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(Joh 12, 21) „Wir möchten Jesus sehen!“ (Joh 12,21) „Wir möchten Jesus sehen!“ Arbeitshilfen Nr. 183 Handreichung zum XIX. Weltjugendtag 2004

„Wir möchten Jesus sehen!“ - dbk.de · erfahren und sehen, der ihnen etwas bedeutet und der ihnen etwas schenkt, was sie nicht schon selbst wissen und haben. Sie sind auf der

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(Joh 12,21)

„Wir möchtenJesus sehen!“

(Joh 12,21)

„Wir möchtenJesus sehen!“

Arbeitshilfen

Nr. 183

Handreichung zum XIX. Weltjugendtag 2004

umschlag_wir_moechten_Jesus_sehen.qxd 13.02.2004 13:09 Seite 1

�Wir möchten Jesus sehen!� (Joh 12,21)

15. Februar 2004

Herausgeber:Sekretariat der Deutschen BischofskonferenzBonner Talweg 177, 53129 Bonnin Kooperation mit demWeltjugendtagsbüroGereonstr. 1�3, 50670 Köln

Arbeitshilfen 183

Inhaltsverzeichnis

Erläuterung der verwendeten Symbole

O-TöneZitate

Gebete

Material

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„Wir möchten Jesus sehen!“

Lieder

ImpulsHinführung zum Thema, Anregungen

GedankenTexte zum Innehalten

Info-BoxDaten, Erläuterungen und Hintergrund-Informationen

Geleitwort zur Handreichung „Wir möchten Jesus sehen!“Karl Kardinal LehmannBischof von Mainz, Vorsitzender der Deutschen Bischofskonferenz 8

„Glaube liegt in der Luft“ Pfarrer Georg AustenSekretär des Weltjugendtags, Deutsche Bischofskonferenz 10

Ziele der Arbeitshilfe 12

1. Theologischer Hintergrund 14

1.1 „Wir möchten Jesus sehen!“ (Joh 12,21) 14

1.1.1 Eine exegetische Einführung 14

1.1.2 Impuls für die Gruppenarbeit 20

1. 2 Jesus Christus – Gottes Liebe für die Menschen 22

1. 2.1 Systematisch-theologische Notizen 22

2. Bausteine für die Praxis 26

2.1 Jesus Christus als Weg des Lebens 26

2.1.1 „Für wen haltet ihr mich?“ – Anregungen zum Glaubensgespräch zu Mk 8, 27– 30 26

2.1.2 „Wir möchten Jesus sehen! Für wen haltet ihr mich?“ – Vigilfeier 29

2.1.3 „Jesus sehen!“ Eine frohmachende Begegnung –Gestaltungsvorschlag für eine eucharistische Andacht 33

2.1.4 „Ins Bild gesetzt“ – Einige Gedanken zu Ikonen 36

2.1.5 „Niemand hat Gott je gesehen“ – Ikonenmeditation 37

ZielLern- und Erfahrungsziele

Schriftlesung

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2.2 Die Freude an der eigenen Berufung – der Mensch als Subjekt seiner Geschichte 38

2.2.1 „Wer ist der Mensch, der das Leben liebt und gute Tage zu sehen wünscht?“ – Biographische Zugänge 38

2.2.1.1 Tom Pinzer 39

2.2.1.2 Sr. Máire Hickey OSB 41

2.2.1.3 Andreas Mauritz 42

2.2.2 Mk 8,34: „Auf Jesus sehen heißt nicht: Sich aufs Kreuz begeben!“ –Kreatives Glaubensgespräch 44

2.3 Die Kirche als weltumspannende Gemeinschaft – Ort gläubiger Praxis 51

2.3.1 XIX. Weltjugendtag 2004 „Wir möchten Jesus sehen!“ (Joh 12,21) –Gottesdienstvorschlag zum Palmsonntag 51

2.3.2 „Chill out“ oder Kirche mal von unten – Bausteine für einen Gottesdienst 59

2.3.3 Weltkirche erfahren – Workshop 64

2.4. 22 Gedanken zur österlichen Bußzeit 67

3. „Wir halten den Himmel für Sie offen“ – Seelsorge wird zur SehsorgePrälat Dr. Heiner Koch Generalsekretär des WeltjugendtagsLeiter der Hauptabteilung Seelsorge im Erzbischöflichen Generalvikariat Köln 70

4. Literatur 75

Impressum 76

6 Inhaltsverzeichnis

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Jesus Christus, Ikone

Weitere Bausteine für die Praxis (Kino, Workshops, Frühschicht, …) stehen unter www.wjt2005.de zum Download bereit.

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„Wir möchten Jesus sehen!“

8 Geleitwort

ernst genommen werden. Man muss auch ernsthaft und wohlwollendprüfen, wie weit die einzelnen, recht verschiedenen Lebensentwürfe jun-ger Menschen als eine Bereicherung zu verstehen sind. Es ist gut, wenndie sehr verschiedenen Sehnsüchte zur Sprache kommen und sich dadurchein Stück objektivieren. Aber auch die biblische Botschaft steht in engemZusammenhang mit der jeweils eigenen Lebens- und Glaubensgeschichte.

Wie in der biblischen Erzählung bleibt es auch in der Jugendpastoralmanchmal offen, ob die Jugendlichen Jesus wirklich zu sehen bekommen.Der Weltjugendtag in seiner ganzen Vorbereitung antwortet auf den oftgeheimen Wunsch, Jesus zu sehen, mit Hinführungen zum Evangeliumund dem Aufruf zur persönlichen Nachfolge. Freilich genügt hier dasZeugnis des Worts allein nicht. Vielmehr sind alle, die in der Jugend-pastoral Verantwortung tragen, gefordert, mit ihrer eigenen Existenz undihrem persönlichen Leben ein echtes und unbestechliches Zeugnis fürJesus zu geben. Eine Jugendpastoral, welche die Sehnsucht junger Men-schen ernst nimmt, wird auch Räume finden und schaffen, in denen eszu neuen Begegnungen kommen kann, zu einem Austausch über die jeeigene Sehnsucht und die individuelle Suche nach Sinn und Glauben.Durch dieses Miteinander, vor allem auch im Gespräch, könnte ein neues„Wir“ entstehen. Jugendliche und Erwachsene, Gemeinschaften, Ordenund Verbände, Schüler, Auszubildende und Studierende, Einzelne undGruppen können dann sehr viel besser miteinander lernen, Jesus wirk-lich zu sehen.

Im Bemühen, einander in der individuellen Verschiedenheit, unter-wegs auf den vielen Straßen des Lebens, anzuerkennen und ein neuesMiteinander zu finden, entsteht ein wichtiger Weg, der uns zum großenGlaubensfest des XX. Weltjugendtags führen kann. Dadurch trägt derWeltjugendtag zu einer Vertiefung des Glaubens bei jedem Einzelnenbei. Der junge Mensch verschwindet nicht in der Anonymität, in derMasse und in einem unbestimmten Gefühl. Vielmehr wird die Entschei-dungsfähigkeit junger Menschen für das geweckt, was sie unbedingt angeht und was sie oft heimlich suchen. Dies ist eine Chance des Welt-jugendtags, die wir uns nicht entgehen lassen dürfen.

Mainz/Bonn, 6. Januar 2004, Dreikönig

Karl Kardinal LehmannBischof von Mainz, Vorsitzender der Deutschen Bischofskonferenz

„Wir möchten Jesus sehen!“ – Unter dieses Leitwort hat PapstJohannes Paul II. den XIX. Weltjugendtag gestellt, der am Palmsonntag2004 dezentral auf diözesaner Ebene gefeiert wird. Das Leitwort aus demJohannesevangelium (Joh 12,20–26) ist anspruchsvoll. Es setzt voraus,dass die Jugendlichen auch heute Jesus tatsächlich sehen wollen. Und esgeht davon aus, dass es ein „Wir“ gibt, eine Gemeinschaft, die diesenWunsch zur Sprache bringt.

Wie passen die Aussagen des biblischen Textes und die Lebenswirk-lichkeit der Jugendlichen in unserem Land zusammen? Der biblische Texterzählt die Geschichte einer Grenzsituation: Einige Griechen kommen zurGemeinschaft um Jesus herum und bitten: „Wir möchten Jesus sehen!“Griechen galten für die Juden damals als Fremdlinge, als Heiden, dienicht richtig dazu gehörten. Sie befinden sich in einer Grenzsituation.Die Grenze ist ein unwirtliches Land. Sie bietet keine Geborgenheit, sieist kein Ort der Heimat und Wärme. Wer sich hier befindet, ist auf derSuche nach einem Weg, über den er in eine neue, vielleicht bessere Hei-mat gelangt. Der Text mag uns ein wenig enttäuschen, weil er nicht sagt,ob die Griechen Jesus wirklich zu sehen bekamen. Stattdessen wird ihrWunsch nach dem „Sehen“ von Jesus beantwortet mit einer Einladungzur Nachfolge.

Viele junge Menschen befinden sich heute ebenfalls in einer Grenz-situation. Ähnlich wie die Griechen in der Geschichte aus dem Johannes-evangelium nicht zum Judentum gehörten, gehören Jugendliche in un-serem Land vielfach zu keiner Kirche und schon gar nicht zu einerGemeinschaft, in der sie ihren Glauben teilen. Dennoch haben sie sehroft ein Bedürfnis nach Sinnerfüllung und eine Sehnsucht nach Gebor-genheit, nach einem festen Halt in ihrem Leben. Sie möchten jemandenerfahren und sehen, der ihnen etwas bedeutet und der ihnen etwasschenkt, was sie nicht schon selbst wissen und haben. Sie sind auf derSuche nach einem tieferen bleibenden Sinn, der nicht enttäuscht undauf den man sich verlassen kann. Freilich erfahren sie diese Sehnsucht inder Regel nicht als „Wir“, als Gruppe. Jeder sucht seinen eigenen Weg undkann sich dabei auch ziemlich verlaufen. Sozialwissenschaftliche Unter-suchungen zur konkreten Lebenswirklichkeit von Jugendlichen zeigen,dass sie sich zwar gerne als Gruppe treffen, zugleich aber einen starkenHang dazu haben, ausschließlich eigene Wege zu gehen und sich manch-mal dabei auch abzuschließen („Individualisierung“). Diese Grundeinstel-lung macht auch vor der Gestaltung der Religiosität nicht Halt.

In diesem Zusammenhang kann das Wort „Wir möchten Jesussehen!“ zu einem ermutigenden Zuspruch werden. Jugendliche möchtenin ihrer eigenen Fähigkeit, sich für Sinn und Religiöses zu entscheiden,

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„Wir möchten Jesus sehen!“

Schlaglichtartig greifen dieseWorte die Spannung dergegenwärtigen Situation derKirche in unserem Land auf.Wir sehen auf der einen Seite,dass bei vielen – nicht nurjungen Menschen – der Glaubeverdunstet und sie heimatloswerden in unserer Kirche.

Andererseits erfahren wir, dassviele junge Menschen überall auf

der Welt nachdenklich gewordenund auf der Suche nach einer Mitte

ihres Lebens wie einer gutenZukunft sind.

Dabei ist zu spüren: „Glaube liegtin der Luft!“

Das Leitwort des XIX. Weltjugendtags „Wir möchten Jesus sehen!“ will ermutigen, dieser

Spur des Glaubens, die in Jesus dem Christus ein Gesichtbekommen hat, nachzugehen. Es lädt ein, Christus als die Mitte unseresLebens und der Gemeinschaft zu entdecken und zu feiern. Das Leit-wort will nicht zuletzt anstoßen, in den nächsten Monaten vor demXX. Weltjugendtag in Deutschland den Weg zu bereiten, dass JesusChristus „ankommen“ kann.

Bei vielen Besuchen, in Konferenzen und bei Einkehrtagen, in den Feiern von Gottesdiensten und bei Gebetstreffen erlebe ich, wieviele Menschen in allen (Erz-)Diözesen und auf allen Ebenen diesesGlaubensfest mit vorbereiten. Eine freudige Erwartung und positive

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Motivation auf die Tage der Begegnung in den Diözesen und das zentra-le Glaubensfest in Köln hin ist nicht zu übersehen. Des Weiteren wirddie Chance ergriffen, in der Vorbereitung der Gastgeberrolle Wege zusuchen, um das Vertrauen in die Menschheitsfamilie wachsen zu lassen.

Als Pilgerweg junger Menschen will der Weltjugendtag Brückenbauen, Brücken des Glaubens, der Solidarität und der Hoffnungzwischen den Kontinenten, Völkern und Kulturen.

Die Konturen eines solchen Brückenbaus werden bei uns auchschon deutlich, wenn sich unterschiedliche Träger der Jugend- undGesamtpastoral im Anliegen einer guten geistlichen und organisatori-schen Vorbereitung dieses Weltereignisses verbinden.

Fragen wie beispielsweise: „Können die notwendigen Anstren-gungen zur Durchführung des Weltjugendtags finanziell und personellbewältigt werden?“; „Was bringt uns der Weltjugendtag?“; „Was bleibtnach dem Weltjugendtag?“ sollen nicht verschwiegen werden. Dieseoder ähnliche Fragen sind wichtig, um das Glaubensfest zu „erden“,und sie machen die Notwendigkeit deutlich, maßvolle sowie ange-messene Rahmenbedingungen zu setzen. Gleichwohl wollen sie nichthindern, mit großer Zuversicht und im Vertrauen auf Gottes Hilfe denerforderlichen Einsatz aufzubringen, unsere Kirche und unser Land füreine gute Gastgeberschaft vorzubereiten.

Die vorliegende Arbeitshilfe zum XIX. Weltjugendtag will unter-stützen, das Leitwort in verschiedenen Facetten aufleuchten zu lassenund unterschiedliche Wege aufzeigen für die geistliche Vorbereitungdes XX. Weltjugendtags. Dies zeigt auch die Herkunft und die Band-breite der Beiträge aus unterschiedlichsten Feldern der Pastoral.

Dank sei allen gesagt, die durch ihren Beitrag und ihre redaktio-nelle Arbeit die Erstellung der Arbeitshilfe ermöglicht haben.

Für weitere Fragen und zur Unterstützung stehen die Mitarbeiter-innen und Mitarbeiter im Weltjugendtagsbüro in Köln gern zur Ver-fügung.

Die vielen guten Vor-Zeichen für den XX. Weltjugendtag 2005 in Deutschland und der Beginn des Pilgerwegs der Versöhnung des Weltjugendtagskreuzes durch Deutschland am Palmsonntag 2004 in Berlin sind für mich beeindruckende Hinweise dafür, dass „Glaube in der Luft liegt.“

Pfarrer Georg AustenSekretär des Weltjugendtags,Deutsche Bischofskonferenz

1Zenetti, Lothar, Wir sind noch zu retten, München 1989. Mit freundlicher Genehmigung des J. Pfeiffer Verlags.

„Es ist nicht zu leugnen: Was viele Jahrhunderte galt,schwindet dahin.Der Glaube,höre ich sagen, verdunstet.Gewiss, die wohl verschlosseneFlasche könnte das Wasserbewahren. Anders die offeneneue Schale: Sie bietet es an.Zugegeben, nach einiger Zeitfindest du trocken die Schale,das Wasser schwand. Abermerke:Die Luft ist jetzt feucht.Wenn der Glaube verdunstet,sprechen alle bekümmert voneinem Verlust. Und wer von uns wollte dem widersprechen!Und doch: Einige wagen es trotzallem zu hoffen. Sie sagen: Spürt Ihr es noch nicht? Glaube liegt in der Luft!“ 1

„Glaube liegt in der Luft“10

„Wir möchten Jesus sehen!“

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Die Arbeitshilfe ist entstanden aus den Beratungen und Ideen imBereich Pastorale Vor- und Nachbereitung im Weltjugendtagsbüro inKöln. Dabei war die Idee leitend, eine Arbeitshilfe zu erstellen, dieeinen Teil des jugendpastoralen Spektrums – auch in ökumenischerHinsicht – widerspiegelt. Die Arbeitshilfe versteht sich als Handrei-chung zum Jahresthema des XIX. Weltjugendtags 2004 in den Diöze-sen, Verbänden, Schulen, Orden und kirchlichen Bewegungen für dengeistlichen Weg auf den XX. Weltjugendtag 2005 hin.

Die Arbeitshilfe bietet eine exegetische und systematisch-theolo-gische Hinführung, die sich als theologische Basis versteht für dieVerwendung des Bibelzitats. Des Weiteren enthält sie religionspäda-gogische und liturgische Bausteine zum Thema Jesus Christus. DieArbeitshilfe führt das Thema „Wir möchten Jesus sehen!“ in dreiSchwerpunkten aus. Der erste Schwerpunkt beschäftigt sich mit JesusChristus als dem Weg des Lebens. Der zweite thematisiert die eigeneBerufung, in der der Mensch sich als Subjekt seiner Glaubensgeschich-te erfährt und der dritte die Kirche als weltumspannende Gemein-schaft. Mit diesen drei Themen ist der Wunsch verbunden, die religiöseSprachlosigkeit ernst zu nehmen und ihr durch gemeinsame Erfah-rungen im Glauben zu begegnen.

Wir hoffen, dass durch die Beschäftigung mit diesem Leitwort derWunsch, Jesus zu sehen, für Einzelne und für verschiedene Gruppenin der Kirche neu erschlossen wird, und wir uns dadurch auf den Wegzu IHM machen können.

Der Bereich Pastorale Vor- und Nachbereitung

Die Arbeitshilfe möchte:

! Mit den Beiträgen von Verantwortlichen der Jugend-pastoral ein breites Spektrum der geistlichen Vorbe-reitung ermöglichen.

! Durch exemplarische biographische Beiträge gelebteBerufungen erzählen und zum Nachdenken über daseigene Leben anregen.

! Durch eine Methodenvielfalt das Thema ausloten und dabei über biblische Arbeit und Glaubens-gespräche Erfahrungen des Glaubens eröffnen und so eine religiöse Sprachfähigkeit ermöglichen.

! Mit den Bausteinen dieser Arbeitshilfe Jugendlichen,jungen Erwachsenen und Verantwortlichen in derJugendpastoral eine neue Erfahrung der Beheimatungin der Kirche als Gemeinschaft ermöglichen.

