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Auf ein Wort WIRKT SCHNELL – HÄLT LANG! Was uns die Jugendbildungsarbeit bringt Vorstand Gewerkschaftliche Bildungsarbeit

WIRKT SCHNELL – HÄLT LANG! · Ulrike Obermayr Leiterin ... ACHS IN BEZUG AUF , RIEBSLEBEN 31,0 % IN WELCHEN T SICH DEIN BLICK AUF ? 9 Jugendbildungsarbeit aktiviert – auf Dauer!

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Auf ein Wort

WIRKT SCHNELL – HÄLT LANG!Was uns die Jugendbildungsarbeit bringt

VorstandGewerkschaftliche

Bildungsarbeit

Auf ein Wort

1

Auf ein Wort

Liebe Kolleginnen und Kollegen,

Jugendbildungsarbeit ist uns gemeinsam wichtig. Wir

wollen jungen Menschen, die frisch im Berufsleben stehen,

einen kritischen Blick auf die Verhältnisse vermitteln und

alternative Perspektiven eröffnen. Wir wollen sie in ihrem

Engagement unterstützen und bestärken. Aufklärung und

Emanzipation sind heute in einer informations- und medien-

lastigen Welt anders, aber nicht weniger wichtig als in der

Vergangenheit. Und natürlich wollen wir junge Beschäftigte

auch für ein Engagement in der IG Metall gewinnen.

Jedes Jahr besuchen ca. 5.000 junge Beschäftigte Jugend-

seminare der IG Metall: in ihrer Region, dem Bezirk oder

in einem unserer Bildungszentren. Und jedes Seminar wird

von jungen Teamerinnen und Teamern mit viel Leidenschaft

und Engagement geplant, begleitet und nachbereitet.

Wir waren uns stets sicher, dass die von uns eingesetzten

zeitlichen und finanziellen Ressourcen gut investiert sind.

Dass sich Jugendbildungsarbeit für die Teilnehmenden und

für die IG Metall lohnt.

Aber – glauben reichte uns nicht. Wir wollten es wissen:

Können wir unsere Seminarteilnehmerinnen und -teilnehmer

tatsächlich auch langfristig motivieren? Welche Spuren hat

der Besuch von Seminaren in ihrer Biografie hinterlassen?

Was war und ist ihnen dabei besonders wichtig?

Wir wollten es wissenWie wichtig ist (uns) die Jugendbildungsarbeit

Ulrike Obermayr

Leiterin Gewerkschaftliche

Bildungsarbeit

AUF EIN WORT. . .

2

Auf ein Wort

Um das herauszufinden, haben wir eine wissenschaftliche

Untersuchung durchgeführt*. Den Teilnehmenden aus

den letzen acht Jahren wurde ein Fragebogen zur Jugend-

bildungsarbeit der IG Metall, den Seminarerfahrungen

und den „Folgen“ zugeschickt und die Antworten wurden

nach wissenschaftlichen Standards ausgewertet.

Ergänzend haben wir auch noch Interviews mit Kolleginnen

und Kollegen gemacht, deren Jugendseminare noch ein

bisschen länger zurückliegen.

Die Ergebnisse der Befragung wollen wir euch mit dieser

Broschüre vorstellen. Als Bestätigung und Unterstützung

für euer Engagement für eine gute Jugendbildungsarbeit.

Als Erinnerung, Motivation und Anregung dort, wo Jugend-

bildungsarbeit noch mehr Unterstützung braucht.

Viel Spaß bei der Lektüre

und in eurem nächsten Seminar

Ulrike ObermayrLeiterin Gewerkschaftliche Bildungsarbeit

* Zu Ansatz und Methoden der Befragung ausführlich ab Seite 16

3

ICH WAWA R LANGE IM OOJAJA, IN DER JJAVAV UND BIN JETETZZT SEIT

SECHHSS JAHREN BETTRIRIEBSRAT

Jugendbildungsarbeit aktiviert – auf Dauer!

Jugendbildungsarbeit soll junge Mitglieder binden und

aktivieren. Sie soll einen Beitrag zur Gewinnung und

Stärkung junger Ehrenamtlicher leisten. Mit der Jugend-

bildungsarbeit wollen wir nicht zuletzt die Demokratie-

fähigkeit und die Emanzipation junger Mitglieder fördern

(> Unsere Ansprüche, Seite 4). Soweit die politische

Position, die gefühlten Erfahrungen und die guten Wün-

sche. Doch wie sieht die Praxis wirklich aus? Gelingt es

uns tatsächlich, mit der Bildungsarbeit junge Mitglieder

und die IG Metall gleichermaßen zu stärken?

Aktiv werden. Von Anfang an dabei. Die meisten Mitglieder

sind zwischen 16 und 20 Jahre alt (76,6%), wenn sie zum

ersten Mal ein Seminar der Jugendbildungsarbeit besuchen.

