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Wir bringen europa auf Kurs!
EinejungeAgendafürdiedeutscheEU-Ratspräsidentschaft
ErgebnissederTagungvom23.Januar2007inderFriedrich-Ebert-Stiftung
Impressum
IsBN 978-3-89892-640-9
Herausgeber Friedrich-Ebert-Stiftung ForumPolitikundGesellschaft Hiroshimastraße17 10785Berlin
Text AnjaJanus ajot-texte|redaktionsbüro
redaktion AlinaFuchs
Fotos JoachimLiebe
Gestaltung Meintrup,GrafikDesign IngeVoß
Druck primeline.print,Berlin
Copyright2007byFriedrich-Ebert-Stiftung, ForumPolitikundGesellschaft
DiesePublikationwirdgefördertdurchMittel derDKLB-Stiftung.
Februar2007
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Vorwort
Am1. Januar2007hatDeutschlanddieEU-Rats-präsidentschaftübernommen.IndenkommendensechsMonatenwirddieBundesregierungdamitGe-legenheithaben,einenbesonderenBeitragzurzu-künftigenGestaltungderEuropäischenUnion(EU)zu leisten, inderdieheute jungeGenerationmor-genlebenwird.Grundgenugalso,einmalgenauernachzufragen:WasfüreinEuropawillsieeigentlich,diesejungeGeneration?
Die Friedrich-Ebert-Stiftung (FES) hat den BeginnderdeutschenRatspräsidentschaftzumAnlassge-nommen, jungenMenscheneinForumzubieten,umIhreWünscheundForderungenfüreingemein-samesEuropazudiskutierenundinFormeinerjun-genAgenda indieöffentlicheDebatte einzubrin-gen.DeckensichdieeuropapolitischenPrioritätenaus deutschen Regierungskreisen und Ministerial-bürosmitdem,wasdenjungenEuropäerInnenun-terdenNägelnbrennt?WelcheThemenundZielestündenaufderPräsidentschaftsagenda,wenndieJugenddasSagenhätte?
60 Studierende und junge Erwachsene diskutier-ten diese Fragen im Rahmen eines Europe-Cafés imerstenTeilderTagung„WirbringenEuropaaufKurs!EinejungeAgendafürdiedeutscheEU-Rats-präsidentschaft“am23.Januar2007inBerlin.SechsprioritäreHandlungsbereichewurdenbestimmtundandenTischendesEurope-Caféseingehendundkontroversdebattiert.ImErgebnisstehteinejungeAgenda,diemit sehrkonkretenZielvorstellungen,großemeuropäischenGestaltungswillenundvieleninnovativenIdeeneinenWegfürdieEUzeichnet,inderdieJugendinZukunftlebenmöchte.
DievorliegendeBroschüregibtdiesejungeeuropä-ischeAgendawiederund fasstdieErgebnissederöffentlichenPodiumsdiskussionimzweitenTeilderTagung zusammen. Ziel dieser Publikation soll essein,den Ideen,WünschenundForderungenderJugendauchüberdieVeranstaltunghinausGehörzuverschaffenunddiejungeAgendaalszivilgesell-schaftlichenBeitragindereuropapolitischenDebattepräsentzumachen.
DieFriedrich-Ebert-StiftungknüpftmitdiesemPro-jektanihrelangjährigeArbeitimjugendpolitischenBereichanundsetzt ihrenAnspruch, jungeMen-schen fürpolitischeMeinungsbildungsprozessezuinteressierenund ihnenMöglichkeitenderaktivenPartizipationzueröffnen,auchimeuropapolitischenKontextfort.DiejungeAgendaschafftdamiteineVerbindungzwischenden jugendbezogenenAkti-vitätenderFESaufdereinenundderBeratungstä-tigkeitzurBegleitungeuropapolitischerReformpro-zesseaufderanderenSeite.
IchdankeandieserStelleAnja Janus,die sowohldie junge Agenda als auch die Ergebnisse derPodiumsdiskussion ineinekomprimierteTextformgebrachthat.MeinherzlicherDankgiltdarüberhi-nausallenVerfasserInnendieserAgendaunddenjungenGastgeberInnenderEurope-Café-TischefürihrEngagementundihreIdeensowiedenPodiums-diskutantInnen und der Moderatorin für ihre an-regendenBeiträgeundKommentare.
