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Zusammen/assung Die akute Toxiziti~t und die cancerogene Wirkung des Teers yore Rauch yon mit CC14 behandelten Tabaken (Maryland, Orient, Englisch, <~American Blend~) wurden an der weil~en Maus untersucht. Die Behandlung vermindert die LDso in Funktion des Nikotin- und Teergehaltes ~un durchschnittlich 20°/o, mit einem Maximum yon 33% filr den Marylandtabak ~md einem Minimum yon 7~/0 f'tir den Orienttabak. Die cancerogene Wirkung sank bei einem Orienttabak um 53,8 ~/o und bei einem ~American Blend ~)-Tabak um 49,2%. Die Behandlung verlfingcrt die notwendige Zeit zur Krebserzeugung beim Orienttabak um 34,9o/0 und beim (~ American Blend ,>-Tabak um 27,2%. Wir haben for Sie gelesen- Nous avons lu pour vous The Epidemiology of Cigarette Smoking in Rural School Children. BothweU P.W. Med. Officer 102, 125 (1959). (ref. in Bull. Hyg. (Lond.) 35, 5 (1960). I:hlrch Fragebogen wurden die Rauchergewohnheiten yon 8314 Schulkindern einer l~ndlichen Gegend untersucht. Der Anteil der Raucher yon mindestens einer Zigarette pro Woche stieg zwischen 11 und 15 Jahren bei Knaben yon 16~o auf 39~/0, bei M~dchen yon 2~o auf 16~o an. Der Wochendurchschnitt bei 15j~hrigen Rauchex~a betrug bei Knaben 18 Zigaretten, bei M~dchen 6 Zigaretten. )[ehr als die H~lfte der Knaben gaben an, dal3 sie ihre Rauchware yon Tabakl~den oder Automaten her h~tten, w~hrend die M~dchen sie meist ((yon Frelmden, erhalten hatten. Etwa ein Drittel der Knaben und Miidchen raueh- ten im Kino, nicht viel weniger aber zu Hause. Wie in anderen Untersuehungen wui3ten etwa die H~lfte der Eltern, da[3 ihre Kinder rauchten. Es hatte auf die Rauchergcwohn- heiten der Kinder keinen Einflul~, ob der Vater rauchte oder nicht. In Familien aber, in denen die Mutter rauchte, rauchten auch die Kinder viel eher. 81% der jungen Nicht- raucher-lmd 61~o der Raucher wul~ten, dal3 das Rauchen gesundheitssch~ligend wirkt. Schliei~lich wurden die Kinder gefragt, warum sie zu Rauchen angefangen h~tten. Als wichtigste Grfinde wurden genannt : sie h~tten es aus Neugierde versucht, die Zigaretten seien ihnen angeboten worden und {seltener) (~ um zu sein wie die andern,. Th. Abelin, Zilrich Smoking Habits of Young Soldiers. Richards, H.J.A.u. Crowdy, J.P. Brit. J.prev. soc. Med. 15, 84 (1961). 4381 Schiller einer milit~rischen Ausbildungsst~tte filr angehende Berufssoldaten und Lehrlinge wurden dutch Fragebogen fiber ihre Rauchergewohnheiten befragt. Zu Beginn der Dienstzeit mi~ 15 Jahren entsprachen die Rauchergewohnheiten den- jenigen gleich alter Schiller in anderen Erhebungen, indem 50°~) der Befragten regelm~ti3ig rauchten. Der Anteil der Raucher stieg dann an, um sich im Alter yon 18 Jahren mit 81°/o Rauchern yon fiber 40 Zigaretten pro Woche den Verh~ltnissen bei Erwachsenen anzugleichen. Die st~rkste ZLmahme erfolgte im 17. Altersjahr. In diesem Alter nahm auch der einzelne Raucher die Gewohnheiten des Erwachsenen an, indem es zum Beispiel kaum noch Raucher gab, die einen wSchentlichen Konsum yon unter zehn Zigaretten aufwiesen. Ein Vergleieh mit Angaben der Tabakindustrie zeigt, dab in der Armee bedeutend mehr Raucher sind als bei gleichaltrigen Leuten im Zivilleben. Als praktische Folgerung wird empfohlen, mit einer das Rauehen betreffenden Ge- sundheitserzieh~mg bei 13j~hrigen zu beginnen und sic bis zum ,'Ater yon 18 Jahren weiter- zufiihren. Die Hauptanstrengung mul3 bei den 15- und 16j~hrigen unternommen werden. Th. Abelin, Zfirich 454

