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DAS MAGAZIN FÜR FINANZ- UND WIRTSCHAFTSJOURNALISTEN, PR- UND IR-MANAGER EURO 8 | SFR 10 06#2012 Y54998 D-83381 FREILASSING ı GZ 02Z033077 M ı A-5301 SALZBURG-EUGENDORF ı Foto: Hartmut S. Bühler, dpa / Christian Charisius Die „FTD“ am Ende: Was wird aus den Mitarbeitern? Was aus „Capital“? Wer profitiert? Der Wirtschaftsjournalist des Jahres Jörg Eigendorf, Investigativchef der „Welt“, hat die Luxusreisen von Journalisten auf Firmenkosten enthüllt. Wie fühlt sich das an, wenn der Druck plötzlich von allen Seiten kommt? Wirtschaftsjournalist

Wirtschaftsjournalist...Verschwiegene Touristen Ein Bericht der „Welt am Sonntag“ hat die Diskussion um Pressereisen und journa-listische Unabhängigkeit neu befeuert. Die betroffenen

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Page 1: Wirtschaftsjournalist...Verschwiegene Touristen Ein Bericht der „Welt am Sonntag“ hat die Diskussion um Pressereisen und journa-listische Unabhängigkeit neu befeuert. Die betroffenen

DAS MAGAZIN FÜR FINANZ- UND WIRTSCHAFTSJOURNALISTEN, PR- UND IR-MANAGER EURO 8 | SFR 10

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Die „FTD“ am Ende: Was wird aus den Mitarbeitern? Was aus „Capital“? Wer profitiert?

Der Wirtschaftsjournalist des Jahres Jörg Eigendorf, Investigativchef der „Welt“, hat die Luxusreisen von Journalisten aufFirmenkosten enthüllt. Wie fühlt sich das an, wenn der Druck plötzlich von allen Seiten kommt?

Wirtschaftsjournalist

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WIR SORGEN FÜR WACHSTUM AUF DER GANZEN WELT.

www.k-plus-s.com

Die Weltbevölkerung wächst, die Ansprüche an die tägliche Ernährung verändern

sich und die Nachfrage nach landwirtschaftlichen Produkten steigt – vor allem in

den Schwellenländern – stetig an. Es gilt, Flächenerträge zu erhöhen, um den

wachsenden Bedarf an Nahrungsmitteln decken zu können. Mit unseren Dünge-

mitteln schaffen wir dafür eine wichtige Voraussetzung. So leisten wir einen

erheblichen Beitrag zur nachhaltigen Ernährung der Weltbevölkerung. Für ein

Plus an Wachstum und reiche Ernte.

DÜNGEMITTEL SALZ ERGÄNZENDE GESCHÄFTSBEREICHE

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Das Defizit der „FTD“ lag bei rund 10 Millionen Euro. Das entspricht gerade einmal:

250 Euro zusätzlich für jedes „FTD“-Abo pro Jahr (also 767 statt 517 Euro)

1 Euro zusätzlich pro Tag und Käufer

20.000 voll zahlenden Abonnenten(zum Preis von 517 Euro)

250 voll bezahlten Anzeigenseiten

500 bezahlten Anzeigen (nach Be-rücksichtigung von Rabatten)

2 rabattierten Anzeigenseiten pro Erscheinungstag

6 verkauften Super-Bannern pro Kalender-Tag

120 eingesparten Stellen im Redak-tionsbudget

Ein Unternehmensberater würde an dieser Stelle vermutlich anmerken, dass die Zeitung eine hübsche Um-satzrendite erwirtschaften könnte: ganz einfach ohne Redaktion. Weil es aber doch nicht ganz ohne geht, würde der Berater vielleicht das Pro-jekt 15/15/2 vorschlagen:

n Kürzung Redaktionsbudget: minus 15 Prozent (bringt geschätzt 3,8 Millionen Euro)

n Anhebung der Abopreise:plus 15 Prozent (bringt geschätzt 3,3 Millionen Euro)

n Mehrverkauf Anzeigen:jeden Freitag zwei Seiten mehr (geschätzt 3 Millionen Euro)

So schnell ist man schwarz. Auf dem Papier.

Langfristiger aber wäre ein Finan-zierungsmodell, an das bisher noch niemand dachte: Der Gütersloher Unterhaltungskonzern Bertels-mann, Mehrheitseigner von Gruner + Jahr, hat eine angeschlossene Stif-tung, die sich um das „Gemeinwohl“ kümmern soll: die Bertelsmann-Stiftung. Sie gab laut Jahresbericht 2011 rund 62,5 Millionen Euro aus, um die Gesellschaft ein bisschen besser zu machen. Mit nur 10 bis 15 Prozent des Etats könnte man locker eine Zeitung finanzieren, die ideal zur Arbeit der Stiftung passt. Statt über Bildung zu parlieren, würde man bilden. Statt für 3 Millionen Euro über „Evidenzbasierte Politik-strategien“ nachzudenken, würde man täglich den Praxistest machen. Statt für 2,7 Millionen Euro „Unter-nehmenskultur in der Globalisie-

HERAUSGEBER: Johann Oberauer

CHEFREDAKTEUR: Markus Wiegand

MITARBEITER DIESER AUSGABE: Spitz Findig, Roland Karle, Michael Klems, Astrid Kuffner, Katy Walther, Marcus Schuster, Hartmut S. Bühler (Titelbild), Christi-ne Lieber (Korrektorat)

REDAKTION: Im Buechwald 12, CH-9242 Oberuzwil, Tel. +41/71/340 09-66, E-Mail: [email protected]

VERLAG UND MEDIENINHABER: Johann Oberauer GmbH

POSTANSCHRIFT: Postfach 1152, D-83381 Freilassing; Zentrale: Fliederweg 4, A-5301 Salzburg-Eugendorf, Tel. +43/6225/27 00-0, Fax +43/6225/27 00-11, ISDN +43/6225/27 00-67

MARKETING: Ruperta Oberauer, E-Mail: [email protected], Tel. +43/6225/27 00-35. Anzeigen-verwaltung: Ingrid Laireiter, Tel. +43/6225/27 00-31, E-Mail: [email protected]

ABO- UND VERTRIEBSHOTLINE: Birgit Baumgartinger (Leitung), Christine Maier, Tel. +43/6225/27 00-42, Sylvia Reitbauer, Tel. +43/6225/27 00-41, E-Mail: [email protected]

LAYOUT: Errea Comunicación, Pamplona, Spanien

PRODUKTION: Daniela Schneider (Leitung), Martina Danner

DRUCK: Laber Druck, 5110 Oberndorf

Offenlegung nach § 25 Mediengesetz: Medieninhaber und Verlag: Johann Oberauer GmbH., Fliederweg 4, A-5301 Eugendorf; Gesellschafter: 80 % Gerhard Ober- auer, 20 % Johann Oberauer.

Editorial

Schöner rechnen

MARKUS WIEGAND IST CHEFREDAKTEUR DES „WIRTSCHAFTSJOURNALIST“ [email protected]

rung“ aus der Ferne zu betrachten, könnten Reporter die Global Player täglich beobachten.

Die Finanzierung einer Zeitung hätte sofort den besten Hebel aller Ausgaben der Bertelsmann-Stif-tung, denn ihre Aktivitäten fänden nicht mehr unter Ausschluss der Öffentlichkeit statt.

Eigentlich müsste man sofort eine eigene Stiftung zur Finanzierung einer Zeitung gründen. Mit 300 Mil-lionen Euro würde man schon sehr weit kommen und könnte von den Zinsen leben. Die Summe klingt nach mehr, als es ist: Sie entspricht zum Beispiel gerade einmal einer halben Elbphilharmonie.

Impressum

Es hätte nicht viel gefehlt und die „FTD“ hätte weiterleben können. In Gütersloh.

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38 | BayernAnlegerpresse in Abstiegsangst Die Finanzwirtschaft geizt mit Anzeigen, die Leser informieren sich vornehmlich aus dem Internet: Die gedruckten Geldmagazinedurchleben gerade schwere Zeiten.

42 | HintergrundJay Jay und der Popper Vor einem Vierteljahrhundert führte das Schicksal Hans-Jürgen Jakobs und Gabor Steingart beim Medienmagazin „Copy“ erstmals zusammen. Wie alles begann, schildert der ehemalige „Copy“-Fotograf Hartmut S. Bühler.

44 | KommentarSchmarotzer im PR-Gewand Finanzen-Verlag-Geschäfts-führer Frank B. Werner analysiert die Krise der Wirtschaftspresse. Neben den Fehlern der Verlage erkennt er eine Schwarzfah-rer-Mentalität der Anzeigen-kunden.

46 | InternationalEin unbekannter Global PlayerVor 17 Jahren war Reto Gregori noch einfacher Reporter einer Schweizer Regionalzeitung. Heute ist er in New York Vizechef der Agentur Bloomberg und führt 1.500 Journalisten weltweit.

„Welt“- Investigativchef: „Ich habe selbst mit dieser Geschichte am meisten riskiert – weil man mich ja als Kollegenschwein ansehen könnte.“ | 16

50 | International „Das Tempo des Wandels wird oft überschätzt“„The Economist“ ist eine der wenigen Marken, die im Internet florieren. Doch auch Online-Chef Nick Blunden spürt den Druck. Daher setzt er inhaltlich auf tagesaktuelle Analysen, kommerziell erlaubt er den Werbekunden auch Inhalte zu liefern.

56 | TrendAus Lesern Fans machenDie Wirtschaftspresse nutzt die Möglichkeiten von Social Media zu wenig. Dabei sind Facebook, Twitter und Co. ideal zur Kundenbindung.

RUBRIKEN

3 Editorial/Impressum 6 Ad hoc 8 Branchengeflüster 28 Personalien 54 PR-Geflüster 58 Letzte Worte

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10 | TitelDie Wirtschaftsjournalisten des Jahres 2012Die Liste mit den besten 25 Wirtschaftsjournalisten des Landes. Das große Ranking.

16 | Titel„Ich habe selbst mit dieser Geschichte am meisten riskiert“„Welt“-Investigativchef Jörg Eigendorf sagt, wie er die Luxusreisen von Journalisten enthüllte. Wie er dem Druck der Gegenseite standhalten musste. Wie ihn Kollegen warnten. Und was ihn dazu trieb, trotzdem zu berichten.

MEDIEN

24 | HintergrundVerschwiegene TouristenEin Bericht der „Welt am Sonntag“ hat die Diskussion um Pressereisen und journa-listische Unabhängigkeit neubefeuert. Die betroffenen Medien wollen das Thema aussitzen.

32 | HintergrundEin großer Verlust Alle Antworten nach dem Ende der „FTD“: Was wird aus den Mitarbeitern? Was aus „Capital“? Wer profitiert vom Aus des Blattes? Gab es wirklich keine andere Möglichkeit?

Personen Jörg Eigendorf

Unterm Strich: Die Antworten auf alle wichtigen Fragen nach dem Ende der „FTD“.Wie geht es für die Mitarbeiter weiter? Gab es wirklich keine Alternative? Was passiert mit „Capital“? Seite 32

Geschäftsführer Finanzen Verlag: „Mit der Öffnung ihres Allerheiligstenfür die PR schaufelten sich die Verlageauch ihr Anzeigen-grab.“ | 44

Frank B.Werner

Inhalt 06#2012

„Economist“-Digital-Chef: „Mit Social-Media-Promotionen konvertieren wir mehr Leute zu Abonnentenals über alle anderen Kanäle.“ | 50

Nick Blunden

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„Wenn wir damit ein bisschen Geld verloren

hätten, würden wir uns jetzt nicht von über 300

Mitarbeitern trennen.“ Julia Jäkel, Gruner+Jahr-Vorstand,

sagt, Verluste im einstelligen Millionenbereich wären

„okay“ gewesen. („Hamburger Abendblatt“)

Letzte Worte

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„Ein Journalistenlehrer hat mir einmal gesagt: ,Ein Journalist muss in der Lage sein, ab und zu einfach nur zwei Stunden aus dem Fenster zu schauen.‘ Das klingt für mich heute wie ein Wunsch aus einer versunkenen Zeit.“Horst von Buttlar, „FTD“-Agenda-Chef („FTD“)

„Wenn wir noch einmal von vorn anfangen dürften – wir würden es jederzeit wieder genauso machen.“Die „FTD“-Chefredaktion Stefan Weigel, Steffen Klusmann, Sven Oliver Clausen in der „FTD“-Schlussausgabe.

„Bin gespannt, wie leidenschaftlich der Kampf gegen den Unter-gang in Düsseldorf

ausfällt.“„FTD“-Chef Steffen Klusmann

grüßt Gabor Steingart. („Horizont“)

„Ich glaube, dass jeder, der das hier heute erlebt hat und diese Ausgabe sieht und mehr als drei funktionierende Gehirn-zellen hat, sehen muss, dass das falsch ist, was hier passiert.“Stefan Weigel, „FTD“-Vize (NDR-Doku)

Die letzte „FTD“-Ausgabe musste nachgedruckt werden und war nach Verlagsanga-ben die am besten verkaufte aller Zeiten.

„Es fanden sich eine Menge Dinge, die nun einer neuen Verwendung zugeführt werden können: 280 unbenutzte Gruner+Jahr-Visitenkarten (ich habe nach der Gründung der Wirtschaftsme-dien heimlich die lachsrosa ,FtD‘-Kar-ten weiterbenutzt).“ Ines Zöttl, Teamleiterin Ausland (ftd.de)

„I will never write a column for his shit, declining newspaper! You can tell that to the colleagues too.“Andrew Gowers, „FTD“-Gründungs-chefredakteur, wird keine Kolumnen für Gabor Steingarts „Handels-blatt“ schreiben.

„Im Zuge der Sparmaß-nahmen wurde ausgerechnet am Internet gespart und die ,FtD‘, die da am Anfang vorne war, fiel weit zurück.“Roland Tichy, „WiWo“-Chef (blog.franskript)

„Meine Kollegen und ich haben die Zeitung geliebt und deswegen haben wir hier mit viel Engagement gearbeitet. Bis zum Schluss.“ Andrzej Rybak, „FTD“ (NDR-Doku)

„Vielleicht war es ein Fehler, dass wir zu lange in den Ausbau traditio-neller Printgeschäfte und zu wenig in den digitalen Umbau investiert haben.“Thomas Rabe, Bertelsmann-Chef, über die Mehrheitsbeteili-gung Gruner + Jahr. („Manager Magazin“)

„So farewell then, FtD“ „The Economist“

41.640,56 Euro brachte die Auktion von „FTD“-Devotionalien bei Ebay zugunsten von Reporter ohne Grenzen. Das höchste Gebot ging für eine Originalzeichnung von Karl Lagerfeld als Illustration der deutsch-französischen Freundschaft für 11.700 Euro ein.

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Online-Charts

Welche Themen im Oktober und November im Internet am meisten angeklickt wurden.

Quelle: ftd.de. Erstaufrufe der Artikel (Page Impression), ohne die Klicks auf die weiteren Seiten.

1. US-Wahl 2012: So siegte Obama 228.644 PI

2. Ranking der Weltbank: Wo das Geschäftsklima am besten ist 138.017 PI

3. Mein Leben unterwegs: Roland Berger – Reisen wie ein Boss 130.216 PI

4. In eigener Sache: Liebe Leserin, lieber Leser 93.653 PI

5. Lebensversicherungen: Versicherern droht Kündigungswelle 76.976 PI

6. Talkshows in der ARD: Es wird knapp für Sie, Frau Will! 66.416 PI

7. Statistisches Jahrbuch: Deutschland in (nicht nur kuriosen) Zahlen 66.387 PI

8. Mobilfunkanbieter im Test: Wer das beste Handynetz bietet 61.659 PI

9. Vergleich der IT-Großkonzerne: Wie Apple sich gegen Samsung schlägt 61.139 PI

10. US-Wahl 2012: Barack Obama vs. Mitt Romney 57.429 PI

Die Top Ten von ftd.de Der Abschied in eigener Sache in den Top Ten.

Die Top Ten von handelsblatt.comEine Geschichte über einen Versicherungsvertreter liegt vor den Geldtipps.

Quelle: handelsblatt.com. Erstaufrufe der Artikel (Page Impression), ohne die Klicks auf die weiteren Seiten.

1. Versicherungsvertreter: Das Katz-und-Maus-Spiel des Mehmet Göker 364.084 PI

2. Dividendenaristokraten: Die Könige unter den Aktien 329.950 PI

3. Rezension Martin Wehrle: Der tägliche Wahnsinn in Deutschlands Büros 288.554 PI

4. Was schützt vor Inflation? Der große Sachwertecheck 247.822 PI

5. Verzinsung: Lebensversicherung auf der Kippe 241.952 PI

6. Wie sammele ich ein Vermögen? Das Leiden der deutschen Sparer 239.894 PI

7. Olivenölherstellung: „Wie im Kokainhandel“ 218.798 PI

8. Weltspartag: Wie die deutschen Sparer sich selbst betrügen 209.590 PI

9. Börsenängste: Wann kommt der große Crash? 209.428 PI

10. Die Buffett-Strategie: Kaufen Sie Aktien, die keiner haben will 207.854 PI

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Flurfunk

Freut sich das „Handelsblatt“ auf Hans-Jürgen Jakobs?Fast alle Journalisten sind ja zu rei-ner, vorbehaltloser Liebe unfähig – zumindest, wenn es den eigenen Chefredakteur betrifft. Wenn man dies bedenkt, kann man wohl sa-gen, dass eine Mehrheit der „Handelsblatt“-Redaktion dem Dienstbeginn des neuen Chefredak-teurs Hans-Jürgen Jakobs vorsich-tig optimistisch entgegenblickt. Das hängt auch damit zusammen, dass dem aktuellen Schriftleiter Gabor Steingart im eigenen Haus manche den Hang zu übertriebener Sozial-kompetenz eher absprechen. Man kennt das Problem aus anderen gesellschaftlichen Bereichen: Die Hochbegabten bringen bisweilen wenig Verständnis für die Normal-begabten auf.

Hans-Jürgen Jakobs, aktueller „SZ“-Wirtschaftschef und ehema-liger sueddeutsche.de-Leiter, muss erst mal beweisen, dass er als Chef-

redakteur wenn nicht hochbegabt, so doch mindestens erstligatauglich ist. Ehemalige Untergebene trauen ihm das locker zu. Die größte Schwäche, die ihm anhängt: Jakobs gilt als ziemlicher Chaotiker. Das wiederum bedeutet, dass es doch gewisse Vorteile hätte, wenn er hochbegabt wäre. Denn der Genie beherrscht bekanntlich das Chaos. Andernfalls kann Jakobs dafür ja als Chef auch jemanden einstellen.

Inhaltlich wird sich am Kurs wohl wenig ändern, abgesehen da-von, dass Jakobs das Spekulative im „Handelsblatt“ einfach weglas-sen wird. Vor zwei Jahren, zum Dienstbeginn als „SZ“-Wirtschafts-chef, sagte er diesem Magazin über seinen neuen Arbeitgeber: „Das ,Handelsblatt‘ hat sich zweifellos am deutlichsten verändert, ist pointierter geworden, aber biswei-len auch ziemlich spekulativ unter-wegs.“

Woher wusste Thomas Knüwer schon im Sommer, dass die „FTD“ dichtmacht? Er hatte wohl bessere Quellen, als man ihm zugetraut hätte. Ende Juli hatte der Ex-„Handelsblatt“-Re-dakteur und Indiskretion-Ehren-sache-Blogger Thomas Knüwer gewettet, dass die „FTD“ bis zum Jahresende nicht mehr als Tages-zeitung erscheint. Das erschien damals ziemlich waghalsig und spekulativ. Heute muss man sagen: Er hat recht behalten. Aus der Sze-ne verloren die Wette: Ex-„Capital“-Chef Ralf-Dieter Brunowsky: 200 Euro, Blogger Richard Gutjahr: 100 Euro, Christian Kirchner und Ul-rike Sosalla: je 100 Euro. Knüwer, der wegen seiner These heftig an-gegangen wurde, war von Tri-umphgeheul weit entfernt. Er sagte zum Gewinn seiner Wette: „Mir wäre lieber gewesen, ich hätte zah-len müssen.“

Spekulativ unterwegs

Wo bleibt eigentlich die neue „Handelsblatt“-App? Eigentlich sollte die neue App des „Handelsblatt“ schon Ende 2012 auf den Markt kommen. Der neue Zeitplan spricht jetzt von Ende Fe-bruar 2013. Das App-Projekt „Han-delsblatt live – Die digitale Tages-zeitung“ ist der bisher ambitionier-teste Versuch der Zeitung, in die Digital-Welt zu kommen: 15 Redak-teure sollen dreimal täglich das Blatt aktualisieren.

Inhaltlich wirkt das Projekt eher rückwärtsgewandt. Drei Versi-onen täglich auf den Markt zu wer-fen, klingt nach alter Printdenke. Warum aktualisiert man nicht ständig, wie im Web auch?

Der Schweizer „Tages-Anzeiger“ hatte übrigens mal die gleiche Idee und hat seine Abend-App mangels Nachfrage schon vor Monaten wie-der eingestellt. Das Ziel des „Han-delsblatt“ dagegen sollen 5.000 Apps im ersten Jahr sein.

Wird die „FT“ verkauft?Scheint so. Anfang November be-richtete Bloomberg, dass „FT“-Eig-ner Pearson einen Verkauf prüfe, Pearson dementierte scharf. Bloom-berg-News-Vize Reto Gregori bekräf-tigte wenige Wochen später (siehe Seite 46), dass diese Bloomberg-Story total wasserdicht sei. Möglicherwei-se hatte die gute Quellenlage damit zu tun, dass auch Bloomberg selbst an der „FT“ interessiert ist, wie die „New York Times“ im Dezember be-richtete. Bloomberg schreibt jeden-falls dank des unerschütterlichen Terminalgeschäfts satte Gewinne. Das Unternehmen ist flüssig, will näher an den Endkunden und denkt global. Würde alles passen. Aber natürlich ist das eine Spekulation, denn uns ist die „FT“ leider noch nicht angeboten worden. WJ

Branchengeflüster: Jakobs, „FTD“-Wette, „Handelsblatt“-App, „FT“-Zukunft

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Künftiger „Handelsblatt“-Chef Hans-Jürgen Jakobs: 2011 posierte er so auf dem Cover des „Wirtschaftsjour-nalist“.

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Der „Wirtschaftsjournalist“ bleibt einer Tradition treu: Zum vierten Mal hinterein-ander geht der Titel als „Wirtschaftsjourna-list des Jahres“ an einen Recherchejourna-listen. Jörg Eigendorf, ehemaliger Wirt-schaftschef der „Welt“-Gruppe und aktuell Leiter des Investigativressorts, ist die neue Nummer eins. Er hatte im November über die Luxusreisen von Journalisten auf Kos-ten von ThyssenKrupp berichtet.

Das Verfahren. In diesem Jahr haben das „Medium Magazin“ (das ebenfalls im Me-dienfachverlag Oberauer erscheint) und der „Wirtschaftsjournalist“ die Wahl zum „Wirtschaftsjournalist des Jahres“ erstmals gemeinsam organisiert. Zuerst wurden bei den Lesern und Branchenexperten Vor-schläge gesammelt. Anschließend stimmte eine 70-köpfige Jury über die Vorschläge ab.

Im vergangenen Jahr gewann „Handels-blatt“-Reporter Sönke Iwersen für seine Enthüllungen über die Sexreisen von Ergo und die Teldafax-Pleite. 2010 siegte Chris-toph Lütgert (mit einem NDR-Team) für seinen Film über den Textildiscounter Kik. 2009 erhielt Beat Balzli vom „Spiegel“ die meisten Stimmen für seine Bankenbericht-erstattung und seine Beiträge zur Finanz-krise.

Auffällig in diesem Jahr: Die Tageszeitun-gen dominieren mit sieben Journalisten unter den besten zehn deutlich. Darunter sind mit Steffen Klusmann und Sven Oliver Clausen auch zwei Mitglieder der unterge-henden Gruner + Jahr Wirtschaftsmedien. Die großen Magazine und Wochentitel sind in der Liste der besten 25 Wirtschaftsjour-nalisten mit nur sechs Nennungen eher schwach vertreten. Bester Fernsehmann ist Detlef Flintz für die „Markencheck“-Reihe des WDR auf Rang 21.

Die komplette Jury-Liste finden Sie im In-ternet unter: www.mediummagazin.de

Die Wirtschaftsjournalisten des Jahres

Jörg Eigendorf „Welt“-Gruppe

Begründung: Der Leiter des Investigativressorts der „Welt“-Gruppe setzte mit seiner Berichterstattung über die Luxusreisen von Journalisten, bezahlt von ThyssenKrupp, und deren Hintergründe einen Dominostein-Effekt in Gang, der seinesgleichen 2012 suchte. Die Konsequenz: eine Neuordnung des ThyssenKrupp-Vorstandes und eine überfällige Debatte über neue Regeln in der eigenen Zunft. Eigendorf zeigte beispielhaften Mut und Standvermögen, als er die Missstände – auch in der eigenen Branche – thematisierte, gleichwohl er in seiner Recher-che dem Druck ungewöhnlich vieler Seiten ausgesetzt war.

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Heike Göbel„Frankfurter Allgemeine Zeitung“

Begründung: Die verantwortliche Redakteurin für Wirtschaftspolitik ver-antwortet seit Herbst interimistisch auch die Wirtschaftsberichterstattung der „FAZ“. Sie setzte mit klugen und kritischen Analysen, geprägt von klarer markt-wirtschaftlicher Haltung, wichtige Diskussionsbeiträge in der Euroschulden-Debatte.