Berlin,imFebruar2007
AlinaFuchsForumPolitikundGesellschaftFriedrich-Ebert-Stiftung
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eine junge Agenda für die deutsche eu-ratspräsidentschaft
DiejungeAgendafürdiedeutscheEU-Ratspräsident-schaft ist aus einem arbeitsteiligen Diskussi-onsprozess im Rahmen des Europe-Café in derFriedrich-Ebert-Stiftunghervorgegangen. Die vonden TeilnehmerInnenbestimmten Prioritätenwur-denansechsTischeninzweiRundenmitwechseln-derGruppenzusammensetzungdebattiert.DiejungeAgendagibtdieZieleundForderungenausdiesenbeidenDiskussionsrundenfürdiefolgendensechsPolitikbereichewieder.
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unsere Ziele
europa ein „Gesicht“ geben!
europa näher zu den BürgerInnen – die BürgerInnen näher zu europa!
unsere Forderungen
Die europäische union soll …
… die Öffentlichkeitsarbeit verbessern, damit europäische Themen besser wahrgenommen werden. Dazu schlagen wir vor:
„DubistEuropa“–eineKampagnenachdemVorbild„DubistDeutschland“,welchedieIden-tifikationderBürgerInnenmitderEuropäischenUnionfördert.
BotschafterInnenfürEuropa–bekanntePersön-lichkeitensetzensichöffentlichkeitswirksamfürEuropaein.DaskönnenPolitikerInnen,Sport-lerInnenoderSchauspielerInnensein.
EuropaindieUnterhaltungsmedien–dasQuer-schnittsthemaEUauchindenBoulevardteilunddasVorabendprogrammderFernsehanstalten,indieSoaps,Quiz-undTalkshowsbringen,umeinbreitesPublikumzuerreichen.
… das engagement vor Ort verstärken. Dazu fordern wir folgende Initiativen:
„Dein/eEU-ParlamentarierIn“–AbgeordnetedesEU-ParlamentssollenfürdieBürgerInnenindeneinzelnenLändernpräsentundebensoer-reichbarseinwiedieMitgliederdernationalenParlamente.
„DasbringtDirEuropa“–denBürgerInnendieganzpersönlichenVorteilederEUvermitteln,undzwarohneparteipolitischeAmbitionen.
… gesamteuropäische medien unterstützen, zum Beispiel durch
eine„Europa-Zeitung“–gemeinsameeuro-päischeMedienzurStärkungderzivilgesell-schaftlichenKomponente.
ein„Mediennetzwerk“,dasinsbesonderedieRegionalpressemitNachrichtenausderEUver-sorgt.SokannEuropaauchinderMedienhi-erarchie„untenankommen“.
… auch mikroprojekte fördern, und zwar attraktiv, schnell und unbürokratisch, z.B.
NachbarschaftsinitiativenoderSelbsthilfe-gruppenimRahmeneineseuropäischenInitiativen-Netzwerks.
… das Thema europa zum pflichtfach in Bildung und Ausbildung machen.
DerStellenwertEuropasmusskindgerechtbereitsinKindergartenundGrundschulever-mitteltwerden,sowohldurcheigeneUnter-richts-undSpieleinheitenalsauchdurchBezügeinanderenFächern(Geschichte,Politik).
europäische Öffentlichkeitsarbeit und Kommunikation europäisches sozial- und Wirtschaftsmodell europäische Asyl- und Flüchtlingspolitik Klimaschutz und europäische energiepolitik Gemeinsame Außenpolitik Jugend und Bildung
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europäische Öffentlichkeitsarbeit und Kommunikation europäisches sozial- und Wirtschaftsmodell europäische Asyl- und Flüchtlingspolitik Klimaschutz und europäische energiepolitik Gemeinsame Außenpolitik Jugend und Bildung
unsere Ziele
Kooperation statt Vereinzelung – BürgerInnen stehen im mittelpunkt der europäischen politik!
menschen brauchen Aufgaben und Herausforderungen – nicht nur Geld!
unsere Forderungen
Die europäische union soll …
… soziale Ziele in der eu-Verfassung verankern. Neben der Wirtschafts- und Währungsunion muss die sozialunion geschaffen werden.
… die sozialsysteme harmonisieren, insbesondere
MindeststandardsfürdiesozialenSicherungs-systemedefinieren.
MindeststandardsbeimArbeitsrechtweiterstärken.
PortabilitätvonallenRentenansprüchengewährleisten.
EU-weiteKorridorefürSozialausgabenfestlegen.
europaweiteMindestlöhneeinführen(ForderungderDiskussionsgruppe1).
… wirtschaftliches Handeln erleichtern, insbesondere durch
stärkereFörderungvonForschungundEntwicklung.