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Zusammen/assung

Die aku t e Toxiziti~t und die cancerogene Wi rkung des Teers yore R a u c h yon m i t CC14 behande l t en T a b a k e n (Maryland, Orient, Engl isch, <~American Blend~) wurden an der weil~en Maus un te rsucht . Die Behandlung ve rminde r t die LDso in F u n k t i o n des Nikot in- und Teergehal tes ~un durchschni t t l ich 20°/o, m i t e inem M a x i m u m yon 33% filr den M a r y l a n d t a b a k ~md einem Minimum yon 7~/0 f'tir den Or ien t tabak . Die cancerogene Wi rkung sank bei e inem Or ien t tabak u m 53,8 ~/o u n d bei e inem ~ Amer ican Blend ~)-Tabak u m 49,2%. Die Behand lung verlfingcrt die no twendige Zeit zur Krebserzeugung be im Or ien t t abak u m 34,9o/0 und be im (~ Amer ican Blend ,>-Tabak u m 27,2%.

Wir haben for Sie g e l e s e n - Nous avons lu pour vous

The Epidemiology of Cigarette Smoking in Rural School Children. BothweU P.W. Med. Officer 102, 125 (1959). (ref. in Bull. Hyg . (Lond.) 35, 5 (1960).

I:hlrch F ragebogen wurden die Rauchergewohnhe i t en yon 8314 Schulkindern einer l~ndlichen Gegend un te rsucht . Der Antei l der Rauche r yon mindes tens einer Zigaret te pro Woche st ieg zwischen 11 und 15 J a h r e n bei K n a b e n yon 16~o a u f 39~/0, bei M~dchen yon 2~o a u f 16~o an. Der Wochendurchschn i t t bei 15j~hrigen Rauchex~a be t rug bei K n a b e n 18 Zigare t ten , bei M~dchen 6 Zigaret ten. ) [ehr als die H~lf te der K n a b e n gaben an, dal3 sie ihre R a u c h w a r e yon Tabakl~den oder A u t o m a t e n her h~t ten , w~hrend die M~dchen sie meis t (( yon F r e l m d e n , erhal ten ha t ten . E t w a ein Dr i t t e l der K n a b e n und Miidchen raueh- t en im Kino , n ich t viel weniger aber zu Hause. Wie in anderen Un te r suehungen wui3ten e twa die H~lf te der E l te rn , da[3 ihre Kinder rauchten . Es ha t t e a u f die Rauchergcwohn- hei ten der K inde r ke inen Einflul~, ob der Va te r r auch te oder nicht . I n Fami l ien aber, in denen die Mut te r rauchte , r auch ten auch die K inde r viel eher. 81% der jungen Nicht - r auche r - lmd 61~o der Rauche r wul~ten, dal3 das R a u c h e n gesundhe i t s sch~l igend wirkt . Schliei~lich wurden die Kinder gefragt, wa rum sie zu Rauchen angefangen h~t ten. Als wicht igste Grfinde wurden genannt : sie h~ t ten es aus Neugierde versucht , die Zigare t ten seien ihnen angebo ten worden und {seltener) (~ u m zu sein wie die a n d e r n , .

Th. Abelin, Zilrich

Smoking Habits of Young Soldiers. Richards, H . J . A . u . Crowdy, J .P . Brit . J . p r e v . soc. Med. 15, 84 (1961).

4381 Schiller e iner mili t~rischen Ausbi ldungss t~t te filr angehende Berufssoldaten und Lehrl inge wurden du tch Fragebogen fiber ihre Rauche rgewohnhe i t en befragt .

