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Windenergie in der kommunalen Planung Erfahrungen und Konflikte
AK Erneuerbare Energien, CDU-Kreisverband SHG BürgerEnergieWende Schaumburg e.V.
- 24. November 2015 -
Bearbeitung: Dipl.-Ing. Georg Seibert LandschaftsArchi tekturbüro Georg von Luckwald Landschaf tsarchi tekten und Stadtplaner www.luckwald.de
LandschaftsArchitekturbüro Georg von Luckwald - Hameln www.luckwald.de
Windenergie in der kommunalen Planung - Ablauf 1
Ablauf
1. Situation im Landkreis Schaumburg
2. Der F-Plan - ein geeignetes Instrument zur Steuerung von WEA?
3. Beispiele aus Kommunen
4. Schlussfolgerungen
Rinteln
Auetal
Rodenberg
Bückeburg
Nenndorf
Stadthagen
Niedernwöhren
Sachsenhagen
Lindhorst
Nienstädt
Obernkirchen
Eilsen
© OpenStreetMap (and) contributors, CC-BY-SA
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Rinteln
Auetal
Rodenberg
Bückeburg
Nenndorf
Stadthagen
Niedernwöhren
Sachsenhagen
Lindhorst
Nienstädt
Obernkirchen
Eilsen
© OpenStreetMap (and) contributors, CC-BY-SA
17 ha3 WEA
14 ha3 WEA
14 ha0 WEA
52 ha0 WEA
67 ha6 WEA
12 ha2 WEA
6 ha3 WEA
17 ha5 WEA
30 ha5 WEA
29 ha3 WEA
10 ha3 WEA
2 ha2 WEA
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Situation im Landkreis Schaumburg 2
Flächengröße Anzahl WEA Leistung Fläche FNP Vorrang Auetal 62 km² 7 4,34 14 ha Bückeburg 69 km² 3 1,68 2 ha Eilsen 14 km² - - - Lindhorst 34 km² 9 5,98 23 ha (55 ha) Nenndorf 51 km² 6 10,20 119 ha Niedernwöhren 64 km² 10 4,14 39 ha Nienstädt 30 km² - - 14 ha Obernkirchen 32 km² - - - Rinteln 109 km² 1 0,04 - Rodenberg 86 km² 3 2,25 17 ha Sachsenhagen 62 km² 3 1,26 12 ha Stadthagen 60 km² 5 6,50 30 ha
Landkreis 675 km² 47 36,4 MW 270 ha (302 ha)
„Erwartungswert“ des Landes für den LK Schaumburg: 721 ha (Ziel zu 37 % (42 %) erreicht) Quelle der Daten: Schaumburger Nachrichten 2014, LK Schaumburg 2015
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Der F-Plan als Instrument zur Steuerung von WEA 3
= privilegiert im Außenbereich (= „freie Landschaft“) gesteigertes Durchsetzungsvermögen
aber: räumliche Steuerung ist möglich (§ 35 Abs. 3 Satz 3 BauGB)
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Der F-Plan als Instrument zur Steuerung von WEA 4
Windräder ohne Grenzen
Quelle: DEWEZET 22.04.2015
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Der F-Plan als Instrument zur Steuerung von WEA 5 Ebenen der räumlichen Planung Zuständigkeiten
LROP
F-Plan
RROP
B-Plan Gemeinde / Stadt
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Der F-Plan als Instrument zur Steuerung von WEA 6
Flächennutzungsplan zur Steuerung von WEA
F-Plan in der „normalen“ Bauleitplanung
F-Plan für die Steuerung von WEA
vorbereitend, regelt die Grundzüge der Bodennutzung
regelt abschließend die Standorte von WEA
behördenverbindlich, ohne Drittwir-kung unmittelbare Außenwirkung
keine Normenkontrolle möglich Normenkontrolle möglich
kein Planungsschaden Planungsschaden möglich?
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Der F-Plan als Instrument zur Steuerung von WEA 7
F-Plan wird zum Instrument zur Steuerung industrieller Großprojekte
WEA als industrielle Großprojekte Größe und Dominanz von Windparks
hohes Investitionsvolumen
Anforderungen an Infrastruktur (Zuwegungen, Netzanschluss etc.)
