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wir über uns Die Beilage Ihrer Ordensgemeinschaft im Missionsmagazin „kontinente“ | 4-2008 Schwestern der hl. Maria Magdalena Postel S. 2 “Erstaunlich, was hier wächst” Generaloberin war zur Visitation in Mosambik S. 5 “Weniger nehmen statt geben” Aufruf zu neuer Ethik beim Placida-Empfang S. 6 “Versöhnung ist unser Auftrag” Unruhen in Bolivien fordern die Schwestern heraus Vier Wochen lang war Generaloberin Schwester Aloisia Höing im April und Mai mit Generalsekre- tärin Schwester Theresia Lehmeier und Schwes- ter Leila de Souza e Silva zur Visitation in Mosambik. Erstaunt zeigten sie sich darüber, was seit ihrem letzten Besuch vor sechs Jahren gewachsen ist. Siehe Bericht Seite II-IV. Foto: SMMP www.smmp.de

wir über uns - kontinente intern · (siehe wir über uns 2-2008). Aber auch der Umgang mit der politischen Situation in Bolivien war während der vierwöchigen Reise Thema. "Wir

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wir über unsDie Beilage Ihrer Ordensgemeinschaft im Missionsmagazin „kontinente“ | 4-2008

Schwestern der hl. Maria Magdalena Postel

S. 2 “Erstaunlich, was hier wächst”Generaloberin war zur Visitation in Mosambik

S. 5 “Weniger nehmen statt geben”Aufruf zu neuer Ethik beim Placida-Empfang

S. 6 “Versöhnung ist unser Auftrag”Unruhen in Bolivien fordern die Schwestern heraus

Vier Wochen lang war Generaloberin SchwesterAloisia Höing im April und Mai mit Generalsekre-tärin Schwester Theresia Lehmeier und Schwes-ter Leila de Souza e Silva zur Visitation inMosambik. Erstaunt zeigten sie sich darüber,was seit ihrem letzten Besuch vor sechsJahren gewachsen ist.Siehe Bericht Seite II-IV. Foto: SMMP

www.smmp.de

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MOSAMBIK

II • SCHWESTERN DER HL. MARIA MAGDALENA POSTEL • 4-2008

"Erstaunlich, was sich hier entwickelt""Es ist bewegend und erstaunlich zu sehen, was in den vergangenen sechs Jahren in Mosambik gewachsen ist", fasst Generaloberin

Schwester Aloisia Höing die Eindrücke ihrer vierwöchigen Visitationsreise nach Mosambik zusammen. Gemeinsam mit Irmã Leila de

Souza e Silva, der Projektverantwortlichen, und Generalsekretärin Schwester Theresia Lehmeier hat sie das Land nach sechs Jahren

wieder besucht. Damals stand das Generalatsprojekt gerade erst am Anfang.

Inzwischen hat es sich gut weiter entwickelt.Die Schwestern haben sich neuen Herausfor-derungen gestellt und andere Bereiche in neueVerantwortung übergeben. Schon lange woh-nen sie nicht mehr im Haus der Pfarrgemein-de, sondern in einemeigenen.Das ist auchnö-tig, denn inzwischen leben vier junge Frauenmit ihnen zusammen. Sie wurden bereits imJanuar ins Vorpostulat aufgenommen (vgl.wir über uns 2-2008).Jetzt konnte Schwester Aloisia vier weiterenAspirantinnen eine Medaille als äußeres Zei-chen der Zugehörigkeit überreichen. DieJüngste von ihnen ist erst 13 Jahre alt. "Damitsind sie nach dem afrikanischen Empfindenschon Frauen im heiratsfähigen Alter. Wenn

eine junge Frau eine Berufung zumOrdensleben spürt oder auch eine guteAusbildung machen will, muss sie von zuHause weggehen, sonst wird sie schon sehrfrüh verheiratet", sagt die Generaloberin.Um nochmehrMädchen einen guten Start insLeben zu ermöglichen, wird derzeit ein Hausgebaut, in dem sie wohnen können, wenn siein Metarica zur Schule gehen.

