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486 niensysteme erkennen lafst. Die Partikelchen sind aber erheblich grbfser als die des klaren Hageleises , nament- lich langer und die Langsaxe derselben ist senkrecht zur Eisoberflache gerichtet. IX. Wird durch das Stronaen des Wassers ein elektrbcher Strom erxeugt? won W. Heeta. (An8 den Sitzangsber. d. Munchener Aksd. Mai 1872 vom Hm. Verf. mitgetheilt. ) In der Sitzung vom 20. October 1871 hat Hr. Zbllner der K. Sachsischen Gesellschaft der Wissenschaften eine hochst sinnreiche Hypothese iiber den Ursprung des Erd- magnetismus vorgelegt : Die gliihend flussigen Massen, welche unter der Erdoberflache hinstriimen, erzeugen durch ihre Bewegung elektrische Strome in der Richtung ihrer Bewegung, welche dann in der, verschiedene Punkte die- ser Flussigkeit leitend mit einander verbindenden, festen Oberflachenschicht die entgegengesetzte, d. h. ost-westliche Richtung haben. Nun haben zwar friihere Versuche, na- mentlich die von Q u i n c k e angestellten , das Vorhanden- seyn solcher elektrischer Strbme nur dann gezeigt, wenn eine Fliissigkeit durch ein poroses Diaphragma bindurch- geprefst wurde; es war nicht gelungen in einem, dem Diaphragmenapparat ganz ahnlich construirten Apparate solche Strome zu entdecken, sobald das Diaphragma fort- gelassen wurde ; indelb hat Hr. Z oll n e r selbst elektrische Strome in solchen Rohren beohachtet , welche kein Dia- phragrna enthielten, so dafs er ganz allgemein den Satz aus- spricht : dafs alle strbmenden Bewegungen in Fliissigkeiten, besonders wenn dieselben theilweise mit starren Kbrpern in Beruhrung stehen , von elektrischen Strbmen begleitet

Wird durch das Strömen des Wassers ein elektrischer Strom erzeugt?

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Page 1: Wird durch das Strömen des Wassers ein elektrischer Strom erzeugt?

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niensysteme erkennen lafst. Die Partikelchen sind aber erheblich grbfser als die des klaren Hageleises , nament- lich langer und die Langsaxe derselben ist senkrecht zur Eisoberflache gerichtet.

IX. Wird durch das Stronaen des Wassers ein elektrbcher Strom erxeugt?

won W. Heeta . (An8 den Sitzangsber. d. Munchener Aksd. Mai 1872 vom Hm. Verf.

mitgetheilt. )

I n der Sitzung vom 20. October 1871 hat Hr. Z b l l n e r der K. Sachsischen Gesellschaft der Wissenschaften eine hochst sinnreiche Hypothese iiber den Ursprung des Erd- magnetismus vorgelegt : Die gliihend flussigen Massen, welche unter der Erdoberflache hinstriimen, erzeugen durch ihre Bewegung elektrische Strome in der Richtung ihrer Bewegung, welche dann in der, verschiedene Punkte die- ser Flussigkeit leitend mit einander verbindenden, festen Oberflachenschicht die entgegengesetzte, d. h. ost-westliche Richtung haben. Nun haben zwar friihere Versuche, na- mentlich die von Q u i n c k e angestellten , das Vorhanden- seyn solcher elektrischer Strbme nur dann gezeigt, wenn eine Fliissigkeit durch ein poroses Diaphragma bindurch- geprefst wurde; es war nicht gelungen in einem, dem Diaphragmenapparat ganz ahnlich construirten Apparate solche Strome zu entdecken, sobald das Diaphragma fort- gelassen wurde ; indelb hat Hr. Z ol l n e r selbst elektrische Strome in solchen Rohren beohachtet , welche kein Dia- phragrna enthielten, so dafs er ganz allgemein den Satz aus- spricht : dafs alle strbmenden Bewegungen in Fliissigkeiten, besonders wenn dieselben theilweise mit starren Kbrpern in Beruhrung stehen , von elektrischen Strbmen begleitet

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sind, die sich, nach den bisher vorliegenden Thatsachen, vorzugsweise in der Richtung der striimenden Fliissigkei- ten entwickeln.