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Der F-Plan als Instrument zur Steuerung von WEA 8
F-Plan im juristischen Spannungsfeld
Klagedrohungen häufig von 2 Seiten (Investoren / Anwohner, BI’s)
Enormer Umfang an Stellungnahmen im Verfahren, z.T. von Anwaltskanzleien verfasst
Teils widersprüchliche Rechtsprechung mit sehr hohen Anforderungen an Planungskonzept
Verwaltungsgerichte als „perfektionistische Planzerstörer“
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Der F-Plan als Instrument zur Steuerung von WEA 9
F-Plan gerät an seine Grenzen
Kommunen personell und finanziell an der Belastungsgrenze
F-Plan Windenergie bindet Kapazitäten und Kompetenzen
F-Plan an der Schwelle zur Überforderung
Finanzierung durch Investoren möglich, aber …
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Beispiele und Konflikte 11
Militärischer Flugbetrieb
Abstand Wohnbebauung Artenschutz
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Beispiele und Konflikte 12
Beispiel 1
Artenschutz, militärischer Flugbetrieb, Überschwemmungsgebiet
(Stadt Petershagen)
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Beispiele und Konflikte 13
NRW-Potenzialstudie
In NRW wird Potenzial gesehen für knapp 10.000 neue WEA
Grundlage ist eine Referenzanlage mit 3 MW Leistung, Gesamthöhe 185,5 m
Liste der „machbaren Potenziale“ in Städten und Gemeinden
„Erwartungswert“ für die Stadt Petershagen liegt bei ca. 150 MW Leistung
~ ca. 50 neue WEA der 3-MW-Klasse
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Beispiele und Konflikte 14
ABER: Nicht berücksichtigt wurden in der Potenzialstudie
Militärische Flächen (Tiefflug, Radar)
Artenschutz (Vögel, Fledermäuse)
…
Der F-Plan soll … einerseits: unberechenbare Konflikte lösen (Militär, Artenschutz)
andererseits: Zielvorstellungen des Landes erfüllen
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Beispiele und Konflikte 15
Obere Wasserbehörde (Bezirksregierung):
Eine Ausnahmegenehmigung nach WHG kann nicht in Aussicht ge-stellt werden, da die gesetzlichen Voraussetzungen nicht erfüllt sind.
Windenergie-Erlass NRW (Nov. 2015):
erleichtert die Planung und Genehmigung von WEA in Überschw.gebieten
Erlass-Entwurf Niedersachsen (April 2015):
verweist ausschließlich auf die geltende Rechtslage
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Beispiele und Konflikte 16
Beispiel 2
Abstände zur Wohnbebauung
(Samtgemeinde Rodenberg)
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Beispiele und Konflikte 17
Abstandsregelung im „Windenergie-Erlass“ 2004 (ML) (Empfehlungen für die Raumordnung)
Mindestabstand zu „Gebieten mit Wohnbebauung“: 1.000 m
Empfehlungen des Nds. Landkreistages (NLT) (06.02.2014)
Abstandsempfehlung zu Wohnsiedlungen: 700 - 1.000 m
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Beispiele und Konflikte 18
Abstandsempfehlungen aus anderen Bundesländern (Wohnbebauung)
Bsp. NRW 600 m ( ca. 3 - 4 fache Anlagenhöhe) (Grundlage für die Potenzialstudie Windenergie)
Bsp. Bayern ca. 1.500 - 2.000 m (10 fache Anlagenhöhe) (Regelung im Rahmen der ‚Länderöffnungsklausel‘)
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Beispiele und Konflikte 19
Auszug Bürgerstellungnahme aus der SG Nenndorf:
„Es ist nicht angemessen und sehr zynisch von Herrn Seibert, in seiner Bauleitplanung nicht die Empfehlungen für den Min-destabstand zu ‚Gebieten mit Wohnbebauung‘ (1.000 m) zu be-rücksichtigen.“
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Beispiele und Konflikte 20
Niedersächsisches Landwirtschaftsministerium zur 1.000 m - Empfehlung
E-Mail vom Mai 2014: Der „Erlass“ von 2004 war als Empfehlung an die Träger der Regional-
planung gedacht. Die hierin genannten Mindestabstände haben nur Empfehlungscharakter. Diese Empfehlung kann (…) herangezogen werden.
E-Mail vom Juli 2014: Die Landesregierung arbeitet aktuell an einem neuen Erlass zur Wind-
energienutzung. Nach meinen Informationen soll der Erlass bis zum Ende des Jahres fertiggestellt sein. Spätestens dann wird der „alte Er-lass“ wahrscheinlich nicht mehr zur Orientierung herangezogen wer-den.