Füreinander einspringenDerzeit arbeiten drei Schwestern in Metarica:Ir. Fátima Sehnem und Ir. Conceição de MariaGomes de Sousa aus Brasilien sowie Hna.Mary LuzMontoya ausBolivien. Sie haben dieAufgabenundVerantwortungsbereiche unter-

einander aufgeteilt. “Aber so, dass jede vonder anderen weiß und notfalls einspringenkann, wenn einmal eine ausfällt”, unter-streicht Schwester Theresia.Gegenseitige Hilfe und Solidarität untereinan-der sind unbedingt erforderlich, um unter denBedingungen in Mosambik leben zu können.Immer noch gibt es kein fließendes Wasser inMetarica, und Strom steht nur einige Stundenam Tag zur Verfügung. Ein Telefon gibt esnicht, und für Handys fehlt das Netz.Die Bevölkerung ist zum großen Teil sehr armund wohnt weit verstreut im Distrikt. DieSchwestern sind für die Pastoral des gesamtenPfarrverbundes zuständig. Das bedeutet, dasssie an die 40 Gemeinden betreuen, von denen

Schwester AloisiaHöing - hier mitafrikanischenKindern - und

Schwester TheresiaLehmeier waren imApril und Mai vier

Wochen zurVisitationsreise inMosambik. Diese

Visitationen stehenüblicherweise allesechs Jahre an.

Foto: SMMP

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die nächste einige hundert Meter vomSchwesternhaus weg liegt, die weiteste aber70 Kilometer entfernt ist. Ein Priester kommtderzeit alle 14 Tage in eine der vielen Gemein-den. In den anderen sorgen Laien für das Ge-meindeleben. Sie werden von den Schwes-tern begleitet und teilweise dafür ausgebildet.Was70Kilometer Entfernungbedeuten, konn-ten die Schwestern beim Besuch der am wei-testen entfernten Gemeinde von Niputa ameigenen Leib erfahren. Abenteuerlich warschonderWegdorthin:Vier Stunden langginges über holprige Wege, die zum Teil ganz zu-gewachsenwaren und in Deutschland besten-falls als Feldwege dienen würden. MehrereMale galt es auch Flüsse zu durchqueren.“Dochwie großwar die Freude derGemeinde!Die hatte sich schon seit langem auf den Be-such vorbereitet und aus demEreignis ein gro-ßes Fest gemacht”, erinnert sich SchwesterTheresia. Hierwurdendie Schwestern sowohlvon einer katholischen als auch einer evange-lischen Delegation empfangen. "Unglaublichbewegend, was hier an diesem Ort am Endeder Welt an Ökumene praktiziert wird", hältdie Generalsekretärin fest.

Das Haus steht immer offenDie Schwestern inMetarica leben in einer gro-ßen Solidarität mit der Bevölkerung. Ihr Haussteht immer allen offen, die mit Sorgen undProblemen zu ihnen kommen, und das sindnicht wenige.Von der großen Solidarität mit der Bevölke-rung zeugt auch der Aufbau der Placidage-meinschaft, die inzwischen fast 30 Mitgliederzählt. In der Gemeinschaft engagieren sichMänner und Frauen, die sich spirituell vonden Schwestern begleiten lassen, aber auchein Stück weit im Alltag helfen und mit ihnenleben. Eine Tracht mit grün gemustertenHemden für die Männer und Capolanas(Tücher, die zum Rock gewickelt werden) ausdem gleichen Stoff für die Frauen macht dieZusammengehörigkeit nach außen deutlich.Zu einer weiteren Gemeinschaft haben sichdie Patenschaftsfamilien zusammengeschlos-sen. "Das ist ebenfalls eine Entwicklung, dieuns sehr berührt", resümiert SchwesterAloisia. Die Familien, die durch Spender ausDeutschland mit einem Euro pro Tag unter-stützt werden, beten ihrerseits für die Patenund deren Kinder in Deutschland. Und sie be-stellen gemeinsam einen Acker, auf dem sieMais, Bohnen und Gergelim - eine Art Sesam -