Diese Erkenntnis ist nur auf den ersten Blick banal.

Denn sie belegt, welche Chance darin steckt, unsere Mit-

glieder so früh zu aktivieren und mit inhaltlichem Tiefgang

zu binden.

Aktiv werden. Verantwortung übernehmen. Das ist zwei-

felsohne das wichtigste Ergebnis. Wir wollten wissen,

wie sieht es mit dem ehrenamtlichen Engagement aus?*

65 % der ehemaligen Seminarteilnehmer/-innen antworte-

ten: Ja, ich engagiere mich. Die meisten – 73 % – arbeiten

in der IG Metall: als JAV, Vertrauensleute, im Betriebsrat

oder im Ortsjugendausschuss (OJA). Weitere 17 % sind in

Parteien, in den Kirchen oder in (Sport-)Vereinen aktiv und

nehmen die Ideen der Gewerkschaftsbewegung dorthin mit.

Jugendbildungsarbeit aktiviert – auf Dauer!Wie deckungsgleich sind Ansprüche und Wirklichkeit?

* Zum Vergleich: Laut einer Studie der Bundesregeierung sind ca. ein Drittel aller Jugendlichen ehrenamtlich aktiv

Jugendbildungsarbeit aktiviert – auf Dauer!

JA : 65 %

NEIN: 35 %

BIST DU EHRENAMTLICH

AKTIV?

Aktiv werden. Flagge zeigen. Wir haben natürlich auch

nachgefragt, ob sich die Seminarteilnahme positiv auf das

soziale und ehrenamtliche Engagement ausgewirkt hat und

fragten: „Hat sich durch die Teilnahme an den Seminaren

der IG Metall dein soziales bzw. ehrenamtliches Engage-

ment verändert oder wurdest du dadurch motiviert, dich zu

engagieren?“ Hier antworteten 78%:Ja! Nur 19% verneinten

diese Frage. Wir wollten es genauer wissen und hakten

nach:„Wie wichtig für deine Motivation, dich zu engagieren,

war der Seminarbesuch?“ Ganze 86 % (50 % „wichtig“,

4

36 % sogar „sehr wichtig“) der Teilnehmer/-innen unterstri-

chen und bestätigten die Bedeutung der Jugendbildungs-

arbeit für ihren persönlichen Werdegang.

„ ICH WA R GEGERNE AUFDEN SEMINA REN.N. DAS WA R IM MMER

EINE CHANCCEE, MAL AUS DEMEM

BETRIEBLICHEN TRTROTT RAUSZUUKKOM MMEEN,

DAS EIEIGGENE DENKEN N ZUERWWEITERN UND NENEUEFRFREUNDSCHAFTTENEN ZU

SCHLIEßENN.“

SCHWA RZ AUF WEIß :UNSERE ANSPRÜCHE

Jugendbildungsarbeit aktiviert – auf Dauer!

Fazit: Das Ergebnis überzeugt. Teilnehmende der Jugend-

bildungsarbeit sind jung und bleiben in ihrer überwiegen-

den Mehrheit bei der Stange: Wir treffen sie mehrheitlich

auch Jahre später als engagierte Aktive wieder, da sie ihre

Grundmotivation in der Jugendbildungsarbeit erfahren

haben.

5

WICHTTIGG :50 %%

SSEHRR WICHHTTIG :336,2 %

Unwic ht ig 12 , 1 %Sehr unwi c ht ig : 1 , 7 %

WIE WICHTIGWA REN

DIE SEMINA REFÜR DEINE

MOTIVATION?

„GANZ ALLGEMEIEINN HAABBEN DIESEMINA RBESUCHEHE DAZAZU GEFÜHRT,DASS ICH HEUUTETE EININEN GROßTEIL

MEINER LLEBENENSZEIT FÜRDIE IG METTALALL-A RA RBEIT EINBRINGEE.

NATÜRLICH H HAT T DAS AUSWIRKUNGGEENAUF F MMEINN GANZES LEBEN.“

„Mit den verschiedenen Bildungsangeboten

werden junge Aktive und Mitglieder qualifiziert.

Sie erhalten die rechtliche und politische Grund-

lagenbildung, die ihnen eine selbstbewusste Wahr-

nehmung ihrer Interessen ermöglicht. In regionalen und

überregionalen Jugendseminaren finden Austausch und

Vernetzung statt. Die Teilnehmenden begreifen Teile

ihrer Lebenswirklichkeit in größeren Zusammenhängen,

können sich durch den Austausch unterschiedlicher

Erfahrungen weiterentwickeln, Kontakte knüpfen und

gemeinsames Vorgehen als IG Metall Jugend planen.“

Leitantrag D1 Bildung und Qualifizierung,

Auszüge, 21. Jugendkonferenz 2011 der IG Metall

6

Jugendbildungsarbeit aktiviert – auf Dauer!

