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Schlüsselwörter Vitam in C, komplementäre Onkologie, Pharmakokinetik, zytotoxische Effekte, Wasserstoffperoxid, Zytosta ti ka, Neben- wirkungsrate Zusammenfassung Vitamin C wird seit Langem in der kom- plementären Onkologie eingesetzt. In - vitra-Studien und Tierversuche zeigen eine zytotoxische Wirkung des Vitamins auf Tumorzellen. Kleinere Studien und inter- nationale Fall berichte deuten darauf hin, dass Krebspatienten von einer Vi tamin-C- Hochdosisinfusionstherapie im Hinblick auf die Nebenwirkungen und Effektivität einer tumordestruktiven Therapie profitie- ren können. Vitamin C (Ascorbinsäure, Ascorbat) ist neben Selen eines der am häufigsten ei ngesetzten Antioxidanzien in der komplementären Onkologie. Die Bedeu- tung von Vitamin C in der Krebspräven- tion und die therapeutische Anwen- dung in der Krebstherapie wird jedoch seit Jahrzehnten sehr emotional und kontrovers diskuti ert [1, 2]. Vitamin C in der Onkologie - a long way to evidence! Die ersten Hinweise darauf, dass Vita- min C von Nutzen in der Krebstherapie sein könnte. zeigten Arbeiten aus dem Jahre 1974 von Cameron und Campbell [3]. De n internationalen Anstoß zu Überlegungen. Vitamin C hoch dosiert bei Tu morpatienten einzusetzen, gab eine Studie von Linus Pa uling. 1976 pu- blizierte Pauling eine klin ische Studie wissen I Gm) Vitamin C in der komplementären Onkologie: Update 2013 UweGröber Eine aktuelle Studie mit Brustkrebspatientinnen zeigt zahlreiche positive Effekte einer parenteralen Vita- min-C-Gabe beim Nebenwirkungsmanagement der konventionellen Therapie. <0 jupiterimages: nachge- stellte Situation mit hoch dosiertem Vitamin C an 100 terminalen Krebspatienten in der re- nommierten wissenschaftlichen Fach- zeitschrift Proceedings of the National Academy ofSciences (PNAS ). Das Thera- pieregime bestand in dieser Studie aus einer intravenösen Applikation von 10 g Vitamin C pro Tag, die initial über einen Zeitraum von 10 Tagen gegeben wurde, an die sich ei ne regelmäßige orale Supplementierung von täglich 10g Vitamin C anschloss. Als Kontroll- gruppe dienten 1000 vergleichbare Krebspatienten, die ke ine Vitamin-e- Therapie erhielten. Pauling konnte dabei zeigen. dass die kombinierte intrave- nöse und orale App likation von Vitamin C zu einer signifikanten Verlängerung des Überlebens führte [4]. Die durch- schnittliche Übe rl ebenszeit ( ÜZ) in der Vitamin-C-Gruppe Z: 2:.210 Tage ) war 4,2-mal so hoch wie in der Kontroll- gruppe (ÜZ: 50 Tage )(C) Abb. 1). Zwei randomisierte placebokontrol- lierte Studien wurden an der Maya (Iinie mit je 150 bzw. 100 Krebspa- tienten im fortgeschrittenen Stadium durchgeführt, die täglich 10 g Vitamin C oral erhielten. In diesen Studien konn- ten allerdings die Ergebnisse von Pau- ling nicht bestätigt werden [ 5, 6]. Im Hinblick auf die aktuellen Forschungs- ergebnisse über die Pharmakakinetik von parenteral appliziertem Vitamin C (Asco rbat) darf aber ein entscheidender methodischer Unterschied zwischen den Studien von Pau ling und der Mayo Clinic nicht unerwähnt bleiben. Obwohl in beiden Studien die gleiche Dos is von Vitamin C (10 g Vitamin C/d) eingesetzt Gröber U: Vitamin C in der komplementären Onkologie: Update 2013 OM - Zs. f. Orthomol. Med. 2013; 4: 9 -14 9

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Schlüsselwörter Vitamin C, komplementäre Onkologie, Pharmakokinetik, zytotoxische Effekte, Wasserstoffperoxid, Zytostatika, Neben­wirkungsrate

Zusammenfassung Vitamin C wird seit Langem in der kom­plementären Onkologie eingesetzt. In­vitra-Studien und Tierversuche zeigen eine zytotoxische Wirkung des Vitamins auf Tumorzellen. Kleinere Studien und inter­nationale Fallberichte deuten darauf hin, dass Krebspatienten von einer Vitamin-C­Hochdosisinfusionstherapie im Hinblick auf die Nebenwirkungen und Effektivität einer tumordestruktiven Therapie profitie­ren können.