Weihnachtsikone (Ausschnitt): Die Geburtshöhle

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Ziele der Arbeitshilfe

„Wir möchten Jesus sehen!“

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Allerdings wenden sich die Griechen nicht unmittelbar an Jesus,sondern zunächst an Philippus, der wiederum an Andreas (12,22).5

Die Griechen haben also keinen direkten Zugang zu Jesus, sondernnur über die Apostel.6

Die Stunde ist gekommenJesus scheint auf das Ansinnen der Griechen nicht einzugehen. Viel-mehr belehrt er die Jünger über den Sinn „der Stunde“ – ein Schlüssel-begriff der letzten Rede Jesu. Bislang betonte Johannes, dass Jesu Stun-de noch nicht gekommen sei 7; nun aber ist sie angebrochen (12,23).War im Johannes Evangelium bislang von „der Stunde“ vor allem alsTodesstunde die Rede, wird sie hier als Stunde der Verherrlichung desMenschensohns bestimmt.8 Für den Evangelisten gehören Tod undVerherrlichung untrennbar zusammen, wie auch die folgenden Aus-führungen zeigen. Denn mit dem Bildwort vom Weizenkorn, dassterben muss, um Frucht zu bringen (12,24), kommt Jesus in einerLeidensprophetie zunächst auf seinen eigenen Tod zu sprechen.Damit gehört der Tod Jesu wesentlich zur Bestimmung der „Stunde“.Aber wie das Weizenkorn mit seinem Sterben Frucht bringt, so entfal-tet der Tod Jesu eine heilbringende Dynamik. Wird der Tod oft alsInbegriff der Sinn- und Beziehungslosigkeit erfahren, ist der Tod Jesunicht sinnleer, sondern geradezu heilsnotwendig.9 In entsprechenderWeise entfaltet Jesus in 12,25f, unter welchen Bedingungen der Menschdas wahre Leben erlangen kann: Wer sich an sein Leben klammertund es nicht loslassen kann, der wird letztlich sein Leben verlieren.Wer aber sein eigenes Leben loslassen kann, der wird es endgültig ge-winnen.10 Negativ formuliert stellt Jesus also seinen Jüngern die Not-wendigkeit einer Nachfolge bis zum Tod vor Augen (12,26). Positivgewendet zeigt er ihnen, dass auch für sie der Tod nicht Untergang,

5 Schon in Joh 1,44 oder 6,7f treten diese Jünger, die beide einen griechischen Namen tragen, gemein-sam auf. Vielleicht spielten sie in der Mission eine besondere Rolle (vgl. Schnackenburg, Rudolf, Das Johannesevangelium, a.a.O., S.479; Porsch, Felix, Johannes-Evangelium, a.a.O., S.132).

6 Vielleicht deutet Johannes so die (nachösterliche) Heidenmission an. Vgl. Gnilka, Joachim,Johannesevangelium, a.a.O., S.100.

7 Vgl. Joh 7,30; 8,20.8 Der Gebrauch der Menschensohntitulatur in Bezug auf Jesus erklärt sich dadurch, dass Jesus in die

himmlische Welt aufsteigend die Herrlichkeit erlangt. Vgl. auch Joh 6,62. Eine Basisstelle für die früh-jüdische Menschensohnvorstellung ist sicherlich Dan 7,13f, die das Kommen einer transzendentenMenschensohngestalt verheißt, die von Gott als Richter und Herrscher eingesetzt wird. Zur Herkunft und Bedeutung der Menschensohnvorstellung vgl. Hahn, Ferdinand, Christologische Hoheitstitel. Ihre Geschichte im frühen Christentum, Göttingen 51995, S.13 – 53; Vögtle, Anton, Art. Menschensohn,in: Görk, Manfred (Hrsg.), Neues Bibel-Lexikon, Band II, Zürich 1995, S.766 –772.

9 Vgl. Schneider, Johannes, Das Evangelium nach Johannes, a.a.O., S. 230.10 Vgl. Porsch, Felix, Johannes-Evangelium, a.a.O., S.133.

1. Theologischer Hintergrund

1.1 „Wir möchten Jesus sehen!“ (Joh 12,21)

1.1.1 Eine exegetische Einführung

Der Weg nach JerusalemSeit der Auferweckung des Lazarus in Betanien kurz vor dem Pascha-fest (Joh 11) spitzen sich in der Dramaturgie des Johannesevangeliumsdie Ereignisse zu. Während viele Juden nach der Auferweckung desLazarus zum Glauben kamen (11,45), fasst der Hohe Rat den Beschluss,Jesus zu töten (11,47–57). Daraufhin zieht sich Jesus zunächst vonder Öffentlichkeit zurück (11,54). Sechs Tage vor dem Paschafestkommt Jesus aber noch einmal nach Betanien (12,1–8). Als sich dieNachricht von der Anwesenheit Jesu verbreitet, machen sich vieleJuden auf, um den Wundertäter zu sehen (12,9–11). Die Hohenpries-ter bekräftigen ihren Tötungsbeschluss (12,10f). Als Jesus dann wieviele andere Festpilger zum Paschafest nach Jerusalem zieht, bereitetihm die Volksmenge einen triumphalen Empfang (12,12–19).

Die Neugier der GriechenAuf den Einzug in Jerusalem lässt der Evangelist Johannes Jesu letzteöffentliche Rede folgen (Joh 12,20–36). Veranlasst wird sie vonGriechen, die Jesus sehen möchten. Die Griechen, die wegen desPaschafests nach Jerusalem gekommen sind (12,20), gehören zurGruppe der so genannten Gottesfürchtigen, die mit dem Judentumsympathisieren, aber einen Übertritt zum Judentum nicht vollzogenhaben.2 Mit dem Ansinnen der Griechen beginnt sich gleichsam daszu erfüllen, was die Pharisäer beim Einzug Jesu in Jerusalem ratloskonstatieren: „Alle Welt läuft ihm nach“ (11,46f ).3 Vermutlich ent-springt der Wunsch der Griechen zunächst einer Neugier auf denWundertäter. Doch bei Johannes hat das „Sehen“ eine tiefere Bedeu-tung, denn das Sehen ist der erste Schritt, der zum Glauben führt.4

2 Vgl. Schnackenburg, Rudolf, Das Johannesevangelium, Freiburg u.a. 1975, S. 478; Schneider, Johannes,Das Evangelium nach Johannes, Berlin ²1978, S. 229; Gnilka, Joachim, Johannesevangelium, Würzburg1983, S. 99; Porsch, Felix, Johannes-Evangelium, Stuttgart 1988, S. 131f; Becker, Jürgen, Das Evange-lium nach Johannes, Würzburg/Gütersloh ³1991, S. 449f. Anders als die zum Judentum konvertiertenProselyten waren die so genannten Gottesfürchtigen nicht beschnitten und verpflichteten sich auch nichtzur Befolgung der gesamten Tora. Doch unterstrichen sie ihre Nähe zum Judentum durch die Übernahmejüdischer Lebensgewohnheiten wie die Sabbatruhe, die wichtigsten Speisegebote, die Teilnahme anjüdischen Festen (in Joh 12,20 durch ihre Teilnahme an der Jerusalemwallfahrt zum Paschafest) und am(öffentlichen) Synagogengottesdienst (vgl. Siegert, Folker, Art. Gottesfürchtige, in: Görk, Manfred (Hrsg.),Neues Bibel-Lexikon, Band I, Zürich 1991, S. 931– 932, hier S. 931f).

3 Vgl. Schneider, Johannes, Das Evangelium nach Johannes, a.a.O., S. 229.4 Vgl. Joh 1,46; 2,23; 4,48; 6,30; 11,45; 12,37.

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„Wir möchten Jesus sehen!“

16 Theologischer Hintergrund

sondern Erfüllung des wahren Lebens bedeutet.11 Denn wer Jesus nach-folgt und dient, den wird der Vater ehren und er wird dorthin gelangen,wo auch Jesus ist: In die himmlische Welt. Dorthin zu gelangen, wosie mit dem himmlischen Herrn vereint sind und seine Herrlichkeitschauen können, ist der höchste Lohn für die Jünger (vgl. 17,24).12

In diesem Sinne entfaltet Jesus gleichsam das „Grundgesetz“,13 dasseinem eigenen Leben zugrunde liegt und auch das Leben seinerJünger bestimmen soll – das paradoxe Gesetz, dass Sterben auch Lebenbedeuten kann.14 Welche Konsequenz ergibt sich daraus für das Anlie-gen der Griechen? Scheint Jesus ihr Ansinnen zu übergehen, sind siedoch in das in Tod und Verherrlichung Jesu gründende Heilsgescheheneingeschlossen. Denn wenn das Sterben nach 12,24 die Voraussetzungfür das Fruchtbringen darstellt, dann wird der Tod Jesu gleichsam zur Bedingung der Möglichkeit der Heidenmission: Als reiche Fruchtseines Todes und seiner Verherrlichung.15

Die untrennbare Einheit von Vater und Sohn In 12,27–33 nimmt Jesus den Gedankengang der „Stunde“ (12,23)wieder auf. Dabei leitet das dreifache „Jetzt“ in 12,27.31.32 jeweilseine Bestimmung der „Stunde“ ein. So ist die „Stunde“ der Zeitpunktder Erschütterung der Seele Jesu. Erinnert diese Erschütterung an dasRingen des synoptischen Jesus16 bei seinem nächtlichen Gebet inGetsemani, sind dem johanneischen Jesus Angst und Zweifel fremd.17

In diesem Sinne verweist auch an dieser Stelle die Erschütterung Jesuweniger auf seine Angst, sondern auf die Betroffenheit vom Beginnder Stunde der Passion, die zugleich die Stunde der Verherrlichung ist.18

Folglich bittet Jesus auch nicht um das Vorüberziehen des Kelchs,19

sondern um die Verherrlichung des Namens (12,28).20 Wie im Wirken

11 Vgl. Schnackenburg, Rudolf, Das Johannesevangelium, a.a.O., S. 481.12 Vgl. Schnackenburg, Rudolf, Das Johannesevangelium, a.a.O., S. 483.13 Vgl. Porsch, Felix, Johannes-Evangelium, a.a.O., S. 132.14 Vgl. Schnackenburg, Rudolf, Das Johannesevangelium, a.a.O., S. 482.15 Vgl. Porsch, Felix, Johannes-Evangelium, a.a.O., S. 133.16 Vgl. Mk 14,32– 42 par. Diese synoptische Szene des Gebetsringens Jesu in der Stunde vor seiner

Festnahme hat im Johannesevangelium keine Entsprechung. Nichtsdestotrotz spricht man mit Blickauf Joh 12,27– 32 oft von einer „johanneischen Ölbergszene“ (vgl. Schnackenburg, Rudolf, Das Johannesevangelium, a.a.O., S. 484; Porsch, Felix, Johannes-Evangelium, a.a.O., S. 133).

17 So auch Becker, Jürgen, Das Evangelium nach Johannes, a.a.O., S. 454.18 Vgl. Schnackenburg, Rudolf, Das Johannesevangelium, a.a.O., S. 485; Porsch, Felix, Johannes-

Evangelium, a.a.O., S. 133f.19 Vgl. Mk 14,36 par.20 Im semitischen Sprachgebrauch steht der Name für die Person bzw. er bezeichnet das, was eine

Person auszeichnet (vgl. Schnackenburg, Rudolf, Das Johannesevangelium, a.a.O., S. 485 f; Porsch, Felix, Johannes-Evangelium, a.a.O., S. 134).

Roland Peter Litzenburger: „Seht den Menschen – welch ein Narr“,aus dem Zyklus „Christus der Narr“, Blatt 1

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des Sohns der Vater am Werk war, so wird der Vater durch den Sohnund der Sohn durch den Vater verherrlicht. Dem entsprechend sindim Wirken des Sohnes die Herrlichkeit des Sohnes und des Vatersgleichermaßen offenbar. 21 Diese Herrlichkeit findet auch nicht inLeiden und Tod des Sohns ihr Ende, weil in ihnen die unauflösliche Liebes- und Wirkeinheit von Vater und Sohn ihren unüberbietbarenAusdruck findet. Oder anders formuliert: Die Passion Jesu ist nachJohannes das größte Verherrlichungswerk des Sohns.22 Nichts anderesmeint die Antwort der Stimme aus dem Himmel 23 auf das Gebet Jesu(12,28): „Ich habe ihn schon verherrlicht (mit Blick auf das bisherigeWirken Jesu) und werde ihn wieder verherrlichen (mit Blick auf dieVerherrlichung Jesu in seinem Tod).“

Tod und VerherrlichungDie anwesende Menge hat die Stimme des Vaters nicht verstanden(12,29). Aus diesem Grunde tritt Jesus als Übersetzer des Vaters auf.Jesus verweist auf zwei weitere Auswirkungen der „Stunde“. In ihrvollzieht sich das Gericht über diese Welt, und der Herrscher dieserWelt wird hinausgeworfen werden (12,31). Auf diese Weise wird dieBedeutung der Stunde in ihrer kosmischen Dimension entfaltet. DerAussage liegt ein apokalyptisches Weltbild zugrunde, nach dem einewidergöttliche Macht (personifiziert in der Gestalt des Satans) dieHerrschaft über die Welt an sich zu reißen versucht bzw. tatsächlichschon die Herrschaft über die Welt ausübt. 24 Vor diesem düsterenHintergrund formuliert Johannes: Mit Tod und Verherrlichung (unddas heißt: Jetzt) hat der Herrschaftswechsel über die Welt begonnen.Die Zeit der bösen Macht ist „mit Anbruch der Stunde“ endgültigbeendet – die Welt ist dem Einflussbereich des Satans entzogen.

Wie eng für Johannes dieser Herrschaftswechsel mit dem Kreuzes-tod Jesu verbunden ist, deutet 13,32f an. Wenn Johannes Jesus in 12,32von seiner Erhöhung sprechen lässt, meint er zunächst die Erhöhungdes Gekreuzigten beim Aufrichten des Kreuzes (vgl. 12,33). Für Johan-nes fällt diese Erhöhung aber unmittelbar zusammen mit der ErhöhungJesu in seine Herrschaftsstellung und das heißt: Mit seiner Verherrli-

21 Vgl. Becker, Jürgen, Das Evangelium nach Johannes, a.a.O., S. 388; Gnilka, Joachim, Johannes-evangelium, a.a.O., S. 101.

22 Vgl. Porsch, Felix, Johannes-Evangelium, a.a.O., S. 134.23 Die Stimme aus dem Himmel erinnert an die Tauf- und Verklärungsstimme in den synoptischen

Evangelien (vgl. Mk 1,11 par; 9,7 par). Das Verhältnis von Joh 12,28 zu diesen synoptischen Textenist in der Forschung allerdings umstritten.

24 Vgl. Porsch, Felix, Johannes-Evangelium, a.a.O., S. 134 f. Als Beispiel für eine solche Vorstellungsiehe Offb 12,7–9.

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„Wir möchten Jesus sehen!“

chung. Erhöht und verherrlicht wird niemand anderes als der Gekreu-zigte. Das Kreuz wird zum Thron, auf dem Jesus erhöht wird und vondem aus er seine heilbringende Kraft entfaltet, wenn er alle in denhimmlischen Bereich an sich zieht (12,32) und so aus der Welt derFinsternis und Bedrohung entreißt.

Diese untrennbare Einheit von Erhöhung am Kreuz und Einset-zung in die Herrschaftsstellung versteht die Menge nicht. Sie hört aus

den Worten Jesu nur die Ankündigung seines Kreuzestodesheraus. Die Vorstellung eines gekreuzigten Messias ist fürsie aber undenkbar, soll dessen Herrschaft doch nach ihrerÜberlieferung 25 von ewiger Dauer sein (12,34). Ein Gekreu-zigter kann kein Messias sein! Dieser Messiaserwartungsetzt Johannes die Vorstellung eines Menschensohnes gegen-über, dessen Heil nicht von dieser Welt ist.26 Auf die Fragender Menge antwortet Jesus mit einem Ruf zur Glaubens-entscheidung (12,35f). Jetzt, in der „Stunde“, gilt es sich zu entscheiden. Jetzt gilt es, sich auf den Weg zu Jesus, dem

„Licht“ zu machen, um zu Kindern des Lichts zu werden, die derFinsternis und dem Unheil entronnen sind.

So deutet Jesus in seiner letzen öffentlichen Rede sein bevorstehen-des Leiden und sein Tod am Kreuz an. Doch unterstreicht er zugleich:Sein Tod stellt keineswegs eine Niederlage dar und disqualifiziert ihnauch nicht als den von Gott Gesandten, auf den sich die Hoffnung derMenschen richtet. Vielmehr offenbart Jesus seinen Kreuzestod als Heilbringend und heilsnotwendig. Sein Tod ist Heil bringend, weil dieStunde des Todes zugleich die Stunde ist, in der er verherrlicht undvom Vater in seine Macht eingesetzt wird. Damit zeigt Jesus in seinerletzten Rede vor der Öffentlichkeit, wie untrennbar das Heil an ihn,den Sohn, gebunden ist. Denn niemand kommt zum Vater, außerdurch den Sohn, und wer den Sohn gesehen hat, wird auch den Vatersehen (vgl. 14,6). Vor diesem Hintergrund offenbart der Wunsch,Jesus zu sehen, seine tiefste Dimension.

Dr. theol. Regina Börschel arbeitet im Weltjugendtagsbüro im Bereich Liturgie.

25 Vgl. Ps 89,37.26 Vgl. Gnilka, Joachim, Johannesevangelium, a.a.O., S. 101.

Theologischer Hintergrund

Jetzt gilt es, sichauf den Weg zuJesus, dem „Licht“,zu machen, um zuKindern des Lichtszu werden.

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„Wir möchten Jesus sehen!“

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2. Assoziationen zu Zeit und Stunde 15 MinutenJeder nimmt sich eine der vielen Uhren und meditiert das Weiterlaufen der Zeit.Impulsfragen:– Was löst dieser Bibeltext in mir aus?– Welche Gefühle, Assoziationen habe ich zur „Stunde Jesu“?– Habe ich selber Stunden der Entscheidung erlebt?– Wenn ja, welche? Was hat mich getragen?– Hat dabei mein Glaube eine Bedeutung?

3. Austausch 30 MinutenMit den ausgesuchten Uhren erzählt jeder von seinen Gedanken.Dabei ist die Frage nach der Bedeutung Jesu in diesen „Stunden“ leitend.Impulsfragen für das Gespräch:– Macht Zeit mir Angst?– Kann ich mit Zuversicht in mein Leben schauen?– Kann ich glauben, dass Gott in meiner Zeit und schweren Stunden

da ist, seine Entschiedenheit mich trägt?

4. Abschluss 10 –15 MinutenImpuls: Zeit verrinnt wie Sand zwischen den Händen, gleichzeitig ist Zeit ein kostbares Gut. Zeit hat eine erlösende Dimension. Davon singt Klaus Hoffmann in dem Lied, das wir jetzt hören werden.– Das Lied wird gespielt.– Die Uhren werden von allen in den Sand gestellt und damit

die Gedanken des Austauschs zurückgelegt.– Lied und Segen bringen zum Ausdruck, dass Gott die Zeit

in seinen Händen hat.

Lebendiger Gott, seit Beginn der Zeit bist du da.Du hast alles geschaffen.Du siehst uns an.Alles ist gut.Unsere Zeit liegt in deinen Händen.Dafür danken wir dir und bitten dich:Breite deine Arme aus und segne uns.Schenke uns durch deinen Sohn Jesus Christus das Leben in Fülle.Und begleite uns mit deinem lebensschaffenden Geist auf unseren Wegen durch die Zeit.Amen.

1.1.2 Impuls für die Gruppenarbeit

Ziel: In einem Bibelgespräch sich mit dem Gedankender „Stunde“ auseinandersetzen und diesem eineBedeutung für das eigene Leben geben.

Gruppengröße, Zielgruppe und Zeit:Zehn bis 15 Jugendliche ab 16 Jahren, 60 Minuten

Material:! Kopierte Bibelstelle für alle! Viele Wecker und Uhren im Raum verteilen (Alternativ: Sanduhren)! Stifte! Sand in einer Schale, die in der Mitte steht! Lied von Klaus Hoffmann „Den Rest besorgt die Zeit“ 27

Ablauf:

1. Bibeltext wird gelesen 10 Minuten

– Joh 12,21 wird gelesen– Einführung in den Bibeltext anhand der exegetischen Ausführungen.