MOSAMBIK

4-2008 • SCHWESTERN DER HL. MARIA MAGDALENA POSTEL • III

Um 18 Uhr ist Vesper mit der Aufnahmeder Aspirantinnen. Zum Zeichen derZugehörigkeit legt Sr. Aloisia ihnen einekleine Medaille um: Maria Magdalenaauf der einen, Placida auf der anderenSeite. Die Feier findet in unserer klei-nen Kapelle statt. Selbstverständlich

dürfen Tänze und Trommelwirbel nichtfehlen. Nach der Lesung des Evangeli-ums gibt es Gelegenheit zum Austauschdarüber, und wir sind sehr bewegt vonden Worten der Prä-Postulantin Ana-Brígida. Sie wünscht den neuen Aspi-rantinnen, dass sie sich nicht vom Weg

abbringen lassen von Leu-ten, die sie in Frage stellen,den Sinn dieses Weges be-zweifeln und sie dazu brin-gen wollen, ein anderes,"normaleres" Leben zu füh-ren. Sie seien berufen zudiesem Leben, Gott sei anihrer Seite und die heiligeMaria Magdalena Postel seiihre Fürsprecherin. Das isteine Predigt, wie wir sienicht besser hätten haltenkönnen!

Kurz hinter dem Dorf ist der ersteBrunnen, den die Schwestern habenmachen lassen. Er hat glasklares Was-ser, aber es ist kein Eimer mehr da unddie Schnur ist beschädigt. Sofort kom-men einige Frauen und rekla-mieren den Eimer und dieKordel. Aber Sr. Fátima sagtihnen, dass sie für jeden MeterSchnur zehn Meticais zahlenmüssen, denn die Abmachungwar, dass die Schwestern fürdie Errichtung des Brunnensaufkommen, aber die Leuteselbst für den Unterhalt sor-gen. Sie macht der für denBrunnen verantwortlichen Frauklar, dass es wohl nicht zu vielsei, wenn alle Einwohner zu-

sammen legten. Das ist einsichtig. DasPrinzip ist gut: Es wird nicht nur etwasgegeben, sondern die Sorge für dasEmpfangene muss selbst übernommenwerden. (...)

‹‹“Was in Mosambik an Gemeinschaft und Spiritualitätwächst, begeistert mich.” Schwester Aloisia Höing

aauuss ddeemm RReeiisseebbeerriicchhtt:: BBrruunnnneennbbaauu

aauuss ddeemm RReeiisseebbeerriicchhtt:: AAuuffnnaahhmmee ddeerr AAssppiirraannttiinnnneenn

Sr. Aloisia (r.) mit den Schwestern des Konvents,den Prä-Postulantinnen und den Aspirantinnen inMetarica. Foto: SMMP

Dieser Brunnen wurde mit Hilfe von Spendenaus Deutschland gebaut. Foto: SMMP

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MOSAMBIK

IV • SCHWESTERN DER HL. MARIA MAGDALENA POSTEL • 4-2008

Menschen in Mosambik überhaupt für allessehr dankbar zeigten. Schwester Theresiahält in ihrem Bericht fest: "Es ist bewegend,wenn Menschen, die nach unserem Begriffwirklich in Lumpen gehen, strahlend mit ei-ner Bananenstaude ankommen und sie unsals Geschenk übereichen."So bringen sich auch die Patenschaftsfamilienein. Für den geplanten Bau einer eigenen

anbauen. Den Ertrag teilen sie unter sich auf."Die Schwestern vor Ort hatten die Idee, dassdie Familien nicht nur Leistungen entgegen-nehmen, sondern auch etwas dafür tun sol-len. So entwickeln sie auch untereinanderSolidarität", erklärt die Generaloberin dasPrinzip - "und wir durften uns davon über-zeugen, dass sie dem mit großer Freude undSelbstverständlichkeit folgen." Wie sich die

Kirche in Metarica haben sie den Schwesternschon zugesagt, alle Ziegelsteine zu machen.Vielleicht auch ein symbolischer Akt. DennSchwester Aloisia erklärt rückblickend aufdie Visitation: "Was in Mosambik anGemeinschaft und Spiritualität wächst, be-geistert mich." Und wer weiß, was hier bis zuder nächsten Visitation in sechs Jahren schonwieder gewachsen ist...