Gabor Steingart „Handelsblatt“

Begründung: Der Chefredakteur des „Handelsblatt“ hat durch sein Mor-genbriefing ein neues Format entwickelt, das sich in kürzester Zeit zum Branchen-„Must have“ entwickelt hat. Steingart betreibt dadurch gleich-zeitig Agenda-Setting und Marketing für sein Blatt.

4 bis 104. Hans-Jürgen Jakobs„Süddeutsche Zeitung“

Hat den Wirtschaftsteil der „Süddeutsche Zeitung“ le-bendiger, vielfältiger, meinungsstärker gemacht. Kann komplexe Wirtschaftsthemen spannend aufbereiten.

5. Hermann-Josef Tenhagen„Finanztest“

Er überzeugt nicht nur als sachkundiger Chefredakteur, sondern auch als Wirtschaftsexperte, der Finanzentwick-lungen und ihre Fallstricke wie auch die Eurokrise außer-gewöhnlich verständlich erklären kann.

6. Steffen Klusmann„Financial Times Deutschland“/„Capital“

Der einzige Chefredakteur, der gleichzeitig ein Magazin („Capital“) und eine Tageszeitung („FTD“) führen konnte. Das Finale als Feuerwerk journalistischer Kreativität verdient allen Respekt.

7. Ralph Bollmann„Frankfurter Allgemeine Sonntagszeitung“

Ein überragender, kluger Schreiber, der in seiner Wirt-schaftsberichterstattung nicht nur ökonomisch, sondern auch politisch und kulturell zu argumentieren weiß.

8. Sönke Iwersen„Handelsblatt“

Ergo und kein Ende der Recherche: Er blieb trotz vieler Widerstände dran und zeigte selten gewordenen langen Atem.

9. Sven Oliver Clausen„Financial Times Deutschland“

Seine Beiträge zur Finanzkrise sorgten für Highlights in trüben Zeiten. Einer der bestvernetzten Wirtschaftsjour-nalisten, der sowohl als Blattmacher (stellvertretender Chefredakteur) wie Schreiber Talent zeigte.

10. Georg Meck „Frankfurter Allgemeine Sonntagszeitung“

Ein genauer Beobachter der Bankenszene und kluger Schreiber: Sein Porträt und sein Buch über den Deutsche-Bank-Chef Anshu Jain machten zu Recht 2012 Furore.

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Rang Name Medium Begründung

11 Holger Steltzner „Frankfurter Allgemeine Zeitung“verantwortet die vielleicht beste Tageszeitungs-Wirtschaftsredaktion und lag mit seiner Kritik zur Euro-Rettung oft goldrichtig; arbeitet in der Finanz-krise die Schwächen klar heraus

12 Alexander Hagelüken „Süddeutsche Zeitung“

die von ihm betreute Interviewreihe „Reden wir über Geld“ ist ein unverzichtbarer Dauerbrenner, der 2012 für Highlights im „SZ“-Wirt-schaftsteil sorgte

13 Ulrike Herrmann „Taz“ setzte mit ihren Analysen zur Eurokrise einen bemerkenswerten Kontrapunkt zum Mainstream

13 Thomas Tuma „Spiegel“ beherrscht die seltene Kunst, nicht nur fachkompetent, sondern mit Humor Themen zu transportieren

15 Wolfgang Uchatius „Zeit“ schreibt unermüdlich gegen die billigen Thesen an, die in der Finanzkrise so inflationär sind

16 Wolfgang Münchau „FTD“/Spiegel Online kann wie kaum jemand sonst die großen Linien in der Wirtschaft erklären und setzte als Kolumnist Marksteine in der Schuldendebatte

17 Kathrin Hartmann freie Journalistinsetzte mit ihrem Buch „Wir müssen leider draußen bleiben. Die neue Armut in der Konsumgesellschaft“ ein vergessenes Thema auf die Agenda

18 Jens Berger freier Journaliststellte mit dem Buch „Stresstest Deutschland: Wie gut sind wir wirklich?“ und den Nachdenkseiten vermeintliche Wahrheiten auf den Prüfstand

19 Thomas Knüwer freier Journalist nimmt in seinem Blog „Indiskretion Ehrensache“ kein Blatt vor den Mund und hält der Branche den Spiegel vor

20 Melanie Bergermann „Wirtschaftswoche“ legt in ihren Geschichten über den Finanzanleger Christian Angermayer

die üblen Praktiken der Finanzbranche offen

21 Detlef Flintz WDR Wirtschaftsredaktion entwickelte die „Markencheck“-Reihe des WDR, die unerwartet erfolgreich war

21 Anja Kohl ARD Börsenredaktion versteht es, schwierige Zusammenhänge der Finanzmärkte auch in wenigen TV-Minuten transparent zu machen

21 Klaus Stern freier Dokumentarfilmerzeigt eine beispielhafte Symbiose von Nähe und kritischer Distanz mit der herausragenden Film-Doku „Versicherungsvertreter – Die erstaunliche Karriere des Mehmet Göker“

24 Harald Schumann „Tagesspiegel“ kommentierte die Finanzkrise auf so hohem Niveau, dass er zur Pflichtlek-türe des Jahres gehörte

25 Lutz Ackermann/Christian Esser ZDF

für den sehenswerten Film und die harten Recherchen über „Mister Karstadt – Der rätselhafte Nicolas Berggruen“, sie gruben dort weiter, wo alle anderen am schönen Schein der Oberfläche kleben blieben

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Herr Eigendorf, Sie haben Luxusreisen von Journalisten auf Kosten von Thyssen Krupp öffentlich gemacht und damit gegen das ungeschriebene Gesetz verstoßen: Schwärz’ niemanden aus der eigenen Branche an. Haben Sie sich vor der Veröffentlichung hingesetzt und sind jede Ihrer eigenen Reisen durchge-gangen?Jörg Eigendorf: Natürlich. Ich bin alles durch-gegangen.

Und haben Sie gesündigt?Journalistenreisen sind nicht per se eine

Sünde. Ich habe allerdings nur an sehr weni-gen Reisen teilgenommen, und die fand ich im Nachhinein nicht sinnvoll. Eine Reise ging

„Ich habe selbst mit dieser Geschichte am meisten riskiert“„Welt“-Investigativchef Jörg Eigendorf sagt, wie er die Luxusreisen von Journalisten enthüllte. Wie er dem Druck der Gegenseite standhalten musste. Wie ihn Kollegen warnten. Und was ihn dazu trieb, trotzdem zu berichten.

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mit dem früheren Finanzminister Peer Stein-brück in die USA. Das haben wir bezahlt. Eine andere Reise war im Jahr 2000 nach Luxemburg: Economy-Flug, eine Übernach-tung, mit rund zehn Journalisten. Und es gab noch eine andere Reise in dieser Art 1999. Damals hatten wir unsere internen Leitlinien noch nicht.

Das würde heute nicht mehr gehen?Diese Reise würde ich auch heute nicht als

problematisch ansehen. Ich würde aber trotz-dem nicht teilnehmen, weil mir die Zeit nicht sinnvoll verwendet erschiene. Und falls doch, würden wir das Unternehmen bitten, uns eine Rechnung auszustellen oder, noch bes-ser, die Reise selber buchen.

Welche war die größte Reise, auf die Sie verzichtet haben, weil Sie sie sich nicht leisten konnten?

Es gab keine einzige Reise, die ich nicht ma-chen konnte wegen der Kosten. Ich habe so gut wie alle meine Reisen selbst organisiert – so zum Beispiel 2010 mit Jean-Claude Tri-chet nach Busan. Das war teuer, weil ich ja mit Herrn Trichet in der Business-Class rei-sen musste, um die Zeit für Gespräche zu nutzen. Ich konnte sie trotzdem machen.

Glauben Sie, dass die Kollegen anderer Zeitungen Sie nach Ihren Enthüllungen genau unter die Lupe genommen haben?

Damit musste ich rechnen. Und ich glaube, der eine oder andere hat es auch getan. Ich habe mich aber immer streng an unseren Ko-dex gehalten. Trotzdem fragt man sich tau-sendmal, was andere mit bösem Willen dar-aus machen könnten. Es gibt ja auch hier nicht nur schwarz oder weiß. Im Falle von

Jörg Eigendorf, Wirtschaftsjournalist des Jahres.

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Ich habe über ThyssenKrupp seit Jahren berichtet, weil ich Herrn Crommes Rolle als Vorzeige-Aufsichtsrat unglaubwürdig fand und die Art, wie Herr Claassen mit Journalis-ten umgegangen ist, sehr problematisch. Wenn wir exklusive Informationen hatten, die man bei ThyssenKrupp nicht über sich lesen woll-te, hat das Unternehmen auf verschiedenen Wegen versucht, die Berichterstattung zu ver-hindern oder auf eine Art und Weise zu beein-flussen, die nicht korrekt war. Das konnten wir auch in anderen Zeitungen sehen. Deshalb haben wir angefangen für Sachverhalte, die offensichtlich waren, Belege zu suchen.

Was fanden Sie an Claassens Verhalten denn besonders schlimm?

Er hat wie ein Spindoktor wohlgesonnene Journalisten mit exklusiven Informationen versorgt. Er hat unlauteren Druck auf Chefre-dakteure und Reporter ausgeübt. Und er hat Journalisten mit in ein Boot eingeladen, aus dem sie hinterher nicht mehr aussteigen konn-ten. Wer erster Klasse geflogen ist, mit Claas-sen auf einer Art Urlaubsreise war, hat es sehr schwer, anschließend unbefangen zu berich-ten. Das hat Claasen ausgenutzt. Wir Journa-listen sollten uns immer so verhalten, dass wir es theoretisch auch den Lesern mitteilen könn-ten. Stellen Sie sich einmal vor, man hätte un-ter die Berichte geschrieben: „Die Autoren waren erster Klasse in Südafrika, dreieinhalb Tage in der Singita Lebombo Lodge im Kruger National Park und das Ganze auf Kosten von ThyssenKrupp.“ Das wäre doch undenkbar,

der Namensnennung der Kollegen. Da haben wir schon differenziert, denn wir haben bei der Recherche festgestellt, dass es ein Branchen-problem ist und weniger eines allein der Jour-nalisten. Deshalb haben wir die Chefredakteu-re und Ressortleiter namentlich zitiert und die Kollegen damit geschützt. Ein Journalist ist auch nicht eine so öffentliche Person wie der Vorstand eines Dax-Konzerns oder ein Politi-ker.

War es eine Erleichterung, dass die Bran-che, wenn auch spät, irgendwann auf Ihre Berichtslinie eingeschwenkt ist?

Den Rückenwind der Branche zu spüren, tut gut, denn die letzten Wochen waren nicht einfach. Der Druck bei dieser Geschichte war besonders hoch. Sie gehen aufs Feld und wis-sen nicht, ob sich irgendwann mal jemand zu ihnen stellt oder ob sie eben allein bleiben und zur Zielscheibe werden. Davor bin ich im Vor-feld explizit gewarnt worden.

Von wem?Sowohl von denen, die es gut mit mir mei-

nen, als auch von denen, die es nicht gut mit mir meinen. „Das ist eine Streubombe, lass es sein. Du riskierst zu viel“, war ein gut gemein-ter Rat.

Warum haben Sie es trotzdem riskiert?Wir Journalisten sollten genau hinsehen,

wie Menschen mit Macht und Verantwortung umgehen. Wir sind eine Kontrollinstanz und können durch unsere Arbeit bewirken, dass sich etwas zum Besseren wendet. Das ist hier, glaube ich, schon jetzt geschehen. Manchmal passiert es aber erst viel später: Unsere Repor-tage zum Menschenhandel, über die „Weg-werfmädchen“, vor zwei Jahren, hatte jüngst einen ARD-Tatort zur Folge. Das Mädchen, über das wir geschrieben haben, macht heute eine Lehre als Köchin und kämpft vor Gericht um ihre Opferrente. So etwas treibt mich an, dafür bin ich Journalist geworden. Wir Jour-nalisten haben eine sehr wichtige Aufgabe, und mit dieser Macht müssen wir wiederum verantwortungsbewusst umgehen. Aber wer kontrolliert uns, wenn nicht wir selbst? Dass Jürgen Claassen über viele Jahre hinweg so arbeiten konnte, wie er gearbeitet hat, ist ein-fach bedauerlich. Es wundert mich, dass es bis 2012 gedauert hat, dass dies öffentlich wurde. Das hat unserer Branche geschadet. Ich würde mir wünschen, dass die Leute, die heute noch ähnlich wie Claassen arbeiten, künftig nicht mehr so weitermachen können.

Wie sind Sie auf die Geschichte aufmerk-sam geworden?

(45) leitet seit September 2010 als Chefreporter und Mitglied der „Welt“-Chefredaktion das Investigativteam der Gruppe. Zuvor war er vier Jahre Ressortleiter Wirtschaft, Finanzen & Immobilien der „Welt“-Gruppe und leitete zwischen 2003 und 2006 das Ressort Wirtschaft und Finanzen der „Welt“/„Berliner Morgenpost“. Eigen-dorf war 1999 als Korrespondent in Frankfurt zur „Welt“ gestoßen. Zwischen 1994 und 1999 berichtete er als Wirtschaftskorrespondent der „Zeit“ aus Moskau.

Zur Person

Jörg Eigendorf

KATY WALTHER IST FREIE [email protected]

ThyssenKrupp aber, das Journalistenreisen zur Singita Lebombo Lodge oder nach China bezahlt hat, war das für mich schwarz. Tief-schwarz. Wenn das alles in Maßen gewesen wäre, hätten wir nicht berichtet.

Wie waren die Diskussionen innerhalb Ihrer Redaktion: Gab es Befürchtungen, als Nestbeschmutzer dazustehen?

Wir waren uns sehr schnell einig, dass wir diese Informationen veröffentlichen. Aber na-türlich hat es auch in der Redaktion sehr wich-tige und gute Diskussionen darüber gegeben, was wir damit auslösen. Es könnte ja sein, dass nicht nur mein Reiseverhalten, sondern auch das meiner Kollegen analysiert würde. Aber da war das Argument immer: Wir haben un-seren Kodex und wenn sich jemand nicht da-ran hält, ist das sein persönliches Problem. Wir können doch auf die Veröffentlichung nicht verzichten, weil sich möglicherweise im eige-nen Haus nicht alle an die Spielregeln gehalten haben. Außerdem habe ich selbst mit dieser Geschichte doch am meisten riskiert – weil man mich ja als Kollegenschwein ansehen könnte.

Wie kontern Sie den Vorwurf, ein Kolle-genschwein zu sein?

Wir beklagen uns, dass Ärzte Kunstfehler nicht diagnostizieren wollen, dass Anwälte anderen Anwälten nicht wehtun. Dann kön-nen wir die Berichterstattung doch nicht un-terlassen, nur weil es Journalisten betrifft. Mit welchem Recht? Streichen Sie einfach das Wort Journalist und ersetzen es durch Politi-ker. Stellen wir uns vor, Bundestagsabgeord-nete hätten Reisen im Gegenwert von 15.000 Euro nach Südafrika angenommen. Was wäre dann in unserem Land los gewesen? Wir Jour-nalisten sind gut darin, Urteile zu fällen. Erin-nern wir uns an Christian Wulff, der aus mei-ner Sicht zu Recht zurückgetreten ist, aber zum Teil auch wegen Kleinigkeiten medial fertigge-macht wurde.

Bei Politikern hätten Sie die Namen ge-nannt. Und den inzwischen zurückgetre-tenen ThyssenKrupp-Vorstand und Kom-munikationschef Jürgen Claassen haben Sie sogar im Foto gezeigt. Warum haben Sie dann die Namen der betreffenden Kol-legen nicht geschrieben?

Wir mussten uns drei Fragen beantworten: Wollen wir überhaupt berichten? Die Antwort war schnell klar. Wollen wir die Zeitungen nennen, deren Journalisten mitgereist sind? Da waren wir uns auch schnell einig, dass die Leser es nicht verstehen würden, wenn wir das nicht tun. Und dann stellte sich die Frage nach

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Titel „Ich habe selbst mit dieser Geschichte am meisten riskiert“

die Leser würden meinen, das ist ein schlech-ter Scherz.

Das klingt, als wäre es Ihnen schon ein persönliches Anliegen gewesen, Herrn Claassen eins mitzugeben, weil Sie sein Gebaren genervt hat?

Es geht hier nicht darum, jemanden eins mitzugeben. Ich hatte zu Herrn Claassen kei-nen besonderen Kontakt. Ich fand sein Vorge-hen nur falsch. Und schädlich für den Journa-lismus. Wenn ich sehe, wie dort Druck ausgeübt wurde, wie dort Hofbe-richterstattung organisiert wurde und orchestriert, dann geht das auch gegen meine Ehre. Denn wofür machen wir den Job denn? Mich fragte neulich jemand: Wir wollen doch keine Welt-verbesserer sein, oder? Da war meine Antwort: Mo-ment mal, wenn ich den Job mache und diese Welt dadurch ein kleines bisschen besser wird, dann ist das doch gut.

Und doch sprechen Sie sich nur für eine Kennzeichnungspflicht für Journalisten-reisen aus, statt knallhart zu fordern, dass Journalisten sich grundsätzlich nicht ein-laden lassen sollten?

Ganz sauber wäre natürlich, wir würden gar nicht eingeladen. Doch nicht jede Journa-listenreise, nicht jede Veranstaltung, die von Unternehmen finanziert wird, ist per se un-sauber. Wenn ThyssenKrupp deutschen Journalisten sein Stahlwerk in Brasilien zei-gen will, meinetwegen. Aber bitte nicht als 5-Sterne-Urlaubsreise, wo der Journalist zum Schluss die Meilen auch noch selbst behält.

Also befreit der Satz „Der Autor reiste auf Kosten von ThyssenKrupp“ doch nicht von allen Problemen?

Nein, natürlich nicht. Erst recht nicht, wenn derjenige in der ersten Klasse gereist ist, in Luxushotels gewohnt hat und die Re-cherchereise in Wahrheit ein riesen Fun-Trip war. Dann ist der Satz wirklich absurd.

Sie fordern Standards für die Branche. Welche Art zu reisen fänden Sie denn an-gemessen?

Wir brauchen Höchststandards für den Fall, dass Journalisten nicht auf Kosten ihrer Redaktion, sondern eines anderen Unterneh-mens reisen. Da sollte aus meiner Sicht ein Flug in der Economy die Regel sein. Wenn es

über Nacht transatlantisch irgendwohin geht, dann kann meinetwegen Business geflogen werden, aber nicht erster Klasse. Vier-Sterne-Hotels sind okay, Fünf-Sterne-Hotels finde ich problematisch. Und Redaktionen müssen die Kostenübernahme des Unternehmens kennt-lich machen, was so ja auch schon der Pres-sekodex empfiehlt. Das alles sollte verbindlich für alle Medien gelten. Und der PR-Kodex könnte das für die Unternehmen regeln.

Warum haben wir diesen Standard bis-her nicht? Sind Journalisten ver-

gnügungssüchtig und nutzen die Manager das aus?

Es hat lange das Problem-bewusstsein gefehlt. Früher war das ja noch viel schlim-mer. Deshalb ist das Argu-ment auch falsch, das sei ein Krisensymptom. Viele Un-

ternehmen haben Reisen und Geschenke in den vergangenen

Jahren stark zurückgefahren, was nichts mit der wirtschaftlichen

Lage zu tun hat. Wir passen uns da in Deutschland allmählich angelsächsischen Standards an. Aber wie das Beispiel Thyssen-Krupp zeigt, gibt es immer noch Firmen, die das offenbar nicht anficht. Umso wichtiger wäre es, das nun als Standard für die ganze Branche festzuschreiben.

Was sagen Sie Ressortleitern, die seit Jah-ren mit immer kleineren Reiseetats aus-kommen müssen?

Deren Sorgen kann ich verstehen. Mit der Einführung unserer Leitlinien 2003 ist ja auch bei uns nicht das Füllhorn ausgeschüt-tet worden. Trotzdem halte ich die Argumen-tation für falsch, dass wir gar nicht mehr reisen können, wenn wir keine Journalisten-reisen mehr machen. Man kann für wenig Geld um die Welt fliegen. Wenn drei oder vier Sterne reichen, wenn man alles frühzeitig bucht, dann ist das nicht teuer. Allerdings muss den Verlagsmanagern auch klar sein, dass guter Journalismus Geld kostet. Das spiegeln die Reiseetats oft nicht wider.

Ist das Ganze nicht auch ein Problem der Chefredakteure, die gar nichts dabei fin-den, dass ihre Journalisten auf Kosten anderer durch die Welt reisen?

In einigen Fällen sicherlich, wie die Ant-worten der Vorgesetzten auf meine Anfragen gezeigt haben. Ich hatte gedacht, dass ich ein klares Statement bekommen würde. Stattdes-sen haben die Kollegen herumgedruckst. Das

hat uns letztlich gezeigt, dass unsere Branche ein echtes Problem hat.

Es gab nicht nur den Druck aus der Bran-che: Wie sind Sie damit umgegangen, dass der ThyssenKrupp-Aufsichtsratschef Gerhard Cromme auch im Aufsichtsrat der Axel Springer AG sitzt?

Das darf mich nicht interessieren.

Und hat Sie auch nicht interessiert?Nein, es interessiert mich nicht.

Es gab auch keine Gespräche oder Zu-sammenkünfte mit der Verlagsleitung, bei denen Sie Ihre Recherchen vorgestellt haben?

Meine Berichtslinie endet bei „Welt“-Chef-redakteur Jan-Eric Peters. Punkt. Und ich würde jedem einen Chefredakteur wün-schen, der mit so viel Klarheit, Rückgrat und gutem Coaching eine solche Situation beglei-tet, wie er es getan hat.

Durch die Beteiligung von Gerhard Crom-me hatte die Geschichte dennoch eine po-litische Dimension …

Ja, aber unser Haus geht sehr professionell damit um. Redaktion ist Redaktion. Das habe ich persönlich immer so erlebt. Als ein von mir kritisierter Dax-Vorstandschef einmal forderte, mich von meinem Posten abzuset-zen, habe ich das nicht aus meinem Haus erfahren, sondern Jahre später aus dem be-troffenen Unternehmen. Daraufhin habe ich mich bei unserem Vorstandschef Mathias Döpfner bedankt: erstens dafür, dass er hinter mir stand, und zweitens dafür, dass er es mich nicht hat wissen lassen. Denn schon die Kenntnis einer solchen Intervention könnte einen Journalisten ja beeinflussen.

Sie sagen von sich: Integrität, Wahrheits-liebe und Disziplin sind meine Stärken. Wie gehen Sie angesichts dessen mit dem Vorwurf des „PR-Magazin“ um, sich mit der ThyssenKrupp-Recherche zum ver-längerten Arm von Springer-Chef Mathi-as Döpfner gemacht zu haben?

Das ist Unsinn. Ich hätte mir gewünscht, dass derjenige, der das behauptet, vorher den Telefonhörer in die Hand nimmt und mich einmal dazu befragt. Das hat Herr Rommers-kirchen als Autor nicht getan. Er ist kein Jour-nalist und das merkt man der Berichterstat-tung an.

Anzugreifen scheint Sie das Ganze aber schon …

„Wenn ich sehe, wie bei

ThyssenKrupp Hofberichterstattung

organisiert wurde, dann geht das auch gegen meine Ehre.“

JöRG EIGENDORF,WIRTSCHAFTSJOURNALIST

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Es gibt viele gute Wirtschaftsjournalisten in diesem Land. Kolleginnen und Kollegen, die redlich arbeiten und Unterstützung brau-chen. Sie verdienen es nicht, dass man ihnen unlautere Motive unterstellt, wenn sie ein Spiel nicht mitspielen. Der Kampagnenvor-wurf sagt viel über diejenigen aus, die ihn erheben. Wenn ein Journalist in Deutschland kritisch berichtet, macht er entweder eine Kampagne, hat eine persönliche Fehde laufen oder wird von jemandem instrumentalisiert. Dass ein Journalist aus rein journalistischem Ethos handeln könnte, scheint den Kritikern nicht in den Sinn zu kommen. Unsere jour-nalistischen Werte sind aber das, was meine Kollegen und mich antreibt. Und wir versu-chen jeden Tag, diesen Werten gerecht zu werden.

Wird man dabei mit Blick auf Einladun-gen zu Reisen oder Veranstaltungen nicht auch ein bisschen paranoid?

Man wird sehr vorsichtig. Das heißt: Ich versuche noch korrekter zu sein, als es unser Kodex vorschreibt. Entweder zahlen wir oder ich spende das Geld, wie im Fall von Mode-rationen oder Vorträgen. Das mache ich je-weils nach Rücksprache mit unserem Chef-redakteur, der 2003 an unserem Verlagskodex mitgeschrieben hat.

Was ist die größte Gefahr bei einer Story wie den ThyssenKrupp-Journalistenrei-sen?

Dass sie einen Fehler machen und ihre Glaubwürdigkeit verlieren. Sie ist ihr Kapital und steht jedes Mal wieder auf dem Spiel, wenn sie mit einer investigativen Geschichte rausgehen. Sie vertrauen ihren Quellen, che-cken alles etliche Male gegen, ein Restrisiko aber bleibt. Dessen muss sich ein Journalist bewusst sein. Das ist wie mit einer Marke. Sie bauen eine Glaubwürdigkeit auf, die sie aber auch ganz schnell wieder zerstören können. Deshalb dürfen sie auch nicht dem Reiz der schnellen Nachricht erliegen.