Impuls: Die „Stunde Jesu“ enthält zugleich sein Scheitern und seineVerherrlichung, seine Erniedrigung und seine Erhöhung, seine Vergäng-lichkeit und seine Verewigung, seinen Tod und seine Auferstehung. Die „Stunde Jesu“ erscheint als der Punkt im Leben Jesu, an dem derHerrschaftswechsel – im Tod ist Leben – seinen Höhepunkt erreicht.Die Zeit bleibt gleichsam stehen und das Leben bekommt eine neueBedeutung. Diese Verdichtung von Zeit in der „Stunde Jesu“ istzugleich die Zusage Gottes an die Menschen, dass das Heil in Jesusgekommen ist.

Zeit ist eine unhintergehbare Dimension, sie wirkt in jedem Leben.In Jesu Leben erfährt sie im Johannesevangelium eine Dramatik, dietrotz ihrer Zuspitzung „gut“ ausgeht: Das Leben ist stärker als der Tod.

Die Erfahrung von dramatischer Zuspitzung im Leben wird jedervon uns kennen, die Erfahrung, dass Zeit sich verdichtet zu einer Ent-scheidung, einem Zusammenfallen von gegensätzlichen Erfahrungen.Angestoßen durch den Bibeltext wollen wir dem nachgehen.

27 Klaus Hoffmann, CD Melancholia live, Berlin 2000.

Gunda Werner, Dipl.-Theol., arbeitet im Weltjugendtagsbüroim Bereich Pastorale Vor- und Nachbereitung.

Impuls für die Gruppenarbeit

„Wir möchten Jesus sehen!“

22 23

antritt durch sein (Jesu) Handeln.“ 31 Die Herrschaft Gottes ist in ihrerZuwendung zum Menschen von der Freiheit Gottes getragen, sie istreine Initiative Gottes. Sie ist nicht herbeizuführen, sondern derEinzelne kann sich von ihr beanspruchen und befreien lassen (Mk 10,15par; Lk 15,11–32; Mt 20,1–15).

Jesus lebt aus der Gewissheit der Unbedingtheit der Liebe Gottesfür alle Menschen, die den Menschen in seinem Handeln begegnet.So kann „in seinem eigenen Tun das Heilshandeln Gottes Wirklich-keit für die Menschen“ 32 werden. Indem Jesus die nahe gekommeneGottesherrschaft vollmächtig verkündigt und ihren Anbruch behaup-tet, „verschränkt sich in seiner eigenen Verkündigung die Zukunft des

Reichs Gottes mit ihrer Gegenwart so, dass sich inJesu eigenem Wirken der präsentische Einbruch derdoch erst für die Endzeit erhofften Gottesherrschaftereignet.“ 33 Sein Wirken ist von seiner Person nichtzu trennen, die Priorität der Gottesherrschaft ist ganzan seinem Verhalten abzulesen: Er selber gibt ihr dieerste Stelle in seinem Leben und gewährt darin Gottund seinem Handeln den exklusiven Raum. 34 Aus dereigenen Gotteserfahrung wird die Gewissheit in Jesuszur überzeugten Verkündigung gelangt sein: Die inder Anrede „Abba“ kulminierende Erfahrung Jesuvon Gottes Liebe ist ihm nicht allein gegeben,sondern gilt für alle Menschen. 35

Die Krise des Kreuzestodes und die Auferweckungshandlung Gottes„Durfte sich ein Mensch als Ort der Gegenwart Gottes ausgeben?“ 36

Die Verbindung der Verkündigung des Herrschaftsantritts Gottes undder wirkmächtigen Taten Jesu ist dessen einzigartiger Anspruch undbedurfte der Rechtfertigung. 37 Jesus macht sich in seiner Verkündigung

31 Kessler, Hans, Sucht den Lebenden, a.a.O., S. 86.32 Essen, Georg, Freiheit Jesu, a.a.O., S. 261.33 Essen, Georg, Freiheit Jesu, a.a.O., S. 260.34 Dies gehört „unabdingbar in das Geschehen der Selbstzusage Gottes mit hinein.“ (Essen, Georg,

Freiheit Jesu, a.a.O., S. 262); vgl. Bongardt, Michael, Der Widerstand der Freiheit. Eine transzendent-allogische Aneignung der Angstanalysen Kierkegaards, Frankfurt /Main 1995, S. 336; Kessler, Hans,Sucht den Lebenden, a.a.O., S. 61.

35 Vgl. u.a. Kessler, Hans, Christologie, a.a.O., S. 276f.36 Essen, Georg, Freiheit Jesu, a.a.O., S. 264.37 Vgl. Pröpper, Thomas, „Daß nichts uns scheiden kann von Gottes Liebe…“. Ein Beitrag zum

Verständnis der „Endgültigkeit“ der Erlösung, in: Angenendt, Arnold/Vorgrimler, Herbert (Hrsg.), Sie wandern von Kraft zu Kraft: Aufbrüche, Wege, Begegnungen. Festgabe für Bischof ReinhardLettmann, Kevelaer 1993, S. 301– 319, hier S. 305; Kessler, Hans, Sucht den Lebenden, a.a.O., S. 90.

22

1.2 Jesus Christus – Gottes Liebe für die Menschen

1.2.1 Systematisch-theologische Notizen

Jesu Leben und Verkündigung: Dieser Mensch ist Gott2000 Jahre nach dem Auftreten des irdischen Jesus fragen Menschen,welche Bedeutung Jesus in ihrem Leben hat. Sie suchen auch in derBibel nach Antworten auf ihre Lebensfragen und den Sinn ihresLebens. Die Menschen, die in den Texten des Neuen Testaments mitJesus Christus zu tun haben, erscheinen in ihrem Fragen nicht so weitentfernt zu sein vom eigenen Leben.28

Jede Zeit findet ihren geschichtlich geprägten Zugang zu denSchriften des Neuen Testaments als den Glaubensberichten über JesusChristus. So gab es bereits in der Zeit Jesu und der schriftlichen Über-lieferung nach seinem Tod unterschiedliche Deutungen seines Lebens,Sterbens und seiner Auferweckung. 29

Umso erstaunlicher ist es, dass sich die Verfasser der Evangelienüber das Zentrum der Verkündigung Jesu einig sind: Die Gottesherr-schaft als das nahe gekommene Reich Gottes ist der Mittelpunkt desöffentlichen Lebens Jesu.Der irdische Jesus verkündigt das HeilGottes, das als Wirklichkeit für die Menschen erfahrbar wird. DasReich Gottes kann in einem dreifachen Sinn in den Taten und derVerkündigung Jesu gelesen werden: 30 Es ist eine zukünftige Größe, umdessen Kommen gebetet wird. Es ist in den Zeichenhandlungen Jesuund seiner Person dennoch bereits gegenwärtig und angebrochen.Gerade darin verweist Jesus auf das umfassende Heil Gottes. „Jesusbehauptet also den realen Einstand der Gottesherrschaft in der Gegen-wart. Er proklamiert den aktuellen (nicht nur baldigen) Herrschafts-

Theologische Grundlagen

28 Vgl. dazu Rahner, Karl, Art. Theologie und Anthropologie, in: Ders., Schriften zur Theologie VIII, Einsiedeln1967, S. 43–56, hier S. 49f. Die so genannte „anthropologische Wende“ in der Theologie veränderte dastheologische Denken, denn sie ermöglichte, dass die „Frage nach dem Gegenstand einer Erkenntnis auchdie Frage nach dem Wesen des erkennenden Subjekts“ ist.

29 Die bereits im Neuen Testament entstandenen Aussagen zu Jesus finden sich in der Form von Bekenntnis-schriften und sind aus dem jeweiligen Kontext ihrer Verfasser heraus zu verstehen. Die Mission der erstenChristen in die römische und die griechische Welt und die dadurch folgende Aufnahme des Gedankengutshat weitere Veränderungen in der Christologie bewirkt, die ihre Ursprünge nicht zuletzt in der vorherrschen-den Philosophie haben. Vgl. dazu als Überblick u.v.a.: Kessler, Hans, Jesus Christus – Weg des Lebens.Christologie, in: Schneider, Theodor (Hrsg.), Handbuch der Dogmatik, Band 1, Düsseldorf 1995, S. 241– 442;Hilberath, Bernd Joachim/Schneider, Theodor, Art. Jesus Christus /Christologie, B. Systematisch, in:Eicher, Peter (Hrsg.), Neues Handbuch theologischer Grundbegriffe, Band 3, München 1991, S. 20–37;Essen, Georg, Die Freiheit Jesu. Der neuchalkedonische Enhypostasiebegriff im Horizont neuzeitlicherSubjekt- und Personphilosophie, Regensburg 2001, S. 24–65 (Dogmengeschichte).

30 Vgl. dazu: Kessler, Hans, Christologie, a.a.O., S. 269; Kessler, Hans, Sucht den Lebenden, a.a.O., S. 84f.; Werbick, Jürgen, Soteriologie, a.a.O., S. 70 f.; Pröpper, Thomas, Erlösungsglaube undFreiheitsgeschichte. Eine Skizze zur Soteriologie, Mainz ³1991, S. 39.

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Der irdische Jesusverkündigt dasHeil Gottes, dasals Wirklichkeitfür die Menschenerfahrbar wird.

„Wir möchten Jesus sehen!“

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offenbarung Gottes. Der Ereigniszusammenhang von Leben, Tod undAuferweckung Jesu erscheint als Bedeutungszusammenhang und istdas Grunddatum des Glaubens. Gott hat sich in seiner Treue zu sei-nem Heilsversprechen geschichtlich unüberbietbar in Jesus Christusoffenbart. „Denn in der Hingabe seines Lebens, die Gott als Erweis dereigenen Liebe qualifizierte, hat die Offenbarkeit dieser Liebe eineauch noch der Verkündigung Jesu gegenüber neue Stufe erreicht.“ 43

Gunda Werner, Dipl.-Theol., arbeitet im Weltjugendtagsbüro im Bereich Pastorale Vor- und Nachbereitung.

43 Pröpper, Thomas, Endgültigkeit, a.a.O., S. 309.

zum Ort Gottes. Denn diese Verkündigung betraf „Gottes freiesVerhalten zu den Menschen“ und sagt eine Wahrheit zu, „die sichMenschen wohl wünschen und ausdenken mögen, die aber dennochbegründete Wahrheit nur sein kann, wenn sie ihnen von Gott selbsther begegnet.“ 38

Jesus hat bis zu seinem Tod seine Haltung, dem Kommen Gottesin dieser Welt zu dienen, aufrechterhalten. 39 Der Tod am Kreuz ist inder Linie der durchgehaltenen Proexistenz Jesu die Gestalt, „in derGottes entschiedene und schon im Leben Jesu begegnende Liebe ihreUnbedingtheit bewährt.“ 40

Offenbarungstheologisch gewendet ist darin die Kontinuität desHeilshandelns Gottes gewährleistet. Andernfalls würde dem Kreuzeine Bedeutung gegeben, die Jesus selber nicht gekannt hätte. Zugleichwäre es Anlass eines neuen Offenbarungsakts Gottes gewesen, nichtaber selbst als Offenbarungs- und Heilshandeln Gottes zu verstehen. 41

In dem in den Ostererscheinungen 42 der Jüngerinnen und Jüngeroffenbaren Auferweckungshandeln Gottes am Gekreuzigten bestätigtund vollendet Gott den Vollmachtsanspruch Jesu in seiner Verkündi-

gung und seinem Wirken. In der Auferwe-ckung identifiziert sich Gott mit demGekreuzigten und darin aber auch zugleichmit dem Gott, den Jesus in seinem Lebenverkündigt hat und in dessen vollmächtigerAutorität er gehandelt hat. Der Gott, denJesus als bedingungslos und zuvorkommendin seiner Liebe zu den Menschen bezeugthat, ist auch der Gott, der ihn auferweckthat. Der Glaube der Jünger und Jüngerinnenan Jesus Christus wird durch die Auferwe-ckung endgültig legitimiert.

Jesus Christus ist die reale Gegenwartder unbedingt für die Menschen entschiede-nen Liebe Gottes und eben darin die Selbst-

Theologische Grundlagen

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Der gekreuzigte Jesus

Gott hat sich inseiner Treue zuseinem Heilsver-sprechen geschicht-lich unüberbietbarin Jesus Christusoffenbart.

38 Pröpper, Thomas, Endgültigkeit, a.a.O., S. 306.39 Vgl. dazu: Pröpper, Thomas, Erlösungsglaube, a.a.O., S. 50; Schürmann, Heinz, Jesu ureigener Tod.

Exegetische Besinnungen und Ausblick, Freiburg 1983. „Also ist Jesu Hingabe des Lebens [ist] nurinsofern Bedingung […], als ohne sie Gottes Kommen ins Äußerste, seine Zuwendung noch zu denFeinden nicht wirklich und damit die Grund- Maßlosigkeit seiner Liebe nicht offenbar georden wäre,d.h. ohne jeden geschichtlich vollendeten Ausdruck ihrer Unbedingtheit geblieben wäre“. (Pröpper, Thomas, Erlösungsglaube, a.a.O., S.17).

40 Pröpper, Thomas, Erlösungsglaube, a.a.O., S.17.41 Vgl. Pröpper, Thomas, Erlösungsglaube, a.a.O., S. 50f.42 Vgl. Kessler, Hans, Sucht den Lebenden, a.a.O., S. 109.

„Wir möchten Jesus sehen!“

272726 2. Bausteine für die Praxis

2.1 Jesus Christus als Weg des LebensDie erste Reihe der drei Bausteine möchte das Motto „Wir möchtenJesus sehen!“ konkret umsetzen. Wie im Geleitwort bereits angespro-chen, erscheint die Frage in den seltensten Fällen eine Frage derJugendlichen zu sein. Da es eine Sehnsucht nach Religiösem, nachSinn und oft auch nach Gott im Leben gibt, erfordert es besondereZugänge zu dem „Thema“ Jesus Christus. Im Folgenden werden zumeinen inhaltliche Angebote gemacht, die in ihrem Zugang unter-schiedliche Gruppen ansprechen können. Zum anderen gibt esspirituelle Bausteine für eine liturgische Gestaltung zum Thema.

2.1.1 „Für wen haltet ihr mich?“ – Anregungen zum Glaubensgespräch zu Mk 8,27–30

Ziel: In dem Glaubengespräch zu Mk 8,27– 30stehen der eigene Bezug, die eigenen Bilder oderErfahrungen im Glauben mit und an Jesus Christusim Mittelpunkt. Ziel ist es, gemeinsam das aktuelleJesusbild zu reflektieren und zu einem vertieftenGlaubensverständnis zu gelangen.

Gruppengröße, Zielgruppe und Zeit:Zehn bis zwölf Jugendliche/ junge Erwachsene ab 16 Jahren, 90 Minuten

Material:! Pro Teilnehmer Bibeltext in Kopie! Leere Blätter! Stifte! Ruhige Musik! CD-Player! Lied! Gebet

Ablauf:1. Einleitung in das Thema des Glaubensgesprächs 5 – 10 Minuten– Das Thema wird vom Gruppenleiter vorgestellt. Der zeitliche

Rahmen und die Arbeitsstruktur werden erläutert.

– Der Leiter liest den Bibeltext vor und lädt ein zum schweigendenNachhören (eine Minute). Erneutes Lesen des Bibeltextes.

2. Einführung in den Bibeltext 10 – 15 MinutenDie Jünger werden von Jesus gefragt, für wen sie ihn halten. DieJünger erzählen die Meinungen aus dem Volk: Johannes der Täuferund Elija. Diese beiden biblischen Figuren dienen als Kontrast zumBekenntnis des Petrus, der für alle Jünger antwortet. Die Messias-vorstellungen sind unterschiedlich gewesen. Für das Bild desMessias gab es im jüdischen Umfeld verschiedene Traditionen. Der Messias erscheint als die Figur, die die Wünsche und Erwartun-gen der Juden zur Zeit Jesu auf den Frieden, den umfassenden„Schalom“ Gottes, realisieren wird. Die Personen des Johannesdes Täufers und des Elija stellen in dem Zusammenhang die Vor-boten dieser Zeit dar. Die Formulierung der Antwort des Petrus ist nicht mehr zufällig, sie war eine bestehende Glaubensformel der frühen Christen. In dieser Perikope lässt die in den Versen 31fentstehende Verknüpfung an Tod und Auferstehung eine Nähe zum christlichen Osterbekenntnis vermuten. Leiden und SterbenJesu sind integraler Bestandteil deschristlichen Messiasbildes.

In der Hoffnung auf diesen Messias,der den Schalom Gottes bringt und imchristlichen Glauben gebracht hat, wirdzum Beispiel mit folgenden Impuls-fragen der Bezug zu den Jugendlichenhergestellt: Welche Wünsche undSehnsüchte habt ihr an die Welt, anGott? Für wen haltet ihr Jesus, wenn ihrgefragt werdet? Habt ihr euch dieseFrage schon einmal gestellt? Wie siehtfür euch Jesus aus?

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„Wir möchten Jesus sehen!“

2.1.2 „Wir möchten Jesus sehen! Für wen haltet ihr mich?“ –Vigilfeier

Eine Vigilfeier ist eine Nachtwache. In ihr werden die Texte desAlten und des Neuen Testamentes gelesen und im Hören auf dasWort der Begegnung mit Gott Raum gegeben. Von daher ist diegeeignete Zeit für die Vigilfeier der spätere Abend oder der früheMorgen. Die Vigilfeier ist eine stille, meditative Gebetsform, dieeinen dementsprechend gestalteten Raum braucht. Der Raumsollte so gestaltet werden, dass die Feiernden sich um ein Zentrumversammeln können; dies kann ein Kreuz oder eine Christus-Ikonesein. Um das Kreuz /die Ikone sind sechs Kerzen aufgestellt. In der Nähe des Zentrums liegt eine aufgeschlagene Bibel, aus dervorgelesen werden kann.Die Lieder sind als Vorschläge anzusehen. Einer der Mitfeierndenhält jeweils die Schriftlesung. Nach jeder Schriftlesung wird eineKerze entzündet und ein Moment der Stille gehalten.

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28 Bausteine für die Praxis – Anregungen zum Glaubensgespräch

3. Der Text wird erneut gelesen

4. Einzelarbeit 15 – 20 Minuten Der Gruppenleiter gibt in die Stille hinein verschiedene Fragen, die für die Einzelarbeit als Anregung dienen sollen:

– Möchte ich Jesus sehen? Für wen halte ich Jesus? Was sindmeine Wünsche an Jesus? Hat Jesus für mich etwas mit Gott zu tun? Welche Sehnsüchte verbinde ich mit dem Wort „Jesus“,mit dem Wort „Gott“? Was erwarte ich von ihm? Was sind meineErfahrungen im Leben mit Gott? Welche Bilder entstehen in mir?Welche Antwort würde ich Jesus geben, wenn er mich fragenwürde?

– Möglichkeiten zum Notieren oder Malen werden gegeben.

– Ruhige Musik kann im Hintergrund abgespielt werden.

5. Plenumsgespräch 40 – 45 MinutenDie Gruppe kommt zusammen und tauscht sich über dieErfahrungen aus.

– Dabei ist das Thema: „Wir möchten Jesus sehen?! – Wer ist dieser Jesus für dich, für mich?“ leitend.