ErleichterungenfürprivatwirtschaftlichesEnga-gementinForschungundEntwicklung.
Bürokratieabbau,zumBeispielbeiUnternehmensgründungen.
EU-weiteKorridorefürSteuernindenMit-gliedsländern,dieHöchst-undMindestgrenzenfestlegen.
StärkungderAnsprüchevonArbeitneh-merInnenauflebenslangesLernen.
… freiwilliges engagement als gleichwertig zur erwerbsarbeit anerkennen, insbesondere durch
AbschaffungdesMonopolsderErwerbsarbeit.
Anerkennungvon„gesellschaftlicher“ArbeitundEinführungeinesBürgergeldes.
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europäische Öffentlichkeitsarbeit und Kommunikation europäisches sozial- und Wirtschaftsmodell europäische Asyl- und Flüchtlingspolitik Klimaschutz und europäische energiepolitik Gemeinsame Außenpolitik Jugend und Bildung
unsere Ziele
Asylpolitik ist ein eigenständiger politik-bereich – kein Teil der sicherheitspolitik!
ursachenbekämpfung statt Flüchtlingsbekämpfung!
unsere Forderungen
Die europäische union soll …
… die Asyl- und Flüchtlingspolitik innerhalb der eu einheitlich regeln und insbesondere
dieFristenimAsyl-undRechtsschutzverfahreneinheitlichverlängern,umdieMöglichkeitenderFlüchtlingezuverbessern,ihreGefährdungslagedarzulegen.
dieDrittstaatenregelungüberprüfen,umsicher-zustellen,dassunterdieseRegelungnurStaa-tenfallenkönnen,diewirklichsichersind;diebisherigenAnforderungenreichendafürnichtaus.
dieDublinII-Verordnungüberprüfen,umdieZu-ständigkeitfürAsylverfahrenentsprechendderKapazitätendereinzelnenMitgliedsstaaten,an-gemesseneVerfahrenundRechtsstandardszugewährleisten,zuverteilen.
finanzielleHilfenfürAsylverfahrenaufeuro-päischerEbenezentralisieren.
Aufenthaltstitelharmonisieren.
… eine/n europäische/n Beauftragte/n für Flüchtlingspolitik ernennen.
… die ursachen für migration in den Heimat-ländern bekämpfen und insbesondere
deneuropäischenAgrarmarktfürdieProdukteausDrittstaatenöffnen,nichtabschotten.
denHerkunftsländernbeimStrukturaufbauundbeiderSchaffungvonGrundlagenfüreinewirt-schaftlicheEntwicklunghelfen.
FairTradefördernundstärken.
sichinnerhalbderWTOfürbessereHandels-bedingungenfürdieärmerenLänderstarkmachen.
… Asyl- und Flüchtlingspolitik mit anderen politikbereichen stärker vernetzen, z. B.
imBildungsbereichdeutlicherdenZusammen-hangzwischenWeltwirtschaftundMigrationthematisieren.
denZusammenhangzwischenUmweltpolitik,bzw.denUmweltschäden,dieIndustrielän-derindenEntwicklungsländernverursachen,undMigrationinderöffentlichenDebatteklarherausstellen.
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europäische Öffentlichkeitsarbeit und Kommunikation europäisches sozial- und Wirtschaftsmodell europäische Asyl- und Flüchtlingspolitik Klimaschutz und europäische energiepolitik Gemeinsame Außenpolitik Jugend und Bildung
unsere Ziele
Forcierung des eu-weiten Atomausstiegs!
eu-energiepolitik als Vorreiterin in der umsetzung des Kyoto-prozesses!
unsere Forderungen
Die europäische union soll …
… den energie-Binnenmarkt weiter ausbauen und den strommarkt liberalisieren.
… für den eu-weiten Atomausstieg werben. Hierzu soll die eu insbesondere
dieMitgliedsstaatenauffordern,nationaleZeit-plänefürdenAusstiegvorzulegen.
fürdieProblematikderEndlagerungsensibilisieren.
einenEU-weitenSicherheitsplanfüreinenStörfallerarbeiten,insbesonderefürdieBallungsgebiete.
… regenerative energien fördern. Wir fordern insbesondere,
mehrfinanzielleAnreizefürregenerativeEnergienzuschaffen.
dieForschungzualternativerEnergiegewinnungzufördern.
einenEU-weitenEnergiemixzufördern.
denTechnologietransferinEntwicklungs-undSchwellenländerzufördern,insbesondereimBereichregenerativerEnergien.