Vitamin C (Ascorbinsäure, Ascorbat) ist neben Selen eines der am häufigsten eingesetzten Antioxidanzien in der komplementären Onkologie. Die Bedeu­tung von Vitamin C in der Krebspräven­tion und die therapeutische Anwen­dung in der Krebstherapie wird jedoch seit Jahrzehnten sehr emotional und kontrovers diskutiert [1, 2].

Vitamin C in der Onkologie -a long way to evidence!

Die ersten Hinweise darauf, dass Vita­min C von Nutzen in der Krebstherapie sein könnte. zeigten Arbeiten aus dem Jahre 1974 von Cameron und Campbell [3]. Den internationalen Anstoß zu Überlegungen. Vitamin C hoch dosiert bei Tumorpatienten einzusetzen, gab eine Studie von Linus Pauling. 1976 pu­blizierte Pauling eine klinische Studie

wissen I Gm)

Vitamin C in der komplementären Onkologie: Update 2013 UweGröber

Eine aktuelle Studie mit Brustkrebspatientinnen zeigt zahlreiche positive Effekte einer parenteralen Vita­min-C-Gabe beim Nebenwirkungsmanagement der konventionellen Therapie. <0 jupiterimages: nachge­

stellte Situation

mit hoch dosiertem Vitamin C an 100 terminalen Krebspatienten in der re­nommierten wissenschaftlichen Fach­zeitschrift Proceedings of the National Academy ofSciences (PNAS). Das Thera­pieregime bestand in dieser Studie aus einer intravenösen Applikation von 10 g Vitamin C pro Tag, die initial über einen Zeitraum von 10 Tagen gegeben wurde, an die sich eine regelmäßige orale Supplementierung von täglich 10g Vitamin C anschloss. Als Kontroll­gruppe dienten 1000 vergleichbare Krebspatienten, die keine Vitamin-e­Therapie erhielten. Pauling konnte dabei zeigen. dass die kombinierte intrave­nöse und orale Applikation von Vitamin C zu einer signifikanten Verlängerung des Überlebens führte [4]. Die durch­schnittliche Überlebenszeit (ÜZ) in der

Vitamin-C-Gruppe (ÜZ: 2:.210 Tage) war 4,2-mal so hoch wie in der Kontroll­gruppe (ÜZ: 50 Tage)(C) Abb. 1 ).

Zwei randomisierte placebokontrol­lierte Studien wurden an der Maya (Iinie mit je 150 bzw. 100 Krebspa­tienten im fortgeschrittenen Stadium durchgeführt, die täglich 10 g Vitamin C oral erhielten. In diesen Studien konn­ten allerdings die Ergebnisse von Pau­ling nicht bestätigt werden [ 5, 6]. Im Hinblick auf die aktuellen Forschungs­ergebnisse über die Pharmakakinetik von parenteral appliziertem Vitamin C (Ascorbat) darf aber ein entscheidender methodischer Unterschied zwischen den Studien von Pauling und der Mayo Clinic nicht unerwähnt bleiben. Obwohl in beiden Studien die gleiche Dosis von Vitamin C (1 0 g Vitamin C/d) eingesetzt

Gröber U: Vitamin C in der komplementären Onkologie: Update 2013 OM - Zs. f. Orthomol. Med. 2013; 4: 9-14 9

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Abb. 1 Einfluss von Vitamin C (initial1 0 g/d für 10 Tage i. v., gefolgt von 10 gfd p. o. dauerhaft) auf die Überlebenszeit bei terminalen Krebspatienten [4 [.

wurde, erfolgte in der Studie von Pau- hilfe der Transportproteine SeVTl und ling eine Kombination von parenteral seVT2 (Sodium-dependent Vitamin e und oral appliziertem Vitamin e. wo­hingegen in den Studien der Mayo Clinic Vitamin e nur oral gegeben wurde. Auf­grund der degressiven Resorption und der metabolischen Kontrolle in der Ge­webeverteilung sind jedoch die erziel­baren Vitamin-e-Blutspiegel durch orale Supplementierung mit etwa 240 J.lmol/1 erheblich limitiert. Beim Menschen und Meerschweinchen besteht ein sättigba­rer Transport. Hohe Vitamin-e-Konzen­trationen verringern die Aktivität des Vitamin-e-Transporters und damit die orale Bioverfügbarkeit. Zudem steigt der Vitamin-e-Turnover an, sodass bis zu 80% des Vitamin e unverändert mit dem Urin ausgeschieden werden [7]. Nur durch die parenterale Applikation von Vitamin e können zytotoxische Blutspiegel von 1000-20 000 pmol/1 er­reicht werden.