Im Kurzinterview: Markus Thal, stellvertretender

Betriebsratsvorsitzender und Vertrauenskörperleiter,

Ford Saarlouis

Siehst Du einen Zusammenhang zwischen den Jugend-

seminaren und deinem heutigen Engagement?

Markus Thal: Wesentlich für mein heutiges Engagement

war das Jugend 3 Seminar. Das muss so 1990 gewesen sein.

Danach habe ich mich entschlossen, auch nach meiner

Ausbildung mit der JAV-Arbeit weiterzumachen und bei Ford

zu bleiben. Wenn das mal kein Zusammenhang ist! Nach

meiner JAV-Zeit bin ich dann von den Kolleginnen und Kolle-

gen in den Betriebsrat gewählt worden.

Dein Tipp für die Zukunft?

Markus Thal: Mit der Zeit gehen. Wir sollten nicht ver-

suchen, den jüngeren Kolleginnen und Kollegen das,

was uns nicht unbedingt in den Kram passt, von vornherein

auszureden.

Wortmeldung„Wenn das mal kein Zusammenhang ist!“

Schön, dass wir mal drüber gesprochen haben.

Die Floskel kennen wir alle, auch wenn wir sie meist

sarkastisch gebrauchen. Aber bei der Bewerbung

von Jugendbildungsarbeit ist „drüber reden“ am aller-

wichtigsten.

Die Fakten: Wir haben nachgefragt und wollten wissen:

„Wie hast du von den Seminaren erfahren?“

In jedem Fall sind die jungen Kollegen/-innen von ver-

schiedenen Seiten angesprochen worden. 56 % nennen

die Kolleginnen und Kollegen, 53 % den Betriebsrat

und 57% den Jugendsekretär. Immerhin 44% haben

durch das gedruckte Bildungsprogramm mehr erfahren.

Mit 11% spielt das Internet hingegen selbst für unsere

Leute (noch?) eine eher untergeordnete Rolle.

Die Erkenntnis: Die beste Werbung für die Angebote

der Jugendbildung ist das persönliche Gespräch.

Also – reden wir drüber.

Das lohnt sich…Persönlicher Kontakt bringt´s

7

Jugendbildungsarbeit stärkt – auf Dauer!

Wir brauchen weder Schwarz-Weiß-Denker mit Scheu-

klappen noch Angepasste, die ihre Meinung wie das Fähn-

chen im Wind drehen. Jugendbildungsarbeit will deshalb

den Horizont erweitern, den kritischen Blick schärfen

und zu einem eigenständigen Standpunkt ermutigen. Was

wird aus diesen anspruchsvollen Zielen in der Praxis?

Wie verarbeiten junge IG Metall-Mitglieder unsere

Bildungsinhalte? Und wie wirkt sich das auf das eigene

Denken und Handeln aus?

Neue Stärke: Die Welt mit anderen Augen sehen.

Gerade zu diesem Fragenkomplex nutzten viele Befragte die

Möglichkeit zu zusätzlichen freien Antworten, die wir hier

aus Platzgründen nur beispielhaft wiedergeben können:

„Nach den Seminaren sieht man die Welt mit anderen

Augen und weiß, was man in Betrieb und Politik ändern

muss.“ Oder: „Ich habe mir durch die Seminare angewöhnt,

alles kritischer zu betrachten und auch scheinbar selbstver-

ständliche Dinge zu hinterfragen.“ Ganz praktisch:

„ Mir ist der Einfluss von Informationen auf die Handlungs-

möglichkeiten von Arbeitnehmern bewusster geworden.“

Und generell: „Mein Blick für soziale Ungerechtigkeit wurde

geschärft und erweitert.“

Kein Wunder also, dass 69% die Frage mit Ja beantwortet

haben, ob die Jugendbildungsarbeit ihren Blick auf die

Welt verändert habe. Das ist eine beachtliche Erkenntnis,

die schon alleine – falls es das gäbe – ein Gütesiegel

„Politische Bildung“ wert wäre.

Jugendbildungsarbeit stärkt – auf Dauer!Wie fördern wir den Einblick in die Zusammenhänge?

DURCCHH DIE SEMINA REREHABE IICCH MIR ANGEWWÖÖHNT,

ALLES KRITISCHCH ZU HINTERFRARAGEN"

8

Jugendbildungsarbeit aktiviert – auf Dauer!

JAJAA ::699 %699 %

NEIINN:3311 %JAJA

HABEN DIESEMINA RE

DEINEN BLICKAUF DIE WELTVERÄNDERT?

Wir wollten es genauer wissen und fragten nach,

in welchem gesellschaftlichen Bereich sich dieser neue

Blick auf die Welt in erster Linie niederschlug?