Zum Mittagessen in Cuamba kommenSr. Delvina und Sr. Jacinta von denVorsehungsschwestern und freuen sichriesig über die Gemeinschaft mit uns.Es gibt Reste von gestern Abend, aberdas ist gut so. Da wir wegfahren, darfnichts übrig bleiben. Es ist sehr schön,dass die Gemeinschaften untereinan-der sich stützen. Unsere Schwesternbieten den Vorsehungsschwestern ihrHaus an, wenn sie in Cuamba sind undes brauchen. Ich denke, das ist ein ech-tes Zeugnis. So muss Ordenslebensein, wenn es überleben will! (...)

(...) Bei Tisch erfahren wir einiges vomtraditionellen afrikanischen Glauben, dertief im Volk verwurzelt ist. Es gibt curan-deiros (Heiler), feiticeiros (Zauberer) undadivinhos (Wahrsager). Wenn z.B. je-mand krank ist und nicht gesund wird,glauben viele, dass dies einem "feitiço",einer Hexerei, zuzuschreiben sei. Siemeinen, jemand hätte sie aus Neid oderanderen Motiven verhext und sie müss-ten sterben. Wer sich so verhext glaubt,kann zu einem "adivinho" gehen, derdann herausfinden soll, wer die Verhe-xung ausgesprochen hat und dahintersteht. Manchmal wird der Hexer gefasstund vom Berufsverband der traditionel-len Mediziner (Ametramo) gerichtet.Manchmal glauben die Menschen an dieVerhexung und sterben an Krankheiten,die eigentlich gut heilbar wären. DieserGlaube ist unabhängig davon, ob jemandChrist oder Muslim ist. Die Naturheiler(...) sind auf dem Land oft die einzigen,die Hilfe bringen können, da sie vielePflanzen und andere Heilmittel kennenund Ärzte rar sind. (...)Die andere Plage, die sich in Afrika wohlschneller als auf anderen Kontinentenverbreitet, ist Aids. Aber die Medikamen-te sind so teuer, dass die meisten Men-schen sie sich nicht leisten können. Viele

der Politiker tragen das Aidszeichen(rote Schlaufe), und auch auf dem Dorf-schild von Metarica ist es aufgemalt. DieSchwestern berichten von der immerstärkeren Ausbreitung dieser Krankheit.Im Fernsehen wird für die Verwendungvon Kondomen geworben und versucht,aufzuklären. Auch Kampagnen gegen Malaria gibt esund die kostenlose Verteilung von Moski-tonetzen an Mütter, wie wir aus demFernsehen erfahren. Unsere Schwesternhaben die Zahl der Malaria-Fälle in denFamilien durch die Anschaffung vonMoskitonetzen schon reduzieren können.(...)

aauuss ddeemm RReeiisseebbeerriicchhtt:: KKooooppeerraattiioonneenn,, TTrraaddiittiioonneenn uunndd ddeerr KKaammppff ggeeggeenn AAiiddss

‹‹

“Es ist sehr schön, dass die Gemeinschaften untereinander sich stützen.So muss Ordensleben in Zukunft sein, wenn es überleben will.”Schwester Theresia Lehmeier in ihrem Reisebericht aus Mosambik

Szene aus dem Gottesdienst inNiputa. Foto: SMMP

Diese alleinerziehende Mutter mitihren drei Kindern verriet den deut-schen Schwestern einiges über dentraditionellen Glauben. Foto: SMMP

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DEUTSCHLAND

4-2008 • SCHWESTERN DER HL. MARIA MAGDALENA POSTEL • V

"Die Länder des Südens erwarten von uns nicht, dass wir ihnen mehr geben. Sie erwarten vor allem, dass wir uns weniger nehmen". Diese

zentrale These stand im Mittelpunkt des Vortrages von Gotthard Dobmeier anlässlich des Placida-Empfangs Anfang Mai im Bergkloster

Heiligenstadt. Der langjährige Umweltbeauftragte der Erzdiözese München und Freising referierte über die Fragen der ökologischen

Verantwortung, die sich auch für die Kirche stellen. Und er tat das vor allem unter globalen Gesichtspunkten. "Ein Thema, das uns zurzeit alle

sehr bewegt. Und dem wir uns widmen müssen", wie Generaloberin Schwester Aloisia Höing in ihrer Einleitung betonte.