Transporter) resorbiert. Bei Einnahme hoher Dosen erfolgt zusätzlich eine passive Aufnahme durch Diffusion. Die oxidierte Form Dehydroascorbinsäure (DHA), die im Stoffwechsel durch L-Giu­tathion reversibel reduzierbar ist, pas­siert die Zellmembran ausschließlich durch erleichterte Diffusion.

Insgesamt sinkt die orale Resorp­tionsquote von Vitamin e mit steigen­der Einzeldosis, da die Dünndarmzellen in Gegenwart hoherVitamin-e-Konzen­trationen die Expression des Vitamin-e­Rezeptors reduzieren: • Bei einer oralen Dosis von 180 mg

werden etwa 80-90 % des Vitamin e resorbiert,

• bei einer Dosis von 200 mg bei intak­tem GIT etwa 90-100%,

• bei einer Dosis von 1000 mg etwa 65- 75% und

• bei 12 OOOmg nur noch 16%.

liegt bei > 1 mg/dl, d. h. eine renale Aus­scheidung erfolgt erst bei Plasmakon­zentrationen zwischen 1,2 und 1,8 mg/ dl (etwa 70 und 100 J.lmOI/1). Unterhalb dieser Konzentration wird Vitamin e aktiv im proximalen Tubulus Na+-ab­hängig rückresorbiert [ 7].

Aktuelle pharmakakinetische Unter­suchungen zur oralen und parenteralen Vitamin-e-Applikation belegen. dass selbst bei der Einnahme extrem hoher oraler Dosierungen (z. B. 18 g Vitamin etd. p. o. ) die Vitamin-e-Peakplasma­spiegel nur ein Maximum von etwa 220-240 J.imol/1 erreichen (C) Abb. 2). Demgegenüber werden bei der intrave­nösen Appl ikation von 10 g Vitamin e ein Peakwert im Blutplasma um 6000 pmol/1 und bei 50 g Vitamin i. v. ein Peakwert von etwa 14 000 pmol/1 erreicht [8].

Vitamin C (Ascorbat): Zytotoxische Wirkung auf Tumorzellen

In-vitra-Studien [9, 10] von ehen und Levine haben gezeigt, dass pharmakolo­gische Konzentrationen von Vitamin e. die zu einem Anstieg der Vitamin-e­Plasmaspiegel auf 1000-5000 pmol/1 und mehr führen. selektiv zytotoxische Effekte auf Tumorzellen ausüben ohne normale Zellen zu schädigen (C) Abb. 2). Um die klin ischen Effekte einer intrave­nösen Vitamin-e-Applikation nachzu­ahmen, wurden die untersuchten Zellen 1 h lang mit Vitamin e (0,3-20 mM ) in­kubiert und danach 18-22 h beobach­tet. Die Vitamin-e -Exposition führte bei verschiedenen humanen Krebszel­len (z. B. Brust. Glioblastom, Lymphom) zum Zelltod. Normale Zellen (z. B. Lym­phozyten, Fibroblasten, Monozyten)

Vitamin C: Der nicht resorbierte Anteil wird von sind unempfindlich gegen Vitamin-e-Klinische Pharmakakinetik der Dickdarmflora teilweise zu organi- Konzentrationen bis zu 20 mM.

sehen Säuren und eo2 abgebaut. Die re-Der akt ive Vitamin-e-Transport ist na- nale Vitamin-e-Exkretion steigt. wenn triumabhängig und folgt einer Sätti- der Gesamtkörperpool 1500 mg bzw. gungskinetik. Vitamin e wird in niedri- die Vitamin-e-Plasmaspiegel die Rück-gen Dosen im menschlichen Duodenum resorptionskapazitätder Niere wesenr-und im proximalen jejunum aktiv mit- lieh überschreitet. Die Nierenschwelle

Mechanismen der zytotoxischen Effekte Wasserstoffperoxid (H2 02 ) spielt als zy­totoxischer Mediator im Rahmen der in­travenösen Vitamin-e-Hochdosisthera-

