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Mehr Schutz! Wir kämpfen für unseren Vertrag! Ab Frühling: Streiks auf Baustellen in der ganzen Schweiz. Mehr Schutz Stopp Lohndumping Weiterhin Rentenalter 60

Wir kämpfen für unseren Vertrag! Mehr Schutz Stopp ... · Kämpfen wir gemeinsam für einen Vertrag mit mehr Schutz! Die Bauwirtschaft läuft wie geschmiert. Die Auftragsbücher

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Mehr Schutz!

Wir kämpfen für unseren Vertrag!

Ab Frühling: Streiks auf Bau stellen in der ganzen Schweiz.

Mehr Schutz Stopp Lohndumping Weiterhin Rentenalter 60

Kämpfen wir gemeinsam für einen Vertrag mit mehr Schutz!

Die Bauwirtschaft läuft wie geschmiert. Die Auftragsbücher sind voll, die Umsätze hoch und die Baupreise gestiegen. Trotzdem jammern die Baumeister. Sie verweigern den Bauarbei-tern einen Landesmantelvertrag (LMV) mit mehr Schutz. Schutz vor Lohndumping, Schutz bei Schlechtwetter und wirtschaftlichen Schutz bei Krankheit und Unfall.

Der Baumeisterverband lehnt auch eine an-ständige Lohnerhöhung für alle ab. Dabei gibt es verschiedene Firmen, die allen Bauarbei-tern für 2012 eine generelle Lohnerhöhung von 100 Franken zahlen. Genau das hatten die Gewerkschaften gefordert. Das zeigt: Unser Vorschlag war vernünftig und für die Firmen auch verkraftbar.

Im Kampf um den LMV geht der Baumeister-verband noch weiter und stellt das Rentenalter 60 in Frage. Er will den immer noch gültigen Vertrag für das Rentenalter 60 so nicht mehr weiterführen.

All dies ist ein Frontalangriff auf die Würde je-des einzelnen Bauarbeiters. Doch die Bauar-beiter lassen sich das nicht bieten. Sie kämp-fen für mehr Schutz und gegen Lohndumping. Mit Streiks ab diesem Frühling werden sie den Angriff auf ihr Rentenalter 60 genauso abweh-ren, wie sie einen neuen, besseren LMV er-kämpfen werden.

Hansueli Scheidegger, Sektorleiter Bau Unia

Der Druck auf dem Bau hat massiv zugenommen. Damit die Gesundheit der Bauarbeiter nicht leidet, braucht es mehr Schutz.

Es braucht mehr Schutz. Das war die klare Forderung von über 16 000 Bauarbeitern, die sich an einer breiten Umfrage der Ge­werkschaften beteiligt haben:

Wenn bei Schlechtwetter die Gesund­heit der Bauarbeiter in Gefahr ist, dann müssen die Arbeiten eingestellt werden. Gewerkschaften und Baumeister haben eine Vorschlag ausgehandelt, damit dies für die Firmen und die Bauarbeiter ohne finanziellen Verlust möglich ist.

Bauarbeiter brauchen auch bei Krank­heit und Unfall den vollen Lohn.

Es braucht endlich einen Kündigungs­schutz für ältere und gewerkschaftlich aktive Bauarbeiter.

Die Bauarbeiter brauchen einen Landes­mantelvertrag mit mehr Schutz. Und sie haben ihn verdient.

3.15 Euro pro Stunde:

Stopp LohndumpingDen bisher schlimmsten Fall haben die Gewerkschaften in Aclens, Kanton Waadt, aufgedeckt: Portugiesische Maurer arbeite­ten für 3.15 Euro pro Stunde. Ein Schwei­zer Auftraggeber hat die Arbeiten an einen deutschen Generalunternehmer vergeben. Dieser beschäftigte dann portugiesische Bauarbeiter zu Hungerlöhnen. Ähnlich war es auch in Bern: Slowenische Bauar­beiter haben für 5 bis10 Euro pro Stunde Abbrucharbeiten durchgeführt. Und sie mussten dann auch gleich noch im zwei­ten Untergeschoss der Baustelle wohnen. Und schliesslich in Genf: Wiederholt stell­te die Unia Löhne von knapp 10 Euro pro Stunde fest. Wegen diesem illegalen Lohn­dumping kommen alle Löhne auf Schwei­zer Baustellen unter Druck. In der Schweiz gelten Schweizer Löhne. Die Bauarbeiter machen einen harten Job und haben einen anständigen Lohn ver­dient. Mit ein paar Euros kann niemand in diesem Land leben.

Lohndumping darf sich nicht lohnenMit dem heute gültigen System werden Baufirmen, die Aufträge zu Dumpingprei­sen an Subunternehmen weitergeben, be­lohnt. Sie können billiger offerieren, weil ihre Subunternehmer die vorgeschriebe­nen Mindestlöhne nicht einhalten. So werden die Preise in der ganzen Branche kaputt gemacht. Darunter leiden die Bau­arbeiter und auch die anständigen Baufir­men. Der Vorschlag der Gewerkschaften: Solidarhaftung für die Löhne. Wenn Bau­firmen heute Aufträge an Dritte weiterge­ben, dann haftet trotzdem die erste Bau­firma für die Qualität der Arbeit. Genauso soll es auch bei den Mindestlöhnen sein. Verletzt ein Subunternehmer die Min dest­

lohnbestimmungen, dann haftet die erste Baufirma – egal ob sie die Arbeiten selber ausführt oder an Dritte weitergibt. So wür­de sich Lohndumping mit Unterakkor­danten für die Firmen nicht mehr lohnen.