“Nicht mehr geben, sondern weniger nehmen”

Nach der Rückkehr aus Mosambik (siehe S.II bis IV) sei ihr das Thema wieder beson-ders ins Bewusstsein geraten. Denn auchin Mosambik, einem noch bitterarmen,aber aufstrebenden Land, seien bereitsFolgen der Umweltzerstörung spürbar:"Durch den Verkehr gerät in den Städtenimmer mehr Staub in die Luft. Und derMüll wird einfach hinter den Häusern ver-brannt." Aber die Menschen dort hättennatürlich noch ganz andere Probleme, alssich um den Umweltschutz zu kümmern.Die Appelle der Industrieländer an die"Nationen des Südens" – wie sie GotthardDobmeier nennt – müssen dort klingen wieHohn.

“Das kann auf Dauer nicht gut gehen”"20 Prozent der Erdbevölkerung nehmenfür sich das Recht heraus, 80 Prozent derzur Verfügung stehenden Rohstoff-Ressourcen zu nutzen. Das kann auf Dauernicht gut gehen", so der Theologe. Auchtechnische Innovationen, auf die man vor-schnell Hoffnungen setze, müssten kritisch

betrachtet werden: "Es ist zum Beispielsehr schön, wenn die Bundeskanzlerin inBrasilien die dortige Verbreitung von Bio-sprit lobt. Aber egal, ob der Treibstoff ausZuckerrohr oder Raps gewonnen werdensoll: Wenn wir in Europa darauf setzen,müssen wir wieder weite Flächen der süd-lichen Länder dafür in Anspruch nehmen."Und dass die dann für den Anbau vonGetreide oder Mais fehlten, zeige die der-zeitige Knappheit an Lebensmitteln aufdem Weltmarkt. Folglich gibt es fürDobmeier, der weiterhin umweltpolitischerBerater der deutschen Bischofskonferenzist, nur eine Schlussfolgerung: "Wir müs-sen lernen, mit weniger auszukommen."Was gar nicht einmal in jeder Hinsicht eineEinschränkung der Lebensqualität bedeu-ten müsse, sondern vielmehr ein neuesBewusstsein fordere. "Es gibt noch so vielMöglichkeiten, Energie einzusparen. Undmüssen wir zu jeder Jahreszeit Kiwis oderErdbeeren essen?" Daraus leitete er dieMaxime ab: "Gut leben statt viel haben."Gotthard Dobmeier erinnerte auch an denText "Die letzten sieben Tage der Erde” von

Jörg Zink, in dem sich der Mensch von Gottlossagt und seine Zukunft selbst in dieHand nimmt. Mit dem Erfolg, dass die Erdeam siebten Tag wieder wüst und leer ist."Als Kirche haben wir den Auftrag, daraufeinzuwirken, dass es nicht so weit kommt.“

Praktische Tipps aus der BibelDenn schon die Heilige Schrift ermutigeuns an vielen Stellen zur Bewahrung derSchöpfung. Den Satz "Macht Euch die Erdeuntertan" dürfe man also nicht missverste-hen. "Damit ist nicht die Erlaubnis zurWillkür gemeint", warnte der Theologe.Dass die Bibel sogar ganz praktischeHinweise gebe, belegte er an dem Rat, dassman die Äcker im siebten Jahr ruhen lassensoll. "Darin ist die Erkenntnis, dass sich derBoden nicht endlos ausnutzen lässt, bereitsenthalten. Die heutige Landwirtschaft soll-te das einmal beherzigen..." Und im Klei-nen könne sich auch jeder Einzelne im Um-gang mit Energie und anderen Ressourcenmäßigen. Abschließend appellierte Dob-meier: "Machen wir uns gegenseitig Mut,die Schöpfung zu bewahren."

