz einfach. Man muss einen langen Stab(zirka 1m lang) nehmen und einen ganz harten Le-derball in der Größe eines Tennisballes, der hochge-worfen wird, treffen.Das Schulturnen war für mich eine Leidenschaft. Da-mals wurden Wettspiele gemacht, auch im Völker-ballspielen.Während der 7. Klasse war Schwimmunterricht imHebbel-Hallenbad; marschiert wurde von Briesnitznach Cotta.Herr Liebert war derjenige, der wohl in der Schule dieLehrmittel verwaltete. Die Diaprojektoren und außer-

Die Pfadfinder vor ihrer Auflösung 1934 (Pfarrhof Briesnitz). Herbert Kaiser 1. Reihe, 3.v.l. (Besitz Kaiser)

Aus Amerika kamen Spendender Quäker.

Die Fahne der Pfadfinder 1934 (Besitz Kaiser)

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dem Filme und Dias. Dort bekamen wir die erstenFilme zu sehen. Einer hieß „Nanuk, der Eskimo“. Daswaren natürlich alles Stummfilme.Außerdem wurde nicht selten der Diaprojektor auf-gebaut. Dazu wurden die Fenster verdunkelt.

Das muss ich auch noch sagen! Bei uns gab es zumSchulanfang keine Zuckertüten. Es gab NürnbergerTrichter. Mit dem aus Karton gefertigten „Nürnberger

Trichter“, sollte uns das Wissen „eingetrichtert“ wer-den. Keine schlechte Idee. In dem Trichter warennatürlich Süßigkeiten.Die Entlassung oder Freisprechung der 8. Klassenfand in der Turnhalle statt, wo sich eine Bühne be-fand. Der Schulchor begleitete die Feier neben denobligatorischen Ansprachen u.a. mit dem Lied: „Nungeh´ deinen Weg ins Leben, sieh´ wie die Sonne dirscheint“.

„Mein Name kommt von Liberté: Freiheit”Gespräch mit Werner Höfgen (Jahrgang1935),Bauingenieur und ehemaliger Schüler Lieberts

■ Wie viele Jahre hatten Sie bei LehrerLiebert Unterricht?

Wahrscheinlich drei Jahre, ich bin 1945 aus derSchule (am 1.10.1945 begann der reguläre Unter-richt.Anmerkung d. Red.). Ich hatte bei Herrn Liebertnur Biologie. Er war ein Lehrer, der kaum ins Lehrer-zimmer ging. Er war in den Pausen immer draußen.Hatte er etwas gefunden, einen toten Sperling mei-netwegen, zeigte er es den Kindern. Wenn wir wus-sten, was es war, war Herr Liebert begeistert!

■ Wie war Herr Liebert als Lehrer?

Er war gut, er war sehr zupackend.Etwas brachte uns zum Lachen: Herr Liebert hatteimmer zwei Brillen auf. Es war sicher dieser schlim-men Zeit geschuldet, dass ihm niemand eine pas-sende eingeschliffene Brille machen konnte.Wenn ermit der Klasse sprach, sah er mit der einen Brille undwenn er ins Buch schaute, mit der anderen. Er schobsie immer rauf und runter. Manchmal guckte er durchbeide Brillen. Er war eigentlich ein fröhlicher Mensch.Biologie war anders als heute.Wir haben die Pflanzenoch kennen gelernt oder den Vogel oder den Fisch.Wir bekamen die Tiere zu sehen, zum Beispiel einenmännlichen Haussperling oder einen Feldsperling. So

hat Lehrer Liebert seinen Unterricht aufgebaut.Ich ging viel in der Zschone spazieren. Er hat mich inkurzer Zeit dahin gebracht, Pflanzen für die Schule zusammeln und mitzubringen. Etwa vier bis fünf Pflan-zen kamen in Büchsen mit Wasser und wurden aus-gestellt. Dann musste ich die Pflanzennamen drauf-schreiben.Das habe ich ungefähr zwei Jahre gemacht. Ich habekeine Eins dafür gekriegt, auch keine Zwei. Daskönnt ihr vergessen, aber so war die Methode. Er hatauch kein Kollektiv gegründet, das in den Wald lief. Erhat gesagt: „Wenn du in die Zschone gehst, bringmal was mit.“Herr Liebert hat doch Eindruck hinterlassen, wennich mich noch heute gern an ihn erinnere. Das sindvon allen Lehrern, die ich gehabt habe, vielleicht vier,fünf.

■ Wie waren seine Erziehungsmethoden?

Wir hatten, wie jede Klasse, einen Komiker und derkonnte gut pfeifen. Als wir nun mit Liebert in denSchulgarten gingen, hörte er plötzlich einen Vogelund sagte zum Beispiel, das könne doch ein Trauer-fliegenschnäpper sein, aber es fehle die Schleife amEnde des Lieds. Da pfiff der Komiker natürlich nochdie Schleife! Liebert wusste längst, dass das nicht derVogel war, der da pfiff, aber er hat mitgemacht, umuns etwas beizubringen.

Und dann war eins ganz wichtig! Seit 1945 wurde inder Schule nicht mehr geprügelt. Wir haben vorherviel Dresche gekriegt. Liebert prügelte die Kindernicht. Aber auch er hatte Methoden, die Kinder zurRuhe zu bringen.Liebert hatte uns ein Wort beigebracht: auto! Auto istlateinisch und heißt „von selbst“. Er hat ein Zeichengemacht, das A hier (demonstrierend), so, und dashieß „auto“ und dann war nach kurzer Zeit, ohneSchreien, Stille.

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Dann hatte er noch eine Erziehungsmethode mit derer Demokratie durchsetzen wollte. Wenn sich zweiJungs balgten – und das haben wir damals genau sogemacht wie heute – fragte er: „Ist das etwa Demo-kratie?“ Dann hat er immer so seine Finger gedreht(demonstrierend). „Nein, das ist keine Demokratie!“Und er nahm die Streithähne auseinander.Wir haben inzwischen auch erfahren, dass sich dieEltern beschwert haben, wenn wir Schneeball-schlachten gemacht haben.Wir hatten damals nichtsanzuziehen, kaum Schuhe und wenn wir dann imSchnee rumgetobt sind, mussten wir damit rechnen,dass er, wenn er vorbeilief wieder fragte: „Ist dasetwa Demokratie?“ Manchmal rief ihm einer nach:„Ist das etwa Demokratie?“ Er war aber nie böse mitden Kindern.Ich glaube wirklich, dass er sich nach der schwerenZeit – er war ja strafversetzt worden – endlich frei-machen konnte. Es gab keine richtigen Lehrpläne.Die Lehrer hatten noch alte Schulbücher von früherund die Lehrer, die in der NSDAP gewesen waren,waren nicht mehr da.

Liebert war aber nicht allein. Es gab so drei, vier Leh-rer, die zu ihm gehörten, die auch reglementiert wor-den waren. Da war der Direktor, der Marx, der LehrerBöttcher, der hat sich sehr um die Heimatkunde unddie Ausgrabungen gekümmert und dann noch derLehrer Knorr.

■ Welche Fächer unterrichtete Liebert?

Damals war das so: Meistens gaben die Klassenlehreralle Fächer. Das Fachlehrersystem wurde erst spätereingeführt. Herr Liebert war im Jahrgang über uns derKlassenlehrer und hat bei uns nur Biologie gegeben.

■ Was war Ihr Lieblingsfach?

Also Sport nicht. Biologie hatte ich gern, Geschichtehatte ich gern.

■ Briesnitz war eine Reformschule.Was haben Sie davon mitbekommen?

Wir hatten einen sehr guten Schulgarten. Jede Klassehatte ein Beet so groß wie das Zimmer hier (ca.35 m2). Die Beete lagen am Hang und es lief immerdas Wasser hinunter wenn Gewitter war. Daraufhinhaben wir Stufen gebaut. Diese Schulgartenarbeithaben die Lehrer sehr gefördert und wir haben dabeiviel gelernt.Es soll auch ein Schwimmbad gegeben haben in derBriesnitzer Schule. Ich war nie drin. Es war kaputt. Eswar wahrscheinlich im Keller.