– Für die Rückführung zum Thema ist es hilfreich, die Aussagenpersönlich und konkret zu formulieren. Ebenso ist die persönlicheTeilnahme des Leiters während des Gesprächs und Austauschszu empfehlen.

6. Abschluss 5 – 10 MinutenDer Bibeltext wird erneut bis zur Frage „Für wen haltet ihr mich?“gelesen.

– An dieser Stelle werden die persönlichen Antworten derEinzelnen frei in die Runde hinein gesprochen.

– Lied und Gebet zum Abschluss.

Gunda Werner, Dipl.-Theol., arbeitet im Weltjugendtagsbüro im Bereich Pastorale Vor- und Nachbereitung.

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„Wir möchten Jesus sehen!“

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Die Feiernden versammeln sich in Stille. Der Leiter (V) der gottes-dienstlichen Feier eröffnet die Vigil und gibt den Mitfeiernden (A) einekurze Einführung. Dies kann mit folgenden Worten geschehen:

V Wir sind hier versammelt im Namen des Vaters und desSohnes und des Heiligen Geistes.

A Amen.

V „Wir möchten Jesus sehen!“, dieser Wunsch ist derLeitgedanke durch unsere Vigilfeier.Von Angesicht zu Angesicht wird hier heute niemand Jesussehen, doch im Hören auf die Bibel, im gemeinsamen Lesenvon Texten und in Liedern begegnen wir ihm. So kommen wir vielleicht im Hören auf das Wort heute zu Antworten aufdie Frage Jesu „Für wen haltet ihr mich?“.Im Zeichen des Kreuzes / in der Ikone ehren wir ihn. So begrüßen wir ihn in unserer Mitte im Lied.

Lied Gotteslob 519 „Komm her, freu dich mit uns, tritt ein“ Wenn möglich, wird im Wechsel zwischen V und A gesungen.

V Lange Zeit, bevor Gott in seinem Sohn Jesus Mensch gewor-den ist, haben Menschen darauf gehofft, dass er ihnen nahekommt. Hören wir davon aus dem Buch Jesaja.

Schriftlesung Jes 9,1–6

V Die Juden haben auf Gott, ihren Retter gehofft. Lesen wirdavon im Psalm 27.

Schriftlesung Ps 27 (Gotteslob 719,2)Alle Mitfeiernden lesen nacheinander einen Vers.

Lied Gotteslob 554,1 „Wie schön leuchtet der Morgenstern“

V Für die Menschen, die Jesus erlebt haben, hatte er eineunglaubliche Anziehung. Manche haben alles stehen undliegen gelassen, um mit Jesus zu leben. Hören wir davon aus dem Johannesevangelium.

Schriftlesung Joh 1,35–49

V Die Freunde Jesu sprechen ihn an als ihren Rabbi/Meister, als den Messias /Gesalbten Gottes. Sprechen wir ihn an mitNamen, die Christen aller Zeiten ihm gegeben haben,nacheinander jeweils einen Namen.

Lied Gotteslob 765,2Ein Mitfeiernder geht anschließend zum Kreuz/zur Ikoneund entzündet die vierte Kerze.

Lied Gotteslob 564 „Christus Sieger, Christus König“Wenn möglich, wird im Wechsel zwischen V und A gesungen.

V Jesus war und ist nicht nur für die Reinen und Frommen zusehen und erkennen. Er war und ist immer offen, jedem, derihn sucht, zu begegnen. Hören wir davon aus dem Lukas-evangelium.

Schriftlesung Lk 7,36–50

V Jeder Mensch, mit allen Zweifeln und in seiner ganzenUnfertigkeit, kann Jesus nahe sein, kann es ein Leben langimmer wieder versuchen, Jesus nahe zu kommen. Da wirdies hoffen, bitten wir Jesus um seine Nähe. Nacheinanderliest jeder eine Zeile.

Litanei Gotteslob 764Ein Mitfeiernder geht anschließend zum Kreuz/zur Ikoneund entzündet die sechste Kerze.

V schließt die Vigilfeier; er fasst das Geschehen zusammen, deutetdie Zeichen; dies kann mit folgenden Worten geschehen:

V Sechs Kerzen brennen jetzt am Kreuz/an der Ikone. Wiedas Kreuz/die Ikone durch die Kerzen erhellt wird, so kannes sein, dass wir Jesus durch unsere gemeinsame Vigilfeierein wenig näher gekommen sind und ihn deutlicher sehen.Schließen wir unsere Vigilfeier mit dem Vater Unser, dasgesungen wird.

Vater Unser

Vigilfeier

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„Wir möchten Jesus sehen!“

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GebetEin Mitfeiernder liest das Gebet

„HerrJesus Christus,Du bist wie ein Faden in meinem Leben,an dem ich mich orientiere,wenn ich mich verlaufen habe.Wie ein Tau, das mich vor dem Abgrund schützt.Manchmal stark und unbeugsam, dann wieder zart und verletzlichwie der Faden eines Spinngewebes.Fäden,die mich umfassen,erheben,anketten,aber nicht eingrenzen.Sie geben mir Halt,sind aber lose genug,mich meinen eigenen Weg gehen zu lassen,nie aber allein.Herr, hilf mir!Lass den Faden von mir zu Dir nie reißen!“ 46

Segen V spricht den Segen.

Der Herr segne und behüte uns. Er lasse sein Angesicht über uns leuchten und sei uns gnädig. Er schaue auf uns und schenke uns seinen Frieden. Amen.

Lied Gotteslob 298 „Herr, unser Herr, wie bist du zugegen“Wenn möglich, wird im Wechsel zwischen V und A gesungen.

Frank Hoffmann ist Kaplan im Dekanat Reinickendorf und BDKJ-Diözesanpräses im Erzbistum Berlin.

Vigilfeier

2.1.3 „Jesus sehen!“ Eine frohmachende Begegnung – Gestaltungsvorschlag für eine eucharistische Andacht

Rahmen:In der folgenden Andachtsform, die als „Holy Hour“ („Heilige Stunde“)bekannt geworden ist, können wir Jesus in einer frohmachendenBegegnung sehen und erleben. Sie ermöglicht einen persönlichenZugang zu den Weltjugendtagsthemen „Wir möchten Jesus sehen!“(2004) und „Wir sind gekommen, um IHN anzubeten“ (2005).

Die „Holy Hour“ kann in einer Kirche oder in einem Versamm-lungsraum der Palmsonntagsfeier gehalten werden, sofern dasAllerheiligste dorthin übertragen und in einem geeigneten undschönen Rahmen angebetet werden kann. Die inhaltliche Durch-führung teilen sich in der Regel ein Priester beziehungsweise Diakonsowie ein Vorbeter auf, die musikalische Gestaltung übernimmteine kleine Musik- und Gesangsgruppe. Der zeitliche Rahmen liegtzwischen 30 und 60 Minuten.

Andacht

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46 Toscani, Oliviero, Beten, München 2000, S. 86. Mit freundlicher Genehmigung der Pattloch-Verlag GmbH Co.KG. ©

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„Wie oft, meine lieben Brüder und Schwestern, habe ich diese Erfahrung gemacht, und daraus Kraft, Trost und Stärkung geschöpft!“ 47

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Einführung:Um Jesus als frohmachende Orientierung im Leben erfahren zukönnen, müssen wir der Sehnsucht nachgehen, Jesus sehen zuwollen. Über sein Leben und Wirken berichtet uns die HeiligeSchrift. In ihr wird die Wirkkraft des Pascha-Mysteriums vorweg-genommen. Dieses Geheimnis ist die Grundlage für alle Sakramen-te der Kirche. In ihnen zeigt sich auf besondere Weise die NäheGottes zu den Menschen.

Weil besonders in der Eucharistie das Geheimnis der Gemein-schaft mit dem Gott, der Liebe ist, deutlich wird und seine Gegen-wart real zugesagt ist, können als Ergänzung zur Eucharistiefeiereucharistische Andachten gefeiert werden, die einen tieferen Zugang zur sakramentalen Kommunion ermöglichen.

In der Gegenwart der Eucharistie können wir Glauben, Heil,Hoffnung und Orientierung für unser Leben in Fülle erfahren.

Ablauf:Eingangslied und liturgische Eröffnung mit dem KreuzzeichenDer Priester oder Vorbeter begrüßt die Jugendlichen und sprichteinen kurzen Einleitungsgedanken zum Thema der „Holy Hour“ ineigenen Worten.

Jesus begegnet uns in der Heiligen SchriftEs folgt eine Schriftlesung aus dem Leben Jesu.Eine Meditation über den Schrifttext durch den Priester oder Vorbeter.Eine weitere stille Zeit ermöglicht, über das Gehörte nachzudenken.

Lied

Eucharistische Andacht

47 Papst Johannes Paul II., Enzyklika „Ecclesia de Eucharistica“ an die Bischöfe, an die Priester und Diakone,an die Geweihten Personen und an alle Christgläubigen über die Eucharistie in ihrer Beziehung zur Kirche,vom 17. April 2003, S. 25.

Statio: Beispiel für die Umsetzung des Evangeliums ins LebenZur Vertiefung kann ein konkretes Beispiel aus dem Leben der Heiligen beziehungsweise ein Glaubenszeugnis aus demLebensbereich junger Menschen vorgelesen oder erzähltwerden.

Lied zur Aussetzung

Aussetzung des Allerheiligsten und freies Gebet des Priestersoder Vorbeters

In diesem Gebet wird die Gegenwart des Herrn in möglichstfreien Worten thematisiert.

Stille Die Jugendlichen werden eingeladen, während der Stilleeinige persönliche Worte an Jesus zu richten.Währenddessen wird ein ruhiges Lied instrumental gespielt.

Dank an Jesus für sein Wirken in der Welt und in unserem Leben– Der Vorbeter lädt die Jugendlichen ein, einen persönlichen

Dank bzw. eine Bitte – leise für sich oder laut und für allevernehmbar – an Jesus Christus, der im Sakramentgegenwärtig ist, zu richten.

– Jeder Dank und jede Bitte werden mit einem kurzen Liedrufbeantwortet.

– Der Priester beendet diesen Gebetsteil nach einer angemessenen Zeit.

– Es kann ein Heilungs- und Vergebungsgebet oder ein Sendungsimpuls folgen.

– Als Überleitung wird das Lied zum eucharistischen Segenangestimmt.

Lied zum eucharistischen Segen GL 541

Eucharistischer SegenDer Priester oder Diakon erteilt den eucharistischen Segen.Das Allerheiligste wird in den Tabernakel übertragen.

Schusslied

Richard Sohler ist Religionslehrer und geschäftsführender Sprecher der JUGEND 2000 International.

„Wir möchten Jesus sehen!“

36

2.1.4 „Ins Bild gesetzt“ – Einige Gedanken zu Ikonen

Wir leben in einer Welt, in der alles und jedes wortwörtlich „ins Bildgesetzt wird“ – etwa durch die neuen elektronischen Medien – undmanchmal scheint der visuelle Terror grenzenlos zu sein. Wie tröstlich ist es da, einer anderen Art Bild zu begegnen, der Ikone. Nikolaj Zernov,ein russischer Theologe, schreibt: „Ikonen sind nicht einfach nur Gemälde. Sie sind eine dynamische Offenbarung der dem Menschen verliehenen Macht,die Schöpfung durch die Kunst und die Schönheit zu erlösen. Umrisse undFarben der Ikonen dienen nicht dazu, die Natur zu imitieren. Die Absicht desIkonenmalers besteht vielmehr darin, zu zeigen, dass der Mensch, die Tiere, die Pflanzen, dass der ganze Kosmos vom Tod befreit ist und seine wahreGestalt, sein wahres ‘Bild’, wiedererlangen kann.“

Die Ikone als bemaltes Holz, Wandmalerei, Mosaik hat also an sichkeinen theologischen Wert, sondern nur insofern sie auf das in ihr Abge-bildete hinweist. Der Sinn einer Ikone wird durch das Verhältnis vonBild und Urbild bestimmt. Das Bild beziehungsweise das Abgebildeteersetzt nicht das Urbild beziehungsweise das Original, sondern weistlediglich auf dieses hin, auf das Unsichtbare und Abgebildete, welches esoffenbart und vergegenwärtigt. Nicht das bemalte Holz also, das Freskooder Mosaik, sondern die in der Ikone abgebildete Person Christi wirdverehrt.

Die Ikone ist somit der Ausdruck unseres Glaubens an die Erlösungder gesamten Schöpfung Gottes, der materiellen und der spirituellen,welche Jesus Christus uns gebracht hat. Deshalb wird sie stets nach be-stimmten Regeln hergestellt. Und da sie die Heilsgeschichte wiedergibt,wird ihr Maler „Ikonenschreiber“ genannt. Weil sie sein Glaubenszeug-nis ist, wird sie deshalb nicht signiert; höchstens steht auf ihr „durch dieHand des ... .“ Der Ikonenschreiber stellt sich damit in die Tradition derVerkünder des Wortes und bemüht sich um die Nähe zu den Regeln desIkonenmalens. So wird die Ikone unter Gebet und Fasten hergestellt,gleichzeitig wird sie selbst zur Hilfe zum Gebet, deshalb wird sie in derKirche gesegnet. Dabei wird die Ikone nicht angebetet, sondern verehrt.

Gewiss, Bilder können auch Idole sein. Aber vor den Idolen, die unsquälen, wenn sie als Götzen zwischen uns und Gott treten und uns vonGott entfernen – vor diesen Idolen bewahrt uns nicht die Bildlosigkeitund die Flucht in die Abstraktion, sondern nur Christus selbst, „das Bilddes unsichtbaren Gottes“ (Kol 1,15), das Fleisch geworden ist und unteruns Wohnung genommen hat.

Radu Constantin Miron ist Erzpriester und Ökumenereferent der griechisch-orthodoxen Metropolie in Brühl.

2.1.5 „Niemand hat Gott je gesehen“ – Ikonenmeditation

Radu Constantin Miron

Niemand hat Gott je gesehen

UnsichtbarerUnermesslicher UnbegreiflicherEwiger GottIch suche dichNach dir halte ich Ausschau im Heiligtum

Augen-Blick nach oben

PantokratorSchöpferblickSchöpferhandWort GottesAntwort GottesDas Auge des Herrn schaut mich gütig anDu Bild des unsichtbaren Gottes Wer dich sieht, sieht den, der dich gesandt hat

Christus Pantokrator, Monreale/Sizilien

Gedanken zu Ikonen

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„Wir möchten Jesus sehen!“

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2.2 Die Freude an der eigenen Berufung – der Mensch als Subjekt seiner Geschichte

Die Suchbewegung, die in der Frage der Heiden an die Jünger Jesusteckt, bedeutet zugleich auch, dass sich die Menschen um Jesus herummit ihm und seinem Auftreten auseinandersetzen. In den meistenFällen hatte eine solche Frage, oft redaktionell kunstvoll geschrieben,eine konkrete Entscheidung im Leben der Fragenden und Suchendenzur Folge. Die Begegnung mit Jesus bedeutete auch eine Begegnungmit sich selbst. Das Angesehen-Werden ohne Wenn und Aber ermög-licht den Weg zum eigentlichen Leben der Einzelnen. Um diese Pers-pektive, um das Leben des Einzelnen im Angesicht Gottes, geht es indiesem Kapitel.

2.2.1 „Wer ist der Mensch, der das Leben liebt und guteTage zu sehen wünscht?“ – Biographische Zugänge

Diese Frage wird in der Benediktusregel (RB, Vorwort, 15)48 an dieMenschen gestellt. Benedikt geht davon aus, dass eine Entscheidungzur Christusnachfolge in einer geistlichen Berufung im engeren Sinneine Entscheidung für ein Leben in Fülle ist. Im Folgenden beschrei-ben drei Menschen ihre Erfahrung mit dem Gott, den sie als Quelleihres Lebens erlebten. Hinter den Berufungsgeschichten steht das Ver-trauen, dass Gott jeden einzelnen Menschen geschaffen hat und ihnliebevoll anschaut.

Dass diese Erfahrung wesentlich zum Menschsein dazu gehört,davon erzählen die vielen Geschichten in der Bibel. Ein methodischerZugang zum Einsetzen von autobiographischen Geschichten kanndie persönliche Auseinandersetzung und die dadurch angeregten Fra-gen, Widersprüche und Zustimmungen sein. Sie können ein Impulssein, um sich anschließend alleine oder in der Gruppe intensiv mitder Frage nach der eigenen Lebensgeschichte und -gestaltung ausein-ander zu setzen. Dass diese vielfältig und unterschiedlich sein kann,davon erzählen folgende Bibeltexte: Gen 12,1–5; 1 Sam 3,1–21; Jer 1,4–10; 2 Kön,19,1–15; Mt 4,18–22 par; 9,9–13 par; 10,5–15 par; 14,22–32 par; 16,24–26 par;Joh 1,35–51; Joh 14,1–6. 49

48 Holzherr, Georg, Die Benediktsregel, erklärt und übersetzt von Georg Holzherr, Zürich-Einsiedeln-Köln ³1989, S. 32.49 Weitere Anregungen sind in den jeweiligen diözesanen Stellen für Berufe der Kirche zu erfragen.

2.2.1.1 Tom Pinzer

„Wir möchten Jesus sehen!“ – Jesus sehen, ihn begreifen, verstehen, seine Nähe spüren. Aber ob das so einfach ist? Könnte die Aussage nicht auch heißen: „Wie möchte ich Jesus sehen, welches Bild von Jesus habe ich im Kopf?“

Mir fallen da ganz spontan viele Bilder ein. Es sind zunächst mal garkeine Bilder von Jesus speziell, eher von Menschen im Allgemeinen.Und es sind Bilder, die ausschließlich Begegnungen zeigen. Meine ganzpersönlichen Begegnungen mit Menschen, die mir in meinem Lebenwichtig waren und sind. Und oft habe ich erst viel später geahnt, dassich in diesen Begegnungen letztlich Jesus getroffen habe.

„Alles menschliche Leben ist Begegnung“, schreibt Martin Buber. Das stimmt, ich habe das erfahren und erlebt, „ich hab’s gesehen, ich war dabei“, singt Nena in ihrem Lied „Wunder gescheh’n.“„Alles menschliche Leben ist Begegnung!“ Begegnungen könnenBerufungen nach sich ziehen. So bedient sich die göttliche Berufung oft der menschlichen Begegnung.

Begegnungen können sich auf ganz unterschiedliche Art und Weise ereignen. Man kann von Blitz und Donner gerührt werden, kann ein einschneidendes Berufungserlebnis erzählen. Ein Ereignis, das vom „Pferd“ oder vom „Hocker“ gerissen hat.

Begegnungen und Berufungen können aber auch ein eher schleichender, langsamer Prozess sein: Man sieht sich eher von der Ferne, dann trifft mansich mal, eigentlich eher zufällig, man kommt ins Gespräch und irgendwannfindet man sich sympathisch und es beginnt ein gemeinsamer Weg.