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Beispiele und Konflikte 21
Beispiel 3
Artenschutz - windenergiesensible Vogelarten
(Kommune aus Nachbarlandkreis)
Art BB BW BY HB HE HH MV NI NW RP SH SN SL ST TH ?* ges.Pandion haliaetus Fischadler 3010 9 1 1 2 2 1 16Falconiformes spec. Greifvogel spec. 1 1 2Pernis apivorus Wespenbussard 2310 1 1 2 2 1 7Aquila pomarina Schreiadler 2920 1 2 1 4Circus pygargus Wiesenweihe 2630 1 1 2Circus aeruginosus Rohrweihe 2600 6 1 2 1 4 4 18Accipiter gentilis Habicht 2670 4 1 1 1 7Accipiter nisus Sperber 2690 7 3 2 2 1 1 1 17Milvus milvus Rotmilan 2390 65 7 1 25 10 24 20 8 4 19 1 63 18 5 270Milvus migrans Schwarzmilan 2380 17 1 2 1 4 3 28Haliaeetus albicilla Seeadler 2430 35 29 4 31 1 7 1 108Buteo lagopus Raufußbussard 2900 1 1 1 3Buteo buteo Mäusebussard 2870 127 12 10 8 6 43 15 5 8 10 1 50 22 15 332Falco columbarius Merlin 3090 1 1 2Falco subbuteo Baumfalke 3100 4 1 1 3 1 10Falco peregrinus Wanderfalke 3200 2 1 3 1 1 2 10Falco tinnunculus Turmfalke 3040 20 1 7 8 1 1 2 19 3 4 66
862 116 16 20 47 14 74 484 76 57 205 50 3 250 80 231 2585
Vogelverluste an Windenergieanlagen in DeutschlandDaten aus der zentralen Fundkartei der Staatlichen Vogelschutzwarte
im Landesamt für Umwelt, Gesundheit und Verbraucherschutz Brandenburgzusammengestellt: Tobias Dürr; Stand vom: 01. Juni 2015
Es wird ausdrücklich darauf hinwiesen, dass die Anzahl der Fundmeldungen lediglich die Erfassungsintensität und Meldebereitschaft widerspiegelt, nichtjedoch das Ausmaß der Problemlage in den einzelnen Bundesländern verdeutlicht.
BB = Brandenburg, BW = Baden-Württemberg, BY = Bayern, HB = Hansestadt Bremen, HE = Hessen, HH = Hansestadt Hamburg, MV = Mecklenburg-Vorpommern, NI = Niedersachsen, NW = Nordrhein-Westfalen, RP = Rheinland-Pfalz, SH = Schleswig-Holstein, SN = Sachsen, SL = Saarland, ST =Sachsen-Anhalt, TH = Thüringen, ?* = Norddeutschland, detailliert keinem Bundesland zuzuordnen
BundeslandEURING
e-mail: [email protected] / Internet: http://www.lugv.brandenburg.de/cms/detail.php/bb1.c.312579.de / Fax: 033878-60600
BUNDESVERWALTUNGSGERICHT
IM NAMEN DES VOLKES
URTEIL BVerwG 4 C 1.12 OVG 2 L 124/09 Verkündet am 27. Juni 2013 Jakob als Urkundsbeamtin der Geschäftsstelle
In der Verwaltungsstreitsache
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Beispiele und Konflikte 22
Dilemma:
Entweder: artenschutzrechtlichen Sachverhalt vertieft ermitteln
hoher Aufwand, unsicherer Ausgang
Oder: Konflikt verlagern ins Genehmigungsverfahren
Risiko, dass WEA-Konzentrationszonen „nicht vollziehbar“ sind
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Schlussfolgerungen 23
Wunschliste:
Mehr konstruktive Unterstützung von Land bei der Konfliktlösung Effektive und zielführende Zusammenarbeit mit den Fachbehörden Verwaltungsgerichte sollen dem Grundsatz der Planerhaltung mehr
Raum geben Wenn die Kommunen WEA rechtssicher steuern sollen, dann muss
ihre Planungshoheit gestärkt werden
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Windenergie - Vorrangflächen in Kommunen 24
Quelle: UMWELTBUNDESAMT 2013 (verändert): Potenzial der Windenergie an Land. Studie zur Ermittlung des bundesweiten Flächen- und Leistungspotenzials der Windenergienutzung an Land. S. 9. Dessau-Roßlau.