Der Versuch , den Hr. Z ii 11 n e r zuerst anstellte, war so angeordnet : die Kupferdrahtenden eines fiir Thermo- strbme eingerichteten Galvanometers von S a u e r w a1 d wur- den in einen Kautschukschlauch gefiihrt , durch welchen aus der Wasserleitung ein Strom von Wasser geleitet wurde, der in das unter dem Hahne befindliche, theilweise mit Wasser angefiillte und nicht isolirte Becken abtlofs. Das Galvanometer zeigte durch eine Ablenkung von mehre- ren Scalentheilen stets einen Strom an, welcher im Was- ser parallel der Stromung ging. J e weiter die beiden Stellen, an welchen die Drahtenden in den Schlauch ge- steckt wurden, von einander entfernt waren, desto stiirker wurde der Strom, so dd’s die ganze striimende Wasser- masse, ahnlich einer Volta’schen Siiule, in allen ihren Schichten galvanisch thatig seyn mufste, wenn der beob- achtete Strom kein Zweigstrom war. Die Enden des Gal- vanometerdrahtes brauchten iibrigens gar nicht direct vom strbmenden Wasser bespiihlt zu werden; sie konnten durch Kupferbleche ersetzt werden , welche in seitliche Rohran- siitze gesteckt waren. Hr. 2611 n e r erklart den Unter- schied zwischen den Ergebnissen, zu denen er gelangte und den Angaben Quincke ’ s vorziiglich durch den Um- stand, dafs er seinen Wasserstrom ableitete , wiihrend der von Q u i n c k e angewandte vermuthlich isolirt war.

Das grofse Interesse, welches sich an die von Hrn. Z 011- n e r gegebenen Erarterungen eines so wichtigen und zu- gleich so dunklen Gegenstandes kntipft , veranlafste mich, seine Fersuche zu wiederholen und mannigfach zu modifi- ciren. Wurden die Versuche ganz in der von Hrn. Zijll- n e r angegebenen Weise angestellt, so fiihrten sie, wie das nicht anders zu erwarten war, zu denselben Resultaten; diese liefsen aber eine andere Deutung zu. Der Hahn der Wasserleitung besteht aus Messing oder einer ahnlichen Legirung Striimt nun das Wasser aus diesem Hahue

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durch den Kautschukschlauch in das Wasser, welches sich in dem nicht isolirten Becken befindet, so steht der Messinghahn durch diese ganze Wassermasse mit dem Bleirohr der Wasserleitung in leitender Verbindung, d. h. es ist ein Volta’sches Element: Messing, Wasser, Blei hergestellt. Der Strom geht in diesem Elemente durch den Wasserstrahl vom Bleirohr zum Messinghahn. Wer- den nun die Galvanometerdrahtenden an zwei Stellen in den Wasserstrahl eingetaucht , so geht ein Zweigstrom durch das Galvanometer. Wenn man im Experimente nur diesen Zweigstrom wahrnimmt , denselben aber nicht als solchen betrachtet, sondern den Wasserstrom als selbster- regend ansieht, so scheint natiirlich der elektrische Strom dieselbe Richtung ZLI haben, wie der Wasserstrom , n&m- lich vom Messinghahn zum Bleirohr. 1st der durch das Galvanometer gehende Strom aber wirklich ein Zweig- strom, so ist sofort klar, warum seine Intensitat um so griifser ist, je grofser der Abstand der beiden Elektroden von einander genommen worden ist. Dafs bei dieser Ge- stalt des Versuches der elektrische Strom erst rnit dem Fliersen des Wassers entsteht, ist klar, denn so lange das Wasser nicht fliefst, ist das Messingbleielement nicht ge- schlossen , das Fliersen dient also nnr zur Stromschlie- hung.

Die Beweise, welche ich mir fur die Richtigkeit mei- ner Anschauung heizubringen . erlaube, sind folgende :

Ich fiillte das Becken mit Wasser und tauchte das freie Schlauchende, ganz rnit Wasser gefiillt, in dasselbe ein. Sofort war der Strom am Galvanometer sichtbar; er be- hielt aber unverandert seine Starke, wenn der Hahn ge- iiffnet wurde. Wenn die beiden Schlauchenden mit ein- ander vertauscht wurden, so nahm der elektrische Strom im Galvanometer die entgegengesetzte Richtung an , das Wasser mochte ruhen oder fliersen.