Würden Sie aus Rücksicht auf eine, nen-nen wir es, „gewachsene Zusammenar-beit“ oder den Zugang zu exklusiven Quellen im Ressort eine Geschichte nicht bringen?

Das wäre unjournalistisch. Menschlich, aber unjournalistisch. Und ein Fachreporter wird da immer noch mehr Beißhemmung haben als ein Investigativreporter, der eben thematisch doch weiter zieht. Am Ende muss man als Journalist bereit sein, einen Sachver-halt ungeachtet der Interessen der besten Quellen ans Licht zu bringen. Und ich sage

Titel „Ich habe selbst mit dieser Geschichte am meisten riskiert“

auch meinen Informanten immer: Wenn Sie Fehler machen, wenn Sie unglaubwürdig werden, werden wir Sie kritisieren. Das ist unsere Pflicht – auch wenn es manchmal schwerfällt.

Als Ihnen Ihre jetzige Stelle angeboten wurde, waren Sie zunächst skeptisch. Welche Vorbehalte hatten Sie gegen ein Investigativteam?

Das Bild, das ich von Investigativteams hat-te, war: Eliteeinsatztruppe, die eine sehr har-te Recherche macht, dann wieder geht und einen Brandstreifen hinterlässt, auf dem der zuständige Korrespondent dann weiterma-chen muss. Ich hielt es für eine schlechte Idee, weil wir genug investigative Kompetenz im Wirtschaftsressort hatten und diese dort auch brauchten.

Und was hat Ihre Meinung geändert?Jan-Eric Peters wollte nach seinem Amts-

antritt 2010 das Investigativteam unbedingt erheblich vergrößern. Wir haben dann viel über das Konzept diskutiert, er hat auch mei-ne Bedenken verstanden – und mir vielleicht gerade deshalb den Job angeboten.

Und die Bilanz nach zwei Jahren?Natürlich bin ich ganz und gar von der Idee

überzeugt (lacht). Ich glaube wirklich, dass sich jede Redaktion ein solches Ressort leisten sollte. Investigativteams können eine wichti-ge Ergänzung für eine Redaktion sein. Wir können bestimmte Recherchetechniken ent-wickeln und anwenden, für die im Tagesge-schäft keine Zeit bleibt, weil sie sehr aufwen-dig sind. Das setzt gleichzeitig aber voraus, dass die Reporter intensiv eingebunden sind, die Fachredakteure respektieren, deren Kenntnisse schätzen und mit ihnen auf Au-genhöhe zusammenarbeiten. Diesen Teaman-satz haben wir, und ohne den wären wir auch nicht erfolgreich.

Es gibt ein strenges internes Bewertungs-system für Geschichten, bei dem Zitate in anderen Medien eine große Rolle spielen. Ist das nicht der falsche Ansatz, eine Ge-schichte und Ihre Arbeit zu bewerten?

Falsch wäre er, wenn in die Bewertung nur eingehen würde, wie oft die Geschichte wo zitiert wurde. Das ist aber nicht der Fall. Es geht auch um den Aufwand der Recherche und darum, wie sie sich im Blatt und Online

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Jörg Eigendorf, „Welt“: „Wenn ein Journalist in Deutschland kritisch berichtet, macht er entweder eine Kampagne, hat eine persönliche Fehde laufen oder wird von jemandem instrumentali-siert. Dass ein Journalist aus rein journalistischem Ethos handeln könnte, scheint den Kritikern nicht in den Sinn zu kommen.“

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niederschlägt. Und schließlich geht es selbst-verständlich darum, welche Aufmerksamkeit eine Story erzeugt.

Investigative Geschichten sind gut für das Ego, man kann Preise gewinnen, ist in der Branche angese-hen. Sind Enthüllungs-storys gemessen am Le-serinteresse nicht über-bewertet?

Ich habe Ihnen ja die Kri-terien gesagt. Früher konnten Sie eine Geschichte mit Rele-vanz begründen. Heute müssen Sie bei der Themenwahl viel stärker das Leser-interesse berücksichtigen – vor allem, wenn wir auf mehreren Seiten wie beim „Titelthe-

ma“ in der „Welt am Sonntag“ berichten wol-len. Da können wir nichts drucken, was nicht ankommt.

Mit der „FTD“ haben Sie jetzt einen Konkurrenten um die

Lesergunst weniger.Das macht mich sehr trau-

rig – auch weil ich viele der Kolleginnen und Kollegen persönlich kenne und schät-

ze. Da löst sich eine Redaktion auf, die den Wirtschaftsjourna-

lismus in Deutschland zum Po-sitiven verändert hat, die hervorra-

gende Geschichten gemacht und übri-gens auch neue Maßstäbe an Integrität ge-setzt hat: Bei meinen Recherchen habe ich jedenfalls keine Reise mit Journalisten der

„FTD“ gefunden. Die Kollegen haben trotz-dem guten Journalismus geboten. Und gerade diese Redaktion geht unter. Das ist ein ganz schlechtes Signal.

Andererseits sind nun so viele gute Leu-te auf dem Markt wie lange nicht. Haben Sie schon „FTD“-Kollegen angerufen für Ihr Ressort?

Die große Zeitungsredaktion, die die besten Leute von der „FTD“ zu sich rüberholen kann, wird einen großen Sprung nach vorn machen und wahrscheinlich die Nummer eins im Land sein, was die Qualität angeht.

Werden Sie das sein?Ich würde es begrüßen. Aber das ist eine

Investitionsentscheidung, die der Verlag tref-fen muss. WJ

„Ich habe selbst mit dieser Geschichte am meisten riskiert“

„Wer die besten

Leute der ‚FTD‘ rüberholen kann, wird

wahrscheinlich die Nummer eins im Land.“

JöRG EIGENDORF,WIRTSCHAFTSJOURNALIST

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Verschwiegene Touristen E igentlich wollte Jörg Eigen-

dorf, Investigativchef der „Welt“ und „Wirtschaftsjour-

nalist des Jahres“, eine Unterneh-mensgeschichte über Thyssen-Krupp und das neue Stahlwerk in Brasilien schreiben. Doch die Kon-kurrenz der „Zeit“ ist schneller und erarbeitet ein Dossier über das „größte Desaster dieser deutschen Traditionsfirma“. Der Reporter re-cherchiert weiter und findet bald einen anderen Zugang zur Story. Einen, der anfangs so nicht auszu-machen war und durch den aus der Unternehmensgeschichte eine Jour-nalistengeschichte werden sollte. Unter dem Titel „Luxusreisen auf Firmenkosten“ deckt die „Welt am Sonntag“ Anfang November auf, wie sich Journalisten vom Stahlkon-zern nach Südafrika einladen lie-ßen, Anreise im gecharterten Fir-menjet, First-Class-Anschlussflug

First-Class-Flüge nach Südafrika, Übernachtungen in Luxus-Lodges – ein Bericht der „Welt am Sonntag“ hat die Diskussion um Pressereisen und journalistische Unabhängigkeit neu befeuert. Die betrof-fenen Medien wollen das Thema aussitzen.

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und Übernachtungen in Fünf-sternehotels inklusive. Nach China soll ThyssenKrupp-Vorstandsmit-glied Jürgen Claassen einen Wirt-schaftsredakteur der „FAZ“ sogar exklusiv mitgenommen haben. Des-sen Bericht Anfang August betrach-tet den angeschlagenen Konzern durchaus wohlwollend.

Fehlende Selbstkritik. Das Echo ist zunächst verhalten. Nur „FTD“, „Handelsblatt“, „Zapp“ und Deutsch-landfunk stellen der eigenen Branche kritische Fragen. Die Antworten blei-ben aus. Die „Süddeutsche Zeitung“, die im Zusammenhang mit den Rei-sen namentlich erwähnt wird, stellt Ende November in einem Bericht die staatsanwaltschaftlichen Ermitt-lungen gegen Jürgen Claassen in den Vordergrund. Als Grund für die sonst doch gerne angriffige „SZ“ mut-maßt mancher in der Szene, dass

Claassen bei verschiedenen Ge-schichten als Quelle diente. Anson-sten sei es „auffällig ruhig in den Zei-tungen jener Kollegen, die mit Herrn Claassen Luxustouren auf Thyssen-Krupp-Kosten gemacht haben“, sti-chelt Jörg Eigendorf in seinem Blog.

Auch der „Wirtschaftsjournalist“ erhält von vielen Medien Wochen nach der Veröffentlichung keine oder bloß dürre Rückmeldungen. Man werde auf die „ausführlichen Fragen nach internen redaktionellen Abläufen nicht eingehen“, antwortet etwa der Wirtschaftschef des „Tages-spiegel“, Moritz Döbler.

Ebenso wortreich kneift die „FAZ“ und schickt exakt die gleichen Zei-len, die sie Wochen zuvor schon an Eigendorf geschickt hat: „Ob wir eine Geschichte verwerten, ist nicht da-von abhängig, ob unsere Redakteure eine Einladung annehmen oder aus-schlagen. Einzig die Relevanz des

MARCUS SCHUSTER IST JOURNALIST IN BADEN-Wü[email protected]

Foto-Safari? Nein, Werksbesichtigung bei BMW in Leipzig im Jahr 2001.

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Themas entscheidet“, teilt ein Spre-cher in der „ThyssenKrupp-Angele-genheit“ mit. „Die Reisen unseres Mitarbeiters im Firmenjet sowie die von ThyssenKrupp bezahlten Flüge in der ersten Klasse sind jedoch nicht üblich und nicht in Ordnung gewe-sen. Darüber hinaus möchten wir uns nicht äußern.“

Aber handeln: Für jeden Leser ersichtlich will die „FAZ“ fortan und dauerhaft einen Hinweis unter jene Artikel stellen, die auf einer Einla-dung oder einem zur Verfügung ge-stellten Produkt basieren – so wie es bereits seit Jahrzehnten im Presse-kodex des Deutschen Presserates verlangt wird. Von dieser Art der „präventiven Exkulpierung“ hält „PR-Magazin“-Chef Thomas Rom-merskirchen nichts. In einem Gast-beitrag im „Handelsblatt“ kritisiert er das „Schauermärchen“, das Sprin-ger angestoßen hat, und legt im eige-nen „PR-Magazin“ nach: Der „reiße-rische Zweiseiter“ von Eigendorf liefere nur „alte Kamellen: Die jahr-zehntelange Praxis von Politik und Industrie, Journalisten vor Ort über ausländische Aktivitäten zu infor-mieren, wird als Bestechungsver-such gebrandmarkt.“

Bessere Standards. Einige Medien-häuser verweisen darauf, schon im-mer nach klaren Richtlinien gehan-delt zu haben. Beim „Handelsblatt“ zum Beispiel heißt es: „Pressereisen müssen von der Chefredaktion bzw. den Ressortleitern genehmigt wer-den. Voraussetzung ist der zu erwar-tende Nachrichtenwert für die Zei-tung – der je nach Programm und Teilnehmerliste für jede Reise indi-viduell eingeschätzt wird –, die Ge-währleistung der Unabhängigkeit und Objektivität der Berichterstat-tung sowie der kritischen Analyse und Kommentierung. Die Kosten für die Teilnahme an einer Pressereise werden von der Redaktion selbst getragen.“ Auch der „Stern“ bezahlt seine Pressereisen nach eigenen An-gaben „grundsätzlich selbst – not-falls nehmen wir keine Rücksicht auf den Etat“, heißt es aus der Kom-munikationsabteilung. Generell würden Pressereisen dort aber nur noch „reduziert wahrgenommen“. Auch das Angebot an solchen Reisen sei im Vergleich zu früher weniger geworden.

Weniger, aber dafür umso exklu-siver – siehe ThyssenKrupp? Diesen Trend wollen die angefragten Kolle-

gen nicht bestätigen. Überhaupt ist die Bedeutung von Pressereisen wohl auch für die andere Seite, für die veranstaltenden Unternehmen, gesunken. „Pressereisen sind bei uns eher selten. Wenn, dann mit ei-nem dichten fachlichen Pressepro-gramm“, sagt Deutsche-Bank-Spre-cher Klaus Thoma. Auch bei der Telekom finden „klassische Presse-reisen nur noch in absoluten Aus-nahmefällen statt“, teilt der Leiter des Konzernsponsorings, Stephan Althoff, mit. „In der Regel organisie-ren die Journalisten ihre An- und Abreise zu Presseveranstaltungen im In- und Ausland selbst bzw. las-sen sich durch vor Ort ansässige Korrespondenten vertreten.“ Althoff hat auch die Erfahrung gemacht, dass deutsche Journalisten „nach angelsächsischem Vorbild immer mehr dazu übergegangen sind, Ein-ladungen nicht anzunehmen“.

Arbeitsreisen. Wenn RWE Journa-listenreisen organisiert, werden die-se mit Rücksicht auf den Zeitdruck der Journalisten organisiert, sagt Annett Urbaczka, Leiterin der Kon-zernpressestelle der RWE AG. Das heißt: auch ohne Übernachtung. Als

Selbstkritik? Fehlanzeige Die Vorgänge um aufwendige Pressereisen von Thyssen-Krupp finden außerhalb der „Welt am Sonntag“ nur bei wenigen Medien Beachtung. So berichten lediglich „FTD“ und „Handelsblatt“ ausführlicher. Im „Handelsblatt“ wird auch mit Gastbeiträgen (Rommerskirchen) versucht, eine Debatte anzustoßen. Die „Süddeutsche Zeitung“ hingegen fokussiert sich auf die Verfehlungen des Jürgen Claassen und beleuchtet sein Verhältnis zu ThyssenKrupp-übervater Cromme genauer. In einem Nebensatz fällt die Information, dass auch ein „freier Mitarbeiter“ der „SZ“ bei einer der Reisen dabei war. Da sind schon fast zwei Wochen seit dem Bericht von Jörg Eigendorf vergangen. Außerdem berichtet die „SZ“ über die staatsan-waltschaftlichen Ermittlungen gegen Claassen. Anfang Dezember folgt eine Geschichte über Schmiergeldzahlungen durch den Konzern in Kasachstan. Die Pressereisen gelten fortan eher als einer von vielen Fehlern, die ThyssenKrupp in der Vergangenheit begangen hat.Höchstens versteckte Selbstkritik auch bei der „FAZ“: Am selben Wochenende wie die „Süddeutsche“ beschreibt sie Jürgen Claassens „Hang zum Luxus“, vor allem auf Reisen.

„Auch ein Mitglied der Wirtschaftsredaktion dieser Zeitung ist in der ersten Klasse nach China mitgereist, was ein Fehler war.“ Ein größeres Medienstück: Fehlanzeige.Beim „Tagesspiegel“ – auch von dort soll ein Redakteur mit auf Reisen in Südafrika gewesen sein – klingt es so, als seien die Pressereisen noch das geringste Problem des Thyssen-Krupp-Vorstandsmitglieds: „Die Auslandsreisen mit verschiedenen Journalisten führten bis nach China, bei einem Trip nach Südafrika im März vergangenen Jahres war auch ein ,Tagesspiegel‘-Redakteur dabei. Schwerer ins Gewicht dürfte ein teurer Aufenthalt in einer Suite des Ritz-Carlton in Miami fallen; Claassen hatte sie gemietet, um mit Getreuen die Eröffnung eines Stahlwerks vorzubereiten, und dabei auch Familie mitgenommen.“ Im „Handelsblatt“ ist Claassen „Der Gescheiterte“, für Spiegel Online ist die Entlassung dreier Vorstände im Zuge der Affäre „Crommes kalter Coup“. Kurze sachliche Berichte bei der „Rheinische Post“ – stets geht es nur um die internen Probleme von ThyssenKrupp. Auffällig: komplettes Schwei-gen bei der „WAZ“. Dabei erscheint sie in der Heimatregion des Konzerns.

Umfrage

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der Energieversorger neulich zu ei-ner Busreise nach Bremerhaven einlud, um der Taufe eines Offshore-Installationsschiffes beizuwohnen, seien von gut 20 eingeladenen Jour-nalisten zwölf mitgefahren. Los ging es morgens um 7 Uhr in Essen, spätabends nach dem Festakt war

man wieder zurück. „Das ist ja auch strapaziös für die Medi-

envertreter“, sagt Urbaczka. „Wir sehen das als Arbeits-reise – und so organisieren wir es auch.“ Dazu gehört beispielsweise, dass wäh-

rend der Reise bereits Ge-spräche geführt werden kön-

nen. So auch beim Flug zur Grundsteinlegung für ein neues

RWE-Gaskraftwerk in der Türkei: Die An- und Abreise sei am selben Tag erfolgt, sagt Urbaczka, wie üb-lich größtenteils per Linienflug. Auf dem Rückflug seien RWE-Vor-

standsmitglieder mit an Bord gewe-sen und hätten für Gespräche zur Verfügung gestanden. Grundsätz-lich gilt bei RWE: Wenn Medienhäu-ser sich an den Reisekosten beteili-gen wollen, bekommen sie selbstver-ständlich Rechnungen.

Konsequenzen aus der Thyssen-Krupp-Geschichte wollen die ange-fragten Unternehmen nicht ziehen. Sie verweisen darauf, die Regeln für Kontakte zu Journalisten bereits in-tern festgeschrieben und geregelt zu haben. Häufig stehen sie – wie bei RWE – im selben „Code of Conduct“ wie die Regeln zum Verhalten gegen-über anderen Geschäftspartnern.

Bei ThyssenKrupp steht man noch vor dieser Aufgabe. Intern hat das Thema beim Stahlkonzern dem Vernehmen nach eine Riesenwelle ausgelöst. Eine Welle, die Vorstands-mitglied Jürgen Claassen letztlich aus dem Amt gespült hat. Konzern-

Medien Verschwiegene Touristen

chef Heinrich Hiesinger sah sich sogar genötigt, auf der Bilanzpresse-konferenz vor wenigen Wochen ex-plizit Stellung dazu zu nehmen. Nach den Turbulenzen der vergan-genen Wochen werde Thyssen-Krupp „für Pressereisen eine klare Richtlinie entwickeln“, so Hiesinger. Dabei hat der Konzern derzeit weit-aus andere, größere Sorgen als die von Hiesinger benannten „diversen Compliance-Verstöße“.

Vielleicht lässt sich am Ende alles auf folgenden Kommentar reduzie-ren, den Ulrich Janßen, Bundesvor-sitzender der Deutschen Journalis-tinnen- und Journalisten-Union (dju), im Internet unter die relativie-rende Berichterstattung des „PR-Magazin“ gesetzt hat: „Ein Kaffee oder auch zwei, drei Bier sind alle-mal gesünder als Champagner, der in Strömen fließt. Auch für den Jour-nalismus.“ WJ

„Zwei, drei Bier sind

allemal gesünder als Champagner, der

in Strömen fließt. Auch für den Journalismus.“

ULRICH JANSSEN,DEUTSCHE JOURNALISTEN-

UNION

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Aus der Szene

Personalien

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SVEN SCHEFFLERist jetzt bei N24 Digital._________

Sven Scheffler ist seit Dezember 2012 Leiter N24 Digital. Von Juli 2011 bis November 2012 war der frühere Handelsblatt Online-Chefredakteur (Juli 2008 bis Juni 2011) Leiter Neue Geschäftsfelder und Mitglied der Geschäftsleitung bei dapd.

OLAF STORBECK ist zu Reuters gewechselt._________

Olaf Storbeck (38) ist im Novem-ber zu Reuters Breakingviews ge-wechselt. Er ist dort im englisch-sprachigen Kommentar- und Ana-lysedienst für Deutschland zu-ständig. Zuvor war Storbeck von Januar 2001 bis Oktober 2012 mit wechselnden Aufgaben Redak-teur des „Handelsblatt“. 2005 bau-te er die Wissenschaftsberichter-stattung über VWL- und BWL-Themen auf und konzipierte die Forschungsrankings in beiden Fächern. Seit 2009 berichtete er als International Economics Cor-respondent aus London.

Christian Krämer (38) ist neuer Leiter Wirtschaft bei Reuters mit Sitz in Berlin. Er arbeitet seit 2001 für die Agentur, erst im Frankfur-ter Marktteam, ab 2003 als Korre-spondent im Frankfurter Banken-team und seit Herbst 2006 als Büroleiter München.

In der Chefredaktion von CFOworld hat es einen Wechsel gegeben: Chef-redakteur Sascha Alexander hat die IDG Business Media GmbH im Oktober verlassen, um als Analyst bei Business Application Research Center (BARC) zu arbeiten. Sein Nachfolger ist Horst Ellermann, der bereits Chefredakteur des „CIO-Magazin“ ist.

Axel Kleinlein, Vorsitzender des Vorstandes des Bundes der Versi-cherten, ist seit November neuer

Kolumnist auf Handelsblatt On-line. Titel seiner Kolumne: Klein-leins Klartext.

MAIKE FREUND schreibt neu für das Handelsblatt Online._________

Maike Freund ist seit Oktober Redakteurin im Politikressort bei Handelsblatt Online. Zuvor arbei-tete sie als Online-Redakteurin beim Gemeinschaftswerk der Evangelischen Presse und als freie Autorin für verschiedene Tages-zeitungen und Onlinedienste.

LAURA DE LA MOTTE ist neu beim „Handelsblatt“._________

Laura de la Motte (31) ist seit 1. November Bankenkorresponden-tin beim „Handelsblatt“ in Frank-furt. Nach dem VWL-Studium und dem Volontariat an der Georg von Holtzbrinck-Schule arbeitete sie seit Januar 2011 bereits am sel-ben Ort im Geldanlageteam.

Stefan Kaufmann (35) ist seit No-vember Redakteur im Ressort Po-litik von Handelsblatt Online. Kaufmann kommt von der „Welt“-Gruppe und war mitverantwort-lich für den Aufbau der Redaktion Köln der „Welt kompakt“.

STEFAN RIECHER berichtet für Bloomberg aus Frankfurt._________

Der Österreicher Stefan Riecher (33) ist bereits seit August als Wes-tern European Economy Reporter bei Bloomberg News in Frankfurt. Davor arbeitete er sechs Jahre für die österreichische Tageszeitung „Die Presse“ – davon drei Jahre als Korrespondent in New York.

Julia Mengewein, von April 2010 bis November 2012 Reporterin für das Energieressort bei Dow Jones News, schreibt seit Dezember 2012 als German Power & Gas Reporter für Bloomberg News in Frankfurt.

Günther Hörbst (40) wird mit Jahresbeginn neuer Chefredakteur der „DVZ – Deutsche Verkehrs-Zeitung“. Er war zuletzt Leiter des Wirtschaftsressorts beim Bremer „Weserkurier“ und davor u. a. als Politikchef bei der „Berliner Mor-genpost“ sowie in mehreren jour-nalistischen Positionen im Axel Springer Verlag tätig.

KRISTIN BREUER hat „Bild“ verlassen._________

Kristin Breuer, seit 2011 Ressort-leiterin Wirtschaft bei „Bild“, hat die Boulevardzeitung verlassen. Breuer war zuvor zwei Jahre Spre-cherin des Hamburger Senats un-ter Bürgermeister Ole von Beust und arbeitete in verschiedenen regionalen „Bild“-Redaktionen, unter anderem als Chefreporterin in Hamburg.

Dow Jones & Company hat Micha-el Tallai Anfang November 2012 zum Kogeschäftsführer seiner deutschen Niederlassung gemacht. Knut Engelmann bleibt Chefre-dakteur des „Wall Street Journal Deutschland“ und von Dow Jones Newswires in Deutschland sowie Geschäftsführer der deutschen Ge-schäftsaktivitäten.

Archibald Preuschat ist seit Ok-tober 2012 Senior Reporter beim „Wall Street Journal Deutsch-land“/Dow Jones. Er war früher Reporter bei Dow Jones Newswi-res und zuletzt stellvertretender Büroleiter Niederlande bei Dow Jones.

EVA KOMAREK ist beim „Wirtschaftsblatt“ aufgestiegen._________

Eva Komarek ist neue stellvertre-tende Chefredakteurin beim öster-reichischen „Wirtschaftsblatt“ und leitet das Ressort Unternehmen & Märkte. Sie war zuvor u. a. Chefin des Wiener Korrespondentenbüros von Dow Jones Newswires und FO

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Jakobs folgt auf Steingart

Hans-Jürgen Jakobs (56) wird im Laufe des ersten Halbjahrs 2013 neuer Chefredakteur des „Handels-blatt“ und damit Nachfolger von Gabor Steingart. Jakobs war von 1993 bis 2001 Wirtschaftsredakteur beim „Spiegel“ und wechselte dann zur „Süddeutschen Zeitung“. Dort arbeitete er zunächst im Medienressort, zwischen 2006 bis 2010 war er Chefredakteur bei sueddeutsche.de und ist seither Ressortleiter Wirtschaft der „Süddeut-schen Zeitung“. Jakobs wird ebenso wie Steingart die gedruckte Zeitung und die Onlineausgabe verantworten. Der Chefredaktion der Zeitung gehören ferner die Stellvertreter Sven Afhüppe, Peter Brors sowie Michael Inacker an. Handelsblatt-Online-Chefredakteur bleibt Oliver Stock. Steingart (50), seit April 2010 Chefredak-teur des „Handelsblatt“, wechselt bereits zu Jahresbeginn in die Geschäftsführung der Verlagsgruppe Handelsblatt. Er übernimmt den Vorsitz in der Geschäftsführung und beteiligt sich darüber hinaus als Minderheitsgesellschafter an der Verlagsgruppe und bleibt Herausgeber des „Handelsblatt“.