150 Gäste hörten den Ausführungen Gotthard Dobmeiers interessiert zu. Foto: SMMP

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VI • SCHWESTERN DER HL. MARIA MAGDALENA POSTEL • 4-2008

BOLIVIEN

Generaloberin Schwester Aloisia Höingfuhr im Juni gemeinsam mit Generalsekre-tärin Schwester Theresia Lehmeier,Generalökonomin Schwester Maria DoloresBilo und Finanzvorstand Christian Uhl indas südamerikanische Land. Anlass wardie Übernahme des Kinderdorfes "Aldea deninos de Cristo Rey", das inzwischen vonFamilie Sadura aus Geseke geleitet wird(siehe wir über uns 2-2008). Aber auch derUmgang mit der politischen Situation inBolivien war während der vierwöchigenReise Thema. "Wir wollen uns vor Ort er-kundigen, wie die Spanungen im Alltag ge-meistert werden", kündigte Schwester Aloi-sia vor ihrer Abreise an. Zumal dieKontaktaufnahme per Mail und Telefon in

den vergangenen Monaten schwierig ge -wor den war: Die bolivianischen Schwes -tern hatten Befürchtungen, sie würdenbeobachtet und abgehört – was schon eini-ges über die Angst und die Stimmung inder Bevölke-rung aussagt. In bewaffneteAuseinander-setzung sind bis jetzt zumGlück aber noch keine Schwestern oderMitarbeiter einbezogen worden.

“Versöhnung stiften ist unser Auftrag”"Natürlich ist es unser Auftrag, Versöhnungzu stiften", betont Schwester Aloisia. EinAuftrag, der aufgrund der kontroversenMeinungen über Evo Morales und seinePolitik in den verschiedenen Regionen desLandes allerdings eine große Herausfor-

Die Unruhe in Bolivien wächst

derung darstellt. Denn die Konvente derSchwestern der hl. Maria Magdalena Postelliegen in den verschiedenen Landesteilen.

Forderungen regionaler AutonomieDie im Vergleich zu den Departements derHochebene wirtschaftlich besser aufgestell-ten und mit Ölvorkommen ausgestattetenDepartements der Tiefebene fordern fürsich mehr regionale, vor allem auch wirt-schaftliche Autonomie. Boliviens PräsidentEvo Morales setzt hingegen auf eine Ver-staatlichung der Rohstoffvorkommen undder Unternehmen, die sie abbauen. Diesschafft nicht nur außenpolitisch immer grö-ßere Spannungen, sondern auch immermehr Reibungsflächen zwischen den bei-den Landesteilen. Während die Tiefebenefrüher von den Steuereinnahmen aus demBergbau in der Hochebene profitierte, mussdie inzwischen reichere Region jetzt immermehr Steuern an die Departements derHochebene abführen. Und da die Bevölke-rung in der Hochebene überwiegend indi-gener Herkunft ist – wie der Präsident –erhält der Konflikt auch zunehmend rassis -tische Züge.Am 4. Mai hatte es im Departement SantaCruz, das zum Tiefland gehört, eine Ab-stimmung über die Forderung regionalerAutonomie gegeben. 82 Prozent der Bevöl-kerung stimmten angeblich zu. Die soziali-stische Regierung von Evo Morales und dashöchste Gericht haben dieses Referendumnicht anerkannt. Gleichwohl eröffnete derPräsident dem Parlament einen Weg, überseine eigene Zukunft in einer landesweitenAbstimmung entscheiden zu lassen. Zu-dem haben weitere Departements Volksent-scheide über ihre Unabhängigkeit angekün-digt. Damit sind neue politische Spannun-gen vorprogrammiert.

Aufstände und militärische Interventionen haben in Bolivien während der vergangenen Monate zahlreiche Todesopfer und Verletzte gefordert.

Während es in Teilen des Vielvölkerstaates Autonomiebestrebungen gibt, geht der sozialistische Präsident Evo Morales mit aller Härte gegen

Demonstranten und Oppositionelle vor. Ein Referendum zur Unabhängigkeit des Departements Santa Cruz am 4. Mai 2008 erkannte der

Präsident nicht an. Auch gegen die katholische Kirche und ihre Arbeit äußert er klare Vorbehalte. Der Religionsunterricht soll nach seinem

Willen aus den Unterrichtsplänen gestrichen und alle Schulen sollen verstaatlicht werden. Diese Diskussionen und Entwicklungen zeigen

natürlich Auswirkungen auf die Arbeit der Schwestern der hl. Maria Magdalena Postel.

Das “Aldea de ninos deCristo Rey” in Cocha-

bamba / Bolivien (Foto)ging im Juni in dieTrägerschaft der

Schwestern der hl.Maria Magdalena

Postel über.