Eine klare Sache, dass der Wissenszuwachs in Bezug

auf Wissenschaft, Politik, Gesellschaft und Betriebsleben

dominiert (46,5 %). Aber auch die Förderung eines

kritischen Bewusstseins (Hinterfragen von Wirtschaft,

Politik und Gesellschaft) unterstreicht mit 31 % die

Wirksamkeit unserer Bildungsinhalte.

14 , 1 % EINFLUSS AUF DEN EIGENEN ALLTAG

HINTERFRAGEN VON WIRTSCHAFT, POLITIKUND GESELLSCHAFT

55,0 %WISSENSZUWACHS IN BEZUG AUF WISSENSCHAFT, POLITIK, GESELLSCHAFT, GEWERKSCHAFT UND BETRIEBSLEBEN

31 ,0 %

IN WELCHEN BEREICHEN HAT SICH DEIN BLICK AUF DIE WELT VERÄNDERT?

9

Jugendbildungsarbeit aktiviert – auf Dauer!

Neue Stärke: Souverän und selbstbewusst auftreten

Wir können mit Fug und Recht behaupten, dass die Jugend-

bildung in der IG Metall sich positiv auf die Entwicklung der

Persönlichkeit auswirkt, weil sie vor allem wichtige kommu-

nikative Fähigkeiten fördert.

92 % (!) sagten: Ja, durch die Jugendbildung haben wir

dazugelernt. Hauptsächlich haben die Befragten mit der

Bildungsarbeit an Selbstbewusstsein und Souveränität

gewonnen. Sie haben gelernt, im Einzelgespräch und in

Gruppen Position zu beziehen und gut zu argumentieren

(35,5 %) oder heben den Kompetenzzuwachs durch das

Erlernen von Arbeits- und Präsentationsmethoden hervor

(24 %).

Neue Stärke: Auch im Alltag bestehen

Lernprozesse erfassen den ganzen Menschen. Mit dem

neuen Blick auf die Welt und einem gewachsenen Selbstbe-

wusstsein verändert sich auch der Umgang im Privaten. Das

bestätigen uns 73% der Befragten. Besonders häufig wurde

erwähnt, dass sich die Gespräche mit Freunden und in der

Familie verändern („Habe auch meine Familie und Freunde

in Gesprächen mit eingebunden“), dass es mehr Diskussio-

nen über politische und gewerkschaftliche Themen gibt

(„Habe positiv über Gewerkschaften argumentiert, wenn

das Thema im privaten Umfeld hochkam“). Natürlich entste-

hen auch neue Freundschaften und manche haben in den

Seminaren sogar ihren Partner gefunden...

HABE POSSITIV ÜBER GEWERKSCHAFTFTEN A RGUMENNTTIERT,

WENNNN DAS THEMA IM PRIVATETEN UMFELD HOOCHKAMM.

).

„ ICH BBIN HEUTERÜCKSICHTSTSVVOLLER IM UMGAGANG MIT ANDDEREN, HINTERRFRFRAGE

MEHR UNUND BIN BESSERR IN DER LAGEGE, MICH IN ANNDDERE

HINEEININZUVERSETZEENN. DADURCH BIBINN ICH ABER AUUCH KLA RER

IM EIGENENN HANDELN.“

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Jugendbildungsarbeit aktiviert – auf Dauer!

57 %38 %

WIE SAHEN DIE PRIVATEN

AUSWIRKUNGEN AUS (HAUPTNENNUNGEN)?

AUSWIRKUNGENAUF PERSÖNLICHKEIT UNDEIGENE HANDLUNGSWEISE

GESPRÄCHE MIT FREUNDEN, FAMILIE ÜBER GESELLSCHAFTLICHE, POLITISCHE, GEWERKSCHAFTLICHE THEMEN

Fazit: Unser Konzept stimmt

Unser Bildungskonzept setzt auf Inhalte. Die Umfrage

bestätigt, dass zum einen unsere jungen Kollegen/-innen

das zu schätzen wissen und zum anderen die Ergebnisse

stimmen. Dabei sollten wir aber nicht vergessen, dass

den Seminarteilnehmer/-innen nicht nur „Inhalt und Metho-

den“ wichtig/sehr wichtig sind (86,7 %), sondern genauso

das „Kennenlernen und der Austausch mit anderen Kolle-

gen“ (91.2 %) sowie die Qualität von „Seminarkonzept und

Referenten/-innen“ (50 %).