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LOB & PREIS

„Wall Street Journal Europe“ und Senior Correspondent für Reuters. 2011 kehrte sie zum „Wirtschafts-blatt“ zurück. Ihre Stellvertreterin im Ressort wird Kathrin Gulne-rits. Sie arbeitet seit 15 Jahren als Redakteurin für das „Wirtschafts-blatt“ und ist für die wöchentliche Karriere- und Immobilienbeilage verantwortlich.

STEFAN EISELIN ist in der Schweiz aufgestiegen._________

Stefan Eiselin (45) wird zu Jahres-beginn neuer Redaktionsleiter des Wirtschaftsnetzes von Axel Sprin-ger Schweiz, das die Online-Akti-vitäten von handelszeitung.ch, bi-lanz.ch und finanzen.ch bündelt. Eiselin ist seit Oktober 2010 stell-vertretender Chefredakteur der „Handelszeitung“, was er bleiben wird. Zuvor arbeitete er für den „Tages-Anzeiger“. Der bisherige Chefredakteur Wirtschaftsmedien Online, Volker Strohm (45), wird stellvertretender Redaktionsleiter. Strohm arbeitet seit zwölf Jahren für Axel Springer Schweiz und war u. a. Chefredakteur des Anleger-magazins „Stocks“.

Franz Schellhorn (43), Wirt-schaftschef der „Presse“, verlässt die Wiener Tageszeitung und leitet den neuen marktliberalen Think-tank Agenda Austria. Schellhorn hat seine Tätigkeit bei der „Presse“ 1997 begonnen und ist seit 2004 Ressortleiter des „Presse“-Econo-mist-Bundes.

Die Styria Media Group holt Peter Neumann, seit 2010 Leiter Online der Tagesspiegel-Gruppe in Berlin und DvH Medien in Stuttgart. Er wird ab 2013 die Digitalgeschäfte der Styria leiten. Seit 2007 verant-wortete Neumann die digitalen Projekte in der Verlagsgruppe Ge-org von Holtzbrinck.

Zum 13. Mal wurde in diesem Jahr der Georg von Holtzbrinck Preis für Wirtschaftspublizistik verliehen. Die Preisträger sind: Kategorie Online: Jörg Hackhausen, Finanzredakteur bei Handelsblatt Online, für zwei Beiträge über die Schwie-rigkeiten deutscher Autokonzerne in Indien und die Folgen der erhöhten Nachfrage nach Gold in Indien („Keine Freude am Fahren“ und „Die Mythen des Goldrauschs“).Kategorie Elektronische Medien: Hansjürg Zumstein, Filmautor beim Schweizer Fernsehen, für TV-Beiträge über die Hintergründe des Rücktritts des Schweizer Nationalbankchefs und über die Folgen der gestohlenen

Kundendaten („Der erzwungene Rücktritt“ und „Der Diebstahl – Auf den unglaublichen Spuren einer Daten-CD“).Kategorie Nachwuchs: Nina Trentmann, „Welt“-Redak-teurin, für zwei Beiträge über die große Nachfrage nach deutschem Schweinefleisch in China und die Glücks-spielindustrie in Großbritannien („Chinas Lust auf deutsches Schwein“ und „Little Vegas“).Kategorie Print: Marcus Rohwetter, „Zeit“-Wirtschafts-redakteur, für zwei Artikel: wie SAP den afrikanischen Markt erobert und über das Erfolgsrezept des Elektronik-konzerns Samsung („Der letzte Zukunftsmarkt“ und „Erfolg auf Befehl“).

Die Preisträger des Holtzbrinck-Preises 2012: Jörg Hackhausen, Handelsblatt Online (Kategorie Online), Hansjürg Zumstein, Schweizer Fernsehen (Kategorie Elektronische Medien), Nina Trentmann, „Die Welt“ (Kategorie Nach-wuchs), Marcus Rohwetter, „Die Zeit“ (Kategorie Print), bei der Preisverleihung Ende November in Frankfurt.

DerStandard.at-Redakteur Martin Putschögl hat für seine Reportage „Und täglich grüßt der Ort des Ge-brechens“ den Journalismuspreis der Wiener Stadtwerke in der Kate-gorie Online erhalten. Die weiteren Sieger: Elias Natmessnig vom

„Kurier“ (Kategorie Print), Marvin Wolf vom ORF-Magazin „Konkret“ (Kategorie TV) und Ö1-Journalist Lothar Bodingbauer (Kategorie Hörfunk). Den Sonderpreis erhielt Rainer Himmelfreundpointner vom „Format“.

Holtzbrinck-Preise vergeben

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Personalien Aus der Szene

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PRESSESPRECHER

HUBERTUS KüLPS ist von SAP zur UBS gewechselt._________

Hubertus Külps, bis Mitte De-zember Head of Global Communi-cations bei SAP, ist ab 1. Januar Group Head of Communications der Schweizer Großbank UBS und berichtet an Ulrich Körner, den COO und CEO Corporate Center der UBS. Michael Willi, seit August 2008 Chief Communi-cation Officer der Schweizer UBS, verlässt die Bank. Willi hatte 20 Jahre in der Kommunikation des Unternehmens gearbeitet und war 1992 zunächst beim Schweizeri-schen Bankverein (SBV) im Be-reich Group Public Relations als Konzernmediensprecher und Kommunikationsberater einge-stiegen. Seit 2001 arbeitete er in verschiedenen Führungsfunktio-nen im Kommunikationsbereich der UBS.

STEFANIE GRüTER ist neu bei Beiersdorf._________

Stefanie Grüter, zuvor Head of Corporate Communications bei Ga-leria Kaufhof, ist seit November Head of Corporate Communica-tions Finance & Special Interests bei Beiersdorf. Steffen Kern (49), bis-lang Pressesprecher bei Galeria Kaufhof, hat kommissarisch die Nachfolge von Grüter bei Galeria Kaufhof angetreten.

Rainer Knauber, zuletzt Gene-ralbevollmächtigter der Vattenfall GmbH für Berlin und die neuen Bundesländer, leitet ab 1. Januar die Gasag-Konzernkommunikati-on.

Michael Vér (48) wechselte zum 10. Dezember in die Abteilung Investor Relations und Finanzpresse der Porsche Automobil Holding in Stuttgart. Er verantwortete zuvor den Bereich Investor RelationsFi-nanzmarktkommunikation der OHB AG in Bremen.

Björn Simon (40), zuletzt Leiter Marketing beim Kölner Stromdis-counter Yello Strom, ist Ende Ok-tober zum Leiter Marketing, Kom-munikation & Marke ernannt wor-den.

ANDREA NEUMANN spricht für Altana._________

Andrea Neumann (36) leitet seit 1. Dezember die Unternehmenskom-munikation der Altana AG in We-sel. Zuletzt verantwortete sie die Kommunikation und das Marke-ting der Atradius Kreditversiche-rung für Deutschland, Mittel- und Osteuropa.

WOLFGANG SIGLOCH spricht für Dekra._________

Wolfgang Sigloch, zuletzt Redak-teur bei der Agentur All4radio (Or-geldinger Media Group) in Esslin-gen, vertritt seit 1. November als Dekra-Pressereferent die Business Unit Automotive.

CHRISTOPH KEESE ist bei Springer aufgestiegen._________

Christoph Keese (48), seit April 2008 Konzerngeschäftsführer Pub-lic Affairs bei Axel Springer, hat am 15. November zusätzlich die Verant-wortung für den Bereich Investor Relations übernommen und berich-tet direkt an Finanzvorstand Lo-thar Lanz. Die Leiter des Bereichs Investor Relations, Claudia Tho-mé (42) und Daniel Fard-Yazdani (39), berichten nun an Christoph Keese.

TATJANA DREYER ist neu bei Springer._________

Im Zuge der Neuorganisation des Axel-Springer-Kommunikations-bereichs übernimmt Tatjana Dreyer (39) ab 7. Januar die Leitung Interne Kommunikation/Unter-

nehmens-PR. Sie war mehrere Jah-re in der E.ON-Unternehmenskom-munikation und zuletzt bei der Otto Group beschäftigt. Hendrik Lange (38) leitet ab 1. April 2013 die Mar-ken-Kommunikation/Presse für die „Welt“-Gruppe, Digitale und Inter-nationale Beteiligungen. Er kommt von Adidas, wo er in den letzten fünf Jahren für die deutschsprachi-ge Marken-PR im Sport-Bereich verantwortlich war und in dieser Funktion auch als stellvertretender PR-Leiter und Pressesprecher ar-beitete.

Sabine Chmielewski, zuletzt Di-rector Communications Europa, Mittlerer Osten, Afrika und Indien für die Chemiesparte von Honey-well, ist seit Mitte Oktober Leiterin des Zentralbereichs Publizistik und Kommunikation der Harting Tech-nologiegruppe.

FRANK HINZ spricht für die Comfort-Gruppe._________

Frank Hinz ist seit Anfang Okto-ber Leiter Unternehmenskommu-nikation des Immobilienunterneh-mens Comfort-Gruppe. Er war zu-vor in verschiedenen Vertriebs- und Marketingbereichen des WestLB-Konzerns eingesetzt. Dort war Hinz u. a. im Vertrieb von Kundenkarten, als Teamleiter für strategische Mar-ketingthemen und als Marketinglei-ter Corporate Banking tätig.

Andrea Koepfer (41) ist seit 1. No-vember Vice President Corporate Communications der Media-Sa-turn-Holding in Ingolstadt. Die frü-here Pressereferentin von Axel Springer arbeitete nach Stationen bei Epson und QVC zuletzt als selbstständige PR-Beraterin in Düs-seldorf.

EIKE ALExANDER KRAFT ist zu Accor gewechselt._________

Eike Alexander Kraft, von 2007 bis 2012 in Köln als stellvertreten-

Porsche: Schneider ersetzt Erat

Achim Schneider (42) übernimmt zum 1. Januar die Unternehmenskommunikati-on der Porsche AG in Stuttgart. Er wird damit Stellvertreter von Hans-Gerd Bode, dem Leiter des Bereichs Öffentlichkeitsar-beit und Presse. Schneider arbeitete nach seinem BWL- und Marketingstudium seit 1995 in verschiedenen Unternehmen im Bereich Kommunikation: Für Jenoptik war er von 1995 bis 1999 als Pressesprecher tätig, danach für sieben Jahre bei Infineon, ab 2007 für drei Jahre bei Tognum. Dort betreute er die Themen Investor Relations und Finanzkommunikation. Schneider kommt von der Robert Bosch GmbH, ebenfalls in Stuttgart, wo er seit Juli 2010 als stellvertre-tender Leiter der zentralen Unternehmenskommunikati-on den Bereich Media und Public Relations betreute. Beim Automobilkonzern folgt Schneider auf Dirk Erat nach, der Porsche bereits im September 2012 verlassen hat.

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Das Fachmagazin „Medizin- und Wissen-schaftsjournalist“ (das wie der „Wirtschafts-journalist“ im Verlag Oberauer erscheint) hatte im letzten Jahr 700 Medizin- und Wissen-schaftsjournalisten in Deutschland, Österreich und der Schweiz zum fünften Mal aufgerufen, die Arbeit der Forschungspressesprecher zu beurteilen. Die Wahl soll herausragende Wissenschaftskommunikation auszeichnen und den Dialog der Wissenschaft mit der Gesell-schaft stärken. Die Auszeichnungen wurden am 27. November beim Bremer Forum für Wissen-schaftsjournalismus „Wissenswerte“ überreicht. Die Gewinner: Marco Finetti (47), seit 2011 Leiter Presse- und Öffentlichkeitsarbeit und Pressesprecher der Deutschen Forschungsgemeinschaft (DFG), ist Forschungs-Pressesprecher des Jahres 2012 in der Kategorie Forschungsorganisationen und Stiftungen. Rudolf-Werner Dreier (59), Presse-sprecher und Leiter Öffentlichkeitsarbeit und Beziehungsmanagement der Universität Freiburg, wurde zum Sieger in der Kategorie Forschungsinstitute und Hochschulen be-stimmt. Christian Böhme, Senior Manager Corporate Media Relations der BASF SE Ludwigshafen, machte 2012 die beste Forschungspressearbeit in der Preiskategorie Industrie und andere Unternehmen.

SONSTIGES

Neue Pressechefin der EZB

Die Deutsch-Französin Christine Claire Graeff, Partnerin und Geschäftsfüh-rerin der Brunswick Group, ist ab 1. Januar neue Pressechefin („Generaldi-rektorin Kommunikation und Sprachendienst“) der Europäischen Zentralbank (EZB). Graeff gründete 2001 das Frankfurter Büro von Brunswick und leitete dort zuletzt das Financial-Services-Team. Ihre Schwerpunkte: Corporate Positioning, Krisenkommu-nikation und Mergers and Acquisitions. Sie studierte in London und Reims Business Administration, ihre Karriere begann sie bei der Invest-mentbank Dresdner Kleinwort. Ihre EZB-Vorgän-gerin Elisabeth Ardaillon-Poirier ist nun als Beraterin an Bord.

der Pressesprecher für die deut-sche Luftwaffe tätig, ist seit Mitte Oktober Leiter Public Relations und Unternehmenskommunikati-on bei der Accor Hospitality Ger-many GmbH.

KATHRIN SCHWEYKART spricht für Fidelity._________

Kathrin Schweykart, zuvor Head of Corporate Communications der Standard Life Versicherung Frank-furt, ist seit Mitte Oktober Head of Corporate Communications Ger-many and Austria bei Fidelity Worldwide Investment.

UWE KATTWINKEL verlässt Tui._________

Tui-Kommunikationschef Uwe Kattwinkel (49) wird den Reise-konzern im März 2013 verlassen. Er verantwortet die Kommunikation seit 2004 und war bereits zwischen 1995 und 1999 für das Unternehmen tätig. Zudem arbeitete er als selbst-ständiger Berater für Sat.1 und für Kothes & Klewes.

PETER MENTNER hat die HSH Nordbank verlassen._________

Peter Mentner, Leiter des Unter-nehmensbereichs Kommunikation der HSH Nordbank AG, ist Ende November aus der Bank ausgeschie-den. Er hatte die Aufgabe im Som-mer 2011 übernommen und arbeite-te zuvor für verschiedene Agentu-ren.

Michaela Huber, Leiterin der OMV-Konzernkommunikation, hat auch die Verantwortung für den Bereich Sustainability im Konzern übernommen. Darüber hinaus wurde Robert Lechner (37) zwei-ter Unternehmenssprecher. Er folgt auf Sven Pusswald, der die Lei-tung des Wiener Public-Affairs-Büros übernommen hat. Lechner unterstützt als Stellvertreter Johan-

nes Vetter, der die Pressestelle der OMV leitet. Lechner war rund zehn Jahre im Wirtschaftsjournalismus tätig und zuletzt Ressortleiter und Chef vom Dienst beim „Wirtschafts-blatt“.

BERNHARD BRUNNER verlässt Lotto Bayern._________

Bernhard Brunner (50), Presse-sprecher und Leiter der Unterneh-menskommunikation bei Lotto Bayern, beendet mit Ablauf der dreijährigen Federführerschaft der bayerischen Lotterieverwaltung für den Deutschen Lotto- und Toto-block zum Jahresende sein Engage-ment beim Glücksspiel-Anbieter. Er sucht eine neue Herausforderung.

Der Verein der Versicherungs-journalisten (VdVJ) hat am 24. November seinen Vorstand ge-wählt. Neuer Vorsitzender ist Phi-lipp Krohn von der „FAZ“. Er folgte auf Rita Lansch, die dem Verein seit der Gründung im April 2001 als Vorsitzende vorgestanden hatte. Aufgrund ihres Berufs-wechsels war Lansch Mitte 2012 satzungsgemäß aus dem Verein ausgetreten. Außerdem im Vor-stand sind unverändert Herbert Fromme (geschäftsführender Vorstand), Thomas List, Monika Lier und Oliver Süß. Der VdVJ ist ein Zusammenschluss von rund 50 Journalisten, die sich in ihrer Arbeit auf Themen aus dem Bereich Versicherungen speziali-siert haben.

Die besten Forschungssprecher

MARCO FINETTI, DFG

RUDOLF-WERNER DREIER, UNI FREIBURG

CHRISTIAN BÖHME, BASF

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Ein großer Verlust

1. Wie erlebten die Mitarbeiter den Unter-gang ihrer Zeitung?

Es ging zu wie bei einer Zeitungsgründung: „FTD“-Redakteure umringen gut gelaunt lächelnd den Produktionsbalken, es wird fotografiert, ein Team des NDR filmt die historische Szene. Dann zählen die Journa-listen von zehn auf null und Cosima Jäckel, Chefin vom Dienst, klickt die letzte Seite des Tages zur Druckerei: „FTD!“, „FTD!“, skan-dieren die Kollegen. Agenda-Chef Horst von Buttlar reicht Sekt in Bechern.

Vielleicht wird vielen erst jetzt richtig bewusst, dass sie gerade das Finale der „FTD“ beklatscht haben. Das war nicht ir-gendeine, sondern die allerletzte Seite. Jetzt ist Schluss. Für immer. Etliche Kollegen sind seit dem Start am 21. Februar 2000 da-bei, fühlen sich der Zeitung und der Mann-schaft verbunden. „Darüber werde ich nie hinwegkommen“, sagt ein Gründungsmit-glied der Redaktion noch eine Woche später dem „Wirtschaftsjournalist“.

Eine emotionale Achterbahnfahrt liegt hinter den Journalisten. Was in den vergan-genen Wochen passiert ist, empfinden vie-le von ihnen als brutal: Im August berich-tete das „Manager Magazin“, dass Bertels-mann sich den vollen Zugriff auf seine Tochter Gruner + Jahr sichern will. Im gleichen Text wurde G+J-Chef Bernd Buch-holz so hart angeschossen, dass er kurz darauf zurücktrat. Damit war klar: Für die seit jeher defizitäre Zeitung würde es so eng werden wie nie zuvor.

Im November berichten andere Medien über konkrete Schließungsabsichten. Die Redaktion ist verunsichert – und doch scho-ckiert, als die neue Verlagschefin Julia Jäkel das endgültige Aus am 23. November auf einer Betriebsversammlung verkündet. Da-nach bäumt sich die Mannschaft noch ein-mal auf und produziert neben dem regulären Geschäft eine fulminante letzte Ausgabe, die „Final Times“. Mit brillanter Zeile auf dunk-lem Grund: „Endlich schwarz“.

Paradoxerweise arbeiten viele Redakteure in dieser Zeit „wie in einem Rausch“. Richtig

Die „Financial Times Deutschland“ hat fast 13 Jahre lang darum gekämpft, profitabel zu werden. Aber sie blieb stets unter Wasser. Nun ist sie für immer untergetaucht. Am 7. Dezember erschien die letzte Ausgabe. Die Redaktion entschied sich für ein heiteres Sterben, nicht ohne Tränen. Der „Wirtschaftsjournalist“ gibt 15 finale Antworten.

bewusst sei ihm das Ende und der Jobverlust erst geworden, als er am zweiten Dezember-Wochenende nicht mehr zum Sonntags-dienst erscheinen musste, sagt ein Redak-teur.

2. Wie hat sich Gruner + Jahr während der Schließung verhalten?

Nach Gesprächen mit einer ganzen Reihe von Redakteuren fällt auf, dass nur wenige den Entscheid grundsätzlich infrage stellen. Jedoch: „Wenn der Verlag so gut gearbeitet hätte wie die Redaktion, gäbe es uns heute noch“, ist sich einer sicher. Wütend macht viele aber der Umgang des Verlags. Das bekommt auch G+J-Chefin Julia Jäkel auf der Betriebsversamm-lung zur Schließung zu spü-ren. Im überfüllten Audito-rium steht die verfehlte Kommunikationspolitik des Verlags im Mittelpunkt. Noch Wochen später lässt die Rolle von Julia Jäkel die Emotionen von Mitarbeitern hochgehen. „Sie hätte die Beleg-schaft nach den Medienberichten informieren müssen. Aber da kam gar nichts“, beklagt einer.

Kontrovers beurteilen „FTD“-Redakteu-re den Auftritt von Julia Jäkel selbst. Sie wirkte während der Betriebsversammlung emotional angeschlagen. Manche wollen gar gesehen haben, wie sie eine Träne ver-drückte. Sie habe das Ganze „menschlich verkaufen“ wollen, heißt es. Aber: „Es geht hier doch nicht um die Gefühle von Frau Jäkel“, ereifert sich einer. „Die behält doch ihren Job.“ Auffällig ist, dass unter den Journalisten trotz der Einstellung kein Wort der Kritik an der Redaktionsspitze laut wird.

3. Wie laufen die Abfindungsverhand-lungen?

Gruner + Jahr hat im Dezember noch keine Kündigungen ausgesprochen, das soll erst im Januar geschehen. Dann werden auch

Medien

die Verhandlungen über einen Sozialplan offiziell beginnen. Im Dezember gab es be-reits erste Sondierungsgespräche zwischen Verlag und Betriebsrat. Die Gemengelage ist arbeitsrechtlich kompliziert. Unklar ist beispielsweise, wie die Fortführung von „Capital“ organisiert wird. Dazu sind auch schon erste Konfliktlinien deutlich gewor-den. Laut Redaktionsquellen hat Gruner + Jahr bei Fortbildungen nur das gesetzliche Minimum angeboten. Unklar ist auch, wie mit freien Journalisten umgegangen wird. Schließlich waren mehr als 100 Mitarbeiter nicht fest angestellt. Am 17. Dezember ma-

chen sie ihrem Ärger mit einer „Protest“-Ausgabe Luft.

Aber auch die Festangestell-ten wollen die Wertschät-zung des Verlages, am bes-ten in Form von Geld. Jetzt sei „Zahltag“, sagt eine Quelle. Schließlich habe die Redaktion zwölf Jahre ge-

schuftet und auf vieles ver-zichtet, um dem Verlag entge-

genzukommen. Nach der ersten Entlassungswelle 2009 (nach der

Bildung der Großredaktion) hatte man nach zähen Gesprächen eine Zahlung von rund einem Bruttomonatslohn pro Jahr Be-triebszugehörigkeit vereinbart. Je nach Alter gab es 10.000, 15.000 oder 20.000 Euro oben-drauf. Diese vollen „1,1 Jahresbruttozwölftel pro Jahr Betriebszugehörigkeit“ hatte aller-dings nur sicher, wer seinen Aufhebungsver-trag umgehend unterschrieb und auf eine Klage verzichtete. Ein Gründungsredakteur der „FTD“ mit einem Jahreslohn von 65.000 Euro könnte also in etwa mit dieser Abfin-dungssumme rechnen, plus Zuschlag.

In diesem Jahr wird es für die Belegschaft allerdings deutlich schwerer, Druck auf den Verlag auszuüben, als 2008/2009: eine Zei-tung, die es nicht mehr gibt, können Ar-beitsniederlegungen schließlich nicht mehr treffen. Aus Imagegründen dürfte Gruner + Jahr dennoch nicht an einer Eskalation interessiert sein.

ROLAND KARLE IST WIRTSCHAFTSJOURNALIST IN NECKARBISCHOFSHEIM, [email protected] WIEGAND IST CHEFREDAKTEUR DES „WIRTSCHAFTSJOURNALIST“, [email protected]

„Wenn der Verlag so gut gearbeitet hätte

wie die Redaktion, gäbe es uns heute noch.“

EIN „FTD“-REDAKTEUR

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4. Wo können die „FTD“-Mitarbeiter jetzt unterkommen?

Die Stimmung ist einhellig, die Redakteure machen sich nichts vor: „Wir werden es schwer auf dem Arbeitsmarkt haben“, lau-tet der Tenor. Zum Vergleich: Als die G+J-Zentralredaktion eingeführt wurde, hatte rund die Hälfte der etwa 60 geschassten Mitarbeiter sechs Monate nach der Kündi-gung noch keinen neuen Job. Das zeigte eine „Wirtschaftsjournalist“-Erhebung aus dem Jahr 2009. Jetzt ist die Situation noch schwieriger. Laut Bundesagentur für Arbeit handelt es sich um die größte Entlassungs-welle in den Medien seit dem Zweiten Welt-krieg.

Bei Gruner + Jahr werden nur wenige der 350 Mitarbeiter der Wirtschaftspresse un-terkommen. Für weitere Stellen sieht der Verlag bisher wenig Spielraum. Gruner + Jahr sei ein „schrumpfendes Haus“, hieß es dazu bei einer Mitarbeiterinformation.

Es gibt allerdings auch Zeichen der Hoffnung. So sind mehrere Mitarbeiter bereits von anderen Medi-en kontaktiert worden. Ein angesehener Korrespon-dent erzählt, dass er noch am Tag der ersten Schlie-ßungsmeldungen von einem re-nommierten Titel angesprochen wur-de. Wer zu den Spitzenkräften zählt, ist auch woanders gefragt. Allerdings: In den meisten Verlagen sind die Redaktionsbud-gets ausgereizt, die Fluktuation ist gering, neue Stellen werden kaum geschaffen. Und nie waren so viele gute Leute auf dem Markt wie zurzeit.