Es braucht einen neuen Landes man tel vertrag (LMV) mit mehr Schutz. Nur so können wir uns gegen Stundenlöhne für Bauarbeiter von nur noch ein paar Euros wehren.

«Ich bin ganz klar für die Solidarhaftung». Dies sagt der Direktor des Schweizerischen Maler- und Gipserunternehmerverbandes, Peter Baeris wyl. Sonst werde das Gewerbe mit Dumping-Subunternehmungen kaputt gemacht. Ähnlich tönt es von Baumeistern aus dem Tessin und der Romandie. Nur die SBV-Spitze verweigert sich konkreten Lösungen und ist dadurch verantwortlich für den Preis-zerfall auf dem Bau.

Löhne hinken hinterherImmer weniger Bauarbeiter bauen immer mehr. Im letzten Jahr ist der Umsatz um 3,5 Prozent gestiegen und die Zahl der Bau-arbeiter um 3,1 Prozent zurückgegangen. Das heisst: Die Produktivität steigt. Für die Bauarbeiter bedeutet das: Mehr Stress und mehr Risiko. Doch die Bauarbeiter haben fast nichts für ihren grossen Einsatz bekom-men. Die Löhne hinken der Produktivität hinterher.

Unwürdige Wohnbedingungen und Dumpinglöhne haben die Gewerkschaften in den vergangenen Monaten wiederholt aufgedeckt. In diesem Abbruchobjekt wohnten fünf bosnische Arbeiter in ei-ner Dreizimmerwohnung. (Fotos: Matthias Preisser, Work.)

Wir brauchen mehr Schutz!

Jetzt greifen die Baumeister auch Renten alter 60 an

Vor zehn Jahren haben die Bauarbeiter mit einem Streik und einer Blockade des Baregg-Tunnels das Renten-alter mit 60 erkämpft. Die Bauarbeiter sind bereit gegen den An-griff der Baumeister auf die Rente mit 60 zu kämpfen.

Arbeitgeber für Solidar-haftung – Baumeister verweigern Lösung

Termin- und Arbeitsdruck haben stark zugenom-men. Es braucht Mass-

nahmen, damit die Arbeit wirklich eingestellt wird, wenn die Gesundheit der

Bauarbeiter bei Schlecht-wetter in Gefahr ist.

Simon Schumacher, 29, Maurer, BernSoviel Druck wie heute gab es noch nie. Wir müssen immer schneller bauen und der Termindruck ist brutal. Obwohl der Umsatz der Bauunternehmen steigt, stellen sie immer weniger Leute an. Dabei leidet unsere Gesundheit. Darum brauchen wir einen LMV mit mehr Schutz.

Harry Bernet, 54, Kranführer, EmmenbrückeLohndumping nimmt weiter zu. Kürzlich habe ich einen Fassaden-bauer getroffen, welcher weniger als 12 Franken pro Stunde verdient. Wir müssen das Lohndumping stoppen. Ich verstehe nicht, warum der Baumeisterverband wirksame Gegenmass-nahmen ablehnt.

Bernd Schlemmer, Kranführer, 49, WetzikonUnfälle auf dem Bau gehören leider zur Tages-ordnung. Oft betonieren Kollegen ohne aus-reichende Schutzrüstungen, weil der Arbeits-druck immer höher wird. Wir brauchen mehr Schutz beim Arbeiten. Und falls es dennoch zu einem Unfall kommt, darf es keine Lohn-einbussen mehr geben. Darum kämpfen wir für einen besseren LMV.

Eugenio, Magalhaes, 39, Maurer, GenfIch hatte einen schlimmen Unfall und darum weniger Lohn. Meine Rechnungen blieben aber gleich hoch. Das war schlimm. Darum brauchen wir Verbesserungen im Vertrag.

Kämpfen lohnt sich:

Der 10 000ste Bau-arbeiter geht mit 60 in die RenteIm Februar 2012 geht der 10 000ste Bauar-beiter mit 60 in die Rente. Es ist Ruedi Liniger und er weiss, dass das Rentenalter 60 auf dem Bau nicht vom Himmel gefallen ist: «Vor 10 Jahren habe ich mitgeholfen, das Renten-alter 60 auf dem Bau zu erkämpfen. Ich bin stolz, dass wir diesen wichtigen Fortschritt er-reicht haben. Wenn die Baumeister meinen, jetzt die Rente mit 60 in Frage stellen zu kön-nen, dann werden die Bauarbeiter wieder kämpfen. Und ich werde wieder dabei sein, als Frührentner und mit vollem Herzblut!»