„Die gewerkschaftliche Jugendbildungsarbeit der

IG Metall ist und bleibt ein wesentlicher Teil unserer

gewerkschaftlichen Praxis. Sie ist der Ort in der IG

Metall, wo jugendliche Mitglieder und ehrenamtliche

Jugendfunktionäre/-innen ihre betrieblichen und gesell-

schaftlichen Erfahrungen reflektieren und eine solida-

rische Grundorientierung ausbilden können. Hierfür

brauchen sie die Fähigkeit zur kritischen Analyse

bestehender Herrschaftsverhältnisse, zur Entwicklung

von Utopien und den Mut zum Ausprobieren gemeinsa-

mer Handlungsoptionen.“

Leitantrag D1 Bildung und Qualifizierung,

Auszüge, 21. Jugendkonferenz 2011 der IG Metall

haftliche Jugen

SCHWA RZ AUF WEIß :UNSERE ANSPRÜCHE

11

Jugendbildungsarbeit aktiviert – auf Dauer!

„ZUSAM MENHÄNÄNGE BESSSSER RAAFFFEN.

VIELES BBEESSER VEVERSTEHEHEN.

DIE SEMIMINA RE HHAABEN BBEEWIRKT,

DASS ICHCH HEUTE MMEHR HHINTERFRAGE

UND ZUZU VERSTTEEHEN VVEERSUCHE, WASAS

IN UNSERERER GESESELLSCHAFT

SO LLÄÄUFT.“

„DIEIE SEMINA REMMACHEN MUT

ZU OFFFFENEN DISKUSSSSIONEN

ÜBERER GEWERKSCHAFAFTLICHE

THEMENN““

Kolleginnen und Kollegen, die an Jugendseminaren

teilnehmen, haben eine klare Vorstellung davon, was für

sie sehr wichtig war und ist: die Inhalte

Wir fragten: „Was war rückblickend wichtig für dich wäh-

rend eines Seminarbesuches?“ Vor allem – überraschend

(?) – die Inhalte, die für 62 % „sehr wichtig“ und für 32 %

„wichtig“ waren. Es folgte die Möglichkeit zum Kennenler-

nen und Austausch in der Gruppe (55,6 % „sehr wichtig“,

35,6 % „wichtig) Auch die Seminarmethoden mit 29 %

„sehr wichtig“ und 58 % „wichtig“ kamen gut weg.

Das lohnt sich…Inhalte – Ja bitte!

Im Kurzinterview:

Barbara Resch, politische Sekretärin,

Verwaltungsstelle Schweinfurt

Wenn du an deine Jugendseminare zurückdenkst –

was kommt dir da als erstes wieder in den Sinn?

Barbara Resch: Ganz ehrlich? Keine Bilder vom

„Unterricht“, sondern von der gemeinsamen Freizeit, dem

gegenseitigen Kennenlernen und den lustigen Abenden.

Zum Teil sind daraus richtige Freundschaften gewachsen.

Ich erinnere mich natürlich auch an die Inhalte. Es war z.B.

ziemlich interessant, die verschiedenen Parteiprogramme

unter die Lupe zu nehmen.

Und wie haben dich die Seminare beeinflusst?

Barbara Resch: Keine Frage – durch die Seminare wurde ich

„politisiert“. Und auch als Jugendsekretärin habe ich immer

einen positiven Schub bei den JAVis festgestellt, wenn sie

von einem Seminar zurückkamen.

Wortmeldung„Durch die Seminare wurde ich politisiert“

12

Jugendbildungsarbeit verändert – auf Dauer

Der Generationswechsel – das „Nachwachsen“ von neuen

Ehren- und Hauptamtlichen – ist der Lackmustest für jede

Organisation, die lebendig und damit zukunftsfähig blei-

ben will. Wir müssen also fragen, wie trägt die Jugendbil-

dungsarbeit dazu bei, diesen Lackmustest zu bestehen?

Positiv verändert: Das Bild der IG Metall.

Also fragten wir: „Hat sich dein Bild von der IG Metall

durch den Besuch des Jugend II Seminars verändert?“

64,5 % antworteten: Ja, positiv! Nur 2,2% fanden:

Ja, negativ. Für rund ein Drittel (31,1 %) hatte sich nichts

verändert, aber wir vermuten, dass hier schon vorher eine

positive Sichtweise auf die IG Metall vorherrschte. Dieser

Schub für zwei Drittel der Teilnehmenden hin zu einer

positiven Einstellung zur IG Metall untermauert zweifels-

ohne unsere bisherige Annahme (jetzt Gewissheit) über die

stabilisierende Wirkung der Bildungsseminare bei jungen,

interessierten Mitgliedern.

Positiv verändert: Das Wissen über die IG Metall.

Ebenso positiv fällt die Antwort auf die Frage aus: „Würdest

Du sagen, dass das Jugend II-Seminar dein Hintergrund-

wissen über die IG Metall und ihre Anliegen vergrößert

hat?“ Auch hier beantworten 89 % der Teilnehmenden diese

Frage mit Ja.