Biographische Zugänge

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„Wir möchten Jesus sehen!“

2.2.1.2 Sr. Máire Hickey OSB

Ich war 7 Jahre alt, als sich bei mir der Wunsch, Jesus zu sehen, ein-stellte. Mit kindlicher Torheit hatte ich mich verpflichtet, jeden Tag indie Messe zu gehen. Meine Mutter hielt mich liebevoll / freilassend anmein Versprechen, und bald wurde unsere große, helle Kirche amfrühen Morgen zu einer sehr anregenden Erweiterung meiner Lebens-horizonte. Hier herrschte eine geheimnisvolle Ordnung, anders alsdas, was ich von zu Hause und in der Schule kannte: Das feierlicheGeschehen am Altar, die Erwachsenen, die alle wussten, wann sieaufzustehen, wann hinzuknien, wann in einer Schlange zur Kommu-nionbank zu gehen hatten. Niemand nahm Notiz von mir, aber ichfühlte mich in dieser Ordnung fraglos zugelassen, so wie ich war, undwollte gerne immer kommen. Bald wollte ich nichts mehr als einmalden „unsichtbaren Chef“ von diesem schönen und sehr beeindrucken-den Haus zu sehen bekommen.

Im Laufe der Jahre lernte ich einiges über Jesus – zu Hause, im Reli-gionsunterricht und im Gottesdienst. Als ich 14–15 war, wurde meinHerz von Mitleid berührt, als ich verstand, wie er ungerecht verurteilt,als Verbrecher und ein Kreuz tragend durch die Straßen von Jerusalemstolpern musste. Entsetzt über die Feigheit seiner Jünger wollte ichihm Freundin sein und ihm sagen können, dass ich ihn nicht alleinlassen würde.

Etwas später wurde ich vernünftig und verstand, wie er als Gottes-sohn in die Welt gekommen war, um den Armen und SchwachenGutes zu tun und um das Reich seines Vaters aufzubauen. Ich wussteinzwischen, dass ich ihn als Menschen in dieser Welt nicht sehenwürde, aber es war mir ganz klar, dass mit ihm mit zu machen wichti-ger für mich wäre als alles Andere. Ich lernte Menschen kennen, dieschon dabei waren, das zu tun – tolle Leute, die froh und hoffnungs-voll waren, und die schauten, ob es den Anderen gut ging, bevor siefür sich selber sorgten. Ich wusste, das hing alles mit Jesus zusammenund mit dem geheimnisvollen Geschehen am Altar im großen, hellenHaus. So schloss ich mich ihnen an und wurde Benediktinerin. Nachwie vor möchte ich ihn sehen. An manchen Tagen scheint es mir, alsob es schon anfängt. ...

Sr. Máire Hickey OSB ist Benediktinerin und Äbtissin der Abtei St. Scholastika inDinklage.

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Ich bin in der katholischen Jugendverbandsarbeit aufgewachsen undgroß geworden. Mir sind aus dieser Zeit noch sehr viele Bilder vor Augenvon Begegnungen mit Menschen. Menschen, die mich fasziniert undbegeistert haben. Menschen, denen man die Freundschaft mit Jesusrichtig ansehen konnte. Ich hatte oft den Eindruck, als ob sie Jesus inihrem Leben schon mal gesehen hätten, ihm schon mal begegnet wären.

Es gibt ein Bild, das für mich und meineFreundschaft zu Jesus sehr viel aussagt. Sieger Köder hat die beiden Emmausjüngergemalt. Und auf diesem Bild ist Jesus fastnicht zu sehen, man kann ihn nur erahnen.Die beiden Jünger sitzen bei Brot und Weinund es ist der Moment, „wo ihnen die Augenaufgehen“ und sie erkennen, dass Jesus dochschon die ganze Zeit bei ihnen war. Er ging mit ihnen und sie hatten es gar nicht bemerkt. Und erst jetzt, im Nachhinein, spüren sie, wer sie schon die ganze Zeit begleitet hat.

„Wir möchten Jesus sehen!“ – nicht immer sieht man ihn klar und deutlich vor Augen. Oft sind es nur Ahnungen, wieSchatten (oder Lichtpunkte) an der Wand.

Jesus ist (oft genug) der unerkannte Begleiter in meinem Leben. Ist der, den ich immer wieder gespürt habe, gerade dann, wenn ichmit anderen unterwegs war, gerade dann, als ich mal anhielt undmich auf Fremdes und Ungewohntes einließ.

Pfarrer Tom Pinzer ist Diözesanjugendseelsorger und BDKJ-Diözesanpräses der Diözese Regensburg.

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„Wir möchten Jesus sehen!“

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Krankenhauskapelle regelmäßig den Gottesdienst. Es hat mir wohlsoviel Freude gemacht, dass mein Name auf dem Messdienerplansehr oft auftauchte und später mein Bruder Michael und ich fastregelmäßig am Neujahrsmorgen für den Gottesdienst um 8.00 Uhraufgestellt wurden. Der Küster wusste wohl, auf wen er sich verlassenkann, und wir enttäuschten ihn nicht. Das Pfadfindersein ließ sich mitdem Ministrantensein sehr gut verbinden – es war nie ein Gegenein-ander, eher eine Bereicherung.

Die Vorbereitung auf das Sakrament der Firmung ist mir nicht in soguter Erinnerung – aber die Auseinandersetzung mit dem Glauben alsJugendlicher war eine Herausforderung und natürlich der Empfangdes Firmsakraments für mich ein beeindruckendes Erlebnis.

In den fast neun Jahren Tätigkeit als Diözesankurat (geistlicher Leiter)der Deutschen Pfadfinderschaft St. Georg (DPSG) im Bistum Aachendurfte ich viele Kinder, Jugendliche und junge Erwachsene auf ihremLebens- und Glaubensweg begleiten und sie ermutigen, nach diesemJesus Christus zu fragen. Auf Wallfahrten, in Gottesdienstvorbereitun-gen, auf Wochenenden, bei Gottesdiensten spürten wir oft gemein-sam, welche Kraft von diesem Sohn Gottes ausging. Der Glaube anJesus Christus ist für viele Pfadfinder und andere Mitglieder der vielenJugendverbände ein wichtiges Fundament in ihrem Leben.

Seit letztem Jahr bin ich nun BDKJ Bundespräses und erlebe an denunterschiedlichen Orten in den Mitgliedsverbänden, wie zum Beispielin Gottesdiensten, im Gebet, in Arbeits- und Gesprächsgruppen,während Versammlungen und Jubiläumsfeierlichkeiten und bei vielenanderen Begegnungen, dass Jesus Christus eine bedeutende Rolleeinnimmt. Jesus wird gesehen und der Wunsch, ihn immer besserkennen zu lernen, ist sehr groß. So bieten die katholischen Jugend-verbände Räume, Zeiten und Menschen für dieses Kennen- undSehenlernen von Jesus an.

So wie ich als Kind, Jugendlicher und junger Erwachsener im katholi-schen Jugendverband viele Erfahrungen für meinen Glauben und soauch für mein Leben machen durfte und heute in meiner Tätigkeitmache, wünsche ich vielen Kindern und Jugendlichen in unseremLand, dass sie auch dazu die Möglichkeit bekommen und von vielenMenschen unterstützt werden.

Pfarrer Andreas Mauritz ist BDKJ-Bundespräses.

Biographische Zugänge

2.2.1.3 Andreas Mauritz

Am 5. August 1963 wurde ich in Lank-Latum geboren – daran kannich mich nicht erinnern, aber an viele Erlebnisse und Begegnungendanach. Von einigen möchte ich hier an dieser Stelle in der Vorbereitungauf den XX. Weltjugendtag gerne erzählen und so dazu beitragen,dass deutlich wird, welch großer Schatz die katholische Jugend-verbandsarbeit war und heute noch ist.

Mit sechs Jahren wurde ich Mitglied bei der Deutschen Pfadfinder-schaft St. Georg (DPSG) und war stolz, als Wölfling an den wöchent-lichen Meutenstunden teilnehmen zu können und an Wochenendenmit auf Fahrt zu gehen. In der Gemeinschaft habe ich soviel Prägendeserlebt, dass ich diese Zeit als Pfadfinder, der ich heute noch bin, nichtmissen möchte. Besonders beeindruckt war ich vom Hl. Georg, demSchutzpatron der Pfadfinder und vom Hl. Franziskus, der für die Wölflin-ge (Sechs-Zehnjährige damals, heute Sieben-Elfjährige) der besonde-re Schutzpatron ist. Die Gottesdienste und das Zusammensein amGeorgstag mit dem ganzen Stamm (Ortsgruppe) waren besondersschöne Erlebnisse. In der Zeit als Wölfling, Jungpfadfinder, Pfadfinder,Rover, Leiter und Stammesvorsitzender im Stamm Lank, Rheinfrankenund später als Stammeskurat in Mönchengladbach-Eicken und alsDiözesankurat im Bistum Aachen hat der Glaube an Jesus Christusimmer mehr an Bedeutung gewonnen. Die Pfadfinder haben mirgeholfen, Jesus kennen zu lernen und mich auf den Weg zu machen,Theologie zu studieren und letztlich auch Priester zu werden.

Natürlich waren auch andere Personen und Erlebnisse wichtigeMosaiksteine für meinen eingeschlagenen Berufs- und Lebensweg:Meine Eltern und vier Geschwister, Freundinnen und Freunde, Priesterund andere Mitarbeiter in der Kirche (ehrenamtliche und hauptberufli-che), Lehrer und Gruppenleiter bei den Pfadfindern.

An ein Ereignis, nämlich an meine Erstkommunionfeier, erinnere ichmich noch sehr genau – damals durfte zum Mitfeiern meine Oma für einen Tag das Krankenhaus verlassen. Mit über siebzig Jungenund Mädchen durfte ich dieses für mich wichtige Fest feiern. Jesusbegegnete mir zum ersten Mal in der Gestalt des eucharistischenBrots, und es sollte für mich ab diesem Zeitpunkt eine wichtigeBegegnung mit Jesus Christus werden. Mit Begeisterung wurde ichMessdiener und diente in der Pfarrkirche St. Stephanus und in der

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„Wir möchten Jesus sehen!“

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2.2.2 Mk 8,34: „Auf Jesus sehen heißt nicht: Sich aufs Kreuzbegeben!“ – Kreatives Glaubensgespräch

Ziel: Innerhalb der Kirche erleben sich Menschen immerwieder eher „oben“ oder eher „unten“. Manche tragen mitund andere lassen sich tragen. Die Metapher vom Tragenund Nachfolgen im Bibeltext und Bild schließt Belastung,Korrekturbereitschaft, Schwitzen und Verzicht innerhalbeines Lebensabschnitts oder auch als Lebensberufung mitein. Das Tragen und Nachfolgen aus dieser spirituellenPerspektive fördert echte Lebensqualität.

Gruppengröße, Zielgruppe und Zeit:Mindestens sechs Jugendliche/ junge Erwachsene, 60 bis 90 Minuten

Material:! Overhead-Projektor! Kopie oder Folie der Federzeichnung! Wahlweise: Kleine Zettel, Stifte, DIN A4 Papier! Gegebenenfalls ein Holzkreuz oder ein großes Papierkreuz

aus ausgelegter Papierbahn ! Bibel

Ablauf:

1. Einstieg 5 Minuten– Langsames Erobern des Bilds.

Die Teilnehmer werden ruhig beim Einschalten des Overhead-Projektors. Bild in Stille oder mit Musik wirken lassen (Overhead-Projektor oder für jeden eine Kopie)

– Beschreibt, was auf dem Bild zu sehen ist – noch keine Interpretation!

– Die Gruppe deuten lassen.

2. Bibeltext wird gelesen 10 –15 Minuten

– Verlesen des Bibelverses

– Einführung in den Bibeltext

In der Mitte des Raumes liegt das Kreuz, es liegen Zettel und Stifteaus. Das Gespräch verläuft in mehreren Schritten. Dazu werdendie Folien gezeigt und mit Impulsfragen, die Einzel- oder Gruppen-arbeit ermöglichen sollen, ergänzt.

Helmut Kissel, Zeichnung Kreuzvoll

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„Wir möchten Jesus sehen!“

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4. Folienfokussierung 5 – 10 Minuten

– Gedanken zu Bild und Federzeichnung mit Folienfokussierung(Vollbild, Sitzende und Tragende).

Sich selbst nicht auflösen, sondern zum Dienen einsetzen

Meine Kraft und die Sehnsucht nach Ansehen sollen sich dem, dervorangeht, nachordnen. Der Nachfolger verweigert sich so ganzgewöhnlichen und menschlichen Anforderungen, wenn eine Aufgabeihn gefangen nimmt. Das heißt, dass eigene Interessen und persönlicheTalente und Bedürfnisse weiterhin vorkommen dürfen und müssen.Aber nicht ich und meine Gefühle sind im „Auf-dem-Weg-sein“ anerster Stelle, sondern alle meine Stärken und Vorlieben ordnen sichdem Tragen ein. Kleine tragen „hinten“ besser, Große besser „vorne“.Da stört es nur, wenn der Große lieber „hinten“ oder „oben“ wäre. Die eigenen Wünsche sind der Aufgabe in der Nachfolge also nach-geordnet.

Kreatives Glaubensgespräch

Helmut Kissel, Zeichnung Kreuzvoll(Ausschnitt)

„ ...erteile sich selbst eine Absage“ und hinter Jesus her!

Der griechische Urtext wird in der Regel an dieser Stelle mit „sichverleugnen“ übersetzt. Hier ist nicht etwa ein lügnerisches Verhal-ten gefordert oder dass man Freunde belügen soll. Auch zur eigenenAnwesenheit oder Herkunft darf und soll jeder Mensch stehen kön-nen. Der Sinn im Urtext zielt auf eine primäre Loyalität zur eigenenPerson hin. Diese soll immer wieder Jesus nachgeordnet werden. In der Regel ordnet sich die menschliche Lebensplanung nachKriterien, die der eigenen Person entsprechen oder dienen. DerLebensplan ist hier im Text und Bild klar: Beim Nachfolgen kommtunser Ich auf die zweite Instanz.

„ ... der nehme sein Kreuz auf sich!“

Zur Zeit Jesu war die Formulierung „Kreuz auf sich nehmen“ jeder-mann verständlich: Das Urteil wurde verhängt und sofort galt es,Spott zu ertragen und Verachtung auszuhalten. Jeder Schwächlingkonnte sich straffrei im Laufe des Wegs am Kreuzträger auslassen.Sobald der Verurteilte das Kreuz auf sich hatte, kamen Schläge,feige Tritte und verächtliches Spucken. Er war nach dem Gerichts-urteil vogelfrei. Schon bei der Nennung des Urteils und spätestensbeim Aufnehmen des Kreuzes galt er als so gut wie tot. Das Kreuzauf sich nehmen und das öffentliche Spalier gehörten zum Urteildes Kreuzestodes dazu. Dass diese öffentliche „Lebensaufgabe“nur mit enormem Durchhaltevermögen geht, ist klar.

3. Gespräch über den Bibeltext 10 – 20 Minuten

– Wo stehe ich zur Zeit vor konkreten Aufgaben und nehme dasKreuz auf mich?

– Wo nehme ich das Kreuz nicht auf mich?

– Was hindert mich?

– Was ist überhaupt „Kreuz“ in meinem Leben?

– Wie könnte Jesus mir konkret helfen?

– Welches Kreuz fordert mich derzeit besonders heraus?

– Erleben wir Kopfschütteln am Wegesrand, wie ergeht es mirdamit?

Helmut Kissel, Zeichnung Kreuzvoll(Ausschnitt)

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„Wir möchten Jesus sehen!“

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Gemeinsam durchlebt ein Team den Prozess, langsam einen Berghinaufzukriechen. In alledem sind die Träger genau in der Spur Jesu;ihm und seiner (damaligen) Aufgabe ganz nahe.

Impulsfragen für das Gespräch

– Wo erlebe ich Belastung im Miteinander-Tragen innerhalb der Kirche?

– Aufgrund meiner Begabungen und erworbenen Kompetenzen stellensich mir andere Aufgaben im Leben als dem Hinter- oder Vorderträ-ger. Wie ergeht es mir mit meiner Aufgabe?

– Welche andere Position unter dem Kreuz bzw. innerhalb der Kircheist für mich dran? Stören mich Mitträger oder freuen sie mich?Folienfokussierung der Sitzenden.

– Die Teilnehmer notieren in der Stille auf kleine Zettel Bitten undWünsche für eine Auszeit „auf dem Kreuz“ – im Blick auf Jesus.

Kreatives Glaubensgespräch

Die Trägertruppe

Selbst wenn Jesus vorangeht, mein „Mittragen“ führt unweigerlichdazu, dass ich auch mal die Art und Weise der Aufgabe oder meinePosition in Frage stelle oder die Gruppe mich und uns als Team. Oder mich stört die Vorderfrau! „Wenn ich schon sehe, in welcher Artund Weise die zupackt ... !“ „Trägt die auch soviel wie ich?“ In der Kir-che, in einer Gemeinde oder in einem Team kann es da schon mal kräf-tig kriseln. Es wäre bedenklich, wenn dem nicht so wäre. Denn eshandelt sich nicht um einen Spaziergang! Manchmal muss man aberauch Spannungen und Probleme im kirchlichen Miteinander aushal-ten. Wenn in solchen Phasen noch Gegenwind durch das lächelndeKopfschütteln meiner Freunde am Wegesrand häufiger wird, wird dasDurchhalten zur Aufgabe.

5. Vertiefung der Folienfokussierung im Gespräch 10 – 20 Minuten

– Vertiefung eines Ausschnitts oder verschiedener Ausschnitte, gege-benenfalls den Ausschnitt mit Farbe oder Vergrößerung fokussieren(extra Folienausschnitt als Download unter www.wjt2005.de)

Ohne Fleiß kein Preis!

Wer damals als Schüler einem Rabbi folgte, hatte auch Entbehrungenin Kauf zu nehmen. Er musste Wege gehen, die ihm nicht gefielen.Zugleich baute er aber an seiner eigenen Karriere! Er wuchs über sichhinaus. Somit machen das „Opfer“ oder der Einsatz Sinn und immerwieder Freude. Für ein begehrenswertes Berufsziel plant man schonmal zwei, drei oder mehr Jahre der Ausbildung ein. Für eine Medailleopfert mancher viele Nachmittage in der Woche für Training. Trotz„big-brother-pushing“ soll sogar Zlatko singen geübt haben! GeradeMusiker opfern manchmal Nächte für ihr Hobby. Opferbereitschaftoder Engagement sind heute die normalste Sache der Welt – wenndas Ziel mein Ziel ist!

Soziale Kompetenz und Teamfähigkeit – Mittragen ist Jesus-Nähe

Wer bei Jesus kontinuierlich mitträgt, gewinnt Routine, manchmalsogar Freunde, zumindest aber Mitträger. Gemeinsam trägt es sichleichter. Im Team erlernt man soziale Kompetenz, sich zurückzunehmenoder dass es auch „Stärkere“ gibt. Persönlich lerne ich mich besserkennen und lerne, Spannungen auszuhalten. Ich lerne durch das Unter-wegssein, dem Folgen meiner – ja Jesu – Berufung den Voranträgerbesser kennen. Wir haben sozusagen „gemeinsame“ Erfahrungen!

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„Wir möchten Jesus sehen!“

2.3 Die Kirche als weltumspannende Gemeinschaft – Ort gläubiger Praxis

Die Kirche in ihrer äußeren Gestalt, wie sie Jugendlichen begegnet,fordert diese sehr heraus, sich in ihr wohl und angenommen zu fühlen.Gerade darum wird dem Thema „Kirche“ ein eigener inhaltlicher Raumgegeben, der der Vision von Kirche, wie sie im Neuen Testament gezeich-net wird, nachgeht. Kirche ist zugleich der Raum des gemeinsamenFeierns des Glaubens in der Liturgie, und sie ist Ort der persönlichenAuseinandersetzung mit der je eigenen Beheimatung. Auch ist sie überdie eigenen Grenzen hinaus präsent. Die Erfahrung von Gemeinschaft,die in der Liturgie als einer der Grunddimensionen der Kirche besonderszum Ausdruck kommt, ist Schwerpunkt dieses Kapitels.