10 Gröber U: Vi tamin C in der komplementären Onkologie: Update 2013 OM- Zs. f. Orthomol. Med. 2013; 4: 9-14

pie eine zentrale Rolle. Dabei wirkt das

Ascorbatmolekül als Prooxidans und Prodrug von H2 0 2. Ascorbat induziert

in pharmakologischer Dosierung die Bil­

dung von zytotoxischem Wasserstoff­

peroxid, das in der Lage ist, Krebszellen

abzutöten, gesunde Zellen aber nicht

schädigt. Entsprechende Belege liegen

bereits aus ln-vitra-Versuchen mit ver­

schiedenen Tumorzelllinien und gesun­

den Zellen vor. Solange das Ascorbat­

molekül im Blut zirkuliert, werden an­

scheinend nur wenig Wasserstoffper­

oxide produziert, und diese durch die

Katalase (CAT} im Plasma und die Glu­

tathion-Peroxidase (GSH-Px) in den

Erythrozyten effizient entgiftet. Erst

Blutgefäße

Interstitium

Zellen

wissen I cm:i)

Ascorbat (1 -3 g/kg KG. i. v.)

1 Ascorbat (Prodrug): H20 2 (Prooxidans)

GSH-Px (Se) Ascorbat

CAT

Blutspiegel >300-500 mg/dl (= 16500-27500 ~mol/ 1 ) 1 Ascorbat

C!!. _ gesunde Zelle

indifferent vulnerabel

wenn das Ascorbatmolekül aus der Abb. 2 Selektiver zytotoxischer Effekt von intravenös appliziertem Vitamin C (Modell) [1 2].

Blutbahn in den interstitiellen Raum

übertritt, kommt es zu einer intensiven

Bildung von H2 02, das dann als zytoto­xisches Agens selektiv Krebszellen ab­

töten kann [ 11, 12 ]. Tumorzellen reagie­

ren empfindlicher auf oxidativen Stress, da sie schlechter mit antioxidativen

Schutzenzymen ausgestattet sind.

Wahrscheinlich induzieren die Wasser­stoffperoxide in Tumorzellen die Apop­

tase durch DNA-Brüche und mitochon­

driale Schäden [13]. Weitere nachge­

wiesene Effekte auf der molekularen

Ebene sind

• Zellzyklusstillstand am Übergang

von der G1- in die S-Phase,

• verminderte Expression von Cyclin A und E, CDK2 und CDK4,

• Induktion der Apoptose,

• Zunahme von p53 und p21 und

• Aktivierung der Caspase 3.

ln einer aktuellen Studie aus dem Jahre

2008 wurde die Wirkung von hoch do­

siertem parenteral applizierten Ascor­

bat auf drei aggressive Tumorarten un­

tersucht. Dabei erhielten Mäuse mit

schnell wachsendem Pankreaskarzi­

nom, Ovarialkarzinom oder Glioblasto­

men bis zu 4 g Vitamin C pro kg Köper­

gewicht pro Tag intravenös oder intra­

peritoneal. Im Vergleich zu den Tieren,

die kein Vitamin C erhalten hatten,

reduzierte die Vitamin-e-Hochdosis­

infusion signifikant das Tumorgewicht

und -Wachstum beim Ovarialkarzinom

(p < 0.005), Pankreaskarzinom (p < 0.05)

und Glioblastom (p < 0.001) zwischen

41 und 53%. Bei den glioblastomtragen­

den Mäusen konnte darüber hinaus die

Metastasenbildung verhindert werden. Die Autoren vermuten, dass eine hoch­

dosierte Vitamin-e-Infusionstherapie

v.a. bei Krebsarten mit schlechter Prog­

nose und begrenzten therapeutischen

Möglichkeiten von Nutzen sein kann

[10].

Vitamin C und Zytostatika

Im Hinblick auf die Nebenwirkungsrate

und tumordestruktive Wirkung von Zy­

tostatika gibt es Hinweise, dass Vitamin

C die Wirksamkeit einiger Zytostatika

verstärken kann. Die kombinierte Gabe

von Adriamycin mit einer parenteralen

Applikation von Vitamin C (2 gfkg KG,

i. v. oder intraperitoneal) konnte im

Tierversuch (Maus, Meerschweinchen)

die kardiatoxischen Nebenwirkungen

des Anthrazyklins signifikant reduzie­

ren und die Überlebenszeit signifikant

erhöhen. Die zytotoxische Wirkung des

Anthrazyklins wurde dabei nicht beein­

trächtigt [14). Pharmakologische In-vi­

tra-Studien haben zudem gezeigt, dass

Vitamin C die zytotoxische Wirkung

von antineoplastischen Substanzen wie

Cisplatin, Dacarbazin, Doxorubicin, Pa­

clitaxel, Tamoxifen und 5-Fiuorouracil

(5-FU) verstärkt [15]. Bemerkenswert

sind auch Untersuchungen, in denen

gezeigt wurde, dass die intraperitoneale

Applikation von Vitamin C zusammen

mit VitaminK in der Lage ist, die tumor­destruktive Wirkung verschiedener Zy­

tostatika zu potenzieren [16-18 ].