5. Was bedeutet die Schließung der „FTD“ für das „Handelsblatt“?

Die Erleichterung in der Verlagsgruppe Handelsblatt war spürbar, denn als einzige Wirtschaftszeitung in Deutschland wird nicht alles, aber doch manches einfacher werden. Davon jedenfalls ist die Verlags-spitze in Düsseldorf überzeugt. Allerdings profitiert das „Handelsblatt“ weniger vom Aus der Konkurrenz, als man meinen könnte. Es werden wohl nur wenige Anzei-gen vom G+J-Titel zum „Handelsblatt“ wan-dern. Der Wettbewerb könnte sogar härter werden, weil das „Handelsblatt“ nicht mehr mit der stets unterlegenen „FTD“, sondern stärker mit den Überregionalen verglichen wird. Und im Lesermarkt? Auch da werden die Effekte wohl nur klein sein. Exakt 41.629

Abos (inklusive 1.152 E-Paper) attestierte die IVW zuletzt noch der „FTD“. Zehn Tage lang wurde über den Verkauf der Abonnen-tenkartei verhandelt, bis sich das „Handels-blatt“ gegen andere überregionale Interes-senten durchgesetzt hatte. Zwischen 700.000 und 800.000 Euro dürften dafür geflossen sein, heißt es zuverlässig aus Ver-handlungskreisen. Der Grund für das ma-gere Ergebnis: Nur deutlich weniger als die Hälfte der Abos, nämlich „eine tiefe fünf-stellige“ Zahl, waren lang laufende Abos von einem Jahr und mehr, also harte Stammkundschaft. Hinzu kommt, dass bei derartigen Adresskäufen die Umwand-lungsquoten in der Regel schlecht sind. Doppelleser fallen heraus, ebenso die über-zeugten „FTD“-Fans. Selbst das „Handels-blatt“ geht intern von wenig mehr als 5.000

neuen Abos aus. Damit es vielleicht doch ein paar mehr werden, hat Chef-

redakteur Gabor Steingart gleich eine Charme offensive

gestartet: Er sendete den knapp 42.000 „FTD“-Stammbeziehern sein „Morning Briefing“ und kondolierte am ersten Werktag nach dem „FTD-

Finale“ großräumig auf Sei-te eins seiner Zeitung. Er wür-

de sich freuen, „wenn die Leser beider Blätter zusammenfinden“.

6. Wie ist das Verhältnis zwischen „FTD“ und „Handelsblatt“ jetzt?

Wegen der scharfen Gangart von „Han-delsblatt“-Chefredakteur Gabor Steingart gegenüber der „FTD“ herrscht schon seit dessen Dienstantritt im Frühjahr 2010 Eis-zeit zwischen den Zeitungen. Mit großem Tamtam hat Steingart nach dem Ende ange-kündigt, ein Stück „FTD“ in seiner Zeitung fortzuführen. So würden unter anderem die ehemaligen Chefredakteure Andrew Go-wers und Christoph Keese regelmäßig für das „Handelsblatt“ schreiben. Gowers hatte zwar einen Gastauftritt als Kommentator zugesagt, mehr aber offenbar nie. Und fühl-te sich von Steingart daher, sagen wir mal, „überrumpelt“. Gowers’ Replik, die in der „FTD“-Redaktion mit Johlen quittiert wur-de, als sie dort vorgelesen wurde: „I will ne-ver write a column for his shit, declining newspaper!“ Als Gipfel der Geschmacklo-sigkeit empfinden „FTD“-Redakteure, dass Steingart über einen persönlichen Kontakt auch Klusmann für eine Kolumne im „Han-delsblatt“ angefragt hat, was der aber ab-lehnte.

6. Wie erfolgreich war die „FTD“ im Lesermarkt?

Bei Gruner + Jahr argumentierten viele, dass der Misserfolg im Anzeigenmarkt das Aus der „FTD“ besiegelte. Das impliziert, auch angesichts der unbestrittenen journalisti-schen Qualität und der Trauer etlicher Leser, dass das Blatt im Vertriebsmarkt gut unter-wegs war. Die IVW-Zahlen sprechen eine andere Sprache: Noch 2006 meldete die „FTD“ im Jahresschnitt 62.222 Abonnements und 5.070 am Kiosk abgesetzte Exemplare. Das ergibt eine „hart verkaufte“ Auflage von 67.292 Stück. Allein die Zahl der Abos sank bis zum Herbst 2012 um glatt ein Drittel. Ein Grund dafür: G+J wollte die Kosten für Ver-trieb und Marketing senken. Um die Leser-zahlen und die verkaufte Gesamtauflage der „FTD“ dennoch hoch zu halten, musste Gru-ner + Jahr die Gratis-Bordexemplare in Flug-zeugen und Zügen in den vergangenen sechs Jahren auf 46.300 verdoppeln.

Die „FTD“ beschränkte sich also auf eine kleine, aber feine Kernzielgruppe, die tatsäch-lich auch für das Blatt bezahlte. Darunter al-lerdings waren immer noch sehr viele Kurz-läufer-Abos. Daher bekam Gruner + Jahr von der Verlagsgruppe Handelsblatt nur weniger als 20 Euro pro „FTD“-Abonnent.

Unterm Strich war das Blatt nach mehr als zwölf Jahren auch im Lesermarkt kein Erfolg.

7. Woran scheiterte die „FTD“?In vielen Kommentaren werden einfa-

che Gründe und Schuldige für das Schei-tern gesucht: falsches Konzept, falscher Zeitpunkt, zu linksliberale Ausrichtung. Nüchtern betrachtet muss man wohl sagen: Der deutsche Markt ist für eine zweite Wirt-schaftszeitung einfach zu klein. Das „Han-delsblatt“ hatte bereits eine sechsstellige Auflage, als die „FTD“ auf den Markt kam – und blieb für viele Werbekunden die ers-te Wahl. Im Lesermarkt kam die „FTD“ auch deshalb nicht weiter voran, weil über-regionale Nachbarn wie „Süddeutsche Zei-tung“, „Frankfurter Allgemeine“, „Die Zeit“ und „FAS“ starke Wirtschaftsteile bieten.

War die Lancierung also ein Fehler? In der Rückschau: ja. Ende der 90er-Jahre sahen dagegen viele das Potenzial für einen zweiten Titel durchaus, räumen auch heute noch Manager der Konkurrenz ein. Nicht voraus-sehbar war, dass nach dem New-Economy-Boom ganze Anzeigensegmente wie die Fi-nanzindustrie oder Versicherungen derart einbrechen würden. Dazu kommt eine Besonderheit von Zei-tungsmärkten: Häufig hat auch eine gute Nummer zwei keine Überlebenschancen.

Zwischen 700.000 und

800.000 Euro dürfte die VHB für die Abo-

Kartei der „FTD“ gezahlt haben.

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„Final Times“: Mitarbeiter demonstrieren am letzten Erscheinungstag der „FTD“ vor dem Gruner+Jahr-Sitz in Hamburg.

In Deutschland gibt es beispielsweise in mehr als 70 Prozent aller Kreise nur noch eine regionale Tageszeitung. Hauptgrund: Wegen der hohen Fixkosten ist die Nummer zwei im Anzeigengeschäft fast immer ge-zwungen, höhere Anzeigenpreise zu ver-langen, und kommt über die Rolle des Er-gänzungsmediums nicht hinaus. Langfris-tig bedeutet das: rote Zahlen.

8. Welche Alternativen gab es zur Schließung?

Eine beliebte These auch in den Reihen der Mitarbeiter ist es, dass die „FTD“ am zöger-lichen Handeln des Verlages und zu niedri-gen Investitionen in digitale Geschäftsmo-delle gescheitert ist. Dabei wird leicht ver-gessen, dass die Erlöse bei den Digitalmedi-en zwar schnell wachsen, aber immer noch zu klein sind, um dadurch eine große Re-daktion zu finanzieren. Die Gruner + Jahr Wirtschaftsmedien erzielten in diesem Jahr nur wenig mehr als 5 Millionen Euro an Werbeerlösen im Netz, das „Handelsblatt“

liegt bei rund 8,5 Millionen Euro. Dabei zählen beide gemessen am Traffic schon heute zu den am besten kommerzialisierten Seiten in Deutschland. Deshalb zielten die Vorschläge aus der Chefredaktion auch nie auf einen totalen Schwenk ins Digitale oder jetzt schon auf die Kombination aus digita-len Tagesausgaben und einer Wochenzei-tung. Das stellte Chefredakteur Steffen Klusmann in der Schlussausgabe klar. Die Tageszeitung war noch fester Bestandteil aller Überlegungen, weil andere Rechnun-gen hinten und vorn nicht aufgingen. Erst in einigen Jahren sollte eine aufgepeppte Freitagsausgabe als Keimzelle für eine Wo-chenzeitung auf Papier dienen, die durch digitale Angebote flankiert wird.

Seit März arbeitete ein Team um Chefre-dakteur Klusmann am Zukunftsprojekt „20/40“. Von Montag bis Donnerstag wäre die Zeitung auf jeweils 20 Seiten ge-schrumpft, ohne Sport und mit weniger Politik. Freitags sollte dann „Deutschlands erste Wirtschaftswochenzeitung“ erschei-

nen: 40 Seiten dick, mit Nachrichten, vor allem aber vielen Magazingeschichten. Da-neben wären neue digitale Produkte ent-standen. Erste Lesertests fielen positiv aus, aber das reichte nicht. Die am 28. September fertig gestellte Version war ein zu schwa-ches Argument gegen die Düsternis der ökonomischen Aussichten. Denn bis zum Abheben der digitalen Erlöse wäre die „FTD“ weiter ein Verlustbringer geblieben. Und niemand konnte prognostizieren, wie lange diese Phase gedauert hätte.

Mancher in den eigenen Reihen hatte ge-hofft, dass Gruner + Jahr sich das Blatt den-noch weiter leistet. Schließlich wäre die „FTD“ mit einer flexiblen Mannschaft und einer hochkarätigen Zielgruppe prädesti-niert gewesen, einen digitalen Case für Gru-ner + Jahr zu schaffen, das fast in allen Spar-ten noch am Papier klebt.

Auch eine Rettung in letzter Minute zer-schlug sich: Wie Julia Jäkel bestätigte, gab es bis zum Schluss „einen seriösen Interes-senten“. Dabei handelte es sich wohl um

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Michael Maier, Ex-Chefredakteur der „Ber-liner Zeitung“ und ganz kurz auch „Stern“-Chef. Wie es heißt, wollte der 54-jährige Firmeninhaber von Blogform Social Media („Deutsche Wirtschaftsnachrichten“) ein Drittel der Mitarbeiter übernehmen, habe aber auch nicht näher beschriebene Garan-tien des Verlags gefordert. Auch Maiers fi-nanzielle Basis erschien den G+J-Bossen nicht ausreichend. In der Redaktion nahm man das plötzliche Angebot ebenso wenig ernst.

9. Was hat G+J das Abenteuer „FTD“ unterm Strich gekostet?

Laut G+J-Vorstand Julia Jäkel waren es in knapp 13 Jahren mehr als 250 Millionen Euro. Bis 2008 gehörte die Zeitung hälftig dem „FT“-Verlag Pearson, der zusätzlich geschätz-te rund 100 Millionen Euro Miese machte. Für die G+J Wirtschaftsmedien ergibt sich allein 2012 ein Fehlbetrag von 15 Millionen Euro. Die Aussichten für das nächste Jahr waren nicht besser. Hinzu kommt, dass die Investitionen für den Ausbau eines digitalen Geschäftsmo-dells beträchtlich gewesen wären.

Der größte Kostenposten jetzt sind Abfin-dungen fürs Personal. Dazu kommen Abo-Gutschriften sowie Zahlungen an Koopera-tionspartner, Druckereien, sonstige Dienst-leister. Laut Verlagskennern summiert sich der Betrag auf rund 40 Millionen Euro.

Die Schlussrechnung sollte man aller-dings für die G+J Wirtschaftsmedien insge-samt machen. Also: Von 2000 bis 2013 er-geben sich Verluste für die „FTD“ von über 250 Millionen Euro plus 40 Millionen für die Abwicklung minus geschätzt 50 Millio-

nen saldierter Gewinn der Zeitschriften in diesem Zeitraum – „Capital“, „Impulse“ und „Börse Online“ waren über viele Jahre und Jahrzehnte hinweg renditestarke Gewinn-bringer und dürften selbst in den ökono-misch schwankenden Zeiten zwischen 2000 und 2012 einen ordentlichen Überschuss verdient haben. Macht unterm Strich einen Verlust von 240 Millionen Euro in 14 Jahren. Das entspricht fast genau dem operativen Ergebnis von 2011 (233 Millionen Euro) oder einem durchschnittlichen Jahresverlust von 17 Millionen Euro.

10. Wie geht es mit „Capital“ weiter?Das ist die letzte große offene Frage

der G+J Wirtschaftsmedien. Klar ist nur, dass Chefredakteur Steffen Klusmann den Titel verlassen wird. Zu bleiben hielte der Chefre-dakteur „für unanständig“, sagt er „Hori-zont“. Klusmann hatte das Blatt seit 2009 modernisiert und handwerklich aufpoliert. Das Grundproblem des Monatsmagazins aber blieb. Es ist ein Gemischtwarenladen: ein paar Unternehmensgeschichten, etwas Nutzwert, ein bisschen Analyse. Früher war diese Mischung das Alleinstellungsmerkmal – das hat sich überlebt. Das Positionierungs-problem zeigt sich an den Einzelverkaufszah-len in den vergangenen Jahren. Am besten liefen die Nutzwert-Titelgeschichten mit dem „Immobilienkompass“. Im Mai 2010 verkauf-te „Capital“ damit 34.000 Hefte im Einzelhan-del. Dagegen lagen Titel wie jener über Tele-kom-Boss Obermann mit nur 7.000 Verkäu-fen schwer in den Regalen.

Dieses Dilemma zu lösen, wird mehr als schwer. Klar ist, dass „Capital“ künftig or-

ganisatorisch an den „Stern“ angedockt wird. Derzeit arbeitet Soheil Dastyari, Ge-schäftsführer und Bereichsleiter Corporate Publishing, an einem neuen Konzept. „Stern“-Chef Andreas Petzold unterstützt ihn. Diese personelle Kombination weckt in Redaktionskreisen die Befürchtung, dass das neue Konzept belanglosen Lifestyle ins Zentrum rückt. Dort könnte der Verlag am ehesten neue Potenziale im wegbrechenden Anzeigengeschäft sehen. Dagegen spricht, dass G+J-Chefin Jäkel betont hat, „Capital“ solle politischer werden.

Auch Teile der Berliner Redaktion der G+J Wirtschaftsmedien haben sich übrigens ent-schlossen, ein Konzept zu entwickeln. An Ideen mangelt es bei G+J nicht: vom politi-schen Debattenmagazin bis zum Upper-Class-Titel. Das Problem ist nur, dass man den einzigen Aktivposten des Hefts, nämlich 57.450 Abonnenten, dabei mitnehmen muss. Wobei mancher in der Redaktion mutmaßt, dass „Capital“ künftig das „publizistische Aushängeschild“ oder auch „Feigenblatt“ werden soll, bei dem Julia Jäkel auch über Verluste hinwegsehen wird. Letztlich ist vom Konzept abhängig, wie viele Mitarbeiter „Capital“ künftig noch haben wird. Die der-zeit kolportierten Zahlen liegen zwischen 15 und 60 Mitarbeitern.

11. Was wird aus „Impulse“, „Börse Online“ und „Business Punk“?

Der Hamburger M&A-Spezialist Horst F. G. Angermann wurde mit dem Verkaufs-prozess für „Börse Online“ und „Impulse“ beauftragt. Es gibt Interessenten aus dem eigenen Haus – die jeweiligen Chefredak-

Ein großer Verlust

Julia Jäckel, G+J-Vorstand, sah keine Zukunft mehr für die Wirtschaft-presse.

Steffen Klusmann, „Capital“ und „FTD“-Chef, arbeitete noch im Herbst an einem Konzept zur Rettung. Vergeblich.

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Wolfgang Kuß Leiter Presse und Kommunikation Tel. +49 69/9132-28 77Fax +49 69/9132-43 [email protected]

Ursula-Brita KrückStellvertretende PressesprecherinTel. +49 69/9132-28 77Fax +49 69/9132-43 [email protected]

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teure Stefanie Burgmaier (siehe Artikel über Anlegerpresse, folgende Seite) und Nikolaus Förster. Vor allem die Gespräche mit Förs-ter über ein Management-Buy-Out (MBO) von „Impulse“ sind weit gediehen. Der Zeit-plan ist festgelegt: Am 17. Januar 2013 er-scheint „Börse Online“, gut eine Woche später „Impulse“ letztmals unter G+J-Flag-ge.

„Business Punk“ will der Verlag unter Regie der Blatterfinder Nikolaus Roettger und Anja Rützel weiterführen.

12. Was bedeutet das Aus wirtschaft-lich für Gruner + Jahr?

Die G+J Wirtschaftsmedien waren ein Ver-lustbringer, der den Verlag zuletzt jährlich zwischen 5 und 15 Millionen Euro gekostet hat. „FTD“ und die Zeitschriften erwirt-schafteten einen geschätzten Jahresumsatz zwischen 80 und 100 Millionen Euro, das entspricht etwa 8 bis 10 Prozent der G+J-Erlöse in Deutschland (rund 1 Milliarde Euro). Nicht nur der Umsatz, auch die Zahl der Mitarbeiter geht zurück: Die Schlie-ßung betrifft 314 Personen: 258 Mitarbeiter in Hamburg, 42 in Frankfurt und 14 in wei-teren Außenbüros, zudem rund 50 Beschäf-tigte in angrenzenden Verlagsbereichen (Media Sales, DPV, Corporate Services).

13. Was bedeutet das Aus strate-gisch für Gruner + Jahr?

Unter den deutschen Großverlagen gehört Gruner + Jahr – anders als beispielsweise Axel Springer, Holtzbrinck, Burda – zu je-nen, die noch stark am Papier hängen. „Viel-leicht war es ein Fehler, dass wir zu wenig in den digitalen Umbau investiert haben“, sagt Thomas Rabe, Chef des G+J-Mehrheits-eigners Bertelsmann, im Interview mit dem „Manager Magazin“. Gemessen an seinen Sprachgewohnheiten, ist das eine harsche Kritik. Die „FTD“ gehörte zu den journalis-tischen Vorzeigeprojekten bei Gruner + Jahr. Die Zeitung hat sich seit der Gründung („one brand, all media“) als multimedial verstanden. Vor knapp zwei Jahren wurde

ein abgestuftes Paid-Content-Modell einge-führt. Jetzt sollte ein neues Redaktionssys-tem eingeführt werden, um den nächsten Schritt zu gehen. Kurzum: G+J hat mit der „FTD“ seinen digitalen Herzschrittmacher stillgelegt.

14. Was bedeutet das Aus publizis-tisch für Gruner + Jahr?

Auch wenn die Entscheidung contra Wirt-schaftsmedien ökonomisch nachvollzieh-bar ist, hinterlässt sie tiefe Kratzer im Lack. Das ist eine dreifache Niederlage für den einst größten Zeitschriftenverlag Europas. Denn erstens ist es nicht gelungen, eine Zei-tung in der digitalen Welt profitabel zu ma-chen und das ambitionierteste Projekt der letzten Jahre zum Erfolg zu führen. Zwei-tens: Journalistische Qualität nach dem klassischen G+J-Verständnis ist offensicht-lich keine (Über-)Lebensversicherung mehr. Drittens: Die Wirtschaftsmedien sprachen Entscheider an – ein gehobenes, kaufkräftiges Klientel. Wenn nur „Capital“ weitergeführt wird, spielt G+J in diesem Markt keine relevante Rolle mehr. Folge: Das G+J-Medienpaket ist nun weniger aus-balanciert. Es dominieren die bunten Blät-ter rund um Lifestyle, Mode, Frauen.

15. Was bedeutet das Aus für die Branche?

Nach der Einstellung der „FTD“ bleibt vor allem eine Erkenntnis, die Chefredakteur Steffen Klusmann im Frühjahr in Frankfurt so formulierte: „Die Krisen kommen inzwi-schen in einer Geschwindigkeit, dass man sagt: Kaum ist die eine ausgestanden, fliegt einem schon die nächste um die Ohren. Das Geschäft ist gerade wahnsinnig spannend. Rein redaktionell finde ich das ganz toll, rein wirtschaftlich ist das eine mittelgroße Kata-strophe.“ Das gilt für das ganze Segment: Vermutlich hatten Wirtschaftsthemen nie zuvor eine so hohe Aufmerksamkeit wie in den vergangenen vier Jahren, dennoch hat sich die Krise der Wirtschaftspresse und der überregionalen Zeitung verschärft. Abgese-

hen von der „Bild“ dürfte niemand der Gro-ßen 2012 schwarze Zahlen schreiben. Außer der „FTD“. Die Schlussausgabe „End-lich schwarz“ war die bestverkaufte aller Zeiten.

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Anlegerblätter in AbstiegsgefahrDie Finanzwirtschaft geizt mit Anzeigen, die Leser informieren sich vornehmlich aus dem Internet: Die gedruckten Geldmagazine durchleben ihre größte Krise.

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D as Aus für die „Financial Times Deutschland“ richtet Kollateralschäden an. Weil

Gruner + Jahr nicht nur die Tages-zeitung einstellt, sondern die kom-plette Sparte der Wirtschaftsme-dien zerschlägt, hat auch „Börse Online“ am Hamburger Baumwall keine Zukunft mehr. Laut Ab-wicklungsplan wird am 17. Januar 2013 die letzte Ausgabe des Anle-germagazins unter G+J-Ägide er-scheinen.

Während Chefredakteurin Stefa-nie Burgmaier und ihre Redaktion den Titel von ihrem bisherigen Ar-beitgeber erwerben und ihn fortfüh-ren wollen, reagiert die einflussrei-che Mediabranche betont nüchtern auf das drohende Sterben des vor 25

ROLAND KARLE IST WIRTSCHAFTSJOURNALIST IN [email protected]

Deutschland nahm damals Fahrt auf und steuerte zur Jahrtausendwende auf seinen vorläufigen Zenit zu. „Börse Online“ gehörte zu den gro-ßen Gewinnern: Die Zeitschrift war zugepflastert mit Anzeigen und ver-kaufte Anfang 2000 pro Ausgabe durchschnittlich 361.516 Exemplare. Ein Rekord für die Ewigkeit.

Danach zerbröselte die Auflage. Im dritten Quartal 2012 lag der Ab-satz bei 57.681 Stück und verlor bin-nen eines Jahres rund 19 Prozent. Die „harte Auflage“ – also jene per Abo und im Einzelhandel verkauf-ten Exemplare – schrumpfte gar auf 29.290. Hinter „Focus Money“ und „Euro am Sonntag“ ist „Börse On-line“ heute nur noch die Nummer drei im Markt der wöchentlichen Finanzmagazine.

Das Segment leidet unter groß-räumiger Zurückhaltung der Geld-wirtschaft, die ihre Anzeigenbud-gets in den vergangenen Jahren immer weiter nach unten gedrückt hat. Für Werbung in der Wirt-schaftspresse insgesamt geben Ban-ken, Versicherungen & Co nur noch etwa ein Drittel dessen aus, was sie im Jahr 2000 investiert haben. Die Börse ist naturgemäß ein zyklisches Gebilde – und das Anzeigenaufkom-men in den Börsenmagazinen spie-gelt das wider. Durch die Banken-, Euro- und Schuldenkrise hat sich die Situation zugespitzt. Zum Ver-gleich: Vor der Lehman-Pleite, als der Finanzmarkt wieder so richtig an Dynamik gewonnen hatte, füllten sich auch die Auftragsbücher in den Verlagen. Was dazu führte, dass die Wirtschaftspresse vor fünf Jahren mit einem Bruttowerbeumsatz von 132 Millionen Euro das zweitbeste Ergebnis seit 2000 erreichte.

Wohl und Wehe der Business-Blätter hängt also wesentlich von der Finanzindustrie ab. In den Rekord-zeiten stammte jeder dritte Anzei-gen-Euro von dort. Noch 2007 be-trug ihr Anteil am Wirtschaftspres-se-Werbeumsatz 31,6 Prozent. Inzwi-schen macht er nur noch die Hälfte

Jahren gegründeten Magazins. „Be-trachtet man die Auflagenentwick-lung von ,Börse Online‘ und die zuletzt dramatische Entwicklung der Anzeigenumsätze, so ist die Ein-stellung die einzige logische Konse-quenz. Aus Mediasicht fällt ein Aus-scheiden nicht weiter ins Gewicht“, erklärt Matthias Hinzmann, Media Director der Agentur Optimedia in Düsseldorf. Grob gesagt: Niemand wird die Zeitschrift vermissen.

Drastische Einbrüche. Dabei war „Börse Online“ einst eine gewaltige Geldmaschine für Gruner + Jahr, das Mitte der 1990er-Jahre den Wochen-titel vom Münchner Markt + Technik Verlag gekauft hatte. Ein guter Zeit-punkt, denn der Aktienmarkt in

Stefanie Burgmaier, „Börse Online“-Chefin: Sie würde den Titel gerne fortführen. Sonst ist im Januar Schluss.

Markus Horntrich, „Der Aktionär“-Chef: „Papier ist derzeit noch unverzichtbar.“

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aus – und ist auf einem Tiefstand angekommen. Mit direkten Folgen für die Anlegermagazine, die 2012 ein ganz schwieriges Jahr erlebten. Für „Börse Online“ gilt das in beson-derem Maße. Zwar haben alle füh-renden Titel im Segment weniger Anzeigengeld eingenommen als im Jahr zuvor, doch die bisherige G+J-Zeitschrift trifft es mit einem Minus von 26,5 Prozent am härtesten.