Die Reformschule war ja nicht vom Himmel gefallen,sondern die ganze Eigenheimsiedlung war eine sozi-aldemokratische Angelegenheit. Lehrer Liebert warauch in der SPD. Früher, das heißt vor 1933, warendie Leute hier im Grunde vom Kindergarten an biszum Kegelverein Sozialdemokraten. Das ist jetzt allesweg.

■ Können Sie uns noch etwas von denBeziehungen zu den Schülern erzählen?

Ja, er wirkte fröhlich und gut. Liebert war nicht böseauf die Schüler. Ich habe für ihn Unkraut gejätet, weiler selbst nicht dazu gekommen ist.

■ Spielte das Fotografieren im Unter-richt eine Rolle?

Liebert hat fotografiert, aber ich kann mich nichtdaran erinnern, dass das eine Rolle im Unterricht ge-spielt hat. Uns hat er nicht fotografiert. Wir wurdenam Schuljahresende von einem Fotografen geknipst.Es hatte doch sonst keiner einen Fotoapparat. Filmegab es, nachkriegsbedingt, nicht.

■ Was können Sie uns noch von LehrerLiebert und seiner Zeit erzählen?

Liebert war Freidenker. Er gehörte zu den Freiden-kern, die die Bibel kannten, schon durch seine Aus-bildung im Lehrerseminar. Die Kommunisten der da-maligen Zeit, die hatten sich auch mit der Kirche aus-einandergesetzt. Heute herrscht eine allgemeineKenntnislosigkeit in kirchlichen Dingen.

Es kam dann 1946 die Zwangsvereinigung von Sozi-aldemokraten und Kommunisten und dann wurdendie Sozialdemokraten gedrückt. Das ging bis in denUnterricht hinein. Es wurden Leute weggeholt, ver-haftet von den Russen, auch von den Deutschen. Lie-bert hat mal gesagt, und das ist bezeichnend für denMann: „Mein Name kommt von Liberté, Freiheit.“Das hat mich beeindruckt, das habe ich mir gemerkt.Er war zumindest auch der Freiheitliche.

Wir hatten einmal eine Schulversammlung in dergroßen Turnhalle und dort hing ein großes Spruch-band. Das war damals selten und darauf stand:„Freiheit, Gleichheit, Brüderlichkeit“– die Losung derFranzösischen Revolution. Darunter standen Verse,einer ging: „Gleichheit trägt das Recht dir ein, unter

Früher, das heißt vor 1933,waren die Leute hier vom

Kindergarten an bis zum Kegel-verein Sozialdemokraten.

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„Ist das etwa Demokratie ?“

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Menschen Mensch zu sein.“ Dieser Vers hat michsehr beeindruckt. Ich kenne ihn noch nach 60 Jahren.

Dann ist wichtig: Liebert hat nie etwas vom Krieg er-zählt. Liebert hat auch nie erzählt, wie es nach seinerZwangsversetzung in Freital war und was er dort er-leben musste.Wir hatten Hochachtung vor den Lehrern.

Als ich in die Schule ging, gab es in Löbtau und Leu-tewitz keinen Unterrichtsbetrieb. Die Rübezahlschulewar zerbombt. Es gab nur noch die Hebbelschuleund die Briesnitzer Schule. Alle Schüler waren hieruntergebracht. Klassenstärken von 40 Schülern wa-ren nicht ungewöhnlich. Es war auch manchmal so,dass plötzlich zehn neue Schüler bei uns in die Klassekamen. Die mussten sich natürlich erst einmal einle-ben und wir zusammenrücken.Später war in der Leutewitzer Schule wieder Unter-richt.Wir hatten auch eine zeitlang Schulunterricht in derPfarre. Denn im Frühjahr 1945 war in der BriesnitzerSchule ein Lazarett (für Italiener?). Drüben, im Diako-nat, da wo der Stall ist, war ein Jugendzimmer unddort stand an der Wand in Fraktur geschrieben: „DuHerr siehest mich“. Unser Lehrer hatte ein Schild ge-malt, das war an seinem Pult und darauf stand: „Wirkapitulieren nicht.“ Zu diesem Zeitpunkt war ja Dres-den schon zerstört. Ich habe nie an diese Durchhal-teparolen geglaubt. Mein Vater war inzwischen

schon gefallen, aber der Lehrer bzw. die Nazis woll-ten uns noch das Durchhalten beibringen.

Es gab aber auch diese originellen alten Lehrer. Einerhieß Herr Busch. Er hat das Fach Werken gegeben.Der hatte so schwarze Haare, die schimmerten ganzblau.Wir nannten den deshalb alle Blaukuppe. Blau-kuppen sind solche kleinen Stahlnägel. Das passtegut zu unserem Werklehrer.

Im Winter fiel die Schule oft monatelang aus, weilkeine Heizung da war. Wir mussten aber etwas ler-nen und haben Unterricht in kleinen Gruppen ge-macht. Manche Leute hatten in der Wohnung nochein bisschen Platz. In so eine Wohnung sind immerzehn Kinder gekommen. Der Lehrer hat dort ebendrei Mal Unterricht gehalten. Und jeder der hinkam,musste zwei Kohlen mitbringen oder ein Stück Holz.Und dann gab es noch Unterricht beim Lehrer in des-sen Wohnung. Da kamen immer nur zwei oder dreiSchüler. Der Lehrer hatte eine kleine Stube und dahaben wir von uns aus eine Kohle mitgenommen,dass es nicht so kalt wurde. Manche Kohlen warenauch geklaut. Es gab damals einen Kardinal in Köln,

Im Winter fiel der Unterrichtoft monatelang aus,

weil keine Heizung da war.

Arbeit im Schulgarten

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„Lasst die Ruinen verfallen, baut ein neuesDresden daneben”Gespräch mit Hans-Jochen Zieger (Jahrgang 1933),Lehrer und ehemaliger Schüler Lieberts

der hieß Frings, und er hat gesagt, dass er es schonverstehen kann, wenn die Leute was wegnehmen,wenn sie so in Not sind. Das hieß dann nicht mehr„mausen“, sondern „fringsen“.Der Russischunterricht begann, obwohl keiner daswollte.Religionsunterricht gab ein ganz toller Mann, DiakonPaul Neubert. Das war ein beliebter und tüchtigerMann. Sein Grab ist auf dem Briesnitzer Friedhof. Derwar schon kurz nach dem Krieg wieder da.

Die meisten Kinder unserer Klasse hatten keine Väter.Die waren im Krieg geblieben, oder in Gefangen-schaft. Es gab kaum gemischte Klassen. Es gab Jun-genklassen, Mädelklassen und nur eine gemischteKlasse.Essen gab es wenig. Die Kleidung, die wir trugen, hat-ten unsere Mütter aus alten Uniformteilen genäht.

Es gab schreckliche Sachen. Die sind mit Namen ver-bunden, die ihr gottlob bloß aus Geschichten kennt:Mühlberg und Bautzen. Ich sage jetzt etwas, was ichbeweisen kann: Aus meinem Lebensumfeld kenneich wenige Leute, die als Kommunisten jemanden inden Nazi-KZ’s verloren haben. Ich weiß natürlich,dass da fürchterliche Dinge passiert sind, vor allemmit den Juden. Ich kenne aber kaum eine Familie, ausder nicht ein Verwandter in Mühlberg, Bautzen oderSibirien umgekommen ist. Das wird heute auchkaum noch gesagt. Bei mir war es ein Onkel. Bei mei-ner Frau zwei Onkels, die waren von Beruf Lehrer undBürgermeister gewesen. Ich habe dann selbst mitLeuten gearbeitet, die Lager und Gefängnis über-standen haben. Das hat natürlich eine ganz großeAngst unter die Menschen, auch die Kinder, ge-bracht.Selbst junge Leute wurden weggefangen. Die waren15, 16 Jahre alt. Es gab auch Leute, die kamen ausder Kriegsgefangenschaft und eine Woche späterwaren sie wieder fort und keiner wusste wo sie sindund ob sie noch leben.

Gottlob haben wir jetzt bessere Zeiten.

■ Wie haben SieHerrn Liebert alsLehrer in Erinne-rung?