Jugendbildungsarbeit verändert – auf DauerWie tragen wir zur Stärkung der IG Metall bei?

JA : 89 %

NEIN: 1 1%HAT SICH DEIN HINTERGRUNDWISSEN ÜBER DIE IG METALL

VERÄNDERT?

G Metall

„DURCH DEEN BESUCH H DDER

SEMINA RERE ERLERNTTEE ICH,

WIE ICH H DDIE IG METETAALL UND

IHRERE A RBEIT PPOSITIV RÜÜBBERBRINGGEEN KANN.“

13

Jugendbildungsarbeit verändert – auf Dauer

Diese hohe Zustimmung spiegelt sich auch in den Aus-

sagen der vielen freien Antworten wider. Hier eine kleine

Auswahl: „ Ich habe die Rolle der Gewerkschaften in der

Gesellschaft besser verstanden.“ Oder: „Ich hatte danach

viel mehr Hintergrundwissen über den Stellenwert der

IG Metall in Betrieb und Gesellschaft.“ Ganz dezidiert:

„Indem man Begriffe wie „Globalisierung“ oder „Neolibera-

lismus“ analysiert und genauestens definiert, lernt man

das eigene System, in dem man lebt, besser zu verstehen

und vor allem die Motive, nach denen Menschen handeln.“

Positiv verändert: Engagement im Berufsalltag

Wir wollten es noch genauer wissen und fragten nach,

ob und wie sich diese neuen, aber eher „theoretischen“

Erkenntnisse im Berufsalltag niedergeschlagen haben:

WIRKTE SICH DER SEMINA RBESUCH

AUF DEN BERUFSALLTAG AUS?

JA : 63,4 %

NEIN: 23.9 %

WEISS NICHT: 12 .2 %KEINE ANGABEN: 2,2 %

„ICH HABE E AN METHODISCSCHERSICHERERHEIT GEWONNNEN.

ICH BIN N BBESSER IM VEERRHANDELNUND IINFORMATIONSSGGESPRÄCHE

SIND KEIN PRROOBLEM.“

14

Jugendbildungsarbeit verändert – auf Dauer

Die 63,4 % der Befragten, die diese Frage mit Ja

beantwortet haben, sahen die Auswirkungen vor allem

auf den folgenden Feldern:

Fazit: Jugendbildung bringt’s

Man kann die Wirkung unserer Seminare auf eine Formel bringen:

Wer erst einmal reingeht, kommt meist als „gefestigte/r“ Metaller/in raus.

Das schlägt sich unmittelbar in der JAV-Arbeit nieder („Die Inhalte konnten

auf die JAV-Arbeit angewandt werden“), beflügelt die Gesprächsbereitschaft

(„Die Seminare machen Mut zur offenen Diskussion über gewerkschaftliche

Themen“) und legt die Basis für ein langfristiges Engagement

(„Erst Vertrauensmann, dann Betriebsrat“).

VERÄNDERUNG IM BERUFLICHEN UMFELD

36,4 %: MEHR HINTERGRUNDWISSEN IM ALLGEMEINEN

34,8 %: EINFLUSS AUF GEWERKSCHAFTSA RBEIT IM BETRIEB

13,6 %: BESSERES WISSEN ÜBER GESETZLICHE BESTIM MUNGEN

4,5 %: NEGATIVE AUSWIRKUNGEN

VE

IN WELCHEN BEREICHEN HAT SICH DEIN BLICK AUF DIE WELT VERÄNDERT?

15

Jugendbildungsarbeit verändert – auf Dauer

Gute Ergebnisse der Jugendbildungs-

arbeit sind auch immer mit das

Verdienst der Teamerinnen und Teamer.

Denn all das, was die befragten Kolle-

gen/-innen mit guten Noten versahen

– Inhalte, Methoden, Austausch- und

Kennenlernmöglichkeiten, Qualität der

Konzepte und Referenten/-innen –,

wurde und wird von ihnen garantiert.

Und auch das sollte in diesem Zusam-

menhang nicht vergessen werden: Die

Gewinnung, Aus- und Weiterbildung

der Teamerinnen und Teamer ist eine

Aufgabe, die vor allem von unseren

Bildungszentren geleistet wird. Wie man

sieht – mit Erfolg.

Das lohnt sich…Qualität zahlt sich aus

Im Kurzinterview: Clarissa Bader,

1. Bevollmächtigte und Kassiererin,

Verwaltungsstelle Gevelsberg-Hattingen

Im Rückblick – was fällt dir als erstes ein?

Clarissa Bader: Eine Menge Spaß, verbunden

mit neuen Lern- und Lehrmethoden, die man von der Schule

nicht kannte. Mir gefiel besonders das Arbeiten in Arbeits-

gruppen und der Erfahrungsaustausch mit anderen.