Dennoch will Chefredakteurin Burgmaier den Titel kaufen. Zu den aktuellen Verkaufsgesprächen woll-te sie sich gegenüber dem „Wirt-schaftsjournalist“ nicht äußern. Seit August 2007 führt die 48-Jährige die Zeitschrift, damals angetreten mit der Devise: „Ich will die Lust an Ver-änderung wecken.“ Eine Haltung, die sie selbst verkörpert und die auch an ihrem Lebenslauf abzulesen ist. Nach Banklehre, BWL- und Publizistik-Studium und Holtz-brinck-Journalistenschule arbeitete Burgmaier mit Unterbrechung fast zwölf Jahre in vier unterschiedli-chen Positionen bei der „Wirt-schaftswoche“, dazwischen agierte sie als Teamleiterin bei der „FTD“ und als Chefredakteurin von shar-per.de.

Alle zwei bis vier Jahre stellte sich Burgmaier neuen Aufgaben. Bei „Börse Online“ ist sie zur Langstre-ckenläuferin geworden – und grüßt vielleicht bald als Verlegerin. Als sie die Chefredaktion übernahm, tat sie das mit einem klaren Ziel: „Für je-den, der sich für Geldanlage mit börsengehandelten Finanzproduk-ten interessiert, soll ,Börse Online‘ zum wichtigsten Magazin und zur meinungsstärksten Website wer-den“, sagte sie damals selbstbe-wusst. Burgmaier hob gleich zu Beginn ihrer Dienstzeit die bis dahin geltende Trennung von Print und Online auf, sie hat das Magazin jour-nalistischer und moderner gemacht.

Das alles hat nicht ausgereicht, um wirtschaftlich den Kopf dauer-haft über Wasser zu halten. Sobald das Interesse an Finanzanlagen wie-der steigt und die Werbungtreiben-den ihren partiellen Anzeigenstreik beenden, springt erfahrungsgemäß der Motor der Anlegerpresse schnell an. Darauf hofft auch Frank B. Wer-ner. „Der Appetit auf Finanzpro-

dukte nimmt wieder zu“, sagt der Geschäftsführer des Münchner Fi-nanzen Verlags („Euro am Sonntag“, „Euro“, „Art Investor“). Im Sommer schaute er noch ziemlich frustriert auf die Zahlen. Einen Rückgang von rund 20 Prozent gegenüber dem Vorjahr musste er bei den Anzeigen-erlösen verkraften. Seither habe das Werbegeschäft spürbar angezogen, das Umsatzminus lag Ende Novem-ber nur noch bei 9 Prozent. Werner: „Ein freundlicher Trend, der für 2013 positiv stimmt.“

Mehr Aktionäre. Hinzu kommt eine Nachricht, die Verleger von Wirt-schaftsmedien einst in fröhliche Alarmbereitschaft versetzte: Die Zahl der Aktionäre steigt wieder. Im ersten Halbjahr 2012 registrierte das Deutsche Aktieninstitut hierzulande 10,2 Millionen Anleger, die ihr Geld direkt oder indirekt (zum Beispiel über Fonds) in Firmenwertpapiere steckten. Das sind 1,9 Millionen mehr als im Vorjahreszeitraum – ei-nen stärkeren Zuwachs gab es zu-letzt im Jahr 2000, als die New Eco-nomy auf ihren Höhepunkt zuraste und die Telekom an die Börse ging.

In Zeiten der Euro- und Schul-denkrise sind Investitionen in Sach-werte gefragt und ergo gilt die Aktie wieder was. Dass der Deutsche Ak-tienindex (DAX) seit 2009 im Jahres-trend deutlich gestiegen und auf Rekordkurs ist, passt ins Bild.

Nur die Anlegerblätter haben bis-lang von der Börsenrallye nicht pro-fitiert. Anders als früher: Da konn-ten die Verleger von Finanzmagazi-nen die Uhr danach stellen und an steigenden Aktienkursen ihre eige-nen Geschäftserwartungen ausrich-ten. Die Faustformel lautete so: Klet-tert der DAX und nimmt die Zahl der Aktionäre zu, dann steigen auch die Auflagen der Anlegerblätter.

Mit dieser Kalkulationsgrundlage kommen die Kaufleute in den Verla-gen heute nicht mehr weit. Die alte Formel spuckt nicht mehr die rich-tigen Ergebnisse aus. Wie die Ent-wicklung des Finanzmarkts das Wohl und Wehe der Anlegerpresse beeinflusst, ist zu einer Rechnung mit mehreren Unbekannten gewor-den. Finanzen-Verlag-Chef Werner kann damit gut leben. „Ich bin froh,

dass die DAX-Ausschläge die Auf-lagenentwicklung nicht mehr so extrem beeinflussen.“ Laufkund-schaft wie Lieschen Müller spült zwar den einen oder anderen Ver-triebseuro in die Kasse, hilft den Finanzmagazinen als Werbeträger allerdings kaum. Denn Anzeigen-kunden wünschen sich ein kauf-kräftiges, dauerhaft an Finanzanla-gen interessiertes Publikum.

Den aufkeimenden Optimismus bei Werner und anderen Verlegern erstickt Media-Manager Hinzmann mit seiner Einschätzung, dass die junge Anlegergeneration ihre Infor-mationen längst aus dem Internet beziehe. „Das Konzept des klassi-schen Anlegermagazins ist über-holt.“ Von wegen, kontert Werner. Zum einen habe sich gezeigt, dass – abgesehen von einigen unabhän-gigen Finanzportalen wie Onvista, Finanztreff und Ariva – im Netz jene Anbieter erfolgreich seien, die eine starke, bekannte Printbasis besit-zen. Zum anderen führt Werner zwei wesentliche Vorzüge der ge-druckten Magazine ins Feld: „Sie helfen dem Leser, bei der Medien-nutzung Zeit zu sparen. Und sie lie-fern echten Nutzwert, der sich in Geldvorteile umsetzen lässt.“

Da will Markus Horntrich nicht fundamental widersprechen. „Pa-pier ist derzeit noch unverzichtbar“, sagt der Chefredakteur von „Der Aktionär“. Doch die digitale Nut-zung der Anlageinteressierten wird weiter zunehmen. Was ihm keinen Kummer bereitet. „Es ist bereits jetzt abzusehen, dass die Kunden immer mehr bereit sind, für qualitativ hochwertigen Content im Internet zu bezahlen“, so Horntrich. In den nächsten ein bis zwei Jahren werde sich herausstellen, welches der viel-fältigen Bezahlmodelle sich im In-ternet und auf anderen Digitalmedi-en wie Tablets durchsetzen werde. Die Kulmbacher Börsenmedien AG, unter deren Dach auch „Der Aktio-när“ zu Hause ist, spielt bereits jetzt mit Magazin, Büchern und TV (Deutsches Anleger Fernsehen) re-daktionell und in der Vermarktung auf mehreren Feldern.

Wie beeinflusst das Schicksal von „Börse Online“ den Wettbewerb? Verlagsinhaber Werner plädiert

„Focus Money“-Titel: „Das Konzept des klassischen Anlegermaga-zins ist überholt“, sagt Matthias Hinzmann, Media Director der Agentur Optimedia.

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Medien Anlegerblätter in Abstiegsgefahr

schon lange für eine Marktbereini-gung, denn das Segment der geld-orientierten Blätter sei überbesetzt. Jeder Titel, der ausscheidet, lässt den übrig bleibenden mehr Luft zum Atmen. Das ist die Hoffnung. Doch ob und wer tatsächlich von einem Exitus von „Börse Online“ profitiert, bleibt fraglich. „Man spe-kuliert natürlich darauf, Konkur-renzleser auf seine Seite ziehen zu können. Der Effekt wird sich aller-dings in Grenzen halten, da erfah-rungsgemäß ein hoher Anteil der Anleger mehrere Magazine liest“, vermutet „Der Aktionär“-Chefre-dakteur Horntrich.

Also werden auch die Reichwei-ten der übrigen Titel kaum steigen – nur dann wäre eine Erhöhung der Anzeigenpreise sinnvoll und durch-setzbar. Von den nach Anzeigenum-satz sechs größten Anlegerblättern entfallen derzeit knapp 20 Prozent der Werbegelder auf „Börse On-line“. Fraglich allerdings, ob bei ei-ner Einstellung von „Börse Online“ die dann frei werdenden Mittel in nennenswertem Maße auf Wettbe-werber umgeschichtet werden. Me-diaexperte Hinzmann glaubt das nicht. „Der private Anleger wird sich tendenziell eher im Internet informieren. Dort werden wir si-cherlich auch einen Großteil der frei gewordenen Budgets wiederfin-den.“

Leute wie Hinzmann, die über die Verwendung und Verteilung von Werbegeld entscheiden, sind eine harte Nuss für die Vermarkter von Anlegerblättern. Denn sie müssen sie davon überzeugen, dass „Print wirkt“ kein bloßes Reklamever-sprechen ist. Frank B. Werner zieht dann gerne ein paar Charts aus sei-nem Ordner und lenkt die Auf-merksamkeit seiner Gesprächs-partner auf steigende Kurven und dicker werdende Balken. Wenn „Euro am Sonntag“ redaktionell über Wertpapiere berichtet, führt das nachweisbar zu einem belebten Handel an der Börse. „Für Kunden, die in der Regel Neuemissionen be-werben“, sagt Werner, „ist das nach wie vor ein Argument.“ WJ

Weichmacher in der AuflageAnlegertitel: Weniger als die Hälfte der Auflage wird über Abos und Einzelhandel verkauft

Focus Money

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Euro am Sonntag

Börse Online

Cash

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Das Investment

QUELLE: IVW

verkaufte Auflage III/2012harte Auflage (Abonne-ments und Einzelverkauf ohne Verbands- und Kundenmagazine)

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Computer + Büro 68 29 15

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Telekommunikation 38 10 7

Kraftfahrzeugmarkt 37 28 23

sonstige Werbung 35 19 11

Touristik + Gastronomie 13 12 7

Energie 12 8 4

persönlicher Bedarf 4 7 5

QUELLE: Nielsen Media Research, Bruttowerbeausgaben *Werbeträger: Der Aktionär, Börse Online, Brand eins, Capital, Creditreform, Euro am Sonntag, Euro, FTD, Focus Money, Guter Rat, Der Handel, Handelsblatt, Handwerk Magazin, Harvard Business Manager, Impulse, Das Investment, Manager Magazin, Markt und Mittelstand, Pro Firma, Wertpapier, Wirtschaftswoche

Die größten Anzeigenkunden der Wirtschaftspresse (brutto in Mio. Euro)*

Finanzwirtschaft auf Sparkurs

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Anlegertitel: Weniger als die Hälfte der Auflage wird über Abos und Einzelhandel verkauft

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Jay Jay und der Popper

D ie Welt des Wirtschaftsjour-nalismus in Deutschland ist eine kleine. Ihr Zentrum –

ein Dorf: Düsseldorf. Von dort aus zieht man hinaus in die weite Welt und kehrt irgendwann zurück.

Es begab sich im Jahre 1987, da wurde im oberen Stockwerk des „Handelsblatt“-Hauses in der Düs-seldorfer Kasernenstraße 67 ein neues Magazin kreiert, das „Copy – Magazin für Medien, Kommuni-kation und Kreation“ genannt wur-de.

Die Nullnummer erschien im Juli 1987 und führte im Impressum neben Gründungschefredakteur Wolfgang Koschnick und der Re-dakteurin Heidrun Plewe (heute In-haberin einer Agentur für

Vor einem Vierteljahrhundert führte das Schicksal Hans-Jürgen Jakobs und Gabor Steingart beim Medienmagazin „Copy“ erstmals zusammen. Künftig führen sie gemeinsam das „Handelsblatt“. Wie alles begann, schildert der ehemalige „Copy“-Fotograf Hartmut S. Bühler.

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Medien- und Marketing-Beratung in Frankfurt/Main) die schreiben-den Kollegen Kai Stiehl (aktuell Chefredakteur des AOK-Kunden-magazins „Bleibgesund“) und Die-ter Schmidt (heute Direktor Exe-cutive Communications bei Opel in Rüsselsheim). Außerdem war da noch ein ambitionierter junger Mann, Anfang 30, der schon bald die Chefredaktion von „Copy“ übernahm: Hans-Jürgen Jakobs.

Ungeschliffen und ungestüm. Eines Tages stieß ein weiterer jun-ger Mann zur „Copy“-Redaktion. Er war damals Absolvent des ers-ten Jahrgangs der neu gegründe-ten Georg von Holtzbrinck-Schu-

le für Wirtschaftsjournalisten. Äußerlich gepflegt sah er aus wie ein strebsamer Post-Popper, trug Klamot-ten Marke bürgerlich-kon-servativ: sein Name – Gabor Steingart, Sohn eines unga-

Medien

rischen Chemikers und geboren in Berlin. Gabor, ungarisch: Ablei-tung von Gabriel mit der Bedeu-tung „Mann Gottes“.

Der Schüler des legendären und 2010 verstorbenen Ferdinand Si-moneit sollte sich erste Sporen ver-dienen beim Medienmagazin „Copy“. Und das tat Volontär Stein-gart dann auch. Damals schienen sich der alte Hase Jakobs, Autoren-kürzel jj, genannt „Jay Jay“, und Frischling Steingart gesucht und gefunden zu haben: es wurde die schicksalhafte Verbindung von zwei Vollblutjournalisten. Gemein-sam wurde gejoggt, am Rheinufer Fußball gespielt. Dritter im Bunde war Uwe Müller. Müller und Ja-kobs schrieben zusammen 1990 das Buch „Augstein, Springer & Co. – Deutsche Mediendynastien“, das im Schweizer Verlag Orell Füssli erschien.

Jakobs und Steingart arbeiteten später beide gemeinsam für den

Medienmagazin „COPY“: Hier traf Hans-Jürgen Jakobs (Foto) auf Gabor Steingart.

HARTMUT S. BüHLER LEBT ALS FOTOGRAF IN Dü[email protected]

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„Spiegel“ in Hamburg: Jakobs von 1993 bis 2001, Steingart von 1990 bis 2010. Kurz bevor Jakobs den „Spiegel“ Richtung „Süddeutsche Zeitung“ verließ, schrieben sie eine der ganz wenigen Geschich-ten über „Handelsblatt“-Verleger Dieter von Holtzbrinck. Titel: „Der leise Riese“. Jetzt arbeiten beide für ihn. Vor wenigen Wo-chen holte Steingart, der Minder-heitsgesellschafter der Verlags-gruppe Handelsblatt wird und den Vorsitz der Geschäftsführung übernimmt, Jakobs als Chefredak-teur zum „Handelsblatt“.

Dass Gabor es weit bringen würde, darauf hätten schon vor fast 25 Jahren viele in der Redak-tion wohl gewettet. Er besaß einen scharfen Verstand, gepaart mit sehr viel Wissen, einer guten Schreibe und einem ausgeprägten Selbstbewusstsein. Zeitweise hat-te man das Gefühl, der Volontär habe das Sagen bei „Copy“. Auch Jakobs schien ihn zu bewundern, war fasziniert vom Neuen.

Beliebt allerdings war Steingart damals nicht. Er fiel durch unge-schliffen-ungestüme Umgangsfor-men auf. Eine Zusammenarbeit mit ihm war durch Überheblich-keit und Gutsherrenartmentalität nach dem Motto „Mach mal“ ge-prägt. Die Knigge-Zauberworte „bitte schön“ oder „danke schön“ waren ihm – zumindest damals – eher fremd. Dazu kam ein unan-genehmes persönliches Erlebnis: 1988 beichtete ich Gabor meine journalistische Vergangenheit bei der Regenbogenpresse und über-reichte ihm auf Anfrage vertrau-ensvoll diverse original Belegpu-blikationen. Selbstverständlich in der Annahme, dass es sich bei ihm um kollegial-journalistisches In-

teresse handelte. Zurück erhalten habe ich die Beiträge nie. Auf mei-ne Bitte nach Rückgabe gab’s nur eine abfällige Bemerkung und das Geständnis, er habe die Belege dem Müllcontainer übereignet. Entschuldigt hat er sich dafür nicht.

Feinschliff. Jakobs Führungsstil zu „Copy“-Zeiten war dagegen von großer Fairness und freund-schaftlicher Kollegialität geprägt. Zumindest mir gegenüber. Der Bertolt-Brecht-Verehrer und Jazz-Liebhaber legte Wert auf eine har-monische Teamatmosphäre. Bei-spielsweise brachte er meine nicht hundertprozentigen magazinigen Textbeiträge in Feinschliff und auf „Copy“-Niveau. Für ihn war wich-tig, dass man für das Thema Me-dien brannte und Eigeninitiative bewies. Favorisiert damals wurde die „Spiegel“-Schreibe. Alles in allem habe ich gerne mit und für Jakobs gearbeitet.

Nur einer aus der damaligen „Copy“-Compagnie stieg höher als das neue Handelsblatt-Führungs-duo: Stephan Grühsem (50) ist heu-te Generalbevollmächtigter der Volkswagen AG für den Geschäfts-bereich Konzernkommunikation. Sein Rang in Wolfsburg entspricht dem eines Vorstands. Grühsem hätte man das zur „Copy“-Zeit nicht unbedingt zugetraut, da er sympathisch kollegial und zurück-haltend auftrat. Aber das ist eine andere Geschichte.

„Copy“ existierte übrigens nur knapp eineinhalb Jahre und wur-de im Dezember 1988 mangels wirtschaftlichen Erfolgs einge-stellt. Es hat keinem der Beteilig-ten geschadet. WJ

Talentschuppen „Copy“-Redaktion 1988: In der Mitte vorn Chefredakteur Hans-Jürgen Jakobs (heute designierter Chefredakteur des „Handelsblatt“). Sein Team: (v. l., stehend) Fotograf Hartmut Bühler, Stephan Grühsem (Werbung, heute Kommunikations-chef VW), Herbert Lechner (Sonderaufgaben, heute Chefredakteur beim Magazin „Lux – intelligente Energie“, Süddeutscher Verlag), Ursula Klappach (Layout), Volker Lilienthal (Forschung, heute Professor für „Praxis des Qualitätsjournalismus“ an der Universität Hamburg). Sitzend: Uwe Müller (Medien, heute Mitglied des Investigativteams der „Welt“), Bernd Loppow (CvD, heute Leiter „Projektreisen“ der „Zeit“), Hans-Jür-gen Jakobs (Chefredakteur), Heidrun Plewe (Magazin, heute Inhaberin einer Agentur für Medien- und Marketing-Beratung in Frankfurt).

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Kommentar

Schmarotzer im PR-Gewand

G abor Steingart hat in seinem Grund-satzartikel nach dem Einstellungsbe-schluss der „Financial Times

Deutschland“ („Handelsblatt“ vom 22. No-vember 2012) viele richtige Dinge gesagt. Mit seiner Kernthese liegt er aber daneben. Das Elend der Medien, der gedruckten Medien insbesondere, resultiere, so Steingart, aus der Kündigung des Vertrages der Wirtschaft mit der Gesellschaft. Dieser habe früher vor-gesehen, dass die Medien hälftig von Lesern und Unternehmen – mit ihren Anzeigen – finanziert würden. Nun hätten die Firmen den Begriff Werbung neu definiert.

Einen solchen Gesellschaftsvertrag gab es nie, und es sollte ihn auch nicht geben. Medien, die sich durchfüttern lassen, weil

Werbetreibende sich durch einen Gesell-schaftsvertrag dazu verpflichtet fühlen, haben in der Marktwirtschaft nichts zu su-chen. Solche Medien verfügen weder über Selbstbewusstsein, noch sind sie unabhän-gig. Im Zweifel produzieren sie – siehe öf-fentlich-rechtlicher Rundfunk – langweili-ge, weil im Sinne ihrer Geldgeber ausgewo-gene Produkte.

Beliebige Angebote. Nein, gedruckte Me-dien waren als Werbeträger beliebt, weil sie ein unschlagbares Angebot machten. Sie wurden von der überragenden Zahl der Bürger gelesen. Mit ihnen ließen sich Mar-ken bekannt machen und Produkte verkau-fen. Deshalb wurde dort geworben.

Finanzen-Verlag-Geschäftsführer Frank B. Werner analysiert die Krise der Wirtschaftspresse. Neben den Fehlern der Verlage kritisiert er eine Schwarzfahrer-Mentalität der Anzeigenkunden.

Diese Stellung haben sie verloren. Zum einen, weil das, was sich früher nur in der Zeitung oder Zeitschrift fand, nun auch auf digitalen Kanälen (wo es von den Verlegern selbst umsonst eingestellt wird) verfügbar ist. Zum anderen, weil das Angebot beliebig wurde. Über den ersten Punkt wird viel räsoniert. Der zweite, den Verleger und Re-dakteure ganz allein zu verantworten ha-ben, wird gerne unter den Teppich gekehrt.

Es geht also nicht um einen (neuen) Ge-sellschaftsvertrag, sondern um die (Wie-der-)Herstellung eines Angebotes, das für Leser und Werbetreibende attraktiv ist. Der Markt wird’s dann richten. Werbung findet dort statt, wo sie wirtschaftlich ist.

Die Beliebigkeit hat mehrere Ursachen. Da ist sicher die Neigung vieler Redakteure, sich in Themenauswahl, Meinung und – dort, wo der Leser konkreten Nutzwert erwartet – Ratschlag am Mainstream zu orientieren. Die Beliebigkeit resultiert aber gleichermaßen aus der Unterwanderung der Redaktionen mit PR. Auch an diesem Zustand sind Journalisten und Verleger sel-ber schuld. Als in den goldenen Jahren zur Jahrtausendwende die Zahl der Anzeigen explodierte, die Umfänge von Woche zu Woche neue Rekorde erreichten und es schwierig wurde, mit dem vorhandenen Personal den Platz zwischen den Anzeigen zu füllen, war man um jedes Stück, das ei-nem von einer PR-Agentur angetragen wur-de, dankbar.

Aber mit der Öffnung ihres Allerheiligs-ten für die PR schaufelten sich die Verlage auch ihr Anzeigengrab. Denn die Agentu-ren nutzten die Leichtigkeit, mit der sich ihre Kunden und deren Botschaften in den Medien platzieren ließen, natürlich aus. Kein Wunder, dass sie ihren Auftraggebern alsbald vorrechneten, um wie viel preiswer-ter die Bekanntmachung einer Marke durch ihre PR-Dienstleistung im Vergleich zur klassischen Werbung war. So wurden im-mer mehr Etats zu den Schwarzfahrern im redaktionellen Raum umgeschichtet. Und schnell gerieten die Medienmacher in einen Teufelskreis: Mit dem Ausbleiben der An-zeigen wurden die Personaletats gekürzt. In Quantität und Qualität gestutzte Redak-tionen produzierten noch weniger Überra-schendes und Interessantes, öffneten die Schleusen für PR-Botschaften noch weiter.

Frank B. Werner ist Geschäftsführer des Finanzen Verlags: „Mit der Öffnung ihres Allerheiligstenfür die PR schaufelten sich die Verlageauch ihr Anzeigengrab.“

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Daraufhin blieben auch die Leser weg, was Werbung noch weniger attraktiv machte und so weiter und so fort.

Getarntes Brandbuilding. Anstatt mit PR-Agenturen heute halbseidene Kooperati-onsmodelle zu erfinden, sollten die Verleger ihren Journalisten große Achtsamkeit ein-schärfen, damit sie das Einschleichen der kommunikativen Schwarzfahrer in die re-daktionellen Teile ihrer Produkte unterbin-den. Der PR-Agent ist willkommen, wenn er Auftraggeber und Journalist gleicherma-ßen mit Sachkunde unterstützt, wenn über Unternehmen, Manager, Marken und Pro-dukte berichtet wird, weil es für den Leser wissenswert ist. Als Kommunikation ge-tarntes Brandbuilding oder – schlimmer noch – Produktwerbung hat in den Medien außerhalb des Anzeigenteils nichts zu su-chen.

Den langfristig denkenden, schlauen PR-Spezialisten, die ihre Auftraggeber seriös beraten, sollte einleuchten, dass das auch in ihrem Interesse ist. Denn einerseits führt

die Unterwanderung des redaktionellen Teils zu Qualitätsverlusten, die auch die ernsthafte Berichterstattung über ihre Auf-traggeber – welche sie zuständigkeitshalber begleiten – entwertet, weil sie in einem Um-feld platziert wird, das von den Lesern nicht mehr ernst genommen wird. Anderseits haben sie über die qualitative Sicherung der Umfeldqualität hinaus ein vitales Interesse am Erhalt zumindest einer gewissen Zahl von Medienangeboten.

So wie der Schmarotzer sich darum küm-mert, dass es der Wirtspflanze gut geht, sollte der PR-Agent deshalb darum besorgt sein, dass sein Auftraggeber genügend An-zeigen schaltet, um die Überlebensfähigkeit der von ihm benutzten Medien sicherzu-stellen. Oder um im Bild zu bleiben: Wenn alle schwarzfahren, stellt der Verkehrsträ-ger irgendwann sein Angebot ein. „FR“, „FTD“ und „Börse Online“ sind nur der Anfang, wenn sich nichts ändert und Mar-kenkommunikation nicht wieder aus dem redaktionellen zurück in den Anzeigenteil wandert.

Das werden auch die Unternehmen ver-stehen. So, wie es sich nicht gehört, in die Straßenbahn zu steigen, ohne einen Fahr-schein zu lösen, nur weil die Wahrschein-lichkeit der Entdeckung gering ist (und die Bahn so oder so fährt), ist es unanständig, seine Botschaften in Medien platzieren zu wollen, ohne dafür zu bezahlen. Dieses Be-wusstsein müssen wir bei den Unterneh-men verankern. Sie dürfen sich nicht ein-reden lassen, dass Markenbildung durch Botschaften im redaktionellen Teil zu errei-chen ist. Dafür gibt es Display-Anzeigen. Basta.