Ich bin im 6. Schuljahrnach Briesnitz gekom-men, Mitte des 6.Schuljahres, wahr-scheinlich im April1946. Herr Liebert warmein Klassenlehrer, eswar eine Jungenklasse.

Die Mädchenklasse hatte damals Herr Böttcher, daswar Lieberts Hausnachbar. Sie hatten zusammen einDoppelhaus gebaut. In der Klasse waren wir minde-stens 30 Schüler.Wir saßen in Hufeisenform. Das warnur bei Liebert so, dass er immer Vierertische gestellthatte. Er nannte das auch „Gruppen“. Einer derGruppe war Leiter, die vier arbeiteten dann zusam-men.Liebert war streng aber gerecht. Man hörte ihm gernzu, er hatte immer viel aus seinem Leben zu er-

zählen. Seine Meinung zur Weltlage, zur Politik. Un-gerecht war er nie und er hatte in seiner Klasse aus-gezeichnete Disziplin. Es hätte keiner aufgemuckt.Und wer es dennoch versuchte, dem hat er schnelldie Leviten gelesen. Das hat er sich nicht bieten las-sen, aber das hat auch selten jemand gemacht.Ich bin also bis zur 8. Klasse bei ihm gewesen. Er war,als ich in die Klasse kam, ungefähr 57 Jahre alt.In der 8. Klasse war im Juli 1948 Entlassung. Das Bildin diesem Buch 3) ist genau wie ich ihn vor mir habe,hoch stehende Haare, mitunter sehr wütend.

3) Böttcher: „Die Geschichte des Dorfes Briesnitz“

■ Wie waren seine Erziehungsmethoden?

Seine Methoden basierten auf Gleichberechtigung.Er wollte gleichberechtigt mit uns sein. Es durftejeder seine Meinung sagen, sobald eine Differenz inder Klasse auftrat, es etwas zu besprechen gab. ZumBeispiel wenn wir wandern gehen wollten und esgab verschiedene Meinungen, bestimmte er nicht woes hinging. Wir sollten uns eine Meinung bilden. Er

Ich kenne kaum eine Familie,aus der nicht ein Verwandter inMühlberg, Bautzen oder Sibi-

rien umgekommen ist.

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war also immer Demokrat. Es wurde eine Klassen-konferenz abgehalten, Klassenversammlung sagte erwohl dazu. Er hatte sich ein kleines Holzhämmer-chen besorgt, saß erhöht am Pult und war der Mo-derator. Nun kamen die Meinungen aller, es konnteewige Zeit vergehen. Das haben wir natürlich ausge-

nutzt. Statt Mathe oder Deutsch liebten wir solcheKonferenzen.Wenn ein Vorfall war, es war etwas ge-stohlen worden, das kam ja manchmal vor, es warenKleinigkeiten, wurde sofort eine Konferenz abgehal-ten. Es wurde abgewogen, was man mit dem Böse-wicht machen könnte. Er wurde zur Verantwortunggezogen. Mit solchen Mätzchen, würde ich heutevielleicht sagen, haben wir viel Zeit verbracht.Aber ich bin bei ihm Demokrat geworden. Er hat jedeMeinung gelten lassen, hat versucht sie zu erwidern,hat seine Meinung dagegen gestellt. Wir sind dazuerzogen worden, miteinander gerecht und in Tole-ranz umzugehen.Einmal hatte einer eingebrochen – es ging damalsimmer ums Essen – , der war in einen Keller einge-brochen und hatte dort Eingewecktes gestohlen, undnun war Aufruhr und Trubel. Damals sind Liebert dieNerven durchgegangen. Derjenige, den es betraf, warin unserer Klasse. Liebert hat ihn am Schlafittchengepackt, hat ihn geschüttelt und auch Backpfeifengegeben. Aber wir waren vorher von ihm instruiertworden: „Wenn mir mal so etwas passiert, dass mirdie Nerven durchgehen, dann ruft ihr sofort ,RuhigBlut – ruhig Blut'.“ Das haben wir gemacht und erließ ab. Er bezog uns mit ein.

■ Wie war die Zeit?

1946 war sehr hart, ein Jahr nach Kriegsende. Wirwaren die Sowjetische Besatzungszone. Es gab Hun-ger, Strom war knapp, Kohle war eine Rarität, es warder kalte Winter 1946/47, ein sehr kalter Winter. DieSchule musste ausfallen.Wir gingen Aufgaben holen,mussten diese erledigen, in der „Muttersprache“oder im Mathebuch, und Liebert hat die zu Hause er-ledigten Aufgaben kontrolliert. Wir saßen in dickenSachen für eine Stunde im Raum. Mit neuen Aufga-ben gingen wir wieder nach Hause. Eine Gärtnerfa-milie vom Wirtschaftsweg – der Junge ging in unsereKlasse – konnte ein heizbares Zimmer zur Verfügungstellen. Dort wurden ab und zu zwei oder drei Stun-den Unterricht gehalten, das war ein Entgegenkom-men der Familie. Die Gärtner waren ein bisschen bes-ser gestellt, hatten Kohle zum Heizen für ihre Ge-

wächshäuser und konnten so einen Raum stellen. Esgab nur jeden zweiten Tag Strom. Abends saß manim Finstern oder man ging ins Bett. Und an einemsolchen Tag, als Strom da sein sollte, in der Vorweih-nachtszeit, hatten wir uns vorgenommen, den Elternein Weihnachtsmärchen vorzuführen. Herr Lieberthatte selbst das Weihnachtsstück geschrieben. DieDialoge hatten wir ewig eingeübt. Und an dem Tag inder Aula haben wir vergebens auf Strom gewartet.Wir haben ewig gesessen, die Eltern sind aber dannnach Hause gegangen. Ein Jahr später haben wir dasStück dann aufgeführt, da waren die Zeiten etwasgünstiger. Mit solchen Dingen haben wir viel Zeit zu-gebracht, ein Weihnachtsmärchen einüben konntenicht lange genug dauern, da wurden Gruppen ab-gestellt, die Hauptdarsteller mussten am Vormittaggar nicht am Unterricht teilnehmen: „Ihr übt das jetztein!“ Das wurde natürlich von uns ausgenutzt.

■ Welche Fächer unterrichtete er?

Auf alle Fälle Deutsch, Mathe, eine zeitlang Ge-schichte, das übernahm dann aber Herr Knorr, das istauch einer der alten Lehrer. Liebert, Lemme, Knorr,Böttcher – das war die alte Garde. Liebert gab bis-weilen noch Geografie, bei uns Erdkunde genannt,und er war der Chef vom Schulgarten. Es war ein rie-siger Schulgarten. Jede Klasse hatte ein großesStück, und dazu noch Gemeinschaftsanlagen. Der

Sportplatz gehörte auch dazu. Unsere Klasse, die„Liebertklasse“, stellte die Hauptarbeiter. Es konnteungelogen vorkommen, dass wir eine ganze Wocheim Schulgarten arbeiteten, wenn er sagte: „DerSchulgarten muss in Ordnung gebracht werden, wirkönnen jetzt nichts Anderes machen.“ Dann wurdees ihm aber Angst und er sagte: „Jetzt ist Schluss,nächste Woche machen wir Rechtschreibung.“ Daging es los, die S-Laute und alles, da wurden Diktategeschrieben. Er war ein Gegner eines strengen Lehr-plans. Das hätte er sich später nie mehr leisten kön-nen. Er hat ein bisschen gemacht was er wollte, vonwegen sich einordnen in strenge Pläne, da hat ergegen gewettert. Aber wir haben in Deutsch relativviel gelernt, wir haben wochenlang Schillers „Wil-helm Tell“ auseinander genommen, da mussten wir„geflügelte Worte“, so sagte er, herausfinden, alsosolche Dinge von allen Richtungen beleuchten.In diese Thematik fällt auch, dass ein ehemaliger Lie-bert-Schüler, der jetzt in Bad Segeberg (Schleswig-Holstein) Lehrer oder Schulleiter war, Liebert undauch unsere Klasse besuchte (1946 oder 1947). Wirsprachen mit ihm, er sprach mit Liebert und herauskam: Wir machen einen Briefwechsel, wir schreiben

Wir sind von Liebert dazu erzo-gen worden, miteinander gerecht und in Toleranz

umzugehen.