2.3.1 XIX. Weltjugendtag 2004 „Wir möchten Jesus sehen!“ (Joh 12,21) – Gottesdienstvorschlag zum Palmsonntag

Feier des Einzugs in Jerusalem 50

Der Gottesdienst sollte, wie am Palmsonntag üblich, außerhalb desGottesdienstraumes beginnen!

Lied GL 548 Die einen fordern Wunder

BegrüßungEs sollte in die Begrüßung ein Hinweis auf den heutigen XIX. Welt-jugendtag 2004 und ein Ausblick auf den XX. Weltjugendtag 2005 inDeutschland eingefügt werden. Hingewiesen werden kann auch aufden Beginn des Pilgerwegs „kreuzbewegt. Das Weltjugendtagskreuzauf dem Weg der Versöhnung durch Deutschland vom 4. April bis 21. August 2005“, der Palmsonntag 2004 in Berlin beginnt.

EinleitungFrage an die versammelte Gemeinde:Warum glauben Sie, haben sich „heute“ vor circa 2000 Jahren hunderteMenschen in Jerusalem versammelt, um Jesus zu sehen?Warum kommen immer wieder Menschen zusammen, wie zum Beispiel zu Weltjugendtagen?Weshalb sind sie heute gekommen?Wen glauben sie heute hier zu sehen – zu erkennen?Jesus – Christus, den König – Gottes Sohn?

50 Die Bischofskonferenzen Deutschlands/Österreichs/Schweiz sowie dieErzbischöfe von Bozen/Brixen/Lüttich/Luxemburg/Straßburg (Hrsg.), Das Messbuch, Freiburg u.a. 1988, S. 1–11.

Folienfokussierung Jesus

– Im Unterwegssein habe ich Kompetenzen und Fähigkeiten erworben(in der Verantwortung wächst man über sich hinaus). Für welche binich dankbar?

– Welche überraschen mich?

– In Vorderträgern Vorbilder erkennen, im Vorbild Jesus sehen! Gibtes Menschen, die mir Hilfe zum Leben und Glauben sind undwaren?

– Welchen Menschen könnte ich heute sagen „in dir begegnete mirJesus!“?

6. Abschluss 20 Minuten

– Wohin bin ich unterwegs? Habe ich Etappenziele?

– Wage ich, eine Ahnung von einer Lebensberufung zu formulieren?

– Welche Rolle spielt für die Gestaltung meines Zieles der christlicheGlaube?

– Din A4 Blatt und Stift: Die Teilnehmer haben 20 Minuten Zeit, insich zu gehen und zu beschreiben, wo sie in zehn Jahren sein wollen,was sie in zehn Jahren erreicht haben und eventuell genießen wollen.Danach erzählen sich die Teilnehmer die mögliche „Berufung“ inDreiergruppen.

– Die Teilnehmer fragen sich, in welchen Lebensbereichen sie Jesusneu in den Blick bekommen wollen, neu seinen Auftrag „mittragen“.

– Die Teilnehmer erzählen das, was ihnen in den Gesprächen wichtiggeworden ist, und legen ihre Zettel zum Kreuz.

– Lesen des Verses Mk 3,34.

– Gebet: Vater Unser.

– Zuspruch mit Mk 8,35: „Denn wer sein Leben retten will, wird esverlieren; wer aber sein Leben um meinetwillen und um desEvangeliums willen verliert, wird es retten“ und Segen.

Hendrik Kissel ist Landesjugendpastor des Gemeindejugendwerkes Berlin-Brandenburgdes Bundes Evangelisch-Freikirchlicher Gemeinden in Deutschland.

Kreatives Glaubensgespräch50

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„Wir möchten Jesus sehen!“

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Liebe Gottesdienstgemeinde, wir stehen heute sinnbildlich am Tor vonJerusalem, das seinen Messias erwartet.Wir wollen Jesus mit den grünen Zweigen, mit unserer Hoffnung grüßen.Wir rufen ihm das „Hosanna“ in Erwartung, dass er auch uns rettet, zu. Dabei wissen wir, dass der Jubel in Ablehnung umschlagen wird; dassauch unsere Hoffnung auf dem Kreuzweg zu Boden gehen wird. Und doch – er lässt unsere Freude gelten, jetzt. Er wertet sie nicht ab.Er wertet uns nicht ab. Er nimmt diese Freude an.

Palmsegnung/Gebet

Allmächtiger, ewiger Gott,segne + diese (grünen) Zweige,die Zeichen des Lebens und des Sieges,mit denen wir Christus, unserem König, huldigen. Mit Lobgesängen begleiten wir ihn in seine heilige Stadt;gib, dass wir durch ihn zum himmlischen Jerusalem gelangen, der mit dir lebt und herrscht in alle Ewigkeit.

Lied Hosanna GL 197,1/3/5

Evangelium: Lk 19,28–40 (vom Tag) oder: Joh 12,12–16Es werden alle eingeladen, sich mit auf den Weg zur Kirche zumachen und dabei die Palmzweige als Zeichen der Verehrung Jesumitzutragen.Die folgende Jesuslitanei kann entweder als Gebet von allen gesprochenwerden, oder es wird nach jeder vorgebeteten Anrufung ein Wieder-holungsvers gesungen (zum Beispiel Hosanna GL 198,1).

Jesuslitanei (Alternativ: GL 564)

Jesus von Nazareth, umjubelter König.Du hast uns ein Wort gegeben, das Angst vertreibt undHoffnung ermöglicht.Du hast die geheilt, die litten und aufgeben wollten.Du hast dich mitten unter Fremden und Feinden, für Arme, Entrechtete und Unnütze stark gemacht.Du bliebst bei der Wahrheit,und sahst in der Liebe den Ausweis des Glaubens.Du sprachst Worte, die nicht vergessen wurden,schenktest Vertrauen und Unmögliches wurde wahr.Dich Christus, Sohn Gottes, loben und preisen wir und rufenHosanna.

Gottesdienstvorschlag zum Palmsonntag

Je nach Länge des Weges bieten sich noch weitere Loblieder aufChristus an!

Einzug in die KircheKurz vor der Kirche wird das Beten und Singen beendet, so dass dieGemeinde in Stille in die Kirche einziehen kann.In der Kirche ist im Mittelgang ein großes Kreuz aufgestellt (verhülltoder unverhüllt). Falls ein Kreuz über dem Altar oder im Altarraumhängt, dann wird durch große Pfeile oder Schilder (z.B. mit denWorten: Da schaut hin!) auf dieses Kreuz aufmerksam gemacht.Die Gottesdienstteilnehmer sollen über das Kreuz „stolpern“.

TagesgebetDer Priester (oder Vorsteher) steht vor oder am Kreuz und spricht dasTagesgebet.

Allmächtiger, ewiger Gott,deinem Willen gehorsam,hat unser Erlöser Fleisch angenommen, er hat sich selbst erniedrigtund sich unter die Schmach des Kreuzes gebeugt. Hilf uns,dass wir ihm auf dem Weg des Leidens nachfolgenund an seiner Auferstehung Anteil erlangen.

Lied GL 183 Wer leben will wie Gott auf dieser Erde

Passion: Lk 22,14 – 23,56

Es bietet sich an, die Passion von verschiedenen Personen und ver-schiedenen Orten aus vorzulesen. Der Priester (oder Vorsteher) stehtam Kreuz/Altar = Jesus (J ). Der Evangelist steht am Ambo (E). Diesonstigen Personen können wie folgt aufgeteilt werden: Zwei weiterePersonen sprechen die Passagen des Volks und sind deshalb in derBank platziert (V ). Petrus, Pilatus und die Sonstigen sind ebenfalls inder Bank platziert, möglichst auf der anderen Seite im Kirchenschiff.Die Sonstigen sprechen getrennt bei den Abkürzungen (S1, S2, S3)oder alle drei zusammen bei der Abkürzung (S). Die eingeklammertenPassagen [ ] können weggelassen werden. 51

51 Die vorgeschlagene Aufteilung der Passion steht unter www.wjt2005.de als Download bereit.

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Predigtgedanken

„Wir möchten Jesus sehen!“ sagten einige Griechen zu den Aposteln(vgl. Joh 12,21) und vermutlich war es auch das Anliegen der Mengeam Tor zu Jerusalem. Was heißt es, Jesus zu sehen?Wer ist denn dieser Jesus? Was macht ihn aus?Jesus wurde geboren und lebte als Mensch wie wir. Während seinesöffentlichen Auftretens hat er vor allem Menschen geheilt. Er ist aufAusgestoßene zugegangen und hat ihnen wieder menschliche Würdegeschenkt – Anerkennung. Jesus hat sich eindeutig auf die Seite derEntrechteten gestellt. Er hat die Frohe Botschaft vom liebenden Vater(Abba) verkündet.

Jesus nur so zu sehen ist jedoch einseitig.Denn Jesus ist seinen Weg konsequent im Leben gegangen. Ein Weg, der zum Kreuz hinführte, weil er ein Ärgernis für dieMachthaber, sowohl im Staat als auch in der Religion, war.Jesus ist auch der Ängstliche im Garten Gethsemane. Er ist derLeidende und der Verspottete.Vor allem schreckte Jesus nicht vor der letzten Konsequenz zurück –dem Tod. Er wurde gekreuzigt!Wir haben es ausführlich gerade in der Leidensgeschichte gehört.

Aber auch das ist noch nicht alles, wenn man Jesus sehen will.Es ist eben nicht alles mit dem Kreuzestod zu Ende. Er ist auferstan-den von den Toten. Er lebt über das irdische Leben hinaus.

Wer Jesus sehen will, muss ihn ganz sehen: Den Heiland und König,den Gekreuzigten und den Auferstandenen.

Im Leben ist es nicht anders. Wer immer nur einen Teil seines Lebenswahrnimmt, betrügt sich selbst. Wer immer nur die schönen, sanften,lieblichen Momente annimmt, verschließt die Augen vor wichtigenTeilen des eigenen Lebens. Oder wer immer nur jammert, sich über die schlimmen Seiten desLebens beklagt, bringt sich um die anderen Seiten des Lebens.Auch dürfen wir die Augen nicht vor dem Tod verschließen, denndieser gehört ebenfalls zum Leben. Wer dies jedoch tut, für den ist der Tod eine unüberwindbare Krise, sowohl bei anderen als auch beisich selbst.

Gottesdienstvorschlag zum Palmsonntag

Wenn wir Jesus ganz sehen, heißt nachfolgen, auch uns selbst undunser Leben ganz zu sehen. Zum Leben gehören alle Seiten, sprichder Tod und die Auferstehung.Das eigene Leben so gesehen, macht es lebenswert.

Jesus ist der, der gelebt hat als Heiland und Verkünder der FrohenBotschaft. Er ist der, der gekreuzigt wurde und der, der auferstanden ist.

Als diesen ganzen Jesus – als Jesus Christus – gilt es ihn zu sehenund ihm nachzufolgen.Die Feier des Palmsonntags macht dies deutlich. Erst wird Jesus alsder König verherrlicht, kurz darauf wird uns das Kreuz vor Augengestellt. Aber es wird auch der Ausblick auf Ostern gezeigt.

Am heutigen XIX. Weltjugendtag beginnt der Pilgerweg des Welt-jugendtagskreuzes durch Deutschland in Berlin. Auf dem Weg derVersöhnung wird es alle Bistümer besuchen. Unzählige Menschensind in den vergangenen Jahren dem Weltjugendtagskreuz begegnetund diese Begegnung hat ihre Herzen berührt.Das Glaubenszeichen lädt uns ein, dankbar anzuschauen, was Gottuns geschenkt hat. Es hält uns wach, damit wir die Augen nicht ver-schließen vor der Realität und den Kreuzen in jedem menschlichenLeben und dieser Welt. Es erinnert uns daran, durch das Leiden undden Tod im Blick auf Jesus Christus, dem Sinn des Lebens, auf dieSpur zu kommen.

Wir sind eingeladen, den Weg des Kreuzes mit unserem Gebet zubegleiten. Das Glaubenszeichen will uns anstoßen und ermutigen, imHinblick auf das große Glaubensfest in Deutschland Wege der Versöh-nung zu gehen.

Wenn 2005 der XX. Weltjugendtag gefeiert wird, kommen viele tausendJugendliche nach Deutschland. Auch sie möchten Jesus sehen underleben - mit und in den anderen. Auch dabei gilt es, nicht nur eineSeite hervorzukehren, sondern Jesus Christus als Ganzen erleben undspüren zu lassen.

Credo GL 489 Gott ist dreifaltig einer

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„Wir möchten Jesus sehen!“

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Fürbitten(Es wird empfohlen, an Stelle der Fürbitten eine Stille einzulegen undeinzuladen, persönliche Fürbitten auszusprechen. Gut wäre es, wenndie Fürbitten frei und spontan laut gesagt werden könnten.)

Alternativ können aus den vorgegebenen Fürbitten einige ausgewähltwerden.

V Gott, unser Vater, du zeigst uns Jesus, deinen Sohn. Er begleitet uns auf unserem Weg durchs Leben. Deshalb bitten wir dich:

! Für die Weltkirche: Lass die Christen auf allen KontinentenVerantwortung für ein friedliches Miteinander übernehmenund so Zeugnis ablegen von der Heilsbotschaft Jesu Christi.

A Herr, erhöre uns.

! Für die Regierenden der Welt: Schenke ihnen Gedanken desFriedens, damit sie durch ihre Arbeit Schritt für Schritt zumWeltfrieden beitragen können.

A Herr, erhöre uns.

! Für die Jugendlichen, die keine Zukunft mehr sehen:Schenke ihnen Mut und Hoffnung sowie die notwendigenSchritte für ihren weiteren Lebensweg.

A Herr, erhöre uns.

! Für die Kranken: Lass sie nicht allein und schenke ihnenHeilung durch Jesus Christus.

A Herr, erhöre uns.

! Für alle, die Jesus Christus sehen wollen: Lass sie die Nähedeines Sohnes und unseres Bruders in ihrem Leben erfahren.

A Herr, erhöre uns.

! Für alle, die den Weltjugendtag vorbereiten: Schenke ihnenFreude und das Vertrauen, dies für den lebendigen Glaubenan dich zu tun.

A Herr, erhöre uns.

Gottesdienstvorschlag zum Palmsonntag

! Für all die Jugendlichen, die heute den Weltjugendtagfeiern: Stärke in ihnen die Sehnsucht, deinen Sohn Jesus Christus zu sehen und zu spüren.

A Herr, erhöre uns.

! Für alle Menschen, die in den kommenden Monaten inDeutschland dem Weltjugendtagskreuz begegnen: Lass sie – vom Kreuz bewegt – zu Hoffnungsträgern undHoffnungsträgerinnen für die Zukunft unserer Kirche werden.

A Herr, erhöre uns.

! Für alle Verstorbenen: Lass ihnen die Fülle des Lebens beidir zuteil werden.

A Herr, erhöre uns.

V.: Gott unser Vater, du bist uns nahe. Du erhörst unsere Bitten.Dafür danken wir dir, heute und an allen Tagen unseresLebens.

A Amen!

Eucharistiefeier

Lied zur Gabenbereitung GL 534 Herr wir bringenWerden die Begleitgebete bei der Gabenbereitung laut gesprochen,dann kann vom Gabenbereitungslied der Refrain zwischen denBegleitgebeten von der Gemeinde gesungen werden.

GabengebetHerr, unser Gott,schenke uns Verzeihungdurch das Leiden deines Sohnes.Wir haben sie zwar durch unsere Taten nicht verdient,aber wir vertrauen auf dein Erbarmen.Darum versöhne uns mit dirdurch das einzigartige Opferunseres Herrn Jesus Christus,der mit dir lebt und herrscht in alle Ewigkeit.

PräfationPräfation vom Palmsonntag oder: Hochgebete für besondere Anliegen III (Jesus unser Weg)G

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„Wir möchten Jesus sehen!“

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Sanctus GL 469 Heilig ist Gott in Herrlichkeit

HochgebetHochgebete für besondere Anliegen III oder: Drittes Hochgebet für Messfeiern mit Kindern

Vater Unser

Friedensgruß

KommunionversSeht an, Christus – gelebt, gekreuzigt, auferstanden – das Lamm Gottes, das uns erlöst hat.

Kommunion

Danklied GL 266 Nun danket alle Gott

SchlussgebetHerr, unser Gott,du hast uns im heiligen Mahl gestärkt. Durch das Sterben deines Sohnesgibst du uns die Kraft,das Leben zu erhoffen, das uns der Glaube verheißt.Gib uns durch seine Auferstehung die Gnade,das Ziel unserer Pilgerschaft zu erreichen.Darum bitten wir durch Christus, unseren Herrn.

SegenDer Herr begleite euch in eurem Leben.Er sei vor euch, um euch den Weg des Heils zu zeigen.Er sei hinter euch, um euch zu stärken.Er sei unter euch, um euch tragen, wenn ihr leidet.Er sei über euch, um euch zu schützen und die Augen für daswahre Leben zu öffnen.Er zeige sich euch in seiner ganzen Fülle.

So segne euch der dreifaltige Gott,der Vater und der Sohn und der Heilige Geist.

Amen!

Gottesdienstvorschlag zum Palmsonntag

Helmut Hetzel ist BDKJ-Diözesanpräses undDiözesanjugendseelsorgerder Diözese Bamberg.

Alexander Gießen, Dipl.-Theol., ist Referentdes Erzbischofs vonBamberg.

2.3.2 „Chill-out“ oder „Kirche mal von unten“ – Bausteine für einen Gottesdienst

Licht, Musik und Meditation sind die wichtigsten Elemente für einenGottesdienst zum Chill-out. Die Projektoren können an die Wändegehängt werden, um den Meditationsraum, das Oratorium oder einenanderen für den Gottesdienst geeigneten Raum zu gestalten. Der Gottesdienst ist eine Einladung, sich selbst verwandeln zu lassen.Auf dem Boden liegen nur unzählige Decken oder Matratzen, mitweißen Betttüchern bespannt, auf denen es sich die Besucherbequem machen können, um das Licht und die Musik auf sich wirkenzu lassen. So kann die „Kirche“ im wahrsten Sinne des Wortes „malvon unten“ erlebt werden. Dies ist im übertragenen Sinn zu verstehen.Mit dem Angebot „Chill-out – Kirche mal von unten“ können neueZugänge zur Kontemplation und Stille ermöglicht und die Jugend-lichen zur Ruhe und Besinnung eingeladen werden. Junge Menschensollen aus dem Alltag herauskommen und ganz bei sich sein. Körper-wahrnehmungsübungen und Meditationen sind Teil des Programms,ebenso Chill-out Musik und gregorianische Gesänge. LiturgischeElemente und biblische Lesungen laden zur Gottesbegegnung ein.52

Ziel: Durch die Ermöglichung von neuenZugängen und Erfahrungen im Bereich derKontemplation und Stille zu neuen Gottes-begegnungen einladen.