Zu Beginn der Diens tze i t mi~ 15 J a h r e n en tsprachen die Rauchergewohnhe i ten den- jenigen gleich a l te r Schiller in anderen Erhebungen , i ndem 50°~) der Befragten regelm~ti3ig rauch ten . Der Ante i l der Raucher stieg dann an, u m sich im Al te r yon 18 J a h r e n m i t 81°/o Rauche rn yon fiber 40 Zigaret ten pro Woche den Verh~ltnissen bei Erwachsenen anzugleichen. Die s t~rkste ZLmahme erfolgte im 17. Al ters jahr . I n diesem Al ter n a h m auch der einzelne R a u c h e r die Gewohnhei ten des E rwachsenen an, i ndem es zum Beispiel k a u m noch R a u c h e r gab, die e inen wSchentl ichen K o n s u m yon u n t e r zehn Zigare t ten aufwiesen.

E in Vergleieh m i t Angaben der Tabakindus t r ie zeigt, dab in der Armee bedeu tend m e h r R a u c h e r s ind als bei gleichaltr igen Leu ten im Zivil leben.

Als prakt i sche Fo lgerung wird empfohlen, m i t e iner das Rauehen betreffenden Ge- sundheitserzieh~mg bei 13j~hrigen zu beginnen und sic bis zum , 'Ater yon 18 J a h r e n weiter- zufi ihren. Die H a u p t a n s t r e n g u n g mul3 bei den 15- u n d 16j~hrigen u n t e r n o m m e n werden.

Th. Abelin, Zfirich

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P s y c h o l o g i c A s p e c t s o f S m o k i n g . Barry, M. J . , Jr. Proc. ~[ayo Clin. 35, 386 (1960).

Anl~131ich eines Staff-Meetings der Mayo-Klinik referierten die verschiedenen Faeh- vertreter fiber die Beziehungen ihres Spezialgebiets zmn Rauehen. Der Beitrag yon Barry beleuchtet interessante, selten besproehene und zum Tell umstri t tene psyehologisehe Zu- sammenh~nge.

Vorerst betont er, da2 das Rauchen als echte Sucht zu gelten habe und damit aueh ein psychologisches Problem sei. So habe, naeh Johnson (1942), eine Versuehsperson naeh Verabreichung yon 80 ~likotininjektionen vorgezogen, nicht mehr zu rauchen, sondern weiterhin Injektionen zu erhalten.

Der Autor unterseheidet zwischen der Psychologic des Jugendlichen, der zu rauehen beginnt, and des erwachsenen Gewotmheitsrauehers. Ftir den Jugendlichen is$ das Rauehen Symbol der Nichtanerkennlmg der elterlichen Autoritat , Symbol des (~ Aueherwaehsen- seins ~. Das Rauehen sei fdr ihn, tells unbewui]t, mit ~,Vtirde and Alter verbunden. Das erste Rauehen erfolge racist in Anwesenheit Gleichaltriger, die es gleichsam sanktionieren.

Auch beim Erwaehsenen spielt das Rauchen in Gesellschaft eine wichtige Rolle and kann als (~ orale Gemeinschaftshandlung, dem Essen, Trinken and gemeinsamen Singen gleiehgestellt werden. Wenn sich jemand davon aussehlieBt, so schliei]t er sich zugleich aus der Gemeinsehaft aus. Das erkl~re auch die Uberredungsktinste, mitzutrinken, mitzuessen und mitzurauehen.

Ein weiterer Faktor sei die orale Bet~tigung als Lusthandlung. Sie diene beim Klein- kind als Gegengewieht bei Anstrengung and Aufregtmg and spiele auch beim Erwach- senen die gleiche Rolle. Daher werde beim Aufgeben des Rauchens h~ufig Ersatz in einer anderen oralen T~tigkeit gesucht, wie N~tgelbeil~en, kompulsivem Essen, Trinken, Kau- gummi kauen oder SiiBigkeiten lutschen.

Der Autor gelang~ zum SchluB, da2 reine Vernunftsgrtinde bei einer Aktion gegen das Rauchen kaum Erfolg baben werden. Th. Abelin, Ziirich

Efficacy of an Anti-Smoking Campaign. Cartuwight, Ann, 3lartiT~, F. M. u. Thomson, J . G. Lancet, 1960/1, 327.