Er war ein Gegner eines strengen Lehrplans.

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alles auf, was wir wissen aus unserer Heimat, und ihrmacht das auch. Das war ein Projekt. Ich musste dieSchule malen, fotografieren ging nicht, damals gabes keine Filme. Obwohl Liebert Fotograf war, sind wirnicht einmal fotografiert worden, es existieren keineBilder von unserer Klasse, es war nicht möglich in derZeit. Da sind also riesige Mappen zusammengestelltworden, sowohl in Segeberg als auch bei uns, unddas ist ausgetauscht worden, das war 1947. Ichweiß, den Elbedampfer haben wir gemalt und Natur-objekte, was wächst hier? Die Sächsische Schweizund anderes, und das ist über Wochen gemacht wor-den. Liebert vertrat den Standpunkt: „Ich kann euchzum Lernen nur anregen, lernen müsst ihr selbst. Ihrdenkt wohl, wir gehen hier Schritt für Schritt allesdurch. Das vergesst ihr sowieso. Ich zeige euch wieman lernt.“

Er war ein hervorragender Mathematiker. Von ihmhabe ich Bruchrechnung gelernt. Davon hatte ich erstgar keine Ahnung. Die Klasse konnte das schon gut.Immer wenn eine Rechenfrage oder Aufgabe war,ging er zur Tafel und zog einen Bruchstrich: „Zuerstmachen wir einen Bruchstrich.“ Denn mit der Bruch-rechnung kann man ja vieles ausrechnen, das kannich bis heute.Liebert war ein sehr guter Biologe, vor allem Botani-ker. Er hat uns überschüttet mit botanischen Namen,das kam nicht immer gut an.Er kannte jedes Kräutlein, und da haben natürlichmanche ein langes Gesicht gezogen, wenn das wie-der losging. Er ließ uns Anbaupläne für den Schulgar-ten erstellen. Da mussten wir in der Gruppe sitzenund überlegen, was man von Frühjahr bis Herbst an-bauen könnte. Bei Fragen versammelten wir uns imKlassenzimmer und seine Redewendung war: „Fra-gen wir Böttner.“ Das war ein Handbuch für denKleingärtner. Er las uns daraus vor. Mich hat das janoch interessiert, aber andere machten sich nichtsdaraus.Für Physik und Chemie hatte Liebert keinen Nerv. Dasmachte Böttcher. Es gab Kurse am Nachmittag, diewaren freiwillig. Böttcher machte einen Physikkurs,und aus der Liebertklasse gingen fast alle zu Böttcher.Das hat Liebert geärgert. Böttcher machte viele kleineExperimente zur Elektrizität, während Liebert mitKreide das menschliche Auge an die Tafel malte.

■ Was war Ihr Lieblingsfach?

Für mich war das Lieblingsfach Deutsch. Hier wurdenauch Arbeiten geschrieben, viele Aufsätze. Er ließ uns

freien Lauf zu den Themen. Es wurden Tiergeschich-ten erfunden, eigene Erlebnisse zum Kriegsende ge-schrieben. Da entstanden in der 7./8. Klasse dickeAufsätze von zehn, zwölf Seiten. Die besten „Werke“las Liebert uns vor. Ich war in Deutsch ziemlich gut,machte wenig Rechtschreibfehler, die Diktate fielenganz gut aus. Mathe war nicht mein Fach. Ge-schichte hat mich interessiert. Liebert hat gern undviel von der Französischen Revolution erzählt. Daswaren seine Prinzipien: Freiheit, Gleichheit, Brüder-lichkeit. Deshalb liebte er Schiller. 1945/46 waren inder Sowjetischen Besatzungszone Parteien entstan-den (KPD, SPD, CDU, LDP). 1946 war ein echterWahlkampf. Man beschimpfte sich gegenseitig. Lie-bert sagte: „Es ist schrecklich, diese Parteien gießenKübel von Jauche über sich, ich werde in so eine Par-tei nie eintreten.“ Er war selbst von den Nazis ge-maßregelt worden, er musste aus Briesnitz weg undwar Lehrer in Zauckerode (Freital). Davon hat er unsviel erzählt. Liebert war ein Skeptiker, er ließ sichnichts einreden. Er legte sich auch mit allen an. Wirhaben mit ihm Erich Kästner gelesen: „Emil und dieDetektive“. Ausführlich alles besprochen und erläu-tert. Ziel war der Besuch einer Aufführung im Kur-haus Dresden-Bühlau, ein erhalten gebliebener Saal.Die Briesnitzkinder mussten mit der Straßenbahnnach Bühlau zur Theateraufführung. Alle halbenStunden fuhr die Bahn, statt Fensterscheiben warPappe angenagelt. Die Bahnen waren überfüllt, ganzschlimm war die Heimfahrt. Liebert war sehr aufge-regt und stritt sich mit den Verantwortlichen, die denTheaterbesuch bestimmt hatten.

■ Wie war Liebert kirchlich ausgerichtet?

Er stand der Kirche skeptisch gegenüber und sagtezu uns: „Ich lasse mir nichts vorschreiben. Ich bin ausder Kirche ausgetreten und habe mir eine Freikirche

gewählt.“ So etwa äußerte er sich. Er sagte: „Ich binnicht unchristlich, aber ich will nicht gegängelt wer-den.“ Er wollte von niemandem gegängelt sein.

■Was war das Besondere an Herrn Liebert?

Ich gehe einmal von mir aus. Die meisten Jungenhatten zu Hause keinen Vater, entweder waren sieschon gefallen im Krieg oder in Kriegsgefangen-schaft. Die Jungs lebten also mit Müttern und Groß-eltern, und da war er für uns manchmal wie ein Vater.Er nahm unsere Sorgen immer ernst. Ich habe ihnsehr geschätzt und habe jedes Wort von ihm für bare

Das waren auch Lieberts Prinzipien: Freiheit, Gleichheit,

Brüderlichkeit.

„Ich bin nicht unchristlich,aber ich will nicht gegängelt

werden.“

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Münze genommen und bin durch ihn auch geprägtworden. Er hat uns angeboten: „Ihr könnt heuteNachmittag kommen, ich zeige Dias.“ Das war dochetwas zur damaligen Zeit! Und er hat mit einemalten großen Lichtbogenapparat, ich sehe ihn nochan den Kohlen drehen, Dias gezeigt, die er selbst fo-tografiert hatte. Er zeigte Heimatbilder und Bilder ausdem Erzgebirge beim Skifahren. Frau Liebert – wirnannten sie heimlich „Wilhelmine“ – hatte viele Diaskoloriert, d.h. farbige Bilder aus den Schwarz-Weiß-Aufnahmen gemacht. Liebert sagte, sie hätte das mitnur einem Pinselhaar bewerkstelligt. Wir staunten.

■ Was haben Sie gearbeitet?

Ich habe in Cossebaude Gärtner gelernt bei Teschen-dorff, habe dann nach der Lehre das Abitur nachge-holt und Biologie und Chemie studiert. Und mit 24Jahren war ich fertig und war dann Lehrer in Brock-witz.

■ Gibt es noch etwas das Sie über HerrnLiebert erzählen können?

Er war ein aufrechter Antifaschist. Gegen alles, wassich damals wieder bewaffnete äußerte er sich kon-sequent. Er war gegen jeden erneuten Zwang. Mituns besprach er täglich die Politik, alles ganz offen.Sein Sohn Klaus schrieb einen oder mehrere Briefeaus der Kriegsgefangenschaft, vermutlich aus Süd-frankreich. Liebert hatte Vertrauen zu uns, er las unsaus den Briefen vor. „Was schreibt Klaus?“ Na, da

war die Stunde um. An einen Satz erinnere ich mich,der Wilhelm wütend machte. Sinngemäß hieß esdarin: „Wir werden von marokkanischem Gesindelbewacht“. Das brachte Wilhelm in Zorn: „Wie kannein Deutscher, wir haben die Welt ins Unglück ge-stürzt, über andere Menschen von Gesindel spre-chen! Dem werde ich was antworten!“ Damals warim Westen vom so genannten Marshallplan dieRede. Liebert war für den Plan, obwohl die sowjeti-sche Administration dagegen wetterte.