Gruppengröße, Zielgruppe und Zeit:Fünf bis 50 Jugendliche /Junge Erwachsene ab 16 Jahren, 60 bis 90 Minuten

Material:! Kleinere Räume, wie Oratorien, Meditationsräume oder Jugendkirchen! So genannte Space Projektoren mit Ölrädern zum Ausleuchten

(Viele DJs haben solche Projektoren. Sonst bieten sich auch derDia-Projektor und /oder der Computer mit einem Videobeamer an,um die Reise in die faszinierende Welt des Lichtes vorzubereiten)

! Tücher oder Bettlaken! Decken, Matratzen oder auch Schaumstoffpolster! Musik 53

52 Die Jugendkirche TABGHA hat in ihrer Kirche eine Woche lang „Chill-out – Kirche von unten“ angeboten. Siehewww.jugendkirche-oberhausen.de.

53 Schiller „Leben“, Island 2003; Michael Reimann & the Benedictine Monks „Sanctus – Time to Listen“. Ein eindrucksvolles musikalisches Gebet von den Mönchen der Benediktiner-Abtei Königsmünster, Meschede.G

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„Wir möchten Jesus sehen!“

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Hinweis: Es gibt viele gute Texte und Meditationen, die zur Besinnungund Stille einladen. Bücher zur Vorbereitung auf die Firmung sind daeine wahre Fundgrube. Eine große Materialsammlung von Texten,Gebeten und kreativen Zugängen zu biblischen Texten findet sich imBuch „Biblische Entdeckungen“. 54

Ablauf:1. Musik zum AnkommenZum Beispiel von der CD „Leben“ von Schiller. Gerade eine ruhigeund längere Einstiegsphase zu Beginn ist wichtig und notwendig!

2. Begrüßung und EinführungWenn du deine Augen zumachst, versuche zur Ruhe zu kommen. Es ist nicht wichtig, wo du bist und wer da noch ist. Es ist nur wichtig,wer du bist und was dich ausmacht. Lass dich nicht beeinflussen von Zeit und Raum, sondern konzentriere dich einfach auf dich. Lau-sche einfach in dich selbst hinein und warte, was da kommt. GeheGedanken nach, die in letzter Zeit keinen Raum hatten. Suche Ant-worten auf Fragen. Nimm dir Zeit für dich und lass deinen Gedankenund Gefühlen freien Lauf. Weine, wenn dir danach ist und lächle,wenn dir danach ist. Bete, wenn dir danach ist. Lebe, indem du ausdir schöpfst.

3. Impuls

Bausteine für einen Gottesdienst

54 DKV (Hrsg.), Biblische Entdeckungen 3, Katechetisch-liturgisches Arbeitsbuch zum Lesejahr C, erarbeitet vom Bibeltag-Team Speyer. Zusammengestellt und bearbeitet von Michael Kötzel, München 2003.

4. Körperwahrnehmungsübungen / MeditationEventuell kann ein Physiotherapeut die Vorbereitung oder dieDurchführung übernehmen.

Körpermeditation Sehr langsam lesen und viel Zeit lassen

Lege dich bitte auf den Rücken, die Beine nebeneinander. Deine Beine liegen ungefähr hüftbreit auseinander. Die Arme liegenneben dem Körper. Spüre, wie du auf dem Boden liegst. Nehme dichwahr, wie du jetzt da liegst – deine Kontaktstellen mit dem Boden. Du kannst dich dem Boden zumuten, er trägt dich.

Schließe deine Augen und versuche, dich zu entspannen. Geh mit dei-ner Aufmerksamkeit zu deinem Atem. Achte auf deinen Atem ... wie erkommt und geht ... kommt ... und geht. Lass den Atem einfach fließen.Mit jedem Ausatmen kannst du alles in den Boden abgleiten lassen,was dich noch ärgert und nervt. Wenn du ganz ausgeatmet hast,kommt das Einatmen von selbst. (Einige Atemzüge Zeit lassen). Höre dem Fließen des Atems zu. Er führt dich tiefer und tiefer in denZustand der Ruhe. Lass deinen Gedanken freien Lauf. Schiebe sienicht weg, aber folge ihnen auch nicht nach. Sie sind jetzt nicht wich-tig. Gehe in deiner Wahrnehmung zu deinem Kopf. Spüre, wie er auf-liegt – lasse dich tragen. Wie fühlt sich der Kopf an? Der Hals, ist eroffen? Kann die Luft beim Atmen ungehindert fließen?

Nun geh zu deinem Gesicht. Welche Partien sind angespannt?Findest du dein Gesicht schön? Siehst du es dir gerne an? Was magst du an deinem Gesicht besonders?

Dann spüre deinen Nacken, er bildet die Brücke zu deinen Schultern.Sind sie verspannt oder locker? Spüre diese Kontakte, spüre deinenrechten Oberarm – deinen Ellenbogen – deinen Unterarm – die Hand-flächen, wie sie aufliegen. Dürfen dein Arm und deine Hand greifen?Oder hältst du sie zurück? Gehe in Gedanken zurück und spüre aufgleiche Weise deinen linken Arm und die linke Hand. Nimm die Kontaktflächen wahr.

Jetzt spüre dein Rückgrat. Spürst du es in seiner ganzen Länge? Wo liegt es auf dem Boden – und wo nicht? Kennst du eigentlichdeine Rück-Seite?Und deine Vorder-Seite? Magst du deinen Bauch? Ist er dir zu dickoder zu dünn? Was für ein Gefühl hast du mit deinem Bauch? Was fühlst du in deinem Bauch?

Schließe deine Augen und sieh dich selbst.Lass dich auf dich ein und öffne dich.Mach dich frei von allem, was dich beschäftigt, was dich quält.Öffne dich und beginne, dich von Zeit und Raum zu lösen.Nimm dir Zeit, zu erfahren, zu spüren.Es geht nicht um das, was du anfassen kannst, was greifbar ist.Es geht um mehr, um Größeres, um Erfahrbares.Lass das, was dich jetzt erreichen will, an dich heran.Lass es an dich heran, ohne es verstehen zu wollen.Versuche einfach nur zu fühlen, zu er-leben.Sei gewiss, Gott ist da.Er wartet nur darauf, dass du bereit bist, ihn zu erleben.Ihn zu spüren, ihn zu er-fahren.

Von einem jugendlichen Besucher der „Chill-Out“ Aktion

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„Wir möchten Jesus sehen!“

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Spüre dein Becken, wie es fest auf dem Boden liegt. Wie liegen diePobacken auf dem Boden?

Spüre dein rechtes Bein – den Oberschenkel – deine Knie –Unterschenkel – Ferse – deinen gesamten Fuß. Dann gehe in deiner Wahrnehmung ins Becken zurück und gehe aufgleiche Weise dein linkes Bein entlang. Was für ein Gefühl hast du?

Spüre deinen ganzen Körper! Du bist getragen und gehalten von demBoden. Stell dir vor, du würdest über deinem Körper schweben unddich hier liegen sehen. Was für ein Gefühl hast du für diesen Menschen?

Achte weiter auf deinen Atem, wie er in dich einströmt und ausströmt,wie er kommt und geht.Nun komm langsam wieder hierher zurück. Öffne die Augen. Bewegedich. Du streckst dich und gähnst wie nach einem langen Schlaf.

5. Kyrie-Lied(z.B. von der CD „Sanctus“ oder Taizé-Rufe)Auf einen Kyrie-Ruf kann ein Text gesprochen werden.

6. Impuls

Bausteine für einen Gottesdienst

Schließe deine Augen.Breite deine Seele aus und lass dich von ihr tragen. Wie ein Vogel von seinen Flügeln getragen wird. Im freien Flug durch das Unerfassbare. Da ist nichts unmöglich, da gibt es weder Zeit noch Raum.Da kannst du dich fallen lassen.Fallen lassen in die Hände deines Vaters.Er wird dich tragen durch eine neue Welt.Es gilt nicht zu sehen, zu fassen.Es zählt das Gefühl, das Empfinden.Und das ist ganz allein von dir abhängig. Du entscheidest, was dich berühren darf, was du spürst.Du entscheidest, ob es dich ergreift.Du entscheidest, wie weit du gehst.Du entscheidest, wie lange.Du entscheidest dich, Gott näher zu kommen.Zu leben.

7. Biblische SchriftstellePsalmgebetErzählungen, in denen sich Jesus in die Stille zurückzieht (Lk 9,18–20oder Mt 14,13f )

Von einem jugendlichen Besucher der „Chill-out“-Aktion

8. Stille9. Traumreise oder Musik10. Vater unser11. Gebet

Lieber Gott!Die Zeit verrinnt so schnell.Vieles nehme ich nicht wahr.Schenke der Zeit keine Beachtung.Verliere sie aus dem Sinn.Mein Leben ist ein Hin- und Herhetzen.Ein Rennen zwischen Stunde und Stunde.Wer stehen bleibt, bleibt zurück.Da bleibt wenig Zeit für mich und für andere.Wenig Zeit für dich.Und dabei kann man in so wenig Zeit, so viel erreichen.Du hast nur 7 Tage für ein atemberaubendes Wunder gebraucht.Ich brauche Jahre, um das zu erkennen.Schenke mir Zeit, mir zu begegnen.Schenke mir Zeit, dir zu begegnen,deine Geschenke an mich zu entdecken, dich zu finden.

Oder:Gott, manchmal glaube ich, dass du dir gar nicht vorstellen kannst, wasgerade in mir vorgeht. Gefühle toben sich nach Herzenslust aus undmachen mich fertig. Da ist niemand, der in mich sehen kann und mir dannbeisteht. Und wenn er es könnte, was würde er mir raten, wie würde ermir helfen. Könnte er es überhaupt? Nein, ich bleibe damit alleine, dennwie soll ich das jemandem erklären. Wir Menschen sind uns zwar ähn-lich, aber jeder fühlt und lebt auf seine Weise. Da kann man sich schlechthelfen! Kannst du dann nicht mal laut schreien und sagen: „Ich bin dochhier mein Kind. Hier bei dir, wie ich es immer bin. Komm in meine Arme.“

Von einem jugendlichen Besucher der „Chill-out“-Aktion

12. SegenEs gibt viele schöne Segenstexte und Gebete, die sehr geeignet sind, sie mit Musik zu unterlegen.

13. Musik( zum Beispiel auf der CD „Sanctus“ gibt es ein wunderbares „Amen“)

Bernd Wolharn ist Stadtjugendseelsorgerin Oberhausen und Jugendpfarrer an derJugendkirche TABGHA.

Von einem jugendlichen Besucher der „Chill-out“-Aktion

Nachdem einige Minuten vergangen sind, sucht sich jeder ein Bild aus,mit dem er persönliche Erlebnisse verbindet. Dabei können wir dieErfahrungen unter vier Fragen erschließen:

– Was habe ich im Ausland gelernt?

– Was hat mich bereichert?

– Was war anders und fremd?

– Was hat mich gestört?

Alternativ kann auch nach der Begegnung mit fremden Kulturen inDeutschland gefragt werden.

4. Austausch in der Gruppe 45 Minuten

Nachdem jeder sich ein Bild ausgesucht hat, wird reihum erzählt, warumdas Bild gewählt wurde und welche Erfahrungen mit dem Ausland ver-bunden werden.

Nach einer ersten Runde wird spezieller die Frage gestellt:

– Habe ich schon die Kirche /den Glauben im Ausland wahrgenommen?

– Wie habe ich es empfunden?

Als Gesprächsgrundlage können folgende Texte verwendet werden:Variante 1: Erlebnisse aus Peru„Nach dieser Predigt, die allgemeine Zustimmung erfuhr und vonApplaus unterbrochen wurde, waren auch die beiden Frauengruppen,die aufgeben wollten, überzeugt, dass es sich „lohne“, weiterzumachen.„Wenn die Frauen in Cajamarca so viel Mut beweisen, dürfen wir nichtkneifen.“ Die Gemeinde St. Georg, repräsentiert vom Pastoralteam unddem Kirchengemeinderat, ist zusammen mit den anderen Gemeinden inUlm und der überwältigenden Mehrheit der Gemeinden in der DiözeseRottenburg der Auffassung, dass der eingeschlagene Weg einer zu-nehmenden verantwortlichen Mitarbeit von Laien in allen Diensten derKirche unumkehrbar ist, nicht nur aus praktischen, sondern vor allemauch aus theologischen Gründen. So wird allmählich den Menschen inder Gemeinde St. Georg die Situation in der Diözese Cajamarca immerverständlicher. Sie werden sich bewusst, dass es sich in beiden Fällen –hier und dort – um die gleiche Kirche handelt, sei es auf der Ebene derBischöfe, sei es auf der Ebene des Volk Gottes.“ 57

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„Wir möchten Jesus sehen!“

3. Impuls zu den Fotos 10 MinutenSicherlich war schon jeder von uns einmal im Ausland. Dort haben wirviel erlebt.In der Mitte sehen wir viele Bilder. Bilder, die alle nicht in Deutschlandgemacht wurden. Wir haben nun Zeit, die Bilder zu betrachten.

2.3.3 Weltkirche erfahren – Workshop

Ziel: Die Kirche als eine weltumspannendeGemeinschaft erkennen, von der jeder für sein persönliches Leben und/oder für dasgemeindliche Leben etwas lernen kann.

Gruppengröße, Zielgruppe und Zeit: Fünfzehn Jugendliche / junge Erwachsene, 20–30 Jahren, 60 Minuten

Material: ! Viele Bilder aus verschiedenen Ländern mit Landschaften,

Menschen, Alltagssituationen

Ablauf:1. Einführung 5 MinutenDie katholische Kirche ist eine weltumspannende Kirche. Auf jedem Kontinent finden sich christliche Gemeinden. Verbundendurch den einen Glauben sind die Ortsgemeinden dennoch durchunterschiedliche Kulturen und Lebenssituationen geprägt.Gerade das Leben des Glaubens unter den verschiedenenBedingungen ist einer der Schätze der Kirche. Diesen Schatz zuerschließen, ist eine der Chancen der Weltjugendtage.

2. Fotos auslegen

57 Klinger, Elmar / Knecht, Willi /Fuchs, Ottmar (Hrsg.), Die globale Verantwortung: Partnerschaften zwischen Pfarreien inDeutschland und Peru, Würzburg 2001, S. 156. Mit freundlicher Genehmigung des Echter Verlags.

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2.4 Impulse/Liedvorschläge

Gedanken zur österlichen Bußzeit

2.4.1 22 Gedanken zur österlichen BußzeitDie Gedankenkarten können Jugendlichen und jungen Erwachsenenals Impulse zur Vorbereitung in der österlichen Bußzeit dienen. Sieorientieren sich teilweise am Kreuzweg Jesu – von der Verurteilung biszur Auferstehung – und führen biblische Bezüge zu den entsprechen-den Gedanken an. Die Impulse bieten ein Gerüst für die 40 Tage derösterlichen Bußzeit. Sie ermöglichen Freiräume, um eigene Gedankenzu entfalten und selbst die Bibel in die Hand zu nehmen.Die Impulse sind so gestaltet, dass sie auch als SMS (mit Kurzangabeder Bibelstelle) versendet werden können.

1. 40 Tage � echt langeMehr als Urlaub von der Arbeit.Easy going?Keine Ahnung! Aber mutig!

Und du?Mut wünsche ich dir heute!Für den Anfang.

2.Eine Gelegenheit � Ein SchnäppchenGeld regiert die WeltEin Freund der alles nahm.Verräter oder Opfer?

Mk 14,10 f.Von da an suchte er nacheiner ... Gelegenheit, ihnauszuliefern.

3.Ein Essen � Ein MahlLeckerKomische Worte dringen an mein Ohr.Hörst du sie auch?

Mk 14,22 ff.Nehmt, das ist mein Leib ...Das ist mein Blut, das Blut des Bundes, das für vielevergossen wird.

4.Eine Stunde � in der NachtDurchgemacht!Cooler Film � jetzt RealitätWieso hab ichmitgemacht?

Mk 14,50Da verließen ihn alle,und flohen.

5.Ein Kuss � Ein AnfangZärtlichkeit durchströmtmichund das Gift des Verrats.Ich habe es gewusst!Und gehe den Weg. Jetzt!

Mk 14,46Da ergriffen sie ihnund nahmen ihn fest!

5. Ein Verhör � Ein RatWill man gar nicht!Lästig und unnütz.Hab� keine Schuld.

Mk 14,56Viele machten zwarfalsche Aussagen über ihn,aber die Aussagen stimmtennicht überein.

Variante 2: Erlebnisse mit der Kirche in Brasilien„Mit den Schwestern ging ich zu Treffen der verschiedenen Gruppenund Gemeinden und lernte so vor allem die Bedeutung des gemeinsa-men Bibelstudiums und der Arbeit in den Frauengruppen kennen. Ausden Gruppierungen der Gemeinde entstanden zusammen mit anderenMenschen der Stadt die Bürgerbewegungen in den verschiedenenStadtvierteln, die sich gegenüber der Stadtverwaltung für ihre Rechteeinsetzen konnten, damit das versprochene Geld für die Kanalisation,die Müllabfuhr, den Busanschluss usw. auch wirklich dafür eingesetztwurde.

Besonders beeindruckt hat mich das Organisationstalent derArmen. Zu Weihnachten etwa taten sie sich zusammen und sammelten,was jede Familie abgeben konnte, damit sie ihren Kindern zu Weih-nachten wenigstens eine Kleinigkeit schenken konnten: Sie gaben einEi, eine Tasse Mehl oder ein Holzscheit für den Ofen, so dass ein paarFrauen dann Plätzchen backten, die nach dem Weihnachtsgottes-dienst in kleinen Tüten an die Kinder verteilt wurden. Sie hätten dieleuchtenden Augen der Kinder – und der Erwachsenen! – sehen sollen!

Und dann waren da die Frauen aus dem Armenviertel „BemMorar“, die sich immer freitags zum Bibelstudium trafen. Durch dasgemeinsame Lesen der Bibel, das genaue Kennenlernen der histori-schen Zusammenhänge, in denen die einzelnen Bibeltexte entstan-den, durch den gemeinsamen Blick auf ihr Leben und was das WortGottes in dieses ganz konkrete Leben hinein sagen will, fanden sieMut, immer wieder für das Leben einzutreten, weil sie an einen Gottglauben, der das Leben will – für alle in Fülle. So entdeckten dieseFrauen auch ihre Würde als Frau und versuchten, gemeinsam mitihren Lebenspartnern und ihren Familien neu Partnerschaft undBeziehungen zu leben. Auf diesem Weg stärken sie sich gegenseitigund nähren die Hoffnung – und haben dabei auch mir Weggemein-schaft gewährt.“ 58

Frank Kraus, Dipl.-Theol., leitet den Bereich Begegnung im Weltjugendtagsbüro.

58 Brigitte Saviano, Dipl.-Theol., ist Grundsatzreferentin bei Adveniat in Essen. Sie war 1993/94 als Missionarin auf Zeit inBrasilien und hat uns den Text zur Verfügung gestellt.

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„Wir möchten Jesus sehen!“

66 Weltkirche erfahren – Workshop

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10.Ein König � Heute?Gerne!Eine Königin � Morgen?Noch lieber!Purpurrot � HeiligMöchte ich/du sein?!

Mk 15,17Heil dir, König der Juden!

11.Eine Stadt � Ein WegTausende MenschenEiner ist anders!Komm!