Dagegen führte eine Vorbehandlung

mit Dehydroascorbinsäure, die aus As­

corbinsäure mithilfe einer Ascorbat­

Oxidase gewonnen wurde, in einer ak­tuellen Studie an Tumorzell linien und

tumortragenden Mäusen zu e iner dosis­

abhängigen Abschwächung der Zytoto­

xizität bei Doxorubicin, Cisplatin, Vin­

cristin, Methotrexat und lmatinib. Im

Tierversuch hemmte zudem die orale

Gabe von Vitamin C die zytotoxische

Wh·k""g voo Bmtemm;b be;m mulH- ) plen Myelom [2].

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Klinische Studien und Fallberichte mit Vitamin-e­lnfusionen von 7,5-150 g

7,5 g Vitamin Ci. v.

Die Ergebnisse einer aktuellen multi­

zentrischen retrospektiven epidemiolo­

gischen Kohortenstudie an 125 Brust-

Gröber U: Vitamin C in der komplementären Onkologie: Update 2013 OM - Zs. f. Orthomol. Med. 2013; 4: 9-14 11

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D Vitamin-e-Gruppe • Kontrollgruppe

Abb. 3 Einfluss einer Vitamin-e-lnfusionstherapie (7,5 g Vitamin (/Infusion, 1 x pro Woche, nicht am Tag der Chemo- bzw. Strahlentherapie) auf Nebenwir­kungen der adjuvanten tumordestruktiven Therapie bei 125 Frauen mit Brustkrebs.

krebspatientinnen (UICC-Kiassifikation:

ll a bis lll b) im Alter von durchschnitt­

lich 56 Jahren zeigen, dass die parente­

rale Applikation von Vitamin C (7,5 g/ln­

fusion 1 x pro Woche; nicht am Tag der

Chemo- oder Strahlentherapie) über

mindestens 4 Wochen begleitend zu

einer adjuvanten tumordestruktiven

Therapie (Operation; CTX: EC, CMF oder

FEC; Hormontherapie; RT) signifikant

die krankheits- oder therapiebedingten Beschwerden wie Nausea (p = 0,022),

Appetitlosigkeit (p = 0,046), Depressio­

nen (p = 0,017), Fatigue (p = 0,023) und

hämorrhagische Diathese (p = 0,032)

verringert. Die Intensität dieser Be­

schwerden war in der Kontrollgruppe

ohne Vitamin-e-Infusionen in der

Nachsorgephase nahezu doppelt so

hoch wie in der Interventionsgruppe

mit Vitamin-e-Infusionen (O Abb. 3).

Bemerkenswert ist auch, dass unter

den Vitamin-e-Infusionen keine Neben­

wirkungen beobachtet wurden [ 13, 19].

60 g Vitamin C i. v. Eine Verbesserung der tumordestrukti­

ven Therapie bei gleichzeitiger Reduk­

tion der Nebenwirkungsrate durch defi­

nierte (hohe) Dosen von Antioxidanzien

(oral) in Kombination mit einer Vita­

min-(-Hochdosisinfusionsthera pie

wird in einer Anwendungsbeobachtung

der University of Kansas an Frauen mit

fo rtgeschrittenem epithelialen Ovarial­

karzinom (Stadium 111 c) beschrieben. In

dieser Untersuchung supplementierten

die Patient innen mit Ovarialkarzinom

nach einer Primäroperation adjuvant

zur First-Line-Chemotherapie bzw. Kon­

solidierungstherapie mit Carboplatin

und Paclitaxel regelmäßig hochdosierte

dierätische Antioxidanzien. Zusätzlich

erfolgte nach Ausschluss eines Gluco­

se-6-Phsophat-Dehyd rogenase-Mangels

2 x wöchentlich eine intravenöse Appli­

kation von Vitamin C (Dosierung: 60 g/

Infusion, 2 x pro Woche. Zeitraum: 40

Monate), die sich an Wirkspiegeln von

über 200 mg/dl für Vitamin C im Plasma

orientierte. Die Komedikation mit Anti­

oxidanzien in Verbindung mit der par­

enteralen Applikation von Vitamin C

zeigte einen überaus günstigen Effekt

Ende der Behandlung keine Rezidive

nachgewiesen werden. Der Tumormar­

ker CA-125 als diagnostischer Marker

für das ektopische Epithel lag im Nor­

malbereich [20].