Mit einem Kostenaufwand yon 4350 englischen Pfund und weiteren Beitr'~igen ~ r d e Ende 1958 in Edinburg eine grol3e Aufki~rungsaktion tiber Rauchen und Lungenkrebs durchgeffihrt. Als Mittel dienten : Zeitungsinserate and Artikel kompetenter _;krzte in den grol3en Zeitungen, mit Photographien, Beitr~gen im Sportteil usw.; Plakate an den Plakat- w~nden, in Autobussen, Fabriken, Gesch~ften, Biiros lind Klubs; Verteilung einer Bro- schfire in einer Auflage yon 30000 Exemplaren and yon 150000 yon einem der bekann- testen Graphiker entworfenen Flugbl/~ttem; ein pers6nliches Schreiben des Stadtarztes, das in jeder Haushaltung abgegeben wurde; Versammhmgen, bei denen ~rz te vor fiber 2 600 Lehrern Vortr~ge hielten; Filme, Mitwirkung yon Radio trod Television.

Um sich ein Bild fiber die Wirksamkeit dieser Kampagne zu machen, ffihrten die Autoren eine Befragung yon je 590 zuf~llig ausgelesenen Erwachsenen vor und nach der Aktion dutch und verglichen die Ergebnisse miteinander. Das Resultat war entt~uschend :

- Es bestand kein sicherer Anhaltspunkt, dab die Kampagne Leute zum Aufgeben des Rauchens brachte.

- Ein Teil der befragten Personen glaubte, daft sic die Kampagne zur M~il3igung bewogen habe; die angegebenen Tabakmengen waren aber nicht niedriger als vorher.

- Der Tabakverkauf blieb unver~ndert. - Schon vor der Kampagne hat ten 98% davon geh6rt, daf3 das Rauchen als Ursache

yon Lungenkrebs besehuldigt werde. Viele glaubten aber nicht an diesen Zusammen- hang. Obwohl w~brend der Aktion die Argumente dargelegt wurden, wollten anschlie- l~end ebenso wenige Leute daran glauben.

- Dagegen war die Bereitschaft gr6~er, zu glauben, dat~ Rauchen Kurzatmigkeit , Hu- sten and Herzkrankheiten verursache - Beschwerden, die in der Kampagne gar nicht erw~hnt worden waren.

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- Vor und naeh der I~ampagne erkl/~rten etwa 2/5 der Raucher, dal] sic gerne zu Rauchen aufla6rten, wenn sie k6nnten. Als Grund wurden, wie in anderen Untersuchungen der- setben Antoren, meistens die damit verbundenen Kosten genannt .

- Etwa ein Fiinftel der nach der Aktion Befragten wuBten nicht, dab eine Kampagne stattgefunden hatte. Die Autoren gehen n~her darauf ein, welche :~VIitteilungsarten das Publ ikum besonders

anzusprechen wulSten n n d wie die verschiedenen BevSlkerungsgruppen darauf reagierten. Obwohl der Tabakkonsum w~hrend der Aktion nicht abnahm, glauben sic, dais dutch sic junge Leute vor d e n Rauchen abgeschreckt worden seien. Schliefllich besprechen sic die MSglichkeit, in einer sp~teren Aktion grSl3eres Gewicht auf die finanzielle Seite und die weniger schwerwiegenden gesundheitlichen Folgen des Rauehens zu legen, da die BevS1- kerung nach den Ergebnissen dieser Umfrage eber bereit ist, diese Faktoren ins Bewul3t- sein aufzunehmen. Th. Abelin, Zfirich

Characteristics of Smokers compared with non Smokers in a Population of Healthy Joung Adults, including Observations on Family History, Blood Pressure, Heart Rate, Body Weight, Cholestorol and Certain Psychologic Traits. Thoma~ Caroline B. Ann. Intern. Med. 1960, oct. v. 53, No. 4. 697-718 (21 refs.).

Studenten, die zwischen 1948 und 1957 in die Johns Hopkins Medical School eintraten, wurden fiber Details ihrer Rauchergewohnheiten ausgefragt, was irn :Rahmen einer lang- dauernden Studie fiber die Vorformen yon Bluthoehdruck trod Koronarthrombose geschah. Total wurden in den zehn Jahren 787 Studenten registriert; 749 nahmen freiwillig teil an der Studie, und fiber die Rauchergewohnheiten wurden yon 657 (597 M~nner und 60 Frauen) Auskfinfte erhalten.