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NACHRICHTEN

"Die Radlerin aus Gesekekommt", heißt es schnell, wennSr. Eberharda Laukamp in deralten Hellwegstadt unterwegsist. Alle acht Wochen bricht sievon ihrem Konvent in Ahaus ausauf, um das Missionsmagazinkontinente an die Abonnentenin Geseke zu verteilen. Etwa 90Bezieher erhalten dort über dasWohn- und Pflegezentrum HausMaria ihr Heft. Dort warSchwester Eberharda vor ihremWechsel nach Ahaus neun Jahrelang tätig gewesen. Beim Austeilen der Hefte helfenihr drei Frauen, die ihren festenBezirk haben. Einmal im Jahrbesucht die Ordensfrau jedochalle Bezieher persönlich: Dann,wenn sie den Abo-Beitrag kas-siert. Auch in Ahaus und in derOrtschaft Ahaus-Ottenstein istSr. Eberharda schon seit vielenJahren in Sachen kontinenteunterwegs. In Ottenstein gibt esebenfalls rund 80 Bezieher. VierFörderer stehen Sr. Eberhardaals Fahrerin oder Fahrer beim Kassieren zur Verfü-gung. Von ihnen erfährt dieOrdensfrau, wenn in einer Fami-lie jemand krank oder ein Ange-

höriger verstorben ist. Dannnimmt sich Sr. Eberharda etwasmehr Zeit.Bei ihren Besuchen setzt sie sichzu ihnen ans Bett, findet tröstlicheWorte, zeichnet jemandem einKreuz auf die Stirn. Der persön-liche Kontakt ist Sr. Eberhardawichtig - und dass kein Leser beiden jährlichen Besuchen verges-sen bleibt. "Wir freuen unsschon, wenn Sie nächstes Jahrwiederkommen", sagen ihr dieLeser dann. Manch einer stecktihr auch einen Geldschein fürdie Missionsaufgaben der Or-densgemeinschaft zu. Wie einbereits verstorbener Lehrer:"Wenn ich kam, zog er jedesmalseine Brieftasche und gab mir200 Euro", erinnert sich Sr.Eberharda. Es freut sie, wenndie Menschen, die sie besucht,kontinente gelesen haben undAnteil an den weltweitenProjekten der Ordensgemein-schaft nehmen. Sie habe selbstgerne "in die Mission" gehenwollen, verrät Sr. Eberhardaheute, fügt aber gleich an: "Ichbin dankbar, dass ich etwas fürdie Mission tun kann und dieKraft habe, es zu tun."

Die Radlerin aus Geseke kommtSchwester Eberharda verteilt seit Jahrzehnten “kontinente”

Schwester Eberharda Laukamp im Gespräch mit FriedelFiegenbaum in Ahaus, die das kontinente-Magazin bereits seit 40 Jahren bezieht. Foto: SMMP

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Schwestern auf dem Katholikentag

VIII • SCHWESTERN DER HL. MARIA MAGDALENA POSTEL • 4-2008

ImpressumMagazin-Beilage derSchwestern der hl. MariaMagdalena Postel

Redaktion: Sr. Klara Maria Breuer, WinfriedMeilwes, verantw.: Dr. Ulrich Bock

Anschrift: Bergkloster Bestwig,Postfach 1162, 59901 BestwigTel.: 02904 / 808-0Fax: 02904 / 808-255

Preis: 10,80 Euro pro Jahr

Bestellungen & Zahlungen:Bergkloster Bestwig, 59909 Bestwig

Internet: www.smmp.de

Bankverbindung: Schwestern der hl. Maria MagdalenaPostel e.V.DKM, Darlehenskasse Münster eGBLZ 400 602 65Kontonr.: 322 800

Litho und Druck: LVDLimburger Vereinsdruckerei GmbH, Senefelder Straße 2, 65549 Limburg.