Medien müssen sich für PR sperren. PR-Agenturen müssen sich richtig verorten, ihre zur klassischen Werbung komplemen-täre Funktion akzeptieren und diese Kern-aufgabe sauber abarbeiten. Und die Redak-tionen müssen Lesern und werbetreiben-den Unternehmen wieder ein interessantes, spannendes, nützliches, überraschendes und sprachlich und optisch gut gemachtes Produkt anbieten. Das ist ein hartes Stück Arbeit. Aber es kann gelingen. WJ

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Ein unbekannter Global Player

V ielleicht ist das Auffälligste an Reto Gregori, mit welcher Selbstverständ-lichkeit er große Gegensätze in sich

vereint: Er studierte Englische Literatur und Ge-

schichte und interessierte sich nie besonders für Wirtschaft. Dennoch stieg er 1995 in den Finanzjournalismus ein.

Er leitet heute als rechte Hand des Chefs eine Nachrichtenagentur, die die Finanz-märkte bewegt, aber er selbst hat sein Geld auf dem Sparbuch.

Er hat einen mehr als vollen Terminkalen-der und trifft dennoch morgens um halb acht, kurz vor dem Rückflug nach New York, ein deutschsprachiges Branchenmagazin in sei-ner alten Schweizer Heimat zum Gespräch.

Zu Beginn fragt Reto Gregori mit seiner tiefen Stimme und einem ausgeprägten ame-rikanischen Akzent: „Wie kann ich helfen?“ Nun ja, eigentlich möchte man zu gerne sein Erfolgsgeheimnis erfahren. Denn in nur zehn Jahren stieg er vom einfachen Reporter im Züricher Büro zum Chief of Staff in New York auf, dem zweiten Mann hinter Bloomberg-Chefredakteur Matthew Winkler, der welt-weit 1.500 Journalisten führt. Reto Gregori sagt: „Ich glaube, ich bin ziemlich gut darin zu erkennen, was die Kunden wollen: Was will der Markt, was macht die Konkurrenz nicht so gut?“

Reto Gregoris Arbeitgeber ist wahrschein-lich der erfolgreichste Medienkonzern der vergangenen 20 Jahre. Bloomberg, 1981 ge-gründet von New Yorks Bürgermeister Mi-chael Bloomberg, liefert der Finanzindustrie den Rohstoff für ihre Entscheidungen: Infor-mationen und Finanzdaten. Das Herzstück ist der Bloomberg Professional Service: ein Terminal mit unzähligen Software-Möglich-keiten, sich Zahlen und Nachrichten anzeigen zu lassen. Wenn Bloomberg News eine Leit-zinsänderung der US-Notenbank Fed ein bisschen früher meldet als die Konkurrenz, kann das bares Geld für Händler an den Fi-nanzmärkten bedeuten. „Unsere Kunden wollen mehrheitlich Handelsideen“, sagt Reto Gregori. 315.000 Terminals hat Bloomberg weltweit für eine Jahresgebühr von rund

Vor 17 Jahren war Reto Gregori noch einfacher Reporter einer Schweizer Regio-nalzeitung. Heute ist er in New York Vizechef der Agentur Bloomberg und führt 1.500 Journalisten weltweit.

20.000 Dollar verkauft. Das garantiert jährli-che Erlöse von mehr als 6 Milliarden Dollar.

Dafür verlangen die Kunden allerdings auch einiges. Reto Gregoris normaler Arbeits-tag in New York beginnt früh gegen halb sechs am Morgen, wenn die Märkte in Asien „nach Hause kommen“. Noch zu Hause liest er auf seinem „altmodischen“ Blackberry die News, im Büro kontrolliert er dann die Mischung auf der Startseite des Bloomberg Professional Service, der visuell stark an den Teletext er-innert. Aber es geht Bloomberg nicht um De-sign, es geht um harte, schnelle „Real-Time-Informationen“, wie Reto Gregori sie nennt.

Er schaut sich im Züricher Außenbüro die Zugriffszahlen an. Die beste Geschichte hat derzeit 3.000 Aufrufe. Das ist mäßig, aller-dings ist in den USA noch Nacht und dort sind die meisten Abonnenten zu Hause. Gute Geschichten, die die internationale Finanz-community interessieren, kommen auf 30.000 Zugriffe und mehr. Dazu zählen auch gerne mal Geschichten über die Entlohnung in der Finanzbranche. Bloomberg-Nachrich-ten sind kein Massengeschäft, viele Händler inter essieren sich nur für ihre Nischen und versuchen dann, diese Informationen zu Geld zu machen.

Bloomberg ist längst auch in der Schweizer Finanzszene etabliert: Als Gregori 1995 an-fing, war die Schweiz noch ein „Entwick-lungsland“. Auf der Post standen häufig Na-mensdreher wie „Bloomfield“. Auch Gregori hatte nur über drei Ecken erfahren, dass die Nachrichtenagentur einen Reporter sucht. Die Stelle interessiert ihn, weil er unbedingt englischsprachig arbeiten wollte. Sein Vorteil: Er ist zweisprachig aufgewachsen, vor seiner Geburt lebt seine Familie lange Jahre in Indi-en, weil sein Vater dort als Handelsvertreter arbeitete.

Seinen ersten Bloomberg-Termin hat der junge Reporter bei einer Bilanzpressekonfe-renz von Roche. Er hat zuvor für den „Land-bote“ in Winterthur mal über Geschäftseröff-nungen berichtet, das ist auch schon ungefähr seine Erfahrung in der Wirtschaftsberichter-stattung. Die Kollegen geben ihm mit auf den Weg, welche Kennziffern er schnell durchte- FO

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lefonieren muss. Ein bisschen heikel wird es, als er für Bloomberg Radio ein Interview mit dem Roche-Finanzchef führt. Thema: Akti-enrückkäufe und Dividende. „Das war hart“, erinnert sich Gregori. Dennoch findet er Ge-fallen an der fremden Welt, die er kennen-lernt: „Ich mochte, dass Wirtschaft im Ver-gleich zu Politik transparenter ist.“

Der junge Schweizer lernt schnell, dazu beflügelt der Zufall seine Laufbahn. Schon bald verlassen beide Kollegen das Züricher Bloomberg-Büro. „Meine Karriere fing an als Büroleiter eines Büros mit einer Person“, er-zählt er und lacht breit und herzhaft.

In der zweiten Hälfte der 90er-Jahre läuft Bloombergs Terminalgeschäft richtig gut, auch in der Schweiz. Die Nachfrage nach Nachrichten aus der Schweiz wächst, und so wachsen auch Bloomberg und Reto Gregori gemeinsam mit ihren Aufgaben. Der junge Journalist kann bald seine vielleicht größte Stärke ausspielen: er hat ein gutes Gespür dafür, die richtigen Leute einzustellen. Bei wichtigen Jobs führt er auch heute noch die Einstellungsgespräche. Wer Sport im Lebens-lauf angibt, bekommt einen Pluspunkt, denn Gregori sucht hungrige Journalisten, die „kompetitiv denken“. Letztlich, so sagt er, ent-scheide am Ende sein Bauchgefühl. Vielleicht sucht er insgeheim Leute aus, die ähnlich wirken wie er selbst: ehrgeizig bis in die Haar-spitzen und dennoch unprätentiös.

Er konnte keine Bilanz lesen. Ironischerwei-se hätte er sich selbst wahrscheinlich niemals eingestellt. Gregori erzählt das jungen Repor-tern im Haus heute noch gern, die er im Rah-men eines Mentoring-Programms coacht: „Wenn ich heute über meine Einstellung ent-scheiden müsste, dann würde ich sofort sa-gen: Goodbye.“ Schließlich konnte er zu Be-ginn nicht einmal eine Bilanz lesen. Aber auch heute sind nicht die Fachkenntnisse entschei-dend: „Das kann man alles lernen. Es ist viel schwieriger, einem Wirtschaftswissenschaft-ler News Judgement beizubringen als einem Journalisten das wirtschaftliche Rüstzeug.“

Er ist das lebende Beispiel für diese These. 1999 wird er Büro-Chef in Frankfurt, 2002 wechselt er als Managing Editor Europe nach London, 2005 als Chief of Staff nach New York. Neben vielen Managementaufgaben mischt er auch im Tagesgeschäft mit. Auch die Füh-rungsebene soll schließlich nicht nur „Papier-berge verschieben“, sondern mitarbeiten.

MARKUS WIEGAND IST CHEFREDAKTEUR DES „WIRTSCHAFTSJOURNALIST“ [email protected]

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Anfang November vermeldete Bloomberg exklusiv, das britische Verlagshaus Pearson plane einen Verkauf der „Financial Times“. Anschließend hagelte es scharfe Dementis. Reto Gregori hatte mitentschieden, die Ge-schichte zu bringen: „Es ist unmöglich, dass die Geschichte nicht stimmt“, sagte er be-stimmt. Man habe „fünf Quellen dafür“. So ganz plausibel vermag er nicht zu erklären, warum die „FT“ dann so energisch wider-spricht. Schließlich räumt er ein, dass es möglicherweise nicht die stärkste Geschich-te der jüngeren Zeit war. Aber die Story stim-me auf jeden Fall. „Wenn eine heiße Ge-schichte auf anonymen Quellen beruht, wollen wir gefragt werden“, sagt er. Oft ge-nug entscheidet die Führungsspitze dann, eine News nicht zu bringen. Die Reporter wollen „natürlich oft raus“ mit den Ge-schichten, um Ruhm und eine Gehaltserhö-hung zu bekommen. Aber Reto Gregori wacht über die Reputation des Unterneh-mens: „Wenn die Leute uns nicht mehr trau-en, wäre Schluss.“ Flops kann man sich nicht leisten. Gregori scheut sich nicht, ein Beispiel zu nennen. Vor Jahren brachte Bloomberg eine Meldung, dass ein Investor in Südafrika in eine Goldmine einsteigen wollte: „Wir gingen mit der Geschichte und das war falsch“, sagt er. Der Fall ist eine Aus-nahme. Zwar wird Bloomberg gelegentlich verklagt, Schadensersatz musste das Unter-nehmen aber noch nie leisten, sagt Gregori.

Damit das auch so bleibt, kann der Vize-Chef Neuankömmlingen ein 376 Seiten star-kes Kompendium in die Hand drücken, in dem Regeln zur Sprache und zu ethischen Fragen zu finden sind. Titel: „The Bloomberg Way.“ Darin beschreibt Chefredakteur Matthew Winkler das Selbstverständnis der Agentur in einer Episode: Einmal deckte Bloomberg auf, dass der Chef eines Unterneh-mens 5 Millionen Dollar veruntreut hatte. Dummerweise war das Unternehmen ein wichtiger Terminal-Kunde der Agentur und drohte auszusteigen. Winkler fragte also den Eigner Michael Bloomberg: „Was würdest du tun?“ Bloomberg sagte: „Bring die Geschich-te. Unsere Anwälte werden die Honorare dafür lieben.“

Dieses angelsächsische Verständnis von Journalismus hat Gregori geprägt. Er wirkt überhaupt sehr amerikanisch: very tough, very straight. Er sagt Sätze wie „Unser Ziel ist es, die beste News-Organisation zu sein“ ganz selbstverständlich. Oder: „Unsere Konkur-renz ist die ,New York Times‘, die ,Financial Times‘ und das ,Wall Street Journal‘.“ Im Ge-spräch mit dem „Wirtschaftsjournalist“ lacht er oft und wirkt sehr selbstsicher, auch bei unangenehmen Themen. So zog Bloomberg 2009 den Stecker für sein deutschsprachiges Fernsehprogramm. Anschließend beklagten sich Mitarbeiter bitterlich über den harschen Umgang bei ihren Kündigungen. Die würden wohl nie mehr wieder für Bloomberg arbei-

ten, sagt man zu Gregori. Er antwortet tro-cken: „Wir stellen auch niemanden mehr an, den wir einmal gefeuert haben.“

Kündigungen sind bei Bloomberg aller-dings die große Ausnahme. In der Regel sucht man Journalisten. Das angesehene Magazin „American Journalism Review“ („AJR“) wid-mete dem Unternehmen im Februar 2011 eine lange Geschichte mit dem Titel „Der Bloom-berg-Brummer“, die stellenweise Züge von Heldenverehrung trug. In der angeschlage-nen Medienbranche gilt das Unternehmen als leuchtendes Beispiel. Das „AJR“ schreibt über Bloomberg: „Und sie stellen ein! Journalisten!! Und sie bezahlen sie auch noch sehr gut.“

Gregori lächelt: „Das stimmt, wir zahlen wirklich gut. Aber wir verlangen auch viel.“ In der Tat: In der „AJR“-Geschichte findet sich auch der Satz: „Journalisten, die dort ar-beiten, haben kein Privatleben.“

Das gilt erst recht für den Bloomberg-News-Vize Reto Gregori. Das Nachrichtengeschäft kennt keine Pause: 24 Stunden, sieben Tage die Woche. Wenn es irgendwo auf der Welt ein Problem gibt, dann ist er erreichbar, auch nachts. Das sei ohnehin seine große Stärke, berichtet ein Mitarbeiter: Wenn Reto etwas zusage, dann kümmere er sich auch tatsäch-lich darum. Im Gegensatz zu manchem An-liegen, das in der Riesenorganisation auch schon einmal untergehen kann.

Mehrere interne Quellen bestätigen den intakten Ruf Gregoris im Haus. Auch die Spit-

Reto Gregori (43), Chief of Staff bei Bloomberg: Er begann 1995 im Züricher Bloomberg-Büro. Zuvor war er Zürich-Reporter und Lokalredakteur des Winterthurer „Landbote“ und schrieb Musikkritiken.

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ze vertraut ganz offenbar auf seine Fähigkei-ten. Wenn das Bloomberg-Management seine Strategie festlegt, dann präsentiert der Schweizer seine Vorschläge für Bloomberg News. Im Mittelpunkt stehen die Terminals als Kerngeschäft von Bloomberg. Sie tragen zu 82 Prozent zum Umsatz bei. Vor allem in den Emerging Markets sieht Gregori noch Potenzial. Zudem traf das Unternehmen vor einigen Jahren die Entscheidung, „mehr sein zu wollen als ein Nachrichtenanbieter“.

Die globale Strategie. Mitten in der Krise kaufte Bloomberg das angeschlagene Wirt-schaftsmagazin „Businessweek“, das seit-dem als „Bloomberg Businessweek“ er-scheint. Das Unternehmen will näher zum Endkunden. Dabei stößt Bloomberg aller-dings auf ähnliche Probleme wie der Rest der Medienbranche. „Wir wollen unsere Terminal-Inhalte natürlich nicht gratis ab-geben“, sagt Gregori. Schließlich bezahle das Terminal-Geschäft „die Rechnungen“. Bisher löst Bloomberg das Problem so, dass wichtige Nachrichten am schnellsten über das System der Terminals laufen und erst dann in andere Kanäle wie die Website kommen.

Das Syndikation-Geschäft mit Medienti-teln, also das Nachrichtenagenturgeschäft, hat wirtschaftlich nur eine untergeordnete

Bedeutung. Obwohl die Zahlen beeindrucken: In-zwischen greifen 440 Zeit-schriften, Magazine und Websites in 65 Ländern auf Bloomberg-News-Inhalte zu-rück. Die Auflage beträgt zusam-mengezählt stolze 78 Millionen Exem-plare, meldet die PR-Abteilung stolz.

Wegen ihrer globalen Bedeutung be-kommt die Agentur längst Exklusivinter-views mit Spitzenpolitikern wie dem US-Präsidenten Barack Obama. Gerade in der Schuldenkrise sei es wichtig, den Zugang zu politischen Entscheidungsträgern zu haben, sagt Gregori. Schließlich bewegt die Politik die Märkte. In unregelmäßigen Abständen sorgt Bloomberg zudem mit Investigativge-schichten für weltweites Aufsehen. Im Som-mer enthüllte die Nachrichtenagentur, dass Verwandte des neuen chinesischen Partei-chefs Xi Jinping Firmenanteile und Vermö-gen von mindestens 376 Millionen Dollar angehäuft haben.

Im deutschsprachigen Raum wird die journalistische Kraft Bloombergs dennoch eher unterschätzt. Das will man ändern, auch durch eine offenere Kommunikation. Noch vor wenigen Jahren wäre ein Termin mit Reto Gregori unmöglich gewesen. Bloomberg hielt sich streng an die Devise,

International Ein unbekannter Global Player

kaum Informationen nach außen zu geben. Mitarbei-ter waren fast panisch da-

rauf bedacht, ihren Namen nicht in der Presse zu lesen. Reto Gregori ist im Umgang

dagegen unkompliziert. Auf die Schlussfrage, ob er seine Zitate gegen-

lesen will, sagt er einen Satz, den deutsche Führungskräfte in der Branche wirklich nie sagen: „Ich vertraue Ihnen.“ Er geht davon aus, dass man als Reporter einen Ruf zu verlieren hat.

Dann hat er es eilig. Er muss vor dem Rück-flug nach New York noch Milchpulver für seinen drei Monate alten Sohn besorgen. Aus erster Ehe hat er zudem zwei Kinder, die bei seiner Ex-Frau in Norwegen leben. In der Schweiz ist er eher selten, höchstens einmal, um seine Mutter und die beiden Schwestern zu besuchen, die hier leben. Dass er einmal in die Schweiz zurückkehrt, ist mehr als un-wahrscheinlich. Und dennoch möchte er die Bande in die Heimat nicht ganz kappen. Es ist ein letzter Gegensatz, der im Gespräch mit ihm aufscheint. Denn der New Yorker ist doch tatsächlich immer noch Mitglied des Golfclubs in Niederbüren im Kanton St. Gal-len – auch wenn er sich nicht mehr daran erinnern kann, wann er dort zuletzt gespielt hat. WJ

„Und sie stellen ein! Journalisten!!

Und sie bezahlen sie auch noch sehr gut.“

„AMERICAN JOURNALISM REVIEW“ üBER

BLOOMBERG

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„Das tempo des Wandels wird oft überschätzt“

Herr Blunden, das „Wall Street Journal“ hat Anfang des Jahres eine deutschsprachige On-lineausgabe gestartet, die „Huf-fington Post“ denkt darüber nach. Wann kommen Sie mit deutschsprachigen Inhalten?

Nick Blunden: Unser Ansatz ist es in jedem Markt, sei es der deutsche, der chinesische oder der südameri-kanische, den Wert unseres Pro-duktes hervorzustreichen und nicht das Produkt auf bestimmte Märkte zuzuschneiden. Der Wert des „Economist“ liegt in einer glo-balen Betrachtung.

Warum?Wir glauben, besser wachsen zu

können, wenn wir weiterhin das tun, was wir gegenwärtig machen. Wir haben keine Pläne, lokalisierte Ausgaben des „Economist“ zu schaffen, doch wir syndizieren un-sere Inhalte sowohl für Print- wie für Online-Anbieter, die diese auch übersetzen können …

Und wenn jemand die ganze Marke lizenzieren möchte?

Wir vergeben keine Lizenzen für die Marke.

Wie ist Ihre Redaktion organi-siert? Übernehmen Sie lediglich die Inhalte von der Printredak-tion oder haben Sie separate Redaktionen für die verschiede-nen digitalen Kanäle?

Zum einen haben wir die wö-chentliche Ausgabe des „Econo-mist“ in digitaler Form. Das sind exakt die gleichen Inhalte, die glei-chen Rubriken in der gleichen Rei-henfolge. Auf economist.com ist es anders. Hier können alle Inhalte aus der Datenbank aller Printaus-

„The Economist“ ist eine der wenigen Marken, die im Internet florieren. Doch auch Online-Chef Nick Blunden spürt den Druck. Daher setzt er inhaltlich auf tagesaktuelle Analysen, kommerziell erlaubt er den Werbekunden auch Inhalte zu liefern.

Medien

Nick Blunden leitet die Onlineredaktion des „Economist“. Das Blatt verkaufte im ersten Halbjahr 2012 weltweit rund 1,55 Millionen Exemplare wöchentlich. Auf der Website generierten im ersten Halbjahr 2012 rund 6,94 Millionen monatliche Unique Browser rund 30,4 Millionen Page Impressions.

CHRISTOPH J. WALTHER IST UNTERNEHMER, BERATER UND FACHJOURNALIST IM MEDIENBEREICH IN BERN [email protected]

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gaben der letzten zehn Jahre bis hin zur neuen Ausgabe abgerufen wer-den. In Ergänzung dazu produzie-ren wir nun täglich zehn bis 20 ori-ginäre neue Inhalte …

… im Bereich der Tagesaktuali-tät?

… wir sagen nicht, dass wir im Bereich der Tagesaktualität tätig sind, sondern im Bereich der tages-aktuellen Analysen. Ich denke, es ist sehr schwierig, in der Tagesak-tualität tätig zu sein, denn jeder-mann hat heute die Möglichkeiten, Journalist zu sein …

… doch die meisten Verlage sind genau hier aktiv. Sie sagen, es ist sehr schwierig?

Ja. Denn die Tagesaktualität ge-hört nicht länger den Medienunter-nehmen allein. Bei jedem Anlass stehen sie in Konkurrenz zu Social Media als einem Verbreitungska-nal …

… Sie sagen, es ist sehr schwie-rig. Sollte man nicht sagen, es ist hoffnungslos?

Es geht, wenn sie in einem be-stimmten Sektor tätig sind, wo es für andere sehr schwer ist, so zu berichten, wie sie es können. Etwa im Bereich der Finanzmärkte. Des-halb geht es der „Financial Times“ oder dem „Wall Street Journal“ gut. Das ist zwar immer noch weitge-hend Tagesaktualität, doch für Kon-kurrenten ist es schwierig, in glei-cher Weise mit den Märkten ver-bunden zu sein.

Doch viele Verlage sind im Be-reich der allgemeinen Tagesak-tualität tätig …

… das ist hart.

Gibt es von Ihrer Seite irgend-welche Erfahrungen, die trans-ferierbar sind?

Wir sind in einem anderen Be-reich aktiv. Bei uns geht es vor allem um Interpretation. Und wir glau-ben, das auch täglich oder in Echt-zeit machen zu können. Denn zu-nehmend sind die Leute nicht be-reit, eine Woche darauf zu warten, was der „Economist“ etwa über die Präsidentschaftsdebatten zu sagen

hat. Wir denken, dass es unsere be-sondere Fähigkeit ist, Ereignisse in Echtzeit analysieren und interpre-tieren zu können. Und das ist eine sehr einzigartige Fähigkeit. Ist das auf allgemeine Tageszeitungen aus-dehnbar? Ich denke, dass Tageszei-tungen versuchen, etwas analyti-scher zu werden …

… mehr magazinartig …… ja, mehr magazinartig, so wie

der „Economist“, zu werden. Das sieht man bereits in den Sonntags-ausgaben der Zeitungen. Doch ich denke nicht, dass es spezielle Erfah-rungen gibt, die von uns übernom-men werden können. Es geht dar-um zu verstehen, was man macht und wie dadurch Werte entstehen, die sich von denen der anderen un-terscheiden. Im Lokalbereich kann das etwa mit der Pflege von Ge-meinschaften gehen. Hier mag es gelingen, dadurch Nutzen zu schaf-fen, nicht nur Neuigkeiten zu be-richten, sondern Communitys dar-um herum zu pflegen.

Der „Economist“ erhält traditi-onell viele Leserbriefe. Wie ha-ben Sie diese gute Ausgangsba-sis in die digitale Welt verlän-gert?

Wir erhalten online sehr viel mehr Kommentare, als wir traditi-onelle Leserbriefe bekommen, ob-wohl das immer schon sehr viele waren. Viel zu viele, um sie alle ab-zudrucken. Doch wir veröffentli-chen im Heft jeweils vier oder fünf davon. Online haben wir zu be-stimmten Artikeln innerhalb von zwei Wochen 2.500 Kommentare erhalten.

Nebst den Leserkommentaren sind Social Media ein wichtiger Aspekt, um Gemeinschaften zu pflegen. Welchen Nutzen haben Sie von Ihrer Präsenz auf Face-book und auf Twitter?

Es geht um zwei konkrete Vortei-le. Über Social Media werden Leute zu economist.com geführt, wo sie unsere Inhalte testen können und wo wir Erträge mit Werbeverkauf erzielen können. Wir haben 2,8 Mil-lionen Twitter-Follower und 1,2 Millionen Facebook-Fans. Wir ver-

öffentlichen dort Inhalte, doch keine ganzen Artikel, sondern nur Zusammenfas-sungen.

Der Aufwand dafür wird allzu groß sein …

… der ist verhältnismäßig gering. Doch investieren wir viel Zeit und Aufwand, um sicherzustellen, dass wir zur rechten Zeit die richtigen Ar-tikel für die richtigen Ziel-gruppen veröffentlichen. Das ist eine Wissenschaft. Der zweite Vorteil besteht da rin, dass nun unsere besten Kun-den unsere Inhalte weiter tei-len und so für uns weiter-verbreiten. Damit vergrößert sich unser Publikum recht substanziell. Im letzten Jahr haben wir einen Artikel über Silvio Berlusconi geschrieben, als er noch Premierminister war, der auf Facebook 130.000 Mal weiter geteilt wurde. Das ist verhältnismäßig kosten-günstiges Marketing.

Inwiefern können Sie mit Ihren Reichweiten auf So-cial Media in Abonnenten ummünzen?