In den Stumpf des stehen gebliebenen Schlosstur-mes in Dresden wurden laut Zeitungsmeldung einigehundert Sack Zement – eine Kostbarkeit für dieseZeit – verbaut, um die Ruine zu sichern. Liebert waraufgebracht: „Wir brauchen keinen Schlossturm son-dern Wohnungen, schade um jeden Sack Zement!“Liebert meinte: „Lasst die Ruinen verfallen, baut einneues Dresden daneben, in Rom gibt es auch Rui-nen!“

Wir machten mit Liebert ornithologische Führungen.Er kannte jede Vogelstimme. Früh um fünf trafen wiruns im Zschonergrund. Bei Pilzwanderungen bilde-ten wir eine Kette quer durch den Wald und gingengleichmäßig voran.Wer irgendeinen Pilz fand mussterufen: „Halt, ein Pilz.“ Liebert eilte herbei, um diesenzu bestimmen.Ich habe alles mitgemacht, was er veranstaltete, mirbereitete es Freude.

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Von „Wilhelmine“ Liebert handkolorierte Fotos 1921/22

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Mit der Auflösung der damaligen Hauptschule, diebis zur 10. Klasse führte, kehrte ich im Herbst 1945an die 76. Grundschule zurück, um dort die verblei-benden drei Jahre bis zu dem damals regulärenSchulabschluss mit der 8. Klasse zu verbringen. Hierlernte ich Herrn Liebert kennen. Nach meiner Erinne-rung waren die meisten, wenn nicht alle mir bekann-ten Lehrer, die vor 1945 hier unterrichtet hatten,durch neue ersetzt worden, womit ein völlig neuerGeist in die Schule einzog. Ich weiß noch, welcheMühe sich der gesamte Lehrkörper gab, uns begreif-lich zu machen, dass wir „nazistisch“ verseuchtwären, und deshalb völlig umerzogen werden müs-sten. Ich bin am 2. August 1933 geboren worden,war damals also etwas über zwölf Jahre alt und ver-stand wenig davon.Meine bisherigen Erfahrungen mit der Schule hattenmich gelehrt, dass es dort streng zugeht. Es galtenOrdnung und Disziplin, und wer dagegen verstieß,hatte mit Konsequenzen zu rechnen, die durchausauch in Schlägen bestehen konnten. Ich kann michnicht erinnern, selbst davon betroffen gewesen zusein, war aber mehrfach Zeuge, wenn andere einesolche Strafe ereilte. Das war damals nichts Unge-wöhnliches oder besonders Aufregendes für uns Kin-der, sondern sozusagen der „Normalfall“.Jetzt hatte sich alles verändert. Die neuen Lehrer hat-ten völlig andere Methoden und Ziele der Erziehung.Als oberstes Prinzip galt Gewaltfreiheit. Gewaltfrei-heit der Lehrer gegenüber den Schülern, aber imnoch stärkeren Maße der Schüler untereinander. Daswar für uns ein regelrechter „Kulturschock“. Daranhatten wir uns erst einmal zu gewöhnen. Ich sprechejetzt nicht von Prügeleien, sondern von den nunstreng verbotenen, harmlosesten Alltäglichkeiten fürKinder wie z.B. von einer Schneeballschlacht.

Unser Lehrer, Herr Liebert, war einer der konsequen-testen Vertreter dieser neuen Erziehungsziele.So wurde von ihm eine so genannte Schülerselbst-verwaltung eingerichtet. Das bedeutete, dass Schülerauf alles Einfluss nehmen konnten, selbst auf Unter-richtsinhalte. Ich vermute, dass es zumindest in derersten Zeit nach `45 noch keine festen Lehrplänegab, jedenfalls ist es uns oft gelungen, Herrn Liebertvon Deutsch oder Mathematik abzulenken. Er ließsich gern und leicht ablenken, denn er hatte auchvieles, was ihn mehr interessierte als der normale Un-terrichtsstoff.Doch zurück zur Schülerselbstverwaltung. Um dasrichtig zu verstehen, muss man wissen, dass hierinSelbsterziehung und Selbstausbildung einbezogenwaren.Ich kann mich deutlich daran erinnern, dass das Klas-senzimmer umgeräumt wurde. Die bekannte Anord-nung der Bänke und Sitze in Reihen wurde aufgege-ben zugunsten von Vierergruppen, die in einer Huf-eisenform angeordnet waren. In jeder Vierergruppewaren zwei gute und zwei weniger gute Schüler,wobei die guten Schüler verpflichtet waren, den an-deren beiden bei allen Problemen des Lernens zurSeite zu stehen. Das heißt, dass bei mangelhaften

Leistungen die gesamte Gruppe in der Kritik stand.Heute würde man das Teamwork nennen, damalsging es darum, das Verantwortungsgefühl des Ein-zelnen für die Gruppe zu entwickeln. Nach jederKlassenarbeit mussten sich alle in der Reihenfolgeihrer Zensuren aufstellen. Dann ging Herr Liebert ander Reihe entlang und diskutierte mit den einzelnenSchülern über ihren Platz in der Rangfolge. Nicht nurmit den weniger Erfolgreichen, sondern auch mit denguten Schülern, warum in der Gruppe die Leistungennicht besser waren. Der Dialog begann meist mit derFrage: „Bist du mit deinem Platz in der Reihe zufrie-den?“ Und: „Was willst du tun, um weiter nach vornzu kommen?“ Mit solchen Leistungsanalysen wurdeviel Zeit vertan, aber die Uhren gingen damals an-ders. Später nannte man dann diese Erziehungsprin-

Dem bürgerlichen Humanismus und der Auf-klärung verbundenErinnerungen von Karl-Heinz Schaarschmidt (Jahrgang 1933),Professor für industrielles Design, an seinen Lehrer Wilhelm Liebert

Liebert ließ sich gern und leichtablenken, denn er hatte auchvieles, was ihn mehr interes-

sierte als der normale Unterrichtsstoff.

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zipien „Vom Ich zum Wir“ und „Entwicklung der so-zialistischen Schülerpersönlichkeit“.Ich möchte aber ausdrücklich hervorheben, dass miraus meiner Schülerzeit diese Formulierungen nichtbekannt sind. So sprach damals an der Schule nie-mand.

An eine für uns damals neue Unterrichtsform kannich mich noch erinnern. Wenn ein Schüler der Mei-nung war, dass er den gerade behandelten Stoffschon beherrschte, konnte er einfach aufstehen undden Raum verlassen, ohne dass er um Erlaubnis fra-gen musste. Er konnte dann irgend etwas anderestun, z.B., an seinem Projekt arbeiten. Wir hatten,immer gruppenweise, eine selbständige Jahresarbeitanzufertigen. An zwei Themen kann ich mich nocherinnern. Eines war die Vermessung des Schulgelän-des und das andere war die Erfassung aller Gewer-bebetriebe in Briesnitz. Sollte sich aber dann in dernächsten Klassenarbeit herausstellen, dass er sichetwas überschätzt hatte, was seine Kenntnisse desLehrstoffes anbelangte, so bekam er seine Abwesen-heit sofort als direkte Kritik zu hören. Ich weiß nicht,ob es so zu erklären ist, dass es niemals zu einemnennenswerten Missbrauch dieser Regelung gekom-men ist.Zur Schülerselbstverwaltung gehörte aber auch dieRegelung aller disziplinarischen Fragen. Ich kannmich nicht erinnern, dass Herr Liebert über den Kopfder Klasse hinweg einen Schüler eine Disziplinar-strafe erteilt hätte. Vielleicht hat es das gegeben,dann habe ich es vergessen. Hierfür war ein eigensgebildeter Gerichtshof zuständig. Ich sehe es nochganz deutlich vor mir, vorn auf dem Stuhl des Lehrerssaß der Schüler, der zum Richter gewählt worden warund es gab einen Ankläger und einen Verteidiger.Herr Liebert saß ganz hinten auf einem Schüler-bänkchen, wir hatten noch ganz kleine Klappbänke,und beobachtete das Ganze mit sichtlichem Vergnü-gen, mit Vergnügen über das neue „gesellschaftlicheBewusstsein“, dass wir entwickelt hatten. Ich glaubeheute, wir haben auch viel Theater gespielt, um ihmeinen Gefallen zu tun.Wir haben doch gesehen, dasser das brauchte. Das waren seine Erfolgserlebnisse,wenn er sehen konnte, wie wir neue demokratischeVerhaltenweisen praktizierten. Ich erinnere michauch daran, dass er uns immer Kants KategorischenImperativ zitierte: „Handle stets so, dass dein Han-deln zur allgemeinen Gesetzgebung erhoben werdenkann“. So, oder so ähnlich habe ich es in Erinnerungbehalten. Rückblickend würde ich vermuten, dassHerr Liebert dem bürgerlichen Humanismus und der