15- 60 g Vitamin Ci. v.

In drei aktuellen Fallberichten, in denen

die vom National Cancer Institute der

USA erstellten "Best Case Series Guide­

lines" zugrunde gelegt wurden, war die

langfristige Vitamin-C-Hochdosisinfu­

sionstherapie mit einem außergewöhn­

lich guten klinischen Verlauf und zum

Teil kompletter Remission des Primär­

tumors assoziiert [21].

Patient 1: Eine Patientin (51 Jahre,

Diagnose: August 1995 ) mit Nierenzell­

karzinom (Grad 111/ IV mit Beteiligung

der Nierenvene), bei der 6 Monate nach

Nephrektomie mehrere Lungenmetas­

tasen nachgewiesen wurden, lehnte die

konventionelle Therapie ab und ent­

schied sich stattdessen für eine Vita-

auf die tumordestruktive Effektivität min-C-Hochdosistherapie (65 g Vitamin

und Nebenwirkungsrate der Chemothe­

rapie (z. B. Paclitaxel: Neurotoxizität

Myelosupression) sowie auf die Remis­

sionsdauer und die Lebensqualität Bei

den Patientinnen konnten 3 Jahre nach

C i. v., 2 x pro Woche, Beginn: Oktober

1996, Dauer: 10 Monate). Eine Kontroll­

untersuchung ergab nach 1 Jahr in der

Lunge keinen pathologischen Befund.

Erst 5 Jahre später fand sich e in kleinzel-

12 Gröber U: Vitamin C in der komplementären Onkologie: Update 2013 OM - Zs. f. Orthomol. Med. 2013; 4 : 9- 14

Tab. 1 Vitamin-C-Hochdosis-Titrationsschema GL (bei normalem G6-PD-Status).

1. Infusion

2.und

3.1nfusion

15 g Vitamin C in 200 m l 0,9% NaCI oder Ringerlactat -Lsg. über 30 min

30 g Vitamin C in 400- 500 ml 0,9% Na Cl oder Ringerlactat-Lsg. über 45-60 min

Zur Vorbeugung vaskulärer Spasmen: a) Infusion mit 200 mg Magnesium-Chlorid

oder-sulfatergänzen

4.und

5.1nfusion

60 g Vitamin C in 500-1 000 m l 0,9% NaCI oder Ringerlactat-Lsg.

6. 1nfusion

Zur Vorbeugung vaskulärer Spasmen: a) Infusion mit 200-400 mg Magnesium­

Chlorid oder-sulfatergänzen b)zusätzlich: 1-21 Getränk mit500-1 000 mg Calcium

75 g Vitamin C in 1 000 ml 0,9% NaCI oder Ringerlactat-Lsg

Zur Vorbeugung vaskulärer Spasmen: a) Infusion mit 400 mg Magnesium-Chlorid

oder -sulfatergänzen b) zusätzlich: 1-21 Getränk mit 1 000 mg Calcium

Weitere

Infusionen

100-150 g Vitamin C in 0,9% NaCI oder Ringerlactat-Lsg .

Zur Vorbeugung vaskulärer Spasmen: a) Infusion mit 400 mg Magnesium-Chlorid

oder -sulfatergänzen b) zusätzlich: 1- 21 Getränk m it 1 000 mg Calcium

Labor: Monitaring der Vitamin-C-Piasmaspiegel (Zielwert: > 300-500 mgfdl)

Durchführung der Vitamin-C-Hochdosisinfusionstherapie

1. Nach Ausschluss des G6-PD-Mangels wurde die Vitamin-C-Dosis sukzessive in den folgenden 2-4 Wochen

erhöht (alle 5-7 Tage Dosisverdopplung) bis zum Erreichen von Vitamin-C-Piasmaspiegeln von> 300-500 mgf

dl (> 500 mg/dl gemessen nach Vitamin-C-Infusion von 150 g).