Das ist Teil des natürlichen Weges, Leute mit den Inhal-ten des „Economist“ vertraut zu machen. Und der Prozess von Social Media bis zu einem Abonnement braucht recht viel Zeit. Wir heißen zwar „The Economist“, doch wer mit unserer Marke nicht ver-traut ist, weiß nicht, dass wir nicht nur Wirtschaftsthemen abdecken. Social Media ist eine Gelegenheit, um Missver-ständnisse über unsere Marke abzubauen. Aber wir benut-zen Social Media auch, um darüber spezielle Abonne-mentsangebote anzupreisen. Die sind unsere am besten funktionierenden Akquisiti-onskanäle. Mit diesen Promo-tionen konvertieren wir mehr Leute zu geringen Kosten zu Abonnenten als über alle an-deren Kanäle. Denn die Kos-ten dafür sind nahe bei null.

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Geht es da um Hunderte oder Tausende neuer Abonnenten?

Wir können uns nicht nur auf diese Kanäle abstützen. Denn wir denken, als Verleger sollten wir mit unserer Lesergemeinschaft res-pektvoll umgehen und sie nicht ständig mit Abo-Werbung bombar-dieren. Wir lancieren solche Aktio-nen eher unregelmäßig und kön-nen in unseren fünf Regionen je-weils Hunderte neuer Abonnenten gewinnen. Global kommen wir über Social Media jährlich sicher auf mehrere Tausend neuer Abon-nenten.

Welche Entwicklung sehen Sie generell bei den Abonnements – gibt es eine Verlagerung von Print hin zu den digitalen Ka-nälen?

Wir sind hier in einer glücklichen Situation. In den letzten zehn Jah-ren haben wir bei der Printausgabe rasante Zuwachsraten gesehen. Die USA sind für uns ein wichtiger Markt, ebenso Asien. Deshalb be-urteilen wir Print weiterhin sehr positiv. Das ist ein riesiger Teil un-seres Geschäfts. Zu dieser Aus-gangslage kommt nun Digital hin-zu. Wir haben weltweit 127.000 Abonnenten ausschließlich für die digitalen Kanäle. Die Mehrheit da-von sind echte Neuzugänge für den „Economist“, die zuvor kein Print-Abo hatten …

… der Zuwachs von 127.000 Di-gital-Abos ist wohl ein sehr

viel größerer Zuwachs, als Sie ihn im Print sehen?

Ja, die Zahlen für Digital-Abos wachsen sehr stark. Ich sehe dies allerdings nicht als eine einseitige

Verlagerung der Kanäle, dass Print zugunsten von

Online aufgegeben wird. Vie-le Leser wollen Inhalte über

mehrere verschiedene Kanäle konsu mieren.

Auf Ihrer Website setzen Sie eine Metered Paywall, also eine löcherige Bezahlschranke, ein. Ist dies das Zukunftsmodell?

Wir denken, dies bietet eine gute Gelegenheit, die Aufmerksamkeit

des Publikums im Netz zu moneta-risieren. Ich glaube nicht daran, die Leute seien nicht bereit, im Netz für Inhalte zu bezahlen. Man muss dazu nur den Erfolg von Apples iTunes-Store betrachten, um zu er-kennen, dass für Musik oder für Filme bezahlt wird. Doch man muss die Inhalte so aufbereiten und bün-deln, dass die Leute sie kaufen wol-len. Mit der Paywall geben wir den Leuten Zugang zu einigen Inhalten. Doch wenn sie sie über eine App oder per Print konsumieren wollen oder online auf sämtliche Artikel zugreifen wollen, dann verlangen wir einen Preis. Das ist die Balance zwischen der Erweiterung der Le-serschaft und ihrer kommerziellen Auswertung.

Das Vorgehen von Rupert Murdoch, alle Inhalte hinter eine Paywall zu stecken, er-scheint Ihnen nicht nachah-menswert?

Ich verstehe nicht, weshalb man das tun sollte. Denn dann ist man gezwungen, viel Geld auszugeben, um diese Dienste zu vermarkten. Ich möchte vielmehr, dass unsere Inhalte Teil unseres Marketings sind. Wenn man die Paywall rich-tig platziert, übernehmen die In-halte das Marketing und es ist im-mer noch möglich, ansprechende Gründe zu schaffen, dass jemand dafür bezahlt. Die wirtschaftlichen Aspekte des Online-Geschäfts sind eine Herausforderung. Denn es ist schwieriger, dass Leute dafür be-zahlen, und auch das Werbege-schäft funktioniert anders. Doch auf der Kostenseite ist es sehr über-zeugend. Hier sind die Vertriebs-kosten, die Akquisekosten, die Kosten für den Kundendienst ge-ringer.

Für viele Verlage wird Mobile zunehmend zu einem Problem, da dadurch der Online-Verkehr kannibalisiert wird, ohne dass entsprechende Erträge erwirt-schaftet werden können. Wie gehen Sie damit um?

Das ist eine bemerkenswerte Entwicklung. Auf unserer Website hatten wir noch vor einem Jahr nur wenig Mobile-Verkehr. Heute ist

Medien „Das Tempo des Wandels wird oft überschätzt“

einer von fünf Usern mobile unter-wegs. Allerdings schließen wir in dieser Betrachtung Tablets mit ein. Ich bin zufrieden damit, wie unse-re Website auf Tablets daher-kommt, und denke, dass die Wer-bung davon nicht betroffen ist. Und wir denken derzeit darüber nach, wie der „Economist“ auf den klei-neren Bildschirmen der Smartpho-nes auftreten sollte. Dabei fällt mir auf, dass mit Mobile oft keine Ver-schiebung stattfindet, sondern dass es sich dabei um zusätzlichen Medienkonsum handelt. Oft haben Leute zwischendurch kurz Zeit und rufen unsere Website über Smartphones auf. Das ist eine gro-ße Gelegenheit.

Erkunden Sie auch Wege, Wer-bung näher an die Inhalte zu bringen? In den Kommentaren zum Beispiel haben Sie ja Spon-soringmöglichkeiten zu be-stimmten Themen.

Ja, in der Onlinewelt gibt es bei der Werbung Möglichkeiten, die es in anderen Kanälen nicht gibt. Ge-rade in den USA wird viel über so-genannte integrierte Inhalte gespro-chen. Dabei gestaltet der Werbe-kunde nicht nur Anzeigen, sondern nimmt auch an der Erstellung der Inhalte teil. Wir denken, das ist wahrhaft interessant. Wir schrei-ben zwar keine Inhalte im Auftrag von Werbekunden, doch wir lassen es zu, dass ihre Inhalte, klar abge-trennt, neben unseren erscheinen. Im letzten Jahr haben wir eine Aus-zeichnung gewonnen für einen Marketingbeitrag mit Philips über Soundtechnologie, wo Philips im Rahmen des Beitrags online inter-essante Forschungsergebnisse dar-über veröffentlichen konnte. Aktu-ell haben wir auf unserer Website in Zusammenarbeit mit Ernst & Young einen Innovationsteil, wo unsere Inhalte mit deren Inhalten ergänzt werden. Das kommt sehr gut an. Für viele große Unterneh-men ist es zunehmend schwierig, der Welt aufzuzeigen, wie sie sich von ihren Mitbewerbern unter-scheiden. Das sind oft sehr komple-xe Unternehmen und da ist Online im Vergleich mit anderen Medien-gattungen besonders gut.

„Facebook ist verhältnismäßig kostengünstiges

Marketing.“ NICK BLUNDEN,

„THE ECONOMIST“

Social-Media-Macht: „The Economist“

2.800.000Follower haben alle „Economist“-Accounts auf Twitter.

1.200.000Facebook-Fans hat der „Economist“.

130.000Mal wurde ein Berlusconi-Artikel des „Economist“ auf Facebook geteilt.

2.500Kommentare erzielen die besten Onlinegeschichten.

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Oft wird dabei davon gespro-chen, Print-Dollars gegen On-line-Cents einzutauschen, weil die Ertragsmöglichkeiten so un-terschiedlich sind. Sind Sie be-reit, nur noch mit Online-Cents zu leben?

Das so auszudrücken ist eine sehr schöne Formulierung, die viel Wah-res hat. Online ist es eine große He-rausforderung, die gleichen Wer-beerlöse zu erzielen, wie dies im Print möglich ist. Doch im Leser-markt gibt es online mehr Möglich-keiten, größere Erlöse zu erzielen als in der Print-Welt. Man kann die Konsumerfahrung mit mehr Nutz-werten anreichern. Die Digitalaus-gaben des „Economist“ haben Au-diobeiträge sowie den Zugriff zum Archiv. So kann der Nutzwert für den Leser und damit potenziell auch der Preis gesteigert werden. Auch kann in der digitalen Welt das ganze Produkt neu überdacht wer-den. Etwa mit wöchentlichen oder

täglichen Zusammenstellungen, die auch individualisiert sein können. So kann es im Lesermarkt sehr wohl sein, dass Print-Dollars auch Digital-Dollars werden. Im Anzei-genmarkt ist es sicher sehr viel schwieriger. In der Online welt gel-ten für Werbung andere Grundsät-ze als im Print. So sind auch die Maßstäbe ganz anders. Wir haben 1,5 Millionen Print-Abonnenten, aber sieben Millionen Unique Users online. Dieses Problem haben wir noch nicht gelöst. Dennoch erzielen wir wesentliche Einnahmen mit der Online-Werbung. Weil wir etwas Einzigartiges anbieten können, den weltweiten Zugang zu Leuten mit Ideen, ist es uns gelungen, verhält-nismäßig hohe Tausendkontakt-preise zu bewahren.

Doch langfristig könnte Print verschwinden.

Ja, kürzlich hat „Newsweek“ an-gekündigt, künftig nur noch digital

zu erscheinen und die letzte Print-ausgabe am 31. Dezember 2012 zu verteilen. Sollte das bei uns passie-ren, bin ich sehr zuversichtlich, dass wir nicht nur überleben, son-dern gut gedeihen werden. Oft werde ich gefragt, wann das Ende von Print kommen wer-de. Und ich denke, dass mein Ende früher kom-men wird. Und ich bin nun 38-jährig und erwarte, für ungefähr weitere 38 Jahre zu leben. Somit denke ich nicht, dass wir in den nächs-ten zehn Jahren das Ende von Print sehen werden.

Nun gut, „Newsweek“ hat so-eben das Ende von Print er-reicht.

Ja, das ist für jeden Titel unter-schiedlich. Doch wenn vom Ende von Print gesprochen wird, wird das Tempo des Wandels oft über-schätzt. WJ

Wo der „Economist“ verkauft wird

Südamerika Print 13.301Digital 5.433 Gesamt 18.734

GroßbritannienPrint 210.386Digital 6.146 Gesamt 216.532

KontinentaleuropaPrint 235.058Digital 9.150 Gesamt 244.208

Mittlerer OstenPrint 25.047Digital 2.083 Gesamt 27.130

Asien/PazifikPrint 143.328Digital 8.005 Gesamt 151.333

1.466.818 Abos (inklusive digital) verkaufte der „Economist“ nach eigenen Angaben im ersten Halbjahr 2012. Online erzielte das Magazin im Juni 2012 rund 13,7 Millionen Visits und 30,4 Millionen Page Impressions.

Nordamerika Print 839.698Digital 57.314 Gesamt 897.012

„Wir denken, dass es unsere besondere

Fähigkeit ist, Ereignisse in Echtzeit

zu analysieren.“NICK BLUNDEN,

„THE ECONOMIST“

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E s war einmal zu einer Zeit, als die Automobilmarke Opel mindestens den gleich hohen Stellenwert in Deutschland hatte wie Volkswagen. Die Autos

machten etwas her – zum Beispiel Chaisen wie der Ka-pitän oder gar der Admiral. Und als dann auch noch der Kadett auf den Markt kam, während VW in der Mono-kultur des Käfers stecken zu bleiben schien, da stellte sich so manchem Marktkenner die Frage, wo denn nun der echte „Volkswagen“ gebaut werde, in Wolfsburg oder etwa im neuen Opel-Werk in Bochum?

Damals und in mehreren darauf folgenden Jahrzehn-ten klappte es bei Opel auch mit der Kommunikation und Öffentlichkeitsarbeit. Es gab sogar Zeiten – damals kommunizierte ein gewisser Hans Wilhelm Gäb im Rang eines Vorstandsmitglieds für Opel –, da galt die Öffent-lichkeitsarbeit der Rüsselsheimer in der gesamten deut-schen Autoindustrie als vorbildlich. Selbst nachdem sich Gäb Ende der 1980er-Jahre in die GM-Europazentrale nach Zürich und in den Aufsichtsrat von Opel zurück-gezogen und das Tagesgeschäft seinem damaligen Stell-vertreter Horst Borghs überlassen hatte, genossen die Presseleute in Rüsselsheim – von Borghs selbst einmal abgesehen – in der Autobranche einen fachlich guten Ruf: Unter anderen wechselten der zwar nicht allseits geliebte, aber geschätzte Wolfgang Inhester und der im-mer noch amtierende Produkt-Pressemann Christoph Horn zu Mercedes-Benz nach Stuttgart. So weit zur Ver-gangenheit.

Krisenkommunikation. Seit es mit Opel aus vielerlei Gründen bergab geht, stottert auch die Kommunikation.

Der Niedergang beschleunigte sich nach Borghs mit der hessischen Ex-Ministerin Klaudia Martini als Kommu-nikationschefin im Vorstandsrang. Unter ihrem Nach-folger Frank Klaas, dem einstigen Fernsehredakteur, wurde die Öffentlichkeitsarbeit nicht viel besser. Dann kam keine Geringere als Susanne Wegerhoff, deren Wie-dergeburt in der Autoindustrie nach einem eher glanz-losen Intermezzo bei der Deutschen Bahn ohnehin nichts Gutes erwarten ließ. Und jetzt hat der alte General-Mo-tors-Fahrensmann Johan Willems das Sagen – oder besser: das Schweigen. Der im Vorstandsrang agierende Belgier scheint Pressevertreter und Öffentlichkeit eher als natürliche Feinde denn als Partner zu sehen. Und seine beiden Adlaten Harald Hamprecht und Ulrich Weber können dem nichts entgegensetzen.

Symptomatisch für die aktuelle Kommunikationskul-tur im Hause Opel ist der Umgang des Unternehmens mit der Zukunft des Werks in Bochum. Obwohl spätes-tens seit vergangenem Sommer in den Opel- und GM-Gremien klar ist, dass im einstigen Kadett-Werk mit früher einmal 22.000 Mitarbeitern ab 2016 keine Autos mehr gebaut werden, versteckten sich die Verantwort-lichen monatelang hinter angeblich noch nicht abge-schlossenen Prüfungen. Dann, ausgerechnet kurz vor Weihnachten, raffte sich der amtierende Chef der Opel AG, Thomas Sedran, auf, den Bochumer Mitarbeitern während einer Betriebsversammlung die Wahrheit zu sagen. Aber sein Mut reichte nicht so weit, nach einem kurzen Statement auch noch Rede und Antwort zu ste-hen. Vielmehr ließen sich er und seine Entourage ver-stohlen durch eine Hintertür aus dem Werk schleusen, wie Beobachter erzählen.

Immerhin brachten die Kommunikatoren eine einsei-tige Pressemeldung zur Nebensächlichkeit einer Stand-ortvernichtung zustande. Schuld an dieser notwendigen Entscheidung sind demnach natürlich nur „der drama-tisch rückläufige europäische Automobilmarkt und die enormen Überkapazitäten in der gesamten europäischen Automobilindustrie“.

Ob es am Realitätsverlust liegt, oder ob uns Willems und Co. für dumm verkaufen wollen? Sie wissen es wohl selber nicht. Aber wir wissen nun immerhin, dass aus Rüsselsheim keine substanziellen Informationen mehr zu erwarten sind. Es fehlt offensichtlich nicht nur am guten Willen, sich mit den selbstverschuldeten Proble-men offen und ehrlich auseinanderzusetzen. Es fehlt bei den Verantwortlichen in Rüsselsheim und Detroit vor allem am Respekt gegenüber der eigenen Traditionsmar-ke Opel – ganz nach dem Motto: Ist der Ruf erst ruiniert, schließt es sich ganz ungeniert.

In diesem Sinne, Ihr Spitz Findig

PR-Geflüster

Vom Niedergang der Opel-Kommunikation

Noch nicht vor allzu langer Zeit hatte Opel die beste Kommunika-tion der Automobil-branche. Davon ist heute kaum noch etwas übrig.

SPITZ FINDIG IST EIN LANGJÄHRIGER KENNER DER PR-SZENE

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: OPE

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Johan Willems ist seit Januar 2012

Opel-Vorstand für Kommunikation.

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Trend

Aus Lesern Fans machenchen-Format gehen technisch gesteu-ert mit dem aktuellen Beitrag raus. Effizient automatisiert – und schon ist die Bringschuld auf Twitter vollbracht. Die vielfältigen Potenziale des Kurz-nachrichtenkanals bleiben jedoch auf der Strecke, denn Twitter hat sich zum Kommunikationskanal entwickelt und bietet die Möglichkeit der direkten Kontaktaufnahme mit Zielgruppen.Betrachtet man die Zahlen der Wirt-schaftspresse bei Facebook, Google+ und Twitter (siehe Tabelle), so geht das Konzept Social Media als Push-Kanal nicht auf. Die Gleichung: Viele Mel-dungen gleich viele Follower erweist sich als Trugschluss.

Dass es anders geht, zeigt die „Wirt-schaftswoche“ schon seit drei Jahren mit personalisierten Tweets. Diesem Konzept ist die Redaktion aus der Ka-sernenstraße treu geblieben. Schaut man sich die Anzahl der Follower zur Höhe der ausgesendeten Tweets an, so ist die „Wirtschaftswoche“ auf Twitter im deutschen Wirtschaftsumfeld wei-terhin ein Top-Player.

Außer einer Kanalisierung der Tweets durch separate Accounts und eine nette Hintergrundgrafik hat sich jedoch weder bei der „WiWo“ noch den anderen viel getan. Dabei erlauben neue Funktionen wie die Twitter-Lis-ten längst mehr. Das Prinzip Teilen

fällt den Verlagen hier allerdings sicht-bar schwer. Tweet-Entdeckungen im Netz können als Favoriten innerhalb des Twitter-Accounts sichtbar ge-macht werden. Dabei könnten den Lesern Kernkompetenzen wie Recher-che und Quellenkenntnis als Mehr-wert offeriert werden. Es ist eine ein-fache Möglichkeit der Kundenbindung mit sehr geringem Ressourcenauf-wand und bietet Chancen für das in-terne Informationsmanagement im Redaktionsalltag.

Das emotionale Brennen für The-men besetzen die einzelnen journalis-tischen Köpfe der Häuser auf eigenen Accounts und den Blogs der Publika-tionen. Diese journalistische Freiheit der Mitarbeiter ist lobenswert, jedoch im Kontext einer Markenkommunika-tion nur eine Säule. Die Marke Zeitung muss ein eigenes Bild online entwi-ckeln und hier die gesamte Bandbreite der neuen Technologien besetzen. So gesehen ist der Neustart der Google+-Communitys ein noch weiterer Punkt auf einer sehr langen To-do-Liste der Verlage.

Die Entwicklungsgeschwindigkeit auf Social Media lässt nicht nach. Google hat für 2013 zahlreiche Innova-tionen angekündigt. Social-Media-Kundenservice und -Selling könnten dann die großen Themen werden. WJ

MICHAEL KLEMS IST AUTOR UND INHABER EINES [email protected]

Die Wirtschaftspresse nutzt die Möglichkeiten von Social Media zu wenig. Dabei sind Facebook, Twitter und Co. ideal zur Kunden-bindung.

Facebook-Likes sind (noch) keine Währung im deutschen Wirtschafts-journalismus.

Wirtschaftstitel und soziale MedienObjekt

Twitter-Follower

Facebook-Likes

Google+ Kreise

Financial Times 1.005.922 464.616 1.480.014

Wall Street Journal 230.855 628.789 996.135

Handelsblatt 73.308 31.100 2.876

Wirtschaftswoche 45.771 16.403 24.830

Neue Zürcher Zeitung 42.115 19.035 4.224

Spiegel Online 19.336 260.121 102.027

Manager Magazin 11.451 9.784 2.645

Frankfurter Allgemeine* 11.150 55.946 22.863

*FAZ Wirtschaft; Auswertung Dezember 2012: Twitter: Follower; Facebook: Likes, Google+: Einkreisungen

D ie letzten Tage der „FTD“ haben gezeigt, wie das Online-Engage-ment einer Redaktion aussehen

sollte: Leidenschaftlich suchten sie den echten Dialog mit den Lesern. Tatsäch-lich ist eine solche Hinwendung zum Publikum noch die große Ausnahme. Betrachtet man das Social-Media-En-gagement der Wirtschaftspresse insge-samt, so schafft es kaum eine der Pub-likationen, eigene Zeichen und Allein-stellungsmerkmale im sozialen Umfeld zu erzielen. Der Grund dafür: Oft ist die Denke falsch. Der PR-Berater Mirko Lange von Talkabout bringt es in einem Blog-Beitrag auf den Punkt: „Wie kann ich aus Fans Kunden machen?“ ist die komplett falsche Frage. Die Frage muss heißen: „Wie kann ich aus Kunden Fans machen?“ Im normalen Geschäft kennt man dies. Neukundengewin-nung steht auf der Top-Agenda. Die Kundenbindung ist oft nicht der Schwerpunkt in den Bemühungen. Dies, obwohl mit Facebook, Google & Co. effiziente Methoden zur Kunden-kommunikation bestehen.

Kaum Wille zum DialogBisher nutzen die einzelnen Publika-tionen etwa Twitter überwiegend für den Push der frischen Meldungen aus den Basispräsenzen der Website. Die kurzen Verlautbarungen im 140-Zei-

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PROFILTanja Kewes (33) ist seit August 2011 Chefreporterin des „Handelsblatt“. Zuvor leitete sie u. a. das Handels-blatt-Magazin „Junge Karriere“ (2008/2009) und berichtete als Redakteurin im Ressort Unternehmen & Märkte über die Luftfahrtbranche und die Luxusindustrie (2005 bis 2008). Sie wurde u. a. mit dem Holtz-brinck Preis für Wirtschaftspublizistik und dem Nachwuchspreis der Friedrich und Isabel Vogel-Stiftung ausgezeichnet. Tanja Kewes schreibt seit Herbst 2009 die Kolumne „Faktor Mensch“, die jeden Freitag im „Handelsblatt“ erscheint. Kürzlich ist eine Auswahl der Texte unter dem Titel „Faktor Mensch“ als Buch im Epubli-Verlag erschienen.

tanja Kewes

Ihr teuerster Besitz?Mein Ehering – und natürlich das dahinterstehende Versprechen und Vertrauen meines Mannes.

Welches Auto fahren Sie und warum?Ich fahre meist Fahrrad, damit komme ich in Düssel-dorf am schnellsten von A nach B.

Was verdienen Sie?Das Beste!

Warum ist das nicht genug?Weil auch der Superlativ relativ ist.

Welcher Wirtschaftsjournalist nervt derzeit am meisten?Wirtschaft im Fernsehen im Allgemeinen – das sind entweder nur Börsenkurse oder Verbraucher-/Aufregerthemen.

Welcher Kollege wird unterschätzt?Die ganze Zunft.

Ihre größte journalistische Sünde?Ich suche noch den Baum der Erkenntnis.

Ihre größte journalistische Heldentat?Seit drei Jahren jede Woche die Kolumne „Faktor Mensch“ zu schreiben. Die ist entsprechend von Freitag zu Freitag mal nachdenklich, mal lustig, mal krawallig.

Wovor haben Sie Angst?Krank zu werden.

Wann waren Sie am glücklichsten?Ich bin glücklich, jetzt gerade, eben, gestern und wahrscheinlich auch morgen. Das reicht mir.

Ihre größte Aufgabe in den nächsten zwölf Monaten?Das Buch zu meiner Kolumne „Faktor Mensch“ zu vermarkten. Also: Schauen Sie es sich mal an! Epubli Verlag.

Die Chefreporterin des „Handelsblatt“ wäre eigentlich auch ganz gerne Verlegerin. Bis es so weit ist, sucht sie den Baum der Erkenntnis und irritiert manchen ihrer Kollegen durch einen eigenen Willen.

Letzte Worte

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Was irritiert Sie an Ihren Arbeitskollegen?Ja-Sagen, mangelnde Kreativität, Eitelkeit.

Sie irritieren Ihre Arbeitskollegen durch …… einen eigenen Willen.

Sie lassen sich am liebsten ablenken durch …Reisen und Sport (Laufen, Ski).

Ich gebe Ihnen 10.000 Euro. Ein Anlagetipp?Investition ins eigene Humankapital durch Reisen. Den Horizont erweitern – im besten Sinne. Sehr zu empfehlen: Afrika und Naher Osten.

Sie werden unvorstellbar reich. Welchen Job wollen Sie dann haben?Verlegerin. Und nebenbei würde ich malen.

Was nervt Sie an Ihrem Job am meisten?Der Druck des täglichen Erscheinungsrhythmus, die vielen E-Mails, und Kollegen, die in Konferenzen von wenig eine Ahnung, aber zu allem eine Meinung haben.

Was lieben Sie an Ihrem Job?Die Unabhängigkeit und die Selbstständigkeit, die ich beim „Handelsblatt“ habe.

Was möchten Sie Ihrem Chef mal sagen?Ich sage ihm fast alles, und das andere muss er selber merken.

Gibt es ein Leben nach dem Journalismus?Auf jeden Fall. Jeden Tag, jede Woche – und erst recht im Alter.

Gibt es ein Leben nach dem Tod?Ich glaube.

Lohnt es sich zu beten?Ja, es beruhigt und besinnt.

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