Aufklärung, insbesondere Goethe und Schiller vielstärker verbunden war, als der neuen, sozialistischenZeit. Gedichte gerade dieser beiden Dichter wurdenoft zitiert, während so genanntes fortschrittliches Ge-dankengut nach meiner Erinnerung keine Rolle ge-spielt hat.Die Delikte, die vor unserem Gerichtshof verhandeltwerden mussten, waren nach meinen Erinnerungenrecht zahlreich. Wir waren durchaus keine Un-schuldslämmer. Meistens ging es um Mundraub, alsoum Diebstahl, der mit Hunger zusammenhing. De-likte, wie Kirschenmausen oder Ähnliches, was heuti-gentags keinen mehr interessieren würde, waren da-mals Straftaten, die verfolgt wurden. So auch dasSammeln von Kaninchenfutter von den Wiesen. Ein-mal hat mich Herr Liebert in der Zschone dabei gese-hen, aber nicht erkannt. Wir wussten, dass er sehrschlecht sah. Wir mussten deshalb nur immer einenAbstand von mehr als zehn Metern einhalten, um si-cher sein zu können, dass er den betreffenden Schü-ler nicht erkennen konnte.

Aber es gab auch richtige Diebsbanden, die Laden-und Taschendiebstahl begingen. Hier kann ich michan die Strafe, die verhängt wurde noch ganz genauerinnern. Sie bestand darin, dass die beiden Schülerganz vorn an der Wand und mit dem Gesicht zurWand sitzen mussten. Sie saßen damit schon hinterdem Rücken des Lehrers. Die Anordnung galt auf un-bestimmte Zeit, bis sie sich bewährt hatten, so dasssie wieder würdig waren in den Kreis der Klassezurückkehren zu dürfen. Die beiden hatten bald dieVorteile ihrer Sitzposition erkannt, sie waren nichtmehr im Blickfeld des Lehrers, und machten reichlichGebrauch von dieser Lage. An andere Strafen, dievon unserem Gerichtshof verhängt wurden, kann ichmich absolut nicht erinnern. Ich nehme aber an, dasssie im wesentlichen aus einer moralischen Verurtei-lung bestanden haben.Herr Liebert setzte großes Vertrauen in die Macht dermoralischen Ächtung und in die Tatsache, dass derÜbeltäter sich mit seiner Tat und durch seine Tat ausdem Kreis der anständigen Schüler selbst ausschloss.Die Strafe bestand also im wesentlichen in der Isola-tion, in die der Täter geriet. An Strafarbeiten oderNachsitzen habe ich keinerlei Erinnerungen.Herr Liebert hatte ein umfassendes Wissen. Aus un-serer kindlichen Sicht gesehen, war er allwissend. Erwusste auf alle Fragen eine Antwort. Zeitweise un-terrichtete er fast alle Fächer die wir hatten, außerRussisch. Zur Weihnachtszeit, so erinnere ich mich,brachte er seine Mundharmonikas mit, er hatte eineganze Sammlung davon, und wir lernten Lieder in

Zur Schülerselbstverwaltunggehörte damals die Regelungaller disziplinarischen Fragen.

Liebert setzte großes Vertrauenin die Macht

der moralischen Ächtung.

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erzgebirgischer Mundart von ihm. Daher nehme ichan, dass er aus dem Erzgebirge stammt.Aber seine größte Stärke war die Biologie. Ganzgleich, ob es sich um Botanik, Zoologie, Ackerbau,Gartenbau oder Viehzucht handelte, er war in allenFragen kompetent.Wir hatten in der Mitte des Klassenzimmers einengroßen Tisch aufgestellt, auf den wir immer alles,Pflanzen,Tiere aber auch Steine ablegten, die wir aufdem Weg zur Schule gesammelt hatten. Wenn HerrLiebert den Raum betrat, ging er als erstes an diesenTisch und besprach, was dort von uns angehäuftworden war. Natürlich haben wir das auch ausge-nutzt, um ihn vom Beginn des eigentlichen Unter-richtes etwas abzuhalten.Aber nicht nur im Klassen-zimmer, sondern überall, wo er im SchulgeländeSchüler sah, hatte er irgend etwas zu erklären. Seineumfassenden Kenntnisse, auch auf heimatkundli-chem Gebiet, waren legendär. Gerade in Heimat-kunde haben wir viel von ihm gelernt. Ich vermute,

dass die kleine Sammlung von Ausgrabungsobjek-ten, die in einem Raum in der Neuen Schule ausge-stellt war, auch auf seine Initiative zurückzuführenwar.Später hat insbesondere unsere Klasse in diesemRaum lebende Tiere in Aquarien und Terrarien als An-schauungsobjekte für alle Schüler gehalten.Wer weiß, ob ich ohne Herrn Liebert die Stimmen derVögel, die meisten Namen der hier wachsenden

Bäume, oder Begriffe wie Korbblütler und Lippen-blütler, einhäusig eingeschlechtlich und einhäusigzweigeschlechtlich und anderes je kennen gelernthätte. Man muss natürlich berücksichtigen, dass beider damaligen Ernährungslage der Biologie eineSchlüsselposition zukam, vielleicht hatte die Biologiedie gleiche Bedeutung wie jetzt die Informatik. Sogesehen verfügte Herr Liebert über ein für damaligeBedingungen ganz modernes Wissen. Ich möchtedas so besonders hervorheben, weil man sonst denEindruck gewinnen könnte, dass es sich nur um dasReiten eines Steckenpferdes handelte, dass die Biolo-gie in seiner Lehrtätigkeit eine solch hervorragendeRolle gespielt hat.Natürlich hat die Schule diese Kompetenz genutztund ihm die Leitung unseres großen Schulgartensübertragen. Damals kamen auch in der Landwirt-schaft viele sogenannte Neuerermethoden, vor allemaus der damaligen Sowjetunion nach Deutschland,die hier sofort angewendet werden mussten. Ich er-innere mich noch an Namen von sowjetischen Biolo-gen, wie Mitschurin und Lysenkow. Wir Schüler sag-ten: „Mitschurin hat festgestellt, dass MarmeladeFett enthält“ und ähnliche flotte Sprüche. Aber HerrLiebert nahm manches zum Anlass, uns kritischesHinterfragen beizubringen. Ich glaube, dass er selbstauch ein sehr kritischer und auf dem Gebiet der Na-turwissenschaften auch streitbarer Mensch war, derinsbesondere politisch intendierten, fragwürdigenNeuerungen gegenüber sehr skeptisch sein konnte.So haben wir Versuchsflächen angelegt, um neueAnbaumethoden zu überprüfen.Wenn ich mich rechterinnere, nannte man eine dieser Methoden „Jarowi-sieren“. Dabei sollten aus vorgekeimtem Saatgut auseinem Korn mehrere Halme sprießen. Das taten siedenn auch. Aber die Ähren waren so jämmerlich,dass die alte Methode wesentlich erfolgreicher war.Ähnlich verhielt es sich mit der so genannten Rin-deroffenhaltung, bei der man die Rinder aus ihrenwarmen Ställen hinaus auf die Weide brachte unddort auch den Winter über fütterte. Die Folge war,dass sie bei gleichem Futtereinsatz weniger Ge-

Von Liebert fotografierter Gartenrotschwanz-Albino

Seine umfassenden Kenntnisse,auch auf heimatkundlichem

Gebiet, waren legendär.