… über energieeffizienz aufklären und darüber hinaus
dierechtlichenAuflagenfürEnergieeffizienzerhöhen.
… eine einheitliche energie-Außenpolitik betreiben. Dazu soll die eu
vonEnergielieferländernunabhängigerwerden,z.B.vonRussland.
stärkermitdengroßenEnergieverbrauchern-USA,China,Indien–mitdemZieleinerbesse-renEnergieeffizienzzusammenarbeiten.
dieweltweiteVorreiterrollefürdenKlimaschutzübernehmenundausbauen.
denPost-Kyoto-Prozessforcieren.
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europäische Öffentlichkeitsarbeit und Kommunikation europäisches sozial- und Wirtschaftsmodell europäische Asyl- und Flüchtlingspolitik Klimaschutz und europäische energiepolitik Gemeinsame Außenpolitik Jugend und Bildung
unsere Ziele
Bessere entscheidungsfindung in der europäischen Außenpolitik!
strategien im umgang mit Drittländern im spannungsfeld zwischen erweiterung und Außenpolitik entwickeln!
unsere Forderungen
Die europäische union soll …
… Demokratie innerhalb der eu auch in außen-politischen entscheidungen leben und
denkleinenMitgliedstaatenmehrMitsprache-rechtsichern.
… die reformen der europäischen Verfassung umsetzen,
insbesondereeine/ngemeinsame/nEU-Außen-ministerInernennen.
dieneuenEntscheidungsregelninderGASPumsetzen.
… die flexible Zusammenarbeit zwischen mit-gliedstaaten mit gleichen Interessen erleich-tern (z. B. gemeinsame Initiativen zwischen Deutschland und polen an der Ostgrenze der eu).
… einen Kriterienkatalog erarbeiten, der die Zusammenarbeit mit Nicht-eu-staaten regelt. Nach unseren Vorstellungen sollte die eu insbesondere
AlternativenzurErweiterungentwickeln.
diebestehendeEUkonsolidieren,ihreGrenzenfestsetzenundkeineweiterenBeitrittsverhand-lungenmehraufnehmen.
Strategienentwickeln,wieLänderohneAus-sichtaufEU-MitgliedschaftinihremDemokrati-sierungsprozesszuverlässigunterstütztwerdenkönnen.
… das Gewicht des europäischen parlaments als repräsentant der europäischen BürgerIn-nen durch größere parlamentarische Kontrolle in der eu-Außenpolitik stärken.
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europäische Öffentlichkeitsarbeit und Kommunikation europäisches sozial- und Wirtschaftsmodell europäische Asyl- und Flüchtlingspolitik Klimaschutz und europäische energiepolitik Gemeinsame Außenpolitik Jugend und Bildung
unsere Ziele
Austausch- und Jugendprogramme für alle Bildungs- und Gesellschaftsschichten öffnen!
Jugendliche für europa öffnen!
unsere Forderungen
Die europäische union soll …
… Austausch- und Jugendprogramme verbes-sern, und zwar anhand folgender Initiativen:
existierendeProgrammeandenSchulenbesserbekanntmachen.
möglichstfrühmitJugendaustauschundSprachförderungbeginnen,damitderGemein-schaftsgedankefesterBestandteildeseuropä-ischenDenkensderJugendwird.
diefinanzielleAusstattungexistierenderProgrammeverbessern.
dieBürokratiebeimBeantragenderEU-Programmeverringern.
GeschichteundpolitischesSystemderEUimRahmenderdiversenAustauschprogrammebesservermitteln.
… das Thema europa im unterricht stärken:Mitgliedstaatendazuauffordern,EuropaundeuropäischeGeschichtefrüherundstärkerimUnterrichtzubehandeln.
neueMediennutzen,umeinenstrukturierteneuropaweitenvirtuellenAustauschjungerMenschenperInternetzuermöglichen.
KooperationsprojektewiedieSchaffungdesdeutsch-französischenGeschichtsbuchsauchinanderenThemenbereichenundfürandereLänderunterstützen.
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Das junge europa in der Diskussion eine junge Agenda für europa:
Herausforderungen für die deutsche eu-ratspräsidentschaft?
VertreterInnenderEuropäischenKommissionunddesAuswärtigenAmts,PolitikerInnenundWissen-schaftlerInnenhabensichineinerPodiumsdiskussionmitderjungenAgendafürEuropaauseinanderge-setzt.Fazit:DieThemenderjungenAgendasindauchdieThemenderdeutschenEU-Ratspräsidentschaft–aberdieAkzentesindandersgesetzt.