Ein grofses, isolirt aufgestelltes Zinkbecken wurde rnit Wasser gefiillt und das freie Schlauchende unter diesem

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ge6ffnet. Das Galvanometer gab jetzt keinen Strom an I),

das Wasser mochte ruhen oder fliefsen. Wurde das Zink- becken durch einen Draht leitend mit der Wasserleitung verbunden , oder wurde dem im Zinkbecken enthaltenen Wasser der Abflufs in das unter dem Hahne befindliche Becken gestattet, so war der Strom sofort wieder vorhan- den; er verschwand aber sogleich, wenn das freie Schlauch- ende aus dem Wasser herausgehoben wurde.

Der Hahn wurde durch ein Zinkrohr verlangert , wel- ches metallisch mit ihrn verbunden war, das Zinkbecken wurde durch ein Kupferbecken ersetzt , welches wieder durch einen Draht mit der Wasserleitung verbunden war. Das' freie Schlauchende tauchte in das Kupferbecken: So- bald diese Verbindung hergestellt war, gab das Galvano- meter einen Strom an, dessen Richtung der des Wasser- stromes entgegengesetzt zu seyn schien der also jetzt, wenn der durch das Galvanometer fliefsende Strom als Zweigstrom betrachtet wird, in der Richtung vom Zink zum Kupfer durch das Wasser lief, ganz wie es die ge- gbbene V o l t a'sche Combination erwarten liel's. Bestand sowohl die Hahnmiindung, als das Becken aus Zink, so zeigte das Galvanometer kaum Spuren eines Stromes an, das Wasser mochte ruhen oder fliefsen, das Becken mochte isolirt oder abgeleitet seyn.

Nach diesen Ergebnissen darf ich bestimmt behaupten, dafs bei meinen Versuchen ein Strom, der durch die Be- wegung des Wassers hervorgerufen ware durchaus nicht beobachtet werden konnte, und doch ist das angewaudte Galvanometer von S a u e r w a1 d (wegen des grofsen Wider- standes der langen Wassersaulen mit den langdrahtigen Multiplicatoren versehen) von derjenigen Empfindlichkeit, welche man ffir elektrophysiologische Versuche irgend ver- langen kann. Ich darf natiirlich aus meinen Versuch noch

I ) Die geringe Ungleichartigkeit der Elektroden bewirkte nur eine sehr geringe Ahlenkang im Galvanometer, welche selbstverstiindlich ihre Richtung nicht rnit der des Wasserstromes iinderte.

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nicht schliefsen, dafs es Hr. Z 611 ner nicht vielleicht doch mit Stromen anderen Ursprungs zu thun gehabt habe; der Gedanke liegt aber doch sehr nahe, dars die Umstllnde unter denen wir Beide experimentirt haben, nahezu die- selben gewesen seyen, dafs namentlich auch bei ihm zwei verschiedene Metalle mit der Wassersaule in Beriihrung gekommen seyen, und dars demnach auch in seinen Ver- suchen der beschriebene Zweigstrom eine Rolle gespielt habe. Jedenfalls wird Hr. Z o 11 n c r noch einwurfsfreiere Belege fiir das Vorhandenseyn von ,,Str6mungsstr6menu beibringen miissen, wenn er dieeelben als Grundlage fir eine so durchgreifende, wichtige Hypothese benutzen will.

X. Beobachtung von Xebensonnen, Ringen nnd Beruhrolngsbogen , insbesondere der weissen X e - bensonnen auf dern Horixontalkreise der Sonne ;

won J. 6. G a l l e .

A m Vormittage des 24. April d. J. zwischen 8' und gh zeigtc sich hier in Breslan ein sehr mannigfaltig ausgebil- detes System von Nebensonnen, Ringen und Beriihrungs- bogen, bestehend aus dem gewohnlichen Ringe von 22O Halbmesser , dessen beiden Nebensonnen (welche bei der betrachtlichen Sonnenhohe merklich aukerhalb des Ringes standen), dem oberen und unteren Beriihrungsbogen des- selben, dem weifsen durch die Sonne gehenden Horizontal- kreise und den beiden weifsen Nebensonnen auf diesem, wiihrend die Gegensonne nicht bemerkt wurde. Von dem grofsen Ringe von 47O Halbmesser waren nur die beiden infra-lateralen farbigen Beriihrungsbogen sichtbar , unter- halb des durch die Some gehenden weifsen Horizontal- kreises. Gegen 9" war die Erscheinung gr6fstentheils ver-

.