Wilhelm Liebert und Sohn Peter (l.) beim Fotografieren

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■Wie war Wilhelm Liebert als Vater?

Er war ein guter Vater. In vieler Hinsicht war er vor-bildlich.

■ Erinnern Sie sich an seinen Tagesablauf?

Er hat viel im Garten gemacht. Er hat aber auch vielgelesen.

■Worüber hat er gern gelesen?

Biologie, vor allem Botanik, auf dem Gebiet war erein Ass. Das muss ich sagen: Es gab kaum eine

Pflanze, die er nicht kannte und dann wusste er auchden lateinischen Namen.

Er stammte aus dem Erzgebirge, aus Hartmannsdorf.Sein Vater war ein kleiner Handschuhfabrikant. Daswar wie eine kleine Manufaktur. Er beschäftigte auchFrauen außerhalb des Betriebs zur Heimarbeit. MeinSchwiegervater ist als junger Mensch von einer Be-schäftigten zur anderen gefahren und hat die genäh-ten Handschuhe eingesammelt. Dabei hat er immerVokabeln gelernt.

■ Hat Lehrer Liebert auch andere Sprachengesprochen?

Nein! Er sprach sächsisch wie wir.Von Haus aus müs-ste er eigentlich erzgebirgisch gesprochen haben,aber mir ist das nie aufgefallen. Er sprach wie dieDresdner.

■Wissen Sie, wer seine Freunde waren?

Die waren sehr unterschiedlich: Sie kamen aus demLehrerkreis, teilweise waren es Leute, die einmal inder Nähe gewohnt hatten und natürlich auch Be-kanntschaften über seine Frau, die einen ganz ande-ren Freundeskreis in die Ehe mitgebracht hat.

wichtszunahme hatten, weil sie einen großen Teil desFutters allein zur Aufrechterhaltung der Körperwärmeverbrauchten, von den geringeren Milcherträgenganz zu schweigen. Durch die Beschäftigung und kri-tische Überprüfung solcher, in der Regel politisch ini-tiierten Programme, wurde uns früh kritische Distanzzur Tagespolitik beigebracht, ohne dass das Wort„Politik“ ein einziges Mal gefallen wäre. Herr Liebertlegte größten Wert darauf, dass wir es lernten, selbst-ändig zu denken. Ich vermute, dass ihm dieses Zielwichtiger war, als manche „Schulweisheit“.Er wollte mit uns Wilhelm Tell von Schiller einstudie-ren. Wir sind sogar in der Wilden Zschone, im AltenSteinbruch gewesen, um seine Eignung als Natur-bühne auszuprobieren. Ich denke heute, dass es ihmganz besonders auf den Rütlischwur ankam. „Wirwollen sein ein einig Volk von Brüdern, in keiner Notuns trennen und Gefahr, wir wollen frei sein, wie dieVäter waren...“ Das war damals ganz und gar nichtpolitisch korrekt. Uns erschien es jedoch ganz selbst-verständlich. Für uns war es nur eine Art des Unter-richtes, die viel Spaß machte. Leider habe ich keine

Erinnerungen daran, ob der Inhalt des Stückes, dieRebellion gegen Fremdherrschaft, unser Land war jadamals von russischen Truppen besetzt, von ihm ver-tieft worden ist. Kinder haben offenbar andere Sor-gen als die Weltpolitik.Wenn er uns in dieser Hinsichtbeeinflusst haben sollte, dann hat das jedenfallswenig Spuren hinterlassen. Viel weniger, als die Er-ziehung zur Selbständigkeit. Alle meine ehemaligenMitschüler, mit denen ich später noch oft über HerrnLiebert gesprochen habe, waren in dieser Frage mitmir gleicher Meinung.Er verkehrte mit den Schülern sehr offen und ging aufjede Diskussion ein. Er liebte es, mit Schülern aufgleicher Augenhöhe zu diskutieren.Nach meiner Kenntnis hat er, nachdem ich die Schuleverlassen hatte, noch einige Jahre an der gleichenSchule weiter gearbeitet. Ich nehme an, dass er biszu seiner Verrentung im Amt war. Ich habe abernichts mehr von ihm gehört und, obwohl ich auf sei-nem Weg zur Schule wohnte, habe ich ihn auch niewieder gesehen.

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Es gab kaum eine Pflanze, die er nicht kannteGespräch mit Ruth Liebert (Jahrgang 1928),Chorsängerin, Schwiegertochter von Wilhelm Liebert

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■ In welchem Beruf hat seine Frau gear-beitet?

Ich glaube, sie hat in ihrer Jugend eine Handelsschulebesucht, hat dann aber vorwiegend in der Gärtnereiihrer Eltern in Gruna gearbeitet, einer Dahliengärtne-rei. Sie waren sogar Hoflieferant.Was Dahlien betrifftwaren sie Spezialisten..

■Wie war der Mädchenname seiner Frau?

Einfeld. Einfeld liegt, glaube ich, in Schleswig-Hol-stein. Da stammte der Vater von ihr her.

■ Liebert wurde als Lehrer von der Evan-gelischen Kirchgemeinde eingestellt,wechselte dann aber zur ReformiertenKirche. Was war der Grund für den Wech-sel?

Er muss in der Briesnitzer Schule Schwierigkeiten mitLeuten von der Kirche gehabt haben. Ich glaube,mein Schwiegervater wollte, dass der Religionsunter-richt bei der Kirche bleibt und von der Schule wegkommt. Das wird wohl der Grund gewesen sein.

■Wissen Sie welche Hobbys er außerdem Fotografieren noch hatte?

Gartenarbeit würde ich sagen. Und er interessiertesich sehr für Ornithologie, also für Vögel.Ihn interessierte alles, was die Natur betrifft. Von der

Landschaft angefangen bis zu den kleinen Dingen,den Pflanzen.

■War er oft im Zschonergrund?

Ja natürlich, weil er nun mal sehr nahe liegt. Abermeine Schwiegereltern sind auch viel wandern ge-gangen und verreist. An die See und auch in dieAlpen. Damals war es etwas Außergewöhnliches,dass er mit einer Schulklasse in die Alpen fuhr. MeineSchwiegermutter hat für alle noch gekocht.

■ Bei der Beschäftigung mit seiner Bio-grafie gab es Hinweise auf eine Heimat-stube. Wissen Sie, wo diese war und wasaus ihr geworden ist?

Sie war in der Briesnitzer Schule. Wir mussten immervon hinten in die Schule hineingehen – also von derHofseite aus. Wäre man zum heutigen Eingang hin-eingegangen, wäre rechts das Zimmer mit FensterRichtung Schulgarten gewesen. Dort war die Samm-lung. Es gab auch ausgegrabene Urnen. Ich bin nurdie ersten Schuljahre dort in die Schule gegangen,aber ich kann mich noch an die kleine Ausstellungerinnern. Dass es sie nicht mehr gibt, haben die SED-Leute auf dem Gewissen.

Damals war es etwas Außerge-wöhnliches, dass er mit einerSchulklasse in die Alpen fuhr.

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3. Das fotografische Werk

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Florian an Lieberts Projektor

Weltur

3.1. Die fotografische Ausrüstung

HEAG I / Modell II

gebaut in Dresden von 1913 bis 1926 in der Firma Ernemann (Schandauer Straße)Objektiv: Ernemann Detektiv Aplanat 1:6.8 N°1 (Lichtstärke)Verschluss: Ernemann Dresden 1/300 (max. Zeit)Plattengröße (Glas): 9 x 12

Wir können Fotografien aus einem Zeitraum von1913 bis 1956 zeigen.Wilhelm Liebert fotografierte mit verschiedenen Ka-meras. Die Filme kaufte er häufig bei „Foto Sommer“am Warthaer Platz, heute Papier- und Schreibwaren-handlung, Gladewitz. Die Bilder wurden zu Hause, inder zur Dunkelkammer umfunktionierten Speisekam-mer, entwickelt. In den 20er Jahren baute Lieberteinen Diaprojektor. Er ist noch funktionstüchtig undbesaß ursprünglich eine Kohlenbogenlampe.