Raucher und lgichtraucher waren sich /~hnlich Ftir die meisten untersuchten Eigen- sehaften, jedoch t ra ten einige signifikante Unterschiede zutage. Ffir die Raucher als ganze Gruppe ergab sich: 1. hiiufiger eine mit Bluthochdruek behaftete Elternanaxnnese; 2. H6here Rtthewerte ffir Herz- und Pulsfrequenz; 3. H6here Sernmcholesterinwerte; 4. Mehr iibergewichtige Individuen; 5. H/~tdiger Angst -undEssensdrangin Stressituationen und seltener verminderte Aktivit/~t.

Keine signifikanten Differenzen bestanden zwischen I~auchern und Nichtrauehern in bezug auf: 1. Reaktion yon Blutdruck und Herzfrequenz auf einen K~ltetest, einen .4~rbeitstest und einen ballistokardiographischen Itauchertest; 2. Akademischer Erfolg; 3. Die meisten Vaxiablen des Rorschachtests.

~l~hnliche Unterschiede im Cholesteringehalt des Serums zwischen Rauchern und Nicht- rauchern fand man einige Jahre friiher in Finnland ffir M/inner yon 20-59 Jahren (Kar- vonen et al. 1959, v. 34, 766). Es scheint demnach wahrscheintich, dal] die gefundenen Unterschiede realer Natur seien.

Auf Grtmd des heutigen ~rissens ist es unm6glich zu sagen, ob diese Unterschiede zwischen den Gruppen genetischer Art seien, oder ob sic eine ~Virkung des Rauehens dar- stelten. Die Unterschiede in den Elternanamnesen weisen darauf lain, dab ein Tefl der Ab- weichungen eine genetische Ursache haben k6nnte. Die Verteilungskurven aller unter- suchten Eigensehaften zeigen starke l~berlappungen zwischen den Gruppen, und wenn gewisse Unterschiede gcnetischer Natur sind, so geh6ren sie doch sehr unwahrscheinlich zu den gleichen Genen.

R. Doll, abstr, in Bull. Hyg. 36, 516 (1961) fibersetzt yon K. Bdttig

Personality and lung cancer. Kissen D.M. & Eysench H . J . (Correspondende) Brit. Med. J. 1961, Apr. 15, 1107.

I n einer f_Niheren Untersuehtmg (Bull. Hyg. 1960, v. 35, 840) wurde berichtet, dal] eine Pers6nlichkeitsstudle an Rauchern die Hypothese stfitze, wonach ein erblich bedingter Pers6nlichkeitstyptm Beziehungen zu den Rauchergewohnheiten aufweise. Die Zigaxetten- raucher waren signifikant h~ufiger extrovertiert als die Nichtraucher; und es wurde die

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Erwaxtung ge~ui~ert, dal~ sie auch h~ufiger neurotiseh wfixen, was sieh dann aber nieht best~tigte. Aus den Ergebnissen wxtrde geschlossen, ~ dal~ sic das Rauchen als Ursaehe yon Lungenkrebs nieht aussehliel3en, aber dab sie es wahrseheinlieher machen, dal3 sowohl das Rauchen, wie der Lungenkrebs einen gemeinsamen kausalen Hintergrund in gewissen genotypischen Faktoren haben. Die einleuehtendste ttypothese w~ire jedenfalls, dab extrovertierte PersSnliehkeiten rascher leben, starker trinken, h~ufiger rauchen, ein un- regelm~13igeres Leben f'dhren, sp~,ter zu Bette gehen, und sich ganz allgemein mehr ,aus- leben'. Aus diesem Gmmde kSnnten Extrovertierte a) ihre Widerstandskraft gegeniiber Krankheiten vermindern und b) sieh selber mehr allen mSglichenBedingungen exponieren, die ihrerseits Ursachen des Lungenkrebses sein kSnnten. Daher sollte eine direkte Studie unternommen werden fiber die PersSnlichkeitsstruktur yon Opfern des Llmgenkrebses. Wenn diese extrovertierter gelebt h~tten als eine sorgf~tig ausgelesene Kontrollgruppe, wiirde sieh eine wesenttiehe Stfitzung der vorgeschlagenen Hypothese ergeben. ~>

Eine solche Direktstudie wurde nun durchgeftihrt, und ihr Ergebnis, das in diesem Brief kurz zusaznmengefal3t wurde, sttitzt die vorgeschlagene Hypothese in keiner Weise. Die 116 ausgew~hlten Lungenkrebspatienten sind nieht signifikant, ja nicht einmal ange- deutet extrovertierter als die 123 Kontrollpatienten, und im Gegensatz zu der Erwartung sind sie signifikant seltener neurotisch als die Kontrollpatienten.