Dosierung pro Infusion: 1-3 g Vitamin C pro kg Körpergewicht

Infusionsgeschwindigkeit 0,5(-2) g Vitamin Cfmin

2. Chemotherapie (CT): 150 g Vitamin-C-Infusion direkt vor der CT (3 x FEC und 3 x DOC)

3. Nach der CT: 1- 3 Vitamin-e-lnfusionen alle 4-8 Wochen

4. Etwa 3 Tage vor bis 3 Tage nach jeder Vitamin-C-Infusion wurde jeweils 30-60 mg Vitamin Kl /d supple­

mentiert (Hinweis auf additive zytotoxische Wirkung mit Vitamin-C-Infusion: alternativ: 60-200 J.lg MK-7)

liges Lungenkarzinom (starke Rauche­

rin), das nicht aufVitamin-C-Infusionen ansprach. Die Patientin verstarb 7 Jahre

nach der Diagnosestellung offensicht­lich am Primärtumor.

Patient 2: Bei diesem Patienten (49

Jahre. Diagnose: 1996) wurde ein Bla­senkarzinom (Grad lll/lll, papilläres, muskelinvasives Übergangsepithelkar­zinom ) mit multiplen Satell itentumo­

ren festgestellt. Nach Resektion des Tu­mors entschied sich der Patient fü r eine

Vitamin-C-Hochdosisinfus ionstherapie (30 g Vitamin C i. v., 2 x pro Woche für 3 Monate, danach 4 Jahre lang 30 g Vita­min C alle 1-2 Monate, unterbrochen von 1- 2 monatigen Intervallen mit häu­

figeren Infusionen). Nach 9 Jahren war der Patient, obwohl es sich um einen multiplen muskelinvasiven Tumor han­

delte, bei guter Gesundheit und fre i von Metastasen.

Patient 3: Die Patientin (66 Jahre. Di­

agnose: Januar 1995) hatte ein diffuses großes B-Zell-Lymphom (Stage 111 , 3,5-

7 cm transversal, 11 cm craniocaudal, paraspinal Höhe L4-L5) mit axillä rer

Lymphknotenbeteiligung. Die Patientin stimmt einer 5-wöchigen Bestrah lung, nicht aber einer Chemotherapie zu und

entscheidet sich stattdessen für eine Vi tamin-C-Hochdosisinfus io nstherapie

(15 g Vitamin Ci. v .. 2 x pro Woche für 2 Monate. gefolgt von 15 g Vitamin C i. v., 1 x pro Woche für 7 Monate. dann 15 g Vitamin C i. v., alle 2-3 Monate für 1

Jahr). Die Patientin ist 10 Jahre nach der Diagnose beschwerdefrei und ohne An­zeichen einer malignen Erkrankung.

150 g Vitamin Ci. v. Die erste in Deutschland in einer onko­

logischen Fachzeitschrift dokumentier­te Patientin mit Brustkrebs, die nach

Ausschluss eines G-6-PDH-Mangels zur Chemotherapie mit 3 x 5-FU-Epirubi­cin-Cyclophosphamid (FEC) und 3 x Do­

cetaxel (DOC) jeweils als Prämedikation

e ine Vitam in-e-Hochdosisinfusion mit 150 g Vitamin C in 1000 ml Ringer­lactat plus 400 mg Magnesium e rhielt (C) Tab. 1) - a lso 6 x vor der CT -, wur­de vom Autor dieses Beitrages in der

Deutschen Zeitschrift fü r Onkologie im

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Gröber U: Vitam in C in der komplementären Onkologie: Update 2013 OM - Zs. f. Orthomol. Med. 201

Cilii) I wtssen

Jahre 2007 vorgestellt. Die Prä- und Ko- den Krankheitsverlauf (PACMAN-Stu- Fazit medikationmit der Vitamin-C-Hochdo- die. 2013). Bei einem in der Studie an-

sisinfusionstherapie (wird aktuell wei­

tergeführt) zeigte einen überaus günsti­

gen Effekt auf die Nebenwirkungsrate

der Chemotherapie (z. B. Fatigue, Muko­

sitis, Neurotoxizität) und die Lebens­

qualität der Patientin. Nach dem zwei­

ten FEC-Schema trat ein kompletter

Haarverlust auf und unter der Therapie

mit Docetaxel leichte Empfindungsstö­

rungen in den Fingerspitzen sowie eine

leichte Neutropenie. Regelmäßige La­

boruntersuchungen zeigten zudem ne­

ben einem guten Mikronährstoffstatus

einen günstigen Einfluss auf die Jm­

munkompetenz der Patientin. Eine Be­

einträchtigung der Nierenfunktion war bis heute nicht nachweisbar. Die Vita­

min-e-Hochdosisinfusion mit 150 g Vi­

tamin C pro Infusion ist bisher von Ok­tober 2006 bis November 2013 etwa alle

4-6 Wochen beibehalten worden [22].