Wir können hier zwei Kameras vorstellen:

Weltur 6 x 4.5 cm

gebaut in Freital ab 1933

in Welta Kamera Werke

Objektiv: Compur-Rapid T, B

(F. Deckel-München),

1-1/250 sek.

Besonderheit:

Der Anschluss für das Blitzlicht wurde

später zusätzlich angelötet.

HEAG I

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HEAG I und Weltur

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3.2. Fotos (1912-1953)Die auf den folgenden Seiten in Auswahl abgebilde-ten Fotos wurden sowohl mit der Plattenkamera alsauch mit der Weltur-Rollfilmkamera aufgenommen.Die Fotos wurden auf schwarzen Karton geklebt, vonLiebert nummeriert und beschriftet.Die Originalgröße der Fotos liegt ungefähr bei 13 cmin der Breite und 10 cm in der Höhe.

Die einzelnen Kategorien: „Briesnitz“, „Kemnitz“,„Autobahn“, „Elbe“ und „Vorgeschichte“ entspre-chen der Liebertschen Einteilung.Das Kapitel „Menschen und Landschaften“ versam-melt zum großen Teil Aufnahmen aus den Familien-alben der 20er Jahre.

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3.2.1. Die Autobahn... nach der Eröffnung hohe Frequenz

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Blick von der Mobschatzer Autobahnbrücke auf die A17. Foto: Florian Weigelt, September 2007

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Pfingsten 1940, Dresden-Kemnitz. Der Lindenplatz ist Parkplatz einer neu zusammengestellten Nachrichtenabteilung.

Dresden-Kemnitz. Am Kirchberg 24.7.1940 Empfang des M.G. Batl. VII.

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3.2.2. Das alte BriesnitzDer Borngraben wird zugeschüttet

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Innenhof des Bennoguts heute. Foto: René Hermann, September 2007

Das Bennogut 1937 – Innenansicht

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Hier verlief früher der Borngraben (Neue Meißner Landstraße). Foto: Sophie Schubert, Maria Sawade 2007

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Dezember 1938. Dresden-Briesnitz. Franzsches Gut von S.O. gesehen,

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Lehmaufschüttung, verschütteter Borngraben. Autobahnbrücke. Elbe

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3.2.3. Die ElbeDie gestrandete „Litomerice“

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17.III.1940, Dresden-Briesnitz, Blick stadtwärts, Hochwasser 8,25 m.

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17.III.1940. Die Gohliser Windmühle als Insel.Die Elbe bringt Grünes, Bäume, Lauben, Bretter, tote Tiere.

17.III.1940 Dresden-Briesnitz, Blick auf die Autobahnbrücke Kaditz und die Lößnitz, Hochwasser 8,25 m über 0.

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3.2.4. Das alte KemnitzDas „Knusperhäuschen”

Die erste Straßenbahn in Dresden-Kemnitz 1906

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Der gleiche Blick 71 Jahre später. Foto: Dorothea Borchert, September 2007

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3.2.5. Die VorgeschichteBriesnitzer Schulkinder bei Ausgrabungen

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Juni 1939, Dresden-Briesnitz, Altbriesnitz Nr. 12 Graben 1, Schicht 4

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3.2.6. Menschen und LandschaftenNachbarn

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Einweihung des Goethe-Bronzebildes 1937

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Reisen durch Deutschland – Oytal 1922/23

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Reisen durch Deutschland – 1924

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Nähere Umgebung – 1925/26

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Die Danksagung gilt

dem Grafiker André Schmidt für Zeit und Geduld;

Katharina Haas für die Bereitschaft, das Lektorat zu übernehmen;

den beiden Alt-Briesnitzerinnen Elly Rüffer und Gertrud Starke,die sich für uns daran erinnerten, wo sich in Briesnitz der „Stinketunnel“ befand;

dem Fotografen Detlef Ulbrich für die kameratechnische Beratung;

dem Praktikanten Christoph Meyer für die vielen kleinen Handgriffe,die erst ein Ganzes werden lassen;

der Direktorin der 76. Grundschule, Veronika Kriegel,die uns die Bodentür zum Liebertschen Diaprojektor geöffnet hat

und ihrem Mann für die Fotos vom Projektor;

Gerda Jakobi für die Hinweise zur Schulgeschichte;

Ines Schubert und Holger Teutsch für die Hilfe bei der Zuordnung der Namen zu den entsprechenden Lehrern;

den Zeitzeugen Herbert Kaiser, Hans-Jochen Zieger, Werner Höfgen,Karl-Heinz Schaarschmidt und Ruth Liebert für die bereitwilligen Auskünfte zu Lieberts Person

und Susanne Seifert für die freundliche Bereitstellung eines Gedichtes.

Zu besonderem Dank sind wir dem Ehepaar Liebert verpflichtet.Beide haben unser Projekt sehr wohlwollend gefördert.

Aus ihrem Besitz stammen nahezu alle hier abgedruckten Fotos.Am Ende wurde es immer mehr, was für die Dokumentation aus den Schränken auf den Tisch kam:

herzlichen Dank für diese wunderbare Fülle!

René Hermann

Literaturnachweis:

Friedrich Böttcher: „Die Geschichte des Dorfes Briesnitz“, Interessengemeinschaft Briesnitz 1995

„Die Zeit, Welt- und Kulturgeschichte“ in 20 Bänden, 2006

„Geschichte der Stadt Dresden“ Band 3, Theiss Verlag 2006

Fotonachweis:

wenn nicht anders vermerkt Wilhelm Liebert und Projektgruppe

Fotos S. 27:Das Bennogut 1913 /

Alte Cottaer Schule, Platz der späteren 34. Grundschule /26.10.1936. Präparator Pietzsch und Hilfsarbeiter Zscheile vom Museum für Vorgeschichteholen die Scherben aus den Gruben 1 & 2 / 36 Flur Kemnitz Reichsautobahn bei mir ab /

Auf Wanderung mit Ehefrau Margarethe

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4. DanksagungLiteratur- und Fotonachweis

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5. Anhang

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Lehrerkollegium der Briesnitzer Schule ca. um 1920

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1 Martin Max Meichsner2 Frl. Emma Flora Kaufmann (Nadelarbeit) 3 Gustav Paul Höhne (Kantor, Deutsch, Rechnen, Musik)4 ...?5 Edmund Wachsmuth (?)6 Frl. ... Grünberg (Haushaltslehre)7 Albert Uhlig8 Kurt Hähnel

9 Otto August Bruno Birus10 Ernst Hermann Vogel (Deutsch, Geometrie, Bürgerkunde)11 Max Heilscher12 ...?13 Helmut Berge14 Curt Gerlach15 Fritz Böttcher16 ... Böhnisch

17 ... Rose (? Musik) 18 Karl Otto Marx19 Friedrich Ernst Richter20 Suse Messerschmidt, verh. Böttcher (Turnen)21 Ernst Knorr (Deutsch, Biologie, Geschichte)22 Johann Friedrich Wilhelm Liebert23 Frl. Marie Wilke24 Martin Johannes Scheinfuß

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Lieberts Bericht zum Landheimaufenthalt 1938 (Fortsetzung auf der nächsten Seite).

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Abrechnung der Landheimfahrt

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Elly Rüffer – zum ersten Mal am Laptop

Interessierter Besuch: Herr Beyer (l.), Arnold Vaatz MdB (r.)

Der erste Fototermin für die Presse

Beim Sichten und Reinigen Liebertscher Dias:

Dorothea,Sophie,

Pauline und Marie

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Projektgruppe „Zeitensprünge“ 2007

Vorn: Florian WeigeltMitte: René Hermann, Sophie Schubert, Dorothea Borchert, Christin FaustHinten: Christoph Meyer, Marie Sawade, Katharina Haas,André Schmidt

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Eine Dokumentation der Konfirmanden und Jungen Gemeinde der Ev.-Luth. Kirchgemeinde Dresden-Briesnitz

im Rahmen des Projekts „Zeitensprünge” vom 23.3.-24.11.2007