A. Bradford Hill, abstr. Bull. Hyg. 36, 729-730 (1961), iibersetzt yon K. B~ttig

Possible Biological Effects of Electrically Charged Particles in Tobacco Smoke. Kingdon K.H.Natu re , 1961, Jan. 21, v. 189, 180-182, 2 figs.

Eine brennende Zigarette produziert kleine Ionen, wahrscheintich durch Hitzeioni- sation yon Kalium, das immer in geniigenden Mengen vorhanden ist. Nach ihrer Ent- stehung in der brennenden Spitze werden diese Ionen yon der Spitze durch die Brownsche Bewegung und elektrische Kr~fte in der Zigarette wegbewegt. Auf Gmmd der Berechnung der in der Zigaxettenspitze erzeugten Ionen mul3 man annehmen, dal3 ein Raucher, solange er eine Zigarette raucht, ungef~hr 2 × 105 Ionen/cm 3 Luft einatmet. Diese Konzentrat ion ist rund tausendmal grSi3er als jene, die man in einem gewShnlichen Schlafzimmer in der Stadt findet, wenn nicht geraueht wird. Zugunsten der Hypothese, dal3 diese Ionen und nicht irgendwelche cancerinogene Stoffe in tier Zigarette die Ursaehe des Lungenkrebses sei, spreehen die folgenden drei Beobachtungen. I. Die Zigarette ist immer eine staxke und kontinuierliche Quelle yon Ionen, w~hrend Pfeifen und Zigarren dies nicht sind. 2. Die tieferen Teile der Bronchien kSnnen durch kleine Ionen viel leichter erreicht werden als dutch 0,5 Mikron groBe TrSpfchen. 3. Die W'irkung yon kleinen Jonen kSnnte durch Inhalationsversuche der iiblichen Art mit M~usen nieht demonstriert werden. Diese Hypo- these wird daher vorgeschlagen als eine alternative Forschungsrichtung. auf die weiter eingegangen werden sollte.

A. Bradford Hill in Bull. Hyg. 36, 517 (1961), iibersetzt yon K. B~ittig

Atmospheric Pollution and Lung Cancer. P . J . Lawther und R . E . Waller: Trans. Ass. industr, reed. Off. 9, 5-8 (1959). (Ref. in APCA-Abstracts 6, Nr. 8 (1961), Ref. Nr. 3465.)

iu/tverunreinigung und Lungenkrebs. Die Todesf~tle durch Lungenkrebs haben in England und Wales stets zugenommen, yon 3432 im Jahre 1936 auf 8110 (1946) und auf 18186 im Jahre 1956. Man kann vermuten, dab dabei die Luftverunreinigung eine urs~ch- fiche Rolle spielt, da einerseits Stadtluft als karzinogen bekannte Stoffe, wie 3,4-Benz- pyren, enth~lt, andererseits die Krankheit h~ufiger in der Stadt als auf dem Lande vor- kommt. ~eben dem bekannten mad ubiquit~r vorkommenden 3,4-Benzpyren kommen in der Stadtluft andere Karzinogene vor, wie 1,2-Benzanthracen, 1,12-Benzpyren, Benzol, Chrysen, Epoxide, Arsenik und sieher weitere, deren Identifizierung bevorsteht. Es ist gef~hrlich, aus Tierexperimenten weitgehende Riickschlfisse auf die Pathogenese des mensehtiehen Lungenkrebses ziehen zu wollen.

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Trotz sehr geringer Luftvertmreinigung konnte in Norwegen ein stark vermehrtes Auftreten von Lungenkrebs in St~dten gegenfiber dem Lande festgestellt werden. Es bestehen direkte Beweise, dat~ Niehtraueher, die in groi3en St~dten leben, flit Lungen- krebs gefahrdeter sind als Landbewohner.