Vor zehn Jahren haben die Bauarbeiter die Rente mit 60 mit einem Streik er-kämpft. Jetzt stellen die Baumeister die frühzeitige Pensionierung in Frage. Dagegen kämpfen wir gemeinsam!

Eigentlich ist die Sache klar: Das Renten­alter 60 auf dem Bau ist in einem eigenen Vertrag geregelt und der gilt mindestens noch bis 2017. Doch der Baumeisterver­band will nicht mehr zu diesem Vertrag stehen. Er verlangt von den Gewerkschaf­

ten, dass Chauffeure von Bautransportfir­men und die Arbeiter in den Kiesgruben künftig ausgeschlossen werden. Das leh­nen wir klar ab.

Erpressungsversuch des BaumeisterverbandesDoch jetzt droht der Baumeisterverband, die notwendige Verlängerung der Allge­meinverbindlichkeit des Separatvertrages nicht mehr mitzutragen. Das würde be­deuten, dass ab 2013 das Rentenalter 60

nur noch für Bauarbeiter gälte, die bei Mit­gliedsfirmen des Baumeisterverbandes ar­beiten. Somit wäre aber das gesamte Ren­tenalter 60 auf dem Bau in Frage gestellt.

Jetzt verteidigen wir das Rentenalter 60 auf dem BauDas Rentenalter 60 haben wir uns gemein­sam erkämpft. Gemeinsam werden wir es jetzt auch verteidigen. Wenn möglich in Verhandlungen und wenn nötig mit Streiks.

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Impressum Unia Zentralsekretariat, Postfach 272, CH-3000 Bern 15, [email protected], T 031 350 21 11 | Redaktion Rolf Beyeler, Nico Lutz | Druck Ringier Print, Adligenswil | Gestaltung Isabelle Laugery, Carole Lonati | Fotos Unia www.unia.ch

Vizepräsident der Baumeister kün-digt verunfalltem ArbeiterKaum war der Landesman tel­vertrag Ende 2011 ausgelaufen, nutzte dies das Unternehmen von Pierre Parietti, Vizepräsi­dent des Schwei zerischen Bau­meisterverbandes, gleich aus. Am 17. Januar kündigte seine jurassische Firma Parietti Grin­dat einem Bau arbeiter, der we­gen einem Un fall teilweise ar­beitsunfähig ist. Dumm für Parietti, dass er bei der Kündi­gung noch einen Fehler ge­macht hat und sie darum un­gültig ist. Aber klar ist jetzt, warum die Baumeister in den Verhandlungen einen Ab bau des Kün di gungs schutzes woll­ten: Damit auch kranke und verunfallte Kollegen entlassen werden können. Dagegen weh­ren wir uns!

Die Baumeister versuchen den vertragslosen Zustand aus zu nutzen und schrecken nicht einmal davor zurück, verunfallten Kollegen zu kündigen.

Darum scheiterte die Vertragserneuerung:

Baumeisterverband lehnt Verlängerung um drei Monate ab

Bereits im Sommer sind zwei Verhandlungsrunden wegen des Baumeisterverabndes ausgefal-len – so ging Zeit verloren.

Im Oktober können sich Gewerk-schaften und der Baumeister-verband in wichtigen Punkten verständigen.

Aber am 2. November macht der Baumeister verband einen Rück-zieher und fegte Verhandlungs-resultate vom Tisch.

Auch den Vorschlag der Gewerk-schaften, den bestehenden Vertrag um drei Monate zu ver-längern, die Löhne für alle um

1,5 Prozent zu erhöhen und in-tensiv über den neuen LMV mit mehr Schutz zu verhandeln, lehnt der Baumeisterverband ab.

Ende 2011 läuft der geltende Vertrag aus. Der Baumeisterver-band lehnt es im Januar 2012 erneut ab, ohne Vorbedingungen (SBV will dass wir auch ohne Ver-trag brav und ruhig bleiben) über einen neuen LMV zu verhandeln.

Jetzt kämpfen die Bauarbeiter für einen LMV mit mehr Schutz und gegen Lohndumping und streiken dafür ab Frühling 2012.

Bauarbeiter kämpfen für einen LMV mit mehr Schutz

21. Mai: 800 Bauarbeiter nehmen in Bern an der Landsgemeinde teil und bekräftigen ihre Forderungen.

4. Juli: Im Kanton Tessin legen 1800 Bau arbeiter die Arbeit nieder.

24. September: In Bern gehen 12 000 Bauarbeiter auf die Strasse und setzen ein deutliches Zeichen.

25. November: Eine Grossbaustelle in Zürich steht still. In Genf, Lausanne, Bern und Zürich nehmen 7000 Bau-arbeiter am Protesttag teil.

25. November: Bauarbeiter ziehen durch die Berner Innenstadt.

2. Dezember: 2000 Bauarbeiter bleiben im Tessin der Arbeit fern.

25. November: Gegen 2000 Bau-arbeiter protestieren in Lausanne.

25. November: Rund 4000 Genfer Bauarbeiter demonstrieren auf der Mont Blanc Brücke.