Mk 15,20Dann führten sie Jesushinaus, um ihn zu kreuzigen.Einen Mann, der gerade vom Feldkam, Simon v. Zyrene, den Vater desAlexander und des Rufus, zwangen sie,sein Kreuz zu tragen.

12.Ein Schrei � Ein RissDunkelheitAbgestürztOhne doppelten BodenWo bist du hängen geblieben?

Mk 15,37Jesus aber schrie laut auf.Dann hauchte er den Geist aus.Da riss der Vorhang im Tempelvon oben bis unten entzwei.

13.Ein Kreuz � Ein MenschViele Kreuze � VieleMenschenUnd wo stehst du?Er hängt an deiner Seite!

Mk 15,32bAuch die beiden Männer, diemit ihm zusammen gekreuzigtwurden, beschimpften ihn.

14.Zwei Spieler � Ein WürfelEin GewandLuxusWer bekommt es?Wem gönnst du es?

Mk 15,24Sie warfen das Los und verteilten seine Kleiderunter sich!

15.Eine Mutter � Ein HerzLiebeVoller Freude bei der Geburt.Voller Trauer beim Tod....

7. Ich bin es.

8. Eine Verhandlung � coolGerichtssaalArgumente fliegen im RaumumherGefühle � Sympathie bis HassWow!Im Ton vergriffen?

Mk 15,14Sie schrien nochlauter: Kreuzige ihn!

9.Sonnenschein � Pause Ein Tag zum Erholen.Oder Regen � TränenLust?Auf was?

19.Eine Massage � WohltuendEntspannend � Loslassen � ChillenNähe und Wärme spüren.Ich brauche dich � auchwenn ich es dir nichtsagen kann!

Mk 16,1Jesus zu salben

20.Eine Frage � im VorübergehenKommst du an oder gehst dunoch?Ich will sein!Da sein!

Mk 16,6Ihr sucht Jesus v. Nazareth,den Gekreuzigten. Er ist auferstanden,er ist nicht hier!

21.Ein Lachen � Ein TagLebenEr ist mein Freund fürimmer.Hoffnung pur!

Mk 16,15Der Herr stand ihnen bei und bekräftigte dieVerkündigung durch die Zeichen,die er geschehen ließ.

22.Der Himmel � blauLass uns einen Trinkengehen.Neben an � ins Café.Und Er?Er ist schon da!

Mk 16,19Wurde er in den Himmelaufgenommen und setztesich zur Rechten Gottes.

16.Ein Freund � Ein ZuschauerDazwischenEine Begegnung � Ein BlickWohin gehst du?

17.Eine Geliebte � Eine FrauEin Hügel voller SteineLiebesnachtGlemmerduft und RosenstraußJaa!?

18.Ein Blatt � PapierLeere---Und bei Dir?

Mk 15,39Wahrhaftig, dieserMensch war Gottes Sohn

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Gedanken zur österlichen Bußzeit

Natascha Kujawski, Dipl.-Theol., Pastoralreferentin, arbeitet im Weltjugendtagsbüro im Bereich Pastorale Vor- und Nachbereitung

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andere Ihn sehen, nicht nur weil sie sich dem Auftrag Jesu verpflichtetfühlen: „Kommt und seht!“ (Joh 1,39), sondern auch, weil sie überzeugtsind, dass es den Menschen gut tut und für ihr Leben von entscheidenderBedeutung ist, wenn ihnen die Augen aufgehen und sie Jesus in ihremLeben wahrnehmen: „Selig sind eure Augen, weil sie sehen“ (Mt 13,16).

Damit stellen sich in der „Sehsorge“ zwei Fragen:

1. Wie können wir die Menschen, die Jesus gar nicht sehen möchten,bewegen, ihre Augen aufzumachen, und Jesus in ihrem Lebenwahrzunehmen?

„Keiner ist so blind wie der, welcher nicht sehen will" sagt eine französi-sche Redewendung. Es ist tatsächlich wahr, dass der Mensch vieles nurdann wahrnimmt, wenn er es sehen möchte. Wie vieles übersehen wir,weil wir nicht achtsam genug darauf sind. Wie oft müssen wir zum Bei-spiel einem Menschen sagen: „Dass ich dir wehgetan habe, habe ich nichtgesehen.“ Man muss aufmerksam sein wollen, man muss sehen wollen.Wie aber Menschen dazu zu bewegen, dass sie sehen wollen?

Eine Begebenheit aus meinem letzten Urlaub hat mich auf die Spureiner Antwort gebracht. Auf einem Berggipfel saß einige Meter von mirentfernt eine Gruppe Jugendlicher, die nichts von dem herrlichen Bergpa-norama zu interessieren schien. Für sie war offensichtlich nur wichtig,wer in der bald beginnenden Fußball-Bundesligasaison Deutscher Meister

werden würde. Darüber erhitzten sich ihre Gemüter.Einzig ein Jugendlicher schaute mit einem Fernrohrin die Weite der Gipfel der Alpenwelt. Nach einigerZeit wurden die Jugendlichen auf den „fernsehen-den“ Kameraden aufmerksam, und einer nach demanderen klinkte sich aus der Diskussion über dieFußball-Bundesliga aus und wollte auch einmaldurch das Fernglas in die Weite der Berge schauen.Der Jugendliche, der einen Weitblick hatte, er provo-zierte die anderen so sehr, dass schließlich auch siesehend wurden.

Bleibt uns Christen in unserer heutigen gesellschaftlichen Situationmit den vielen gottblinden Menschen etwas anderes übrig, als konse-quent zu versuchen, selbst Gott nicht aus dem Blick zu verlieren, ihnimmer wieder neu zu entdecken und anzuschauen? Durch unser konse-quentes, geduldiges und beharrliches Immer-Wieder-Aufreißen unsererAugen auf Gott hin werden wir vielleicht auch andere Menschen provo-

Der Jugendliche, dereinen Weitblick hatte,er provozierte dieanderen so sehr, dassschließlich auch siesehend wurden.

3. „Wir halten den Himmel für Sie offen“ – Seelsorge wird zur Sehsorge

„Wir möchten Jesus sehen!“ (Joh 12,21), heißt es von Griechen im Johannesevangelium. Auch heute noch gibt essie, die Menschen, die Jesus sehen möchten – und die ihn nicht sehen:Wo ist denn Gott in allem Leid dieser Welt? Wo können wir den gutenund heilenden Gott sehen angesichts der 40 000 Toten des Erdbebens imIran und der Tränen der hinterbliebenen Kinder und Alten? Schreit dasLeid dieser Welt nicht nur gen Himmel, sondern auch gegen Gott?

„Ich sehe keinen Gott“, sagen andere „und ich brauche ihn auch garnicht zu sehen.“ Ich sehe überall nur das Wirken und die Macht derMenschen. „Zum ersten Mal in der Geschichte der Menschheit steht derMensch überall nur sich selbst gegenüber“, schreibt der Physiker WernerHeisenberg.

Viele Menschen haben Gott aus ihrem Blickwinkel verloren undimmer mehr Menschen haben ihn in ihrer Welt-Anschauung noch niegesehen und nicht wenige möchten ihn auch gar nicht sehen: „Das wahreLicht, das jeden Menschen erleuchtet, es kam in die Welt. Er war in derWelt, und die Welt hat ihn nicht erkannt“ (Joh 1,9–10).

Für viele, die sich dem Dienst der Verkündigung der christlichen Bot-schaft widmen, wird Seelsorge damit heute zur „Sehsorge“. Denn die, dieversuchen, im Angesicht Jesu ihr Leben zu führen, sie möchten auch, dass

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selber. In dem „Wir“ im Wunschsatz der Griechen (Joh 12,21) leuchtetdas Geheimnis der Kirche auf, die eine Seh-Gemeinschaft ist. Jede undjeder in ihr sieht etwas von Gott und seinem Reich. Damit aber ist auchjede/r entlastet von dem Druck, allein alles sehen zu müssen. Wir lebenauch von der Sehkraft des anderen – übrigens auch von der Sehkraft derChristinnen und Christen, die vor uns gelebt haben.

Zweitens: Möchten

Der Satz der Griechen: „Wir möchten Jesus sehen!“ (Joh 12,21) ist nichtnur ein Wunsch, er ist als Bitte formuliert. Bei allen Bemühungen undAnstrengungen, die eigene Sehkraft auf Gott hin zu schärfen, ist es letztlicheine Gnade, in unserem Leben Gott zu sehen, der gesagt hat: „Ich bin dasLicht der Welt“ (Joh 8,12). Das Gebet um die Gnade der offenen Augen,das wir in der Kirche mit- und füreinander vollziehen, ist deshalb ein un-erlässlicher Schritt für alle, die Gott in ihrem Leben wahrnehmen wollen.

Drittens: Jesus

Es ist nicht das Ziel der Bemühungen um eine Stärkung unserer Sehkraft,irgendetwas oder irgendjemand zu sehen. Die Griechen wollen Jesussehen. Wer ihn immer tiefer sehen lernt, der wird dabei Schritt für Schritterkennen, dass lange bevor wir Jesus sehen und auch, wenn wir ihn nichtsehen, er uns sieht. Wir möchten ihn anschauen und erkennen dabei, dasser uns schon längst mit seinen gütigen Augen anschaut. „Als Jesus die vielenMenschen sah, wurde er von Mitleid mit ihnen ergriffen“ (Mt 9,36). Jesussehen lernen heißt immer tiefer erkennen, dass er uns mit liebenden Herzenanschaut und in diesem Ansehen Gottes unser Ansehen begründet ist.

Viertens: Sehen

In seinem Kommentar zum Johannesevangeliumum schreibt RudolfSchnackenburg 61 das Wort „sehen“ mit dem Wort „besuchen“. Wer zueinem Besuch aufbricht, der muss sich auf den Weg machen. Ohne dieBereitschaft zum Aufbruch und zum Sich-Einlassen auf einen Weg sindauch keine Seh-Erfahrungen möglich. Was wir sehen und wie wir essehen, hängt immer von dem Blickwinkel ab, den wir einnehmen. Von der Einstellung, die ich vornehme. Je nach Standpunkt nehme ich

61 Schnackenburg, Rudolf, Johannesevangelium II.Teil, Leipzig 21971, S.478.1

zieren. Provozieren, doch einmal ihren Blick auf Gott hin zu werfen, ihnsehen zu lernen und ihren Horizont auf ihn hin zu erweitern. Vielleichtmacht unsere Sehkraft andere neugierig auf den, den wir zu sehen suchen.Vielleicht wecken wir so die Sehnsucht in ihnen, etwas so Großartiges, soGöttliches zu sehen, das all ihre bisherigen Perspektiven weit übertrifft.Die Lufthansa wirbt mit dem Slogan: „Wir halten den Himmel für Sieoffen.“ Durch unser Nicht-Nachlassen, Gott immer wieder in den Blicknehmen zu wollen, halten wir Christen provozierend und einladend denHimmel offen für die Menschen, die derzeit Gott noch nicht sehenmöchten.

Der Weltjugendtag und die Vorbereitung auf ihn können zu solcheiner Provokation werden. Hoffentlich werden viele, nicht nur jungeMenschen, durch den offensichtlichen Blick vieler junger Menschen aufGott hin nachdenklich, ob sie nicht doch einmal ein „Auge auf ihnwerfen sollten“. In einem Optikerladen las ich auf einem Werbeplakat:„Wenn sie nicht sehen, was Sie suchen, dann sind Sie hier richtig. Bittetreten Sie ein!“ Ich finde, das könnte auch heute ein guter Leitspruch fürGottes „Sehgemeinschaft“, die Kirche, sein.

Die zweite sich stellende Frage lautet:

2. Wie können wir für die Menschen eine Sehhilfe sein, die Jesussehen möchten, ihn in ihrem Leben aber nicht entdecken?

Wir können für diese Menschen wohl eine Sehhilfe sein, indem wir sieeinladen, sich mit uns auf den Weg des Sehenlernens zu machen. Es istnicht so, als ob wir Gott immer fest im Blick hätten, als ob wir Gott mitunseren Sehfähigkeiten begriffen hätten. Gerade auch als gläubigeMenschen müssen wir immer tiefer sehen lernen. „Wir sehen nämlichjetzt durch einen Spiegel rätselhaft, dann aber von Angesicht zu Angesicht“(1 Kor 13,12).

Gemäß dem Wort der Griechen „Wir möchten Jesus sehen!“ (Joh 12,21)bedeutet dieser gemeinsame Lernprozess des Gott-Sehens konkret:

Erstens: Wir

Auf unserem Lebensweg wird es für jede und jeden immer wieder Phasengeben, in denen wir Gott aus dem Blick verlieren, in denen wir gott-blindsind. In solchen Phasen können wir davon leben, dass andere Menschenan unserer Seite weitersehen und manches anders wahrnehmen als wir

73„Wir halten den Himmel für Sie offen“ – Seelsorge wird zur Sehsorge

„Wir möchten Jesus sehen!“

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Papst Johannes Paul II., Enzyklika „Ecclesia de Eucharis-tica“ an die Bischöfe, an die Priester und Diakone, an dieGeweihten Personen und an alle Christgläubigen über dieEucharistie in ihrer Beziehung zur Kirche, vom 17. April 2003.

Becker, Jürgen, Das Evangelium nach Johannes (ÖTBK 4/2),Würzburg/Gütersloh 31991.

Bischofskonferenzen Deutschlands / Österreichs /Schweiz sowie die Erzbischöfe von Bozen / Brixen /Lüttich / Luxemburg / Straßburg (Hrsg.), Das Messbuch. Freiburg u.a. 1988.

Bongardt, Michael, Der Widerstand der Freiheit. Eine transzendentallogische Aneignung der AngstanalysenKierkegaards, Frankfurt /Main 1995.

Deutsches Liturgisches Institut (Hrsg.), Bußgottesdienst:Er sieht mich an (Handreichung), Trier 2004.

DKV (Hrsg.), Biblische Entdeckungen 3, Katechetisch-liturgisches Arbeitsbuch zum Lesejahr C. Erarbeitet vomBibeltag-Team Speyer. Zusammengestellt und bearbeitet von Michael Kötzel, München 2003.

Erzbistum Köln, Hauptabteilung Seelsorge (Hrsg.),Arbeitshilfe Glaubenswoche 2004 „Wir möchten Jesus sehen“ (Joh 12,21), Köln 2003.

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4. Literatur und Materialtipps

4.1 Literaturunterschiedlich wahr, folglich komme ich auch zu unterschiedlichenBewertungen. Ob ich beispielsweise im Menschen nur eine medizinisch-physikalische Wirklichkeit sehe oder Gottes Ebenbild, ist eine Frage derSichtweise. Ob ich die Geschichte als eine Kette von Zufällen oder unterdem Blickwinkel der Heilsgeschichte Gottes sehen will, verändert meineWahrnehmung. Jesus sehen zu lernen ist von daher auch ein entschiede-ner, dynamischer aktiver Weg, auf den sich Menschen in der Sehgemein-schaft der Kirche einlassen.

Kirche ist also eine Sehgemeinschaft, eine Gemeinschaft von Men-schen, die sich in ihrer beschränkten Sehkraft auf Gott hin ergänzen, diemit- und füreinander Gott bitten, dass er unsere Augen auf ihn hin öffne.In der Kirche sammeln sich Menschen, die in einem geistlichen Prozessimmer tiefer Gott sehen lernen. Ihnen wird immer bewusster, dass allesim Leben nicht davon abhängt, dass sie Gott sehen, sondern dass er sieansieht. Alle Schritte dieses Seh-Weges der Menschen sind Etappen eineslebenslangen Prozesses. Christen sind Menschen, die ein Leben langlernen, Jesus wahrzunehmen. Für sie ist der Lebensweg eine Entdeckungs-reise Gottes in ihrem Leben. „Man sieht manches hundertmal, tausend-

mal, ehe man es zum allerersten Malwirklich sieht“, schreibt ChristianMorgenstern – dies gilt erst recht fürdas Sehenlernen Jesu.

Christen laden Menschen ein, sichmit ihnen auf diesen Weg, Jesus sehenlernen, einzulassen. Die Bewegung derWeltjugendtage hat – das bezeugenviele Jugendliche – zutiefst dazu beige-tragen, dass gerade junge Menschen

Jesus in ihrem Leben neu sehen lernen. Mit ihren geöffneten Augen kön-nen sie dann wieder anderen Menschen helfen, Jesus in ihrem Leben zuentdecken. Ohne sich auf diesen „Seh-Lern-Prozess“ einzulassen, wirdkeiner Gott wirklich sehen lernen. Hoffentlich wird auf diesem Hinter-grund der XX. Weltjugendtag in Köln zu einem Fest des Sehens, in demwir in die Erfahrung der Drei Weisen aus dem Morgenland einstimmenkönnen: „Wir haben Seinen Stern gesehen“ (Mt 2,2).

Prälat Dr. Heiner KochGeneralsekretär des Weltjugendtags,Leiter der Hauptabteilung Seelsorge im Erzbischöflichen Generalvikariat Köln

„Man sieht manches hundertmal,tausendmal, ehe man es zumallerersten Mal wirklich sieht“,schreibt Christian Morgenstern –dies gilt erst recht für dasSehenlernen Jesu.

„Wir halten den Himmel für Sie offen“ – Seelsorge wird zur Sehsorge 75

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Bildnachweis:

Die Bilder wurden freundlicherweise zur Verfügung gestellt, beziehungsweise die Rechte abgetreten von:

Servizio fotografico dell’Osservatore Romano

Richard Sohler

Helmut Kissel, www.helmut-kissel.de

Julia Reszczynska, www.impulsiv-foto.de

Marc-Ansgar Seibel

Kloster Burg Dinklage

Gretel Kunze

Schwabenverlag

Radu Constantin Miron

Gunda Werner

In dieser Reihe sind in der Vorbereitung auf den XX. Weltjugendtag folgende Arbeitshilfen erschienen:

kreuzbewegt. Das Weltjugendtagskreuz auf dem Weg der Versöhnung vom 4. April 2004 bis 21. August 2005, Arbeitshilfe 177.

underconstruction – bau mit an einer gerechten Welt! Der Tag des Sozialen Engagements zum Weltjugendtag 2005, Arbeitshilfe 180.

Gäste sind ein Segen. Die Tage der Begegnung in den deutschen Diözesen vom 11.– 15. August 2005, Arbeitshilfe 181.

Alle Informationen rund um den XX. Weltjugendtag unter: www.wjt2005.de

Spendenkonto zur Unterstützung des XX. Weltjugendtags:

Weltjugendtag gGmbHKonto-Nr. 20 000 015Pax-Bank eG KölnBLZ 370 601 93

Impressum

Die Arbeitshilfe ist auf holzfreiem, chlorfrei gebleichtem Papier gedruckt.

Promotrailer „The road to… Weltjugendtag 2005“

Der Imagefilm zum Weltjugendtag 2005in Köln (6’32 Minuten; erhältlich als DVD und VHS-Video in deutscher,englischer, französischer, italienischer,spanischer, polnischer Sprachversion,Deutsche Gebärdensprache (DGS) undInternational Sign Language) ist überdas Weltjugendtagsbüro erhältlich.

Preis: EUR 5,00. Bestellungen bitte [email protected]

Herausgeber: Sekretariat der Deutschen BischofskonferenzBonner Talweg 177, 53129 Bonn in Kooperation mit demWeltjugendtagsbüroGereonstraße 1–3, 50670 Köln