20-20-20: die europäische Formel für den Klimaschutz
EnergieundKlimaschutzsindlautderjungenAgendaeine große Aufgabe für die Europäische Union(EU).Dies istaucheinezentraleFragestellungderdeutschenRatspräsidentschaft.DieEUsei imDia-logmitRusslandundanderenwichtigenEnergie-lieferländern,umdieVersorgungssicherheitderEUmitEnergiezugewährleisten,soDr.HardyBöckle,stellvertretenderLeiterdesArbeitsstabs ‚Deutsche
EU-Ratspräsidentschaft2007’imAuswärtigenAmt.UmeineSteigerungderEnergieeffizienzgingeesdarüberhinausinGesprächenmitdengrößtenEner-gieverbraucherländern.DiedeutscheRatspräsident-schaftwollefernerdeninternationalenKlimaschutzvoranbringen,imRahmendesKyoto-ProtokollsundaufBasisdesvereinbarten2-Grad-ZielsfürdieZeitnach2012.Zielsei,demKlimawandelwirksamzubegegnenundlangfristigePlanungssicherheitfürIn-vestitionenininnovative,energiesparendeTechnolo-giensowieerneuerbareEnergienzuschaffen.
AlsAntwortaufdiejungeAgenda,dievorallemdenAtomausstiegfüralleeuropäischenMitgliedstaatenfordert,sagteDr.GerhardSabathil,LeiterderVertre-tungderEU-KommissioninDeutschland,dieAtom-politikderEUseikeinZielansich,höchstenseinInstrument.DasHauptziel sei:20ProzentwenigerEnergiezuverbrauchen,20ProzentwenigerTreib-hausgaseauszustoßenunddenAnteilregenerativerEnergienetwazuverdreifachenunddamitauf20Prozentzuerhöhen.
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EuropamüssedieGlobalisierungvorallemgestalten,fordertDr.IngolfPernice,ProfessorfüreuropäischesVerfassungsrechtanderHumboldtUniversitätzuBer-lin.Wichtigsei,„eigenePflöckeeinzuschlagen“.Vo-raussetzungendafürseien Investitionen inBildungundQualifizierunginEuropa.„LeiderhatdieQuali-tätderBildungnichtmitdemwirtschaftlichenundtechnologischenFortschrittinEuropamitgehalten“,ergänzteKommissionsvertreterSabathil.
Hin zu einer europäischen einwanderungspolitik
EinhumanesEuropa–auchfürMenschenausande-renLändern–stehtferneraufderjungenAgenda;indenAugenderjungenVerfasserInnendarfdieEUkeinBollwerkgegenFlüchtlingesein.Damitarmuts-bedingteMigrationgarnichtersterforderlichwird,müssen auch deren Ursachen bekämpft werden,wirtschaftlicheaberauchumweltpolitische.„Wirschi-ckendieAsylbewerberimwahrstenSinnedesWor-tesoftzurückindieWüste“,sagteauchProf.Per-nice.DienotwendigeVerquickungvonKlimaschutz,Energiesicherheit,Technologietransferundeinemfai-renHandelwerdebesondersinderAsylpolitikdeut-lich.UrsachenbekämpfunghabedaheroberstePrio-rität,nichtdieErleichterungderAsylverfahren,sodieMeinungdesWissenschaftlers.DerAnsatzeinerrei-nenAsyl-undFlüchtlingspolitikseizukurzgegriffen,kritisiertseinerseitsGerhardSabathil.„WirbraucheneineeuropäischeEinwanderungspolitik“.VordemHintergrunddesdemografischenWandelswerdeEu-ropasonstimmerleerer.