Was hast du aus den Seminaren mitgenommen?

Clarissa Bader: Keine Frage, die Seminare waren der Grund-

stock für meine spätere Tätigkeit als Gewerkschafts-

sekretärin. Jugendbildungsarbeit hat mir den Blick für Neu-

es und Anderes geöffnet. Ich war zwar schon vorher

IG Metall-Mitglied und aktiv in JAV und OJA – aber die Semi-

nare haben mich zu einer zutiefst überzeugten Metallerin

gemacht.

Wortmeldung„Die Seminare waren der Grundstock“

n

16

Jugendbildungsarbeit verändert – auf Dauer

Mit Noten? Wir vergeben keine Noten und auch keine

Zeugnisse – und deren Aussagekraft über Lernprozesse

ist sowieso umstritten! Wie also stellt man fest, ob und

welche Wirkung eine bestimmte Lernerfahrung im weite-

ren Leben eines Menschen hat? Für uns gab es da nur eine

Möglichkeit: man muss die Menschen ernst nehmen und

sie nach ihren Erinnerungen und Einschätzungen fragen.

Der Personenkreis

Für die Befragung haben wir aus Teilnehmenden an Jugend

II Seminaren aus den Jahren 2002 – 2010 eine Zufallsstich-

probe von 25% gezogen.

Für Jugend II Teilnehmende haben wir uns entschieden, weil

diese vorher und meist auch nachher Bildungserfahrungen

in der IG Metall gemacht haben und somit umfassender

Auskunft geben können.

Die Verbleibanalyse: Vorgehen und MethodeWie misst man den Erfolg von Bildungsarbeit?

17

Jugendbildungsarbeit verändert – auf Dauer

■ Angaben zur Person

■ Fragen zu Inhalten und Wirkungen des besuchten

Jugend II Seminars

■ Fragen zu Seminarbesuchen in der IG Metall

Jugendbildungsarbeit allgemein

■ Fragen zu sozialem, politischem und

gewerkschaftlichem Engagement und dem

Zusammenhang mit Bildungsarbeit

Der Fragebogen enthielt sowohl geschlossene Fragen,

die mit einer Bewertung auf einer Skala von „wichtig“ bis

„unwichtig“ zu beantworten waren, als auch die Möglich-

keit, diese Fragen durch Anmerkungen zu ergänzen, sowie

auch offen gestellte Fragen, die Raum für sehr persönliche

Erinnerungen und Einschätzungen gaben. Diese Vorgehens-

weise ist für die Auswertung sehr aufwendig, hat sich aber

gelohnt, da wir sehr aufschlussreiche und beeindruckende

Informationen von unseren Seminarteilnehmenden bekom-

men haben.

Um möglichst zuverlässige Ergebnisse zu bekommen,

wurden bei der Durchführung der Verbleibanalyse wissen-

schaftliche Kriterien aus der Sozialforschung angelegt.

Eine Zufallsstichprobe stellt die Repräsentativität einer

Untersuchung sicher. Würde man alle Personen der zu

untersuchenden Gruppe befragen (was sehr aufwendig

wäre), dann würden keine wesentlich abweichenden Er-

gebnisse herauskommen. Die in der Gruppe vorhandenen

Einstellungen sind in der Stichprobe vorhanden. Populäre

Beispiele für diese Vorgehensweise sind z.B. Wahlprogno-

se oder der Mikrozensus.

Der Fragebogen

Den 400 ausgewählten Personen haben wir einen Fragebo-

gen mit folgender Struktur zugesandt:

18

Jugendbildungsarbeit verändert – auf Dauer

Notwendige Einschränkungen

Jede Untersuchung wirft eine Fülle neuer Fragen auf! Wir

können mit unserer Befragung nur einen kleinen Teil der

Wirklichkeit abbilden. Dabei haben wir uns auf die Wirkung

von Seminarbesuchen konzentriert. Wir müssen uns auf

die zusammengefassten, persönlichen Aussagen vieler

Einzelner verlassen. Selbstverständlich steht der Erfolg von

Bildungsarbeit in engstem Zusammenhang damit, wie das

Gelernte und Erlebte im Betrieb, in der IG Metall und mit

Kolleginnen und Kollegen umgesetzt werden kann. Dieser

Aspekt ist äußerst spannend, aber nur am Rand Gegen-

stand unserer Untersuchung!

Ein repräsentatives Umfrageergebnis?!

Drei Indizien, die für ein repräsentatives Umfragergebnis

sprechen, wollen wir trotzdem nicht verschweigen, da sie

den Wert der Umfrage unterstreichen:

In Bezug auf die Angaben zur Person (Strukturdaten) ist

festzuhalten, dass bei den Antworten die Verteilungen

nach Alter, Geschlecht und Herkunftsbezirk nahezu der

Verteilung in der Grundgesamtheit entsprachen.