125 g Vitamin C i. v.

Erste Ergebnisse einer Vitamin-C-Hoch­

dosisinfusionstherapie (15-125 g Vita­

min C pro Infusion, 2 x pro Woche nach

Ausschluss eines G-6-PDH-Mangels,

Dosiseskalation bis Vitamin-C-Plama­

spiegel ~ 20 000 11mol{l bzw. 350 mgfdl)

in der Kombination mit Gemcitabin

(1 000 mgfm 2, 1 x wöchentlich für 3 Wo­

chen) bei einer kleinen Anzahl von 9 Pa­

tienten mit Pankreaskarzinom (Stadium IV) zeigen eine gute Verträglichkeit des

Zytostatikums mit der Vitamin-C-Infu­

sion sowie einen günstigen Einfluss auf

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tienten konnte innerhalb von 4 Mona­

ten eine 9-fache Abnahme der primären

Tumorgröße beobachtet werden. Die Pa­

tienten konnten ihren Performancesta­

tus beibehalten oder verbessern und verloren im Behandlungszeitraum von

durchschnittlich 6 Monaten (177 Tage,

Spanne: 69-556 Tage) nur etwa 5,3 ± 1 ,6 kg Körpergewicht. Die Zeit bis zur

Krankheitsprogression betrug bei allen

Patienten 26 ± 7 Wochen. Bei einer his­

torischen Kontrolle aus dem Jahre 1997

betrug die durchschnittliche Überle­

benszeit von mit Gemcitabin behandel­

ten Patienten mit Pankreaskarzinom

etwa 5,65 Monate. Die durchschnittli­

che Überlebenszeit in dieser Pilotstudie

der Universität Wisconsin lag bei etwa

13 ± 2 Monaten bei Patienten, die min­

destens 2 Therapiezyklen (= 8 Wochen)

abgeschlossen hatten. In dieser kleinen

Studie wurden auch die Ascorbatradi­

kal-Spiegel erfasst sowie die F2-lsopro­

stane als Marker der Lipidperoxidation und der GSH-Spiegel in den roten Blut­

körperchen. Bemerkenswert dabei war,

dass unter der Vitamin-e-Hochdosis­

therapie die Ascorbatradikal-Spiegel sig­

nifikant anstiegen. aber die Lipidperoxi­

dation bzw. F2-lsoprostanspiegel sogar

abfielen und sich der zell uläre GSH­

Spiegel nicht signifikant änderte. Unter

der Vitamin-C-Hochdosisinfusionsthe­

rapie traten v. a. Nebenwirkungen auf

wie Nausea, Durst und Diarrhö [23].

Die aktuellen pharmakologischen und

pharmakakinetischen Erkenntnisse über

die parenterale Applikation von Vitamin

C sowie internationale Fallberichte und

kleinere Interventionsstudien lassen

die Vitamin-C-Hochdosisinfusionsthe­

rapie in einem neuen Licht erscheinen.

Die derzeit vorliegenden Erkenntnisse

verlangen nach einer stärkeren klini­

schen Prüfung an Tumorpatienten, v.a.

in Deutschland. Eigene Erfahrungen in

der Betreuung von Krebspatienten mit

einer mehrjährigen Vitamin-C-Hochdo­

sisinfusionstherapie unterstreichen v. a.

den positiven Einfluss auf die Lebens­qualität und das Immunsystem bei den

Betroffenen [22, 24 ]. In den USA werden

derzeit weitere Studien an Universitäts­

kliniken mit hoch dosierten Vitamin-e­

lnfusionen durchgeführt.

C) Literatur

Die Literaturliste finden Sie im Internet unter:

www.thieme-connect.de/ejournals

online: http:/Jdx.doi.org/1 0.1 055/s-0033-1360147

UweGröber Akademie und Zentrum für Mikronährstoff­medizin Zweigertstr. 55 45130 Essen E-Mail: [email protected]

14 Gröber U: Vitamin C in der komplementären Onkologie: Update 2013 OM - Zs. f. Orthomol. Med. 2013:4: 9-14