soziale mindeststandards, aber kein protektionismus
DiejungeAgendafordertnichtnureinumweltbe-wusstes,sondernaucheinfairesundsozialesEuropa.DieMenschendürfennichtinsAusmanövriertwer-den.EuropamussIdeen,HoffnungenundMobilitätfüralleMenschenschaffenundeinGegengewichtzudennegativenEffektenderGlobalisierungbil-den.Diesoziale,aufSolidaritätbasierendeInfrastruk-turseiinallenMitgliedstaatenderEUTeildeseuro-päischenWirtschaftserfolges,betonteDr.AngelicaSchwall-Düren,MitglieddesBundestagesundStell-vertretendeVorsitzendederSPD-BundestagsfraktionfürAngelegenheitenderEU.SieunterstütztedieFor-derungderjungenAgendanachsozialenMindest-standards,dasichdadurchdieLebensstandards indeneinzelnenLändernangleichenwürden.„Min-deststandardstragendazubei,dieÄngstezuschwä-chen,dassdieanderenetwasvonunseremreichge-decktenTischwegnehmen“,sodieSPD-Politikerin.SiesprachsichdaherfürMindestlöhneinalleneu-ropäischenLändernaus,eineForderung,diebeidenJugendlichenumstrittenwar.DennochkönneundsolledieEUkeinabgeschirmterSchutzraumvordeminternationalenWettbewerbsein.„ProtektionismusistkeineLösung“,betonteSchwall-Düren.„GeradeunseroffenerMarkthatzueinemhohenwirtschaft-lichenWohlstandbeigetragen.“
Dr. Angelica schwall-Düren, mdBStellv.VorsitzendederSPD-Bundestags-fraktion,MitgliedimAusschussfürdieAngelegenheitenderEuropäischenUnion
prof. Dr. Ingolf perniceDirektordesWalter-Hallstein-InstitutsfürEuropäischesVerfassungsrechtanderHumboldt-UniversitätzuBerlin
Dr. Gerhard sabathilLeiterderVertretungderEuropäischenKommissioninDeutschland
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europa kommunizieren
EuropahateinKommunikationsproblem,soeinwei-teresFazitderStudentInneninderjungenAgenda.DasInteresseanEuropaistgroß,dasWissengering,bestätigteauchSabathilausSichtderEuropäischenKommission.ImBereichBildungundVermittlungseidieEUnochimHintertreffen.GeradebeimSprachen-lernengebeesDefizite.„Bei23offiziellenAmtsspra-chenkommtesvor,dasswirinEuropaaneinandervorbeireden.LeidersprechenimmernochknappdieHälfteallerEU-BürgerInnenkeineFremdsprache“,stellteSabathil fest.Die jungeAgendabietethierkreativeAnsatzpunktezurÜberwindungderKluftzwischenBürgerInnenunddempolitischenEuropa.
europa in Aufgaben denken
HatdieeuropäischeUnionihreendgültigegeogra-fischeGrößeerreicht,wo liegtdieFinalitätder In-tegration?Fragenwiediese,die immerwieder inderöffentlichenDebatteauftauchen,hältProf.Per-nicefürüberflüssig.„ObEuropaeinmaleinBundes-staatwird,woseineGrenzenkünftigeinmalliegen,dasalles lenktabvondendringendenProblemen,diewirheute lösenmüssen“, soderEuroparecht-ler.VielwichtigerseidieFrage,wasEuropaheuteist,wasesleistensollundwasestatsächlichleistenkann.DaherseiendieThemenderjungenAgendagenaurichtiggesetzt,denndieAgendawerfeeinenKatalogderFragenundAufgabenauf,fürdiedieJu-gendEuropaheuteundinZukunftbraucht.„Wennwirdaswissen,könnenwirunsfragen,obEuropainderjetzigenFormdieseAufgabenerfüllenkann.Wennnicht,müssenwirseineVerfassungentspre-chendändern.“
moderation: Dr. Barbara LippertStellv.DirektorindesInstitutsfürEuropäischePolitikBerlin
Dr. Hardy BöckleStellv.LeiterdesArbeitsstabs‚DeutscheEU-Ratspräsidenschaft2007’imAuswärtigenAmt
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An der erarbeitung der jungen Agenda haben mitgewirkt:
Als GastgeberInnen des europe-Cafés:
SebastianGröning,Junge Europäische Bewegung Berlin - Brandenburg
JensJenssen,Junge Europäische Bewegung Berlin - Brandenburg
MatthiasLehnert,Stipendiat der FES
MarcelLewandowsky,Stipendiat der FES
NicolaivonOndarza,Stipendiat der FES
JanaZitzler,Trainee, FES
Als TeilnehmerInnen:
RochBaranowskiAlexanderBindheimGerganaBulanovaGillesDelaunayMariellaFalkenhainWiebkeHampelRobertHeberRanaDeepIslamAlexandraJarotschkinStefanKöppeEvaKottenstedeLisaKrollZlatimiraKrumovaElinaMankerFelixMannLydiaMüllerIsabellaPooschCarolinaSachsMirandaSchillerHeidiSchulzeAnetteStimmerAnnikaStrateMatthieuVossTorbenVoßSarahWeihmannFelixWerdermannMarcWolfJunYang
undvieleandere
ISBN978-3-89892-640-9