TEILNEHMENDE: VERTEILUNG NACH BEZIRK*

4,4 %: BADEN-WÜRTTEMBERG (8 %)

22,2 %: BAYERN ( 16 %)

10,0 %: BERLIN-BRANDENBURG-SACHSEN(8 %)

20,0 %: FRANKFURT (23 %)

6,7 %: KÜSTE (8 %)

13,3 %: NORDRHEIN-WESTFALEN ( 14 %)

22,2 %: NIEDERSACHSEN/SACHSEN-ANHALT (24 %)

* DIE PROZENTANGABEN IN KLAM MERN GEBEN DIE REALE VERTEILUNG DER SEMINA R-TEILNEHMENDEN 2002 - 2010 NACH BEZIRKEN FÜR DIE ZENTRALEN JUGEND I I SEMINA RE AN.

19

Jugendbildungsarbeit verändert – auf Dauer

Bei 18,9 % der Antwortenden liegt das letzte Seminar an

dem sie teilgenommen haben vier bis neun Jahre zurück.

Dies zeigt: nicht nur Bildungsfans haben geantwortet,

sondern auch „Einzeltäter“.

Andererseits haben viele Personen an einer Vielzahl von

Seminaren teilgenommen und können so qualifizierte

Aussagen zur Jugendbildungsarbeit machen.

Erklärung: Beinahe zwei Drittel aller Befragten

Seminarteilnehmer/-innen ist männlichen Geschlechts.

Diese Verteilung deckt sich auch größtenteils mit der

Verteilung des Geschlechts aller Seminarteilnehmenden

an Jugend II Seminare zwischen 2002 und 2010. Fest-

zuhalten bleibt aber, dass junge Frauen auf Bildungs-

veranstaltungen prozentual stärker vertreten sind als

in der Mitgliedschaft (IG Metall Frauenanteil: 17,7 %,

jugendliche Frauen: 14,3 %). Das lässt den Schluss zu,

dass die (gewerkschaftliche) Bildung bei jungen Frauen

einen hohen Stellenwert genießt und somit auch nicht

unerheblich zu deren Bindung an die IG Metall beiträgt.

DIE STRUKTURDATENHäufigkeitsverteilung Geschlecht

E

S

D

Ve

an

H

MÄNNLICH:7 7 ,8 1 %

WEIBLICH :22, 19 %

20

Jugendbildungsarbeit verändert – auf Dauer

Im Kurzinterview: Professor Dr. Sebastian Brandl,

Hochschule der Bundesagentur für Arbeit (HdBA),

Schwerin.

Was ist dein bleibender Eindruck?

Sebastian Brandl: Als Teilnehmer und später als Referent lernte ich viele Kollegen/-innen aus

anderen Betrieben und Verwaltungsstellen kennen. Zu vielen besteht noch bis heute Kontakt.

Bildungsarbeit liefert vielfältige Horizonterweiterungen und Grundlagen für Netzwerke.

Was haben sie im Nachhinein bewirkt?

Sebastian Brandl: Die Seminare haben mir Antworten, neue Fragen und Orientierung geliefert.

Sie haben mich bewogen, selbst als Referent aktiv zu werden. Das war oftmals die Gelegenheit,

die Sachverhalte tiefer zu verstehen oder neue Themen anzugehen.

Und die persönlichen Folgen?

Sebastian Brandl: Die Bildungsarbeit hat damals den Grundstein für meinen weiteren Bildungs-

und Berufsweg gelegt. Dabei spielten auch viele Kolleginnen und Kollegen eine Rolle, die einen

ähnlichen Weg einschlugen, vor mir, mit mir.

Wortmeldung„Bildungsarbeit liefert Grundlagen für Netzwerke“

Herausgeber:

IG Metall Vorstand

Gewerkschaftliche Bildungsarbeit

Wilhelm-Leuschner-Straße 79

60329 Frankfurt am Main

Redaktion:

Anja Diegmüller, Jonas Meier, Corinna Reif

Konzept/Gestaltung:

gfp-kommunikation, Köln

Druck:

arvato

Produktnummer:

22886-36729

Auf ein Wort

WAS BEWIRKT DIE JUGENDBILDUNGS-

A RBEIT DER IG METALL?

HÄLT DDEER ANSPPRRUCH,

JUNGE BERUUFFSTÄTIGGEE LANGGFFRISTIGJFÜR GEWWEERKSCHHAAFTSPOOLLITISCHE

A RRBBEIT ZUU MOTTIIVVIEREN,

DDEER WIRKKLLICHKEEIT STAND?

Darüber gibt diese Auswertung einer Umfrage unter „ehemaligen“ Nutzer/-innen der IG Metall Jugendbildung profunde Auskunft.