Der Dieselmotor ist eine neue Quelte der Luftverunreinigung; er ist aber noch nicht lange genug gebraucht worden, urn bereits Ftir das vermehrte Vorkommen yon Lungen- krebs verantwortlich sein zu k6nnen. Untersuchtmgen in Garagen der Londoner Ver- kehrsbetriebe zeigten in einer Winternacht gleiche 3,4-Benzpyren-Konzentrationen wie in der Aui3enluft. I n einer klaren Sommernacht fand man, dal~ die Autobusse der Luft etwas Benzpyren beiffigen konnten, alterdings kaum einen Zehntel des im Winter ge- messenen AuBenluftwertes. Medizinische Untersuchungen bei den Arbeitern zeigten nieht die vermehrte H~ufigkeit yon Lungenkrebs, wie sie bei einer urs~ehlichen Beteili- gung yon Dieseldampf h~tte erwaxtet werden mfissen.

Die Autoren kommen zum Sehlul3, da~ das Zigarettenrauchen ffir den Lungenkrebs ein Faktor yon fiberragender Bedeutung ist, w~hrend die Luftverunreinigtmg nur eine nebens~chliche Rolle spielt. Th. Abelin, Zfirich

Neue B i i c h e r - Nouveaux livres

Symposium fiber Krebsprobleme. Arbeitstagtmg des Beratungsausschusses fiir Krebs- forschung beim Kultusminister inm des Landes Nordrhein-Westfalen. Am 27. und 28. Jun i 1960 in Dfisseldorf. Zusammengestellt von K. G. Ober, H. M. Rauen, J. Schoen- ~nacbers, J . Za~der. Springer-Verlag, Berlin, Gbttingen, Heidelberg. Mit 91 Abbildun- gen, IV, 176 Seiten Gr. 8 °. 1961. Ladenpreis: D~¢[ 42.-.

An dieser Tagung kamen veI~ehiedene Aspekte der Krebsforschung zur Erbrtertmg, wobei besonders die Grundlagenprobleme der Morphologie, der Biochemie und der Endo- krinologie yon Tumoren im Vordergrunde standen. Ffir den interessierten Leser mag da- her die Aufz~hlung der behandetten Themen wertvoller sein als der Versuch, auf einzelne Referate der Tagung n/~her einzugehen. K.G. Ober sprach fiber die Fr/Lherkennung des Karzinoms der Zervix. H. Sehulz referierte fiber die submikroskopische Morphologie menschlicher Tumoren, wobei e r v o r allem tiber Viren und virus~ihnliche Strukturen sprach. E. Langer zeigte Unterschiede zwischen dem submikroskopischen Bau des Darm- und des Bronchialkarzinoides aufo H. Breuer berichtete iiber die Biochemie verschiedener hormonempfindlicher Tumoren. R. Buchholz sprach ~iber die Hamgonvxlotropine bei weiblichen Genital-Karzinomen; J. Zander fiber in vitro Studien an Ovarien mit abnormer Hormonbildung. Die klinisehe Therapie und die Biochernie der Zytostatika bildeten den Gegenstand yon Referaten yon H. Themann, C. G. Schmidt, H.'OI~wald, H. M. Rauen und ~V. Sehulemann. H. Kersten und W. Kersten beschrieben Versuche tiber die ~Vir- k~mg von Aktinomyzin auf Mikroorganismen und die Reaktion dieses Stoffes mi t DNS und RNS. Zum Sehlut~ er6rterte G. Oberhoffer die Kriterien einer einwandfreienMethodik in der therapeutischen Krebsforschung. K. Bgttig, Zfirieh

Vererbung bei Mensch und Tier. Eine Einffihrung in die Genetik. Von Prof. Dr. Hedi Fritz- Niggll, Leiterin des Strahlenbiologischen Laboratoriums, Kantonsspital Zftrich. 2. ver- besserte Auflage, 1961. XI][, 268 Seiten, 129 Abbildungen, 55 Tabellen, Gr. 8 °. Georg Thieme Vertag, Stuttgart, laminierter Kar tonband DM 19.80, Ganzleinen D• 23.-.

Seitdem dieses Buch in der ersten Auflage erschienen ist, hat die Forschung eine Reihe neuer grundlegender Tatsachen herausgearbeitet, die in dem neuen Band mitbe-

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