OObbjjeekktt 3388

Abschied bei missiovon Pater Schalück Aachen/Bestwig. Nach mehrals zehnjähriger Tätigkeit istPater Hermann Schalück ofmals Präsident des internationa-len Missionswerkes missioAachen verabschiedet worden.Seit langem ist der 69-Jährigeauch den Schwestern der hl.Maria Magdalena Postel engverbunden. Bis heute kommtder ehemalige “General” derFranziskaner regelmäßig insBergkloster Bestwig, um hierUrlaubstage zu verbringen.“Er liebt unser Bergklostersehr”, sagt Missionsprokura-torin Schwester Christa MariaHenninghaus. Die Schwesternder hl. Maria MagdalenaPostel wünschen ihm für dieZukunft alles Gute.

Osnabrück. Gemeinsam mit rund 200 Gläu-bigen beteten die Schwestern der hl. MariaMagdalena Postel (SMMP) auf dem Katholi-kentag in Osnabrück am 24. Mai, dem letz-ten regulären Veranstaltungstag vor dem Ab-schlussgottesdienst, in der "kleinen Kirche"direkt neben dem Dom die Komplet. EinigeMale hat die Gemeinschaft auch schon eineneigenen Stand auf Katholikentagen gehabt."Aber darauf haben wir diesmal verzichtet.Wir wollten uns lieber unter das Volkmischen und eine Veranstaltung mitgestal-ten", erklärt Schwester Maria Elisabeth Gold-mann vom Bergkloster Bestwig. Mit ihrwaren aus dem Sauerland Schwester LaetitiaMüller und Schwester Maria Gregoria Kuppersowie die beiden Postulantinnen AnnetteGörner und Sybille Merget nach Osnabrückgereist. Außerdem waren Schwester MariaMagdalena Brüning aus Heiligenstadt und

Musiklehrerin Elke Bornemann vomBerufskolleg Bergkloster Bestwig dabei.Obwohl die Komplet aufgrund der vorherigenVeranstaltungen in der Kirche erst mit fasthalbstündiger Verspätung beginnen konnte,waren zu dem Nachtgebet alle Bänke gefüllt.Unter der Überschrift "Meine Seele sehnt sichnach Dir in der Nacht" stimmten die Schwes-tern die Psalme an. Dazu verbreitete sich mitzahlreichen Kerzen ein Lichtermeer in derKirche. Schwester Maria Gregoria Kupper (Or-gel), Annette Görner (Gitarre) und Elke Borne-mann (Saxophon) übernahmen die instrumen-tale Begleitung. "Vor allem die familiäre und offene Atmosphä-re hat uns bei diesem Katholikentag sehr gefal-len", bilanziert Schwester Laetitia. Auch beimÖkumenischen Kirchentag 2010 wollen sich dieSchwestern der hl. Maria Magdalena Postelwieder in das Programm mit einbringen.

Bestwig. Das Bergkloster Bestwig feiert amSamstag, 23. August, gemeinsam mit demBerufskolleg Bergkloster Bestwig und demJulie-Postel-Haus als Jugendwohnheim sein40-jähriges Bestehen. Geplant ist ein großerBegegnungstag, zu dem auch die interessier-te Öffentlichkeit eingeladen ist. Das Pro-gramm beginnt voraussichtlich um 9 Uhr miteinem Gottesdienst in der Dreifaltigkeitskir-che. Danach öffnen die einzelnen Einrich-

tungen des Bergklosters ihre Türen, darunterdas Berufskolleg, die Gesundheitsakademie, dasJulie-Postel-Haus, die Ergotherapeutische Praxis,die Berufsqualifizierungseinrichtung Neue Ar-beit mit Menschen – kurz NAMe –, die Tischle-rei und die Gärtnerei. Außerdem wird es eineGesprächsrunde mit Zeitzeugen zur Gründungdes Klosters geben. Eine Vesper um 16.30 Uhrsoll den Tag beschließen. Aktuelle Angaben ent-nehmen Sie der Internetseite www.smmp.de.

Bergkloster feiert 40. Geburtstag

MELDUNGEN

Ordensfrauen gestalteten Komplet am späten Samstagabend

Begegnungstag mit Führungen und Gesprächsrunde am 23. August

Über 200 Besucherkamen beim Katho-likentag in Osna-

brück noch am spä-ten Samstagabendin die so genannte

“kleine Kirche”, ummit den Schwesternder hl. Maria Mag-dalena Postel dieKomplet zu beten.

Foto: SMMP

NACHRICHTEN